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Wieder vereint

Ich war auf einem weichen, sanften Untergrund gebettet. Neben mir lag jemand. Vorsichtig öffnete ich die Augen und erkannte das Gästezimmer der Kaibavilla. Ich musterte die Person neben mir. Man hatte die Nachttischlampen angelassen. Mir fiel ein Stein vom Herzen: Joey lag da, frei von jeglichen Verletzungen und Ähnlichem. Vorsichtig schob ich die Bettdecke ein wenig nach unten und strich ihm über die nackte Schulter. Ich selbst trug nur eine kurze Trainingshose, und vermutete, dass es Joey ähnlich ging.
 

Dieser regte sich tatsächlich unter meiner Berührung. „Joey?“ hauchte ich ihm sanft zu. Flatternd öffneten sich seine Augenlider und ich wurde mit großen Augen angestarrt. „David? Wie?“ Bevor er weiterfragen konnte, legte ich meine Lippen auf die Seinen und küsste ihn zärtlich. Wir beide schlossen fast zeitgleich die Augen und ließen uns einfach fallen. Der ganze Schmerz und Kummer der letzten Stunden schien vergessen. Endlich waren wir wieder vereint.
 

Ich genoss das Gefühl, Joey zu spüren. Nach einiger Zeit lösten wir uns wieder und ich legte meine Arme um seine Brust, ihn an mich heranziehend. „Ich dachte, ich hätte dich endgültig verloren“ kam es leise aus meinem Mund. „Dich vor mir liegen zu sehen, geschunden, das hat mir das Herz gebrochen.“ Ich strich ihm mit den Lippen sanft über die Ohren.
 

„Ich habe dich unnötig in Gefahr gebracht“ flüsterte Joey und verkrampfte sich in meinen Armen. Ich verstand was er meinte. „Schhh, hast du nicht, Joey“ beruhigte ich meinen Freund und schmiegte mich an ihn. „Es hätte nichts geändert, wenn du mir von Mei und dir erzählt hättest“ sagte ich und wartete vergeblich auf eine Antwort. So fuhr ich dann fort: „Ich hoffe du bist mir nicht böse, Joey.“
 

Dieser regte sich schlussendlich und drehte mir sein Gesicht zu. Seine Augen waren glasig und er hielt nur mit Mühe seine Tränen zurück. „Warum sollte ich dir böse sein?“ Ich spürte seine Hand an meiner rechten Wange und lächelte schwach. „Joey? Ich habe dich wahrscheinlich fast getötet, dir unsägliche Schmerzen und Qualen zugefügt.“ Entgegen meiner Erwartungen schüttelte mein Freund den Kopf: „Nein, das habe ich dir. Ich wusste, du wärst stark genug mich zu besiegen. Es war nur schlimm zu sehen, wie ich dir das Schwert in die Schulter geschlagen habe. Diesen Schrei, dein Gesicht dabei…“ Joeys Stimme war brüchig geworden und schlussendlich verstummte er ganz.

„Sie hat dich kontrolliert, oder?“ fragte ich und wurde mit einem wortlosen Nicken abgespeist. „Dann ist es nicht deine Schuld. Hör auf dir Gedanken zu machen, wenn du es nicht verhindern konntest.“ Vorsichtig ließ ich meine rechte Hand nach unten wandern und verwob meine Finger mit denen von Joey. „Wir sind ein Team, ein Paar – wir sind eins. Unsere Liebe übersteht alles.“ Meine Worte zauberten ein schmales Lächeln auf die Lippen meines Freundes.
 

„Darf ich dich etwas fragen?“ Seine Stimme war nicht mehr als ein Hauchen und ihr schwang Schmerz und Kummer bei. Joeys Lächeln erlosch augenblicklich. Ich nickte und streichelte ihm mit dem Daumen über den Handrücken. „Sie meinte, du hättest mit ihr geschlafen. Stimmt das?“ Er vermied es mir bei der Frage in die Augen zu sehen.
 

„Würdest du mir glauben, dass ich es für dich getan habe?“ Nun war ich es, der seine Stimme senkte. „Sie hat mich erpresst, sie würde unsere Beziehung öffentlich machen. Ich hatte Angst, dich zu verlieren. Es ging alles so schnell. Mein Hass auf sie ist mit jeder Sekunde gewachsen, bis ich ihr genau das gegeben habe, was sie so begehrte.“
 

Ich konnte die Enttäuschung in Joeys Augen erkennen. Ich hatte ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. „Joseph Wheeler“ begann ich, und bettete sein Gesicht zwischen meinen Händen: „Ich liebe nur dich, dich und niemanden sonst. Bitte verzeihe mir diesen einen Fehler. Ich wollte es nicht und habe es nur gekonnt, weil es für dich war.“ Meine Entschuldigung hörte sich ausgesprochen noch dämlicher an als in meinem Kopf. Joey vermied es weiterhin, den Blickkontakt mit mir zu suchen. Ich hasste Mei nur noch mehr.
 

Vorsichtig löste ich mich von Joey und warf die Decke, welche uns beide bedeckte, in Richtung unserer Füße. Ich hatte Recht: Sowohl mein Freund als auch ich waren, abgesehen von einer kurzen, schwarzen Trainingshose, vollkommen nackt.
 

