Desaster von Adrija ================================================================================ Kapitel 18: ------------ Hi Leute! Kleine Anmerkung: In diesem Kapitel werden einige Mechaniken von Lokis Magie angesprochen. Die sind von mir völlig frei erfunden. Ich habe keine Ahnung, wie Magie im Marvel Universum funktioniert. Wenn einer was weiß, kann er mir gerne mit seinem Wissen weiterhelfen :) Verschlafen zog Tony Pepper an sich heran, die auf ihm lag. Die Helligkeit seiner Umgebung irritierte ihn kurz und er blinzelte, um zu sehen, was los war. Als er die Umgebung sah, erinnerte er sich wieder, was passiert war. Er erinnerte sich an Amora und ihren Zinnsoldaten. An die halbe Stunde, in der sie panikartig nach Clint gesucht hatten. An die Befürchtung nur noch Stückchen von ihm zu finden, nachdem sie die Blutlache entdeckt hatten. Und an Loki, der offenbar auf magische Art und Weise – im wahrsten Sinne des Wortes, wie Tony nebenbei bemerken musste – plötzlich aufgetaucht und ihnen allen den Hintern gerettet hatte. Nun lag der Asgardier bewusstlos in Steves Bett. Seit zwei Tagen. Sie spürten nicht einmal einen Puls bei ihm. Das einzige, was sie nicht komplett ausrasten ließ, war die zwar schwache, aber stetige Atmung. Tony konnte Loki von der Couch auf der er mit seiner Freundin lag, sehen. Steve hatte das Möbelstück für sie hier hereingebracht, damit sie Platz hatten, nachdem sie klargestellt hatten, dass sie nirgendwo hingehen würden. Als er seinen Blick etwas wandern ließ, entdeckte er den Soldaten auf einem Stuhl sitzen und Loki anstarren. Er schien komplett in Gedanken versunken. Tony vermochte nicht zu sagen, was in seinem Freund vor sich ging. Aber das war in letzter Zeit ja eh zur Gewohnheit geworden. Der Gedanken schmerzte. Aber das war wohl der Preis dafür, dass er sich anderen Leuten gegenüber geöffnet hatte. Die Zurückweisung tat weh. Innerlich seufzend drehte er sich in die andere Richtung und schob Pepper etwas herum, welche kurz schmatzte und dann weiterschlief. Es dauerte nicht lange, bis auch seine Gedanken wieder matschig wurden. Als er das nächste Mal aufwachte, hörte er Geschirr klappern und sah Natascha und Bruce mit Tabletts vollgestapelt mit Essbarem eintreten. Clint humpelte hinter ihnen mit Hilfe einer Krücke herein. Pepper saß mit Steve zusammen auf dem Bett. Noch bevor einer die Möglichkeit hatte das alles abzustellen, sprang Tony auf und schnappte sich einen Teller. „Weißt du was das Schlimmste war, als du Loki auf Schritt und Tritt überwacht hast?“, fragte er und sah zu wie Clint etwas umständlich auf die Couch zuhumpelte. „Du hast nicht gekocht.“ Ihr Scharfschütze warf ihm einen angesäuerten Blick zu und warf dann die Krücke zu Boden, als könnte die maßgeblich etwas für seinen Zustand. Gleich darauf bekam er einen Teller von Natascha in die Hände gedrückt. „Sei nicht so missgelaunt. Es ist nur für zwei Wochen.“, kommentierte sie nur, warf Tony einen amüsierten Blick zu und setzte sich zwischen sie, während Bruce den einzigen Stuhl im Raum in Anspruch nahm. Zusammen verfielen sie in eines ihrer sinnfreien Gespräche, die hauptsächlich darauf ausgelegt waren, wer den größten Blödsinn von sich geben konnte ohne das Thema komplett zu verfehlen. Irgendwie schien niemand von ihnen in der Stimmung zu sein die ernsthaften Themen anzusprechen. Offenbar drückten sich alle davor solange Loki nicht ansprechbar war. Immerhin wäre alles nichts weiter als Spekulation. Clint war auffällig schweigsam und starrte immer wieder Loki an. Generell hatte ihr Scharfschütze sich, seit er vorhin aus der SHIELD-Klinik zurückgekommen war, ziemlich bedeckt gehalten. Zwar war geklärt worden, was passiert war als Skurge – wie Loki den Riesen anscheinend genannt hatte – mit Iron Man und Captain America den Boden aufgewischt hatte, aber nichts darüber hinaus. Und Natascha hatte ihnen deutlich zu verstehen gegeben, dass sie ihren Partner in Ruhe lassen sollte. Niemand wollte sich mit Black Widow anlegen. Seit dem Kampf rückte SHIELD ihnen auch wieder auf die Pelle. So erstaunlich es auch gewesen war, dass sie in Ruhe gelassen worden waren nachdem sie ihnen Loki entwendet hatten, so sehr nervten Coulson und Fury nun mit ihren Anrufen. Ihre beiden Agenten hatten nichts verraten und obwohl Tony nicht daran zweifelte, dass Natascha, egal was sie erzählt hatte, es glaubhaft dargestellt hatte, so war Fury offensichtlich nicht davon überzeugt. Oder sie hatte ihm auch direkt ins Gesicht gesagt, dass sie nicht vorhatte ihm die Wahrheit zu sagen. Würde er ihr zutrauen. Bisher hatte Tony die Anrufe einfach ignoriert. Er wusste, dass Steve das auch so gehandhabt hatte und Bruce ohnehin. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis Fury der Geduldsfaden riss und er kreativ werden würde, um mit ihnen sprechen zu können. Er hatte entsprechende Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Niemand durfte plötzlich hier stehen und entdecken, was aus Loki wirklich geworden war in der Zeit bei ihnen. Das würde nur dumme Fragen aufwerfen. Nachdem sie fertiggegessen hatten, sammelten sie alles Geschirr wieder auf den Tabletts. Ihre beiden Agenten tauschten erneut einen bedeutungsvollen Blick – wie Tony das hasste- dann trugen Nat und Bruce die Sachen wieder hinaus, während Clint einfach mit dem Blick auf den Außerirdischen sitzen blieb. Erst als Pepper sich aus Geschäftsgründen verabschiedete, rührte der Scharfschütze sich und folgte ihr wortlos. Tony schnappte sich sein StarkPad und legte die Beine hoch auf die Couch, während er sich in seiner eigenen Arbeit vertiefte. Als sich der Asgardier plötzlich ruckartig aufsetzte, schmiss Tony sein StarkPad achtlos zur Seite und sprang voller Freude auf. Heftig atmend und offensichtlich gedanklich noch nicht ganz wach, starrte der Außerirdische vor sich hin. „Loki.“, sprach Steve ihn an und warf Tony auch gleich einen Blick zu, der ihm direkt sagte, dass er bloß nicht zu nahe rangehen sollte. Gerade nicht an einer Auseinandersetzung interessiert, blieb er stehen und beobachtete wie der Asgardier seinen Kopf in Steves Richtung drehte. Zunächst war nichts als Irritation zu sehen. Es war anders als sonst. Normalerweise war er sofort panisch. Egal wer oder was oder ob überhaupt etwas da war, er war panisch. Er war eigentlich auch nicht irritiert. Er war direkt panisch. Zumindest waren das Tonys Erfahrungen gewesen. Doch nun war deutlich zu sehen, wie Loki Steve erkannte und erst dann Angst bekam. Er riss die Augen auf und schob sich nach hinten von ihm weg. Es war keine allgemeine Panik. Loki wusste ganz genau, was ihm Angst machte. Und das war Steve. Tony verstand nicht ganz was da los war, aber er sah, wie der Soldat erstarrte. „Lokes?“, ergriff er also das Wort und trat näher. Er rechnete damit, dass sein Freund sich sofort dazwischenwarf. Aber der schien kaum seine Umgebung wahrzunehmen. Dafür bekam er aber von dem Asgardier Aufmerksamkeit. Die Angst schien sofort wie weggeblasen. Pure Erleichterung war zu erkennen und er lächelte ihn an. Tony fühlte sich ähnlich und überwand die knappe Distanz zwischen ihnen. Etwas zurückhaltend setzte er sich aufs Bett, er wollte keine Panik riskieren. Sie sahen sich in die Augen. Loki wusste ganz genau, wer er war. Er hatte keine Panikattacke. Also gab er seinem Verlangen nach, griff nach ihm und zog ihn an sich, während er näher rückte. „Es ist alles gut.“, versicherte er ihm, als Loki seine Stirn gegen Tonys Schulter lehnte. Irritiert beobachtete Tony wie Steve den Raum fluchtartig verließ. Was war nun jetzt schon wieder mit ihm los? Gleich darauf hörte er lautes Klirren und Scheppern. Loki zuckte in seinen Armen zusammen und der Milliardär zog seine Umarmung um ihn enger, während seine Hände seinen Rücken auf und ab strichen. „Jarvis?“, fragte er nach, während er Loki behutsam über den Rücken strich. „Captain Rogers hat ein Glas gegen die Wand geschmissen.