Ein Austausch mit Folgen von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 105: Eine (folgenschwere) Verwechslung ---------------------------------------------- Nach meinem ersten Duell lud ich Herrn Muto auf einen Milchshake ein. Yugis Großvater hegte die gleiche Vorliebe wie ich für die zuckerhaltigen Getränke. Wir unterhielten uns gerade darüber, was unsere Lieblingssorte ist, als uns drei Typen den Weg versperrten. Das Trio wirkte ein wenig komisch: Da war einmal ein Kerl, kleiner noch als ich, mit einem aschfahlen Gesicht und einer blauen Stachelfrisur, die der von Yugi Konkurrenz machen konnte. Er hatte eine Duel Disk am Arm. Sein Freund trug eine pseudomäßige Sonnenbrille und dunkelrotes Haar. Sorgen machte mir nur der Riese, der nicht nur groß war, sondern auch breit wie ein Schrank. Alle drei starrten mich zeitgleich an. „Ist etwas?“, fragte ich bemüht lässig. „Das muss der Typ sein! Auch wenn er anders aussieht als beim letzten Mal“, kommentierte der Große. Stimme und Wortbetonung drängten mir sofort den Gedanken auf, dass er wahrscheinlich nicht das helle Köpfchen der Gruppe sein würde. „Beim letzten Mal?“, fragte ich. „Ja“, antwortete der Rothaarige. „Egal, ich fordere dich zum Duell heraus“, kreischte der Kleine und schenkte mir einen hasserfüllten Blick. „Jungs, seid ihr euch sicher, dass ihr mit mir kämpfen wollt?“ Ich schob mich reflexartig zwischen den Großen und Herrn Muto. Irgendetwas sagte mir, dass die Drei nicht fair spielen würden. „Halt die Klappe und lass dich von Bonz fertig machen“, knurrte mein Gegenüber und knackte bedrohlich mit den Fäusten. „Na, wie ihr meint“, murmelte ich. „Was halten Sie davon, wenn Sie uns inzwischen die Milchshakes holen, Herr Muto?“ „Das halte ich auch für eine gute Idee.“ „Nein, der Alte bleibt hier…das wird ein privates Duell.“ „Zygor, schon gut. Wir sind nur am Kleinen interessiert“, versuchte der Rothaarige seinen aufgebrachten Riesenfreund zu beruhigen. „Nein, ich sage, wir behalten ihn als Faustpfand, falls er Mätzchen macht“, maulte Zygor und geriet mit seinem Partner heftig aneinander. „Was sind das bloß für Pausenclowns?“, fragte ich mich in Gedanken und musste dem Drang widerstehen, den Kopf zu schütteln. „Also, bringen wir es hinter uns, oder was? Ich bin durstig und ich mag es nicht, wenn man meine Begleitung bedroht“, mischte ich mich in das Streitgespräch ein und schob meine Augenbrauen nach unten. Um uns herum hatte sich bereits eine Traube an Schaulustigen gebildet. Für Yugis Großvater drohte damit schon mal keine Gefahr mehr – wenn nur ein paar Leute aus meinem Fanclub da waren, würden sie wohl mit drei so Witzfiguren fertig werden. Außerdem waren da noch immer Kaibas Aufpasser, die ja über die Stadt verteilt Dienst schoben. „Da ist wer gierig drauf zu verlieren. Dann…“ Der kleine Knilch, Bonz, aktivierte seine Duel Disk, und ich tat es ihm gleich. „Duell!“ „Beeile dich aber, ja? Ich bin nämlich auch durstig“, jammerte Herr Muto im Hintergrund. Der Milleniumsring an meiner Brust glühte auf und ich verschmolz wieder mit meinem früheren Ich. Sofort erfasste mich eine angenehme Wärme, die sich, vom Schmuckstück ausgehend, in meinem gesamten Körper ausbreitete. Ich zog meine Karten und konnte aus dem Augenwinkel heraus beobachten, wie das Trio zeitgleich zurückschreckte. „Lass dich nicht verunsichern, Bonz. Dieses Mal sind Leute anwesend“, sagte Sid und sah mich an, als wäre ich der Teufel in Person. „Schon gut, ich fange an und spiele Zanki im Verteidigungsmodus.“ Bonz legte die erste Monsterkarte aufs Feld. Ein blauhäutiger Samurai in roter Rüstung, mit einem Katana bewaffnet, erschien auf dem Spielfeld, während sich immer mehr Menschen um uns drängten. Der Kämpfer hielt seine Waffe abwehrend vor sich. „Damit beende ich meinen Zug.