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Desaster

von

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Tief durchatmend stählte Steve sich. Das hie war häufig mehr psychischer Stress für ihn, als in einem Kampf. Er konnte den ganzen Presserummel nicht ausstehen und versuchte ihn zu vermeiden, wann immer es ihm möglich war. Heute war kein solcher Tag. Zumindest der Weg ins Gebäude und danach aus dem Gebäude würde gepflastert sein mit Journalisten. Außerdem waren ausgewählte Reporter auch auf der Gala anwesend. Jedenfalls war er sich sicher, dass irgendjemand ihm die Veranstaltung über immer wieder eine Kamera oder ein Diktaphon ins Gesicht halten würde. Leider besaß er nicht wie Tony und Pepper das Händchen dafür mit der Presse umzugehen. Manchmal versetzte es ihn geradezu in Panik, wenn ihm ein Mikrophon ins Gesicht geschoben wurde. Erst recht, wenn die Frage unangenehm war und er wusste, dass er etwas verheimlichen oder direkt lügen musste. Lügen war noch nie eines seiner Talente gewesen. Das hatte ihm schon immer Probleme eingebacht. Doch jetzt, da er jemand war, der die Macht hatte andere zu beeinflussen und dem die Leute tatsächlich zuhörten, seine Meinung wertschätzten, aber auch bewerteten und kritisierten, war er sich bewusst, dass jedes Wort hurricaneartig durch den Reißwolf gedreht werden könnte, wenn er sich falsch ausdrückte. Dass es nicht nur sein Ansehen, sondern das gesamten der Avengers schädigen könnte.

Während Tony ihm geraten hatte einfach seine Meinung zu sagen, da er in seinen Augen offenbar eh ein Heiliger ohne Gleichen war und daher ohnehin nichts schlimmes aus seinem Mund kommen würde, hatte Pepper sich jedoch die Zeit genommen und ihn instruiert, wie er sich verhalten sollte, wenn das Thema schwierig wurde. Sie hatte ihm zwar erst richtig bewusst gemacht, was für ein Gewicht seine Worte haben konnten und ihn erst richtig in Panik versetzt, aber zumindest hatte sie ihn dann nicht alleine damit gelassen. Er weigerte sich dennoch Interwies zu geben – und es gab oft genug Anfragen von verschiedenen Stellen – und bewunderte seine beiden Freunde dafür, wie oft und völlig natürlich wirkend sie sich vor hunderte von Kameras stellten, ohne auch nur darüber nachzudenken, was alles schiefgehen könnte.

Als ob das nicht schon schlimm genug war, wusste er, dass er den heutigen Abend praktisch ohne Unterlass lügen müssen würde. Bereits leicht nervös sah er zu Loki, der neben ihm in seiner weiblichen Form saß. Er schaute durch die getönten Fensterscheiben der Limousine nach draußen. Ein dezentes Lächeln hatte sich auf die rot geschminkten Lippen gelegt. Obwohl er mit ihm die letzte Woche ziemlich oft draußen gewesen ist, war sein Freund noch immer sehr interessiert an der ganzen Regelung des täglichen Lebens in New York. Er hatte ihm gesagt seine Sozialstudien über Midgardier wurden durch die Beobachtung des Volkes deutlich vorangetrieben und er genoss es ihnen zuzuschauen, wie sie ihrem Alltag nachgingen. Der neue Input sei äußerst lehrreich und er entdecke laufend neue Dinge, die er anschließend recherchieren konnte und die ihm neue Sichtweisen auf die sozialen Strukturen Amerikas gaben. Oder so ähnlich.

Bevor sie aufgebrochen waren, hatte Pepper Steve noch Anweisungen gegeben für brenzlige Situationen. Nur ihm. Offenbar hielt sie Loki für in der Lage jegliche Situation zu händeln. Wenn er ehrlich war, überraschte ihn das kaum. Obwohl Loki nicht von diesem Planeten war, wusste er sich geeignet darzustellen und als Prinz war er viel Aufmerksamkeit ohnehin gewohnt. Jemand der ihm also konstant auf die Nerven ging und Fragen stellte, oder auch eine gesamte Gruppe von solchen Leuten, würde ihn also wohl kaum aus der Ruhe bringen.

„Hör auf dir Sorgen zu machen.“, sprach Pepper Steve von der Sitzbank ihm gegenüber an. Er sah zu ihr. Sie lächelte ihn an und beugte sich etwas vor um eine Hand auf seine zu legen. „Selbst, wenn du nervös wirkst, wird jeder denken es liegt an Emma. Und die Presse zu ignorieren, passt auch zu dir.“, versicherte sie ihm. „Wenn du also nichts Falsches sagst, wird niemand Verdacht schöpfen, dass mit deiner Freundin etwas nicht stimmen könnte.“

„Ja, sag einfach nicht, dass sie ein männliches formwandelndes Alien ist und alles ist gut.“, fügte Tony grinsend hinzu. Er zwinkerte Loki zu, der seine Aufmerksamkeit nun auf das Gespräch gelenkt hatte und seine linke Hand unter Steves rechte schob. Der Soldat beobachtete, wie zarte, feminine Finger zwischen seine eigenen glitten. Die Nägel waren perfekt manikürt und in einem blauen Farbton, passend zum Kleid, angemalt. Er wünschte sich wirklich, die ganze Scharade wäre nicht nötig. Zu Beginn hatte er gesagt, dass er kein Interesse daran hatte seine Beziehung zu Loki geheim zu halten und Emma komplett unnötig sei. Zumindest nach dem ersten Schock. Für die Menschen wäre Loki lediglich ein Mann, den sie noch nie gesehen hatten. SCHIELD hatte schließlich fantastische Arbeit gleistet die Invasion unter den Teppich zu kehren. Dass er dann als homosexuell gelten würde, war ihm völlig gleichgültig. Er wollte seine Zuneigung zu Loki nicht leugnen. Vor Niemandem!

Doch dann hatten die schlagkräftigen Argumente seiner gesamten Freunde, einschließlich Loki, angefangen. Innerhalb von Minuten hatte er dem nichts mehr entgegenzusetzen. Er konnte das politische Desaster genauso wenig ignorieren, wie die Tatsache das Hawthorne und SHIELD ihnen ohnehin im Nacken saßen und es Loki deutlich mehr in Gefahr brächte. Außerdem hatte sein außerirdischer Freund direkt abgelehnt in seiner Form außerhalb des Towers aufzutreten. Und dann hatte er noch etwas von törichten Prinzipien, kurzsichtigen Denkmuster und emotionaler Überempfindlichkeit gesprochen. Steve hatte nicht ganz verstanden, was er gesagt hatte, aber Tony und Bruce hatten deutlich amüsiert gewirkt. Bei ihm war zumindest angekommen, dass Loki ihn als kindisch, trotzig und engstirnig bezeichnet und kundgetan hatte, dass er das in keiner Weise unterstützen würde. Damit war die Debatte auch beendet und Steve geschlagen gewesen.

Als die Limousine hielt, atmete der Soldat tief ein und wieder aus. Er konnte durch die Fensterscheiben die Scharen an Reportern und Schaulustigen sehen, die sich um die Ankunftstelle der geladenen Gäste eingefunden hatten. Prompt wurde die Tür von außen geöffnet und sofort ging das Blitzlichtgewitter los. Souverän wie immer und mit einem überlegenen Grinsen auf den Lippen stieg Tony aus und reichte eine Hand hinein, um Pepper, deren Lippen nun ein strahlendes Lächeln zierten, herauszuhelfen. Steve hörte sofort hunderte von Fragen auf die beiden herabrieseln. Irgendwo schien eine Gruppe von Fans zu stehen, denn er konnte ziemlich genau mehrere Stimmen „Iron Maaaaaan!!!“, kreischen hören, gefolgt von haufenweise Liebesbekundungen.

Steve beobachtete wie sein Freund Pepper eng an sich zog und wahrscheinlich vor der Limousine mit seiner Freundin für die Presse posierte.

„Wir sollten aussteigen.“, ergriff Loki das Wort, als Steve sich auch weiterhin nicht rührte. Er führte seine noch immer ergriffene Hand an die roten Lippen und platzierte einen Kuss auf Steves Handrücken. In keiner anderen Situation bisher hatte Steve sich gewünscht jetzt seinen Loki anstatt dieser gefakten Freundin zu sehen.

Letztendlich lächelte er dennoch, beugte sich vor und drückte seine Lippen kurz auf die seiner Begleitung. Als er für diesen Moment die Augen schloss, fühlten sie sich wie die Lippen des Mannes an, den er seit nun fast zwei Wochen kaum noch aufhörte zu küssen. Es beruhigte ihn, zumal der Geruch auch als Emma der Gleiche war und ihm nur bestätigte, dass diese aufgestylte Frau neben ihm, tatsächlich sein Freund war.

Dann ließ er seine Hand los und rutschte zur Tür. Als er ausstieg, ging sofort lautes Gekreische durch die Reihen. Er konnte nun neben „Iron Maaan!!“ auch lauter „Captain America!!!“ Rufe hören. Reporter überschlugen sich mit Fragen. Die Security hatte ziemlich viel zu tun. Es sah echt schwierig aus, die Menge daran zu hindern die Absperrungen zu überwinden.

Tony murmelte ihm „Für einen Moment dachte ich, du kneifst.“, zu, bevor er sich mit Pepper an seinem Arm etwas vorbewegte um Platz zu machen.

Ohne zu zögern drehte Steve sich wieder um und reichte Loki eine Hand, die dieser sofort ergriff und sich aus dem Auto heraushelfen ließ, wie es Pepper von Tony getan hatte. Mit einem etwas unsicheren Lächeln auf den Lippen stellte Emma sich zu ihm auf den roten Teppich. Sie wirkte etwas verunsichert und hielt sich an Steve fest. Klammerte fast schon. Überall um sie herum blitze es. Fragen wurden ihnen entgegengeschrien, Mikrofone soweit über die Absperrungen in den Weg hineingehalten, wie irgend möglich. Ein Fotograf, der offensichtlich die Genehmigung hatte, stand mit auf dem roten Teppich und machte Bilder von den ankommenden Gästen. Er schien äußerst interessiert an Emma zu sein.

Als Steve sich schließlich mit ihr an seiner Seite umdrehte, war er sofort geblendet. Hinter ihm hörte er die Tür der Limousine wieder zugeschlagen werden. Als der Wagen wegfuhr, fühlte es sich fast an, als würde ihr sicherer Rückzugsort verschwinden.