“, informierte ihn die KI. Okay. Das war zum Glück überhaupt nicht beunruhigend. Es war sicher überhaupt kein Problem mit einem grundlos durchdrehenden Supersoldaten zusammenzuwohnen. „Finde raus, was ihm über die Leber gelaufen ist.“, wies er schließlich Jarvis an. So sehr er auch seinem Freund hinterherlaufen und wissen wollte, was gerade mit ihm passierte, er konnte den Asgardier nicht einfach von sich stoßen. Nicht in seinem jetzigen Zustand, wenn er sich zitternd an ihn krallte. Er blieb einige Zeit mit ihm sitzen. Es dauerte nicht so lange, bis Loki sich etwas entspannte und endlich aufhörte zu zittern. Bis seine Hände sich aus seinem T-Shirt lösten. „Hey, Lokes.“, sprach er ihn dann an. „Geht es wieder?“ Sekundenlang passierte nichts, dann löste der Asgardier seine Stirn von Tonys Schulter und setzte sich auf. Ohne Widerstand ließ Tony seine Umarmung um ihn herum fallen und schließlich saßen sie sich direkt gegenüber. „Wie lange war ich bewusstlos?“, fragte der Außerirdische und fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. „Etwas mehr als zwei Tage.“, antwortete Tony ihm. „Was ist mit dir passiert?“ „Ich habe mehr eingesetzt als ich hatte. Und den Preis dafür gezahlt.“, murmelte Loki und warf seinem Gegenüber einen scheuen Blick zu. „Ihr habt euch nicht dazu entschlossen mich wieder einzusperren.“, stellte er dann neutral fest und sah sich kurz im Zimmer um. „Wäre ganz schön unhöflich gewesen, nachdem du Clint den Arsch gerettet hast.“ Tony zog eine Augenbraue hoch. Hatte Loki das erwartet? War er deshalb so erschrocken gewesen Steve zu sehen? Nun ja, das würde nur Sinn machen, wenn er bei Tony nicht anders reagiert hätte. Oder? Er erntete daraufhin nur einen von diesen Blicken, die ihm sagten, dass er das mit keinem Kommentar würdigen würde. Aber Tony verstand es wirklich nicht. Wieso sollte es logisch sein jemanden einzusperren, der einem geholfen hat? „Hast du das erwartet?“, hakte er dann nach. „Nun, ich habe bewiesen, dass Mauern mich nicht davon abhalten einen Raum zu verlassen.“, gab der Asgardier zu bedenken. „Was äußerst interessant ist.“, griff Tony gleich eines der Themen auf die ihn brennend interessierten. „Du hast nicht vor, mir zu erklären, wie du das angestellt hast?“ Loki schwieg. Einen Moment wirkte es, als wollte er tatsächlich antworten. Dann unterbrach Jarvis. „Sir, die anderen fragen an, wie lange Sie noch vorhaben Mr. Odinson für sich alleine zu beanspruchen.“ Augenrollend sah Tony nach oben. „Ja, ja. Ist ja gut.“, sagte er, bevor er sich wieder dem Außerirdischen zuwandte. „Lass uns das nach oben verlegen. Ist ja nicht so, dass das nicht jeden interessieren würde.“, gab er sich geschlagen. Offenbar hatte Jarvis gleich jeden darüber informiert, dass Loki aufgewacht war. „Ich würde mich allerdings gerne noch kurz zurechtmachen, bevor ich dazustoße.“, ergriff Loki das Wort und stand auf. Er schwankte kurz, fand das Gleichgewicht allerdings sehr schnell wieder. „Klar.“, sagte der Milliardär und erhob sich ebenfalls. Zusammen verließen sie das Appartement. Von Steve war nirgendwo etwas zu entdecken. Als sie sich auf Lokis Etage trennten, unterdrückte Tony das Verlangen ihm Hilfe anzubieten. Er war etwas unsicher auf den Beinen, aber er kannte ihn inzwischen genug, dass er wusste, es wäre vergeblich. Und er würde ihn sauer machen. Also fuhr er weiter. „Wo ist er?“, wurde Tony von Pepper begrüßt, als er in die Küche bog. Zu seiner Überraschung war nicht nur sie, sondern auch Bruce, Natascha und Clint da. Ihr Scharfschütze werkelte in der Küche herum, weder Köcher noch Bogen waren irgendwo zu sehen, dafür waren seine Krücken an eine Seite des Tresens gelehnt, während Bruce und Natascha am Tresen sitzend ebenfalls fragend in seine Richtung sahen. „Duschen, denke ich.“, antwortete Tony. „Jarvis, wo ist Steve?“, fragte er dann, als ihm schmerzlich auffiel, dass ihr Teamleader fehlte. „Der Aufenthaltsort von Capatain Rogers ist mir momentan unbekannt.“ Irritiert sah Tony wieder zur Decke. „Dann lokalisiere sein StarkPhone.“ „Captain Rogers Telefon liegt in seinem Appartement.“, antwortete die KI. Der Milliardär sah an den Gesichtern seiner Freunde, dass sie alle das Gleiche dachten. „Was ist passiert?“, wollte Bruce wissen. Steve würde niemals einfach so verschwinden. Er wusste, wie wichtig es war ihn in Notfällen kontaktieren zu können. Seit er angefangen hatte für Loki zu sorgen, hatte er noch nicht einmal ohne Absprache den Tower verlassen. „Nichts.“, antwortete Tony. „Als Loki aufgewacht ist, ist er einfach aufgestanden und abgehauen.“ Irritierte Blicke wurden untereinander getauscht. Tony verschwieg das zerdepperte Glas. Irgendwie war alles komisch. Steve benahm sich völlig untypisch. Seine vorherigen Versuche mit ihm zu reden, hatten nie etwas gebraucht. Es war frustrierend. Schließlich setzten sie sich alle zusammen an den Tresen und erzählten Clint und Natascha von den ungewöhnlichen Reaktionen, die die beiden verpasst hatten, während sie in Brasilien einer Verrückten hinterhergelaufen waren. Und als Loki zu ihnen stieß, war das Thema sofort vom Tisch, Pepper sprang auf und warf sich ihm schon fast an den Hals. „Es ist so schön, dich wach zu sehen.“, begrüßte sie ihn. Irritiert sah Loki die Frau an, als sie sich genug von ihm löste um das zu ermöglichen. „Ich bitte um Verzeihung Euch Sorgen bereitet zu haben, Lady Virginia.“, sagte er, trat einen Schritt zurück und verbeugte sich formvollendet vor ihr. „Setz dich lieber, bevor du dir wehtust.“, riet ihm Tony mit einem Augenrollen. Er wusste, dass Loki etwas wackelig auf den Beinen war auch wenn er es gut kaschierte. Ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen, begrüßte er Natascha nicht minder höflich, bevor er neben Tony auf dem Hocker Platz nahm, nachdem Pepper diesen extra frei gelassen hatte, damit er sich zwischen sie setzen konnte. Clint schien sich um ihn nicht zu scheren und rührte weiter etwas in einer Schüssel umher. „Also, ich könnte so tun, als würde ich mir ernsthafte Sorgen machen, aber ich denke, du würdest mir das ohnehin nicht abkaufen.“, ergriff Natascha das Wort. „Ich überspringe die Höflichkeitsfloskeln also und frage direkt, ob du uns erklärst, was es mit Amora und Skurge auf sich hat.“ Loki betrachtete sie kurz, als wolle er abwägen, ob eine Antwort oder eine Ablehnung angebracht wars. „Skurge war einst ein angesehener Krieger Asgards, doch Amora schaffte es ihn zu verführen und ihn zu einem Spielball in ihren eigenen Plänen zu degradieren.“, erklärte er knapp. „Ihr habt euch gekannt?“, fragte Bruce und schlürfte an seinem Tee. „Wir sind uns begegnet.“, bestätigte er. „Du hast sie Geliebte genannt.“, ergriff Clint das Wort, während er Teig in eine Pfanne goss und ihn dort verteilte. Loki sah den Scharfschützen einen Moment an. Oder zumindest dessen Rücken, denn er hatte sich nicht zu ihnen umgedreht. Was an sich mit Loki im Raum schon erstaunlich war. „Wir hatten ein vorübergehendes Verhältnis, dass sie weniger unter Kontrolle hatte, als sie wahrhaben wollte.“, erklärte der Asgardier. „Was bedeutet das?“, hakte nun Tony nach. Er sah den ablehnenden Blick und war sich sicher, dass er keine Antwort erhalten würde. „Sie hatte es auf Thors Herz abgesehen und versuchte über mich Zugang zu bekommen. Als sie merkte, dass sie es nicht geschafft hatte mich vollends zu verführen, ich mir ihrer Machenschaften bewusst war und hinter ihrem Rücken bereits die ganze Zeit gegen sie intrigiert habe, war es ziemlich schnell vorbei.“, antwortete er dennoch. „Sie ist wohl noch immer nicht davon abgekommen ihn für sich gewinnen zu wollen.“ „Thor ist von Jane vollkommen verzaubert. Und ich denke nicht, dass er sich in sie verlieben würde, weil sie uns angreift.“, bemerkte Pepper und spielte mit ihrer Teetasse herum. „Sie will sein Herz. Das bedeutet nicht, dass sie darauf aus ist, dass er sich in sie verliebt.