Desaster von Adrija ================================================================================ Kapitel 23: ------------ Wie gebannt starrte Tony auf den riesigen Bildschirm vor sich. Er hatte ihn in sechs Teile aufgeteilt. In jedem Sechstel lief das Geschehen vor einer anderen Kamera ab. Nachdem er und Steve zurückgekommen waren, hatten sie zunächst angefangen durch die Kameraaufnahmen zu schauen. Vielleicht würden sie ja etwas entdecken, das darauf hindeutete, was passiert war. Doch da war nichts. Lediglich die Kamera war seltsam. Sie hatten Pepper und Emma in der Damentoilette verschwinden sehen, der Feueralarm ertönte und der Gang blieb den Rest der Zeit komplett leer. Steve hatte sich bereits mit Glenn kurzgeschlossen. Jemand hatte das Kamerabild eingefroren. Und es war tatsächlich nichts aus dem Museum gestohlen worden. Außerdem hat die Feuerwehr einen Brandbeschleuniger am Ort identifizieren können. Es war also definitiv kein Unfall gewesen. Jarvis hatte bislang auch keine Anhaltspunkte gefunden. Er forstete sich immer noch durch die SHIELD Server durch, die er infiltriert hatte. Allerdings war das eher aus Sicherheitsgründen, denn so verzweifelt Tony auch war, er glaubte nicht wirklich, dass Fury sich mit ihnen anlegen wollte. Außerdem hatte er recht. Pepper war der beste Weg um an ihn heranzutreten. Es wäre dämlich ausgerechnet sie von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Tony hatte die Gegend um das Museum noch fünf weitere Male abgesucht, alles akribisch durchforstet, die Verkehrskameras gehackt und nicht zu vergessen jegliche Partygäste des Abends beinahe schon terrorisiert. Zumindest wurde ihm das in den einstweiligen Verfügungen vorgeworfen, die in seiner Post waren. Inzwischen hatte er sich in den Gemeinschaftsraum zurückgezogen und den Fernseher beschlagnahmt. Es war nun mal der größte Bildschirm, den er hier hatte. Er sah sich die Kameraaufnahmen immer und immer wieder an. Vielleicht hatte er ja einfach etwas übersehen. „Okay, ganz ehrlich, vielleicht hat Loki selbst sie entführt.“, schmiss Clint schlecht gelaunt in den Raum hinein. Er hatte sich mit Natascha zusammen in einen Sessel gequetscht. Es sah ziemlich unbequem aus, wie sie dasaßen, aber es schien keinen der beiden zu stören. Zunächst hatte Nat sich geweigert ihren Partner zurückzuholen, von wo auch immer er hin verschwunden war. Doch dann hatte er gestern früh doch plötzlich im Gemeinschaftsraum gestanden. Tony hatte sich sofort besser gefühlt. Seine Familie war wieder vollzählig zu Hause. Bis auf Pepper. Und Loki. Aber das war ja der Grund, weshalb er in erster Linie das Bedürfnis hatte alle bei sich zu haben, weshalb es ihn fast wahnsinnig gemacht hatte nicht zu wissen, wo ihr Scharfschütze war. Teile seiner Familie waren verschwunden. Er musste jetzt mit eigenen Augen sehen können, dass der Rest noch da war. Er hatte auch mit Rhodey gesprochen, der sich mal wieder auf der anderen Seite der Weltkugel herumtrieb und hatte die Erlaubnis bekommen ihn über Jarvis zu tracken bis sich die Sache mit Pepper und Loki aufgeklärt hatte. Happy weigerte sich hier oben herumzusitzen und nichts zu tun, hatte aber versprochen den Tower nicht zu verlassen. Zumindest nicht ohne Absprache. Seiner Meinung nach konnte das genauso gut ein Angriff nicht nur allein auf Iron Man sein, sondern auf Stark Industries. Und er würde verdammt noch mal seinen Job machen! Als Tony als sein Arbeitgeber ihm die direkte Anweisung gab bei ihnen zu bleiben, hatte Happy ihn nur ausgelacht. Er wusste genau, dass Tony ihn nicht entlassen oder sonst wie dafür bestrafen würde. Jarvis war angewiesen Tony bescheid zu sagen, sobald Happy auch nur die Etage wechselte. „Aua! Was denn?“, beschwerte Clint sich gleich drauf. „Wir sind uns einig, dass weder SHIELD noch Hawthorne dahintergekommen sind, wer Emma ist, also wer fällt euch noch ein, der fähig wäre jemanden wie ihn einfach mitzunehmen?“ „Das ist lächerlich. Loki würde Pepper nie weh tun.“, hörte Tony Nat antworten. Inzwischen neigte selbst ihre Schwarze Witwe dazu, Loki zumindest in einigen Punkten zu trauen war. Sie traute ihm nicht im Ganzen, aber sie war davon überzeugt, dass er Pepper und Tony wirklich mochte. Immerhin. Das war schon mal ein Fortschritt. Zu Steve hatte sie sich nicht geäußert. Selbst auf Nachfrage nicht. „Dann sind sie vielleicht gemeinsam durchgebrannt?“, schlug Clint als nächstes vor. Das brachte Tony dazu seinen Blick von dem riesigen Bildschirm zu lösen und zu den beiden Agenten zu sehen. Gerade fing der Scharfschütze einen weiteren Schlag von Nat ab, der offensichtlich ihre Missbilligung zum Ausdruck bringen sollte. Steve, der direkt neben Tony saß, sah ebenfalls zu den beiden. Zu Beginn hatte der Soldat sich noch nicht aus der Ruhe bringen lassen, nur weil die beiden verschwunden waren. Doch nun, nach ein paar Tagen in denen nichts, aber auch rein gar nichts passiert war, war es deutlich, dass die Sorge auch an ihm nagte. „Hör auf mich zu schlagen!“, verlangte der Scharfschütze. „Dann hör du auf so einen Blödsinn von dir zu geben.“, entgegnete Natascha und kniff ihn mit ihrer noch freien Hand in die Brust. „AUA!“, brüllte ihr Partner auf, ergriff gleich darauf ihre zweite Hand und schob sie von sich weg. „Ich meine, sehen wir uns deren Beziehungen mal genauer an. Loki, eine Intelligenzbestie sondergleichen, datet Captain America, der im direkten Vergleich… na ja, nichts für Ungut, Steve, aber wie lange kann das für jemanden wie ihn denn ausreichend sein? Ich meine, so außerhalb des körperlichen, wo ich dir zugestehe, dass du da Höchstleistungen erbringst.