Loki drängte sich eng an ihn, dirigierte ihn aber gleichzeitig vorwärts indem er den Arm, den er um Steves gelegt hatte, vorschob. Er gehorchte der Aufforderung und schloss zu Tony und Pepper auf, die auf sie zu warten schienen. Zusammen liefen sie zum Eingang. Steve verlor zwischendrin durch die ganzen Blitze etwas die Orientierung, aber Loki schob ihn immer in die entsprechende Richtung weiter, brachte ihn zum Stehen, wenn Tony und Pepper es taten und dirigierte ihn weiter, wenn es soweit war. Ganz ähnlich wie es auch Pepper immer getan hatte, wenn er gezwungen war mit ihr auf dem roten Teppich zu laufen. Als er zur Seite und in Emmas Gesicht sah, erkannte er weiterhin etwas Unsicherheit. Es wirkte, als wäre ihr die Situation unangenehm. War Loki das alles unangenehm? Oder spielte er seine Rolle lediglich so? Wenn ja, dann war er ziemlich überzeugend.

Tony zwang Steve auf den Treppen zum Museum hinauf für ein Foto zusammen mit ihm und Pepper zu posieren. Er tat sein Bestes, aber er wusste nicht, ob das ausreichend war um nicht komplett Fehl am Platz zu wirken.

Letztendlich schafften sie es die Stufen hinauf und in den Eingangsbereich zu dem die Öffentlichkeit keinen Zugang hatte. Endlich waren die Blitze um sie herum weg und Steve konnte seine Umgebung wieder erkennen. Er kannte sich im Museum aus. Eine Weile hatte er schon fast hier gelebt.

„Man könnte meinen, du gewöhnst dich langsam daran.“, sagte Tony und musterte Steve. „Aber ich schätze das war alles deine Begleitung.“, fügte er hinzu und zwinkerte Emma zu.

Diese lächelte nur vielsagend und drückte sich dann etwas näher an Steve heran. Wenn Tony ihm das sagte, dann hatte er sich anscheinend nicht halb so blöd angestellt, wie es sich angefühlt hatte.

„Okay. Soweit so gut.“, sagte Pepper und sah in Richtung der großen Halle, wo die Feierlichkeiten stattfanden. Klaviermusik drang zu ihnen durch. Ein paar der anderen Gäste standen ebenfalls noch in kleinen Grüppchen zusammen im Eingangsbereich. Draußen wurde es wieder hektisch. Anscheinend war der nächste Wagen angekommen.

„Wie sieht es aus? Bei dir alles in Ordnung?“, wandte Steve sich an Loki. Ein amüsiertes Lächeln erschein auf den rotgeschminkten Lippen.

„Das wird ein Kinderspiel.“, versicherte er ihm und beugte sich zu ihm, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken. „Ich kann es kaum erwarten.“

Zusammen traten sie durch den Eingangsbereich und betraten die riesige Halle, in der sich allerlei fein gekleidete Leute befanden, von denen Steve etwa die Hälfte erkannte. Sponsoren und Kunstliebhaber, Politiker und Großindustrielle. Kellner liefen zwischen den Grüppchen hin und her.

Sie waren kaum zwei Schritte gelaufen, als ein Reporter mit einem Photographen auf sie zustürzte.

„Mr. Stark, Captain Rogers, Miss Potts!”, sprach er sie an und war kaum eine Sekunde später direkt vor ihnen stehen geblieben. Die Kamera seines Begleiters fing sofort an unaufhörlich zu klicken. „Es ist mir eine unglaubliche Ehre Sie hier zu sehen. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würden sie mir vielleicht ein paar Fragen beantworten?“, fragte er zwar, schob ihnen aber sofort ein Diktaphon ins Gesicht.

„Also bitte, so lass sie doch erst einmal hereinkommen.“, echauffierte sich ein großer, schlanker Mann im Anzug, der ebenfalls nun zu ihnen hinzutrat. „Später ist noch genug Zeit.“

„Glenn!“, freute sich Pepper direkt, ignorierte den Reporter und überwand die kurze Distanz zwischen ihnen. Sie begrüßten sich mit einem Wangenkuss, während Glenn begeistert ihre Hand schüttelte.

„Virginia! Es ist mir eine Freude.“, begrüßte er sie, während der Reporter mit seinem Photographen zusammen zwar zögerlich, aber dennoch sich zurückzog. „Du hattest dich zwar wieder in Begleitung des Captains angekündigt, aber ich war natürlich neugierig, ob er nicht doch seine Freundin mitbringen würde.“ Lächelnd wandte er sich dann an den Soldaten. „Steve, ich freue mich dich hier zu haben.“

Das Lächeln erwidernd, ergriff Steve die Hand des Museumsdirektors. „Ich muss mich für die direkte Einladung bedanken, Glenn.“

„Oh, aber ich bitte dich! Es ist mir eine Freude!“, tat der Mann es ab und wandte sich dann Loki zu. „Wie darf ich denn nun die reizende Dame an deiner Seite ansprechen, Steve?“, fragte er nach und reichte Loki bereits die Hand. Ohne zu zögern ergriff Loki diese und schüttelte sie. Ein Lächeln zwischen Begeisterung und Freude lag auf den rot geschminkten Lippen.

„Das ist Emma Jenkins.“, stellte Steve seine Begleitung vor.

„Ich bin entzückt, Miss Jenkins. Ich muss gestehen, ich war bereits verwundert darüber, dass Steve bislang niemand gefunden hat. Sie müssen etwas wirklich Besonderes sein.“, begrüßte er Loki geradezu strahlend.

Er hatte ja nicht einmal eine Vorstellung davon, wie besonders Emma war.

„Die Freude ist ganz meinerseits, Mr. Lowry.“, antwortete Emma. „Ich muss gestehen, es ist das erste Mal, dass ich Ihr Museum betrete.“ Glücklich sah Emma zu ihrer Begleitung und zwinkerte ihr zu. „Er hat mir so häufig von Van Gogh´s Sternennacht vorgeschwärmt. Ich freue mich es endlich mit eigenen Augen sehen zu können.“

Lowrys Lächeln erstarb etwas. „Das tut mir furchtbar leid, Miss Jenkins. Aber die oberen Stockwerke sind heute gesperrt. Sternennacht befindet sich leider nicht im Erdgeschoss.“, informierte er sie in einem entschuldigenden Tonfall.

„Oh!“, machte Emma und wirkte als wollte sie versuchen ihre Enttäuschung zu verbergen, während sie zu den bewachten Treppenaufgängen sah. Bevor sie ein Lächeln auf ihre Lippen zwang und sich an Steve wandte. „Ich fürchte, wir müssen einen neuen Termin zu den Öffnungszeiten finden, Liebling.“

Liebling? Was sollte das denn?

Emma ergriff seine linke Hand. Ein verhaltenes Lächeln auf den roten Lippen, die großen blauen Augen auf ihn gerichtet. Wollte Loki jetzt, dass er etwas sagte? Er sah ihn so an. „Ich bin mir sicher, wir bekommen das hin.“, antwortete er also in der Hoffnung nicht zu seltsam zu wirken. Er hatte Loki zwar versprochen, dass er ihn herumführe würde, aber sie hatten gewusst, dass die oberen Etagen geschlossen sein würden. Was sollte das?

„Oh, das ist doch eigentlich gar kein Problem. Ich sage den Wachen einfach Bescheid, dass sie dich und Miss Jenkins durchlassen sollen. Dann kannst du ihr zumindest Sternennacht in Ruhe zeigen.“, ergriff der Museumsdirektor das Wort mit einem strahlenden Lächeln.

„Glenn, das ist wirklich nicht nötig, wir…“, versuchte Steve sofort zu intervenieren.

„Ich bestehe darauf.“, fiel dieser ihm jedoch direkt ins Wort. „Ich könnte eine derartige Enttäuschung dieser reizenden jungen Dame nicht verantworten.“

Freudig sah Emma wieder zum Museumsdirektor. „Wir wollen wirklich keine Umstände machen. Ich wollte sie mit meiner Bemerkung nicht unter Druck setzen.“, erklärte sie und sah etwas unsicher zwischen Steve und Glenn hin und her. Es schien ihr ziemlich unangenehm.

„Ich bitte Sie, das sind doch keine Umstände. Gehen Sie nach oben und lassen Sie sich von dem Anblick verzaubern.“, verlangte Glenn geradezu. „Und ich will kein Wort mehr darüber hören.“ Schließlich gab Steve sich geschlagen und bedankte sich. Danach wandte Glenn sich an Tony. „Mr. Stark. Es ist lange her.“, begrüßte er nun auch ihn. Ohne ein weiteres Wort schüttelten sie sich die Hände. Es war deutlich zu sehen, dass zwischen ihnen nur kühle Akzeptanz herrschte. Dann machte der Museumsdirektor eine einladende Geste in die große Halle hinein, wünschte ihnen viel Vergnügen, versprach ihnen sich im laufen des Abends erneut zu ihn zu gesellen, wies Pepper darauf hin, dass seine Ehefrau und Tochter ebenfalls anwesend seien und huschte dann auf und davon zu einem weiteren gerade eintretenden Pärchen.

„Gut gespielt.“, sagte Pepper nebenbei und stieß Emma neben sich mit dem Ellbogen an. Als Antwort bekam sie ein zufriedenes Lächeln und ein Blinzeln, bevor Loki sich der Menschenmenge zuwandte.

„Oh Mann, was macht der denn hier?“, stöhnte Tony genervt und drehte sich Pepper direkt zu, die an seiner Schulter vorbei sah.

„Sei nett. Offiziell wissen wir nichts. Matt wird sich um ihn kümmern.“, beschwichtigte sie ihn.

„Wenn er unsere Hilfe annehmen würde, wäre das längst erledigt.“, zischte der Milliardär ihr entgegen. Als Steve selbst nach hinten sah, erkannte er den Grund für die miese Laune seines Freundes ebenso schnell wie Pepper.

Wilson Fisk stand zusammen mit drei weiteren Leuten am Rand der Tanzfläche und unterhielt sich. An einem Arm stand eine hübsche Brünette neben ihn, die sich bei ihm eingehakt hatte. In der anderen Hand hielt er ein Glas Champagner, ein Lächeln auf den Lippen und amüsierte sich offensichtlich. Seinen Gesprächspartnern ging es ähnlich. Sie schienen Spaß zu haben.

