Schicksalsstränge von Naumi ================================================================================ Kapitel 1: Prolog ----------------- Prolog „Endlich wieder da!“, rief die junge Frau erleichtert, als sie in der Ferne schon die Ausläufer des Inuyasha Waldes entdeckte, der Nahe an dem Dorf lag, dass sie seit einem Jahr schon ihre Heimat nennen konnte. Die Reise war zwar recht kurz gewesen und dennoch steckte ihr die Anstrengung tief in den Knochen. Es war ihre erste Reise als voll ausgebildete Miko gewesen und ihr erstes kleines Abenteuer ohne ihre Freunde oder gar ihren geliebten Hanyō. Kaede hatte darauf bestanden, dass es wichtig für ihre Weiterentwicklung wäre in spiritueller Sicht aber auch für ihre Ehe mit Inuyasha. Kagome blieb kurz stehen und die leichte Brise ließ ihre Haare tanzen. Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihre Gesichtszüge. Sie freute sich schon darauf, der älteren Miko von ihrer Reise ins Nachbardorf zu erzählen, dort hatte sie einigen Alten und auch einigen jungen Menschen mit ihren Heilkräften aushelfen können. Aber noch mehr brannte sie darauf Inuyasha in die Arme zu schließen. Auch wenn die frisch gebackene Ehefrau nicht wusste, in wieweit er auf ihre Rückkehr reagieren würde. Noch immer klingelten ihre Ohren von dem Streit, den sie gehabt hatten, weil Kagome so kurz nach der Eheschließung ohne ihn auf Reisen ging. Allerdings wusste Kagome, dass sie diesen schnell begraben konnten, hatten sie sich doch schon Ansatzweise versöhnt. In der Zeit als sie noch die Splitter des Shikon No Tama jagten, stritten sie sich viel schlimmer und dennoch hatten sie immer wieder zusammengefunden. Außerdem konnte sie kaum Abwarten bald wieder Sango, Miroku und deren kleine Zwillinge zu besuchen. Shippo wohnte auch bei der kleinen Familie und sie vermisste ihren Ziehsohn sehr. Also schob sie das Band mit dem sie den Bogen geschultert trug wieder höher und machte sich auf den Weg zum Dorf, dessen Dächer in den Himmel ragten. Schon bald würde sie sich mit Inuyasha auf den Weg in das Dämonenjägerdorf machen. Sie ging immer weiter auf den Weg zu dem Platz, an dem ihr Abenteuer begann und zudem sie gedachte immer wieder zurückzukehren. Kapitel 2: Angst ---------------- Triggerwarnung Gewalt, Schmerz, Verlust/Tod  Angst „Nein, lass los!“, hörte man die Schreie einer Frau, dann gingen ihre Proteste in einem gurgelnden Laut unter. Die Stille danach war fast schneidend. Doch die Yōkai musste darüber nur lachen. „Wie einfältig, wie zerbrechlich und doch so-“, ihre Hände pressten das Herz der Frau, die sie getötet hatte, über ihrem Mund aus. Erst prasselte das Blut nur so herunter, doch verging der Strahl und wurde zu einem sachten Tropfen. Die Dämonin schluckte mehrfach und lächelte sacht. „-schmackhaft", schloss sie, als sie in der Ferne ein sachtes Flackern von Reiki vernahm. Ihre Verletzung an der Schulter brannte zwar etwas, aber wenn der Neuankömmling genauso langsam war, wie die alte Priesterin des Dorfes hatte sie nichts zu befürchten. Da war selbst das Halbblut ein größerer Gegner gewesen! Und dennoch war es fast zu langweilig gewesen dieses Dorf zu zerschlagen.  Aber was erwartete sie auch schon? Sie war übermächtig! Bald schon würde sie sich mit dem Daiyōkai des Nordens messen und den Thron ihrer Familie wiedererlangen. Solange würde sie Kraft sammeln und stärker werden und eine Schneise von Verwüstung und Blut hinterlassen. Ihre lodernden Augen musterten die Gänge des Dorfes, doch als sie die Besitzerin der Kraft nicht ausmachen konnte schnaufte sie lediglich und strich unwirsch mit ihrem Ärmel das Blut von ihrer Wange. Der sowieso schon rote Stoff saugte das Blut auf, aber das war egal. Ihr Kimono war ersetzbar, auch wenn er wertvoll war. Reines weiß mit silbernen Verzierungen reizte sie nicht, das Blut daran erfreut sie sogar. Ihre feinen Züge verzogen sich zu einem sachten Lächeln, die hohen Wangenknochen und der lange Nasenrücken ließen das Gesicht oval aussehen und aristokratisch. Die ausgewaschenen grünen Augen funkelten durch rote Sprenkel, während sich die kleinen Nasenlöcher bebend hoben.  Die Miko kam näher und schon spürte sie in deren Aura Panik, roch die Angst, die Verwirrung. Der Gefühlscocktail machte sie trunken und lächelnd erhob sie sich als die junge Frau vor ihr in der Gasse erschien. Ihr provisorischer Thron aus Gedärm und anderen Leichenteilen erzeugte dabei ein leicht schmatzendes Geräusch und zufrieden stellte sie fest, das nun doch sich ein anderes Gefühl in die Frau zu schleichen schien. Wut. Ihr Blick fiel auf die Leichen unter der Yōkai, dann streifte er über die Gesichtszüge der Fremden. Die Gedanken der Miko aus der Zukunft rasten, es war unmöglich, das konnte nicht sein! Heftig schluckend versuchte die Schwarzhaarige den Brechreiz zurückzuhalten, die Tränen zu unterdrücken, ja selbst die Angst. Und tatsächlich fühlte sie ihn bald- den Hass. Ohne weiter zu Zögern riss Kagome den Bogen nach oben und der Pfeil war eingespannt bevor sie verstand, dass sie sich dafür entschieden hatte. Für den Kampf, für die Rache. „Ah Miko, du willst also kämpfen? Wie herrlich!“, hörte die Frau die weißhaarige Dämonin am Rande sprechen und doch hörte sie nur das Blut in ihren Ohren, wie es durch ihre Adern rauschte und spürte wie ihr Herz in einem ungleichmäßigen Takt pochte. Vor sich sah sie nur die Sehne, den Pfeil und eine lachende Yōkai, spürte weder den Wind, noch die Kälte an ihrer Haut. Das Yōki der Dämonin flammte auf. Ohne, dass ihre Finger sich von der Sehne gelöst hätten, begann der Kampf. Die Übermacht ihres Gegenübers war mehr als klar, als sie sich in einer Geschwindigkeit bewegte, die selbst Kagome nach all ihren Abenteuern noch verwunderte. Nur einer war so schnell wie diese Frau und dieser Daiyōkai war zum Glück nicht mehr ihr Feind. Und doch wich sie den Krallen der Dämonin aus, indem sie sich zu Seite warf, sanft kam sie zwar nicht auf, aber dennoch wurde ihr Gewicht leicht abgefangen, als sie auf etwas Weichem landete.  Innerlich verfluchte sie sich, nicht nur war sie zu abgelenkt, auch fühlte sie sich hilflos. Ihr Bogen war ihr aus der Hand gefallen und sie besaß keine weitere Waffe am Leib. Wo blieb bloß Inuyasha? Hatte er in ihrer Hütte, die etwas weiter weg gelegen war, nicht gemerkt, was hier passierte? Ging es Kaede gut? War sie Kräuter sammeln gegangen mit ihrem Mündel Rin? Warum war sie hier allein? Warum war sie allein in einem Dorf voller Leichen und warum kam ihr der Geruch, der von dem Körper auf dem sie lag ausging, nur so unglaublich bekannt vor? Sekunden bevor die angehende Miko überhaupt verstand, dass sie erneut angegriffen wurde, schmiss sich Kagome zur Seite und konnte zufrieden feststellen, wie die blutüberströmte Gestalt der Dämonin auf der Leiche aufkam, auf der sie noch zuvor gelegen hatte. Doch nicht lange hielt die Freude, nicht lange konnte man das Ausweichmanöver als Erfolg verbuchen. Der Atem der Sterblichen stockte, als ihr Blick wie gebannt auf dem roten Stoff haften blieb. Einen schmerzhaften Herzschlag später verstand sie endlich, schlug die Wirklichkeit auf sie erbarmungslos ein. Dort an eben jenen Fleck lag er- ihr Ehemann. Ihr toter Mann, dessen Leib ihren Sturz abgefangen hatte und in dem nun die Pranke des Dämon steckte. Doch der Gegner zögerte nicht, richtete sich auf und grinste sie an, „Ist dir nun klar geworden, wie unbedeutend und schwach du bist?“ Natürlich hatte sie vernommen wie der Mensch zitternd Luft holte, der Puls sich beschleunigte.  Doch die Angesprochene war nicht in der Lage zu antworten, sie konnte nicht sprechen, sie konnte nicht weinen und schon gar nicht konnte sie sich bewegen. Im Fersensitz blieb sie und sah einfach nur wie die Mörderin ihres Mannes auf sie zugerast kam. Ein wahnsinniges Funkeln in den Augen und einem breiten Lächeln, dass sie normalerweise zumindest zu frösteln gebracht hätte. Doch stattdessen fühlte Kagome nichts, ihr Körper war taub, sie fühlte sich wie paralysiert und konnte und wollte sich nicht wehren. Als sie den Blick abwendete, um das Monster nicht noch im letzten Moment sehen zu müssen, erblickte sie einen weiteren Leichenberg in einer Ecke des Platzes. Verschwommen nahm sie wahr, dass es höchstens drei Leichen waren, eine davon klein und zitternd- „Nein", hauchte sie und ihr Verstand setzte wieder ein. Es gab eine weitere Überlebende! Dennoch war es zu spät um auszuweichen, dass wusste sie und doch, wenn es jemanden gab, der überlebt hatte, war es ihre Pflicht als Miko diesen zu verteidigen! Ohne zu wissen woher sie die Kraft so schnell nahm, riss Kagome eine Wand aus Reiki hoch, keine Sekunde später hörte sie auch schon die Schreie ihres Gegners, als ihr Blick sich nach vorne richtete und doch die Krallen an ihrer Brust spürte, war sie überzeugt, dass sie sterben würde. Mit ihren Händen packte sie ihre Gegnerin, um sie eng an ihren Körper zu ziehen, aus dem die reinigende Energie gerade nur so raus gepumpt wurde. Während sie spürte, wie die Hand der Mörderin durch ihr Dekolletee brach und sie vor Qualen aufschreien ließ, verebbte ihre Macht dennoch nicht. Auch wenn sie spürte, das die Ohnmacht versuchte sie zu übermannen, diese eine Sache musste sie einfach machen und als die Weißhaarige weggerissen wurde und auf den Leichen landete, die zuvor noch als ihr Stuhl gedient hatten, es knirschte und weitere Schmerzenslaute der Dämonin die Nacht durchbrachen, hörte sie wie die andere Überlebende auf sie zu gerannt kam. Ihre Geta klackerten auf dem Boden und der Kimono wehte im Wind. Eine Warnung der Verletzten verstummte, bevor sie ihre Lippen erreichte.  Nur zu gut kannte die Blauäugige Miko das junge Mädchen, auch wenn sie nicht wusste, um wen es sich genau handelte, da ihr Denken eingeschränkt war durch den nahenden Tod. „Kagome-sama. Oh nein! Kagome-sama", sie weinte und schmiss sich vor ihr in den Dreck und das Blut besudelte den Seidenstoff, der ihre Finger flüchtig streifte. Er war weich und nicht ein Webfehler zerstörte das fröhliche, kindlich anmutende Muster, als sie ihn das erste Mal gezeigt bekommen hatte, nun war er voll mit Blut und anderen Flecken, die stiller Zeuge des Massakers waren. Plötzlich fragte Kagome sich, wie lange er dem Mädchen noch Kinderkimonos mitbringen würde. Schließlich war sie bald zu alt dafür. Dieser unsinnige Gedanke schoss ihr doch tatsächlich durch den Kopf. „Rin", flüsterte sie und versuchte das Mädchen anzusehen, doch war ihre Sicht verschwommen. Jetzt machte es auch einen Sinn, dass der Yōkai von ihr abgelassen hatte. „Sesshōmaru-“, hörte sie sich selbst flüstern. Natürlich war er gekommen, um Rin zu beschützen und dennoch hatte er auch die Miko vorerst vor dem Tod gerettet. Ein lauter Schlag durchschnitt das beständige Schluchzen der Kleinen. Zeit wann sind wir uns so nahe gekommen, dass sie um mich weint?, schoss es Kagome durch den Kopf. Doch nur die Bilder von Rin an der Seite von dem kühlen Daiyōkai schossen ihr durch den Kopf. Die letzten Jahre waren plötzlich wie weggewischt. Wo waren ihre Begleiter? Hatte Naraku sie erwischt? Der Kampflärm Drang durch ihre Gedanken. Wer kämpfte da? Warum weinte Rin um eine fast Fremde? Sie war ein gutes Kind. Kagome war selbst nur noch bewusst, dass sie wohl im Sterben lag, der Rest verschwand schon jetzt im Nebel des Todes.  Weggeweht wie Blätter im Wind.  Ihr Verstand sagte ihr, dass sie etwas vergaß und es verwirrte sie nur umso mehr. Als sie hörte, wie Krallen über den Boden kratzten, wusste sie, wer dort kämpfte. Inuyasha, dachte sie und fragte sich, wie er wohl auf ihren Tod reagieren würde. Wer würde jetzt das Shikon no Tama zusammensuchen? Würde er ihrer Familie Bescheid geben? Doch plötzlich stockten ihre Gedanken und sie erinnerte sich, sie hatten ihre Mission beendet. Tränen traten in ihre Augen und der Schmerz, der sich nun durch ihre Adern fraß, hatte nichts mit ihrer Verletzung zutun. Während ihr Gegenüber versuchte, ihre Wunde abzudrücken, fing sie an, sich hoch zu kämpfen. Die kleinen Hände der Zwölfjährigen versuchten dies zu verhindern, rutschen allerdings ab. Doch ihr Schmerz über den Verlust verdrängten jegliche Fetzen des Todes, das Reiki floss warm durch sie und verlangsamte die Blutung.  Kagome erinnerte sich, als das Shikon no Tama aus ihrem Körper brach, dass damals ihre Wunden auch übernatürlich schnell verheilt waren. Diese Heilkräfte bewusst an sich selbst zu benutzen hatte sie noch nicht gelernt, aber dennoch nahm sie sie nun dankbar zur Kenntnis.  „Nicht aufstehen! Du wirst verbluten", hörte sie die Jüngere auf sie einreden. Dennoch- sie spürte den bitteren Geschmack des Hasses an ihrem Gaumen, sie musste den Yōkai töten! Als ihre Augen über die Leichen wanderten und die Weißhaarige schließlich erfassten, war diese in den Kampf mit Sesshōmaru vertieft. Sein kalter verbissener Ausdruck war gewohnt und dennoch wirkte er angespannter wie sonst. Anscheinend handelte es sich bei der Mörderin seines Bruders um einen würdigen Gegner. Als Rin merkte, dass die junge Miko versuchte, zu ihrem Bogen zu streben, griff sie nach dieser, aber die Ältere ließ sich nicht aufhalten und schleppte sich zu der Waffe. Unterdessen kam der Lord des Westens in große Bedrängnis, denn das kleine Dorf bot ihm nicht gerade viel Spielraum zum Kämpfen, ohne die Frauen zu verletzten. Seine Schwägerin wäre ein Kollateralschaden, doch Rin- Ein leiser Fluch verließ seine Lippen, als er eine erneute Yōkiwelle mit seinem Körper abfing und die Dämonin in seine Nähe gelangte. Lieber würde er nicht mit ihr in den Nahkampf gehen, damit er eines seiner Schwerter nutzen konnte. Zudem hatte er nun die Kontrolle darüber verloren, in welche Richtung er getrieben wurde.  Es wäre nur ein Streich, doch nun war er gezwungen dem blutrüstigen Miststück auszuweichen.  Seine Gedanken rasten und verschafften seinem Gegenüber einen Vorteil, nicht nur merkte sie dem Lord des Westens die Sorge um das Gör an, nein, er zeigte auch eine Lücke in seiner Verteidigung. Ihre Krallen streiften seinen Ärmel und als er einen weiteren Schritt nach Hinten ausweichen wollte, übersah er ein leichtes Grinsen auf ihren Lippen. Stattdessen stellte er fest, dass Kagome direkt zu seinen Füßen bückte, eine Hand auf ihren Bogen, die andere zitternd auf den roten Stoff der Kleidung einer Leiche gelegt.  Das kurze Stutzen bei dem Anblick des bekannten Stoffes, das Einsortieren des Geruches und das Verstehen ihres merkwürdigen Verhaltens verschaffte der Gegnerin alles, was sie brauchte. Die Yōkai sah ihre Chance gekommen, den übermächtigen Dämon eine Lektion zu erteilen. Statt jedoch den Daiyōkai anzugreifen, wandte sich die Dämonin ab und nutze dessen Unaufmerksamkeit für etwas anderes, als ihre Krallen in das weiche Fleisch des Kindes eindrangen und der Geruch von dem Blut seiner Tochter die Luft erfüllte, fühlte Sesshōmaru das erste Mal in seinem Leben diese eine bestimmte Emotion.  Angst. „Angst ist unerträglicher als der Schmerz; die Angst schärft die Empfindungen, während der Schmerz sie abstumpft.“ Carmen Sylva    Kapitel 3: Verlust ------------------ Triggerwarnung:Gewalt, Verlust/Tod , Depression Verlust Diese hielt allerdings nur eine Sekunde an. Sein Blick flog von Kagome, die geistesgegenwärtig nach dem Kind gegriffen hatte, zu der Yōkai. Überraschung stand in deren Gesicht geschrieben und auch wenn er Tief in sich auch dieselbe Empfindung verspürte, hatte er keine Zeit, sich mit dieser Emotion zu arrangieren. Als sein Biest übernahm, geweckt von dem Geruch des Blutes seines Schützlings und blanker rasender Wut, packte er die Yōkai und riss sie aus der Reichweite seines Eigentums. Am Rande spürte er, wie sich sein Körper veränderte, doch steuerte sein inneres Ich bereits sein handeln. Es störte ihn nicht, auch wenn er es sonst immer hasste die Kontrolle zu verlieren und es ablehnte, nur von Instinkten gesteuert zu werden, begrüßte er nun das Gefühl. Natürlich wusste er am Rande, dass die Miko dem Mädchen das Leben gerade so gerettet hatte und die Krallen seines Gegners die Haut nur geritzt hatten, doch allein das reichte, um den Zorn des mächtigen Yōkai brennen zu lassen. Sie hatte es gewagt, Hand an Sein zu legen und sie hatte das Halbblut getötet. Klar hasste er ihn zu Lebzeiten zutiefst, doch gegen Ende akzeptierte er dessen Stärke und zudem war er trotz allem ein Mitglied seiner Familie. Diese galt es als Familienoberhaupt zu beschützen, egal, wie verhasst sie war. Alles andere würde ihm, Sesshōmaru, als Schwäche ausgelegt werden und war einem Kriegesakt gegen den Westen gleichzusetzen. Jetzt befanden sich in diesem Massaker noch zwei weitere Personen die es zu beschützen galt, selbst wenn eine nur angeheiratet zu seinem Clan gehörte, stellte er jetzt missbilligend fest. In seiner wahren Gestalt zerstörte er zwar einige Hütten, doch dies scherte ihn nicht. Seine Geduld war am Ende angelangt, als sie es wagte, dem Menschenkind auch nur eine Schramme zuzufügen. Sich an der Schwäche des Fürsten zu vergreifen würde sie noch bereuen, das schwor er sich und das durch ihn sprudelnde Yōki ließ bei diesen Gedanken seine Augen aufleuchten. Erschrocken wich diese jämmerliche Figur nun vor ihm zurück, doch bevor sie fliehen konnte oder wahlweise angreifen, machte er einen Satz und ihr Körper wurde unter die Rechte seiner mächtigen Vorderläufe begraben. Siegessicher verlagerte er sein Gewicht auf eben dieses Bein und spürte befriedigt wie Knochen brachen. Was eine jämmerliche Gegnerin sie doch war, ein wenig Gift, dass er in ihren Körper fließen lies, würde sicher ausreichen. Doch wie sollte er ahnen, dass Kagome bereits durch ihre Läuterung dem Dämon sehr geschadet hatte und auch der Kampf gegen Inuyasha und die daraus entstandene Verletzung der Weißhaarigen zu schaffen machte? An sich wäre eben diese Fehleinschätzung ihrer wahren Stärke kein Problem gewesen, jedoch ließ der hochmütige Daiyōkai ab von ihr, in der festen Überzeugung, die Gegnerin vernichtet zu haben. Statt einen schwachen toten Gegner zu erblicken, spürte er wie ein Schwall an brennendem Yōki auf ihn zuschoss. Die Attacke schlug ihn direkt gegen die breite Hundeschnauze und um den Schaden gering zu halten, schütze er schnell seine Augen. Es war kein Angriff, der ihm tatsächlich schaden konnte, jedoch nutze sie die Gelegenheit seiner Abgelenktheit erneut. Keine Sekunde später war sie verschwunden und ein erzürnter Hund stand in einem völlig zerstörten Dorf. Rin bekam von all dem nicht viel mit, ihr Blick haftete auf der Miko, die ihr Gewand in Stücke riss und ihre kleine Wunde an der Taille verband, während noch immer ein zartes Rinnsal beständig aus ihrer eigenen tiefen Wunde lief. Die Priesterin allerdings hatte nur für ihren Schützling Augen, zu sehr schmerzte der Gedanke an alles andere. Zu nahe schwebte sie noch immer dem Tod, ganz verstand sie nicht was passiert war. Aber interessierte es denn überhaupt? Es musste etwas mit ihren Miko Kräften zu tun haben, dass sie sich überhaupt noch bewegte. Diese Antwort genügte ihrem geschundenem Herzen und sie verweigerte sich selbst jetzt an etwas anderes zu denken, als an Rin ihre Sicherheit. „Mensch", riss sie eine kalte Stimme aus ihren Bemühungen. „Was ist?“, fragte sie nach und merkte erst jetzt wie sehr ihre Hände zitterten, roch den süßlichen Geruch von den Leichen, der ihren Magen rebellieren ließ. Dennoch hörte sich ihre Stimme mindesten genauso schneidend und kalt an wie die des Daiyōkai. Ein Knurren verlangte nach Aufmerksamkeit, doch sie verwehrte sie ihm und strich den Dreck von dem Kimono der sprachlosen Rin. Zu tief steckte deren Schock um auch nur eine weitere Silbe von sich zu geben. „Sieh‘ mich gefälligst an, wenn ich mit dir spreche, Onna.“ Zischend drehte sich die Miko nun um und all der Schmerz war ihr deutlich abzulesen. Der Blick aus den goldenen Augen brannte sich tief in ihre geschundene Seele und erinnerte sie zu sehr an den keine drei Meter entfernten toten Hanyō. Sesshōmaru hatte wieder seine menschliche Gestalt angenommen. „Was willst du!“, stieß sie mit letzter Kraft aus, da sie der Zorn übermannte, da er es wagte, sie in ihrer Aufgabe zu unterbrechen. Hatte er nicht besseres zutun? Es war ihn zuwider und erneut stieß er einen Laut der Drohung aus, und dennoch musste er anerkennen, dass sie sehr feine Sinne hatte die er nun gebrauchen konnte. „In welche Richtung liegt ihr Yōki?“, fragte er schnell, bevor sein Stolz es nicht mehr zuließ und knirschte mit den Zähnen. Überrascht weiteten sich die Augen der Priesterin doch blieb ihr jegliche Verwunderung auf der Zunge stecken den ein entsetztes Keuchen unterbrach ihre Überlegung. Als die beiden allerdings den Blick zu Rin schnellen ließen und diese musterten, konnten beide nur verwundert feststellen, dass diese hyperventiliert. Kagome verstand zwar nicht, was so plötzlich in diese gefahren war, hatte aber nur zu gut im Kopf, dass die Jüngere in Ohnmacht fallen könnte, wenn ihr Körper weiterhin diesen Stress ausgesetzt war. „Beruhig dich, es ist alles gut, Sesshōmaru- sama hat sie verscheucht", murmelte die Miko jetzt darauf bedacht respektvoll über ihn zu reden, wusste sie doch, wie wichtig er dem Kind war und was für eine hohe Meinung sie von dem Daiyōkai hatte. Doch flachte die Panik nicht ab. „Sprich!“, forderte nun auch noch der angespannte Dämon ihre Aufmerksamkeit. Nun war die junge Frau endgültig überfordert und die Worte verließen unbedacht ihren Mund. „Denkst du denn wirklich, dass ich im Moment auch nur eine Kleinigkeit verspüre?“, wisperte sie. Während sie sprach hatte sie sich ihm wieder zugewandt und den anderen Menschen losgelassen. Zu spät verstand sie, dass seine Nerven zu zerreißen gespannt waren und noch weniger begriff sie, dass sie seinen Stolz zutiefst verletzt hatte. Die Erniedrigung sie fragen zu müssen um dann mit so einer Frechheit behandelt zu werden, brachte das Fass seiner zurückgedrängten Aggression zum überlaufen. Die Frau landete in Dreck, über ihr sein Gewicht, dass sie fester in den blutbesudelten Boden drückte. Doch weder sah er Schock in ihrem Blick, noch Angst, nur Resignation begegnete seinen Augen. Dieser Umstand ließ ihn innehalten in der Bewegung, die Klaue erhoben um sie unerbittlich in ihre Brust zu stoßen, registrierte er am Rande, wie Rin ihn von hinten umklammerte um ihn von der Miko zu ziehen. Doch ihr Blick ließ ihn noch immer stutzen, ließ ihn erstarren und als sie schließlich ihren Mund öffnete und flüsterte verstand nur er sie. „Wenn du mich töten willst, dann nur zu, doch das bringt ihn auch nicht zurück.“ Nach einigen stummen Sekunden in denen das Kind weiterhin an ihm zerrte, löste er seinen Blick von ihren tot wirkenden Iriden und erhob sich. Sein Yōki ebbte innerhalb einer Sekunde ab und der reißende Strom der Aggression legte sich. „Rin wir gehen", meinte er dann wieder unterkühlt, als ihn Rin zwangsläufig losließ und erleichtert zu der Älteren herabsah. Doch schon zuckte sie ungläubig zusammen, als sie die Worte ihres Meisters begriff. „Aber-“, wollte sie ansetzten, wurde aber rüde von einem Schnauben seinerseits unterbrochen. „Dieser Sesshōmaru wünscht nicht mit dir zu diskutieren", für ihn war das Thema damit abgeschlossen und das Menschenkind war schlau genug dies, sowie ihre verbale Niederlage, zu erkennen. Die letzte Stunde war für die Kleine mehr als nur traumatisierend und sie war nicht dazu in der Verfassung, ihrem Ziehvater in diesem Moment zu widersprechen. Entschuldigend senkte sie ihren Blick auf die Priesterin die noch immer am Boden lag, doch Kagome verstand und versuchte sich mit einem kurzen bestätigenden Lächeln. Rin sollte nicht denken, dass sie ihr sauer war. Der Inuyōkai hatte unterdessen kurz prüfend Tenseiga gezogen, nur einige Zentimeter aus seiner Scheide, doch konnte er keine Diener des Todes über dem Hanyō ausmachen. Das verärgert ihn nur mehr, schließlich hätte er nun keine Chance mehr seinen Halbbruder selber zu töten. Doch damit hielt er sich nicht lange auf, er überbrückte entschlossen einen weiteren Meter in dem Versuch, ihre Fährte aufzunehmen, doch schon jetzt wusste er, das es nicht in seiner Macht lag den, weiblichen Dämon zu finden. Der Mangel eines Geruchs hatte ihn erst dazu verleitet sich zu erniedrigen und den Mensch zu fragen. Seine Hoffnung, dass diese durch ihr Reiki eine klarere Vorstellung davon hatte, wohin sein Gegner geflohen war, wurde jedoch von deren Unfähigkeit zerschlagen. Und dann auch noch ihre erdreistung was den Grund seines Handelns betraf- Das Halbblut war ihm völlig egal- Eigentlich müsste er sie dafür töten- Aber er wusste, dass er damit dem Kind, dem Menschen, dem Wesen, dass er als einziges an seiner Seite wirklich respektierte, einen Stich versetzten würde, dass sie ihm nicht verzeihen könnte. Nur das allein sorgte dafür, dass er zusammen mit Rin das zerstörte Dorf verließ ohne sie zu zermalmen, so redete er es sich selber ein. Die Miko allerdings lag einfach da, unfähig aufzustehen, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Nur Taubheit die jegliche Gefühle unterdrückte war ihr einziger beständiger Begleiter. Über jeden Atemzug der verging, jeden Windzug der über ihre zerfetzte Tracht streichelte, wurde er intensiver. Erst Minuten später, vielleicht auch Stunden nachdem der Herrscher der Hundedämonen das Dorf verlassen hatte, brach sich der Sturm der Gefühle durch die schützenden Mauern ihres Herzens. Ihre Schmerzenslaute durchbrachen die Nacht, als der jungen Frau mit einem Mal klar wurde, dass ihr Leben mit einem Schlag zerstört wurde und die Liebe ihres Lebens für immer verloren schien. Es war kein Weinen, es war ein Wehklagen. Lange und dann wieder abgehakte Schreie die aus der Tiefe ihrer zerfetzten Seele kamen. Kaum verließen sie ihren Mund, wurden sie schon weggeweht, verließen sie wie alles andere sie verlassen hatte und wurden den Himmel hinaufgetragen. Nur die Kamis allein sollten sie hören, auch wenn ihr mildes Interesse an ihrem Schicksal nicht ausreichte, um etwas gegen diese Ungerechtigkeit zu unternehmen. Die Größe ihres Verlustes lag unbegreiflich vor ihr. „Bei dem größten Verlust müssen wir uns sogleich umherschauen, was uns zu erhalten und zu leisten übrig bleibt.“ Johann Wolfgang von Goethe Kapitel 4: Verzweiflung ----------------------- TriggerwarnungGewalt, Verlust/Tod , Depression Verzweiflung Kaum erreichte der Lord des Westens den Rand des Inuyasha Waldes und hatte den Geruch des Halbblutes, sowie die störende Miko hinter sich gelassen, verblasste sein Ziel. Der Zorn, den er mit aller Macht zurückgedrängt hatte um die Menschenfrau nicht auf der Stelle zu töten, brannte noch immer durch sein mächtiges Blut. Jedoch fixierte sich sein Argwohn nicht mehr auf die Priesterin, sondern viel mehr auf die mysteriöse Yōkai ohne Geruch. Ohne Frage hatte er sie unterschätzt und es kränkte seinen Stolz, dass dieses Wesen, dass den Zorn des Hundeyōkai so sehr auf sich gezogen hatte, mit dem Leben davongekommen war. Wie konnte es dieser niedere Dämon nur wagen, sein erbärmliches Yōki gegen ihn zu richten? Gegen ihn, den Herrn des Westens, ihm, den stärksten aller Daiyōkai. Es war keine Frage, dass er um seinen Stolz wieder herstellen zu können, den Dämon ausfindig machen und zerstören musste. Doch zu seinem Ärger musste er sich gestehen, dass er nicht wusste, wo er mit seiner Suche beginnen könnte. Rin kannte ihn mittlerweile gut genug um zu wissen, dass es besser war, zu schweigen. Zwar brannten ihre Augen noch immer und sie sehnte sich danach, zu Kagome zurück zu kehren, damit sie sich mit dieser über das Geschehene austauschen konnte, doch sie würde stark bleiben! Ach! Was machte sie sich vor? Sie wollte sich an die Ältere schmiegen und sich ihren Tränen hingeben. Sie liebte Sesshōmaru- sama wahrlich wie einen Vater, aber war er nun mal nicht für ein solch emotionales, menschliches Verhalten zu haben. Seit die Miko in diese Ära zurückkam und das junge Mädchen sie näher kennen lernte, entstand ein festes, verwobenes Band zwischen ihnen. Sie sahen sich fast täglich durch Kaede und auch weil sie sich zu der freundlichen Art der Frau hingezogen fühlte. Man konnte mit ihr lachen und sie hatte ein offenes Ohr für ihre Sehnsucht ihren Vater wieder zu sehen, wenn der Lord des Westens sich mal wieder Wochen lang nicht blicken ließ. Rin erinnerte sich an das feine Blumengeflecht, dass sie zu Kagome ihrer Hochzeit geflochten hatte. Sah vor ihrem inneren Auge deutlich die weißen Blumen in den Haaren der Miko, die einen untraditionellen Yukata trug, als sie auf den Halbdämon zuschritt. Noch immer sah sie die Freude in den Gesichtern, spürte die Tränen der Rührung in den eigenen Augen. Den Blick den das Ehepaar tauschte- Und jetzt? Jetzt schlich sich vor dieses Bild das des toten Hanyō, nachdem er Rin gerettet hatte, dass der alten Miko, die niedergestreckt wurde als sie Rin mit dem eigenen Leib beschützte. Das Bild von einer atmenden Kagome mit dennoch leblosen Augen. Das erste Mal in Rin ihrem Leben bereute sie es mit Sesshōmaru zu ziehen, das erste Mal begriff sie, was sie von den stolzen Yōkai unterschied, als die Emotionen über sie hereinbrachen und sie sich fühlte als würde sie an ihnen ersticken. Unterdessen hatte sich die Priesterin nicht beruhigt, aber schaffte es zumindest zu stehen, zu laufen, zu funktionieren. Ihre Bewegungen waren mechanisch. Tage vergingen, in denen sie Gräber grub, geliebte Gesichter verabschiedete. Mit jedem Bewohner verband sie eine Geschichte, einen Teil ihres Lebens, sie hatte viele von ihnen von einer Erkältung geheilt, mit den Frauen gelacht oder mit den Kindern gespielt. Bei allen fand Kagome dasselbe vor, ein schmerzverzerrter Ausdruck in den offenen Augen und eine klaffende Wunde in der Brust. Der Geruch wurde von Tag zu Tag intensiver und die Hände der Miko waren wund, ihre Augen leer vor Unglück und ihr Geruchssinn verkümmert. Ihre Stimme war rau, wenn sie ihre Gebete sprach, auch, wenn sie sich von den Kami verlassen fühlte hoffte sie darauf, dass sie ihre Freunde, ihre Familie, schnell ihre Ruhe fanden. Der Gedanke, sie könnten weitere Jahre als Geister in dieser Ebene der Existenz bestehen war ihr zuwider, zu sehr erinnerte es sie an die unerlöste Miko, dessen Wiedergeburt sie war. Immer seltener kamen ihr die Tränen über die Schrecklichkeit des Ganzen, so sehr stumpfte sie ab. Selbst Kaede ihr Grab ließ sie nur kurz nach Luft schnappen. Erst, als Kagome Inuyasha sein Grab, das Letzte, vorbereitete, mit bloßen Händen grub, ihre Nägel abbrachen und sie versuchte, den leblosen Leib in das Loch zu hieven, ihre Lunge brannte vor Anspannung und doch die Finger die geliebten Gesichtszüge nachfuhren, ihre Finger ein letztes Mal die Hundeohren berührten, spürte sie den Stachel der Trauer mit voller Macht erneut. Als sie anfing, den Leib erst mit Erde zu bedecken, den Körper mit jeden Erdstück verschwand, zerbrach etwas in ihr. Ihre erste große Liebe, bedeckt von Erde, endgültig und bald zerfressen von den Ungeziefer des Bodens. Ihr Verstand begriff und trotz ihrer hartnäckigen Weigerung sich zu verabschieden, sprach sie auch für Inuyasha die letzten Worte, nachdem sie einen Hügel aus Steinen errichtet hatte. Gestand sich ein, dass sie nicht da gewesen war, als er seinen letzten Atemzug tat. Begriff, dass ihre Anwesenheit nichts an diesem Schicksal hätte ändern können. Es schmerzte sie und doch beruhigte sich ihre Seele. Erst, als es vollbracht war, fragte sie sich, was nun passieren würde. Kurz spielte sie mit dem Gedanke, diese Epoche zu verlassen und zu fliehen, aber schnell begriff sie, dass sie zuerst ihre restlichen Freunde darüber informieren musste, was passiert war. Der Lord des Westens würde sich um den Rest kümmern, da war sie sich sicher, als sie den Blick hob und in einiger Entfernung eine Gruppe auf sich zukommen sah. Er würde den Dämon vernichten ohne auch nur einen Schweißtropfen zu vergießen. Darauf konnte sie sich verlassen, dachte sie noch, dann überkam sie reine endlose Schwärze. Sesshōmaru musste innerhalb dieser Zeit feststellen, dass sein unangemessener Stolz ihn in die Irre führte. Nachdem er Rin in sein Hauptanwesen untergebracht hatte, das gut befestigt war und dem sich keiner seiner Gegner trauen würde auch nur zu nähern, da es tief im Westen lag, suchte er das Land nach ihr ab. Ohne Erfolg- Das Gefühl der Ernüchterung kam ihm bekannt vor und erinnerte ihn unerfreulicher Weise an seine Suche nach Naraku diesem verdammten Halbblut. Für ihn war es ein Tag wie jeder andere, auch, als er lautlos wie immer auf eine kleine Lichtung glitt. Er war erschreckend abgelenkt, da er überlegte, wie er die Yōkai finden konnte, so sehr, dass er zuerst nicht einmal bemerkte, an welchen Ort ihn das Schicksal getrieben hatte. Erst der Geruch des gar uralten Magnolienbaumes riss ihn aus seinen Gedanken. Ein für Sesshōmaru seltenes Lächeln stahl sich auf die Lippen, als er begriff, dass hier die Lösung seines Problems stand. „Bokusenō", sprach er mit einer Stimme ohne Wärme und der Eremit erwachte aus seiner Starre. „Lange ist es her, Sesshōmaru. Sag, warum bist du hier?“ Einige Sekunden verstrichen, ohne, dass Sesshōmaru selber eine genaue Antwort darauf hatte. „Sag Bokusenō, wie findet man eine Dämonin, die nicht einmal eine Duftspur hinterlässt?“, fragte er und der Baum schien zu überlegen. Ein Windzug ließ unterdessen die Haare des Hundedämons fliegen, jedoch störte dieser sich daran wenig. „Du stellst die falsche Frage und dennoch möchte ich dir einen Rat geben. Suche die Miko, die nicht aus dieser Zeit stammt und dennoch zu ihr gehört. Nur sie wird dir den richtigen Pfad weisen. Eure Schicksalsstränge sind enger verflochten als du für möglich hältst", endete der Baum schließlich. Fast im gleichen Moment zweifelte das Vollblut an dessen Verstand. Eine Miko, die aus einer Anderen Zeit stammte? Nun, ihn war durchaus bewusst, spätestens nach dem finalen Kampf gegen Naraku, dass die Frau seines Halbbruders nicht von hier stammte. Doch warum sollte ausgerechnet sie ihm seinen Pfad zeigen? Es war lächerlich und allein die Behauptung hätte er gerne bestraft. „Mein werter Vater gab große Stücke auf deinen Rat, jetzt erscheint mir dies allerdings nur noch töricht", sprach Sesshōmaru und wandte sich ab, er hatte genug gehört. Sesshōmaru sollte allerdings erst sehr viel später begreifen, was der Dämon ihm tatsächlich zu vermitteln versuchte. Doch bis dahin sollte einige Zeit verstreichen. „Ich kann es nicht fassen! Kaum sind wir einige Stunden verheiratet, schon behandelst du Hund mich wie dein Eigentum!“, schrie Kagome. Es war ihr unmöglich zu verstehen, wie der Hanyō nur so stur sein konnte. „Ich kann es auch kaum glauben. Kaum sind wir verheiratet, möchtest du auch schon wieder verschwinden! Habe ich nicht lange genug auf dich warten müssen?! Das ist so typisch Frau“, schloss der Halbdämon, fest davon überzeugt, dass dieses Argument den Streit beenden würde. Oh wie wenig Ahnung er noch immer von dem weiblichen Geschlecht hatte. „Mach Platz!“, rief sie und auch wenn sie schon jetzt, als er am Boden lag, einmal kurz Bedauern verspürte, da sein Verhalten schon auf seine Art und Weise als liebevoll zu sehen war, war sie sauer auf ihn. Dieses Frauen Kommentar war ja nun mal völlig fehl am Platz! Außerdem litt nicht nur er in der Zeit in der Niemand den Brunnen durchschreiten konnte. Sah er denn nicht, dass Kagome selber nicht wegwollte? Sah er nicht, wie wichtig es war, dass die Beiden diese Verlustängste überwanden und Vertrauen in sich und ihre Umwelt schöpften? „Ich werde nicht darüber mit dir diskutieren. Morgen früh breche ich auf und in schon drei Tagen bin ich wieder hier", sagte sie und ihre Stimme war endgültig, dann wandte sie allerdings den Blick zu ihrem Ehegatten und musterte ihn verstohlen auf Verletzungen. „Tze", gab dieser von sich, packte die junge Miko an Fuß und zog sie zu sich, so, dass sie auf ihm landete. Vielleicht war das letzte Wort gesprochen und er verstand ihr Handeln und dennoch würde er es ihr nicht leichtmachen, ihn morgen früh zu verlassen. Besorgtes Murmeln riss Kagome aus ihren Schlaf und verwirrt richtete sie sich nach links. Wo war Inuyasha so plötzlich hin? Sie lag in ihrer Hütte und Sonnenstrahlen schienen hinein, aber dennoch verstand die Miko nicht was, passiert war. Erst, als die junge Priesterin Sango und Miroku erblickte, ihre zutiefst trauernden Gesichter betrachtete, fiel die Erinnerung über sie her. Als sie vor seelischer Pein zurück torkelte und nach Luft schnappte, wusste sie, in dieser Epoche schaffte sie es nicht, schaffte nicht zu vergessen, ohne an den Schmerzen vollständig zu zerbrechen. Also entschloss sie sich verzweifelt wie sie war die geliebten Freunde, die sie so sehr an ihre gemeinsame Zeit mit ihrem geliebten Halbdämon erinnerten, zu verlassen und nie mehr in diese Ära zurückzukehren. „Verzweiflung befällt zwangsläufig die, deren Seele aus dem Gleichgewicht ist.“ Marc Aurel Kapitel 5: Genesung ------------------- Anmerkung für das Verständnis von Kapitel:  Taro bedeutet der Erstgeborene Genesung Kagome war es leid. Der Mann vor ihr merkte allerdings nichts davon, viel zu sehr war er damit beschäftigt, über die Vor- und Nachteile einer Anschaffung einer Aktie zu lamentieren. Er war entsetzlich langweilig, ein Umstand, den man vor zwei Tagen bei ihrem kurzen Zusammenstoß im Supermarkt nicht bemerken hatte. Ganz zu ihrem Bedauern hatte sie sich von seinen tadellosen Manieren blenden lassen und nie in Frage gestellt, warum er sie als Entschuldigung zu einem Essen einlud. Erst bei eben jener Verabredung wurde ihr klar, dass hinter all dem ihre Freundinnen oder ihre Familie steckten und jetzt blieb ihr nur noch, versucht interessiert seinem Monolog zu lauschen, ab und zu freundlich zu nicken, sowie kleine Schlückchen von den unverschämt guten Wein zu nehmen. Innerlich schellte sie sich allerdings für ihre Gedankenlosigkeit, als sie in die Geschichte gestolpert war. Als ihr Therapeut kaum zwei Tage vor dieser Begegnung ihr dazu riet, sich wieder ernsthaft auf Männer einzulassen (er kannte eine andere Halb- und Vollblutdämonen freie Version von ihrem Verlust), hielt sie es für eine gute Idee. Jetzt allerdings saß sie hier und wusste nicht, was sie davon halten sollte. Da waren ihr die kurzen sexuellen Abenteuer lieber und ganz sicher ein schöner Filmeabend alleine unter einer kuscheligen Decke mit viel Knabber- und Süßkram. Ein leichtes Seufzen teilte ihre Lippen und ihr Gegenüber stockte in seiner Erzählung, „Ist alles in Ordnung Kagome-chan?“ Das Suffix ließ ihr sofort die Wärme in die Wangen steigen. Sie kannten sich doch gerade Mal ein paar Tage! Abgesehen davon hatte er ihr nicht einmal mehr als eine Handvoll Gelegenheiten zu sprechen gegeben. Ihr Gegenüber registrierte ihr Schweigen und lächelte sie ermutigend an. Eine Sekunde lang ließ Kagome dies an Hojo-kun denken, der sie so lange angehimmelt hatte. Doch schnell verwarf sie die Erinnerung. Hojo hatte im Vergleich zu ihrem Gegenüber so viel geredet wie ein Mönch der ein Schweigegelübde abgelegt hatte. Taro, dessen Namensbedeutung genauso interessant war, wie die Themen über die er bei einem ersten Date sprach, merkte allerdings, dass sein Gegenüber ihm nicht antworten würde. „Bitte verzeih mir meine Unbedachtheit, es ist nur so, dass du mich ziemlich nervös machst", sagte er und schob wie zur Bestätigung die Uhr an seinem Handgelenk hoch und dann wieder herunter. Doch noch immer fiel ihr keine Erwiderung ein, gerne hätte sie ihn abgewimmelt oder ihn gerade heraus gesagt, wie uninteressant sie ihn fand, jedoch wäre das so, wie wenn man einen kleinen süßen Welpen treten würde! Ein kurzes Bild von ihrem Ehemann zuckte durch ihren Kopf, verschwand sogleich aber auch wieder. Kaum dachte sie an Hunde! Es war jetzt lang genug her, redete sich die junge Frau ein und biss sich auf ihre Unterlippe, lächelte und hörte sich sagen, „Tut mir leid, Taro. Ich bin auch sehr nervös und das mit der Aktie ist wohl die Höhe! Erzähl mir doch, wie ging es weiter?“ Nichts an ihrer Stimme ließ ahnen, dass es sie weder interessierte, noch, dass sie es selbst fassen konnte, dass sie ihn sogar ermunterte weiter zu reden! Lieber wäre Kagome damals gestorben, an der Wunde die an ihrem Schlüsselbein eine hauchzarte Narbe hinterlassen hatte, dachte sie während, sie sich ein künstliches Lächeln aufzwang. *** „Sesshōmaru! Sesshōmaru, hörst du mir überhaupt zu?!