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Ein Austausch mit Folgen

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Aussage

Im Esszimmer angekommen, konnten wir zwei unbekannte Personen am Tisch sitzen sehen. Joey löste unsere Hände rasch und atmete tief durch. Kaiba unterhielt sich angeregt mit den Beamten, und auch ein Anzugträger mit Kurzhaarschnitt und Hornbrille mischte sich in das Gespräch ein. Ich atmete tief durch, bevor ich mich räusperte. Schlagartig waren alle Blicke auf uns gerichtet. Die Stimmung war mehr als nur angespannt, das konnte man merken.
 

„Ah ja, Mister Wheeler und Mister Pirchner, nehme ich an?“ Der männliche Part des Duos hatte bereits ergrautes Haar und trug einen langen, beigefarbenen Regenmantel, nebst einer farblich dazu passenden Schiebermütze. Seine Hände hatte er aufeinandergelegt, während seine Kollegin, eine junge Frau, um die zwanzig, mit schulterlangem, braunem Haar, fleißig auf ihrem Laptop mitschrieb. Ich nickte zögerlich und trat dann ein, Joey dicht hinter mir.
 

„Setzen Sie sich“ forderte uns der Herr auf. Kaiba nickte kurz, was mich veranlasste, neben ihm Platz zu nehmen. Joey brauchte einige Momente, um zu realisieren, dass er nun der Einzige ohne Stuhl war, bis er sich mir anschloss. Unter der Tischplatte grabbelte ich nach seiner Hand und drückte sie kurz, bevor ich erneut tief durchatmete und dem älteren Herren in die Augen sah. Er wirkte alt, verschlagen, aber auch irgendwie voller Lebenserfahrung und Wissen. Mit einem passenden Rauschebart wäre er der ideale Methusalem gewesen.
 

„Ich bin Kommissar Matayoshi, und das ist meine Kollegin Date. Wir sind hier, um mit Ihnen über den Vorfall im Haus der Familie Nakamura zu sprechen.“ Der Kommissar wirkte durchaus freundlich, lächelte sogar ein wenig, während er sprach. Seine Kollegin hingegen runzelte die Stirn und linste uns böse entgegen. „Was wollen Sie dann von mir?“ fuhr Joey den Beamten gleich an. „Ich war niemals in diesem gottverdammten Haus.“
 

„Dessen bin ich mir durchaus bewusst, Mister Wheeler, aber Sie sind ein potentielles Opfer“ erklärte Matayoshi ruhig. Einige Sekunden lang herrschte Stille, bis Joey lospolterte und dabei aufsprang: „Was heißt hier potentielles Opfer? Mei hat mich entführt, erpresst, mich einer Gehirnwäsche unterzogen.“ Ich schloss die Augen und ließ den Kopf hängen. Das machte sicher kein gutes Bild, wenn einer von uns so explodierte.
 

„Bis zum erbrachten Beweis gilt Mei als unschuldig, und jetzt setz dich hin und halt den Mund, bis der Kommissar dich konkret befragt“ blaffte Kaiba Joey an, der abwechselnd zwischen dem Kommissar, ihm, und mir hin und herschaute. Innerlich betete ich zu sämtlichen Geistern und Gott, dass mein Freund den Wink mit dem Zaunpfahl verstand und Kaibas Anweisungen folgte. Sichtlich sauer nahm Joey wieder auf dem Stuhl Platz.
 

„Nun, ich würde gerne mit Ihnen beginnen, Herr Pirchner. Mister Kaiba war bereits so freundlich, und hat uns die technischen Details genauer dargelegt, ebenso wie Ihren Ausflug, den anschließenden Kampf und etwaige Motivgründe seitens Frau Nakamura.“ Matayoshi klang ausgesprochen ruhig, und er schien die ganze Sache auch ernst zu nehmen. Das war in meinen Augen keine Selbstverständlichkeit; nach außen hin musste es wie das Zusammentreffen einiger Nerds wirken, die sich irgendwie verfeindet hatten.
 