“ Ich zog meine rechte Braue in die Höhe. War das sein Ernst? Ein schwaches Monster, dazu keine verdeckte Karte? War der Typ ein Anfänger, oder was war los? „Sicher, dass du fertig bist?“, erkundigte ich mich. Auch wenn ich sauer war, weil der Große geglaubt hatte, er könne Herrn Muto irgendwie als Pfand benutzen, so taten mir die drei irgendwie leid. Trotz ihrer komischen Art wirkten sie irgendwie verloren und deplatziert. „Natürlich“, fauchte Bonz. „Na, wie du meinst. Ich rufe Gaia den Ritter der Finsternis aufs Feld.“ Mit den Hufen scharrend erschien mein Ritter auf dem Feld. Die zwei roten Lanzen reckte er in die Höhe, während sein Ross wiehernd auf die Hinterbeine stieg. Schnaubend setzte sich das Pferd in Bewegung und Gaia durchbrach Zankis Verteidigung mühelos. Laut kreischend wurde der Samurai aufgespießt und zersprang dann in tausend Teile. Bonz zog unbeeindruckt seine nächste Karte. „Ich rufe den Kriechdrachen aufs Feld, ebenfalls im Verteidigungsmodus. Außerdem spiele ich die Karte Ödland.“ Während sich ein schwächlich anmutender Drache materialisierte, der aus milchig-trüben Augen zu Gaia hinaufschaute, verwandelte sich das Gebiet um uns herum in ein kahles, braches Ödland. Wo sich noch vor einem Augenblick die Parkanlage von Domino City befunden hatte, prangte nun ausgedörrtes, rissiges Erdreich. Hätte ich es nicht besser gewusst, wäre ich der irrigen Annahme unterlegen, wir hätten die Gegend gewechselt. Kaibas Hologramme waren wirklich täuschend echt. „Kommt da noch was?“, fragte ich vorsichtig und schaute auf die Angriffs- und Verteidigungspunkte des Kriechdrachens. Mit seiner Ödlandkarte hatte sich exakt gar nichts verändert. „Nein, ich bin fertig“, antwortete Bonz. „Sehr gut, Bonz“, feuerte Sid seinen Kumpel an. „Die haben wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank“, murmelte ich, zog meine nächste Karte und ließ Gaia auch den Kriechdrachen vernichten, der fauchend mit der Lanze des Ritters Bekanntschaft machte. „Ich lege außerdem noch eine Karte verdeckt aufs Feld, und beende meinen Zug.“ „Sehr gut, und als Nächstes rufe ich den Krassen Clown aufs Feld, wieder im Verteidgungsmodus!“ Mit einem äußerst grotesk wirkenden Lachen erschien ein wirklich hässlicher Clown, der, mit einer Sense bewaffnet, auf einem zu groß geratenen Gummiball balancierte. Wieder ein so schwaches Monster. Was hatte der Typ vor? „Jaja, ich weiß schon, du beendest deinen Zug“, seufzte ich und zog meine nächste Karte. „Ich rufe Alligatorschwert aufs Feld.“ Zu meinem Ritter gesellte sich ein Alligator in Rüstung, mit einem großen Krummsäbel bewaffnet. „Alligatorschwert, mach aus dem Clown Partyhäppchen, Gaia, greif danach Bonz´ Lebenspunkte direkt an.“ Gesagt getan. Der Clown wurde, unter dröhnendem Lachen seinerseits, in tausend Teile zerschlitzt, während sich Gaia auf den kleinen Duellanten stürzte, der sich nach der Attacke schwer keuchend auf den Beinen hielt. Noch so einen Angriff würde er nicht überstehen. „So, und jetzt Bonz, mach ihn fertig!“ Zygor hatte die Hände in die Hosentasche geschoben. „Noch einmal machst du mich nicht fertig. Ich spiele den Schrei der Untoten!“ Als die komische Fallenkarte die Duel Disk berührte, riss der vertrocknete Boden auf. Stöhnend kamen verrottete Gliedmaßen und Klauen zum Vorschein, zu denen sich passende Körper gesellten. Dem Clown fehlte ein Auge, Zanki hatte einige Pfeile im Rücken stecken und der Kriechdrache war jenseits von Gut und Böse. Einige der umstehenden Zuschauer schrien auf. Ich zog meine Augenbrauen zusammen – die Monster waren gleich schwach wie ihre lebenden Pendants. Was sollte das werden? „Der Schrei der Untoten ist eine permanente Fallenkarte. Meine Monster kehren immer wieder zurück, unbeschadet, egal wie oft du sie angreifst. Außerdem steigen ihre Angriffspunkte um jeweils zehn Prozent pro Wiedergeburt. Um das Ganze ein wenig spannender zu gestalten rufe ich Pumpking, den König der Geister aufs Feld.