“, fragte die aufgebrachte Mutter des Fürsten. Dieser allerdings war vertieft in eine Karte und hatte zudem keine Lust, sich mit der emotionsgeladenen Frau zu beschäftigen. An mehreren Stellen waren Markierungen die alle Orte, Höhlen und andere Schlupflöcher aufwiesen die er abgesucht hatte. Doch so langsam musste er sich tatsächlich eingestehen, wusste er nicht mehr weiter. Er, der Herr der Hunde, der Daiyōkai  der über den Westen herrschte, wusste nicht, wie er die Dämonin bestrafen sollte. Es war jetzt wie lange her, dass er sie suchte? Es war eine rhetorische frustrierte Frage die ihn durch den Kopf schoss. „Drei Jahre geht das schon so!“, kam die ungefragte Antwort. „Als könnte ich das vergessen", seine Stimme war kalt, fast schon schneidend. Eigentlich wie immer, doch die Worte waren für den gleichgültigen Yōkai  schon annähernd ein Emotionsausbruch. „Deine werte Mutter macht sich Sorgen. Von daher möchte sie dir einen wohl gemeinten Rat geben: Folge der Spur der Miko! Wie es Bo-“, doch wurde sie von einem Zischen unterbrochen. Er hätte ihr nie von alledem erzählen sollen! „Das letzte Mal, dass du mir helfen wolltest, führte es dazu, dass Rin starb", ließ er vernehmen und überrascht zog seine Mutter die Augenbraue hoch. „Ich war besorgt!“ Dann lass es, besorgt zu sein, hätte er an liebsten gesagt, doch kontrollierte er seine Wut und knurrte nur kurz warnend. Zu mehr würde er sich nicht hinreißen lassen, es war unehrenhaft, seine eigene Mutter zu beleidigen. „Sesshōmaru, hör mir doch nur kurz zu!“, ihre Hartnäckigkeit wunderte ihn und so sah er von der Karte auf und blickte tief in die Augen der Frau, die ihm sein Leben geschenkt hatte. Wie lange konnte sie ihn schon behelligen mit ihren fantastischen Ideen? Es mochte die Verzweiflung sein, die ihn dazu trieb, aber auch er hatte überlegt, doch den Rat des Baumes zu folgen, denn mehr, als der jungen Frau die Kehle aufzuschlitzen, weil sie sich als nutzlos oder störend erwies, konnte ja doch nicht passieren. Also nickte er nun doch bestätigend auf einen fragenden Blick der Fürstin und wartete auf ihre Ausführungen. „Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es doch um die Miko dieses Halbblutes-“, begann seine Mutter und es sollten noch viele Worte folgen. *** Fünfhundert Jahre in der Zukunft verbrachte die junge Frau um die es ging einen furchtbaren Abend mit ihrem Date. Sie hatte viele Abenteuer erlebt, war hungrigen Oni entkommen, hatte Yōkai  gegenüber gestanden, die mit einen Streich hunderte Leben ausschalten konnten und schlussendlich Naraku besiegt mit ihren magischen Pfeil, aber gegen die entwaffnende Freundlichkeit seitens Taro konnte sie nichts ausrichten und egal, wie sehr sie sich danach sehnte, dieser schien ihre Verabredung in vollen Zügen zu genießen und gar nicht daran zu denken, diese von sich aus zu beenden. Nach einem langen Spaziergang, in dem Kagome von seinen langjährigen Versuchen eine Frau zu heiraten erfuhr, kochte sie innerlich. Denn ganz zu dem späteren Leidwesen ihres Opas erzählte er auch ein sehr interessantes Detail über seinen eigenen Großvater und dessen Bekanntschaft mit dem Schreinmeister. Taro brachte sie schließlich bis zu den Stufen zum Familienschrein, nachdem Kagome dies wünschte, da ihr Kalt war. Doch der arglose Junge glaubte ihr diese kleine Notlüge trotz des für dem Ende Sommer noch sehr lauen Wetters. „Danke für das herbringen, Taro", sagte Kagome und blieb vor der Treppe stehen. Der junge Mann lächelte und wollte anscheinend vorschlagen sie bis zur Tür zu bringen, doch die ehemalige Miko kannte ihre Bekanntschaft mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass dies mit weiteren Erzählungen über Aktienkurse, Buchhaltung und Zahlen enden würde. „Gute Nacht und danke für den schönen Abend", hörte sie sich freundlich sagen. „Ich habe dir zu danken", sagte er und doch erreichte sein Lächeln seine Augen nicht.  Einige Sekunden der Stille folgten und sie wandte sich zum gehen. „Ich hoffe du bist mir nicht zu sauer Kagome- chan", setzte er plötzlich an und die schwarzhaarige sah über die Schulter überrascht zu ihn. „Warum sollte ich?“, stellte sie die Frage bevor sie sich stoppen konnte. “Naja es ist so… Versteh‘ mich nicht falsch, du bist eine wunderschöne Frau und sehr freundlich. Aber ich kann das einfach nicht", ein merkwürdiges Gefühl machte sich bei seinem Gestammel in ihren Magen breit. Was konnte er nicht? Doch bevor sie dem ziehen in eben diesem Organ auf den Grund gehen konnte, stammelte ihr Gegenüber schon weiter, „Es ist nur so- Du bist so furchtbar gesprächig! Ich bevorzuge ruhige Frauen, die mit mir die Stille genießen können!“ Bei seinen Worten blieb ihr Mund offen stehen und ihre Gedanken stockten. Sie war bitte was?! Ihr Verstand verabschiedete sich winkend und ließ sie vollends im Stich und so wartete sie lediglich auf ein April-April seitens Taro. Nicht etwa, weil sie mit ihm noch einmal auszugehen gedachte, sondern einfach, weil seine eigene Aussage so absurd war, wie wenn Sesshōmaru sich dazu entschließen sollte, in einem pinkfarbenen Kimono Einrad zu fahren und dabei ein paar Handzimbeln auf einander zu schlagen. Allein diese Idee zeugte von dem Zustand ihres strapazierten Geistes, als Taro sich entschied, das Weite zu suchen, „Es tut mir wirklich leid, Kagome, aber ich möchte keine weitere Verabredung", sprach er, verbeugte sich hastig tief und nahm Reißaus. Ein paar Mal schnappte sie noch wie ein Karpfen nach Luft, dann jedoch, als er um die Ecke verschwand, fasste sich die Frau wieder. „Was eine- Oh Opa, das wirst du bereuen!“, schwor Kagome, während ihre Schritte förmlich die Stufen hochflogen. All dieser Zauber um ihr Kleid, die Förmlichkeit und die verschwendete Zeit, nur um an Ende als ein gesprächiges Blödchen dazustehen? Ihr Kleid flog etwas im Wind, als sie mit angespannten Schritten ihrem Ziel entgegeneilte. Es war ein neues Kleid! Nur für DAS hatte sie einen flatternden teuren Traum von einem Kleid in blau erstanden, um verschmäht und beleidigt zu werden! Das sie gar nicht wirklich beleidigt worden war, war dabei vollkommen irrelevant, steigerte sie sich doch gerade einfach in ihre Wut aufgrund dieses Kupplungsversuches. Als sie schließlich in das Haus trat, im Flur die Schuhe, sowie Handtasche in die Diele warf und schließlich vor dem Wohnzimmer stand, konnte die Priesterin eine Schimpftirade nicht mehr zurückhalten. „Solltest du mich noch einmal versuchen mit einem solchen Schwachkopf wie Taro zu verkuppeln, dann verspreche ich dir, werde ich einen Weg finden, mit meinem Reiki selbst Menschen zu läutern!“, schnaufte sie noch während ihre Finger die Tür zur Seite rissen. Als sie allerdings ihre Augen um ihren Großvater mit Blicken zu erdolchen anhob, trafen ihre Seelenspiegel nur auf den von eiskaltem Gold, der sie kritisch musterte. „Einen Menschen heilen heißt, ihm den verlorenen Mut wiederzugeben.“ [style type="bold"]Phil Bosmans[/style] Hallo, Das Kapitel hab ich euch gestern unterschlagen. Kein Wunder das niemand mehr Durchblick. Gomen nasai, ich hoffe ihr verzeiht mir und genießt das ihr dafür direkt 2 Kapitel habt. Lg Naumi Kapitel 6: Verwirrung --------------------- Verwirrung Mit einem Schlag kam alles zurück und die Miko spürte deutlich ihre Panik und dennoch, statt zu fliehen musterte sie kurz das Wohnzimmer, die geängstigten Gesichter das ihrer Mutter, Ihres Bruders und auch das des verrückten Tattergreises der ihr Opa war. Erleichtert und doch überrascht stellte sie fest das es ihnen bis auf den Schock allerdings gut zu gehen schien. „Aber mir anscheinend ganz und gar nicht", flüsterte sie, als ihr klar wurde wie unmöglich es war das Sesshōmaru in ihrem Wohnzimmer stand. Mit seinen Schwertern, einen Kimono aus einer anderen Ära und den zornigen Funkeln in den Augen. Selbst wenn er durch den Brunnen gelangen könnte! Warum sollte er denn auf eine solche Idee kommen? „Ich gebe es auf. Ich bin verrückt", bekundete Kagome als ihr Verstand sich erneut weinend in einer Ecke verzog. „Da möchte ich dir nicht widersprechen Miko", bestätigte er mit schneidender Stimme in schönster Sesshōmaru- Manier. Zumindest war ihr Kopf authentisch! Sollte sie sich auf diese Wahlvorstellung einlassen? Hatte sie eine Wahl? Wohl kaum, gab sie nach und entschloss sich, sich Selber zu fügen. Irgendetwas wollte ihr wohl ihr Innerstes mitteilen und das galt es heraus zu finden. „Sesshōmaru- sama was eine unerwarteter Besuch", kurz verbeugte sie sich. Sein Blick schien sie zu durchbohren, einfach typisch. Konnte sich die Erscheinung nicht einmal dazu entschließen ihr etwas zu helfen bei den versuch ihr geschunden Kopf zu retten? Warum ließ sich diese Illusion alles aus der Nase ziehen wie der Echte Sesshōmaru? Und warum den eigentlich ausgerechnet er? „Wenn ihr mir folgen würdet, könnten wir uns ungestört in aller Ruhe unterhalten", sagte sie und nahm das leichte verengen der Augen und den Fakt das er ihre Kehle nicht herausriss als Ja. Aus dem Augenwinkel konnte sie die verwunderten Gesichter ihrer Familie sehen, wie das wohl auf sie wirken musste? Eine absolut durchgedrehte Kagome die mit der Luft redete und sie ignorierte. Jedoch kannte sie den Lord des Westens genug um zu wissen das ihr Hirn ihr nicht erlauben würde respektlos zu ihn zu sein ohne es zu bereuen. Ihre Füße nahmen die Treppen hoch in ihr Zimmer und erst als sie dort angekommen war und sich auf ihr Bett sinken ließ und sah wie Sesshōmaru Probleme hatte mit der breiten Rüstung durch die Tür zu folgen gestand sie sich ein das ihre Fantasie herausragend und aufmerksam war was solche Kleinigkeiten betraf. Unterdessen schaffte der Lord des Westens sich durch den Türrahmen zu zwängen und schloss die Tür danach zugleich hinter sich. Er wollte dieses Gespräch weder führen, noch verstand er was dies für eine merkwürdige Ära war. Es roch fürchterlich, die Räume waren viel zu klein für Yōkai und generell wirkte alles so anders! Selbst die Miko mit ihren blauen Fetzen am Leib, der total unsittlich war für ihren Stand, schien nicht wie sie selbst. Doch dann fesselte etwas anders seine Aufmerksamkeit, als die Priesterin auf dem Bett. Als er ihren Blick folgte und einen kleinen Altar erblickte. „Tessaiga", murmelte er und betrachtete die alte Klinge, diese ruhte auf einen Aufsteller, der vor einen Bildnis seines Bruders stand. Es war ein merkwürdig anmutendes aber sehr treffendes Gemälde. Solche hatte er bereits unten in den Wohnräumen der Familie erblickt. „Ich hätte es dir geben sollen, aber du warst so schnell weg und bei den Anderen konnte ich es auch nicht lassen, dafür ist es zu mächtig", murmelte die Miko. Der Hundeyōkai wandte sich ab und blickte nun wieder in die Richtung des Menschen. „Du wirst in unsere Zeit zurückkehren.“ Die Worte des Lords sorgten dafür das auf ihn erneut die blauen Augen der Frau gerichtet waren. Ihr Verhalten wirkte bei weiten akzeptabler als noch vor drei Jahren schoss es ihn durch den Kopf. „Warum? Soll ich dir das Schwert bringen?“, fragte sie ihn. Auf eine solch einfältige Antwort wollte er nicht antworten, schließlich stand er hier vor Tessaiga könnte es nehmen und gehen. Er brauchte kein Weib das ihm das Schwert seines Vaters herumtrug. Also schritt er zu dem Fangzahn und umgriff ihn, tatsächlich gab es kein störenden Rückschlag mehr und er spürte, wie auch bei Tenseiga den Plus des Schwertes, also konnte er es nun führen sollte ihm danach sein. Jedoch nahm er das Schwert nur an sich da es eine Schande war das der Reizzahn seines Vater hier verrotten sollte, es war ein majestätisches Tötungswerkzeug und mächtiger wie aber tausend andere geschmiedete Waffen seiner Art. Nur eines der Schwerter das bereits an seiner Hüfte ruhte war stärker. Die Miko hinter ihn hatte gespannt die Luft angehalten doch kümmerte ihn das nicht ein wenig, sollte sie nur Staunen das er nun auch dieses Schwert führen konnte. „Als könnte ich mir mein Eigentum nicht selber holen", raunte er nun doch. Es vergingen einige Sekunden bis Kagome schließlich erneut ungläubig nach Luft schnappte. Das konnte nicht sein! Nein, das durfte nicht sein! Doch ein sich bewegendes Schwert war sehr deutlich und dies wurde zum Moment indem sich Kagome Higurashi eingestand das der Lord des Westens weder ein Tagtraum noch eine Halluzination, ausgelöst von einem nahenden Zusammenbruch, war. Nein er war real und stand in ihrem beengten Schlafzimmer, hatte sich zu ihr umgedreht und musterte sie mit abschätzigen ausgiebigen Blicken von oben bis unten. „Oh mein Gott…“, hörte er die Miko flüstern und musste doch tatsächlich Lächeln, endlich nach Jahren hatte sie es begriffen. Wen ein Tiger vor ihr erschienen wäre hätte sie nicht panischer sein können. Sie saß hier mit den tödlichsten aller Yōkai in ihren engen Schlafzimmer fest und konnte weder glauben das er durch den Brunnen gekommen war noch verstand sie was er von ihr wollte. Der Herr des Westens bemerkte zufrieden ihre Angst und wandte sich ab um den kleinen Raum wieder zu verlassen. „Wir gehen", schnitt seine Stimme durch die Stille. Natürlich wusste er das die Miko nicht einfach folgen würde dazu war sie zu eigensinnig, nicht EINMAL hatte er erlebt das dieses Weib machte was sein Halbbruder ihr befahl. Natürlich hatte der jüngere auch oft irrational gehandelt, sie war eine mächtige Miko und diese Kraft nicht nutzen zu wollen im Kampf war dumm, dennoch hasste er es wenn solch niederes Blut die Autorität eines Alphas nicht anerkannte. Als er die Tür erreicht hatte und sich gerade fragte ob sie ihn einfach ignorieren würde hörte er sie nach Luft schnappen. „Nein! Nein, da lass ich mich nicht mehr mit rein ziehen!“, ging es los und statt absolut genervt zu sein musst der Yōkai doch tatsächlich Grinsen da er das Weib so schnell durchschaut hatte. Doch als er sein Gesicht zu ihr drehte stand darin lediglich vollkommene Gleichgültigkeit. Die Frau raufte sich die Haare und wirkte in eben jenen Moment wie eine Irrsinnige. „Ich werde niemals mehr in diese Epoche zurück reisen! Selbst wenn der Teufel höchst persönlich hinter mir her wäre und es der einzige Weg wäre zu überleben. Hörst du! Nein, ich werde nicht zurückgehen. Ich versteh ja noch nicht einmal warum du dir extra die Mühe machst MICH einen unbedeutenden MENSCHEN aufzusuchen!“, meckerte sie weiter, anscheinend ohne Luft holen zu müssen. Das empfindliche Hundegehör schmerzte schon da sie ihre Stimme beträchtlich überstrapazierte. Ihr Atem ging stoßweise als wäre sie Stunden gerannt und vor angestauter Wut knisterte ihr Reiki. Jedoch interessierte all das den Yōkai wenig und er entschloss sich die Farce zu beenden. Eine letzte Chance gestand er ihr ein. „Miko", sagte er lediglich drohend doch diese schüttelte nur den Kopf. Nun gut sie hatte es ja nicht anders gewollt. Keine Sekunde später lag die Priesterin auf den Bett und grün funkelten Klauen flackerten in ihrer Sichtweite. Wie kam sie noch mal auf die verrückte Idee ein solch emotional labilen Yōkai zu widersprechen? „Sag Mensch, bist du des Lebens Müde aufgrund des Todes meines Halbbruders?“, zischte er und nur mit Mühe konnte sein Gegenüber ein Wimmern aus Angst herunterschlucken. Es vergingen einige Sekunden in denen Kagome verzweifelt Formulierungen und Antworten in ihren Kopf herum spuckten. „Ich weiß es nicht", schloss sie schließlich die Überlegungen ab. Der Geruch an dir sagt etwas anderes, dachte sich der Hundedämon als er die Androgene an ihr vernahm. Sie waren sich jetzt so nah das er generell einige Veränderungen an ihr wahrnahm. Eigentlich konnte es ihn vollkommen egal sein was das Weib trieb, jedoch störte ihn der Gedanke dennoch, das seine Schwägerin sich nach niederen Menschenwesen verzerrte. Sie war nun Teil seiner Familie auch wenn Inuyasha tot war! Sie sollte Wehklagen und Trauern, schließlich war zumindest die Hälfte ihres Ehemannes edler Abstammung. Nicht gerne gab er zu das der Abschaum immer noch besser war als ein adeliger Vollblutmensch. Was ihn allerdings wieder zu den Schluss brachte, Wie konnte sie es bloß wagen? „Dein Geruch verrät mir das es dir ganz und gar nicht so schlecht geht", hauchte er nun doch, mit einen boshaften Ton. Ihr Gegenüber wirkte angeekelt und die Miko staunte nicht schlecht. Roch er etwa ihr Date an ihr? Sein missbilligender Blick wunderte sie, war es ihn nicht vollkommen egal? Außerdem fühlte sie sich einwenig ertappt und schuldig. Es war schon wahr, das letzte Jahr hatte sie sich mit einigen Männern vergnügt und angefangen sich auf ein normales Leben mit einen entsprechenden Job einzulassen. Den Gedanken an Inuyasha ließ sie nur noch selten zu, schmerzte es sie doch immer noch. Allein die Verabredung heute, hatte ihr allerdings mal wieder bewiesen wie erbärmlich ihre Versuche doch waren ihre erste große Liebe zu ersetzten. „Taro ist-“, als sein Blick noch düsterer wurde unterbrach sie sich. „Du verwechselst mich mit Jemanden den es Interessiert", schloss er und richtete sich etwas auf. Erst jetzt viel ihr auf mit wie viel Gewicht er sie niedergedrückt hatte. Von außen gaben die Beiden sicher ein merkwürdiges Bild ab, schoss ihr durch den Kopf. Sesshōmaru lockerte seinen Griff um ihr Handgelenk und auch an seiner Anderen Hand verschwand der grüne Schimmer seiner Giftklaue. Zu ihrer Verwunderung setzte sich der Fürst allerdings nur auf die Kante des Bettes und sah aus dem Fenster. Schnell zupfte sie das ihr jetzt viel zu knapp anmutende Kleid zurecht und beobachte ihn aus den Augenwinkel. Merkwürdig. Irgendwie wirkte der sonst so stolze Yōkai verändert!
Sie versuchte den Eindruck zu fassen, konzentrierte ihre blauen Augen auf die Seinen um es benennen zu können doch konnte sie keinen Anhaltspunkt zur Bestätigung finden. Innerlich brodelte der Dämon gerade. Wie konnte es sein? Das er sie erneut verschonte? „Die Miko hat den Respekt der anderen Lords da sie Naraku vernichtet hat. Allein deswegen solltest du sie möglich nahe an deiner Seite halten und zeigen das sie zur Familie gehört", flüsterte in seinen Kopf noch immer die Stimme seiner Mutter. Nur ungern musste er sich schließlich eingestehen das sie Recht hatte. Den seit dem der Spinnenhanyō und das Shikon No Tama endgültig verschwunden waren, kam es immer wieder zu Unstimmigkeiten zwischen den anderen drei Daiyōkai. Nur sein Reich war von blutigen Auseinandersetzungen verschont geblieben. Es waren noch keine großen Schlachten aber dennoch verschob sich das Gemüt und seine Mutter die bis dato alle Verhandlungen zu ihren Vorteil geführt hatte, bedachte ihn mit ihrer Vermutung das sich das Blatt bald wenden würde. Sie hatte sogar zu bedenken gegeben das der Westen davon betroffen sein könnte wenn er nicht Bald für Ruhe sorgte. Die Priesterin zu sich zu holen und daran zu erinnern wenn sie den Frieden vor Naraku zu verdanken hatten wäre ein erstes Zeichen der Dominanz und Überlegenheit. Noch dazu kam der Rat dieses verrück gewordenen Baumeremiten- Als Sesshōmaru ein Schnauben ausstieß und sie mit seinen Blicken erneut fixierte hatte er eine Entscheidung getroffen. Wenn sie nicht von sich aus mitkommen wollte musste er eben dafür sorgen das sie an seiner Seite blieb! Es war nicht so als hätte sie es nicht kommen sehen, das er sie zwingen würde und dennoch hatte sie nicht damit gerechnet das er zu solchen Maßnahmen greifen würde! Den statt sie erneut aufzufordern oder umzubringen, pflückte er sie einfach von Bett und warf sie sich über die Schulter auf der sein Fell hing. Immerhin hat er mich nicht aufgespießt, schoss es der Frau durch den Kopf und spürte einen Teil der Rüstung an ihren Beinen schrammen. Ihr Blick wurde zwangsmäßig auf seine Rückseite gelenkt, zugegebenermaßen eine schöne Aussicht dennoch- Warum wehrte sie sich eigentlich nicht? Doch bevor sie sich auch nur gerührt hatte, hörte sie ein unverwechselbares Knurren und die Miko entschied sich kurzerhand es über sich ergehen zu lassen. „Es scheint ja wirklich etwas wichtiges zu sein", nuschelte sie und lenkte gedanklich ein. Schließlich hatte der kaltherzige Dämon ihr Interesse nun tatsächlich geweckt. „Wer hat denn den Stuhl verrückt? Es war bestimmt derselbe, der die Welt verrückt hat. Verrückt gemacht. Verrückter Stuhl, verrückte Welt.“ Janine Weger Kapitel 7: Stolz ---------------- Stolz Es war unter seiner Würde, die Miko so zu tragen und dennoch waren seine Nerven zu gespannt. Die lange Suche machte ihn gereizt und er war es leid, diskutieren zu müssen. Er hatte es auf seine Art versucht, die armselige Yōkai zu finden und, dass er sie nicht fand, kratzte an seinem Stolz, viel mehr als es ein meckernder Mensch auf seiner Schulter vermocht hätte. Doch wieder einmal überraschte ihn die Miko, denn sie schwieg nach ihrer letzten Feststellung. Schlaues Ding. Wie lang dieser Zustand anhalten würde wusste er nicht, war aber dankbar für jede Sekunde. Ein leicht süßlicher Geruch schmeichelte seiner Nase, der Duft ihres Blutes. Das letzte Mal war es schon drei Jahre her, dass er ihn gerochen hatte, auch schon damals war ihm aufgefallen, dass sie für einen Menschen generell gut roch und ihr Blut fast eine magische Anziehung hatte. Wahrscheinlich lag es an ihrer starken spirituellen Kraft, sagte er sich. Sein Blick wanderte dennoch zu ihren Beinen, eine der Stacheln auf seinen Brustharnisch hatte die Haut leicht angeritzt und ein feines Rinnsal hatte sich gebildet auf der glatten nackten Haut ihrer Beine. Durch die Tür hatte er sich schon längst gezwängt, die Treppe war schnell überwunden, doch als er nun den Flur herunterging wurde die Tür zum Wohnzimmer aufgeschoben. „Kago-“, fing der alte Mensch an zu reden, wurde allerdings von ihr sogleich unterbrochen, „Alles in Ordnung Opa. Wir gehen durch den Brunnen, ich bin sicher schon sehr bald zurück. Macht euch keine Sorgen. Ich hab euch lieb!“, rief sie lauter werdend, denn der Fürst des Westens lief einfach unbeirrt weiter und so waren sie schon aus der Türe, als sie die letzten Worte sprach. Einige Sekunden vergingen, ihre Familie stand staunend im Eingang und verfolgte das ungleiche Paar mit den Blicken. Kagome hob noch einmal die Hand zum Abschied, wurde sich aber sogleich der Absurdität des Moments bewusst. Mein Gott. sie wurde hier verschleppt! Und das auch noch von Sesshōmaru. Aber schließlich entschied sie sich auch diesen Gedanken fallen zu lassen, es änderte ja doch nichts an ihrer Situation. „Magst du mich nicht eventuell runterlassen, dann könnte ich selber laufen?“, bot sie seinen sich bewegendem Hinterteil an, denn seine Schulter drückte sich trotz der weichen Polsterung seines Schulterfells unangenehm in ihren Magen und sie bevorzugte es, selber zu gehen. „Nein", gab er ihr einfach zu verstehen und auch wenn Kagome nicht wusste, warum, ließ sie diese gleichgültig wirkende Bemerkung grinsen. Es war so typisch Sesshōmaru und dennoch war die Situation es so gar nicht. Was war bloß in ihn gefahren?, bei dieser Frage verfiel sie wieder dem Grübeln. Allein, dass er sie freiwillig berührte, dass er hier herkam um sie zu holen. Es war ein riesiges Zugeständnis, irgendetwas gab es, dass er nicht allein konnte. Eigentlich undenkbar, im Allgemeinen traute die Priesterin ihm sogar zu, sich selber zu heiraten und Nachwuchs mit seinem Spiegelbild zu zeugen. Ihre kleine wirre Gedankenkulisse ließ sie etwas kichern, eigentlich eher ein Hauch, dennoch hörte sie der Daiyōkai . „Was erheitert dich, Miko?“, fragte er gereizt und betrat zeitgleich den Schrein mit dem Knochenfresserbrunnen. „Es ist nichts", beeilte sie sich zu sagen, aber brach innerlich in Gelächter aus, als sie versuchte, sich vorzustellen, wie die Kinder von Sesshōmaru und Sesshōmaru wohl aussehen würden. Natürlich war dies kindisch und nicht gerade einer ihrer hellsten Gedanken, aber schnell schob sie es auf den Wein und auf den Fakt, dass sie Kopfüber auf seinen Schultern getragen wurde wie ein Sack Reis. Das Blut, dass in ihren Kopf dabei schoss, war sicher nicht gerade förderlich für klare Gedanken. Plötzlich spürte sie erneut seine Krallen auf ihrem Körper, ohne auch nur zu begreifen, was er jetzt machte, warf er sie kurzerhand in den Brunnen. Ein überraschter Laut entrang sich ihrer Kehle, als sie den Luftzug spürte. Noch während das blau ihren Körper umschloss und sie in die Andere Zeit flog, hatte sie dann verstanden, was er gemacht hatte. „Dieser arrogante Arsch!“, murrte sie, als sie auf der feudalen Seite des Brunnens ankam. Danach fing sie kurz entschlossen an empor zu klettern, doch schon nach einigen erfolgreichen Zentimetern leuchtete der Brunnen unter ihr erneut auf. Als der werte Herr in ihren Augenwinkel auftauchte und die unbeholfen Versuche der Miko sah, konnte dieser sich ein Schnauben nicht verkneifen. Konnte dieser Mensch denn gar nichts?
Noch bevor die junge Frau verstand, was ihm nun schon wieder nicht passte, spürte sie einen Arm an ihrer Taille, der sie ergriff und mit ihm hinauf zog. Kaum hatten sie die Oberfläche erreicht, ließ der Größere sie los. Unbeholfen kam sie ins stolpern und prallte gegen das Holz. Doch mehr als ein kleiner Fluch voller Unmut verließ ihren Mund nicht, da sie nur zu gut wusste, dass sie sich in seiner Nähe nicht zu viele Schwächen anmerken lassen sollte. Der Daiyōkai vernahm es dennoch und konnte gerade noch ein erneutes Schnauben unterdrücken. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, wie ein so unbeholfenes Wesen nur Naraku vernichten konnte. All die Jahre war er allerdings nie zu einer befriedigenden Antwort gelangt. Aber ganz sicher hatte es mehr mit Glück, als mit Können zu tun, schloss er seine Gedanken ab. Während die Miko anfing, ihre schmerzende Seite zu reiben, hob sie ihren Blick dem Vollblut entgegen, der sie abwartend ansah. Sein prüfender Blick entging ihr nicht und sofort unterließ sie die streichenden Bewegungen. Stattdessen hob sie ihr Kinn an, richtete sich auf und fixierte ihn. Sollte er bloß nicht denken, sie könnte nicht auch ihrem Gegenüber mit Blicken strafen! Was sollte eigentlich all das? Sie mitten an Abend zurück ins Mittelalter zu schleifen und dann so zu sezieren mit den Augen, nur, weil sie sich stieß? Durch die angestaute Wut merkte Kagome nicht einmal, wie sie die Wangen aufblies und mit den Zähnen leicht knirschte. Verdammt, auch sie hatte ihren Stolz! Und dieser verbot es ihr, alles einfach über sich ergehen zu lassen! Wie eine Marionette, deren Fäden von jemand anderem gelenkt wurden. Der Gedanke erhitze ihr Gemüt nur mehr, wieder hörte sie ihren Therapeuten Doktor Koharu, wie er etwas davon faselte, dass sie ihr Leben selber in die Hand nehmen sollte. Jetzt in dieser Sekunde musste sie ihm über alle Maßen recht geben, aber warum musste denn ausgerechnet der kalt dreinblickende Sesshōmaru ihr Gegner sein? War das nicht so, wie wenn in einem Spiel in Level eins direkt der Endgegner vor einem stehen würde? Die Shikon Miko musterte langsam, doch eher unschlüssig ihr Gegenüber, was ihm keinesfalls entging. Typisch, dass dieser Mensch ihm nicht standhalten konnte und dennoch musste er sich eingestehen, allein ihr Versuch wunderte ihn. Generell war ihr Zustand besser als erwartet, als sein Weg ihn doch zu ihr getrieben hatte aus Mangel an Alternativen, hatte er eher mit einem gebrochenen Menschen gerechnet. Doch hier stand sie vor ihn und war dennoch weit entfernt von einem mentalen Zusammenbruch. Sie war stärker als er erwartet hatte, gerade weil sie damals immer sehr emotional und armselig auf ihn wirkte. Eine interessante Kleinigkeit, die dem Daiyōkai dennoch nicht entging, war die unterschwellige Angst in ihrem Geruch. Allerdings verachtete er sie unerwartet für ihn selbst deshalb nicht mehr, nein, er nahm wahr, wie viel Mut es brauchte um sich jemandem entgegenzustellen, von dem man wusste, dass man ihm unterlegen war, den man sogar fürchtete. „Worum geht es?“, fragte sie schließlich und verschränkte die Arme, damit er nicht wahrnahm, dass sie zitterte. Als könnte sie seine Sinne so betrügen! Sein Blick glitt neben sie auf den Boden, als ihr Blick seinem folgte, zog sie erstaunt und scharf die Luft ein. „Ich erwarte, dass du dich selber schützt", seine Stimme blieb wie gewohnt monoton, die Miko bückte sich dennoch und griff nach dem Bogen der dort lag. Kagome staunte über das gut verarbeitete Holz, hob ihn prüfend an, um ein Gefühl für die Haptik zu bekommen und nickte wohlwollend. Diese Waffe war ein Meisterwerk, sie bewunderte nicht nur ihre Schönheit, sondern war sich auch ziemlich sicher, dass sie tödlich präzise war. „Danke, Sesshōmaru- sama", fing sie an zu reden und blickte zu ihm auf. „Verwechsle nicht meine Bemühungen mit Interesse, Miko. Du bist mir vollkommen egal", unterbrach er sie, als sie weitersprechen wollte. Erst reagierte sie nicht auf seine indirekte Beleidigung, doch als sie sich aufgerichtet hatte glitt ein sachtes Lächeln über ihre Lippen. Der Köcher hing über ihrer Schulter und den Bogen hielt sie in der Hand, doch ihre Augen funkelten als sie seinen Blick traf. Der Dämon nahm es zu Kenntnis und wandte sich um, er war sich sicher, sie würde folgen. Leise hörte er den Menschen in seinem Rücken, einen Feind hätte er nie seine Kehrseite gezeigt, doch von ihr drohte ihm keine Gefahr, dafür war sie zu einfältig und folgsam. Es wunderte ihn jedoch, dass sie sich so kooperativ zeigte, er hätte mit mehr Widerspruch gerechnet, mit mehr Drama. Neigten Menschen nicht zu diesem gefühlsdusseligem Verhalten, das einem den letzten Nerv raubte? Natürlich, ihr Verhalten war fast erträglich gewesen in der Zeit in der sie im Dorf mit dieser alten Miko gelebt hatte und Rin, dennoch- Heute sah er noch immer das Funkeln in ihren Augen und auch ihr Lächeln hatte auf ein rebellisches Verhalten schließen lassen. Wo war der Harken? Oder würde die Reise doch ruhiger werden als erwartet? Gerade betrat die Miko den Rand des Waldes und er vernahm den ersten Ast unter einem ihrer Füße brechen, als sie einige Sekunden der Ruhe ihre Stimme schließlich doch erklingen ließ, „Und dennoch reist du 500 Jahre in die Zukunft, entführst meine Wenigkeit, drückst mir eine Waffe in die Hand und erwartest, dass ich mit dir ziehe. Was auch immer es ist, es kränkt sicher deinen Stolz, mehr als es ein Mensch jemals könnte, werter Fürst Sesshōmaru“, ihre Stimme blieb dabei frei von Emotion und doch waren die Worte mehr als berechnend gewählt. Kagome würde dem Herrn noch zeigen, dass sie ihn keinesfalls ein leichtes Leben bereiten würde, solange er es nicht für nötig hielt, ihr einen verdammt guten Grund zu nennen. Diese Zeit war vorbei, das hatte sie sich schon vor Jahren geschworen. „Bosheit und Härte des Herzens sind die natürlichen Folgen allen Stolzes und aller Präsumptionen.“ Johann Heinrich Pestalozzi Kapitel 8: Recht ---------------- TriggerwarnungGewalt, Verlust/Tod , Depression Recht Der Hundedämon schnellte herum, erschrocken über diese Geschwindigkeit taumelte die Menschenfrau einige Schritte zurück und hob abwehrend die Hände. „Getroffene Hunde bellen", hörte er sie wispern und die Aussage sorgte nicht unbedingt dafür, dass sein Gemüt sich beruhigte. Natürlich hatte dieser Mensch Recht, dennoch kränkte es ihn zutiefst, dass sie es erkannt hatte und so offen aussprach. Die Wut ließ sein inneres Biest gegen seine eiserne Beherrschung kämpfen, kurz schimmerte rot in seinen Augen und ein Knurren löste sich aus seiner Kehle. Womit er natürlich noch mehr ihre Aussage unterstützte. Dieser kleine Gedanke seinerseits sorgte dafür, dass er seinem Instinkt, sie anzufallen und seinen gekränkten Stolz zu rächen, zurückdrängen konnte. „Rede nicht von Sachen, die du nicht verstehst, Miko", sagte er schließlich und in seiner Stimme schwang noch eine kleine Drohung mit, seine Haltung allerdings zeigte keine Spur mehr von der Angriffslustigkeit, die er noch vor Sekunden offen zu Schau gestellt hatte. Kagome ihr Temperament hingegen hatte sich noch lange nicht beruhigt, aber statt wieder den Dämon vor sich zu provozieren, biss sie die Zähne zusammen und schluckte ihre bissige Antwort herunter. Innerlich verbuchte der Yōkai dies zufrieden als Sieg und wandte sich um. Die junge Frau hingegen schwankte noch immer zwischen Gereiztheit und Angst vor seiner Reaktion. Zu gut erinnerte sie sich, was es hieß, Sesshōmaru so zu provozieren, dass er seine Beherrschung verlor. Das Gift, dass sie damals beinahe getötet hätte, würde heut zutage sicher ungehindert ihr zartes Fleisch vom Körper ätzen, schließlich gab es niemanden mehr, der sie davor beschützen könnte. Langsam trottete sie hinter ihm her und als ihr immer klarer wurde, dass sie gerade haarscharf an ihrem eigenen Tod vorbeigeschrammt war, nur wegen ihrem allzu großen Mundwerk fröstelte sie. Es war etwas anderes gewesen wie vor drei Jahren, als er über ihr gekniet hatte. Jetzt sollte sie langsam wieder einen Gang zurückschalten und den Fürsten des Westens nicht mehr Reizen. Denn mittlerweile wollte sie leben, ja, ihre erste große Liebe war Tod, ja, es schmerzte noch immer, aber doch gab es zu vieles in ihrer Existenz, dass sie liebte und gern machte. Zum Beispiel ihr Beruf! Ihr Job war erträglich, sie war Sozialarbeiterin für Kinder und Jugendliche die in Schwierigkeiten gerieten, ein wahrlich raues Pflaster, dennoch gewöhnte sie sich schnell daran. All diese jungen Menschen brauchten sie! Sie war doch noch immer eine Miko im Herzen und fühlte sich verpflichtet, zu helfen. Auch, wenn sie nicht in einem Schrein ihr Dasein fristete. Was würde eigentlich passieren, wenn sie am Urlaubende nicht wieder auf ihrer Stelle auftauchte? Sie werden mich kündigen, murrte sie innerlich und konnte nicht verbergen, wie sehr sie das wurmte. Aber vielleicht hatte sie ja Glück? Immerhin hatte sie noch eine ganze Woche, erst dann müsste sie wieder auf der Behörde auftauchen. Doch schnell folgte die Ernüchterung, zu gut erinnerte sie sich an die ewig langen Wanderungen quer durch Japan und zurück. Sie war Wochen, manchmal sogar Monate nicht in die Neuzeit zurückgekehrt und die Wahrscheinlichkeit, dass Mister Hochwohlgeboren Verständnis dafür hatte und sie zurück ließ waren gleich Null. Mit welcher Begründung schleppte er sie eigentlich mit? Nicht ein Wort hatte er verlauten lassen, warum er sie hierhergebracht hatte. Es war zum Mäusemelken. Doch erneut unterdrückte die Priesterin ihre Wut und schloss ein wenig zu ihrem Entführer auf. Sie musste einfach versuchen, ihn zur Vernunft zu bringen. „Ich bin doch viel zu langsam und halte dich nur auf", sagte sie einige Sekunden nachdem sie wortlos neben ihn gelaufen war, einigen Bäumen ausgewichen und an der ein oder anderen Wurzel fast hängen geblieben war. Es war so verdammt dunkel und dennoch versuchte sie in seinem Gesicht die Reaktion zu erhaschen, während sie weiter ging. Plötzlich verlor sie den Boden unter den Füßen. Diesmal konnte sie sich nicht mehr abfangen und landete im Dreck. Der Aufprall drückte jegliche Luft aus ihren Lungen, ihre Haut brannte und sie konnte sich nur zu genüge vorstellen, wie erbärmlich sie gerade aussehen musste. Schnell stemmte sie sich hoch, nur um zu bemerken, dass Sesshōmaru angehalten hatte und sich anscheinend umsah. „Wir rasten hier", sagte er kühl, kaum, da sie sich erhoben hatte und sprang mit einem kräftigen Satz auf einen Baum. Die Miko war verärgert, sie waren etwa zwanzig Minuten vom Brunnen entfernt und sie war sich ziemlich sicher, dass sie genauso gut dort hätten rasten können. An den Ort, an dem sie sich jetzt befanden, gab es weder einen Bach, eine Höhle oder einen anderen sinnvollen Grund, ausgerechnet hier ein Lager aufzuschlagen. Nein, sie befanden sich mitten im Wald, nichts als Bäume und Gestrüpp zeichneten diesen Ort aus. Doch mit dem Yōkai darüber zu diskutieren, hätte wohl nichts gebracht, musste sie sich eingestehen und so lehnte sie sich an den Baum auf dem er saß. Seufzend zog sie ihre Beine an und besah sich der Abschürfungen. Diese waren, Gott sei Dank, nicht sonderlich groß ausgefallen, brannten aber dennoch. Ihr Rock flatterte um ihren Leib und sie musste feststellen, dass jenes Kleidungsstück noch weniger für diese Epoche geeignet war, wie damals ihre Schuluniform. Lange saß sie nur da, fror und verfiel in ihre Überlegungen. Schnell kam Kagome aber zu der unbefriedigenden Erkenntnis, dass sie keine Ahnung hatte, um was es ihm, einem Vollblut, gehen könnte. Geschweige denn, wann sie wieder daheim sein würde. Wenn überhaupt. Ein Seufzen stieß sie aus und lehnte den Kopf zurück. Trotz der Dunkelheit erhaschte sie mit ihren Augen ein Stück des weißen Kimonos, der über dem Ast, auf dem er sich niedergelassen hatte, hing. „Du solltest schlafen", hörte sie seine kalte Stimme. Als könnte sie hier schlafen! Mitten im Wald, in einem Abendkleid aus teuren, blauen Stoff, das aber jegliche Kälte hindurch ließ. Aber hatte sie nicht schon in unmöglicheren Situationen geschlafen? Dennoch fühlte sie sich aufgewühlt von den Geschehenen, drei Jahre waren vergangen und plötzlich wurde sie wieder hierher gezwungen. Gezwungen, in ein Welt- Nein! In eine Zeit! – die so geprägt war von diesem Ereignis, dass es ihr vor Seelenpein den Atem verschlug, wenn sie darüber nachdachte. Ihr Herz machte einen schmerzhaften Sprung. Wie oft hatte sie mit Inuyasha eben solche Abende verbracht? Auf der Jagd nach Naraku, immer Angst um das Leben der Freunde und dennoch – Als sich sein totes Angesicht vor ihre Erinnerung schob, versuchte sie ihren Kopf zum schweigen zu bekommen. Mit mäßigen Erfolg. Sie brauchte etwas, dass sie ablenkte, die Ruhe hier, allein das Wissen, dass sie ihn in dieser Ära kennen lernte, schmerzte. „Wie hast du sie gefunden?“, hörte sie sich Fragen. Es war das einzige, was die Witwe und den Halbbruder ihres Mannes verband, daher erschien es ihr nur logisch so zu versuchen, ein Gespräch aufzubauen. Vielleicht war es keine gute Themenwahl und dennoch brannte es ihr in der Seele. Zudem wollte sie wissen, wie die Yōkai schließlich das Leben verließ. Nicht, dass sie an ihm zweifelte. Die Wut, die sie gesehen hatte, war eindeutig. Er fühlte sich damals angegriffen in seinen Stolz und gekränkter Stolz war bei ihm ein machtvoller Einfluss. Außerdem war ein Teil der Menschenfrau sich sicher, dass er den Tod seines Halbbruders nicht einfach ungesühnt lassen würde. Die Sekunden vergingen, Minuten folgten und langsam schloss sie die Augen. Die Miko war sich sicher, er würde nicht mehr antworten, da wurde sie plötzlich überrascht. „Ich habe sie nicht gefunden. Die Yōkai lebt", die Stimme von Sesshōmaru war schneidend und da verstand Kagome. Einige Zeit verging, eine Gänsehaut bildete sich auf ihrem Leib und sie schnappte nach Luft. „Aber-“, fing sie an zu reden, wurde aber unterbrochen. „Sie hat keinerlei Geruch, ihre Fährte war nicht aufzunehmen.“ Kagome schluckte, nur ansatzweise konnte sie sich vorstellen, wie wütend ihn das machen musste, wenn er ihr, einem einfachen Menschen, davon erzählte. Dennoch, was erhoffte er sich? Erhoffte er sich denn etwas von ihr? Es war schon merkwürdig für die junge Frau die sich versuchte vorzustellen, was dieses Wesen, dass dort über ihr im Baum saß, von ihr wollen könnte. „Du glaubst, ich kann sie finden?“, stellte sie schließlich fest. Nichts anderes macht einen Sinn für sie. Keine Sekunde später spürte sie den Luftzug neben sich. Als sie ihren Blick ihm zuwandte, begegnete sie seinem. „Nein, aber ich empfehle dir, mich zu überraschen, Mensch.“ Das Knacken seiner Fingerknöchel durchschnitt die Nacht, sein Gesicht wurde durch den grünen Schimmer seiner Klaue erhellt und sie sah deutlich die Warnung in seinem Blick. „Was, wenn nicht", fragte sie kühn, auch wenn ihr Kopf ihr bereits mehr als deutlich sagte, was dann passieren würde. Doch statt ihr zu antworten, wandte er sich ab und verschwand in der Dunkelheit. Der grüne Schimmer war noch lange zu sehen, seine Schritte allerdings erzeugten keinerlei Geräusche, als sich seine Figura in dem Düster verlor. Während die Miko spürte, wie die Auren von den Onis, die sie zuvor vernommen hatte, verloschen, fragte sie sich, wie sie es schaffen sollte, die Yōkai unter solchen Voraussetzungen zu finden. Wenn selbst der Herr des Westens keine Spur von ihr fand, wie sollte sie nach drei langen Jahren zu einem besseren Ergebnis kommen und wieso sollte er sich die Mühe machen, sie zu einem solch sinnlosen Unterfangen zu zwingen? Erst in Halbschlaf, als sie spürte, dass er in das Lager zurückgekehrt war, stellte ihr wirrer Geist etwas anderes fest. Er hatte behauptet, dass sie sich selber beschützten sollte und dennoch hatte er die niederen Wesen zerstört, bevor sie sich ihr auch nur auf hundert Meter hätten nähern können. „Je höher die Rechthaberei in einem Menschen steigt, desto seltener hat er recht, dass heißt, desto seltener stimmen seine Aussagen und Behauptungen mit der Wahrheit überein.