Schicksalsstränge von Naumi ================================================================================ Kapitel 20: Ehrlichkeit ----------------------- Triggerwarnung Tod, Gewalt Ehrlichkeit Kaum ging die Sonne auf, waren die Beiden wieder unterwegs. Kagome setzte zwar einen Fuß vor den anderen, spürte aber deutlich die Müdigkeit. Dieses Leben war langfristig anstrengend und nicht sonderlich erstrebenswert. Zudem kam, dass sie überraschend Bauchkrämpfe bekommen hatte, die ihre Tage ankündigten. Der Umstand war ihr nicht sonderlich angenehm, dachte die Frau doch ständig daran, wie empfindlich die Nase des Herren aller Hunde war. Aber er war selbst schuld, wenn er sie nicht einfach mitgeschleppt hätte, könnte sie den Zeitpunkt ihrer Monatsblutung mithilfe der Pille nach hinten verschieben. Ein Gähnen unterbrach ihre Überlegungen, es war sowieso müßig, denn sie kam nicht zu einem Schluss. Sesshōmaru wirkte angespannt, schon den ganzen Morgen. Beständig, aber nicht schnell, lief er und einige Male hatten sie die Route geändert, ohne, dass er ihr erklärte, warum. Oft schien er sich auf den Geruch in der Luft zu konzentrieren, das erkannte sie dann am kurzen Heben seiner Nasenflügel und, was auch immer es war, was ihn beunruhigt hatte, seine Körperhaltung war angespannt. Mehr wie sonst. In seinen Augen bemerkte sie einen Hauch von Rot. „Du wirkst beunruhigt", schließlich konnte Kagome nicht mehr an sich halten. Der Dämon musste sich gestehen, dass sie länger ausgehalten hatte ihre Neugierde zu unterbinden, als er erwartet hätte. „Ich rieche mehrere Yōkai", informierte er sie. „Das wundert mich, ich dachte, sie sei eine Einzelgängerin", stellte Kagome fest und tippte sich überlegend mit dem Finger an die Lippen und stütze ihr Kinn an Rest der Hand ab. „Es gibt viele Dämonenrassen, die im Rudel leben.“ „Ich habe gehört, dass einige Yōkai über gewissen Instinkten stehen", neckte die Priesterin den Daiyōkai. Aus dem Augenwinkel versuchte sie ihn zu beobachten, ging er nun doch schon recht langsam einige Zeit an ihrer rechten Seite. „Vorübergehend.“ Überrascht schnappte die Frau, bei einer solchen Information, nach Luft. „Also vermisst du dein Rudel?“ „Bin ich allein?“, fragte er und ihre Augen weiteten sich. Hatte Sesshōmaru ihre gerade das gesagt, was sie dachte, versteckt hinter den Worten heraus zu hören? Seine Stimme war wie immer emotionslos, sein Gesichtsausdruck befreit von Zeichen seines Gemütszustandes. Eine Weile schwiegen sie erneut, da Kagome aber das tiefergehende Bedürfnis, hatte ihn verstehen zu wollen und da der Herr des Westens am heutigen Tage umgänglicher schien, trotz seiner Anspannung, entschied sie sich, ihn aushorchen zu wollen, „Wieso hast du mich aus der Neuzeit entführt?“, die Frage war noch immer eine, die sie sich nicht erklären konnte. Sie war nicht sonderlich hilfreich, nichts, was sie konnte, war bei einer Jagt hilfreich, es war nun einmal ein Fakt, dass die Priesterin nur die Sinne eines Menschen besaß. Ja, sie konnte Yōki spüren, vielleicht sogar ein Stück weit besser wie andere Dämonen es konnten, aber das war das einzige. „Ich habe einen anderen Weg gebraucht", antwortete er ihr etwas kryptisch, aber ohne zu zögern. Stimmte das? Hatte seine Art, die Dinge anzugehen, tatsächlich nicht funktioniert? „Es fällt mir schwer, zu glauben, dass du sie damals tatsächlich nicht fangen konntest", sinnierte die Frau, ohne groß über ihre eigenen Worte nachzudenken. Sesshōmaru unterdrückte die Wut, sich durchaus bewusst, dass sie nicht gedacht hatte, ihn zu beleidigen, aber genau diese Empfindung jagte durch seine Adern. Es war für den Hundedämon erniedrigend, seine Fährte nicht verfolgen zu können, die Yōkai nicht zerfetzt zu haben, um dann von einem Menschen