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Ein Chef zum Verlieben

Mann mit Kind sucht Mann mit Saldenlisten
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
- Habe ich für Kais Haus basically dieses hier mit ein paar kleinen Änderungen und kreativen Ergänzungen gewählt? Vielleicht.
- Yuriy bezieht sich in seiner Aussage zu Hugh Grant und Julia Roberts natürlich auf den Klassiker Notting Hill.
- Dank und Lob für den Titel und die emotionale Unterstützung wieder an die Supportgruppe! Komplett anzeigen

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Frühstück bei Kai

„Du hast da ‘n Stück Gurke im Haar“, sagte Boris, nachdem Yuriy heimgekommen war und sich neben ihn auf die Couch hatte fallen lassen.

Yuriy zeigte ihm den Mittelfinger und neigte ihm dann den Kopf zu. Boris pflückte die Gurkenscheibe aus seinen Haaren, musterte und steckte sie sich dann achselzuckend in den Mund, bevor Yuriy ihn aufhalten konnte.

Yuriy starrte ihn an. „Warum?“

„Ich hab‘ ja nix zu verschenken“, sagte Boris, „wenn ich jetzt die Nudel auf deinem Hemd noch kriege, dann ist es fast schon ein Abendessen. Das war übrigens nicht, was ich mit All You Can Eat Buffet gemeint habe, Yura.“

„Wir wurden von Eichhörnchen attackiert“, sagte Yuriy düster und pflückte die erwähnte Nudel von seinem Hemd. „Wir waren gerade richtig schön im Knutschen, dann kommen diese Viecher und glauben, dass sie sich über mein Essen hermachen können.“

„Und, wer hat gewonnen?“

„Wir“ sagte Yuriy weiterhin düster und reichte Boris die Nudel, „aber zu welchem Preis? Ich muss dieses Hemd jetzt in die Wäsche werfen.“

„Das ist der Preis? Da haben es dir diese Eichhörnchen aber echt hart gegeben.“ Boris grinste und zauste ihn sachte. „War es das Geknutsche wenigstens wert?“

Yuriy gab ein Grollen von sich, beugte sich vor und vergrub das Gesicht in den Händen. „Ja. So, so sehr.“

„Warum bist du dann so fertig?!“

„Weil er so süß ist!“, erwiderte Yuriy aufgebracht zwischen seinen Fingern hindurch. „Ich halte das nicht aus, Borja, ich schaffe das nicht! Ich wollte die ganze Zeit seine verdammte Hand halten, wie schwul ist das?“

„Ja, das ist schon ziemlich schwul“, sagte Boris und sah drein, als ob er nur mühsam ein Lachen unterdrückte. „Ich fürchte, der Straight-Zug ist für dich aber spätestens abgefahren, als du mit sechzehn den Sohn der Karamasovs geküsst hast.“

„Er hieß Alexej und ich hatte eine harte Dostoewskij-Phase, kann mich irgendwer dafür verurteilen?“, fragte Yuriy automatisch und sah auf. „Das ist aber nicht der Punkt.“

„Nein“, sagte Boris fast schon beschwichtigend, „der Punkt ist, dass du ihn nicht nur scharf findest, sondern verknallt bist und jetzt Panik schiebst. Was bescheuert ist, weil ich echt nicht weiß, was du dir erwartet hast, wenn du mit dem Kerl ein verdammtes Picknick mit deinen Gurkensandwiches machst.“

„Und ich zeige ihm am Sonntag in seiner fetten Kapitalistenküche, wie mein kommunistischer Nudelsalat gemacht wird.“

„Und du zeigst ihm am Sonntag in seiner fetten Kapitalistenküche - wie bitte?“

„Ich brauche eine Zigarette“, erklärte Yuriy und erhob sich, um in die Küche zu marschieren und das Fenster zu öffnen, hindurchzusteigen und sich auf die Feuerleiter zu setzen. Wenig später kletterte Boris hinterher, zwei Flaschen Bier und eine Packung Zigaretten in der Hand, und setzte sich neben ihn. Bier und Glimmstängel wurden verteilt, dann holte Boris das Feuerzeug aus der Hosentasche und gab Yuriy Feuer, ehe er seine eigene Zigarette anzündete. Yuriy lehnte sich gegen seine Schulter und nahm einen tiefen Zug, dann noch einen, bis das Nikotin ihn beruhigte. Oder er es sich zumindest einbildete.

