Merlin von LenaVanTionas (Das Schicksal von Camelot) ================================================================================ Kapitel 31: Freunde bis zum Ende der Zeit -----------------------------------------       Kapitel 31 – Freunde bis zum Ende der Zeit     Das Zwitschern der Vögel wehte über die Lichtung. Die Sonne nahm langsam ihren Platz am Himmel ein. Die ersten Strahlen schienen durch die Wipfel der Bäume und kündigten den neuen Tag an. Gemächlich erwachten langsam alle auf der Lichtung. Nahmen die friedliche Atmosphäre in sich auf. So eine erholsame Nacht hatte seit langem keiner mehr von ihnen. Es machte keinen Unterschied, dass sie in einem Wald genächtigt hatten. Die Gewissheit, dass sie seit einem Jahr ohne die Bedrohung durch Morgana leben konnten und das Land immer weiter erblühte, ließ in ihnen Freude und Erleichterung herrschen. Das nun auch ihr aller Freund wieder bei ihnen war, ließ Glück in ihnen aufkommen, dass niemand zu beschreiben vermocht hätte. Es war ein wahres Wechselbad der Gefühle, doch der Grund war der Beste, den sie sich je erhoffen konnten.   Umso erfrischter und erholter erwachten Arthur, Gwen und ihre Freunde.   Arthur schlug die Augen auf und blinzelte. Kurz sah er sich um, war ein wenig orientierungslos, doch schnell kamen die Erinnerungen des Abends wieder zurück. Ein breites Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Ein Gewicht, welches auf seinem rechten Arm lag zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Gwen hatte sich an ihn heran gekuschelt und er hatte einen Arm um sie geschlungen. Ein seliges Lächeln war auf ihren Lippen zu sehen. Auch sie schien eine schöne Nacht gehabt zu haben. Sanft küsste Arthur seine Frau auf die Stirn. Nur Sekunden später schlug sie die Augen auf, blinzelte und sah zu ihm auf. Ihr Lächeln wurde noch breiter. Es schien ihr nicht im Geringsten etwas ausgemacht zu haben, auf dem Waldboden zu schlafen. Arthur küsste Gwen kurz auf den Mund, bevor er sich langsam aufsetzte und umsah. Leon war bereits aufgestanden und streckte sich. Auch Elyan saß bereits aufrecht und grinste Arthur an, als er dessen Blick bemerkte. Gwaine schien noch im Traumreich zu sein, als er von Percival einen leichten Tritt in die Seite bekam. Dafür musste sich der große Ritter zwar etwas strecken, doch der Anblick von Gwaine, welcher aufschreckte und sich beim aufschnellen fast in seinem Umhang verfing, war es allemal wert gewesen. Die Lichtung wurde von Lachen erfüllt. Es war wie am vergangenen Abend. Keiner von ihnen hatte seit einem Jahr mehr so ausgelassen gelacht. War so fröhlich. Glücklich. Die Zeit der Trauer war vorbei. Sie konnten alle wieder richtig lachen und leben. Wieder sie selbst sein. Denn das Stück, welches dazu gefehlt hatte, war wieder da. Merlin war wieder -   Mit einem Mal blieb Arthur das Lachen im Halse stecken. Bei seinem Blick über die Lichtung hatte er eine Person nicht gesehen. Eine Stimme hörte er in diesem Moment nicht lachen. Noch einmal sah Arthur sich um, noch genauer als vorher, doch das Ergebnis blieb das Gleiche. Merlin war fort.   Panik kam in Arthur auf. Sein Atem ging schneller. Die Möglichkeit, dass alles nur geträumt zu haben, ließ Übelkeit in ihm aufsteigen. Er schlug seinen Umhang, welcher als Decke fungierte, zurück und erhob sich schnell. Den Blick von Gwen bemerkte er nicht. Auch seine Ritter sahen ihren seltsam König an, doch das alles zählte in diesem Moment nicht. „Merlin?“, fragte Arthur in die Runde, als wäre Merlin nur hinter dem nächsten Baum und würde hervor kommen, sobald er die Stimme seines Königs hörte. Doch er kam nicht. Beinahe erwartete Arthur verwirrte und fassungslose Blicke von seiner Frau und seinen Begleitern, wie er denn nur auf die Idee kommen könnte, dass Merlin da wäre. Sein Herz krampfte. Als auch die Anderen sich umsahen und nach Merlin riefen fiel Arthur solch eine große Last vom Herzen. Er hatte nicht geträumt. Er sandte Danksagungen an die Götter. Der letzte Abend war wirklich passiert. Doch wo war Merlin?   Ein Rascheln zwischen den Bäumen ließ sie alle herumfahren. Bevor auch nur einer von ihnen ein Schwert zücken konnte, trat bereits der Gesuchte aus dem Wald hervor. Merlin blieb kurz stehen, als er merkte, dass die gesamte Aufmerksamkeit seiner Freunde auf ihm lag. Sein Blick zeigte Verwunderung, doch schon grinste er und hielt die Wasserschläuche der Ritter hoch, welche er aufgefüllt hatte. Merlin wurde allerdings nur angestarrt.   Arthur hätte beinahe vor Erleichterung losgelacht. Es war kein Traum. Nicht für ihn und auch nicht für seine Freunde. Es war keine Einbildung. Es war Wirklichkeit. Merlin lebte.   Es wurde kein Wort in diesem Moment gesprochen. Das laute Lachen und die leichten Tränen im Augenwinkel waren genug…     Sie hatten sich schnell wieder beruhigt und dem Schwarzhaarigen durch die Haare gewuschelt. Einfach, um sich noch einmal davon zu überzeugen, dass es wahr war. Das Merlin wirklich zurück war…   „Wir sollten langsam zurück nach Camelot“, entschied Arthur. So ruhig und entspannend die Umgebung auf sie alle wirkte und wie sehr sie die letzten Stunden trotz des Gefühlschaos genossen hatten, so sehr zog es sie alle wieder zurück nach Camelot. Dort gab es noch viel zu erledigen. Und noch mehr zog es sie zurück, jetzt, wo Merlin sie begleiten konnte und und ganz Camelot konnte endlich die ganze Wahrheit erfahren. Es brannte Arthur schon seit einem Jahr auf der Seele, dass das ganze Königreich erfahren sollte, wie viel sie und vor allem er selbst Merlin zu verdanken hatten. Und nun sollte es endlich soweit sein.   „Aber vorher“, warf Merlin ein und erhielt somit die gesamte Aufmerksamkeit „gibt es noch jemanden, den ich euch vorstellen möchte.“ Verwundert wurde der Schwarzhaarige angesehen. Tief holte Merlin Luft. „Aithusa!“ Er hatte gespürt, dass sie in der Nähe war. Sie schien sich nicht selber zu trauen, auf die Lichtung zu treten. Vielleicht wollte sie auch einfach den richtigen Moment abwarten. So mächtig Aithusa als Drache auch war, sie war noch jung und hatte bisher sehr selten Kontakt zu Menschen. Und in ihrem ersten Leben hatten ihr die Menschen auch kaum eine Chance gegeben, zu beweisen, dass sie kein Monster war. Das… sollte sich jetzt ändern.   