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Auf nach Amerika

Pünktlich am Freitag um 9 Uhr stiegen wir in Kaibas Privatjet. Mokuba verzog sich gleich auf die Couch und machte dort ein Nickerchen. Kaiba und meine Wenigkeit nahmen auf einem der Ledersessel Platz und schnallten uns an. Kaum, dass wir in der Luft waren, brachte mir eine Stewardess ein Glas Whiskey und ließ uns dann auf Kaibas Nicken hin alleine.
 

„Ich möchte mich mit dir noch über einige Dinge unterhalten, bevor wir in Amerika landen“, sagte der CEO und überschlug die Beine. Seine Finger hatte er ineinandergeschoben und beobachtete mich, wie ich an meinem Getränk nippte. Ein vorzüglicher Tropfen, wie ich es mittlerweile von Kaiba gewohnt war. Ich hegte sogar den leisen Verdacht, dass er extra wegen mir diesen Whiskey besorgte.
 

„Ich dachte es wäre alles geklärt? Auf der Messe sage ich, was mir gut und weniger gut gefallen hat. Fragen bezüglich der Produktion und Entwicklung beantworten sowieso du oder Mokuba?“
 

Kaiba schüttelte angedeutet den Kopf: „Das meinte ich nicht. Es geht um das anstehende Battle City Turnier und deinen Anteil an der Kaiba Corporation.“
 

Natürlich, diese geniale Abstimmung, der ich mich noch stellen durfte. Wie hatte ich darauf bloß vergessen können? Ich musste mich bemühen, nicht mit den Augen zu rollen. Der CEO wusste genau wie er meine Laune in den Keller schicken konnte. Ich hatte ihm zwar mein Einverständnis zu diesem, in meinen Augen, wahnwitzigen Plan gegeben, was aber nicht hieß, dass ich mich darauf freuen musste.
 

„Womit fangen wir zuerst an?“
 

„Bringen wir das mit der Abstimmung hinter uns“, murmelte ich und beobachtete Kaiba, wie er einen Schnellhefter aus seiner Aktentasche hervorzog. Diesen händigte er mir aus und ich überflog flüchtig die einzelnen Seiten.
 

Das ganze Dokument war sowohl in japanischer, als auch in deutscher Sprache verfasst. Ich war zwar sprachlich nicht unbegabt, hatte aber in beiden Sprachen Probleme die Sätze inhaltlich zu verstehen. Das war Betriebswirtschaft und Jura vom Feinsten.
 

„Die Kurzversion?“, schmunzelte der CEO amüsiert.
 

„Wo muss ich unterschreiben?“
 

Kaiba deutete wortlos auf drei Zeilen. Ich griff nach einem bereitliegenden Kuli und setzte meinen Namen in die einzelnen Felder.
 

„Wann wir abstimmen erfährst du noch“, kommentierte der Braunhaarige mein Tun und nahm den Schnellhefter wieder an sich. „Das Battle City Turnier ist sowieso der interessantere Tagespunkt.“
 

Ich hatte das Gefühl eine Spur Euphorie in Kaibas Stimme zu hören. Er war wohl wirklich verdammt scharf auf diese einzelnen Karten. Mir persönlich konnten sie gestohlen bleiben. Was mir Mahad und Yugi erzählt hatten, waren das äußerst mächtige Monster, denen wirklich eine Seele innewohnte. Nur sehr starke Persönlichkeiten waren überhaupt in der Lage sie zu beschwören. Noch schwieriger war es, diese Monster zu kontrollieren.
 

„Schieß los“, murmelte ich und nippte wieder an meinem Whiskey.
 