“, antwortete Loki. Völliges Unverständnis traf ihn von allen Seiten. Tony war auch nicht so ganz klar, wie das nicht ein und dasselbe sein sollte. Loki schien das zu bemerken. Nun ja, die ganzen unverhüllt verständnislosen Blicke waren wohl kaum nicht zu bemerken. „Sie will die Magie und Kraft seines Herzens. Dazu bräuchte sie noch nicht einmal seinen Körper, wenn sie es geschickt anstellt. Aber ich denke, ein willenloser Sklave, wie Skurge würde ihr ohnehin am ehesten zusagen.“, erklärte er. Tony fühlte sich danach nur noch verwirrter. Kurz sah er zu Natascha, deren Gesichtsausdruck nichtssagend war, während Bruce mit deutlicher Irritation im Gesicht dasaß, ebenso wie Pepper. Loki seufzte und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Offenbar fehlte ihnen hier deutlich Wissen in Magiekunde. Oder wie auch immer man das auf Asgard nannte. „Also warum genau hat sie uns angegriffen?“, fragte Clint dann wieder. Jetzt konnte Tony erkennen was er da zubereitete. Pfannkuchen! „Weil sie Thors Aufmerksamkeit haben wollte. Wenn sie euch getötet hätte, hätte sie die definitiv bekommen.“, antwortete Loki. Nun ja, zumindest an der Stelle konnte Tony ihm wieder folgen. Ihr Donnergott wäre sicher ganz schön wütend, wenn er das nächste Mal zu Besuch käme und ihre Leichen aufeinandergestapelt wären mit einem schönen Gruß von der durchgeknallten Schönheitskönigin. „Das hast du aber ziemlich gut verhindert.“, sprach Natascha weiter. „Konntest du dich die ganze Zeit bereits nach belieben hin und her teleportieren?“ Wieder schien Loki eher unwillig zu sein das zu beantworten. Er musterte Natascha. Dann sah er zu Tony. „Nein.“, gab er zu und richtete seinen Blick wieder zurück auf die Agentin. „Diese Möglichkeit steht mir erst seit Kurzem wieder zur Verfügung. Es ist eine Fähigkeit für die ich eine nicht unbeträchtliche Menge an Seidr aufwenden muss.“ „Nun, es hat danach auch noch gereicht, um Blondie in die Flucht zu schlagen.“ Mit diesen Worten drehte Clint sich um und platzierte einen Teller mit aufeinandergestapelten Pfannkuchen vor Pepper und Loki. Die Zwischenräume zwischen den einzelnen Pfannkuchen waren gefüllt mit Sahne und verschiedenen Soßen sowie Früchten. Dann drehte er sich wieder um und werkelte an den nächsten Tellern herum. Überrascht sah der Asgardier das Essen vor sich an und richtete dann seinen Blick wieder auf den Scharfschützen. Skeptisch betrachtete er ihn. „Wenn ich dich vergiften wollte, würde ich dir wieder einen Pfeil in die Brust rammen.“, kommentierte Clint, als er sich erneut umdrehte und Tony und Bruce ihre Portion hinstellte. Loki beäugte den riesigen Stapel an Essen vor sich. „Oh, jetzt tu nicht so!“, beschwerte Clint sich und sah Loki an. „Ihr Asgardier esst wie Scheunendrescher und zumindest du hast das definitiv auch nötig.“ Währenddessen stand Natascha auf, lief um den Tresen herum und holte für jeden von ihnen Besteck heraus, welches sie verteilte, wobei sie auch ein Glas aus dem Schrank holte und es vor Loki hinstellte. „Herzlichen Glückwunsch.“, kommentierte Tony mit bereits vollem Mund. „Ich denke du bist nun komplett aufgenommen im Tower!“ Dann schaufelte er sich den nächsten Bissen in den Mund. „Hey.“, eschauffierte sich Clint, schob Natascha, die hinterm Tresen bei ihm blieb und sich gegen die Arbeitsfläche lehnte, ihren Teller zu und nahm nun seinen eigenen zur Hand. „Ich vertraue dir nicht. Nur damit das klar ist.“, betonte er, bevor er mit der Gabel die Teigware vor sich zerteilte. „Ich akzeptiere dich. Vorerst.“ Damit schob er sich die Gabel in den Mund. Lachend fuhr Pepper mit einer Hand über Lokis Rücken, als dieser verdattert den Scharfschützen anstarrte. Tony musste breit grinsen, was ihn nicht davon abhielt sich weiter diese unbeschreiblich leckeren Pfannkuchen in den Mund zu schieben. „Das heißt, wir müssen in nächster Zeit wieder mit Amora rechnen?“, brachte Bruce das eigentliche Thema wieder zur Sprache. Es dauerte einen Moment, bis der Asgardier seinen Blick von Clint losreißen konnte. „Ich denke, ich habe sie erfolgreich fürs Erste davon überzeugt einen anderen Weg zu suchen.“, antwortete er dann dem Wissenschaftler zugewandt. „Du warst anscheinend überzeugend. Ich habe keine Kampfgeräusche gehört und als du auf sie zugegangen bist, hat sie ausgesehen als stände der Leibhaftige vor ihr.“, kommentierte Clint wieder. „Ich bin sehr überzeugend.“, stimmte Loki zu. „Hättest du gewonnen, wenn sie auf dich losgegangen wäre?“, hakte Natascha dann wie nebensächlich zwischen zwei Bissen nach in einem Tonfall, als würde sie die Antwort gar nicht so richtig interessieren. Tony erwartete ein abfälliges Lachen oder zumindest einen überlegenen Blick, aber stattdessen beschäftigte Loki sich auf einmal mit dem leeren Glas vor sich und griff nach der Wasserflasche, die in seiner Nähe stand. „Nein. Ich hatte mich noch nicht genug erholt, um jemanden von ihrem Kaliber in einer offenen Konfrontation bezwingen zu können. Die Translokation zum Ort des Geschehens war für mich bereits kaum machbar.“, sagte er schließlich, während er die Flasche aufschraubte und sein Glas füllte. Tonys Hand krampfte sich um seine Gabel zusammen. „Das war auch nicht nötig. Ich weiß, wie ich sie händeln muss.“ „Du hast ein Auto durch die Luft fliegen lassen, bloß weil es dir im direkten Weg stand.“, erinnerte Clint ihn. „Meinst du nicht, es wäre klüger gewesen drum herum zu gehen, wenn sie auf die Idee gekommen wäre deine Stärke anzutesten, anstatt deine restliche Kraft so zu verpulvern, wenn sie ohnehin weiß womit sie eigentlich bei dir rechnen kann? Oder war das Auto für dich kaum der Rede wert?“ Loki hob langsam den Kopf und sah zu Clint. „Wenn sie angegriffen hätte, wäre Eure Position äußerst ungünstig gewesen, Agent Barton.“, antwortete er dann. Es war ihm offensichtlich unangenehm das zuzugeben. Der Scharfschütze starrte ihn an. Tony vergaß zu kauen. Insgesamt schien die Spannung im Raum zu steigen. Der Asgardier hatte das Auto nicht aus dem Weg gewischt, weil es seinen Weg versperrt hatte, sondern weil es Clint daran gehindert hatte sich aus der direkten Gefahrenzone zu bewegen. „Ich dachte, du weißt, wie du sie händeln musst.“, durchschnitt dann Nataschas Stimme die Atmosphäre. Völlig ungerührt von der Situation aß sie genüsslich weiter, während jeder andere vergessen zu habe schien, dass sie gerade bei einem sehr frühen Frühstück saßen. Ein bitterer Blick trat auf Lokis Gesicht und er warf einen dazu passenden Blick der Agentin zu, bevor er wieder nach unten sah und nach der Gabel griff, die er lediglich in seinen Fingern herumwälzte. „Du hattest grüne Blitze um dich herumzucken. Du warst in deiner Kriegsmontur. Das kann doch nun wirklich nicht so lächerlich einfach gewesen sein!“, fand dann auch Clint seine Sprache wieder. „Nur Illusionen, Agent Barton. Eine echte Herbeibeschwörung meiner Rüstung oder der Magieaura wären mir nicht möglich gewesen.“, antwortete Loki eher erschöpft wirkend. „Ich habe die elektrische Aufladung um mich herum gespürt. Steinchen haben in deiner direkten Umgebung in der Luft geschwebt!“, entgegnete Clint. „Ich weiß meine Illusionen in Szene zu setzen.“ Noch immer sah Loki nicht wieder hoch. Die ganze Situation schien ihm immer unangenehmer zu werden. Fast schien es so, als würde er auf seinem Hocker immer kleiner werden. „Was ist mit meinem Bein? Das ist ja nun definitiv keine Illusion.“, wollte Clint dann wissen. „Nun, Eure Verletzung war ja auch echt.“, gab Loki zurück und legte die Gabel wieder neben den Teller. „Das hat ganz schön weh getan.“, beschwerte der Scharfschütze sich dann. Ihm war anzusehen, dass er das nicht wirklich ernst meinte. „Hätte ich den schmerzlosen Weg gewählt, hätte ich das Bewusstsein verloren, bevor die wichtigen Komponenten wieder zusammengefügt gewesen wären. Ihr wäret also entweder verblutet, oder hättet die Funktion Eures Beines verloren. Vermutlich beides.