„Diese Angelegenheit braucht Fingerspitzengefühl. Etwas das du nicht besitzt.“, erinnerte Pepper Tony daran, weshalb Matt die Avengers und besonders Tony nicht in der Sache verwickelt sehen wollte.

„Tony!“, wurde plötzlich aus einer anderen Richtung freudig gerufen. Steve drehte sich ebenso in entsprechende Richtung wie die anderen. Ein Mann im Smoking mit harten, kantigen Gesichtszügen und kurzen braunroten Haaren kam auf sie zu. Ein Lächeln zierte die Lippen als er mit ausgesteckter Hand auf ihren Milliardär zuging. Steve hatte Norman Osborne bereits bei verschiedenen offiziellen Anlässen kennen gelernt. Er war einer der Großindustriellen, mit denen Tony ziemlich gut klarkam. Was sicher damit zu tun hatte, dass er einiges von Wissenschaft verstand.

„Norman!“, erwiderte Tony erfreut und trat einen Schritt auf den anderen Mann zu. Er reichte ihm seine Hand. „Es freut mich dich zu sehen!“, begrüßte Tony den anderen Mann. Lachend schüttelte Osborne auch Peppers und Steves Hand, ließ sich Emma vorstellen, wandte sich dann aber wieder Tony zu. Als die beiden schließlich anfingen über geschäftliche Dinge zu reden, riet Pepper ihnen sich abzusetzen, wenn sie nicht zu Tode gelangweilt werden wollten.

Doch sobald Steve mit Emma an seiner Seite sich aus der Gruppe löste, war er gleich umringt von weiteren Personen, die alle wissen wollten, wer seine reizende Begleitung war und wie sie sich kennengelernt hatten und wo sie herkam und all das andere, was er mit Tony, Loki und Pepper immer wieder durchgegangen war. Höflich erzählte er also immer wieder die Geschichte, wie er Emma traf, als sie Pepper einige Unterlagen gebracht hatte und von ihm fast umgestoßen worden war. Es war eine simple Story, die dennoch jedem ein verzücktes Lächeln auf die Lippen zauberte, der sie hörte.

Als der anwesende Reporter schließlich auf sie zusteuerte, zog er Loki mit sich auf die Tanzfläche. Er sah die Frustration auf dem Gesicht des Mannes, aber Steve hatte jetzt wirklich keine Nerven mehr weiter irgendwelche Lügengeschichten zu erzählen. Erst recht nicht, wenn ihm dabei ein Diktaphon ins Gesicht gehalten werden würde.

Langsam wiegten sie sich zu den ruhigen Klängen der Musik zwischen den anderen Paaren. Hier hatten sie etwas Ruhe. Hier musste Steve keine Lügen verbreiten und konnte Loki wenigstens eine kurze Zeit lang nur für sich alleine haben.

„Ich hatte nicht erwartet, dass es derart anstrengend für dich werden würde.“, ergriff Emma das Wort. Die großen blauen Augen waren direkt auf ihn gerichtet. „Es scheint fast, als wäre meine Invasion für dich entspannender gewesen.“

„Im Kampf weiß ich, was ich zu tun habe. Das hier ist…“, er suchte nach Worten, die seine Empfindungen beschreiben würden. „… als würde ich auf dünnem Eis entlangwandern.“, sagte er schließlich.

Emmas rote Lippen zogen sich zu einem amüsierten Grinsen auseinander. „Sehr treffend formuliert. Es ist äußerst unterhaltsam. Sie wollen sich nicht nur mit dir gut stellen, sondern auch mit mir. Obwohl mehr als die Hälfte an Frauen, und eine für midgardische Sichtweise auf eine Beziehung nicht zu verachtende Menge an Männern, mir am liebsten die Augen vor lauter Missgunst und Eifersucht auskratzen würden.“

Irritiert erwiderte Steve den Blick seiner Begleitung. Missgunst? Eifersucht?

Emma seufzte. „Du bist wirklich nicht gut darin, wie?“, fragte sie und zog ihn zu sich heran, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken. Steve entging das Blitzlicht in diesem Moment nicht. „Nur damit wirklich keine Missverständnisse über die Natur unserer Beziehung aufkommen.“, lächelte Emma und legte ihren Kopf an seine Schulter, als der Tanz noch langsamer wurde.

Der bekannte Geruch stieg Steve in die Nase und er beugte sich etwas vor, sodass er diese in den blonden Strähnen versenkte. Er schloss die Augen und auf einmal war es Loki, der da mit ihm zu den romantischen Klängen auf der Tanzfläche stand. Er spürte die harten Kanten unter seinen Fingern und bemerkte jetzt wieder, dass er nicht wirklich nennenswert kleiner war. Emma trug hochhackige Schuhe, die sie immer noch ein paar Zentimeter kleiner erscheinen ließen als ihn, doch Loki war in Wirklichkeit etwa so groß wie er. Auch wurde ihm jetzt wieder klar, dass er in Wirklichkeit nicht dieses Satin, Chiffon, wie auch immer Pepper diesen Stoff genannt hatte, Zeugs. Er wusste nicht, woraus seine eigentliche Kleidung bestand, aber es hatte sich immer wie normale Baumwolle angefühlt.

Als die nachfolgende Musik wieder etwas schneller wurde, ignorierten sie beide das und verblieben dabei sich langsam hin und her zu wiegen, eng aneinander gelehnt. Ein Lächeln stahl sich auf Steves Lippen. Es war ihm egal. Er war glücklich in diesem kleinen Moment, den er mit dem Mann teilte, den er liebte. Loki gehörte ihm. Er hatte es selbst gesagt. Und Steve versuchte gar nicht erst zu leugnen, dass sein eigenes Herz dem Asgardier gehörte.

Erst als die Auktion laut angekündigt und die Musik leiser wurde bis sie schließlich ganz verklang, öffnete der Soldat wiederwillig die Augen. Er wusste, es wäre nicht Lokis fein geschnittenes, noch immer blasses, Gesicht mit diesen unendlich grünen Augen und den tief schwarzen Augenbrauen und Wimpern, in das er blicken würde.

Blaue Augen sahen zu ihm hoch und blonde Haare waren in seinem Blickfeld. Wie er es erwartet hatte.

„Ganz ehrlich?“, riss Tonys Stimme ihn aus den Gedanken. Er und Pepper standen plötzlich neben ihnen. „Allein davon euch zu beobachten, bekommt man Diabetes.“

„Ah, Tony!“, beschwerte Pepper sich direkt und knuffte ihn in den Oberarm. „Hört nicht auf ihn. Ihr seid wirklich sehr süß.“

„Das habe ich doch gerade gesagt.“, beschwerte Tony sich. Daraufhin rollte Pepper nur mit den Augen.

„Wir haben mit der Presse gesprochen und soweit ich mitbekommen habe, habt ihr Emma ziemlich gut etabliert.“, erklärte Pepper. Sie schien sich zu freuen, wie ein kleines Kind. Offenbar war ihr das alles wichtiger als Steve geahnt hatte. Lächelnd hakte Pepper sich bei Emma unter und zog sie mit sich. „Wir sollten in den Auktionsraum gehen.“

Tony und Steve kamen ihnen gemäßigten Schrittes hinterher.

„Du macht keine halben Sachen, wie?“, ergriff Tony das Wort und stieß seinem Freund in die Seite.

„Was meinst du?“, wollte Steve wissen.

„Du bist wirklich verliebt, oder? Ich meine so richtig. Die meisten fangen an mit Zuneigung, die mehr wird bis sie es Liebe nennen, aber du bist wirklich richtig verschossen.“, erklärte Tony.

Steve spürte, wie er rot wurde. Ja. Das war er. Na und? Es war ja nicht so, als würde es Tony mit seiner eigenen Freundin anders gehen. Und es war nicht wirklich von jetzt auf gleich passiert. Es hatte sich aufgebaut. Er hatte es bloß nicht bemerkt.

Tony klopfte ihm auf den Rücken. „Das freut mich für dich Steve, wirklich.“ Breit grinsend sah er den Soldaten an. Steve spürte, wie er immer dunkler anlief. Er räusperte sich und fuhr mit der Hand durch seine Haare. Er hatte noch nie in so einer Situation gesteckt. Vor dem Serum war er für jede Frau die ihm begegnete völlig uninteressant gewesen und danach war er auf einmal Captain America gewesen. Er hatte keine Zeit für so etwas gehabt. Andere Sachen waren immer wichtiger gewesen. Und Gelegenheiten hatte er auch nicht wirklich viele gehabt. Oder zumindest nicht allzu viele. Peggy war die einzige Frau gewesen, die ihm in der Richtung damals überhaupt aufgefallen war. Ein paar Dates mit Frauen, die nicht wussten, wer er war hatte er zwar durchaus gehabt, aber alles darüber hinaus war Neuland für ihn. Er hatte noch nie jemals für jemanden so empfunden wie für Loki. Noch nie hatte er sich so glücklich gefühlt neben einer bestimmten Person aufzuwachen und war vollkommen zufrieden damit und erfüllt davon ihr einfach mein Schlafen zuzusehen. Als gäbe es nichts Wichtigeres im ganzen Universum. Loki ließ ihn sich so fühlen.

Sie gesellten sich zu Pepper und Emma, die bereits dabei waren über ein Bild zu philosophieren, während Steve sich direkt am Gespräch beteiligte, schlang Tony lediglich einen Arm um Peppers Hüfte und machte keinen Hehl daraus, dass er an der Kunst nicht besonders interessiert war.

„Gott sei Dank!“, rief der Milliardär plötzlich nach einiger Zeit aus und zog seine Freundin mit sich, völlig ungeachtet dessen, dass sie gerade selbst mitten im Satz war. „Noch jemand mit einem IQ über der Raumtemperatur.“, frohlockte er laut genug, dass alle Umstehenden das mitbekamen. Steve nahm seine eigene Begleitung an die Hand und folgte seinem Freund. Hauptsächlich, weil er befürchtete sofort von verschiedenen Leuten in das nächste Gespräch verwickelt zu werden, wenn er unbeschäftigt wirkte.