innerhalb kürzester Zeit wieder eine Spur aufgewiesen zu bekommen. Wie oft war die Miko schon so unbedacht ihm gegenüber? Dennoch wusste er, dass in der Vergangenheit Ereignisse lagen, in denen sie nicht unbedacht, sondern in vollem Bewusstsein gehandelt hatte. Noch immer verstand er nicht, wieso die Miko mehrfach ihr Leben für Nichts auf das Spiel gesetzt hatte. Generell war sie ihm ein Rätsel, nicht nur Aufgrund ihrer Herkunft, sondern auch wegen ihrem Verhalten. „Ich versteh dich nicht", seine Stimme ließ Kagome aus ihrem Halbschlaf aufschrecken, in den sie beim Laufen gefallen war. Erst wusste sie nicht, was sie erwidern sollte, es verwirrte sie einfach nur, dass er erneut ein Gespräch zu suchen schien. „Im Allgemeinen oder meinst du eine spezielle Situation?“ „Was denkst du, Kagome?“ Schnaufend ließ die junge Frau die Luft entweichen. „Ich denke, man kann sich erstaunlich schlecht mit dir unterhalten", erwiderte sie schließlich frustriert. Erst suchte er anscheinend das Gespräch, aber wenn man die Regeln der Kommunikation befolgte und den Ball zurückwarf, ließ er ihn einfach zu Boden fallen... Trotz seiner Anspannung wegen ihrer Mission amüsierte Sesshōmaru das kurze Geplänkel. Tatsächlich entspannte es ihn, die Miko etwas aufzuziehen. Natürlich war ihm bewusst, dass sich so eine Unterhaltung schwierig gestaltete, aber das störte ihn nicht wirklich. Es fiel zwar aus seiner Art, aber was war schon noch so wie sonst? Zudem war es ähnlich unterhaltsam, wie Rin und Jaken bei ihren Streitereien zuzusehen, nur das er, im Falle der jungen Frau die neben ihm herlief, mehr Eigeninitiative ergreifen musste. Kaum sah er aus dem Augenwinkel, dass die Shikon-Priesterin wegdämmerte, entschloss der Dämon sich ihr zu antworten, „Du bist mir eine Antwort schuldig.“ Erschrocken über die tiefe Stimme schreckte ihr Kopf nach oben. „Du machst das mit Absicht, oder?“, merkte Kagome zerknirscht an. Ein Schmunzeln unterdrückend, behielt er seinen neutralen Gesichtsausdruck bei und zog fragend die Augenbraue hoch. Erst da wurde Kagome bewusst, wie Recht sie hatte und man sah es an dem Funkeln in ihren Augen. Oh, wehe dir, Sesshōmaru! Mich so zu- Plötzlich blieb der Daiyōkai stehen, seinen Arm zur Seite gestreckt, um die Frau auch davon abzuhalten, weiter zu gehen. Wäre die Priesterin nicht damit beschäftigt gewesen, ihn aufmerksam zu mustern, während sie gedanklich an ihrer Rache feilte, hätte sie nicht mehr abstoppen können. „Wa-“, setzte die junge Frau zum Sprechen an. „Der Wind hat gedreht. Wahrscheinlich weiß sie, dass wir kommen", seine Stimme war ein Hauch, aber dennoch bestimmend. Die Witwe spürte, wie ihr Herz anfing zu rasen, der Gedanke an den weiblichen Dämon machte sie nervös. In diesem Moment wurde sie komplett wach, unweigerlich stauten sich nun negative Gefühle in ihr an und setzten ihren Geist in Alarmbereitschaft. „Komm", der Befehl war eindeutig und erinnerte sie daran, dass der Dämonenfürst eigentlich noch unnahbarer war, wie sie mittlerweile gewohnt war. Die Miko nickte und folgte Sesshōmaru, der einen Bogen beschrieb, um sich dem Dorf dann zügig aus einer anderen Himmelsrichtung zu nähern. Zumindest verwirren konnten sie die Yōkai noch. Dennoch war er kurz versucht, noch mehr zu beschleunigen, jedoch war der Mensch, der hinter ihm hereilte, nicht fähig, ein solches Tempo zu erreichen. Sollte er sie erneut tragen? Bei einem anderen Menschen hätte er nicht einmal über diese Option nachgedacht, Kagome allerdings, dass gestand er sich ein, roch gut und es störte ihn nicht, wenn sie ihm auf diese Art nahekam. Solange er die Kontrolle über die Situation behielt, die Dämonin zerstören konnte und endlich diese Schmach beenden, war er zu allem bereit. Jedoch, bevor er sich zu ihr umdrehen