„Ich hab das Gefühl, dass das eine schlechte Idee ist”, gab er dann nach einem Moment zu. „Es hat sich zu gut angefühlt. Zu richtig. Sowas geht nie gut.”

„Du bist ein Lappen”, erklärte Boris gewohnt liebenswürdig und öffnete sein Bier. „Überdenk’ das alles doch nicht so hart. Du tust ja so, als ob du ihn heiraten müsstest, um ihn vor der sozialen Schande zu bewahren, sobald ihr miteinander gevögelt habt. Geh’ am Sonntag in seine Kapitalistenküche, sing’ die Internationale und dann zeig’ ihm, was du alles mit Nudeln machen kannst. Und damit meine ich nicht nur den Salat.”

„Das habe ich schon verstanden, bitte erklär’ es jetzt nicht-”

„Ich meine Penisse, Yura. Zeig’ ihm, was du alles mit Penissen machen kannst.”

„Ich hasse dich”, erklärte Yuriy zutiefst überzeugt, wurde aber nur ausgelacht, ehe Boris sich zu ihm lehnte und mit der Unterseite des Daumens sachte über Yuriys Braue glitt, bis diese nicht mehr gerunzelt wurde. 

„Du bist doch sonst nicht so”, sagte Boris und musterte ihn aufmerksam. 

Yuriy zuckte mit den Achseln und schwieg. Er konnte nicht recht erklären, warum er das Gefühl hatte, dass es hier jetzt schon um mehr ging als nur einen raschen Fling. Sicher, ein Grund dafür war die Tatsache, dass Kai sein Vorgesetzter war, aber das war nicht alles. Er schüttelte den Kopf über sich selbst und aschte durch das Geländer der Feuerleiter hindurch. Um sie herum begann London, sich für das Nachtleben bereit zu machen und das Glitzerkleid auszupacken. Yuriy dachte an Kai und sein Lächeln und hielt das Glühen in seiner Brust fest, das sich dabei in ihm breitmachte. Boris hatte vermutlich Recht: Es war besser, die Sache nicht allzu hart zu überdenken, sondern einfach zu genießen, solange sie anhielt. 

 

Er hatte mit Kai ausgemacht, dass er sonntags eher am Nachmittag bei ihm aufkreuzen würde. Als Kai ihm die Adresse getextet hatte, hatte er allerdings erst einmal geschluckt, denn sein Weg führte ihn mitten in das Herz von Hampstead, einem der Bezirke Londons, in dem die reichste Bevölkerung lebte. Spätestens als er trotz Sonnenbrille mit zusammengekniffenen Augen an der edwardianischen Fassade von Kais Heim hinaufstarrte, fühlte er sich in der beinahe gespenstisch adretten Gegend in seinen schwarzen Hosen und dem Shirt mit Vintage-Sowjet-Propaganda relativ fehl am Platz.

Er zuckte zusammen, als sein Handy vibrierte. Ein Blick auf den Bildschirm verriet ihm, dass es Julia war.

„Hast du Bock, mit mir nach Camden zu fahren?”, fragte sie ohne Umschweife. „Ich brauche einen neuen Nachttisch und wollte stöbern gehen.”

„Geht nicht”, sagte Yuriy, „Ich bin gerade der Hugh Grant zu Mr. Chefschnuckels Julia Roberts, nur dass ich Buchhalter und kein Buchhändler bin und er in fucking Hampstead wohnt und nicht Notting Hill.”

Einen Moment lang war es still. Dann fragte Julia: „Wo zum Fick bist du?”

