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Force of Nature

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Tjajaja. Teil 20 hat 20 Word-Seiten. Ich könnte jetzt sagen, dass das natürlich alles geplant gewesen ist und Absicht und so. War's aber nicht. :D Es ist lediglich etwas eskaliert und ich wollte euch keinen Cliffhanger zumuten (oh es hätte ein paar schöne Stellen gegeben...).

Dafür gibt es für diesen Teil explizite Triggerwarnungen (noch mehr als sonst), und zwar: Selbstmordthematiken, Gewalt, sexuelle Gewalt, homophobe Sprache, Beleidigungen.

Soweit von mir. Viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen

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Die Kunst des Krieges

Wie gut die Spieler beider Mannschaften miteinander harmonierten, wurde Jeremy während des Hauptgangs bewusst. Komplimente wechselten sich nahtlos mit wenig ernstgemeinten Beleidigungen ab, gemeinsame Interessen mit angeregten Diskussionen über Spielzüge in ihrer Liga. Von der Bösartigkeit anderer Mannschaften war an diesem Tisch nichts zu spüren und Jeremy war froh, dass er den Abend mit ihnen allen verbringen konnte. Seinem Team ging es da nicht anders und entspannt verwickelten sie die Foxes in Gespräche oder ließen sich selbst verwickeln. Sogar Jean, der einzig Kevins Versuche, ihn anzusprechen, ignorierte.
 

Mit Renee aber auch mit Josten hatte er da weniger Probleme, auch wenn Jeremy durchaus das eine oder andere Mal die Augenbrauen gehoben hatte bei ungeschönten Wahrheiten, die der rothaarige Junge und sein Backliner sich gegenseitig um die Ohren schlugen wie zwei Brüder, die nicht miteinander, aber eben auch nicht ohne einander konnten.
 

Mit ihm sprach Jean nie so und Jeremy wusste nicht, ob er das schade finden oder ob er erleichtert sein sollte.
 

„…deine Fähigkeiten als Backliner waren und sind mittelmäßig und nicht der Rede wert“, schloss Jean seine brutal ehrliche Kritik am letzten Spiel der Foxes gegen die Ravens und Jeremy zuckte innerlich wie äußerlich zusammen. Definitiv war es Erleichterung, dass er nicht am empfangenden Ende dieser Kritik war, die Neil anscheinend überhaupt nichts ausmachte.
 

„Der Schüler kann nur so gut sein wie sein Lehrer“, hielt dieser vollkommen entspannt, jedoch mit einem bissigen Unterton dagegen.

Jean schnaubte. „Deine Beinarbeit war nachlässig, deine Körperspannung die eines Anfängers und deine Bewegungskoordination hat vermuten lassen, dass du betrunken warst, als wir zusammen trainiert haben.“

„Deine Beinarbeit war so nachlässig wie die Übungen, die du mit mir geübt hast“, schoss Josten zurück und Jeremy sog die Informationen in sich auf wie ein Schwamm. Er wusste, dass Riko Moriyama Neil Josten über den Winter zum Training nach Evermore eingeladen hatte. Dass Jean sein Partner gewesen war, war ihm bisher nicht bewusst gewesen.
 

Jeremy blinzelte.
 

„Als wenn du zugehört hättest.“

„Wenn du nicht wie Kevin gekeift hättest, dann wäre das vielleicht möglich gewesen.“
 

Jeremys Blick richtete sich auf eben jenen, dessen schweigende Missbilligung und Verzweiflung über den Vergleich nur zu deutlich sichtbar war. Abrupt erhob er sich und noch im gleichen Moment legte Jeremy seine Serviette zur Seite. Er wandte sich an Jean, dessen Blick eisern auf den Tisch gerichtet war.

„Ist es okay, wenn ich dich für einen Moment alleine lasse?“, fragte er und Jean nickte ohne ihn anzusehen. Jeremy erhob sich und ging Kevin nach.
 

Auf dem Weg zum Außenbereich der Location holte er sich zwei alkoholfreie Bierflaschen und kam langsam zur Brüstung, an der sich Kevin festhielt, als würde sein Leben davon abhängen. Mit schmerzvoll verzogenem Gesicht starrte er auf den rot leuchtenden Sonnenuntergang und Jeremy nahm sich einen Moment Zeit, Kevins wunderschönes, attraktives Profil zu betrachten, bevor er ihm wortlos eine der beiden Flaschen reichte und die andere selbst öffnete.
 

„Dein Spielzug mit Josten im Spiel gegen Breckenridge war krass. Ich schaffe es bis heute nicht, deine Schrittfolge mit meinem Schläger und meiner Armkoordination zu verbinden“, lenkte er sie beide vom Offensichtlichen ab und Kevin entkorkte die Flasche. Schweigend trank er zwei Schlucke.

„Danke“, deutete er auf das Bier und verzog das Gesicht. „Dafür könnte ich mir stundenlang deine Koordination und Schnelligkeit anschauen, mit der du die Bälle passt und die gegnerische Verteidigung nass machst in jedem einzelnen, verdammten Spiel.“
 

Jeremy lachte. Kevin hatte das schon so oft gelobt, aber jedes Mal wieder bescherte es ihm rote Ohren.
 

„Gerüchte besagen, dass die Nationalmannschaft dein Talent sehr genau beobachtet“, erläuterte Kevin weiter und das war neu. Überrascht sah Jeremy zu ihm. Wer, wenn nicht Kevin, der bereits Teil der Nationalmannschaft gewesen war, bevor er wegen seiner Hand ausgefallen war, hätte die entsprechenden Verbindungen, um diese Art von Gerüchte aufzuschnappen. „Wenn du dich weiter so steigerst wie bisher, werden sie vermutlich in den nächsten drei Jahren auf dich zukommen.“
 

Wow. Jeremy schluckte. Wow. Das war… wow. Damit hatte er niemals gerechnet, das hatte er noch nicht einmal gehofft, als er mit dem Sport zuhause angefangen hatte. Sie beobachteten ihn, obwohl er noch im College war und erst nächstes Jahr fertig war. Das war eine Ehre und ein Druck sondergleichen. Doch mit letzterem konnte er umgehen. Es war ein Ansporn für ihn, noch besser zu werden.
 

Glücklich grinste Jeremy und stieß Kevin mit seiner Schulter an. „Dann können wir endlich zusammen und nicht gegeneinander auf dem Feld stehen. Gefällt mir.“

Kevin schnaubte. „Ich muss mich erst wieder beweisen.“

Jeremys Strahlen verlor etwas an seiner Intensität. „Wegen deinem Handwechsel.“

Der andere Junge nickte knapp und trank einen Schluck. „Sie sagen, ich bin wieder auf einem guten, vielversprechenden Weg.“

Nachdenklich kamen Jeremys Augen auf der durch Riko zerstörten Hand zum Ruhen. Sie war nicht ganz gerade und die Narben auf ihr sprachen von Operationen, die dazu gedacht gewesen waren, sie wieder bestmöglich zu richten.
 

Sacht legte Jeremy seine Hand über Kevins. „Das freut mich für dich. Ich bin mir sicher, dass du das packst. Wer, wenn nicht du, hat einen Anspruch auf einen Platz?“

Grüne Augen maßen ihn durchdringend. „Weil meine Mutter diesen Sport erfunden hat?

„Nein!“ Jeremy knurrte gutmütig und löste seine Hand wieder. „Weil du der beste Spieler bist, den ich kenne. Und weil ich tage- und nächtelang damit verbracht habe, deine Bewegungen zu kopieren, Bälle von A nach B zu schlagen und mir meinen Schlaf zu rauben, in dem ich mehrfach jedes einzelne deiner Spiele geschaut und deine Spielzüge imitiert habe. Ich habe die Zusammenstellung der Videos heute noch.“
 

Er überraschte Kevin und brachte ihn damit zum Lächeln. „Ich habe deine Spiele auch alle gesehen, Captain Sunshine. Auch mehrfach. Ich habe eine Playlist mit deinen besten Spielzügen und Ausschnitten aus deinen Pressekonferenzen und deinen Interviews.“

„Oh Gott!“ Jeremy warf den Kopf in den Nacken und lachte befreit. „Du bist wie Alvarez… die hat das Ganze von Neil Josten, weil sie so ein derartiges Fangirl von seiner großen Klappe ist. Sie hat sogar eine Best Of und ich möchte wetten, dass sie sich gerade mit Neil darüber unterhält.“

Kevin rollte mit den Augen. „Bitte nicht. Josten kann schon jetzt nicht an sich halten. Wenn er darin auch noch bestärkt wird, dann…“

„Hmm. Das könnte jetzt schon zu spät sein.“
 

Jeremy erntete ein Grunzen für seine Worte und lehnte sich an das Geländer. Er genoss die Nähe und die Gegenwart des Foxes sehr, auch wenn ihm noch Fragen unter den Nägeln brannten, die ihre gelassene Stimmung ganz sicher zerstören würden.

Als wenn Kevin seine Gedanken gelesen hätte, schlug er genau das Thema an.
 

„Wie geht es ihm?“, fragte er leise. Jeremy musste nicht fragen, wen er meinte. Die Frage an sich hatte es in sich. Ja, wie ging es Jean? Jeremy fiel auf, dass er sie Jean so direkt noch nie gestellt hatte. Er war eher damit beschäftigt gewesen, es dem Ex-Raven recht zu machen und anhand von seinen Worten und seiner Mimik herauszufinden, wie es ihm ging.
 