„Wie auch beim letzten Mal werden sich die Raritätenjäger unter die Duellanten mischen. Ich gehe stark davon aus, dass ich, Yugi und du ihre begehrtesten Ziele sein werden. Sind wir erst einmal aus dem Turnier geflogen, haben sie leichtes Spiel.“
 

Ich verzog das Gesicht bei Kaibas Worten. Die Aufmerksamkeit einer kartensammelnden Sekte zählte nicht unbedingt zu den Dingen, auf die ich sonderlich scharf war. Auch über diese Gruppe hatte mich Yugi aufgeklärt. Ihr Anführer Marik war schon fast sowas wie ein Wahnsinniger mit gespaltener Persönlichkeit gewesen. Selbst der König der Spiele hatte ihn nur mit Mühe schlagen können; wenn er dieses Mal auch wieder mitmischte, dann konnte ich mir gleich die Kugel geben. Das waren Kaliber, denen ich sicher nicht gewachsen war.
 

„Sie werden dieses Mal auch sicher wieder die Götterkarten ins Feld führen.“
 

Jetzt war ich mir sicher, dass Kaiba seine Erregung nicht mehr gänzlich verbergen konnte. Er wollte diese Monster, die Sangenshin, mit aller Macht in den Händen halten. Eine davon war laut Yugi und Mahad stark genug, um ein ganzes Duell in ein paar Spielzügen zu beenden, alle drei aber…
 

„Auf die bist du so scharf?“, fragte ich unverblümt. Warum sollte ich meine Vermutung auch hinter dem Berg halten?
 

„Sagen wir einmal, ich hege ein gewisses Interesse daran, dass sie in die richtigen Hände gelangen“, korrigierte mich Kaiba.
 

„In deine“, stellte ich unverhohlen fest.
 

„Ich bin am Ehesten in der Lage sie einzusetzen.“ An Selbstvertrauen mangelte es Kaiba überhaupt nicht.
 

„Wie kommst du darauf, dass ich dir meine Götterkarte überlassen werde?“
 

Meine Frage ließ einen Anflug von Unsicherheit in Kaibas Zügen aufblitzen. Wenn man ihn nicht so gut gekannt hätte wie ich, wäre einem das gar nicht aufgefallen. Seine Stirn bildete eine einzelne, feine Falte, wenn sich der CEO unsicher fühlte. Entgegen meiner Erwartungen schwieg er, also setzte ich nach.
 

„Mal angenommen, ich gelange wirklich in Besitz eines der Göttermonster, warum sollte ich dann so dumm sein und sie dir überlassen? Wenn sie wirklich so mächtig sind wie du behauptest, habe ich damit die Chance, zum besten Duellanten der Welt aufzusteigen.“
 

Kaiba machte einen abfälligen Laut: „Mit welchem Sinn?“
 

„Ich wäre von dir unabhängig. Als Nummer eins auf der Weltrangliste wäre ich auf dich nicht mehr angewiesen. Es gibt genügend andere da draußen, die sich um mich reißen würden. Außerdem: Diese drei Monster kann sowieso nicht jeder verwenden, so wie ich das verstanden habe.“
 

Wieder diese dezente Unsicherheit, die sich in Kaiba breit machte. Ich hatte ihm wirklich viel zu verdanken und wollte diese Götterkarte oder Karten eigentlich gar nicht, aber schenken würde ich sie dem CEO auch nicht. Allmählich musste es Kaiba dämmern, dass er neben Yugi einen weiteren Rivalen erschaffen hatte. Wenn ich wirklich so gut war, wie er behauptete, dann hatte ich eine reale Chance, es gegen ihn aufzunehmen.
 

„Mit genügend Willenskraft ist man in der Lage, eines der Göttermonster zu kontrollieren. Ich glaube nicht, dass Yugi oder Joey mich belügen würden. Du hoffst, dass ich sie nicht nutzen kann, oder?“
 

Kaiba schwieg erneut. Sein Plan war wirklich meisterlich eingefädelt. In den Händen einer schwachen Person waren die Göttermonster nutzlos. Kein Gott beugte sich jemandem, der nicht in der Lage war ihn zu bändigen. Yugi, beziehungsweise sein Pendant der Pharao, glaubten, dass Mahad und ich durchaus fähig waren, eines der Sangenshin zu rufen und auch zu kontrollieren. Wenn Yugi nicht wusste, wer diese komischen Dinger führen konnte, dann wohl niemand.
 

