Force of Nature von Cocos ================================================================================ Kapitel 64: Die Jungen und das Meer ----------------------------------- Jean hatte die Nacht schlaflos mit Jeremy in einem Bett verbracht, ihre halbnackten Körper in enger Umarmung. Er selbst hatte es vorgeschlagen, als Jeremy sich seinen Schlafanzug anziehen wollte und war auf begeisterte, aber vorsichtige Zustimmung gestoßen. Jean hatte seine eigenen Zweifel in die hinterletzte Ecke seiner Gedanken verbannt und so die ersten, schrecklichen Sekunden der körperlichen, nackten Nähe überwunden. Nach ein paar Minuten hatte er Ruhe gefunden und war in der Lage gewesen, Jeremy an seine Vorderseite gepresst zu halten, dessen warmer, muskulöser Rücken eine angenehme Wärmequelle. Jeremy selbst war schließlich eingeschlafen und mit dem Wecker keine vier Stunden später wie ein Zombie wieder aufgewacht. Für Jean war wenig Schlaf nicht wirklich ein Problem. Sein Körper hatte sich irgendwann daran gewöhnt, dass es ganze Wochen gab, in denen er nicht mehr als zwei Stunden Schlaf pro Nacht bekam. Nun bekam er in vielen Nächten weitaus mehr, wenn ihn nicht Alpträume wachhielten. Das bedeutete aber nicht, dass er verlernt hatte, mit wenig Schlaf auszukommen. Ganz im Gegensatz zu Jeremy, der mit den wenigen Stunden, die sie nach ihrem Spiel gegen die Ravens bekommen hatten, nicht wirklich zurecht kam. Just in diesem Moment stand sein Kapitän in seiner Trainingshose und seinem viel zu großen Hoodie neben der Ausgangstür vor der Wand und starrte diese bewegungslos an. Jean hob die Augenbrauen und ging zu ihm. Er warf einen Blick auf das müde und erschöpfte Gesicht des Anderen und blieb an dem dunklen Hämatom an Jeremys Kinn hängen. Es sah fürchterlich aus und wieder fragte Jean sich, wie oft er Jeremy so hart angefasst hatte, dass dieser ähnlich ausgesehen haben musste. Sacht strich er über die unverletzte Haut am Kinn und sicherte sich die Aufmerksamkeit der blauen Augen. Der müden, halb geschlossenen, blauen Augen. Es ging ihm einfacher von der Hand, Jeremy zu berühren, fiel Jean auf. „Und, ist die Wand interessant oder versuchst du durch deine Anwesenheit eine zweite Tür zu schaffen?“, fragte er trocken und langsam kam Leben in den Jungen neben ihn. Er erkannte anscheinend, wo er stand und grollte leise, während er zu Jean hochsah. „Viel zu früh.“ Jeans Mundwinkel zuckten und er deutete auf die Tür direkt neben ihnen. „Es ist Zeit, wir müssen nach unten.“ Jeremy antwortete nicht, sondern schloss seine Augen. Er murmelte etwas, das verdächtig nach Trag mich klang, setzte sich dann aber in Bewegung, bevor Jean noch auf dumme Gedanken kommen konnte. Gemeinsam gingen sie nach unten, wo der Rest ihres übernächtigten Teams darauf wartete, in den Bus verfrachtet und zum Flughafen gebracht zu werden. Das ungewohnte Schweigen der Trojans machte Jean nicht unsicher, wie er nun feststellte. Er hatte die innere Sicherheit zu wissen, wie sein Team tickte. Er hatte die Sicherheit, diesen Ort hier wieder verlassen zu können. Jean erkannte, dass die Ruhe, die er verspürte, ihren Ursprung genau in diesem Wissen hatte und das war auf seine ganz eigene Art und Weise heilsam. Die Stille der Trojans hielt bis zu dem Moment an, in dem sie ins Flugzeug stiegen und sich, nun doch mit einem Mal lebhafter, um die besten Plätze stritten. Ausgenommen waren Jean, der mit einem Mittelsitz anscheinend einen der unattraktivsten Plätze erwischt hatte. Nicht, dass er dem zustimmte, aber es verschaffte ihm Ruhe vor der ausgebrochenen Diskussion. Jeremy hatte ebenfalls seine Ruhe, auch wenn er einen der begehrten Fensterplätze sein Eigen nennen konnte. Nicht, weil niemand wagte, ihm den Platz streitig zu machen, sondern weil er einen unbeobachteten Moment dazu genutzt hatte, sich auf seinen Sitz fallen zu lassen und innerhalb von Sekunden einzuschlafen. Vielleicht auch, weil Jean den Rest seines Teams mit simplen Blicken davon abhielt, den blonden Jungen aufzuwecken. Bevor sie starteten, hatte Val einen Platz neben ihm ergattert, nachdem sie Logan schändlich den Wölfen zum Fraß vorgeworfen hatte. Warnend grinste sie Jean an, als er stumm die Augenbrauen hob. Sie hoben ab und es dauerte bis zum Frühstück, bevor Val sich ihm mit ihrem schlechten Flugzeugkaffee in der Hand zuwandte. Jean hatte labbrige Brötchen für sich und Jeremy genommen und sich ebenfalls an eines der fürchterlichen Getränke gewagt. Es Kaffee zu nennen, weigerte er sich. „Wegen dem Video…“, begann Valentine ohne Vorwarnung und Jean hielt inne. Natürlich wählte sie einen Moment, in dem er ihr nicht entfliehen konnte. Jean presste seine Lippen aufeinander und wandte seinen Blick ab. Er wollte ihr dabei nicht in die Augen sehen, wenn sie ihre allzu offensichtlichen Fragen stellte. „Ist es echt?“ Jean krampfte seine Finger um den instabilen Becher. „Ja.“ „Du siehst nicht glücklich aus in dem Video.“ Jean lachte innerlich bitter auf. Nicht glücklich…was für ein Euphemismus. Doch Valentines Ton war zu vorsichtig und sensibel, als dass sie diese Frage sorgenlos gestellt hätte. Sie war besorgt. Um ihn. „Das war ich auch nicht“, bestätigte er so nichtssagend wie es ihm möglich war, ohne dass ihn die Erinnerungen daran übermannten. Ein Blick auf Knox half ihm dabei, dessen Gesicht ihm zugewandt am Kopfteil lehnte. Der Anblick des Menschen, in dessen Namen er vergewaltigt worden war, war für ihn eine Versicherung, dass es nicht nur Schlechtes auf der Welt gab. In seinem Augenwinkel sah er Valentine nicken und sie gab ein Geräusch der Zustimmung von sich. „Damals, als Jer dich im Keller gefunden hat…da war es eigentlich nicht er, sondern Logan und ich. Wir wollten ungestört sein und sind dabei auf dich gestoßen. Du hattest Alpträume.“ Jean brauchte etwas um ihren Worten folgen zu können und als er begriff, was sie meinte, war es, als würde ihn eines von Rikos Messern durchbohren. Solange wusste sie es schon. Es war vor Monate gewesen und weder sie noch Logan hatten einen Ton gesagt. Angestrengt starrte er auf die abgegriffene Broschüre der Fluggesellschaft, die an der Rückseite des Vordersitz klemmte. „Diese Schweine.