„Ich denke, er ist nicht mehr ganz so zurückhaltend wie bei seiner Ankunft. Er hat Kontakte zum Team geknüpft und hat, nachdem wir darüber gesprochen haben, sogar den Mut gefasst, Verbesserungsvorschläge für unser Training zu machen. Seitdem lassen wir Ravendrills, die zu uns passen, dort einfließen, wer hätte das gedacht.“ Jeremy lachte über den perplexen Ausdruck auf Kevins Gesicht. „Ja, hätte ich auch nicht für möglich gehalten. Aber keine Sorge, wir werden jetzt nicht anfangen, schmutzig zu spielen.“
 

Der andere Junge schnaubte.
 

„Hast du ihn jemals nackt gesehen?“, fragte Jeremy und das Zusammenzucken war ihm Antwort genug auf seine Frage. Kevins Nicken war da nur Bonus.

„Gestern habe ich das auch. Eher durch Zufall, denn bisher war er immer peinlich darauf bedacht, die Narben vor dem Team und mir zu verbergen. Er hat Schreckliches durchgemacht“, formulierte Jeremy es nicht als Frage. Wieder nickte Kevin stumm, bevor er seine freie Hand um das Geländer krampfte.
 

„Der Herr und Riko haben ihm übel zugesetzt und zusetzen lassen.“

„Wie dir und deiner Hand auch.“

Kevin schluckte schwer. „Das weißt du?“

„Er hat es erzählt.“

„Auch wie es dazu gekommen ist und wie er es getan hat?“

Jeremy schüttelte den Kopf.

„Riko hatte eine Vorliebe für Gewalt und er war unberechenbar, wenn er wütend war.“

„So wie bei Neil, als er versucht hat, ihm den Schädel einzuschlagen?“

„Exakt.“

Seufzend wandte Jeremy dem Meer seinen Rücken zu um Kevin direkt in die starren Augen schauen zu können. „Wieso hat niemand eher eingegriffen? Hier geht es um jahrelangen Missbrauch.“
 

Kevin schnaubte erneut selbstzynisch, bitter und verächtlich. „Weil es niemanden interessiert hat, solange das Team die Anforderungen erfüllte. Es hatte ja auch niemand Zutritt zu Evermore, nicht einmal der Präsident der Universität. Der Herr konnte schalten und walten, wie er wollte. Bestrafen, wie er wollte. Riko konnte das machen, was er wollte.“

„Aber du bist entkommen.“

„Ich bin erst gegangen, nachdem er mir die Hand zertrümmert hat. Vorher habe ich all das ertragen, was er getan hat. Und…“, Kevin stockte und schloss die Augen. Er atmete tief durch, als müsse er sich Mut machen für das, was kommen würde. „…ich war dabei, als er Jean wieder und wieder bestraft hat und ich habe nichts gemacht aus Angst heraus, dass er mir etwas antun würde.“
 

Jeremy ließ sich die gepeinigten Worte durch den Kopf gehen. „Als du gegangen bist, warum hast du ihn nicht mitgenommen?“ Die Möglichkeit wäre doch da gewesen, oder? Wenn Kevin hatte fliehen können, dann hätte er Jean doch mitnehmen können, oder?
 

Die ehemals zertrümmerte Hand ballte sich zur Faust. Es gelang Kevin nicht ganz. „Als Riko das gemacht hat… da hat er sich geweigert, meine Hand von einem Spezialisten versorgen zu lassen. Er hat sich geweigert, sie überhaupt versorgen zu lassen. Jean hat sich um sie gekümmert und nachdem der erste Schock vorbei war, habe ich ihn darum gebeten, Riko für ein paar Stunden abzulenken. Er… er hat das für mich getan und ich habe alles zusammengerafft, was ich mitnehmen konnte und bin geflohen. Ohne ihn, während er mir Riko vom Hals gehalten hat. Ich wusste, was Riko ihm dafür antun würde, ich wusste, dass er ihn weiter verletzen wird und dennoch hatte ich eine solche Angst um meine Hand, dass ich aus Evermore geflohen bin. Ich hatte Angst, nie wieder spielen zu können und habe das über Jeans Wohlergehen gestellt.“
 

So geflüstert die Worte auch gewesen waren, so sehr verzogen sich Kevins Lippen nun zu einem stummen Schrei, mit dem er sich nach vorne beugte als würde er krampfen. Überhastet stellte Jeremy seine Bierflasche ab und schloss den größeren Jungen wortlos in seine Arme. Beinahe augenblicklich bettete Kevin seine Stirn an Jeremys Schulter.
 

„Ich bin so feige, Jer. So verflucht feige. Andrew musste mich vor ihnen beschützen, vor Riko, und hat den Preis dafür bezahlt. Ich habe mich hinter den Foxes versteckt und gehofft, dass es vorbei geht, ohne auch nur einen Schritt zu unternehmen, Jean da rauszuholen. Selbst, als Renee ihn aus Evermore geholt hat, war ich immer noch zu feige, die Verantwortung zu übernehmen und mich um ihn zu kümmern. Neil und Andrew haben das für mich übernommen. Ich konnte nicht… noch nicht einmal einen Satz…. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen, in sein zerstörtes Gesicht. Aber nicht aus schlechtem Gewissen heraus, sondern aus Angst, dass es meiner Karriere schadet. Ich bin ein absolutes Arschloch, ein verdammtes, feiges Arschloch, das willentlich ein Menschenleben riskiert hat für seine Karriere.“ Erstickt wisperte Kevin die Worte, die Jeremy mehr als alles andere in ihrer Deutlichkeit und Bedeutung verletzten.
 

„Und das Schlimmste und Verachtenswerteste ist, Jer, dass ich es wieder tun würde. Ich würde wieder Exy wählen, weil es das Einzige ist, was von meiner Mutter geblieben ist. Es ist das Einzige, mit dem ich sie stolz machen und ihr Erbe bewahren kann.“
 

Kevin schluchzte nun offen und Jeremy spürte, wie die Tränen des größeren Jungen sein Hemd durchnässten. Still barg er den bebenden Kopf des Strikers an seiner Halsbeuge und wiegte ihn sacht hin und her, seine eigenen Gedanken ein widerstreitender Tumult an Unverständnis, Ekel, aber auch Mitleid und Freundschaft.

Er würde heute Abend keine Einschätzung treffen können. Sicher auch noch nicht morgen, vielleicht in ein paar Tagen. Er musste all das Schreckliche, das er gerade gehört hatte, verarbeiten.
 

„Das kriegen wir hin“, war daher alles, was er nach endlosen Minuten sagen konnte. Er drückte Kevin einen Kuss auf die braunen Haare. „Irgendwie, Kevin, bekommen wir das wieder hin.“ Jeremy wusste zwar noch nicht ganz, wie, aber er würde sich etwas einfallen lassen. Er war niemand, der seine Freunde sofort fallen ließ, wenn sie etwas Schlimmes getan hatten. Er war niemand, der nicht vergeben konnte. Im Gegenteil, was ihn schon als kleinen Jungen oftmals in große Schwierigkeiten gebracht hatte. Er würde Kevin nicht alleine lassen, auch wenn das bedeutete, dass er sich Hals über Kopf in einen Konflikt stürzte, der vermutlich nicht lösbar war.
 

~~**~~
 

Wenn Jean eines wirklich unklar war, dann, wieso die Foxes sich immer noch mit ihm abgaben. Er war als eine Belastung zu ihnen gekommen, gegen seinen Willen, und hatte alles daran gesetzt, es sich mit ihnen zu verscherzen und wieder aus dem Haus zu fliehen. Er hatte keinen von ihnen wirklich gut behandelt, Renee eingeschlossen.

Er war nur solange dagewesen, bis es Zeit für die neue Saison gewesen war. Monate, ja. Aber Monate reichten doch nicht aus, um jemanden zu vertrauen und ihn einzubinden, oder?
 

„Wann kommst du denn das nächste Mal vorbei?“, fragte Hemmick wie angedroht und Jean hob eine Augenbraue. Er sah von seinem Nachtisch auf, einem süßen, klebrigen Zeug, das er so noch nie gegessen hatte.

Gar nicht, hätte er geantwortet, wenn er ehrlich gewesen wäre. „Ich habe eine Saison zu spielen“, erwiderte er so neutral, wie es ging. Er mied den Blick auf Minyard und ertrug so das Schmollen seines unzufriedenen Cousins.

„Nie hast du Zeit für mich.“

„Ich habe dir genug Zeit geschenkt, als du mir einen Abend lang dein Gespräch aufgezwungen hast“, erwiderte Jean zynisch und Josten lachte trocken, jedoch nicht so laut wie Alvarez. Hemmicks Augen waren ein Sinnbild von Leid und Trauer, die Jean ihm keinen Moment lang abnahm.
 

„Wie grausam kann ein Mensch sein?“, fragte er theatralisch. Jean kannte die Antwort, ebenso wie Josten und Minyard auch. Renee kannte sie und wie viele der Trojans sie kannten, konnte er sich nur ausmalen.

„Auf einer Skala von eins bis das Monster bekommt seine Süßigkeiten nicht?“, fragte Allison und Alvarez hob die Augenbraue.

„Wer ist das Monster?“

Entspannt deutete Allison auf Andrew Minyard. Monster? Es war seltsam passend für den blonden Jungen, der durch alles unbeeindruckt schien.

„Andrew ist fürchterlich, wenn er sein Eis nicht bekommt“, sagte Hemmick und Jean hob bedeutungsschwanger die Augenbrauen in Richtung des Torhüters, dessen Mimik noch viel unleserlicher wurde.
 