“, erklärte der Asgardier. „Das heißt schmerzlos… kostet mehr Mana?“, fragte Clint. Nun sah Loki doch zögerlich hoch. Er erwiderte den Blick, war aber deutlich an der Grenze. Es würde nicht mehr lange dauern bis er sich weigerte auch nur noch ein Wort zu sagen. Tony kannte das. Nur das normalerweise dieser Punkt deutlich früher erreicht war. „So einfach ist das dann auch wieder nicht, Agent Barton.“, antwortete Loki. „Hm.“, machte Clint. „Ja, dachte ich mir schon.“, sagte er lässig, zuckte mit den Schultern und widmete sich wieder seinem Essen. Langsam rührten sich auch die anderen wieder. Als wäre ein Bann gebrochen worden und nun schienen sich alle wieder daran zu erinnern, was sie hier eigentlich taten. „Wenn du nichts davon isst, bin ich echt beleidigt.“, sagt Clint dann irgendwann zwischendurch und warf Loki einen nichtssagenden Blick zu. Sich offensichtlich unwohl fühlend ergriff dieser dann erneut die Gabel. Tony spürte Erleichterung als er sah, wie der Asgardier anfing zu essen und musste grinsen. Er konnte Pepper sehen, die sich ziemlich ähnlich zu fühlen schien und sein Grinsen mit einem warmen Lächeln erwiderte. „Ich muss an dieser Stelle, noch einmal nachfragen. Es tut mir leid.“, meldete sich Bruce nach einigen weiteren Minuten. Etwas unsicher drehte er sich in Lokis Richtung und sah von seinem Teller auf. „Was hat sie mit mir gemacht?“ Loki starrte einen Moment auf sein Essen herunter, als hätte er die Frage nicht gehört. Langsam wandte er sich wieder dem Wissenschaftler zu. „Amora hat… spezielle Fähigkeiten.“, fing der Asgardier an. Er schien nach Worten zu suchen. „Sie… versteht es meisterhaft jemandem den Kopf zu verdrehen, der für ihre Reize empfänglich ist.“ „Hulk hat sie bloß angesehen.“, mischte Clint sich ein und stellte seinen leeren Teller auf der Arbeitsfläche hinter sich ab. „Er hat ihr in die Augen gesehen. Das ist ein Unterschied.“, berichtigte Loki ihn. „Das haben ich und Steve auch.“, widersprach Tony. Zumindest er wusste von sich definitiv, dass er sie ziemlich genau gemustert hatte. Sie war ohne Zweifel eine der schönsten Personen, die er jemals zu Gesicht bekommen hatte. Und er wusste unter Garantie, dass sie sich gegenseitig in die Augen gesehen hatten. „Nun, sie wird es in dem Moment nicht darauf angelegt haben, einem von euch den Kopf zu verdrehen.“, antwortete Loki. „Wie?“, wollte Bruce dann wissen. Und Tony konnte das ziemlich gut verstehen. Es war ziemlich beängstigend gewesen zu sehen, wie die grüne Rage Machine ausgetickt war. Das Ereignis hatte dem Wissenschaftler sicher nicht gutgetan. Wahrscheinlich suchte er jetzt wieder deutlich dringlicher nach einem Weg sich das Licht auszuknipsen, fühlte sich nur bekräftigt darin, dass es nötig war. Er musste Jarvis später darauf ansetzten ihn über Bruces Fortschritte auf dem Laufenden zu halten. Er konnte es nicht riskieren zu versäumen, wenn er tatsächlich einen Weg finden sollte. Tony war definitiv nicht in der Stimmung das Gehirn seines Freundes von einer Wand zu wischen. Nie. „Mit ihrem Blick schafft sie es den Betrachter davon zu überzeugen, dass wenn er sich an ihrer Seite befindet, alles, was er sich an Nähe und Geborgenheit, Sicherheit und Versuchung je erträumt hat, wahr würde. Dass sie die Antwort auf alle Fragen ist und dass Zweifel mit ihr Enden.“ Loki sagte es, als würde er langweilige Gleichung aus einem Schulbuch vorlesen. „Natürlich wirkt es nicht auf alle gleich und ich denke die Tatsache, dass der Hulk in seinem Kopf nicht alleine ist, hat die Wirkung deutlich durcheinandergebracht.“ Tony war nicht der einzige, der den Asgardier anstarrte. Das konnte diese Amora? Einfach so? Und bedeutete das, dass Hulk auf Amoras Reize, wie Loki es bezeichnet hatte, reagierte? Sich also von dem gleichen angezogen fühlte wie jeder andere Mann? Allein, dass er fähig war in diese Richtung zu denken, war schon seltsam. Oder hatte es nur auf Bruce im Inneren gewirkt was den Hulk dennoch verwirrt hatte? „Also so etwas, wie Hypnose?“, fragte Natascha. „Der Einfachheit halber könnte man dies so ausdrücken.“ „Und das schafft sie mit jedem, der sie ansieht?“, wollte dann Pepper wissen. „Nicht ohne Weiteres, wie ich erwähnen sollte.“ Er drehte sich in ihre Richtung. „Einen Verstand über sein Herz zu beherrschen ist kompliziert.“ Tony seufzte. Es ist mal wieder kompliziert. Alles Magische, schien immer nur kompliziert zu sein. Nichts war einfach erklärt. Und wenn es einfach erklärt war, dann irgendwie unvollständig und so weiter. Der Asgardier drehte wieder nach vorne. Er sah kurz zu Clint, wandte den Blick dann aber wieder ab und sah Tony an. „Es ist deutlich schwieriger ein Herz zu kontrollieren, das bereits vergeben ist. Möglichweise hat Amora es bei dir versucht und ist einfach gescheitert.“ „Das heißt also, solange man verliebt ist, ist man davor sicher?“, hakte Clint nach und verschränkte die Arme vor der Brust. „Nein. Das kann man so nicht sagen. Es ist lediglich ein größerer Wiederstand. Je mehr Zeit sie hat, desto mehr gärt es in ihrem Opfer. Es gibt nur wenige, die es schaffen sich ihr auf Dauer zu entziehen. Sie hat bereits Männer dazu gebracht ihre Frauen in der Hochzeitsnacht zu ermorden und Mütter ihre Kinder dem Tod zu überlassen. Ihre Fähigkeiten sind nicht zu unterschätzen.“ „Du sagtest, du hättest etwas mit ihr gehabt. War das auch so eine Situation?“, ergriff Clint erneut das Wort. Deutlich missgelaunt sah Loki wieder zu ihrem Scharfschützen. Sie sahen sich einen Moment an, Clint hob nur eine Augenbraue, dann wandte der Asgardier den Blick ab. „Anfänglich.“, gab er zu. „Ich drehte ihr Spiel um, ohne dass sie es gemerkt hat. Danach war es äußerst amüsant.“ „Das heißt dieser Skurge, ist einfach nur eines ihrer Opfer?“, fragte Natascha. „Skurge war ihr bereits verfallen als sie diese Fähigkeiten noch nicht besessen hat. Er folgte ihr freiwillig. Es ist schwer zu beurteilen, ob davon etwas inzwischen möglicherweise nicht aus eigenen Stücken geschehen könnte.“, antwortete Loki mit deutlicher Verachtung. „Das ist ganz schön krank, was für Leute da draußen herumrennen.“, fasste Clint die Situation zusammen. Er hatte recht. Mit so etwas war noch nie jemand von ihnen konfrontiert worden. Ohne Loki hätte diese Amora den Boden mit ihnen aufgewischt. Was wenn mehr von der Sorte hier auftauchten? Wie sollten sie sich gegen solche Leute wehren? Sie wussten ja noch nicht einmal, was sie erwarten könnte. Und jemand wie Thor hatte sicher noch ein paar andere Leute, die sauer auf ihn waren. Was wenn die alle anfingen auf der Erde aufzutauchen um sie platt zu machen? Tony raufte sich die Haare. Der Rest des Frühstücks war weniger ernst. Sie unterhielten sich über Belanglosigkeiten und witzelten herum. Tony war froh darüber, dass Clint wieder dazu aufgelegt war. Es war deutlich leichter, wenn zwei Leute in ihrer Gruppe dazu neigten alles ironisch und sarkastisch zu kommentieren. Es fehlte nur Steve. Sein Fehlen fühlte sich für Tony an wie ein Loch im Raum. Ihr Beisammensein fühlte sich einfach unvollständig an. Letztendlich beschlossen er und Bruce zusammen mit Loki in den Workshop zu gehen, bis sie beide Termine später wahrnehmen mussten. Pepper würde direkt ein paar Geschäftsterminen nachgehen müssen und was ihre beiden Agenten in ihrer Freizeit taten, wusste ohnehin nie jemand. Bevor Tony Loki alleine ließ, stellte er noch sicher, dass auch wirklich alles in Ordnung mit ihm war. Wenn etwas nicht stimmte, sollte er ihn über Jarvis anrufen und Tony würde den kürzesten Weg zurücknehmen, den er finden würde. Wenn das bedeutete, dass er mitten beim Lunch zu Iron Man werden und zurückfliegen musste, dann wäre das halt so. Loki lachte ihn dafür lediglich aus. Jarvis meldete sich nicht. Doch als er auf den späten Nachmittag wieder zurückkam und Loki in seinem Workshop antraf, schien dieser schon fast wütend, während er an einer der Rüstungen herumschraubte. „Okay.