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Ein Austausch mit Folgen

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Vorwort zu diesem Kapitel:
So, jetzt ist die große Überraschung, die eigentlich keine gewesen ist, raus:

Kaiba hat sich die Götterkarte geschnappt, nach der er noch mehr gelechzt hat, als nach Obelisk. Yugi und Slifer sind ein Team. Damit blieb Obelisk der Peiniger übrig.

An dieser Stelle findet eine Änderung statt, die auch schwer zu übersehen ist...

Ich habe wirklich teilweise mit zitternden Fingern geschrieben, je näher ich diesem Kapitel gekommen bin, da ich es vorher nicht verwenden konnte/durfte, um nicht zu spoilern.

Ich werde mich noch einmal ausführlich bedanken, aber meine gute Fee weiß bereits, wie sehr ich mich gefreut habe. :) Komplett anzeigen

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Oberisuku no Kyoshinhei

Als die Karte Umbras Duel Disk berührte, begann das ganze Gebäude zu zittern. Ein Erdbeben rüttelte an den Stützpfeilern. Der Himmel verdunkelte sich. Blitze peitschten durch schwarze Wolken. Ein Gewitter ohne Regen. Glühend heißer Wind zerrte an meiner Haut, drohte mir das Fleisch von den Knochen zu schälen. Bevor der Raritätenjäger aussprach, was er da rief, wusste ich bereits, um wen es sich handelte.
 

„Wie ironisch, dass die Karte, die mein Leben eigentlich beenden hätte sollen, es nun rächen wird. Ihr sollt das gleiche Schicksal erfahren, das mir bestimmt war. Seine Macht ist grenzenlos und er vergibt niemals. Blickt eurem Untergang entgegen – Obelisk der Peiniger!“
 

Aus den dunklen Wolken stieg ein blauer Lichtschein herab. Eine Heerschar aus leuchtenden Glühwürmchen formierte sich zu dem Monster, das beinahe einmal für den Untergang der Welt verantwortlich gewesen wäre. So musste sich Christophers Vater gefühlt haben, als ich ihn vor Jahrhunderten beschworen hatte. Ich wusste, unser Untergang war gekommen. Neben Obelisk war Gilford eine Mücke, die er nur zu gerne zerquetschen würde.
 

Langsam bildete sich der große Steinsoldat mit seinen roten Augen, die kalt und ausdruckslos auf mich und Joey hinabstarrten. Seine rudimentären Flügel sprangen auseinander und er grollte, gleich wie Slifer und Ra. Die Macht die Welt zu zerstören, in den Händen eines Wahnsinnigen.
 

„Wie ich sehe, ist dir deine großspurige Art vergangen, Kleiner. Wie ist es, wenn man weiß, gleich pulverisiert zu werden?“
 

Ich sah zu Joey hinüber, der langsam zurückwich. Seine Augen waren vor Angst geweitet. Ich konnte erkennen, wie ihm die Nackenmuskel hervortraten und er nach Luft rang. Er zitterte wie Espenlaub. Auch mein Freund hatte begriffen, dass wir verloren hatten.
 

„Machen wir es spannend. Obelisk – zerquetsche Gilford!“
 

Auf Umbras Befehl hin holte das Monster mit seiner Faust aus. Wie eine lästige Mücke zerquetschte Obelisk Gilford, der noch versuchte, sein Schwert dagegenzuhalten, aber erfolglos. Schreiend zersplitterte das Hologramm von Joeys bestem Monster, und seine Lebenspunkte schmolzen auf ein Minimum.
 

„Das hat gutgetan“, amüsierte sich Umbra. „Jetzt machen wir sie fertig.“
 

„Los, Kleiner, mach deinen Zug. Zögere das Ende nicht länger hinaus als unbedingt notwendig.“
 

Ich legte den Kopf schwerfällig in den Nacken und starrte nach oben. Das war er also: Obelisk der Peiniger. Ihm wirklich gegenüberzustehen war noch einmal ganz anders, als ihn in einer Erinnerung oder in einem real anmutenden Computerspiel zu sehen. Dieses Wesen war kein Hologramm, davon war ich überzeugt. Er atmete, und jeder seiner Atemzüge war eine unendliche Qual für alle, die seinen Zorn zu spüren bekamen. Diese unbeschreibliche Hitze ging von ihm aus, genauso wie ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Nichts konnte diese Bestie aufhalten.
 

