Ein Austausch mit Folgen von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 35: Verhandlungen ------------------------- Der nächste Morgen verlief recht ereignislos. Joey war wie ausgewechselt. Wir sprachen auch nicht über seinen Anfall von gestern. Ich wollte ihn nicht bedrängen, schließlich konnte er wieder jeden Moment zumachen. Wir zogen uns also an und gingen zum Frühstück, wo Kaiba die nächste Bombe platzen ließ. „Wie bitte? Warum sollten David und ich aussagen müssen? Haben die einen Schaden, oder was? Wir sind die Opfer, und Mei die Täterin!“ fauchte Joey und funkelte Kaiba wütend entgegen. Dieser nippte seelenruhig an seinem Kaffee. Mir war zwar auch der Appetit vergangen, dennoch blieb ich im Gegensatz zu meinem Freund einigermaßen ruhig. Meine rechte Hand grabbelte unter dem Tisch nach seiner und drückte sie ganz sanft. „Ich verstehe es natürlich, aber führt daran kein Weg vorbei?“ fragte ich. Kaiba legte seine Morgenzeitung beiseite und schüttelte den Kopf. „Nein. Auch ich werde eine Aussage tätigen müssen. Es war schließlich meine Software, die hier missbraucht wurde. Es wird auf dem Rücken der Kaiba Corporation ausgetragen, und ich kann es nicht zulassen, dass unbedarfte Aussagen eurerseits den Ruf der Firma in den Dreck ziehen.“ Joey schüttelte meine Hand ab und warf Kaiba einen giftigen Blick zu. „Die Firma ist dir also wichtiger als das Wohlergehen deiner Freunde?“ Das letzte Wort bewog den CEO dazu, die Lippen amüsiert zu kräuseln. „Meine Freunde? Ich glaube du irrst dich ein wenig, Wheeler. Du bist geduldet, und David ganz annehmbar. Ihr seid Mokubas Freunde, nicht meine.“ Ich seufzte innerlich. Joey würde wieder gleich explodieren. „So? Dann, dann… Du kannst mich mal, Kaiba!“ Mein Freund stürmte aus dem Esszimmer, und ich war ehrlich gesagt froh, dass sich die anderen alle zum Lernen verzogen hatten. So blieben nur Kaiba und ich übrig. Dieser schüttelte nur den Kopf, als ich Joey nachgehen wollte. „War das wirklich nötig?“ fragte ich den CEO seufzend und nippte an meinem Kakao. „Er wird in letzter Zeit ein wenig aufmüpfig. Du scheinst ihm Selbstvertrauen zu geben. Außerdem hat er wohl erkannt, dass ein Konflikt mit mir, in meinem Haus, eher sinnlos ist. Früher hätten ihn Muto und der Kindergarten zurückhalten müssen; heute schafft er das auch alleine.“ Kaiba stellte seine Kaffeetasse klirrend auf den Unterteller und stützte sich mit den Ellenbogen am Tisch ab. Seine Finger schob er ineinander und beobachtete mich, wie ich mich dazu zwang, einen Bissen Toast zu mir zu nehmen. „Wir werden natürlich mit einem Anwalt hingehen, und uns auf ein dementsprechendes Verfahren vorbereiten.“ Ich hustete lautstark und klopfte mir auf die Brust. „Verfahren? Warum?“ fragte ich verständnislos. Das mit der Aussage hatte ich kapiert, aber warum mussten wir bei einem Verfahren dabei sein? „Wir werden als Zeugen fungieren, oder besser gesagt ihr. Keine Angst Kleiner, es stehen auch mein Name und das Ansehen der Kaiba Corporation auf dem Spiel. Ich lasse euch nicht im Stich, zumal mir Mokuba das nie verzeihen würde, wenn unser neuestes Familienmitglied in Schwierigkeiten steckt.“ Ich ließ den Vollkorntoast auf meinen Teller fallen und schrägte ungläubig den Kopf. „Bitte?“ fragte ich und wurde mit einem amüsierten Schmunzeln seitens Kaiba belohnt. „Mokuba hat mir von eurem Nachtmarsch erzählt.“ Ich schluckte schwer. Mokuba hatte was? Damit konnte ich mir wohl meine Bitte an Kaiba komplett in die Haare schmieren. Wahrscheinlich würde er mir, früher oder später, irgendwie mein restliches Leben zur Hölle machen. „Ich bin ehrlich gesagt ein wenig fasziniert von dir, Kleiner.“ Er hatte vorhin meinen Namen benutzt, das war ein kurzer Lichtblick gewesen. Jetzt war er wieder zu „Kleiner“ übergegangen. Ich verstand Kaiba nicht, und konnte seine Handlungen weder voraussehen noch deuten. So entschied ich mich zu schweigen, und die Krümel meines halbgegessenen Frühstücks anzustarren. „Mokuba mag zwar Yugi und Wheeler gerne, aber er hat an dir einen Narren gefressen. Das Hündchen scheint manchmal sein bisschen Hirn anzustrengen, bevor er handelt und du hast dich in der Virtuellen Realität sehr gut geschlagen.