Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 254: Einen Schritt der Feigheit --------------------------------------- Es ist noch recht früh an diesem Samstag-Morgen und mein Drache ist nach einer anstrengenden und albtraumreichen Nacht endlich erschöpft in meinen Armen eingeschlafen. Immer wieder war er weinend aufgeschreckt und hat beteuert, dass er nichts von dem wollte, was diese Männer ihm angetan haben. Immer wieder habe ich ihm gesagt, dass ich das weiß und ihm glaube. Doch das die Medien und einige an unserer Schule ihm unterstellen, er habe alles provoziert, macht ihn fertiger, als er zuzugeben bereit ist. Und ich kann es verstehen. Als Überlebender hat man doch ohnehin schon mit Minderwertigkeitskomplexen und falschen Schuldgefühlen zu kämpfen, ganz ohne dass sich jemand das Maul über einen zerreißt. Er war zehn Jahre alt, als der Albtraum für ihn begann. Erst nach seinem 15. Geburtstag konnte er sich von all denen befreien, die ihm so unendlich weh getan haben. Dann hat er sein ganzes Personal außer Akito und Fuguta ausgewechselt. Hat sich jahrelang abgeschottet und jeden von sich fern gehalten. Selbst seinen Bruder. Damit niemand sieht, welchen Schmerz er ertragen muss. Sanft kraul ich ihn immer noch. Beim letzten Aufschrecken hat er so bitterlich geweint und gemeint, dass er es wohl doch irgendwie gewollt haben musste, denn sonst hätte er doch nicht aufgehört sich zu wehren. Wieder habe ich ihm versucht zu erklären, dass nur weil man sich nicht gewehrt hat, es nicht gewollt haben muss. Auch ich habe mich bei dem einen oder anderen Übergriff nicht gewehrt, weil ich immer die stumme Hoffnung in mir getragen habe, dass es dann schnell vorüber sein würde. Oder zumindest nicht ganz so weh tun würde. Manchmal hat man aber auch einfach keine Kraft sich zu wehren. Und genau so war es doch auch bei meinem Drachen. Das weiß ich von dem Abend, als er mir das erste Mal davon erzählt hat. Ich höre, wie jemand die Tür zu unserem Zimmer öffnet und dann seh ich die besorgten grau-blauen Augen von Mokuba. Mit einer Hand klopf ich auf das Bett hinter meinem Drachen. Sofort kommt der Schwarzhaarige herein, schließt die Tür und kommt zu uns gelaufen. Vorsichtig kuschelt er sich hinter seinen Bruder und umschlingt ihn mit einem Arm. Sanft streich ich Mokuba über den Kopf und er scheint es für einen Moment zu genießen, bevor er meine Hand abschüttelt. Für einen Moment verwirrt mich diese Reaktion, doch dann klingelt Setos Handy und lässt ihn wieder aufschrecken. Schwer atmend blickt er sich um. Sieht seinen Bruder und ist verwundert. Dann schaut er zu mir, während ich mich aufsetze und ihm sanft über die Wange streiche. Seine Augen sind gerötet. Schließlich beugt er sich über Mokuba und angelt nach seinem Telefon. Er hört kurz zu und meint dann, dass er gleich kommen wird. Langsam und müde schiebt er sich zur Bettkante. Mokuba ist längst aus dem Bett gesprungen und holt seinem Bruder Alltagskleidung aus dem Ankleidezimmer. Legere, lockere Kleidung. Er schlüpft hinein und zieht Mokuba dann wieder in seine Arme. Hält ihn fest umschlungen, als hätte er Angst ihn zu verlieren, wenn er sich löst. Mokuba erwidert die Umarmung ebenso intensiv. Auch ich hab mir ein paar Sachen angezogen. Kurz gehen wir noch ins Badezimmer, um uns die Zähne zu putzen. Mokuba wartet auf uns und dann verlassen wir gemeinsam das Schlafzimmer. Vor der Tür stehen Otogi und Honda und weiter hinten an der Treppe sehen wir Ryou und Yugi. Sorgenvoll schauen sie zu Seto und ich kann spüren, wie er sich anspannt. Ein deutliches Zeichen von Scham bei ihm. Die Anderen wirken auch, als hätten sie nicht ein Auge zu gemacht. Honda tritt vor ihn und legt vorsichtig eine Hand an Setos Wange. Dann zieht er ihn behutsam in seine Arme und Yugi und Ryou kommen zu uns, um Seto auch sanft zu umarmen. