Ushinawareta Jinkan von Dudisliebling (Verlorene Zeit) ================================================================================ Kapitel 5: Begegnung -------------------- Begegnung „Huh“, war der erste Laut, den ich von der Frau, mit dem langen silbernen Haar vernahm, als sie ihre Sonnenbrille richtete, sie aber nicht abzog. „Seit wann, verweilen die Damen, meines lieben Sohnes, hier ohne, das er zugegen ist, Cleo?“, sprach sie mit der Hündin und strich ihr, mit solch eleganter Hand über den Kopf, das Cleopatra ihr Haupt neigte, als würde sie von einer Göttin gesegnet werden. Wer war diese Frau nur und warum sprach sie von ihrem Sohn? Überrumpelt schluckte ich den Kloß in meinem Hals hinab. Sie nannte Sesshomaru ihren Sohn, dann musste sie seine Mutter, die ehemalige Taisho des Westens sein. Eine Dayokai, mächtig und stark. Ob sie wohl ebensolche Charakterzüge, wie die, ihres Sohnes hatte? Schließlich sagte man Inuyasha nach, seinem Vater zu ähneln. Dann musste es wohl so sein. Oh Nein! War ich etwa in Gefahr? „Hat sie etwa keine Stimme?“, erklang die trällernde Stimme erneut und Schritte, ihrer hohen Absätze, taten sich auf dem gefliesten Boden. „Warum neigen die letzten Taishos nur dazu, sich schwache und gebrächliche Damen zu nehmen?“, maulte sie und ging Richtung Küche. Sie ignorierte mich, stellte ich geschockt fest und ging einige Schritte Richtung der Stufen, nahm sogar die ersten und sah durch die geöffnete Küchentür. Sollte ich ihr nachgehen? „Na nun komm schon. Ich beiße nicht“, schallte es zu mir und ich bekam zitternde Beine. Warum war ich nicht einfach nach Tokio gelaufen? César neben mir, stupste mich an und wedelte aufmunternd mit der Rute. Es schien keine Gefahr zu bestehen und so nahm ich meinen Mut zusammen und ging hinunter. Vorsichtig trat ich durch den Türrahmen der Küche und blieb stehen. Die silberhaarige betätigte gerade die Kaffeemaschine und stellte sich zwei Tassen zurecht, drückte den Kopf, um diese zu füllen. „Was machst du hier? Bist du eine Freundin, meines Sohnes?“, begann sie ein Gespräch und ich japste unwillkürlich nach Luft. „Ich..“, stotterte ich und sie kicherte kurz mit vorgehaltener Hand. „Du brauchst nicht schüchtern zu sein.“, bat sie. „Antworte mir einfach ganz ehrlich“. Diese Frau war mir unheimlich, ihre Nettigkeit kam mir, nur gespielt vor. „Ich bin eine alte Bekannte.“ „Oh, eine Bekannte.” sagte sie ironisch. “Noch dazu eine alte! Dabei erscheinst du noch so jung. Wie alt bist du?“, fragte die Yokai weiter und nahm die gefüllten Tassen an sich. Sie reichte mir eine davon und bat mich, mit einer Handbewegung, zum Esstisch. „Immerzu lässt er alles liegen. Ich sollte Jaken Bescheid geben, ihm wieder dienlich zu sein“, seufzte sie ganz nebenbei und räumte eilig den Medizinkoffer zusammen, mit dem Sesshomaru mich versorgt hatte. Aber ihre Worte setzen etwas anderes in mir frei. Sie sprach von Jaken, dem kleinen Froshähnlichen Diener von Sesshomaru. Er lebte also noch immer?! „Ich werde in wenigen Wochen 19“, gab ich Antwort und sah zu, wie sie die Tassen auf den Tisch zurechtstellte. „Das ist ja noch herrlich jung! Setz dich. Wie ist dein Name, Mädchen?“, stellte sie ihr Unwissen fest und wollte dies gleich bereinigen. „Kagome“, antwortete ich und setze mich auf den Stuhl, auf dem Sesshomaru gesessen hatte. Die Yokai setze sich ans Kopfende des Tisches, rechts von mir und nahm einen Schluck Kaffee. „Ein außergewöhnlicher Name. Ich würde sagen, der außergewöhnlichste, den ich je hörte“, überlegte sie und zog nun endgültig, die Sonnenbrille ab. Strahlendes Gold schien mir entgegen. Umrandet von einem rotem Lidstrich und getuschten, vollen Wimpern. „Erzähl. Woher kennst du meinen Sohn?“ Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Ich saß wirklich in der Klemme. Was sollte ich denn nun, nur antworten? „Ich habe Sesshomaru, durch Inuyasha kennengelernt“, gab ich zu und ahnte nicht, wie die Frau vor mir ins Schimpfen ausbrechen konnte, wenn man den Namen erwähnte. „Oh, dieser Inuyasha! Dieser halb..“, stieß sie aus und ballte ihre Hand zur Faust. Doch sie konnte sich aufhalten und seufzte kurz aus. „Er ist sein Halbbruder.