Merlin von LenaVanTionas (Das Schicksal von Camelot) ================================================================================ Kapitel 16: Die Schlacht kann beginnen -------------------------------------- Kapitel 16 : Die Schlacht kann beginnen       Es war den restlichen Tag sehr ruhig geworden. Die Zelte waren aufgestellt, Feuer entfacht, die Pferde versorgt, die Truppen eingeteilt. Doch es ließ sich keiner täuschen. Es war nur die Ruhe vor dem Sturm.   Späher waren unterwegs und sollten herausfinden, wie lange die feindliche Armee noch brauchen würde, um die Schlucht zu erreichen. Eine Patroullie kundschaftete die nahe Umgebung aus, damit es zu keinen bösen Überraschungen kommen konnte.     Arthur war im größten Zelt und beratschlagte mit Gwen, Gaius und seinen vier obersten Rittern über den Schlachtplan. Merlin stand an der Seite und hörte aufmerksam zu. Sie hatten in der zerklüfteten Schlucht nicht allzu viele Möglichkeiten, ihre Gegner allerdings auch nicht.   „Wir treffen Morgana und ihre Männer genau hier“, sagte Arthur und deutete auf einen Teil der Schlucht, welcher ein wenig entfernt von ihrem Standort lag. Zwei Wege mündeten in einen breiten Teil, wo es für sie alle Platz zum Kämpfen gab. Einen Weg würden sie nehmen, den anderen müsste Morgana benutzen. „Dort können sie uns nicht überraschen und wir sind weit genug von unserem Lager entfernt.“ Zustimmungen wurden ausgesprochen und weitere strategische Kleinigkeiten besprochen, bei denen Merlin kaum hinhörte. Er wusste, wo gekämpft wurde und er wusste, wo Arthur sein würde. Nämlich an der Spitze seiner Ritter. Er würde Gaius und Gwen im Lazarett helfen, die Verwundeten zu versorgen. Merlin müsse dann nur einen Vorwand finden, um zum Schlachtfeld zu gelangen, um Arthur zu unterstützen. Er glaubte nicht, dass sich Morgana sofort in den Kampf stürzen würde, ebenso wenig wie Mordred und der Roch. Sie würden die Sachsen vorschicken, damit diese die Ritter in Schach hielten. Und dann, wenn sich Arthur und seine Ritter schon beinahe in Sicherheit wiegen würden, dann würde Morgana zuschlagen und mit ihr Mordred und der Roch. Und sie würden töten. Doch vorher würde Merlin eingreifen. Er würde alles in seiner Macht stehende tun, um die Feinde Camelots zu vernichten.   „Was ist mit Morganas Bestie?“, fragte Gwaine und holte Merlin aus seinen Gedanken. Sofort richtete sich seine Aufmerksamkeit auf seinen Herrn, auf welchem nun alle Blicke lagen. Arthur richtete sich auf, den Blick auf den Plan von Camlann gerichtet. Seine Miene war ausdruckslos. „Habt Ihr Informationen über dieses Wesen finden können, Gaius?“, wollte Arthur von seinem Hofarzt wissen. Deutlich war in seiner Stimme die Hoffnung auf eine positive Antwort zu hören. Gaius räusperte sich und trat einen Schritt vor. „Zu meinem Bedauern, Mylord, muss ich Euch mitteilen, dass ich in keinen Aufzeichnungen etwas über diese Kreatur gefunden habe, wie sie der Mann aus dem Dorf damals beschrieben hat. Ich weiß nicht, um was es sich handelt.“ Es tat ihm Leid, dass er seinem König nicht helfen konnte. Das sah man Gaius an. Und doch war es für die Anwesenden wie ein Schlag ins Gesicht. Wenn selbst der Hofarzt, der weiseste Mann von ganz Camelot, nichts, wirklich gar nichts, über dieses Wesen wusste, wer konnte ihnen denn dann eine Antwort darauf geben? Gwen klammerte sich angstvoll in den Arm von ihren Mann, welcher Gaius mit zusammengepressten Lippen ansah. Er sah gefasst aus, doch hinter seiner Stirn arbeitete es. Konnte er es mit einer solchen Kreatur aufnehmen, über die er rein gar nichts wusste? Doch die wichtigere Frage: konnte er seine Männer in den Kampf mit einer solch unbekannten Macht schicken? Wie sollten sie