“ Kaiba überschlug seine Beine auf dem Stuhl und veränderte seine Position nur kurz, um einen Schluck Kaffee zu trinken. „Wenn du noch ein einigermaßen passabler Duellant wirst, könnten wir uns, unter Umständen, vielleicht sogar verstehen.“ Der Braunhaarige starrte mich noch eine Weile lang an, ehe er in seine Jackentasche griff, und mir ein weißes Kuvert zuschob. Der Umschlag rutschte über den blank polierten Tisch und hielt genau vor mir an. „Was ist das?“ fragte ich. „Eine Einladung“ antwortete er knapp. Ich rollte mit den Augen. „Für?“ bohrte ich weiter nach und musste mich bemühen, der aufflackernden Neugierde nicht nachzugeben, und das Kuvert gleich aufzureißen. „Für das Turnier an den Weihnachtstagen. Pegasus hat sich dieses Jahr dazu entschlossen, dass eine Art Partnerkampf stattfinden soll.“ Partnerkampf? Pegasus? Meinte er Maximillien Pegasus? „Ich traue ihm auch weiterhin keinen Millimeter über den Weg. Wahrscheinlich ist es wieder nur eine Angeberei, aber es werden genug Leute von Rang und Namen anwesend sein, die horrende Summen investieren wollen, wenn wir gewinnen.“ Wir? Hatte ich richtig gehört? „Wen meinst du mit wir?“ fragte ich und drehte das Kuvert um. In einer feinsäuberlichen Handschrift war mein voller Name „David Pirchner“ auf den Umschlag geschrieben worden. „Dich und mich.“ Kaiba nippte wieder an seinem Kaffee und ließ sich nicht in die Karten schauen, als ich ihn komplett entgeistert ansah. „Witze sind nicht deine Stärke“ entgegnete ich nervös. Der CEO hob ein wenig die Mundwinkel an: „Ich beliebe nicht zu scherzen.“ Ich uffte laut. Hatten eigentlich alle außer mir einen Dachschaden? Träumte ich? „Nimm doch Yugi? Der ist schließlich einer der besten, wenn nicht sogar der beste Duellant?“ fragte ich und klammerte mich dabei an den letzten Strohhalm, Kaibas Angebot auszuschlagen. „Muto eignet sich nicht. Mit ihm zu gewinnen ist keine Kunst. Außerdem würde es meinem Ansehen als Duellant schaden, wenn ich mich dazu herabließe, Seite an Seite mit Yugi zu kämpfen. Du bist unbekannt und neu.“ Ich schüttelte den Kopf. „Kaiba, das geht nicht. Ich versaue es. Ich bin kein Profi wie ihr. Mit Glück reißt man nicht immer einen guten Platz.“ „Du spielst mit mir, dementsprechend kannst du nicht verlieren. Außerdem hat sich Muto bereiterklärt, mit dir zu üben, sollten dir meine Methoden zu unangenehm sein.“ Ich ließ den Kopf hängen und seufzte laut. „Habe ich denn eine Wahl?“ Kaiba schüttelte den Kopf und bog seine Finger ein wenig durch. „Die hast du natürlich nicht.“ Ich biss mir auf die Lippen. Natürlich wäre es spannend, an der Seite einer echten Legende zu kämpfen, vielleicht sogar zu gewinnen, aber andererseits würde mir Kaiba den Hintern aufreißen, wenn wir verloren. „Ich mache es, aber nur unter einer Bedingung.“ Meine Stimme zitterte ein wenig. Der Braunhaarige zog die Augenbrauen in die Höhe. „Die da wäre?“ fragte er ruhig und trank seinen letzten Rest an Kaffee aus. „Du bezahlst einen Flug samt Aufenthalt in einem Hotel für die Weihnachtsferien.“ Jetzt würde er mir an die Gurgel gehen, mich einen undankbaren Schmarotzer nennen, mir seine Überlegenheit unter die Nase reiben. „In den Ferien ist das Turnier, du und Wheeler werdet…“ fing er an, wurde jedoch von mir unterbrochen. „Ich möchte Joey zu Weihnachten ermöglichen, dass er seine Schwester sehen kann. Serenity und er sind, was ich so mitbekommen habe, unzertrennlich, und er leidet sehr an der Distanz.“ Betretenes Schweigen. Kaiba musterte mich eine Weile und seine eisblauen Augen hatten den unangenehmen Effekt, dass sie komplett ausdruckslos wirkten. „Einverstanden. Sie und Wheeler können über Weihnachten und die Feiertage im Gästeflügel nächtigen. Ich komme für Hin- und Rückflug auf.“ Mein Herz machte einen Sprung. Er hatte mir wirklich zugesagt! Wahnsinn! Ein kleines bisschen mehr, und ich wäre ihm beinahe um den Hals gefallen. „Ich denke, du solltest dich nun um deinen Freund kümmern, oder er kommt auf dumme Ideen.“ Kaiba schob den Stuhl zurück und stand auf. „Dieser Tage werden wir dein Deck begutachten. Wenn wir gewinnen, erlaube ich dir, aus meinen gesamten Karten auszuwählen.“ Damit war ich auch schon alleine. Einerseits fassungslos, andererseits glücklich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)