“ Johann Heinrich Pestalozzi Hallo, erst einmal tausendfaches Entschuldigung für die lange Update Pause. Ich gelobe Besserung! Ab jetzt soll es erst einmal 2 updates pro Woche geben. Eines Sonntags und eines Dienstags. Bis wir mit den Kapiteln anbei sind mit dem was ich habe und dann soll ein wöchentliches Update stattfinden, bis zum Ende der Story. Ich hoffe damit kann jeder leben. :) Danke für die lieben Worte die letzten Kapitel und bis Mittwoch. LG Naumi Kapitel 9: Trauer ----------------- TriggerwarnungGewalt, Verlust/Tod , Depression Trauer Der nächste Morgen kam viel zu schnell, wenn man Kagome fragte. Tatsächlich schmerzte der gesamte Körper der Miko und stöhnend reckte sie sich, um ihre Verspannungen zu lösen. Während der Mensch geschlafen hatte, war ihr Körper umgekippt und in den kalten Dreck gelandet. Umso weniger verstand sie, warum Inu Yasha es immer bevorzugt hatte, an einem Stamm gelehnt zu schlafen! Kaum ertappte sie sich bei dem Gedanken an ihn, schoss Trauer durch ihren Geist. In Erinnerungen vertief rieb sie sich die kalten Beine, die ihr Kleid nicht verdeckten und merkte auch nicht, dass über ihr im Baum der Daiyōkai sein Gewicht verlagerte, um sie zu beobachten. Tatsächlich sehnte sich die junge Frau gerade mehr als alles andere nach einem modernen Bad. Seufzend erhob sie sich, stärkte den Griff um ihren Bogen und stolperte noch reichlich unbeholfen ins Dickicht. Kurz war der Dämon in Baum verärgert, verstand dann allerdings ihr Bestreben, als er sich an Rin ihre Morgenroutine erinnerte. Natürlich trieb sie die Scham weg von ihm. Erst einige Minuten später kam sie erneut zu dem Baum und hob ihm ihren Blick entgegen. Natürlich nicht so erholt und erfrischt wie gewünscht, sie hatte lediglich das Glück gehabt, einen winzig kleinen Bachlauf zu entdecken und sich darin notdürftig, sowie zügig zu reinigen. Eine Zahnbürste, so befand sie nun, wäre eine verschärft gute Sache gewesen. Leider hatte sie jedoch nur ein blaues Kleid, darunter Reizwäsche von der das Höschen nun nass war durch die schnelle Reinigung und den Bogen, sowie einige Pfeile. Ob man die Federn- Nein, soweit war es noch nicht, dass sie sich mit diesen die Zähne putzte entschied sie. „Können wir dann endlich los?“, fragte sie mutiger als erwartet und verschränkte die Arme unter ihren Busen. Als der Dämon sich bei der Frechheit ihrer Worte zu ihr hinab begab und nur einige Zentimeter vor ihr zum Stehen kam, drückte sie ihre volle Oberweite fast schon in sein Sichtfeld. Eine Braue wanderte nach oben und der Lord des Westens musterte sie von oben kritisch, die zarte schwarze Spitze, die er dabei bemerkte, interessierte ihn nicht im Geringsten, jedoch entschied er, war ihre Erscheinung noch weniger akzeptabel als sonst. „Wo sind deine Miko-Gewänder?“, fragte er und man hörte die deutliche Kritik an ihrem Anblick in seiner Stimme. In einer Schublade in meinem Zimmer, 500 Jahre in der Zukunft, wo ich mich auch befinden sollte, hätte Kagome gerne das Offensichtliche ausgesprochen, schwieg allerdings stattdessen. Ihr Lebenswille gratulierte ihr zu der Zurückhaltung und klopfte einige Male auf ihre Schulter. Sesshōmaru schien jedoch ihr Schweigen nicht zu begrüßen. Das Starren nahm kein Ende und da er sie um einige Köpfe überragte, bekam sie langsam Genickstarre. Seufzend zog ihr Lebenswille sich wieder zurück und schüttelte enttäuscht den Kopf, „Ich bin keine Miko mehr.“ Der Schlächter vor ihr zog nur erneut seine Braue fragend hoch und wandte sich dann ab. Kagome war erleichtert, als er sich in Bewegung setzte. Statt zu diskutieren, prüfte sie nochmals den Sitz des Köchers und folgte ihm dann. Für sie war das Gespräch schon beendet, dann jedoch vernahm sie seine Stimme, „Einmal Miko, immer Miko.“ Innerlich erstarrte sie, doch statt auf den Seitenkommentar einzugehen, schwieg sie diesmal. Ihr Kopf schwieg jedoch nicht, mehrere Gedankenstränge purzelten wild durcheinander. Er hatte recht, damals, nach ihrer Vereinigung mit Inuyasha, war sie noch eine Priesterin gewesen, lange hatte sie zwar nicht Zeit gehabt darüber nachzudenken, doch als sie Kaede fragte, hatte diese eine Vermutung. Geborene Miko blieben solche bis zum Tode, sollten ihre Gefühle echt und rein sein bei einer Vereinigung. Und ihre Liebe zu dem Halbblut Dämon war echt und rein gewesen. Ein erneutes Seufzen wäre ihr beinnahe über die Lippen gekommen, jedoch unterdrückte sie dieses. Denn nach Inuyasha hatte es Männer gegeben, nicht viele, aber ein paar, bei denen sie das Verlorene gesucht hatte und sei es nur körperlicher Natur. Stolz war sie darauf nicht, dennoch verstand sie weshalb sie damals etwa zwei Jahre nach seinem Tod sich in das Nachtleben stürzte. Nur zu gerne wüsste sie, warum der Yōkai vor ihr davon überzeugt war, dass sie noch immer eine Priesterin war. Ja, sie spürte noch immer Yōki, ja selbst sie vernahm das leise Knistern ihres Reiki, dennoch glaubte sie nicht daran, dass dieses noch sonderlich rein war. Zudem wollte sie keine Miko mehr sein, zu sehr erinnerte sie dieser Titel an all das was passiert war. Während eines weiteren Gedankenganges schnellte ihr plötzlich ein Zweig entgegen und mit einem klatschenden Geräusch traf er die nackte Haut ihres Armes. Doch statt sich für seine rücksichtslose Art zu entschuldigen, erntete sie nur einen mahnenden kalten Blick von ihrem Schwager. Na wunderbar, das war doch eine Reise ganz nach ihrem Geschmack. Während die Menschenfrau den stärksten aller Dämonen folgte, fragte dieser sich, wann diese Schmach endlich beendet war. Komplett beabsichtigt hatte er den Zweig aus dem Weg gedrückt und dann gegen die Frau schnellen lassen. Eine Reaktion, nur ein Grund, um ihr die Kehle aufzureißen. Doch nichts. Plötzlich schien sie eine solche Selbstdisziplin aufgebaut zu haben, dass er schon den Verdacht hegte, dass sie genau wusste, was sie erwartete, sollte sie ihn erneut verärgern. Natürlich war ihn bewusst, dass er sich selbst dazu entschlossen hatte den Rat des Eremiten und seiner verehrten Mutter zu folgen, dennoch war er mehr als unzufrieden damit. Dass er jetzt sogar schon dabei war, sich selbst zu manipulieren und Gründe zu finden, sie auszulöschen, zeigte doch, wie falsch die Beiden lagen! Wie sollte denn ein einfacher Mensch ihm helfen, diese verfluchte Dämonin zu finden? Geschweige denn wollte er sie nicht um sich haben, wenn er am Ende des Monats in sein Schloss zurückkehrte um den Friedensverhandlungen diesmal persönlich beizuwohnen. Seine Mutter war eine exzellente Beraterin und ebenbürtige Vertretung seiner Person, wie bloß kam sie nun dazu, ihm ein solch sinnloses Unterfangen schmackhaft zu machen? „Wohin-“, Kagome hatte begonnen zu sprechen, aber schon erhaschte sie einen Blick zwischen die Bäume und das Gestrüpp, nur um festzustellen, dass sie an genau der Stelle stand, von der aus sie vor drei Jahren das Dorf das letzte Mal betrachtete. Ihr Herz zog sich zusammen, als sie sah, wie verweist es aussah. Verlassen und halb zerstört lag es vor ihr. Die Felder waren verwittert, also hatten sich keine Menschen wieder hierher verirrt. Tränen drohten in ihre Augen zu treten, doch drängte sie diese zurück. Vorsichtige Schritte trugen sie an den Lord des Westens vorbei, der stehengeblieben war und in das Tal hinabblickte. Der Mensch hingegen näherte sich dem Rand des Waldes und versuchte mit den Augen vielleicht doch ein Lebenszeichen, etwas Positives, zu erhaschen. Nur ein glückliches Gesicht, ein Anzeichen, dass sie damals unrecht hatte, als sie feststellte, dass jeder aus den Dorf umkam. Einige Sekunden vergingen, während sie unkontrolliert angefangen hatte zu zittern. „Warum hast du mich zurückgebracht?“, brach es schließlich aus ihr und er hörte mehr als deutlich, dass sie versuchte, sich zu beherrschen. Die Nuance ihres Geruches hatte sich nur minimal geändert aber dennoch wusste er um ihre Qual und ihres Kampfes um Oberhand über ihre Gefühle. Vergebens, sie war schließlich ein Mensch. Doch auch ihn brachte der Anblick des Dorfes auf, hatte es doch eigentlich seinen Schutz genossen zu der Zeit in der es zerstört wurde. Es stand für seine geschädigte Würde und auch für eine Schwäche, die er sich selber einzugestehen verbot. Das Tropfbett der weiblichen Dämonin war schon längst von Wasser davon gespült und doch erhoffte er sich einen Hinweis auf das Verbleiben der Yōkai , vielleicht auch über ihre Herkunft oder Absichten die sie trieben. Irgendetwas. Die Miko neben ihm begann ihren Abstieg und innerlich verfluchte er sich dafür, dass sie nun vor ihm lief. Er war der Alpha, sie sollte ihm folgen, nicht andersrum. Seine Finger glitten über Tessaiga, dass sich nach Jahren nun doch in seinem Besitz befand. Der Hanyō hatte das Menschenkind vor ihm nicht einmal zu seiner Gefährtin gemacht, er war mal wieder seiner minderwertigen Seite gefolgt und den Bund der niederen Kreaturen eingegangen. Ehe nannten sie dieses Konstrukt, es war nicht vergleichbar mit dem Band einer dämonischen Partnerschaft. Sollte sein Halbbruder am Ende doch Bedenken gegenüber dieser Vereinigung gehabt haben? Wenn, dann wusste er nicht weshalb, ja er hielt nicht viel von Menschen, dennoch, wenn es ein Individuum geben sollte neben Rin, dass ihn eines Besseren belehrt hatte über diese Spezies, so war es die Miko. Sie hatte den Pfeil geschossen, der Naraku zerstörte, sie war dem Halbblut immer treu ergeben gewesen, hatte ihn mehr als nur einmal gerettet. Aber sie ist und bleibt ein Mensch. Eigentlich Abschaum, der unter seiner Nase Blasen schlug um sich aufzutun. Warum also machte er sich Gedanken um ihre Belange? Um die Belange seines verstorbenen Halbbruders? Warum scherte es ihn, ein Vollblut, dass der Hanyō selbst am Ende noch keinen Stolz im Leib hatte und die Priesterin seiner Ansicht nach Hintergang, indem er ihr dieses Band vorenthielt? Er konnte sich diese Fragen nicht befriedigend beantworten, wenn er die kleine Stimme ignorierte die flüsterte, dass er Respekt vor ihr und ihren Taten hatte. Denn dann müsste er sich eingestehen, dass er sie nicht verabscheute. Einige Minuten später erreichten sie das Dorf, vor dessen Toren die Gräber lagen. Die Blumen, die sie mit Sango und Miroku gepflanzt hatte, standen in voller Blüte. Die Steinhaufen, die auf den Gräbern der verstorbenen sich türmten, waren zum Teil verrutscht und doch erkannte sie noch gut, welchen sie für wen errichtete. Der Daiyōkai hatte sich an ihr vorbeigeschoben als sie am Rande der Grabstätten innehielt und durchschritt die Ebene unbeirrt. Ihr Blick folgte ihm, während er sich seinen Weg bahnte zwischen den weißen Blumen und, wie so viele Mal davor, stellte sie fest, was für ein Erscheinen er hatte. Sesshōmaru war durch und durch ein Vollblut und es war widernatürlich, mit welcher Effizienz und Lautlosigkeit er sich bewegte. Seufzend schloss die Miko ihre Augen, die Trauer erfüllte ihren Körper, aber dennoch, der Anblick schmerzte sie weniger als erwartet. Als sie erneut ihre Augen öffnete und sich dem Grab zuwandte, an dem sie länger verweilen wollte, musste sie feststellen, dass eben an diesen bereits ihre Begleitung stehengeblieben war. Langsam ging sie auf ihn zu, wich hier und da den Blumen aus um sie nicht zu zerdrücken und stellte sich schließlich zwei Schritte entfernt von ihn an den Steinhaufen. Dieser war noch immer perfekt aufgetürmt und überrascht stellte Kagome fest, dass an diesem und dem anderen Grab daneben verwitterte Blumen sich türmten. Die Miene des Fürsten war unbewegt und dennoch, stand er nicht hier genau vor dem Grab seines Halbbruders? Trauerte? Oder was trieb ihn dazu, einzuhalten und das Grab zu mustern? „Trauern Yōkai um ihre Verstorbenen?“, hörte sie sich flüstern und bereute noch im selben Augenblick ihre Worte. Doch der Hundedämon neben ihr schwieg und als sich Kagome wagte, weiter zu atmen, wusste sie, dass er ihre Frage gleich beantworten würde, auch wenn er ihr dazu keinen Anhaltspunkt gab. „Wir erinnern uns.“ Es war kein Ja und kein Nein und doch Antwort genug. Sie verstand auch ohne weitere Worte von Sesshōmaru die Bedeutung des Gesagten. Vielleicht hatten er und Inuyasha nie ihren Zwist beendet und dennoch waren sie verbunden durchs Blut, hatten zusammen gegen Naraku gekämpft. Der Herr der Hunde würde sich daran erinnern, da war sie sich sicher und es war seine Art zu Trauern, jedenfalls war Kagome davon überzeugt. Die Blumen waren ein anderes Rätsel und dann auch wieder nicht. Ihr Blick wanderte erneut zu ihm. Nicht das erste Mal stand er hier, dessen war sie sich sicher und nur zu gut wusste sie, wessen Grab auch mit Blumen bedacht worden war. Kaede hatte Rin viel gelehrt und das Mädchen hatte die alte Frau schnell ins Herz geschlossen. Die verblühten Azaleen waren beim weiteren Nachdenken eindeutig und als die ehemalige Miko sich vorbeugte und mit den Fingern über die vertrockneten Blüten strich, spürte sie die bekannte Aura. „Wieso warst du nicht im Dorf?“, durchbrach seine Stimme die Stille überraschend. Es war einer der seltenen Momente, in denen er ein Gespräch begann. Erst suchte sie eine Antwort, die ihm genügen könnte, doch dann entschied sie sich für die ungefilterte Wahrheit, „Ich war im Nachbardorf, um dort meiner Miko Tätigkeit nachzugehen.“ Langsam ließ sie sich sinken und schloss die Augen für ein Gebet, dabei versuchte sie, sein leicht flackerndes Yōki zu ignorieren. War er genauso aufgewühlt wie sie? Oder handelte es sich noch immer um seinen Ärger darüber, dass Rin damals in Gefahr geriet? Als sie hörte, dass er sich entfernte, beendete sie das Gebet. Kaum hatte sie sich erhoben und sah, wie er das Dorf betrat, kam ihr eine Frage in den Sinn. „Wie kommt Rin damit zurecht?“, ihre Stimme war sanft und doch war da ein Brennen in ihrer Brust. Wer hatte sich um ihre Seele gekümmert? Doch statt der Miko zu antworten, hielt er ein und versteifte sich. Ja wie kam Rin damit zu Recht? Hatte er sich das je in den drei Jahren gefragt? Er wusste nur, dass, wenn sie ihn hierher begleitete, das Mädchen Blumen niederlegte. Ihr Lachen war noch immer klar, wenn sie durch die Gärten des Schlosses strich und doch- Wenn er die Miko betrachtete, wurde ihm bewusst, dass er sie damals vielleicht nicht hätte zurücklassen sollen, Rin hätte sie gebraucht. Den, mit ihm hatte sie nie über das, was geschehen war, geredet. Nicht mit einer Silbe erwähnt, was in ihr vorging. Nur, als sie das erste Mal hier waren, hatte sie gefragt, welches Grab das der alten Kaede sei und das des Halbblutes. Noch sehr gut erinnerte er sich an den Geruch von verwesendem Fleisch, nicht wahrzunehmen für einen Menschen, durch die Erdschicht, der sich über ihren Leibern befand. Am Grab der Alten vernahm er einen Hauch ihres Duftes, während er an der Ruhestätte seines Halbbruders Blut von dem Menschenweib, dass jetzt hier mit ihm stand, bemerkte. Selbst jetzt noch wunderte er sich darüber, dass nur an diesem Grab dieser Geruch gehaftet hatte und doch war es nun eine andere Frage die ihn quälte. „Ich weiß es nicht", hörte er sich selber sagen, so leise, dass die Worte mit der nächsten Brise ungehört von seinen Lippen gerissen wurden. „Dem Weibe geziemt die Trauer, dem Manne die Erinnerung.“ Publius Cornelius Tacitus Hallo, ich lade jetzt mal ganz klamm und heimlich zu spät hoch. So viel zur Besserung, mir ging gestern einfach metal nicht gut und da hab ich es einfach verdrängt. Verzeiht mir und genießt das Kapitel hoffentlich trotzdem. Bis Sonntag! Liebste Grüße Naumi Kapitel 10: Leere ----------------- TriggerwarnungGewalt, Verlust/Tod , Depression Leere Kagome spürte leise Verzweiflung in sich als sie tiefer in das Dorf glitt. Gerne wäre sie weggerannt und in ihre Zeit zurückgekehrt an den Ort der ihr geholfen hatte mit der Trauer umzugehen, doch sie wusste Sesshomaru würde es nicht zulassen. Zudem wenn die junge Frau ehrlich mit sich war, wollte sie sich dem stellen. Musste- um endlich vollkommen abschließen zu können. Erinnerungen schlugen auf sie ein als sie den kleinen Platz in der Mitte des Dorfes betraten, für Sekunden sah sie die weiblich Yokai auf einen Thron aus Leichen. Doch das Trugbild verging und schnell senkte sich ihr Blick. Sesshomaru unterdessen beobachtete sie genau, er hatte mit viel gerechnet als er sich entschied an diesen Ort zurück zu gehen, doch erneut überraschte dieser Mensch ihn. Immer wenn er glaubte das Weib durchschaut zu haben lehrte sie ihn das die Menschen wohl doch komplexer waren wie erwartet. Dies verärgerte ihn sogar ein wenig. Ihre Schritte trugen sie zu der Mitte des Platzes und vorsichtig kniete sie sich hin legte die bloße Hand auf den Boden. Dann schloss sie ihre Augen und ihre Gesichtszüge verzogen sich konzentriert. Lächerlich als könnte sie etwas fühlen. „Wie ein Hauch, ihr Yoki ist ein wilder Misch, als wäre sie wie Naraku. Nicht eins-“, flüsterte sie und wieder musste er sich eingestehen das er sich irrte. Genau das fasste es gut zusammen, als sie ihn ihre Kraft entgegenschleuderte während ihres Todeskampfes hatte er etwas ähnliches gespürt. Dennoch die Miko konnte dies auch aus ihrer Erinnerung haben. Nein- Ein Mensch wäre nie in der Lage etwas zu finden was selbst dem Herr des Westens entkam. Seufzend erhob sich die Miko und blickte in den Himmel, die Sonne stand schon hoch im Zenit und Sie fragte sich ob ihre Familie sich bereits sorgte. „Das ist die einzige Stelle an der sie lange genug weilte um einen Eindruck zu hinterlassen:“, hörte sie sich sagen und hörte selber wie enttäuscht sie klang, als sie die Hand von staubigen Grund löste. Unzufrieden raunte er auf und eine Gänsehaut bildete sich auf ihren bloßen Armen. Seine Drohung war nicht vergessen, jedoch wusste sie nicht was sie machen könnte um Ihn, den Herr der westlichen Ländereien, den mächtigsten Inuyokai der existierte, einen Weg zu weisen. Was dachte er sich bloß dabei? Sie sollte nicht Mal hier sein! Morgen sollte sie in Behandlungsraum sitzen und sich aufregen über ihr schlechtes Date mit…. Wie hieß er noch mal? Ihre Synapsen schienen leicht überfordert, anders konnte sie sich nicht erklären weshalb ihr so schnell der Name entfallen konnte. Plötzlich dachte sie nur noch: Sesshomaru nicht reizen, hier, bloß machen was der Werte Herr wollte, dort. Es ärgerte die Schwarzhaarige so schnell nachzugeben, doch augenblicklich erinnerte sie sich daran das es nicht irgendwer war wem sie sich fügte. Wozu dieser Dämon in der Lage war, konnte sie oft genug beobachten. Dann plötzlich wurde ihr klar, dass ihr kleiner Ausflug ins feudale Mittelalter, durchaus größere Probleme als einen Jobwechsel mit sich brachte. Mist! Doktor Koharu würde sicher falsche Schlüsse ziehen, ruckartig löste sich ihre leichte Trance. Sie sollte möglichst schnell sich etwas einfallen lassen, um zurückkehren zu können. Kagome wusste es würde länger dauern wie anfangs gedacht, jetzt als ihr im ganzen Maße bewusst wurde was das Vollblut für eine Mammut Aufgabe an sie übertrug- Ihr fehlte die richtige Ausrüstung für solch ein Unterfangen wen sie ehrlich war und dennoch dem konnte sie Abhilfe schaffen, erinnerte sich ihr gematerter Verstand. Ohne sich zu erklären wandte sie sich ab, nachdem sie zwischen den morschen und zum Teil zerstörten Hüten verschwand, versuchte nun auch Sesshomaru an eben der Stelle an der sich zuvor die Miko befand sein Glück. Kein Geruch jedoch Yoki, das sich bei ihrer Flucht allerdings schnell verflüchtigte, wie er sich verärgerte erinnerte. Wenige Sekunden später folgte er, seiner letzten Spur die Yokai zu finden, durch das Dorf zu einer reichlich abseits stehenden Hütte. Diese wirkte auf ihn fast schon erhaben in vergleich zu den anderen sehr einfachen Behausungen. War sie doch recht groß und solide gebaut, selbst die letzten Jahre hatten nur einige Makel hinterlassen. Die Frau schien genau zu wissen das er ihr folgte den sie ließ die Forte offen stehen. Als würde er das Haus eines Menschen betreten! Leise Geräusche durchdrangen die Stille und schließlich es waren sicher zehn Minuten vergangen blickte die Priesterin aus den befestigten Gebäude. Ihr Körper stand in Türrahmen und der Dämon stellte fest, dass sie nun ein Mikogewand trug. Kagome war erleichtert als sie feststellte, dass sie in ihren Notrucksack auch Klamotten gepackt hatte, dieser befand sich drei Jahre unter einigen Holzdielen in der Hütte die sie mit ihren Gatten bewohnt hatte. Doch nach einer kurzen Überprüfung des Inhaltes vom Rucksack musste sie feststellen das alles eingelegte und zum Essen gedachte das Zeitliche längst gesegnet hatte. Erfreulich daran war lediglich das sich essbaren in einer Tüte befand und daher der Rest ihres Rucksackes verschont blieb von dem Schimmelpilz, selbst dieser war zu einen leichten Pulver zerfallen, getrocknet in laufe der Jahre, verhungert in Plastik aus der Neuzeit verwahrt. Jetzt war es bis auf die kleines Partikel nur noch eine leere Hülle und auch wenn sie sonst dieser keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt hätte musste sie nun feststellen das es sie an ihr erstes Jahr nach Inu Yasha erinnerte. Sie hatte geweint und gewütet, hatte Antidepressiva geschluckt und trotzdem ihren Depressionen erlegen, dennoch am Ende hatte sie sich leer gefühlt. Nachdem alle Tränen versiegt waren, sie verstand das ihr Leben im Mittelalter vorbei war, nur noch ihr eigenes Leben es zu beschützen galt vor dieser endlos scheinenden Qual, da hatte sie gespürt das sie etwas brauchte. Etwas das sie erfüllte. Doch jetzt wegen einer einzigen Plastikhülle musste sie während sie den Dämon erneut durch das Dorf folgte feststellen das sie noch immer keinen auszureichenden Grund sah. Ja, ihre Arbeit erfüllte sich beruflich, ihre Familie liebte sie von ganzen Herzen, sie ging gern ins Tanzstudio mit Ayumi, ihrer ehemaligen Mitschülerin. Doch da war Etwas, dieses Loch, das sich einfach nicht füllen lies, was manchmal dazu führte das sie sich lustlos und ungebraucht fühlte. Sie besaß keinen Partner und auch keine Lebensaufgabe, sie hatte keine Zukunftspläne ließ sich nur treiben. Damals zu Zeiten ihrer Schulzeit gab es da immer diese Aufgabe das Shikon No Tama wieder zusammenfügen, dann war sie die Miko des Dorfes und dann? Nun dann folgte ein großes Nichts. Das frustrierte sie mehr wie sie sich selbst eingestehen wollte, aber doch musste sie sich eingestehen das ihr jetzt und hier tatsächlich eine Aufgabe bevorstand. Zugegeben, stand das ganze Abenteuer unter einen schlechten Stern nicht nur aufgrund ihrer reizenden Begleitung. Aber dennoch verfolgte sie nun wieder ein tatsächliches Ziel, eines bei dem am Ende hoffentlich mehr stand als absolute Leere. Ein Magengrummeln von der jungen Frau durchbrach die Stille die sich ergeben hatte seit sie vor einigen Stunden in Dorf das letzte Mal gewagt hatte zu sprechen. „Unterlass das, Mensch.“ Warum waren Menschen nur so unglaublich unkontrolliert? Mussten sich in regelmäßigen Abständen immer wieder ihren Bedürfnissen hingeben um nicht noch schwächer und unbrauchbarer zu werden. Kagome für ihren Teil verdrehte ungesehen die Augen und riss einige Beeren von einem Brombeerenbusch der gerade sehr gelegen am Wegesrand stand. Es machte ja doch keinen Sinn ihn darauf hinzuweisen das sie nun Mal Hunger bekam und nichts dagegen machen konnte. Der Saft färbte ihre flinken Finger, aber das störte sie kaum, sie wollte möglichst schnell viele davon pflücken um nicht in größere Diskussionen verwickelt zu werden. Doch kaum hatte sie darüber nachgedacht wurde ihr klar wie unsinnig der Gedanke daran war, ER war niemand der Diskutierte und schon gar nicht mit einen Menschenkind wie sie es war. Schnell ließ sie den Rucksack von ihrer Schulter gleiten und fischte eine noch intakte saubere Dose aus diesem. Schnell füllte sie das Gefäß beobachte aus den Augenwinkel, wie er immer weiter ging. War ihr doch egal! Sie wusste die Beeren würden nicht lange vorhalten und hatte furchtbaren Hunger. Konnte er nicht höchstens einige Sekunden warten? Die letzten reifen Beeren die sie erreichte ohne in die Dornen zu fallen legte sie vorsichtig in die Dose, während sie aufstand. „Du lässt mich warten, Mensch?“, hörte sie dann plötzlich seine Stimme direkt hinter sich. Vor Schreck rutschte ihr die buttergelbe Dose, mit einen Aufdruck mit flauschigen weißen Katzen die das Gesicht böse verzogen, aus der Hand. Doch eine andere packte sie schnell bevor sie zu Boden fallen konnte und ihren Inhalt verlieren könnte. Überrascht sah sie über ihre Schulter und sah Sesshomaru in die ausdrucklosen Augen. Zu erschrocken um etwas sagen zu können stand ihr der Mund noch immer offen seit der Laut der Verblüffung ihn verlassen hatte. „Kagome, Higurashi Kagome.“, hörte sie sich sagen und sah seine Augenbraue nach oben wandern, sie wandte sich ihm nun komplett zu. „Das ist mein Name. Nicht Mensch, das ist nur meine Art wie dir sicher bekannt ist.“, schloss sie. Wusste nicht warum sie plötzlich es für nötig hielt in aufzuklären doch vorsichtig legte sie die Finger auf die Dose ohne seine zu berühren. „Danke für das auffangen. Ich wollte dich nicht warten lassen, aber der Hunger vernebelt mir manchmal die Sinne.“, schwafelte sie immer weiter und merkte das die Situation dadurch sicher nicht angenehmer wurde. Noch immer stand das Yokai keine zehn Zentimeter entfernt von ihr, hatte er sich doch vorgebeugt um die Dose zu fangen. Wenn sie ganz ehrlich zu sich war wusste sie das es wahrscheinlich eher ein Reflex gewesen war, als der Wunsch ihr zu helfen, doch nun ließ er die Dose nicht los und rückte auch nicht ab. Plötzlich verdunkelten sich seine Züge und das Gold schien Funken zu sprühen. „So heißt du nicht.“ Schnell zog er seine Hand zurück und wandte sich ab. Kagome war viel zu froh das er anscheinend Sauer war und dennoch nicht angriff, um etwas anderes zu machen als ihn verdutzt anzusehen. Widersprechen würde sie ihm jetzt sicher nicht, dafür besaß sie zu viel Überlebenswillen. Erleichtert atmete sie tief ein und schloss den zweiten Bügel der Dose, sodass der Deckel klackend einrastete. In der rechten Hand das Behältnis, in der linken den Träger des Rucksackes den sie sich während sie sich aus der Hocke erhob auf ihren Rücken schwang, sah sie zu ihrer ehemaligen Feind. Für seine Verhältnisse war er erschreckend geduldig. Aber was wusste sie schon? Schließlich musste es Rin irgendwie all die Jahre an seiner Seite überlebt haben und da konnte es nur so sein das er mit seinen Gefolge etwas geduldiger war als mit den Gegnern die sich ihm in den Weg stellten. „So heißt du nicht.“ Wie meinte er das bloß? Den Kagome war sich ziemlich sicher das es ein Grund dafür war warum er so aufgebracht war. Sesshomaru unterdessen verstand selber nicht genau warum er sich so ärgerte über ihr sinnloses Geschwafel. Kurz hatte er die Chance gesehen sich ihrer zu entledigen, schließlich ließ er nur ungern zu das Jemand ihn aufhielt, jedoch war es auch unter seinen Stolz ohne einen triftigen Grund seine Begleitung zu töten. Das er Sekunden darauf wartete das sie ihr Essen pflückte das sie sicher dringend benötigte, schließlich hatte sie mindesten eine Mahlzeit übersprungen, war keine Begründung um sie zu zermalmen. Das musste er sich selbst eingestehen. Er hörte hinter sich wie sie die Dose öffnete und begann während den Laufen zu essen, seiner Meinung nach ein Verhalten das unwürdig war selbst für einen Menschen. Auch wenn er nur zu gut wusste das sie nur so handelte, weil sie sich nicht traute ihn nach Rast zu fragen. Noch immer sah er ihre eingefärbten Finger die ,als sie auf sich deutete und ihre Namen rezitierte, leicht zitterten. Was ihn gestört hatte konnte er selber nicht ganz fassen. Und doch war es so. Das edle Blut in seinen Adern, war auch zum Teil in Inu Yasha seinem Leib zu finden gewesen. Sie war sein Weib gewesen und dennoch hatte sie nie verstanden das sie damit etwas erhabeneres geworden war. Viel ehrwürdiger als ein einfacher Mensch zumindest sein sollte. Es war undenkbar das sie nun noch den einfachen Menschennamen wie Higurashi behielt, vor allem wen sie vor den Augen der anderen Lords als Teil der Familie angesehen werden sollte. „Ich hätte eine Idee wie wir die Yokai eventuell aufspüren könnten.“, riss ihn ihre Stimme unerwartet aus den Gedanken. Langsam drehte er sich zu ihr um, ihre Augen waren durchdringend und er sah selber Überraschung in diesen. „Sprich weiter.“, gab er seine Anweisung. „Das Bestreben, ein Loch auszufüllen, arbeitet der Leere in die Hände.“ Peter Rudl Hallo da! Ein neues Kapitel. :) Ich hoffe ihr hattet viel Spaß damit. LG Naumi Kapitel 11: Rücksicht --------------------- TriggerwarnungGewalt, Verlust/Tod , Depression Rücksicht Noch Stunden später konnte Kagome nicht glauben, dass sie tatsächlich einen solchen Vorschlag gemacht hatte und sogar noch mehr! Sesshōmaru hat diesem Gehör geschenkt und sie waren dabei, ihn umzusetzen. Drei Jahre waren wohl selbst für den Daiyōkai genügend Zeit, eine andere Vorgehensweise in Betracht zu ziehen. Kaum war es wieder dunkel geworden, hatte er wieder die drei Worte gesagt. „Wir rasten hier" , diesmal war er allerdings direkt in der Abenddämmerung entschwunden und ward seid daher nicht mehr gesehen. Kagome unterdessen hatte ein kleines Handtuch, getränkt mit Wasser, dass sie abgefüllt hatte, als sie am späten Nachmittag an einem Fluss gerastet hatten. Es war ihr egal wann, wie und ob er verschwand. Ehrlich gesagt war seine Abwesenheit ihr nur recht, denn noch immer stellten sich ihr sämtliche Haare auf in seiner Anwesenheit. Kaum hatte sie ihre Füße von den traditionellen Geta und Tabi befreit, strich sie mit dem getränkten Tuch über die geschundenen Füße. Auch wenn sie sich eingestehen musste, dass der Dämon bis jetzt sich als umgänglicher als sein Halbbruder herausstellte. Inuyasha war manchmal ein wahrer Foltermeister gewesen, hatte sie quer durchs Land und zurückgescheucht, ohne Pausen, ohne Rücksicht auf die menschlichen Bedürfnisse. Sesshōmaru verschwand seit dem Vorfall mit den Beeren immer mal wieder mit dem Wort, „Warte.“ Anfangs hatte sie genau das gemacht und sich maßlos über ihn geärgert. Dann lernte sie die zehn bis zwanzig Minuten für Toilettenpausen oder anderes zu nutzen. Aber doch musste sie sich eingestehen, dass das gewöhnliche Leben in der Neuzeit sie träge gemacht hatte und das Tragen von Geta war so ungewohnt geworden, dass es sie verwunderte, dass sie bis jetzt nur kleine Blasen ihre Füße zierten. Vorsichtig strich sie noch einmal über diese und sah sich um. Diesmal rasteten sie auf einer kleinen Lichtung, die überwuchert war von Efeu und anderen Grünzeug- Erstaunt musste die Miko feststellen, war dies ein guter Lagerplatz. Vielleicht war er wirklich nicht so schlimm, schlich sich der Gedanke erneut ein und so machte sie sich weiter an die Blasenversorgung. Diese waren wirklich noch klein und so verzichtete sie auf das Aufstechen, um eine Infektion zu verhindern. Tatsächlich desinfizierte sie lediglich die betroffenen Stellen und bereitete dann alles für die Nacht vor. Einige Zeit später, es war schon sehr viel dunkler geworden und das Feuer knisterte munter, sah sich Kagome mal wieder gelangweilt um. Das Grünzeug, dem sie nur einen flüchtigen Blick zugeworfen hatte, schenkte sie nun ihre volle Aufmerksamkeit, denn die grünen Zweige bewegten sich sachte, ohne dass es einen ersichtlichen Grund gab. Zwar verspürte die Priesterin keine Bedrohung, dennoch nahm sie ihren Bogen so still wie nur möglich und spannte einen ihrer Pfeile. Die Sehne surrte leicht, als sie den Pfeil einlegte, während ihre Schultermuskulatur sich leicht anspannte. Das eine Bein aufgestellt, das andere kniend auf ihren Schlafsack, verharrte sie, ihre Schultern starr auf einer Linie, spürte sie das Drängen des Pfeils, losgelassen zu werden. Ihre Sicht war enorm geschärft und trotz der schlechten Sichtverhältnisse durch das Flackern des Feuers, machte sie das braune Fell inmitten der grünen Pflanze aus. Es war ein Hase, stellte sie fest und Überraschung ließ sie kurz stutzen. Erneut nahm die ehemalige Priesterin den Hunger war. Die Bogenschützin spürte die Kraft, die sie aufwenden musste, um den Pfeil nicht nach vorne schnellen zu lassen und entschied sich, zu schießen, während sie ein leichtes Kribbeln im Nacken wahrnehmen konnte. Das Tier war wehrlos, wohl genährt und eine herausragend gute Möglichkeit, um zu sehen, ob Kagome noch auf Lebendes schießen konnte. Also ließ sie den Pfeil fliegen, ein unbestimmbares Geräusch und es war um das Tier geschehen. Selbst der letzte Reflex zu fliehen wurde verhindert, da der Pfeil sich durch die Schädelplatte direkt in das Hirn bohrte. Langsam erhob sich die Frau und ging auf das Tier zu, es war sicher nicht ihre Absicht, das Opfer zu verschwenden und daher danke sie kurz den Göttern und nahm das Tier am Nacken gepackt hoch. „Ein besserer Schuss wie zu erwarten war" , hörte sie seine Stimme, jedoch waren ihre Sinne noch immer genug geschärft von der kurzen Jagt und die Miko hatte schon längst das unterdrückte Yōki gespürt. Ganz verschwand es nie, wahrscheinlich, weil er zu mächtig war. „Das aus Eurem Mund, Lord des Westens, ist fast ein Kompliment" , stellte sie fest und besah sich den jungen Trieben der Pflanze, in der sich der Hase in Sicherheit gewähnt hatte. „Hn" , kam es unbestimmt von ihm und ihre Aufmerksamkeit lag nun komplett auf dem ihr bekannt vorkommenden Gewächs. „Staudenknöterich" , stellte sie überrascht und erfreut fest. Anscheinend war heute ein guter Tag für sie, als sie sich umdrehte um den Hasen am Feuer abzulegen und ihr Taschenmesser zu holen, stellte sie fest, dass er direkt an ihrem Gepäck stand, einen unbestimmten Ausdruck im Gesicht. Fragend legte sie, ohne ihr zutun den Kopf schief und musterte auch ihn. Seine Erscheinung noch zu ungewohnt, um sich direkt daran zu gewöhnen. Nun fiel ihr auf, dass ihr Blick über den Kimono wanderte und die regungslosen Züge. Er war kein schlecht aussehender Mann, stellte ihr Hirn fest. Als junges Mädchen war sie immer zu sehr von seiner Grausamkeit abgelenkt und den Gefühlen für einen gewissen Hanyō, jetzt allerdings- Sie war keine reine, verschreckte Jungfrau mehr, die sich nur von der Liebe leiten ließ, sie wusste was Lust war, Begehren und auch wenn sie es nur ungern zugab, wenn ihr Gegenüber nicht der gewesen wäre, der er war, hätte sie die offensive ergriffen. Doch dann löste sich die Starre in der Beide verweilt waren, fragend hob sich seine Braue und auch eine seiner Hände. Erst begriff sie nicht, doch dann eilte sie zu ihm, zog den Pfeil aus dem Tier und übergab es dem Inuyōkai. „Danke" , sagte sie und bückte sich zu dem Rucksack. „Mir ist durchaus bewusst, dass ihr Menschen Bedürfnisse verspürt" , hörte sie ihn sagen und doch wagte sie nicht, in seine Richtung zu sehen. Leise hörte sie, dass seine Klauen den Hasen öffneten, „Weswegen du dich immer mal wieder entfernst? Das ist aufmerksamer, als ich erwartet hatte.“ Überraschenderweise schien er sich nicht über sie zu ärgern, sonst hatte die junge Frau immer das Gefühl gehabt, dass, sobald sie den Mund öffnete, es unverzüglich zur Verärgerung seinerseits kommen würde. Selbst damals, als sie öfter durch Rin in den »Genuss« kam, Sesshōmaru zu begegnen, hatte die Frau nie mehr als ein kurzes Wort mit ihm gewechselt. Damals konnte sie nur ein einziges Mal vergessen, wer er war. Noch immer schallte Inuyasha seine Warnung in ihren Ohren, als sie ihn in diesem unbedachten Moment als „Älterer Bruder“ bezeichnete. Heute war ihr bewusst, was ein Glück sie hatte, dass er geduldig war. Manchmal hatte seine Reserviertheit Vorteile oder wollte er nur nicht ihr, aus seiner Sicht, unwürdiges Menschenblut unter den Krallen kleben haben? Sie wusste es nicht. Während sie ihren Gedanken nachhing, ging sie erneut zu dem Grün und schnitt einige junge Triebe ab, diese würde sie auch kurz andünsten. „Wie konntest du treffen?“, hörte sie ihn schließlich fragen und erstaunt zog sie die Braue hoch und drehte sich um das Messer in der einen, die geernteten Sprösslinge in der anderen, um. „Ich denke, es war Glück. Das Feuer flackert doch schon sehr und dann die drei Jahre-“, gestand sie ein und ging auf ihn zu. Er blickte ihr nicht einmal entgegen, saß dort mit angewinkeltem Bein, auf dem eine seiner Hände weilte. Das Fleisch lag auf der Innenseite des abgezogenen Fells neben ihm, die Gedärme waren verschwunden, wohin wollte sie nicht einmal näher erfahren. Sie wusste genug über das Essverhalten von Yōkai dank ihrer Reise mit dem Halbbruder ihres Gegenübers. Entspannt lehnte er an dem Baum, ihn so nah an den Sachen aus der Neuzeit zu sehen passte ihrer Meinung nach kaum in das Bild. „Das meinte ich nicht" , raunte er und nun hob er ihr doch seinen durchdringenden Blick entgegen. Selbst wenn sie stand und er saß kam sie sich vor, als würde er auf sie herabsehen. Ein weiterer Schritt und sie bückte sich erneut nach dem Rucksack. An ihm war eine kleine Pfanne befestigt, diese löste sie aus der Verschnürung und strich über die Oberfläche. Sie war zu schlau um ihn zu drängen, wenn er wirklich etwas wissen wollte musste der Yōkai schon selber dafür sorgen, dass er sich verständlich ausdrückte. „Naraku" , sagte er schließlich und dieser Name ließ sie zucken. Die Sekunden verstrichen und der Fürst des Westens spürte, dass die Priesterin nicht wusste, was sie antworten sollte, ja sich sogar wunderte, dass er mit ihr redete. Auch er war nicht minder verwundert und doch, diese Frage brannte schon so lange in ihm. Langsam setzte sie sich in erneut in Bewegung, auch wenn sie immer noch ein angespanntes Gesicht machte. „Ich denke- Nein, ich bin sogar überzeugt- Naraku wollte sterben" , endete sie und als sie ihre Sichtweise vortrug, ging ihrem Gegenüber auf, dass sie wohl recht hatte. Dennoch, wie kam die Onna darauf? Es war ein Hirngespinst und auch wenn es sich dabei um die wahrscheinlichste Möglichkeit handelte, verstand er den Spinnenhanyō nicht. Warum sollte er ein solches Ende wählen? Sein Streben nach Macht war unerschütterlich gewesen, er gestand es nicht gerne ein, aber selbst ihm war er gefährlich geworden. Stärker als etliche Vollblutyōkai war der ehemalige Mensch namens Onigumo allemal gewesen. Doch die Priesterin redete nicht weiter, widmete sich der Zubereitung ihres Essens. „Warum?“ Nur ein Wort und dennoch zeigte es erneut, dass er noch immer sich mit dem Ningen unterhalten wollte. „Warum nicht?“, beinahe hätte er sie für ihre Antwort bestraft, stellte sie ihn schließlich einfach eine Gegenfrage, „Warum sollte er weiter existieren, musste er am Ende doch feststellen, dass er sein Ziel nicht erreichen konnte" , schloss sie dann allerdings ihren Gedankengang ab. Ihre Finger legten das Fleisch routiniert in die Gusspfanne und dann schwieg die Schwarzhaarige wieder. Sein Ärger steigerte sich unterdessen erneut. Warum ließ dieser Mensch sich alles aus der Nase ziehen? „Rede“, forderte er sie nun erneut auf. Ein überraschter Blick nach hinten streifte den Inuyōkai. „Naraku oder soll ich sagen, Onigumo, sein Ziel war nicht Macht zu erwerben. Ursprünglich und ich glaube, daran hat sich nie etwas geändert, war sein Wunsch Kikyō, ihre Liebe zu gewinnen. Dies blieb ihm aber verwehrt. Als ihn dieser Umstand wieder bewusst wurde, nun, da entschied er sich dafür, sich töten zu lassen“, schloss sie und wandte das Gesicht wieder ab. „Wie töricht, das ist ein menschliches Verhalten" , wandte er ein. „Würden wir hier über einen Vollblut Yōkai reden, wäre ich die letzte die dem Fürsten des Westens widerspricht" , sagte Kagome und schwächte ihre Aussage selber mit der Nennung seines Titels ab. Einige Sekunden vergingen und Beide wussten sie, dass die Miko Recht hatte. Dennoch, Sesshōmaru war zu Stolz, um dies zuzugeben. Langsam stand er auf und verschwand erneut im Wald. Die Priesterin für ihren Teil wollte es bewusst dabei belassen, denn sie verstand nur zu genüge, dass dieser Sieg ein stiller bleiben musste, um seinen Stolz und ihr Leben zu bewahren. „Gute Nacht.