Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 219: Einen Schritt durch die Konfusion ---------------------------------------------- Es ist wirklich merkwürdig. Ich bin und gleichzeitig bin ich nicht. Bin mir meiner ganz und gar bewusst, doch irgendwie fühl ich mich körperlos... formlos. Ich befinde mich in einem unendlich wirkenden Raum voller Sternen, kosmischer Nebel, Galaxien und doch hab ich gleichzeitig das Gefühl unter Wasser zu sein. Denn hier wimmelt es vor leben. Eigenartige Kreaturen in den unterschiedlichsten Farben, Formen und Größen bewegen sich um mich. Einige weit weg, andere ganz nah. Und selbst die Wesen, die weit weg sind, wirken gigantisch. Fast bedrohlich. Wo bin ich hier eigentlich? Wie bin ich hier her gekommen? Das letzte, was ich weiß, ist das ich Keizos Haus verlassen habe. Ich wollte einen Moment für mich alleine, weil... weil was? Warum hab ich die beiden in der Küche zurück gelassen? Ich spüre einen Schmerz in mir. In meinem Herzen. Schuld. Schuld und Reue. Ich bereue. Was bereue ich? Verrat. Da ist etwas mit Verrat. Plötzlich erscheint vor mir das transparente Bildnis von Seto. Nicht so, wie er heute ist. Nicht halb so erwachsen. Als Kind. Mit den Tränen in den Augen und einem nicht-verstehenden Blick. Er weiß nicht, warum der alte Kaiba ihm so furchtbare Dinge antut. Versteht nicht, warum es mehr von dieser Sorte Mann gibt. Verzweifelt darüber, dass er ihnen nicht entkommen kann. Nicht ohne etwas zu opfern. Nein, nicht etwas... jemand. Mokuba. Natürlich hätte Seto sich all dem entziehen können, aber dafür hätte er seinen kleinen Bruder opfern müssen. Das konnte er nicht. Daher hat er einfach alles stoisch ertragen. Immer wieder. Warum hab ich die beiden nicht genommen und bin mit ihnen weggelaufen? Als der Alte auf einer seiner zahlreichen Geschäftsreisen war. Bevor er Seto auf jede mitgenommen hat. Ich hatte so viele Gelegenheiten. Alle ungenutzt verstrichen. Ich hätte das Leid dieses Jungens beenden können. Warum hab ich es nicht? Weil der alte Kaiba auf der ganzen Welt Kontakte hatte. Es hätte keinen Ort gegeben, an dem er uns nicht gefunden hätte. Keinen. Und dann wäre alles nur noch viel schlimmer geworden. Viel... viel schlimmer. Doch es wurde doch auch so schlimmer. So schlimm, dass der arme Junge sich umbringen wollte. Doch damals konnte ich ihn nicht gehen lassen. Da ändert sich das Bild von Seto und formt ein anderes. Ein kaltes, herzloses Gesicht, welches sich am Leid anderer ergötzt und aufgeilt: Daimon Kogoro. Wie ich diesen Typen schon früher gehasst habe. Er hatte bei dem alten Kaiba den Posten inne, den ich dann bei Seto eingenommen habe, bevor er mich zum Miteigentümer gemacht hat. Aber seine Fixierung auf Keizo und später auf Seto hab ich nie verstanden. Bei jeder, sich bietenden Gelegenheit hat er sich der Jungs bemächtigt und sie durch die Hölle geschickt. Selbst heute noch versucht er an Seto ranzukommen. Dabei muss er doch längst außerhalb seiner Präferenzen liegen. Jedes Mitglied der Big Five war ein Psychopath und sadistisch veranlagt, aber Daimon... der hatte nie seine Triebe wirklich unter Kontrolle. Es gab Tage, da hatte er Seto in der Firma bestimmt ein Dutzend Mal abgefangen und ihn zu unwürdigen Handlungen gezwungen. Ich kann es kaum erwarten, dass dieses Monster vor Gericht kommt. Dann wird ihm seine Maske vom Gesicht gerissen und der ganzen Welt offenbart, was er wirklich ist. Eine Abartigkeit, die sich wiederholt an Kindern und Jugendlichen vergangen hat und endlich seiner gerechten Strafe zugeführt wird. In diesem Moment durchfährt mich ein Schmerz. Ich will mir an die Brust fassen, doch ich hab ja gar keine Brust. Dennoch hab ich das Gefühl, dass an meinen nicht vorhandenen Händen Blut klebt. Mein Blut! Ein