„Das war auch in deinen Plan einkalkuliert, oder? Mir weismachen zu wollen, dass ich mit dem Ding sowieso nichts anfangen kann?“ Ich holte tief Luft und nahm all meinen Mut zusammen. Was ich da tat, konnte einen Rausschmiss zur Folge haben, außerdem war ich ihm alleine schon wegen Joey zu Dank verpflichtet, aber andererseits – ich hatte es satt, dass er mich dauernd herumschubste. Auch wenn er es nicht mehr so offen tat wie früher, Kaiba manipulierte mich, und das ausgesprochen gut.
 

„Wenn du dein Göttermonster haben willst, Kaiba, dann musst du es dir auch holen. Widerstandslos werde ich es dir nicht überlassen. Auch wenn du nicht an das Schicksal und die Vergangenheit glaubst, ich tue es.“ Gedankenverloren griff ich an meine Milleniumsring, bevor ich fortfuhr: „Ich war da, genauso wie du. Das sind keine gewöhnlichen Duel Monsters Karten, auch keine Spielzeuge. Es handelt sich dabei um fleischgewordene Götter. Ich glaube an diese Legende.“
 

Kaiba hob die Mundwinkel an und schenkte mir ein spöttisches Lächeln. „Yugi hat dich also mit diesem Gefasel von Schicksal und Bestimmung infiziert. Eine bedauerliche Entwicklung. Auch wenn ich deinen Kampfgeist schätze, so vergisst du, dass niemand außer Pegasus und Yugi in der Lage gewesen ist, mich zu besiegen.“
 

Ich tat es meinem Gesprächspartner gleich. „Jeder verliert einmal Kaiba. Wir können diesen Umstand nur hinauszögern.“ Ich schwenkte mein Whiskeyglas ein wenig und beobachtete die Schlieren, die der Alkohol auf der glatten Oberfläche hinterließ. „Meine Aufgabe ist es wohl, deine Niederlage früher herbeizuführen.“ Eine wohlige Wärme breitete sich in meinem Herzen aus. Mahad war bei mir und gab mir den Mut, dem Weißen Drachen die Stirn zu bieten.
 

„Du willst mir eine Niederlage verpassen?“ Kaiba lachte abfällig und lehnte sich weiter im Stuhl zurück.
 

„Ich werde alles daran setzen, dass dieser Umstand eintrifft, ja. Auch wenn es für dich ein Märchen sein mag, so glaube ich an das Schicksal. Es ist kein Zufall, dass ich euch alle kennengelernt habe. Den Milleniumsring habe ich auch nicht aus Zufall gefunden.“
 

„Das Schicksal ist etwas, das sich nicht rational erklären lässt, folglich kann es auch nicht existieren. Sich an ein Stück Vergangenheit zu klammern ist ein Zeichen von Schwäche. Du hast großes Potential, wirfst es aber genauso weg wie Yugi. Ihr lebt in irgendwelchen Traumwelten und macht euer ganzes Dasein von einem flüchtigen Moment abhängig. Ich lebe meine Träume.“
 

Mein Blick wanderte zu Mokuba, der auf der Couch vor sich hindöste. Ja, Kaiba lebte seine Träume. Er hatte in jungen Jahren erreicht, wofür andere ein ganzes Leben brauchten. Ich fragte mich aber, ob der CEO wirklich glücklich war. Es gab niemanden für ihn, niemanden außer Mokuba und seine Rivalität zu Yugi. Er lebte für die Firma und für Duel Monsters. Das konnte doch nicht der Sinn des Lebens sein, oder?
 