„Dazu braucht es keinen Eismangel“, erwiderte dieser schlicht und widmete sich intensiv seinem Nachtisch, sie alle ignorierend.

„Wohl wahr“, murmelte sein Zwillingsbruder, ganz zur Freude von Ajeet, der nervös lachte. Jean hob die Augenbraue. Der Trojan-Torhüter war ungefähr das Dreifache von Andrew und trotzdem hatte er schon den ganzen Abend Angst vor dem blonden Jungen gehabt. Ein Blick auf die unsichere Gestik des Hünen hatte gereicht, um Jean in seinem Verdacht zu bestätigen.
 

Jean starrte die süße Katastrophe an, die nicht weniger wurde und sicherlich auch nicht besser schmeckte mit jedem Löffel und so gab er es auf, sie in sich hineinzwingen zu wollen.

Was das für ein Fortschritt zu Evermore war, wurde ihm erst jetzt bewusst. Dort wurde gegessen, was auf den Tisch kam und mehr als einmal hatte Riko Nahrungsentzug als Strafe genutzt.
 

Es wäre noch vor einem Jahr undenkbar gewesen, dass er selbst entschied, etwas stehen zu lassen und Jean machte sich eine gedankliche Notiz, das in sein Buch einzutragen.
 

„Isst du das noch?“, fragte Minyard, als hätte er seine Gedanken gelesen, und Jean sah auf. Er lächelte ironisch.

„Was bekomme ich dafür?“, erwiderte er in Anerkennung ihres bisherigen Umgangs miteinander.

„Kevin.“

Jean versteifte sich. Aus dem Augenwinkel heraus sah er, wie Laila ihm einen fragenden Blick zuwarf und die Stirn runzelte.

„Ich will ihn nicht“, erwiderte Jean angewidert und verächtlich, als er wieder sprechen konnte und schob Minyard seinen Nachtisch schlitternd über den Tisch.
 

Nein, er wollte Day nicht. Nicht mehr. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte sich Jean auf jeden Fitzel an Aufmerksamkeit gestürzt, hatte gehofft, dass Kevin trotz all den Malen, die er nicht eingegriffen hatte, als Riko ihm wehgetan hatte, so etwas wie Freundschaft und Zuneigung für ihn empfand. Natürlich, wie hatte Jean auch die geflüsterten Worte in seiner Muttersprache interpretieren sollen, all die Versuche, ihn zu heilen oder zu trösten? Oh wie sehr war er doch eines Besseren belehrt worden, als dieser ihn darum gebeten hatte, Riko abzulenken und dann verschwunden war. Ohne ihn. Ohne ihn.
 

Obwohl er es versprochen hatte.
 

„Ich werde dich nicht in seiner Gewalt lassen“, hatte Kevin ihm versprochen, als sie wieder einmal gesponnen hatten, von ihrer Freiheit, ihrer Zukunft ohne die beengenden Mauern von Evermore.
 

Letzten Endes hatte er Jean genauso verraten wie es seine Eltern getan hatten. Wie ihnen auch hatte Jean Kevin sein Vertrauen geschenkt und war enttäuscht worden.

Jean hielt inne, als er mit plötzlicher Klarheit begriff, dass er dabei war, den gleichen Fehler erneut zu begehen. Er begann, den Trojans zu vertrauen, insbesondere Knox. Das war dumm. In seiner Verzweiflung, die zwei Monate zu überstehen, hatte er sich wieder an einen Strohhalm geklammert, der ihm entzogen werden würde.
 

Mehr als die Erinnerung an Kevin vertrieb ihn seine eigene Schwäche aus dem Stuhl. Er musste weg von diesen Leuten, weg von den Menschen, die er wieder einmal zu nah an sich herankommen ließ, als hätte er verdammt nochmal nichts gelernt aus seiner Vergangenheit.

„Jean?“, fragte jemand besorgt und seine Augen ruckten zu Ajeet. „Geht es dir gut?“

Er nickte, obwohl das eine Lüge war. „Es ist okay“, brachte er rau hervor.
 

Doch nichts war gut. Nichts war okay.
 

Jean drehte sich um und verließ den Tisch, den Raum, er verließ die Menschen und ihre Gespräche, die niemals für ihn gedacht gewesen waren. Das alles hier war eine Illusion, ein temporäres Glück, an dem er teilhaben durfte, damit es umso schmerzhafter war, es ihm wieder zu nehmen. Er brauchte Abstand.
 

Blind stolperte er durch die Räume und fand einen leeren Tagungsraum, der ihm die Einsamkeit brachte, die er so dringend benötigte. Sein Herz raste und mit Mühe zog er Luft in seine Lungen. Wut auf sich selbst war nicht gut, sie führte zu einem Ungleichgewicht, das ihn von innen heraus zerstören würde. Doch es war so einfach, auf seine eigene Dummheit wütend zu sein, mit der er sich in Situationen begab, die ihm nur Schmerzen zufügen würden.
 

Riko hatte es ihm anders beigebracht.
 

Jean kam bis zur ersten Tischreihe, bis er sich abstützen musste. Er ließ den Kopf hängen und konzentrierte sich auf eine einzelne Kerbe in dem sonst so makellosen Tisch, ließ sie zum Mittelpunkt seiner Welt werden, wie er es sich in Evermore angewöhnt hatte. Immer wenn Riko ihn gefoltert hatte, hatte er sich etwas gesucht, an dem er sich festhalten konnte. Ein Makromodus in dem Moment, den er sonst nicht hatte kontrollieren können. Wie oft hatte er sich über Beschaffenheit oder Herkunft Gedanken gemacht? Wie oft hatte er Geschichten gesponnen, um nur dem Schmerz zu entkommen, der ihm wieder und wieder und wieder aufgezwungen worden war?
 

Zu oft, als dass es nun nicht eine natürliche Reaktion war.
 

Dass sich nun hinter ihm die Tür öffnete, war ganz und gar nicht gut. Knox vermutlich um zu fragen, wie es ihm ging. Um ihm Vertrauen zu entlocken, wo er eigentlich keines mehr geben sollte, aber immer noch zu schwach war, sich dagegen zu wehren. Verschwinde, wollte Jean sagen, und brachte weder die Kraft noch den Mut dazu auf. Lass mich alleine, in ein paar Tagen ist es sowieso vorbei, doch auch das verschwieg er.
 

„Na schau mal einer an, wen wir da haben. Den aus dem Nest geflohenen Raben“, war es nicht Knox, der hinter ihm stand. Es war auch nicht Day, nicht Minyard, nicht Josten. Es war Williams, der neue Kapitän.

Jean schluckte mühevoll. Nein. Nein.

Ruckartig fuhr er herum und starrte auf Williams und die Raven, die hinter ihm den Raum betraten und nun die Tür hinter sich schlossen. Sechs zu eins, das war keine gute Quote.
 

In Evermore hatte Rikos sadistischer Besitzanspruch ihn zumindest vor den anderen Ravens geschützt, doch diesen fragwürdigen Schutz gab es nun nicht mehr. Er war für sie Freiwild und das sah Jean auch klar und deutlich in Williams‘ Augen, die ihn maßen, wie ein Jäger seine Beute taxieren würde.
 

Auch wenn das Rauschen in seinen Ohren mit jeder Sekunde zunahm, wusste Jean, dass er zumindest Williams, wenn nicht sogar auch noch zwei oder, wenn er Glück hatte, drei andere Ravens mit sich nehmen würde. Knochen brechen konnte er, das hatte Riko ihm beigebracht. Jemanden zu Fall bringen, umso mehr, denn das war immanenter Bestandteil seiner Aufgabe als Backliner. Er wusste, wie er sich mit Dingen verteidigen konnte.
 

Jean fletschte die Zähne. Sollten sie doch kommen.
 

Doch so schnell der Gedanke auch kam, so abrupt wurde ihm bewusst, dass er das nicht konnte. Die Ravens würden es so hindrehen, dass er die Schlägerei angefangen hatte und als Spieler der Trojans würde es Knox‘ Mannschaft den Day Spirit Award kosten, den sie dieses Jahr zum neunten Mal in Folge gewinnen würden. Wenn er sich nicht schlug.
 

Jean hielt inne. Wollte er Knox so vergelten, was dieser bisher für ihn getan hatte? Wollte er alles, was die Trojans bisher getan hatten, mit einem Verlust des Awards vergüten, Tage bevor er sich umbringen würde?

Bei allem, was die Trojans für die Zukunft für ihn vielleicht geplant haben mochten, das war nicht das, was er wollte.
 

Jean sah auf, direkt in die höhnischen Augen des Ravenskapitäns. Er presste den Kiefer eisern aufeinander. Er musste aushalten, was seine alte Mannschaft für ihn vorgesehen hatte…schlimmer noch. Er durfte auch keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, auf sich, die Trojans, auf ihren guten, makellosen Ruf.
 

„Was willst du?“, presste er zwischen seinen Zähnen hervor und das Lachen des anderen Jungen verätzte seine Gehörgänge.

„Dir die Fresse polieren für deinen Verrat. Unter anderem.“

Jeans Herz schlug brachial schnell. Gewalt? Die kannte er, auch wenn er seit Monaten nicht mehr damit konfrontiert worden war. Trotzdem lächelte er. Er würde sicherlich nicht schweigend untergehen.

„Warum? Durch meinen Weggang bist endlich du an der Reihe, den Rest ins Feld zu führen. Du solltest mir und Rikos Selbstmord dankbar sein“, spuckte er Williams vor die Füße und grinste dunkel. „Nummer neun, gerade noch einstellig, niemals Teil des perfekten Teams und jetzt Nummer eins und Kapitän. Was. Für. Ein. Aufstieg.
 