„Charles!“, begrüßte Pepper einen kahlköpfigen Mann im Rollstuhl, sie ergriff seine Hände und beugte sich für einen Wangenkuss zu ihm hinunter. „Ich habe deinen Namen auf der Gästeliste gesehen und gehofft dich hier anzutreffen.“

„Virginia, ich wusste du würdest hier sein. Es wundert mich lediglich, dass du Tony dazu bringen konntest dich zu begleiten.“, antwortete der Mann lächelnd. Freundliche blaue Augen wandten sich nun dem Milliardär zu. „Es freut mich dich zu sehen, mein Freund.“

„Du glaubst gar nicht, wie sehr diese Freude auf Gegenseitigkeit beruht.“, erwiderte Tony und reichte ihm die Hand. „Pepper hat mich von einem politischen Höflichkeitsgespräch zum nächsten gezerrt. Du sprichst wenigstens meine Sprache. Wir sollten uns einen Drink holen und über dein letztes Paper sprechen.“, bot er hoffnungsvoll an.

„Es wäre mir eine Freude deine Gedanken dazu zu hören. Nach der Auktion. Aber so lasst mich euch zunächst meine Begleitung vorstellen.“ Er deutete auf einen jungen Mann im Anzug neben sich, der in dem Moment vortrat. Seine Augen waren hinter einer rot spiegelnden Sonnenbrille verborgen. „Scott Summers. Er ist Lehrer an meiner Schule und ich hatte das Glück, dass er an einem Freitagabend noch nichts vorhatte und sich bereiterklärt hat einem alten Mann zu helfen.“ Charles lachte leise. „Scott, das sind Miss Virginia Potts und Mr. Anthony Stark.”

“Es freut mich Sie persönlich kennenzulernen. Mir ist selbstverständlich bekannt, dass sie große Unterstützer von Charles Schule sind.“, begrüßte der junge Mann die beiden mit einem höflichen Lächeln, aber deutlicher Distanziertheit.

„Professor Xavier.“, trat nun auch Steve an den Mann heran. Sie kannten sich nicht so gut, aber der Soldat hatte den älteren Herrn bereits hin und wieder gesehen. Er arbeitete öfter mit Bruce zusammen und schien einer der wenigen zu sein, die absolut kein Problem damit hatten, dass es den Hulk gab, während viele seiner anderen ehemaligen Kollegen sich von ihm abgewandt hatten. Erst jetzt langsam mit Tonys Unterstützung sah es so aus, als würde Bruce langsam wieder an Ansehen in der Welt der Wissenschaft gewinnen.

„Captain Rogers.“, begrüßte Xavier ihn weiterhin lächelnd und reichte ihm eine Hand. Der ältere Mann wirkte auf Steve jederzeit gutmütig und äußerst sympathisch. Es schien als könnte ihn nichts aus der Ruhe bringen. „Ich kam nicht umhin aus vielen meiner Gespräche herauszuhören, dass Sie heute in Begleitung hier sind, Captain.“

„Das ist Emma Jenkins.“, stellte Steve Loki vor. Mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen, trat Emma heran und ergriff die ihr entgegengestreckte Hand.

„Es ist mir eine Freude Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Jenkins.“

Loki öffnete den Mund, um zweifelsohne eine höfliche Erwiderung zu geben, doch dann stockte er. Das Lächeln auf den roten Lippen erstarrte, es war noch da, aber es wirkte irgendwie nicht mehr lebendig, unecht. Künstlich. Und wenn Steve das bemerkte, war es für jeden anderen genauso sichtbar. Doch es dauerte nur eine Sekunde.

„Die Freude liegt ganz auf meiner Seite, Professor.“, erwiderte Emma schließlich ohne sich etwas anmerken zu lassen. Das Lächeln war wieder so strahlend wie zuvor. „Bruce hat mir bereits von Ihnen erzählt. Ich habe Ihr Buch über genetische Variationen gelesen. Es war äußerst interessant.“

Unsicher sah Steve zwischen Charles Xavier und Emma hin und her. Der Professor hielt noch immer ihre Hand fest und sie seine.

„Dann kann ich davon ausgehen, dass Sie selbst sich mit diesem Gebiet befassen?“, hakte er nach. Das Lächeln in seinem Gesicht war noch immer freundlich, aber seine Augenbrauen hatten sich ein kleines Bisschen zusammengezogen.

„Es ist eher ein Hobby.“, antwortete Emma. Jetzt erst ließen sie sich los.

„Es wäre mir eine Freude Ihnen übrig gebliebene Fragen zu beantworten und verschiedene Ansichten zu erläutern.“, bot der Professor an.

„Das ist ein sehr großzügiges Angebot. Vielleicht finden wir später noch etwas Zeit miteinander unter vier Augen zu sprechen?“, erwiderte Emma erfreut.

Was ging hier vor sich?? Irritiert sah Steve zu seinen Freunden. Pepper sah nicht minder irritiert drein, Tony wirkte amüsiert und Scott Summers schien skeptisch, wenn man der angehobenen Augenbraue nach urteilen konnte. Viel mehr war von seiner Augenpartie ja nicht zu sehen.

„Es würde mich sehr freuen. Kommen Sie einfach auf mich zu, sobald Sie die Zeit haben.“

„Das werde ich.“, versicherte sie ihm.

Als wäre nichts gewesen drehte Emma sich als Nächstes dem Lehrer zu und reichte auch ihm die Hand. Etwas überrumpelt ergriff er sie und lächelte passend dazu. Dann trat Emma zurück an Steves Seite.

„Nun, wir sollten uns der Auktion zuwenden.“, ergriff Pepper letztlich das Wort.

„Das sollten wir.“, stimmte Professor Xavier zu. Tony und er verabredeten sich für später an der Bar, sie wünschten einander viel Spaß und Erfolg, dann schob Scott den älteren Mann weiter nach vorne.

„Hat er dich da gerade angebaggert?“, wollte Tony wissen und sah Emma an. „Und bist du voll drauf eingestiegen?“

„Was wisst ihr über ihn? Wer ist er?“, ignorierte Loki seine Frage.

„Du weißt wer er ist. Ich und Bruce haben über ihn gesprochen. Du hast eines seiner Bücher gelesen.“, erwiderte der Milliardär. „Aber ehrlich, um auf meine Fragen zurückzukommen, was war das gerade?“

„Ich weiß von seinem Bildungsgrad und dass er eine Schule für hochbegabte Kinder führt, die ihr finanziell unterstützt.“, fasste Loki zusammen. „Was ist da noch?“

„Nichts?“, antwortete Tony unsicher nachdem er einen Blick mit Pepper gewechselt hat.

„Das werde ich herausfinden.“, versprach Loki lächelnd.

„Das heißt also, du ignorierst einfach meine Fragen?“, wollte Tony wissen.

„Ich habe noch nichts zu erzählen.“, entgegnete Loki. Skeptisch hob Tony eine Augenbraue. Sie sahen sich einen Moment in die Augen und fingen dann beide an zu lachen. Unwillkürlich schlang Steve seinen Arm um Emmas Taille und zog sie an sich. Der amüsierte Ausdruck in Tony Augen sagte ihm direkt, dass ihm die besitzergreifende Geste nicht entgangen war und dem Soldaten war klar, dass Loki wusste, was los war. Auch wenn er zumindest den Anstand hatte es unkommentiert zu lassen.

Zusammen suchten sie sich einen Platz. Als die Auktion losging, fühlte Steve sich wieder sicher. In diesem Umfeld konnte Tony ihm nicht das Wasser reichen. Vielleicht in jeder anderen Situation, aber nicht hier. Loki schien sich zu amüsieren und diskutierte enthusiastisch mit ihm und Pepper über die dargebotenen Kunstwerke. Es war erstaunlich, was er alles in dieser doch eigentlich so kurzen Zeit über ihre Kunst und Geschichte gelernt hatte. Ob sie auf Asgard ähnliche Bilder hatten? War es überhaupt vergleichbar? Er würde es unbedingt einmal ansprechen müssen. Überhaupt hatten sie noch gar nicht über seinen Heimatplaneten gesprochen oder über seine Vergangenheit. Während Loki keine Gelegenheit ausließ um Steve Fragen über ihn oder die Erde zu stellen, schwieg er doch zu sich selbst. Dem Soldaten war klar, dass das alles kein leichtes Thema war, aber sicher würde er verstehen, dass ihm daran lag auch über Loki alles in Erfahrung zu bringen, was es zu wissen gab, oder? Immerhin tat er ja das Gleiche mit ihm.

Nach etwas mehr als einer Stunde wurde die Pause eingeleitet und die Leute strömten zurück in die große Halle, wo sie von klassischer Musik, Cocktails, Wein, Champagne und Häppchen empfangen wurden. Tony steuerte mit Pepper an der Hand direkt Xavier an, der von seinem Mitarbeiter gerade auf die Bar zugeschoben wurde. Er zwinkerte Emma grinsend zu während Pepper sich widerstandlos mitziehen ließ, ihnen zuwinkte und deutlich unerfreut dreinblickte, bevor sie ihr patentiertes Lächeln aufsetzte und sich nach vorne wandte.

Steve konnte sich vorstellen, dass sie eher wenig begeistert sein würde von der Aussicht auf eine Fachdiskussion zwischen Professor Xavier und ihrem Freund. Sie war zwar eine äußerst kluge Frau, aber wissenschaftliche Fachartikel waren nicht ihr Wissensgebiet.

„Wenn du immer noch dem Reporter entwischen willst, solltest du dich schnell für eine Taktik entscheiden.“, machte Loki ihn auf die zwei Presseleute aufmerksam, die immer wieder in ihre Richtung sahen und anscheinend gerade dabei waren sich von ihren momentanen Gesprächspartnern zu verabschieden.

Ohne zu zögern ergriff Steve Emmas Hand und zog sie mit sich in Richtung der Treppen nach oben.

„Hey Jerry, hi Walter.“, begrüßte er die beiden Wachmänner die sie bewachten. Bei seinen unzähligen Besuchen war er häufig genug mit dem Personal ins Gespräch gekommen. Besucher die immer wieder kamen, fielen auf. Zuletzt war es auch Pepper und ihrem guten Draht hierhin zu verdanken, dass er auch mit dem Direktor und seiner Familie inzwischen so gut bekannt war.

„Hi Steve.“, wurde er schon fast synchron gegrüßt. „Und du bist dann wohl Emma.“, fügte Jerry hinzu und nickte Loki zu.

Lächelnd kam dieser neben Steve zum Stehen. „Das ist richtig. Freut mich euch kennenzulernen.“ Wie selbstverständlich reichte er beiden die Hand.

„Nicht schlecht, Steve.“, kommentierte Walter grinsend während er bereits das Absperrband auf der einen Seite aushackte. „Ich wünsche euch viel Spaß.“ Damit trat er zur Seite und gab für beide den Weg frei. Steve spürte seine Ohren etwas warm werden dank des deutlich zweideutigen Tonfalls in dem er das sagte. Was glaubte Walter, dass sie da oben machen würden?