gewaltiges Donnern durchzieht den Kosmos, in dem ich vor mich hin existiere und meinen Gedanken nachhänge. Gerne würde ich mir die Ohren zuhalten, aber... keine Ohren, keine Hände. Wieso kann ich überhaupt etwas hören? Das spottet doch jeder Logik. Was war das für ein Donnern. Ich kenne es. Hab es schon mal gehört. Hielt es aber erst für etwas anderes. Es ist eigentlich auch kein Donnern. Es ist etwas Lautes. Vom Auto? Nein... ich weiß noch, dass ich das dachte, doch ich habe mich geirrt. Es ist nicht vom Auto. Ein Bild blitzt plötzlich vor mir auf. Nur für einen Sekundenbruchteil. Es ist eine Waffe. Ein Gewehr. Mit langem Lauf. Dann durchfährt mich die Erkenntnis: Das Donnern war ein Schuss. Ich wurde angeschossen. Angeschossen? Niedergeschossen. Auf einmal spür ich die Panik in mir. Bin ich etwa... tot? Ist das alles hier das Jenseits? Ich war nie sehr gläubig, egal ob es um einen Monotheismus oder einen Polytheismus ging. Hab nie an etwas 'Höheres', wie Schicksal, gedacht. Ich hab mein Leben gelebt und versucht das Beste aus den Situationen zu machen. Dann durchzieht mich wieder das Bild von Daimon. Sein letzter Besuch in der Firma vor anderthalb Wochen war eine Katastrophe. Er hat getobt, weil er nicht mit Seto sprechen durfte. Nicht das Seto in der Firma gewesen wäre. Hat immer wieder davon gesprochen, dass dieses Schauspiel, welches wir hier betreiben würden, eine Beleidigung sei. Er mich nicht als Firmenchef akzeptieren kann. Doch nachdem ich nach wiederholter Ermahnung und seiner Ignoranz den Sicherheitsdienst rufen musste, damit sie ihn aus dem Gebäude begleiten, hat er wutentbrannt gekeift, dass ich ihn nicht ewig von Seto fernhalten werde. Er würde mich 'überwinden' und dann hätte er freie Bahn. SETO. Sofort spür ich eine furchtbare Angst. Ich muss ihn beschützen. Auch wenn er mir nicht verzeihen kann, dass ich Detective Nagasato alles erzählt habe, muss ich ihn beschützen. Vor diesem Monster. Denn heute bin ich in einer Position, wo mir das möglich ist. Mein Kosmos verschwindet schlagartig und helles Licht flutet mich. Was ist jetzt los? Ist das, das berühmt-berüchtigte helle Licht, in das man gehen soll? Ich will nicht in das Licht gehen. Ich muss zurück zu Seto und Mokuba. Muss sie beschützen, muss sie... Ich spüre, wie allerlei an mir hängt und plötzlich fühl ich mich furchtbar schwer. Versuche mich gegen alles zu wehren, was mich binden will, nur damit ich dann spüre, wie mich jemand an der Schulter nach unten drückt. Höre Stimmen. Die rufen meinen Namen. Rufen, ich solle ruhig liegen bleiben. Liegen bleiben? Da spür ich den weichen Untergrund einer Matratze und eines Lakens. Registriere das flache Kissen unter meinem Kopf. Die Decke über meinem Körper. Dennoch sind da viele Stränge, die mich binden. Nein... nicht Stränge... Kabel und Schläuche. Da ist etwas in meinem Mund. Ein Schlauch. Geht bis in den Hals. Es brennt und tut weh. Dann dringt erneut eine Stimme an mein Ohr, die ich so gut kenne. Seto. Er redet mit mir, versucht mich zu beruhigen. Sagt ich soll liegen bleiben und normal weiter atmen. Etwas ist komisch an seiner Stimme. Sie zittert... ist getränkt mit Tränen. Komme ich zu spät? Ich suche seinen Blick und erst seh ich nur dieses gleißende Licht, bis es verlischt. Da erkenne ich, dass es von der Deckenlampe kam, welche von jemandem ausgemacht wurde. Langsam kann ich Formen und Farben erkennen. Sehe, dass da Menschen an meinem Bett stehen. Keizo und Katsuya auf der einen Seite. Mokuba und... Seto auf der anderen. Seto hält meine Hand und lächelt erleichtert, während ihm Tränen über die Wangen laufen. Warum weint er denn? Dann hör ich Seto nur mit brüchiger Stimme mich willkommen zurück heißen. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)