bestehen, wenn sie nicht wussten, wogegen sie kämpften? Arthur wusste darauf keine Antwort. Er wusste jedoch, dass sie keine Wahl hatten. Das er keine Wahl hatte. Wenn sie Camelot wirklich beschützen wollten, dann mussten er und seine Ritter sich dieser Gefahr stellen, egal, wie groß sie war. Bevor auch die Ritter in trüben Gedanken an die bevorstehende Schlacht versinken konnten, räusperte sich Gaius noch einmal. „Ich kann Euch da zwar leider nicht weiterhelfen, Mylord, doch soweit ich weiß, hat Merlin einiges über diese Kreatur gehört, was er Euch vielleicht berichten kann.“   Merlins Augen weiteten sich leicht, als Gaius ihn erwähnte und sich alle Augen nun auf ihn richteten. Dabei wusste er gar nicht, was er seinem König dazu erzählen sollte. „Merlin?“, fragte Arthur beinahe ungläubig nach. Seine Augen waren groß, als er seinen Freund betrachtete, als könne er nicht glauben, das ausgerechnet sein unfähiger Diener ihnen helfen sollte. Dies führte dazu, dass Merlin eine Grimasse zog, als er vortrat. „Auch, wenn Ihr es kaum glauben wollt, Mylord, doch auch ich habe einiges an Wissen und Informationen in meinem bisherigen Leben gesammelt“, sagte er und in seiner Stimme schwangen Selbstgefälligkeit und ein Hauch von Vorwurf mit. Arthur hob abschätzend eine Augenbraue und wartete ungeduldig auf eine Antwort. Merlin seufzte. Er überlegte fieberhaft, was er ihnen nun allen erzählen sollte. Merlin konnte ihnen ja schlecht die Wahrheit sagen. Doch da kam ihm eine Idee. „Ich bin nicht in Camelot aufgewachsen, wie Ihr wisst. Und in meinem Dorf wird viel erzählt. Geschichten, Legenden, Mythen. Auch über die Magie wird einiges erzählt. Ich hätte allerdings nicht gedacht, dass ausgerechnet diese Geschichte einmal ausschlaggebend sein würde.“ Merlin sah zu seinem König und seinen Freunden, welche ihn aufmerksam musterten. Mit einer Handbewegung deutete Arthur ihm, fort zu fahren. „Eine bekannte Geschichte, um den Kindern in Ealdor Angst zu machen. Sie handelt von einer alten Kreatur, geschaffen aus Nebel und Tod. Eine Kreatur jenseits dieser Welt, verborgen hinter einem grauen Schleier. Ein mehr als mannesgroßes Wesen, der Körper von Federn bedeckt. Drei Schlangen dienen ihm als Schweife, zwei große Flügel tragen ihn durch die Lüfte. Kräftige Arme und Beine, Klauen, die einen ausgewachsenen Mann hinfort tragen können, auf das man ihn nie wieder sieht. Eine Bestie, die man den Roch nennt. Eine alte Geschichte, die schon seit Generationen in meinem Heimatdorf erzählt wird. Sie soll die Kinder lehren, niemals nach Einbruch der Nacht alleine in die Wälder zu gehen, vor allem dann nicht, wenn Nebel herrscht. Denn dann würde der Roch das Siegel, hinter welchem er eingesperrt ist, brechen, das Tor zu dieser Welt passieren und die Seelen der Lebenden jagen, um seinen Körper wiederzuerlangen. Und die Seelen der Kinder sind ihm am Liebsten. Natürlich wird den Kindern eine harmlosere Variante als diese erzählt. Doch so in etwa lautet die Legende vom Roch.“   Merlin verstummte und ließ das Erzählte auf seine Freunde wirken. Er hatte so viel preisgegeben, wie er wusste, ohne sich selbst zu verraten. Er hatte seinen Freunden so viel berichtet, wie es ihm möglich war. Doch ein kleiner Stich fuhr Merlin durchs Herz. Er hatte gelogen. Merlin kannte natürlich keine Geschichte von dem Roch, erst Kilgharrah hatte ihm von dieser Kreatur berichtet. Doch es war die einzige Möglichkeit, Arthur und die Ritter über die kommende Gefahr zu unterrichten. Doch es tat weh. Wieder war Merlin gezwungen, seinen König und seine Freunde anzulügen. Merlin hatte all die Jahre seine Freunde bereits unzählige Male anlügen müssen, da es meist irgendwelche Schwierigkeiten gab, welche er mit seiner Magie wieder richten musste und keiner davon erfahren durfte. Sie kamen ihm schon beinahe wie von selbst über die Lippen, obwohl Arthur immer behauptete, er wäre ein miserabler Lügner. Doch es tat weh. Immer noch. Deswegen hoffte Merlin, dass es irgendwann damit vorbei sein würde.   