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Ein Austausch mit Folgen

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Ein Stück Vergangenheit

Wir gingen nach unten ins Esszimmer, wo uns die Meute schon breit grinsend erwartete. Einzig Kaiba hatte sich auf das Verzehren seines Steaks beschränkt. Zwei Stühle standen an der reichhaltig gedeckten Tafel noch leer.
 

Joey zog mich am Arm zu einem der Sessel, nur um sich selbst hinzusetzen und mich auf seinen Schoß zu pflanzen. Verwundert sah ich ihn an, was er nur mit einem Kopfschütteln abtat. Mir sollte es Recht sein. Eilig griff ich nach dem Teller und häufte mir Wedges, Steak und Gemüse auf.
 

„Warum habt ihr es eigentlich so lange geheim gehalten, Jungs?“ Tristan verdrückte gerade ein Stück Sushi. Ich blickte nach hinten zu Joey, welcher mir bedeutete, ich solle essen. „Weil sowas peinlich ist, auch heute noch, Tris. Ich bin ein harter Junge, und kein…“ Joey wurde lachend von seinem Freund unterbrochen: „Was? Ein Depp? Ein Weichei? Komm schon, Joey, als ob das wen interessieren würde. Wir leben in einer aufgeklärten Zeit und nicht mehr im Mittelalter.“
 

Ich aß schweigend mein Mahl, wobei mich Joey am Bauch kraulte. Er wollte es alleine regeln, also beschränkte ich mich darauf, wenn nötig, einzuspringen. „Trotzdem, man wird uns schief angucken. Wir werden in der Schule eines der Hauptgesprächsthemen sein. Was machen wir im Sportunterricht?“
 

Kaiba tupfte sich mit einer Serviette den Mundwinkel ab und überschlug die Beine. „Du bist sowieso das Gesprächsthema Nummer eins, Wheeler. Es vergeht keine Woche, in der du nicht irgendeine Blamage ablieferst. Darüber solltest du dir keine Gedanken machen. Außerdem: Seit wann stört es dich, zuerst zuzuschlagen und dann zu reden, um deine Männlichkeit und Ehre zu verteidigen?“
 

Gekonnt wich Kaiba meiner Gabel samt aufgespießtem Fleischstück aus, welche ihm Joey entgegenwarf. „Nanana, ein wenig mehr Respekt in meinem Haus, ja? Ewig wird dich dein kleiner Freund auch nicht beschützen können. Steh wenigstens zu ihm, du hast ihm genügend Schwierigkeiten eingebrockt.“
 

Ich konnte Joeys Brust an meinem Rücken spüren, welche sich in unregelmäßigem Abstand hob und senkte. Wahrscheinlich würde er gleich ausrasten. Sanft drapierte ich meine Hände auf der Seinen, welche meinen Bauch nach wie vor streichelte.
 

„Yugi, darf ich dich einmal was fragen?“ Tea hatte gerade mit ihrem kleinen Freund getuschelt, der nun zu mir herübersah. Er nickte lächelnd: „Klar, frag nur.“ Warum hatte ihn diese Stimme, dieser Mahad, Pharao genannt? Was hatte es mit diesem komischen Ring auf sich?
 

„Kennst du einen Mahad?“ Ich schrägte meinen Kopf ein wenig und Yugis Lächeln wurde noch ein wenig breiter. „Das erklärt deine Affinität zum Schwarzen Magier. Ja, ich kenne Mahad, oder besser gesagt ein Teil von mir. Hat er sich dir gezeigt?“
 

Kaiba schnaubte abfällig: „Diese Märchen schon wieder. Reinkarnation, Magie, Schatten…alles lächerlich.“ Der CEO schob seinen Stuhl zurück und stand auf. „Ihr könnt heute hierbleiben, aber seid nicht zu laut. Ich muss mich auf die nächste Firmensitzung vorbereiten.“ Leise zog Kaiba die Tür hinter sich zu und wir waren unter uns, mal abgesehen von Mokuba, der meinem Gespräch aber auch aufmerksam folgte.
 

„Ja, nein, also…“ Ich rang um Worte. „Ihr könnt mich jetzt für einen Spinner halten, aber mir ist in der VR jemand erschienen, ein junger Mann mit orientalischem Touch. Er trug alte, komische Kleidung und wirkte so vertraut. Mir hat er sich als Mahad vorgestellt.“
 

Yugi nickte leicht: „Ja, Mahad war ein Hohepriester des Alten Ägyptens und ein guter Freund des damaligen Pharao. Er hat seine Lebensessenz in den Schwarzen Magier übertragen, und diesen so überhaupt erst geschaffen.“
 

Ich seufzte leise. So wie alle anderen, mit Ausnahme von Joey und Mokuba dreinschauten, glaubten sie wohl Yugis Story. War ich von Irren umgeben? War ich selbst irre, weil ich dieser aberwitzigen Geschichte glauben wollte.
 

„War es darum so einfach, zu kämpfen? Ich wusste teilweise instinktiv, was zu tun war? Es fühlte sich richtig an. Ich fühlte mich…frei.“ Yugi nickte erneut. „Ja, deine Energie und die von Mahad sind wohl eins. Du bist seine Reinkarnation. Eigentlich…“ Dabei senkte sich der Blick meines kleinen Freundes und auch Bakura sah zur Seite.
 