“ Er hörte Hass in ihrer Stimme und selbigen hatte er ebenfalls gefühlt. Hass und Verzweiflung, zu gleichen Teilen. Dass ihr Hass wie Labsal für seine Seele war, überraschte Jean. Er nickte stumm. „Ja, das waren sie“, murmelte er und zuckte überrascht zusammen, als Jeremys Kopf sich überraschend auf seine Schulter legte und die blonden Haare ihn kitzelten, während der andere Junge etwas murmelte, das Jean mit Mühe als Mischmasch aus Französisch und Englisch erkannte. Jean seufzte und wandte sich nun an Val, die sowohl ihn als auch Jeremy aufmerksam musterte. „Okay für dich?“, fragte sie und er war dankbar für ihre Sorge. So wie die Ravens jahrelang weggeschaut hatten, war hier jeder aufmerksam, selbst denjenigen gegenüber, die nichts Böses im Sinn hatten. „Ja, ist es“, gab er schließlich zu, ohne zu zögern. Es war angenehm. Er wollte es so, die körperliche Nähe zu Jeremy. „Er tut dir gut“, merkte sie an und Jean konnte das nicht bestreiten. Der Drang, die blonden Haare zu küssen, war unbestreitbar da. Das Gefühl in seiner Brust ebenso. „Jee~eean“, seufzte sein ewig im Schlaf sprechender Kapitän und Jean rollte mit den Augen, während Val amüsiert schnaubte. „Soso“, sagte sie viel zu bedeutungsschwanger für Jeans Geschmack. Bisher hatten die Trojans noch nichts von dem intimen Kontakt zwischen ihm und seinem Kapitän mitbekommen und Jean war sich auch nicht sicher, wie und ob man so etwas überhaupt sagte. Dass sich nun einer der krakenartigen Arme um ihn legte und ihn noch mehr an seinen Sitz band als es der Gurt bereits tat, tat Valentines Aufmerksamkeit keinen Abbruch und auch den Schlüssen nicht, die sie daraus zog. Nicht, dass sie noch viel interpretieren musste, als Knox, tief in seinem Schlaf gefangen, seinem Schultergelenk einen schlafwandlerischen Kuss gab. Sie hob eine Augenbraue und er spiegelte in stummer Herausforderung diese Geste. „Ihr passt gut zusammen“, sagte sie schlicht und Jean ließ das unkommentiert, zumindest solange, bis sie ihren Kopf auf seine andere Schulter bettete. „Valentine!“, zischte er unbegeistert über die Tatsache, dass er nun vollkommen eingekesselt war und für den Rest des Fluges vermutlich zwei Kletten an seiner Seite hatte, die ihn als Stütze missbrauchten. „Shhh… sei ein braves Kissen und beschwere dich nicht.“ Er spürte ihr Grinsen mehr als dass er es sah und schwor blutige Rache für ihre Dreistigkeit. ~~**~~ „Ja, Dad, es ist wirklich alles in Ordnung, mir geht es gut. Anderen geht es viel schlimmer und Fahima muss sogar für eine Woche ihren Knöchel komplett schonen. Noch nicht einmal leichtes Lauftraining“, widersprach Jeremy vehement den Sorgen seines Vaters und versuchte - mit mäßigem Erfolg - ihn gleichzeitig zu beruhigen. Was gar nicht so einfach war, da er sich stur weigerte, auf Videotelefonie umzuschalten, damit sein Vater das Hämatom in seinem Kinn nicht sah. Der dunkle Fleck dort sah kriminell aus. Seinem restlichen Körper ging es da nicht besser und Jeremy war immer noch etwas steif von den Fouls und Checks der Ravens. Umso besser war es, dass sie erst einmal Trainingsverbot hatten – jeder von ihnen, auch diejenigen, die aufgrund dieser Tatsache missgelaunt auf der Couch saßen und den Widerspruch gegen die Erholungsmaßnahme wie ein unsichtbares Schild vor sich hertrugen. Beinahe schon schmollend hatte Jean es schließlich akzeptiert und saß nun im Schneidersitz auf den Polstern, auf seinem Schoß das Buch, das ihm Jeremys Schwestern zu Weihnachten geschenkt hatten, eine Tasse Tee neben sich. Er blätterte tief in Gedanken in den bunten Seiten und Jeremy hätte schon viel dafür gegeben zu wissen, was der andere Junge darüber dachte. „Hast du mich gehört, Jer?“ Nein, hatte er natürlich nicht. Augenrollend seufzte er. „Natürlich, Dad.“ „Was habe ich gesagt?“ „Das Übliche“, grollte Jeremy und erntete ein missgelauntes Brummen. „Du sollst auf dich aufpassen, habe ich gesagt und bloß zu Chandler gehen.“ „Sie hat mich schon durchgecheckt und es ist alles in Ordnung.“ „Bis auf?“ „Ein paar Hämatome.“ „Natürlich. Gib mir mal Jean.“ Jeremy zischte und schüttelte den Kopf, obwohl sein Dad das nicht sehen konnte. „Du wirst ihm keine Vorwürfe machen, Dad. Er hat damit nichts zu tun und wurde ebenso verletzt!“ Er sah zu Jean, der anscheinend aus seinen wenig begeisterten Worten geschlossen hatte, dass es wohl um ihn gehen musste und ihn vorsichtig musterte. Eine Sekunde herrschte Stille, dann seufzte sein Vater. „Habe ich nicht vor, Jer. Ich will wissen, wie es ihm geht.“ Kritisch runzelte Jeremy die Stirn. „Versprochen?“ „Ja, ich verspreche es dir“, erwiderte sein Vater ernst und Jeremy steckte den Kopf ins Wohnzimmer. „Dad möchte mit dir sprechen…ist das okay für dich?“, fragte er und Jean schluckte sichtbar mit großen Augen. Jeremy sah die Anspannung im Nacken und den Schultern des anderen Jungen und er verfluchte sich dafür, dass er der Grund war. „Er will nichts Böses“, schob er nach und Jean nickte zögerlich. Wortlos streckte er seine Hand aus und Jeremy reichte ihm das Telefon. Vorsichtig presste Jean das Smartphone an sein Ohr und die tiefe Stimme seines Vaters drang auch ohne Lautsprecher an Jeremys Ohr, der neben der Couch lauerte – bereit, jederzeit einzugreifen, wenn sein Vater etwas Ungutes sagen sollte. „Wie geht es dir?“ „Es geht mir gut…Sir“, erwiderte Jean verwirrt und vorsichtig. „Sie haben dich auch verletzt.“ Sein Dad formulierte das noch nicht einmal als Frage und Jeremy grollte innerlich. „Ja, das haben sie, aber das war zu erwarten“, erwiderte Jean ehrlich und am anderen Ende der Leitung herrschte für einen Moment Stille. „Das tut mir leid für dich.“ Überrascht hob Jean die Augenbrauen. Seine Hand krampfte sich um das Telefon und er verharrte abwartend, sehr offensichtlich nicht in der Lage, mit den Worten seines Dads umzugehen. Er schluckte schwer und Jeremy wollte sich schon in das Gespräch einmischen, bevor er sich zurückhielt. Er war für Jean da, wenn dieser Unterstützung und Hilfe bräuchte, allerdings würde er Jean nicht bevormunden. Und ihm das Telefon wegzunehmen, damit er durch seinen Vater nicht verletzt würde, wäre das Schlimmste, was er machen könnte. Auch wenn es ihm schwerfiel, dabei zu stehen und dem Gespräch seinen Lauf zu lassen. „Vielen Dank“, presste Jean schließlich hervor und überlegte. „Sie waren trotzdem nicht siegreich und werden es in Zukunft auch nicht sein.