Merlin wartete noch einen Moment, bevor er weiter sprach. „Der Roch wurde wohl aus den Seelen der Toten geschaffen. Und so wie es aussieht, kam er durch den Schleier der Totenwelt hierher in unsere.“   „Der Schleier der Totenwelt…“, wiederholte Arthur leise und den Anwesenden rann ein Schauer über den Rücken. Schon einmal war der Schleier zerrissen wurden und die Seelen der Toten streiften durch diese Welt. Viele Menschen sind damals gestorben. Und beinahe wäre auch Arthur gestorben, bereitwillig. Er hätte sich geopfert, wenn sich nicht Lancelot für sie alle aufgeopfert hätte und durch sein Leben das Tor wieder verschlossen hätte. Sollte dieses Opfer umsonst gewesen sein?   „Soll das heißen, das Tor ist wieder geöffnet worden?“, wollte Sir Leon wissen. Merlin schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht“, beruhigte er den Ritter. „Wäre dies der Fall, dann wären wieder überall Dorocha unterwegs. Nein, Lancelot hat mit seinem Opfer das Tor endgültig verschlossen.“ Ein trauriger Ausdruck huschte über Merlins Gesicht. Die Ritter verstanden ihn. Auch ihnen war Lancelot ein treuer Freund und ganz besonders er und Merlin hatten ein festes Band zueinander. Es war für den Jüngeren wirklich ein großer Verlust. Auch die Ritter hatten einen treuen Freund und Weggefährten verloren. Lediglich Arthur schien von der Erwähnung seines ehemaligen Ritters wenig zu halten, konnte er die Geschichte von Lancelot und Gwen wohl nicht vergessen. Aus diesem Grund fuhr Merlin hastig fort. Es war noch nicht an der Zeit, das Ansehen von seinem alten Freund Lancelot wieder herzustellen, auch wenn es ihm im Herzen wehtat. „Es scheint allerdings, als hätte Morgana das Siegel, in dem der Roch eingesperrt gewesen war, gebrochen und er wäre von der Welt der Toten in unsere Welt gekommen. Nun untersteht er ihr. Und ich bin sicher, weder sie noch diese Kreatur haben Skrupel, irgendjemanden zu töten.“   Wieder herrschte Stille, als die Anwesenden versuchten, diese Informationen zu verdauen. Sie alle schienen langsam zu begreifen, was Merlin längst wusste. Es würde bereits schwer genug werden, mit Morgana fertig zu werden. Doch dann auch noch gegen ihre Bestie zu kämpfen… wie sollten sie das schaffen?   „Sagt die Geschichte auch irgendetwas darüber, wie man dieses… Ding besiegen kann?“, kam Gwaine auf seine Ursprungsfrage zurück. Merlin überlegte. Was konnte er antworten? Er konnte niemandem sagen, dass er sich um Morgana und den Roch kümmern würde. Oder besser Kilgharrah und er. Merlin konnte ihnen keine Möglichkeit nennen, mit welcher sie sich dem Biest stellen konnte.   Er wusste nur, dass sie nicht von ihm beeinflusst werden konnten, doch wirklich gegen ihn kämpfen konnten sie nicht. Sie hatten keine Waffen, welche wirksam gegen die Bestie wären. Ihre Schwerter würden an seinen Klauen wirkungslos entlangschleifen, geschweige denn, er würde sein Reich, den Himmel, verlassen, um einen Kampf mit ihnen zu wagen. Und selbst, wenn sie ihn treffen sollten, er war ein Wesen der Alten Religion und des Todes. Keine sterbliche Klinge konnte ihn töten. Genauso wenig wie Morgana. Nein, die Ritter konnten nichts tun, nur Merlin konnte mit seiner Magie etwas ausrichten. Ebenso Kilgharrah. Und da fiel es Merlin wie Schuppen von den Augen. Dem Drachen stand nicht nur seine Magie zur Verfügung. Er hatte noch andere Möglichkeiten. Und Kilgharrahs mächtigste Waffe war - „Feuer.“ „Was?