„Ich weiß, dass du deine Träume lebst. Dabei bleiben aber andere auf der Strecke.“ Ich nickte mit dem Kopf zu Mokuba. „Uns beide verbindet dein kleiner Bruder, Kaiba. Auch wenn es ein wenig seltsam anmuten mag, aber ich glaube, ich liebe ihn, genauso wie du es tust. Nach Joey und meinen Großeltern ist er mir mit Yugi das Wichtigste auf dieser Welt.“
 

Entgegen meiner Erwartungen kam kein bissiger Kommentar. Kaiba beobachtete einfach nur seinen Bruder.
 

„Wenn du nicht so wärst wie ich, hätte alles bisher nicht funktioniert. Zu Beginn war ich durchaus ein wenig wütend auf Mokuba. Er zwang mich dazu, dich in meine Nähe zu lassen. Je mehr ich dich loswerden wollte, umso mehr hat er sich an dich geklammert. Es war schon widerlich Wheelers Nähe zu ertragen, aber deine?“
 

Ich gluckste leise: „Das hast du aber nett gesagt.“
 

Der CEO hob seine Mundwinkel ein wenig an: „Du hast dich aber als äußerst fähiger und loyaler Mitspieler entpuppt. Mokubas Menschenkenntnis scheint nicht gänzlich fehlerbehaftet zu sein. Du bist deutlich erträglicher als Wheeler und auch wenn er und Yugi dich beeinflusst haben, so wird ein Teil von mir in deinen Spielzügen sein, egal wie sehr du dich dagegen sträubst.“
 

Ich wollte gerade protestieren, als mich Mahads sanfte Stimme zurückhielt. „Warte noch ein wenig, ich möchte wissen, was er nun sagt.“
 

„Dir mag es zwar nicht aufgefallen sein, aber Wheeler und Yugi schon. Wenn du deine Karten ziehst, wie du sie hältst, alles erinnert an mich. Du denkst sogar gleich wie ich. Wheeler verlässt sich auf sein Glück, Yugi auf das Herz der Karten, aber beide zögern, im richtigen Moment anzugreifen. Du glaubst auch dieses Märchen vom Schicksal, aber im Gegensatz zu den Beiden schlägst du zu. Du adaptierst deine Züge, passt sie an. Deine Taktik mag simpel sein, doch gerade das macht deinen Erfolg aus.“
 

Der Blick des CEO wanderte nach draußen zum wolkenverhangenen Himmel. Er wirkte abwesend, nachdenklich, als er weitersprach: „Ich dachte Mokuba eines Tages so formen zu können. Mein kleiner Bruder besitzt dafür aber ein zu weiches Herz. Er denkt zu sehr an andere.“
 

„Das tue ich auch, Kaiba.“
 

„Natürlich, aber im Gegensatz zu ihm gehst du aufs Ganze. Wenn du die Wahl zwischen Angriff und Verteidigung hast, wählst du Ersteres. Du willst dir deinen Platz erkämpfen. Ich weiß ob deiner Vergangenheit Bescheid.“
 

Unweigerlich schob ich die Augenbrauen nach unten. „Du hast mir nachspioniert, oder?“
 

„Nennen wir es recherchiert. Ich habe mich gefragt was an dir anders ist als an Wheeler. Du hast den gleichen Wahnsinn miterlebt, aber dich gänzlich anders entwickelt. Ohne Yugi ist dein Freund ein Niemand, genauso wie er es nun ohne dich ist.“ Kaiba verschränkte die Arme hinter dem Kopf und bedachte mich mit einem merkwürdig leeren Gesichtsausdruck.
 

„Du magst es zwar bestreiten, aber ohne dich wäre er nie dieser Teufelsspirale entkommen. Bei unserem ersten Duell hast du dich mir gestellt. Ich habe dich für wahnsinnig gehalten, doch als du deinen Rotaugenrachen aufs Feld gerufen hast wusste ich, dass wir gleich sind. Du irrst aber in einem Punkt.“
 

„So, tue ich das?“, fragte ich und nippte wieder an meinem Getränk.
 