Dass seine Worte nicht auf Gegenliebe stießen, sah Jean an den vier Ravens, die nun auf ihn zukamen. An der Tür stand ein unbekanntes Gesicht, Engle, Jenkins, Reacher und Johnson hatten jedoch anscheinend noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen. Als sie ihn erreichten, beschloss Jean, dass er zwar nicht angreifen, sich aber durchaus wehren konnte, ohne sie zu verletzen.
 

Wieder und wieder wich er ihren Händen aus, die ihn greifen wollten. Er ließ sich zurückfallen, umlief ihre Versuche, ihn in die Ecke zu drängen und war am Ende doch hilflos im Angesicht der Gewalt, mit der sie ihn jagten.

Reacher hatte ihn schlussendlich am Kragen seines Anzuges gepackt, während Engle ihm seinen Unterarm gegen den Kehlkopf drückte und ihn damit beinahe erstickte. Jean röchelte und gab Williams doch nicht die Befriedigung, ihn ängstlich zu sehen.
 

Nein, denn da waren die Ravens niemals wirklich Raben gewesen, sondern ein Rudel an Hyänen. Zeige Angst und sie zerfleischen dich, das hatte Jean von klein auf gelernt.

Das tat Williams‘ Faust in seinem Magen keinerlei Abbruch und Jean stöhnte schmerzerfüllt auf.
 

„Immer noch eine große Klappe? Man sollte meinen, dass du es mittlerweile besser wüsstest, als deinem wahren Kapitän Widerworte zu leisten, du nutzloses Stück Scheiße.“

Jean röchelte und es war tatsächlich ein Lachen, das er hervorpressen konnte. „Einem peinlichen Abklatsch eines Kapitäns, der versucht, Riko zu kopieren, weil er selbst nichts drauf hat“, spuckte er ihm ins Gesicht und erntete dafür einen zweiten Schlag auf die gleiche Stelle, der ihn Sterne sehen ließ.
 

Williams‘ Lächeln bedeutete nichts Gutes für ihn, insbesondere jetzt, wo er sanft über seine Schläfe strich und dann die Beanie, die Jean trug, ebenso sacht vom Kopf zog.

Nachdenklich streiften seine Augen die verheilten Wunden und seine Finger legten sich spielerisch auf die noch kurzhaarigen Stellen. Übelkeit und Panik wallten in Jean hoch, als er ahnte, was kommen würde. Angst krallte sich ihren hässlichen Weg durch sein Innerstes, befeuert durch das erlittene Trauma.
 

„Wie es mir scheint, hast du vergessen, was dir blüht, wenn du deinen Mund zu weit aufmachst. Lass mich dich daran erinnern…“ Williams lächelte und packte die übrigen Haare im eisernen Griff. Jean keuchte schmerzerfüllt auf, insbesondere jetzt, wo der größere Junge ihn daran weg von der Wand und hin zu den Tischen zog. Als Jean sich wehrte, schlug er seinen Kopf gegen die Tischplatte.
 

Es reichte, damit Jean für einen Moment lang unaufmerksam und wehrlos wurde. Ein Moment, der ausreichte, damit brutale Hände seine Arme hinter seinem Rücken verschränken konnten, die Handgelenke so verdreht, dass sie zu brechen drohten, wenn er sich weiterhin wehrte. Es reichte, um ihn mit dem Oberkörper über den Tisch beugen zu können.
 

Durch den Schmerz und den Schwindel hindurch wurde sich Jean bewusst, dass sie ihn umzingelt hatten und dass Williams hinter ihm stand. Nein…sich an ihn presste, die Hand ein schmerzhafter, ekelhafter Zug an seinen Haaren. Als wenn das nicht reichen würde, hatte er seine Vorderseite an Jean gepresst und zeigte ihm, wie erregt er war, während er sich an ihm rieb.
 

Jean konnte nicht atmen.
 

Kein einziger Hauch an Luft wollte mehr in seine Lungen kommen, als ihn Panik mit einer solchen Wucht überschwemmte, dass ihm jedwede Fähigkeit zu logischem und bewusstem Denken genommen wurde. Er war nicht viel mehr als ein Tier, gefangen in seinen schlechten Erinnerungen, die nun wieder Realität zu werden drohten.

Nein…Nein, bitte nicht, nein, gellte es erneut in ihm, obwohl er doch wusste, dass es keinen Sinn machte, um Gnade zu bitten. Das hatte Riko doch nur umso mehr angespornt, es schlimmer für ihn zu machen. Und dennoch waren sie da, die Worte, lauerten unter der Oberfläche seiner Panik.
 

Bitte nicht. Bitte tu mir das nicht noch einmal an.
 

„Für mehr bist du nicht zu gebrauchen, du nutzloses Stück Besitz. Deine Aufgabe ist klar und deutlich umrissen und es wird Zeit, dass sie dir jemand in Erinnerung ruft.“
 

„Und dieser jemand wirst du sein?“, fragte eine gelangweilte Stimme, die Jean um nichts in der Welt hier erwartet hatte. Panisch verdrehte Jean den Kopf um sich sicher zu sein, dass es keine Einbildung war und tatsächlich. Minyard stand in einer Ecke des Raumes, neben ihm Renee.
 

Sie waren hier. Er war… er war nicht mehr alleine. Sie… ein erleichtertes Schluchzen entkam Jean.
 

„Wie seid ihr an Muller vorbeigekommen?“, knurrte Engle und überrascht hob Minyard seine Augenbrauen.

„Oh, gute Frage. Lass mich kurz überlegen. Ach ja. Seitentüren. Grandiose Erfindung.“ Betont laut ließ Minyard besagte Tür hinter sich zufallen und blieb dort stehen. Renee hingegen trat Schritt um Schritt nach vorne und Jean folgte gebannt ihrem Weg.

„Vielleicht solltest du stehen bleiben, Blondie. Ansonsten bist du genauso fällig wie er auch“, war es dieses Mal Williams und Renee hielt inne.
 

Ihre Augen waren unleserlich, ihre Lippen eisern. „Nur damit wir uns richtig verstehen. Drohst du mir mit Schlägen und einer Vergewaltigung?“, fragte sie so ruhig, wie Jean sie noch nie erlebt hatte.

Williams lachte und gab sich den falschen Schein einer Unschuld, die er nicht hatte, während er Jean eisern auf dem Tisch hielt.

„Ist das so? Ravens, habe ich das gesagt?“

Die anwesenden Spieler verneinten geschlossen.

„Siehst du? Und jetzt mach mit oder verzieh dich, Blondie.“
 

Renee legte den Kopf schief und Jean erkannte mit plötzlicher Klarheit, dass sie ihn nicht alleine lassen würde. Auch Minyard nicht. Keiner von ihnen beiden würde ihn hier bei den Ravens lassen, in ihrer Gewalt. Er war nicht mehr alleine.

„Lass ihn los“, sagte sie, ohne auf Williams Worte einzugehen.

„Sagt wer?“

„Du kennst meinen Namen.“

„Moreaus Bückstück, ja. Seine Retterin, Schutzengel, bla…du bist unwichtig.“
 

Renee ließ sich von den beleidigenden Worten keine Sekunde aus der Ruhe bringen. „Ich möchte dich noch einmal bitten, ihn loszulassen.“

Ihr warnender Unterton machte deutlich, dass ihre Bitte nicht wirklich eine solche war, doch Williams, so arrogant wie er war und so sehr er sich im Vorteil glaubte, ignorierte sie. Er lachte höhnisch und fasste Jeans Haare enger, ließ ihn vor Schmerz aufstöhnen.

Stumm um Hilfe flehend bohrte Jean seine Augen in Renees.

„Du willst es nicht anders, Blondchen.“ Williams nickte den Anderen zu und Jean sah aus seinem eingeschränkten Blickwinkel, wie die Hölle losbrach.
 

Renee war schneller als die Ravens, die sie angriffen, ebenso wie Minyard, der seine Position an der hinteren Tür aufgab um sich um die beiden Jungen zu kümmern, die sich nicht in Renees Blickfeld befanden.

Aus seiner Position heraus hörte Jean mehr als dass er sah, dass einer nach dem anderen in einem Konzert aus unterdrückten Schreien und Stöhnen zu Boden ging. Er spürte es an Williams, der es Riko gleichtat und anscheinend versuchte, seine Haare auszureißen, bevor er und derjenige, der seine Hände auf dem Rücken fixiert hatte, abrupt von ihm gelöst wurden.
 

Unfähig sich zu bewegen, blieb Jean in der Position, in die sie ihn gezwungen hatten. Unfähig, sich zu artikulieren, spürte er dem Schmerz nach, kaum glauben könnend, dass der Grund hierfür weg war.

Erst ein schmerzvoller Aufschrei löste ihn aus seiner Starre und er rutschte vom Tisch auf den Boden, wo er zittrig sitzen blieb und verständnislos nach oben sah.
 

Vier Ravens lagen auf dem Boden, zwei hatten sich an die Tür zurückgezogen. Zwischen ihnen und Renee stand Minyard, ein Versprechen an Gewalt und Tod. Renee selbst hatte Williams mit der einer Hand an dessen Eiern gepackt und hielt ihm mit der anderen ein Messer an den Hals, dessen Herkunft Jean schleierhaft war.
 