Verzweiflung kroch in mir hoch, genauso wie Angst und Wut. Zwei so dahergelaufene Kuttenträger hatten es geschafft, mich von meinen Freunden und meiner neuen Familie zu trennen. Wenn ich hier versagte würde ich sie enttäuschen. Wer weiß, was aus Tristan und Mokuba werden würde? Mokuba…
 

Mein Blick wanderte zu Joey, der mittlerweile auf die Knie gefallen war, und sich die Haare raufte, unter dem höhnischen Gelächter von Lumis und Umbra. Was war ich bloß für ein Freund, dass ich zuließ, dass zwei Idioten ihn quälten? Was war ich bloß für ein Freund, Yugi im Stich zu lassen? Was war ich bloß für ein Bruder, Mokuba in den Fängen der Raritätenjäger zu lassen? Was war ich bloß für ein Mensch, wenn ich Kaiba nicht weiterhin auf seinem Weg begleiten konnte? Er hatte mir Mokuba anvertraut. Man brauchte mich, meine Familie, meine Großeltern, meine Freunde, sie brauchten alle mich.
 

Meine Augenbrauen wanderten nach unten. Der Milleniumsring auf meiner Brust glühte auf. Er zitterte, während ich langsam die Arme vor der Brust verschränkte. Die Bänder meines Pullis stoben zur Seite, wurden aufgewirbelt. Die Schmerzen ließen nach, genauso wie ich fühlen konnte, wie Mahad in mir wiedererstarkte. Die kriechende Dunkelheit aus dem Ring wanderte in meinen Körper und griff nach meinem Herzen.
 

„Nur wer die Dunkelheit in seinem Herzen annimmt, ist in der Lage, selbst einen Gott zu bändigen. Er unterwirft sich dem, der ihm seinen Willen aufzuzwingen vermag. Sein Urteil wird er vollstrecken und am Ende an der Seite seines Herren stehen.“
 

Ich erinnerte mich wieder an diese Worte. Ich war zornig, rasend vor Wut und erfüllt von Hass. Hass auf die Raritätenjäger, dass sie es wagten, Mokuba als Druckmittel zu benutzen, dass sie Joey quälten und ihm genauso jemand genommen hatten, damit er sich hier duellierte. Ich musste diese Gefühle nicht unterdrücken, sie verstecken oder wegsperren. Sie waren genauso ein Teil von mir, wie auch meine Liebe zu Joey und Yugi, meine Freundlichkeit und meine Hilfsbereitschaft. Ich würde nicht mehr davor weglaufen oder verleugnen, dass ich nicht immer nett und lieb war.
 

„Das reicht jetzt“, sagte ich mit fester Stimme.
 

„Was willst du denn machen? Um Gnade winseln?“, spottete Lumis höhnisch.
 

„Das, was ihr da so leichtfertig beschworen habt, gehört zu mir. Obelisk ist meine Karte, mein Monster. Ich habe ihn bereits einmal gebändigt, und ich werde es heute wieder tun. Das ist meine Bestimmung und mein Schicksal.“
 

Auf Obelisks Stirn erschien das Milleniumsauge, während sich die Stacheln des Rings auf ihn richteten. Ich würde sicher nicht gegen zwei so Witzfiguren verlieren. Monate der Entwicklung, des Lernens, verlieren, nur weil sie unfair spielten. Ich hatte Yugi versprochen ihm im Finale beizustehen und das würde ich auch tun. Mein bester Freund brauchte mich, Joey brauchte mich, vor allem aber brauchte mich gerade Mokuba.
 

Leben kam in den blauen Koloss. Langsam drehte er den Kopf zur Seite. Seine Bewegungen waren ungelenk, ruckartig, als würde er sich gegen unsichtbare Fäden stemmen, die an ihm zogen. Die roten Augen verloren an Glanz, verblassten allmählich. Der blaue Körper verfärbte sich gräulich, wurde immer dunkler. Obelisk wurde noch breiter. Ein Muster breitete sich auf seiner Brust aus. Wie blau zu grau wurde, so veränderte sich auch das Rot. Die Augen des Riesen wechselten zu einem schimmernden Gold.
 

„Was machst du da? Umbra, unternimm was!“ Lumis klang nun panisch. Nun war er es, der angsterfüllt zu Obelisk hinaufstarrte, nicht Joey.
 

„Was soll ich denn machen? Um Himmels willen!“
 

Die Duel Disk an Umbras Hand überhitzte. Hastig riss er sie von seinem Arm. Schlagartig verblassten die Zauberhüte und mit ihnen auch die Hologramme. Das Duell war zu Ende, trotzdem verharrte Obelisk an Ort und Stelle.
 

„Wie ist das möglich?“
 

Der Gott wurde durchsichtig, nur um dann hinter mir wiederaufzutauchen. Mit einem Mal war der sengende Wind verschwunden, genauso wie die Hoffnungslosigkeit und auch die Angst. Lumis und Umbra genossen dafür ihre eigene Medizin. Joey hielt sich die Schulter und humpelte zu mir herüber, den Blick auf die Raritätenjäger gerichtet, die sich ängstlich zusammenkauerten.
 