„Ich weiß, dass auch du die Götterkarten rufen kannst. Im Gegensatz zu Wheeler hast du gegen deinen Alptraum gekämpft, dich gewehrt. In dir wohnt jene Entschlossenheit die nötig ist, um einen Gott zu beschwören. Ich habe unabsichtlich einen weiteren Rivalen geschaffen. Du wirst ins Finale kommen, mühelos, genauso wie ich und Yugi. Die einzige Frage die sich stellt ist, ob du im entscheidenden Moment zögerst dein volles Potential zu entfalten oder nicht.“
 

„Wie meinst du das?“, blinzelte ich verwirrt.
 

„Wheeler klammert sich an dich, und doch hat er Angst vor dir.“
 

„Was für ein Schwachsinn, Kaiba. Joey liebt mich und ich ihn auch.“
 

Wieder dieses spöttische Lachen, das Kaibas Lippen verließ. „Natürlich tut er das. Doch er fürchtet dich auch. Er hat panische Angst vor diesem Tand an deiner Brust. Mehr noch wird er aber den Geflügelten Drachen des Ra fürchten. Weder er noch Yugi haben dir erzählt, was damals wirklich passiert ist, oder?“
 

Gerade als ich aufbrausen wollte, hielt mich Mahad erneut zurück: „Lass ihn.“
 

„Marik hat damals Ra beschworen um Wheeler in einem Duell der Schatten endgültig auszuschalten. Warum auch immer, aber dein Freund war in der Lage, Ra zu widerstehen. Er hat zwar dennoch verloren, aber, selbst Marik war erschüttert, dass sich ein Sterblicher einem Gott widersetzen konnte. Fällt dir etwas auf?“
 

Ich sah an mir herab. Der Ring, die Göttermonster…
 

„Dir scheint ein Licht aufzugehen. Wenn du es tatsächlich schaffst, wovon ich ausgehe, Ra in die Finger zu bekommen, bist du genau das geworden, was Wheeler so sehr fürchtet. Du besitzt diesen wertlosen Unrat und das Monster, das ihn beinahe umgebracht hätte.“
 

„Selbst, wenn dem so wäre, das ändert nichts. Er weiß, dass ich ihn bedingungslos liebe und bereit bin, alles für ihn zu tun!“ Meine Stimme klang dabei weit weniger überzeugt, als ich gehofft hatte. Was war nur mit mir los?
 

„Du hast es noch immer nicht ganz geschnallt, oder? Wheeler will nicht der sein, der beschützt wird, er will beschützen. In einem Bruchteil der Zeit hast du ihn überflügelt. Er klammert sich mit aller Macht an dir fest, weil du in der Lage bist euch beide aus dem Morast zu ziehen, in den er sich hineinmanövriert hat. Wenn Wheeler dieses Mal auch wieder in die Endrunde kommt, wird sich zeigen, wie stark du wirklich bist.“
 

Ich hatte Mühe das Whiskeyglas in der Hand zu behalten. Darauf wollte er also hinaus. Natürlich, wie hatte ich auch nur so dumm sein können? Selbst wenn die Endrunde ein Paarduell war, so hatte ich sehr gute Chancen, mich mit Joey im Finale messen zu müssen. Was würde ich dann tun? Ich konnte ihn doch nicht einfach aus dem Ring fegen, selbst, wenn ich dazu in der Lage war.
 