“, wandte er sich nun direkt an den Soldaten. Der war offenbar sichtlich mitgenommen von der Aussage, denn er wurde noch nicht einmal verlegen, als Clint auf den Geschlechtsverkehr anspielte. Er starrte ihn einfach weiter an. Der Scharfschütze schien das ebenfalls wahrzunehmen, denn er schloss den Mund daraufhin und verkniff sich anscheinend, was er noch hatte hinterherschieben wollen. Stattdessen drehte er sich Tony zu. „Und wer von uns wundert sich nicht immer und immer wieder wie die gutmütige Pepper es mit dir arrogantem Egomanen aushält?“, schmiss er ihm dann noch entgegen, bevor er seine Aufmerksamkeit Nat zuwandte, weil diese offenbar versuchte ihn zu erwürgen. „Ich fasse es nicht, dass ich das überhaupt sagen muss, aber ihr beide ignoriert Clint am besten.“, mischte Bruce sich ein. Er saß auf der anderen Seite der Couch und arbeitete an seinem StarkPad. Anders als Tony, der für jeden klar sichtbar Angst um seine Freundin hatte und keinen Hehl daraus machte, äußerte sich das bei dem Wissenschaftler hauptsächlich dadurch, dass er dauernd bei ihnen im Gemeinschaftsbereich saß. Offenbar wollte er nicht alleine sein. Tony wusste nicht, was genau Loki für den Wissenschaftler darstellte, aber er wusste, dass Pepper für ihn sehr wichtig war. „Ich ignoriere so ziemlich alles, was aus dem Mund des Spatzenhirns kommt.“, grummelte Tony lediglich und wandte den Blick ab. Leider stimmte das nicht so ganz. Und er konnte deutlich sehen, dass die unbedacht geäußerten Worte von Clint sich auch bei Steve festfraßen. Zwar glaubte Tony nicht eine Sekunde, dass Loki und Pepper sich zusammengetan hatten und gemeinsam abgehauen waren -denn zumindest Pepper hätte den Anstand ihm ins Gesicht zu sagen, dass sich ihn nicht mehr aushielt- aber die Bemerkung war dennoch nicht komplett von der Hand zu weisen. Er fragte sich selbst immer wieder, wie er es geschafft hatte eine so wunderbare Frau wie Pepper dazu zu bringen ihn an ihrer Seite zu akzeptieren. Aber es war nun einmal so. Sie hatte sich für ihn entschieden. „Steve?“, sprach Bruce ihren Supersoldaten dann noch einmal an. Als Tony diesen wieder ansah, konnte er direkt erkennen, wie er definitiv zu viel über Clints Worte nachdachte. Er boxte ihm gegen den Oberarm. „Hör auf damit.“, wies er Steve an, woraufhin dieser überrascht hochsah. „Clint ist ein Idiot. Vergiss das nicht.“ Doch der Soldat erwiderte nur für einige Sekunden seinen Blick, bevor er sich mit den Händen über das Gesicht fuhr und sich dann nach hinten zurücklehnte, den Blick unfokussiert vor sich gerichtet. Er sah müde aus. Was nicht wirklich seltsam war, nachdem sie sich zusammen die letzten Nächte um die Ohren geschlagen hatten in der Hoffnung einen Hinweis darauf zu finden, was mit Pepper und Loki passiert war. Tony war erst den vergangenen Tag über immer wieder eingenickt und schließlich komplett beim betrachten der Überwachungsvideos eingeschlafen. War wieder Zeit, dass Steve das gleiche passierte. Ein Flackern in Tonys peripherer Sicht zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Eher aus Reflex sah er hoch. „Was zum…“, sagte er und sprang auf. „Jarvis?“ „Meine Sensoren melden es mir ebenfalls, Sir.“, bestätigte die KI. Direkt vor dem Küchentresen war Emma plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht. Er hörte wie seine Freunde ebenfalls auf ihre Füße sprangen, während er bereits dabei war sich zwischen der Couch und dem Sessel mit ihren beiden Agenten durchzuquetschen. Emma beachtete keinen von ihnen. Es schien eher als würde sie etwas suchen. Sie flackerte. Wie ein schlechtes Fernsehbild. Überhaupt wirkte sie ziemlich mitgenommen. Sie trug noch immer das Kleid von der Gala. Nur war es an einer Schulter zerrissen und hing herunter. Die Haare fielen ihr unordentlich ins Gesicht, Schminke war verschmiert und ihre rechte Schläfe bis hin zur Wange, wurde durch ein tief dunkles Hämatom geziert. Auch ihre Arme hatten lauter blaue Flecke. „Loki?“, sprach Steve sie an und schloss zu Tony auf. Das schien Wirkung zu zeigen, denn in dem Moment zuckte Emmas Kopf in seine Richtung und sie kniff die Augen leicht zusammen, als versuche sie etwas in weiter Ferne zu erkennen. Als Steve nach ihr griff, ging seine Hand direkt durch die schlanke Gestalt hindurch. Als sei sie ein Geist. Sie schien immer noch keinen von ihnen zu bemerken. Und dann auf einmal fokussierte sich ihr Blick. Sie starrte Steve einen Moment an. Dann sah sie sich kurz um, während die restlichen Avenger sich um sie versammelten. Schon aus Prinzip griff Tony selbst nach Emma, bloß um ebenfalls festzustellen, dass sie nicht greifbar war. Er schwang seine Hand mehrere Male durch ihren Oberkörper hindurch. „Ich weiß nicht, wieviel Zeit ich habe.“, ergriff Emma ohne Umschweife dann das Wort. „Die Lady Virginia ist unversehrt und wird dies auch bleiben. Ich werde dafür sorgen.“, sprach sie weiter mit einem scharfen Blick auf Tony, bevor die blauen Augen dann zwischen den anderen herumwanderten. „Unser Standort ist mir nicht bekannt. Ich erwarte jedoch eine baldige Änderung dessen.“ Damit blieben zumindest dem Milliardär seine beiden ersten Fragen direkt im Hals stecken. „Sieh mich nicht so an Steve. Es besteht kein Grund zur Sorge. Diese Erscheinung ist immer noch lediglich eine Illusion.“, kommentierte der Asgardier und blickte seinen Freund an. Es war offensichtlich, dass ihr Supersoldat von Lokis malträtierter Erscheinung deutlich beunruhigt war. „Was ist passiert?“, wollte Natascha dann wissen, bevor Steve es schaffte Worte zu finden. „Wir sind aus dem Museum entführt worden.“, antwortete der Asgardier. „DU bist entführt worden?“, hakte Clint mit deutlicher Skepsis in der Stimme nach. „Von wem?“ „Mir ist weder die Gruppe noch der Grund hierfür bekannt. Sie scheinen gewöhnliche Midgardier zu sein.“, erklärte Emma und drehte den Kopf dann zur Seite, starrte wieder ins Nichts neben sich, nickte und drehte sich dann erneut Tony zu. „Ich soll dich an die Versammlung bezüglich der Übernahme morgen erinnern.