“, kommentierte er als er nähertrat. Loki zuckte leicht zusammen und sah hoch. Offenbar war er so sehr in Gedanken gewesen, dass er nicht einmal gemerkt hatte, wie Tony in seiner nicht wirklich subtilen Art und Weise den Raum betreten hatte. Das war einerseits beunruhigend, denn so schlimm konnte es um Mark-3 ja nicht stehen, oder? Andererseits zeigte es ihm aber auch, dass Loki sich sicher genug fühlte, um nicht jede Sekunde seine gesamte Umgebung im Auge behalten zu müssen. „Was hat Mark-3 dir angetan?“, scherzte der Milliardär. „Nichts. Ich muss wohl in Gedanken gewesen sein.“, antwortete Loki und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Rüstung vor sich. Diesmal jedoch mit neutralem Gesichtsausdruck. Das kaufte Tony ihm nicht eine Sekunde ab. Na ja, vielleicht ging es nicht wirklich um Mark-3, aber es war definitiv nicht nichts passiert. „Das müssen äußerst wütende Gedanken gewesen sein.“, kommentierte er also, zog seine Anzugjacke aus, warf sie über einen herumstehenden Stuhl und schnappte sich eines seiner Werkzeuge um ebenfalls an Mark-3 arbeiten zu können. „Es ist alles in Ordnung, Tony.“, versicherte der Asgardier ohne aufzusehen. „Nichts ist bei dir in Ordnung.“, widersprach der Milliardär und sah den anderen Mann an. „Ich weiß ehrlich nicht, warum du das immer wieder behauptest. Keiner glaubt dir das.“ Loki hörte auf an Iron Mans Hüfte herumzuwerkeln, schloss für einen Moment die Augen und sah dann Tony direkt an. Und da war wieder dieser Moment, in dem Tony den Eindruck hatte, dass Loki kurz davor war etwas Wichtiges zu sagen, etwas, das einige Ungereimtheiten aufklären würde. Doch dann war der Moment vorbei und der Milliardär sah, wie Loki sich wieder verschloss. Am liebsten hätte er vor lauter Frustration geschrien. Stattdessen seufzte er nur und gesellte sich zu Loki an die Rüstung, die sie fertig zusammenbauten und dann in ihren Glaskasten zurückstellten, bevor Tony sich entschuldigte um Pepper nach ihrem letzten Termin in New York abholen zu können. Er hatte ihr versprochen zum Ende der Veranstaltung für Werbezwecke dort noch einmal persönlich aufzutauchen. Als er den Fahrstuhl betrat, informierte Jarvis ihn darüber, dass Steve bereits seit einiger Zeit wieder zurück war, sodass der Milliardär sich auf dessen Etage absetzten ließ. Doch die KI erklärte ihm nur, dass sein Freund ihn nicht sehen wollte und als Tony nachfragte was passiert war, wurde ihm erklärt, dass die Privatsphäreeinstellungen eine Weitergabe an Informationen verhindern würde, aber dass er Mr. Odinson doch vielleicht darauf ansprechen sollte. Na klasse. Also hatten die beiden sich gesehen, Loki war daraufhin wütend und ihr Teamleader sperrte sich in seinem Zimmer ein. Was zur Hölle ging zwischen den beiden nur vor? Da ihm die Zeit fehlte, ging er nicht wieder zurück um das sofort mit seinem Gast zu klären. Kurzzeitig ärgerte er sich darüber, dass seine KI ihm nicht direkt etwas davon gesagt hatte, aber sicherlich hatte Jarvis erwartet, dass es ohnehin zu Sprache kommen würde. Erst als er mit Pepper eine Stunde später zurückkam, trennten sie sich und sie würde noch einmal zu Steve gehen, während er Loki auszuquetschen versuchen würde. Diesmal nahm der Außerirdische ihn wahr, als er den Workshop betrat. Er stand an einem der Bildschirme, sah sich die Gleichungen durch und fügte Notizen hinzu. Dum-E stand neben ihm, hielt eine Flasche Wasser für ihn griffbereit – obwohl sie direkt an einem Tisch standen- und drehte sich ab und zu um die eigene Achse. Die grünen Augen sahen kurz an Tony vorbei, dann waren sie wieder auf den Bildschirm gerichtet. Als der kleine Roboter piepte, streichelte Loki einmal über den Roboterarm. „Pepper versucht mit Steve zu reden.“, informierte der Milliardär seinen Gast. Er konnte sofort sehen wie Loki die Lippen aufeinanderpresste und die Augenbrauen zusammenzog. Aber nur kurz, dann war die Wut wieder verschwunden. „Mich wollte er nicht sehen.“ Tony schlenderte zu seiner Kaffeemaschine, die er anstellte. „Was ist zwischen euch passiert?“ „Nichts.“, antwortete der Asgardier nur knapp und tippte auf den Bildschirm um eine Gleichung zu ändern. Klar. Das war komplett überzeugend. Nicht. „Er hat sich in seinem Zimmer eingesperrt. Das ist nicht nichts.“ „Ich bedauere. Ich bin leider nicht imstande das zu ändern.“, antwortete Loki in deutlich genervtem Tonfall. Er wischte über den Bildschirm und schloss somit die Datei. „Vielleicht das nicht, aber du könntest mir sagen, was vorgefallen ist.“, versuchte Tony es weiter. „Nichts.“, wiederholte der Asgardier lediglich und lief an ihm vorbei zu einer anderen Arbeitsstation, an der eine von War Machines Waffen lag. Dum-E rollte ihm hinterher. „Ihr habt euch vorhin gesehen.“, bohrte der Milliardär. „Ja.“ Loki warf ihm einen etwas wütenden Blick zu, dann tätschelte er schon fast liebevoll den kleinen Roboter neben sich als dieser ihn eher aus Versehen anstieß, bevor er sich der Waffe zuwandte. „Mir ist jedoch nicht klar, was ich getan habe um das hervorzurufen.“ Mit etwas mehr Kraft als nötig gewesen wäre, drückte er die Waffe an einer Stelle auf. Funken stoben, sirrende Elektrizität war hörbar und Tony sprang etwas nach hinten, während der Außerirdische völlig unbekümmert mit der bloßen Hand hineinfasste und ein Kabel herausriss. Die Waffe erstarb. „Er hat sich ohne ersichtlichen Grund einfach umgedreht und ist schon fast vor mir geflohen.“, fügte er dann noch hinzu und riss das nächste Kabel heraus. „Ja… das klingt nicht nach Steve.“, kommentierte Tony und betrachtete Lokis rabiate Arbeitsweise. Normalerweise war er vorsichtiger. Der Außerirdische sah ihn nur kurz angesäuert an, dann wandte er sich wieder der Waffe zu, in der er nun die Kabel ersetzte. Tony sah ihm einen Moment zu. Es war offensichtlich, dass die momentane Situation Loki nicht wirklich zufrieden stellte. Andererseits, wenn Steve ihn jetzt aus welchen Gründen auch immer ablehnte, würde das für Loki natürlich deutlich dramatischere Folgen nach sich ziehen. Da konnte er schon wieder verstehen, dass er missgelaunt war. Als Pepper schließlich bei ihnen eintraf, konnte Tony bereits an ihrem Gesichtsausdruck erkennen, dass auch sie keinen Erfolg gehabt hatte. Loki begrüßte sie in seiner üblichen überförmlichen Art und Weise, werkelte aber dann weiter herum, während Pepper Tony am Arm packte und mit sich etwas weiter wegzog. „Ich mache mir Sorgen, Tony.“, sagte sie mit dazu passendem Gesichtsausdruck. „Er hat mir nur über Jarvis ausrichten lassen, dass er in Ruhe gelassen werden will.“ Sie nickte einmal in Lokis Richtung und sah ihn fragend an. „Anscheinend haben sie sich vorhin gesehen und Steve ist völlig grundlos getürmt.“, berichtete er ihr und sah selbst erneut zu Loki herüber. „Vielleicht sollten wir einfach abwarten. Wenn etwas Dramatisches wäre, hätte Jarvis das erwähnt.“ Dann sah er hoch. „Steve geht es doch gut, oder?“, hakte er dann doch noch nach. Schon allein um seine rasenden Gedanken zu beruhigen. „Captain Rogers befindet sich in einem körperlich unbedenklichen Zustand.“, bestätigte die KI sofort. „Das ist ehrlich gesagt weniger meine Sorge.“, murmelte Pepper vor sich hin. „Was meinst du?“, wollte Tony wissen. Was war denn sonst ihre Sorge. Wenn er ehrlich war, wusste er selbst nicht, was seine eigenen Befürchtungen waren. Er wusste nur, er hatte welche. Die gesamte Situation war so absurd, dass seine Vorstellungskraft irgendwie nicht hinterherkam. Unschlüssig sah seine Freundin den Asgardier einen Moment an, bevor sie wieder zu Tony hochsah. Mit einem etwas gequälten Lächeln zog sie sich an seinen Schultern hoch und platzierte einen Kuss auf seinen Lippen. „Warten wir erst einmal ab. Ich denke nicht, dass Steve ihn seinen Albträumen überlassen wird.