„Ich glaube, du wirst ihn vernichten. Wenn du das tust, wird er wahrscheinlich innerlich zerbrechen. Sein großer Held, seine große Liebe, sie hat ihn einfach so vom Ruhm abgehalten. Wheelers Glück ist nicht unendlich. Er mag zwar vielleicht jetzt ein wenig freier sein, doch er hat nur einen Häscher gegen den anderen getauscht.“
 

„Das ist nicht wahr“, murmelte ich leise und umklammerte mein Glas fest. Das konnte nicht wahr sein! Das war alles nur ein Trick, ein Plan von Kaiba, um mich zu verunsichern. Er wollte mir mit Gewalt diese Karte abnehmen, wenn ich sie denn einmal besaß.
 

„Doch.“ Kaiba richtete sich ein wenig auf und rückte an den Tisch heran. „Warum denkst du liebt dich Mokuba so sehr? Warum nennt er dich großen Bruder? Ich habe mittlerweile nichts mehr dagegen, im Gegenteil: Du wirst nie an mich heranreichen, aber du kannst diese Dinge übernehmen, die ich nicht für Mokuba tun kann. Die kleine Wheeler klammert sich auch an ihn, weil er ihr einen Ausweg anbietet.“
 

„Wie kannst du nur so denken, Kaiba? Liebe und Zuneigung sind dir Fremdwörter, oder?“
 

Der Braunhaarige schnaubte verächtlich. „Es wird irgendwann nur mehr uns drei geben, mich, Yugi und dich. Für Wheeler ist da kein Platz. Egal wie sehr du und Yugi euch anstrengt: Er wird nie in dieser Liga mitspielen. Je eher ihr das begreift, desto eher werdet ihr euch weiterentwickeln.“
 

Ich schüttelte vehement den Kopf: „Je eher du lernst, dass Liebe und Freunde keine Schwäche sind, desto eher wird diese Kälte, die dein Herz umfasst, verschwinden. Du kapierst es nicht, oder? Ich wäre ohne Yugi und Joey nie so weit gekommen, genauso wie ich meine restlichen Freunde und auch dich brauche. Auch wenn es dich enttäuschen mag, aber Joey liebt mich, und wird mich lieben, mit Ring und auch mit Götterkarte.“
 

„Wie oft wollt ihr ihn denn vor dem nächsten Schwachsinn bewahren? Wer steigt dieses Mal für Wheeler in den Ring, wenn er sich wieder mit Leuten anlegt, die drei Nummern zu groß sind? Yugi oder du? Vielleicht sind er und Yugi ein gutes Team, genauso wie ich und du, aber im Endeffekt behindert er euch nur.“
 

„Joey behindert niemanden, er ist unser Mittelpunkt, unsere Stütze. Er braucht auch niemanden. Joey kann seine Duelle alleine ausfechten.“
 

„Wheeler kann nichts alleine. Er war nie ein Alpha und wird es auch nie sein. Ohne dich und Yugi ist er ein Nichts. Ein Niemand. Du kannst dutzende Duellanten an seiner statt in den Kampf schicken, es macht keinen Unterschied.“
 

Meine Nasenflügel blähten sich auf. Was wollte er mit diesem sinnlosen Gespräch erreichen? Meinen Glauben an meine Liebe schmälern? Einen Keil zwischen Yugi, Joey und mich treiben, oder machte es ihm einfach Spaß, mich emotional ein wenig zu quälen?
 

„Nein, denn er ist der Junge, den ich liebe, und das von ganzem Herzen. Wenn du irgendetwas planst, Kaiba, dann warne ich dich. Fasse ihn an oder nutze seine derzeit ein wenig angeschlagene Psyche aus, und ich werde dich wie Yugi in die Knie zwingen. Wenn ich wirklich Ra in die Finger bekomme, dann zögere ich nicht, ihn zu nutzen. Ich bändige diese Bestie und zwinge sie, der Bote meines Zorns zu sein.“ Ich redete mich unbeabsichtigt in Rage. Auch wenn mich das Kopf und Kragen kosten konnte, war es mir egal.
 