„Was machst du?“ fragte mich Joey verdutzt, während ich begann, mir mein Kleidungsstück vom Körper zu ziehen. „Wenn ich dir schon nicht geben konnte, was ich dir eigentlich schenken wollte, Joey, dann versuche ich wenigstens es jetzt wiedergutzumachen.“ Kurz bevor meine Scham entblößt worden wäre, stoppte mich Joey. Mein fragender Blick wurde mit einem Kopfschütteln beantwortet.
 

„So will ich es aber nicht. Es soll etwas Besonderes sein. Liebe zeigt man nicht dadurch, dass man sich rasch irgendwie hinzugeben versucht. Alles gut.“ Damit lächelte er wieder ein wenig und küsste mich mit seinen warmen, weichen Lippen auf die Stirn.

„Hast du eigentlich Schmerzen Joey?“ fragte ich und begutachtete meinen Liebsten eingehend. Auf den ersten Blick war nichts zu erkennen. Bei genauerem Hinsehen fiel mir jedoch etwas auf: Einige blaue Flecken waren mittlerweile zu erkennen. War ich das gewesen? Nein, denn dann hätte ich auch welche haben müssen.
 

„Ein wenig, nichts Dramatisches“ beantwortete er meine Frage und zog mich in seine Arme. Fürs Erste war es das Beste, die Geschichte so im Raum stehen zu lassen. Er würde sich mir öffnen. Irgendwann. Ganz sicher. Ich schmiegte mich an Joey und blickte nach oben, seine rehbraunen Augen auf mir ruhend.
 

„Für einen kurzen Moment dachte ich, es wäre aus mit uns. Was waren das für Dinger, die Kaiba und Yugi beschworen haben?“ fragte ich und versuchte das Gespräch auf ein Thema zu lenken, in welchem mir Joey bei Weitem überlegen war: Duel Monsters.
 

„Das zu erklären ist kompliziert. Sie sind jedenfalls zwei sehr mächtige, schwer zu kontrollierende Monster.“ Der Glanz in Joeys Augen war unbeschreiblich – er war wieder in seinem Element, freute sich wie ein Kind, dass er mir etwas beibringen konnte. Es freute mich ungemein, meinen Schatz so aufblühen zu sehen. „Mächtiger als mein Schwarzer Totenkopfdrache?“ bohrte ich weiter nach und streichelte ihm über die Arme.
 

„Viel mächtiger“ bestätigte Joey meine Vermutung. „Warum hat man uns eigentlich gemeinsam in ein Bett gelegt? Nicht, dass es mich stören würde, aber das ist ungewöhnlich, selbst für enge Freunde.“ Mein Freund vollführte einen eiskalten Themenwechsel. „Hm? Ich weiß es nicht? Vielleicht…“ Mir war ein ziemlich schlimmer Gedanke gekommen. Hatten sie uns beobachtet? Wusste nun jeder von unserem, oder besser, Joeys Geheimnis? „Sie wissen es also?“ Ich konnte das Herz meines Liebsten förmlich rasen hören, es spüren, wie es sich hämmernd an seinen Brustkorb presste, im Sekundentakt.
 

„Schh, das ist noch nicht gesagt, und selbst wenn: Vor unseren Freunden sollten wir eigentlich keine Geheimnisse haben, Joey.“ Ich drehte mich umständlich in der Umarmung herum und küsste dann seine Halsbeuge. Joeys Körper versteifte sich augenblicklich, nur um dann wieder zu erschlaffen. Langsam glitten meine Lippen nach oben und vermischten sich mit den Seinen. Sanft knabberte ich an seiner Unterlippe und schlang meine Arme um seinen Nacken. Meine Nähe tat ihm gut, genauso war es auch umgekehrt. Zögernd beendete ich den Kuss und stupste ihn zärtlich mit meiner Nasenspitze an. „Du musst dich für nichts schämen. Heute ist es total normal, wenn man sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlt. Ein paar schräge Blicke werden wir sicher abbekommen, und in der Schule wird man uns auch ein wenig belagern, aber mit unseren Freunden an der Seite ist das kein Problem.“
 

Der Blondhaarige lächelte tatsächlich, wenn auch nur schmal. „Ich würde gerne deinen Optimismus teilen, David, aber…“ Ich unterbrach ihn, indem ich meinen Zeigefinger auf seine Lippen legte. „Wir machen uns darüber Gedanken, wenn es so weit ist.“ Schmunzelnd ließ ich mich auf Joeys Oberkörper ziehen und bettete meinen Kopf auf seiner Brust. Sekunden später waren wir wieder von der Decke umhüllt, welche ich zuvor abgestreift hatte.
 

„Ich liebe dich“ hauchte ich ihm noch entgegen, bevor mich der Schlaf übermannte. Es war ein anstrengender Tag gewesen, aber ich hatte einige wichtige Erfahrungen gemacht. Unsere Freunde hielten zu uns, und sogar Kaiba hatte ein wenig durchblicken lassen, dass wir nicht komplett außerhalb seiner Interessenssphäre existierten. Das war gut, denn ich brauchte noch etwas von ihm.



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