“, richtete Loki dann das Wort direkt an ihn. Eine kleine Frage klang in seiner Stimme mit. Anscheinend konnte er den Inhalt seiner Überbringung nicht ganz zuordnen. „Versammlung? Übernahme?“, wiederholte der Milliardär. War das jetzt sein Ernst? Wen interessierte das denn jetzt? „Ist Pepper jetzt bei dir?“ „Selbstverständlich.“, antwortete Emma. Der Tonfall machte klar, dass der Umstand irgendwie offensichtlich hätte sein müssen. Dann schien Loki wieder von etwas außerhalb ihres Wahrnehmungsbereiches abgelenkt zu werden. „Wir werden zusammen festgehalten.“ „Okay. Du lässt dich und Pep von normalen Menschen entführen? Bin ich der Einzige, dem die Unsinnigkeit auffällt?“, ergriff Clint erneut das Wort. Er hatte nicht ganz Unrecht. „Die Mylady hielt mich davon ab zu intervenieren.“, antwortete Emma und drehte den Kopf anschließend wieder zur Seite. „Es scheint jetzt stabil zu sein. Jedoch kann ich einen Erfolg nicht versprechen.“, sagte er zu jemandem, wahrscheinlich Pepper, neben sich. Dann hob Emma einen Arm an und plötzlich erschien Peppers Gestalt. Emma hatte ihre Arme von hinten um sie gelegt und zog sie mit dem Rücken an ihrer Brust an sich. „Du gehst zu dieser Versammlung Tony! Wenn ich zurück bin und die Fusion gescheitert ist, kannst du was erleben!“, richtete Pepper augenblicklich scharfe Worte an den Milliardär. War das wirklich der Zeitpunkt um sich um Stark Industries zu sorgen? Sprachlos starrte Tony sie an. Seine geliebte Pepper sah fast genauso aus, wie am Tag der Gala. Ihr schien nichts zu fehlen. Das Kleid war unversehrt, keine Hämatome, nur das Make-up war etwas verwischt. Aber das war nach mehreren Tagen nicht wirklich ungewöhnlich. Als Tony seine Freundin lebendig und unversehrt sah, brach eine Welle der Erleichterung in ihm los. Es schien als würde er endlich ausatmen, nachdem er tagelang die Luft angehalten hatte. Pepper war da. Ihr ging es gut. Automatisch griff er nach ihr um sie in eine Umarmung zu ziehen -und sie nie wieder loszulassen- doch wie bei Emma zuvor, ging seine Hand direkt durch sie hindurch. „Das ist nur eine Projektion.“, sagte Loki, als würde das sofort alles erklären. Tony warf ihm einen wütenden Blick zu. „Und was genau bedeutet das?“, warf er ihm entsprechend genervt an den Kopf. Skeptisch hob Emma lediglich eine Augenbraue an. Es schien nicht, als wollte sie darauf antworten. „Das ist jetzt nicht wichtig.“, mischte Pepper sich sofort ein. „Die Übernahme, Tony. Du findest alles, was du braucht auf meinem Laptop. Jarvis wird dir Zugang auf die Daten gewähren. Ich…“ „Was ist nur los mit dir?“, wollte Tony dann an seine Freundin gewandt wissen. „Du bist in der Gewalt von Entführern! Keine Ahnung warum Mr. Unverwüstlich das zugelassen hat. Und alles woran du denkst ist die Firma?“ Deutlich aufgebracht sah er zwischen Pepper und Emma hin und her. „Ich bin hier, weil ich Loki davon abgehalten habe seine Tarnung direkt am ersten Tag fallen zu lassen. SHIELD war da. Die würden doch sofort wissen, dass mit Emma Jenkins etwas nicht stimmt.“, erklärte sie. „Außerdem sind wir eh nicht mehr lange hier. Loki hat es geschafft die Gruppe derart zu destabilisieren, dass sie jeden Moment anfangen werden aufeinander zu schießen.“ „Was?!“ Das war doch kein Grund sich zu beruhigen. Wenn ihre Entführer untereinander stritten, konnte das doch nicht minder gefährlich sein. „Ich würde niemals zulassen, dass der Lady Virginia etwas zustößt.“, ergriff dann Loki das Wort. „Und was ist mit dir?“, schaltete Steve sich wieder in das Gespräch ein. Jetzt wo Tony den Soldaten betrachtete, fiel ihm auf, dass er sich ziemlich entspannt zu haben schien. Nun ja, sein Freund war ein Gott. Und er wusste jetzt, dass er definitiv in weniger Schwierigkeiten steckte, als sie bislang angenommen hatten. Menschen waren sicherlich keine große Bedrohung. Vor allem, wenn sie absolut keine Ahnung hatten, mit wem sie es zu tun haben. „Mir droht keine Gefahr.“, bestätigte der Asgardier. Emma lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf Steve, der nun sehr nah an sie herantrat. Als hätte er vergessen, dass eine Berührung nicht möglich war, hob er seine Hand und es schien fast so, als würde er mit den Fingern an dem malträtierten Gesicht entlangstreichen. „Es tut mir leid, dass ich jetzt erst hier erscheine. Es war schwierig den Weg zu finden.“ „Das ist inakzeptabel. Loki, ich will, dass du sie da sofort rausholst.“, verlangte Tony, bevor Steve und der Asgardier die Möglichkeit bekamen herumzuturteln. Denn es sah aus, als würde das jeden Moment geschehen. „Das wird er nicht tun.“, wiedersprach Pepper sofort. Es schien, als wollte sie auf den Milliardär zu treten, wobei sie sehr schnell von Emmas Umarmung daran gehindert wurde. „Er hat mir bereits versprochen nicht aus der Rolle zu fallen, solange ich nicht in Schwierigkeiten gerate.“ Deutlich missgelaunt warf Tony Loki einen wütenden Blick zu, bevor er erneut seine Freundin ansah. Sie war fest entschlossen. Das konnte er ohne Probleme erkennen. Er wusste, er würde hier auf Granit beißen. „Pepper, du bist bereits in Schwierigkeiten. Du kannst dich doch nicht einfach so freiwillig in Gefahr begeben!“ „Dann weißt du ja, wie ich mich jedes Mal fühle, wenn du in deiner Rüstung davonfliegst.“, erwiderte sie lediglich trocken und hob herausfordernd eine Augenbraue. „Ja, genau. Rüstung. Etwas, das du nicht hast.“, erinnerte Tony sie daran, dass er sich keineswegs macht- oder schutzlos in irgendwelche Situationen begab. „Nein. Das wohl nicht. Was ich habe, ist ein asgardischer Gott als Bodyguard.“, entgegnete sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Fassungslos starrte Tony Pepper an. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein! „Mylady, ich fürchte unsere Zeit ist abgelaufen.