“ Überrascht sahen die Anwesenden Merlin an, welcher leicht mit den Schultern zuckte. „Dieselbe Frage stellten auch die Kinder sehr oft. Wie denn die Erwachsenen dann im Wald sicher wären. Doch die Antwort darauf war Feuer. Genauso wie es schon bei den Dorocha war. Mit Feuer konnte man die Dorocha vertreiben. Und mit Feuer kann man vielleicht auch den Roch in Schach halten.“ Merlin atmete tief ein und aus. „Es wird ihn nicht vernichten. Ich glaube, der Roch wird erst endgültig verschwinden, wenn Morgana tot ist.“ Das war eine Lüge. Der Roch konnte selbst dann noch weiterexistieren, wenn die Hexe stirbt. Geschwächt, doch nach all der Zeit, die er bereits wieder in dieser Welt verweilte, sollte er in der Lage sein, ohne Morgana zu überleben. Und nur Merlin konnte ihn töten. Doch das Feuer war keine schlechte Idee. So konnten sich die Ritter wenigstens ansatzweise gegen diese Bestie zur Wehr setzen, denn mit ihren Schwertern würden sie bei dem Roch nicht viel ausrichten können. Es war eine Möglichkeit, sich zu schützen, für den Fall, dass Merlin oder Kilgharrah noch nicht zur Stelle waren.   Arthur sah seinen Diener an und nickte. „Dann wissen wir jetzt, worauf wir uns einstellen müssen.“ Nochmals nickte Arthur Merlin zu und dieses Mal sahen sie sich direkt in die Augen. Und Merlin konnte es sehen. In den Augen des Königs sah der Schwarzhaarige eine Dankbarkeit, welche dieser ihm selten Zuteil werden ließ. Er gab ihnen eine Antwort für ein Problem, bei welchem ihnen noch nicht einmal Gaius helfen konnte. Merlin war ihre aller Rettung. In welchem Ausmaß… das sollten die Anwesenden noch erfahren.   Gwen lächelte Merlin ebenfalls dankbar an. Ohne ihn wüssten die Männer nicht, wie sie gegen dieses Wesen würden vorgehen sollen. Und das würde die Königin nicht überstehen. Sie könnte es nicht ertragen, ihren Mann, ihren Bruder und ihre Freunde in einen Kampf mit einem unbekannten und übermächtigen Gegner ziehen zu lassen. Auch, wenn sie wusste, dass Morgana und ihre Kreatur trotz allem mächtig waren, dank Merlin wussten sie wenigstens, wie sie den Roch aufhalten konnten. Und dafür war sie ihrem besten Freund mehr als dankbar.   Auch die Ritter nickten ihm zu, schenkten ihm anerkennende Blicke. Sie alle liebten ihren König und ihre Königin, würden ihr Leben für das Herrscherpaar und Camelot geben, doch keiner von ihnen war wirklich versessen auf einen Kampf gegen einen Feind, von dem sie nichts wussten. Schon gar nicht, wenn nicht einmal der weiseste Mann von ganz Camelot wusste, wie man gegen diese Kreatur bestehen konnte. Umso ermutigter waren sie, dass Merlin ihnen einen Hinweis geben konnte. Auch wenn niemand damit gerechnet hätte, dass ausgerechnet der schlaksige Diener von ihrem König ihnen helfen konnte. Aber sie hatten schon öfter festgestellt, dass sie Merlin ziemlich unterschätzten. Ihn ihm schien mehr zu stecken, als es den Anschein hatte. Wie viel, sollten sie bald mit eigenen Augen sehen.   Und Merlin genoss die Wärme, welche die Dankbarkeit und Annerkennung seiner Freunde in ihm auslösten. Es war nicht viel, was er ihnen sagen konnte, das Meiste nur vage Theorie, doch es war den Anwesenden so viel wert, wie in Stein gemeißelte Worte, deren Glaubhaftigkeit man nicht anzweifeln konnte. Seine Freunde wussten noch nicht einmal ansatzweise, was Merlin alles tun konnte, doch er hatte ihnen auf die Art geholfen, die ihm bis jetzt zur Verfügung stand, ohne sein Leben zu riskieren.   Merlin wusste nicht, wie die Schlacht ausgehen würde, aber er würde alles in seiner Macht stehende tun, dass sie zu ihren Gunsten entschieden wurde. Er würde seine Freunde beschützen, er würde Arthur beschützen.   