Ein Austausch mit Folgen von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 63: Ein weiteres Puzzleteil ----------------------------------- „Mahad?“ Meine Stimme hallte im Echo meiner Seele wider. Ich wusste, dass er mich hören konnte. Ich konnte es fühlen, seine Wärme spüren. Wir waren eins, und doch untrennbar separiert. Wie konnten eigentlich zwei Wesen so existieren? In diesem Moment war es mir egal, mehr noch: Es war gleichgültig, denn ich wollte etwas Bestimmtes wissen. Eine einzige Sache, die mir auf der Seele brannte. Der Geist antwortete tatsächlich. Die Schwärze, die unser beider Seelenräume umhüllte, sie wich einem gleißenden Licht, das von dem Ägypter ausging. Er hatte seine Hände lächelnd in die Ärmel geschoben. Unser beider Lippen zierte ein Lächeln, und dennoch, es wirkte zögernd, fast schon traurig. „Du weißt, worum ich dich bitten werde, oder?“, fragte ich. Mahad nickte nur. Das Lächeln auf unseren Zügen erstarb in dem Moment, in dem die letzte Silbe meine Lippen verließ. Sanft legte mir mein früheres Ich die Hand auf die Schulter und das helle Licht umhüllte auch mich. Eine angenehme, prickelnde Wärme liebkoste meine Haut. Die Härchen an meinen Armen und in meinem Nacken stellten sich auf, und ich fühlte mich, als hätte man mich in ein warmes Bad getaucht. Mein Blick wurde von dem gleißenden Lichterschein getrübt, und ich konnte erst wieder klar sehen, als sich das wärmende Gefühl langsam verflüchtigte. Mahad und ich standen auf der Spitze eines hohen Turmes. Der Wind peitschte uns ins Gesicht, und mir fröstelte, ob der eisigen Kälte, die in meine Knochen fuhr. Im Nu hatte der Regen meine Kleidung durchweicht, und ich konnte nur mit Mühe das Klappern meiner Zähne verhindern. Mahad schien gänzlich unbeeindruckt von dem Unwetter zu sein, welches tobte – sein Blick war dennoch leer. Diese eine Erinnerung schien ihn zu plagen, von innen heraus zu zerfressen. „Eli, bitte“, ließ mich die Stimme, die so derer glich, die ich liebte, von meinem früheren Ich wegsehen, und meinen Blick auf zwei wohlbekannte Gestalten zu lenken. Sowohl Elias, als auch Christopher standen in voller Rüstung auf dem sturmtosten Holzboden des Turmes. Ich konnte mir angenehmere Orte vorstellen, um etwas zu bereden, aber, ich konnte mir denken, warum sie hier miteinander sprachen. „Ich sagte nein, Chris, ich kann nicht“, entgegnete mein Vorfahre. Seine Stimme war leise und doch trotzte sie dem Sturm mühelos. Ich musste nicht hinschauen, um seinen Blick zu erkennen, war er doch der Meine. Elias hatte die Augen niedergeschlagen, die Finger um den Griff seines Schwertes gelegt und den Kopf gesenkt. Er sträubte sich, und er wusste, was folgen würde. Ein Teil von ihm klammerte sich an die schwache Hoffnung, dass sein Geliebter sich für ihn entscheiden würde. Was für ein dummer Gedanke? Wie konnte er denn verlangen, was er selbst nicht bereit war zu geben? „Eli, du bist der beste Kämpfer den wir haben. Niemand sonst kann Christian herausfordern.“ In Christophers Worten lag eine erschreckende Wahrheit, vermischt mit dem sterbenden Wunsch, sein Freund möge doch zur Besinnung kommen. Wer von ihnen würde zuerst die Pflicht über ihre Liebe stellen, sich zu einem Verrat hinreißen lassen? „Das Rotauge ist seinem großen Bruder nicht gewachsen, Chris, das weißt du.“ Elias´ Blick senkte sich noch weiter. „Ich kann nicht Land und Volk riskieren, nur um die Kriegsgelüste deiner Freunde zu unterstützen. Bisher hat Richard mich nicht angegriffen, und solange ich mich neutral verhalte, wird er das auch nicht tun.“ Ein Kopfschütteln seitens des Blondschopfes ließ meinen Vorfahren aufschauen. „Warum wohl? Du hast die fähigsten Soldaten im Land, und vereint, könnte uns nichts aufhalten.“ Christopher ging auf Elias zu und nahm seine Wangen zärtlich in die Hände. Der Stoff seiner Handschuhe musste sich so vertraut anfühlen, so weich, genauso wie die warmen Lippen, die sich mit denen seines Liebsten vermischten. Dieser Kuss war aber nicht leidenschaftlich oder mit Liebe durchzogen: Er symbolisierte den Abschied. Elias´ Miene gefror im Kuss, wandelte sich. Schmerzverzerrt und von Kummer und Trauer benetzt, lösten sich die Lippen der Beiden. Der Drachenritter glitt langsam an Christopher herab, versuchte sich noch mit den steifen Fingern an dessen Tunika festzuhalten, aber vergeblich. Der Blonde fing ihn behutsam auf und bettete seinen Liebsten auf dem kalten Holzboden. Ein letztes Mal strich er mit den Fingern über Elias´ Wange, ehe er ihm eine goldene Schatulle, sowie eine pergamentähnliche Duel-Monsterskarte vom Gürtel riss. „Es tut mir leid“, hauchte Christopher ihm noch ins Ohr, bevor er rasch den Blick abwandte, und vom Turm verschwand. Ich konnte den Dolchgriff in Elias´ Schulter noch gerade so erkennen, als wir uns wieder in den Unweiten unserer Seele wiederfanden. „Ist es das?