Ein Austausch mit Folgen von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 102: Die Vorbereitungen neigen sich dem Ende zu ------------------------------------------------------- Kaiba hatte mich angerufen, ich solle ihn um fünf Uhr in seinem Büro aufsuchen. Er war dabei erstaunlich freundlich gewesen. Meine Befürchtungen, diese Abstimmung zum Loswerden der ungeliebten Mitglieder im Vorstand beziehungsweise Aufsichtsrat, würde anstehen, hatte er beiseite gewischt. Den Weg zu seinem Büro fand ich mittlerweile ohne Probleme. Auch den Angestellten war ich kein Unbekannter mehr. Mokuba hatte mir gesteckt, dass die neue Praktikantin ein Auge auf mich geworfen hätte, was ich aber nur mit einem müden Lächeln abtat. Ich war eigentlich ganz glücklich mit Joey, der sich immer mehr machte. Er war noch immer das aufbrausende Großmaul, das mit dem Herzen kämpfte, aber, er wirkte so viel freier, glücklicher. Kaiba erwartete mich bereits. Er saß hinter seinem Schreibtisch und tippte an seinem Laptop herum, ohne aufzusehen. Neben ihm stand ein länglicher Karton, sowie ein Tablett mit bernsteinfarbener Flüssigkeit: Whiskey. Heute musste es heiß hergehen, wenn er schon zu Beginn das gute Zeug bereithielt. „Setz dich“, murmelte der Braunhaarige und schüttelte den Kopf, in seinen Laptop vertieft. Eins musste man ihm lassen: Er verband stilistische Möbel mit Komfort. Mein Rücken war gut gepolstert, während ich geduldig darauf wartete, dass er endlich, womit auch immer, fertig wurde. So in seine Arbeit vertieft, wirkte der CEO fast harmlos. Man konnte ihm die Euphorie, trotz eines augenscheinlichen Problems, so wie er die Stirn in Falten legte, ansehen. „So“, sagte Kaiba und klappte den Laptop zu. „Wie du dir denken kannst, geht es um das Turnier. Wir müssen zuallererst einmal die Formalitäten abklären. Wie das Ganze geplant ist. Das hier läuft anders ab als im Königreich der Duellanten, wo du auf eine Einladung hin vor Pegasus getreten bist.“ Ich nickte leicht und angelte mir ein Glas mit Whiskey, der übrigens wieder hervorragend schmeckte. Mein Gegenüber schob die Finger ineinander und lehnte sich im Stuhl zurück: „Ich weiß nicht, wie sehr dich deine Kindergartengruppe und Mokuba über das letzte Turnier aufgeklärt haben, daher werde ich die wichtigsten Punkte noch einmal zusammenfassen. Das Regelwerk ist simpel: Es gilt Lokalisierungskarten zu erstreiten. Diese zeigen dir, wie Koordinaten, den Ort, wo das Finale stattfinden wird. Zusätzlich dazu sind die Spieler verpflichtet, ihre seltenste Karte zu setzen. Wenn du verlierst, bist du sie los. Hast du eine Lokalisierungskarten mehr, bist du raus. Noch Fragen?“ Bei Kaiba klang das so trivial. Ich wusste von Yugi und Joey, dass sie beim letzten Mal sechs Lokalisierungskarten gebraucht haben, jeweils, um ins Finale zu kommen, das auf einem Zeppelin stattgefunden hatte und auf dem Kaiba Tower. Joey hat sich dabei einige gute Karten erspielt: Jinzo, die Insektenkönigin, den legendären Fischer… „Also an den Regeln wird es nicht hapern, Kaiba. Was hast du wegen der Raritätenjäger vor, und der Göttermonster?“ „Eine interessante Frage. Die offizielle Antwort wird sein, dass ich ein hochkomplexes Sicherheitssystem mit meinen eigenen Sicherheitsleuten kombiniere, um so maximale Sicherheit zu gewähren.“ „Und inoffiziell?“ Ich schob meine Augenbrauen nach oben und nippte an meinem Whiskey. „Nun, inoffiziell lege ich es darauf an, dass sie sich mit uns anlegen. Es gibt bestimmte Duellplätze, abgeschieden natürlich, die weniger streng bewacht sind. Für dich, Yugi und mich wird das alles ein Zuckerschlecken. Sie werden es auf uns abgesehen haben.“ „Damit habe ich schon fast gerechnet“, entgegnete ich ruhig. Mahad schenkte mir ein flüchtiges Lächeln, als er neben uns erschien. Meine kleine Episode mit mir selbst hat unsere Verbindung nur noch mehr gestärkt. Jetzt waren wir wirklich ein Team. „Ich gehe davon aus, dass die Götterkarten wieder ins Spiel gebracht werden, jeweils gegen einen von uns. Die Duel Disks sind alle mit einem Chip versehen, der die Signatur der Karten liest. Wir wissen also sofort, wenn jemand ein Göttermonster beschwört.“ „Hast du denn vor, mir zu helfen, wenn mich ein Raritätenjäger mit einem Gott aufmischt?“ Diesen bissigen Nachsatz konnte ich mir nicht verkneifen. „Wenn du meine Hilfe brauchst, bist du des Monsters nicht würdig“, konterte Kaiba kühl. „Na, das wollen wir doch nicht hoffen. Sonst hast du kein spannendes Finale, oder?“ „Hätte ich dich für eine Enttäuschung gehalten, wärst du nicht hier.