Langsam kommt Aithusa auf die Lichtung. Majestätisch und mit erhobenem Kopf stellte sie sich vor die Anwesenden. Ihre strahlend blauen Augen blickten umher. Keine Spur von Unsicherheit war zu sehen. Merlin allerdings konnte sie spüren. Ermunternd und mit einem Lächeln nickte er ihr zu, bevor er sich seinen Freunden zuwandte. „Darf ich euch vorstellen? Aithusa, die Letzte ihrer Art.“ Bedauern schwang in Merlins Stimme mit. Er nahm sich vor herauszufinden, ob es nicht doch eine Möglichkeit gab, dass die Drachen fortbestehen konnten. Den zweiten großen Traum von Kilgarrah wahr werden zu lassen. Das war er nicht nur dem Großen Drachen schuldig. Auch seine Ehre als Drachenmeister verlangte es. Kurz blitzte es in den Augen von Aithusa auf. Stumm nickte sie ihm zu und er verstand. Sie würde bei dieser Suche an seiner Seite sein. Aithusa wandte sich nun wieder an die ihr unbekannten Personen, neigte ihren Kopf und verbeugte sich leicht vor den Anwesenden. „Seid mir gegrüßt. Es ist mir eine Ehre, Euch noch einmal zu begegnen, Eure Hoheit. Und ebenso Euch, Mylady. Und auch Euch grüße ich von Herzen, legendäre Ritter von Camelot.“   Merlin lächelte, während seinen Freunden die Verwirrung anzusehen war. So wie Kilgarrah und die Druiden immer von dem Schicksal Arthurs sprachen… der Titel „Einstiger und zukünftiger König“… so war Merlin außerdem klar, dass auch die treuen Ritter von Arthur in die Geschichtsbücher eingehen und zu Legenden werden würden. Die Legende von König Arthur und den Rittern der Tafelrunde. Merlin würde es ihnen erklären. Irgendwann. Nun mussten sie aller aber erst einmal das hier und jetzt bewältigen.   Merlin trat an Aithusa heran und legte ihr eine Hand auf den Kopf. Leicht strich er darüber. Die Drachendame schloss die Augen und schien die Berührung zu genießen.Viel zu selten wurde ihr dieses Privileg zu teil und noch viel länger war es her. Mit Merlin an ihrer Seite konnte Aithusa endlich das Licht sehen. Und es auch spüren. Die Geborgenheit, Wärme und Liebe. Und sie schwor sich, Merlin nie wieder zu verlassen.   „Aithusa ist ab jetzt ein Teil meines Lebens. Deswegen bin ich der Meinung, ihr solltet sie alle kennenlernen.“ Ein schelmisches Grinsen lag plötzlich auf seinem Gesicht. „Zuallererst ist die werte Königin an der Reihe.“ Bedächtig näherte sich Aithusa Gwen, welche die Drachendame erstaunt musterte. Sie war nicht dabei, als sich Aithusa in Camelot zeigte. Nur die Erzählungen im Nachhinein waren ihr geblieben. Umso erstaunter war es nun für sie, diesen Drachen leibhaftig vor sich zu sehen. Kilgharrah war damals um ein vielfaches größer und in gewissem Sinne auch viel beeindruckender. Doch dafür ging von Aithusa eine Wärme aus, die Gwen beinahe vollkommen in ihren Bann zog. Sie fand Aithusa einfach wunderschön. Auch die Männer sahen mit neugierigen Blicken zu der Drachendame. So unschön ihre andere Begegnung mit Drachen und ähnlichen Kreaturen waren, so erstaunlich und beinahe sanft sahen sie nun diesem Schauspiel zu. Von der Drachendame ging einfach eine Ruhe aus, die sie alle vereinnahmte. Aithusa atmete tief ein und aus, stieß einen warmen Atem in ihre Richtung, bei dem Gwen kurz die Augen schloss und seufzte, bevor Aithusa sich vor Gwen verneigte. Überrascht wurde sie gemustert.   Merlin lächelte sanft. „Ich gratuliere Gwen. Nun hast du eine persönliche Beschützerin.“ Gwen keuchte. Die Männer sahen überrascht aus, während Gwen erschrocken zu Merlin sah und sagte „Aber wieso... ich kann doch nicht - !“ Sie schien vollkommen verwirrt und fassungslos. Merlin hob eine Hand, um Gwen zu beruhigen. „Bitte beruhige dich, Gwen. Es ist alles in Ordnung. Es war Aithusas freie Entscheidung. Sie hat sich dafür entschieden, dass sie an deiner Seite bleiben und dich beschützen möchte.“ Kurz sah Merlin seine beste Freundin ernst an, bevor er feixte. „Außerdem wäre es ziemlich unhöflich, diese Entscheidung nicht zu akzeptieren. Drachen können ziemlich nachtragend sein. Vor allem Weibliche.“ Schnell wich er dem Schweif von Aithusa aus, welche nach Merlin geschlagen hatte. Ein leises Fauchen schickte sie in seine Richtung. „Das liegt meist nur an der männlichen Gattung.“ Merlin lachte und hob beschwichtigend die Hände. Verwundert wurde der kleine verbale Austausch zwischen Merlin und Aithusa beobachtet, bevor sich der Drache wieder an Gwen wandte. „Wie auch immer. Was auch geschehen mag. Ich werde an Eurer Seite sein und Euch helfen und beschützen.“ Leicht neigte Aithusa abermals ihren Kopf, was von Gwen nach kurzen Zögern auch erwidert wurde. Die Königin war noch immer verunsichert, doch sie lächelte leicht. Es gab noch einiges diesbezüglich zu klären, dass war der Königin durchaus bewusst. Aber in diesem Moment reichten ihr die Worte ihres besten Freundes und von Aithusa.   Merlin spürte währenddessen einen Blick auf sich. Als er sich umdrehte, begegnete er dem Blick von Arthur. Dieser Blick sagte Merlin, dass es noch viel zwischen ihnen zu besprechen gab. Das nicht nur Gwen einen Beschützer hatte. Und das sich Arthur dieser Tatsache inzwischen bewusst war. Unmerklich nickte Merlin seinem König zu. Sie würden reden. Er würde nicht mehr weglaufen oder Geheimnisse vor ihnen allen haben. Diese Zeiten waren vorbei.   „Arthur hat sie ja bereits kennengelernt.“ Kurz sah Merlin noch zu seinem König, welcher sich nun der Drachin zuwandte. Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, als er der Aithusa zunickt, welche sich wieder aufrichtete und ihm nun ihre Aufmerksamkeit schenkte. „Auch mir war und ist es eine Ehre, Aithusa. Und zudem schulde ich Euch großen Dank. Wenn Ihr nicht gewesen wärst… wer weiß, wie lange es noch gedauert hätte.“ Arthur sprach es nicht aus und doch wussten sie alle, was er meinte. Wäre Aithusa nicht gewesen und hätte diese Hoffnung in Arthur geweckt, dann wäre er vielleicht noch nicht in der Lage gewesen, seine zweite Hälfte zurück zu bekommen. Kurz streifte der Blick des Königs erneut den seines Dieners, welcher lächelte. Auch der König lächelte und nickte Merlin kurz zu, bevor er sich wieder an Aithusa wandte, welche ebenfalls zu lächeln schien.   „Wenn es irgendetwas gibt, was ich als Dank für Euch tun kann, dann zögert nicht, mir Euren Wunsch mitzuteilen.