“, fragte ich leise, was mit einem traurigen Nicken quittiert wurde. „Ja, das ist es. Wenn du an Dinge wie Karma glaubst, dann hast du eine Erklärung gefunden, warum Joeys Schicksal so ist, wie es ist.“ Meine Hände ballten sich unweigerlich zu Fäusten. Was hatte diese eine Sache von früher mit heute zu tun? Mit uns? Mit meinem Joey? „Wir haben ihm doch vergeben, oder?“ Mahad nickte erneut bestätigend: „Ja, das haben wir, David. Aber es gibt einen Unterschied – das Schicksal schert sich nicht um solche Bande.“ Hatte ich Joey eine leere Versprechung gemacht? Dass unsere Beziehung halten würde, egal was kam? War das eine Lüge gewesen? Würde sich diese eine Szene, wenn auch nicht so drastisch, wiederholen? „Nein, wird es sich nicht. Auch wenn der Beginn vorherbestimmt ist, so könnt ihr selbst über euer beider Schicksal bestimmen.“ Irgendwie bewogen mich Mahads Worte dazu, zu lächeln. Er glaubte an das, was er mir gerade gesagt hatte, das spürte ich. „Euer beider Schicksal“, echoten seine letzten Worte in meinem Kopf wider. Schicksal. Vor meinem geistigen Auge bildete sich ein Bild. Joey, wie er, hinter mir stehend, die Arme um mich geschlungen hatte. Sein Lächeln war frei und er wirkte wie er selbst. Ich lehnte mich gegen ihn und sah grinsend zu ihm auf. Neben uns standen Tristan und Yugi, welche Mokuba mit einem Schmunzeln bedachte, der die gleiche Geste bei Serenity nachahmte. Nach und nach gesellten sich mehr Personen dazu: Bakura, Duke, Tea, sogar Kaiba, der, wie immer, mit seinem gleichgültig kalten Blick die Situation gelassen begutachtete. „Wenn du dieses Bild festhältst, und daran glaubst, kann es wahr werden.“ Mahads Worte ließen das Bild sanft verblassen. „Sogar Kaiba“, schmunzelte ich. Das helle Lachen des Ägypters hallte von überall und nirgends wider. „Wir sind einmal gute Freunde gewesen, fast wie Brüder.“ Sanft stupste mir Mahad gegen die Stirn. „Das mit den verbrüderten Drachen kommt schon nicht von ungefähr.“ Wie sehr einen die Vergangenheit doch noch beeinflussen konnte. „Soll…soll ich die Toon World behalten?“, fragte ich nach einer Weile vorsichtig. Mein anderes Ich schrägte neugierig den Kopf. „Natürlich, du hast die Karte schließlich nicht ohne Grund gewählt. Sie ist jetzt ein Teil von dir, von deinem Deck, genauso wie es die anderen Karten sind.“ Vor uns erschien eine große Ausgabe der Toon World-Karte. Nach und nach gesellten sich Monster dazu, alle in einer Zeichentrickform, die schräg, wie auch schaurig und lustig wirkte. „Der Schwarze Magier, der Soldat des Schwarzen Lichts, schau, sogar der Schwarze Totenkopfdrache – sie sind alle deine Monster.“ Über den Monstern erschien der Oberkörper der Exodia, die ihre Hände schützend über uns ausbreitete. Auch wenn ich die Karte noch immer nicht sonderlich liebte, so fühlte es sich in diesem Moment richtig an, so, als ob sie mich beschützen würde. „Wenn du an dich und Joey glaubst, werdet ihr, gemeinsam mit euren Freunden, jedes Problem lösen können, und auch jeder Gefahr wiederstehen.“ Würden wir das? „Natürlich. Außerdem helfe ich dir ja, oder?“ Ich seufzte erleichtert und nickte dann. Natürlich, ich war nie alleine, egal wohin ich auch ging. „Nun solltest du dich aber allmählich sputen, es wird bald morgen werden, und so wie ich Mokuba kenne, lauert er bald vor eurer Tür.“ Erneut hüllte mich gleißendes, warmes Licht ein. Meine zuvor noch nassen Sachen, genauso wie die eisige Kälte, die ich vor einigen Minuten noch verspürt hatte, sie waren trocken und der Wärme gewichen. Einige Augenblicke später lag ich wieder im Bett, an Joey gekuschelt. Der schlief seelenruhig neben mir, zur Abwechslung einmal. Müde drehte ich meinen Kopf und bettete ihn wieder auf das Kissen. Mit seinem warmen Atem im Nacken schlief ich wieder ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)