“ Zu den drei schwachen Monstern gesellte sich ein riesiger Kürbis mit einem großen Auge auf der Stirn und einer Krone auf dem Haupt. Seine wild umherpeitschenden Ranken verbanden sich mit den anderen Zombies und pumpten irgendetwas in diese hinein. Der dabei verursachte Laut klang dermaßen widerlich, dass mir beinahe schlecht wurde. „Pumpking, als König der Geister, hat die Spezialfähigkeit „Ektoplasmatische Fortifikation.“ Damit erhalten alle Zombiemonster zusätzlich zehn Prozent Angriffsstärke pro Runde. Ich spiele außerdem noch den Alptraumkäfig.“ Um mich und meine Monster herum bildete sich ein Konstrukt aus dicken Stahlstreben, die miteinander eine Art Käfig bildeten. „Für die nächsten zwei Runden kannst du nicht angreifen.“ Bonz tat so, als hätte er irgendetwas erreicht oder schon gewonnen. Der Typ hatte echt keine Ahnung, was Duelle anging. „Ah ja, gut. Du kannst mich aber auch nicht angreifen.“ Ich zog meine nächste Karte. Meine Lust auf dieses Duell hielt sich echt in Grenzen. Da war keine Spannung, wie bei Mako oder im Königreich der Duellanten. „Ich opfere meine beiden Monster auf dem Feld um den Soldaten des Schwarzen Lichts zu rufen.“ Mittels Knopfdrucks an meiner Duel Disk drehte ich meine verdeckte Karte auf: Das Ritual des Schwarzen Lichts. Gaia und das Alligatorschwert wurden in zwei brennende Töpfe gesogen, deren Feuer grell aufflammte, bevor sich eine dunkle Eisentür aus dem Nichts schälte, auf der zwei gekreuzte Schwerter und ein prunkvoller Schild prangten. Mit einem Ruck wurde die Tür aufgestoßen und der grünhäutige, schwer gepanzerte Ritter trat daraus hervor. Drohend reckte er den Säbel gen Bonz´, der nur höhnisch lachte. „Du kannst mich trotzdem nicht angreifen. Außerdem kommst du nie an meinen Monstern vorbei. Und jetzt, Pumpking, verstärke meine Monster!“ Wieder dieses widerlich pumpende Geräusch, kombiniert mit einem schmatzenden Laut und drei Monstern, die immer größer und auch stärker wurden. Darüber musste ich mir aber erst in einigen Runden Gedanken machen: Die Zombies waren noch immer entsetzlich schwach auf der Brust. „Hör mal. Vielleicht hast du dir da echt den falschen Gegner ausgesucht? Ich meine, du hast bisher echt nichts vorzuweisen. Deine Monster sind total schwach, auf Fallen- und Zauberkarten scheinst du größtenteils zu verzichten – was wird das, wenn es fertig ist?“ „Wir wollen uns dafür rächen, was der weißhaarige Typ mit dem Ring uns angetan hat“, schnaubte Zygor, kassierte dafür aber gleich einmal von Sid einen Stoß gegen die Brust. „Weißhaariger Typ? Was?“ „Halt die Klappe Zygor. Ich mache das schon.“ „Jungs, ich weiß nicht, was euch passiert ist, aber, ich habe damit nichts zu tun. Das muss der vorige Ringträger gewesen sein.“ „Mir egal. Wir werden das Ding nachher kaputt machen!“ Zygor reckte triumphierend die Hand in die Höhe. „Ich fürchte, das kann ich nicht zulassen.“ Meine Gedanken schweiften ab, während Bonz ein weiteres schwaches Monster, den Geist der Medusa, aufs Feld rief. Selbst mit dem Power-Bonus von Ödland waren seine Kreaturen bestenfalls eine mittelmäßige Verteidigung. Ihre Verteidigungsstärke lag bei null. Mir kam dieses Setting bekannt vor. Hatte nicht Joey einmal von so einem Duell erzählt? Was mich aber weit mehr beschäftigte, war die Tatsache, dass Bakuras böses Ich, das nahm ich einmal schwer an, den Dreien übel mitgespielt haben musste. Das erklärte auch, warum sie sich vorhin kurz gefürchtet hatten, als ich mit Mahad verschmolzen war. Mein Mitleid mit den Dreien wuchs. Unter anderen Umständen hätte ich wohl aufgegeben und Bonz den Sieg überlassen, aber gerade jetzt konnte ich mir das nicht leisten. „Na los! Greif mich an!