“ Das glaubte Tony auch nicht. Allerdings würde ihn das hier deutlich weniger beunruhigen, wenn Steve sich nicht seit Wochen bereits seltsam benommen hätte. Die Tatsache, dass er ihn ausschloss, machte es noch unangenehmer. Auf ganz persönlicher Ebene. Seufzend fuhr Tony sich mit der Hand durch die Haare. „Okay. Lass uns abwarten.“, stimmte er dann zu. Immerhin war Loki nun nicht in Gefahr jeden Moment umzukippen. Und er hatte davor schon bewiesen, dass längere Wachperioden ihn nicht so schnell beeinflussten. Also selbst wenn Steve etwas länger benötigen würde, es würde Loki nicht so schnell schaden. Mal ganz abgesehen davon, dass sein Verstand sich schon allein gegen diesen Gedanken sträubte. Steve würde niemals jemandem schaden. Erst recht nicht, wenn es ihm so leicht war es zu verhindern. Also setzte Tony sich mit Pepper hin und sie besprachen kurz die Stark Industries Angelegenheiten, bevor Pepper am Schreibtisch mit ihrer eigenen Arbeit anfing und Tony sich zu seinem Gast zurückgesellte, der inzwischen an einer Iron Man Rüstung bastelte. Wortlos reparierten sie die Schäden an dem Anzug. Inzwischen kannte Loki die Mechanik in und auswendig. Er musste nicht auf die Blueprints sehen, er musste kaum eine Diagnose laufen lassen, um einen Fehler zu beseitigen. Wahrscheinlich wäre er inzwischen in der Lage einen Anzug komplett von Null aufzubauen. Irgendwie gruselig. Niemand außer ihm selbst konnte das. Selbst Bruce nicht, auch wenn er definitiv im Stande war einige Reparaturen durchzuführen. Andererseits war der Asgardier wahrscheinlich nicht daran interessiert sich eine Armee aus Iron Mans aufzubauen. Wie er oft genug durchsickern hat lassen, war die Technologie Asgards um einiges weiter und das hier war für ihn sicherlich das Äquivalent von einem Technikbaukasten für Kinder bis 10 Jahre. Wenn er so darüber nachdachte, musste das einigermaßen frustrierend für den Asgardier sein auf so einer unterentwickelten Welt gefangen zu sein. Obwohl. War er gefangen? Er konnte sich herumteleportieren. Konnte er sich dann nicht irgendwohin anders befördern? Könnte er einfach so von jetzt auf gleich ohne ein Wort verschwinden und sie würden ihn nie wiedersehen? Der bloße Gedanke daran schmerzte und sein Verstand schien nicht fähig das Thema fallen zu lassen, selbst als der Milliardär versuchte sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Als er mit einem seiner Schraubenschlüssel zum zweiten Mal abrutschte und dabei einen beträchtlichen Teil der Verkabelung zerstörte, schmiss er das Werkzeug mit einem genervten Geräusch in eine willkürliche Richtung. U rollte sofort voller Elan los, um es aufzusammeln. Und er musste nicht zu Pepper sehen, um zu wissen, dass sie ihn beobachtete. Er konnte ihren besorgten Blick in seinem Nacken spüren. „Okay.“, sagte er und drehte sich Loki direkt zu. Er wartete einen Augenblick, bis sein Gast die Deckplatte über den Rücken wieder an seinen Ort drückte, bevor er direkt an ihn herantrat, ihm eine Hand auf die Schulter legte und ihn so drehte, dass sie sich direkt gegenüberstanden. „Wir müssen reden. Jetzt.“ Loki betrachtete ihn mit einem neutralen Gesichtsausdruck. War das fake? Er hatte gesehen, dass der Außerirdische sein Pokerface ziemlich überzeugend tragen konnte. Er wusste von Thor, dass Loki fähig war Leute hinters Licht zu führen, die ihn sein Leben lang kannten. Spielend und immer wieder. War er wirklich nicht mehr wütend? Oder wollte er es lediglich nicht mehr zeigen? War er von Tonys kleinem Wutausbruch gerade ernsthaft so ungerührt, oder zeigte er seine Überraschung einfach nicht? Dieser Mann war stellenweise noch schlimmer als ihre Schwarze Witwe! „Hast du vor demnächst einfach zu verschwinden?“, fragte er geradeheraus. Ein verständnisloser Blick traf ihn. „Ich meine, wenn du wieder genug Kraft hast, um dich zu teleportieren. Verschwindest du dann auf irgendeinen Planeten, von dem ich noch nie etwas gehört habe?“, konkretisierte er seine Frage. „Ist das eine Hoffnung, oder deine Befürchtung?“, hakte Loki nach und legte den Kopf etwas schief, während er sein Gegenüber musterte. Okay. Das hat jetzt mal kurz wehgetan. War die Frage ernst gemeint gewesen? „Hey. Wenn du mich nach meinen Wünschen fragst, dann will ich, dass du hier einziehst. Für immer.“, sagte er. Amüsiert grinsend hob Loki eine Augenbraue an. „Nun, in dem Fall kann ich dich soweit beruhigen, dass die Kraft, die ich benötigen würde um mich mit Hilfe der Translokation auf einen anderen Planeten zu befördern, noch einige Zeit jenseits meiner Möglichkeiten liegen wird.“ „Das heißt… du brauchst mehr Kraft für größere Strecken?“, mutmaßte Tony. „Ja.“, bestätigte der Asgardier. „Aber wie bei allem, ist das sehr simpel ausgedrückt.“ „Okay, okay.“, sagte Tony und fühlte wie die Neugier in ihm überkochte. „Erklär es mir. Du weißt, ich kann das verstehen. Und ich weiß, du genießt es jemanden belehren zu können.“ Er versuchte nicht ganz so begeistert und bettelnd zu klingen wie er befürchtete, dass er es tat. Seufzend, drehte Loki sich weg, sodass Tonys Hand von seiner Schulter glitt. „Die Translokation ist eine hoch komplexe Kunst, mit vielen Modifikationsmöglichkeiten.“, fing Loki an und setzte sich hin, um ein Bein des Iron Man Anzuges abzumontieren. Sofort war Dum-E wie aus dem Nichts aufgetaucht und hielt dem Asgardier das entsprechende Werkzeug hin. Als Dank bekam der kleine Roboter eine Streicheleinheit. „Das Grundprinzip lässt das zur Verfügung stehende Seidr die Entfernung bestimmen, wobei die nötige Menge mit der Entfernung exponentiell zunimmt. In ihrer Reinform genutzt ist sie kaum mit Nutzen anwendbar.“ Ohne überhaupt noch richtig hinsehen zu müssen, hatte Loki das Bein abgenommen und neben sich gelegt. Er sah immer wieder Tony an, der sich nun ebenfalls hinsetzte. Sofort raste U auf ihn zu und hielt ihm den vorhin weggeworfenen Schraubenschlüssel hin. Irritiert sah der Milliardär seinen kleinen Roboter an. Er brauchte einen Moment, bis er verstand, was von ihm verlangt wurde. Als er schließlich U das Werkzeug abnahm und ihn tätschelte, hörte er Loki lachen. „Was bringst du den beiden nur bei, wenn ich nicht da bin?“, fragte er als U um seine eigene Achse rotierend wieder davonsauste. Er wandte sich wieder seinem Gast zu, der offensichtlich amüsiert lächelte. Ein Anblick, den Tony in letzter Zeit ziemlich häufig hatte genießen können. Er lächelte zurück und fing dann an das andere Bein des Anzuges abzuschrauben. Er musste an sein Gespräch mit Bruce denken. Benahm sich so eine suizidgefährdete Person? War das Lächeln echt? Oder passte er sich bloß der Stimmung an und zeigte, was von ihm erwartet wurde? Bruce sah man es schließlich auch nicht an. „Also, Translokation, Kostenfaktor. Wie konntest du dann kilometerweit teleportieren?“, brachte er das Gespräch wieder zurück zum Thema und verdrängte den deprimierenden anderen Gedanken. „Ich verpfände meine Lebensenergie.“, antwortete er, während er ein paar Kabel am Bein austauschte. Laut scheppernd fiel Tony das andere Bein aus den Händen. Ungläubig starrte er den anderen Mann an. „Du tust was?“, hakte er also nach. Hatte er das gerade akustisch richtig verstanden? Etwas irritiert wiederholte Loki seine Aussage. „Ich verpfände meine Lebensenergie.“ Einige Sekunden sahen sie sich gegenseitig nur wortlos an, bevor der Asgardier begriff, dass diese Antwort ihn nicht weiterbrachte. Er seufzte, fuhr sich mit der freien Hand über das Gesicht und wandte sich dann komplett dem Milliardär zu. „Die Aktivierungsenergie ist horrend hoch. Aber die fast kompletten frei gewordenen Energien fließen wieder zurück, sobald man angekommen ist. Sofern man intelligent genug ist entsprechende Sekundärzauber an die Translokation zu koppeln. Die Ausgaben sind also am Ende nur ein kleiner Bruchteil der Energie, die man zum Anstoß der Reaktion gebraucht hat.