Das Einzige, was Merlin nicht beeinflussen konnte… war Arthurs Entscheidung. Wie würde er auf Merlins Magie reagieren? Würde er es verstehen? Würde er ihm verzeihen` Würde Arthur Merlin töten? Doch egal, wie Arthur sich entscheiden würde, Merlin würde selbst sein Leben in dieser Schlacht geben, wenn es das Leben seines Königs retten würde.       ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~       Nach der Besprechung wollte Arthur noch einige Worte an seine Ritter richten, welche auf seine endgültigen Befehlte warteten. Inzwischen waren auch die verschiedenen Patroullie, welche Arthur ausgesandt hatte, wieder zurück. Die Gegend war gesichert und die Männer hatten festgestellt, dass die Armee von Morgana in der Nacht in der Schlucht eintreffen würde. Also hatten sie nur noch wenige Stunden Zeit.   Zusammen verließen Arthur, Merlin, Gwen, Gaius und die vier obersten Ritter das Zelt. Vor dem Zelteingang blieben sie stehen und sahen sich im Lager um. Die Nerven aller waren zum Zerreißen gespannt. Keiner wusste, wer und ob überhaupt jemand diese Schlacht überleben würde. Und niemand konnte ihnen darauf eine Antwort geben. Doch Arthur wollte trotzdem etwas unternehmen.   Leon, Gwaine, Elyan und Percival sahen sich an, bevor sie ihren Blick zu ihrem König wandten, welcher ihnen zunickte. Also verteilten sich die Ritter und riefen die Männer zusammen, damit Arthur das Wort an sie richten konnte. Gwen zog sich ein wenig zurück, damit Arthur die Aufmerksamkeit seiner Ritter bekam. Merlin stellte sich zu Gaius an die Seite und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Er war gespannt, was sein Herr zu sagen hatte. Schließlich war Arthur nicht gerade der Typ für große Worte. Aber wenn es darauf ankam, dann konnte einen der Blonde schon ziemlich überraschen.   Es dauerte nicht lange, bis die Ritter vor dem königlichen Zelt versammelt waren. Arthur sah sich um, blickte mit geschwellter Brust und voller Stolz zu seinen Rittern. Sie hatten alle schon viel zusammen durch gestanden, hatten schon viele Kämpfe und Schlachten bestritten, doch diese Schlacht wird die Schwierigste überhaupt. Doch ebenso würde es der größte Sieg sein, den sie je errungen würden. Und das musste er ihnen allen klar machen. Der König holte tief Luft.   „Meine tapferen Freunde“, begann Arthur mit lauter Stimme zu sprechen und seine Worte wurden über den gesamten Platz getragen.   „Gemeinsam haben wir viel erlebt. Freud und Leid mussten wir erdulden, doch wir haben nie aufgegeben. Wir haben für unseren Frieden und unsere Träume gekämpft. Unsere Feinde waren uns nicht gewachsen, keinem von uns. Die Ritter von Camelot sind ein Mann und stehen füreinander ein. Egal, wie groß die Bedrohung war, wir haben ihr standgehalten!“ Bejahende Rufe waren die Antwort auf diese Worte. Mit einer Handbewegung verlangte Arthur nach Ruhe.   „Nun stehen wir vor einer neuen Bedrohung. Uns steht eine große Schlacht bevor. Vielleicht die größte Schlacht, welche es je in Albion gab und je geben wird. Ich weiß nicht, wer leben und wer sterben wird. Das kann euch niemand sagen. Doch eines weiß ich sicher. Die Menschen werden sich an uns erinnern. Und sie werden sich an diese Schlacht erinnern. An die tapferen Ritter, welche sich der Gefahr stellten, um ihr Königreich zu schützen. Und welche siegreich aus dieser Schlacht hervorgehen werden!“   Arthurs Stimme hob sich, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Und als wäre er der Zauberer und nicht Merlin, hatte der König es geschafft, die Zweifel und die Angst in seinen Rittern zu zerstreuen. Sie alle wollten nur eines. Ihren König, ihre Königin und ihr Königreich beschützen. Alles andere… Ruhm und Ehre… das spielte für die edlen Ritter von Camelot nichts als eine kleine Nebenrolle. Und Arthur wusste das. Er wusste, wie er seine Ritter anspornen konnte.   