„Natürlich“ antwortete ich und bemühte mich, einigermaßen ruhig zu bleiben. Der Kommissar nickte seiner Kollegin zu und zog dann ein kleines Notizbuch hervor, genauso wie einen Stift. „Ihre und Mister Wheelers Personalien sind uns bereits von Herrn Kaiba bereitgestellt worden. Diesen Teil können wir also überspringen. Mich würde nun interessieren, wie der Abend dieser Geburtstagsfeier abgelaufen ist.“ Date schnaubte abfällig: „Seien Sie nicht zu nett mit denen, Herr Kommissar. Dieser Mistkerl hat das Mädchen vergewaltigt.“ Verächtlich nickte sie dabei in meine Richtung. Ich schluckte schwer. Nach einem mahnenden Blick, seitens des Kommissars, war Date aber wieder still. „Bitte, wenn Sie nun mit der Sachverhaltsschilderung beginnen würden?“
 

„Also, es war so – ich begleitete den Bruder von Herrn Kaiba, Mokuba Kaiba, zur Geburtstagsfeier von Frau Nakamuras jüngerer Schwester, Sakura“ begann ich, während Matayoshi hie und da etwas in sein Notizbuch kritzelte, und Date missmutig am Laptop mitschrieb. „Ich wurde von Sakura, Frau Nakamuras jüngerer Schwester, gleich nach oben geschickt, denn Mei würde auf mich warten. Dort bot sie mir einen Sitzplatz an, und wir tranken gemeinsam eine Kleinigkeit.“ Matayoshi sah von seinem Notizbuch auf: „Eine Kleinigkeit in Form von Alkohol?“
 

„Nein, wir…“ setzte ich an, als mir der Anzugträger neben Kaiba ins Wort fiel. „Sie müssen nichts sagen, bei dem Sie sich belasten müssten.“ Ich blinzelte kurz. Belasten? „Wir haben keinen Alkohol getrunken, sondern nur eine Limo“ fuhr ich fort. Erleichtert atmete der Anzugträger, den ich mittlerweile als Kaibas Anwalt identifiziert hatte, aus, und nickte mir zu. „Fahren Sie bitte fort“ sagte Matayoshi und ignorierte den Anwalt geflissentlich.
 

„Wir unterhielten uns eine Weile, bis sie sich seltsam zu verhalten begann.“ Ich zögerte, als sowohl Joey, als auch der Kommissar, Date und der Anwalt mich fixierten. Ich war im Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit. „Sie meinte, ich sei hübsch, und, ob ich nicht mit ihr zum Weihnachtsball gehen wolle.“ Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. War es überhaupt so gewesen? Log ich? Mit aller Kraft versuchte ich mir den Abend in Erinnerung zu rufen.
 

„Hübsch? Sie meinen, Frau Nakamura hat sich Ihnen gegenüber angebiedert?“ fragte der Kommissar nach. Ich schüttelte verneinend den Kopf: „Nein, nicht direkt.“ Date schnaubte laut und ich schluckte schwer. Zumindest seine Kollegin hatte mich auf dem Kieker. „Inwiefern?“ bohrte Matayoshi nach. „Nun, sie…“ zögerte ich und warf dabei Joey einen traurigen Blick zu. Wenn ich jetzt mit der Wahrheit herauskam, dann würde es bald die Presse wissen, es in den Zeitungen stehen, es öffentlich werden.
 

„Sie hat ihn erpresst“ setzte Kaiba meinen Satz fort. Verwundert sahen wir alle zu ihm hinüber. „Mister Kaiba, den Einsatz für Ihre Freunde in allen Ehren, aber…“ begann der Kommissar, wurde dann aber sogleich unterbrochen. „Herr Kommissar? Kürzen wir diese Scharade bitte ab, ja? Herr Pirchner ist erpresst worden, und das auf heimtückische und gemeine Weise. Die sexuelle Handlung war nicht einvernehmlich.“ Woher wusste Kaiba das alles? Ein lautes „Ha!“ ließ uns irritiert in Richtung Date blicken.
 

„Jetzt hat ihn sein Freund verraten! Er hat das Mädchen vergewaltigt! So war es, und nicht umgekehrt. Das deckt sich mit den Aussagen des Opfers!“ Betreten sah ich auf die Tischplatte. Mei hatte also bereits ausgesagt und gelogen. Hatte es überhaupt Sinn, sich gegen die Anschuldigungen zu wehren. Mein Blick fiel auf das braune Lederband, welches sich unter meinem T-Shirt verlor und in den Milleniumsring überging.
 

„Das ist unsachlich. Herr Kommissar, weisen Sie ihre Kollegin zurecht – sie stellt unbestätigte Aussagen als Fakten dar, und verunsichert so meinen Mandaten.“ Der Anwalt hatte einen scharfen Ton angeschlagen. Um mich herum drehte sich alles. Mir wurde Übel. Musste ich hier ins Gefängnis? Was war mit meinen Eltern, meinen Großeltern? Was würde mit Joey passieren?
 