“ „Hn.“ „Solange es geht, muß man Milde walten lassen, denn jeder kann sie brauchen.“ Theodor Fontane Guten Abend, ja ich weiss ich habe euch einiges versprochen und es direkt nicht eingehalten. Es ist wirklich etwas peinlich, aber was soll man tun. Mein Leben hat mir einfach ein Strich durch die Rechnung gemacht und ich sage mal ganz vorsichtig das ich versuche es wieder gut zu machen und tatsächlich regelmäßig hochzuladen. Mir bedeutet es echt viel hier doch mehr Stabilität reinzubringen und euch regelmäßige Updates hochzuladen. Aber genug davon, ich wünsche euch eine tolle Woche! LG Naumi Kapitel 12: Spur ---------------- TriggerwarnungGewalt, Verlust/Tod , Depression [b"]Spur Kaum waren die ersten Sonnenstrahlen durch das Blätterdach auf den Boden gekrochen, drängte es den Yōkai  weiter. Doch seine Begleitung, der niedere Mensch namens Kagome, ließ sich nicht verunsichern und bereitete sich in routinierten Bewegungsabläufen für den Tag vor. Das abgefüllte Wasser benutzte sie für ihr Morgenritual, sowie um die wenigen Beeren, die sie von Vortag noch übrig hatte, herunter zu spülen. Sein Interesse an ihr war eher milde, stattdessen ließ Sesshōmaru seinen Fokus durch die Umgebung gleiten und fühlte nach. Wie auch nicht anders zu erwarten war, spürte er keine Yōkai , die sich wagten in seiner Nähe zu verbleiben. In der Nacht war er einem einzigen Dämon begegnet, ein junger Wurmyōkai , der entweder zu dumm oder naiv gewesen war, seinen Weg auch nur zu kreuzen. Manchmal vermisste er die Herausforderungen, die sich ergeben hatten, als der Spinnenhanyō noch gewütet hatte, der Herr der Hunde war sogar bereit sich einzugestehen, dass es amüsant gewesen war. Langsam wanderte sein Blick wieder über die Lichtung, nur um festzustellen, dass die Miko verschwunden war. Die Sachen lagen gepackt und Abreise bereit da, doch sie fehlte auf dem ersten Blick. Es wunderte ihn, dass sie so schnell verschwinden konnte und prüfend versuchte er, ihren Geruch zu erfassen. Als er allerdings nur ihren recht dünnen Geruch nach Lavendel auffing, der sich aufgrund seiner Unaufdringlichkeit schnell verflüchtigte, sprang er vom Baum. Kagome unterdessen war etwa dreihundert Meter entfernt an einem kleinen Bachlauf. In gebückter Haltung saß sie da, die Finger im kalten Wasser und füllte die zweite von drei Flaschen auf. Langsam verlor sie zwar etwas Gefühl in den Fingerspitzen durch das kühle Nass, dennoch wollte sie vorsorgen. Das Dorf, zu dem sie wollten, lag noch einige Stunden entfernt und nur zu gut wusste die Miko, das etliche Sachen geschehen konnten, bis sich erneut die Möglichkeit ergab, ihre Vorräte aufzufüllen. Sesshōmaru hatte auf sie noch recht geduldig gewirkt und so war sie das Risiko eingegangen, als sie nach dem Auffüllen ihrer Brotbox mit weiteren Zweigen ihrer gestrigen Nahrungsquelle mehrere Tierpfade entdeckt hatte. Denn auch hier halfen ihre Erfahrungen aus der Vergangenheit und Sango ihre Erläuterungen über das Überleben in der Natur, wenn Tiere sich vermehrt irgendwo trafen und ihre Laufwege zu einem gemeinsamen Ort führten, dann war es meistens zum Wasser hin. Auch dieses Mal hatte sie dieser Tipp zu einer recht guten Quelle geführt, die weitestgehend sauber auf die junge Frau wirkte. Das Rascheln der Blätter überhörte Kagome bei ihren Überlegungen vollkommen, viel zu glücklich über die erfolgreiche Ausbeute war sie, als sie die dritte Flasche ins Wasser hielt. Der Inuyōkai  für seinen Teil verließ sich ganz auf seinen Instinkt, als er in den Wald eintauchte, den Rucksack von dem elendigen Menschen in seiner Klaue, bewegte er sich dennoch recht lautlos. Was ging in diesen Ningen nur vor? Sie war ein einfacher Mensch und dennoch legte sie es fast auf einen Kampf an. Auch wenn sie ihren Bogen bei sich hatte, war es jedoch nicht zu vernachlässigen, dass sie gegen die meisten Wesen machtlos war. Selbst das Laub unter seinen Füßen vom Vorjahr raschelte so minimal, dass es selbst einen anderen Hundedämon wohl entgangen wäre, dass sich ihm etwas näherte. Als Sesshōmaru seinen Blick über die ineinander laufenden Spuren gleiten ließ, war er überrascht, hatte der Mensch doch tatsächlich die Intelligenz besessen, diesen zum nächsten Bachlauf zu folgen. Nur leider war ihr wohl dabei entfallen, dass sich nicht nur Pflanzenfresser gerne an dem frischen Quellwasser gütig taten. Gerade als er seine Schritte beschleunigte, hörte er auch schon das Knurren einer Katze und dabei handelte es sich ganz sicher nicht um eine kleine Bengalkatze. Dieser verfluchte, nichtsnutzige Mensch! „Scheiße!“, als sie das Knurren vernahm hatte sich die junge Frau mit einem kleinen Abrollmanöver, dass sie sich selbst nicht zugetraut hätte, aus der Sprungbahn gebracht. Die Krallen der Wildkatze machten ein hässliches Geräusch, als sie über die gefüllte Brotdose kratzten. Diese Tatsache und die, dass die Fangzähne des Panthers auch vernichtend tödlich aussahen, ließen sie schaudern. Die Drohgebärden, die das Raubtier ausstieß, ließen sie innehalten und sich nach ihrem Bogen umsehen. Jedoch, und das stellte sie mit großer Ernüchterung fest, lag dieser natürlich direkt neben den zwei Flaschen, die sie gefüllt hatte und damit nicht in Reichweite. Ihre Finger in eine kleine eingearbeitete Tasche des Miko Gewandes steckend, versuchte sie ganz langsam rückwärts gehend sich zurück zu ziehen. Gerade als ihre durch das kühle Wasser noch tauben Fingerspitzen das versteckte Campingmesser umgriffen, sah sie wie sich die Glieder der Katze zu einem erneuten Sprung anspannten. Innerlich verfluchte sich Kagome, verdammt sie war doch nicht der Crocodile Hunter und konnte sich diesem Raubtier entgegenstellen! Was hatte sie sich bloß dabei gedacht? In der einen Sekunde zückte der Ningen noch dass ihr nun winzig erscheinende Messer, dann hörte sie schon ein Knurren, das wie eine Warnung klang. Dennoch konnte sie nicht mehr reagieren, als ihr eine Kraft sämtliche Luft aus den Lungen presste und sie gegen einen Baum segeln ließ. Als sie gegen das harte Holz knarrte, wurde ihr bewusst, dass es sich um ein Knurren eines Hundes gehandelt hatte. „Sesshōmaru", keuchte sie nun, als sie verstand und ihre Augen richteten sich auf die vor ihr befindliche Szene. Er stand da und hatte die Wildkatze, als wäre es eine kleine Hauskatze, am Nacken gepackt, das Maul des Tieres schnappte nach dem Dämon bis der Inuyōkai  es mit Schwung einige Meter weit warf. Das Jaulen, als der Panther gegen einen Baum flog, ließ selbst ihre Ohren klingeln. Verwundert sah sie das Tier flüchten und erst dann spürte sie wie ihr Rücken, durch den Aufprall erschüttert, pochte vor Schmerz. „Au", hörte sie sich selber sagen, als das Adrenalin langsam nachließ. Doch sogleich bereute sie diesen Laut, erinnerte sie ihren unfreiwilligen Retter doch an ihre Anwesenheit. Dieser wandte sich ihr nur sehr langsam zu, dennoch verließ er den Platz, auf dem er stand nicht und blickte ohne jegliche Gefühlsregung zu dem schwächlichen Wesen, dass er soeben fast ohne sein Zutun gerettet hatte. „Wir brechen auf", seine Stimme durchschnitt die Stille, die eingetreten war, als sich sein Gegenüber nicht einmal mehr traute Luft zu holen. Dann schmiss er ihr den Rucksack vor ihre Füße und lehnte sich abwartend an einen Baum. Das ließ sich die Angesprochene nicht zweimal sagen, trotz des festen Aufpralles fühlte sie sich dennoch in der Lage, schnell ihre Sachen vom Bach zu schnappen und in den Rucksack zu verstauen. Auch wenn die dritte Flasche nun doch leer war, störte sie sich nicht daran. Sie hatte sie reflexartig beim Abrollen fallen lassen und doch war es besser ein leeres Gefäß mit sich zu nehmen als jegliches Blut in den Bach zu vergießen, gestand sie sich ein. Keine zwei Minuten später war sie Abmarsch bereit und folgte dem hochgewachsenen Yōkai  wortlos. Diese Stille hielt bis in den frühen Abend an, wagte sie es doch nicht einmal nach einer Toilettenpause zu fragen oder darauf hinzuweisen, dass ihre Füße schmerzten. Langsam lichtete sich der Wald und der Lord des Westens musste sich eingestehen, dass ihn das erfreute. Seitdem Vorfall am Morgen wagte die kleine Onna es nicht zurück zu bleiben und war stumm. Es war fast schon angenehm mit ihr zu reisen und doch wunderte es ihn, dass sie keine Beschwerden äußerte. Gestern hatte er ihr viele Pausen gegönnt, doch der Panther hatte ihn gereizt, auch wenn er am Ende den stärkeren Gegner anerkannt hatte, ein warnendes Knurren hätte ausreichen müssen, nein sogar sein Geruch hätte das Tier verschrecken müssen. Doch wieder einmal musste er feststellen, dass die Bewohner des Waldes noch dümmer als Menschen waren. Ja, ihre Instinkte waren schärfer und dennoch neigten Tiere zur Selbstüberschätzung. Kein Mensch hätte es gewagt, seinen Status zu ignorieren und die junge Frau anzugreifen. Zudem hatte er der Frau schneller geholfen wie es seine Art war. Fast selbstverständlich schon hatte er sich bewegt, sie weggestoßen und das Tier gepackt. Die fehlenden Pausen seinerseits waren eine bewusste Strafe, auch für ihre frechen Worte am vorherigen Abend. Als eine kleine Brise den Geruch von Mensch zu ihm trug, rümpfte er unbewusst die Nase. Nie würde er verstehen, warum sie so stanken, zumindest die einfache Bevölkerung. Die Miko hinter ihm war Beweis genug, dass es auch anders ging, aber Hygiene schien nicht für jeden Menschen selbstverständlich und daher nur belastend für seinen ausgeprägten Geruchssinn. „Wir sind bald da", gab er ihr zu verstehen. Nur damit sie nicht auf die Idee kam, ihn jetzt um Rast zu bitten. Bald- Bald hieß, wir müssen noch mindestens eine halbe Stunde durch das Abendrot laufen, machte sich Kagome schmollend geistig eine Notiz, während das Licht langsam schwand. Dennoch reichte auch ihre beschränkten Sinne nun um das Dorf zu erblicken. Das Dämonenjägerdorf lag keine hundert Meter entfernt vor dem ungewöhnlichen Gespann und die Schwarzhaarige fühlte in sich ein Gefühl von Freude, sowie Wehmut aufkommen. Wie würden ihre Freunde wohl reagieren, wenn sie gleich nach drei langen Jahren vor ihnen stand? Auch sie selber wusste nicht, wie sie auf die Gesichter reagieren würde, denn es war zu lange her, es war zu viel Schmerz mit dieser Zeit verbunden. Dieser überspülte alles Gute, alles was sie geliebt hatte, dass sie in Sesshōmaru Nähe etwas anderes empfand lag vermutlich eher daran, dass sie ihn nie zu ihrem engeren Kreis gezählt hatte. Er war kein Teil ihrer Gruppe gewesen, im Endkampf hatte er an ihrer Seite gekämpft, ja, aber dennoch die vielen Abende, die sie mit diesen Freunden und mit ihrem späteren Ehemann verbracht hatte, diese Erinnerungen waren diesen Menschen vorbehalten. Sie lösten in ihr ein Gefühl von unbändiger Trauer aus, waren sie doch unwiederbringlich verloren. Ein krachendes Tor, ein Blick wie aus Eis, der einer Jägerin, dann Erkennen und dann eine Frau, die mit wehendem Kimono auf sie zugelaufen kam. Der orangene Blitz, der sich danach aus dem Dorftor gelöst hatte, überholte die Dämonenjägerin dennoch und Kagome blieb stehen und nahm einen festen Halt ein, als ihr bewusst wurde, dass er nicht abbremsen würde. Trotzdem, als der mittlerweile nicht mehr so kleine Kitsune sie einige Sekunden später von den Füßen riss, musste sie grinsen. Der Daiyōkai ignorierte dieses Verhalten vollkommen, als der andere weibliche Ningen auf seiner Höhe war, verbeugte sie sich und grüßte ihn höflich mit, „Sesshōmaru- sama", und eilte dann weiter auf die Priesterin zu. Er hielt ein, es lag nicht in seiner Absicht das Dorf zu betreten. „Kagome", in seiner Stimme lag eine Warnung. Es war das erste Mal, dass er sie bei Namen nannte und doch war die Stimme kalt. Sie sah ihn verwundert an und löste sich von ihren Freunden. Der Junge an ihrer Seite musterte den Yōkai  nun erschrocken. Nahm er ihn jetzt erst wahr? Wie einfältig, so eingenommen von dem Erscheinen der Miko zu sein. Er hätte ihn einfach vernichten können und dennoch musste er gestehen, für einen Dämon seines Alters war es wohl normal, vor allem, da er sich noch gut an das innige Band zwischen dem Fuchs und der Schwarzhaarigen erinnerte. Das Band eines Jungtieres zu seiner Mutter. Die Angesprochene stand nun neben ihm und eine Frage stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Eine Nacht. Morgen brechen wir wieder auf. Mit oder ohne Informationen.“ Gerne hätte sie ihm aus Prinzip widersprochen, er sah es daran, wie die Miko vor Trotz das Kinn anhob und sich ihre Augen verengten. Diese Sturheit hatte der Hundedämon schon fast vergessen, da sie die meiste Zeit doch Recht gefügig war. „Informationen? Kagome, was ist los?“, unterbrach Sango das Starrduell der beiden. Seufzend wandte sie sich ab und musterte ihre Freundin. Das leidende Gesicht sprach Bände, „Wir suchen Inuyasha seine Mörderin.“ „Die Spur zu verlieren, ist der gerechte Lohn für die Torheit, ihr gefolgt zu sein.“ Peter Rudl Kapitel 13: Beziehungen ----------------------- TriggerwarnungGewalt Beziehungen Sango ihre Gesichtszüge entgleisten. Zu dem Missfallen des Fürsten, schien die Ningen doch dümmer wie er erwartet. Anders konnte er sich dieses unwürdige Gebären, in seiner Anwesenheit, nicht erklären. „Ich dachte, sie sei tot!“, man hörte deutlich die Verwunderung aus den Worten Shippōs und niemand konnte ihm das verdenken, schließlich war Sesshōmaru persönlich auf die Jagd gegangen. „Kagome, möchtest du nicht mit reinkommen und alles in Ruhe erzählen? Die Reise war sicher auch anstrengend“, meinte die Dämonenjägerin, nun wieder deutlich gefasster und versuchte die unangenehme Stille, die entstanden war, nach dem Ausruf des kleinen Fuchses, zu ignorieren. „Ja, dass würde mich freuen", antwortete diese und der Yōkai unterdessen kam nicht umhin zu bemerken, dass sie wirklich schnell im Dorf der ehemaligen Gefährten des Halbblutes angekommen waren und diese Reisegeschwindigkeit die Miko sicher erschöpft haben musste. Shippō lächelte nur zufrieden und folgte den Frauen. „Du bist wirklich groß geworden!“, bemerkte die Priesterin nun plötzlich und staunte, dass er kein Kind mehr war, sondern eher ein Teenager. Doch den Herrn der westlichen Ländereien interessierte das Gespräch wenig, viel mehr konzentrierte er sich darauf, den Menschengeruch auszublenden, der mit jedem Schritt intensiver wurde und dennoch bemerkte er einen sanften Hauch, der ihm nicht unangenehm war, obwohl er aus dem Dorf zu ihm getragen wurde. „Es sind ja auch drei Jahre vergangen! Was-“, als die junge Frau allerdings merkte, dass er auf den Grund ihres Besuches ansprechen wollte, unterbrach sie ihn. „Wir werden in der Hütte reden", betonte die Frau, die diesen Sesshōmaru seit kurzem begleitete. Schnell verstand Sango, was ihre Freundin beabsichtigte und doch bemerkte sie, dass Sesshōmaru ein etwas besserer Zeitgenosse geworden war. Sie sprachen nicht, als sie jedoch an der Forte ankamen und ins Dorf linsten fragte die junge Mutter nun doch, „Seit wie lang bist du eigentlich wieder in dieser Ära, Kagome? Wie seid ihr euch begegnet?“, sie legte eine Pause ein, als sie merkte, was eine private Frage sie über ihn gewagt hatte zu stellen, dann setzte sie schnell nach. „Versteht mich nicht falsch Fürst Sesshōmaru, aber ihr scheint nicht so-“ „Still, Dämonenjägerin", raunte er und seine Stimme behielt dennoch einen neutralen Ton. Kagome saugte kurz an ihrer Lippe, während ihre Freundin die weißen Zähne fest aufeinander biss. Der nicht mehr ganz so kleine Fuchsdämon, der den Beiden Frauen bis zu den Schultern reichte, ließ seine Augen nervös hin und her wandern. „Bitte entschuldigt, Fürst Sesshōmaru", hauchte die Braunhaarige nun, bei jedem anderen hätte sie sich über dessen Unhöflichkeit beschwert. Die Miko bewunderte sie für ihre Umsichtigkeit und rieb sich unterbewusst den Hals, hatte sie Sesshōmaru nicht noch selber vor einigen Tagen gestraft für ihre große Klappe. Doch er antworte nicht und durchschritt das Tor des Dorfes. Erschrocken rissen die Beiden Frauen die Augen auf. Er würde doch nicht- „So viel zu einem angenehmen Gespräch", hauchte Kagome. „Du lässt mich erneut warten", hörte sie eine mittlerweile ihr schon viel zu bekannte Stimme. Warum um Gottes willen? Warum war, verdammt noch mal, ausgerechnet Sesshōmaru seine dunkle Stimme ein Teil ihres Lebens geworden? Und warum blieb er nicht außerhalb der Menschensiedlung wie erwartet? „Entschuldigt, Sesshōmaru- sama", beeilte sie sich zu sagen, nicht ohne zu bemerken, dass ihre eigene Freundin sich kurz zuvor bei dem Herrn der Hunde entschuldigte. Ganz eindeutig bemerkten die beiden, zumindest unterbewusst, die angespannte Stimmung des Silberhaarigen und wollten die Situation mit Unterwürfigkeit entschärfen. Sango war mit dem mächtigen Yōkai schon immer so verfahren, während Kagome dies erst die letzten Tage gelernt hatte. Während sie ihm hinterher eilte bemerkte sie den fragenden Blick von ihren Freunden, schüttelte jedoch den Kopf, um anzudeuten, dass sie es für keine gute Idee hielt, ihn jetzt mit weiteren Gesprächen zu reizen. Kaum hatte sie zu ihm aufgeschlossen, setzte er seinen Weg fort. Im Dorf entdeckte die junge Frau, das einige Hütten schon wiederaufgebaut worden waren und sogar Licht eines flackernden Feuers hinter den Strohmatten, die an den Ausgängen befestigt waren um Wind und Wetter abzuhalten, brannte. Also hatten sich schon andere Menschen angesiedelt, nur hatten sich diese wohl bereits zur Nacht zurückgezogen. Er wusste unterdessen genau, dass sich die Beiden ungestört unterhalten wollten und dennoch spielte es für ihn keine Rolle. Denn sein Ziel war eine Hütte, in der er nicht nur wie zu erwarten den Mönch roch und dessen Brut, sondern auch einen ihm sehr vertrauter Geruch, den er kurz auch außerhalb des Dorfes vernommen hatte. Eigentlich hatte er die Miko allein in das Menschendorf gehen lassen wollen, nun allerdings hatte er keine Wahl, als seiner Nase nachzugehen. Ohne noch auf die Bemühungen der Frau einzugehen Schritt zu halten, folgte er der stärker werdenden Fährte. Als er an einer besonders großen Hütte ankam, hob er die Klaue und schob unwirsch die Matte zur Seite. In der Hütte, vor der noch vor einer Sekunde eine ausgelassene Stimmung geherrscht hatte, kehrte Schweigen ein, genau wie vor einigen Tagen in der Neuzeit im Wohnzimmer der Higurashis, verstummten die Anwesenden und sahen ihn ungläubig an. Das Mädchen, dass dem Mönch gegenübersaß und sich gerade Tee nachgießen lassen wollte, sah den Inu geschockt an. „Sesshōmaru- sama", sagte sie und man hörte wie sie nach Luft schnappte. „Sag mir Rin, was hast du nicht an meinen Worten verstanden, als ich dich bat, im Schloss zu bleiben, während meiner Abwesenheit?“, seine Stimme war eisig und sein Mündel ließ beklommen die Hände mit der Tasse sinken und wich seinen Blick aus. „Ich-“, setzte sie an, als sich jemand hinter dem Daiyōkai räusperte. Jedoch blieb den Menschen im Inneren der Hütte der Blick auf diese Person verwehrt, füllte der Vollblutdämon doch die ganze Tür aus. Doch der Yōkai ließ sich davon nicht beirren und so blieb er einfach stehen. Kagome unterdessen stellte sich auf die Zehnspitzen und linste über dessen Schulter, um einen Blick auf die Situation zu erhaschen. Als das Menschenmädchen sie erblickte, blieb auch ein weiterer Erklärungsversuch unausgesprochen und stattdessen erhob sie sich in einer fließenden Bewegung. „Kagome-sama!“, schrie sie fast schon und eilte auf ihren Ziehvater zu, nur um zu versuchen, sich an seiner Seite vorbei zu schieben. Dies geschah nicht aus Ungehorsam, sondern war ihr vor Überraschung einfach die Antwort und auch, dass ihr eine Frage gestellt worden war entfallen, dennoch weckte es die Missgunst des Ignorierten. Also packte er Rin an der Schulter und schob sie, als er einen weiteren Schritt in den Raum trat, zurück in die Richtung ihres Sitzplatzes. Jetzt fiel auch dem aufgeregten Mädchen wieder ein, dass er eine Frage gestellt hatte. Ein letzter Blick glitt zu der Älteren, die ihr zulächelte, Sango und Shippō standen hinter ihr noch im Türrahmen. Schnell setzte sie sich auf den Handwink ihres Meisters hin und fing an zu erzählen, „Eure ehrenwerte Mutter sandte mich fort. Ich solle mich nützlich machen und Hōjō Sōun meine Aufwartung machen.“ Kagome gab sofort ein würgendes Geräusch von sich, einerseits, weil sie mit den Gedanken zu kämpfen hatte, dass es in dieser Ära normal war so früh zu heiraten, aber auch aus einem anderen Grund. Dann warf sie ein, „Der ist doch Uralt!“ Überrascht sah Rin sie an setzte dann aber fort, „Aber Kagome-sama, taktisch gesehen ist der Herr eine gute Partie!“ Nach Bestätigung suchend blickte sie den bis jetzt stummen Mönch an. „Ich gebe ihr Recht Rin und deswegen lehnen Sango und ich es auch ab, dich zu ihm zu geleiten", setzte Miroku nun das erste Mal vorsichtig an, zu sprechen. Schon längst hatte er Kagome begrüßend aber unsicher zugelächelt, wagte es aber kaum etwas zu sagen in der Anwesenheit seines gefährlichen Gastes. Seine Frau eilte zu ihm und nahm ihm das Neugeborene ab, dass bis eben versteckt in seiner Armbeuge eingekuschelt war. Schnell hatte die Mutter sich in den Nebenraum verzogen, denn sie hatte die ersten verdächtigen Laute vernommen, die man nur als das erkannte, was sie waren, wenn man genug Erfahrung mit Babys hatte. Das Kind fühlte die Angespannte Stimmung in Raum und wollte seinen Unmut, dort zu verweilen, sicher bald Gehör verschaffen. „Ich gebe dem Mönch in diesem Punkt auch recht, dennoch erklärt es nicht deine Anwesenheit hier oder den Fakt, dass du ohne Begleitung reist", stellte der Daiyōkai missbilligend fest, der Kagome unterdessen musterte, als sie sich nun neben Rin sinken ließ und den Mädchen begrüßend einen Kuss auf den dunklen Schopf gab, den diese mit einen kurzen Lächeln quittierte. Solche zwischenmenschlichen Dinge würde er nie verstehen und doch zeigten sie ihm deutlich, dass er seiner Ziehtochter nie das geben konnte, was sie wirklich brauchte. Außerdem verwunderte ihn das Wissen der Frau. Woher wusste sie so gut, um wen es sich handelte, wenn es sich nicht um ihre Epoche drehte? Doch sein Stolz ließ nicht zu, dass er sie fragte. „Meine Begleitung und ich wurden getrennt. Es war reiner Zufall, als mich Miroku-sama alleine im Wald vorfand", erklärte sie nun und dabei spürte man, wie tief der Schock noch saß, ungewollt auf sich allein gestellt zu sein. „Plötzlich? Was meinst du damit?“, fragte Shippō, der erst kurz vor Kagome im Dorf angekommen war nach und fasste die Hände des jungen Mädchens. Diese waren warm, aber zitterten sachte und Rin hob ihm unsicher den Blick entgegen. „Erst waren sie noch da und zogen ihre Schwerter, plötzlich waren sie verschwunden. Ich bekam Angst und lief los, den Rest kennt ihr ja bereits…“, berichtete sie und der Daiyōkai schnaubte einmal. Auch wenn er der Meister der Selbstbeherrschung war, diese Erzählung seiner Ziehtochter war so abenteuerlich, dass er kurz zweifelte, ob er ihr glauben konnte, dann verbesserte er sich schnell gedanklich. Schließlich war Rin eines der arglosesten Wesen, die er kannte, sie würde nicht lügen. Auch wenn es ihm schwer fiel zu glauben, dass die Wachen seines Palastes so einfältig waren und so schnell fielen. „Das ist merkwürdig", beteiligte sich nun auch wieder die Miko, die sich ja in Fersensitz zu ihren Freunden gesellt hatte, lediglich der Daiyōkai stand noch. „Ich würde dem gerne nachgehen, nur haben Sango und ich dafür keine Zeit, wir wollen das Dorf nicht schon wieder verlassen. Nicht, nachdem was vor zwei Wochen passiert ist", die Stimme des Mönches wurde bei seiner Erläuterung leiser und erschrocken nahm er wahr, dass der Fürst sich nun auch niederließ. Dennoch versuchte er diesen zu ignorieren und goss eine Teetasse für Kagome ein und füllte nun endlich auch Rin ihre Tasse auf. Fragend sah er zu dem Yōkai , der lediglich den Kopf schüttelte. Nachdem die Priesterin ihm gedankt hatte und vorsichtig den Tee schlürfte, fühlte er, dass die Stimmung noch angespannter war. „Was ist denn vorgefallen?“, fragte Kagome dann vorsichtig nach und musterte ihn aufmerksam. Es war ein Moment in dem Sesshōmaru sie gerne darauf hingewiesen hätte, dass diese Information belanglos für ihre Pläne war, doch bevorzugte er dann, zu schweigen. „Hier war eine weibliche, weißhaarige Yōkai , sie hatte schwere Narben an einer Körperhälfte und schien aus verschiedenen Yōkai zu bestehen. Sie versuchte durch den Bann, der feindlich gesinnte Dämonen abhalten soll, zu brechen. Absolut wahnsinnig schien sie- Ich denke sie war nur nicht in der Lage den Bann zu überwinden, da sie so stark verletzt war, auch wenn die Wunden alt aussahen.“ „Wo!“, brachte die junge Frau, die bis eben aufmerksam der Beschreibung gefolgt war, heraus. Auch Sesshōmaru lauschte mehr als interessiert dem Gespräch und wollte eine Antwort auf ihre Frage. „An welcher Seite der Barriere!“, vor Aufregung kribbelte ihr Körper und in den Augen der ehemaligen Shikon no Tama Hüterin brannte ein Feuer. Konnte es tatsächlich sein? „An der Südseite des Dorfes. Ich kann es euch gerne zeigen", Kagome ihr Blick traf den von Sango, die aus dem Hinterzimmer kam. Die Kinder schliefen nun alle und sie war etwas entspannter. „Gehe ich richtig in der Annahme, dass es sich um eben jene Yōkai handelt?“, fragte sie ihre langjährige Freundin, die so lange in der Neuzeit gewesen war. Diese nickte eilig, trotz ihrer Unsicherheit und erleichtert über die Spur, die sie nun gefunden hatten, richtete sie den Blick auf den stillen Dämon. Seine Anspannung war ihn anzusehen und er schien in Gedanken. Sollte es sich um eben jene Frau handeln, die er schon so lange suchte, hätte die Miko in kürzester Zeit all seine Bemühungen in den Schatten gestellt und eine nur zwei Wochen alte Fährte gefunden. Er spürte ihren fragenden Blick auf sich und erhob sich. „Zeig uns die Stelle", sagte er und musterte Sango auffordernd. „Beziehungen schaden nur dem, der sie nicht hat.“ Klaus Klages[b/] Hallo liebe Leser, hier nun einmal das neue Kapitel. Ich wünsche euch viel Spaß daran und hoffe ihr hattet einen guten Anfang in die neue Woche. LG Naumi Kapitel 14: Gespräche --------------------- Triggerwarnung Gewalt, Tod Gespräche „Eindeutig", hauchte Kagome. Mit geschlossenen Augen befand sie sich an der Barriere und fühlte nach. Der Herr der Hunde stand an einem Fleck, an dem das Blut der Yōkai hinabgetropft war und wie auch damals im Dorf, konnte er sie nicht riechen. Was er allerdings roch, war der Zelltod, der ihren Körper befallen hatte. Ganz zu seiner Genugtuung schien es sich um den Prozess zu handeln, der sonst viel schneller voran ging, den er bei ihr aber schon abgeschrieben hatte. Vor drei Jahren. Sein Gift wirkte zwar verlangsamt, aber nach und nach schien es sich nun doch durch ihre Knochen zu fressen. Dennoch, er wollte sie Auge um Auge töten, es sollte sie nicht langsam dahinraffen. Die Miko hob ihre Lider und sah ihren Freund an. „Habt Ihr noch Informationen, was aus der Dämonin wurde?“ „Natürlich Kagome -sama, sie verbrachte hier etwa einen halben Tag und schlug immer wieder gegen den Schutzwall. Anscheinend drang dann selbst in ihren Verstand, dass sie nichts weiter erreichen würde, als sich die Haut zu verbrennen, also wandte sie sich ab und verschwand im Wald. Vorgestern eilte ein Mensch zu uns, er war außer sich, wirkte gehetzt und geängstigt und berichtete von eben jener Yōkai, die sein Dorf überfallen hätte", er setzte zu einer kurzen Pause an, senkte seine Stimme, obwohl Rin und Shippō nicht anwesend waren und sprach weiter, „Der Mann hat berichtet das sie alle getötet hat, um dann ihre Herzen zu verspeisen. Er konnte sich nur retten, indem er sich unter dem Kadaver seiner eigenen Frau versteckte. Wir hätten sie vielleicht hier zerstören sollen…“ „Ich denke, Ihr habt gut daran getan, sie ziehen zu lassen. Sie ist stärker als es den Anschein macht. Viel wichtiger ist, glaubst du ihm?“, fragte die Priesterin und musterte den Mönch. Konnte es sich wirklich um das Werk derselben Dämonin handeln? Ja, wahrscheinlich. Sie war verrück, schon damals hatte sie sich doch einen Thron aus Leichen geformt und auch die fehlenden Herzen waren der jungen Frau damals keinesfalls entgangen, dennoch nagte ein Zweifel an ihr, dass der Mann überlebt hatte- „Er war voller Blut und seine Panik- Ich kann mir nur schwerlich vorstellen, dass es gespielt war. Und wenn ja, aus welchem Grund?“, gab Sango jetzt zu bedenken. Kagome gab ihrer Freundin Recht und fragte, ob sie noch etwas wissen sollte. Wieder ergriff ihr damaliger Reisebegleiter das Wort, „Ich wollte sehen, was im Dorf Ogimachi geschehen war, jedoch wurde ich aufgehalten, als mir Rin in die Arme lief. Ich hielt es für besser, sie zuerst hierher in Sicherheit zu bringen.“ Der Weißhaarige hatte unterdessen alle Nuancen des Geruches in sich aufgenommen und war dem Gespräch nur mit halbem Ohr gefolgt. Wir brechen morgen auf, nahm er sich vor. Tatsächlich konnte er durch sein Gift, dass sich mit ihrem Blut vermischte, eine Witterung aufnehmen, auch wenn sie Hauchfein war. Diese Spur führte in Richtung des Dorfes, dass der Hōshi ihnen genannt hatte und er wollte die nun frische Spur nutzen, um die Dämonin aufzuholen. Mit diesem Entschluss verschwand der Vollblutyōkai in den angrenzenden Wald, er brauchte einige Minuten in Ruhe, ohne den Geruch der Menschen im Dorf, um einige weitere Schritte zu planen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, dass er diesen Abschaum endlich zerstören könnte und insgeheim spürte er in sich eine große Freude darüber, dass sie ihm nicht länger verborgen blieb durch den Geruch seines eigenen Giftes an ihr. Kagome war mit ihren Freunden auf dem Weg zurück zur Hütte. „Jetzt sag schon, wieso reist du ausgerechnet mit ihm?“, fragte Sango nach. Es interessierte sie schon, wie eine solch merkwürdige Reisegesellschaft entstehen konnte. „Ehrlich gesagt weiß ich das auch nicht so genau. Vor ein paar Tagen stand er plötzlich in der Neuzeit in unserem Wohnzimmer. Im ersten Moment hielt ich ihn für ein Hirngespinst meinerseits- Aber einen wirklichen Grund hat er nicht genannt, ich habe eher das Gefühl, dass er mich gerne umbringen würde…“, gab die junge Frau mit einem sehr unfraulichen Schnauben zu und musste sich dennoch eingestehen, dass sie die vergangenen paar Stunden, auch wenn sie einander anschwiegen, das Gefühl hatte, dass er sie nicht mehr plante bei dem kleinsten Fehler zu töten. Diese Tatsache fühlte sich angenehm an und beruhigte sie. „In der Neuzeit? Der Brunnen ließ ihn passieren?“, fragte nun der Mönch verwirrt. Die Gefragte nickte bloß und ab dem Zeitpunkt verfielen sie in Schweigen und hingen ihren Gedanken nach, jeder für sich. Die Stille unterbrachen die Drei erst, als sie in der Hütte ankamen, jedoch führten sie danach lediglich praktische Unterhaltungen ohne großen Inhalt. Sie zeigten Kagome ihre Schlafmöglichkeiten, gaben ihr eine Salbe für die geschundenen Füße und zogen sich dann in den vollen Nebenraum zurück, in dem der Rest der Familie schlief, sowie ihre anderen kleinen Gäste. Kagome hatte kurz hineingesehen als Sango sie aufforderte und milde gelächelt. Shippō lag da und hielt Sesshōmaru seine Ziehtochter trotz seines Schlafes vorsichtig und voller Zuneigung im Arm. Es war ein schöner Moment, der ihr Herz erwärmte. Als sie jedoch ein paar Minuten später allein am langsam verglimmenden Feuer lag, spürte sie schon, wie Nostalgie in ihr aufkam. Sie erlaubte sich ein, zwei Tränen, war jedoch zu erschöpft, um sich ihrer Trauer hinzugeben. Keine Minute später schlief sie bereits. Der Schmerz raubte ihr den Atem und sie spürte, wie das Yōki sich tief durch ihr Fleisch fraß. Jede Sekunde, die verging, fühlte sie sich als würde jemand an ihrer Wunde im Dekolleté reißen. Mit einer Pinzette. Ein Schrei blieb ihr in der Kehle stecken, ihr fehlte die Luft, denn ihre Sinne waren nur noch von purer Pein erfüllt und sie vergaß den Rest, selbst das Atmen. „Du bist so armselig und solch eine Person schimpf sich Miko", die Stimme ließ Kagome den Kopf heben. Der Blick aus roten Irden ließ sie zurückweichen, erneut flammte ihr gequälter Körper auf. „Nicht eine Person konntest du retten", plötzlich stand sie neben ihr und flüsterte ihr diese Worte ins Ohr. Natürlich wollte sie ausweichen und trotzdem, die Worte verletzten sie mehr als körperliche Schmerzen. Als die Schwarzhaarige ihre Hände abwehrend auf die Brust der verfeindeten Dämonin legte und versuchte, ihr Reiki abwehrend zu sammeln, schnappte sie nach Atem. War das etwa Blut an ihren Händen? Die Yōkai packte eines der Handgelenke und leckte über die zähflüssige Substanz, ihre Zunge umspielte den Zeigefinger, ohne das Kagome in der Lage war, sich zu bewegen. Stocksteif war die Miko ihr ausgeliefert, die Dämonin saugte allerdings nur das Blut von deren Fingerspitzen und lächelte dann. „Ihr Blut klebt so süß an deinen wie an meinen Händen", ihre Stimme verhöhnte sie, ihr Sichtfeld schränkte sich ein. „Wollen wir mal sehen, ob du mit dieser Schuld leben kannst oder ob du Anstand hast und stirbst", hauchte sie und da spürte der Mensch schon, wie sie nun auch das andere Handgelenk ergriff. Kurz fiel der jungen Frau auf, dass sie sich plötzlich auf einer Lichtung befanden, dann schupste die weißhaarige Yōkai die Ningen rückwärts. Schmerzhaft drückte sich Holz in ihre Kniekehlen, sodass sie stürzte und erschrocken schnappte sie nach Atem. Der dunkle ihr vertraute Brunnenschacht, der nun ihre Gestalt verschluckte, machte ihr nun das erste Mal in ihrem Leben Angst. Die Reise war anders, der Schacht leuchte nicht auf. Einige Sekunden fiel sie hindurch, es kam ihr dennoch vor wie Minuten und dann plötzlich stand die junge Frau zitternd vor einer Liege. Ihr Blick glitt über die Person, die dort lag, Ärzte befanden sich um sie herum und schwiegen dennoch. Das schwarze Haar verdecke das Gesicht der Frau, jedoch kannte die Priesterin diese besser als irgendwer sonst auf der Welt. „Wir haben alles versucht-“, hörte sie einen der Ärzte sagen und langsam legte er das OP Besteck wieder zurück. Dann wandte er sich ab, in seinem Blick sah sie Enttäuschung und Mitgefühl. Kagome stutze, so war es damals nicht passiert. Zwar war sie verletzt zurückgekehrt, allerdings waren ihr Wunden gut und schnell verheilt nach einigen Untersuchungen, sowie einer kurzen »Nähstunde« seitens eines Assistenzarztes. Es war kein großer Eingriff nötig gewesen, ihr Reiki hatte beste Arbeit geleistet und auch die Yōkai hatte sie nie mehr gesehen nach den Geschehnissen im Dorf, geschweige denn dass diese Kagome in den Schacht geschmissen hätte… Erst jetzt erfasste sie, dass dies ein Traum war, auch wenn das Grauen sie daran hinderte, aufzuwachen. „Du wirst mich niemals finden", aus den Schatten einer Ecke löst sich nun die Schlächterin, die ihren Mann getötet hatte. Nebelschwaden folgten ihr, sie ähnelten dennoch eher Rauch und waren daher sehr dicht, verschluckten jegliches Licht, sowie sämtliche Farbe. Diese blichen aus, bis lediglich alles in Schwarz und Weiß gehalten war. „Denkst du nicht auch, dass es erleichternd wäre, wenn Du, die nirgendwo wirklich hingehört, aus diesem Leben scheidet?“, wieder hatte sie sich so schnell, so nah zu ihr hinbewegt, dass ihre Haarspitzen sich mit denen der Miko mischten. „Vielleicht sollte ich doch nachhelfen!“, flüsterte sie in das menschliche Ohr, dann spürte die ehemalige Priesterin wieder reinen Schmerz, der sie durchdrang, als ihre Wunde aufsprang. Ein Schrei begann sich zu lösen, endete aber in einem einfachen Wimmern, während der Raum in ihrem Augenwinkel noch mehr an Substanz verlor. Als sie die Augen aufriss, stellte sie fest, dass ihr Körper schweißnass war, während ihre Füße Eiswürfeln Konkurrenz machten und ihre Narbe leicht unangenehm kribbelte. „Ein Traum", ihre Stimme klang nicht beruhigend wie gewollt, sondern war lediglich ein Krächzen, welches sich ungläubig, sowie ängstlich anhörte. Gerne hätte sie sich jetzt an jemanden gewandt, aber in der Hütte war es still und dunkel, nur das Mondlicht fiel hinein und ließ die Holzplanken spiegelglatt wirken, da diese das schwummrige Licht leicht reflektierten. Aber doch brannte in ihr die alte Frage »War sie schuld?« Statt sich der Trauer hinzugeben oder gar weiter zu schlafen, erhob sich die Frau langsam. Vorsichtig bahnte sie sich ihren Weg an der Feuerstelle vorbei, sah noch die letzte Glut, die nur erkennbar war durch die winzigen roten Punkte innerhalb der Asche. Ohne sich anzustoßen oder anders tollpatschig aufzufallen, schaffte sie es an den Ausgang und schob die Matte zur Seite. Leise Schritte trugen sie in die Nacht hinein, nicht weit, nur hinter die Hütte, in eine Art behelfsmäßigen Garten. Trotz ihrer medizinischen Ausbildung von Kaede, erkannte sie die Gewächse nicht am Geruch, wenn auch die Nuancen ihr vage bekannt vorkamen. Anhand des Aussehens konnte die Miko die Kräuter allerdings aufgrund der Dunkelheit nicht bestimmen. Ihr Blick wanderte suchend über die Fläche, bis sie einen großen Baum als mögliche Sitzgelegenheit erblickte. Noch wollte sie nicht zurück, sie brauchte etwas Frischluft und Abstand. Es war das erste Mal seit Monaten, dass sie einen Traum dieser Art gehabt hatte, anscheinend löste die Suche und das Zusammensein mit ihren Freunden Erinnerungen aus, die sie lieber verdrängte. „Warum schläfst du nicht", die Stimme des Fürsten des Westens war ruhig und monoton. Dennoch wunderte es ihn schon, was den Menschen so aufgeschreckt haben könnte, dass sie die dringend notwendige Auszeit nicht wahrnehmen wollte. Kagome, so stellte er fest, hatte ihn nicht zuvor bemerkt und zog nun zischend die Luft ein, dennoch blieb sie an dem Baum gegenüber von ihm gelehnt sitzen. Dann, einige Sekunden später antwortete sie, „Ein Alptraum.“ „Hn“, wie menschlich, wie schwach sie doch war. „Du bist in letzter Zeit erstaunlich gesprächig“, stellte sie nach einigen Minuten fest und sah hinauf in den Baum, konnte seine Silhouette allerdings nur erahnen. Jedoch erhielt sie diesmal keine Antwort von ihm. Das schien die Frau allerdings nicht davon abzuhalten, weiterzureden, „Danke.“ Unerwartet traf ihn dieses Wort, ließ ihn sogar stutzen. Wofür bedankte sich das ehemalige Weib seines Halbbruders bei ihm? „Ich denke zwar zu verstehen, dass du nicht wirklich beabsichtigt hast, mich zu retten, sondern, dass es lediglich eine Frage deines Stolzes war, dafür zu sorgen, dass niemand aus deiner Reisegruppe verletzt wird. Dennoch, danke.“ Einige Sekunden verstrichen, in denen er über das Gesagte sinnierte, „Sprich nicht davon, als würdest du es verstehen", raunte er leise. Insgeheim musste er sich eingestehen, hatte sie aber Recht. Kagome lachte kurz humorlos auf. „Du musst meinen Dank nicht annehmen, das ist nicht nötig. Sag mir lieber, ob du mich nun zurückkehren lässt, Sesshōmaru-sama", flüsterte die Schwarzhaarige, während sie sich wärmend über ihre Schenkel strich, denn durch den Stoff des dünnen Yukata drang die Kälte der Nacht recht schnell. Jedoch bevorzugte sie diese Kleidung vor den Priestergewändern allemal. Sogar einen Kimono für den Tag hatte Sango ihr bereits vermacht. Morgen- Morgen würde sie ihren Weg zu dem Brunnen beginnen, allein, um in ihre Zeit zurückzukehren. Es war erstaunlich und erfreute sie, dass eine neue, frische Spur sich so schnell aufgetan hatte. Jetzt hatte das Vollblut keinerlei Zwang mehr, mit ihr zu reisen. Sie sah keinen Grund, warum dies noch sinnvoll wäre und Sesshōmaru, so stur er auch manchmal schien, hatte nie dazu geneigt, an sinnlosen Unterfangen festzuhalten. Selbst damals als ihm bewusstwurde, dass Tessaiga ihn ablehnte, gab er es auf. Erleichtert atmete sie tief , als sie aus dem Augenwinkel beobachtete, dass er völlig lautlos sich aus der Baumkrone löste. Der Herr der Hunde musste zu einer identischen Erkenntnis gelangt sein und würde nun das Ningendorf verlassen. Sie schloss ihre Lider und begann sich den Rückweg auszumalen, vielleicht könnte sie sich Kiara borgen und- Etwas Luft ließ ihre Strähnen tanzen, trotz sonstiger Windstille. Sesshōmarus Yōki bemerkte sie jetzt erstaunt, keinen halben Meter von ihr entfernt. Langsam hob sie ihre Lider und blickte ihm direkt in die Augen, stellte fest, es handelte sich eher um Zentimeter. „Nein", mehr sagte er nicht, seine Irden verengten sich, so dass er mehr denn je wie ein Raubtier aussah und das war er, davon zeugte selbst seine Haltung. Wie er vor ihr saß, bereit zum Sprung. Ihre Haut fing an zu prickeln, während sie spürte, wie sein Geruch sie umhüllte. Viel zu nah!, schrie ihr Verstand, während ihr Körper sein maskulines Erscheinen bewundert wahrnahm, wie angenehm er nach Kiefern roch und doch auch nach der frischen Luft einer Nacht, in der Schnee gefallen war. Dieser Geruch, den Kagome mit dieser Epoche sofort verband, passte so gut zu ihm und erinnerte sie wieder daran, wer da vor ihr saß, sie unter aufmerksamen Augen beobachtete. „Hn", ein typischer Laut der verhieß, dass er seine Musterung beendet hatte, dann erhob er sich schon, brachte Abstand zwischen ihre Körper. Erst jetzt drang zu ihrem Verstand hindurch, dass er ihr eine Heimreise verwehrte und unter lauten Protesten ihres Lebenswillens plusterte sie die Wangen vor Wut auf. „Warum!