Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 102: Einen Schritt, um Position zu beziehen --------------------------------------------------- Ich liege hinter meinem Drachen, halte ihn mit seinem Rücken eng an meine Brust gedrückt. Kann nicht schlafen. Mir gehen zu viele Dinge durch den Kopf. Zum Beispiel, warum mein Drache sich so untypisch platziert hat. Sonst liegt er mir zu gewandt, sein Kopf auf meiner Schulter, eine Hand auf meiner Brust. Warum er heute mit dem Rücken zu mir liegt... kann ich nicht sagen. Seit unserem Gespräch über Keizo arbeitet etwas in ihm. Etwas, was er mir nicht zeigen will. Keizo... es muss was mit Keizo zu tun haben. Wenn Keizo ebenfalls ein Opfer dieses 'elitären' Kreises gewesen ist, dann würde mein Drachen doch nicht so abwehrend reagieren, oder? Oder hat er Angst, dass Keizo mir etwas erzählen könnte, was mein Drachen mir - noch - nicht anvertrauen möchte? Ein Zucken erregt meine Aufmerksamkeit. Auf Setos Stirn sammeln sich Schweißperle. Er träumt. Das wird wieder ein heftiger Albtraum werden. Zieh ihn näher an mich. Streich ihm über das Haar. Flüstere ihm ins Ohr, dass ich da bin und er in Sicherheit. Wieder zuckt er zurück. Dann murmelt er was. Murmelt 'Kei'. Kei? Meint er Keizo? Hat er eine Koseform für ihn oder war der Name nur abgehackt? Dann wiederholt er den Namen und bittet ihn irgendetwas nicht zu tun. Kei... Kei hat sich auch an meinem Drachen vergangen! Oder gibt es noch eine andere Interpretation dazu? Wieder zuckt mein Drache zusammen. Erste Tränen drängen sich aus den geschlossenen Lidern. Sanft streiche ich sie ihm weg. Er erzittert unter der Berührung. Hat er diese eben tatsächlich wahrgenommen ohne aufzuwachen? Normalerweise gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder er war so tief im Traum, dass er die Berührung nicht wahrnahm oder er schreckte davon auf. Noch ehe ich weiter darüber nachdenken kann schreckt Seto zusammen und schlägt die Augen auf. Sein Atem geht schnell und abgehackt. Seine Hände sind in das Bettlaken verkrallt und Tränen laufen ihm nun offen über das Gesicht. Als ihm bewusst wird, dass ich ihn immer noch im Arm halte schält er sich eilig aus der Umarmung und rutscht zur Bettkante. Dort bleibt er sitzen, während seine Beine über die Kante baumeln. Er hat sich leicht nach vorne gebeugt und versucht seinen Atem zu beruhigen. Langsam rutsche ich hinter ihn. Er soll nur spüren, dass er nicht alleine ist. Hänge mein Kopf über seine Schulter ohne ihn zu berühren. Noch immer weint er. Ich hebe meine Hand und streich ihm wieder über die mir zugewandte Wange. Mein Drache schluckt. Dann lehnt er sich gegen mich, lässt mich meine Arme wieder um ihn schließen. Ich platziere ihm einen Kuss auf die Wangen. Noch vor einigen Wochen hätte er sowas niemals getan, sich nach einem Albtraums o an mich geschmiegt. Bevor ich entscheide, dass er sich genügend beruhigt hat, um mit ihm das Gespräch zu suchen beginnt er von alleine zu erzählen. Von Kei - Keizo - und wie es damals war. Erzählt mir von ihrer ersten Begegnung, wie der andere versucht hat ihn aus der Aufmerksamkeit seines Vaters zu nehmen oder es für ihn erträglicher zu machen. Aber auch davon, wie Kei von seinem Vater förmlich dazu gezwungen wurde ihn zu nehmen. Ich berichtige ihn mit dem Wort 'vergewaltigen'. Spüre, wie er sich schlagartig verspannt und zu zittern beginnt. Noch immer erträgt er dieses Wort nicht, obwohl wir es schon seit ein paar Wochen trainieren. Doch noch immer umschreibt er den Gewaltakt, als ihn zu benennen. Er schüttelt plötzlich den Kopf. Das Wort passt nicht auf