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Ein Austausch mit Folgen

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Dieses Mal ein Kapitel abseits vom Protagonisten, in Richtung Joey hin, der sich mit Yugi in der Mall trifft, während David beim Essen mit Joeys Mutter ist.

Viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen

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Ein Geschenk gegen die Angst

Joey saß mit Yugi in der Mall, beide einen Milchshake vor sich. Der Blondschopf stocherte lustlos mit dem Strohhalm in seinem Getränk herum.

„Du machst dir zu viele Gedanken, Joey.“

„Du hast zugegeben, dass das in der VR beängstigend war. Der Ring ist noch immer böse. Er kann ihn nicht kontrollieren, wie Bakura.“

„Das ist nicht gesagt…“, begann Yugi, wurde aber sogleich von seinem besten Freund harsch unterbrochen.

„Ist es doch. Du selbst hast gesagt, dass es eigentlich unmöglich sein müsste, Duel Monsters in die reale Welt zu holen. Der böse Geist im Ring konnte das. Es bringt ihn um.“

„Auch das ist nicht gesagt, Joey. Die Milleniumsgegenstände sind eben sehr mächtig. Denk an den Stab und die Kette.“
 

Joey unterdrückte den Drang, seinen Milchshake vom Tisch zu fegen. Er machte sich große Sorgen, und er hatte Angst, auch wenn er das so nicht zugeben wollte. Tristan hatte ihnen von Bakuras Fähigkeiten im Königreich der Duellanten erzählt. Mühelos hatte der böse Geist Duel Monsters in die reale Welt geholt. Marik hatte das Gleiche getan. Beide sind irgendwie wahnsinnig geworden. Er wollte nicht, dass David das gleiche Schicksal blühte.
 

„Warum hast du bei mir keine Angst, dass ich überschnappe?“, wollte Yugi nach einer Weile des Schweigens sanft wissen.

„Weil wir uns schon seit Jahren kennen. Du hast eine sanfte Seele, und du und dein anderes Ich arbeiten in Harmonie zusammen.“

„Das tun David und sein anderes Ich aber auch.“
 

Joey schwieg erneut. Yugi kannte seinen besten Freund mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass ihn etwas anderes bedrückte.

„Lass dir nicht aus der Nase ziehen, was eigentlich los ist.“

„Nichts“, blockte der Blonde ab und zog hastig an seinem Milchshake. Da war tatsächlich etwas, wovor er mehr Angst hatte, als einem bösen David gegenüberzustehen.
 

„Du bist ein schlechter Lügner, weißt du das?“, lächelte Yugi.

„Klappe“, konterte Joey mit einem schiefen Grinsen.

„Du weißt, dass du Tristan und mir alles erzählen kannst, oder?“

„Natürlich, aber…“ Der Größere rieb sich verlegen den Arm.

„Aber?“, hakte Yugi nach.
 

Joey wollte nicht aussprechen, was ihn seit einer Weile verfolgte. Seinen Ängsten einen Namen zu geben, sie auszusprechen, machte sie in der Regel nur schlimmer. Es reichte schon, wenn er sich Gedanken um den Ring machen musste, nicht auch noch um das.
 

„Spucks aus, Joey“, bohrte der König der Spiele erneut nach, in gewohnt sanfter Manier.

„Es ist…“, begann der Blonde zögernd und kapitulierte schlussendlich seufzend, „es ist wegen Kaiba.“

„Kaiba?“, fragte Yugi und schrägte den Kopf. „Das verstehe ich nicht.“

„Ja, Kaiba.“
 

Joey zog erneut an seinem Getränk und legte sich die nächsten Worte zurecht. Yugi konnte er vertrauen. Sein bester Freund würde auch nicht lachen, oder ihn verspotten. Er würde ihn verstehen, ganz sicher sogar.
 

„Ich habe einfach Schiss, dass Kaiba ihn mir wegnimmt.“
 

Nach diesem einen Satz fühlte sich der blonde Japaner seltsamerweise befreit. Es war, als wäre eine große Last von seinen Schultern gefallen. Endlich war es draußen. Er musste es nicht mehr tief in sich verstecken, oder sich bemühen, dass es niemand herausbekam.
 

„Du meinst, dass er ihn dir ausspannt?“

„Nenne es, wie du willst. Dabei geht es gar nicht um David, es geht nur darum, dass ich etwas habe, was Kaiba nicht hat.“

„Hm…“
 

Yugi zog nun seinerseits am Strohhalm. Bisher war ihm nicht einmal ansatzweise der Gedanke gekommen, dass Kaiba an David interessiert sein könnte, oder umgekehrt. Das würde zum CEO auch nicht passen. Dieser hatte schließlich andere Dinge zu tun.
 