„Ja, ich will es nicht anders“, sagte sie leise. „Ich will, dass du dich nie wieder an meinen Freunden vergreifst. Ich möchte dein Gesicht nie wieder hier sehen, nicht in der Nähe der Trojans, der Foxes und schon gar nicht in der Nähe von Jean. Nicke, wenn du das verstanden hast.“

Williams zischte, ganz der arrogante Raven, der glaubte, immer noch unter dem Schutz der Moriyamas zu stehen. „Du kannst mir nichts, Drecksnutte. Ich und mein Team zerquetschten dich zwischen meinen Fingern, wenn du es am Wenigsten vermutest. Nochmal kommst du nicht so einfach davon!“

Renee lächelte. „Bevor oder nachdem ich deine Eier zwischen meinen Händen zerquetsche, Williams?“, fragte sie freundlich und schickte ihn mit einem gezielten Griff auf die Knie.
 

Williams schrie unterdrückt auf und wollte hasserfüllt etwas erwidern, als sich die Tür hinter den dort stehenden Ravens öffnete. Jeans Augen ruckten zu dem Eingang, in der Befürchtung, dass es mehr Ravens waren, die das Verhältnis zu ihren Gunsten entscheiden würden. Doch es waren Knox und Day, die nun in den Raum kamen.
 

„Was ist hier los?“, verlangte sein Kapitän mit großen Augen zu wissen und Jean konnte nur blinzeln. Sie waren alle da, sie würden nicht zulassen, dass Williams ihm etwas tat, oder? Sie würden ihn nicht alleine lassen, oder?
 

Da war sie wieder, die zerstörerische Hoffnung auf Rettung, an die er sich wie sein dummes, elfjähriges Ich klammerte.
 

Jean sah, wie Renee das Messer in ihrer Hand versteckte und sich mit einem warnenden Blick auf Williams zu Knox umdrehte.

„Die Ravens meinten, dass sie noch etwas mit Jean zu klären hatten. Wir haben eingegriffen und ihnen erläutert, dass dem nicht so ist.“ Nüchterne Worte für das, was geschehen war und dessen Nachspiel erst jetzt in Jeans Gedanken Einzug hielt. Betäubt sah er, wie sein Kapitän auf ihn zukam, die Schritte zu schnell, das Gesicht zu emotional, die nach ihm ausgestreckten Hände ein Versprechen auf mehr Gewalt.
 

Jean wich zurück so schnell er konnte.
 

Ein Teil von ihm wusste, dass es sich bei dem Jungen vor ihm um Knox handelte und nicht um Riko. Doch dieser Junge hier war zuviel… zuviel Mann, zuviel Kapitän, zuviel Emotion, als dass es Jean in diesem Moment händeln konnte. Mit einem nicht wirklich menschlichen Laut fixierte er sich auf Renee, die ihn und nur ihn maß. Sie konnte er ertragen.
 

Knox blieb wie angewurzelt stehen. „Was haben sie getan?“, fragte er rau, doch Jean konnte ihm nicht antworten. Wollte nicht.

„Sich so verhalten, wie Ravens sich verhalten“, antwortete sie ausweichend und Jean sah mit Schrecken, wie sich Williams erhob. Arrogant klopfte er sich den Dreck von seinem schwarzen Anzug und sah angewidert auf Jean hinab. Schritt um Schritt humpelte er zurück zu den anderen Ravens.

„Jean, bist du verletzt?“ Knox erneut, mit Besorgnis in der Stimme.

Mühevoll schüttelte er den Kopf. Sein Magen schmerzte und er hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Er hatte Kopfschmerzen, seine Kopfhaut brannte und er hatte das Gefühl, dass er blutete, auch wenn Jean wusste, dass es nur Einbildung war. Erinnerungen an Gewalt, die Monate zurücklag. Ein Trauma, das er nie wirklich verarbeitet hatte.
 

Williams lachte abwertend und Jean zuckte zusammen. „Wie romantisch. Die Schwuchtel von einem Kapitän sorgt sich um seinen Backliner. Da haben sich ja zwei gefunden. Du wusstest doch hoffentlich, dass unser talentierter Franzose hier leidenschaftlich gerne Schwänze lutscht, oder, Knox? Und dass er sich ebenso leidenschaftlich gerne dabei filmt.“

Jean schloss die Augen, als er dem Unausweichlichen nicht ins Gesicht sehen wollte. Williams würde ihnen allen sagen, was mit ihm passiert war. Was ihm aufgezwungen worden war. Er würde es so hinstellen, dass er es gewollt hatte.
 

Ein Grollen verließ die Lippen seines Kapitäns, das Jean Angst verursachte. Er hörte wie Knox sich umdrehte. Vorsichtig wagte Jean ein Blick auf den blonden Jungen, auf dessen Profil, das sich Williams zugewandt hatte, ernst und eisern, ohne jedwede Freundlichkeit.

„Wie du schon selbst gerade festgestellt hast, Williams, stehe ich auf Männer. Und daher habe ich auch kein Problem damit, die Schwänze anderer Männer zu lutschen oder meinen gelutscht zu bekommen. Was Jean mit seinem Körper und seinen Vorlieben anstellt, ist hingegen alleine seine Sache und geht weder mich noch dich etwas an. Deine Worte sind daher nur eine billige Provokation eines homophoben Menschen, der mit einer Wut nirgendwo anders hinkann als sie auf Andere zu projizieren, die nicht seiner eingeschränkten Blase entsprechen, an die er sich verzweifelt klammert, weil er sonst kein Talent hat.“
 

Williams knurrte und wollte einen Schritt nach vorne machen, wurde aber von Renee davon abgehalten.
 

„Du wagst es, Trojan…“

„Du bist eine Nullnummer, Williams. Du bist auf dem Spielfeld die Ersatzbankwahl und damit momentan das Beste, was Evermore zu bieten hat, nachdem es von der internen Untersuchung zerpflückt worden ist. Sonst hättest du deine Chance niemals erhalten. Jean war schon immer besser als du und die Ravens, die hinter dir stehen. Das weißt du und deswegen willst du ihn zerstören. Wenn ich raten müsste, würde ich darauf tippen, dass er sogar ein besserer Striker wäre als du.“
 

Knox‘ Ton war so eisern, wie er autoritär war. Er hatte keinen Spielraum für Widerworte. „Ich sorge dafür, dass die die Ermittler der NCAA und die Leitung von Evermore von eurem Handeln hier erfahren, aber erst einmal wartet draußen Coach Rhemann zusammen mit eurem Trainer, dem Ausrichter des Banketts und dem Sicherheitsdienst auf euch um euch von der Veranstaltung zu schmeißen.“ Knox nickte knapp in Richtung der Tür, wo Jean die Schatten von anderen Menschen nur erahnen konnte.
 

„Das war es für euch heute Abend. Und wenn wir uns dann auf dem Spielfeld wiedersehen, vernichten wir euch, ganz ohne schmutzige Tricks. Wir werden euch so fertig machen, dass es keiner von euch mehr in die Startaufstellung schafft, geschweige denn, in eine Profimannschaft oder aber in die Nationalmannschaft.“ Knox grinste und das Grinsen war noch nie so furchteinflößend gewesen.
 

Jean schluckte mehrfach.
 

Bevor Williams auch nur einen Ton gegen die Worte seines Kapitäns sagen konnte, kamen tatsächlich Rhemann und der neue Trainer der Ravens in den Raum. Jean kannte ihn nicht, hatte ihn in seiner Zeit in Evermore kein einziges Mal gesehen.

„Raus.“ Ein knappes, leises Wort auf Japanisch, viel mehr brauchte es nicht, um alle Ravens aus dem Raum zu schaffen.
 

Als die schwarzen, unerfreuten Augen des Mannes auf Jean zum Ruhen kamen, wimmerte er unwillkürlich. Zu sehr erinnerte ihn der Japaner an den Herrn und dessen Autorität, dass er sich nun nicht unweigerlich zusammenkauern würde um sich in Demutshaltung auf den Boden zu begeben. Er hatte versagt, er war schwach gewesen und er hatte Schwäche demonstriert.

„Lord Moriyamas Anweisungen bezüglich der vergangenen Geschehnisse waren klar und deutlich. Die Spieler waren sich dieser bewusst und haben wissentlich gegen meine Befehle gehandelt. Insbesondere Mr. Williams befindet sich in einem besonderen Fokus. Es werden weitere Schritte eingeleitet“, sagte er in ruhigem Japanisch, das, wie Jean hoffte, niemand hier verstand. Niemand außer ihm und Day.
 

Jean wagte es nicht, den Blick abzuwenden, stark genug für eine Antwort war er allerdings nicht. Erst, als er Trainer sich umgedreht und den Raum verlassen hatte, wagte Jean es zumindest, wieder Luft zu holen.

Scheu huschte sein Blick zu seinem Trainer. Rhemann sah nicht erfreut aus, ganz und gar nicht. Doch er kam nicht näher, er zerrte ihn nicht an seinen Haaren auf die Beine. Er schlug ihn nicht. Weil es nicht die Art der Trojans war, rief sich Jean in Gedächtnis. Dennoch war ihm die Musterung des älteren Mannes unangenehm, insbesondere, als sie auf seinen Haaren zum Ruhen kam.
 

„So, genug gestarrt“, knurrte Rhemann und Jean fragte sich, ob der Mann es zu sich selbst sagte. „Moreau, benötigst du einen Arzt?“

Schweigend schüttelte Jean den Kopf. Er wusste, dass er zur Doktor Chandler musste, doch der Gedanke, dass er in der nächsten Zeit berührt werden würde, verursachte ihm Angst weit über die Grenzen des Ertragbaren hinaus.