„Hampstead”, sagte Yuriy ungeduldig, „bitte hol’ mich ab. Ich hab’ es mir anders überlegt, kein Arsch der Welt ist es wert, hier Nudelsalat zu machen. Ich hab’ das Gefühl, dass mich gleich die Frauen von Stepford abholen.”

„Scheiße, Mann”, sagte Julia, die absolut keine Berechtigung hatte, so schamlos begeistert zu klingen, „bist du gerade bei unserem Chef daheim?!”

„Ich glaube, so weit schaffe ich es gar nicht”, sagte Yuriy und ließ den Blick durch die Nachbarschaft wandern, „ich bin mir relativ sicher, dass mich schon mindestens drei scharfgemachte Drohnen im Blick haben und der Nachbar nur darauf wartet, die Rottweiler von der Swarovski-Leine zu lassen.”

„Sei nicht so dramatisch”, sagte Julia, „und schick mir dann Fotos vom Haus. Oh mein Gott, das ist so aufregend. Ich hätte nie gedacht, dass das wirklich klappt.”

„Klappt?”, hakte Yuriy verdattert nach, „was meinst du mit ‘klappt’?”

„Ach, gar nichts, das war nur so dahergesagt. Na gut, dann meld dich nachher bei mir, ich will sämtliche Details hören! Und verwend’ ein Kondom!”

„Julia”, zischte Yuriy, aber sie hatte bereits aufgelegt und ihn zurückgelassen. Mit einem tiefen Seufzer steckte er das Handy ein, musterte noch einmal die Fassade und fasste sich dann ein Herz, um entschieden die Klingel zu drücken. 

Es dauerte einen Moment, bis die Tür aufging und Yuriy war beinahe schon erleichtert, Kai zu sehen - dann musste er ein Lächeln unterdrücken. Kais Haare waren vollkommen zerzaust. Er trug zu Yuriys großer Erleichterung ebenfalls ein T-Shirt - Bowie in seiner Ziggy-Stardust-Phase, wie er mit Amüsement feststellt - zu ausgeblichenen Jeans und auf seiner Nase saß eine Brille, die Yuriy noch nie gesehen hatte, ein fast schon grotesk hässliches Ding mit dickem schwarzem Rahmen, das seinem Gesicht keinen Gefallen tat. Er blinzelte einen Moment, dann lächelte er Yuriy warm und ein wenig verlegen an und öffnete die Tür weiter. 

„Hi”, sagte er und Yuriy konnte seine Hand an seinem Oberarm spüren, als er sich automatisch zu ihm beugte und ihn links und rechts auf die Wange küsste. „Äh, ich wollte mich ehrlich gesagt noch ein bisschen herrichten für dich, aber wir hatten sowas wie eine Krisensitzung, also musst du mit dem hier vorlieb nehmen.”

„Mir gefällt, was ich sehe”, schnurrte Yuriy und drückte erneut einen Kuss auf Kais Wange, woraufhin er spürte, wie sich dessen Finger einen Moment lang tiefer in seinen Arm drücken, ehe er losgelassen wurde. „Ganz ehrlich, es ist immerhin Sonntag. Es wäre mir unheimlich gewesen wenn du …” 

Ihm stockte einen Moment lang der Atem angesichts der Eingangshalle, die sich ihm präsentierte: Ein eleganter, ovaler Raum mit Marmorboden, von dem mittig eine Treppe wie aus Vom Winde verweht in ein oberes Stockwerk führte, links und rechts davon jeweils eine Tür. Die linke davon war offen, sodass man hinter ihr einen weiteren Raum erahnen konnte. Er hatte gewusst, dass Kai Geld hatte, aber die fetten Ölschinken mit halbnackten Menschen im Foyer und die nach oben gereckte Marmorstatue eines tanzenden Fauns machten ihm diese Tatsache erst so richtig bewusst. Gott, worauf hatte er sich da eingelassen?

„… wenn du wie aus dem Ei gepellt aussehen würdest”, beendete er seinen Satz schließlich und hoffte, dass die Pause nicht zu lang gewesen war. „Schuhe aus?”