“ „Das ist gut zu hören. Sportsgeist zahlt sich aus.“ Natürlich konnte sein Dad sich diesen Seitenhieb nicht verkneifen, grollte Jeremy innerlich. Als wenn Jean jemals eine Wahl gehabt hätte. „Es macht mir Freude, mit den Trojans zu spielen“, erwiderte Jean und Jeremy erkannte den tieferen Sinn in den vorsichtig ausgesprochenen Worten. Es machte ihm Freude, die Facette ihres Sports zu sehen, die nicht auf Gewalt ausgelegt war, sondern auf Teamgeist und Fairness. Sein Vater brummte zustimmend. „Erhol dich gut, Jean und halte meinen Sprössling von Dummheiten ab.“ „Ich weiß nicht, wie.“ Jeremy hob bei den Worten beide Augenbrauen und Jeans Augen begegneten ihm mit einer Mischung aus Amüsement und Erstaunen. „Das habe ich gehört, Dad!“, mischte sich Jeremy nun doch lautstark ein und sein Vater schnaubte. „Solltest du auch, du vertuschender Satansbraten.“ Jean hielt wohlweislich den Mund und reichte ihm das Handy zurück. „Ich lege jetzt auf und widme mich der Entspannung meines geschundenen Körpers“, verkündete Jeremy. „Versprich mir, dass du auf dich aufpasst!“ „Immer, Dad.“ „Bis bald, Satansbraten.“ „Bis bald, Satansbratenvater.“ Er legte mit einem Lachen auf und legte sein Telefon beiseite. Vorsichtig ließ er sich neben Jean auf die Couch nieder und hielt der eindringlichen Musterung des Jungen stand, dessen Trainingsjacke er ein paar Stunden vorher im Flugzeug bespeichelt hatte. Schamlos, in seinem Schlaf, ohne Bewusstsein hatte er sich an Jean angelehnt, ihn umarmt und in seinem Schlaf gesabbert. Es gab Fotos von Jean, Val und ihm, auf denen Jean entweder schicksalsergeben, aber mit sturmgeweihter Stirn zwischen ihnen saß, eingekesselt als unfreiwilliges Kissen oder wütend in die Kamera starrte. Der Trojans-Gemeinschaftschat war darauf beinahe explodiert. Laut Val hatte er sogar Jeans Schulter geküsst und seinen Namen geseufzt. Das kam quasi einem Outing gleich und das hatte Jean noch nicht gewollt, als sie das erste Mal über ihre Gefühle füreinander gesprochen hatten. Eben weil Intimität ihn unsicher machte. „Hey“, murmelte Jeremy, erdrückt durch sein immer wieder aufflammendes, schlechtes Gewissen. Langsam ließ er sich auf die Couch nieder, Jean zugewandt, und hielt er stummen Musterung seines Gegenüber stand. „Wieso fragt dein Vater mich das?“, fragte Jean stirnrunzelnd und Jeremy lächelte schief. „Er macht sich Sorgen.“ „Um mich?“ „Auch, ja.“ „Aber warum?“ „Er mag dich.“ „Er ist wütend auf mich, weil ich dich verletzt habe. Und er hat mich doch nur zweimal gesehen.“ „Er weiß aber, wieviel du mir bedeutest und er weiß, dass du es nicht freiwillig getan hast.“ Jeremys ehrliche Worte brachten Jean zum Schweigen und eine mittlerweile wohlbekannte Röte kroch auf die winterblassen Wangen des Backliners. Unablässig strichen seine Finger über das bunte Buch voller Geheimisse und peinlicher Bilder über Jeremy. Nicht, dass er wusste, was genau sich darin befand, denn er hatte es Jean überlassen, ob dieser das Buch mit ihm teilte oder nicht. „Du sagst solche Dinge immer, als wären sie selbstverständlich“, murmelte Jean und sah zur Seite, auf das andere Buch, das neben ihm lag. Pastellfarben…ein stetiger Begleiter. Er hatte es schon seit Monaten und schrieb Dinge hinein. Natürlich war Jeremy neugierig, doch auch hier wartete, bis Jean mit ihm darüber sprach. „Fühlst du dich mit ihnen unwohl?“, hakte Jeremy vorsichtig nach und Jean schüttelte den Kopf. „Nein…es ist nur…in Evermore wäre so eine Offenheit ausgenutzt worden. Dort war es unmöglich, seine Gedanken und Gefühle so frei zu äußern. Manchmal habe ich Angst, wenn du deine Gefühle so ehrlich auf der Zunge trägst, doch oftmals erstaunt es mich und ich bewundere es.“ Jeremy konnte nicht anders. Jeans Worte trafen ihn so ungebremst, bohrten sich so schnell in sein Innerstes, dass er beinahe überquoll vor Glück. Blitzschnell beugte er sich vor und hauchte Jean einen Kuss auf den Oberarm, was mit einem vielsagenden Blick aus grauen Augen quittiert wurde. „Darüber hinaus tut es mir leid, dass ich dich im Flugzeug als Kissen missbraucht und dich vollgesabbert habe.“ Jean erwiderte zunächst nichts, sondern starrte ihm in die Augen. Mit jeder Sekunde, die verstrich, kam sich Jeremy mehr vor wie das vielbesagte Reh im Scheinwerferlicht und eben das manifestierte sich allmählich in seinem Unterleib. Er war sich sicher, dass Jean sich seiner Wirkung nicht in dem Maße bewusst war, wie Jeremy sie wahrnahm. Da machte es auch nicht besser, dass Jean schlussendlich näherkam. „Wie gedenkst du es wieder gut zu machen?“, fragte Jean simpel, aber sehr effektiv für Jeremys Fantasie, der wirklich viele Möglichkeiten einfielen. Wenig jugendfreie, wenn man fragte. „Was möchtest du denn?“, fragte er nicht weniger leise, aber verdächtig rau und wagte es nicht zu blinzeln. Jean hob die Augenbraue und es war tatsächlich ein minimales Lächeln, das seine Lippen nach oben zog. Langsam überwand er die Distanz zwischen ihnen und Jeremy verharrte bewegungslos, insbesondere jetzt, wo sich Jeans Lippen vorsichtig auf die Seinen legten. Ihr Kuss war wunderbar, vorsichtig, aber intim, sacht, aber eng verbunden. Jeans Finger berührten seine Wange und Jeremy schmiegte sich in den Körperkontakt. Er reckte sich wagemutig etwas nach vorne, kam Jean entgegen und es schien, als würde das die anfängliche Zurückhaltung des anderen Jungen lösen. Auch die zweite Hand umfasste sein Gesicht und hielt ihn ohne Nachdruck. Jean selbst vertiefte den Kuss und schickte kleine Explosionen an Zärtlichkeit und Lust durch Jeremys Körper, der mit einem Erschauern und einem bedürftigen Aufstöhnen reagierte. Jean löste sich nicht von ihm, sondern vertiefte und intensivierte den Kuss und Jeremy schmeckte die Beeren, die Jean heute Mittag gegessen hatte, und den Kaffee, den er ihnen beiden gekocht hatte. Seine Zunge sandte Schauer um Schauer durch Jeremys Körper und er spürte, wie sich die Elektrifizierung in Erregung wandelte. Jean löste sich von ihm, bevor seine Hose zu eng wurde und fuhr sich mit der Zunge über die geröteten, vollen Lippen, was Jeremy sonst die Beherrschung hätte verlieren lassen, weil es so gottverdammt verführerisch war. So erotisch. So anziehend. So…intim. Doch für Jean würde Jeremy jede Beherrschung aufbringen, die er hervorholen konnte. Nicht, dass es da half, dass Jean ihn raubtierartig musterte, die grauen Augen sehr hell und sehr durchdringend. Wie Jeremy die Kombination aus dunkelbraunen Haaren und hellen Augen liebte. „Zu deiner Wiedergutmachung…“, sagte Jean rau und räusperte sich. Jeremy blinzelte erwartungsvoll, sein Körper freudig kribbelnd auf das, was kommen mochte. „Ja?