“ Leicht nickte Arthur ihr zu. Es war seltsam, diese Worte an einen Drachen… eine Drachendame zu richten. An Aithusa. Arthur musste sich langsam darüber in Klaren werden. Aithusa gehörte zu Merlin. Scheinbar auch zu seiner Frau, wobei er das noch nicht richtig verstand. Und er war ihr wirklich zu Dank verpflichtet. Das Mindeste, was er tun konnte war es, sie als eine normale Person zu behandeln und auch so von ihr zu denken. Und im Grunde nicht nur von ihr. Aithusa neigte abermals ihr Haupt. „Es war mir sowohl eine Ehre, als auch ein Verlangen, Euch zu helfen, mein König. In Euch liegen große Hoffnungen. Und das nicht nur von mir. Eines Tages werdet Ihr verstehen, wie wichtig Ihr für so viele Menschen seid. Mehr, als Ihr wahrscheinlich denken mögt. Im Moment verspüre ich nur den Wunsch, mich frei in Eurem Königreich bewegen zu dürfen. Der Himmel mag mein Zuhause sein, doch ich sehne mich nach einem Ort, den ich Heimat nennen kann. Und nun, wo Merlin wieder zurück ist, als der letzte Drachenmeister, ist es mein Verlangen, in seiner Nähe zu verweilen. Viele Jahre waren wir getrennt. Nun will ich unser bestehendes Band festigen. Und ich möchte meinen Schwur erfüllen, Eure werte Gattin zu beschützen. Deshalb bitte ich Euch, nachdem die Jagd auf Anhänger der Magie ein Ende gefunden hat, dass auch magische Geschöpfe, wie ich eines bin, in Eurem Königreich nicht weiter geächtet oder gejagt werden.“   Kurz schien Arthur aufgrund dieser Bitte überrascht. Es war eine vergleichsweise erstaunlich kleine Bitte. Allerdings hatte er nichts anderes erwartet. Sie schien viel Ähnlichkeit mit Merlin zu haben. Und der Schwarzhaarige hätte auch jede Belohnung verworfen oder etwas möglichst Kleines verlangt. Aus seiner Sicht. Arthur könnte wahrscheinlich niemals sagen, wie es wäre, aus einem ganzen Königreich ausgegrenzt oder gejagt zu werden. Und wie groß die Erleichterung sein muss, wenn jemand der Wunsch nach Ruhe und, vor allem, einer Heimat, wie Aithusa es ausdrückte, gewährt wurde. Für sie musste es quasi die Welt bedeuten. Freiheit schien Aithusa das Wichtigste zu sein und doch fehlte ihr etwas. Die wahre Freiheit eines Zuhauses. Für Arthur konnte es also nur eine Antwort geben.   „Nun, es sollte kein Problem darstellen, Euch in meinem Reich willkommen zu heißen. Ein wenig Zeit wird es vielleicht noch in Anspruch nehmen, bis es in jeden Winkel des Königreiches vorgedrungen sein wird, doch sobald wir in Camelot sind, werde ich Boten losschicken, die Eure Anwesenheit in meinem Reich erläutern werden.“ Nun war es an Aithusa, überrascht zu sein. Rasch hob sie ihren Kopf, um Arthur ins Gesicht zu blicken. Mit solch einer schnellen und auch positiven Antwort hatte sie scheinbar nicht gerechnet. Aber sie sah sofort, dass seine Worte ernst gemeint waren. Umso glücklicher war Aithusa. Und sie lächelte. Voller Freude verbeugte sie sich ein weiteres Mal. „Nun bin ich diejenige, welche Euch zu Dank verpflichtet ist, Mylord. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was für eine Erleichterung es für mich ist.“ Arthur nickte. Er konnte es sich wirklich nicht vorstellen, wie es für ein magisches Wesen ist, in einem Königreich zu leben, welches sie töten würde, wenn man sie sah. Doch unter seiner Herrschaft, mit all den Ereignissen, die er erlebt hatte, sollte sich nun das endgültig ändern. Arthur lächelte. „Nun, da das aber von vorneherein klar war, müssen wir später noch einmal zusammen kommen, um darüber zu reden, was für einen Wunsch ich Euch als Dank erfüllen kann.“ Aithusa schien verwirrt, als sie den König wieder ansah. „Das ist nicht nötig, Mylord. Wenn ihr mir erlaubt…“ Arhur hob die Hand und Aithusa verstummte. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie es für Euch war oder auch wäre, in meinem Königreich zu leben, wo jeder Angst vor Euch hätte. Ohne richtige Heimat oder einen Ort der Zuflucht. Aber ebenso wenig könnt ihr Euch vielleicht das Loch vorstellen, welches der Tod meines besten Freundes in mir hinterlassen hatte. Die Zerrissenheit, die in mir herrschte, als mir mein bester Freund aus den Händen gerissen wurde. Ohne, dass wir jemals die Chance hatten, uns gegenseitig vollkommen ehrlich zu sein. Was auch immer Ihr Euch also wünscht… so lange es in meiner Macht steht, werde ich alles tun, um Euch eure gute Tat zu vergelten.“ Arthur spürte die Blicke seiner Frau auf sich. Die Blicke seiner Ritter. Der von Aithusa. Doch am meisten spürte Arthur den Blick zweier blauer Augen, die genau auf ihn gerichtet waren. Der König schämte sich seiner Worte nicht. Nicht vor diese Menschen, die ihm alles bedeuteten. Nur kurz erwiderte Arthur den gerührten Blick seines besten Freundes, welcher ihn sanft anlächelte. In seinen Augen stand so viel geschrieben. Und in diesem Moment spürte es Arthur. Diese Verbundenheit. Es nun laut auszusprechen, welches Loch in ihn hineingerissen wurde, schien es erst real zu machen. Die Tatsache, dass sich das Loch in seinem Herzen und in seiner Seele nun wieder füllte. Seit einem Jahr war Arthurs Inneres zerrissen. Und nun in die blauen Augen zu sehen, die seinen eigenen so ähnlich waren. Voller Hoffnung, Entschlossenheit und Freundschaft. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sich Arthur gut. Es fühlte sich richtig an. So vollkommen. Als wäre seine zweite Hälfte, die ihm gestohlen worden war, endlich wieder zu ihm zurückgekehrt. Und er wollte sie nie wieder verlieren.         ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~         „Es geht nach Hause“, verkündete Arthur und sah Merlin mit einem sanften Blick an. Auch Gwen, Leon, Gwaine, Elyan und Percival sahen zu dem Schwarzhaarigen und sie lächelten. Sie hatten alle zusammen ihr Lager wieder abgebaut und waren nun froh, endlich wieder in heimischen Gefilde zurückzukehren. Vor allem, da sie nicht alleine waren. Aithusa hatte sich kurz nach dem Gespräch wieder zurück gezogen. Sie würde in der Nähe der Gruppe und auch in der Nähe von Camelot bleiben. Doch Merlin wollte nicht, dass die Bewohner von Camelot sie bereits zu Gesicht bekamen. Das wäre mit Sicherheit ein zu großer Schock und sie würden Angst vor ihr haben. Vielleicht würde Aithusa dabei verletzt. Das konnte Merlin nicht verantworten. Musste auch erst einmal Merlin selbst wieder in Camelot ankommen. Und das würde bereits für genug Verwirrung sorgen. Eine Person schien aber mit der Entscheidung, nach Camelot zurück zu reisen, einige Bedenken zu haben.   