„Bitte”, sagte Kai mit einem Lächeln und deutete auf einen Schrank, der so passgenau in die champagnerfarbene Tapete des Foyers eingebettet war, dass Yuriy ihn zuerst gar nicht wahrgenommen hatte. „Willst du Kaffee? Ich brauche nämlich definitiv Kaffee.”

„Bitte”, sagte Yuriy, der sich recht sicher war, dass es noch nicht gesellschaftsfähig war, um diese Uhrzeit nach Schnaps zu fragen, auch wenn ihm danach eher als nach Kaffee gewesen wäre. Er stellte seine Schuhe in den Schrank, der sich als begehbare Garderobe herausstellte - natürlich - und folgte dann Kai durch den Türbogen links von der Treppe, nur um erneut den Kopf zu schütteln. 

Ein viereckiger Raum mit dunklem Parkettboden öffnete sich vor ihm, der sicher so groß war wie das ganze Apartment, das er sich mit Boris teilte. Auf der gegenüberliegenden Seite von der Tür, durch die er eben getreten war, sorgten vier deckenhohe, schwarz gerahmte Fenster und ein dazwischenliegender, mit ebenso hohen Fenstern ausgekleideter Erker, in dem ein Flügel stand, für ausreichend Licht. Der rechte Teil des Raums wurde fast vollständig von einer Küche in Beschlag genommen, die an der Wand entlang lief und durch einen Küchenblock in Anthrazit abgerundet wurde, an dem auf einer Seite bequem wirkende Barhocker mit rotem Samtbezug standen. Die linke Seitenwand wurde vollständig von einem deckenhohen Bücherregal gefüllt, in dem nicht nur, aber vor allem Bücher standen, die tatsächlich so wirkten, als ob sie gelesen worden waren. Auf einem teuer aussehenden, cremefarbenen Teppich mit Randmustern in dem gleichen Rotton wie jenem der Barhocker stand ein Dinnertisch aus dunklem Holz, der mit seinen cremefarbenen Stühlen zehn Leuten Platz bot. Was Yuriy am meisten faszinierte war die Galerie mit ihrem elegant gedrechselten Geländer aus dunklem Holz, die etwa zwei Meter unter der Decke verlief und vermutlich vom oberen Stockwerk aus betreten werden konnte. 

„Will ich wissen, wieviel das hier gekostet hat?”, fragte Yuriy und riss sich los, um sich zu Kai in die Küche zu gesellen und ihm dabei zuzusehen, wie er mit einer Kaffeemaschine hantierte, die absolut nichts mit der Filtermaschine gemeint hatte, die von Boris angeschafft worden war. 

Kai zuckte mit den Achseln und drückte einen Knopf, woraufhin die Maschine begann, Bohnen frisch zu mahlen und wenig später eine weiße Porzellantasse mit Kaffee zu füllen. „Ganz ehrlich? Mein Großvater hat vor zirka vierzig Jahren einen verdammt guten Deal gemacht. Das hier war mal eine Bibliothek, die insolvent gegangen ist, also hat er sie gekauft, als Wohnhaus hergerichtet und das Haus ist seitdem in Familienbesitz. Heute würde ich mir das vermutlich auch nicht mehr leisten - weder können noch wollen. Es ist absurd viel Platz für drei Leute. Früher waren es wenigstens mein Großvater, meine Eltern und ich. Milch? Zucker?”

„Milch, bitte”, sagte Yuriy und nahm wenig später die Tasse entgegen. „Du bist also hier aufgewachsen?”

Kai nickte. „Ich denke immer mal wieder darüber nach, es zu verkaufen, aber ich hänge daran. Außerdem haben wir es so mühsam durch die ganzen Prozesse gerettet, das würde mir dann fast wie … es klingt bescheuert, aber es würde mir fast wie Verrat vorkommen. Außerdem liebe ich den Garten.”