“, fragte er gespannt nach und Jean kam näher. Sein Atem strich erneut über Jeremys Lippen und er schauderte. „Du wirst mit mir am Strand laufen. Die volle Runde“, flüsterte Jean gnadenlos und im ersten Moment hatte Jeremy wirklich Probleme, den Sinn der Worte zu begreifen. Weil sie so überhaupt gar nicht in seine aktuellen Erwartungen passten. Nein, so überhaupt gar nicht. Das war schlimmer als ein Schwall kalten Wassers. Das war grausamer als alles, was Jeremy sich auf die Schnelle hätte ausmalen können. Er wimmerte tief aus seiner Kehle heraus. Herzhaft, leidenschaftlich, gepeinigt. „Jean!“, beschwerte er sich und traf auf eiserne Sturheit und eine erhobene Augenbraue, die ihm deutlich machte, dass dieser Diktator keinen Widerspruch duldete. „Jean, du gemeiner, fieser Schuft!“ Und wie diese verführerischen, grausamen Lippen lächeln konnten. „Wiedergutmachung, Knox“, sagte er und holte sein Handy. Kommentarlos öffnete er ihren Gruppenchat und hielt ihm das Bild unter die Nase. Den eindeutigen Beweis, dass er Jeans Hoodie angesabbert und ihn als Kissen missbraucht hatte. Jeremy versuchte wirklich alles, um Jean umzustimmen. Er starrte ihn mit großen, bedürftigen Augen an, er zupfte an seinem Pulloverärmel, er legte seinen Kopf auf Jeans Oberschenkel, er sah Jean von unten mit großen Augen an. Nichts davon half, aber er bekam einen Kuss auf die Stirn. Einen sachten, schmunzelnden Kuss. Trotzdem! ~~**~~ Jean verlangsamte sein Tempo und ging die nächsten Meter, während er tief durchatmete. Er passte seine Atmung seinen Schritten an und blieb schlussendlich stehen. Er streckte sich und verschaffte seinen Lungen die dringend benötigte Luft. Die Runde am Strand hatte ihn schon ordentlich herausgefordert, doch er war nichts im Vergleich zu seinem leidenden Kapitän, der neben ihm schier starb. Hochrot und keuchend stand er neben ihm und hatte ihn die letzten drei Kilometer mehr verflucht als die gesamten Monate, die Jean ihn bereits kannte. Jean hatte alle Kraft aufbringen müssen, seinen unwilligen Mitbewohner mitzuziehen, zu motivieren und ihn weiter zu treiben und entsprechend ungnädig war er für dessen Flüche gewesen. Sie hatten nicht mehr viel Spiele und wenn sie die Saison gewinnen wollten, dann mussten sie sich ranhalten. Auch. Wenn jemand Jean fragte, ob er vor dem nicht angenommenen Anruf seines Vaters weglief, dann würde er lügen, wenn er nein sagte. Und schließlich hatte Jean ja auch gewartet, bis Jeremy vollständig geheilt war. Das sollte der andere Junge schon in die Rechnung mit einbeziehen, fand Jean. Auch wenn es ihn beruhigte, Jeremy so offen und ehrlich zu sehen, denn die letzte Woche war geprägt von ungesagten Worten gewesen. Erst nach einiger Zeit und einem von Jeremys Träumen hatte Jean erkannt, dass der Grund hierfür das Video war, was die Ravens vor dem Spiel gezeigt hatten. Es belastete Jeremy, doch er sagte keinen Ton. Er wich Jean aus, wann immer er Anstalten machte, darüber zu sprechen und lenkte ihre Gespräche um. Das hochgradig Irrtierende war, dass sein restliches Team es ebenso tat und Jean sich nach einer Woche am Rande seiner ausfransenden Selbstbeherrschung befand. Er seufzte innerlich und sah besagtem Jungen beim Schnaufen zu. „Du französische Mistkröte! Du verfluchter Diktator! Du gnadenloser Sklaventreiber!“, schimpfte es neben Jean und ein anklagender Zeigefinger hob sich in seine Richtung. „Du solltest deinen Atem lieber darauf verwenden, weiterzulaufen“, sagte er in eben jener gnadenlosen Tonart, die ihm als Diktator gerecht werden würde, gewürzt mit einer Prise trockener Humors. Der natürlich nicht gut ankam, wenn man sich die leidende Miene des blonden Jungen ansah. „Nö!“ Jeremy ließ sich auf die Mauer fallen, an der sie Halt gemacht hatten und verschränkte die Arme. „Ich laufe nicht weiter, Moreau, das kannst du vergessen! Wenn du das willst, musst du mich schon tragen!“ Jeremy hatte diese Drohung, von der Jean noch nicht einmal wusste, ob sie wirklich eine war, schon öfter ausgesprochen und dieses Mal juckte es Jean wirklich sehr in den Fingern. Was wäre wenn? Dann wären sie sich nahe. So nahe wie in dem Hotelzimmer. Er würde Jeremy so tragen, wie sein Vater ihn immer getragen hatte, wie einen Klammeraffen. Er überlegte, ob er seinem spontanen Gefühl nachgeben sollte und erlaubte dem Gedanken, sich fortzuentwickeln. Was er tun würde, wenn er Jeremy in seinen Armen hatte. Wie es wäre, einem Körper so nah zu sein. Warum nicht?, geisterte es in seinen Gedanken und er trat mit vielsagendem Blick näher, die Arme in einer herausfordernden Geste ausgebreitet. „Okay“, sagte er schlicht und legte den Kopf schief. Er wollte sehen, was Jeremy tat und ob er die Nähe annahm, die Jean anbot. Ob er sich auf dieses Spiel einließ. Mit großen, blauen Augen sah dieser zu ihm hoch und blinzelte. „Was?“, fragte er überrumpelt und Jean hob vielsagend die Augenbraue. „Läufst du weiter, wenn ich dich ein Stück trage?“ „Äääh…ja, aber du…“ „Deal?“ Jeremy zögerte, überlegte, doch dann bejahte er vorsichtig. „Okay, Deal.“ „Dann auf mit dir.“ „Diktator.“ „Das wusstest du, bevor du mich für die Trojans rekrutiert hast.