Merlin schluckte. Es gab nichts, was er im Moment lieber täte, als zurück nach Camelot zu reisen. Zurück zu Gaius. Wie sehr er seinen Mentor doch vermisste. Seinen Ziehvater. Tyr. Der stets gutgelaunte Stallmeister. Der ihn immer mit irgendwelchen Anekdoten über seine geliebten Pferde zum Lachen brachte. Die Köchin, welche ihm immer mit einem Augenzwinkern einen kleinen Korb frisches Obst oder einen Teller mit Würsten zuschob. Der Wirt der Taverne „Zur goldenen Sonne“. Wie er immer wieder mit einem Lächeln die Augen verdreht hatte, wenn Merlin Gwaine hinaus geschleppt hatte. Die Diener und Dienerinnen, mit denen er stets ein paar Plaudereien hatte. Und so vieles mehr. Merlin wollte wirklich wieder zurück. An der Seite seiner Freunde. An der Seite von Arthur. Aber es war nicht richtig. Nicht so. Nicht, wenn Arthur nicht wusste, was Merlin wirklich alles getan hatte. Manches davon könnte Arthur dazu bringen, erneut umzudenken. Und dann wollte Merlin lieber hier in den Wäldern sein und versuchen, einen neuen Weg für sich zu finden, als erneut aus Camelot verschwinden zu müssen.   „Ihr wisst noch nicht alles“, war Merlins leise Erwiderung. „Einiges wird Euch mit Sicherheit nicht gefallen. Und vielleicht... wird es reichen... damit Ihr Eure Meinung ändert, Arthur.“ Merlin wollte Arthur eigentlich schon viel früher alles erzählen. Doch nie hatte er den Mut aufbringen können ohne die Angst zu haben, Arthurs Hass auf sich zu ziehen und ihn verlassen zu müssen. Seinem Schicksal nicht gerecht werden zu können. Ein Teil ihres Schicksals war bereits erfüllt. Merlin hatte es geschafft, Arthurs Leben zu retten. Es lag jedoch noch ein weiter Weg vor ihnen. Nun aber hatte Merlin Angst, dass er zu lange gezögert hatte und nun deswegen Arthurs Zorn ausgesetzt sein würde. Was aus Merlins Sicht auch berechtigt wäre... „Merlin“, die Stimme von Arthur holte Merlin aus seinen Gedanken. Hände legten sich auf die Schultern des Schwarzhaarigen, worauf dieser den Kopf hob. Blaue Augen sahen ihn voller Verständnis entgegen. „Ich weiß, dass du Angst hattest. Sie noch immer hast. Doch das ist nicht nötig. Gaius hat mir vieles erzählt. Ich gebe zu, einiges hat mir nicht gefallen.“ Der Druck auf seinen Schultern wurde stärker. Merlin schluckte. Natürlich, Gaius war der Einzige, nach Lancelots Tod, den er um Rat fragen oder seine Taten beichten konnte. Und es war sein Wunsch, dass Gaius Arthur alles erzählen würde. Merlins Augen wurden groß. Sollte das etwa heißen - ?   „Ich weiß, was du getan hast, Merlin. Oft hast du dein Leben riskiert, um mein Königreich oder mich zu retten. Oft genug musstest du andere Leben beenden, um unsere zu retten. Ich weiß das. Ich will es allerdings noch einmal aus deinem Mund hören. Jede Tat, jede Geschichte, alles was vor unser aller Augen passiert ist und wofür wir dennoch zu blind waren. Jeden Augenblick, den du alleine bewältigen musstest und nicht ein Wort des Dankes erhalten hast. Ich will von dir jedes Detail wissen, welches dich zu einem Helden von Camelot gemacht hat.“ Merlin spürte, wie seine Ohren anfingen zu glühen. Er wollte widersprechen, sagen, dass er kein Held war, doch Arthur schien seine Absicht zu erkennen und hob die Hand. „Sobald wir Zuhause sind, werden wir uns ausruhen. Es werden bestimmt einige Fragen aufkommen. Was passiert ist oder wo du warst. Doch das werden wir in der nächsten Zeit versuchen zu regeln. Davor möchte ich mit dir sprechen. Und ich bin sicher,“ Arthur breitete seine Arme aus und zeigte auf seine Frau und seine Ritter „Ich bin nicht der Einzige, der so einiges wissen möchte.“ Da war er wieder. Der König von Camelot, welcher Anweisungen gab. Der bestimmte, was als nächstes zu tun war. Die Situation war so gewohnt und so alltäglich für Merlin, dass er nicht anders konnte. Er begann zu grinsen. „Wie Ihr wünscht, Mylord.“ Auch Arthur grinste. Und von den Rittern war Gelächter zu hören.   Wärme und Erleichterung erfüllten Merlin und er atmete tief durch. Nach all den Jahren war es nicht nur seine größte Furcht, dass Arthur und seine Freunde ihn hassen könnten. Auch der Gedanke, nie wieder nach Camelot zurück zu können, hatte Merlins Herz schwer werden lassen. Camelot war sein Zuhause geworden, seine Heimat, welche er mit allen Mitteln beschützen wollte. Es hätte ihm das Herz zerrissen, wenn er nie wieder einen Fuß in das Königreich hätte setzen dürfen. Doch all diese Ängste waren vorbei. Seine Freunde kannten die Wahrheit. Nicht die Ganze, doch sie vertrauten und liebten ihn. Arthur kannte die Wahrheit. Und er wollte Merlin an seiner Seite wissen.   Der Blick von Merlin schweifte zurück zwischen die Bäume, hinter denen der See von Avalon lag. Eine gewisse Melancholie herrschte in ihm. Zurück nach Camelot zu reisen bedeutete, sie zu verlassen. Doch hier konnte er nichts tun. Im Moment waren im die Hände gebunden, doch Merlin wusste eines gewiss. Eines Tages würde er sie wiedersehen.   Tief atmete Merlin durch, bevor er sich seinen Freunden zuwandte. Merlin lächelte glücklich. Es würde alles gut werden, da war er sich sicher. „Reiten wir nach Hause!“ Zuhause…       ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~       Die Rückkehr nach Camelot war das komplette Gegenteil der Reise zum See von Avalon. Lautes Gelächter hallte durch die Wälder. Immer wieder erzählte jemand eine Geschichte oder Witze und immer wieder wurde die gute Laune der Gruppe bewiesen. Gwen saß vor Arthur auf dem Pferd und führte die Zügel. Arthur hatte einen Arm um ihre Taille gelegt. Merlin saß auf der Stute von Gwen. Normalerweise war es einem Diener streng untersagt, eines der königlichen Pferde zu reiten, doch Gwen hatte Merlin mit Freuden und einem Lachen Platz gemacht. Daher rührte wohl auch ein Großteil der guten Laune. Merlin auf dem Rücken einer Stute sah man auch nicht alle Tage. Ein wenig zerknirscht hatte Merlin mit einem Seufzen den Kopf gesenkt, doch schnell hatte er darüber geschmunzelt und konnte nun mit seinen Begleitern aus vollem Herzen lachen. Zu ansteckend war die Fröhlichkeit, die unter ihnen herrschte.   