“ Kaiba griff nach dem Karton und schob ihn mir zu. „Das ist für dich. Wenn du nicht gerade in den letzten Wochen zugelegt hast, dürfte sie passen.“ Kaum geöffnet, fiel mir auch schon eine Duel Disk entgegen, aber eine ganz besondere. Jene, für die Kaiba damals Maß genommen hatte. Sie sah in echt noch besser aus, als auf dem Papier. Schwarz, mit einem Drachenkopf, in dessen Maul man sein Deck schieben konnte. Vom Zentrum aus reckte sich ein Flügel, auf den man die Spielkarten legte. Sofort schnallte ich mir das vermeintliche Unikat um den rechten Arm und ballte meine Hand zur Faust. Sie passte wie angegossen. Der Riemen war nicht zu eng, aber auch nicht zu weit. Mit einem leisen Surren erwachte das Ding zum Leben. Die Lebenspunkteanzeige war rot, genauso wie die Augen des Drachens, die pulsierten. „Wahnsinn“, entfuhr es mir fasziniert. „Ich habe deine Duel Disk direkt mit dem Zentralserver verbunden. Wir können dich jederzeit orten, überall, auf der ganzen Welt, und wenn du dich auf dem Grund es Meeresbodens aufhältst, finden wir dich. Mokuba hat darauf bestanden, genauso wie Yugi und mir ist ehrlich gesagt auch…“ Sofort sah ich von der Duel Disk auf und konnte einen Hauch von Betroffenheit in Kaibas Zügen erkennen. Er hätte sich fast verplappert. Sorgte sich der CEO echt um mich? Waren wir Freunde geworden? Gehörte ich wirklich zur Familie? „Bilde dir nichts drauf ein, Kleiner. Ich will nur nicht, dass die Götterkarte in die falschen Hände gerät.“ Für diesen lockeren Spruch hatte er eine Sekunde zu lange gebraucht, aber wer war ich schon, zu glauben, Seto Kaiba etwas zu bedeuten? Ich nickte nur und verbarg mühsam ein Schmunzeln, bevor ich wieder meine Duel Disk bestaunte. Das Ding war echt der Hammer. „Ich bin rechtlich außerdem verpflichtet, dich zu fragen, ob deine Beteiligung beim Merchandise der Kaiba Corporation in Ordnung ist.“ „Meine was?“ Da war es wieder, dieses süffisante Grinsen, dass ich ihm so gerne aus dem Gesicht gewischt hätte. Der nette Kaiba kam wohl doch nur ganz selten zum Vorschein. „Du hast, genauso wie Yugi und ich, eine Fangemeinde aufgebaut, aus der meine Firma Kapital schlagen wird. Ich sponsore dich, mehr oder weniger, daher ist es angebracht, dass ich auch etwas davon zurückbekomme.“ „Und wie sehen die Artikel aus? Beispielsweise?“ Kaiba drehte seinen Laptop zu mir herum. Auf dem Bildschirm flimmerten dutzende Sachen, alle mit mir drauf. Tassen, Shirts, Schals, Hoodies. Irgendjemand konnte verdammt gut zeichnen, wenn ich mir die Bilder so ansah. Mein Gesicht lugte aus einer Rüstung hervor, die wie die von Elias wirkte. Dann stand da einmal meine Wenigkeit, hinter ihm ein Rotauge, das sich aufbäumte, und so weiter. „Du glaubst, den Krempel kauft wer?“, fragte ich wenig überzeugt. „Natürlich. Wenn ich nicht deine Fanpost regelmäßig entsorgen würde, wäre der Briefkasten verstopft.“ „Ah ja stimmt, die Fanpost“, murmelte ich schuldig. Ich hatte mir nie wirklich Gedanken darum gemacht. Kaiba griff unter den Schreibtisch und zog ein Formular hervor. Wortlos schob er es mir zu und machte sich wieder daran, in seinen Laptop zu starren und zu tippen. Ohne zu zögern unterschrieb ich den Wisch. Der Braunhaarige ließ ihn sogleich wieder verschwinden. „Hast du noch Fragen?“ „Kaiba? Ich weiß davon, dass die Raritätenjäger damals Mokuba und Tea entführt haben. Gerade Mokuba wird eine Zielscheibe sein, weil er an uns Beiden hängt. Gleiches gilt für Joey und Yugis Großvater…“ „Ich habe schon Sorge dafür getragen, dass dem Zirkusverein nichts passiert.“ „Und wie?“ „Das kann ich dir nicht verraten.“ „Warum?“ „Betriebsgeheimnis.“ Mir lag etwas auf der Zunge, das ich mir aber verkniff. Wenn es schief ging, blieben noch immer Yugi und ich. Beide würden wir das Ding schon schaukeln (und Joey, wenn er nicht auch eine Zielscheibe war). „Sonst noch etwas?“ „Nein, das wäre alles. Muss ich mich dann auch registrieren, zu Turnierbeginn?“ „Natürlich nicht.“ Kaiba klang fast ein wenig gekränkt. „Als ob du es nötig hättest, wie alle anderen anzustehen. Wie stünde ich da? Ist schon alles eingelesen. Ich habe als deine seltensten Karten den Schwarzen Magier sowie den Schwarzen Rotaugendrachen angegeben. Das wird die Raritätenjäger anlocken, ganz sicher.“ „Wenn der wüsste, hm?“, grinste Mahad neben mir. „Wenn der wüsste“, nickte ich gedanklich und dachte an die Toon World. Ich trank meinen Whiskey aus und stand auf. „Enttäusche mich nicht, ja?“, murmelte Kaiba und tippte wieder in seinem Laptop herum. „Habe ich nicht vor“, grinste ich schief und drehte mich dann um. Na das konnte ja was werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)