„Bekomme ich eine Hausführung?”, fragte Yuriy und blinzelte Kai über den Rand seiner Tasse hinweg an.

„Wenn du eine möchtest, bekommst du natürlich eine”, sagte Kai mit einem Lächeln und schenkte sich selbst eine Tasse Kaffee ein, dann rückte er sich mit einer sichtlich unbewussten Geste die Brille auf der Nase zurecht. Yuriy biss sich auf die Lippen, dann trat er ohne nachzudenken näher und schob Kai eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht, fing seinen Blick ein, als er mit dem Daumen über seinen Wangenknochen glitt, dann sachte über seinen Mundwinkel.

„Natürlich möchte ich”, murmelte er, die Kaffeetasse vergessen in der Hand, die nicht über Kais Unterkiefer und Hals streichelte, „ich will alles von dir sehen.”

„Gottverdammt”, knurrte Kai, packte ihn am Shirt und zog ihn zu sich, bis ihre Lippen aufeinander krachten. Seine Brille verrutschte, als Yuriy seine Tasse neben die von Kai stellte und ihn dann an den Hüften packte, um ihn gegen den Küchenblock zu drücken. Er konnte fühlen, wie Kais Hände unter sein Shirt glitten und seine Fingernägel sich in seine Schulterblätter gruben, als sie sich küssten und küssten und küssten. Das Herz hämmerte gegen Yuriys Rippen; er drückte sich gegen Kai, fuhr mit den Fingerknöcheln über dessen Rückenwirbel, bis er ihn schaudern spürte, biss ihm sachte in die Unterlippe und küsste sich dann über sein Kinn hinab, tiefer, tiefer. Er konnte Kai erneut aufgrollen hören und begann zu kalkulieren, ob es funktionierte, ihn hier auf diesen Küchenblock zu setzen, die Jeans von den Hüften zu reißen und - 

„Hallo, Papa, was machst du da mit dem Regenbogenmann?”, fragte da eine helle Stimme so plötzlich und so empört, dass sie erschrocken auseinander fuhren. 

Yuriy starrte nach unten und stellte fest, dass er von dem Pimpf angestarrt wurde, der erst ihn, dann seinen Vater geradezu anklagend musterte und leider herzallerliebst aussah in seinem Captain-America-Shirt und den dazupassenden blauen Shorts.

„Nichts”, sagte Kai mit der schuldbeladenen Stimme eines Vaters, der beinahe von seinem Buchhalter in der Küche gevögelt worden war. Er sah noch zerzauster aus als vorher und rückte sich die Brille zurecht, die vollkommen in die Schräglage geraten war. Yuriy blickte auf seine geröteten Lippen und wünschte sich eine Zeitmaschine, die ihn zurück in den Moment vor dreißig Sekunden brachte. 

„Du darfst den Papa nicht aufessen, ich hab nur einen”, belehrte Gou Yuriy, dann wanderte er zielsicher an ihm vorbei und machte Anstalten, auf die Theke zu klettern. Scheinbar bestand für ihn kein Anlass, Yuriys Anwesenheit hier zu hinterfragen.

Kai und Yuriy sahen sich an. Dann hob Kai geradezu resigniert in einer stillen Entschuldigung die Hände und streifte ihn auf eine elektrisierend flüchtige Art und Weise, als er seinem Sohn zu Hilfe eilte, der darauf bestand, eine Schüssel Müsli zu bekommen. Yuriy rieb sich über die Stirn, dann band er sich seinen Pferdeschwanz neu, während er dabei zusah, wie Kai das Müsli gegen eine Banane eintauschte und Gou sämtliche Barhocker und Dinnerstühle ignorierte, um sich stattdessen mit der Banane und einem Bilderbuch mitten auf den Pianohocker zu setzen.

„Sorry”, wisperte Kai, während Yuriy erneut seine Kaffeetasse an sich genommen hatte, um wenigstens irgendwas zwischen den Händen halten zu können. 