Beinahe viel zu schnell kam die Gruppe in Camelot an. Die Menschen strahlten mit der Sonne um die Wette, als sie ihren König und ihre Königin sahen. Auch Leon, Gwaine, Elyan und Percival wurden freudig begrüßt. Die gute Stimmung, die Freude, welche die Ankömmlinge ausstrahlten, schienen für die Bewohner Camelots ein mehr als gutes Zeichen zu sein. Und ein Grund für sie, ebenfalls zu strahlen. Als die Menschen Merlin sahen, schienen sie allerdings erstaunt und auch verwirrt. Nur die wenigsten grüßten den jungen Mann, doch das nahm Merlin ihnen nicht übel. Zu gut konnte er sich denken, wie sein Auftauchen auf die Bürger wirken musste. Ein Jahr war er nicht mehr in Camelot gewesen und mit einem Mal tauchte er an Arthurs Seite wieder auf. Aber sie würden es erklären. Sobald Merlin mit Arthur, Gwen und seinen Freunden gesprochen hatte, würden sie sich darum kümmern. Die Aussicht auf dieses Gespräch bereitete Merlin ein mulmiges Gefühl, doch durch die beruhigenden Worte von Arthur vorhin im Wald war Merlin zuversichtlich.   Arthur stieg bereits aus dem Sattel und er war natürlich der Erste, dessen Pferd entgegen genommen wurde. Von niemandem als dem Stallmeister Tyr persönlich. Der etwas schwerfällig wirkende Mann kam überraschend flink auf sie zu. Tief verbeugte er sich vor seinem König, nachdem er ihn gegrüßt hatte und nahm die Zügel des stolzen Hengstes. Auch vor der Königin und den Rittern verbeugte er sich. Als er Merlin erblickte blieb Tyr ruckartig stehen. Einige Sekunden vergingen, bevor sich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. „Merlin!“ Mit dem königlichen Pferd im Schlepptau ging Tyr auf den Schwarzhaarigen zu. Mit seiner freien Hand zog er den überraschten Merlin in eine Umarmung. „Wie schön, dass du wieder zurück bist! Es war an vielen Tagen wirklich langweilig ohne dich. Kurz nach dem Kampf war die Stimmung in Camelot sowieso angeschlagen und dann ging es auch dem König und der Königin nicht gut. Wo warst du denn die ganze Zeit? Und was hast du gemacht? Geht es dir gut?“ Der Redefluss des Mannes war kaum zu bremsen und ein wenig fühlte sich Merlin davon erschlagen. Er wusste gar nicht, wie er darauf reagieren sollte, doch das musste er auch nicht. Durch ein Räuspern erlangte Arthur die Aufmerksamkeit des Stallmeisters zurück. „Tyr, bitte lasst Merlin ein wenig Luft zum Atmen. Er war ein Jahr nicht in Camelot und muss sich erst einmal wieder einfinden. Über die Geschehnisse seines Fernbleiben werden wir der Bevölkerung bald einiges erzählen können.“ Kurz blinzelte Tyr ein wenig verwirrt, bis sich seine Miene lichtete und er sich mit einem Lächeln abermals vor seinem König verbeugte. „Natürlich Mylord.“ Damit schien die Angelegenheit für den Stallmeister vorerst geklärt zu sein. Als er sich zum Gehen abwandte, drehte er sich allerdings nochmal kurz zu Merlin. „Ich bin auf jeden Fall froh, dass du wieder da bist, Merlin.“ Ein warmes Gefühl breitete sich in Merlin aus. Es freute ihn, dass zumindest für Tyr sich nichts geändert hatte und sie scheinbar immer noch so etwas wie Freunde waren. Mit einer tiefen Verbeugung wandte sich der Stallmeister ab, nicht ohne Merlin noch einmal mit einem Lächeln zu zu nicken, und ging mit dem Pferd davon. Auch die Pferde der Ritter und die Stute von Gwen waren bereits in ihre Ställe gebracht worden. Arthur gab die Anweisung, dass sich alle erst einmal ausruhen sollten, damit sie wieder vernünftig zu Kräften kamen. Mit einem Lächeln wandte er sich an Merlin. „Du hast allerdings noch etwas zu erledigen.“ Merlin legte leicht den Kopf schief, als er nicht auf Anhieb verstand, worauf sein König hinaus wollte. Dass er sich bereits wieder als Diener nützlich machen sollte, schien für Merlin ausgeschlossen. Arthur lächelte aufgrund von Merlins Unwissenheit. „Es gibt eine Person hier in Camelot, die sich ganz besonders freuen wird, dich zu sehen.“ Merlins Augen weiteten sich. Natürlich, wie konnte er denn bitte Gaius vergessen? Seinen Mentor, Freund und Ziehvater. Er musste sofort zu ihm! Der gleichen Meinung schien auch Arthur zu sein. „Geh zu Gaius und kümmere dich ein wenig um ihn. Heute Abend können wir uns zusammen setzen und über alles reden. Und wir werden dir zuhören, was auch immer du uns zu sagen hast.“ Leon, Percival und Elyan schlugen Merlin auf die Schulter und lächelten ihm zu. Gwaine hingegen zog ihn nochmal in eine feste Umarmung, bevor sie sich zusammen auf den Weg machten. So gerne sie sofort mit Merlin sprechen und ihn am liebsten vorerst nicht aus den Augen gelassen hätten, der König hatte Recht. So suchten sie ein wenig Ruhe, um sich auf den Abend vorzubereiten.   Auch Gwen ging. Vor Merlin blieb sie stehen, mit einem mehr als sanften Lächeln im Gesicht, und nahm ihn in den Arm. „Ich bin so froh, dass du wieder da bist“, hauchte sie leise. Merlin ist erst überrascht, erwidert die Umarmung jedoch freudig. Die Wärme, welche Gwen ausstrahlte, war für Merlin Balsam. Als sie sich wieder lösten, stellte sich Gwen an Arthurs Seite Der König nickt Merlin lediglich zu, doch das verstand der Schwarzhaarige. Die Freundschaft, welche sich auf eine körperlichen Basis zeigen wollte, welche sich Arthur im Bezug auf Merlin sicher war und die sich nur weiter festigen würde, musste noch reifen. Es war dem König immer schwer gefallen, seine Gefühle offen zu zeigen. Er würde Merlin wieder umarmen, dass stand für ihn außer Frage. Ein Jahr war jedoch vergangen und es war noch nicht alles ausgesprochen worden. Vor allem nicht im Beisein anderer Menschen oder der Öffentlichkeit. Es mussten noch einige Dinge geregelt werden, bevor sich Arthur Merlin gegenüber so benehmen konnte, wie er es tief im Inneren auch wollte. Doch er wollte nicht, dass sein Volk etwas missverstehen könnte und Merlin in irgendeiner Art in einem schlechten Licht dastehen würde. Wenn das Volk erst einmal erfahren würde, was sie Merlin alles zu verdanken hatten, dann würde niemand etwas dagegen sagen, welche besondere Freundschaft, welch Brüderlichkeit, zwischen König und Diener herrschte. Im Moment mussten sie alle aber erst mal ein wenig Ruhe finden. Heute Abend würden sie reden. Bis dahin konnten sie ihre Gedanken und Gefühle ordnen. Jetzt mussten Arthur und Gwen sich erst um den Rat kümmern. Also ging das Könisgpaar in Richtung des Ratsaals, während sich Merlin schnellen Schritten zu Gaius aufmachte.     