“ Das war eine glatte Lüge und das sah er auch auf Jeremys Gesicht. Vielleicht schlang Jeremy deswegen seine Arme um Jeans Nacken und sprang an ihm hoch, umschlag seine Hüften vorsichtig mit seinen Schenkeln und presste seinen verschwitzten Körper damit an Jean. Es war ungewohnt und im ersten Moment strauchelte Jean unter der ungewohnten Last. Er fing sich schnell und fasste mit seinen Armen unter Jeremys Oberschenkel, damit dieser nicht rutschte. Er brauchte etwas, doch dann war es ein schönes Gefühl, wenngleich auch ungewohnt. Jean sah zum Meer, das in unruhigen Wellen unweit von ihnen an den Strand rauschte. Er sah zu dem Jungen, der ihm so nah war wie seit ihrer Nacht nach dem Spiel nicht mehr, und genoss es trotz ihrer beider verschwitzter Körper so wie er auch die Nähe des anderen Jungen im Hotelzimmer genossen hatte. „Okay für dich?“, kam es gedämpft von seinem Hals und Jeremys Worte kitzelten Jeans empfindliche Haut dort. Er schauderte, weil es sich so gut anfühlte. Ungewohnt gewollt. Einer der Ravens hatte ihm währenddessen in den Nacken gebissen. Die Spuren davon trug Jean heute noch und auch heute noch wachte er mit Phantomschmerzen auf, wenn einer seiner Alpträume ihn in die Zeit dorthin zurückbrachte. Doch hier, jetzt, in diesem Augenblick schenkte Jeremy ihm ein neues Gefühl, etwas Sanftes, etwas Wirkliches und Jean konnte seine Dankbarkeit nicht in Worte fassen. „Gut so?“, fragte er rau und Jeremy nickte. „Ja, du kannst mich gerne so nach Hause tragen. Was ist mit dir?“ Jean brummte zustimmend, nicht wirklich in der Lage, seine mannigfaltigen Gefühle in Worte zu fassen. Anstelle dessen setzte er sich in Bewegung und fast tat es ihm leid, was seine vorwitzigen Gedanken ihm in der Zwischenzeit eingeflüstert hatten. Der Strand war leerer als sonst, was auch am schlechten Wetter liegen mochte. So waren auch die Blicke der Anwesenden begrenzt, die ihn neugierig musterten, als er seinen Kapitän auf den Sand in Richtung Meer trug. „Das ist schön“, brummte dieser zufrieden und schmiegte sich sacht und vorsichtig an ihn. Ja, schön war es in der Tat. Jeremys Muskeln fühlten sich unter seinen Händen wunderbar an. Das Gewicht des anderen Jungen an seinem Körper, in seinen Armen war versichernd, auch wenn Jeremy nicht wirklich leicht war – ein Testament an seine Muskeln. „Das freut mich“, brummte Jean und setzte vorsichtig ein Bein vor das andere. Er wollte schließlich nicht stolpern und seine kostbare Fracht nicht fallen lassen. Er lauschte seinem schneller werdenden Herzschlag, der ihn für diesen Spaß strafen wollte, schließlich war es Wasser und zwar viel davon. Er war in Anwesenheit seines Kapitäns und das hier war etwas ganz Anderes als der Whirlpool in der Berghütte. Aber, das hielt sich Jean vor Augen, es war Jeremy, der Junge, dem er auch schon körperlich nah gewesen war, ohne dass dieser sich ihm aufzwang. Es war okay. Er war okay. Er würde okay sein. Vielleicht seine Ohren nicht, wenn Jeremy begriff, was er vorhatte, aber Opfer mussten gebracht werden. Beinahe schon kindliche Freude erfüllte Jean, als sein Plan mit jedem Schritt, den er zum Meer tat, Gestalt annahm und Jeremy nichts ahnte, weil er zufrieden an ihm lehnte und sich tragen ließ. Er würde nicht soweit gehen, den anderen Jungen ins Wasser zu tauchen, nein, aber ein bisschen necken und erschrecken würde er ihn schon…schließlich hatte er gesehen, wie gerne Jeremy und Alvarez in dem feuchten Nass herumtobten und sich gegenseitig ärgerten. Jean hatte das Wasser fast erreicht, als Jeremy den Kopf hob und einen fragenden Laut von sich gab. „Wo gehst du hin? Die Promenade ist auf der anderen Seite“, fragte er verwirrt. „Ganz genau“, erwiderte Jean in Vorfreude auf das Kommende. So gut es ihm möglich war, drehte Jeremy sich und sein Atem strich nun über Jeans Kinn. „Aber…da ist viel Wasser.“ „Richtig erkannt“, erwiderte er und ging weiter, unbeirrt von den Fragen, die Jeremy gut sichtbar ins Gesicht geschrieben standen. „Jean…?“, fragte Jeremy gedehnt und lehnte sich soweit zurück, dass er ihm ins Gesicht sehen konnte und Jean wollte sich ein Lächeln beim besten Willen nicht verkneifen. Anscheinend reichte es, damit Jeremy Verdacht schöpfte und er sich in seinen Armen wand. Da Jean ihn eisern hielt, half das nicht viel, also quietschte er auf, als sie die nassen Ausläufer des Strandes passierten. „Nein, Jean. Nein nein nein! Jean, was tust du da? Nein, Jean, nein…lass mich runter Jean, das wirst du nicht…oh Gott, nein…das Wasser ist kalt und nass und ich…nein!“, brabbelte Jeremy inkohärent und klammerte sich nur umso mehr an Jean, als dieser mit seinen Füßen das Wasser erreichte. „Ich habe gehört, dass kaltes Wasser gut für die Muskeln ist“, erwiderte Jean gnadenlos und blieb einen Moment stehen, als sein Körper mit reinem Schock auf das Nass reagierte und sein Geist ihn anschrie, dass er umkehren sollte. „Gut für Sportler.“ Er trat einen Schritt nach vorne, um seine Angst zu besiegen und die Wellen umspülten seine Waden. Es war kalt, nicht so warm wie das Wasser im Whirlpool. „Nein, ganz und gar nicht!“, quietschte Jeremy. „Das ist ein Gerücht und eine Lüge!“ Jean dachte einen Moment darüber nach, bevor er noch einen Schritt nach vorne trat. „Mhhm. Und es ist gut für die Gefäße“, kam er zu einem andern Schluss. Gut für seine war es auf jeden Fall, so schnell, wie sein Herz schlug. Mach das nicht, wisperte es angsterfüllt in ihm. Geh nicht zu tief rein. Geh weg, ganz schnell. Er hörte nicht auf sich selbst, wohl aber auf den Jungen, der sich anscheinend nicht entscheiden konnte, ob er sich an ihm festklammern, an ihm hochklettern, sich von ihm lösen oder seinen Kopf in seiner Halsbeuge verstecken sollte. „Nein, ist es nicht. Dazu gibt es neue Studien.“ „Quelle?“ „Habe ich in unserem Apartment.“ „Gut, dann schauen wir nachher nach.“ „Neiiin, jetzt. Jetzt, Jean, jetzt!“ „Wirklich?“ „Ja!“ „Ganz sicher?“ „JA!“ Jean trat einen beherzten Schritt in die Wellen, die nun die Mitte seiner Oberschenkel umspielten und Jeremys Protestlaute nahmen in der Tat eine Lautstärke an, die ihm beinahe in den Ohren wehtat. „Jean, warum tust du mir das an?“, wimmerte er und schraubte sich mit seinen Beinen enger und höher an Jean fest, starrte ihm mitleidserregend und vorwurfsvoll in die Augen. Verrat, schrie es aus ihnen und Jean fühlte einen Stich an etwas, das nicht Angst war in seiner Brust. „Du liebst das Wasser.“ „Wenn es warm ist!