“ „Das ist mir bekannt“, gab ich zu und brachte Verwunderung über sie. „So etwas intimes, hat er dir erzählt? Er scheint dich wirklich zu mögen, mein lieber Sohn“, nahm sie dies zum Vorteil und ich wedelte mit den Händen. „Nein, so ist das nicht. Bitte versteht das nicht falsch.“, bat ich und sie schmunzelte nur. „Ach ihr jungen Dinger, seid so schüchtern. Das ist wahrlich niedlich.“, kicherte sie und die Uhr an ihrem Handgelenk blinkte drei Mal kurz auf. „Ohje! Das habe ich ja ganz vergessen!“, bekundete sie und schlug den lilafarbenen Ärmel, ihres Wollpullovers zurück. „Ich muss leider gehen, Kagome. Eigentlich hatte ich mit meinem Sohn gerechnet und dieser ist in letzter Zeit, recht Wortkarg“, sagte sie und stand sogleich auf. Ich tat es, aus seinem Reflex ebenso und wollte ihr fast schon verneinen. Auf mich wirkte Sesshomaru, geradezu gesprächig. „Ich hoffe darauf, dich bald wieder zu sehen, Kagome. Mein Name ist Tsukyomi“, lächelte sie mir zu, nachdem sie sich ihre Jacke und Tasche geschnappt hatte und die Haustüre öffnete. “Du bist wirklich ein sehr hübsches Mädchen. Du würdest meinem Sohn gut stehen!” „Ja.” antwortete ich und ging auf den restlichen Satz nicht weiter ein. Diese Frau dachte wirklich das ich etwas mit Sesshomaru am Laufen hatte. “Äh, ich hoffe es auch, zu bald wieder zu sehen“, erwiderte ich nett und sie sah mir noch einmal in die Augen. Ihr Blick brachte mir eine Gänsehaut, bevor sie ihr Gold mit der Sonnenbrille bedeckte und mich verließ. Alleine stand ich nun hier und die beiden Hunde setzen sich neben mir ab. Diese ganze Situation hatte so skurril angefangen, wie sie gerade geendet hatte und ich spürte mein wild schlagendes Herz. Ich war froh, das das gerade vorbei gegangen war. Und nun! Sagte ich mir und klatschte ich die Hände, musste ich die Liste mit meinen Fragen anfertigen. Es war dunkel geworden und ich fand im Wohnzimmer einen Schreibtisch, nahm mir Zettel und Papier und setze mich an den Esstisch. Kurz zögerte ich und bekam doch recht schnell einen Fluss an Fragen zusammen. Die Dunkelheit befiel allerdings meine Sinne und als ich meine Augen bewusst wieder öffnete, schien das seichte Morgengrauen, durch die weißen Vorhänge, welche sich in der kühlen Luft bewegten. Es brauchte einige Minuten, bis ich wach genug war, um zu realisieren, das ich nicht am Tisch war, sondern in dem schlichten Schlafraum, den ich am Vortag gefunden hatte. Egal wie lange ich überlegte, es wollte mir nicht einfallen, wie ich hier hergegangen war. Ich tat es als Schlaftrunkenheit ab, setze mich nach weiteren Minuten auf und blieb für einen Moment sitzen. Ich war noch immer so müde. Doch ich musste aufstehen, sehen ob Sesshomaru schon wieder zurück war und dann mit ihm, die Fragen durchgehen. Außerdem musste ich vor dem Treffen mit Inuyasha noch einmal nach Hause, mir frische Kleidung besorgen und duschen. Mein Arm fühlte sich heute überraschend schmerzlos an und so überwand ich mich endlich, aus dem weichen Bett zu steigen, ging zur Tür und strich im gehen meine Haare etwas glatt. Vorsichtig öffnete ich die Tür und horchte auf ein Geräusch. Es tat sich nichts und so ging ich den Flur entlang, zum Bad. Ohne groß darüber nachzudenken, öffnete ich die Tür und stapfte einige Schritte hinein, nur um, mit weit aufgerissenen Augen, stehen zu bleiben. Fast wie vereist, konnte ich gerade so den Schluck hinunterbringen, welcher sich wie ein Kloß in meinem Hals gebildet hatte. Sesshomaru stand vor dem Waschbecken und hatte sich wohl gerade, im Spiegel betrachtet. Sein Haar lag strähnig, nass an seinen Schläfen und so mancher Tropfen, löste sich noch daraus. Seine Male waren diesmal sichtbar, doch dies war fast nebensächlich, als ich seinen starken Körper sah. Die Muskeln waren, jeder einzelne, in Perfektion ausgearbeitet. Nicht so brutal wie bei Bodybuildern, sondern ansprechend. Jede Frau würde sich sofort in Sicherheit wiegen, wenn ein solcher Körper, sie im Arm hielt. Das die Wassertropfen dort, an so mancher Woge entlangliefen, sich einen Weg in tiefere Gefilde bahnten, machte den Anblick nicht weniger animalisch. Alles in meinem Inneren verzog sich, aber ich wusste nicht warum. Je weiter mein Blick hinabging, über seinem Beckenknochen verliefen ebenso, zwei glatte rote Linien, die sein wahres Sein unterstrichen und an seiner vorderen Körperseite in weißer Baumwolle, welche er um seine Hüfte geschlungen trug, endeten, wurde das Rauschen in meinen Ohren lauter. Zum Glück war dort die Baumwolle! Wer wusste, was der Anblick seines.. nein! Darüber konnte und wollte ich nicht nachdenken! „Du bist endlich wach, kleine Miko?