“, empörte sie sich und verengte ihre Augen, in die Wangen schoss das Blut bei der Erinnerung, dass seine Nähe jegliche Proteste im Keim erstickt hatte. War es nun aus Angst oder Faszination, vermochte sie nicht zu sagen. „Ich kann dich nicht unterstützen bei der Jagd!“, stellte sie fest und rappelte sich ungeschickt auf. Als er stehen blieb fühlte sie den Drang, weiter zu sprechen. „Mir ist durchaus bewusst, dass sie es vielleicht nicht ist! Aber wenn dem so sein sollte, weiß ich auch nicht, was ich noch beitragen könnte, um sie zu finden! Wenn sie es allerdings ist- Dann bist du durch meine Anwesenheit zu langsam, um sie zu verfolgen, sollte sie wieder fliehen. Auch in einem Kampf-“ „Vielleicht bist du doch nicht so unfähig wie erwartet", unterbrach seine Stimme die aufgebrachte Kagome und sein Blick, den er ihr über die Schulter zuwarf, war das erste Mal nicht distanziert. Doch keine Sekunde später war der Fürst des Westens in der Dunkelheit verschwunden und ließ eine verunsicherte Frau im sicheren Bannkreis, der das Dorf umgab, zurück. „Gespräch ist gegenseitige distanzierte Berührung.“ Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach Kapitel 15: Erinnerungen ------------------------ Triggerwarnung Tod Erinnerungen „Dieser Idiot", murrte die Miko, als sie am Morgen die Augen aufschlug. Auch, als sie Sango half, den Rücken zu waschen und das Frühstück vorzubereiten, murmelte sie weitere Beleidigungen. Ihre Freundin wusste zur Genüge, dass sie nicht ihre Person betrafen und versuchte ein Lächeln zu unterdrücken. Anscheinend schaffte es der werte Herr des Westens, die meist gut gelaunte Frau so sehr auf die Palme zu bringen, wie Kagome damals zu sagen pflegte, dass sie schon am frühen Morgen schlecht gelaunt war. „Pikierter, einfältiger Oberschnösel", murmelte sie gerade, während sie den gekochten Reis mit dem eingelegten Gemüse zum Mund führte. Sango unterdrückte ein Stirnrunzeln, es war auffällig wie lange Kagome schon ihren Unmut aufrechterhielt. Allerdings war es ihr nicht zu verdenken, musste sie doch mit einer Person ziehen, die sie mehrfach versuchte zu töten in der Vergangenheit. „Sagt Kagome -sama, über wen redet ihr?", fragte nun Sango ihr Ehegatte und musterte aufmerksam den Besuch. Jetzt konnte die Dämonenjägerin ein Kichern nicht mehr verhindern, es war ein seltenes Geräusch, dass die ehemalige Priesterin dennoch kannte. „Natürlich Sesshōmaru", maulte die Angesprochene und ließ einen strafenden Blick in die Richtung der Lachenden wandern- ohne Erfolg. „Kagome, bitte verzeih mir, aber meine Neugier war einfach zu groß", sagte der Mönch und setzte sich zu den Frauen, darauf bedacht, ein Schmunzeln zu unterdrücken. Nur zu gut wusste er, wie temperamentvoll die Priesterin werden konnte. Sango reichte ihm eine Schüssel und sah ihn liebevoll an. „Was ist vorgefallen?“, platze es aus dem bis jetzt ruhigen Fuchs heraus. Dieser hatte sich schon eine Weile hinter dem Türrahmen versteckt und gelauscht. Rin schlief noch und der Nachwuchs seiner ehemaligen Weggefährten frönte auch noch der völligen Entspannung. Die Miko verzog ihren Mundwinkel, „Was soll schon passiert sein? Er muss Inuyasha wie immer in allem übertreffen!“, raunte sie nun verbittert und widmete sich erneut ihrem Essen. Miroku und seine Frau trauten ihren Ohren kaum. In was übertreffen? Wenn man bedachte, was für eine Beziehung Inuyasha und Kagome geführt hatten- Die Dämonenjägerin für ihren Teil verschluckte sich auch sogleich an dem Essen. Das heftige Husten, das darauffolgte, wurde gefolgt von einem Babygewimmer. „Ah, er ist wach", sagte der Mönch, nachdem er seiner Geliebten eilig einen Wasserbecher gereicht hatte. Seine Augen strahlten voller Stolz. Dann stand er auf, seinen Reis hatte er nicht einmal angerührt und verließ den Raum. Kaum war er in das andere Zimmer geeilt, betrat Rin den Hauptraum. „Guten Morgen! Kagome-sama, Sango-sama und Shippo-chan!“, flötete sie fröhlich. Sie grüßten ihrerseits, dann beobachtete die Priesterin allerdings wie sich das junge Mädchen suchend umsah und kurz etwas enttäuscht wirkte. „Er hat den Bannkreis heute Nacht verlassen. Aber er kommt sicher wieder-“ Ohne ihr Zutun hatte sie diese Auskunft preisgegeben, sie wirkte nicht wirklich begeistert, dennoch. Rin liebte den sturen Köter und sie wollte sie glücklich sehen. Tatsächlich schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen, dieses hielt während des gemeinsamen Frühstücks an. Gerade leerte das junge Mädchen ihre Schale, als die Dämonenjägerin sie ansprach, „Ich habe deinen Kimono gewaschen, daher ist er noch nass, Rin. Wenn du willst, kannst du erstmal vorläufig einen von meinen Tragen, auch wenn sie etwas zu groß sein werden. Sie liegen in der Truhe.“ „Vielen Dank!“, sagte das Mädchen, lächelte nur breiter und eilte in die gewiesene Richtung, während Kagome mit Sango in stiller Eintracht spülen ging. Es war nicht viel Geschirr und schnell kamen sie zurück, sofort spürte Kagome noch bevor sie die Hütte sehen konnten, das Yōki eines mächtigen Dämons. „Sesshōmaru ist zurück", raunte sie eine kleine Warnung und erhielt lediglich ein dankbares Nicken ihrer Freundin als Antwort. Dennoch, als sie die Matte zur Seite schob mit der freien Hand, schüchterte sie der Anblick seiner Gestalt doch ein. Ausgerechnet er war ihr Reisegefährte, dachte sie und ein Schauer rann über ihren Rücken. „Sesshōmaru-dono", sprach Sango, verneigte sich und begab sich nach dem Abstellen ihres Korbes in das angrenzende Zimmer. Jetzt hatte die zweite Person im Raum die zweifelhafte Aufmerksamkeit des Angesprochenen. Die Frau aus der Zukunft für ihren Teil war aber noch sauer und so verengten sich ihre Augen ohne ihr Zutun. „Morgen", presste sie zwischen ihren Zähnen hindurch, dann entstand eine kurze Pause, „Sesshōmaru-sama.“ Die Ergänzung der korrekten Begrüßung kam eisig und widerwillig. Innerlich musste sich der Daiyōkai eingestehen, amüsierte ihn das Menschlein in diesem Moment. Allerdings folgte sie schnell dem Beispiel der anderen Frau und verschwand in einem anderen Teil der großen Hütte. Dennoch wollte er endlich aufbrechen und trat näher zu dem Rahmen zum anderen Zimmer. Ein erschrockenes Keuchen war zu hören, dann fiel der Korb, den die Miko mit sich nahm zu Boden. Alarmiert trat er in das Zimmer, direkt hinter sie. Keine zehn Zentimeter hatte sie in den Raum gemacht und war erstarrt, ihr Leib zitterte ohne Unterlass, der Blick haftete auf seinem Mündel. „Zieh das sofort aus", hörte er ihre leise Stimme. Diese war hohl, als würde sie alle Gefühle aus dieser verdrängen. Rin sah die Miko überrascht an. „Aber Kagome-sama ist es nicht schön?“, sie drehte sich und das Kleidungsstück flatterte. Der weiße Stoff war so intensiv, dass er fast leuchtender wie sein eigener Kimono wirkte, stellte der Daiyōkai fest. Das Kleid war zu groß, das schmälerte aber nicht dessen Schönheit stellte die Zeitreisende abwesend fest. Zu sehr war sie in Erinnerungen gefangen, die weißen Rosenverzierungen die Rin an ihrer Brust festhielt, hatten sich bei ihr um den Busen gespannt. Noch jetzt sah sie vor ihrem inneren Auge vorsichtige Krallen, die ihr weißes Fleisch über diesen Stoff entlangfuhren, als sie es ihm zeigte. Sango ging auf Rin zu und auch in ihrem Blick sah man Unglauben. Kagome schossen Tränen in die Augen, als sie es nicht mehr schaffte ihre Emotionen zurück zu halten. Ihre Freundin redete leise mit dem Kind, doch der Schaden war getan. Der Anblick dieses Kleidungsstücks war so schmerzhaft, dass sich Kagome umwandte und beinahe in Sesshōmaru gelaufen wäre. Sekundenlang starrten sie sich ins Gesicht. „Ich gedenke aufzubrechen", meinte er nun, gleichgültig der Tatsache gegenüber, dass sie ganz offensichtlich litt. Einmal holte sie verzweifelt Luft und wandte sich in die ihr einzige mögliche Richtung. Sango hatte Rin hinter einen Raumteiler geschickt, um sich umzukleiden. Erst jetzt wechselten die Gefühle der ehemaligen Miko. Schmerz wurde zu Unglauben, aus Unglauben wurde Wut. „Wieso hast du es behalten!“, verlangte sie nun zu wissen. Ihre Freundin, die sich nach einen Obi bückte, der zu Boden gefallen war, als Rin die Kleidung durchsah, zuckte zusammen. „Kagome ich denke nicht-“, begann sie. Doch die Angesprochene wank ab und funkelte sie mit Tränen in den Augen an. Das junge Mädchen sah von der einen zu anderen und war sich unsicher, was sie machen sollte, als sie umgekleidet wieder hervorkam. „Ich habe dich gebeten ES zu zerstören! Genau wie den Yukata. Liegt der auch noch hier rum? Das Dokument, das bezeugt, dass wir geheiratet haben? Was ist nur in dich gefahren? Warum fällst du mir so in den Rücken?“, natürlich redete sie sich in Rage. Doch zerriss sie der Anblick innerlich, es brachte zu viele Erinnerungen mit sich, das Hochzeitskleid, dass sie hatte tragen wollen, in der Neuzeit erneut zu sehen. Nichts hätte sie auf die Gefühle, es erneut zu betrachten, vorbereiten können. „Ich bitte dich, jetzt wirst du albern!“, hauchte Sango und sah verletzt zu Boden. „Ich bin gegangen, um zu vergessen, was sein könnte. Kannst du dir eigentlich vorstellen-“ „Es reicht! Keiner versteht dich besser als ich, wie du dich fühlst! Ich habe dich danach gesehen! Du vergisst, dass ich dich kenne, Kagome! Das ich weiß, wer du bist! Wie du liebst!“ Doch die Angesprochene riss abwehrend die Hände in die Höhe und drehte sich erneut weg, als Sango versuchte sie zu packen. Tatsächlich stand diesmal niemand mehr hinter ihr und sie eilte aus der Hütte. „Ich brauche Zeit", raunte sie und ihre Freundin ließ sie wissend, aber widerwillig ziehen. Der Fürst des Westens war unterdessen allein aufgebrochen. Natürlich ging es ihm dabei keinesfalls darum, dass der Mensch in einem beklagenswerten Zustand war, sondern darum, dass er ihr Recht geben musste. Sie hätte ihn aufgehalten durch ihre Menschlichkeit, war die Onna doch um einiges langsamer. Aber auch seine Reaktion, als er das Geschirr klirren hörte, als sie sich im Nebenraum befand und er seinen Instinkt folgte und zu ihr ging, war ein deutliches Zeichen Abstand zu ihr zu nehmen. Hätte er sonst nicht mehr die Tatsache bestreiten können, dass er sie nicht nur an seiner Seite akzeptierte, sondern auch sich für sie zuständig fühlte. Außerdem konnte er sie innerhalb eines Tages wieder zu sich holen, sollte die Spur sich verlieren. Seine Schritte waren gezielt und schnell, er wollte die Dämonin nicht warnen, indem er sein Yōki zum Fliegen gebrauchte, also lief er. Die Macht, die in seinen Körper wohnte, unterdrückte er vollständig und prüfte schon jetzt wie der Wind stand. Weder wusste er welcher Rasse die Dämonin angehörte, noch welche Fähigkeiten sie besaß. Sie sollte überrascht sein, wenn er erneut auf sie traf. Schon jetzt juckten seine Krallen bei der Vorfreude, sie zu bestrafen. Keine Sekunde später erschien dieses seltene Lächeln auf seinen Lippen, welches seine Feinde fürchteten. „Nichts ist schmerzvoller als schöne Erinnerungen an schlechten Tagen.“ François VI. Duc de La Rochefoucauld Hallo! Hier das neue Kapitel. Was denkt ihr? Wie hättet ihr an Kagomes stelle reagiert? Ist Kagome überhaupt bereit für den Daiyokai? Sagt und erklärt mir eure Meinung. :D Liebe Grüße Naumi Kapitel 16: Pflichtgefühl ------------------------- Triggerwarnung Tod, Gewalt, Depression Pflichtgefühl Kagome kämpfte sich allein durch den Wald. Noch immer reflektierte sie ihr Gespräch mit Sango. Sie hatten sich zwar kurz nach ihrer Auseinandersetzung vertragen, dennoch war die junge Frau noch immer enttäuscht, dass die Dämonenjägerin ihrer Bitte zuwidergehandelt hatte. Zwar konnte sie es jetzt verstehen, hatte Sango doch nur etwas bewahren wollen, was zu ihrer Freundin gehört hatte. Das es das Kleid dabei getroffen hatte, war ein unglücklicher Zufall, hatte die Braunhaarige doch geglaubt, sie nie wieder zu treffen und sich nichts Böses bei ihrem Handeln gedacht, dennoch schmerzte es. Die alten Erinnerungen stürzten auf sie ein und raubten ihr den Atem, keuchend blieb die Miko stehen und ging in die Knie. Es war zu viel. Wieder Hier zu sein, zu einem Abenteuer gezwungen, getrieben dazu, sich mit den alten Wunden zu beschäftigen, konfrontiert damit, dass die Mörderin noch unter den Lebenden weilte. All das es brach über ihr zusammen, trieb ihr die Tränen in die Augen. Nach Ewigkeiten fühlte sie sich das erste Mal wirklich schwach. Unfähig, sich dagegen zu wehren, dass die Wellen der Depression über ihr zusammenschlugen, ihr Höllenqualen bereiteten. Zwar waren sie nicht vergleichbar mit den Gefühlen, die sie damals übermannt hatten, dennoch brachen Laute des Schmerzes in Form von Schluchzen aus ihr. Ausgerechnet mitten in einem Wald gab sich die Priesterin dem Leid hin, dass sie durchzuckte, als sie um das weinte, was gewesen war und vor allem um das, was hätte sein können. Ganz zu der Freude eines einfachen Yōkai, der die Priesterin schon von weitem wittern konnte und sich in Hoffnung auf eine Mahlzeit ihr genähert hatte. Es handelte sich bei dem Oni um einen einfachen Käferdämon, der äußerst schwach war und doch vernahm die sonst sehr talentierte Miko das Yōki nicht, war sie doch zu sehr vertieft in ihre Gefühle. Die dünnen Beine des Käfers spannten sich an und keine Sekunde später preschte er vor. Die Büsche, die er dabei durchbrach, raschelten verräterisch und einige Zweige brachen ab. Erschrocken blickte sie auf und die geweiteten Augen registrierten, dass die Angegriffene sich nicht mehr rechtzeitig wehren würde können. Als sie dennoch abwehrend die Hand erhob, hörte sie auch schon ein Klirren, dass sie an die etlichen Male erinnertes in denen Inuyasha sie mit Tessaiga rettete. Doch auch wenn tatsächlich eine Klinge den harten Insektenleib abgewehrt hatte und sich vor die Mundwerkzeuge geschoben hatte, kannte sie die Person vor sich nicht. Ihr Blick fiel auf langes, dunkelbraunes Haar, welches zusammengefasst in einem hohen Zopf gebunden war. Eine rötliche Samurai Rüstung, deren Platten den Schwertarm schützten, besaß goldene Verzierungen und auch der blauweiße Kimono unter dem Brustpanzer sprach von edler Abstammung. Die Bestie versuchte sich zurückzuziehen, um erneut anzugreifen, doch der Schwertkämpfer riss sein Schwert in eben jenem Moment hoch und ein Krachen verkündete, dass die scharfe Klinge das rechte Mundwerkzeug abgetrennt hatte. Seine Haare schwangen bei dieser Bewegung und schon drehte er ihr das Gesicht zu, als er über seine eigene breite Schulter sah, „ Alles in Ordnung, Miko-sama?“, fragte er mit dunkler Stimme. Ihr Nicken reichte ihm wohl erst einmal, denn die ungewöhnlichen grünen Augen funkelten auf und er setzte dem Monster schließlich nach. Dieses hatte kein leichtes Spiel, mit nur einem Mundwerkzeug war es nicht mehr wirklich fähig, anzugreifen und versuchte zu fliehen. Doch als er erneut in einem geschickten Bogen ausholte, versprühte es aus kleinen Drüsen, die anscheinend an den Tastor saßen, einen feinen Nebel. „Gift", stellte die Priesterin fest und hob den Ärmel fast mechanisch an ihren Mund, um sich zu schützen. Wie oft hatte sie so versucht, vor Naraku seinem Misma sich zu bewahren, bevor sie es läutern konnte? Doch war es anscheinend kein starkes Toxikum, sodass der Samurai mit eben jenem gleichen Trick sich davor abschirmen konnte und die freie rechte Hand benutzte, um das Schwert erneut niedersausen zu lassen. Der Schrei des niedrigen Yōkai war schrill und der widerliche Geruch, der aufkam, als sein Leib zerschnitten wurde, drang selbst durch den Stoff ihres Kimonos. Ihr war leicht übel und sie wandte sich ab. Der Gestank trieb ihr kleine Tränen in die Augen so entsetzlich war er. Der Samurai unterdes streifte sein Schwert im Gras ab und ging anschließend auf die junge Frau zu. Diese hatte sich erhoben und deutete ihm an, ihr zu folgen. Die Beiden verließen zusammen die sehr kleine Lichtung auf der Flucht vor dem Geruch. „Miko–sama, ich denke, wir sind nun weit genug entfernt", sagte er, nachdem sie einige Meter schweigend nebeneinander hergelaufen waren. Vorsichtig nickte sie. Nur zu gut wusste sie selbst, dass ihr der Kadaver viel zu sehr Probleme machte. Die Neuzeit hatte sie verweichlicht und dennoch würde sie sich schnell wieder an das Mittelalter gewöhnen, das wusste sie aus Erfahrung. „Nennt mich doch bitte Kagome, zudem danke ich Euch für die Rettung. Sagt werter Herr, womit kann ich Euch danken?“, ihre Stimme wirkte recht unsicher, was konnte sie ihm denn auch schon geben? Nichts! Der Mann vor ihr, dem sie sich erst jetzt vorsichtig zuwandte, war erfreut über solch höfliche Worte. Nicht zuletzt, da die Frau eine kurze Verbeugung angedeutet hatte. „Ihr schuldet einem bescheidenen Samurai nichts, werte Priesterin Kagome. Aber nennt mich doch bitte Kizoku", sagte er und vorsichtig hob sie die gesenkten Lieder und suchte den Blick ihres Retters. Dieser sah sich gefangen in der erstaunlichen Farbe ihrer Augen. Kurz ergriffen ihn Zweifel, ob er tatsächlich ein Menschenkind vor sich hatte, waren doch blaue Augen unüblich in Asien, außer bei Yōkai. „Das sehe ich nicht so. Ich bin Euch zu großem Dank verpflichtet", ereiferte sie sich zu wiederholtem Male und spürte, wie ihre Wangen erröteten. Nicht etwa, weil sie sich Schämte, sondern aufgrund des Aussehens ihres Gegenübers. Er war äußerst ansprechend mit gut geschnittenen, maskulinen Gesichtszügen, kleine Grübchen und diesen grasgrünen Augen. „Ich werde euch von diesem Irrtum wohl nicht abbringen können", sagte er und seufzte tief, „Verratet mir allerdings, Kagome- sama, warum Ihr ganz allein durch die Walde reist, noch dazu so abgelenkt. Ihr wirkt auf mich nicht nachlässig, also wie konnte Euch der Yōkai so überraschen?“ Kagome biss sich auf die Lippe, da er ein solch unangenehmes Thema ansprach. Ja, wie war sie bloß in solch eine doofe Situation gekommen? Vielleicht, weil ein gewisser Daiyōkai sie erst aus der sicheren Neuzeit geschleppt hatte, einmal quer durch das Land scheuchte, sodass ihre Füße nun voller Blasen waren und dann einfach verschwand? Ach was dachte sie da, natürlich hatte er kurz vorher angekündigt abzureisen…. Es brachte allerdings nichts, sich darüber weiter zu ärgern. „Leider muss ich zugeben, war ich mehr als nachlässig", gab sie zerknirscht zu. Es überkam die beiden eine merkwürdige Stille, die der Kämpfer schließlich unterbrach: "Erlaub mir meine Bedenken zu äußern", begann er und sah die Miko fragend an, diese nickte kurz bestätigend, "Ich denke, Ihr solltet nicht allein reisen." "Ich reise eigentlich nicht alleine", erwiderte die unsichere Frau sofort, "- jedenfalls nicht lange." Ergänzte sie, als der Mann vor ihr fragend die Braue hob. "Es scheint mir, als hätte Eure Reisebegleitung ein anderes Denken hierzu", wandte er ein. Innerlich verfluchte Kagome den Herren des Westens erneut. Es war einfach unglaublich, dass er sie hier, mitten im Mittelalter, allein ließ und sie verfluchte sich, weil sie statt bei Sango zu bleiben oder zum Brunnen zurück zu kehren, ihm hinterher ging. Doch der Gedanke, dass diese verfluchte Dämonin weiterhin durch die Sengoku-Ära wütete..... "Er ist sehr eigen, aber wenn ich aufgeholt habe, wird alles wieder gut", wandte sie ein. Stimmte das? Sie zweifelte daran, dennoch verbeugte sie sich nochmals kurz. "Ich bedanke mich nochmals und werde nun weiterziehen. Mögen die Kamis Euch einen sicheren Weg beschreiten lassen. Sicherer als es meiner sein wird." Gerade wollte sie sich wegdrehen, da spürte sie eine Hand, die sie an der Schulter festhielt. "Wa-", setzte sie an zu sprechen und unterbrach sich dennoch, als sie den intensiven Blick des Mannes sah. "Kagome-sama, ich bitte Euch, zieht mit mir weiter", seine Stimme war eindringlich und ihr fiel erneut auf, wie attraktiv der Samurai war. "Ihr schmeichelt mir sehr mit Eurem Wunsch, dennoch wird von meiner Person etwas anderes erwartet." Seufzend ließ der Herr die junge Frau los. "Was Euch ehrt, wenn man bedenkt, in welch furchtbaren Zeiten Eure Begleitung Euch allein ziehen lässt- Dennoch wäre mein Wunsch ein anderer, schließlich seid Ihr durch Eure Schönheit auch nicht sicher vor betrunkenen Raufbolden." "Kizoku-sama!" Dieser vernahm die Empörung in ihrer Stimme und fing an zu lachen. Ein angenehmer Laut, der ein wohligen Schauer über ihren Körper jagen ließ. Als er sich etwas beruhigt hatte, setzte er an, zu sprechen, "Verzeiht mir Kagome-sama, Ihr seid so wunderbar temperamentvoll. Was das andere angeht, ich glaube an Eure Kräfte, jedoch wirken diese nicht gegen Menschen, wie Ihr sicher wisst", während seiner letzten Worte war er wieder ernst geworden. "Ihr habt recht, was mein Reiki angeht, dennoch mich zu verspotten-" "Dessen wollte ich mich nicht anmaßen", vorsichtig hob er seine Finger an ihre Wange. Der jungen Frau stockte der Atem und sie musste sich eingestehen, dass sein offensichtliches Werben nicht spurlos an ihr vorüber ging, jedoch fühlte sie keine tiefergehende Zuneigung. Doch wusste sie auch sogleich, dass er nicht ihr Herz für sich gewinnen konnte, seine direkte Art verschreckte sie. „Kizoku-sama, verzeiht-", sie nahm vorsichtig seine Hand gefangen und führte sie von ihrem Gesicht. „Erneut bringe ich Euch in Verlegenheit- Es ist so Kagome-sama, da wo ich herkomme, ist Temperament bei einer Frau wünschenswert und sie zu umwerben ist ehrenhaft, auch wenn Ihr eine Miko seid- " "Die nicht-“, ein Yōki wallte auf und die Menschenfrau spürte Panik. „Ich muss los!“, sagte sie schnell, prüfte noch mal den Sitz ihrer Waffe und wandte sich zum Gehen. Schnell drehte sie sich noch einmal zu ihm, „ Danke noch einmal, Kizoku-sama", dann wandte sie sich endgültig um und eilte dem Daiyōkai entgegen. „Viel Glück!“, hörte sie ihn noch rufen, jedoch entging ihr der zweite Teil, den er sprach, „Bis wir uns wiedersehen, Kagome-chan.“ „Die Zukunft ist oft verborgen, die Pflicht niemals.“ Carl Hilty Hallo da draußen! Ich hoffe ihr seid alle gesund. Leider habe ich die letzten Monate mich ganz schön hängen gelassen und deswegen hier nicht mehr hochgeladen. Ab sofort gibt es aber Updates jeden Dienstag und Freitag. Schicksalsstränge hat insgesamt 34 Kapitel und ich möchte es nicht mehr so herauszögern. Ich bin immer offen für UNterhaltungen und habe groooße Pläne für die kommenden Monate. Es würde mich sehr freuen wenn der eine oder andere mir treu bleibt und wir zusammen mehr Abenteuer erleben können. ;) LG Naumi Kapitel 17: Akzeptanz --------------------- Triggerwarnung Tod, Gewalt Zusatz Info: Ukareme- Prostituierte (grob übersetzt, sehr interessanter Wikipedia-Artikel ;) Witwen in dieser Zeit mussten sich zuerst von der Familie ihre Gatten ‚scheiden lassen’ bevor sie erneut heiraten durften. Akzeptanz Das Aufflammen dieses Yōki machte Kagome mehr als Angst, es war lange her, dass sie daran erinnert wurde, welches Kaliber der Daiyōkai hatte und nun wurde es ihr sehr klar vor Augen geführt. Schneller als sie zuvor vorangekommen war, ließ sie die Lichtung mit dem Käfer Kadaver hinter sich, der schon dabei war, sich aufzulösen. Dennoch entschied sie, als sie spürte, dass sich Sesshōmaru ihr näherte, dass sie vom offiziellen Weg abweichen wollte, um noch zügiger voran zu kommen und keinen Umweg zu riskieren. Außerdem hatte sie Angst, dass sie Menschen begegnen könnte, die dann wiederum einen aufgebrachten Dämonenfürst aushalten müssten. Es war schon ein kleines Rätsel, das die Frau beschäftigte, warum er so ungebremst in ihre Richtung stürzte. Doch sie musste sich auf ihre Schritte konzentrieren, um nicht umzuknicken und dann war es schließlich soweit, in einer Geschwindigkeit, in der es ihr schwerfiel, ihn auch nur zu erhaschen, kam er ihr entgegen. Ihre Augen weiteten sich und erst jetzt bemerkte sie, dass es wohl eher Zufall war, dass er auf sie zugeschossen kam. Wie sie darauf kam? Keine Sekunde später brach hinter ihm aus dem Gebüsch ein wahnsinnig großes Geschöpf. Kagome sah lediglich Reizzähne und Krallen, sowie graubraunes Fell, zu mehr war ihr Hirn nicht mehr fähig. Ihr Mund stand vor Erstaunen noch offen und sie konnte ihre Geschwindigkeit nicht mehr abbremsen, der Lord des Westens wohl auch nicht, denn in eben jener Sekunde als sie aufeinandertrafen, spürte sie jegliche Luft aus ihren Lungen entweichen. Seine Hände packten sie und warfen sie über seine Schulter, ohne auch nur abzubremsen. „Ich kann nicht fassen, dass du einmal vor etwas wegrennst", raunte die Miko leise, sobald sie wieder etwas Luft bekam. Es war so laut durch das brechen und bersten von ganzen Bäumen, dass sie ihre eigenen Worte kaum hörte. Für den Daiyōkai, der seinen Klauen noch ein bisschen fester auf ihren Rücken drückte, war es allerdings verständlich. Jedoch sah er keinen Sinn darin, ihr zu erklären, dass er nicht wegrannte, sondern lediglich auf eine Lichtung zulief, auf der er genug Platz hatte, im Notfall auch seine Urgestalt annehmen zu können. Warum war die Priesterin ihm eigentlich gefolgt? Ihr zarter Geruch hatte ihn überrascht als er ihn wahrnahm, vor allem, da er anscheinend auch schon eher unterbewusst auf sie zugehalten hatte. Missbilligend stellte er jetzt, wenn er ihr so nah kam fest, dass dieser Zarte Hauch vermischt war mit dem von Yōkai. Zwar äußerst dezent, aber vorhanden, als hätten es die Miko gerade so gestreift. Dennoch- Dass es diese Maden wagten, sich ihr zu nähern, obwohl sie mittlerweile oft genug mit seinem Yōki in Berührung kam und es vollkommen ersichtlich war, dass sie unter seinem Schutz stand. Das Biest, dass ihn verfolgte, war mittlerweile recht nah, deshalb war es umso besser, dass er gerade eine große Lichtung gefunden hatte. In einer fließenden Bewegung setzte er die Schwarzhaarige ab, „Renn weiter.“ Kagome für ihren Teil spürte noch immer seine Schulter in der Magengegend und taumelte bei dem Versuch, dem Befehl zu befolgen, zwei Schritte von Sesshōmaru weg. Dieser für seinen Teil stand eine Sekunde später bereits dem Gegner gegenüber, mit seiner Energiepeitsche fixierte er die Tatze, die sich gerade auf ihn senken wollte. Bevor das Tier, die Miko war sich nicht sicher ob es sich um einen Hund oder etwas anderes handelte, den Herren der westlichen Ländereien mit einem erneuten Prankenhieb der anderen Pranke treffen konnte, wich er aus. Dabei Schnitt seine Energiepeitsche ein und Blut spritzte auf. Das Jaulen des Tieres war eher ein Lachen und da wusste sie, welche animalische Seite der Dämon hatte. „Hyäne…“, mittlerweile saß die Priesterin trotz Übelkeit und Schwindel einige Meter entfernt im Gras, unfähig weiter zu rennen. Einige Sekunden setzte sich das Spiel fort, ohne dass eine der Parteien noch verletzt wurde, dann jedoch sah sie das listige Funkeln in den Augen des verwandelten Yōkai. „Was?!“, als sie begriff, was das Vieh plante, war es zu spät für einen Warnruf. Eine zweite Hyäne stürzte sich auf Sesshōmaru, sie sah den weißen Stoff zwischen Zähnen verschwinden. Ein Schrei entwisch ihrer Kehle, während der erste Dämon erneut einen Laut ausstieß der an ein Lachen erinnerte. „Das ist Sesshōmaru…. Er lebt", sprach sie beruhigend auf sich selbst ein und tatsächlich, keine Sekunde später wurde der Gespiele der anderen Hyäne gezwungen, das Maul zu öffnen. Das Yōki, das freigesetzt wurde, verstärkte ihre Übelkeit, so schnell stieg es an. Dann sah sie plötzlich in dem braunen Fellhaufen weißen Pelz aufblitzen, sah die Dämonengestalt ihres Begleiters und schnappte erleichtert nach Atem. Tatsächlich hatte er dennoch viel zu tun. In seiner wahren Form war er etwas kleiner, wenn auch wendiger wie seine Gegenspieler. Die Beiden versuchten ihn zurück zu drängen, in Richtung Wald, doch diesmal rechneten sie wieder nicht mit dem Eingreifen der Miko, die jetzt durchaus verstand, was ihr Plan war. „Sie kämpfen im Rudel, zwei sind kein Rudel", flüsterte sie, während sie einen Pfeil zog und zwischen die Bäume richtete und tatsächlich sah sie hinter dem weißen Hund, der fixiert auf seine aktuellen Gegner war, einen weiteren herannahenden Gegner. Das geheiligte Geschoss traf das Wesen, noch bevor es zu nahekommen konnte, zwischen den Augen. Ihre Finger griffen, ohne hinzusehen, erneut zum Köcher, als ihre Augen schon eine weitere Hyäne suchten. Ein Blutregen lenkte sie kurz ab, als der weiße Hund sich in der Schulter einer seiner Gegner verbiss und ihn schüttelte. Er riss ein Stück Fleisch schließlich heraus und sein Gegenspieler landete in seinem Rudelmitglied. Anscheinend hatte er eine wichtige Blutader durchtrennt, denn das Blut schoss in den ersten Sekunden nur so aus dem Yōkai. Doch schon erblickte sie die nächsten heraneilenden Hyänen, die anscheinend begriffen hatten, dass sie nicht so dumm waren, auf ihren Trick erneut reinzufallen. Dem ersten Pfeil wich eines der Tiere aus, doch der zweite stecke keine Sekunde später in dem Dämon und läuterte ihn. Als schon wieder Flüssigkeit von gefühlt jeder Seite auf sie niederging, war sie dennoch darauf fixiert, die Sehne ein letztes Mal zu spannen, doch der Gegner vor ihr ging jaulend zu Boden, als ein grüner Schein ihn plötzlich umgab. Es handelte sich dabei um Sesshōmaru sein Gift in Form einer Wolke und überrascht wandte sie sich zu diesem. Zwei leblose Leiber lagen neben dem weißen Hund und zersetzten sich bereits. Kurz fühlte sie nach, doch jegliches Yōki, bis auf das ihr bekannte, war verloschen. Erleichtert ließ sie sich erneut auf den Boden plumpsen und atmete zittrig ein, auch wenn das Gras ekelig feucht war. Während sie in den Himmel starrte, spürte sie wieviel Adrenalin durch ihren Körper pumpte, nahm wahr, wie scharf ihre Sicht plötzlich geworden war und nun auf ein normales Niveau zurückging. Natürlich war dies nicht wissenschaftlich belegbar, aber sie schloss daraus, dass ihr Reiki sie auch auf eine solche Art unterstützen konnte. Dennoch- „Ich sollte nicht hier sein", murmelte sie und nahm im selben Augenblick das unangenehme Aroma von Tod war. Die Erkenntnis, passend zu ihren Worten, stand deutlich in ihr und sie konnte nicht bestreiten, dass die Anstrengung des Kampfes ihr klar machte, wie gefährlich diese Ära doch war. Plötzlich schob sich ein Gesicht in ihr Sichtfeld, eiskalt, unnahbar. „Stimmt. Aber du kannst anscheinend nicht hören.“ Seufzend schloss sie die Augen, war nicht länger gewillt, in dieses kalte Gold zu starren, noch begriff Kagome sein plötzliches Verhalten. „Ich würde eher sagen, dass ich selbstständig bin.“ „Unvernünftig.“ „Mutig", widersprach sie, noch bevor ihr bewusstwurde, dass Sesshōmaru sich auf einen solch albernen Schlagabtausch überhaupt einließ. Ein Rascheln ließ sie ihre Augen wieder öffnen und langsam aufstehen. Als sie ihm folgte, bemerkte sie, dass der Yōkai keinen ihrer Punkte abgestritten hatte. Kaum hatte die junge Frau aufgeholt und lief direkt hinter Sesshōmaru, da sah sie Sprenkel an dessen Kleidung, auch machte ein gewisser Hauch deutlich, dass es sich nicht lediglich um den einfachen Geruch von Blut handelte, selbst ihre einfachen menschlichen Sinne störte der süßlich Gestank. Unterbewusst rümpfte sie ihre Nase, nur um sich Sekunden danach in der Lage zu befinden, vom Herrn der westlichen Ländereien einen strafenden Blick zu erhalten. „Möchtest du mir etwas mitteilen?“, fragte er und seine Stimme enthielt dennoch eine gewisse Schärfe. „Du weißt genau, dass wir beide nach Gedärmen stinken, die du so großzügig auf alles im näheren Umkreis des Kampfgeschehens verteilt hast, darauf muss ich dich nicht hinweisen", die Worte waren weitaus schneller ausgesprochen, als es der Miko recht war. Ein kurzes Aufflackern in seinen goldenen Augen, dann drehte er sich weg von ihr und ging weiter. „Du hast recht, du gehörst nicht mehr hier her, du bist verweichlicht.“ „Das weiß ich auch ohne dich, danke aber auch", sie konnte sich nicht gegen ihr Temperament wehren, auch wenn ihr durchaus klar war, dass er genau das mit seinen Worten provozieren wollte. Schweigend liefen sie durch das feuchte Gras, seine Schritte waren erstaunlich lautlos. Kagome mit ihrem geliehenen Zori von Sango erzeugte leicht schmatzende Geräusche. Es war absolut widerlich und sie vermisste es fast, jungen Mädchen oder Jungen beim ausnüchtern zu helfen, während diese sich übergaben. Ihre Arbeit in der Neuzeit hatte auch seine Schattenseiten, doch sie wusste wofür. Hier im Mittelalter trieb sie nur ihr Pflichtgefühl weiter und der Kummer damals, zu spät gewesen zu sein. Doch wer würde sich, wenn ihr Urlaub offiziell vorbei war und Kagome nicht wieder zur Arbeit erschien, um ihre Schützlinge kümmern? Würden sie überhaupt eine andere Person akzeptieren? Einige der Jugendlichen schon, die meisten Kinder sowieso, aber ein Schützling würde sich definitiv dagegen wehren. „Ayane wird ihnen die Hölle heiß machen", die Worte waren gehaucht und wurden dennoch wahrgenommen. „Worüber flüsterst du", der Herr des Westens musste ehrlich zugeben, dass ihn der Name, der ausgesprochen wurde, mehr als nur bekannt war. Es machte ihn neugierig, was die Priesterin zu sagen hatte. Kurz stutzte Kagome, dann verstand sie sein Interesse, handelte es sich doch laut ihren Informationen um die einzige weibliche Daiyōkai, die den Osten beherrschte. „Eine andere Ayane", sagte sie und musste an das Mädchen von vierzehn Jahren denken. Rot, manchmal blau gefärbte Haare, ein bissiges Lächeln und eine aufrechte Haltung. „Es würde niemand wagen, diesen Namen zu verwenden.“ „In meiner Zeit schon. Sie ist eines der Kinder, um das ich mich kümmere", widersprach sie in Gedanken versunken. Warum kümmerte sich die Miko um irgendwelche Kinder? Die Frage brannte ihm auf der Seele, vor allem, da er auf dem Schreingelände, als er sie einsammelte, niemanden gerochen hatte, außer den Wesen im Wohnzimmer, die wohl ihre Familie waren. Kurz erinnerte er sich an die Situation vor ein paar Tagen, wie eine zerstreute Kagome ins Wohnzimmer kam und sich über einen Mann beschwerte, der ganz offensichtlich um sie geworben hatte. Dieser schien Taro zu heißen, ein Umstand, der ihn leicht verärgert hatte. „Ihr Menschen habt keinen Respekt", schloss er schließlich. Kagome verdrehte lediglich die Augen und sagte dann ganz banal, „Wie ihr meint, Sesshōmaru-sama.“ Natürlich hörte er, dass sie ihm innerlich widersprach und das Rollen ihrer Augäpfel war ihm auch nicht entgangen, aber er ignorierte es. „Ich weiß nicht einmal, was ich hier mache!“, plötzlich blieb sie stehen und warf die Hände in die Luft. Milde interessiert folgte er ihrem Beispiel und stoppte, musterte sie mit gehobener Augenbraue. „Die Kamis wissen, dass ich besser mit Drogen, rebellischen Kindern und dem Jugendamt klarkomme, als mit Yōkai, Gedärmen und dem Gestank nach Verwesung. Also, was mache ich noch hier? Ich könnte jetzt gemütlich bei meiner Mutter sitzen oder mich endlich trauen, Akira nach einem Date zu fragen, aber nein! Ich bin wieder in einer Zeit, in die ich nicht gehöre, bedeckt mit Gedärmen, einem geliehen Yukata an mir und einem sturen Daiyōkai, der nicht versteht, dass er mich von meinen Verpflichtungen abhält.“ Das Knurren war eine Warnung, doch Kagome hatte sich viel zu sehr in Rage geredet und wollte ansetzten, weiterzureden. „Welche Verpflichtungen? Dich einem Mann nach dem anderen hinzugeben, wie eine billige Ukareme?* Fremde Kinder zu bemuttern wie es tausend andere können? Ich sehe keinen Sinn, warum ihr Menschen mit eurer kurzen Lebensspanne euch so trivialen Sachen hingeben könnt.“ „Mir ist schon klar, dass DU, der werte Herr des Westens, das nicht versteht. Es hat was mit Gefühlen zutun. Und-“, doch Sesshōmaru packte sie bei den Schultern und fixierte sie damit. „Du hast in meine Familie eingeheiratet, als Familienoberhaupt entscheide ICH, was du machst und ich sage, du bleibst in dieser Zeit.“ Genauso schnell wie er sie berührt hatte, entließ er sie auch schon wieder aus seinem Griff, als hätte er sich verbrannt. Doch noch immer war die Priesterin weit entfernt von einem vernünftigen Handeln und ihre Stimme war voller Zorn, „Ich bitte dich, gehen dir etwa die Argumente aus?! Das ist eine menschliche Tradition.“ „Ihr habt menschlich geheiratet. Ihr wart keine Gefährten", seine Stimme war wieder etwas ruhiger, jedoch schneidend und kalt. „Einen Bund, den du nur akzeptierst, weil es zu deinen Plänen passt!“, ihre Stimme schalte durch den Wald, ihr Atem ging heftig. Das Funkeln in den Augen des Daiyōkai war keine Warnung auf das, was folgte. Ein leichtes Lächeln glitt über seine Züge, das so dezent und kurz war, dass Kagome es fast nicht gesehen hätte. Sie stutzte, wo zuvor noch tausend Worte sich in ihren Kopf getummelt hatten, stand nur noch eine Frage geschrieben: Warum lächelte Sesshōmaru? „Wir sollten diesen Gestank loswerden", meinte er nun und wandte sich um, ohne auf ihre Reaktion zu warten. Sobald sie es nicht sehen konnte, schlich sich ein erneutes Lächeln auf seine Lippen. Er konnte sich selbst nicht erklären, woher diese Stimmung kam, dennoch erheiterte es ihn ungemein, die Miko aus der Fassung zu bringen. Aber was er ihr sagte stimmte, es war eine Schande, dass die Onna damals einfach ging und sich nicht unterordnete, wie es richtig gewesen wäre. Ob es in ihrer Zeit normal war? Aber eigentlich war es ohne Belang. Die Tatsache, dass sie nun, da sie ihn ganz eindeutig nützlich war, zu viel Ehrgefühl besaß, um einfach zu dem Brunnen zu gehen, reichte ihm. Es lag nicht daran, dass die Miko etwa Angst vor ihm hatte, das wusste er nun ganz sicher, denn sie war zu Stolz, um sich ewig unterdrücken zu lassen. Tatsächlich akzeptierte er sie dafür, sowie für den Fakt, dass sie eine solch logische Schlussfolgerung erzielt hatte, trotz ihres Zornes und das überraschte ihn angenehm, stellte er selbst erstaunt fest. Kagome war weder eine unangenehme noch dumme Begleitung und es war eben dieser Moment, nach dem Kampf, in dem er sich zugestand, sie nicht nur zu dulden, sondern er gestand sich, eine bewusste Verantwortung für sie zu übernehmen. Jedoch nicht nur aus Eigennutz, wie es zuvor geplant war. Dies allerdings machte den Daiyōkai nicht unbedingt glücklich. „Alles, was wir wirklich akzeptieren, unterliegt dem Wandel.