“, meldete Loki sich zu Wort. Er sah nach rechts oben, als wäre dort etwas Interessantes zu beobachten. War es für ihn vielleicht auch. „Die Übernahme, Tony. Wenn du zulässt, dass drei Jahre Arbeit umsonst waren, werde ich wirklich sauer.“, ergriff Pepper dann erneut das Wort. Tony fühlte sich hilflos. Er konnte nichts tun. Er wusste nicht, wo Pepper und Loki waren. Er wusste, nicht, wer sie hatte und erst recht nicht warum. Er starrte seine Freundin einfach nur an, die in Emmas Umarmung stehend lediglich seinen Blick erwiderte, während neben ihm Steve leise mit Loki sprach. Er hörte nicht zu. „Ich bin bald wieder zu Hause, Tony.“, sagte Pepper dann noch, lächelte leicht und verschwand zusammen mit Emma genauso plötzlich, wie sie aufgetaucht war. Tony starrte noch eine Weile dorthin, wo seine Freundin gerade noch gestanden hatte. Immerhin wusste er jetzt, dass es ihr gut ging. Dass Pepper und Loki mehr oder weniger freiwillig dort waren, wo sie waren. Auch wenn ihn das nicht komplett beruhigte, so musste Tony zugeben, dass das Wissen etwas von seiner Anspannung wegnahm. Schließlich würde Loki sie schützen so weit es ihm irgendwie möglich war. Der Milliardär zweifelte keine Sekunde daran, dass der Asgardier alles in seiner Macht Stehende tun würde, um zu verhindern, dass Pepper weh getan wurde. Die Entführer würden ihr blaues Wunder erleben, sollten sie ihr tatsächlich zu nahekommen. Trotzdem reichte das nicht aus, um die Sorge komplett verschwinden zu lassen. Es gab schließlich immer ein Restrisiko, oder? Steve legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Es wird alles gut laufen.“, sprach der Soldat ihm gut zu. „Ja, das wird es. So wie es aussieht, spielt Loki mit den Entführern, nicht umgekehrt.“, meldete auch Clint sich wieder zu Wort. Er wirkte genauso wie seine Partnerin ziemlich ruhig. „Ich weiß.“, bestätigte Tony nickend. „Wir müssen einfach nur abwarten.“ Es passte ihm nicht, dass er sich einfach hinsetzten und die Zeit verstreichen lassen sollte. Er wollte dort hinfliegen und den Leuten, die es wagten ihm seine Freundin wegzunehmen eigenhändig und episch in den Hintern treten, damit jeder wusste, dass er es nicht dulden würde, wenn man sich an seiner Familie vergriff! Aber sie hatten keinen Anhaltspunkt, wo sie hinsollten, um das zu tun. Es war erstaunlich wie wenig hilfreiche Hinweise auf Pepper und Emma eingegangen waren. Die Presse war schließlich nicht zimperlich mit der Information umgegangen. Überall in den Nachrichten und Zeitungen waren Fotos von den beiden abgebildet. Radiosender verbreiteten die Nachricht ebenso weiter wie alle anderen Medien. Generell wurde gerade heiß debattiert wie gefährlich es offensichtlich war sich als Normalsterblicher näher mit den Superhelden ihrer Zeit einzulassen, da man sich damit ja praktisch ein Zielkreuz auf die Stirn malte. Ebenso wurden Steve und Tony ins Lächerliche gezogen, dass sie es zugelassen hatten, dass man ihnen quasi unter ihrer Nase ihre Freundinnen weggenommen hatte. Je nachdem welche Zeitung man las oder welchen Sender man einschaltente war die Meinung unterschiedlich. Im Internet herrschte fast schon Krieg zwischen den Fans und denjenigen die sich über Captain America und Iron Man lustig machten. Tony hatte momentan keinen Kopf dafür. Es war ihm egal und er wusste, dass Steve sich genauso wenig darum scherte. Die Hauptsache war, dass die Leute nach Pepper und Emma Ausschau hielten. Alles andere war egal. Selbst SHIELD beteiligte sich an der Suche. Oder zumindest hatte Natascha ihm das erzählt. Jedenfalls bezweifelte Tony jetzt nicht mehr, dass er seine Freundin wiedersehen würde. Zum Glück war Loki bei ihr. Im Endeffekt setzte er sich deutlich entspannter wieder zurück auf die Couch. Pepper hatte gesagt, es würde nicht mehr lange dauern, bis die Gruppe sich selber auslöschte. Er hoffte, es würde etwas übrigbleiben, das er auswerten können würde. Wenn die Gruppe nicht alleine arbeitete, wäre es sehr hilfreich zu wissen, wer sonst noch mit drinsteckte. Aus der Küche drangen Geräusche und ihm war sofort klar, dass Clint sich aufgerafft hatte etwas zu kochen. Es wunderte ihn nicht, dass Natascha bei ihm in der Küche saß. Bruce hatte sich wieder zurück in seinen Sessel gesetzt und tippte auf seinem StarkPad herum, während Steve neben Tony auf der Couch nun plötzlich aussah, als würde er jeden Moment einschlafen. Das Wissen, dass Loki nicht von mächtigen Magiern überwältigt worden war, hatte ihn offensichtlich beruhigt. Immerhin hatten sie auch die Theorie aufgestellt, dass Amora oder sonst jemand hier aufgetaucht, ihn mitgenommen hatte und Pepper dabei irgendwie mit hereingeraten war. Zumindest hätte das erklärt, wie es jemand geschafft hätte ihn zu kidnappen. Dass das Ablenkungsmanöver mit dem Brand oder die Manipulation der Kameras nicht so ganz dazu passte, war ihnen auch klar gewesen. Aber irgendwie hatte ohnehin nichts so richtig gepasst. Wie hätten sie auch auf die Idee kommen sollen, dass die beiden mehr oder weniger sich freiwillig haben entführen lassen? Seufzend lehnte Tony sich zurück. „Soll ich die Wiedergabe beenden, Sir?“, fragte Jarvis. „Außerdem hat Mr. Hogan den Fahrstuhl soeben auf der dritten Etage verlassen.