Der Milleniumsring an meiner Brust glühte hell auf. Alles schien wie in Zeitlupe abzulaufen. Die zeternde Date, die nun den Anwalt beschimpfte, ein aufgebrachter Kommissar Matayoshi, der seine Kollegin anfuhr, genauso wie Joey und der Anwalt es taten, und ein ruhiger Kaiba, der an seiner Kaffeetasse nippte. Keinem schien das grelle Licht aufzufallen, welche durch mein Shirt hindurchstrahlte. Mit einem Mal riss ich die Augen auf und es wurde schwarz um mich.
 

Ich befand mich in einer absoluten Schwärze. Wo war ich nun wieder? Wo waren die anderen hin? Gerade, als ich mich meiner Verzweiflung hingeben wollte, erhellte sich das Dunkel und mir wurde der Blick auf zwei massive Eisentüren gewährt. Eine war einen Spalt breit geöffnet. Aus ihr drang Licht und Wärme, während die andere fest verschlossen schien.
 

Zögernd machte ich mich auf und ergriff mit zitternden Fingern den Türknauf. Als ich die Tür aufstieß, strahlte mir das Licht entgegen, genauso wie eine prickelnde Wärme. Ich bedeckte meine Augen mit der freien Hand, und versuchte durch den grellen Schein etwas zu erkennen. Vor mir stand jemand, eindeutig. Ich rechnete mit dem Schlimmsten, bis das Licht abklang.
 

„Mahad!“ rief ich, was dieser mit einem Lächeln quittierte. „Schön dich wiederzusehen, David“ antwortete er mir und schob meinen Arm sanft nach unten. „Wo sind wir? Was ist hier los? Wo sind die anderen?“ erkundigte ich mich. Das Lächeln des Ägypters wurde breiter. Er schob seine Hände in die Robenärmel und bedeutete mir mit dem Kopf, mich umzusehen.
 

Der Raum kam mir bekannt vor. Ein Bett, ein Schreibtisch mit Laptop und Bildschirm, ein großer Schrank. Neben dem Schreibtischsessel befand sich noch ein zweiter, wo jemand ungeordnet einige Sachen draufgeworfen hatte. „Erkennst du den Raum?“ fragte Mahad lächelnd. Die gelben Wände, das schwarze Bettzeug – das war mein Zimmer! Mein zweites Ich nickte leicht. „Wir sind hier in deinem Seelenraum.“ Meinem was?
 

„Wir zwei teilen uns nun einen Körper, so wie es Bakura mit seinem früheren Selbst tat, und wie es auch der Pharao mit deinem Freund Yugi tut.“ Was taten wir? Ich starrte Mahad völlig entgeistert an. Hatte der noch alle Tassen im Schrank? „Ich bin somit immer in deiner Nähe, ein Teil von dir. In brenzligen Situationen kann ich für dich übernehmen.“
 

Passierte das gerade? Bemächtigte sich Mahad meines Körpers? Wie ein Parasit? Kontrollierte er mich? „Nein, das tue ich nicht. Es muss aus freien Stücken geschehen. Du musst es mir erlauben.“ Er glaubte wohl wirklich an das, was er da von sich gab. „Wie soll denn das funktionieren, Mahad? Mal abgesehen davon: Selbst wenn es funktioniert, dann merken die anderen doch, dass du und nicht ich mit ihnen sprichst, oder?“
 

Mahad schrägte den Kopf ein wenig: „Ja und nein. Für sie bist du noch immer David. Einzig Träger von Milleniumsgegenständen werden einen Unterschied erkennen. Möchtest du es einmal ausprobieren?“ Ich zögerte. Die Situation war ja wohl denkbar schlecht. Was sollte ein dreitausend Jahre alter Geist von einer vermeintlichen Vergewaltigung wissen, oder der Rechtslage Japans im 21. Jahrhundert? „Vertrau mir einfach – ich kann sofort wieder an dich zurückgeben.“ Konnte der Versuch schaden? Ich nickte kurz angebunden, ehe ich wieder zu mir kam und die Gruppe vor mir beobachtete.
 