“ Katherine Mansfield Kapitel 18: Herausforderung --------------------------- Herausforderung Nach einiger Zeit, sie quälte sich trotz der Blasen an den Füßen vorwärts, waren sie endlich an einer Quelle angekommen. Das Gefühl von klebrigem Stoff, der über die Haut rieb, wurde immer unangenehmer und Kagome ihre Hoffnung, dass nach einiger Zeit der penetrante Geruch, der leicht süßlich sich in ihre Nase drängte, irgendwann vergehen würde, nun diese Hoffnung wurde nicht erfüllt. Auch dem Daiyōkai war es anzusehen, dass ihn dieser Umstand unangenehm war und das wunderte die Priesterin.Ab und wann zuckten die Nasenflügel und die Mundwinkel zogen sich noch etwas herunter. Doch nun, da sie endlich da waren, wagte keiner der Beiden sich zu bewegen. Wortlos standen sie da und starrten sich an. Ein Duell, nein, eine Schlacht um das Vorrecht, war entbrannt. Die geschlitzten Iriden von Sesshōmaru brannten sich in ihren Geist, während das Gold eine Kälte ausstrahlte, die sie frösteln ließ. Unter seinem Blick fing sie an zu zweifeln, ob sie bereit war für ein Bad ihr Leben auf das Spiel zu setzten. Seufzend wies sie in Richtung des Wassers, deutete damit ihre Kapitulation an und verschwand hinter einem Busch, um ihm Privatsphäre zu geben. Natürlich hatte er das kleine Starduell gewonnen und hatte den Vorzug, was das Baden anging. Der Versuch an sich war lächerlich gewesen, gestand sich die Frau ein, als sie sich im Gras niederließ und den Rucksack neben sich abstellte. Vorsichtig machte sie sich daran, die kleinen Tiegel rauszuholen, in denen natürliche Pulver, Pasten und Salben darauf warteten, endlich benutzt zu werden. Erleichtert, diese von Sango geschenkt bekommen zu haben, kontrollierte sie den Zustand der Mittel. Sie rochen zum Teil sehr neutral, aber das war Kagome lieber, sie benutzte auch in ihrer Zeit schon lange keine Mittel mehr mit künstlichen Aromen, ursprünglich hatte sie dies dem Hanyō zuliebe ausgelassen, dann aber daran Gefallen gefunden. Aber trotzdem wusste die Miko auch, dass die Mittel von Sango jeglichen Geruch neutralisieren würden.Als ihre Sachen vorbereitet waren, sah sie sich den Kimono, an den sie trug. Die veilchenfarbene Farbe war unter Braun verkrusteten Blut verborgen und an manchen Stellen glitzerte es rot, die weißen Holunderblüten kaum als solche erkennbar. Der schlichte blaue Obi war vermutlich auch unrettbar ruiniert. Doch Kagome beschäftigte etwas ganz anderes. Was ging nur in dem Herrn des Westens vor? Das er sich auf den Streit einließ, dass er sie zu seiner Angelegenheit erklärte, dass passte nicht zu ihn, passte nicht in das Bild, das sie von dem starken Yōkai hatte. Sesshōmaru unterdessen versuchte sein Haar zu reinigen, was nicht leicht war, das Gewebe der Dämonen war anhänglich, klebrig und unangenehm. Der Gestank haftete selbst nach ausgiebigem Tauchen an dem stolzen Hundedämon. In den Bädern seines Heims wäre er den Geruch schnell los. Sein Yōki konnte lediglich die Materie an sich verbrennen, aber dann würde sich der Geruch nur intensivieren. Diese Aasfresser waren nicht nur zu Lebzeiten widerlich. Schließlich ließ er sich noch einmal in der kalten Quelle nieder und legte den Kopf in den Nacken, um die silbernen Strähnen in das Wasser zu tunken. Der Geruch würde nicht weichen- Mit einer seiner Klauen strich er sich den Pony zurück und unterdrückte ein Schnaufen. Dieses verrückte Weib hatte den Kampf tatsächlich sauberer geführt durch ihre Fähigkeit zur Läuterung als er. Erstaunt hatte er auch festgestellt, waren ihre Pfeile stärker als zu den Lebzeiten von Naraku. Dennoch sie war unvernünftig, vorlaut und unbedacht- Schwach allerdings für einen Menschen keinesfalls. Schließlich gab er auf, den Gestank loswerden zu wollen und verließ das Wasserbecken, das gespeist wurde von einem kleinen Bach. Kagome unterdessen war noch immer tief versunken in Gedanken und versorgte dennoch vorsichtig ihre Füße. Die Blasen waren in der Zeit bei Sango im Dorf etwas abgeheilt, nun allerdings aufgeplatzt. Um eine Infektion zu verhindern, die dafür sorgen würde, dass sie längere Zeit Probleme bekäme, desinfizierte sie den Bereich mit einem kleinen Spray aus der Neuzeit, das in dem Rucksack in der Hütte gewesen war. Selbst nach drei Jahren war sie sich sicher, wäre das Mittel noch unbedenklich für eine Anwendung und erfüllte seinen Zweck. Das Brennen ignorierend hob sie ihren Blick in dem Moment, in dem der Daiyōkai das Camp betrat, lediglich gekleidet in seinen Hakama, mit nassen Haaren, die er hochgebunden hatte. Die Miko hob skeptisch eine Braue, als sie sah, dass er den noch dreckigen, wenn auch nassen, Kimono über seinen Arm gelegt hatte. Den Impuls zu unterdrücken, seinen nackten Oberkörper nicht anzustarren, war schwer, aber eine Frage beschäftigte sie so sehr, dass sie Dankbarerweise abgelenkt wurde. „Ich dachte, Dämonen können sich mit ihrem Yōki reinigen und trocknen", der Fakt fiel ihr erst jetzt ein. Doch ihre Antwort bestand daraus, dass er sie noch etwas missgelaunter anstarrte. Kagome warf abwehrend die Hände in die Luft und biss sich auf die Lippe. Oft sprach sie schneller als sie sollte, jedoch hatte der Streit zuvor ihre Zunge gefährlich gelockert. Um dem Schweigen zu entkommen, klebte sie schnell die Blasen ab mit wasserfesten Pflastern, griff nach ihren Sachen und machte sich in Richtung des Wassers. „Verbranntes Aasfresser-Gewebe stinkt noch erbärmlicher", die Stimme ließ sie innehalten. Sie sah ihn über die Schulter an, musterte ihn und nickte dann kurz. „Verstehe", meinte sie und war daraufhin verschwunden. Sesshōmaru seine guten Ohren vernahmen lange die Bemühungen der Miko, sich zu reinigen. Die Sonne sank sehr langsam und er merkte, wie viel Zeit vergangen war. Es vergingen weitere Minuten, in denen er ab und wann plätschern hörte und schließlich registrierte, anhand der Geräuschkulisse, dass sie aus dem Wasser stieg. Im Großen und Ganzen war sie etwa eine dreiviertel Stunde im Wasser und kam duftend und gereinigt zurück, in einem anderen Gewand wie zuvor, diesmal ein Sommeryukata in Blau mit Kranichen, sowie hellblauen Hibiskusblüten, die Haare zu einer Art Knäuel zusammengefasst mit einem Band. Seine Nase verriet ihm, wie erfolgreich sie gewesen war und dennoch war es ihm nicht begreiflich wie! Summend hängte das Menschenkind den anderen Kimono auf und nur wenige Flecken zeigten Zeichen des Kampfes. Wie? Dann begriff er. Natürlich, die kleinen Gegenstände in ihren Händen, als sie zum kleinen Stausee ging. Nicht nur eine Schrubbürste, sondern auch die kleinen Tiegel, denen er keine große Beachtung geschenkt hatte- Sie hatte Reinigungsmittel und er, ein Fürst, nicht. Er stank, sie war sauber- Ein unhaltbarer Zustand wie er feststellte. „Sesshōmaru-…sama", ihre Stimme ließ ihn erneut zu ihr blicken. Kagome wusste schon länger, dass es meist die Erlaubnis zu sprechen war und so begann sie, zu reden, „Soll ich euren Kimono für euch weitestgehend reinigen?“, seine Augen weiteten sich bei dem Angebot nur ein kleines bisschen. „Warum solltest du das tun?“ „Aus Freundlichkeit", erwiderte sie und es war einleuchtend, ihrem Charakter entsprechend. „Hn", als er ihr die Zustimmung damit gab, zog sie vorsichtig den Stoff vom Baum und griff nach den Tiegeln. Erneut hielt sie ein und blickte zu ihm. „Der Gestank ist noch da", sagte sie und kam nach einem weiteren Zögern auf ihn zu. Etwa einen Meter vor ihm blieb sie stehen. „Kagome", es klang ein Drohen in seiner Stimme mit, sie schluckte, dann meldete sich ihr Trotz, wie so oft an diesem furchtbaren Tag. „Ich denke nicht, dass es sich für den Herren des Westens ziemt, wie Restmüll im Sommer zu riechen.“ Eine Sekunde später hätte sie sich am liebsten die eigene Hand vor den Mund geschlagen. Doch es war zu spät, der Schaden war angerichtet. „Restmüll?“, seine Stimme war ein animalisches Grollen, das dafür sorgte, dass sich ihre Haare im Nacken aufstellten. „Wenn dem so ist, Ka-go-me-“, seine Augen verengten sich kurz, „-wirst du für mich nicht nur meinen Kimono reinigen.“. In seinen Augen stand kein Schalk, nur eine Herausforderung und das Wissen, dass die folgende Zeit für sie ein Alptraum werden würde. Kagome für ihren Teil war aber zu stolz und stur, um diese Herausforderung nicht anzunehmen. Die kommenden Minuten wertete er als Strafe dafür, ihn zu beleidigen, auch wenn er nicht genau wusste, was sie mit Restmüll meinte- „Eine Herausforderung zu meistern, ist das eine, einen Meister herauszufordern das andere...“ Steffen Seipp Kapitel 19: Ruhe ---------------- Ruhe Kagome folgte ihm wortlos und dennoch- Man sah ihr den Unwillen deutlich an. Doch der Schaden war angerichtet, der Daiyōkai ertappte sich sogar dabei, festzustellen, dass seine Herausforderung eine hervorragende Idee war. Er musste weder um die Mittel bitten, noch musste er sich abmühen, seinen Rücken zu schrubben oder seine langen Haare umständlich zu reinigen. Das würde alles die Miko für ihn erledigen, ein Umstand, mit dem er gut leben könnte, selbst wenn sie ihn dafür berühren musste. Zudem zeigte es der Onna ihre Rangordnung und sorgte vielleicht dafür, dass er sie endlich wieder mehr als Mittel zum Zweck sah, nicht als Reisemitglied, das seiner Aufmerksamkeit genügte. Seine Nase zuckte erneut als ein Schwall des Gestankes der Hyänen aufstieg. Wieder standen sie sich vor dem kleinen See gegenüber, erneut schwiegen beide. Doch schließlich traf Kagome eine Entscheidung und legte die Sachen an den Rand des Wassers. Zielgerichtet und fokussiert musste sie sein, um diese Aufgabe zu erfüllen, sie gönnte dem Daiyōkai nicht, dass er mitbekam, wie schwer es ihr fiel, ihn zu berühren. Es war Angst, aber auch der endlose Respekt, den sie hatte. Ja, mehr als einmal war sie lebensmüde genug gewesen, sich ihm entgegen zu stellen, der Streit vor einigen Stunden war ein Beispiel dafür, aber im Endeffekt war ihr durchaus bewusst, wie gefährlich nahe sie seiner Geduldsgrenze gekommen war. Aber ihr Temperament war wohl einfach ein Teil von ihr, dessen sie nie ganz Herr werden würde. Als sie die Kleidung rascheln hörte und das Plätschern vernahm, wusste Kagome, dass er im Wasser war. Sie hatte bereits sich darauf gefasst gemacht, ihm wie eine Dienerin beim Entkleiden zu helfen und die Erleichterung ließ sie tief ausatmen. Als ihre Augen sich auf ihn richteten, huschte ein kalter Schauer über ihre Haut. Er besaß eine abnorme Schönheit, die durch die Abendröte nur hervorgehoben wurde. Es kam ihr vor, als würde sie diese Perfektion wie Sirenengesang in den Tod locken wollen. Kurz schnappte sie nach Luft und der Sauerstoff sorgte dafür, dass ihre Gedanken wieder klarer wurden. Das war Sesshōmaru verdammt! Aber Kagome gestand ihrer instinktgeleiteten Seite ein, dass sie durchaus Recht hatte damit, zu bemerken, wie verführerisch seine glänzende Haut war, die wie aus Marmorgehauenen wirkte. Die Hüftknochen, welche sich deutlich abzeichneten, um dann unter der Wasseroberfläche zu verschwinden, versteckt vor ihrem Blick, oder auch die erhabene Haltung, bei der er das Kinn leicht emporgehoben trug, waren eine Augenweide für wohl jede Frau. Stolz- wie eine antike Statur, bei der sich an jeden definierten Muskel das Licht zu brechen schien. Ja, Kagome wusste, dass es ihr nicht leichtfallen würde, sich immer wieder daran zu erinnern, dass sie herausgefordert worden war und eine Ablenkung von ihrer Aufgabe, gleichbedeutend mit einer Niederlage wäre. Als die Miko schließlich zu ihm herangetreten war und beginnen wollte damit, ihn zu waschen, waren ihre Schritte sicher. Aber noch immer spürte er ihren intensiven Blick auf sich, jedoch ließen die Gesichtsmuskeln der Priesterin nicht erahnen, ob sie nun in ihre Aufgabe vertieft war oder ob die Frau über ihn nachdachte. Vorsichtig rieb sie mit der Paste über ihre eigenen Handflächen, ließ das Mittel etwas aufschäumen und hob die Hände dann zögernd nach oben. „Reich mir eine deiner Hände", ihre Stimme war leise und doch verständlich, ohne ein Stocken, zu vernehmen. Ohne zu zögern kam er ihrer Aussage nach und hoben den rechten Arm. Die Wassertropfen fielen langsam auf den Ärmel ihres Yukata, benetzten ihn mit Flüssigkeit und eben dies beobachtete der Daiyōkai, bis Kagome schließlich zögerlich seine Hand in ihre nahm. Vorsichtig seifte sie seine Krallen ein, passte auf, um sich nicht selbst daran zu verletzten, die Berührung war federleicht und flüchtig. Es überraschte ihn, wie angenehm ihre warme Haut war, wie weich ihre Finger. Es war sehr deutlich, dass sie es nicht gewohnt war, schwere Arbeit zu leisten, wie zum Beispiel ein Bauer. Dann nahm sie die Bürste und fing an, die Reste von Gedärm und Blut weg zu schrubben, die sich festgesetzt hatten in der Haut. „Du hast Angst", stellte er schließlich fest, konnte er sich doch nur so die schnellen Bewegungen erklären, als wäre es ihr zuwider seine Haut auch nur zu berühren. „Ich habe keine Angst, es ist mir unangenehm, du hast mich versucht mit dieser Hand zu töten. Was erwartest du?“ „Hn.“ Langsam reichte er ihre die andere Hand, jedoch verfielen die beiden in ein erneutes Schweigen, was Kagome nur ab und an unterbrach, um kurz zu sagen, was sie als nächstes gedachte zutun. Es kam ihr grob fahrlässig vor, einfach zu handeln und den Daiyōkai damit zu reizen. Langsam, aber effizient, arbeitete sie sich gerade seinen linken Arm herauf. Sesshōmaru beobachtete sie bei ihrem Bemühen und sah, wie immer mehr Wasser den Stoff ihrer Kleidung tränkte. Bevor es ihm bewusst wurde hob er schon seine Hand und schob den Ärmel hoch, seine Fingerspitzen glitten dabei ungewollt über ihren Arm. Das Gefühl ihrer warmen weichen Haut war angenehm, aber doch ließ es ihn innehalten in seinem Handeln. Jetzt bemerkte er auch, dass die junge Frau eingehalten hatte und ihn mit aufmerksamem Blick beobachtete. Es war ein ungewohnter Moment, als er jedoch ihren Kimono leicht verknotete, damit der Ärmel nicht mehr herunterrutschte und nass wurde, musste er sich eingestehen, dass es sich fast natürlich anfühlte, sie zu berühren. Um nicht den Anschein zu erwecken, dass sein Handeln nicht durchdacht war, hob der Yōkai den anderen Ärmel an und fixierte diesen. Danach ließ er seine Klauen wieder sinken und sah an ihrem Gesicht vorbei in die Ferne. Vorsichtig fing Kagome an, ihre Aufgabe wieder aufzunehmen, ihre schlanken Finger tanzten über seine helle Haut. Langsam schloss er die Augen und fühlte in sich hinein. Wie konnte es nur sein, dass er sich in so kurzer Zeit so sehr um sie sorgte? Dass er ihre Anwesenheit, ihr Handeln und ihr einfaches Sein akzeptierte, es sogar genoss. Seine Muskeln entspannten sich nach und nach. Als sie einige Zeit später ihren Kimonosaum hochband, ähnlich wie Sesshōmaru zuvor ihren Ärmel, zu dem Herren des Westens ins Wasser stieg und sich um seine Haare kümmerte, fragte er sich, was an ihr war, dass er es nicht nur geschehen ließ, sondern auch selbst gefordert hatte, dass sie ihn reinigte. Sie arbeitete sich durch die Längen seiner Haare. Strähnen, die sich seidig weich anfühlten, während sie durch die Zwischenräume ihrer Finger glitten. Weich, diese Haare waren so verdammt zart, sie passten nicht zu ihm. Diese Adjektive passten nicht zu dem Daiyōkai, den sie kennengelernt hatte. Ein Schauer bildete sich auf ihren Armen, das Wasser schwappte gegen ihre Oberschenkel, als der Dämon sein Gewicht verlagerte und über die Schulter sah. Ihre Blicke trafen sich und erst da wurde der Schwarzhaarigen bewusst, dass sie schon ewig beschäftigt war ihn zu reinigen und mit einem nackten Sesshōmaru im Wasser stand, nur die letzten Strahlen der Sonne erhellten noch die Lichtung. Langsam ließ sie den Schwall Haare durch ihre Finger rinnen, der Schaum war sorgsam bis in die letzte Strähne eingearbeitet, als sie zurücktrat. „Du musst sie nur noch ausspülen", flüsterte Kagome schon fast, dann verließ sie das Becken fluchtartig. Vorsichtig begann sie seine Kleidung zu reinigen, die im Vergleich zu ihrem Yukata recht sauber geblieben war. Das Material, was sie immer als Seide eingeschätzt hatte, war zwar fließend, schien aber dennoch aus einem anderen Gewebe zu bestehen wie zuerst gedacht. Es ließ sich mit etwas von der Paste, die sie von Sango geschenkt bekommen hatte, ohne Probleme reinigen. Leichte Wasserbewegungen ließen kleine Wellen entstehen und erinnerten die Zeitreisende nur zu gut daran, dass sie nicht allein war. Schließlich tunkte sie den edlen Kimono in das Wasser. Der Daiyōkai beobachtete die Frau und kam nicht ohnehin zu bemerken, wie sorgsam sie mit seinem Hab und Gut umging. Sie hatte gewonnen und doch hatte er genauso seinen Vorteil aus ihr gezogen. Ohne zu murren, ohne ihn erneut zu verärgern oder ihm einen Grund zu geben, der Priesterin ihre Grenzen aufzuweisen, hatte sie die Aufgabe gemeistert. Anscheinend hatte sie ihre Zunge doch besser im Griff wie gedacht. Es war schon fast langweilig, aber eben nur fast. Die Stille zwischen ihnen war angenehm, willkommen und während er über diesen Umstand nachdachte, näherte er sich erneut dem Ufer. Noch immer verfolgte sein Blick ihre Bewegungen und als sie sich umdrehte und seinen Kimono aufhängte, stieg er endgültig aus dem Wasser, zufrieden mit dem Grad seiner Reinigung. Kagome verschwand zwischen den Bäumen und der Inuyōkai erlaubte sich, ein zufriedenes Lächeln, Zwar musste er sich eingestehen, dass der Mensch ihm nicht, wie anfangs erhofft, egal war, sie für ihren Teil aber im Vergleich zu damals viel schneller bereit, sich zu fügen. Einige Zeit später kam er ins Lager und Kagome hatte sich an Boden liegend in eine Decke eingewickelt. Ihre Haare waren noch immer nass und neben ihr lag die merkwürdige Box, in der sie gewöhnlich Nahrung transportierte. Es war ein albernes Stück mit merkwürdigen Kreaturen, die an Katzen erinnerten. Die Schrammen, die entstanden waren durch den Panther, machten das Ganze noch lachhafter. Dennoch, einige der Gerätschaften der Miko waren praktisch, sie war recht gut ausgerüstet, so dass sie viele ihrer Defizite, die sie als Mensch hatte, ausgleichen konnte. Sein Blick lag immer noch auf ihr, als er den Geruch von Salz vernahm, die Träne auf ihrer Wange ließen ihn sich unwohl fühlen. Es war befremdlich und die Emotion, die ihn beschlich, war ungewohnt. Es war nicht Ekel, wie zu erwarten gewesen wäre, es war eine starke Ablehnung, die nicht Kagome als Person betraf, sondern einfach die Gefühle, dessen Ausdruck die Träne war. Plötzlich wurde dem Herrn des Westens eins ganz klar, er hatte sich geändert und das betraf nicht nur wie zuvor gedacht Rin. Sondern auch die vor ihm liegende Kagome, auch wenn er nicht annähernd bereit war, so viel für die Priesterin, wie für seine Ziehtochter, zu verschmerzen. „Fürchte dich nicht vor der Verwirrung außer dir, aber vor der Verwirrung in dir; strebe nach Einheit, aber suche sie nicht in der Einförmigkeit; strebe nach Ruhe, aber durch das Gleichgewicht, nicht durch den Stillstand deiner Tätigkeit.“ Friedrich von Schiller Kapitel 20: Ehrlichkeit ----------------------- Triggerwarnung Tod, Gewalt Ehrlichkeit Kaum ging die Sonne auf, waren die Beiden wieder unterwegs. Kagome setzte zwar einen Fuß vor den anderen, spürte aber deutlich die Müdigkeit. Dieses Leben war langfristig anstrengend und nicht sonderlich erstrebenswert. Zudem kam, dass sie überraschend Bauchkrämpfe bekommen hatte, die ihre Tage ankündigten. Der Umstand war ihr nicht sonderlich angenehm, dachte die Frau doch ständig daran, wie empfindlich die Nase des Herren aller Hunde war. Aber er war selbst schuld, wenn er sie nicht einfach mitgeschleppt hätte, könnte sie den Zeitpunkt ihrer Monatsblutung mithilfe der Pille nach hinten verschieben. Ein Gähnen unterbrach ihre Überlegungen, es war sowieso müßig, denn sie kam nicht zu einem Schluss. Sesshōmaru wirkte angespannt, schon den ganzen Morgen. Beständig, aber nicht schnell, lief er und einige Male hatten sie die Route geändert, ohne, dass er ihr erklärte, warum. Oft schien er sich auf den Geruch in der Luft zu konzentrieren, das erkannte sie dann am kurzen Heben seiner Nasenflügel und, was auch immer es war, was ihn beunruhigt hatte, seine Körperhaltung war angespannt. Mehr wie sonst. In seinen Augen bemerkte sie einen Hauch von Rot. „Du wirkst beunruhigt", schließlich konnte Kagome nicht mehr an sich halten. Der Dämon musste sich gestehen, dass sie länger ausgehalten hatte ihre Neugierde zu unterbinden, als er erwartet hätte. „Ich rieche mehrere Yōkai", informierte er sie. „Das wundert mich, ich dachte, sie sei eine Einzelgängerin", stellte Kagome fest und tippte sich überlegend mit dem Finger an die Lippen und stütze ihr Kinn an Rest der Hand ab. „Es gibt viele Dämonenrassen, die im Rudel leben.“ „Ich habe gehört, dass einige Yōkai über gewissen Instinkten stehen", neckte die Priesterin den Daiyōkai. Aus dem Augenwinkel versuchte sie ihn zu beobachten, ging er nun doch schon recht langsam einige Zeit an ihrer rechten Seite. „Vorübergehend.“ Überrascht schnappte die Frau, bei einer solchen Information, nach Luft. „Also vermisst du dein Rudel?“ „Bin ich allein?“, fragte er und ihre Augen weiteten sich. Hatte Sesshōmaru ihre gerade das gesagt, was sie dachte, versteckt hinter den Worten heraus zu hören? Seine Stimme war wie immer emotionslos, sein Gesichtsausdruck befreit von Zeichen seines Gemütszustandes. Eine Weile schwiegen sie erneut, da Kagome aber das tiefergehende Bedürfnis, hatte ihn verstehen zu wollen und da der Herr des Westens am heutigen Tage umgänglicher schien, trotz seiner Anspannung, entschied sie sich, ihn aushorchen zu wollen, „Wieso hast du mich aus der Neuzeit entführt?“, die Frage war noch immer eine, die sie sich nicht erklären konnte. Sie war nicht sonderlich hilfreich, nichts, was sie konnte, war bei einer Jagt hilfreich, es war nun einmal ein Fakt, dass die Priesterin nur die Sinne eines Menschen besaß. Ja, sie konnte Yōki spüren, vielleicht sogar ein Stück weit besser wie andere Dämonen es konnten, aber das war das einzige. „Ich habe einen anderen Weg gebraucht", antwortete er ihr etwas kryptisch, aber ohne zu zögern. Stimmte das? Hatte seine Art, die Dinge anzugehen, tatsächlich nicht funktioniert? „Es fällt mir schwer, zu glauben, dass du sie damals tatsächlich nicht fangen konntest", sinnierte die Frau, ohne groß über ihre eigenen Worte nachzudenken. Sesshōmaru unterdrückte die Wut, sich durchaus bewusst, dass sie nicht gedacht hatte, ihn zu beleidigen, aber genau diese Empfindung jagte durch seine Adern. Es war für den Hundedämon erniedrigend, seine Fährte nicht verfolgen zu können, die Yōkai nicht zerfetzt zu haben, um dann von einem Menschen innerhalb kürzester Zeit wieder eine Spur aufgewiesen zu bekommen. Wie oft war die Miko schon so unbedacht ihm gegenüber? Dennoch wusste er, dass in der Vergangenheit Ereignisse lagen, in denen sie nicht unbedacht, sondern in vollem Bewusstsein gehandelt hatte. Noch immer verstand er nicht, wieso die Miko mehrfach ihr Leben für Nichts auf das Spiel gesetzt hatte. Generell war sie ihm ein Rätsel, nicht nur Aufgrund ihrer Herkunft, sondern auch wegen ihrem Verhalten. „Ich versteh dich nicht", seine Stimme ließ Kagome aus ihrem Halbschlaf aufschrecken, in den sie beim Laufen gefallen war. Erst wusste sie nicht, was sie erwidern sollte, es verwirrte sie einfach nur, dass er erneut ein Gespräch zu suchen schien. „Im Allgemeinen oder meinst du eine spezielle Situation?“ „Was denkst du, Kagome?“ Schnaufend ließ die junge Frau die Luft entweichen. „Ich denke, man kann sich erstaunlich schlecht mit dir unterhalten", erwiderte sie schließlich frustriert. Erst suchte er anscheinend das Gespräch, aber wenn man die Regeln der Kommunikation befolgte und den Ball zurückwarf, ließ er ihn einfach zu Boden fallen... Trotz seiner Anspannung wegen ihrer Mission amüsierte Sesshōmaru das kurze Geplänkel. Tatsächlich entspannte es ihn, die Miko etwas aufzuziehen. Natürlich war ihm bewusst, dass sich so eine Unterhaltung schwierig gestaltete, aber das störte ihn nicht wirklich. Es fiel zwar aus seiner Art, aber was war schon noch so wie sonst? Zudem war es ähnlich unterhaltsam, wie Rin und Jaken bei ihren Streitereien zuzusehen, nur das er, im Falle der jungen Frau die neben ihm herlief, mehr Eigeninitiative ergreifen musste. Kaum sah er aus dem Augenwinkel, dass die Shikon-Priesterin wegdämmerte, entschloss der Dämon sich ihr zu antworten, „Du bist mir eine Antwort schuldig.“ Erschrocken über die tiefe Stimme schreckte ihr Kopf nach oben. „Du machst das mit Absicht, oder?“, merkte Kagome zerknirscht an. Ein Schmunzeln unterdrückend, behielt er seinen neutralen Gesichtsausdruck bei und zog fragend die Augenbraue hoch. Erst da wurde Kagome bewusst, wie Recht sie hatte und man sah es an dem Funkeln in ihren Augen. Oh, wehe dir, Sesshōmaru! Mich so zu- Plötzlich blieb der Daiyōkai stehen, seinen Arm zur Seite gestreckt, um die Frau auch davon abzuhalten, weiter zu gehen. Wäre die Priesterin nicht damit beschäftigt gewesen, ihn aufmerksam zu mustern, während sie gedanklich an ihrer Rache feilte, hätte sie nicht mehr abstoppen können. „Wa-“, setzte die junge Frau zum Sprechen an. „Der Wind hat gedreht. Wahrscheinlich weiß sie, dass wir kommen", seine Stimme war ein Hauch, aber dennoch bestimmend. Die Witwe spürte, wie ihr Herz anfing zu rasen, der Gedanke an den weiblichen Dämon machte sie nervös. In diesem Moment wurde sie komplett wach, unweigerlich stauten sich nun negative Gefühle in ihr an und setzten ihren Geist in Alarmbereitschaft. „Komm", der Befehl war eindeutig und erinnerte sie daran, dass der Dämonenfürst eigentlich noch unnahbarer war, wie sie mittlerweile gewohnt war. Die Miko nickte und folgte Sesshōmaru, der einen Bogen beschrieb, um sich dem Dorf dann zügig aus einer anderen Himmelsrichtung zu nähern. Zumindest verwirren konnten sie die Yōkai noch. Dennoch war er kurz versucht, noch mehr zu beschleunigen, jedoch war der Mensch, der hinter ihm hereilte, nicht fähig, ein solches Tempo zu erreichen. Sollte er sie erneut tragen? Bei einem anderen Menschen hätte er nicht einmal über diese Option nachgedacht, Kagome allerdings, dass gestand er sich ein, roch gut und es störte ihn nicht, wenn sie ihm auf diese Art nahekam. Solange er die Kontrolle über die Situation behielt, die Dämonin zerstören konnte und endlich diese Schmach beenden, war er zu allem bereit. Jedoch, bevor er sich zu ihr umdrehen konnte, trug der Wind einen anderen Geruch zu ihm. Innerlich erstarrte er erneut, doch sein Körper beschleunigte im selben Moment und er raste ohne Rücksicht durch die Bäume in Richtung der neuen Fährte. Überrascht weiteten sich blaue Augen, dann beschleunigte auch der Mensch seinen Schritt und schlug sich durch das Unterholz. Als Kagome die ersten Hütten durch die Blätter und Zweige des Waldes erahnen konnte, schlug ihr ein vertrauter und dennoch abartiger Schwall entgegen. Tod und der Prozess von sich zersetzenden Fleisch. Angewidert zog sie die Nase hoch, aber wie sie schon am Vortag vermutet hatte, schien ihr der Geruch mittlerweile wieder vertraut und ihr Körper schien ihn besser ignorieren zu können. Die ersten Leichen, die sie passierte, waren da etwas ganz anderes. Das Blut klebte an jedem verwitterten Blatt um die toten Körper, Maden fraßen sich durch Gewebe und wanden sich in bereits leeren Augenhöhlen, Gliedermaßen die fehlten und gebrochene rausstehende Knochen. Der Anblick drehte ihr den Magen um. Blutspuren zogen sich über das Holz von Hütten, Leiber, die dagegen geschmissen worden waren, lagen zusammengesunken und verstümmelt darunter, wie zerbrochene Puppen. Kagome betrachtete all diese Spuren der Verwüstung und spürte den Schmerz von vor drei Jahren, der als Echo ihren Körper erschütterte. Jedoch war ein drastischer Unterschied an diesem Ort zu sehen. In dem Dorf, das damals ihre Heimat gewesen war, konnte sie keinerlei Spuren von Kampf entdecken, hier war es das Gegenteil. Getrocknetes Blut war verspritzt worden, Gelenke gebrochen, Leiber durch die Gegend geschleudert. "Sie ist verrückt", hauchte die Onna. Die Yōkai riss ihren Opfern nicht mehr nur die Herzen aus. Nein, sie schien mehr zu wüten, mehr zu hassen, mehr Blut lecken zu wollen- Eine Totengräberkrähe beobachtete Kagome ihre vorsichtigen Schritte, während sie sich an dem Fleisch eines Menschen gütig tat. Da unterbrach ein Laut die erdrückende Stille. Blaue Augen fokussierten sich auf einen entfernten Punkt hinter einigen Hütten und die Zeitreisende erinnerte sich daran, was sie hierher geführt hatte. Darauf bedacht, nicht auf etwas zu treten, rannte sie los. Sie schob sich durch ein schmale Gasse an den Wänden vorbei, da sich in dieser weniger Tote befanden als auf den Hauptwegen. Nur Sekunden später stoppte sie erneut, betrachtete den riesigen Leib eines Yōkai, dessen Fell und Gewebe Spuren von Grün aufwies, das ihn langsam zersetzte. Eine Hyäne, wahrscheinlich aus demselben Rudel, dem sie am Vortag begegnet waren. "Kagome", Sesshōmaru seine Stimme lotste sie zu sich, er wirkte nicht mehr angespannt, aber aufmerksam. Er war mehr als unzufrieden, als die Miko sich ihm langsam näherte. Er hob er seinen Blick an. Dieser hatte auf der weiblichen Yōkai gehaftet, die er nach der Zerstörung des Aasfresser gefunden hatte. Genau beobachtete er die Reaktion von seiner Begleitung. Der Geruch von verwesendem Fleisch war so einnehmend, dass er nicht einmal selbst wusste, ob er bestimmen konnte, was passiert war. Wo genau die richtige Yōkai hin verschwunden war. Aber der Mensch, Kagome, hatte ihn schon einmal überrascht. Würde Sie einen weiteren Weg finden? Wüsste sie, was jetzt zutun war? Sobald sie nahe genug war, verstand sie was er meinte. "Wo ist DIE Yōkai?" Kurz herrschte erneut erdrückende Stille. Schließlich entschloss sich der Daiyōkai, ehrlich zu ihr zu sein. "Ich weiß es nicht." „Ehrlichkeit ist die Erotik des Alltags.“ Petra Kniemeyer Huhu! Heute gibt es ein etwas düsteres Kapitel. Ich hoffe es gefällt dennoch? Hatte jedenfalls viel Spaß es zu schreiben und es zeig die neue Dynamik zwischen unseren Reisenden meiner Meinung nach. ;) Bis Freitag. LG Naumi Kapitel 21: Vermutungen ----------------------- Triggerwarnung Gewalt, Schmerz, Verlust/Tod Vermutungen "Sie ist schon kalt", stellte Kagome fest, als sie am Boden sitzend den Puls der Yōkai suchte. Eben jene Dämonin, die erneut mit ihrer Anwesenheit den Herrn des Westens ein Gefühl des Versagens suggerierte. Wie konnte es sein? Wie konnte er, der Herrscher über alle Inuyōkai, erneut die Spur verlieren? Langsam zweifelte er an seinem Können. Konnte es sein, dass Sesshōmaru Jahre lang einem Gespenst hinterherjagte? Nein, es musste mit dem Wesen der Yōkai zusammenhängen. War sie eventuell in der Lage, ihren Geruch zu verändern und die vor ihm befindliche Leiche hatte nichts mit dem Dämon von vor drei Jahren zu schaffen?Dann wäre sie schlicht und ergreifend nicht auffindbar. Fast schon war der Weißhaarige überzeugt von seiner Theorie, wenn er sich das verwüstete Dorf betrachtete. Es war ein anderes Muster der Zerstörung, doch etwas in ihm hegte einen Zweifel. Sein Gift in der Duftspur, könnte sie diesen Geruch kopieren? Der Blick Sesshōmarus wanderte zurück zu dem Boden vor sich, noch immer saß der schwarzhaarige Mensch dort und betrachtete die Yōkai, die der Gesuchten beim näheren Betrachten sogar ähnlichsah. Nein, er würde nicht an sich zweifeln und die Dämonin finden, sowie zerstören. Vorsichtig suchte die Miko nach Verletzungen, die den Tod verursacht haben könnten. Es war etwas, was Kagome schwerfiel, aber sie musste wissen, was hier vorgefallen war. Noch immer wunderte sich die Priesterin über das Bekenntnis von dem Daiyōkai. Das er zugab, dass er es nicht wusste-Die ausgewaschenen Augen musterten sie anklagend, als sie den Kimono zur Seite schieben wollte, um ihre Brust nach Wunden abzusuchen. Vorsichtig hob sie ihre Finger an die Augenlider der Yōkai. Als sie diese schloss, streifte sie ihre Haare und diese fielen zur Seite aus dem feingeschnittenen Gesicht, dass dem aus ihren Alpträumen so ähnlich war. Nachdem die Strähne den Blick auf die Stirn der Toten freigaben, stockte die Zeitreisende. Das Zeichen sah aus wie ein Stern in einem sachten Veilchenblau, eine Narbe verunstaltete allerdings die akkuraten Linien und die Ränder der Wunde waren unregelmäßig zusammengewachsen, sodass der Himmelkörper verzogen war. Es wunderte die Miko, an der Yōkaimarkierung eine Narbe dieses Ausmaßes zu finden. Stand diese nicht für die Stärke des jeweiligen Trägers? Etwas stimmte ganz und gar nicht, das Bild passte nicht. Konnte es sein, dass die weibliche Yōkai vor ihr, genau wie die Menschen des Dorfes, ein Opfer war?Das Gefühl ließ sie nicht los, dass die zerstörte Markierung auf ihrer Haut eine Rolle spielte und es gab nur einen, der ihr sagen konnte, wie die Frau vor ihr so stark verletzt werden konnte. Mit einer Frage auf den Lippen wendete sich Kagome dem Daiyōkai zu. Dieser war allerdings verschwunden. "Na toll." Ihre Augen suchten die nähere Umgebung ab, aber er war nicht zu sehen, nur sein Yōki sagte ihr, dass er nicht weit weg war. Die Priesterin rappelte sich auf und klopfte den Staub des Bodens von dem Kimono. "Komm", seine Stimme plötzlich direkt neben ihr ließ die Miko zusammenfahren. "Sesshōmaru!" Ungeduldig griff der Daiyōkai den Ärmel ihres Kimonos. "Komm", wiederholter er erneut und zog sacht an dem Stoff, damit sie sich bewegte. Doch stemmte Kagome ihre Füße nur fest in den Boden. "Das ist nicht dein Ernst! Oder? Wir müssen sehen, was hier passiert ist!", sagte sie bestimmt. "Nicht jetzt, Miko", benutzte er ihren Titel, zu abgelenkt, um auf ihren allzu schwächlichen Wunsch, sie bei Namen zu nennen, Rücksicht nehmen zu können. "Und was ist mit der Narbe, die durch ihre Yōkaizeichnung geht? Was ist, wenn sie etwas bedeutet und uns weiterhilft?", ratterte Kagome ihren Einwand gegen seine Entscheidung herunter, während er schon dabei war, sich zu überlegen, wie er die Miko am besten für ihre Sturheit bestrafte. "Hn?", mit diesem Laut hatte der Mensch seine ungeteilte Aufmerksamkeit. "Auf ihrer Stirn." Ein flüchtiger Blick und seine Vermutung bestätigte sich. Eine Ausgestoßene. Unwichtig für ihre Mission.Aber Kagome schien das anders zu sehen, " Und!? Es bedeutet etwas, oder?" "Ja", er ergriff ihr Handgelenk und zog daran, die Miko stolperte unbeholfen gegen ihn. Ihr Kopf stieß dabei gegen seine Brustpanzerung und nur durch eine minimale Bewegung Sesshōmaru verfehlte sie einen Stachel, der ihrem Gesicht gefährlich nahegekommen war. "Und was?", die Schwarzhaarige sah in sein Gesicht hinauf und Ärger stand deutlich in ihre Augen geschrieben, dennoch zeichnete sich auch eine sachte Röte in ihren Wangen ab. "Das hilft uns nicht weiter." Mit diesen Worten, sowie dem Gefühl, dass er nicht mehr mit ihrem intensiven Blick umgehen konnte, packte er sie und warf sie sich über seine Schulter. Dabei war Sesshōmaru darauf bedacht, dass sie stabil lag. Dann beschleunigte der Herr des Westens schließlich und folgte seiner neuen Spur. "Ich bin kein Sack Kartoffeln, das ist dir doch hoffentlich klar", maulte die Miko schon fast. "Ich weiß auch nicht, warum ich einen Sack Knollenziest tragen sollte." Kagome unterdrückte ein hysterisches Lachen, gleichermaßen wie ein Heulkrampf aus Verzweiflung. Warnend spürte sie die Krallen der Hand, die sie festhielten, gegen ihren unteren Rücken fester drücken. Der Protest, dass die Zeitreisende lediglich ein Sprichwort verwendet hatte, erstarb auf ihrer Zunge. Nein, jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für Diskussionen über Redewendungen aus der Neuzeit und der Inuyōkai hatte ihr schon genug Hinweise gegeben, dass er nicht sehr erpicht auf eine solche war. "Ich denke immer noch, dass ihre Markierung mit alledem zu tun hat", diese eine Spitze konnte sich die Miko bei bestem Willen nicht verkneifen. "Die Verbannung aus dem Norden hat rein gar nichts mit dem Tod der Yōkai gemein.“ Die Priesterin nahm die Information überrascht zu Kenntnis. Es war nicht seine Art, unbewusst eine solche Aussage zu treffen. Dennoch, etwas an der Sache störte sie, all diese neuen Puzzleteile und die Ningen wusste einfach nicht, wie diese zu deuten waren. Es war ein großes Rätsel und kopfüber auf dem gruseligen Herrn des Westen zu Reisen half ihr nicht unbedingt bei der Lösung des Gewirres. Noch immer begriff Kagome nicht einmal, warum er sie mit sich schleppte. Ein Seufzer blieb an ihre Lippen hängen, ihre Finger sanken tiefer in den weichen Stoff des Kimono, der sauber und nach Wald roch. Dieser Geruch war mittlerweile sogar vertraut, sie war nicht soweit, zu sagen, dass sie ihm vertraute, aber dennoch, fremd war ihr Sesshōmaru nicht mehr. Seine Art reizte sie und lenkte die Frau von der vergangenen Trauer ab, jetzt da sie wieder im Mittelalter war fühlte sie sich unglaublich lebendig und ihr Leben in der Neuzeit rückte in weite Ferne. Fünfhundert Jahre waren fast spürbar und machten die Onna zu einem anderen Menschen. Einen tiefen Atemzug nehmend, erinnerte sie sich an ihren kurzen Zusammenbruch, an den Schmerz, das Kleid zu sehen. Aber war es nicht so, dass eben diese Schmerzen sie ihrer endgültigen Genesung annäherten und die Priesterin sich diesen stellen musste? Kagome erinnerte sich an die Aufklärungsblätter, die sie hatte unterschreiben müssen, als sie ihre Therapie begonnen hatte. In diesen hatte gestanden, dass der Prozess der Aufarbeitung Wunden aufreißen konnte und schmerzte. Das es manchmal erst schlimmer werden konnte, um endgültig besser zu werden, dass die Erinnerung immer wieder schmerzen würde, war klar, aber dennoch hatte sie das Gefühl, dass es weniger als erwartet an ihr riss. Auch wenn die Miko nie vorgesehen hatte, zurück zu gehen, war sie nun über diese Chance, ein letztes Abenteuer zu bestreiten, das ihr dabei half, ihre Geschichte abzuschließen, froh. Dennoch, das Blut in ihrem Kopf wurde langsam mehr als unangenehm, verzweifelt wollte die Miko sich etwas umlagern. Auch wenn seine Bewegungen so fließend waren und es kaum Erschütterungen gab, die sich auf ihren Leib übertrugen, war es dennoch nicht gerade ihre Lieblingstransportmöglichkeit, bei weitem war es komfortabler gewesen, auf Inuyasha seinen Rücken zu reisen. Auch wenn dieser oft weit weniger Rücksicht auf die junge Frau genommen hatte. Es dauert dennoch noch eine ganze Weile, bis es gar nicht mehr vereinbar war mit Kagome ihren Bauch, dieser schien sich zu krümmen und erinnerte die Frau nicht mehr nur an ihre unbequeme Haltung oder dran, dass ihre Monatsblutung bevorstand, sondern auch an das Fehlen von zu verarbeitender Nahrung. Was einerseits ein Vorteil wäre, hätte sie sich sonst übergeben, dennoch sollte sie bei Kräften sein auf ihrer Mission. „Sesshōmaru , lass mich bitte runter", ihre leise Stimme war sanft, bittend und dennoch laut genug, um von seinem empfindlichen Gehör vernommen zu werden. Nur, dass er dies anscheinend nicht wollte. Seine Reaktion war nicht wahrnehmbar, zumindest nicht von dem einfachen Menschen, der eine recht eigeschränkte Sicht auf seinem Rücken hatte. Frustriert stieß die Miko die wenige Luft in ihrer Lunge aus, nur um dann erneut ansetzten zu wollen, zu sprechen, während sie seinen Rücken mit einem Blick bedachte, der bei einem Menschen für deutlich ängstlichere Reaktionen gesorgt hätte. Der Herr des Westens unterdes stieß auch kurz die Luft aus, was erneut eine große Reaktion seinerseits auf das Verhalten des Menschen auf seiner Schulter war. Kagomes Geruch umschmeichelte seine Sinne, als er Sekunden danach seine Lunge erneut füllte. Dann spürte er plötzlich, wie sich ihre Finger tief in seinen Kimono gruben, ein Geräusch, das unnatürlich wirkte, ließ ihn stark abbremsen und die Frau mit einer Geschwindigkeit von sich heben, die er sich selbst nicht zugetraut hätte. Sie etwas von sich schiebend wollte er sie betrachten, doch schlug sie seine Krallen in einer aufgebrachten Geste weg und krümmte sich etwas, eine ihrer Handrücken vor den Mund haltend. „Oh Kami, ich glaub- Ich muss mich übergeben", dann beugte sie sich vor, hastig wich er einen Schritt zurück. Jedoch folgten nur würgende Geräusche von der Frau und ein ganz sachter säuerlicher Geruch, nicht stark nur minimal, von Flüssigkeit fehlte jede Spur. Eine Augenbraue glitt in die Höhe, als er sie beobachtete, allerdings blieb dies seine einzige Gefühlsregung. Es war schade, dass die Frau nun nicht mehr ganz so angenehm roch, stelle er zusammenhangslos fest, aber es war bei weitem nicht so schlimm, als hätte sie tatsächlich ihr Essen von sich gegeben. Mühsam richtete sich die junge Zeitreisende auf und musterte ihren Sklaventreiber. Er stand da, stolz erhobenen Hauptes und beobachtete einfach, wie sie sich wand und vor Schmerzen krümmte. „Ich vermute, der einzige Grund, warum du mich tatsächlich aus der Zukunft geholt hast, ist ,weil du mir alles heimzahlen willst!“, Kagome konnte nur schwer an sich halten, es war als würde sie verbal lecken und es sprudelte nur so aus ihr heraus. „Dass ich Tessaiga rausgezogen habe, dass du deinen Arm verloren hast, dass nicht du Naraku den letzten Streich versetzt hast, dass die Yōkai deine Würde verletzt hat, dass ich deine Rüstung damals zerstört habe, dass du ne scheiß Kindheit hattest und dass dein Vater gestorben ist sowieso!