„Keine Entschuldigung notwendig”, erwiderte Yuriy sachte, warf einen Blick auf Gou und wagte es, Kai zumindest ein wenig näher zu sich zu ziehen und die Finger mit seinen zu verschränken. Er wagte einen Blick in Kais Gesicht, der ihn zwar nicht ansah, sondern betont konzentriert in seine eigene Tasse blickte, aber dennoch ein Lächeln nicht verbergen konnte. Yuriy biss sich auf die Lippen und schüttelte zumindest innerlich den Kopf über die Schmetterlinge in seinem Bauch. 

„Weißt du”, sagte er schließlich, „das Piano, die fette Soundanlage, der große Raum, hier kann man sicher ganz wunderbar tanzen.”

Kai schnaubte in seine Tasse. „Ich habe zwei linke Füße. Der einzige, der hier tanzt, ist Gou, wenn er mich mit dem gottverdammten Schweine-Soundtrack quält.”

„Will ich wissen, was der Schweine-Soundtrack-”

„Nein”, sagte Kai mit einer vehementen Entschiedenheit, die an Horror grenzte. „Wir reden nicht über das Schwein. Lass dich auch ja nicht von ihm in eine Unterhaltung darüber verwickeln.”

„Kai”, sagte Yuriy kopfschüttelnd, „all das hier und du kannst nicht tanzen? Was sagen die ganzen reichen Säcke, auf deren Cocktailpartys und Galadinners du eingeladen bist?”

„Bitte erinnere mich nicht. Ich muss nächstes Monat wieder zu so einem Charity Event und es ist jedes Mal ganz furchtbar. Ich weiß nicht, warum man mich weiterhin zum Tanzen auffordert, ich bringe die Frauen reihenweise zum Weinen.”

„Weil du so schön bist?”

„Nein, weil ich ihnen so oft auf die Füße trete.”

Yuriy verbiss sich ein Lachen. „So geht das aber nicht, Kai. Wenigstens ein Walzer muss drin sein. Wenn du willst, bringe ich dir einen ganz einfachen Boxschritt für den Anfang bei, wenn wir den Nudelsalat fertig haben.”

Kai starrte ihn an. „Woher zum Teufel kannst du klassisch tanzen?” 

„Hey, eine Menge Leute kann klassisch tanzen”, sagte Yuriy und versuchte, einen beleidigten Stich dabei zu ignorieren. „Ich bin durch einen Ex dazu gekommen und hab festgestellt, dass ich es gern mache. Dann hab ich’s ausgebaut.”

„Du bist faszinierend”, stellte Kai fest. Da war etwas in seiner Stimme, das erneut ein Brennen in Yuriys Brust auslöste und den leichten, irritierten Stich fortwischte. „Wenn du mir wirklich etwas beibringen kannst, an dem alle vor dir gescheitert sind, nehme ich dich mit zu diesem Dinner und du darfst mich vor den ganzen Singlefrauen retten.”

„Das ist aber lieb von dir, dass du mich den Wölfen zum Fraß vorwirfst.”

„Es gibt gratis Alkohol und Essen in rauen Mengen.”

„Und ich kann dich ständig in deinem sexy Anzug mit den sexy Manschettenknöpfen befummeln, wenn gerade niemand hinsieht?”

Kais Augen glitzerten sichtlich angetan und amüsiert. „Von mir aus auch, wenn jemand hinsieht.”

„Deal”, sagte Yuriy und tauschte ein Lächeln mit Kai aus, das ihm eindeutig dabei half, Boris’ Ratschlag auch weiterhin treu zu bleiben und das Gefühl zu ignorieren, dass er sich da in eine Welt hineinmanövrierte, die nicht die seine war und auch nie sein konnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  WeißeWölfinLarka
2020-07-05T14:52:41+00:00 05.07.2020 16:52
Wo bitte hast du dieses Haus ausgegraben? Ich hab mir natürlich erstmal die Bilder ange-schaut. Protzig. Richtig protzig. Omg. Da kriegt Yuriy ja vermutlich einen Kulturschock sondergleichen!!! Wer mag sich da denn wohlfühlen? Bin gespannt, welche Wirkungen dieses Protzhaus auf Yuriy hat.