Noch nie war es Merlin so schwer gefallen, die Gemächer des Hofarztes zu betreten. Weder, wenn er sich eines Rüffels von Gaius sicher sein konnte oder wenn er seinem Mentor seine Taten beichten musste. Noch nie verspürte Merlin solch ein mulmiges Gefühl, wenn er vor dieser Tür stand. Diese Räume, die ihm Jahre lang ein Zuhause waren. Und es in Zukunft auch sein sollten. Noch einmal tief durchatmend betrat Merlin endlich die so gewohnte Kammer. Es sah noch genauso aus wie vor einem Jahr. Ein Kessel hing über dem Feuer im Kamin und verströmte den wohligen Duft von Kräutern. Auf den Tischen stapelten sich Tränke verschiedenster Sorten und Rollen von Pergament, die Aufzeichnungen von Krankheiten enthielten. Er konnte sogar auf dem Tisch noch das Messer entdecken, mit dem Gaius scheinbar einige Kräuter bearbeitet hatte. Das Bett des Hofarztes war gemacht. Die Tür zur hinteren Kammer war geschlossen. Merlins Blick wanderte zu der Gestalt, welche vor dem Bücherregal stand. Mit dem Rücken zu ihm schien der Hofarzt eines seiner Bücher zu studieren. Er hatte den so unerwarteten Gast scheinbar nicht gehört, doch Merlin konnte sich darüber keine Gedanken mehr machen, denn schon drehte sich Gaius um. Die Augen auf das Buch in seinen Händen gerichtet sah er endlich auf und direkt in das Gesicht von Merlin. Für wenige Sekunden herrschte Stille im Raum. Dann riss der alte Hofarzt die Augen auf und keuchte überrascht, während ihm das Buch aus der Hand fiel und sich die Hände vor die Brust schlug, als fürchtete er, gleich einen Herzanfall zu erleiden. Sofort wanderte Merlins besorgter Blick über seinen Mentor. Gaius erschien ihm älter als noch in seiner Erinnerung. Noch mehr graue Haare waren auf seinem Haupt zu sehen und noch mehr Falten waren in sein Gesicht gemeißelt. Als hätte er eine schwere Zeit hinter sich. Merlin schluckte, als er sich die Freiheit erlaubte anzunehmen, dass er selbst der Grund für Gaius` Kummer war. Und mit seinem plötzlichen Auftauchen machte Merlin die Situation mit Sicherheit nicht besser. Erst langsam schien sich Gaius wieder zu fangen. Langsam und bedächtig machte er fast ängstliche Schritte in Richtung seines Gegenübers. „M-Merlin?“, stotterte Gaius, seine Stimme bebte voller Unglaube. Merlin hatte ihn noch nie stottern gehört. „Bist das wirklich du?“ Merlin schluckte, während er spürte, wie seine Augen begannen zu brennen. Er wusste, dass in seinem Blick ein verräterisches Glitzern zu sehen sein musste. Es beruhigte ihn ungemein, dass er auch in den Augen seines Mentors das gleiche Glänzen bemerkte. „Ja“, sagte Merlin leise, seine Stimme klang rau. „Ich bin es wirklich.“ Gaius Körper erbebte, als ein Schluchzen aus seiner Kehle hervorbrach. Mit schnellen Schritten überwand Gaius den Abstand zu seinem Schützling und zog ihn in eine feste Umarmung, die genauso stark erwidert wurde. „Es ist alles in Ordnung, Gaius“, murmelte Merlin leise und strich dem zitternden Mann beruhigend über den Rücken. „Ich bin zurück.“ „Ich... ich dachte... ich dachte wirklich...“ Gaius war erstaunlich wortkarg, was ziemlich ungewöhnlich war. Unter anderen Umständen wäre es für Merlin wirklich amüsant gewesen. Aber er konnte auch mit Sicherheit sagen, dass er Gaius noch niemals so aufgewühlt erlebt hatte. Also hielt Merlin den Mann, der ihm wie ein Vater geworden war, einfach nur fest. Die Schluchzer, die sie ausstießen und die Tränen, die sie vergossen, banden sie noch enger aneinander, als es ein einfaches Gespräch je gekonnt hätte.         Kurz vor Sonnenuntergang kam ein Diener in die Gemächer des Hofarztes, deutete eine Verbeugung an und bat Merlin, sich in den Gemächern des Königspaares einzufinden. Angesprochener und Gaius saßen am Tisch und sahen sich an. Sie hatten bis zu diesem Zeitpunkt über die Ereignisse gesprochen. Was vor einem Jahr in Camlann passierte war für Gaius nicht gänzlich unbekannt. Einige Begebenheiten waren für den Hofarzt jedoch noch immer unklar gewesen. Dieses Versäumnis hatten sie nun nachgeholt. Und Gaius konnte gar nicht oft genug anmerken, wie stolz er auf seinen Schützling war.   Merlin holte tief Luft und erhob sich. Nun stand er vor einem weiteren großen Schritt. Die gänzliche, unverblümte Wahrheit vor dem König von Camelot und seinen obersten Rittern zugeben und auf ihr Urteil warten. Gaius erhob sich ebenfalls und schritt um den Tisch herum. Er legte Merlin eine Hand auf die Schulter und drückte sie sanft. „Keine Sorge, Merlin. Arthur wird dir zuhören. Und er wird verstehen, das all deine Taten nur dazu gedacht waren, ihn und Camelot zu schützen.“ Merlin lächelte. Die Hoffnung war auch in ihm. „Danke, Gaius. Ich hoffe, du behältst Recht.“       ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~       Da saßen sie nun. König Arthur saß mit seiner Gemahlin Guinevere an dem großen Tisch in ihren Gemächern. Gwen hatte sich für ein luftiges, wesentlich weniger pompösen Kleid entschieden.Arthur hatte ebenfalls seine Rüstung abgelegt und sich eine legere Stoffhose und ein Baumwollhemd angezogen. Sie schienen beide diesen Abend so gemütlich wie nur möglich verbringen zu wollen. Genauso sahen auch die restlichen Männer dieser Runde aus. Elyan und Gwaine hatten sich ebenfalls einfache Hemden angezogen, in dunklem Braun und in heller Cremefarbe. Percival trug ein Hemd ohne Ärmel, wodurch seine Muskeln noch mehr zur Geltung kamen. Nur an Leon sah das einfache dunkle Hemd ein wenig ungewohnt aus. Kaum einer wird den hohen Ritter jemals so schlicht gekleidet gesehen haben. Sowohl im Schloss als auch bei fröhlichen Abenden in der Taverne erschien Leon stets in voller Rüstung. Das sie alle sich so schlicht wie möglich angezogen hatten schien für Außenstehende mit Sicherheit seltsam erscheinen, doch für Merlin war es ein mehr als gutes Zeichen. Sie vertrauten ihm und schienen in Merlin keinerlei Gefahr zu sehen. Ein warmes Gefühl stieg in Merlin auf. Nun saßen sie alle an einem Tisch, gleichauf. Jeder einen Kelch mit edlem Wein vor sich, ein gefüllter Krug stand in der Mitte des Tisches, ebenso wie ein gut gefüllter Korb mit Obst. Arthur wollte scheinbar, dass sie sich alle wohl fühlten. Und gespannt waren sie alle auf all die Ereignisse, die ihnen verborgen geblieben waren.   Arthur war weniger auf die Geschehnisse, als auf Merlins Version darauf gespannt. Ihm wurde schon einiges berichtet. Einiges, was auch fast den Glauben an Merlin zerstört hätte. Doch Gaius konnte ihm immer wieder versichern und glaubhaft schildern, dass Merlin alles nur aus einem Grund tat. Arthur und Camelot zu beschützen. Und Gaius hatte auch gesagt, er, Arthur, wäre Merlins Antrieb gewesen, weiter zu machen. Sich all diesen Herausforderungen zu stellen und immer an seiner Seite zu sein. Nun wollte Arthur es von Merlin selbst hören.   