Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 208: Einen Schritt zur Zuversicht ----------------------------------------- Nur langsam trete ich in das Wohnzimmer, in dem vor dem Kamin Akito in einem Ohrensessel sitzt und mit seinen Gedanken scheinbar ganz weit weg ist. Ich kann ihm ansehen, dass für ihn eine Welt zusammengebrochen ist. Vorsichtig gehe ich vor ihm in die Knie und lege eine Hand auf die seine, die auf der Armlehne ruht. Es dauert einen langen Moment, bevor er scheinbar merkt, dass er nicht mehr alleine ist. Noch einen längeren Moment, bis er aus der Ferne hier her zurück kehrt. Ich lächle ihn tröstend an und er erwidert mein Lächeln sanft, aber mit einem bittersüßen Ausdruck. Dann schaut er zum Türrahmen des Wohnzimmers, der ihm den Blick in die Halle erlaubt. Mokuba ist verschwunden. Wo er wohl hin ist? Akito fragt mich, warum wir heute hier sind. Sanft antworte ich, dass wir eigentlich für das wöchentliche Training gekommen sind. Er nickt kurz und verliert seinen Blick im Hier und Jetzt für einen Moment. Dann schaut er mich wieder an und entschuldigt sich dafür, dass wir den Weg umsonst hier raus gekommen sind. Ich schüttle kurz den Kopf und erwidere, dass der Weg hier her nie umsonst ist. Wieder lächelt er mir kurz zu. Dann frag ich ihn, was geschehen ist. Natürlich hat Mokuba uns eben schon in Kenntnis gesetzt, aber ich denke, es wird Akito gut tun darüber zu sprechen. Sein Blick bekommt einen unendlichen, tiefen, schmerzlichen Ausdruck, bevor er seinen Kopf hängen lässt. Er erzählt mir von dem gemeinsamen Essen, seinem Geständnis und Setos Reaktion. Ich warte einen Moment und erst als ich mir sicher bin, dass er von sich aus nicht weiter erzählen würde, frage ich behutsam nach, was er empfindet. Erneut senkt er seinen Blick. Ich glaube er braucht gerade seine gesamte Kraft, damit ihm keine Träne entkommt. Es tut weh, ihn so zu sehen. Den Mann, dem ich meinen Mann zu verdanken habe, so gebrochen zu sehen. Der sonst immer alles unter Kontrolle zu haben scheint. Daran erinnert gerade nichts mehr. Er schluckt, bevor er seinen Blick wieder hebt. Dann antwortet er mir mit einem Satz: Schuld und Erleichterung. Das lässt mich meine Stirn kurz kraus ziehen. Die Schuld kann ich nachvollziehen, immerhin hat er einen Vertrauensbruch begannen und wurde dabei erwischt. Doch die Erleichterung? Er scheint meine Frage zu spüren. Denn auf einmal sagt er, dass es gut tat nach so langer Zeit endlich mit jemand völlig Unbeteiligtem über all den Horror, der in diesem Haus und in der Firma stattgefunden hat, zu sprechen. Ich kann das nachvollziehen. Auch meinem Mann hat es damals sehr gut getan, mit mir über all das, was in seiner Kindheit und Jugend geschehen war, zu sprechen. Und genau wie damals meinem Mann gegenüber begegne ich nun auch Akito mit Verständnis. Doch ich kann meine Sorgen und Angst nicht hinter dem Verständnis verstecken. Akito legt mir seine Hand plötzlich an die Wange und fragt, was ich habe. Ich lächle ihn wieder sanft an und berichte ihm, dass Kei und ich gestern sehr lange über seinen Besuch und sein Anliegen gesprochen haben. Er neigt seinen Kopf auf einmal vor mir und bittet mich um Entschuldigung dafür, dass er uns in diese Situation gebracht hat. Meint leise, er habe eingesehen, dass er Kei niemals darum hätte bitten dürfen. Jetzt bin ich es, der ihm eine Hand an die Wange legt. Langsam sag ich