Das Gefühl, welches mich durchströmte, war schwer zu beschreiben. Ich war noch immer ich, und dann doch wieder nicht. Ich konnte meinen Körper kontrollieren, meine Finger bewegen, aber genauso spürte ich, dass jemand anderer da war, jemand, es mit meiner Einwilligung tat. Mahad. Fühlte Yugi auch so? Bakura genauso?
 

„Herr Kommissar?“ fragte ich und die zeternde Meute verstummte schlagartig. „Ich denke nicht, dass der Erpressungsgegenstand für dieses Verhör notwendig ist. Frau Nakamura hat mich zum Sex gezwungen. Sie würde sonst ein für mich pikantes Detail meines Privatlebens an die Öffentlichkeit bringen, sollte ich nicht mit ihr schlafen, und mich nicht als ihr Freund ausgeben.“ Hatte ich das wirklich gesagt? Warum klang ich nicht nervös? Meine Stimme war ruhig und kräftig.
 

„Für das Verfahren ist es von außerordentlicher Wichtigkeit, dass wir alle Fakten kennen“ legte der Kommissar den Sachverhalt dar, während Date wieder missmutig auf die Tastatur hämmerte. „Nun, ich fürchte, dass ich Sie in dieser Angelegenheit enttäuschen muss, Herr Kommissar. Ich denke, mein Beweis ist ausreichend, um mich von jeglichem Tatverdacht zu befreien.“ Ich griff in meine Hosentasche und zog mein Handy hervor. Routiniert entsperrte ich das Smartphone und wechselte zu den Audioaufzeichnungen. Ich stellte die Lautstärke auf Maximum und spielte dann die Audiodatei ab.
 

„Sicher, dass du mit mir schlafen möchtest, Mei? Das erste Mal sollte eigentlich etwas Besonderes sein“ tönte meine Stimme aus den Lautsprechern des Smartphones. „Ich mit dir? Du hast wohl eher keine Wahl“ erklang Mei amüsiert auflachend. „Außerdem bin ich neugierig, wie du wohl so im Bett bist, und ob du mit Kiyoshi mithalten kannst.“ Selbstsicher drückte ich auf Stopp und schob das Handy wieder in die Hosentasche.
 

„Sie haben es gehört, Herr Kommissar. Frau Nakamura hat deutlich gesagt, mein Mandant hätte keine Wahl. Es war von ihrer Seite aus eine Nötigung, wenn nicht sogar Vergewaltigung, aber zumindest einvernehmlich“ fuhr der Anwalt auf und schob sich die Hornbrille mit dem Finger nach oben. Sowohl Matayoshi, als auch Date waren verstummt.
 

„Damit erübrigt sich die Einleitung eines Strafverfahrens gegen meinen Mandaten. Wir werden Ihnen das Audiomaterial natürlich zur Verfügung stellen. Von einer Aussage seitens Mister Wheeler können Sie somit auch Abstand nehmen. Wie das ärztliche Zeugnis…“ fuhr der Anwalt fort, was mich nicht weiter interessierte. War das gerade wirklich passiert?
 

Sowohl Matayoshis Blick, als auch der von Date, hatten sich schlagartig verändert. Die Kollegin des Kommissars wandte sich von mir ab und tippte stumm auf der Tastatur herum. Matayoshi schüttelte den Kopf und seufzte leise, um sich dem Anwalt zuzuwenden. Joey atmete neben mir erleichtert aus, und Kaiba konnte ein Zucken seiner Mundwinkel nicht verbergen.
 

„Ich denke, damit sollte sich das Problem aufgelöst haben“ ertönte Mahads Stimme in meinem Kopf. „Es, es scheint so“ antwortete ich ungläubig. Warum hatte ich das nicht selbst machen können? „Das hast du. Wir sind eins, vergiss das nicht!“ Mit diesen Worten verließ das seltsame Gefühl meinen Körper wieder und ich atmete erleichtert aus.
 

„Das können Sie unmöglich machen! Er muss aussagen! Wenn nicht, dann werden wir ihn vorführen!“ brauste Date auf. In Kaibas Augen blitzte es verräterisch. Er richtete sich im Stuhl zu voller Größe auf und sprach mit ruhiger aber scharfer Stimme: „Er muss gar nichts, außer das Protokoll unterschreiben. Zweifeln Sie etwa am Befund des Arztes? Ich an Ihrer Stelle würde mich nun zurückhalten, wenn Sie nicht den Rest Ihrer Laufbahn damit verbringen möchten, Parkuhren zu kontrollieren. Ihr Verhalten gegenüber den Opfern ist nicht nur pietätlos, es entbehrt auch jeglicher Form von Feingefühl. Wenn Sie noch einmal ausfällig werden sollten, werden wir eine Klage erheben und ein Disziplinarverfahren anstreben. Haben Sie mich verstanden?“
 