“, forderte mich Bonz auf. Ich zögerte. „Was ist denn passiert, als ihr das letzte Mal mit dem vorigen Ringträger Bekanntschaft gemacht habt?“ „Ganz schlimme Dinge. Wir waren an einem Ort, da wo niemand hinwill. Ich will da nicht noch einmal hin. Die kriechenden Schatten und die ewige Dunkelheit… Los Bonz, mach den Typen fertig!“ Von was faselte dieser Zygor da? „Der böse Bakura muss sie ins Reich der Schatten geschickt haben“, meldete sich Mahad zu Wort, während sich die drei wieder stritten, Zygor möge doch endlich seinen Mund halten. „Was? Du hast mir einmal erzählt, dass es von dort keine Rückkehr gibt.“ „Das stimmt so nicht ganz. Es gibt durchaus Möglichkeiten. In dem Fall wohl, weil der Ring seinen Besitzer gewechselt hat.“ „Und was machen wir jetzt mit den drei Aufschneidern?“ Ich war zugegebenermaßen ratlos. „Sie besiegen?“ Mahad zuckte innerlich mit den Schultern. „Uns wird wohl nichts Anderes übrig bleiben…“ „Soldat des Schwarzen Lichts – greif Pumpking an.“ Der metallene Rahmen um mich herum löste sich auf. Kunstvoll ließ mein gepanzerter Streiter seine Waffe durch die Luft wirbeln. Ein violett-grünliches Feuer umzüngelte die Klinge, ehe sie sich in den Kürbiskopf fraß, der wehklagend auf den Kartenfriedhof wanderte. Blieben noch 600 Lebenspunkte für meinen Gegner. „Was machst du da? Du sollst meine anderen Zombiemonster angreifen!“, zeterte Bonz und reihte wüste Beschimpfungen aneinander, während er mir mit der Faust drohte. „Es tut mir leid, was euch passiert ist, aber dafür kann ich nichts. Der Ring gehört zu mir, das stimmt. Für die Taten seines vorigen Besitzers bin ich jedoch nicht verantwortlich. Eigentlich würde ich euch gewinnen lassen, aber das kann ich nicht.“ Ich spielte zwei Karten verdeckt und wartete auf die nächste Runde. „So, aber jetzt! Als Erstes rufe ich Zoa aufs Feld und kombiniere ihn mit der Karte Metallmacht!“ Zu meinem großen Erstaunen kam nun tatsächlich ein starkes Monster zum Vorschein. Ein komisch anmutender, tierhafter Dämon von blauer Haut, mit großen Krallen, platzierte sich vor der Zombiearmee. Gleichzeitig wandelte sich sein Aussehen, wurde metallischer, maschinenhafter. Mit dem Feldbonus kletterten seine Angriffspunkte auf 3.200. Das war schon eher ein gefinkelter Zug gewesen, aber auch nicht mehr als ein schwaches Aufbäumen seitens meines Gegners. Wie ein sterbender Schwan, oder so ähnlich. „Metallzoa, greif an! Verwandle seinen Soldaten des Schwarzen Lichts in einen Blechhaufen!“ „Tut mir leid, aber daraus wird wohl nichts. Als Erstes aktiviere ich die Karte Königlicher Erlass. Diese Karte annulliert sämtliche Fallenkarteneffekte auf dem Feld, also auch deinen Schrei der Untoten.“ Bonz´ Augen wurden immer größer, als seine Zombiemonster wieder sterblich wurden. Zerstörtes Gewebe regenerierte sich, genauso wie schwärende Wunden sich schlossen. Die drei ehemals untoten Kreaturen schrumpften auf ihre ursprüngliche Größe zusammen, schwach wie eh und je. „Jetzt decke ich meine zweite Karte auf – Schwarzes Loch. Sie zerstört automatisch alle Monster auf dem Feld.“ Ein weiteres Drücken an meiner Duel Disk drehte die andere verdeckte Karte auf. Der Himmel über uns verdunkelte sich. Ich musste mich mit aller Kraft gegen die Wirkung der Zauberkarte stemmen. Ein heftiger Wind zerrte an mir. Die Hologramme waren für meinen Geschmack einen Ticken zu echt. Unsere Monster wurden jedenfalls ausnahmslos in das Schwarze Loch gesogen. „Du Idiot! Was hast du getan? Meine schönen Zombiemonster!