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie Seto darauf reagieren wird. Noch vor ein paar Wochen hätte er sich hastig befreit und sie von sich gestoßen. Sie vielleicht zum Gehen aufgefordert. Doch heute... Seto steht da und macht gar keine Anstalten, die anderen von sich zu stoßen. Er lässt sich von ihnen halten und tatsächlich legt er dann seinen Kopf kurz auf Hondas Schulter. Scheinbar tut es ihm gerade sehr gut so stummen Zuspruch zu erfahren. Doch nach einem langen Augenblick beginnt er sich von den anderen zu lösen. Die ganze Zeit hat er meine Hand festgehalten. Als die anderen von ihm lassen sieht er zu Otogi, der nicht Teil des Gruppenknuddelns gewesen ist. Dieser legt ihm jetzt nur eine Hand auf die Schulter. Kurz, während sie einen Blick teilen. Dann zieht er sich wieder zurück. Otogi ist und bleibt für mich ein Rätsel. Mal arrogant und von oben herab, wie es Seto früher einmal war. Manchmal ein echter Trampel, so wie vor der Golden Week, als er nicht aufhören konnte Seto so zu beäugen. Und dann kann er aber auch wirklich feinfühlig sein. Na ja, irgendwas muss an ihm ja dran sein, wenn Honda auf ihn steht. Wir gehen zur Treppe und als ich die Stufen hinunter schaue seh ich Detective Nagasato dort stehen. Auch Akito steht bei ihr, in einen Morgenmantel gehüllt, obwohl er darunter scheinbar voll bekleidet ist. Beide schauen zu uns - eigentlich nur zu Seto - und ich kann die Sorge in ihren Blicken erkennen. Unten angekommen leitet uns Akito ins Wohnzimmer, wo wir Platz nehmen. Der Junior-Partner von Detective Nagasato bleibt im Hintergrund. Seto blickt beide an und sagt, sie sollen einfach auf den Punkt kommen. Die Polizistin wechselt noch einmal einen Blick mit Akito, bevor sie sich vor Seto auf den niedrigen Wohnzimmertisch setzt, damit sie mit ihm auf gleicher Augenhöhe ist und nicht von oben auf ihn hinunter schaut. Dann kann ich kaum glauben, was ich höre: Daimon Kogoro hat sich in der Nacht in seiner Zelle erhängt. Er ist tot. Seto reagiert erst einmal gar nicht. Sein Blick ruht auf dem Detective. Der Atem geht ruhig. Dann zucken seine Augenbrauen zweifelnd etwas zur Nasenwurzel hin. Unsere Freunde stehen betroffen und fassungslos hinter der Polizistin. Schließlich fragt Seto, wie das geschehen konnte. Nagasato wartet einen Moment, bevor sie erzählt, dass dieser widerliche Mistkerl sein Bettlaken zerriss, daraus einen Strang geflochten hat und sich dann an den Gitterstäben seines Fensters aufgehängt hat. Man habe ihn erst am Morgen gefunden, als der Mitinsasse erwacht war und lautstark auf sie aufmerksam gemacht hat. Nur langsam beginnt Seto zu nicken. Dann fragt er nach den anderen Männern, die so öffentlichkeitswirksam verhaftet worden sind. Detective Nagasato meint, dass das Gefängnis, in denen sie sitzen Vorkehrungen getroffen haben, damit sich das nicht wiederholen kann. Für mich ist es schon ein Wunder, dass die reichen Geldsäcke nach fast einer Woche immer noch einsitzen. Das was ihnen Macht verschaffte wurde von den Richtern nun zu ihrem Nachteil ausgelegt: Auf Grund der Vermögen der Männer und damit verbundenen Möglichkeiten, wie Yacht und Privatflugzeug, wurden bei fast allen die Kaution abgelehnt und müssen nun bis zum Prozess im Gefängnis ihre Zeit fristen. Dennoch: Das Daimon Kogoro sich so einfach aus dem Staub gemacht hat wurmt mich. Diese feige Sau hat sich jeder Verantwortung und Strafe einfach entzogen... . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)