Dieses Kapitel beginnt so chaotisch XDDD
War das Attentat der Eichhörnchen wirklich das Ende des Dates? Oh nein XD
Aber die Unterhaltung von Boris und Yuriy! Ich lache hart. Boris ist so… stumpf und ehrlich. Frisst Gurken aus Haaren, egal, ob die vllt vorher in den Fängen von tollwütigen Eichhörn-chen gewesen waren… Oh ja und Händchenhalten, so schwul, wirklich… Es ist zauberhaft. Lieb, dass Boris ihn daran erinnert, dass Yuriy so straight nie war. Dessen Begründung für einen Kuss mit einem anderen Jungen ist aber auch wirklich einzigartig. Nein, da hatte er wohl wirklich keine andere Wahl.
Und jetzt wird er kommunistischen Kartoffelsalat zubereiten. Boris ist zurecht Verwirrt? XD
Aber er ist wirklich einfach Lebensmensch, so schön, wie er Yuriy einen „Lappen“ nennt. Recht hat er. Und wie er alles „ÜBERERKLÄREN“ muss, obwohl seine Metaphern sehr gut verständlich sind. Schlimm! XD

Yuriy kann sich wirklich glücklich schätzen, dass zwei so gute Freunde hat, die ihn zu ei-nem guten Fick, äh, ach egal, doch, die wollen, dass er in die Hosen des Chefs kommt. So ist es doch. Ja, er hat sowohl Boris als auch Julia auf seiner Seite.

Gott. Schande über mein Haupt, aber ich hab erst nach mehreren Minuten verstanden, dass du mit „Ölschinken“ nackte Ärsche auf Öl-leinwand meinst… omg.
Und dass Yuriy beim Anblick der Eingangshalle vergisst, was er sagen wollte.
Aber auf die Krise, die Kai so „sloppy“ aussehen lässt, (was ich aber genauso wie Yuriy sehr begrüße!),bin ich schon sehr gespannt, es kann nur Gou gewesen sein XD

Ich sehe schon, Yuriy kommt aus dem Staunen nicht mehr raus. Krass – dass ihm dabei nicht auch der Mund offen stehen bleibt…
Statt Dinnertisch habe ich Dönertisch gelesen… Wohl noch Einfluss von Jays Berlin AU XD

Also… Als sie dieses hemmungslose Flirten und knutschen beginnen, wusste ich, dass Gou noch im Haus sein muss und sie „erwischt“ – omg. XD
So niedlich, der Regenbogenmann! Auf DIE Erklärung bin ich gespannt!
„NICHTS“. NICHTS! KAI! AHA! AHAHAHA! AHAHAAHAHAH! DU LAPPEN!

Aber ich muss schon sagen… ich hab keine Ahnung von Kindern, aber ein bisschen verzo-gen ist er ja schon. Mit der Banane an den Klavierhocker, und dann am besten noch die Bananen Hände auf die Tasten? UGH, mir grauselts!
Aber niedlich ist Gou schon, Yuriy zu warnen, dass er nur einen Papa hat und der ihn des-halb nicht aufessen darf. :D

ALLEN ANMERKUNGEN DER KLASSENUNTERSCHIEDE DER BEIDEN ZUM TROTZ es ist ein so tolles Kapitel!
Ich mein, okay, es geht zwischen den beiden relativ schnell zur Sache und ich bin ganz verwirrt, fast, weil ich noch ein bisschen von Jays Berlin AU beeinflusst bin, aber da ich ja auch schon weiß, dass bald noch Drama folg, nehme auch ich Boris Tipp an und genieße einfach das, was ich hier lesen kann :)
Kai kann also nicht tanzen und Yuriy will ihm das beibringen? Wundervoll.
Und dann ist das hier sicher schon das Event angesprochen, weshalb sich beide drama-tisch an die Köppe kriegen? Herrlich. So viele Vorausdeutende Andeutungen für das fol-gende Geschehen! Liebe!