“ Der Milliardär rief sich den Grundriss besagter Etage in den Kopf, damit er gleich agieren konnte, sollte es nötig sein. Dann sah er auf die Kameraaufnahmen. Pepper war noch nicht zurück. Aber zumindest sie selbst glaubte nicht mal ansatzweise in Gefahr zu sein. Irgendwie war er geneigt ihr das zu glauben. Also stimmte er mit einem Wink seiner Hand dem Vorschlag seiner KI zu. Als der Bildschirm erlosch, war Steve bereits eingeschlafen. Erschöpft fuhr Tony sich über das Gesicht. Einen Augenblick schien es, als würde ihn ebenfalls Müdigkeit überkommen, denn auch wenn er gestern eingeschlafen war, so war das doch auch wieder 24 Stunden her. Doch dann spürte er, dass die Sorge, die sich in jede einzelne Zelle ausgebreitet hatte, sich zwar auflöste, dafür aber Wut hinterließ. Wut auf diejenigen, die es wagten seine Pepper anzufassen, sie ihm wegzunehmen. Wahrscheinlich planten sie ihn damit unter Druck zu setzen. Aber auch Wut auf sich selbst, dass er es nicht geschafft hatte es zu verhindern, dass er sich um die Sicherheit einiger Bilder von toten Malern mehr gekümmert hatte, als um seine geliebte Freundin, machte sich bemerkbar. „Hörst du mich überhaupt?“, drang Bruces Stimme plötzlich an sein Ohr. Erschrocken zuckte Tony zusammen. Er hatte gar nicht gemerkt, dass der Wissenschaftler sich zu ihm auf die Couch gesetzt hatte. „Also noch mal: Es ist nicht deine Schuld. Lass die Grübelei. Und glaub ja nicht, du kannst dich jetzt betrinken, bloß weil Steve schläft.“ Abwehrend hob Tony die Hände. „Würde ich mir nie träumen lassen.“, log er grinsend. Es war nicht schwer zu sehen, dass sein Freund ihm nicht glaubte. Konnte er ihm nicht verübeln. „Also, was ist nun?“, ergriff Clint von hinter ihnen das Wort. Er stellte eine Schüssel auf dem Couchtisch ab. Sie war mit einer grünen Pampe gefüllt. Nat schmiss drei Tüten Chips dazu und drückte Tony eine Tasse gefüllt mit heißem Kakao in die Hände, bevor sie sich zwischen ihn und Bruce quetschte, während ihr Partner noch einmal zurück in die Küche lief und mit weiterem Kakao zurückkehrte, den er an die restlichen Anwesenden verteilte. Eine Tasse stellte er auf dem Tisch ab, denn Steve schlief so tief, dass der deutlich erhöhte Geräuschpegel ihn nicht zu stören schien. Dann setzte Clint sich zu Nats Füßen auf den Boden. „Vertrauen wir Loki jetzt oder nicht?“, wollte der Agent wissen, riss eine Chipstüte auf, tunkte einen Chip in die grüne Pampe und schob ihn sich anschließend in den Mund. Mit einem fragenden Gesichtsausdruck schaute er in die Runde. Etwas erstaunt und misstrauisch zog Tony die Augenbrauen zusammen. War das sein Ernst? Zog ihr Scharfschütze wirklich in Betracht ihrem Außerirdischen zu vertrauen? Es stimmte zwar, dass er aufgehört hatte sich nur mit Bewaffnung in seine Nähe zu begeben und dass er zumindest augenscheinlich kein Problem mit seiner Anwesenheit hatte, aber das war ja wohl noch ganz schön weit entfernt von Vertrauen, oder? „Du wärst bereit das zu tun?“, hakte der Milliardär also nach. „Ich habe nachgedacht…“, ergriff Clint das Wort. „Mir war nicht klar, dass du dazu in der Lage bist.“, unterbrach Tony sofort mit einem kaum wahrnehmbaren Grinsen auf den Lippen. „… und bin zu dem Schluss gekommen…“, sprach der Scharfschütze unbeirrt weiter, drückte seinen Unmut über die Bemerkung aber aus, indem er Tony gegen das Bein trat. „Aua!“, beschwerte dieser sich sofort. „Weißt du, wer zur Gewalt greift? Leute denen keine Argumente mehr einfallen.“ „… dass eure Theorie darüber, dass Loki vielleicht nicht ganz freiwillig ein Arschloch war, möglicherweise gar nicht so weit hergeholt ist.“, beendete Clint seinen Satz. „Hm, wie kommst du zu dieser überragenden Einsicht? Hast du eingesehen, dass es dämlich gewesen wäre uns vor ausgeflippten Magiern zu retten, wenn er uns tot sehen wollte?“, wollte Tony wissen und schnappte sich die Schüssel mit dem Dip, platzierte sie in Nats Schoß -immerhin saß sie in der Mitte und der Tisch war viel zu weit entfernt, um sich ständig vorzubeugen, erst recht, wenn Clint sich dazwischensetzte und somit verhinderte, dass man ihn ran ziehen konnte- und griff dann nach einer Chipstüte. Er würde es definitiv nicht versäumen einen neuen von Clints Dips zu probieren! „Ach komm schon!“, eschauffierte Clint sich lautstark. „Ist ja nicht so, dass er uns nicht bräuchte, um ihn vor SHIELD und Hawthorne zu schützen!“ „Das ist dein Argument?“, schnappte Tony sofort das Thema auf und stopfte sich eine undefinierte Menge an in Dip getauchte Chips in den Mund, bevor er weitersprach. „Schieht esch für dsich scho auchs, alsch bräuschte er unscheren Schutz? Er könnte wahrscheinlich in dasch Hauptquartier spazieren, ohne dasch jemand erkennen würde, wer er ischt!“ Verdammt war dieser Dip gut! Ob die anderen sich daran stören würden, wenn er die Schüssel einfach so ausleckte? „Jetzt vielleicht. Außerdem zweifele ich nicht daran, dass es für das verwöhnte Prinzchen sicher angenehmer ist hier zu residieren, wo jeder darauf bedacht ist es ihm recht zu machen und ihn mit Samthandschuhen anfasst!“, konterte Clint. „Und was genau wolltest du dann mit deinen Pfeilen bei ihm bewirken? Eine Akkupunktur?“, hakte Tony deutlich sarkastisch nach. „Er hätte genauso gut erst auftauchen können, nachdem du tot wärst! Ich zumindest hätte ihm geglaubt, dass er einfach zu spät gekommen ist!“ Fast wütend riss Tony die Schüssel mit dem Dip an sich. „Weißt du, ich habe mit ihm darüber gesprochen. Hast du überhaupt eine Ahnung, was er getan hat, um dich zu retten? Er wusste, dass es ihn umhauen würde. Du warst der einzige Punkt, den er nicht hatte voraussehen können. Er hat damit gerechnet, dass du deine Chance nutzen und ihn umbringen könntest. Trotzdem hat er dich gerettet!“ Als wolle er sein Argument damit verstärken, tauchte Tony erneut Chips in die grüne Pampe und schob sie sich in den Mund. Enthusiastisch kaute er darauf herum und forderte Clint mit seinem stechenden Blick dazu auf etwas zu finden, das seine Sichtweise entkräftigen würde. „Echt jetzt!?“, mischte Natascha sich schließlich ein und legte Clint ihre Hände über den Mund, zog ihn nach hinten mit dem Rücken gegen die Couch, zwischen ihre Beine die sie vor seiner Brust überkreuzte und verhinderte so, dass er ihrem Griff entkommen konnte. „Manchmal streitet ihr euch doch bloß, weil ihr euch streiten wollt! Ihr seid hier auf der gleichen Seite was Loki anbelangt. Warum zur Hölle sucht ihr nach Punkten über die ihr euch die Köpfe einschlagen wollen könntet?