Tief holte der Zauberer Luft. Kurz schloss Merlin die Augen, bevor er sie öffnete und einen Blick in die Runde warf. Neugierige, beinahe aufgeregte Gesichter sahen ihm entgegen. Keine Abscheu oder Misstrauen war zu sehen. Merlin blickte in die Gesichter von Freunden. Menschen, die es wert waren, die ganze Wahrheit zu erfahren. „Es begann alles an dem Tag, als ich nach Camelot kam...“       Als Merlin endlich fertig war herrschte Stille. Es hatte ihn einiges an Überwindung gekostet, von all den Vorkommnissen zu berichten, die Camelot geschadet oder einem der Anwesenden eventuell das Leben gekostet hätten. Viel zu viele waren es, wenn er genauer darüber nachdachte. Doch er war auch froh, es endlich ausgesprochen zu haben. Vor Erleichterung atmete Merlin tief ein und aus, bevor er den letzten Schluck aus seinem Kelch nahm. Das lange Reden und die Nervosität hatten seine Kehle völlig ausgedörrt, doch das kümmerte ihn in diesem Moment nicht. Er hatte es getan. Merlin hatte seinen engsten Freunden von seinen Taten berichtet. Was er alles hatte tun müssen, um Camelot zu beschützen. Von seiner Ankunft in Camelot, seiner Begegnung mit Kilgharrah, der Prophezeiung, jedem Angriff seitens eines Zauberers, einer Hexe oder magischen Wesens. Der Beginn von Morganas Verrat, die Geburt von Aithusa, der Tod von Lancelot, der Verrat von Mordred und Kara, sein Sieg über Morgana und den Roch. Und schlussendlich... was er getan hatte, um Arthurs Leben in Camlann zu retten. Auf viele seiner Taten war Merlin nicht stolz, im Gegenteil. Im Nachhinein hätte er manche Dinge auch anders regeln können, doch in den Augenblicken, wo es einer Entscheidung bedurft hatte, schien es wie der einzige Weg. Merlin hoffte wirklich von ganzem Herzen, dass seine Freunde und besonders Arthur das genau so sahen. Vorsichtig sah Merlin auf in die Gesichter seiner Zuhörer.   Gwen liefen Tränen über die Wangen. Immer wieder hörte man sie leise schluchzen. Es tat weh, das zu sehen. Elyan hatte eine Hand auf Gwens Schulter gelegt, um sie ein wenig zu trösten. Doch auch er sah Merlin mit einem Blick voller Mitgefühl an. Das hatten die beiden Geschwister gemeinsam. Leon sah ihn mit beinahe grimmigem Blick an. Als ob er es fast nicht wahrhaben wollte, das ihm so vieles entgangen war. Und doch meinte Merlin, Stolz in seinen Augen zu sehen. Percival nickte immer wieder mit ernster Miene. Es schien, als würden die Worte, die Lancelot ihm einst über Merlin sagte, nun endlich Sinn für ihn ergeben. Das er der loyalste und mutigste Mann war, der je in Camelot verweilte. Gwaine sah aus wie vor den Kopf gestoßen. In diesem Moment taten ihm wahrscheinlich sämtliche Sticheleien gegenüber Merlin und seinen mangelnden Kampfkünsten leid. Es war vieles, was sie erst einmal verarbeiten mussten. Vieles, was sie nie vermutet hätten. Jeder von ihnen sah Merlin nun in einem ganz anderen Licht. Und Merlin hoffte sehr, dass sie jetzt nicht anfingen, Angst vor ihm zu haben. Merlins letzter Blick galt Arthur. Der König sah ihn einfach nur an. Merlin konnte seine Mimik nicht entschlüsseln. Und das machte ihm Angst. Merlin hatte geglaubt, Arthur würde sich schon während der Erzählungen nicht zurück halten konnte. Es gab einige Geschehnisse, die ihn wütend hätten machen können. Als er Agravaine getötet hatte zum Beispiel oder... Merlin schluckte. Als er Morgana vergiftet hatte. Eine Tat, die ihm immer noch Leid tat. Bei beiden Geschichten dachte Merlin, Arthur würde sich auf ihn stürzen, ihn anbrüllen, ihn auffordern Camelot zu verlassen - Leise seufzte Merlin. Er konnte seinen König im Moment nicht einschätzen. Außer, dass er an manchen Passagen seine Hände zu Fäusten geballt hatte und sein Gesichtsausdruck immer düsterer wurde hatte Arthur keine Reaktionen gezeigt. Doch nun schien ihm eine Frage auf der Seele zu liegen, von der er nicht wusste, ob er sie stellen sollte.   „Bist du... wirklich so mächtig, wie der Drache Kilgharrah behauptet hat?“   Arthur hatte die Worte von Kilgharrah damals nur am Rande wahrgenommen, sie kaum verstanden, so sehr, wie er in seiner Trauer gefangen war. Doch im Nachhinein… mit der Zeit, als es ein wenig… leichter wurde, hatte Arthur über diese Worte nachgedacht.   Merlin atmete tief ein. Er war nahe den Tränen. Es erschien ihm beinahe wie ein Traum. So lange musste Merlin sein wahres Ich verstecken und seine Freunde belügen. Diese Zeiten waren nun endlich vorbei. Soviel Verständnis und ehrliche Neugier hatte er nicht erwartet. Auf der anderen Seite war Arthurs Interesse und die neugierigen Blicke seiner Freunde wie Balsam für seine Seele. Merlin blickte Arthur aufrichtig an. „Ich bin Emrys. Ich bin kein gewöhnlicher Zauberer. Ich habe die Kunst der Zauberei nicht erlernt. Ich bin damit geboren worden. Ich vermochte zu zaubern, bevor ich überhaupt sprechen konnte. Was der Grund dafür war, dass ich in späteren Jahren aus meinen Dorf nach Camelot kam. Ich sollte ein paar Dinge bei Gaius lernen, um meine Magie zu kontrollieren. Denn meine Macht ist größer, als ich selbst wahrscheinlich je gänzlich begreifen könnte. Ich habe sie noch nie völlig ausgeschöpft und habe es auch nicht vor. Abgesehen davon, mir in manchen Situationen das Leben oder die Arbeit ein wenig leichter zu machen,“ Merlin grinste Arthur an, welcher eine Augenbraue hob „habe ich meine Magie stets nur dafür eingesetzt, euch alle und Camelot zu schützen.“   Die Worte waren voller Ehrlichkeit und Ernsthaftigkeit über Merlins Lippen gekommen und keiner im Raum zweifelte sie an. Arthur nickte. Er schien beinahe erleichtert und doch ein wenig ärgerlich. „Ich kannte die meisten Begebenheiten bereits. Gaius hat mir wie gesagt einiges erzählt. Er war nur nicht so... zurückhaltend, was deine Verfassungen oder Verletzungen angingen.“ Ein düsterer Blick traf Merlin, worauf dieser leicht die Schultern hob. Er wollte nicht, dass sich seine Freunde noch mehr Gedanken machten. Merlin hatte alles überstanden und es herrschte Frieden in Camelot. Mehr wollte der junge Zauberer nicht. Arthur schien es wohl genauso zu sehen, ganz besonders, nachdem er einen Blick zu seiner Frau geworfen hat. Gwen war noch etwas aufgelöst und jeder, sowohl Arthur als auch Merlin, wollten ihr in dem Moment nicht zu viel zumuten. Waren die letzten Tage seid ihrer Reise zum See doch bereits aufregend genug. Und all diese Aufregung... weil Merlin stets bereit war, sein Leben zu geben, um sie alle zu beschützen.   