„Ich glaube, deine Sorgen sind dahingehend unbegründet.“

„Warum?“

„Ganz einfach, Joey. David liebt dich. Das ist sogar Großvater aufgefallen.“

„Ja schon, aber, vergleiche mich doch einmal mit Kaiba.“

„Warum sollte ich?“
 

Warum sollte man? Kaiba hatte seinem Freund so viel mehr zu bieten; Geld, Ansehen, Förderung. Das waren Dinge, mit denen Joey nicht auftrumpfen konnte. Er hatte höchstens eine kaputte Familie zu bieten. Außerdem stand David wegen ihm schon so tief in Kaibas Schuld, dass es nur eine Frage der Zeit war, dass dieser einen Ausgleich dafür verlangte.
 

„Du siehst das falsch, Joey. Ihr zwei unterscheidet euch sehr. Kaiba ist kalt, emotionslos, und besessen davon, alleine weiterzukommen. Du hingegen verlässt dich auf deine Freunde, liebst deine Schwester und auch deinen Freund. Warum also sollte David Geborgenheit, Wärme und Fürsorge gegen Kälte tauschen? Außerdem, wenn das Kaibas Ziel wäre, dann hätte er ihn sicher nicht bei sich wohnen lassen.“

„Du siehst das falsch, Yugi. Wenn sich David erst einmal an den Luxus gewöhnt hat, will er ihn nicht mehr missen. Was dann? Wenn Kaiba ihm droht, ihn rauszuwerfen, weil er nicht nach seiner Pfeife tanzt, den Kontakt zu mir abbricht…“

„Dann wird Kaiba wohl lernen, dass Reichtum nicht alles ist.“
 

Joey tätschelte seinem besten Freund den Arm.

„Ich glaube nicht, dass David käuflich ist. Tief in deinem Inneren weißt auch du das.“

„Trotzdem, Yugi. Ich fühle mich so nutzlos. Ihr habt alle etwas Besonderes: Du und David die Milleniumsgegenstände, Kaiba Geld und ausgeklügelte Taktiken, und ich…“

„Ein reines Herz, einen starken Willen und das Wissen, dass du nichts davon brauchst, um vollkommen zu sein“, beendete Yugi den Satz.
 

Da war natürlich etwas dran. Joey hatte sich im Laufe der Jahre zu einem sehr guten Duellanten gemausert. Das lag nicht nur an seinem Deck, sondern auch an seinem Vertrauen in das Herz der Karten. Er war Kaiba sicher nicht völlig ebenbürtig, aber doch gut genug, um dem CEO Probleme zu bereiten. Mit Yugi gemeinsam bildete er ein unschlagbares Team. Er hätte damals sogar fast Marik ausgeknockt, und das trotz Götterkarte.
 

„Du vergleichst dich immer mit anderen, und vergisst dabei deine eigenen Erfolge. Ohne dich hätte ich damals im Königreich der Duellanten nicht die Gebrüder ParaDox schlagen können. Dann noch dein Duell gegen Mai, Bandit Keith, dessen Handlanger, Mako Tsunami, Marik; die Liste ließe sich noch fortsetzen.“

Yugi lächelte seinem Freund aufmunternd zu.

„Du hast natürlich Recht, Yugi, aber ich habe trotzdem Angst. Wenn ihn wieder irgendwelche Alpträume plagen, er an Zuhause denkt, dass er wirklich bei den Kaibas untergekommen ist…“

„Kann es nicht eher sein, dass du gerade große Angst davor hast, dass er sich mit deiner Mutter gut verstehen könnte, und du damit konfrontiert wirst, dass sie sich doch für dich interessiert?“
 

Joey blies die Wangen auf. Was sollte das denn? Selbst wenn sich sein Freund mit seiner Mutter gut verstehen würde, würde das noch nichts daran ändern, dass sie ihn in den letzten Jahren im Stich gelassen hatte. Er musste ein Dasein bei einem Alkoholiker fristen, während sie sich in Amerika ein schönes Leben machte – das war eine Ungerechtigkeit, die er ihr nicht so einfach verzeihen konnte.
 

„Selbst wenn, ist es mir auch egal. Meine Mutter ist für mich gestorben, genauso wie mein Vater.“

„Tief in deinem Inneren weißt du, dass auch das nicht stimmt. Sperre dich doch nicht immer gegen deine Gefühle. Ohne David hätten wir nie herausgefunden, was bei dir zuhause los ist, und wir kennen dich länger als er.“

„Na und? Das ist eben was Anderes.“
 

Joey vermied Yugis Blick und starrte stattdessen auf seinen halbleeren Milchshake. Sein Freund hatte Recht, das wusste er auch. Er hatte sich geschämt, schämte sich noch immer, nicht von Zuhause loszukommen. Auch wenn er seinen Freunden vertraute, so kämpfte der Blondschopf immer wieder mit dem Wunsch, komplett selbstständig zu sein. Im Königreich der Duellanten hätte Mai sie beinahe entzweit, weil er ohne Yugis Hilfe kämpfen hatte wollen Zumindest ihm und Tristan, der immer für ihn dagewesen ist, hätte er sich anvertrauen können.
 