“ Sie wollte offensichtlich keine Antwort. Und ihr Blick machte jedem deutlich, dass sie äußerst unangenehm werden würde, wenn das nicht sofort aufhörte. Augenblicklich schnürte es Tony die Kehle zu. Nichts lag ihm ferner als sich ernsthaft mit ihrer Schwarzen Witwe anzulegen. Dann fiel sein Blick an ihr vorbei, als er es nicht mehr aushielt Augenkontakt mit ihr zu halten. Bruce saß erstarrt auf ihrer anderen Seite und starrte Tony schreckensbleich an. Als hätte er einen Geist gesehen. „Clint wollte erzählen, woran er sich erinnert, als er unter Lokis Einfluss stand. Ich will also, dass ihr beide jetzt aufhört euch wie Kleinkinder zu benehmen!“, verlangte Natascha weiter. Zog die Augenbrauen aber fragend zusammen, als sie merkte, dass Tony offensichtlich etwas weitaus Interessanteres hinter ihr sah. „Bruce?“, sprach Tony den Wissenschaftler an. „Was ist los?“ Sicherheitshalber sah der Milliardär hinter sich. Doch da war nichts Ungewöhnliches. Außerdem sah Bruce direkt ihn an, nicht an ihm vorbei. „Bruce?“, versuchte es nun auch Natascha, als er auf Tony nicht reagierte. Sie ließ Clint los, der sich sofort in entsprechende Richtung drehte, um sehen zu können, was da los war. Vorsichtig legte sie eine Hand auf seine. Der Wissenschaftler zuckte etwas zusammen, sah sie an, blinzelte mehrmals und stand dann auf. Unwirsch fuhr er sich mit einer Hand über das Gesicht und entfernte sich ein paar Schritte von ihnen. Unsicher tauschten Nat und Tony einen Blick, doch bevor sie sich auf etwas einigen könnten, war der Wissenschaftler wieder da. „Tut mir leid. Ich… dumme Gedankengänge. Nichts weiter.“, entschuldigte er sich. Sein Blick fiel an Tony vorbei und dann sah er zu Boden, bevor er sich wieder neben Natascha hinsetzte, seinen Kakao in die Hand nahm und offenbar hoffte, er würde einfach unsichtbar werden. Sicherheitshalber sah Tony hinter sich. Steve erwiderte seinen Blick. Er wirkte auf einmal nicht mehr halb so müde. Sicher lag das nicht an den paar Minuten Schlaf, die er hatte, bevor Clint und Tony es geschafft hatten ihn mit ihrem Gezeter aufzuwecken. Ohne ein Wort, griff der Soldat nach der Tasse, die Clint auf dem Tisch vor ihm abgestellt hatte. „Woran erinnerst du dich?“, fragte er in die seltsame Stille hinein an Clint gerichtet und nippte an seinem Kakao. „Ähm…also…“, fing der Scharfschütze offensichtlich aus dem Konzept gebracht an. „Ich erinnere mich wieder an ziemlich alles, was in der Zeit passiert ist. Hier und da ist noch etwas schwammig, aber Vieles ist wieder da.“ „Und in diesen Erinnerungen gibt es Sachen, die dich dazu bringen Loki vertrauen zu können?“, half Tony nach. Immerhin war das ihr Thema gewesen, bevor sie angefangen hatte sich zu streiten. „Nun, zumindest wirkte es nicht, als würde er genießen, was er tut.“, antwortete Clint. „Im Grunde ist es ganz ähnlich zu dem gewesen, was hier ablief. Er schrie im Schlaf, wenn er überhaupt schlief. Er stand ziemlich oft einfach nur mit völlig leerem Blick da, manchmal murmelte er vor sich hin und manchmal schien er sich mit jemandem zu unterhalten, der nicht da war. Hin und wieder hockte er sich den Kopf haltend in einer Ecke, als wäre er kurz davor den Verstand zu verlieren, während ihm Blut aus Augen, Nase und Ohren lief. Außerdem hat er ständig mit irgendwelchen Dolchen herumhantiert. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube mich daran zu erinnern, dass er sie einfach so aus der Luft gegriffen hat und ins Nichts wieder hat verschwinden lassen. Fast als wollte er dauernd jemanden einfach abstechen. Ohnehin hat mich seit einiger Zeit schon gewundert, was Thor dauernd über ihn erzählt hat. Ich meine, die ganzen Fähigkeiten, die er angeblich hat? Und die wir ja bisher nur zum Teil gesehen haben. Er hat kaum was davon genutzt. Und jetzt bringt er eine Gruppe Entführer ohne seine Tarnung aufzugeben dazu sich gegenseitig zu erschießen?“ Fast schon trotzig, verschränkte Clint die Arme vor der Brust und sah zwischen Tony hin und her. Als erwarte er irgendeine Form von Widerrede. „Er wollte die Erde nicht erobern. Nicht wirklich.“, brachte Natascha es auf den Punkt. „Irgendetwas hat ihn dazu getrieben. Das Problem, was wir immer noch haben allerdings ist, dass wir immer noch nicht wissen, wer oder was jemanden wie ihn dazu bringen könnte sich so zu verhalten. Auch in Clints Erinnerungen, hatte er dauernd vor irgendetwas Angst. Irgendetwas quälte ihn. Irgendwer beherrschte ihn. Zumindest teilweise.“ „Worauf willst du hinaus?“, wollte Steve wissen. Natascha presste ihre Lippen aufeinander und betrachtete den Soldaten kurz, bevor sie antwortete. „Irgendwer beherrscht ihn vielleicht immer noch.“ Sie tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Schläfe. „Unterm Strich: Weder ich noch Clint zweifeln daran, dass Loki an New York keine oder zumindest deutlich weniger Schuld trägt. Woran wir zweifeln ist, dass er seinen Verstand unter Kontrolle hat. Irgendetwas könnte noch da sein. Wir denken, er könnte nicht frei sein.“ Tony wollte sich zu dem Soldaten umdrehen, um zu sehen, wie dieser diesen Gedanken aufnahm. So unrecht hatten ihre beiden Agenten an der Stelle ja nicht wirklich. Mit dieser Beschreibung von Clint über Lokis damaligen Zustand, wirkte es fast so, als hätte jemand den Asgardier lediglich als Spielball benutzt. Loki weigerte sich darüber zu sprechen und auch wenn Natascha sich mit Gehirnwäsche auskannte, so zweifelte Tony ernsthaft, dass sie in der Lage war nachzuvollziehen, was irgendwelche Außerirdischen auf diesem Gebiet fertigbrachten. „Ist er nicht.