Von:  -Kai-
2020-05-17T21:37:35+00:00 17.05.2020 23:37
Gottverdammt... Beste Stelle... Absolut... Ich bin verliebt.
*seufzt* okay mir fehlen für alles andere die Worte und... Hach... Ich liebe es, wie du schreibst! Ich hätte irgendwann gerne so... Zwischenszenen... Wie zjm Teufel haben die. Sich nach den Eichhörnchen getrennt? Oder.... Könnten die schlafen?fuck so viele Fragen so viel kopfkino... Toll... Wie soll ich jetzt schlafen??? Aaaarrggggggg... Love it
Antwort von:  Mitternachtsblick
18.05.2020 14:19
Vielleicht werde ich den Eichhörnchenkampf in einer Szenensammlung mal nachreichen, das könnte witzig werden XD
Von:  Phoenix-of-Darkness
2020-05-17T11:47:44+00:00 17.05.2020 13:47
Ok ich versuche hier meiner Liebe mehr Ausdruck zu verleihen, als im vorigen Kapitel.
Ich.liebe.alles!!!!!

Das Gespräch zwischen Boris und Yuriy. Es ist so authentisch und Boris halt soooo...liebevoll Boris.
Man muss ihn einfach lieben und ich hätte ihn zu gern zum besten Freund.
Mein Highlight bei dem beiden war, neben Gurkenscheiben aus dem Haar futtern etc.:
"Und du zeigst ihm am Sonntag in seiner fetten Kapitalistenküche - wie bitte?“

Dann das kurze Telefonat zwischen Yuriy und Julia...ich hätte zu gern ihr Gesicht gesehen, als sie erfahren hat WO Yuriy sich befindet. Auch ihr Kommentar, dass sie Fotos will XD
Ich habe wirklich viel für sie übrig.
Und Yuriy kann echt ne Dramaqueen sein...fehlt nur noch, dass er sich vorstellt wie er von einem SEK Kommando dem Erdboden gleich gemacht wird.

Umso niedlicher, dass Kai überhaupt nicht ins Gesamtbild passte mit seinem Outfit und den zerzausten Haaren. Ich glaube dass ihn genau das so sympathisch macht und hey er ist immerhin Daddy.
Sehr schön fand ich auch wie er über das Haus spricht und dass er es schätzt und eine tiefe Verbindung dazu hat.

Die Szene in der Küche - Amore~
Und ich fand es fantastisch, dass Kai die Distanz zwischen ihnen gebrochen hat.
Der Kuss hat sicher jeden Ofen / Herd in den Schatten gestellt, was die Hitze betrifft.

Mein Awww Moment war Gou.
Ich meine wie niedlich ist das bitte?!
Du darfst meinen Papa nicht aufessen. Tja beim großen "bösen" Wolf, darf man sich diesbezüglich nicht so sicher sein. XD
Ganz viel Liebe auch für das Captain America Shirt und die Schweinediskussion XD
Von:  LittleLionHead
2020-05-17T06:50:42+00:00 17.05.2020 08:50
Aaaaawww I just love it. Allein der Einstieg mit dem Gurkenstück. Da habe ich schon Tränen in den Augen gehabt vor Lachen. Und wie Boris Yuriy davor bewahren will das Ganze zu overthinken (gibt's dafür ein deutsches Wort?). L.O.V.E!
Und wie heiß sie einfach aufeinander sind. Argh. Hab ich keine Worte für - außer dass ich erneut los gebrüllt habe als Gou reinkommt. Wie geil ist er denn bitte? 1. Regenbogenmann 2. Nicht den Papa essen, ICH HAB NUR EINEN 3. Das Schwein. I can't. ❤️
Von:  FreeWolf
2020-05-16T23:04:58+00:00 17.05.2020 01:04
GOU DU BIST MEIN HELD!
Antwort von:  FreeWolf
17.05.2020 10:48
Gou cockblockt sehr herrlich. <3


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