„Danke.“, antwortete er dennoch und huschte an ihnen vorbei mit seiner Begleitung im Schlepptau. Er hörte zwar die beiden Wachen miteinander tuscheln, verstand die Worte aber nicht. Jedoch trieb ihm das resultierende Lachen weiter Schamesröte ins Gesicht ohne, dass er fähig wäre zu erklären, warum.

Völlig unerwartet und mit einer Kraft die definitiv nicht in einer Frau wie Emma stecken konnte, wurde Steve, sobald sie außer Sichtweite waren, gegen eine Wand gestoßen. Lokis Lippen lagen gleich darauf auf seinen und er schloss die Augen, damit er Emmas Erscheinung ausblenden konnte. Er spürte Lokis Finger an seinen Hüften mit dem Hemd spielen, während er sich an ihn drückte. Der Duft und Geschmack überwältigten seine Sinne für einen Moment und für diesen Zeitraum war es ihm völlig egal, dass er sich gerade am oberen Treppenaufgang zur zweiten Etage im Museum of Modern Arts befand. Und wenn er gerade mitten auf der Tanzfläche gestanden hätte, wäre das kaum von Belang gewesen bei der Art und Weise, wie Loki ihn hier gegen die Wand drückte und innig küsste.

Sein asgardischer Freund hatte eine ziemlich dominierende Art und Weise an sich, wenn es um Intimitäten ging. Und Steve hatte bemerkt, dass er das selbst ebenfalls hatte, sodass es zwischen ihnen häufig in einem neckischen Kampf um die Oberhand ausartete. Der dauerte in der Regel nicht besonders lang, denn dann machte Loki irgendetwas, das ihm so sehr den Verstand raubte, dass seine Muskulatur völlig vergaß, wie sie sich anspannen sollte. Ab einem bestimmten Grad der Erregung war es ihm völlig egal, ob er oben oder unten oder wo auch immer lag. Spätestens dann fügte er sich Loki.

Sie würden wirklich dringend mal über solche Sachen sprechen müssen. Nur irgendwie fielen sie immer sofort übereinander her, wenn sie alleine waren.

„Loki…“, keuchte er als er eine Hand über seinen Oberschenkel weiter nach innen streichen spürte, während die andere spielerisch an seinem Gürtel herumzuppelte.

„Ja?“, schnurrte dieser schon fast als Antwort an seinem Ohr, was sofort entsprechende Signale an momentan wirklich ungeeignete Stellen sendete. Sie waren hier in der Öffentlichkeit!

Etwas unkoordiniert tastete der Soldat nach beiden Händen, die er ergriff und aus den sensiblen Zonen entfernte. Er öffnete die Augen und sah wieder blau. Sofort war es ihm deutlich leichter seinen Verstand dazu zu bringen seine Arbeit wieder hochzufahren.

Emma lehnte mit ihrer weiblichen Brust, die er jetzt wo er sie sah auf einmal auch zu spüren glaubte, gegen ihn und sah verschmitzt grinsend zu ihm hoch. Eine blonde Strähne war ihr ins Gesicht gefallen.

„Nicht hier.“ Steve versuchte sachlich und überzeugt zu klingen. Er war sich nicht sicher, dass ihm das gelang so wie er außer Atem nach Luft rang. Er war sich nicht einmal so richtig sicher, ob er selbst überzeugt davon war.

„Oh.“, machte Emma enttäuscht. „Ich dachte, wir probieren was Neues.“ Dann leckte sie sich lasziv langsam über die rot geschminkten Lippen und legte den Kopf etwas schief, während ihr Grinsen schelmischer wurde.

Steve musste nicht in den Spiegel schauen, um zu wissen, dass er mit einem Mal so rot wie eine Ampel bei Stopp leuchtete, als er die Andeutung verstand. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, starrte sein Gegenüber aber nur an. Sein Kopf war wie leergefegt und sein Herz hämmerte wild in seiner Brust. Hatte er das richtig verstanden? Oder fuhr seine Phantasie mit ihm da lediglich spazieren?

„Dann wohl erst wenn wir zurück sind.“, schlussfolgerte Emma grinsend und lehnte sich wieder zurück. Der einzige Grund, dass Steve nicht sofort wieder nach ihr griff, war die Tatsache, dass es eben Emma und nicht Loki war. Wie Tony schon so treffend gesagt hatte, ihre Gestalt hatte so absolut gar nichts mit der des Mannes gemeinsam, den er liebte. Es half zumindest in dem Punkt, dass Steve wenigstens etwas Selbstbeherrschung bewahren konnte.

Immer noch grinsend zwinkerte Emma ihm zu, bevor sie sich komplett von ihm löste und die wenigen Treppen nach oben schritt.

Steve brauchte noch einen Moment. Er blieb noch mit rasendem Herzen an die Wand gelehnt stehen und fasste sich an die Brust, wo er sofort das wilde Klopfen spüren konnte. Dieser Mann machte ihn einfach wahnsinnig. Im guten Sinne. Nur offenbar war das sehr ortsunabhängig.

„Kommst du?“, hörte er Emmas Stimme von weiter oben. Er konnte sie schon nicht mehr sehen. Noch immer etwas durcheinander lief er seiner Begleitung nach. Sie hatten eh nur eine Stunde, bevor die Auktion weitergehen würde. Dennoch ließen sie sich für jedes Kunstwerk die nötige Zeit um es ordentlich diskutieren zu können. Es war kaum bemerkenswert, dass sie nicht weit kamen, bevor sie die Ankündigung von unten zu ihnen heraufschallen hörten und sich wieder nach unten begaben. Es war nicht schwer Pepper und Tony zu finden. Sie sahen noch, wie Professor Xavier in seinem Rollstuhl wieder fortgeschoben wurde als sie sich zu ihren Freunden an der Bar stellten. Zusammen betraten sie wieder den großen Raum, der mit den zu versteigernden Kunstwerken aufgefüllt worden war. Und wieder langweilte Tony sich die nächste Stunde über ohne es für nötig zu halten es zumindest nicht allzu offensichtlich darzustellen. Pepper ignorierte ihn. Sie hatte genug Erfahrung mit ihm. Wahrscheinlich schätzte sie sich glücklich, dass er die Versteigerung nicht aktiv störte.

Als sie danach wieder zurück in die große Halle traten, stolperte Steve fast über Tony, der plötzlich wie angewurzelt stehenblieb.

„Das kann doch jetzt nicht wahr sein.“, zischte der Milliardär mit deutlicher Wut in der Stimme. Der Soldat musste nicht lange nach dem Ursprung dafür suchen.

Director Fury saß ohne eine Miene zu verziehen an der Bar und sah zu ihnen herüber.

Steve lief es eiskalt den Rücken herunter. Automatisch wollte er seinen Arm um Loki schlingen und ihn schützend an sich heranziehen, doch dieser ergriff seine Hand bevor er sein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte. Geschickt drehte Loki ihn so, dass Steve plötzlich vor ihm und mit dem Rücken zu Fury stand.

„Behalt jetzt bloß die Nerven.“, warnte Emma ihn. „Ich bin Emma Jenkins und habe mit Loki nichts zu tun. Du hast keinen Grund mich vor ihm beschützen zu wollen.“ Irritiert starrte Steve die roten Lippen an. Er wollte Loki einfach nur packen und mit ihm verschwinden.

Tony und Pepper stellten sich zu ihnen.

„Ich fasse es nicht, dass der sich traut hier aufzutauchen.“, fluchte der Milliardär.

„Tony, reiß dich zusammen. Was hast du geglaubt, was passieren würde, wenn du seine Anrufe ignorierst?“, wollte Pepper wissen.

„Nun, vielleicht dass er merkt, dass ich nicht mit ihm reden will?“

„Er ist nun einmal hier. Wenn ihr das nicht eskalieren lassen wollt, solltet ihr mit ihm reden.“, schlug Loki vor. Steve presste die Lippen aufeinander. Er war ohnehin schlecht auf SHIELD zu sprechen. Und nun tauchte Fury hier auf. Im gleichen Raum wie Loki. Das war nicht akzeptabel. „Steve, beruhige dich. Er weiß nicht, wer ich bin. Er ist nicht wegen mir hier.“ Die Stimme mit der Emma das sagte, war eher eine Anweisung, der Gesichtsausdruck jedoch war besorgt. Es war verwirrend.

Tony schien genauso wie er kurz davor vor Wut zu platzen. Selbst Pepper sah deutlich missgelaunt zum Anführer von SHIELD hinüber. Mit einem neugierigen Ausdruck auf dem Gesicht, lehnte Emma sich etwas zur Seite und sah an Steve vorbei, ebenfalls in Richtung der Bar. Ganz so als wolle sie sehen, was ihre Freunde so dort interessierte.

„Er hat mindestens drei Agents dabei. Das Pärchen in lila zu meiner linken und der Mann an der Bar bei der Dame in Rot.“, informierte Loki sie ohne sich auch nur umgeschaut zu haben. Oder zumindest nicht, dass Steve gesehen hätte. „Steve, du führst mich jetzt an die Bar, stellst sicher, dass ich etwas zu trinken erhalte und entschuldigst dich dann für einige Minuten. Es hänge mit der Arbeit zusammen, tue dir sehr leid und du seist gleich wieder da.“, wies er den Soldaten an.

„Ich soll dich alleine an der Bar stehen lassen? Wenn SHIELD hier ist?“, wollte Steve entgeistert wissen und Loki blockte seinen Versuch ihn an sich zu ziehen erneut ab.

„SHIELD hat kein Interesse an Emma. Du würdest mich mit deinem Verhalten nur verdächtig machen.“

„Das ist wahr.“, stimmte Pepper zu. „Fury ist hier, weil ihr seine Anrufe ignoriert. Das ist alles. Ich bleibe bei Emma und ihr redet mit ihm. Das ist wahrscheinlich am unauffälligsten.“

„Also gut.“, gab Steve sich geschlagen und griff nach Emmas Hand. Gemeinsam gingen sie zum anderen Ende der Bar. Pepper bestellte für sich und Emma einen Drink.

„Sieh nicht zu mir währenddessen. Nur, wenn er Emma erwähnt. Und jetzt gib mir einen Kuss und geh.“, instruierte Loki ihn. Steve tat was ihm gesagt wurde. Er entschuldigte sich in normaler Lautstärke bei Emma genauso wie er von Loki angewiesen worden war, drückte ihr einen Kuss auf die Lippen und ging dann mit Tony zusammen los.