„Wenn doch, dann rufe ich dir Fiona, okay?“

„Okay“, krächzte er.

„Das Komitee wird auch noch einmal mit dir sprechen wollen, aber das hat Zeit. Bis dahin glaube ich, dass du…“ Rheman sah sich suchend um und blieb an den anwesenden Jungen und Mädchen hängen. „…in guter Gesellschaft bist. Soll ich auch hierbleiben?“
 

„Es geht schon“, erwiderte er rau und Rhemann nickte nach einem weiteren, prüfenden Blick. Wortlos verließ er den Raum und lehnte die Tür an, um sie vor den neugierigen Blicken der anderen Teams zu schützen. Jean war dankbar darum. Er würde die Nerven verlieren, wenn er weiteren Reizen ausgesetzt wäre. Er brauchte Ruhe, um das, was gerade geschehen war, in den hinterletzten Winkel seines Selbst zu verschieben. Er brauchte kein Mitleid, Mitleid hatte noch nie geholfen und würde es nicht.
 

Renee kam zu ihm und kniete sich neben ihn, ihre Präsenz an seiner Seite ein Versprechen darauf, dass es gut werden würde.
 

„Jean“, holte sein Kapitän seine unsichere Aufmerksamkeit zu sich und Jean sah hoch. Knox zitterte, die Hände zu starren Fäusten geballt.

„Er ist nicht auf dich wütend“, soufflierte Renee ohne hinzusehen und Jean fragte sich, wie offen die Angst vor eben dieser Wut gerade auf seinem Gesicht oder in Knox‘ Stimme zu lesen sein mochte.

„Ja?“, krächzte Jean das Wort nach ein paar Versuchen heraus und Knox atmete tief ein.

„Möchtest du, dass ich hier bei dir bleibe oder fühlst du dich wohler, wenn ich den Raum verlasse?“
 

Er war so gänzlich anders und doch sah Jeans Angst nur Riko ihn in. Es war unfair und Jean hasste sich dafür, doch er war machtlos gegen das Gefühl.

„Letzteres“, flüsterte er beinahe unhörbar und Schmerz huschte über das braungebrannte Gesicht des blonden Jungen.

„Okay. Dann bin ich draußen. Wenn du mich brauchst, ich bin da. Versprochen.“

Jean nickte und schloss die Augen. Er hörte, wie Menschen den Raum verließen und als er sie erneut öffnete, befanden sich nur noch Renee und Minyard bei ihm. Erleichtert atmete Jean auf und lehnte sich vorsichtig an das Tischbein.
 

Mit dem Schweigen, das sie ihm schenkten, kehrten auch die Ruhe und das Vertrauen in seine Umgebung zurück, was er so dringend brauchte, um sich wieder mit der Realität zu verbinden. Er vertraute Renee, weil sie sein Schutzengel war, der ihn vor dem sicheren Tod bewahrt hatte. Er vertraute Minyard, weil seine Zeit noch nicht gekommen war. Erst in anderthalb Wochen würde dieser seinen Teil ihres Handels einhalten.
 

Sie beide schenkten ihm Ruhe und das auf vollkommen unterschiedliche Art und Weise. Renee mit ihrer Güte, Minyard mit seiner teilnahmslosen Kälte. Beide waren sie tödlich, auf ihre eigene Art und Weise.

„Ich wusste gar nicht, dass du dir Minyards Messerkampf abgeschaut hast“, sagte Jean schließlich in die eingetretene Stille, testete seine Stimme und stellte fest, dass er in der Lage war, ganze Sätze zu bilden.
 

Renees Lächeln war amüsiert. „Soll ich dir ein Geheimnis verraten, Großer?“, fragte sie ruhig und er nickte unmerklich. Sie warf einen Blick über ihre Schulter zurück zu Minyard, der eine seiner hellen Augenbrauen hob und mit den Schultern zuckte.

„Ich habe es ihm beigebracht.“
 

Überrascht weiteten sich Jeans Augen und er starrte erst Renee, dann Minyard an. Sie, die Heilige, die Sanfte, er, das mörderische Monster. Wie… was…?

„Erklärst du es mir?“, bat er und sie nickte.

„Aber nicht hier. Später und in Ruhe.“

Jean atmete zittrig ein und schluckte.
 

„Danke… Danke, dass ihr eingegriffen habt“, sagte er schließlich und Minyard schnaubte. Mit missbilligendem Stirnrunzeln wandte der Torhüter sich an Renee.

„Ich habe dir gesagt, ich will keinen weiteren Schützling.“

Renee drehte sich zu ihm um und zuckte mit den Schultern. „Du bist freiwillig mitgekommen, Andrew. Ich habe dich hierzu nicht dazu gezwungen.“

„Soll ich zusehen, dass er vor Ablauf seiner Zeit von diesen Idioten umgebracht wird?“ Pointiert lagen die hellbraunen Augen auf ihm und Jean erwiderte den Blick offen. Die Worte galten nicht Renee, sie galten ihm, waren eine Beschwerde an ihren Deal.
 

„Ich gebe mir Mühe, mich nicht umbringen zu lassen“, erwiderte Jean mit vorsichtigem Zynismus und stützte sich mit seinen Händen auf dem Boden ab, um sich hochzustemmen. Es wurde Zeit, dass er diesen Raum verließ. Er hatte genug von den Eindrücken und frischen Erinnerungen, die ihm dieses Zimmer verschafft hatte.

Renee half ihm, sich aufzurichten und hielt ihn, während er in den ersten Momenten schwankte. Übelkeit kroch seinen Rachen hoch und Jean wartete mit geschlossenen Augen ab, ob sich sein Magen beruhigte. Es brauchte etwas, doch dann hatte er Erfolg mit seiner Atmung. Den Schmerz minderte das jedoch nicht.
 

„Du hast eine Beule an deiner Schläfe. Eure Ärztin sollte sich das ansehen“, sagte Renee mit kritisch gerunzelter Stirn und Jean schnaubte. Er hob die Augenbraue.

„Ich hatte schon Schlimmeres.“

Tadelnd schnalzte sie mit der Zunge. „Evermore ist kein Maßstab.“

„Ich habe mit gebrochenen Knochen gespielt, Renee. Mit einer Gehirnerschütterung. Er hat mich nur geschlagen und mir den Kehlkopf leicht gequetscht. Nichts, für das ich einen Arzt aufsuchen müsste.“

Sie starrte ihn an und er starrte zurück. Wie immer gewann sie ihr Duell und Jean senkte mit einem Grollen den Blick. Langsam näherte sich Renees Hand seinem Gesicht und noch viel langsamer strich sie über das warme Fleisch dort. „Danke, Großer. Ich bin stolz auf dich.“
 

Jean seufzte innerlich. Aus dem Augenwinkel heraus sah er, wie Minyard sich nach seiner Beanie bückte und sie nachdenklich betrachtete, bevor er sie ihm zuwarf. Jean fing sie auf und schluckte schwer, als er seine Finger um den leichten Stoff krampfte. Seinen Kopf zu berühren, das schloss sich in diesem Moment aus. Auch nur daran zu denken, dass er in die Nähe seiner Haare kam, war eine Unmöglichkeit. Es Renee oder gar Minyard oder jemand anderen tun zu lassen, ebenso.
 

Und doch konnte er sich hier nicht ewig verstecken. Er musste sich den Anderen stellen, allen voran den Trojans.

„Soll ich?“, fragte Renee mit einem Nicken zur Mütze und Jean schüttelte den Kopf. Wenn sowieso schon alle Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet war, weil die Ravens wegen ihm der Veranstaltung verwiesen worden waren, dann würden seine Haare nur eine Ergänzung dieser Aufmerksamkeit sein und nicht der Hauptfokus. So zumindest sein Plan.

„Ich muss zurück“, erwiderte Jean leise und sah zu dem Spalt in der Tür, der etwas von dem hellen Licht des Flurs in den Raum ließ.

„Du musst erst zurück, wenn du dich danach fühlst.“ So selbstverständlich die Worte für sie waren, so selbstverständlich war die Verneinung auf Jeans Lippen.
 

„Wenn es danach geht, kehre ich nie wieder zurück“, gab er zu und richtete sich auf. Mit zittrigen Fingern richtete er sein Hemd und den Anzug, den er trug und straffte so gut es ging die Schultern. Sie sollten glauben, dass es ihm nichts ausgemacht hatte, zumindest für die letzten paar Stunden des Abends und der sich anschließenden Party in der Nacht. Wie Jean diese überstehen sollte, wusste er noch nicht wirklich.
 

„Was haben sie getan, bevor wir gekommen sind?“, überraschte Minyard Renee und Jean gleichermaßen mit seiner ruhigen Frage.

Jean schnaubte. „Mir gedroht. Mich geschlagen und gewürgt. Alles andere habt ihr verhindert.“

Minyard rollte mit den Augen. „Trottel.“

„Andrew“, tadelte Renee und Jean blinzelte.

„Wie bitte?“

„Du bist wegen Kevin weggerannt, obwohl es klar war, dass die Arschlöcher dich auf dem Kieker haben werden. Das ist dumm. Day ist das nicht wert.“

Verächtlich schnaubte Jean. „Bei letzterem gebe ich dir Recht.“

„Dann sei keine Belastung.“

„Werde ich nicht sein“, erwiderte Jean und ebenso wie Minyard auch dachten sie nicht an das Handeln der Ravens.
 

Der blonde Junge stieß zischend Luft zwischen seinen Zähnen hervor und drehte sich um. Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum und ließ Jean alleine mit Renee zurück.