„Ich bin nicht Yugi, nein. Im Gegensatz zu ihm werde ich nicht zögern alles in die Waagschale zu werfen, auch wenn du ein Freund sein solltest. Niemand verletzt Joey mehr ungestraft. Niemand. Hast du mich verstanden?“
 

„Gilt das auch für den alten Wheeler?“, hakte Kaiba amüsiert nach.
 

„Das gilt auch für seinen Vater, ja. Ich werde das tun, was in den letzten Jahren verabsäumt worden ist: Joey auch in dieser Hinsicht zu stützen. Yugi, Tristan und ich werden Joey behüten und beschützen. Ich fechte seine Kämpfe aus, wenn er es nicht kann, fange ihn auf, wenn er fällt und signalisiere ihm, dass er sich nicht zu fürchten braucht. Das habe ich bei Mokuba schon getan, und werde es auch bei Joey tun.“
 

„Je länger ich dir zuhöre, desto mehr erkenne ich mich in dir wieder.“ Der beißende Spott in Kaibas Stimme trieb mich beinahe in den Wahnsinn. Warum nur wusste der verdammte Mistkerl, wie er mich aus der Fassung bringen konnte? Nicht einmal Mahads beruhigende Aura konnte mich bremsen.
 

„Ich bin nicht wie du und werde es auch niemals sein. Mir bedeuten Menschen etwas. Ich schätze Werte wie Familie und Freunde. Auch wenn es für dich unverständlich sein mag, aber ich glaube an ihn.“
 

„Wir werden sehen, ob du deinen Glauben leichtfertig vergeben hast, oder nicht. Jedenfalls solltest du jetzt austrinken, denn wir landen gleich und werden dann ins Hotel fahren.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Satra0107
2020-01-07T12:46:22+00:00 07.01.2020 13:46
"An Selbstvertrauen mangelte es Kaiba überhaupt nicht." Das hat es ihm noch nie 😜🤣
Ein sehr interessantes Gespräch. Doch Kaiba hat die Liebe noch nicht verstanden, sie kann so viel überwinden.
Allerdings muss man auch sehen, dass er irgendwo recht hat. Wenn man Freundschaft und Kampf nicht trennt, dann kann jemand sehr verletzt werden.
Joey und David sollten sich vorher einigen, das eine ist ein Duell und das andere ist ihre Beziehung.
Antwort von:  SuperCraig
07.01.2020 23:09
Nein, hat es ihm nicht. :D Ohne, wäre er wohl nie zu Kaiba geworden.
Liebe wird Kaiba auch immer fremd sein - es ist ein Stück von seinem Dasein, das er nicht kontrollieren kann, folglich muss er sich davor drücken.
Joey und Yugi haben sich damals, im Königreich der Duellanten, ein extrem gutes Duell geliefert, weil für beide viel auf dem Spiel stand. Obwohl sie beste Freunde waren und auch noch sind, haben sie alles gegeben, was sogar Pegasus beeindruckt hat. Beides zu verbinden ist also durchaus auch möglich (wobei du natürlich Recht hast).
Antreten werden beide, das steht schon einmal fest. Für beide geht es um viel: Mahad muss dem Pharao beistehen, Joey seinem Freund Yugi, und außerdem auch noch aufhören, immer nur das dritte Rad am Wagen zu sein, was das Finale angeht. Ich glaube, dass beide nicht so einfach eine Einigung erzielen können.

Danke für deinen Kommi! :D Freut mich immer wieder riesig.
Antwort von:  Satra0107
08.01.2020 14:24
Gerade dieses Bad Boy und Unanrührbare macht Kaiba ziemlich interessant, ihn zu erobern kann man nur als Herausforderung bezeichnen. 😁
Ich freue mich schon total auf ein paar Spannende Duelle. Gerade Kaiba vs Pharao sind immer mega spannend.
Und Joey wird sich bestimmt weiter durchbeißen und noch besser werden.

Das mache ich gerne, die FF hat mich echt gepackt. Mach bitte weiter so ✌


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