“, es war nicht so, dass die junge Frau tatsächlich daran glaubte, aber die Situation war höchst unangenehm für sie und sie stand unter gewissem Stress, der sie gereizt machte. Jedoch wurde ihr auch schon einige Sekunden nach ihrem Ausbruch bewusst, wie lebensmüde es war, den Daiyōkai vor ihr so vieles an den Kopf zu werfen. Einige weitere Sekunden verstrichen, die ihr wie eine halbe Ewigkeit vorkamen, immer im Blickfeld versuchte sie seine Reaktionen zu erhaschen, Gefühle zu erblicken, die sie einordnen konnte und bei drohender Gefahr schneller reagieren zu können. Doch war da nichts. Kein Ärger. Keine Mordlust, nicht einmal ein Zucken. „Meine Kindheit war äußerst angenehm, Onna. Danke der Nachfrage.“ Die Aussage des Dämonenfürsten brachte Kagome dazu, ihn mit offenen Mund anzustarren und an der Realität, in der sie sich gerade befand, zu zweifeln, denn konnte es sein, oder hatte Sesshōmaru soeben mit einer gewissen Art von Humor reagiert? In Sesshōmaru sah es ganz anders aus, tatsächlich war seine Kindheit angenehm gewesen, aber alle anderen Punkte hatten ihn lange beschäftigt und bevor er Bakusaiga erhalten hatte, auch gequält. Außer, dass sie Naraku geschlagen hatte, dieser Fakt hatte ihn nie gestört, es war ihre Aufgabe als Shikon Miko gewesen, dieser war Kagome nachgekommen. Außerdem bemerkte er aufgrund ihres Ausbruches, dass die Miko wohl auch ihren eigenen Stolz besaß, das erheiterte ihn. Ihr Gesichtsausdruck war einmalig, hätte wohl ein geringeres Wesen zum Lachen gebracht, nicht so ihn, ein diszipliniertes Vollblut edler Abstammung. Er hob sich seine Erheiterung für sein Innerstes auf, strahlte es nicht nach außen. „Wir machen eine kurze Rast", teilte er ihr mit und drehte sich um. „Und Kagome-“, er sah über die Schulter, nur um in ihr immer noch fassungslose Gesicht zu blicken, „- ich empfehle dir, dich an diese Transportart zu gewöhnen, bis wir der Spur bis zum Ende gefolgt sind.“ Seine funkelnden Augen würde die Miko nicht so schnell vergessen. „Die Vermutung einer Frau ist viel genauer als die Gewißheit eines Mannes.“ Joseph Rudyard Kipling *knollenziest auch japanische kartoffel genannt ist eine Delikatesse (die sich nicht gut lagern lässt) darauf spielt kagome aber nicht an, sondern auf die europäischen. Sesshōmaru kennt diese zu dieser Zeit in Japan unbekannten Kartoffeln aber nicht. Kapitel 22: Zweifel ------------------- Triggerwarnung Schmerz, Peinlichkeit ;) Zweifel Vor ihr stand Sesshōmaru, sein Blick folgte ihren Bewegungen, ihre Finger auf seiner Haut. Er wirkte nicht verärgert, sondern ließ sie gewähren, badete die junge Frau in seiner Aufmerksamkeit und jagte ihr damit einen Schauer über die Schultern. Ihre Haare an den Armen stellten sich auf und eine warme Sensation jagte durch ihren Körper, als sie Verlangen in seinem Blick sah. Seine Klauen hoben sich an und Kagome spürte sie über den bloßen rechten Arm streiften. Eine Empfindung bahnte sich durch ihren Körper und vorsichtig schäumte sie seine Haut weiter mit der Seife ein. Langsam senkte er seinen Kopf, beugte sich nahe zu ihr hinunter und sie spürte das Gewicht seines Kinns auf ihrer Schulter, spürte seine Haare, die sich auf ihrer bloßen Schulter verteilen. Sein Geruch vernebelte ihre Sinne noch mehr. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass ihre Umgebung in der Finsternis versank, während der Yōkai absolut im Fokus stand. „Kagome", seine Stimme war schneidend und passte nicht zu der Nähe, die er aufgebaut hatte. Erstaunt versuchte sie ihn anzusehen, doch er stand zu nah bei ihr, seine Lippen berührten den Rand ihres Ohres, was sie erneut eine angenehme Wärme verspüren ließ. „Kagome", in seiner Stimme klang plötzlich eine Warnung. „Wir müssen weiter.“ Und mit diesen Satz war sie hellwach und starrte in seine Augen. Er stand natürlich nicht eng bei ihr, nein er beugte sich über sie, das Gewicht seines Kinns war seine Hand auf ihrer Schulter, an der er sie wohl gerüttelt hatte, das Kitzeln am Ohr waren seine Haare, die sich über sie ergossen, da er zu ihr herabsah. Erschrocken stellte Kagome viele Dinge gleichzeitig fest, sie war eingeschlafen in ihrer kurzen Pause, hatte immer noch Hunger, er schien nicht mehr zu zögern, sie zu berühren und sie war im Begriff, wieder über die Schulter geworfen durch quer Japan geschleppt zu werden. Unangenehm. Vor allem, da der Traum sie nicht kalt gelassen hatte, warum auch immer, hatte er sie nicht nur wortkarg hinterlassen, sondern auch erregt. Natürlich würde er die Erregung riechen, es konnte gar nicht anders sein. Sie verstand es nicht. Warum sie so erregt war, es ging hier um Sesshōmaru. Außerdem war es kein Sextraum gewesen. Es wäre aber einer geworden, wenn du nicht aufgewacht wärst. Die Stimme in ihr war ärgerlich und die Miko schob den Gedanken von sich. Wusste nicht, woher diese kam, noch wollte sie sich die Wahrheit der Aussage eingestehen. Als nächstes machte sich ihr Unterkörper schon wieder bemerkbar, diesmal mit Krämpfen, die sie fast wimmern ließen. Kagome gestand sich die Absurdität des Momentes ein und versuchte ruhig ein und aus zu atmen. „Du riechst nach Blut", unterbrach der Daiyōkai ihre Konzentration. Ach Ne- Was er nicht sagte. Mit Gewalt unterdrückte die junge Frau den Drang, ihre Augen zu verdrehen und richtete sich langsam auf. „Wir können weiter", sagte sie einfach und hob ihren Rucksack auf. „Du solltest zuvor Nahrung aufnehmen, tot nützt du mir nichts.“ „Aber lebendig?“ „Darüber haben wir schon gesprochen und jetzt hör auf meine Entscheidungen zu hinterfragen", eigentlich ließ seine Tonlage keinen Spielraum für eine Antwort, jedoch war es nicht der Miko ihre Art, sich so leicht unterbuttern zu lassen. „Du solltest schon für Kritik offen sein.“ Kaum hatte die letzte Silbe ihren Mund verlassen wurde sie am Halsausschnitt ihres Kimonos zu dem Dämon hingezogen , bei dem Blick hoch in sein emotionsloses Gesicht war sich die Priesterin ihrer Sache nicht mehr so sicher, war eher davon überzeugt, erneut zu wenig nachgedacht zu haben. Dumm nur, dass es mal wieder passiert war und sie nun um ihr leibliches Wohl fürchten musste. „Ich verstehe nicht im Geringsten, wie du es geschafft hast, dein Erwachsenenalter zu erreichen.“ Erst wollte sie antworten, das Verlangen zu widersprechen brannte in ihren Venen, entfachte ihren Kampfgeist und sie schüttete sogar Adrenalin aus, allerdings fiel Kagome nichts ein und so schloss sie ihren Mund lediglich wieder und blies dann beleidigt die Wangen auf. Der Kopf der Zeitreisenden war wie leergefegt, als sich der Fürst des Westens schließlich wegdrehte. „Iss, damit wir weiterkönnen.“ Es hätte nicht viel gefehlt, um die Angesprochene dazu zu bewegen, ihn nachzuäffen, aber natürlich war diese eine erwachsene, gereifte Frau, wie sähe es da aus, wenn sie ein solch kindischen Verhalten an den Tag legen würde, wie ihre Schutzbefohlenen auf der Arbeit? Erst nachdem Sesshōmaru zwischen den Zweigen verschwunden war, setzte sich Kagome in Bewegung und fiel über etwas von dem Essen her, das Sango ihr zubereitet hatte. Wenn sie sich jetzt beeilte, wäre sie eventuell noch in der Lage, sich etwas frisch zu machen, damit ihr Körper nicht jeden mit eben so einer guten Nase wie ihre Begleitung, auf seinen schwächlichen Zustand aufmerksam machte. Zwei Stunden später betete Kagome darum, dass ein Dämon kam, der sie umbrachte. Ihr Füße schmerzten in den einfachen Zori und jeder Schritt fühlte sich an, als würde er ein Stück ihres Lebens kosten. Jeder Baum ging in der Masse von Grün unter, die sie heute schon gesehen hatte, denn der Daiyōkai hatte sich anscheinend dagegen entschieden, sie weiterhin zu tragen. Erst hatte sie es glücklich aufgenommen, wie eine zurückgewonnenes Stück Eigenbestimmung empfunden, doch nun verfluchte die Onna ihren vorlauten Mund. Sekunden wurden zu Minuten und Minuten wurden zu reiner körperlicher Agonie. Würden die Beiden so je ankommen? Sie zweifelte daran und das allerschlimmste, die Gepeinigte wusste, sie war selbst schuld an ihrer Situation. Nur einmal wünschte sie sich ihr Temperament zu beherrschen, statt das es sie übernahm und für jede Menge verbalen Dünnschiss sorgte. Plötzlich blieben ihre Beine einfach stehen, als hätten sie Wurzel geschlagen, Kagome wollte wirklich weiter gehen, trotz des Pochens in den Beinmuskeln, der Schmerzen in Fußzehen, Unterleib und Kopf, wollte sie durchhalten, sich beweisen, aber sie war einfach schlichtweg nicht mehr in der Lage dazu auch nur einen Schritt zu gehen. Das schlimmste war aber nicht dieser Schmerz, nein, es war, dass der arrogante Inu gewonnen hatte, ihr bewiesen hatte, dass sie ihn geschwächt nur noch mehr im Weg war, dass sie nicht in der Lage war, ihre eigenen Kräfte einzuschätzen. Scham, sowie grenzenlose Ernüchterung machte sich in ihr breit, „Du hast gewonnen.“ Seine fließenden Bewegungen stockten, er war mittlerweile etwa fünf weiter Meter entfernt und wäre die Frau noch fünfzehn, dass gestand sie sich selbst ein, hätte sie um einiges später für dieses Eingeständnis gebraucht. Aber ein herauszögern hätte in ebenen jener Situation zu nichts geführt, dass wusste sie mittlerweile und die Zeitreisende war zu intelligent, um auf einem verlorenen Posten zu kämpfen. Ein weiterer Grund, warum sie auch nicht noch einmal auf das Verbannungszeichen der anderen Yōkai eingegangen war, in ihr schrie alles danach, dass es eine nützliche Information war, eine wichtige. Aber genauso sicher war sich die einfache Priesterin, dass Sesshōmaru sich nicht so leicht davon überzeugen lassen würde, vielleicht weil er keinerlei andere Alternativen hatte und ganz offensichtlich verfolgten sie eine Spur seinerseits. In dieser Situation mit ihm zu diskutieren war vollkommen sinnlos, was sie zu sagen hatte war in seinen Augen nichtig. Nein, schon am Anfang ihrer Reise hatte sich die Miko den Gedanken gefügt, weder machte es Sinn mit ihrer Reisebegleitung zu streiten, noch würde sie, wenn sie zurück in ihre Epoche war, wieder ein normales geregeltes Leben führen, schließlich stellte sie sich hier erneut ihren Dämonen, während sie den so hart erkämpften Platz im Leben verlor. Aber ein leiser Gedanke flüsterte ihr zu, dass der werte Herr des Westens bald mit seinen eigenen Fehlern konfrontiert werden würde. „Der Zweifel entsteht immer daraus, daß man die Dinge nicht der Ordnung nach erforscht.“ Baruch de Spinoza Kapitel 23: Bodenlos -------------------- Triggerwarnung Schmerz, Gewalt Bodenlos Es war nicht lange danach und Sesshōmaru hatte die junge Frau gepackt und trug sie in seinen Armen. Kagome fühlte sich unbehaglich und sah vehement in die Ferne, sie hatte dennoch nicht protestiert als der Daiyōkai sie sich aufgeladen hatte. Erstens, da ihre Füße schmerzten, zweitens, da sie nicht die gleiche Diskussion erneut führen wollte und drittens, weil diese Transportart ihr sehr zusagte. Vielleicht ein wenig zu sehr. Doch gerade, als die Miko gemerkt hatte, dass sie geradewegs ein Gebirge ansteuerten, war sie froh, dass der Herr des Westens sich ihrer erbarmt hatte und sie wohlbehütet durch die Gegend trug. In Erinnerungen war sie dabei, den Fuji mit ihrer ehemaligen Klasse hinauf zu steigen, keine schöne Erinnerung, anders als viele Erwachsene hatte die Zeitreisende den schmutzigen Aufstieg nicht eine Sekunde als spirituell oder heilsam erfahren. Als Sesshōmaru einen gewaltigen Satz machte merkte die junge Frau erst, dass der Boden nur noch aus Stein bestand, der oft messerscharf in die Luft ragte, es aber kaum ermöglichte, den Weg nach oben weiter fortzusetzen. Sie schnappte vernehmlich nach Luft bei dieser Gefahr und presste sich unterbewusst, aber nicht unbemerkt, fester an den Daiyōkai, der zwischen ihr und dem vermeintlichen Tod stand. Er hätte ihr einen warnenden Blick zugeworfen, würde sie nicht seinem Blick ausweichen. Anderseits, war es nicht gut, dass ihre natürlichen Reaktionen ihm deutlich zeigten, dass der Mensch ihm zu vertrauen schien? Diese wie ein Omega die Nähe das Alpha suchte, um Schutz zu erfahren? Solange Kagome abhängig war von ihm, würde die Priesterin dem Inuyōkai folgen und er wiederum wollte sie dabeihaben, um die Dämonin zu finden. Die Frau seines verstorbenen Bruders war die beste Spur, die er hatte, neben der, die sie gerade verfolgten. Von den tatsächlich angegriffenen Dörfern hatten nur wenige Personen dies überlebt und das war zum Beispiel die Onna, sowie sein Mündel, wäre da also ein besserer Weg ,dieses Weib zu finden, das ihm vor drei Jahren entkommen war? Noch dazu hatte es sich bereits bewiesen, dass es eine gute Idee gewesen war, sie zurückzuholen. Als seine Gedanken in eine merkwürdige Richtung schlugen, wie gut es doch war sie dabei zu haben und der Herr des Westens es merkte, stoppte er seine Überlegungen diesbezüglich, indem er seine Geschwindigkeit erhöhte und damit sich mehr auf den Weg konzentrieren musste. Die Miko drückte sich erneut fester an seine Brust, grub ihre dumpfen Nägel, nach zusätzlichem Halt suchend, in den Stoff seines weißen Kimonos. Ihr Geruch umschmeichelte seine Nase, noch immer war dieser unterstrichen mit einer deutlichen Note von Blut. Erst hatte er es nicht begriffen, dann war ihm klar geworden, dass die Miko läufig sein musste, weswegen sie wohl auch zuvor patzig bei seiner Bemerkung geworden war. In dieser Sache glichen sich wohl viele Weibchen. Sesshōmaru unterdrückte den Drang, zu schnaufen. Auch weil sein Kopf erneut sich mit der Onna beschäftige. Was hatte dieser Ningen nur an sich, was ihn so faszinierte? "Wenn wir die Yōkai gefunden haben und du dieses Biest getötet hast, kann ich da-" "Nein", unterbrach sie der Weißhaarige und machte einen weiteren Satz, ihr keinen einzigen Blick schenkend. "Du lässt mich nicht einmal ausreden." "Gerade eben habe ich dich aussprechen lassen und sehe jetzt darin keinen Mehrwert. Ich bevorzuge, dich zu unterbrechen, wenn du erneut unnötige Fragen stellst." Kagome war mittlerweile im Umgang mit Sesshōmaru einiges gewohnt, aber dieses Verhalten war neu. Ihr Blick hoch in sein Gesicht, zeigte ihr nur das Desinteresse, das sie von ihn kannte, den störrischen Blick in die Ferne gerichtet trug er sie den Berg hinauf. Ein Laut des Unmutes folgte, ansonsten blieb die Miko still. Erneut stieß sich Sesshōmaru an einen der wenigen Felsvorsprünge ab und bemerkte die fehlende Bemerkung, sowie ihren gereizten Zustand. Die junge Frau war wieder dazu übergegangen, in die Ferne zu starren. Ein sanftes Prickeln bestätigte ihr die längst bestehende Vermutung. Das Yōki der Dämonen zupfte an ihren Nerven. Die Gegend war schwer passierbar und die Priesterin fragte sich, was für eine Art von Yōkai dieses Areal zum Nisten bevorzugte. Eine kurze Erinnerung blitzte auf, Paradiesvögel würden die Begebenheiten hier vor Ort lieben. Vorsichtig versuchte Kagome sich in dem Griff des Daiyōkai umzulagern, denn ihr Magen schmerzte noch immer, doch Sesshōmaru, dessen rechter Arm ihren Rücken stützte, ließ ihr nicht viel Bewegungsfreiheit. Plötzlich stoppte er ab, blieb auf einen Vorsprung stehen und überblickte die Todesfalle, die durch die scharfkantige Felsen Landschaft darstellte. Wolken sammelten sich wie Dunstkränze um einige der Spitzen, die noch weiter in den Himmel ragten. Die Sonne war schon am Untergehen und die Rottöne, in verschiedenen Schattierungen färbten alles, was die letzten Sonnenstrahlen zu erreichten vermochten. Das Schauspiel war wunderschön, aber dennoch wurde die Miko unruhig. "Wir sind da." Seine Stimme schien sie aus der Erstarrung zu reißen und die Onna sah ihn fragend an, doch der Inuyōkai wartete, lagerte sie um, sodass die Miko jetzt doch wieder auf seiner Schulter lag, er aber wiederum seinen Schwertarm frei hatte. Die Klinge seines Bakusaiga geriet in Schwingung als er es zog und das rot-goldene Licht spiegelte sich in dem blanken Metall. Das quietschende Geräusch der Frau war ihm nicht entgangen, jedoch hatte er nicht die Zeit, für Komfort für sie zu sorgen, indem er zum Beispiel sein Mokomoko unter Kagome platziert hätte. Schon in der nächsten Sekunde griff einer der Dämonen, die er fast nicht gewittert hätte, an. Erst war da nur Luft, doch diese war Sekunden später zu einem Dämon mit langen Klauen und einem verbissenen Ausdruck im Gesicht geworden. Der Herr des Westens machte sich nicht einmal die Mühe zu parieren, er sprang zum nächsten Platz, auf dem er stehen konnte und sah zu, wie die Attacke den Fels, auf dem er zuvor stand, zerbersten ließ. Sein Gegner hatte nicht viel Yōki, aber an körperlicher Kraft fehlte es ihm gewiss nicht Etwas manifestierte sich in seinem Augenwinkel und Millisekunden bevor ihn die Stichwaffe seines Gegners treffen konnte, wich er nach hinten aus ins Nichts. Den Hieb, den er der Frau mit Bakusaiga versetzte, war durch den freien Fall nur halb ausgeführt und so entstand nur ein Schnitt am Hals, statt dass er sie komplett enthauptete. In freien Fall musterte er die junge Yōkai, irgendetwas störte ihn hier gewaltig. Als Sesshōmaru , die Zeitreisende kurz vor den Angriff des ersten Dämons umgelagert hatte, war sie so überrascht gewesen, dass sie einen überraschten Laut ausstieß, aber auch der Umstand, dass ihr Kimono weit hochgerutscht war und seine Hand auf ihrem Po zum Liegen kam, sorgte nicht gerade für eine Wohlfühlatmosphäre. Natürlich wusste die junge Frau, dass es nicht beabsichtigt war, genauso wenig war dem Daiyōkai aufgefallen, dass einer der Stacheln an seinen Brustharnisch nur knapp ihr zartes, verletzliches Fleisch der Innenschenkel verfehlt hatte und nun sich zwischen ihre Beine drückte oder etwa, dass sie Meter weit runter in eine Schlucht schauen musste. Während sie noch versuchte, sich daran zu gewöhnen, begann sich der Dämonenfürst zu bewegen. Erst da verstand sie wirklich, dass die Beiden unfreiwilligen Reisegefährten angegriffen wurden und die einzige Lösung mangels Bodenfläche die war, dass Sesshōmaru kämpfte und dabei Kagome über der Schulter hängen musste. Denn, dass verstand die Priesterin, als ein junger Yōkai den Fels zertrümmerte, auf dem sie zuvor noch gestanden hatten, sie irgendwo abzusetzen war nicht möglich. Außer wenn man beabsichtigte, ihr im selben Moment, in dem ihre Füße den Boden berührten, einen Todesschein auszuhändigen. Das Yōki war erstaunlich gering für solche Kraft, aber dennoch spürte die Miko zudem eine Art flackern in der Luft, als wäre da- In der Sekunde, in der sie den Daiyōkai warnen wollte, ließ dieser sich nach hinten über die Kante fallen. Hinein in eine Meter tiefe Schlucht und Kagome stellte mit schnell schlagendem Herzen fest, wie schnell der Boden näher zu kommen schien. „Was bodenlos ist, muss nicht grundlos sein.“ Erhard Horst Bellermann Kapitel 24: Fortschritt ----------------------- Triggerwarnung Schmerz, Gewalt Fortschritt Der Schrei steckte in ihrer Kehle fest, dass wusste der Inuyōkai, umso erstaunter war er, dass seine Begleiterin dem nicht nachgab. Sekunden später wurde ihr Fall gebremst und sie kamen auf seiner Yōkiwolke zum Stehen. Diese Manifestation seiner Macht war ideal, kostete ihn aber einiges an Kraft, sodass er es bevorzugte, aus eigener körperlicher Energie zu reisen. Der Herr des Westens ließ sie aufsteigen, während er spürte, wie die Ningen auf seiner Schulter langsam ihre Finger aus seinem Rücken löste und tiefe, beruhigende Atemzüge nahm. "Töricht", nur ein Wort, voller Hohn. Erst verstand Kagome nicht, wunderte sich über ihn, bezog es kurz auf sich, doch dann sah sie ihre beiden Angreifer von ihrer Position aus dem Hinterhalt erneut angreifen. Beide wirkten erschöpft und anscheinend konnten sie sich nicht mehr tarnen, um aus dem nichts aufzutauchen. Was die junge Frau zudem entsetzt feststellte, sie waren jung, vielleicht fünfzehn Lebensjahre, wenn man ein Menschenkind vor sich hätte. Er schleuderte herum auf seiner Wolke, Yōki stieg auf, ein Warnschrei erklang. "Stopp!“, es war nicht die Stimme der Miko, wie diese geplant hatte, die alle Anwesenden einhalten ließ. Nein, eine weitere Dämonin tauchte auf, warf sich in den Dreck vor einem der Felsen vor den Weißhaarigen und anfing zu brabbeln, dass sah die junge Miko durch ihre derzeitigen Umstände aber nicht. "Bitte Herr des Westens, Sesshōmaru -sama! Habt Erbarmen- Meine Kinder-", er unterbrach sie mit einer Welle seines Yōki, dass über die Szenerie fegte, während Kagome der Atem stockte, bei der schier unglaublichen Aura die Sesshōmaru hatte. Sie vergaß erstaunlich oft, wie stark der Daiyōkai war und wie brutal scharf sein Ärger stechen konnte. Die Situation war äußerst gefährlich und angespannt, sie betete dafür, dass der machtvolle Inu Einsicht hatte und die Kinder verschonte. "Verbannte des Nordens- nenn mir nur einen guten Grund Gnade walten zu lassen." "Sie sind noch Kinder", Kagome konnte nicht an sich halten, als sie sah wie verzweifelt die Frau ihn einfach nur anstarrte, mit weiten hellgrünen Augen, als er sich mit gezogenen Bakusaiga ihrer Brut zuwandte. Die beiden jungen Yōkai waren in der Luft stehengeblieben und starrten zu ihrer Mutter, hellblonde fast weiße Haare tanzten im Wind. Während der Herr des Westens die Miko, nachdem er sein Schwert in die Scheide zurück hatte gleiten lassen, langsam von seiner Schulter hob. "Kagome", die Stimme war eher ein Knurren und so leise, dass ihr vollkommen bewusst war, sie war nur für sie bestimmt. Die scharfen Krallen des Inu hielten sie, dennoch ohne ihre zarte Haut zu markieren und seine Iriden nahmen ihren Blick gefangen. Ihre Körper standen eng und die Miko spürte die Vibration seiner Brust, die sich in ihren eigenen Körper übertrug. "Ich-", setzte sie an, ließ aber den Rest, der auf ihren Lippen lag, fallen, bei dem warnenden Blick, den er ihr zuwarf. Seine Klauen lagen schwer auf ihrer Hüfte, die Aggression in seinen Gesichtszügen sah man deutlich durch die zusammengefassten Haare. Langsam beugte er sich vor, sodass seine Lippen an ihrem rechten Ohr lagen, ein Schauer ging durch ihren Körper und zitternd schnappte sie nach Luft. Die Erinnerung an ihren Traum ließ sie erneut versuchen, sich zurück zu ziehen, aber er hielt die Zeitreisende fest. "Sei still. Warte", seine Stimmte war ein Wispern und dennoch voller Dominanz. "O-okay", brachte sie zustande, zu stottern, bis ihr einfiel, dass er vielleicht nicht die Bedeutung von diesem Recht modernen Begriff verstand, "Ja." Erneut bewegte er sich vorsichtig, ließ seine Lippen ganz kurz über ihre Halsbeuge gleiten und wendete sich dann den anderen Dämonen zu. Eine Hand um ihre Hüften geschlungen. Das erste Mal konnte der Mensch diese näher betrachten, sie hatten alle sehr helle Haare, die gerade noch so nicht rein weiß waren. Die Blässe schien sich generell durch das ganze Erscheinungsbild zu ziehen und wirkte unnatürlich. Was allerdings ihre komplette Aufmerksamkeit auf sich zog, war das Symbol der Ächtung, was auch sie auf der Stirn trugen. Sesshōmaru sein Ärger schien sich zu summieren, erst diese Kinder, die ihn angriffen und dann die Ningen, die ihn zu kontrollieren versuchte. Ihr Körper, der sich eng an den seinen geschmiegt hatte, war delikat weich und als der Kampf unterbrochen wurde, war ihm der Umstand, wie unbequem sie gelegen haben musste bewusst, sowie das seine Klaue deplatziert war. Die leise Drohung der Überlegenheit unter Inuyōkai mit den Streichen über die Halsbeuge ließ sich in diesen Moment nicht verhindern. Er hatte nicht vor, die Windyōkai zu töten, auch wenn diese töricht genug gewesen waren, ihn anzugreifen. Es war nur ein unwichtiges sinnloses Unterfangen gewesen. Hier ging es um etwas anderes, um seine Suche und damit um die Wiederherstellung seiner Ehre. Noch immer stehend auf seiner Yōkaiwolke wartete er ab, um die Bedrohung, die er für die drei darstellte, wirken zu lassen. Das Menschenkind versuchte ein Zittern zu unterdrücken was er amüsiert wahrnahm, für sie bestand keine Gefahr und das wusste diese, aber die Priesterin fürchtete auch nicht um ihr eigenes Leben. "Okasan-", fing der Junge an. "Schweig still", zischte die Yōkai und ließ sich danach wieder in die Verbeugung gleiten. "Aber der Herr des Nordens-", begann er erneut. Seine Schwester starrte ihn mit verzweifeltem Blick an, während sie die bloße Hand gegen ihre Wunde presste. Langsam tröpfelte das Blut zwischen ihren Fingern hervor, der Ausdruck im Gesicht sprach von den Schmerzen, die Sesshōmaru sein Gift erzeugte. Es war ihr Glück oder Unglück, dass Bakussaiga sich nicht tiefer in das Fleisch gefressen hatte. "Du und deine Zöglinge seid nicht sonderlich umsichtig, so nah zu dem Gebiet, aus dem ihr verbannt seid, zu nisten. Allein für diesen Frevel sollte man euch vernichten." Kagome spürte den Schock durch ihren Körper gleiten, versteifte sich unterbewusst und hielt wartend den Atem an. "Er wird uns begnadigen, er hat es versprochen! Er hat Miyomi-sama versprochen uns alle zu beschützen, wenn sie geht!", der Junge sprach in voller Inbrunst. "Takami! Schweig still", wiederholte die Erwachsene zischend ihren Befehl. "Okasan-", begann das junge Mädchen. "Onna, deine Brut ist respektlos, solltest du nicht beabsichtigen, dass ich ihren letzten Atem raube, gebiete dem Einhalt", verkündete der Daiyōkai. Kagome biss sich in dem Blickwinkel des Dämonenfürsten auf die Unterlippe und nicht zum ersten Mal fiel ihm auf, dass sie einfach zu mitfühlend war. Als kleine Warnung, sich nicht mehr Gefühlsregungen anmerken zu lassen, drückte der Herr des Westens sie noch ein wenig mehr an die Seite gegen sich. "Natürlich Sesshōmaru-sama", stimmte ihm die Dämonin zu. Ihr Blick huschte zu den zweien, "Kommt her und schweigt. Wenn Mio zurück ist, werden wir über euer Fehlverhalten entscheiden." "Hai Okasan." Die Beiden gaben sofort nach und verbeugten sich, um dann die Plätze hinter ihrer Mutter auf dem Plateau einzunehmen. In Kagome drehte sich alles um die neu gewonnenen Daten. Alle sich vor ihr befindlichen Yōki hatten dasselbe Mal wie die tote Dämonin aus dem Dorf, sie hatten zudem alle eine beängstigende Ähnlichkeit zu der Mörderin von Inuyasha. Das konnte kein Zufall sein und das musste selbst Sesshōmaru sich bald eingestehen. Zudem schien diese Mioyomi- Ein Aufwallen von Energie ließ alle Anwesenden aufmerken. Es war das erste Mal, dass die Miko vollkommen bewusst wahrnahm, wie ein Dämon einfach so aus dem Nichts auftauchte. Der Daiyōkai an ihrer Seite blieb ruhig, blickte zu dem Neuankömmling, beobachtete wie dieser sich zur Begrüßung verbeugte. "Seid gegrüßt, Herr des Westens, Sesshōmaru-sama", er ließ sich tiefer in die Verbeugung sinken, dann wandte er sich etwas zu Kagome, "Miko-dono." Die Schwarzhaarige musterte ihn genau, auch wenn ihr schon beim ersten Blick verkrustetes Blut an seiner Stirn auffiel. Es war ein Musterexemplar eines Dämons, groß gewachsen, gute Haltung und schulterlange schwarze Haare. "Wo ist Mio", hörte Kagome das junge Mädchen flüstern. Der Neuankömmling musste sie gehört haben, denn er zuckte zusammen, als hätte man ihn angeschrien. Das Grün in seinen Augen schien sich vor Kummer zu verdunkeln. „Ohne Vorstellungskraft keinen Fortschritt.“ Alfred Selacher Kapitel 25: Erlöschen --------------------- Triggerwarnung Schmerz, Sprache, Tod Erlöschen "Sie ist tot." Seine Feststellung lenkte erneut den Blick auf den Inuyōkai und die Miko. Kagome war nicht überrascht, dass die Stimme jegliche Gefühlsregung misste, was aber nicht dafür sorgte, dass sie verstand. wie Sesshōmaru von einem Yōkai mit Humor, zu einen ohne jegliche Empathie, je nach Situation, wechseln konnte. Dann überdachte sie das Gesagte. Bei besagter Miyomi schien es sich um die tote Dämonin aus dem Dorf zuvor zu handeln. „Das ist nicht wahr!“, der Junge, der anscheinend Takami hieß, stürzte vor, um anzugreifen, jedoch bekam der ältere ihn noch zu greifen. „Halt ein du Narr! Deine Schwester ist nicht Opfer vom Herrn des Westens, aber wenn du so weiter wütest, bist du es vielleicht!“, der Dämon zischte diese Worte, für den Ningen in dieser Situation fast nicht mehr verständlich. „Wie kannst du so ruhig bleiben? Sie ist deine Gefährtin gewesen!“, die Wut des Jungen schien sich jetzt ausschließlich gegen den Älteren zu richten, der ihn noch immer am Yukata festhielt. „Wirke ich so!? Es ist mir ganz und gar nicht egal, dass Kazumi sie geschlachtet hat, wie Vieh! Ihre eigene Zwillingsschwester-“, er biss sich von innen auf die Wangen, als er seinen Ausbruch bemerkte, die Augen funkelten traurig. „Ich hätte sie nie gehen lassen sollen.“ Die Miko, die die Szene interessiert beobachtete, bemerkte nur am Rande, wie Sesshōmaru sich zum nächsten Felsen bewegte und nahm ihren ersten Schritt auf sicheren Boden. Jedoch bemerkte sie überdeutlich, dass der Daiyōkai sie noch immer an der Hüfte gepackt hielt. „Kazumi? Kann es sein?“, auch wenn Kagome eher zu sich sprach, vernahm der Herr der Hunde ihre Stimme überdeutlich und konnte auch gut ihren Gedankengang folgen. Wenn die beiden Zwillingsschwestern waren, würde es die überdeutlichen Ähnlichkeiten erklären. Dennoch, der Name der Genannten ließ alles so lachhaft erscheinen, unreal, wer hatte denn auch schon einen Namen, der Harmonie und Schönheit bedeutete, wenn es dann so Grausam und Hässlich im Inneren war? „Erklärt euch", erneut ließ seine erhobene Stimme alle innehalten und sich dem großen Inu zuwenden. Der schwarzhaarige Yōkai verbeugte sich kurz eilig, als Zeichen, dass er verstanden hatte. „Wenn ihr erlaubt, beantworte ich gerne eure Fragen, Sesshōmaru-sama.“ Das kurze Nicken des Weißhaarige schien ihn zu genügen und er begann. „Vor etwa sieben Jahren fegte noch der Wahnsinn des Hanyō Naraku durch alle Ländereien Japans, da geschah es, dass meine Schwägerin Kazumi sich mit eben diesen Wahnsinn infizierte. Die darauffolgende Blut- und Machtgier sorgte für die Teilung unseres Clans. Erst als der Herr des Nordens eingriff und den kompletten Clan aus dem Norden verbannte, kam der Konflikt zum Erliegen. Doch schon einige Zeit später entschloss sich Kazumi, allen den Rücken zu kehren, sie war besessen von dem Gedanken, den Norden, dem Tyrannen, wie sie unseren Herren nannte, zu entreißen. Bevor dieser bereit war für seine Herrschaft hatte ein Stellvertreter unseres Windclans die Leitung des Landes übernommen, doch Kazumi ist davon überzeugt, dass uns die Herrschaft gehört und sie uns gestohlen worden sei. Sie ist vollkommen verrückt geworden und ließ sich von niemandem aufhalten.“ „Und reißt Lebenden die Herzen heraus, um ihren Lebenssaft zu trinken?“, der Daiyōkai hörte ihre Stimme, doch für die Miko klang diese erstaunlich hohl, emotionslos. Das in ihr ein Sturm tobte, verstand niemand, der noch nie geliebt hatte, wie zum Beispiel der Inu an ihrer Seite. Die Neutralität ihrer Tonlage war einzig und allein Ergebnis ihrer Selbstkontrolle und gab ihr etwas Halt. „Miko-dono, ihr habt sie-“ „Sie hat meinen Mann getötet", ihre Züge verrieten erst jetzt ihren Schmerz, ihren Kummer, ihre Wut, „Und alle in meinem Dorf, bis auf Sesshōmaru-sama sein Mündel und mich.“ Das Reiki flackerte um sie herum und erst jetzt fiel dem Herrn des Westens auf, dass er sie noch immer hielt. Unbemerkt löste er seine Hand und legte sie stattdessen auf Kagome ihre Schulter, diese überrascht von solch einer plötzlichen Geste wurde aus ihrem Zorn gerissen und wandte sich zu ihrem Begleiter mit einem erstaunten Blick. „Spar dir deinen Zorn für die Dämonin.“ Sesshōmaru verdeckte nun ihren Blick, indem er einen Schritt von ihr nahm und sein Wort erneut an die Dämonen wandte, seine Hand glitt dabei wieder von ihrer Schulter. „Wie verdeckt sie Ihren Geruch und warum wart ihr in der Nähe der Yōkai, wenn ihr nicht zu ihrem Gefolge gehört?“ „Kazumi ist sehr mächtig. Sie kann sich komplett in einzelne, winzig kleine Bestandteile auflösen, dabei kann sie den Geruch ihres Körpers herausfiltern und hinterlässt diesen Hauch an Ort und Stelle.“ Kagome durchdachte Gesagtes, es hörte sich für sie stark nach Zerstreuung der Atome an und es würde erklären, wie dieser Clan es beherrschte, komplett aus dem Nichts aufzutauchen, sowie ohne Spuren wieder zu verschwinden. Jedoch, und das wunderte die Miko, war es Sesshōmaru gelungen, den anderen bis hierher zu verfolgen. „Wieso konnte ich euch dann aufspüren?", der Herr des Westens sprach ihren Zweifel kurz darauf auch schon aus. „Wir beherrschen es nicht, Einzelnes zurückzulassen, sie hat es perfektioniert, ihr Yōki nach ihrem Willen zu formen, deswegen kann sie sogar Energie aus Ningen extrahieren. Nur euer Gift, Herr des Westens, konnte sie nicht zurücklassen, deswegen dachten Miyomi und ich, Kazumi endgültig überwältigen zu können und unseren Clan damit die Begnadigung erkaufen zu können. Jedoch war sie- stärker, wie ein Tier, dass ums reine Überleben kämpft, sie hat ihre Bestie nicht mehr unter Kontrolle und ist daher noch gefährlicher als zuvor. Mio hatte gesagt, ich soll rennen- Sie war schon immer stärker als ich. Doch ich wollte nicht und dann-“ Die Fäuste des Dämons ballten sich und lockerten sich danach wieder, man merkte, dass dieser um seine Beherrschung kämpfte. Die Gefühle mussten ähnliche sein, wie die, denen Kagome ausgeliefert gewesen war, als Inuyasha starb. Das Mitleid in ihr sorgte dafür, dass die Miko, die an den massiven Rücken des Inu vorbei pickte, einen Schritt um diesen vorbei machen wollte, um den anderen Yōkai zu trösten. „Ihr werdet sie nicht töten", durchbrach der Daiyōkai die Stille, reine Kraft schien seiner Stimme Stärke und Befehlsgewalt zu verleihen. „Die Yōkai hat in meinem Reich gewütet und wird entsprechend bestraft werden.“ Mit Schwung drehte sich der Dämon zu Kagome, seine Schwerter klapperten sanft an seiner Seite, eine hochgezogene Braue musterte er den Menschen, der ihn fast schon ertappt ansah. „Wir gehen.“ Ihr Mund schnappte auf und zu, dann schlich sich Röte auf ihre Wangen. „Bitte, ich weiß nicht, wie lange ich noch-“, Sesshōmaru ließ sie nicht ausreden, packte sie nur und nahm sie auf die Arme, fast schon sanft. Keine Schulter mehr. Doch trotzdem war ihr nicht wohl dabei. Außerdem war ihr Geist unruhig und als die Dienerin der Kami tief in sich herein spürte, wusste sie auch, warum. Sie hatten jetzt erfahren, wer die Yōkai war und was diese trieb, aber der Gedanke, dass es dabei um solch ein unsinniges Unterfangen ging, schmerzte die Zeitreisende. Das sie Witwe war, nur wegen einer Person, die ihre Machtgier nicht in Schach hielt, die vielleicht nur wegen Naraku verrückt war und die Inuyasha lediglich als Kollateralschaden mit ein wenig Yōki zum nuckeln gesehen hatte, das schmerzte. Nicht besonderes, eher so nebenher, hatte sie das Licht ihres Geliebten ausgelöscht und das erste Mal in Kagome ihrem Leben verstand diese wirklich, was Hass bedeutete. Kami wie sehr sie dies alles endlich beenden würde, am liebsten mit ihren eigenen Händen. Die Priesterin nahm einen tiefen Atemzug und dann versprach sie sich, dass erst, wenn diese Mörderin das Licht dieser Welt verließ, würde sie ihr Leben in Ruhe fortsetzen können. Erst eine Stunde später, der Mond stand schon am Himmel, gönnte sich der Herr des Westens eine Pause. Er hatte Kagome weit länger getragen als er geplant hatte, ihr zartes Gewicht in den Armen war angenehm und instinktiv bemerkte er ihre Entschlossenheit. Als er sie dann schließlich absetzte, hatte sie kurz Probleme, ihr Gewicht selber zu übernehmen und knickte kurz ein. Seit sie das letzte Mal an den Felsen gesprochen hatte, war sie Stumm, nachdenklich, aber das war es nicht, was ihn störte. Die Schmerzen, die aus ihren Zyklus entstanden waren, hatten anscheinend wieder eingesetzt. Der Geruch von Blut war damit auch gestiegen und der Dämon hatte gewisse bedenken, sie so allein sich waschen gehen zu lassen. Dennoch zwang der Daiyōkai sich, nichts zu sagen und die Klinge von Bakusaiga zu reinigen, eigentlich ein unnötiges Unterfangen, da die Klinge sich von ganz alleine sauber zu halten schien, während Kagome im nächsten Gebüsch verschwunden war. Manchmal hatte er aus dem Augenwinkel schon gesehen, dass Blut augenblicklich von dem scharfen Metall verschwand, dennoch hielt er an, die Klinge zu säubern, bis die Miko zurückkehrte. Seine Gedanken versuchte er verstreut zu halten, was ihm nicht gelang, eine Fokussierung auf die Winddämonin, der sie hinterher jagten, gelang auch nicht. Zwar fand er den Fakt interessant, so viel über seinen Gegner herausgefunden zu haben und er musste zugeben, diesen Grundlegend unterschätzt zu haben, aber es war die Ningen, die seine Gedanken beherrschte. Weder wusste der Weißhaarige warum oder wie, aber sie hatte sich definitiv seinen Respekt verdient und ihre Anpassungsgabe machte sie zu einer angenehmen Reisebegleitung. Ohne ihre Gabe, Freunde zu finden, hätten sie wohl nie eine Spur von der Yōkai gefunden und auch das Streiten mit ihr bereitete ihm viel zu großes Vergnügen. Wann hatte er tatsächlich das letzte Mal das Gefühl gehabt, dass es jemand wagte, ihn herauszufordern in der Kunst der Konversation? Die Priesterin war ohne Frage gewachsen an dem Verlust, aber ob es ihr selbst auffiel? Er zweifelte daran. Ob sie überhaupt wahrnahm, dass ihr Potential an dem Hanyō verschwendet gewesen war? Wohl kaum. Ihre Persönlichkeit war einzigartig und der Gedanke daran, dass sein Bruder das nie verstanden hatte, ließ ihn mit dem Rätsel zurück, wie die Miko jemanden hatte lieben können, der sie niemals wirklich hatte verstehen können, geschweige denn verstehen wollte. Oft hatte Sesshōmaru Rast gemacht in der Nähe der Gruppe des Halbbluts, als sie Naraku suchten oder später, wenn er Rin besuchte. Die Interaktionen der beiden hatte er oft beobachtet, um mögliche Schwächen des Hanyō sich zu merken, geändert hatte sich des Gebärden des Halbblutes gegenüber der Onna dabei nie. Wie konnte ein solch intellektuelles Wesen sich solchen Zuständen unterwerfen? Erst jetzt, da er Kagome näher kannte, wurde dem Daiyōkai bewusst, dass er diese vollkommen falsch eingeschätzt hatte aufgrund dieses Verhaltens. Sie war menschlich, aber dennoch- Sie imponierte ansonsten allen seinen Wertvorstellungen, stellte er fest. „Der Haß, der gerechtfertigt ist, kommt nicht zum Erlöschen, ehe ihm nicht Recht wurde." Wilhelm Vogel Kapitel 26: Missgunst --------------------- Triggerwarnung Gewalt, Schmerz, Verlust/Tod Missgunst Die Sterne erzeugten kleine Funken in den blauen Augen der Miko, die seit dem Gespräch mit dem Windclan leer und leblos wirkten. Er kannte diese Frau schon so lange, kannte unglaublich viele Momente, in denen er ihre Gefühlsausbrüche als Schwäche gesehen hatte, doch langsam fragte sich der Daiyōkai, ob sich nicht ihre Stärke waren. Der Gedanke schien unsinnig, aber er zwang sich ihm auf, vielleicht weil die Reise zuvor spannender gewesen war, gerade durch ihre Lebhaftigkeit. Dennoch, die Situation war ungewohnt und auch wenn Sesshōmaru wusste, dass der Mensch ihn aufhielt, wollte er die temperamentvolle Kagome zurück, die Miko, die mit einem Pfeil auf ihn geschossen hatte, ohne zu zögern. Den Ningen, der ihm die Stirn bot und erst im Nachhinein merkte, wie lebensmüde sie sich verhielt. Langsam erhob er sich und ging an der Miko vorbei, nahm einen trockenes Stück Holz und warf es ins Feuer. Damit erhielt er die Aufmerksamkeit der Frau, auch wenn diese außerhalb des Feuers im leicht nassen Gras lag. „Wo gehst du hin?“, fragte sie, als der Daiyōkai schon ein Schritt in die Dunkelheit gegangen war. „Jagen.“ Kagome wusste nichts zu erwidern, also schloss sie den Mund einfach wieder, schon ihre erste Frage war ein reiner Automatismus gewesen, als sie ihn aus dem Augenwinkel beobachtet hatte. „Morgen brechen wir auf in das nächste Dorf, du benötigst mehr Proviant und einen wärmeren Kimono.