“ Jean brummte zustimmend und er spürte, wie sein gemeines Herz aufging für den Jungen, der ihm so nah war und der sich so gut an seinem Körper anfühlte. Er hauchte Jeremy einen Kuss auf die Schläfe und beugte sich spielerisch nach vorne, darauf bedacht, seine schwere Last noch knapp über dem Wasser zu halten und dessen erschrockenes Aufkeuchen und lautes Lachen zu hören, das er auch immer dann lachte, wenn Alvarez ihn im Wasser untergetaucht hatte. Das würde Jean nicht machen, aber alleine die gleiche Reaktion zu sehen, wäre großartig. „Nein nein nein, Jean! Nicht, nein, aaargh!“ Mit Mühe hielt Jean Jeremy an Ort und Stelle und wollte ihn wieder hochziehen, als der andere Junge ihm durch sein Wehren und seine Versuche, ihm zu entkommen, nach vorne stolpern ließ und Jeremy mehr als halb in die schäumenden Wellen tunkte. Ganz zum lautstarken Protest seines Kapitäns, dessen empörter Schrei Jean die Ohren klingeln ließ, bevor er ihn wieder hochziehen und so vor den Wellen in Sicherheit bringen konnte. Jeremy klammerte sich wie ein Ertrinkender an Jean und wimmerte. „Warum tust du mir das an, du Gemeiner! Ich habe dir nichts getan!“, beschwerte er sich und Jean hob die Augenbraue. „Du hast dich die letzten drei Kilometer beschwert.“ „Zurecht!“ „Du hast mich den Napoleon des Exy genannt.“ „Weil du ein Diktator bist!“ „Napoleon hat sich eher als Kaiser gesehen.“ „Das ist mir egal, ihr seid beide gleich gnadenlos.“ Jean ruckelte Jeremy zurecht, der immer noch wie ein nun halb nasses Klammeräffchen an ihm hing und dessen blauen Augen ihn empört anfunkelten. Ruhig erwiderte Jean den Blick und zuckte überrascht zusammen, als Jeremy sich plötzlich bewegte und einen Satz nach vorne machte, der Jean wiederum nach hinten straucheln und das Gleichgewicht verlieren ließ. Unsanft und ungelenk kam er mit dem Hintern auf dem nassen Meeresboden zum Sitzen mit Jeremy auf ihm und wurde nun seinerseits von den Wellen nassgemacht. Sein Kapitän grinste, löste sich aber augenblicklich von ihm. Versuchte es zumindest, denn Jean ließ ihn nicht. Im Gegenteil. Grollend klammerte er sich an das schwere Gewicht auf ihm. Er hatte keine Angst, nicht vor Knox und er würde die Erinnerungen, die unweigerlich mit dem Wasser und dem Menschen auf ihm kamen, zurückdrängen. Er war nicht mehr in Evermore und das Rauschen am Strand machte ihm das deutlich. Er war in Los Angeles, der Stadt der Engel, mit einem solchen auf ihm. Zumindest verdiente Jeremy in Jeans Augen die Bezeichnung. „Jetzt sind wir beide nass“, murmelte Jeremy und musterte Jean vorsichtig. In seinen Augen sah Jean, was er auch in seinem Herzen fühlte – die Schatten der Erinnerung an Rikos Folter. Er schnaufte. „Es ist okay, auch wenn der eigentliche Plan war, dass keiner von uns nass wird.“ „Vielleicht solltest du weniger Pläne machen, wenn die alle so schief gehen wie dieser hier.“ Jean schnippte Jeremy leicht gegen die Nase und rümpfte seine eigene. „Was kann ich dafür, wenn du selbige zunichte machst, indem du dich wehrst?“ „Hätte ich mich von dir in den Ozean tunken lassen sollen?“ „Das war nicht geplant, ich wollte ein paar Zentimeter vorher aufhören.“ „Schuft!“ Fragend hob Jean die Augenbraue und stieß Jeremy mit seinem Unterleib an, damit dieser sich von ihm erhob. Es war eine instinktive Bewegung, getrieben von dem Wunsch einer nonverbalen Geste, wie sie auch oft auf dem Spielfeld geschah. Dass sie auch missverstanden werden konnte, ging Jean erst dann auf, als Jeremys Lippen ein überraschtes Stöhnen verließ und seine Augen weit und rund wurden. Jean räusperte sich verlegen, als er sehr deutlich erkannte, was diese Geste auch bedeuten konnte und er sah zur Seite. „Ich…wollte nur, dass du Platz machst, damit ich aufstehe, ich wollte dich nicht auf diese Art bedrängen“, sprudelten hastige Worte aus ihm heraus, die Jeremy lächeln ließen. „Du bedrängst mich nicht, im Gegenteil. Es war ein schönes Gefühl“, grinste er verlegen und löste sich von Jean, kam inmitten der Wellen zum Stehen. Langsam streckte er seine Hand nach Jean aus und dieser schlug sie ein. Jeremy zog ihn hoch und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich mag diese Bewegung“, fügte der blonde Junge schließlich mit einem schelmischen Grinsen an und Jean musterte ihn. Würde er irgendwann in der Lage sein, Jeremy diesen Gefallen zu tun und mit ihm das Gleiche wie der Reporter machen? Er hoffte es, insbesondere weil er ja jetzt schon den Drang verspürte, Jeremy zu berühren. „Ich möchte dich irgendwann mehr anfassen, als ich es jetzt schon getan habe“, gestand Jean sich und Jeremy ein und traf auf erwartungsvolle Begeisterung. „Wann du dich sicher genug dazu fühlst und Lust hast“, erwiderte Jeremy sacht und Jean watete einen Schritt durch das Wasser auf ihn zu. Wortlos fixiert er die unwiderstehlichen Lippen und stellte sich tatsächlich die Frage, wie es sich anfühlen würde, wenn diese das Gleiche taten wie die Männer in dem Video. Wie es sich für ihn anfühlen würde, Jeremy oral zu befriedigen. Sacht hauchte er einen Kuss auf die Nasenspitze seines Kapitäns und trat einen Schritt in Richtung Ufer. „Komm, wir haben noch drei Kilometer vor uns.“ Gepeinigt jaulte Jeremy auf. „Nein.“ Und ob. „Doch.“ „Nein.“ Jean trat erneut einen Schritt Jeremy zu, der grollend vor ihm zurückwich. „Wag dich, Moreau! Wehe!“ Ohne darauf zu antworten, kam Jean noch ein weiteres Mal näher und Jeremy wich erneut zurück. Ohne Fremdeinwirkung ließ er sich fallen und tauchte nun vollkommen unter. Irritiert blinzelte Jean und wartete angespannt darauf, dass der blonde Junge wieder auftauchte, was er mit einem triumphierenden Schrei tat. „So! Ich bin jetzt so nass, dass ich gar nicht mehr laufen kann.“ Vollkommen erschlagen von der bestechenden Logik des Ganzen starrte Jean Jeremy ins Gesicht. Er hatte Recht, so machte Laufen keinen Sinn mehr, nicht, wenn er nicht eine Erkältung riskieren wollte. Jean verschränkte die Arme und beobachtete Jeremy dabei, wie er sich aus dem Wasser schälte und zu ihm gestapft kam. Er seufzte tief und ließ seinen Blick vielsagend an Jeremys klatschnasser, am Körper klebender Kleidung hinuntergleiten. Hilflos schüttelte er den Kopf. Das Schlimmste war eigentlich, dass er dieser allzu berechnenden Taktik nicht viel außer einem wirklich starken Kribbeln im Magen entgegen zu setzen hatte. Er begriff, dass es vollkommen in Ordnung war, wenn es seinem Kapitän gelang, die Oberhand zu erhalten. Eben weil es trotz allem gleichberechtigt war. ~~**~~ „Jeremy.