“, fragte Sesshomaru ruhig und wandte seinen Blick zu mir. Seine Augen strahlten entspanntest aus, auch wenn ich wusste, das er sich bewusst war, wie er gerade vor mir stand. „Wie geht es deinem Arm?“ Mit dieser Frage, lenkte er mich ab. Oh, wie ich ihm dafür dankte! Und so rappelte ich mich zu einer Antwort auf: „Meinem Arm geht es besser. Ich danke dir. Mach dich ruhig fertig, ich warte unten.“ Damit verließ ich den Raum in einem wahren Hechtsprung. Das war doch einfach zu peinlich gewesen! Ich hatte ihn gesehen, fast nackt! Und allein die Erinnerung daran, brachte mein Inneres in solch eine Verlegenheit, das ich ein unheimliches Kribbeln spürte. Übelkeit wäre sicher das Ende dieses Gefühls und deshalb versuchte ich meine Gedanken wegzulenken. Die Liste mit Fragen würde mir helfen und so ging ich in das Esszimmer und fand den Stapel Zettel, ebenso den Stift und mein Blatt, welches neben dem Stapel lag. Eine Reihe Zahlen, war davor notiert worden und auf dem zweiten Stapel aus Zetteln entdeckte ich dieselben Zahlen und Sätze, welche wohl die Antworten beherbergen würden. Mit angehaltener Luft ließ ich mich auf den Stuhl sinken. „Ich habe mir erlaubt, deine Liste anzusehen und zu beantworten. Ich kann sie dir aber auch, mündlich wiedergeben, wenn du das lieber magst“, schlug mir die männliche Stimme an den Hinterkopf. Erstarrt blieb ich sitzen. Konnte er sich so schnell anziehen? “Willst du Kaffee? Frühstück?”, fragte er dann und ich fixierte meinen Blick, auf die Zettel vor mir. Die Vorstellung, eines fast nackten Dayokais, welcher mir Frühstück machte und dann servierte, geriet in meinem Kopf außer Kontrolle. Oh Kagome! Was denkst du da nur?, schrie ich mich selbst an und raffte gedanklich mein Haar. Eine Bewegung neben mir, gefolgt von einer winkenden Hand vor meinen Augen, ließ diese hinaufschnellen. Wenn ich ihn schon ansehen musste, dann nur sein Gesicht. Mehr würde ich meinem Kopfkino nicht bieten! Fragend sah mir sein Gold entgegen und seine Lippen, waren zu einer feinen Linie geschlossen. “Geht es dir gut? Hast du genug geschlafen?”, wollte er wissen und ich nickte übereilig. Dabei entdeckte ich, das er ein Hemd trug. Ein hellgraues mit silber, glänzenden Knöpfen, die nicht geschlossen waren. Doch seine Bauchmuskeln waren halbwegs versteckt, auch wenn ich sie kurz herausblitzen sah und ebenso vereinzelte feine, silberne Härchen, welche sich über seiner Brust verteilten. “Frühstück, wäre nett”, antwortete ich monoton auf seine vorherige Frage und er zog die linke Augenbraue hinauf. Im nächsten Moment verzogen sich seine Lippen, zu einem Schmunzeln und er entblößte seine Zähne. “Rührei und Kaffee?”, schlug er vor und da ich wusste, das er ansonsten, wohl nur Süßkram im Haus hatte, erwiderte ich mit einem Nicken. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich sein Tun. Wie er eine Schachtel Eier leerte und aufschlug, sie miteinander verrührte und nebenbei die Pfanne erhitze. Schnelligkeit war sein Steckenpferd, das wusste ich. Doch er schien in diesem Moment so normal, obgleich seine Male bedrohlich hervorstachen. Als er die zähflüssige Masse in die Pfanne gegeben hatte, würzte und stocken ließ, betätigte er die Kaffeemaschine. Noch einmal schnell das Ei gewendet und er war bereits, nach wenigen Minuten fertig mit der Zubereitung. Wie ein Kellner, trug er, die zuvor angerichteten Teller, das Besteck und sogar die Tassen, zu mir an den Tisch. Ertappt von meiner Faulheit und dem Gefühl der Aufregung, schob ich die Zettel beiseite, um ihm Platz zum Abstellen zu geben. Sesshomaru stellte zunächst meinen Teller und die Tasse ab, bevor er sein Geschirr zurechtstellte und sich auf dem Stuhl niederließ. “Stärken wir uns mal, für dein kleines Quiz”, wünschte er uns Appetit und ich geriet in stocken. Sein grinsen, als er den ersten Bissen in den Mund geführt hatte, war teuflisch. Was zum Teufel, hatte er da nur als antworten notiert?! Waren sie etwa so schlimm? Würde ich die Vergangenheit überhaupt wissen wollen?! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)