„Soll ich hier bleiben?“, bot sie an. Hier in Los Angeles. Hier bei dir. Was für eine schöne Vorstellung das war. Doch Jean schüttelte den Kopf. Wenn sie hier bliebe, dann würde er sich nicht mehr sicher genug sein, dessen war er sich sicher.

„Ich bekomme das hin.“

„Das habe ich nie bezweifelt, Großer.“
 

Ernst und offen begegnete Jean ihren Augen. „Ich bin dir dankbar, Renee. Für alles, was du für mich getan hast und tust.“

„Immer wieder und jeder Zeit“, bekräftigte sie und deutete dann zur Tür. „Bereit?“

Unsicher folgte Jean ihrer Blickrichtung. Bereit war er nicht, würde er noch lange nicht sein, auch weit über diesen Abend hinaus. Aber er konnte sich aufraffen und Stärke vor sich her tragen wie einen Schutzschild. Wie in Evermore auch. Jahrelang hatte er das praktiziert, nun würde es auch für einen Abend gehen.
 

Jean steckte die Beanie in seine Hosentasche und wandte sich zur Tür. Schritt um Schritt trat er an Renees Seite nach draußen, trat auf den Flur, begegnete den sorgenvollen Augen seines Kapitäns, die sich nun überrascht weiteten, als er die fehlende Beanie sah. Neben ihm stand Day und Jean wandte den Blick ab.

„Ich gehe zurück an den Tisch oder ist etwas Anderes geplant?“, fragte er Knox und dieser schüttelte den Kopf.

„Alle noch da, bis auf die Ravens. Sie wurden vom Sicherheitsdienst nach draußen eskortiert.“

Jean nickte und warf einen letzten Blick auf Renee, die ihm aufmunternd zunickte, bevor sie sich an Day wandte.
 

„Was hast du ihnen erzählt?“, fragte Jean.

„Nichts, außer, dass es einen Zusammenstoß zwischen dir und den Ravens gab, wir aber das Schlimmste haben verhindern können. Allerdings…“ Knox stockte. „…stimmt das auch wirklich?“

Jean wusste, dass die Frage ihre Berechtigung hatte. Schließlich war er vor seinem Kapitän zurückgewichen. Er hatte sich nicht von ihm anfassen lassen, was in Knox‘ Augen vermutlich den Rückschluss zuließ, dass die Ravens mehr getan hatten, als es augenscheinlich der Fall war.

„Es ist nichts weiter passiert“, erwiderte er indifferent und Knox glaubte ihm kein Wort.
 

„Wir können auch nach Hause fahren. Du musst nicht hier bleiben.“
 

So sehr Jean das Angebot auch verlockte, so wenig würde er es annehmen können. Er würde nicht schwach sein. Niemals.
 

„Es geht.“

„Sicher?“

Anstatt einer Antwort betrat er nun den Festsaal und setzte sich unter den Blicken seines Teams und der Foxes zurück auf seinen Platz. Natürlich war er sich bewusst, worauf ihre Aufmerksamkeit gerichtet war. Natürlich war er sich der stummen Fragen bewusst.
 

Es brauchte seine Sekunden, bis Jean seinen Blick heben konnte und die Trojans offen anstarrte. Alvarez, mit all ihrem Wissen um seine Haare, die nicht im Geringsten überrascht war und ihm mit einem aufmunternden Lächeln begegnete. Laila, die anscheinend nichts darüber gewusst hatte und ihn mit großen, traurigen Augen anstarrte, in denen Tränen schwammen. Ajeet, der mühevoll schluckte. Fahima, deren Sanftheit sich in Härte umwandelte, als sie begriff, was sie sah. Logan, der wegsah und auf den Tisch starrte, als könne ihn dieser vor dem Anblick bewahren. Valentine neben ihm, mit bleichem Gesicht und erschrocken geöffneten Lippen.
 

Als Knox neben ihm auftauchte, konnte Jean ein Zusammenzucken beim besten Willen nicht verhindern.
 

„Ist es okay, wenn ich mich setze?“, fragte sein Kapitän und perplex nickte Jean.

„Natürlich. Es ist dein Platz“, erwiderte er und langsam ließ sich Knox nieder, ebenso wie Renee und Minyard ihm gegenüber.
 

Nur Day fehlte und das war auch gut so. Wenn der andere Junge auch nur den Mund aufgemacht hätte, hätte Jean vermutlich den Drang, ihm einen Kinnhaken zu verpassen, nicht unterdrücken können.
 

~~**~~
 

Dass Jean den ganzen Abend unter Beobachtung – unter Schutz – stand, war ihm klar gewesen, als er Knox‘ besorgten Gesichtsausdruck gesehen hatte. Dass dieser Schutz sich aber auch darauf erstreckte, dass er Begleitung erhielt, wenn er das Wasser loswerden wollte, das er den ganzen Tag getrunken hatte, damit hatte er nicht wirklich gerechnet und war dementsprechend ungnädig, als er merkte, dass ihm Minyard wie ein Schatten folgte und mit dem blonden Teufel auch sein feiges, grünäugiges Protegé.
 

Zu dritt standen sie nun im leeren Toilettenraum für Männer und Jean verschränkte die Arme. Wütend starrte er die Beiden nieder und bekam eine Mischung aus Vorsicht und Ausdruckslosigkeit als Gegenleistung dafür, was er beides überhaupt nicht zu schätzen wusste.

„Dich kann man nicht alleine lassen und er will reden“, deutete Minyard zuerst auf ihn, dann auf Day und rollte mit den Augen.

Jean war versucht, es ihm gleich zu tun, hielt sich aber zurück und starrte Day offen in das Gesicht.
 

„Jean, bitte, hör mir zu“, begann der Junge, den er einmal Freund genannt hatte mit eben jener Intonation, die ihn Jean gleich viel Schönes wie Schreckliches auslöste. Viele Evermorenächte lang hatte ihn diese Stimme vor der allumfassenden Dunkelheit bewahrt um dann mit einem einzigen Satz einen Verrat zu zementieren, der Jean beinahe zerstört hatte.

Anscheinend nahm Day sein Schweigen als das, was es nicht war: eine Aufforderung fortzufahren und ihm näher zu kommen.
 

„Ich hätte dich nicht dort zurücklassen sollen. Ich hätte stark genug sein sollen, dich da rauszuholen. Ich hätte alles daran setzen müssen, dich aus ihren Klauen zu befreien“, spulte er die alte Leier ab und Jean hob die Augenbraue. Mit jedem Wort rauschte sein Puls mehr in seinen Ohren, wurde seine Wut größer und verzehrender. Mit jeder Sekunde, die Day damit seine Erinnerungen an Evermore heraufbeschwor und an jede, schicksalshafte Nacht.

„Ich hätte Riko Widerstand leisten müssen. Ich hätte mich an die NCAA wenden sollen.“

Jean ballte seine Hände zu Fäusten. Er war nicht stabil genug für diese Art der Unterhaltung, wirklich nicht.
 

Natürlich interessierte das Day nicht. Natürlich sah er nur seinen Vorteil aus dem Ganzen, nämlich, sich ihm gegenüber auszukotzen und seine nichtigen Entschuldigungen hervorzubringen, die Jean ihm schon in Abbys Haus verwehrt hatte.
 

Selbst Alvarez hatte mehr Fingerspitzengefühl als der Striker, der vor ihm stand und der seine Hände nervös knetete.
 

„Ich hätte so vieles tun können, aber…“
 

Weiter kam Day nicht, als Jean ihm seine Faust ins Gesicht trieb und befriedigt dabei zusah, wie dessen Kopf unter der Wucht des Schlages zur Seite ruckte. Erst verspätet bemerkten auch die Schmerzrezeptoren seiner nicht gut verheilten Fingerknochen, dass es nicht das Klügste war, was er hätte tun können und er keuchte schmerzerfüllt auf. Unterdrückt fluchend schüttelte er seine Hand aus und wich keine Sekunde später vor Minyard zurück, der erst jetzt reagierte, entweder, weil er zu langsam oder zu unaufmerksam gewesen war.
 

Jean glaubte an keine der beiden Möglichkeiten, wusste aber, dass Days Schatten keinen Spaß verstand, was seinen grünäugigen Schützling anbetraf. So war die Warnung in den Augen auch unmissverständlich.

„Wirklich, Moreau?“, schnarrte Minyard auf seine ganz eigene Art und Weise furchteinflößend und tobringend und Jean schnaubte.

„Bedrohst du mich etwa?“

„Du wärst nicht der Erste, der eine fatale Fehleinschätzung trifft.“

Jean lachte, seine überreizten Nerven ein Wechselspiel an Belustigung und cholerischer Wut, die sich ihren Weg nach oben bahnen wollte.

„Was willst du denn machen, mich früher umbringen als geplant?“, höhnte er zügellos und begriff erst bei dem verwirrten Aufkeuchen hinter Minyard, dass Day anscheinend zugehört hatte.
 

Erst nach und nach spielte das eine Rolle und Jean begriff, was er in seiner blinden, zerstörerischen Wut gerade getan hatte. Die erhobene, blonde Augenbraue des Jungen vor ihm teilt ihm mit, wie dumm seine Wut gewesen war und Jean schluckte mühevoll.
 

Schneller, als es ihm lieb war, richtete sich Day auf und wischte sich das Blut, was sich in seinem Mundwinkel gesammelt hatte, weg.

Verwirrt sah er von Minyard zu ihm und wieder zurück.