Leicht seufzte Arthur, was ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit bescherte. Sorgenvolle Blicke wanderten zu ihm. Und natürlich war es Merlin, der zuerst fragte. „Geht es Euch gut, Sir?“, fragte Merlin und Arthur verzog sein Gesicht. Alles in ihm sträubte sich und zog sich zusammen. In diesem Moment hatte er eine Einsicht. Arthur war es leid, von Merlin mit Sir, Mylord oder anderen Ehrentiteln angesprochen zu werden. Das er ihn siezte. Früher mochte Arthur wie jeder andere darauf bestanden haben, doch mittlerweile hatte er seine Meinung geändert. Dieser junge Mann an seiner Seite hatte mehr für Arthur und sein Königreich getan, als er ihm jemals vergelten könnte. Dabei fragte sich der König, wie oft Merlin schon miterleben musste, wie jemand Anderes die Lorbeeren und die Anerkennung kassierten, die ihm zustanden - und wie oft dieser Andere schon Arthur selbst gewesen war. Und noch etwas kam dem König in den Sinn. Arthur erinnerte sich. In der Schlacht um Camelot hatte er Merlin gefragt, ob er wüsste, wie es ist, die Zukunft des Königreiches auf seinen Schultern lasten zu haben. Nun kannte Arthur die Antwort. Ja. Ja, Merlin wusste sehr wohl wie es ist, solch eine Last zu tragen. Und das zu jeder Zeit. Jede Stunde, jede Minute, jeden Augenblick, seitdem er Camelot betreten und Arthur begegnet ist. Er musste nicht nur die Zukunft von Camelot gewährleisten, er musste auch das Leben von Arthur beschützen und dafür sorgen, dass dieser ein guter König wurde. Ihn auf den richtigen Weg führen. Auf Merlins Schultern lastete nicht nur die Zukunft von Camelot, sondern noch so viel mehr. Wie viel mehr, vermag sich Arthur nicht vorzustellen. Es gab einiges, wofür Arthur sich bei Merlin bedanken oder sogar entschuldigen musste. Und noch viel mehr, was sich ändern sollte. Da war eine so simple Angelegenheit wie die Ansprache reine Formsache.   „Es würde mir auf jeden Fall besser gehen, wenn du damit aufhören würdest.“ Merlin sah seinen König verwirrt an. Er wusste nicht, was er falsch gemacht haben sollte. Auch von seiner Frau und seinen Rittern erntete Arthur verwunderte Blicke. Er schnaubte. Dann erhob sich Arthur von seinem Stuhl und streckte Merlin die Hand aus. „Ich bin Arthur. Freut mich sehr.“ Noch verwirrter wurden die Blicke, welche den König trafen, doch es war ihm egal. Wie Arthur so auf Merlin herunter schaute. Der König von Camelot blickte zu seinem Diener hinab und Arthur hatte noch nie in seinem Leben so sehr das Gefühl gehabt, dass es angebracht gewesen wäre, hinauf zuschauen. Diesem Mann vor ihm für seine unerschütterliche Treue und seinen Einsatz endlich seine so wohlverdiente Anerkennung zu zollen. Und Arthurs ganzes Selbst war überzeugt davon, dass dies ein richtiger Schritt war.   Nun vollends verwirrt stand Merlin auf und griff die ihm dargebotene Hand. „Merlin“, sagte der Schwarzhaarige automatisch, nachdem sich Arthur vorgestellt hatte. Der König rollte amüsiert mit den Augen, während die anderen lachten. Sie scheinen bereits begriffen zu haben, worauf Arthur hinaus wollte. „Ich hoffe dir ist klar, was ich meine.“ Der verwirrte Blick von Merlin sagte etwas anderes. Arthur seufzte. „Mein Name ist Arthur. Das ist dir bekannt. Und ich hoffe, dass DU in Zukunft weißt, wie DU mit mir zu sprechen hast.“ Da noch immer Ratlosigkeit in Merlins Gesicht geschrieben stand, wollte Arthur nun deutlicher werden. „Um eines klar zu stellen: Wenn du mich noch einmal mit `Ihr´, `Euch´ oder irgendwelchen Adelstiteln ansprichst, stelle ich dich persönlich an den Pranger. Ist das klar?“ Er hob eine Augenbraue, um seiner Drohung Wirkung zu geben. Langsam schlich sich so etwas wie Erkenntnis in Merlins Mimik. Seine Augen wurden immer größer, während sein Mund immer weiter aufklappte. „Das heißt,...?“ Arthur lachte leise. Manchmal war sein Diener und gleichzeitig bester Freund aber auch begriffsstutzig. „Solange wir unter uns sind oder unter Freunden, dann möchte ich, dass du die Etikette fallen lässt und wir uns wie das benehmen, was wir sind. Freunde.“ Kurz schien Merlin noch fassungslos, bevor er endgültig verstand. Seine Augen leuchteten. Er grinste und erwiderte den Druck von Arthurs Hand. „Es wäre mir auf jeden Fall eine Ehre, Arthur. Ich danke dir.“ „Nein, Merlin.“ Nun traf den Zauberer ein ernster Blick seitens seines Königs, in dem aber unendlich viel Dankbarkeit lag. „Ich danke dir. Und es könnte keine größere Ehre für mich und ganz Camelot geben, als das du ein Teil davon bist. Du warst immer an meiner Seite, in ruhigen Zeiten oder in einer Schlacht. Hast mich beschützt. Offensichtlich und im Verborgenen. Du hast mir immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden, egal wie andere dazu standen. Du warst mir stets loyal ergeben. Dir konnte ich mich jederzeit anvertrauen. Für all das und noch so viel mehr danke ich dir.“   Arthur neigte seinen Kopf vor Merlin. Eine Geste, die nur wenige Menschen vor ihm von Arthur sahen und die dennoch absolut verdient war. Ebenso wie Gwen, Elyan, Gwaine, Percival und Leon, welche sich erhoben hatten, neigten sie ihre Häupter in Richtung ihres Retters. Sie alle zeugten Merlin ihren Respekt. Merlin lief knallrot an, als er das sah. „Bitte lasst das! Ihr könnt doch nicht - !“ Es war Merlin unglaublich peinlich. So viele Jahre hatte er alles in seiner Macht stehende getan, um Camelot zu verteidigen und hatte den Ruhm dafür anderen überlassen. Ein Dank an ihn war wirklich selten und er freute sich jedes Mal, wenn ihm jemand mit einem Lächeln seinen Dank aussprach. Doch das war für ihn zu viel. „Bitte Merlin,“ sagte der König leise, als er näher trat und seine freie Hand nun auf Merlins Schulter legte. Ein sanfter Druck folgte. Merlin wollte den Mund öffnen und noch mal etwas sagen, doch Arthur brachte ihn mit einem Kopfschütteln zum Schweigen. „Sag einfach nichts, Merlin“ bat der König leise. Sein Lächeln erwärmte Merlins Seele. „Es passiert genau das, was richtig ist.“         Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)