“, jammerte Bonz. „Gib einfach auf“, schlug ich vor und strich meinen Pulli glatt. „Niemals! Ich lege eine Karte verdeckt ab und beende meinen Zug.“ Wie konnte man nur so stur sein? Ich zog meine nächste Karte, die das Spiel auch entscheiden würde. „Dann tut es mir leid. Ich spiele Monsterreanimation und hole meinen Soldaten des Schwarzen Lichts vom Friedhof zurück.“ „Oh nein!“, rief Sid bestürzt. „Königlicher Erlass ist noch immer aktiv – deine Fallenkarte, wie ich vermute, funktioniert daher nicht.“ Mein Krieger kehrte vom Friedhof zurück, mächtig wie die Runde zuvor. Herausfordernd schlug er sein Schwert gegen den Schild und wartete auf meinen Befehl zum Angriff, der auch gleich folgte. Einen sauberen Schnitt später fiel Bonz auf die Knie und ließ enttäuscht den Kopf hängen, als seine Lebenspunkteanzeige auf null wanderte. Die Hologramme lösten sich auf. „Warum habe ich schon wieder verloren?“ Der Kleine hämmerte mit den Fäusten wie wild auf den zurückgekehrten Asphalt. „Schon gut“, sagte ich und ging auf meinen Gegner zu. Die Leute um uns herum starrten, als wären wir die Hauptattraktion. Wahrscheinlich hielten sie Bonz für verrückt, genauso wie seine Freunde, oder einfach nur für sehr schlechte Verlierer. „Nichts ist gut.“ „Doch. Du musst einfach aufhören, mit Wut und Hass im Herzen zu kämpfen.“ Warum sagte ich so etwas? Das klang absolut bescheuert, und doch fühlte es sich richtig an. „Komm, steh auf.“ Ich streckte dem Kleinen die Hand hin, die dieser nur ungläubig anstarrte. „Aber…“ „Du kannst auch deine seltene Monsterkarte behalten, wenn du mir versprichst, dass du dich darum bemühst, Duelle aus Spaß auszutragen, und nicht, um irgendwelche Rachegelüste zu befriedigen. Duelliere dich fair und mit Herzblut, dann wird es auch mit dem Gewinnen.“ Ich lächelte, als der kleine Zwerg meine Hand ergriff und ich ihn hochzog. Die drei wirkten noch immer wie eine abgehalfterte Straßengang, aber, das konnte ich ihnen zumindest teilweise nicht verdenken. Wenn sie wirklich im Reich der Schatten gewesen waren, durften sie so drauf sein. „Warum bist du so nett?“, fragte Bonz und rieb sich mit dem Ärmel über feuchten Augen. „Du hast mir doch nichts getan, oder?“, beantwortete ich seine Frage sanft. „Der Chef hätte uns fallengelassen“, meldeten sich Sid und Zygor zu Wort, die auf uns zukamen. „Ich aber nicht. Lasst es euch eine Lehre sein, Jungs. Wenn wir uns das nächste Mal duellieren, dann will ich eine echte Herausforderung, ja?“ „Klar!“, rief Bonz freudig und griff in seine Hosentasche. Er hielt mir eine Lokalisierungskarte entgegen. „Die kann ich nicht annehmen“, schüttelte ich den Kopf. „Natürlich kannst du. Du hast sie dir verdient.“ „In jedem noch so schlechten Wesen kann sich ein guter Kern befinden“, lächelte Mahad. „Dann danke. Feuert ihr mich beim Finale an?“ „Klar!“, riefen alle drei wie aus einem Mund. „Haltet die Ohren steif, ja?“, grinste ich und verabschiedete mich mit einem Handklatschen. „Du weißt, dass sie Yugi und die anderen damals in der Höhle eingesperrt haben?“, fragte mich Herr Muto im Gehen. „Natürlich, aber jeder hat einen Neuanfang verdient, denke ich zumindest.“ Mir war während des Duells schlussendlich eingefallen, um wen es sich handeln musste: Die Kumpanen von Bandit Keith. Joey hatte mir einmal davon erzählt. Ich schob meine Hände in die Hosentaschen und bemerkte, wie Yugis Großvater stolz lächelte. Wenn das so weiterging, würde mir der alte Mann wirklich ans Herz wachsen. Ein Stück Heimat, so fern von Japan, hier, gefunden in einem fast Fremden. Was ich jetzt wirklich wollte, das war ein Milchshake. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)