„Andrew…?“

Der Torhüter atmete tief ein und erwiderte herausfordernd Jeans hilfesuchenden Blick.

„Jean, was hat das zu bedeuten? Andrew? Was soll das heißen?“

„Nichts, Day, das ist nicht deine Angelegenheit“, zischte Jean und erkannte erneut zu spät, dass das, was er gesagt hatte, genau das Falsche gewesen war, hatte er doch bestätigt und nicht abgetan, was Day hinter seinen bis zu dem Zeitpunkt unwissenden Worten vermutet hatte.
 

„Es war blöde dahingesagt, ein Sprichwort“, versuchte er zu retten, was zu retten war, doch zu spät. Day streckte die Hand nach ihm aus und Jean wich zurück. Zweimal, bevor der andere Junge es gut sein ließ. Den Horror und das Unverständnis konnte er damit aber nicht tilgen.

„Andrew, bitte, erkläre mir das“, flehte er.

„Nicht meine Geschichte.“

Jean schnaubte verächtlich, wurde sich allerdings bewusst, dass Minyard damit durchaus Recht hatte. Er hatte um diesen Deal gebeten, Minyard hatte ihn nicht eingefordert.

Days Augen kamen bittend auf ihm zum Liegen und Jean drehte sich weg.
 

„Misch‘ dich nicht in Sachen ein, die dich nichts angehen… und mach einfach mal das, was man von dir erwartet“, zischte Jean, doch Day ließ sich davon nicht einschüchtern.

„Du planst einen Mord, Andrew? An Jean? Das lasse ich nicht zu.“

Minyard rollte mit den Augen. „Ich plane keinen Mord an Moreau“, erwiderte er und keines der Worte war eine Lüge. Rein technisch gesehen. Assistierter Selbstmord, ja. Mord. Nein.

„Was dann?“
 

Es war Jean, dem der Kragen platzte. Kevin Days selbstgerechter Zorn war das Widerlichste, was er in der letzten Zeit gesehen hatte. Jetzt tat er so, als würde er sich dafür interessieren, was Jean tat? Nachdem es Renee und Josten waren, die ihn aus Evermore befreit und ihn davon abgehalten hatten, wieder zurück zu kehren?

„Minyard und ich haben eine Abmachung, die dich nichts angeht. Diese Abmachung ist in beiderseitigem Willen getroffen worden und geht, ich wiederhole es, dich nichts an. Du hast dich ein Jahr lang nicht darum gekümmert, ob Riko mich umbringt oder nicht, dann wirst du dich auch jetzt nicht um mein Leben oder Sterben kümmern, hast du mich verstanden?“ Jean grollte hasserfüllt, insbesondere jetzt, da Day tatsächlich den Kopf schüttelte.
 

„Das kann ich nicht zulassen, Jean. Du… du kannst nicht einfach… und du, Andrew! Du kannst noch viel weniger…“, stotterte Day und Jean lachte höhnisch.

„Ich kann, ich werde und es ist meine Entscheidung. Endlich ist es meine, eigene Entscheidung, meine Wahl, die ich getroffen habe und in die mir niemand reinreden wird, schon gar nicht du!“
 

Day wäre nicht Day, wenn er auch nur einen Funken Einsicht zeigen würde. „Nein! Nein, das werde ich nicht akzeptieren! Ich sehe doch nicht zu, wie du deinem Leben ein Ende setzen lässt. Das kannst du vergessen, Jean, das werde ich niemals mittragen. Ich werde dafür sorgen, dass Wymack und Rhemann das erfahren!“
 

Noch während Day sich umdrehte, um den Raum zu verlassen, war Jean erneut bei ihm und donnerte ihm mit dem Rücken an die Toilettentür. Dieses Mal hielt Minyard ihn nicht auf und Jean presste seinen Unterarm gegen Days Hals.
 

„Das wirst du nicht“, sagte er mit tödlicher Ruhe und wurde mit der Wut des Foxes konfrontiert, die klar und deutlich in den grünen Augen stand.

„Du kannst mich nicht abhalten.“

Jean lächelte und an dem Lächeln war nichts Freundliches. Im Gegenteil.

„Doch, das kann ich und zwar aus zwei Gründen.“

„Und zwar?“, fauchte Day, wehrte sich aber nicht gegen den ihn haltenden Griff. Jean hielt seinen rechten, krummen Zeigefinger hoch.

„Nummer eins. Du willst Vergebung, denn aus keinem anderen Grund lässt du mich nicht in Ruhe. Du möchtest, dass ich dir dein feiges Handeln vergebe, das dich Jahre an Folter hat mit ansehen lassen. Du willst Absolution für dein schlechtes Gewissen. Die bekommst du. Wenn du schön still bist und deine Klappe hältst, vergebe ich dir noch am Tag meines Todes und du kannst mit reinem Gewissen deine Exykarriere weiterführen.“
 

Day schwieg, doch in seinen Augen sah Jean immer noch Widerstand, den er zu brechen gedachte.
 

„Kommen wir zu Nummer zwei, die dich weitaus mehr interessieren dürfte als meine Vergebung“, fuhr er fort und hob zusätzlich den Mittelfinger, ebenso missgeformt durch Rikos Handeln.
 

„Wenn du zu irgendjemandem gehst, irgendjemandem sagst, was du hier gehört hast, und verhinderst, dass Minyard und ich unseren Deal abschließen können, dann werde ich über meine Social Media-Accounts und über Sport-Interviews der ganzen Welt bekannt geben, dass der heißgeliebte Star unseres Sportes daneben gestanden hat, während ein Spieler in Evermore fünfmal vergewaltigt und über neun Jahre hinweg systematisch gefoltert wurde. Selbst wenn es nicht zu einer Anklage gegen dich reichen sollte, so bist du sportlich tot. Niemand wird einen Spieler, der tatenlos dabei zugesehen und nicht eingegriffen hat, auf dem Titelbild seines Magazins oder seiner Kampagne haben wollen. Niemand wird dein Gesicht als Aushängeschild haben wollen. Und viel wichtiger: keine Mannschaft wird dich mehr haben wollen, schon gar nicht die Nationalmannschaft. Mischst du dich hier ein und nimmst mir das, was ich will, zerstöre ich dein Leben, deine Karriere und deine Träume, Kevin Day.“
 

Die Stille, die seinen Worten nachfolgte, war ohrenbetäubend.
 

Day rang nach Worten, ohne Erfolg. Minyard schwieg, eine schwere Präsenz in Jeans Rücken. Jean hatte alles gesagt, was er zu sagen hatte und abwartend starrte er dem anderen Jungen in die Augen, in die nun Tränen traten. Natürlich. Schließlich ging es ja auch um Exy, Kevins Lebenswerk. Das war schon ein Grund zum Weinen.
 

„Warum?“, flüsterte er rau und Jean zischte.

„Warum was?“

„Warum willst du nicht mehr leben?“, fragte Kevin, während nun tatsächlich die ersten Tränen seine Wangen hinunterliefen. Jean sollte sich an ihnen laben, er sollte glücklich sein mit dem, was er angerichtet hatte, doch das war er nicht. Die Rache, so süß sie auch sein sollte, war schal und bitter.

„Die Nacht meines Abschlusses wäre sowieso meine letzte Nacht gewesen und nun ziehe ich dieses Datum vor, damit all das hier, all der ganze Scheiß, endlich ein Ende hat! Nach neun Jahren und ohne eine nennenswerte Zukunft habe ich einfach genug.“
 

Jean war immer lauter geworden, bis er schlussendlich schrie und Day mit jedem einzelnen Wort erneut gegen die Tür presste. Der andere Junge ließ es geschehen, ohne dass er sich dagegen wehrte, stumm weinend.

„Aber die Trojans…“, presste er hervor.

„Ich werde die Erwartungen der Trojans an mich nie erfüllen können. Nie!“, fuhr Jean ihm unwirsch über den Mund. „Sie sind hell und freundlich und lebensfroh. Sie baden in der Sonne und dem Meer, sie blicken mit Freude auf die Zukunft. All das habe ich nicht.“

„Das ist nicht wahr!“, begehrte Day auf und Jean löste sich angewidert von ihn.

„Kein weiteres Wort mehr, Day, oder ich mache meine Drohung hier und jetzt wahr.“
 

Hilflos irrten die grünen Augen zu Minyard.

„Wir gehen, Kevin“, ertönte dessen sonore Stimme in Jeans Rücken und der blonde Torhüter tauchte an seiner Seite auf. „Und natürlich wirst du nichts zu niemandem sagen.“

Finale Worte, ein eiskalter Befehl, der mit der Sicherheit ausgesprochen worden war, dass ihm gehorcht werden würde.
 

„Nein…ich…ja…ich…schweige. Ich…“ Day verstummte. „Wann wird es sein?“
 

Jean grollte und trat einen Schritt zurück, weiter in den Raum hinein. „Nicht heute.“
 

„Kevin, wir gehen“, wiederholte Minyard und packte seinen Striker mit ungeahnter Kraft am Arm, zog ihn aus dem Raum heraus, dessen Leere und Stille Jean vorkam wie der Tod selbst. Er zählte darauf, dass Day seine Karriere wichtiger war als die Verhinderung seines Selbstmordes. Warum sollte der andere Junge nach einem Jahrzehnt sich plötzlich anders verhalten?
 

Das war mehr als unwahrscheinlich.
 

~~~~~~~~~

Wird fortgesetzt.


Nachwort zu diesem Kapitel:
*räuspert sich*
*schlendert davon*

Man liest sich. *flöt* *flücht* Komplett anzeigen

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