Kei, wendet er ein. Kei war selbst Opfer. Hat selbst die Grausamkeit seines Vaters und Gozaburo ertragen müssen. Tat nur, was unvermeidlich war. Um zu verhindern, dass einer der beide ihn in diesem Moment benutzte, was unlängst mit mehr Schmerz verbunden gewesen wäre. Er verteidigt Kei. Mit Herzblut. Was bedeutet das? Dann erzählt er mir von einem dieser Momente. Einem Moment, in dem Gozaburo und Oshita gemeinsam ihn traktierten. Wie Kei dazu kam und sie abzulenken versuchte. Ohne Erfolg. Sein Vater wollte ihn gerade wegschieben und nach meinem Drachen greifen, als sich Kei wieder dazwischen schob und das Monster kess anlächelte. Ihm sagte, dass er ihm etwas ganz besonderes bieten könnte. Dann hatte er sich ihm zugewendet... war sanft gewesen... hat es langsam und behutsam getan. Aber mein Drache betont trotzdem, dass er es nicht gewollt hätte. Doch Kei war so anders dabei gewesen, als die beiden Alten. In mir bildet sich Hass. Nicht auf Keizo. Der konnte scheinbar nicht zu allem. Er hat nur versucht es meinem Drachen erträglicher zu machen. Mein Hass richtet sich gegen diese Männer. Gozaburo ist schon tot... leider! Aber was ist mit Oshita... wo ist der? Nur zu gern würde ich ihn für das, was er diesen Kindern angetan hat, büßen lassen. Seinem eigenen Sohn... seinem Fleisch und Blut... kannten diese Männer denn gar keine Grenzen. Glaubten die, nur weil sie reich waren, könnten sie sich alles erlauben. Und wo zum Teufel war Keizos Mutter? Warum hat sie nicht gemerkt, was da vorging und ist eingeschritten? Warum hat sie nichts gegen ihren Mann getan? Ich ziehe Seto näher an mich heran. Dann spüre ich auf einmal, wie sich bei mir Tränen lösen. Die Wut und die Trauer um diese beiden Kinder, die Keizo und mein Drachen einmal waren... Mein Drache schaut zu mir auf und streicht mir dann meine Tränen weg. Dann setzt er sich etwas auf und dreht sich ein wenig, so dass er mir gegenüber sitzt. Sanft zieht er mich plötzlich in seine Arme und tröstet mich. ER... MICH! Tolle Stütze bin ich... eigentlich sollte ich ihn trösten und ihm helfen, dass was da unverarbeitet in ihm liegt zu verarbeiten. Aber ich sehe immer wieder mein Drachen als Kind und Keizo, wie sie versuchen aus einer ausweglosen Situation das Beste zu machen. Gezwungen waren unaussprechliches zu tun, als einzige Alternative zum qualvollen Schmerz. In was für einer Welt leben wir, in denen Männer mit Kindern so etwas machen können ohne, dass man ihnen beikommen konnte? Meine Arme legen sich um Seto und ziehen ihn eng an mich. Meine Hand legt sich in seinen Nacken und hält ihn fest, während mir die Tränen weiter über das Gesicht laufen. In mir randaliert die Wut auf diese Männer. Ich weiß nicht, wie lang wir so dasaßen und einander hielten. Aber mein Drache beweist ein weiteres Mal wie stark er eigentlich ist. Mir Trost und Halt zu geben, während er sie doch ebenso brauchte. Ich stemm mich ein wenig von ihm, blicke ihm in die überraschten Augen und lächle ihn sanft an. Was für ein starker, wunderschöner Drache, flüstere ich ihm zu, bevor ich meine Lippen auf seine lege und ihn behutsam küsse. Er erwidert den Kuss. Dann legen wir uns wieder hin. Dieses Mal... dieses Mal liegt er wieder mir zugewandt da. Kuschelt sich eng an mich. Ich lege meinen Arm um seine Schultern, streiche ihm durch das braune Haar. Dann dämmert er wieder weg. Schläft mit einem friedlichen Ausdruck auf dem Gesicht ein. Ich streiche ihm eine Strähne aus dem Gesicht. Doch ich finde einfach keine Ruhe. So liege ich noch eine ganze Weile weiter wach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)