„Wo sind Mokuba und Tristan?“ Ich war selbst überrascht, wie fordernd und vor allem streng meine Stimme klang.
 

„Das können wir dir nicht sagen“, quiekte Lumis, was meinen Gedanken an das humanoide Schwein verstärkte.
 

„Nicht? Das werden wir herausfinden. Los, Obelisk – zerquetsche Umbra.“
 

Grollend streckte Obelisk seine linke Hand nach Umbra aus, der wie ein kleines Kind schrie.
 

„Ich sage es dir, ich sage es dir! Bitte, halte ihn auf!“
 

Etwas in mir wollte zusehen, wie mein Monster den Raritätenjäger ordentlich zurichtete. Sich an Lumis´ Angst und Leid ergötzen. Wie er winselte, weil er wusste, dass er der Nächste sein würde. Wäre ich dann nicht genauso schlimm wie sie? Hatte ich nicht zu Yugis Großvater gesagt, jeder verdiene eine zweite Chance?
 

„Obelisk – Stopp.“
 

Mit einem lauten Schnauben, der die Kutten der Raritätenjäger ordentlich aufwirbelte, hielt Obelisk inne, die Hand über Umbra ausgestreckt.
 

„Sie sind unten, im zweiten Stock. Ihr braucht den Zugangscode – er lautet 4 6 1 7. Bitte tu mir nichts.“
 

Dieses Flehen widerte mich an. Vor nicht einmal fünf Minuten hatten sie sich daran erfreut, uns eine reinzuwürgen. Das waren schlechte Menschen, Feiglinge, die ein Schicksal im Reich der Schatten verdient hatten. Obelisk konnte sie mühelos dorthin befördern. Er würde auch. Ich musste ihm nur den Befehl geben.
 

„Es ist genug.“ Joey hatte mir seine Hand auf die Schulter gelegt. „Du hast ihnen deine Position klar und deutlich gezeigt. Lass gut sein.“
 

Dass mein Freund einmal die Stimme der Vernunft sein würde, hätte ich auch nie für möglich gehalten.
 

„Na los, verschwindet.“ Mit einer Handbewegung scheuchte ich sie fort, was beide nur allzu gern taten. Wenn sie sich noch vor lauter Eile auf die Kutten gestiegen wären, hätte es auch gepasst. Obelisk verblasste langsam, genauso wie das pulsierende Glühen des Rings. Mein Blick fiel auf Umbras durchgeschmorte Duel Disk. Obelisks Monsterkarte lag, unbeschadet, auf dem Display. Ich ging auf das verkohlte Elektroteil zu und schnappte mir die Karte. Sofort durchfuhr mich eine schaurige Kälte, die aber sogleich von angenehmer Wärme abgelöst wurde. Ich drehte das Unikat in der Hand und stellte fest, dass sich beide Empfindungen, Wärme und Kälte, die Waage hielten. Wie Licht und Schatten.
 

„Ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir deinen Namen ein wenig umändern, alter Freund. Du sollst ab heute wieder deinen wahren Namen tragen, Oberisuku no Kyoshinhei, Göttlicher Riesensoldat Obelisk. Wobei mir der gerechte Richter mehr gefallen würde“
 

Ein Lächeln stahl sich auf meine Züge, als ich die Karte in mein Deck schob. Jetzt fühlte es sich vollständig an, genauso wie ich. Ein Teil, der mir immer gefehlt hatte, unbewusst, schien an seinen Platz zurückgekehrt zu sein.
 

Ich wollte mich nach Joey umdrehen, als das Geräusch von zwei Hubschraubern meine Aufmerksamkeit erregte. Das würden Kaiba und Yugi sein. Sie hatten es also geschafft. Damit war es nur mehr eine Formsache, Mokuba und Tristan zu befreien.
 

„Danke Mahad“, murmelte ich und konnte spüren, wie der Geist lächelte. Er war stolz, und ich auch, denn ich war nicht weggelaufen, sondern hatte endlich begriffen, wer ich wirklich war: Hohepriester, Feldherr, Schüler, Freund des Pharaos – aber vor allem war ich ich selbst.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Satra0107
2020-07-14T18:33:13+00:00 14.07.2020 20:33
So geil! Es hat sich ja schon angedeutet das Obelisk zu David kommen wird.
Ich finde das sehr passend und gleichzeitig bin ich auf ein Duell von Kaiba mit Ra zusammen gespannt. 😊
Das neue Bild ist wirklich mega 😁
Ich freue mich auf die nächsten Duelle 😀
LG Satra


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