Arthurs blauen Augen wanderten über die Reihen seiner Ritter, welche ihn nun voller Zuversicht zu ihrem König sahen und bereit waren, ihm zu folgen. Ihm bis auf den Grund der Hölle zu folgen, wenn es nötig war. Seine vier obersten Ritter standen vor allen anderen und sahen ihn an, mit geschwellter Brust und wehenden Umhängen. Sie erwarteten mit Spannung die Schlacht und wollten für ihren König siegen. Arthur war froh, dass er solche treuen Männer und Freunde hatte. Sein Blick wanderte zur Seite, wo seine Frau stand, welche ihn mit ihren strahlenden Augen ansah, welche Arthur so liebte. Sie war ergriffen von seiner Rede und die Liebe in ihren Augen ließ Arthur noch mehr Zuversicht verspüren. Wie viel es ihm bedeutete, dass sie an seiner Seite war, konnte er gar nicht in Worte fassen. Apropos… Wie von selbst wanderte Arthurs Blick zu seinem Diener, welcher noch immer mit Gaius neben dem Zelteingang stand. Und doch waren dessen blaue Augen auf den jungen König gerichtet. Merlin. Er war immer an seiner Seite, noch vor Gwaine, Percival oder Elyan. Und auch vor Gwen. Arthur konnte… wollte sich schon gar nicht mehr an eine Zeit erinnern, in welcher er den Schwarzhaarigen noch nicht kannte. Wo er ihm noch nicht zur Seite stand. Arthur wusste nicht, wie die Jahre ohne Merlin verlaufen wären. Und er wollte es auch nicht wissen. Für Arthur zählte es, dass diese Menschen an seiner Seite waren und es auch blieben. Leon. Percival. Gwaine. Elyan. Gwen. Merlin. Ohne diese Menschen… wäre er nicht der König, welcher er sein sollte.   Merlin nickte ihm zu und es schien Arthur, als könne er die Worte von Merlin in seinem Kopf hören. Eine ferne Erinnerung, doch noch immer so klar, als hätte er diese Worte erst gestern gehört.   `Die Menschen werden sich an Euren heutigen Sieg erinnern. Durch alle Generationen hindurch. Bis ans Ende der Zeit.´   Worte, welche ihn wie keine anderen inspiriert hatten und die Arthur in seinem ganzen Leben nie wieder vergessen würde.   Arthur zog sein Schwert, das Licht der untergehenden Sonne spiegelte sich in der Klinge wider, als er es in die Luft hob und über seine Haupt hielt. Wie ein wahrer König stand er da und verströmte eine Aura von Macht und Stärke. Er wollte, dass Merlins Worte wahr wurden. Das sie den Sieg davontrugen und sich die Menschen in ferner Zukunft an sein geliebtes Camelot erinnern würden. Etwas, was er, seine Ritter und die Menschen, welche er liebte, zusammen geschaffen hatten. Ein goldenes Königreich. In Frieden.   „Für Camelot!“   Die edlen Ritter zogen ebenfalls ihre Schwerter, schwangen sie in die Luft und wiederholten voller Elan die Worte ihres Königs. Alle Zweifel, alle Bedenken, waren restlos vernichtet.   Merlin holte tief Luft und schloss sich den Rufen der Ritter an. Er selbst würde kämpfen, ob im Verborgenen oder endlich an der Seite seines Königs, das würde sich zeigen. Doch er würde Arthur nicht alleine kämpfen lassen. Denn gegen Morgana, Mordred und den Roch würde er nicht alleine bestehen können und keiner seiner Ritter würde ihm helfen können. Das war Merlins Schicksal. Und er würde es erfüllen.       ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~       Es war soweit.   