„Was ist los?“ fragte ich und schob dabei die Augenbrauen in die Höhe. Hatte ich etwas Falsches gefragt oder gesagt? „Nun, siehst du meine Halskette?“ Yugi hielt das pyramidenartige Ding in die Höhe. „Ja, natürlich. Ein außergewöhnlicher Schmuck. Ich wollte dich schon immer mal fragen, woher du es hast.“ Mit einem leisen Klirren kehrte das Milleniumspuzzle an Yugis Brust zurück. „Das ist einer der Milleniumsgegenstände. Es gibt sieben davon. Ich besitze einen, genauso wie…“ Sein Blick glitt dabei zu Bakura, welcher ein wenig beschämt wirkte.
 

„Weiter? Dieses schmucke Beiwerk kann was?“ Man konnte die Ungeduld in meiner Stimme hören. „Jeder Gegenstand hat eine besondere Eigenschaft. Pegasus hat ein Auge besessen, mit dem er in den Geist seiner Gegner schauen konnte. Es gibt noch den Stab, die Halskette, den Schlüssel, die Waage und…“ Ich vollendete seinen Satz: „Einen Ring, oder?“ Yugi nickte. „Ja. Begnüge dich fürs Erste damit, dass es äußerst seltene und wertvolle Gegenstände sind. Der Ring ist…anders als der Rest.“
 

Das war wieder einer der Momente wo Fakt und Realität gegen Glaube und Wahnsinn in mir ankämpften. Ein Auge, mit dem ich in den Geist von jemandem schauen konnte? Das war doch lächerlich. Den Blicken meiner Freunde nach zu urteilen glaubten sie diesen Schwachfug aber.
 

„Wir sprechen später drüber, einverstanden? Kaiba hat einen riesigen Indoor-Pool, den wir dringend einmal ausprobieren sollten.“ Yugi zwinkerte nur und ich machte mich wieder über mein Essen her.

„Wow, du machst ja Joey Konkurrenz was Appetit und Manieren angeht“ schmunzelte Tea. „Lasch mich, ich bin hungrig“ konterte ich und führte meine Fresseskapade unbeirrt fort.
 

Nach dem Essen begaben wir uns in einen weiß gefliesten Raum, der tatsächlich einen Swimming-Pool enthielt. Alle, sogar Joey, plantschten im Wasser. Dieser behielt jedoch sein T-Shirt an, mit der Begründung „Wenn es klebt, regt es die Vorstellungskraft nur noch mehr an“. Wir spielten eine Runde Wasserball, wobei Mokuba, Joey, Yugi und ich ein Team gegen Duke, Tristan, Tea und Bakura bildeten. Letzterer wirkte ein wenig abwesend, versuchte aber, es sich nicht anmerken zu lassen. Unser Team verlor haarscharf, was wir aber mit einer Runde „Tauchen“ der anderen konterten.
 

Nach dem freien Nachmittag machten wir uns gemeinsam an die Hausaufgaben für Englisch, Japanisch und Geschichte. Mokuba verzog sich inzwischen in sein Zimmer. Zum Abendessen gab es gebratenen Reis, Fisch und Nudeln. Wir vermieden jegliche Gespräche über den gestrigen Tag und konzentrierten uns lieber auf andere Dinge, wie etwa Tristans neuestes Stuntvideo, Bakuras Geständnis, dass er mit einem Mädchen aus der Parallelklasse geknutscht hätte, und Teas Ideen für den Weihnachtsball. In der gesamten Zeit, hielt Joey entweder meine Hand, streichelte, oder berührte mich sonst irgendwie. Zumindest vor unseren Freunden war es ihm nicht peinlich.
 

„Mann bin ich müde“ gähnte Tristan und streckte sich ausgiebig. Duke nickte: „Ich auch. Es ist ja auch schon spät.“ Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es kurz nach elf war. „Hauen wir uns hin Leute, hm? Morgen ist schulfrei. Ich habe eine SMS bekommen, dass irgendetwas mit der Heizung nicht stimmt.“ Alle sahen Tea einstimmig sauer an. „Mensch, Tea – dann hätten wir die Hausaufgaben heute ja gar nicht machen müssen.“ Joey schob beleidigt seine Unterlippe vor. „Dir schadet es sowieso nicht, mal ein wenig früher deine Arbeiten zu bewältigen, Meister der Prokrastination.“ Der fragende Gesichtsausdruck meines Freundes ließ mich schmunzeln. „Sie meint, du schiebst alles vor dich her.“
 

Wir alle lachten lautstark, als Joey sich beschwerte, was sich Tea denn herausnehme. Er habe bisher noch jede Aufgabe erledigt. Nach Teas Konter, dass dies meist zu spät gewesen sei, wurde ich von einem schmollenden Joey aus dem Raum gezogen. „Gute Nacht, Leute. Bis morgen!“ Ich winkte ihnen noch zu, nur um dann ins Zimmer geschliffen zu werden.
 

Joey und ich putzten uns die Zähne und unterhielten uns über Duel Monsters, ehe wir gemeinsam im Bett, eingemümmelt in die Decke, und eng aneinandergepresst, langsam wegdämmerten. „Ich liebe dich, Joey“ hauchte ich ihm noch zu. Sein regelmäßiger Atem verriet mir, dass er bereits schlief. Dem schloss ich mich auch an.



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