Fury wartete geduldig auf sie. „Stark. Rogers.“, begrüßte er sie, als sie vor ihm stehen bleiben. Er hatte sich entsprechend dem Anlass gekleidet und seinen üblichen Ledermantel gegen einen Smoking getauscht.

„Was wollen Sie, Fury?“, presste Tony hervor.

„Was wird das wohl sein? Zwei Personen verwüsten Manhattan, die Avengers klären die Angelegenheit, Hawkeye liegt für ein paar Stunden in der Klinik danach und keiner will mir erzählen, was da vorgefallen ist. Was also denken Sie, was ich hier will, Stark?“ Die Stimmlage mit der Fury sein Erscheinen erklärte machte deutlich, dass er definitiv genervt war. „Offenbar haben Sie es geschafft, dass selbst meine beiden Agents nur noch mit Ihrer Zustimmung mit mir sprechen.“

Das schien den Milliardär wiederum zu amüsieren. „Sie haben es geschafft, dass Natascha Romanoff von Ihren Machenschaften angewidert ist. Das sollte Ihnen zu denken geben.“

Genervt seufzte Fury und legte eine Hand an die Stirn, bevor er wieder aufsah. „Ehrlich gesagt ist mir völlig egal, was Sie von mir halten. Dennoch will ich wissen, was vorgefallen ist. Und das hier ist der letzte Versuch, bevor ich es mit der höflichen Variante sein lasse.“, warnte Fury.

„Das heißt, Sie sind extra hergekommen, nur um uns zu drohen?“, reizte Tony den anderen Mann weiter.

„Ist mir schnurz, wie Sie das nennen wollen. Manhattan, die Kurzfassung. Jetzt.“, verlangte Fury. Steve wusste, dass Tony unter solchen Umständen kein einziges ernsthaftes Wort von sich geben würde. Fury wusste das auch. Würde erklären, warum er jetzt seine Aufmerksamkeit von Tony weg und auf Steve lenkte. Auffordernd hob er eine Augenbraue und starrte den Soldaten an.

Gerade öffnete Tony erneut den Mund, ohne Frage um eine Portion Sarkasmus herauszulassen, doch Steve legte eine Hand auf seine Schulter. „Zwei Außerirdische, die Streit anfangen wollten um Thors Aufmerksamkeit zu bekommen.“, fasste er knapp zusammen. Sie konnten SHIELD nicht länger ignorieren. Sie hatten bereits gezeigt, dass sie fähig waren Jarvis zu überlisten, wenn sie es darauf anlegten. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn Coulson plötzlich im Gemeinschaftsraum stand, während sie eine Movie Night hatten. Sicher würde es ihn irritieren, wenn Loki auf Steves Schoß säße.

Fury nickte. „Ich erwarte einen Bericht, der etwas detaillierter ist. Ist mir egal von wem.“ Er starrte Steve an, bis dieser nickte. „Und wenn wir schon bei Thor sind. Wie geht es seinem verrückten Adoptivbruder, der in Ihrer Verwahrung ist?“, fragte er dann.

Steve sah rot. Unwillkürlich trat er einen Schritt näher an Fury heran. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Loki ging ihn gar nichts an!

„Oh, Vorsicht Captain, Sie wollen doch nicht dabei fotografiert werden, wie Sie einen älteren schwarzen Mitbürger mit einer Augenklappe verprügeln, oder?“, bemerkte der lediglich trocken und ziemlich unbeeindruckt.

„Ich denke, was Steve damit sagen will, ist, dass Loki Sie einen Dreck angeht. Er steht unter unserem Schutz. Wir wissen ihn zu händeln.“, schritt Tony ein, hielt Steve aber nicht zurück.

„Ist das so?“, hakte Fury nach und zog ein Handy aus seiner Hosentasche. Ohne auch nur auf das Display zu schauen, tippte er ein paar Mal darauf, dann spürte Steve sein Handy vibrieren. Er sah wie Tony sein eigenes Telefon aus der Hosentasche zog und darauf starrte.

„Scheint als hätte er Ihren Schutz nicht nötig. Und wer hier wen händelt, ist auch nicht ganz klar.“, kommentierte Fury lediglich, während der Milliardär gebannt auf sein Handy sah. Es lief dem Soldaten eiskalt den Rücken herunter. Er wusste doch nicht etwa was vor sich ging, oder? Alarmiert holte auch Steve sein Telefon hervor. Ein Video war ihm von Fury zugeschickt worden. Ohne weiter nachzudenken tippte er es an.

Es war eine Videoaufnahme. Wahrscheinlich selbst mit einem Handy aufgenommen. Steve erkannte sofort, was da gefilmt worden war. Er sah auf eine verwüstete Straße hinunter. Gebäudetrümmer lagen überall herum, Autos waren umgeworfen, Glasscheiben zerborsten. Jemand hatte gefilmt, was passiert war, als Amora Clint von ihnen getrennt hatte. Das Bild fokussierte auf Hawkeye, der mitten auf der Straße lag. Es war ziemlich weit entfernt. Aus dem Winkel war es nicht zu erkennen, aber Steve wusste, dass das Auto bei ihm auf seinem Bein lag und nicht daneben.

Plötzlich trat Amora ins Bild. Wer auch immer das filmte, kommentierte das mit einem atemlosen „Oh Scheiße, oh Scheiße, oh Scheiße.“

Nun war deutlich zu erkenne, dass das Auto Clint irgendwie behinderte, denn er schob und drückte ziemlich panisch dagegen, als sich die Magierin näherte. Wie aus dem Nichts stand plötzlich Loki auf Clints anderer Seite. Das Bild ruckte auf einmal heftig, dann hörte man ein gemurmeltes. „Was zur Hölle passiert hier?“

Amora war wie angewurzelt stehen geblieben. Den Gesten nach zu urteilen, sprachen beide miteinander aber es war zu weit entfernt, als dass irgendwelche Worte hätten aufgenommen werden können. Grünes Licht hüllte Loki auf einmal ein, er trat vor, das Auto auf Clint wurde zur Seite geschleudert, die Kamera folgte dem kurz, nahm auf wie es gegen ein anderes Auto prallte, dann war der Fokus zurück auf Amora und Loki. Man sah Clint sich zur Seite aus dem Bild herausziehen. Amora wich zurück. Dann hob sie vom Boden ab und flog durch die Luft zurück in die Richtung aus der sie gekommen war. Die Kamera folgte ihr, bis sie verschwunden war.

Danach schwenkte sie zurück zu Loki, der schnellen Schrittes Clint direkt hinterherlief. Die Aufnahme endete damit, dass er hinter ein paar Trümmern verschwand.

Als Steve von seinem Handy wieder hochsah, musterte Fury ihn ganz genau. Er sagte nichts. Aber sein Blick war definitiv auffordernd. Er würde das nicht einfach fallen lassen.

„Dann ist SHIELD also der Grund, warum kein Videomaterial im Internet aufgetaucht ist?“, meldete Tony sich nun zu Wort.

„Wir haben alles entfernt. Das war die beste Aufnahme von dem Vorfall, die wir in die Finger bekommen haben.“, antwortete Fury gelassen. Erwartungsvoll sah er die beiden Avengers vor sich an.

„Was?“, wollte Tony wissen und erwiderte schon fast trotzig Furys stechenden Blick.

„Oh Verzeihung. Ist es unangenehm, dass ich interessiert daran bin, warum ein Alien, das ein Dimensionsloch über New York geöffnet und eine Armee aus weiteren Aliens Manhattan hat überrennen lassen, sich einfach so frei bewegen zu können scheint?“, entgegnete Fury sarkastisch.

„Loki geht Sie nichts an. Halten Sie sich fern!“, befahl Tony.

„Er geht mich solange was an, wie er auf diesem Planeten ist, Stark.“, antwortete Fury völlig unbeeindruckt. „Ich halte mich fern, wenn ich denke, dass die Situation unter Kontrolle ist. Das scheint mir nicht der Fall zu sein.“

„Wie ich das sehe, ist Amora abgehauen und Clint lebt. Ich würde sagen, wir kontrollieren ihn ganz gut, oder?“, zischte Tony ihm entgegen.

„Amora?“, hakte Fury nach. „Habe Sie etwa Freundschaft mit ihm geschlossen, Stark?“, wollte Fury dann wissen und sein Blick wanderte ebenso zu Steve herüber. Der Soldat hätte ihn am liebsten am Kragen gepackt und hochkant aus dem Museum geschmissen. „Das ist herzallerliebst. Wieso wundert es mich nur nicht, dass Sie sich mit ihm verstehen?“

Für einen kurzen Moment schien es, als würde Tony sich auf Fury stürzen. Steve war selbst zu wütend, als dass er auch nur daran denken würde das zu unterbinden. Doch dann war es vorbei. Der Milliardär wandte den Blick ab und knurrte schon fast stattdessen.

„Interessant.“, kommentierte Fury und musterte Tony genauer als irgendwem angenehm sein konnte. „Ich bin hier fertig.“ Er stand auf und richtete seinen Smoking. „Ich erwarte den Bericht morgen.“, fügte er dann an Steve gewandt hinzu, bevor er sich umdrehte und gelassen einfach in Richtung Ausgang schlenderte.

Steve brauchte einen Moment, bis er fähig war seine Hände wieder zu entspannen. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er sie zu Fäusten geballt hatte. Sein wild schlagendes Herz beruhigte sich nur langsam. Tony ging es nicht besser. Das war wirklich keine gute Mischung. Normalerweise behielt zumindest einer von ihnen einen einigermaßen kühlen Kopf, in der Regel Steve. Das hier hatte kurz vor einer Eskalation gestanden. Und Fury hatte das bemerkt.

Tony bestellte sich einen Scotch an der Bar. „Verdammter Bastard.“, hörte Steve ihn vor sich hinmurmeln. Er trank seinen Drink in einem Zug aus. Erst dann drehte er sich wieder Steve zu. Mit einem Nicken in Richtung ihrer Begleitungen, stellte der Milliardär das Glas wieder ab. Sie setzten sich in Bewegung, doch als sie Pepper und Emma erblickten, sah Steve sofort wieder rot. Der Mann, den Loki vorhin als SHIELD Agent ausgemacht hatte, stand direkt neben Emma und unterhielt sich mit ihr und Pepper. Das konnte doch nicht wahr sein.