Sie alle hatten sich ausgeruht, hatten versucht zu schlafen, in Schichten, damit auch ja Wachposten vorhanden waren. Arthur hatte versucht zu schlafen, mit Gwen im Arm, um wenigstens ein wenig Ruhe zu finden. Sie machten sich beide Sorgen. Keiner von beiden wollte den Anderen oder einen ihrer Freunde da draußen verlieren. Und sie hofften inständig, dass es nicht soweit kommen würde. Sie hofften, dass ei die Zeit einfach würden anhalten können. Doch das konnten sie nicht. Es wurde Nacht. Und so mussten sie sich trennen. Gwen zog sich die Kleidung an, welche sie bereits damals trug, als sie Camelot verlassen hatte. Ihr Mann hatte die Lippen zusammengekniffen, doch er musste akzeptieren, dass dies ein Teil ihrer gemeinsamen Vergangenheit war. Und das dieser vorbei war. Für immer. Sie gab ihm noch einen Kuss, bevor sie sich zu Gaius und Merlin ins Lazarett begab.     Und Arthur stand nun hier. Vor seinen Rittern. Den feindlichen Sachsen gegenüber.   Tief holte Arthur Luft. Er konnte Morgana nirgends entdecken. Sie führte die Armee nicht an. Das wäre aber auch zu einfach gewesen. So wie er sie einschätzte wartete sie im Verborgenen auf einen günstigen Moment, um zuzuschlagen.   Nostalgie und Wehmut überschwemmten plötzlich die Gefühlswelt des Königs. Innerlich seufzte er.   Früher, als Morgana noch sie selbst war und nicht durch die Magie verdorben wurde, hatte sie sich nur versteckt, als sie noch ein Kind war. Da hatte sie sich vor Uther versteckt gehalten, wenn dieser wütend auf sie war, wenn Morgana wieder etwas angestellt hatte. Das kam relativ selten vor, wenn man bedachte, dass meistens Arthur die Schuld dafür bekam und von seinem Vater gemaßregelt wurde. Arthur nahm früher häufig die Schuld von Morgana auf sich. Sie war das Mündel des Königs und immer schon wie eine Schwester für ihn gewesen. Und Geschwister mussten zusammenhalten, so war seine Meinung. Gequält schloss Arthur die Augen. Wenn er nur damals nur mehr für sie da gewesen wäre… ganz gleich, dass sie wirklich seine leibliche Schwester war… hätte er sich mehr um sie gekümmert, hätte es vielleicht nie so kommen müssen…   Arthur straffte die Schulter, versuchte seinen Kopf frei zu bekommen und öffnete die Augen. Es brachte nichts, wenn er jetzt daran dachte, was hätte sein können. Er musste sich auf die Schlacht konzentrieren, welche jeden Augenblick in dieser Schlucht toben würde. Und er musste sie gewinnen. Um jeden Preis.   Seine gesamte Aufmerksamkeit lag nun auf seinen Gegnern. Auf den Gegnern seiner Ritter. Auf den Feinden seines Königreiches.   Beinahe konnte er die Mordlust und die Blutgier in den Augen der Sachsen sehen, welche Morganas Befehl unterstanden.   Der vorderste Mann grinste, seine Zähne gelb und es waren einige Lücken vorhanden. Er ergriff sein Schwert und zog es langsam aus der Scheide.   Arthur tat es ihm gleich, wusste, dass der Augenblick gekommen war.   Der Sachse brüllte etwas, seine Männer schwangen ihre Waffen in die Luft und brüllten, setzten sich in Bewegung, genau auf die Ritter von Camelot zu.   Der König hörte es nicht, doch es war ihm auch gleich, denn er wollte seinen Männern nur noch eines sagen. Er hatte ihnen bereits am Abend so viel sagen können und doch würden Worte nie reichen, vor allem nicht für ihn. Arthur war der Sohn seines Vaters. Er konnte die Dinge, welche in seinem Herzen lagen, nicht zum Ausdruck bringen, jedenfalls nicht, wenn es nicht um Leben und Tod ging. Er hatte es nie gelernt und es gehörte einfach nicht zu seinem Wesen. Doch sie alle waren Ritter von Camelot und so brauchten sie nicht viele Worte, um sich im Herzen einig sein zu können. Außerdem… es gab Menschen, welche ihn auch so verstanden und ihn so liebten wie er war. Seine vier Ritter. Gwen. Merlin. Und für sie würde Arthur kämpfen.   Und so rief Arthur nur zwei Worte, welche für seine Ritter und ihn die Welt bedeuteten und sie setzten sich gemeinsam in Bewegung, der feindlichen Macht entgegen.   Und der letzte Schritt in Richtung Schicksal wurde getan!     „TÖTET SIE!“   „FÜR CAMELOT!“     Die Schlacht konnte beginnen!       Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)