„Ich schlage dir etwas vor“, riss Yugi seinen Gesprächspartner aus den Gedanken. Er griff in seine Hosentasche und zog einen für Joey wohlbekannten Gegenstand hervor.

„Du hast sie noch immer?“

„Natürlich. Die Milleniumskette, die mir Ishizu gegeben hat. Wenn du möchtest, nimm sie.“

Der König der Spiele schob das Artefakt zu Joey hin.

„Damit hast du auch einen Gegenstand. Du bist gleichauf mit David und mir, und kannst ihn bremsen, falls es notwendig sein sollte.“
 

Joey schüttelte den Kopf: „Das kann ich nicht annehmen.“

„Natürlich kannst du, stell dich nicht so an. Wenn du dir so unsicher ob der Zukunft bist, versuche einmal, ob sie mit dir reagiert. Ich glaube nämlich nicht, dass es Zufall ist, dass die Kette noch immer in meinem Besitz ist.“
 

„Zukunft, Gegenwart, Vergangenheit…“, murmelte Joey und griff nach der Milleniumskette. Sie war leicht und fühlte sich angenehm an, ganz anders als der Ring, wenn er ihn unabsichtlich berührte. Damit hatte er etwas in der Hand, eine Rückversicherung. Gemeinsam waren Yugi und er in der Lage, das Böse im Ring einzudämmen, es vielleicht gänzlich zu zerstören, sollte David die Kontrolle verlieren. War es falsch, sie anzunehmen?
 

„Danke, Yugi.“

Nach kurzem Zögern steckte der Blondschopf die Kette in seinen Parka.

„Ich revanchiere mich irgendwann mal dafür, ja?“

„Nicht nötig. Freunde müssen sich nicht revanchieren“, lächelte Yugi erneut sanft.

„Hauptsache, du bist beruhigt.“
 

Das war Joey tatsächlich ein wenig. Endlich war er nicht mehr nur das fünfte Rad am Wagen. Mit der Kette konnte er in die Zukunft blicken, wie auch in die Vergangenheit. Die Träume von längst vergangen Schlachten, Schatten in der Dunkelheit, seinem Rotaugendrachen, jetzt war er in der Lage sie zu erforschen. Natürlich war das ein weiterer Schritt der großen Mut erforderte, und gerade sah sich Joey nicht in der Position, dies zu bewerkstelligen, aber vielleicht in naher Zukunft?

Den restlichen Nachmittag verbrachten die Beiden damit, über Duel Monsters und Tristan zu quatschen, der bald bei einer Stunt-Show in Domino City auftreten würde. Jetzt galt es nur noch zu ergründen, inwieweit Joeys Mutter seinen Freund beeinflusst hatte. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch machte sich der blonde Japaner auf den Weg ins Hotel, Yugi wollte sich noch mit Tea treffen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Satra0107
2020-02-12T17:20:36+00:00 12.02.2020 18:20
Da ist ja jemand total eifersüchtig 😆 aber ich glaube auch, dass David sich nicht mit Geld um den Finger wickeln lässt.
Interessant, jetzt hat Joey die Kette, ob er der Verantwortung wirklich gewachsen ist? 🤔 ich bin sehr gespannt.
LG Satra
Antwort von:  SuperCraig
12.02.2020 20:25
Hey du! :D

Ja, ich glaube, das passt zu Joey schon. Jetzt hat er einmal etwas, das will er nicht mehr hergeben. Ein wenig wie Kaiba darf er doch schon sein. :P

Ich habe eine Weile überlegt, ob Joey nicht auch einen Gegenstand bekommen soll. Ich bin dabei auf etwas gestoßen, was ich eventuell einbauen möchte. Außerdem fand ich es komisch, dass die Kette irgendwie nur rumgelegen ist...

Mal sehen was draus wird!

Danke für deinen Kommi! :)
Antwort von:  Satra0107
12.02.2020 21:03
Das passt total zu Joey, die Konkurrenz mit Kaiba ist ja immer da. Und da Kaibas Absichten nicht gleich ersichtlich sind, kann ich Joeys Sorgen verstehen.
Ich finde die Kette ist ein sehr mächtiger Gegenstand, Bilder der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, dass muss man erst zuordnen und richtig einsetzen können, das Wissen.
Ich bin sehr gespannt und freue mich auf mehr 😊


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