“ „Okay…“, sagte der Milliardär langsam und versuchte seine Gedanken zu ordnen. „Das bedeutet also, du machst Schulden, bekommst aber am Ende alles wieder zurück?“, fasste er es äußerst simpel zusammen, denn auch wenn er glaubte, das Prinzip verstanden zu haben so war das Thema Seidr und Magier für ihn vollkommen unbegreiflich. Und wie um alles in der Welt konnte man seine Lebensenergie einsetzen? War das nicht gefährlich? Was genau war das überhaupt? Nickend lächelte Loki wieder. „Die Aktivierungskosten sind durch verschiedene Faktoren beeinflussbar. Es ist zum Beispiel deutlich leichter einen Ort aufzusuchen, den man kennt. Umso besser man ihn kennt, umso leichter wird es. Will man genau auf einem bestimmten Punkt erscheinen ist es schwieriger als wenn man ein Gebiet anvisiert in dem man innerhalb an egal welcher Selle auftauchen will. Es gibt bestimmte Orte, die eine Translokation vereinfachen oder Gegenstände, die Verbindungen schaffen können. Aber auch Orte, die komplett davon abgeschirmt sind. Orte, die dich woanders auftauchen lassen, als du geplant hast. Selbstverständlich kommt es auch auf den Zustand des Anwenders an. Ist man ohnehin geschwächt, ist der Zugriff auf die Lebensenergie, die man sich durch Intrusionszauber erst schaffen muss, eingeschränkt und die Entfernungen, die man zurücklegen kann, werden ebenso deutlich eingeschränkt.“, erklärte er weiter und zog das abmontierte Bein in seinen Schoß, wo er anfing einige Schrauben zu lösen. Genau das gleiche, hatte ihm Loki doch heute früh bereits gesagt. Oder? Mehr ausgeben als zur Verfügung steht. „Was ist mit Clint?“, fragte er also. „Du hast gesagt, da bist du zusammengebrochen als du mehr ausgegeben hast, als du hattest.“ „Nun, das war ja auch keine Translokation.“, antwortete Loki völlig ungerührt ohne aufzusehen. „Was ist da also passiert?“, bohrte Tony weiter. Augenrollend sah der Außerirdische wieder hoch und Tony direkt in die Augen. Es war offensichtlich, dass er überlegte, wie viel er preisgeben wollte. Schließlich seufzte er. „Meine Kräfte waren zu dem Zeitpunkt sehr begrenzt. Der Heilzauber hätte im Normalfall einige Minuten gedauert und kontinuierlich Seidr verbraucht. Mir war klar, dass mir nicht genug davon zur Verfügung stand und der Heilungsprozess sich von selbst beendet hätte, sobald es aufgebraucht gewesen wäre.“, rollte Loki die Situation erneut auf. „Also modifizierte ich den Zauber. Ich teilte ihn in seine Bestandteile auf. Trennte die einzelnen Schritte auf in mehrere Zauber, die alle gleichzeitig anstatt nacheinander ablaufen sollten. Sodass die Muskulatur, die Sehen- und Nervenstränge sowie die Glutgefäße und das Knochen- und Knorpelgewebe gleichzeitig heilten. Mein übriges Seidr reichte für einen dieser Teilzauber komplett aus. Also teilte ich es entsprechend einem davon zu, flocht die anderen Zauber zu einem Komplex zusammen, sodass sie entlang des ersten ablaufen würden. Solange der erste Zauber also Energie bekam, würde er die restlichen mit sich ziehen und ihnen vorgaukeln, auch für sie sei noch genug vorhanden. Doch da mein Energiepool mit dem Initialzauber leer war, suchten diese angehängten Zauber sich Wege, um an das benötigte Seidr zu gelangen. Sie griffen meine Reserven an und letztendlich bot ich ihnen auch durch geschickt platzierte Intrusionszauber einen Weg meine Lebensenergie zu nutzen um sich zu finanzieren.“ Ungläubig starrte Tony den anderen Mann an. Es gab also nicht einfach nur Zaubersprüche, nein, man konnte sie auseinandernehmen, modifizieren, neu zusammenfügen und wahrscheinlich jede Menge mehr, von dem Tony keinerlei Ahnung hatte. Und Loki war fähig dazu das innerhalb von Sekunden zu bewerkstelligen. Nun, er hatte seine Intelligenz ja nie angezweifelt. „Ist das nicht gefährlich?“, fragte er dann. „Ich meine, spätestens das mit der Lebensenergie? Was wenn du mal vergisst die… Sekundärzauber bei der Translokation mitzuverwenden?“ „Das kommt auf die Distanz an. In der Regel würde es mein Inneres an meinem Ankunftsort in Stücke reißen.“, antwortete der Asgardier nebensächlich. Mit großen Augen beobachtete Tony wie er ohne aufzusehen einfach weiter an Iron Mans Bein herumschraubte. Es würde ihn zerreißen? „Ich beherrsche mein Handwerk, Tony.“, kommentierte Loki dann und sah ihn an. „Sieh mich nicht so an.“ „Du hast das Bewusstsein verloren.“, fügte Tony hinzu und musterte Loki. „Nennst du das beherrscht? Das klingt alles super kompliziert.“ „Simple Kalkulationen. Mir war klar, dass mir die Sinne schwinden würden. Es gab keinen anderen Weg.“, entgegnete Loki. „Die einzige unsichere Variable war Agent Barton selbst. Ich habe damit gerechnet, er könnte diese Möglichkeit nutzen, um mich endgültig loszuwerden.“ „Dennoch hast du es getan.“ Breit grinsend sah Tony seinen Gast an. Loki antwortete nicht darauf, sondern zog nur einmal kurz die Augenbrauen hoch. Dann fing er wieder an am Bein herumzuwerkeln. Tony sah ihm zu, wie er geschickt ein paar Komponenten austauschte. Sie hatten so viel Zeit zusammen verbracht in den letzten Wochen. Loki taute deutlich auf. Inzwischen wollte der Milliardär sich den Tower ohne ihren Asgardier nicht mehr vorstellen. Er fürchtete sich immer mehr vor dem Tag, an dem Thor hier auftauchen würde. Er wollte ihn nicht mehr hergeben und er war sich nicht sicher, ob der Donnergott da mit sich reden lassen würde. Würde Loki überhaupt hierblieben wollen? Sicher, seine Familiengeschichte war kompliziert, aber würde er lieber bei ihnen bleiben, als nach Asgard zurückzukehren? Ein Planet, der keine wahrscheinlich Beleidigung für seine Intelligenz war. Ein Planet, der voller Magie war und voller Leute, die etwas davon verstanden? Tony beobachtete, wie der Außerirdische sich mit der Zunge über die Oberlippe fuhr, während er im inneren von Iron Mans Bein nach dem Kabel des Kühlsystems tastete. Wie konnte es nur sein, dass dieser Mann vor eineinhalb Jahren versucht hatte die Erde zu erobern? Was war da nur mit ihm losgewesen? Und warum zur Hölle weigerte er sich weiterhin das zu erklären? Es war ja nun nicht so, dass Tony sich nicht ohnehin seinen Teil dazu dachte. Jeder hier dachte sich wohl einiges dazu. Aber es wäre dennoch sehr gut endlich von ihm zu hören, was passiert ist. Für einen kurzen Moment juckte es Tony ihn darauf anzusprechen. Doch er wusste, wie Loki auf Fragen dazu reagierte. Entweder er verschloss sich komplett oder er verließ den Workshop. Also unterdrückte er das Bedürfnis. Sicher würde er es von sich aus ansprechen, wenn er soweit war. Oder? Stattdessen beschäftigte er sich mit dem Bein, dass er selbst abmontiert hatte und zusammen hatten sie den Anzug in kaum nennenswerter Zeit wieder zusammengefügt, in seinen Glaskasten zurückgestellt und sich an einem der riesigen Bildschirme eingefunden, um einige weitere Rechnungen durchzugehen. Sie komplimentierten sich nahtlos. Grinsend schob Tony einige Variablen um und Loki fügte die neuen Werte direkt darunter wieder ein und berechnete den neuen Wert. „Uhhh, lass uns das ausprobieren!“, rief Tony dann begeistert und deutete auf den neuen Endwert. Skeptisch hob Loki eine Augenbraue an. „Das ist noch nicht vollständig. Dem Anzug werden der Rücken und die rechte Schulter wegschmelzen.“ Begeistert nicke Tony. „Bevor die Schläuche am Torso wegplatzen und er wie ein Luftballon unkontrolliert durch die Gegend saust bis das System komplett kollabiert.“ Der Asgardier sah ihn einige Sekunden an. „Wir sollten die Lady Virginia warnen.“, schlug er dann vor und trat nun breit grinsend auf Tony zu. „Wo bist du nur mein ganzes Leben lang gewesen?