Ohne weiter zu überlegen, trat der Soldat direkt auf ihn zu. Der Fremde drehte sich mit voller Begeisterung ihm zu, als er ihn entdeckte. „Captain America, es ist mir eine…“, fing er an, doch Steve packte ihn an der Schulter und schob ihn mit Wucht nach hinten gegen die Bar an der er stand.

„Steve!“, rief Emma überrascht aus.

„Hör zu. Wir haben mit Fury gesprochen. Emma und Pepper haben nichts mit SHIELD zu tun. Haltet euch fern von ihnen.“, zischte er dem Mann entgegen. Für einen Augenblick sahen sie sich in die Augen. Dann lockerte der Soldat den Griff um die Schulter des anderen Mannes. Er konnte sehen, wie dieser kurz schmerzhaft die Mundwinkel verzog. Ohne ein Wort schob er sich zurück und verschwand in der Menge.

„Das wäre nicht nötig gewesen.“, murmelte Emma Steve zu, als sie neben ihn trat und ihre Arme um seinen schlang. Ein fragend besorgter Gesichtsausdruck hatte sich manifestiert, während die Stimme eher tadelnd geklungen hatte.

Wortlos schlang Steve seine Arme um Emmas schlanken Körper und zog sie an sich.

„Steve?“, kam es direkt, doch er ignorierte das. Er versenkte seine Nase in den blonden Haaren und schloss die Augen. Lokis Geruch überflutete ihn geradezu. Er spürte die Wärme, die sein Körper ausstrahlte, konnte seinen Herzschlag gegen seine eigene Brust fühlen. Er war hier. In seinen Armen. SHIELD hatte keinen Zugriff auf ihn. Er war sicher. Sie würden ihn nie wieder anrühren!

Als ein paar sehr lebhafte Bilder vor seinem inneren Auge auftauchten, riss er die Augen wieder auf. Er konnte jetzt wirklich nicht gebrauchen, dass sein Gedächtnis ihn daran erinnerte, wie sie Loki in der Militärbasis aufgefunden hatten.

Blaue Augen erwiderten seinen Blick. Blau. Ihm wurde auf einmal sehr bewusst, wie gut es war, dass seine Freunde und Loki ihn davon überzeugt hatten, dass Emma eine gute Idee war. Sie hatte optisch wirklich überhaupt keine Ähnlichkeit mit ihrer wahren Gestalt.

„Was ist passiert?“, wollte sie wissen. Diesmal stimmten Tonfall und Gesichtsausdruck überein. Besorgt betrachtete sie ihn.

„Fury war charmant wie immer, das ist passiert.“, mischte Tony sich ein, der Pepper ebenfalls an sich gezogen hatte und direkt neben ihnen stand. „Jemand hat gefilmt wie du Amora verjagt hast. SHIELD weiß, dass es dir ziemlich gut geht inzwischen.“, murmelte er kaum vernehmlich.

„Hm.“, machte Emma. Sie legte ihren Kopf an Steves Schulter, mit dem Blick in Peppers und Tonys Richtung und lehnte sich in seine Umarmung hinein. „Was will er?“

„Einen Bericht von dem Vorfall. Bisher. Dabei wird es aber nicht bleiben.“, antwortete Tony.

„Nat hat einen verfasst, ihn aber bisher nicht abgeschickt.“, informierte Pepper. „Ich habe ihn gelesen. Er ist ziemlich unverfänglich.“

„Prima. Dann muss sich ja niemand mehr viel Arbeit machen.“ Seufzend fuhr er sich durch die Haare. „Wie sieht es aus? Wollen wir verschwinden? Die Auktion ist vorbei und Fury hat soeben den letzten Rest gute Laune aus mir herausgesaugt.“

Mitfühlend tätschelte Pepper den Arm ihres Freundes. „Na gut. Aber ich verschwinde noch mal.“, sagte sie und schälte sich aus seiner Umarmung. Wie selbstverständlich griff sie nach Emmas Hand und zog sie aus Steves Arme. Nur widerwillig ließ der Soldat das zu.

Zusammen verschwanden die beiden Frauen in Richtung der Sanitäranlagen.

„Ich glaube Pepper hat vergessen, dass Emma ein Kerl ist.“, murmelte Tony ihm mit einem Grinsen zu. Er holte sein Handy aus der Tasche und tippte darauf herum, nachdem er dem Barkeeper einen Wink gegeben hatte.

Schmunzelnd setzte Steve sich neben seinen Freund. Sein Blick war dorthin gerichtet, wo Pepper zwischen den Leuten verschwunden war.

„Jetzt übertreib es nicht. Loki hat recht. Sie haben keinen Grund Emma zu verdächtigen. Der Agent hat wahrscheinlich nur die Gunst der Stunde genutzt um über Captain Americas Flamme etwas herauszufinden.“, murmelte der Milliardär ihm zu und bedankte sich gleich darauf bei dem Barkeeper für seinen Drink. „Ich habe Nat gerade eine Kurzfassung geschickt. Sie soll ihren Bericht entsprechend anpassen und abschicken.“

Steve versuchte sich zu beruhigen. Aber irgendetwas stimmte nicht. Irgendwie kribbelte es ihm im Nacken, als warte er nur darauf, dass etwas passierte. Er würde erst wieder ruhig werden, wenn sie alle zusammen in der Limousine saßen und Happy sie nach Hause fuhr.

Schriller Alarm tönte plötzlich durch die gesamte Halle. Irritiert starrten alle zur Decke hinauf, von wo das störende Geräusch herkam. Steve und Tony wechselten einen Blick miteinander, bevor sich beide zum ihnen am nächsten stehenden Wachposten bewegten. Tony zog sein Handy wieder hervor und fing an wild darauf herumzutippen.

„Chelsea, was ist los?“, sprach Steve die Angestellte an.

„Feueralarm.“, antwortete sie ihm nur knapp. „Wir bekommen eine Evakuierungsorder.“

„Sehr geehrte Damen und Herren!“, ergriff in diesem Moment auch schon Glenn lautstark das Wort. Er hatte sich auf einen Stuhl gestellt und fing mit seiner Ausstrahlung sofort jegliche Aufmerksamkeit ein. „Ich bin untröstlich. Leider muss ich Sie hiermit bitten das Gebäude unverzüglich zu verlassen. Bitte begeben Sie sich zu den Ausgängen.“

Steve beobachtete, wie die Wachen teils ihren Posten verließen und die Gäste zu den Ausgängen dirigierten. Er drehte sich wieder zu Chelsea um. „Wo ist der Brand?“

Fragend erwiderte sie kurz seinen Blick, dann zuckte sie mit den Schultern, bevor sie antwortete. „Zweiter Stock, hinten am Südende ist ein Melder losgegangen. Das Feuer ist bestätigt worden.“

„Happy ist gleich mit meiner Rüstung hier. Geh schon mal rauf und hilf mit, ich sag den Mädels Bescheid.“, schlug Tony vor und holte direkt wieder sein Telefon hervor.

Ohne jeglichen Kommentar ließ Chelsea ihn einfach an sich vorbei. Steve zog die Anzugjacke aus und legte sie auf dem Weg irgendwo über dem Geländer ab. Als er oben ankam, konnte er den Brand bereits riechen. Es war nur schwach, aber es war da. Als er um die Ecke bog, sah er bereits ein paar Wachen Bilder abhängen und heruntertragen. Der Museumsdirektor stand vor den verschlossenen Brandschutztüren, lief auf und ab und sprach mit jemandem am anderen Ende des Funkgeräts, das er in der Hand hielt.

„Glenn!“, sprach Steve ihn an.

„Steve! Was machst du hier?“, wollte er wissen. Wartete aber auf keine Antwort. „Die gehen automatisch zu. Aber von außen sieht es wohl nach einem Inferno aus. Selbst die Brandschutztüren in der dritten Etage sind bereits zugegangen.“, fügte er noch mit einem leidenden Blick auf die Brandschutztüren hinzu.

Dem Soldaten war klar, was für Kunstwerke dahinter ihr endgültiges Ende fanden. Ein paar davon hatte er vorhin erst mit Loki zusammen angesehen. Sein eigenes Handy klingelte.

„Tony?“, ging er ran.

„Jo. Also von hier außen sieht es wirklich nicht gut aus. Das kann ich nicht löschen. Das ist zu viel. Aber ich sehe die Feuerwehr bereits anrücken. Ich schaue mal, ob ich noch was retten kann.“

„Okay. Ich gebe das weiter.“ Als Steve auflegte konnte er die lauter werdenden Sirenen auch bereits hören. Er richtete dem Museumsdirektor aus, was Tony gesagt hatte und half dann den anderen die Kunstwerke in Sicherheit zu bringen. Wobei es ein deutlicher Vorteil war, dass die meisten der Angestellten ihn kannten und sich daher nicht damit aufhielten, dass jemand der nicht zu ihnen gehörte Bilder uns Skulpturen herumtrug. Sie räumten den Gang bis zur nächsten Brandschutztür leer und halfen dann den Leuten, die damit bereits im dritten Stockwerk begonnen hatten. Feuerwehrleute sperrten den Gang direkt ab, als sie ankamen. Die Brandschutztüren würden nicht mehr lange standhalten.

Mittendrin klingelte sein Handy erneut.

„Ich habe rausgeholt, was ich konnte. Der Rest da drin ist nur noch Asche.“, berichtete Tony. „Sag mal, ist zwischendrin irgendwo anders noch ein Alarm losgegangen?“

„Nein. Nur das Feuer.“, antwortete Steve ihm etwas überrascht.

„Nun, das ist seltsam. Ich habe mir nämlich angesehen, was für eine Anlage hier installiert ist. Die reagiert auf den winzig kleinsten Hauch von Rauch. Dennoch war das Feuer bereits komplett außer Kontrolle, als ich hier draußen ankam. Entweder die Anlage ist kaputt gewesen…“

„… oder das hier ist nur eine Ablenkung. Jemand hat das Feuer gelegt und beschleunigt damit es sich schnell ausbreitet.“, schloss Steve den Gedankengang. „Glenn!“, rief er und ging auf den Museumsdirektor zu, der gerade zusammen mit einem Feuerwehrmann dastand. Völlig verzweifelt drehte der Mann sich ihm zu. „Gab es Probleme mit der Alarmanlage?“, wollte er wissen.

„Nein. Die ist gerade erst geprüft worden. Die Rauchmelder und Sprinkleranlagen funktionieren einwandfrei.“, antwortete er ihm.