“ Der Angesprochene sah von seinem heißen Kakao auf und streckte seinen Kopf gerade soweit aus dem Deckenberg, den er um sich geschlungen hatte, um Jean mustern zu können. Der Backliner hatte sich unweit von ihm niedergelassen und ließ ihn jetzt nicht aus den Augen. Der grausame, ihn ins Wasser tunkende Diktator, der ihn kilometerweit am Strand entlangscheuchte. Der Junge, der ihn im Hotel so vorsichtig berührt hatte und der die letzten Tage immer wieder Kontakt zu ihm gesucht hatte. Jeremy freute sich darüber und war mehr als bereit, die Nähe zu erwidern. Und dennoch gingen ihm die Bilder nicht aus dem Kopf, die er vor ihrem Spiel gegen die Ravens gesehen hatte. Der kurze Ausschnitt, den er gesehen hatte, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Die Brutalität dort ließ ihn nicht los ebenso wenig wie das Wissen, dass es Jean passiert war. Er hatte Angst, Jean zu berühren und dem anderen Jungen damit wehzutun. Deswegen verharrte er und wartete darauf, wie Jean auf ihn reagierte und was er tat. Etwas selbst zu initiieren traute er sich nicht, aus Angst, dass er so wahr wie die Männer, die Jean so wehgetan hatten. „Jean“, erwiderte er sanft und dieser musterte ihn aufmerksam. Jeremys Blick verfing sich auf den selbstgestrickten, dicken Socken, die Jean trug und die mit der Jogginghose und dem Hoodie ein Bild der Gemütlichkeit vermittelten. Er lächelte, auch wenn er sich eigentlich vorgenommen hatte, noch etwas mehr zu schmollen. Nicht, dass er das lange durchgehalten hatte. Aber der Gedanke war dagewesen, zumindest bis Jean seine Haare mit einem Handtuch sanft trocken gerubbelt hatte. „Dir geht das Video nicht aus dem Kopf“, traf er den Nagel zielsicher auf den Kopf und Jeremy schluckte. Die vergangenen Tage hatte er das Thema umschifft, weil er nicht wusste, wie er es richtig ansprechen sollte, was er fühlte und ob er überhaupt das Recht dazu hatte, so zu fühlen. Schließlich war es nicht ihm passiert und dennoch ging es ihm nicht gut mit den Bildern, die seine Erinnerungen plagten. Jeremy senkte den Blick auf seine Hände. „Nein, das tut es nicht“, gestand er ein und Jean schwieg. „Findest du es deswegen…unopportun, mich von dir aus zu berühren? Weil du gesehen hast, dass sie mich missbraucht haben?“, fragte Jean so neutral, wie es ihm möglich war und es zerbrach Jeremy das Herz in all seiner Ehrlichkeit. Unwirsch schüttelte er den Kopf. „Nein, Jean, das ist es nicht, ich schwöre es dir. Was dir zugestoßen ist, würde nie etwas an meinen Gefühlen zu dir ändern. Es ist nur…ich…“ Jeremy hielt inne, auf der Suche nach den richtigen Worten. „…mich lassen die Bilder nicht mehr los, weil sie so schlimm sind. Ich träume davon, was sie dir antun. Ich fühle mich nicht gut dabei, obwohl ich keinen Grund habe, mich schlecht zu fühlen. Es ist nicht mir passiert…ich war nicht da. Und dennoch…“ Elendig verstummte er und wartete auf Jeans vernichtendes Urteil, das sein schlechtes Gefühl bestätigen würde. „Dennoch?“ „Dennoch habe ich Angst, dir wehzutun und genauso zu sein wie sie, indem ich dich gegen deinen Willen berühre oder etwas mache, das dir Angst bereitet.“ Jean bewegte seine Worte in seinen Gedanken und nahm sie kritisch auseinander. „Aber das tust du nicht“, sagte er schließlich. „Das würdest du niemals tun.“ Er zögerte und holte tief Luft, bevor er die Worte aussprach, die ihm anscheinend soviel Schwierigkeiten bereiteten. „Ich vertraue dir“, sagte er schließlich so leise, dass Jeremy es beinahe nicht gehört hätte. Er wusste, warum Jean derartige Schwierigkeiten hatten, es laut auszusprechen und umso mehr adelte es Jeremy, dass er es tat. „Außerdem kann ich deine Berührungen von ihren unterscheiden. Und ich mag deine Berührungen sehr gerne.“ Jeremy schwieg nachdenklich. Er freute sich, das zu hören und es vermittelte ihm auch die benötigte Ruhe. Doch die Bilder vor seinem inneren Auge ließ es nicht verschwinden. Er konnte nicht vergessen, wie einem unschuldigen Menschen Gewalt angetan wurde. Wie Jean Gewalt angetan wurde. „Ich entschuldige mich, dass du das mit ansehen musstest.“ Abrupt sah Jeremy hoch und fassungslos starrte er Jean an. Wieso entschuldigte er sich bei ihm für etwas, das er nicht gewollt hatte und dass er nicht beeinflussen konnte? Er war nicht Schuld, er war das Opfer, nicht die Anderen. „Jean, sag das nie wieder“, flehte Jeremy. „Bitte.“ Irritiert starrte der Backliner ihm ins Gesicht. „Wieso?“ „Weil es nichts zu entschuldigen gibt. Du hast nichts falsch gemacht. Das waren diese Arschlöcher, die dir das angetan haben.“ Jean öffnete die Lippen um ihm anscheinend zu widersprechen, überlegte es sich aber anders. Leise seufzte er und rückte sich auf der Couch zurecht. Mit Bedacht zog er ein Bein an und legte bequem seinen Arm darauf. Eine Pose, die zu Beginn seines Hierseins undenkbar gewesen wäre. „Aber mit mir ist Gewalt in dein Leben gekommen. Du träumst von den Dingen, die passiert sind“, zog Jean den ungeheuerlichen Schluss, den Jeremy so nie unterschreiben würde. „Mit dir ist ein wundervoller Mensch in mein Leben gekommen, der mich bereichert und den ich mir gar nicht mehr wegdenken kann.“ Jean errötete, war jedoch noch nicht von seinen Worten überzeugt, das sah Jeremy ganz deutlich. „Du lässt bewusst Dinge aus.“ „Ja, Jean, weil du nichts dafür kannst.“ Die Dinge, die Jean getan hatte, standen sehr offensichtlich in seinen Augen. Vielleicht veräußerte er sie auch deswegen nicht. Jeremy kommentierte es auch nicht, sondern griff sacht nach Jeans Hand. Bereitwillig ließ Jean Jeremy sie zu sich ziehen und lächelte leicht, als er einen Kuss darauf hauchte. Natürlich löste das Jeremys Problem der nicht verschwindenden Bilder nicht, doch für den Moment war es genug. Über alles Andere würde er später mit Brian sprechen. „Jean, ich…“, begann er und fuhr unisono mit ihm erschrocken zusammen, als ihre Wohnungstür ruckartig und vor allen Dingen laut aufflog. „Jungs!