“, meldete sich Bruce etwas kleinlaut zu Wort, bevor der Milliardär den Kopf auch nur einen Millimeter gedreht hatte. Sofort war die gesamte Aufmerksamkeit auf Bruce. Es war ihm sichtlich unangenehm und es schien fast, als würde er bereits bereuen etwas gesagt zu haben. „Wovon redest du?“, wollte Steve wissen. „Ich…“, Der Wissenschaftler räusperte sich. „Er… ich… wir… eigentlich habe ich ihm versprochen nicht darüber zu reden.“ „Raus damit!“, verlangte Tony sofort. Bruce presste die Lippen aufeinander. Er schien noch mit sich selbst zu hadern. „Er ist verflucht. Wir haben nur kurz darüber gesprochen. Aber nein, er ist nicht völlig frei.“ „Weiter?“, forderte Clint den Wissenschaftler auf. „Ich weiß nichts darüber. Das Thema war ihm unangenehm und ich habe nicht weitergebohrt. Er hat nur gesagt, dass es uns nicht in Gefahr bringen würde.“, versuchte Bruce seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Es war offensichtlich nicht die ganze Wahrheit, aber er sackte in sich zusammen und würde definitiv keine weiteren Informationen preisgeben. Er war wirklich ein schlechter Lügner. „Wusstest du davon?“, wandte Tony sich an ihren Soldaten, der dabei war Bruce mit einem sehr genauen Blick zu begutachten. „Nein.“, antwortete er dennoch und in einem Tonfall, der jedem verriet, dass er über diesen Umstand äußerst unglücklich war. „Vielleicht solltet ihr mal zwischendurch reden und nicht den ganzen Tag nur…“, riet Tony, wurde aber unterbrochen, bevor er überhaupt zu Ende gesprochen hatte. „Ha ha ha, das kommt ausgerechnet von dir?“, ergriff Clint sofort die Möglichkeit wieder ein Streitgespräch zu beginnen. „Ich hoffe, du weißt, wie lächerlich das ist.“ „Mit lächerlich kennst du dich ja bestens aus.“, kommentierte der Milliardär. „Kindergarten!“, beschwerte Natascha sich mit einem warnenden Unterton in der Stimme, sodass sowohl Clint wie Tony direkt verstummten. „Okay. Auf jeden Fall haben wir deutlich Gesprächsstoff, wenn er wieder hier ist.“, stellte Tony fest, bevor er sich einer anderen Sache zuwandte, die ihm wieder eingefallen war, als Clint von seinen Erinnerungen erzählt hatte. „Sag mal, der Dolch, war der komplett silbern? Etwa so lang?“, fragte er und zeigte mit seinen Händen etwa die Länge der Waffe, die Loki ihm bereits vor Wochen anvertraut hatte. „Einer davon, ja.“, bestätigte der Scharfschütze. „Einer davon?“, echote Tony. „Der andere sah genauso aus, war aber komplett schwarz.“, informierte Clint ihn. „Wieso? Was ist damit?“ Kurz überlegte Tony, wieviel er preisgeben wollte. Er hatte bislang nur mit Pepper darüber gesprochen. Aber es hatte ihm auf der Zunge gelegen, jedes Mal, wenn er mit Bruce alleine war. Er wusste nicht einmal so genau, warum er es ihm nicht erzählt hatte. Die einzigen, bei denen er einen Grund gehabt hatte waren ihre beiden Agenten und Steve, von denen er befürchtet hatte, sie würden seinen neuen Laborpartner loswerden wollen. Das hatte sich ja nun drastisch geändert. Bei Steve zugegeben deutlich drastischer, als er es je für möglich gehalten hätte. „Den Silbernen hat er mir gegeben.“ Mit einer Mischung aus Überraschung und Erstaunen wurde er von seinen Freunden angesehen. Umso mehr Tony über die Situation nachdachte, umso mulmiger wurde ihm. „Er sagte, ich könnte ihn damit umbringen. Er würde seine Magie davon abhalten die Wunden rechtzeitig zu schließen. Er hat mir eine verdammte Anleitung dafür gegeben, wie ich ihn töten könnte.“, erzählte er und fixierte Bruce mit seinem Blick, dem für einige Sekunden pures Entsetzen ins Gesicht geschrieben war, bevor er bemerkte, dass er angesehen wurde und wegschaute. Schulterzuckend lehnte der Milliardär sich zurück. Er hörte auf Bruce anzustarren, denn die Reaktion seines Freundes ließ ihn sich schlecht fühlen und eine gewisse Panik in Bezug auf Lokis Geisteszustand aufkommen. Von seiner anderen Seite, starrte Steve den Milliardär an. Der Supersoldat war mit der momentanen Situation nicht wirklich glücklich und machte keinen Hehl daraus. „Seit wann hast du ihn?“, wollte er wissen und es war offensichtlich, dass die Antwort bestimmen würde, welche Bedeutung er dieser Sache beimaß. „Er hat ihn mir gegeben, nach dem ersten gemeinsamen Videoabend.“ Tony konnte sehen wie es seinen Freund verletzte, dass er das nicht mit ihm geteilt hatte. Immerhin war es eine ganze Weile her und er hatte öfters darüber nachgedacht den anderen von Sleipnirs Existenz zu erzählen, aber bei Bruce war er irgendwie nie dazu gekommen und den Agenten hatte er nicht über den Weg getraut. Mal abgesehen, dass die beiden zu dem Zeitpunkt irgendwo in Brasilien herumgelungert waren. „Und du meinst nicht, dass ich das hätte wissen sollen?“, bohrte Steve nach. „Hey, du hast ihn an dem besagten Abend dauernd angesehen, als wolltest du über ihn herfallen! Und da ging ich noch nicht davon aus, dass es dabei um Sex geht.“, erinnerte Tony ihn schon fast beleidigt daran, wie gruselig er immer wieder gewirkt hatte. „Im Nachhinein, nicht mein hellster Moment. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, du warst ziemlich offensichtlich, so wie du ihn manchmal angestarrt hast.“ Tony grinste. Es verfehlte seine Wirkung wenigstens nicht komplett. Steve wurde eine Spur rot. Das bekam er sicher noch besser hin. „Als wolltest du ihm an Ort und Stelle die Kleider vom Leib reißen und ihn so richtig…“ „Tony.“, warnte Steve ihn. Es war nicht schwer zu hören, dass der Soldat dafür gerade überhaupt keine Nerven übrighatte. Konnte er ihm eigentlich nicht verübeln. Vielleicht sollte er ihm eine Schonfrist geben. Zumindest bis er sich mal ausgeschlafen hatte. „Du warst gruselig!“, erklärte Tony schließlich. „Bruce war der Einzige dem ich davon erzählen wollte. Aber es hat sich nie ergeben.