„Dann sollten Sie nachsehen, ob der Rest ihrer Kunstwerke noch dort ist, wo er hingehört.“, tönte Tonys Stimme aus Steves Handy hervor.

„Was?“ Glenn sah das Handy verständnislos an.

„Hirn an. Sie sind doch eigentlich ein kluges Kerlchen. Wie konnte der Brand derart schnell ausarten?“, half der Milliardär den Anwesenden auf die Sprünge.

Ziemlich direkt sah Steve die Erkenntnis in den Augen des Museumsdirektors. Er hob das Funkgerät wieder an seinen Mund und gab sofort die Anweisung den Rest des Museums stärker zu sichern. Oder zumindest die Teile, die von der Feuerwehr nicht als unzugänglich abgesperrt worden waren.

„Wie sieht es aus, Tony?“, wollte Steve wissen und entfernte sich wieder von den anderen.

„Das Dritte Stockwerk hat Feuer gefangen. Aber weiter wird der Brand nicht kommen.“, sagte der Milliardär. „Die Feuerwehr hat das unter Kontrolle. Ich bin gleich da.“

Kaum eine Minute später flog Iron Man durch die große Eingangstür und landete bei Steve. Für einen Moment hatte Tony die komplette Aufmerksamkeit des Raumes. Er stieg aus seiner Rüstung und ließ sie geöffnet hinter sich stehen, sodass er sich lediglich in diese zurücklehnen müssen würde, damit sie ihn wieder komplett umschloss. „Autogramme gibt es später!“, verkündete er breit grinsend und winkte in die Runde.

Steve kommentierte das lediglich mit einem Augenrollen. „Ist ja am Ende doch nicht so langweilig, wie ich befürchtet habe.“, flötete Tony.

Der Soldat hielt sich davon ab ein weiteres Mal mit den Augen zu rollen. Tony holte sein Telefon hervor. Er zog die Augenbrauen zusammen. „Peppers Handy wird mir vor der Damentoilette angezeigt. Sie sollten draußen bei Happy sein.“

Steve spürte wie sein Herz einen Schlag aussetzte. Seine Augen weiteten sich. Er konnte den gleichen Schrecken in Tonys Augen erkennen. Ohne ein weiteres Wort rannten sie in entsprechende Richtung los. Die Wachen ließen sie wortlos durch und nur wenige Sekunden später standen sie direkt vor der Tür zum WC.

„Hier.“, sagte Tony und lief zu einer dekorativen Skulptur, die zwischen den Türen der Damen- und der Herrentoilette stand. Er umrundete sie, kniete sich an einem Ende auf den Boden und schob seinen Arm in die Lücke zwischen Wand und Sockel des Gebildes. Er zog ein weißes StarkPhone heraus. Der Sperrbildschirm war ein Bild von den Avengers inklusive Rhodey und Happy im Gemeinschaftsraum. Steve sah für einen kurzen Moment den blanken Horror in Tonys Gesicht. Dann schien sein Freund sich zusammenzureißen. Er zog sein eigenes Handy hervor.

„Hey Boss, was gibt´s?”, meldete Happy sich am anderen Ende. Tony hatte den Lautsprecher eingeschaltet.

„Sind Pepper und Emma bei dir?“, wollte Tony wissen.

„Nein. Was ist los?“, antwortete Happy direkt alarmiert.

„Wir haben Peppers Handy gefunden. Aber keine Spur von den beiden.“, ergriff Steve das Wort, denn Tony schien wieder einen Moment zu brauchen, um sich zusammenzureißen.

„Shit. Ich bin am Haupteingang. Ich frage mal rum und melde mich, wenn ich was höre oder sehe.“, bot Happy an.

„Mach das.“, sagte Steve und gleich darauf war nur noch gleichmäßiges Piepen zu hören. Tony fing an zu lachen.

„Weißt du was? Es ging nicht um irgendwelche Kunst. Die haben Pepper geklaut!“, meldete der Milliardär sich dann wieder zu Wort. „Jarvis. Download der Kameraaufnahmen. Ich will sehen was sich hier abgespielt hat.“

„Natürlich, Sir. Ich befürchte jedoch die Kameras haben nicht ganz einwandfrei funktioniert in der betreffenden Zeit.“, antwortete die KI aus dem Telefon heraus. Einen Moment lang sah es aus, als wollte Tony sein Handy gegen die nächste Wand werfen.

„Beruhige dich, Tony. Loki ist bei ihr. Was kann schon passiert sein?“, ergriff Steve das Wort. Ja. Was sollte schon passiert sein? Pepper und Emma sind zusammen gewesen. Loki hätte nie zugelassen, dass Pepper etwas passieren würde.

„Und wo sind sie dann? Wenn Loki bei ihr war, wieso sind sie dann weg?“ Wütend tippte er erneut auf seinem Handy herum. Der Soldat musste zugeben, dass da etwas dran war. Es gab niemanden auf diesem Planten, der unvorbereitet jemanden wie Loki überwältigen könnte. Dass Peppers Telefon hier lag, deutete darauf hin, dass jemand nicht wollte, dass sie gefunden wurde.

„Was wollen Sie, Stark?“, meldete sich unverkennbar Fury am anderen Ende. Ja. Natürlich. SHIELD würde wissen, wie das funktionierte.

„So, ha, ha, sehr witzig. Wenn sie auch nur einer der beiden etwas angetan haben, werde ich persönlich dafür sorgen, dass der Vorfall bei dem sie ihr eines Auge verloren haben im Vergleich wie der reinste Ponyhof wirken wird.“, zischte er ins Handy.

„Es mag die fortgeschrittene Uhrzeit sein, aber wem soll ich jetzt schon wieder etwas angetan haben?“, antwortete Fury mit sarkastischem Unterton.

„Das Museum fängt Feuer, kurz nachdem Sie abgehauen sind. Pepper und Emma verschwinden dabei. Soll ich wirklich glauben, dass das ein Zufall ist?“

„Hören Sie, Stark. Ich weiß Sie machen mich gerne für alles verantwortlich, was bei Ihnen schiefläuft, aber ich würde bestimmt nicht den einen Menschen, der es schafft Ihnen etwas Vernunft einzutrichtern, aus Ihrer Nähe entfernen.“

„Das soll ich Ihnen glauben?“

„Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Ist mir egal, was Sie glauben. Aber verschwenden Sie meine Zeit nicht mit haltlosen Anschuldigungen. Ich habe Wichtigeres zu tun, als Händchen zu halten, weil ihre Freundin ihnen weggelaufen ist.“ Damit legte Fury auf. Heftig atmend starrte Tony sein Handy an. Etwas hilflos sah er hoch und Steve an, der langsam auch fühlte wie die Panik in ihm hochkroch.

„Jarvis, kannst du irgendwo auf dem Gelände Emma sehen? Vielleicht ist wirklich nur Pepper weg.“, fragte Steve. Das würde zumindest erklären wie es jemand geschafft haben konnte Tonys Freundin einfach so mitzunehmen. Vielleicht hatten sie sich am WC getrennt oder schon davor. SHIELD war die einzige Partei, die wusste, was sie erwartete, wenn sie sich mit Loki anlegten. Jedem anderen sollte es doch wirkliche völlig unmöglich gewesen sein zumindest Emma mitzunehmen. Außerdem bezweifelte der Soldat ja eigentlich immer noch, dass SHIELD jetzt bereits herausgefunden hatte, was es mit Emma auf sich hatte.

„Tut mir leid, Captain Rogers. Ich bin schon die ganze Zeit dabei die Anwesenden zu scannen. Ich konnte leider weder Miss Potts noch Miss Jenkins irgendwo finden.“, antwortete die KI.

„Sie muss irgendwo sein.“, bestand Tony darauf, dass sie sich ja wohl kaum in Luft aufgelöst haben konnte. Er atmete heftig und wurde von Sekunde zu Sekunde blasser. Das war nicht gut. Steve kannte den Zustand. Der Milliardär schlitterte geradewegs in eine seiner Panikattacken.

„Tony, beruhige dich. Wir finden sie schon.“, versuchte Steve ihm gut zuzureden. Doch alles was er zustande brachte, war ein wütender Blick, mit dem Tony ihn bedachte.

„Du hast leicht reden! Deine Freundin ist ein unsterblicher Gott mit magischen Kräften! Pepper ist nur ein Mensch!“, zischte er ihm entgegen.

„Umso beunruhigender ist es, dass sie beide verschwunden sind!“ Er packte Tony an beiden Oberarmen und drückte ihn nach hinten gegen die Wand. Er sah seinem Freund direkt in die Augen „Du musst dich beruhigen. Wenn du jetzt ausflippst, bringt das Pepper gar nichts.“, erinnerte er ihn. Zunächst schien es so, als wollte Tony ihn zur Antwort nur anschreien. Doch dann hielt er inne und nickte. Er schloss die Augen und atmete tief und gezwungen langsam ein und aus.

„Hier gibt es keinen Ausgang. Lass uns nach vorne gehen. Vielleicht hat jemand ja etwas gesehen.“, schlug Steve vor. Tony nickte wortlos. Er war noch immer durch den Wind, aber deutlich gefasster als noch vor ein paar Minuten.

Gemeinsam fingen sie an jeden anzusprechen, der ihnen entgegenkam. Steve ließ die Iron Man Rüstung sich wieder zurück in ihr Kofferformat falten und nahm sie mit. Als sie schließlich nach draußen traten, waren die meisten Gäste inzwischen weg und die übrig geblieben hatten genauso wenig bemerkt, wie jeder andere mit dem sie bislang gesprochen hatten. Happy kam ihnen irgendwann mit ratlosem Gesichtsausdruck entgegen. Einen Moment sah es wieder so aus, als würde Tony die Fassung verlieren. Sie beschlossen zusammen erneut das gesamte Gelände abzusuchen. Glenn gab ihnen jetzt, wo alles sich etwas beruhigt hatte, ein paar seiner Wachleute mit, die auch die unzugänglichen Bereiche absuchten, während Tony sich wieder als Iron Man aufmachte und alles absuchte.

Am Ende fuhren sie ohne Pepper und Emma nach Hause.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Salix
2019-04-07T14:14:34+00:00 07.04.2019 16:14
Hey, dass ist ein fieser Cliffhanger!

Meine Schätzung ist, dass Charley X. Xavier etwas mit dem Verschwinden von Loki und Pepper zu tun hat.

LG


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