ihm, dass ich Kei morgen zu Detectiv Nagasato begleiten werde, wenn er mit ihr über sich und seinen Vater, sowie den Vorstand der Kaiba Corp sprechen wird. Akito legt sorgenvoll seine Stirn in Falten. Will sogar den Kopf schütteln als ich ihm eröffne, dass Kei beschlossen hat nur über die Zeit zu sprechen, bevor Seto und Mokuba adoptiert worden sind. Prüfend blickt mich Akito an und scheint abzuwägen, ob er das, was ich ihm erzählt habe wirklich glauben kann oder vielleicht falsch verstanden hat. Also nicke ich nur bestätigend. Akito fragt, ob wir uns sicher sind und alle Eventualitäten durchdacht haben. Was wenn unsere Tochter davon erfahren wird, wenn sie älter ist. Oder mein Vater. Unsere Freunde. Die Schüler. Kollegen. Doch ich lächle nur die ganze Zeit. Mein Vater wusste bereits vor mir von Keis Vergangenheit. Vielleicht nicht im Detail, aber grob. Auch einige unserer Freunde wissen davon, dass Kei als Kind misshandelt und missbraucht worden ist und das überlebt hat. Vor den Schülern macht Kei auch kein Geheimnis daraus und bindet seine eigenen Erfahrungen im Training ein, indem er ihnen immer wieder sagt, dass es nicht okay ist, wenn jemand etwas tut, was sie nicht wollen. Das sie immer das Recht haben 'nein' zu sagen. Sie solche Erlebnisse nie für sich behalten sollen, sondern immer mit jemand darüber reden sollen. Kei bietet immer ein offenes Ohr und Hilfe an. Akito scheint davon tief beeindruckt zu sein. Auch ich bin immer wieder von meinem Ehemann beeindruckt. Warum soll ich mir also Gedanken darum machen, dass unsere Tochter später einmal davon erfahren wird. Ich bin mir sogar sehr sicher, dass sie es von Kei selbst erfahren wird, sobald sie alt genug ist, dass zu verstehen. Oh ja, ich bin auf meinen Ehemann mehr als stolz, dass er seine traumatische Kindheit mittels einer Therapie angegangen ist und offen damit umgeht. Er möchte diese Thematik enttabuisieren. Ein Bewusstsein in der Gesellschaft dafür schaffen. Deshalb unterstützen wir auch das Jugend- und Sozialzentrum. Ich sehe, wie mein Gegenüber kurz stolz schnauft und lächelt. Leise meint er, dass er sich auch für Seto wünschen würde, dass dieser mit dem eigenen Missbrauch offen und enttabuisiert umgehen würde, doch er einfach noch nicht soweit sei. Sanft lege ich wieder meine Hand auf seine und sag ihm, dass ich mir sicher bin, dass Seto auch irgendwann so weit sein wird. Und dann wird er Akito an seiner Seite brauchen und wollen. Wieder bekommt Akitos Lächeln etwas bitteres, als er meint, dass verzeihen nicht in Setos Natur liegt. Dazu hätten die Monster zu viel in ihm zerbrochen. Aber ich lächle ihn ungebrochen weiter an und mein, dass das gar nicht sein kann. Immerhin hat er auch Kei verziehen. Und das war für meinen Mann wirklich sehr wichtig, um auch seine letzte Schuld ablegen zu können, die er selbst nach der Therapie noch immer mit sich herum getragen hatte. Da sehe ich etwas wie Hoffnung in Akitos Augen aufglimmen. Man sollte niemals die Hoffnung aufgeben. Denn Menschen können sich entwickeln und ändern und das sieht man an Seto wunderbar. Nicht wahr? Akito nickt nur, sieht aber gleich viel zuversichtlicher aus. So ist es gut, mein ich, während ich aufstehe. Auch er steht auf und wir gehen gemeinsam in die Küche, wo wir uns einen Tee aufbrühen und wir dann darüber reden, was mir Sorgen und Angst macht. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)