“ Er zuckte mit den Schultern und sah kurz zu dem Wissenschaftler herüber, der sich inzwischen wieder im Griff zu haben schien. „Wo ist er?“, wollte Natascha dann wissen. „Im Workshop. Sicher verwahrt.“, antwortete der Milliardär. „Dann los.“, forderte die Schwarze Witwe auf und erhob sich von der Couch. Der Milliardär sah sie lediglich fragend an. „Dachtest du wirklich, ich will den magischen Dolch nicht sehen?“, fragte sie in einem Tonfall, der jedem klar machte, dass es an der Stelle keine Diskussion geben würde. „Die Attentäterin will den Dolch sehen. War ja klar.“, kommentierte Tony, stand aber dennoch auf. Warum auch nicht? Loki war ohnehin nicht hier. Und er ging nicht mehr davon aus, dass die beiden Agenten versuchen würden ihm zu schaden. Die anderen folgten ihnen und so standen sie kurz darauf zusammen im Workshop, wo Tony den Dolch aus einer Kiste hervorkramte. Er hatte bereits einige Untersuchungen daran durchgeführt und komplett frustrierende Ergebnisse erhalten. Loki hatte immer nur dagestanden und ihn mit diesem wissenden Blick angesehen. Es hatte ihn manchmal wahnsinnig gemacht. „Hier ist er.“, kommentierte er und streckte die Waffe mit dem Griff voran Natascha entgegen. „Loki nennt ihn Sleipnir.“ „Sleipnir? Es scheint mir nicht -Autsch!“, schrie sie auf als ihre Hand in Kontakt mit dem silbrigen Metall kam. Sie riss die Hand wieder zurück, der Dolch landete auf dem Boden. Alle sahen ihre Attentäterin erschrocken an, die nicht minder überrascht auf die Waffe hinabstarrte. „Was war das?“, wollte Tony wissen. Er beugte sich hinunter und hob die Waffe auf. Kurz betrachtete er sie, doch da war nichts Ungewöhnliches. Misstrauisch beäugte Natascha sie. „Das Ding hat mir einen Schlag versetzt.“, beschwerte sie sich. „Vielleicht sind asgardische Waffen generell wählerisch?“, schlug Bruce schulterzuckend vor. „Hm. Vielleicht hat er vorher festgelegt, wer ihn anfassen darf.“, schlug Tony vor und schien kurz zu überlegen, bevor er den Dolch mit dem Griff in Bruce Richtung hielt. „Willst du es versuchen?“ Etwas unsicher tauschte der Wissenschaftler einen Blick mit Natascha, die ihm nur zunickte. Anscheinend war es nicht so schlimm. Die Überraschung war wahrscheinlich eher das Problem gewesen. Vorsichtig streckte Bruce also die Hand aus. Seine Finger huschten über das glatte Metall, bis sie sich fest um das Heft schlossen. Erstaunt nahm der Wissenschaftler seinem Freund die Waffe komplett aus der Hand und betrachtete sie eingehend. Tony wusste, was jetzt in ihm vorging. Immerhin war er auch völlig hin und weg gewesen, als er den Dolch zum ersten Mal in der Hand gehalten hatte. „Das ist faszinierend.“, bemerkte Bruce schon in fast andächtiger Stimme, während er die Klinge sehr nah vor sich hielt und betrachtete. „Nicht wahr?“, stimmte Tony begeistert zu. „Ich habe Spektroskopien noch und nöcher darüber laufen lassen, aber die Ergebnisse sind komplett widersprüchlich. Ich kann es dir zeigen, vielleicht siehst du etwas.“, schlug er dann vor. Doch bevor die beiden komplett in ein wissenschaftliches Gespräch abdrifteten, und Tony sah, dass Bruce definitiv Feuer und Flamme dafür war, meldete Clint sich zu Wort. „Das macht keinen Sinn. Wieso sollte er dir eine Möglichkeit geben ihn umzubringen?“, wollte er wissen und sah den Dolch kurz an, bevor er seinen Blick wieder auf den Milliardär richtete. „Vielleicht traut er sich ja selbst nicht.“, riet Tony ins Blaue hinein. „Offenbar hat er Bruce erzählt, die Flüche seien ungefährlich. Vielleicht war das zu dem Zeitpunkt noch nicht so.“ „Du solltest den immer irgendwo an deiner Rüstung griffbereit haben.“, meldete sich Steve zu Wort. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte die Waffe an als hätte sie ihn persönlich beleidigt. Etwas überrascht über diese Aussage sahen alle Anwesenden ihn an. „Wenn der Dolch jemanden wie Loki in Schwierigkeiten bringen kann, dann hätten wir ihn sicher gut gegen Amora und Skurge gebrauchen können.“, fügte der Soldat schließlich hinzu. „Oh.“, machte Tony überrascht. Das war gar nicht so dumm. Er erinnerte sich nur ungern daran zurück wie wenig Schaden sie Skurge hatten zufügen können. Nichts hatte ihn längerfristig zu Boden gehen lassen, kaum etwas schien ihn zum bluten gebracht zu haben. Hätte der Dolch durch seine Haut geschnitten wie ein Messer durch weiche Butter? Halb war er in Gedanken schon dabei sich auszudenken, wie er am geschicktesten ein Fach dafür an seiner Rüstung anbringen konnte, während er Bruce den Dolch vorsichtig aber bestimmt aus den Händen zog. Er ignorierte die Beschwerde und hielt die Waffe auffordernd dem Soldaten hin. „Wenn wir das im Kampf nutzen wollen, sollten wir wissen, wer Sleipnir führen kann.“, erklärte er, als Steve ihn mit einem fragenden Blick ansah. Unsicher betrachtete der Soldat das silbrige Metall. Er schien nicht wirklich danach greifen zu wollen. „Steve?“, hakte Tony also nach. Ohne ein weiteres Wort, gab der Soldat sich einen Ruck und griff nach der Waffe. Doch kaum, dass seine Finger sie berührt hatten, zog er seine Hand auch schon mit einem schmerzerfüllten Zischen zurück. „Okay.“, kommentierte Tony lediglich und hielt die Waffe als nächstes Clint entgegen. „Du willst bloß sehen, wie ich eins gewischt kriege.“, sagte der Scharfschütze und hob skeptisch eine Augenbraue. „Zum Teil ja. Zum anderen Teil will ich eine Theorie bestätigen.“, antwortete der Milliardär grinsend. Schulterzuckend streckte Clint also die Hand aus und zog sie ebenso wie Steve sofort wieder zurück, als er in Kontakt mit der Waffe kam. „Womit klar sein dürfte, was sein Auswahlprinzip ist.“, verkündete Tony grinsend. Er konnte schon den beleidigten Gesichtsausdruck auf Clints Gesicht erkennen, bevor er es aussprach. „Ich denke, Sleipnir hat einen Intelligenzfilter.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)