“, grölte eine laute Frauenstimme, die Jeremy ohne Probleme als Alvarez identifizierte. Nicht, dass er mit seinem wild klopfendem Herzen überhaupt dazu in der Lage war, einen klaren Gedanken zu fassen. Jean ging es da nicht anders, der abrupt seine Hand zu sich gezogen und sein Bein von der Couch genommen hatte. Perplex musterten sie beide die hereinkommenden Trojans. Ellie, Val und Al, alle mit entschlossenen Mienen und verschränkten Armen. „Wir müssen reden“, sagte Alvarez und Jeremy hob fragend die Augenbraue. Kurz huschten seinen Augen zu Jean, der ebenso ratlos war wie er selbst. „Also, passt auf.“ Ellie dieses Mal. „Wir sagen das auch nur einmal“, ergänzte Val und ließ sich auf der Tischkante nieder. Alvarez und Ellie taten es ihr gleich und Jeremy schluckte unter dem dreifach inquisitorischen Blick. „Moreau“, zeigte Ellie mit dem Zeigefinger auf den anderen Jungen, der sie mit großen Augen ansah. „Val hier hat uns gesagt, dass Captain Sunshine hier dich auf die Schulter geküsst hat im Flugzeug.“ „Und ihr habt nach dem Spiel gegen die Ravens Händchen gehalten.“ „Ihr seht euch an, als wäret der jeweils andere das Zentrum eurer Welt.“ „Ihr schmachtet.“ „Conclusio… ihr habt es endlich geschafft.“ „Und deswegen müssen wir mit euch reden.“ „Also wir müssen DAS Gespräch führen.“ Jean öffnete den Mund, wohl um zu fragen, was das bedeuten sollte, wurde aber von Ellie mit einem strikt erhobenen Zeigefinger davon abgehalten. „Zuhören und nicken, Moreau!“ Jean schluckte nervös und Jeremy zischte unerfreut. Was sollte das, warum machten sie Jean Angst? „Also. Du siehst den Sonnenschein neben dir, oder, Moreau?“ Jean sah gehorsam zu ihm und musterte ihn mit fragend erhobener Augenbraue. Er nickte folgsam. „Das ist unser Sonnenschein, also der der Trojans“, erläuterte Alvarez lapidar. „Unser allseits geliebter Kapitän und unser Goldstück, quasi unser Schatz, den wir alle hüten. Soweit, so klar?“ Wieder bejahte Jean und Val übernahm mit einem Räuspern. Jeremy blinzelte und Horror breitete sich in ihm aus. Er hatte ein Gefühl, wohin diese Reise gehen würde und es gefiel ihm nicht. Ganz und gar nicht. „Leute, ihr solltet..“, begann er, wurde jedoch energisch durch Val unterbrochen. „Wir erlauben unserem Goldstück selbstverständlich, dass er glücklich ist.“ Na da konnte Jeremy sich ja richtig glücklich schätzen. „Aber das bringt Regeln mit sich. Nummer eins…“ „…und damit auch die wichtigste und einzige Regel, Mr. Tall, Dark and Sexy, ist, dass du ihn gut behandelst. Wie ein Goldstück eben.“ Jeremy richtete sich auf, ganz zu Jeans Schrecken. Er grollte. „Hört ihr wohl alle Drei auf, Jean zu bedrohen, ich sag’s euch! Das ist unmöglich, wisst ihr…“ „Und du, Knox“, fuhr ihm sein Vizekapitän über den Mund. „Du wirst es nicht wagen, unseren französischen Adoptivsohn hier unglücklich zu machen. Für dich gelten die gleichen Regeln wie für ihn. Wir wollen euch glücklich sehen, euch alle beide, also wagt es ja nicht, euch gegenseitig nicht gut zu tun!“ Perplex hielt Jeremy inne. Fragend verirrte sich sein Blick zu Jean, der ebenso wenig damit anfangen konnte wie er auch, der aber verdächtig bleich um die Nase war. Jeremys Hand stahl sich zu Jean und legte sich versichernd auf die zuckenden Finger. Dankbar musterten ihn die grauen Augen, zumindest kurz, bevor sie sich auf die augenscheinliche Gefahr des Tribunals vor ihnen richteten. „Und wenn ihr es tut, dann nur mit Kondom. Safer Sex ist guter Sex!“ Empört warf Jeremy seine freie Hand in die Höhe. „Ellie, es ist gut jetzt! Hört auf, ihr alle Drei!“, begehrte er auf, insbesondere weil Jeans Hand auf seiner sich verspannte. Kurz nur, aber sehr deutlich spürbar und Jeremy wollte nichts weniger, als Jean durch einen unbedachten Moment in seine schlechten Erinnerungen zurückstoßen. „Eigentlich wollten wir das gar nicht publik machen. Noch nicht“, erläuterte er und suchte Jeans Blick, der sorgfältig neutral war. Val schnaubte. „Keine Sorge, Cap, keine Sorge Moreau, euer nicht ganz so geheimes Geheimnis bleibt unter uns. Wir verraten nichts. Allerdings solltet ihr die anderen Trojans nicht für dumm verkaufen… so unauffällig seid ihr nun wirklich nicht.“ Jeremy schluckte nervös. Darüber würde er auch mit Jean sprechen müssen, schließlich wollte er mit seiner Emotionalität Jean nicht noch mehr der Neugier ihres Teams preisgeben als er es jetzt schon getan hatte. Val erhob sich und mit ihr Alvarez. „Und wenn ihr gemeinsam Kinder adoptieren solltet, dann…“ „Raus, alle Drei. Raus mit euch!“, befahl Jeremy in seiner dominantesten Kapitänsstimme, die er in sich finden konnte. „Macht, dass ihr Land gewinnt, ich glaube es ja wohl!“ Die drei Mädchen erhoben sich und gaben ihm nacheinander feuchte Küsse auf beiden Wangen. „Igitt!“ Jeremy schauderte und wurde sich Jeans mörderischem, schweigenden Ausdruck bewusst, mit dem er sich Ellie, Val und Alvarez vom Leib hielt. Erst, als die Tür hinter den Dreien zufiel und sie erneut alleine ließ, entspannte er sich und atmete leise aus. „Was war das?“, flüsterte er hilfesuchend und Jeremy zog Jeans Hand zu seinen Lippen. Sanft küsste er sie und presste seine Wange an den Handrücken. „Ich weiß nicht. Haben wir das geträumt?“ Jean schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht. Es fühlte sich echt an.“ „Es tut mir leid, dass es unangenehm für dich war und dass sie dich überfallen haben.“ „Es war…verständlich“, erwiderte Jean vorsichtig und strich mit seinen Fingern über Jeremys Wange, sandte elektrisierende Schauer durch seine Nervenbahnen. „Sie mögen dich.“ „Und dich genauso.“ Jean nickte ergeben. „Ja, das war zu befürchten.“ Humor wallte in Jeremy auf und er lachte kurz. „Sorry, dein Bad-Boy-Image hat nichts gebracht. Du hast dich in ihre Herzen gegrollt. Also in unsere Herzen.“ Er strahlte und Jean wurde leicht rot. Verlegen sah er zur Seite und Jeremy vermutete anhand des gemurmelten Französisch, dass es sich dabei um eine liebevolle Beleidigung handelte. ~~~~~~~~~~~~ Wird fortgesetzt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)