“, freute Tony sich. Bruce war nur selten für solche von vorne rein zum scheitern verurteilten aber witzigen Versuche zu haben. Schnell erklärte Tony seiner Freundin was sie vorhatten, bevor er mit Loki zusammen einen seiner Anzüge modifizierte, den Innenraum absperrte und dann per Fernsteuerung den Anzug startete, während der Asgardier neben ihm stand und mit ihm zusammen das Geschehen beobachtete. Die Rüstung stieg in die Höhe und schwebte einen Meter über dem Boden. Es fing langsam an. Die Schulter und der Rücken fingen an zu glühen, dann hörten sie etwas im Inneren aufplatzen und der Anzug trudelte etwas in der Luft, stabilisierte sich aber wieder. Kurz darauf platzte etwas neues, sie sahen Dampf an einigen Stellen entweichen, dann ein lauter Knall und der Anzug schoss in eine Richtung davon, knallte gegen die Wand, sauste and dieser entlang in eine andere Richtung, eckte immer wieder an, prallte an verschiedenen Orten ab und landete schließlich zuckend und dampfend auf dem Boden. Völlig begeistert und breit grinsend wechselte Tony einen Blick mit Loki. Beide fingen an laut zu lachen. Sie amüsierten sich noch eine Weile darüber. Als er schließlich Schritte hörte, wandte er sich um, in Erwartung Bruce zu sehen. Immerhin hatte er vielleicht noch vorbeikommen wollen, wenn er mit seinem Termin fertig war. Ihm blieb fast das Herz stehen als er Steve erkannte. Ein wütender Blick traf ihn und er sah zwischen ihm und Loki hin und her. Okay. Die Missbilligung war ziemlich eindeutig. Mit einem kurzen Blick auf den Asgardier, der sich plötzlich voll auf den Computerbildschirm zu konzentrieren schien, lief der Milliardär auf seinen Freund zu. „Hey, Cap. Alles in Ordnung?“, fing er mit einer üblichen Floskel an. Jede Menge sarkastischer Sprüche hatten ihm auf der Zunge gelegen, aber er hatte sich dafür entschieden seinen Freund nicht reizen zu wollen. Irgendwie machte es ihm schon fast Angst, wie Steve deutlich missgelaunt an ihm vorbei nach hinten starrte, wo der Außerirdische war. Erst als Tony eine Hand auf seine Schulter legte, bekam er seine volle Aufmerksamkeit. Die Wut in seinem Blick war noch einen Moment zu sehen, bevor sie wegschmolz und sowas wie leichte Verwirrung widerspiegelte. „Ja. Ich weiß auch nicht. Tut mir leid.“, entschuldigte er sich schließlich. Tony musterte ihn besorgt. Dieser riesige Muskelberg vor ihm schien plötzlich alles andere als stark und mächtig. Eher als würde er jeden Moment bei einer falschen Bewegung in hunderte von Teilen zerbrechen. Was ging hier nur vor? Und warum zur Hölle weigerten sich alle etwas zu sagen? „Du weißt, wenn du ein Problem hast, kannst du mit uns reden, oder?“, erinnerte er seinen Freund daran, dass sie das für gewöhnlich taten. Normalerweise war Cap jemand, der damit auch kein Problem hatte, sondern eher ziemlich schnell Schwierigkeiten ansprach und aus dem Weg räumte. Für gewöhnlich ging er Tony damit auf die Nerven, nicht umgekehrt. „Es ist in Ordnung.“, log der Soldat nun stattdessen. Die Abweisung schmerzte Tony mehr als er jemals zugeben würde. „Steve, niemand kauft dir das ab.“ Tony nahm die Hand wieder runter von Steves Schulter. Er fühlte sich seltsam an das Gespräch vorhin mit Loki erinnert. „Seit Wochen behauptest du alles sei in Ordnung. Aber das ist es nicht. Seit Wochen.“, versuchte er zu ihm durchzudringen. Denn offenbar verstand er nicht, was für unglaubliche Sorgen seine Freunde sich inzwischen um ihn machten. Steve seufzte nur erschöpft. „Und es wird schlimmer.“, ergriff der Milliardär erneut das Wort. Am liebsten hätte er ihn gepackt und geschüttelt. Doch er war sich sicher, das würde auf seiner Seite lediglich lächerlich aussehen ohne einen Effekt auf den Koloss von einem Mann vor sich zu haben. „Du hast ein Glas gegen die Wand geschmissen und bist dann den halben Tag verschwunden gewesen. Nicht zu vergessen, dass du dich anschließend in deinem Zimmer eingesperrt und geweigert hast mit jemandem zu reden.“ Das Glas an sich war Tony völlig egal. Die Tatsache, dass Steve so unbeherrscht reagierte war das Problem. Steve war nie unbeherrscht. Das war eher etwas, womit Tony selbst sich rühmte. „Tony, können wir das nicht jetzt besprechen?“, bat Steve ihn. „Ich bin müde und eigentlich hier, um Loki einzusammeln.“ Natürlich. Loki einsammeln. Er wollte schlafen gehen. Mit einem Blick auf die Uhr stellte er fest, dass es fast wieder zwei Uhr morgens war. Er versuchte die Abweisung nicht an sich heranzulassen. Es fühlte sich dennoch an, als hätte ihm jemand in den Magen geboxt. Und er spürte, wie sich seine sarkastische Ader regte, die alles in der Luft zerreißen und ins Lächerliche ziehen wollte, was ihm weh tat. Doch er presste die Lippen aufeinander. Das war nicht der geeignete Zeitpunkt dafür. Steve fühlte sich offensichtlich nicht gut. Es brachte nichts ihn nur noch weiter herunterzuziehen. Und vielleicht sollte er in dieser einen Sache mal zur Abwechslung der Erwachsene im Gespräch sein. Denn offensichtlich wollte Steve diese Rolle momentan nicht übernehmen. „Okay.“ Er trat einen Schritt zurück. „Wie du willst.“ Steve schritt ohne ein weiteres Wort vorbei, doch bevor er etwas sagen konnte, ergriff Loki das Wort. „Ich werde heute nicht schlafen.“, sagte er. Er wirkte hochkonzentriert, wie er da am Bildschirm arbeitete. „Okay. Du kannst nachkommen, wenn du es dir anders überlegst.“, sagte Steve. „Werde ich nicht.“, entgegnete Loki mit einer Eiseskälte, dass sich Gänsehaut über Tonys ganzen Körper legte. Steve stand noch einen Moment da, ballte die Hände zu Fäusten und drehte sich dann um. In dem Moment, als Steve dem Asgardier den Rücken zudrehte, sah dieser kurz hoch. Nur den Bruchteil einer Sekunde. Er wirkte… Tony wusste nicht genau, wie er es beschreiben sollte. Traurig? Verloren? Verletzt? Eine Mischung davon? Doch dann wandte Loki sich wieder dem Bildschirm zu und war wieder darauf konzentriert. Irritiert betrachtete Tony nun seinen Freund, der wütend -war das wütend? - seinen Blick erwiderte, dann zu Boden sah und mit mechanisch wirkenden Bewegungen schnurstracks den Raum verließ. WTF???? Mit einem eben das aussagenden Blick drehte er sich zu Pepper um, die nicht weit vom Ausgang stand und von dem Soldaten komplett ignoriert worden war. Etwas hilflos sah er zurück zu Loki, der das gerade Geschehene meisterhaft zu ignorieren wusste. „Was ist hier los?“, meldete Pepper sich zu Wort, als sie an ihn herantrat. „Hat er was gesagt?“ Tony schüttelte nur den Kopf. „Ich kriege von beiden nur die immer gleiche Antwort. Es sei alles in Ordnung.“ Seufzend zog er seine Freundin an sich heran. „Sie sollten wenigstens den Anstand haben mir zu sagen, dass es mich nichts angeht, anstatt mir ins Gesicht zu lügen.“ „Tony, du bist voller Öl.“, beschwerte Pepper sich, versuchte aber nicht wirklich sich von ihm wegzuschieben. Er drückte ihr einen Kuss auf die Lippen, bei dem sie sich nur noch einmal beschwerte, aber dennoch den Kopf nicht wegzog. „Sollen wir immer noch einfach abwarten?“, fragte er dann, ohne Pepper wieder loszulassen. „Nun, keiner von beiden reagiert positiv auf direkte Ansprache. Vielleicht lässt du das Thema erst einmal einfach fallen. Gib Loki etwas Zeit. Er ist niemand der einfach aus dem Nähkästchen plaudert. Er… brütet eher.“, überlegte Pepper. „Ich werde morgen noch mal versuchen mit Steve zu reden. Möglicherweise muss er einfach eine Nacht darüber Schlafen. Er redet eigentlich über seine Probleme.“ Kurz beobachtete Tony wie Loki am Bildschirm einfach weiter herumtippte. Es brannte ihm unter den Fingernägeln ihn anzuspringen und aus ihm herauszuquetschen was dieses seltsame Theater sollte. Doch als Pepper ihm, bevor er etwas sagen oder tun konnte, sagte er sollte es dabei belassen, hielt er doch den Mund. Sie entschied, dass sie sich jetzt ebenfalls zurückziehen würden, wünschten Loki eine gute Nacht und ließen ihn dann alleine zurück im Workshop, nachdem er ihnen versichert hatte, dass er alleine zurechtkommen würde und nichts brauchte. Wenn er ehrlich war, erwartete er in der momentanen Situation ohnehin nicht, dass Loki mit der Sprache herausrückte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)