konnte, trug der Wind einen anderen Geruch zu ihm. Innerlich erstarrte er erneut, doch sein Körper beschleunigte im selben Moment und er raste ohne Rücksicht durch die Bäume in Richtung der neuen Fährte. Überrascht weiteten sich blaue Augen, dann beschleunigte auch der Mensch seinen Schritt und schlug sich durch das Unterholz. Als Kagome die ersten Hütten durch die Blätter und Zweige des Waldes erahnen konnte, schlug ihr ein vertrauter und dennoch abartiger Schwall entgegen. Tod und der Prozess von sich zersetzenden Fleisch. Angewidert zog sie die Nase hoch, aber wie sie schon am Vortag vermutet hatte, schien ihr der Geruch mittlerweile wieder vertraut und ihr Körper schien ihn besser ignorieren zu können. Die ersten Leichen, die sie passierte, waren da etwas ganz anderes. Das Blut klebte an jedem verwitterten Blatt um die toten Körper, Maden fraßen sich durch Gewebe und wanden sich in bereits leeren Augenhöhlen, Gliedermaßen die fehlten und gebrochene rausstehende Knochen. Der Anblick drehte ihr den Magen um. Blutspuren zogen sich über das Holz von Hütten, Leiber, die dagegen geschmissen worden waren, lagen zusammengesunken und verstümmelt darunter, wie zerbrochene Puppen. Kagome betrachtete all diese Spuren der Verwüstung und spürte den Schmerz von vor drei Jahren, der als Echo ihren Körper erschütterte. Jedoch war ein drastischer Unterschied an diesem Ort zu sehen. In dem Dorf, das damals ihre Heimat gewesen war, konnte sie keinerlei Spuren von Kampf entdecken, hier war es das Gegenteil. Getrocknetes Blut war verspritzt worden, Gelenke gebrochen, Leiber durch die Gegend geschleudert. "Sie ist verrückt", hauchte die Onna. Die Yōkai riss ihren Opfern nicht mehr nur die Herzen aus. Nein, sie schien mehr zu wüten, mehr zu hassen, mehr Blut lecken zu wollen- Eine Totengräberkrähe beobachtete Kagome ihre vorsichtigen Schritte, während sie sich an dem Fleisch eines Menschen gütig tat. Da unterbrach ein Laut die erdrückende Stille. Blaue Augen fokussierten sich auf einen entfernten Punkt hinter einigen Hütten und die Zeitreisende erinnerte sich daran, was sie hierher geführt hatte. Darauf bedacht, nicht auf etwas zu treten, rannte sie los. Sie schob sich durch ein schmale Gasse an den Wänden vorbei, da sich in dieser weniger Tote befanden als auf den Hauptwegen. Nur Sekunden später stoppte sie erneut, betrachtete den riesigen Leib eines Yōkai, dessen Fell und Gewebe Spuren von Grün aufwies, das ihn langsam zersetzte. Eine Hyäne, wahrscheinlich aus demselben Rudel, dem sie am Vortag begegnet waren. "Kagome", Sesshōmaru seine Stimme lotste sie zu sich, er wirkte nicht mehr angespannt, aber aufmerksam. Er war mehr als unzufrieden, als die Miko sich ihm langsam näherte. Er hob er seinen Blick an. Dieser hatte auf der weiblichen Yōkai gehaftet, die er nach der Zerstörung des Aasfresser gefunden hatte. Genau beobachtete er die Reaktion von seiner Begleitung. Der Geruch von verwesendem Fleisch war so einnehmend, dass er nicht einmal selbst wusste, ob er bestimmen konnte, was passiert war. Wo genau die richtige Yōkai hin verschwunden war. Aber der Mensch, Kagome, hatte ihn schon einmal überrascht. Würde Sie einen weiteren Weg finden? Wüsste sie, was jetzt zutun war? Sobald sie nahe genug war, verstand sie was er meinte. "Wo ist DIE Yōkai?" Kurz herrschte erneut erdrückende Stille. Schließlich entschloss sich der Daiyōkai, ehrlich zu ihr zu sein. "Ich weiß es nicht." „Ehrlichkeit ist die Erotik des Alltags.“ Petra Kniemeyer Huhu! Heute gibt es ein etwas düsteres Kapitel. Ich hoffe es gefällt dennoch? Hatte jedenfalls viel Spaß es zu schreiben und es zeig die neue Dynamik zwischen unseren Reisenden meiner Meinung nach. ;) Bis Freitag. LG Naumi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)