Date schien etwas erwidern zu wollen, wurde dann aber mit einem Mal im Stuhl ganz klein, als sich zu Kaibas strengem Blick auch noch der von Matayoshi gesellte. „Ich muss mich ausdrücklich bei Ihnen entschuldigen. Meine Kollegin ist noch jung und unbedarft.“ Kaiba wedelte mit der rechten Hand und nickte seinem Anwalt zu. Dieser schob Joey ein Klemmbrett mit mehreren Bögen Papier zu. „Unterschreiben Sie auf der letzten Seite und wir sind fertig, Mister Wheeler“ wies ihn der Anwalt an. Joey zögerte kurz, griff dann aber nach einem bereitliegenden Stift und setzte seine Unterschrift drunter.
 

Der Anwalt nahm Klemmbrett und Stift wieder an sich, wobei er Ersteres dem Kommissar aushändigte. „Damit sind wir fertig. Der genaue Verhandlungstermin gegen Frau Nakamura wird mir, als Bevollmächtigtem der Mandanten, mitgeteilt werden, genauso wie meinen Kollegen.“ Das war keine Bitte, sondern eine Feststellung. Der Anwalt betonte außerdem das Wort „gegen“ ausdrücklich.
 

Matayoshi nickte nur und stand auf und verbeugte sich vor uns. „Vielen Dank für Ihre Bemühungen.“ Mit einem Handwink bedeutete er Date, ihm zu folgen. Das Klemmbrett hatte er unter den Arm gelegt, und sein Notizbuch steckte er im Gehen in eine Seitentasche seines Mantels. Beide schienen es sehr eilig zu haben.
 

„Es wundert mich, dass das Dezernat noch immer Personen wie Date bei solch delikaten Fällen einsetzt“ grinste der Anwalt amüsiert und wandte sich mir und Joey zu, jedem die Hand reichend. „Verzeihen Sie bitte, dass ich erst jetzt dazu komme, mich vorzustellen: Haruto Takahaishi – ich bin der Anwalt von Herrn Kaiba. Meine Kollegen und ich werden Sie im Gerichtsprozess vertreten.“ Ich schüttelte verdattert die Hand des Anwalts, genauso wie Joey.
 

„Das mit dem Beweisstück haben Sie hervorragend gemacht. Ich gehe stark davon aus, dass das Verfahren gegen Sie fallen gelassen wird. Beide von Ihnen werden aber höchstwahrscheinlich gegen Frau Nakamura aussagen müssen.“ Gegen Mei? Warum? „Wieso gegen Mei, wenn ich fragen darf?“ Der Anwalt, wie auch Kaiba, grinsten verschmitzt: „Es wird zu einer Anklage wegen sexueller Nötigung und Erpressung, sowie Entführung und Misshandlung kommen.“ Mein Blick wanderte zwischen Kaiba und Herrn Takahaishi hin und her.
 

„Was machen wir in der Schule?“ erkundigte sich Joey. Kaiba machte eine wegwerfende Handbewegung auf die Frage hin: „Mei wird offiziell von der Schule genommen, da ihre Familie, arbeitsbedingt, für längere Zeit ins Ausland muss. Etwaigen Gerüchten wird dadurch vorgebeugt. Offiziell ist das alles nie passiert.“ Joey schnaubte verächtlich: „Das kommt an die Öffentlichkeit. Wenn nicht bei der Gerichtsverhandlung, dann, weil deine Firma auch namentlich fällt.“ Kaiba schmunzelte nur: „Lass das mal meine Sorge sein, Wheeler. Ich würde vorschlagen, ihr erzählt dem Kindergarten von eurer Errungenschaft, und lasst mich mit Herrn Takahaishi allein.“
 

Joeys Blick verfinsterte sich. Er zeigte Kaiba den Vogel und stürmte aus dem Zimmer. Ich seufzte leise und nickte den beiden zu, bevor ich meinem Freund folgte. Wahrscheinlich war er auf unser Zimmer getürmt und hatte dabei wieder mindestens drei Personen vor den Kopf gestoßen. Gerade konnte ich seine Reaktion nicht nachvollziehen. Es war doch alles gut gegangen, oder?



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