“ Eine Augenbraue der Miko wanderte nach oben, jedoch wendete sie ihm den Blick noch immer nicht zu. Sesshōmaru stieß ein leichtes Schnauben aus und verschmolz nun vollständig mit der Dunkelheit. Die Zeitreisende streckte einen Arm zum Himmel hin und schloss die Finger so, als würde sie versuchen, nach den Sternen zu greifen, stieß dann allerdings die Luft aus bei dem Versuch eines verunglückten Lachens.Es musste albern aussehen wie sie hier lag und solch eine unsinnige Geste ausführte, also ließ sie den Arm erneut ins Gras neben sich fallen. „Ich vermisse dich", hauchte die Frau und ließ die Augen zufallen, verschloss sich das Zwinkern der Sterne, verschloss sich der Welt ohne ihre Liebsten. War stattdessen gefangen in ihrer kleinen perfekten Welt der Träume und erwachte erst als die ersten Sonnenstrahlen durch ihre Augenlieder strahlten. Ihr kompletter Rücken schmerzte, jedoch lag sie warm und stellte fest, dass eine Decke über ihrem Leib lag. Das Gefühl der Leere griff nach ihr und am liebsten wäre sie liegengeblieben, doch schon am Vortag hatte sich die Miko fallengelassen, sie wusste, dass sie nun erneut sich fangen musste und leben. Ein tiefer Atemzug, ein letztes Mal schmiegte sie sich an die kuschelige Decke, dann stand die Miko auf, auch wenn alles in ihr schrie, dass dieses Unterfangen sinnlos war. Sesshomaru bemerkte den erneuten Umschwung der Stimmung und mal wieder wunderte ihn, wie die Ningen von einer kampfbereiten Priesterin, zu einer depressiven schwachen Onna werden konnte, die sich nur nach mehreren Minuten rumliegen, zum Aufstehen überreden konnte. Es war merkwürdig für ihn und dennoch machte es sie nicht schwach, ein Umstand, den er noch immer nicht verstand, in ihrer Nähe konnte er nicht an dem Bild, das er sich von der Ningen gemacht hatte, festhalten. Denn diese machte weiter, egal wie schwer es ihr fiel, ehrlich gesagt verstand der Inuyōkai immer mehr, was sie damit gemeint hatte, dass sie nicht mehr hierhergehöre. Kagome hatte sich in der Neuzeit ein neues Leben aufgebaut, eines, in dem es ihr leichter fiel, zu leben. Hier jagten sie nicht nur die Mörderin ihres Mannes, nein, es reiste mit ihr ein ehemaliger Gegner ihrer Rasse und alles in dieser Zeit erinnerte die Witwe an ihren verstorbenen Mann. „Wir können", sein Blick wanderte zu der Schwarzhaarigen, um die sich seine Gedanken drehten, zwei Meter entfernt von ihm stand sie bepackt und mit einem Ausdruck von Schmerz im Gesicht. Der Geruch von ihrem Blut war zwar dank ihrer morgendlichen Hygiene etwas abgeklungen, aber nicht vollständig verschwunden, das beruhigte ihn gering. Der Umstand, dass ihr Ziel sehr nahe lag, ließ ihn die Reise wortlos fortsetzen. Auf was konzentrierte man sich, wenn man Schmerzen in den Füßen, im Unterleib und in den Rippen hatte? Kagome wusste es nicht genau, doch bevor etwas davon überhandnahm, erreichten sie auch schon eine Häuseransiedlung mit etwa fünf einfachen Hütten. Die beiden Reisenden standen etwas abseits, als der Daiyōkai ihr an einen Baum gelehnt zu verstehen gab, allein zu den Bewohnern zu gehen. Die Hände in den jeweils anderen Ärmel des Kimonos gesteckt wartete er ab. Zu gut kannte die junge Frau ein ähnliches Verhalten seines Bruders und stieg den kleinen Hügel in das Dorf hinab. Es war ein typisch japanisches Dorf in dieser Ära, gut einsehbar, um Feinde schon in der Ferne erkennen zu können und dennoch Reis anbauen zu können. Als Kagome an das so wichtige Gut dachte fiel ihr auf, dass sie nichts zum Eintauschen der benötigten Gegenstände hatte. Sie hielt kurz ein, zögerte, in Japan war Reis zumindest für das Steuersystem ausschlaggebend, dennoch waren es vor allem Tauschgüter, die das Interesse erbringen könnten, allerdings musste sich die Miko eingestehen, nichts dergleichen dabei zu haben. Gerade als sich die Zeitreisende umdrehte, um zu ihrem Begleiter unverrichteter Dinge zurück zu kehren, wurde sie gerufen. "Wartet!" Erst wusste die Angesprochene nicht mit der Bitte umzugehen, ja, wusste nicht einmal, wer da mit ihr sprach. Sie drehte sich um, ihre Zori wirbelten dabei etwas Staub auf. Es war hier etwas zu trocken, aber Kagome vermutete das Wasser sich in den Reis Terrassen, die an der eine Seite des Dorfes angesiedelt waren, sich sammelte. "Miko-dono!", ihre Augen weiteten sich kurz vor Überraschung. Es kamen tatsächlich zwei Kinder aus dem Dorf zu ihr gelaufen. In der ersten Sekunde konnte man sich vielleicht noch irren und diese für Ningen halten, doch waren die Unterschiede zu deutlich für ein längeres Missverstehen der Natura beider Jungen unmöglich. Etwas längere schwarz gefärbte Krallen, spitze, elfenartige Ohren, doch der vernehmlich größte unterschied bestand daran, dass beide Jungen einen schwarzen Fleck um ihr Auge hatten. Der Junge mit dem im japanischen Mittelalter üblichen Haarknoten am rechten Auge, sein Bruder mit strubbligen Haaren am linken Auge, dachte Kagome zuerst an ein Veilchen, rätselte aber kurz darauf um welche Yōkai Art es sich bei den Beiden handeln konnte. Ihr Yōki war nicht sonderlich ausgeprägt, wirkte fast sanft, auch wenn einer von ihnen etwas Spitzbübisches in seiner Aura hatte. "Miko bleibt!...Bitte!", der Kleinere von beiden stützte sich auf seine eigenen Knie und schnappte schon nach diesem kurzen Lauf vernehmlich nach Luft. Die Erwachsene blieb stehen wie gewünscht, legte lediglich den Kopf schief und wartete ab, bis das Kind bereit war, fortzusetzen. Dieser versuchte schnell zu sprechen, wirkte fast verzweifelt und war definitiv fern von aller Gelassenheit. "Oka-san- Sie ist-" "Bring mich zu ihr!", die Priesterin sah an dem Blick der Jungen, dass dies ein Notfall war und die wenig gesprochenen Worte reichten voll und ganz. Als den beiden Brüdern gleichermaßen die Kraft zu fehlen schien voraus zu eilen, steigerte das ihre Hilfsbereitschaft nur mehr und sie rannte in die Richtung, die der höchstens acht Jährige ihr wies. Schnell ließ sie das erste Haus hinter sich, vor einer Hütte sah sie den Rest des kleinen Dörfchens, wenn man es denn so nennen konnte, versammelt. Entsetzen und Angst stand in ihren Gesichtern geschrieben, als sie allerdings den Neuankömmling bemerkten, war da kurz der Ausdruck von Panik den die Priesterin erhaschte, um dann einer überraschenden Emotion Platz zu machen. Dankbarkeit. Sie alle wichen ausnahmslos ohne Rückfragen von der Tür zurück und ließen sich in eine leichte Verbeugung gleiten. Die Miko schlug die Tatami am Eingang zurück und ihr schlug der Geruch von Blut entgegen. Dass sie diesen als Mensch wahrnahm sagte etwas über den Zustand der Yōkai auf dem einfachen Futon aus. Die Schwarzhaarige, leicht pummelige Frau hatte rot verweinte Augen auf sie gerichtet beim Hereinkommen. Sekunden vergingen in denen die Zeitreisende einfach nur die Situation zu erfassen versuchte, zurückschieben wollte worauf sie ihren Blick gelenkt hatte, aber die ausgefransten Ränder der Wunde und das verkrustete Blut fingen ihre Aufmerksamkeit wieder ein. Erinnerten, quälten die junge Frau an ähnliche Wunden, nur tiefer, sehr viel tiefer, waren diese Verletzungen gegangen. „Ihr habt sie überlebt", stellte die Miko schließlich mit bebender Stimme fest. Etwas in ihr schrie, aufgrund der anscheinenden Ungerechtigkeit, dass eine einfache Bäuerin, sei sie nun Yōkai oder nicht, überlebte. Ganze Dörfer zuvor aber ausgelöscht worden waren. Ein unschöner bestialischer und grausamer Funken, der sich versuchte, auszubreiten und den Kagome angewidert über sich selbst direkt zum Verlöschen brachte, als die Frau als Antwort nur wimmerte. „Missgunst entspringt dem Bewusstsein der eigenen Unfähigkeit.“ Eberhard Schuy Kapitel 27: Rettung ------------------- TriggerwarnungGewalt, Schmerz, Verlust/Tod Rettung Vorsichtige, flüchtige Berührungen huschten über den Körper der verletzten Yōkai, langsam ging deren Atem. Erschöpfung zeichnete alle ihre Glieder und doch kämpfte ihr schwacher Leib weiter, versuchte zu überleben, das fremde Yōki herauszudrücken. Das sanfte Reiki der Miko unterstützte dabei. Bebende Wellen reines Schmerzen ließen die Patientin trotz der Übermüdung immer wieder erzittern, während die Priesterin ihre Arbeit fortsetzte. Nicht erkennbare und sichtbare Wunden gleichermaßen versorgte, unbedeutende, tröstende Worte flüsterte, wenn erneut eine Träne aus dem Augenwinkel der Frau quoll. Sesshōmaru beobachtete das Geschehen schweigend, betrachtete wie Kagome alles gab um das letzte Opfer von Kazumi am Leben zu erhalten. Die Pandayōkai war längst über die Schwelle getreten, als sie sie gefunden hatten und doch schien die Miko sie erreicht zu haben und am Leben erhalten zu können. Es war erstaunlich mit welch einer Beharrlichkeit und Sorgfalt der Mensch arbeitete. Der Daiyōkai hätte es dennoch nicht anders von ihr erwartet. Die Miko hatte diese fast übermenschliche Geduld schon damals bewiesen, wenn sie mit seinem Halbbruder liiert gewesen war und manchmal da war sie- Explosiv. Er erinnerte sich nur zu gut an ihren Streit nach dem Kampf mit den Hyänen, das Funkeln in ihren Augen bevor sie schoss oder wenn sie für das einstand, von dem die Onna überzeugt war. Die Fleischwunden verschlossen sich durch gut gesetzte Nähte nun sogar schon, wenn auch langsam. Kagome ihr Blick verweilte auf den wenigen Wundrändern die sie nicht hatte vernähen können. „Schlaft, ihr braucht eure vollständige Kraft zur Heilung, eure Kinder sind versorgt“, ihre Stimme war sanft, ein leichter Tadel drang dennoch daraus, schließlich hatte die Angesprochene versucht sich aufzurichten. Der Drang des Pandas zu seinem Nachwuchs zu gelangen war übermächtig. Wie weit die Verletzte war zu gehen hatten sie keine Stunde zuvor erfahren, als sie aus dem Krankenbett aus beruhigend auf ihre Brut eingeredet hatte, obwohl Kagome zu diesem Zeitpunkt das Gewebe des Brustkorbes mit größter Mühe vernäht hatte. Die geschickten Stiche und die spitze Nadel hatten es sicher nicht sehr viel angenehmer gemacht. Jedoch hatte die Frau darauf bestanden bei Bewusstsein zu bleiben, hatte die Möglichkeit einer künstlich erzeugten Ohnmacht zum Wohle der beiden Jungen abgelehnt, erklärte, dass sie dies als Lektion gleichermaßen, wie Abhärtung miterleben sollten. Sehen was passierte, wenn man einen Kampf verlor, den man leichtsinnig einging. Verstanden, dass Pandayōkai nicht zum Kämpfen gemacht waren, so sagte sie. Die Priesterin hielt es für Gewäsch. „Ihr seid gut", murmelte die Frau, als sie die Augen schloss und sich dem Schlaf hingab. Die Priesterin wollte gerade nichts lieber machen, als dem Beispiel der Yōkai zu folgen. Dennoch, ihr Blick wanderte nach oben und fixierte den Daiyōkai. Sein Blick undurchdringlich, die Haltung stolz und unnachgiebig, fing er ihre Gedanken ein. Er war der Zeitreisenden ein Rätsel und lag nicht unbedingt daran, dass sie ihn nicht verstand, weil er aus einer anderen Zeit kam, sondern viel mehr an seiner Natur, seinem Charakter. Nach all den Jahren in der Sengoku Ära und ihrem Job als Jugendbetreuerin war Kagome eine Menschenkennerin, aber vielleicht lag daran das Problem. Maß sie ihm zu menschlichen Grundsätzen an? Waren Dämonen tatsächlich vollkommen anders? Sie wusste es nicht, aber doch schien es vielmehr so als wäre er einfach nur anders als alle anderen. Ob das nun was Gutes war, konnte die Miko nicht bestimmen, wusste sie doch, dass er seinen Prinzipen treu blieb und zuverlässig war, gab es da auch noch seine andere gefährlichere Seite, jene die die Priesterin nicht einschätzen konnte. Als die Schwarzhaarige aufstand und zum Ausgang ging, spürte sie sein Yōki folgen. Kaum waren die beiden draußen an der frischen Luft angekommen, die nicht mehr nach Blut und Angst roch, sprach die Miko den Herren des Westens an. „Warum bist du doch ins Dorf gekommen?“ Eine Augenbraue wanderte nach oben und er musterte die Priesterin eingehend, als hätte sie ihren Verstand verloren. „Nein, damit lasse ich dich sicher nicht durchkommen!“, maulte die Miko. „Achte auf deinen Ton“, trotz der Anweisung hörte sich Sesshōmaru eher gelangweilt an. „Du frustrierst mich!“ „Du mich nicht minder.“ Nur das der Daiyōkai so nicht auf sie wirkte. Es war ernüchternd, wie gut er sich in Griff hatte. Die junge Frau brachte ein gequältes Lächeln zustande und setzte erneut an. „Die Frage war wohl missverständlich ausgedrückt. Warum bist du geblieben als du festgestellt hast, dass Kazumi nicht hier ist?“ „Du bist hier", die Antwort kam so prompt, dass sich die Miko an ihrem eigenen Speichel verschluckte. Das Husten kratzte in ihrem Hals und Kagome erinnerte sich an die ständige Unterversorgung von Flüssigkeit. Ihr Gegenüber musterte sie abwartend, als hätte sie eine Antwort auf diese unerwartete Eröffnung. „Wir sollten mit den restlichen Bewohnern sprechen und rausfinden, warum dieses Dorf nicht aussieht, wie-“ Kagome sah sich in dem idyllischen Dorf um, nicht in der Lage zum Ausdruck zu bringen, wie sonst die Schauplätze von Kazumis Wahnsinn aussahen. „Ich habe bereits mit dem Obersten kurz gesprochen.“ „Wann?“ Die Miko konnte ihr Erstaunen nicht unterdrücken und musterte ihn interessiert. „Kazumi ist hier gewesen, stark verletzt und ist dann geflüchtet als sie mein Yōki spürte“, setzte er dann die Zeitreisende doch ins Bild. „Das dürfte etwa zu dem Zeitpunkt gewesen sein, als wir bei dem Wind Clan waren, das war das letzte Mal, dass du genug Kraft benutzt hast, um sie aufzuscheuchen“, dachte Kagome laut nach. „Wir werden im Morgen aufbrechen und ihre Spur in Richtung Norden verfolgen, aber vorerst ruhe diese Nacht.“ „Hm, ich wünschte, ich könnte der Frau mehr helfen, aber den Rest muss sie allein schaffen“, sagte Kagome eher zu sich, wurde aber erneut von ihrem Gesprächspartner überrascht. „Sie wird dank dir leben“, doch er hatte sich schon abgewendet und die Priesterin schaffte es nicht mehr, seinen Blick einzufangen, um eine Emotion zu erhaschen, die sie gedacht hatte, zu hören. Respekt. Sesshōmaru hatte sich beabsichtigt abgewendet und wandte sich zu der Schlucht, in der die Reisterrassen angelegt worden waren. Es war nicht vergleichbar mit dem gefährlichen Gebirge, in dem er sich mit Kagome nur wenige Stunden zurück aufgehalten hatte, aber dennoch war es ein unwegsameres Gelände als im süd-westlichen Teil des Landes. Am Rande seiner Aufmerksamkeit bemerkte er, dass die Miko seinem Rat gefolgt war und sich in der Hütte, die ihr zur Verfügung gestellt worden war, niederlegte. Seine Schritte trugen ihn über die schmalen, nicht gefluteten Streifen der Felder und er versuchte, die gesammelten Informationen gedanklich zu sammeln und auszuwerten. Kazumi, der Name kam ihm Makaber und unpassend für sie vor, war so geschwächt, dass sie Nahrung in der ihr anscheinend bevorzugten Form aufnehmen würde. Viel Zeit oder gar Kraft konnte sie nicht übriggehabt haben, das legte Nahe, dass sie zum nächsten Dorf geflohen sein musste. Jedoch konnte es auch sein, dass sie sich, wie Naraku, zurückzog, um sich zu erholen. Auch die Information, dass die Yōkai anscheinend Anhänger hatte in ihrem Wahnsinn, beschäftige ihn, aber es schien eher ein sekundär wichtiges Detail, da er mit diesem bis jetzt keinerlei Kontaktpunkt gehabt hatte. Wenn seine Vermutung stimmte, waren Kagome und er der Dämonin dicht auf den Fersen. Bald würden sie diese einholen und vernichten können. Der Gedanke missfiel ihm nicht, erfüllte ihn aber auch nicht unbedingt mit der erwartenden Zufriedenheit. Sein Leben als Fürst des Westens konnte schnell langweilig werden und auch wenn der Daiyōkai für die Bevölkerung seiner Ländereien einen gewissen Schutz bevorzugte, brauchte er genug Verstreuung von den eintönigen Patrouillen. Diese fand er vor allem in der Jagt, in Gesellschaft von Rin oder auch seit ein paar Tagen in Gesprächen mit seiner aktuellen Reisebegleitung. Er schätzte ihre Art anfangs nicht, doch langsam sah er die Vorteile, die sich in ihrer Anwesenheit ergaben. Dumm war sie keinesfalls, zudem beherrschte Kagome die Kunst der Argumentation, wenn sie ihr aufkeimendes Temperament zu zügeln schaffte. Sollte er sie gehen lassen? Kazumi ihr Tod war nur noch eine Frage der Zeit und dann galt es wieder mit anderen Waffen zu kämpfen, mit spitzer Zunge und scharfer Intelligenz. Das war das Feld seiner Mutter, etwas, das er sehr wohl beherrschte, aber nicht zu seinen Stärken gehörte. Nicht etwa, weil er einfältig war, nein auch dies war eine seiner Pflichten, die ihn ermüdeten. Seine Mutter hatte daran allerdings schon immer Spaß gehabt. Aufgrund der Unruhen wäre es allerdings besser, es als Oberhaupt seines Clans und Herr der westlichen Ländereien selbst in Angriff zu nehmen. Über sein Gesicht huschte ein Lächeln, die geachtete und fast schon verehrte Shikon Miko würde dabei sein Trumpf sein. In sich spürte Kagome die Unruhe, die sie immer weiter überkam, nur zu gut kannte sie einen solchen Feind. Doch nur langsam krochen die Stunden und die Lichtstrahlen der aufgehenden Sonne vorüber. Wie lange der Mensch zwischen dem Hier und Dort verweilte, weder wach noch am Schlafen war, wusste sie nicht. Der erschöpfte Zustand der Priesterin ließ nur langsam nach, jedoch echten Schlaf schien sie nicht zu finden. Das Gedankenkarussell ließ ihr keinen Ausweg, ihr Leidensdruck war enorm angestiegen. Jahre hatte die Zeitreisende investiert, um all das zu vergessen, um den Schmerz auszudünnen, klar zu denken ohne Missgunst. Sie vermisste Inuyasha und doch schien sie es dieses Mal zu sein, die in einer fernen Zeit weiterzuleben schien. Natürlich musste das nicht der Fall sein, aber dieses Konstrukt verschaffte ihr etwas Ruhe, das schlechte Gewissen gegenüber dem Panda Weibchen war da schon etwas anderes, diese hässlichen Reaktion auf ihr Überleben hatte die Miko zwar in Keim ertränkt, jedoch wühlten sie die sonst so emphatische junge Frau auf. Als immer mehr Licht sich in die Hütte stahl, wusste sie, es war Zeit, aufzustehen und die Hoffnung darauf, heute die Mörderin ihres Ehemanns zu finden, ließ sie erzittern vor Spannung. Wäre es heute wirklich soweit? Konnten sie heute das endlich alles beenden? Ihre Hoffnung drängte fast alles zu Seite, nur der Gedanke, das mit Erfüllung dieses Ziels auch Kagome ihr Grund in der Sengoku zu verweilen ausgereizt war, ließ sie kurz innehalten. Könnte sie vielleicht doch hier bleiben bei Shippo, Sango und den Anderen? Wollte sie das? Hatte Sesshōmaru ihr nicht verboten, zurückzukehren? Es war so vieles unklar und auch verstand die Miko so viel noch nicht, was den Daiyōkai überhaupt zu seinem Handeln trieb. Es betraf nicht den Punkt, an dem er sie in das mittelalterliche Japan geschleppt hatte oder mit ihr auf Jagt ging, wobei er dazu auch schon verzweifelt hatte sein müssen. Nein, es war sein Vorgehen im Umgang mit ihr, dass sie zutiefst verwirrte. All dies schien nicht zu jenen Inuyōkai zu passen, der sie damals versucht hatte zu töten. „Aber spielt es denn eine Rolle, was in ihm vorgeht?“ Ihre Stimme durchschnitt ihre leicht melancholische Stimmig und der Mensch schaffe es, sich bis auf weiteres auf den kommenden Tag vorzubereiten. Keine zwei Stunden später war sie angezogen, genährt und hatte noch einmal nach der Pandayōkai und deren bezaubernden Zwillingen gesehen. Der Herr des Westens ließ sie neben sich laufen, während die beiden sich in Richtung Norden weiterbewegten, Kagome ihre eigenen Schmerzen vom Vortag waren Gott sei Dank abgeschwächt und so konnte die Miko sich auf den Weg vor sich fokussieren, einen Schritt nach dem anderen machen und den Gedanken, warum die Reise mit Sesshōmaru ihr nicht mehr viel zu schaffen machte, weit von sich schieben. Denn eigentlich wusste die Priesterin, dass sie seit einigen Jahren den Tod Inuyashas akzeptiert hatte und bereit war, eine neue Zukunft aufzubauen, auch wenn sie dieses Gefühl Sekunde, um Sekunde von sich schob. Denn dieses Verstehen würde beinhalten, viel mehr zu hinterfragen und sich mit dem aufkeimenden Gefühl von Sicherheit in der Nähe des Daiyōkai zu beschäftigen. Und dazu war die Miko in Bezug auf Sesshōmaru noch nicht bereit. „Des Lebens Erhabenheit zeigt sich erst im Kampfe und in der Rettung seines inneren Ichs.“ Wilhelm Vogel Kapitel 28: Neues ----------------- Neues Die Miko schlenderte durch die Gassen des großen Dorfes, dass sie erreicht hatten. Dieses war wundervoll gelegen, es gab viele Einwohner, die gut gelaunt waren und der Wohlstand war den meisten anzusehen. Vor allem aber gab es kein Gemetzel, welches die Menschen verstümmelt hätte. Momentan fand ein kleiner Markt statt, an dem die Priesterin gedachte, sich nach Informationen umzuhören. Im Großen und Ganzen hatte Sesshōmaru ihr allerdings nur die Aufgabe gegeben, ihre Vorräte aufzustocken und sich etwas zu erholen. Während der Reise vom Yōkaidorf hierher hatten sich die Spuren der Erschöpfung gezeigt und die Miko wusste, dass dies mitunter im Ernstfall tödlich enden konnte, wenn nicht gerade der Herr des Westens die eigene Reisebegleitung war. „Sie frisst die Herzen und lacht dabei“ „Das Blut war überall, ich werde das nie vergessen", der Mann flüsterte fast, dennoch nahm die vorbeilaufende Miko ihn war und lenkte ihre Aufmerksamkeit von Sesshōmaru zu der ängstlichen Person, die da sprach. Das kleine Grüppchen schien sie wohl zu bemerken, bis auf kurzes respektvolles Nicken und den Platz, den sie ihr im Kreis anboten, bekam sie jedoch keine Reaktion. „Diese Bestie konnte mit bloßen Krallen einen Brustkorb durchstoßen und-“ In einem Wimmern verlor sich seine Stimme, zu sehr schmerzte anscheinend die Erinnerung. Kagome fühlte mit ihm, fehlte ihr doch Sekundenlang der Atem, obwohl sie erst das Dorf gesehen hatte, von dem der Mann ganz offensichtlich sprach. Dennoch schaffte die Miko es nicht, sich aus ihrem eigenen Leid zu lösen und das andere Opfer zu trösten. Nein, es war zu gewaltig was in ihr vorging, zu viel, was ihre Gefühlskulisse fest im Griff hatte. „Verzeiht", flüsterte die Zeitreisende, die sich plötzlich vollkommen fehl am Platz fühlte und einfach nur noch wegwollte. Sie entwich aus dem Kreis und eilte los, um möglichst viel Abstand zwischen sich und das Gespräch zu bringen. Einige Minuten des stillen Laufens ohne Ziel und ohne einen Blick nach oben vergingen. „Ich scheint auf der Suche zu sein, Kagome-dono“, die angenehme Stimme lenkte ihren Blick sofort zu dem ihr flüchtig bekannten Gesicht. „Kizoku-sama, schön euch wiederzusehen“, der Gruß war eher ein Reflex. Die Miko versuchte die Skepsis zu unterdrücken, den Samurai hier anzutreffen, kam jedoch nicht ohnehin zu bemerken, dass er zuvor in eine andere Himmelsrichtung gereist war. „Dies kann ich nur so zurückgeben. Ich genieße immer wieder den Anblick solcher Schönheit und lausche gerne den zarten Worten eines solch gelehrten Wesens“ Sie kam nicht ohnehin zu bemerken, dass diese Worte bei jedem anderen schleimig gewirkt hätten, nicht so bei ihm. Weder wirkte er aalglatt wie viele Weiberhelden, noch so aufdringlich wie der Mönch Sangos zu Zeiten der Shikon Suche. Nein, er wirkte von Grund auf aufrichtig und schmeichelte der schwarzhaarigen Frau sehr. Dennoch- „Ihr wart bei unserer letzten Begegnung in eine andere Himmelsrichtung unterwegs. Wie kommt es, dass wir uns hier Wiedersehen, so nah am Norden?“, fragte sie, ihre Stimme spiegelte eher Neugier als Argwohn. Jedoch schrie etwas in ihr, dass diese Begegnung kein vollkommener Zufall war. „Ah, euer Interesse ist berechtigt. Ich verfolge meine eigenen, euren anscheinend ähnlichen, Ziele. Alles, um den Norden zu beschützen, manchmal ist es dafür nötig, seinen Weg zu ändern. Wie ihr euch sicher denken könnt.“ Die Miko kaute, eher unterbewusst, etwas auf ihrer Lippe, ihrem Gegenüber fiel es allerdings auf. „Ich wünschte ihr könntet meinen Worten einfach so glauben, doch verstehe ich natürlich, dass euer Misstrauen berechtigt ist. Lasst mich dennoch euch ein Gespräch anbieten, in dem ihr mich und meine Absichten ergründen könnt.“ Ihre Augen fixierten den Samurai einige Sekunden, dann schenkte sie ihm ein kurzes Lächeln zurück und die beiden suchten sich am Rand des Dorfes ein ruhiges Plätzchen. Doch schon schnell lenkte sich das Gespräch von dem Samurai zu ihr. Kizoku verstand es, interessante Fragen zu stellen, sowie zu Argumentieren und ihre Neugier zu stillen. „Als Shikon Miko habt ihr eigentlich genug geleistet. Ihr solltet nicht noch eine solche Jagd mit dem Herrn der westlichen Ländereien bestreiten müssen“, gab er zu bedenken, es war das erste Mal, dass er sie in ihrer Erzählung unterbrach. Sie hatte ihm von Inuyashas Tod erzählt und von ihrer Suche nach Kazumi. Erst wäre ihr nie im Leben eingefallen, ihn darüber zu erzählen, doch schnell hatte sich herausgestellt, dass er sie genauso suchte. Der Feind deines Feindes war ja laut Volksmund dein Freund. An dieser Hoffnung biss sich die Schwarzhaarige fest, während sie all das erzählte, was sie so dringend loswerden musste. „Die Dämonin zu jagen ist nicht meine Pflicht als Miko, sie ist meine Pflicht als Witwe.“ Kizoku seine Augen leuchten auf, in ihnen ein Ausdruck von tiefreichendem Respekt. „Ihr überrascht mich immer wieder und das in einem solch kurzen Gespräch. Das weiß ich sehr zu schätzen.“ Obwohl er bereits sein Beileid ausgesprochen hatte, wusste Kagome, dass in dieser Zeit die Sache ein wenig anders gehandhabt wurde. Offiziell war sie weiter Teil von Inuyashas Familie und damit war Sesshōmaru tatsächlich ihr Oberhaupt, wenn man es denn so nennen konnte, aber man konnte sich sehr wohl von dieser Verpflichtung befreien. Ihr Gegenüber schien eben diese Hoffnung zu verfolgen, wenn man sein sehr offenherziges Verhalten ihr gegenüber betrachtete. Die Priesterin war nicht dumm, Kizoku schien, ganz offensichtlich, wie viele in dieser Epoche, nicht zu verstehen, dass ihre Ehe mit Inuyasha viel mehr als nur Pflicht und eine Interessengesellschaft gewesen war. Das Konzept von Liebe war nicht allzu verbreitet in dieser Zeit und auch wenn dies anfangs für die junge Frau befremdlich gewesen war, hatte sie damals lang genug in der Sengoku Ära gelebt, um dies mittlerweile zu verstehen. „Euer Mann muss großartig gewesen sein, bei einer solchen Gefährtin. Man hat vieles gehört, aber das sind natürlich alles nur Gerüchte.“ Die Lider der Priesterin senkten sich wie von selbst, um die Außenwelt ihre Trauer nicht direkt entdecken zu lassen, hier im speziellen dem Samurai, der neben ihr im Gras saß. War sie das? Eine tolle Ehefrau? Sie war es zu kurz gewesen und dennoch war sich die Blauäugige fast sicher, dass ihre Fehler überwogen hatten. Das bittere Gefühl von Reue überbrückte Sekunden, in denen die Priesterin in sich hineinhorchte, nachfühlte und schließlich einen noch viel bitteren Gedanken nachging. Welcher sie schließlich zum Antworten bewegte, „Ich war nicht seine Gefährtin.“ „Es ist nicht selten, dass ein Hanyō den menschlichen Traditionen folgt. Ich sehe dennoch nicht, was an diesem Versprechen an einen Liebsten weniger wert sein soll“, gab Kizoku zu bedenken. „Ihr wisst, wer er war.“ Die Feststellung war unnötig, jedoch erfassten sie die junge Frau, ließen sie sich mit dem Samurai sich verbunden fühlen. „Ich kenne die Geschichten, von den tapferen Helden, die den Hanyō Naraku besiegt haben, dies habt ihr doch bereits festgestellt.“ „Aber, dass er ein Halbdämon war, dass wird so selten erwähnt“, gab die Miko zum Bedenken. „Es ist und bleibt so, dass in manchen Teilen dieses Landes, Halbblüter schlecht behandelt werden. Dafür muss es nicht einmal ein Bastard eines Dämons sein, Miko-dono. Im Norden wird dies aber zum Teil unterbunden, es ist ein barbarischer Versuch der Menschen und Yōkai gleichermaßen, sich über etwas zu stellen. Dabei sind diese Kinder aus wahrer Stärke entstanden, aus der Emotion ihrer Eltern“ Seine Finger strichen durch das Gras und spielten mit einzelnen Halmen, ohne sie abzureißen. Den Blick in die Ferne gerichtet, erkannte man noch deutlich die aristokratischen Züge, die gerade maskulinen Formen und die Miko kam nicht ohnehin am Rande die perfekte Haut zu bemerken, ohne jegliche Narben. Außergewöhnlich für einen Schwertkämpfer, aber es nahm ihre Aufmerksamkeit nicht allzu lange ein. „Ihr redet von Liebe“, diese Feststellung vereinnahmte ihre Gedanken viel mehr, überraschte die Frau so sehr, dass sie ihn gebannt ansah. Seine Züge wurden sanft und er wandte sich ihr zu, „Ich will euch nicht anlügen, ich bin ein Freund der Frauen. Vor allem von den temperamentvollen Individuen, dennoch liebe ich es am meisten an diesen, dass sie alle eine Art weichen Fleck im Herzen zu haben scheinen. Ihr scheint ein beindruckendes Exemplar zu sein, Kagome-sama. Eine Frau mit einem großen Herzen, Mut und einem unbändigen Willen. Es zieht mich magisch an und ich will euch ein Angebot machen, dass auch nicht so leicht erlöschen wird, egal, wann ihr euch doch dafür entscheiden solltet. Werdet meine Frau. Ich kann euch Sicherheit bieten, Zuneigung und sicher irgendwann auch Liebe. Das kann gar nicht anders sein, bei einer solchen Persönlichkeit wie ihr sie besitzt.“ „Wie könnt ihr- Ihr kennt mich doch erst so kurz!“ Die Röte, die ihre Wangen bedeckte, verzauberte den Mann nur mehr und er strich ihr ein verirrtes Blatt von der Schulter. „Wie ich bereits sagte, ihr fasziniert mich und ich muss kein großer Menschenkenner sein, um zu verstehen, dass ihr das seid, was ich zur Frau suche.“ „Ich-“, die Hitze, die in Kagome aufstieg, als sie den Schwertkämpfer vor sich betrachtete, war einnehmend. „Ihr seid einsam, oder? Ich kenne diesen Schmerz nur zu gut und weiß, wie lange man sich die Sicht auf alles Neue selbst verbietet. Deshalb lass ich es euch offen, ohne Bedingungen, ohne leere Versprechungen und vor allem ohne Drängen.“ Sein Lächeln war herzlich und so unglaublich warm, auch wenn die Zeitreisende wusste, dass ihr Gegenüber sehr attraktiv war, nahm sie ihn nun das erste Mal wirklich wahr. Ihr Innerstes zog sich vor Qual zusammen, nie hatte Kagome beabsichtigt, einem Mann Hoffnungen zu machen- Jedoch wurde ihr auch klar, dass sie sich unterbewusst tatsächlich, wie Kizoku sagte, vor der Möglichkeit sperrte. Wie wäre es, offen dafür zu sein? Offen für einen neuen Partner? Offen für Liebe? Sex war eine Sache. Zärtlichkeiten mit einem Menschen, Hanyō oder Yōkai, der nicht ihr Freund war, eine ganz andere. Wollte sie das? Die Priesterin verstand nicht, wie es dazu gekommen war, dass sie sich all das verwehrt hatte, obwohl alle Schritte in ihrer Therapie die junge Frau darauf ausgerichtet hatten, nicht in der Pein und Einsamkeit zu ertrinken, war genau das, nach und nach geschehen. Ihre Ausflüchte in die Clubs, nicht mehr als ein Vorwand, um sich selbst einzureden, dass sie an sich arbeitete. „Kizoku-“ Doch er ließ die Onna nicht ausreden, brachte sich bis auf wenige Zentimeter vor sie und fixierte sie mit einem intensiven Blick, strich ihr mit sachten Fingern über die erröteten Wangen. Seine dunklen Haare kitzelt sie im Gesicht, so nahe saß er bei ihr und doch, allein der Kontrast zu ihrer Haut kam ihr so unglaublich falsch vor. Weder badete sie in einem goldenen Blick, der sie mehr als einmal zum Erzittern gebracht hatte, noch war diese Zusammenkunft richtig. Während der kräftige Herzmuskel in ihrer Brust das Blut durch den schmalen Leib drückte, wich sie schon zurück. Die übernatürliche Wärme wich und auf den Boden der Tatsachen, blieb lediglich eine Miko zurück, die nicht verstand, was sie abhielt. Der Kuss, den sie sich hätte stehlen lassen können, wäre kein Weltuntergang gewesen, sondern viel mehr ein kurzer Genuss und eine Ablenkung von ihrer gefährlichen Reise. Dennoch wollte sie ihn nicht. „Verzeiht Kizoku-sama“, hauchte sie und wendete sich dem Mann mit niedergeschlagenen Lidern zu, den Blick nur durch diese halb geschlossenen Augendeckel erfassend, sah sie keinen Schmerz von Zurückweisung, wie erwartet. „Ihr seid bezaubernd Kagome-sama und eine sehr treue Seele, das sind Eigenschaften, die ich niemals zu kritisieren wagen würde.“ Dann wendete er sich wieder dem Himmel zu und schien in Gedanken vertieft. Als dieser die Farbe von warmen rot und lila annahm, verabschiedeten sich die beiden schnell zutiefst höflich, jedoch nicht, ohne dass der Samurai sie an sein Angebot erinnerte und die Zeitreisende zur Vorsicht auf ihrer gefährlichen Reise mahnte. „Neues Glück läßt das verlorene bluten…“ Elmar Kupke und Hans-Christoph Neuert Kapitel 29: Bruchstücke ----------------------- Bruchstücke Kagome passierte im Dämmerlicht die Grenze von dem Dorf zu der wilden Umgebung. Doch noch bevor sie außer Sichtweise der Menschensiedlung gelangen konnte, sah sie Sesshōmaru. Sein Ausdruck eine Maske aus Angespanntheit, wenn man ihn gut genug kannte, begann sie ihm entgegen zu joggen. „Was ist los?“ „Ich habe ihre Spur.“ Keine Sekunde später hatte er die Miko samt ihrem Rucksack, in denen neue Vorräte aus dem Panda Dorf verstaut waren, aufgeladen. Ihr Haare wehten ihm Zugwind und Kagome drückte sich fröstelnd, unterbewusst noch etwas tiefer in die Arme des Daiyōkai. Dieser beschleunigte seine Schritte nur und die beiden waren schnell in der vollkommenen Dunkelheit des Waldes verschwunden, in dem die Augen der Miko nur bedingt ihre Umgebung wahrnahmen. Fast lautlos folgte der Herr des Westens seiner Duftfährte, er roch sein Gift so deutlich, dass er wusste, dass die Spur nur einige Minuten alt sein konnte. Zudem nahm seine Nase, allerdings auch etwas anderes war, etwas das ihn absurderweise störte und seine Aufmerksamkeit auf etwas ganz anderes lenkte. Der Geruch nach Mann der Kagome anhaftete war sehr intensiv, zudem kam das er sie mit diesen Samurai weit entfernt gesehen hatte. Was hatte die junge Frau wohl mit ihm besprochen? Warum war der Mann ihr so nahegekommen? Er wusste nicht warum, die Fragen spuckten allerdings durch sein Hirn, beschäftigten ihn, hetzen ihn viel mehr, als die nahende Chance Kazumi zu töten. Diese Besessenheit verstand er nicht, was ging ihn überhaupt irgendwas davon an? Auch wenn er ihr gesagt hatte, dass er sich als ihr Alpha ansah, hatte er dies doch nur zugelassen, weil ihre Hilfe von Nöten war, nicht weil er sich tatsächlich für Sie interessierte. Oder? Innerhalb von wenigen Bruchstücken einer Minute, hatte er allerdings keine Zeit mehr sich mit dem Umstand zu beschäftigen. Kaum war er auf der Lichtung angelangt, ließ er die Miko herunter und schritt voran. An dem Fluss, der gut einsehbar war, kauerte eine weißhaarige Gestalt, als er vor dieser, in einen Abstand von einem Meter, stehen blieb, sprang diese auf und fuhr zu ihm herum. Seine Augen verengten sich, als seiner den ihren Blick traf. „Ihr habt mich also gefunden, Herr des Westens, Sesshōmaru- sama“, dabei klang ihre Stimme mehr als nur höhnisch. Die Miko war erstarrt, fixierte die Frau vor sich und wollte sich doch abwenden, schnappte hilflos nach Luft, spürte den Schock, so plötzlich vor der Mörderin ihres Mannes zu stehen, in jeder Zelle. „Shikon Miko, ich sehe ich erfreut euch an bester Gesundheit“, das Lächeln das sie ihr zuwarf, sorgte dafür das die Priesterin sich aus der Starre lösen konnte. „Genug", das tiefe Timbre von dem Inuyōkai ließ keinen Zweifel daran, dass er mehr als genug gehört hatte. „Ihr habt Recht Herr des Westens. Es wird Zeit“, wisperte die Weißhaarige, mit einem Ausdruck von Vorfreude im Gesicht. Es war eigentlich eine blitzschnelle Bewegung und doch hatte Kagame es kommen sehen, als die Yōkai sich ihr zuwandte, empfing sie bereits eine Pfeilspitze die auf ihre Brust gerichtet war. Zwar schnellte das Geschoss nur Millisekunden später von der Sehne, jedoch nahm Kazumi einen Ausfallschritt zur Seite und entkam diesem so. Doch was sie nicht entkam war das Eingreifen des Yōkai, der Bakusaiga über ihre Schulter, in einer fließenden Bewegung, zog. „Ich bin eurer Gegner“, zischte er. Ihre Augen funkelten kurz auf, das rot darin war ein deutliches Zeichen ihres zunehmenden Wahnsinns. „Dann zeigt mir, dass ihr auch ohne die Miko ein ebenbürtiger Gegner seid“, höhnte sie und zerstob in Tausend Teile. Sesshōmaru zog mit Hilfe seines Yōki sekundenschnell eine Art Käfig um die Partikel, die am Stärksten nach der Dämonin rochen. Kaum hatte sich dieser gebildet, prallten die Partikel mit voller Wucht gegen die Wände. „Du fliehst nicht noch einmal Weib, denn du hast den Fehler gemacht, ein Dorf das unter meinen persönlichen Schutz stand zu zerstören und dafür wirst du heute endlich bestraft.“ Ein frustrierter Schrei folgte als Antwort, als die Onna sich wieder manifestierte und in mit funkelten Augen bedachte. Kagome stand abseits, den Bogen noch immer erhoben, einen weiteren Pfeil zwischen den Fingerspitzen, jedoch nicht eingespannt, verharrte sie, wartete, beobachtete die Szenerie vor sich. Das Gift vom Fürsten des Westens hatte sich in ihren Organismus ausgebreitet, sodass feine Linien aus grün über ihren Hals und die Arme krochen, die Gliedmaßen zum Teil merkwürdig verkrampft, wirkte die Dämonin stark geschwächt. „Menschen sind Abschaum! Oder wollt ihr mir widersprechen?“ Kazumis Lächeln war das einer Irren, jedoch sah die Zeitreisende auch den Funken von Intelligenz darin der sie an Naraku erinnerte, als die Weißhaarige zu ihr sah. Sesshōmaru folgte den Blick seiner Gefangenen, sah in die blauen Augen des Menschen der ihn seit nur wenigen Tagen begleitete, bemerkte nicht zum ersten Mal das er ihr gegenüber nicht mehr eine solche Abneigung empfand, sondern Faszination- „Ihr seid Abgelenkt“, der Daiyōkai richtete sich seiner Gegnerin blitzschnell erneut zu, wusste jedoch schon in eben dieser Sekunde, dass er einen Fehler begangen hatte. Die Dämonin zu unterschätzen, aufgrund ihrer Verletzungen und der zunehmenden Zeichen des Wahnsinns, denn das bedeutet noch lange nicht, dass Kazumi sich nicht mehr zu helfen wusste. Mit einer Welle aus puren, zerstörerischen Yōki löste sie sein eigenes in seine Bestandteile auf, sie brach nicht hindurch wie erwartet, sondern sorgte dafür das die Partikel sich zerstreuten und die Dämonin nicht mehr in geballter Form, wie zuvor an Ort und Stelle hielten. Sie nutzte seine Überraschung und in der nächsten Sekunde war sie auf der überraschten Kagome. Sesshōmaru verstand zu spät das diese Mörderin keinerlei Stolz in Leib trug und dafür umso mehr Eigenschaften des verstorbenen Spinnenhanyō. Für die Miko unterdessen, war alles zu schnell geschehen, in einer Sekunde sah sie die Dämonin fies Grinsen, schon lag sie im Dreck, die Irre auf sich. Ein Schrei des Sieges brach schon über deren Lippen, als sie eine ihrer Pranken in Richtung des Brustkorbes der Miko stob. Die Schmerzen die das Eindringen der Klaue erzeugte, raubten ihr fast alle Sinne, ihr Reiki drückte sie in letzter Hoffnung den spitzen Krallen der Yōkai entgegen und das waren genau die Millisekunden die Sesshōmaru reichten, um die gleißende Pein ihres Schmerzes zu intensivieren, indem er die Weißhaarige packte und von ihr wegschleuderte. Das rausreißen der Hand war weit schmerzhafter, als das vorherige zerreißen des Gewebes, mit den scharfen Nägeln von Kazumi, zudem kam dazu das nun das Blut in einen großen Schwall ihren Brustkorb verließ. Dieser Vorgang lenkte schließlich, ohne Einschränkung, den Fokus des Daiyōkai auf die verletzte Kagome. Ein Wimmern glitt unvermeidlich über ihre Lippen und dann war er über ihr, ohne nach der Feindin zu schauen. Die blutende Miko jedoch sah, wie die Weißhaarige genauso stark blutende Dämonin im Wald verschwand, ihre spirituelle Magie hatte weit mehr erreicht, als sie nur zu retten. Beinahe hätte Kagame frustriert aufgeschrien, wieso folgte er Kazumi nicht? Ihre Finger waren auf die Wunde gepresst und das hervorquellende Blut, färbte den Stoff der Ärmel, des neuen azurblauen Kimonos. Sie war so blass und dennoch stand keine Angst in ihr Gesicht geschrieben, „S-“ „Sie flieht, ich weiß.“ Seine Hände legten sich auf die ihren, bewegten sie mit sanfter Bestimmtheit von der Wunde, um diese näher betrachten zu können. „Die Wunde ist nicht sehr tief, wir sollten sie dennoch versorgen.“ Zwar widersprach seine Patientin nicht, besonders glücklich sah Kagome, allerdings mit seiner Entscheidung sie zu versorgen, auch nicht aus. Fast vorwurfsvoll starrte diese ihn an, die Augen verschleiert von Zorn, nicht Schmerz wie es zu erwarten wäre. Offensichtlich war ihr der Tod Kazumis alles wert, er jedoch gedachte nicht erneut, wegen der verfluchten Dämonin seinen Stolz zu verlieren. Das allerdings, würde der Daiyōkai unweigerlich, sollte die Miko in seiner Begleitung sterben. Der Umstand in dem sich die beiden befanden, interessierte den Fürsten des Westen dabei gering und als er, trotz der Proteste der Frau unter ihm, den Kimono zur Seite schob, um die Wunde besser versorgen zu können, wurde ihn das erste Mal dieses angenehme Gefühl bewusst, das sich bildete, wenn er der Ningen, auf die ein oder andere Art nahe war. Ohne Zweifel musste er sich eingestehen, dass er verstand warum sein Halbbruder die Nähe zu der Frau gesucht hatte. Es war ein möglichst schlechter Moment sich dem bewusst zu werden und doch als, der Herr des Westens sich weiter zu der Wunde an ihrem Brustbein herandrückte, war es der vorherrschende Gedanke der ihn handeln ließ. Er wollte sie nicht nur retten, weil sie unter seinen Schutz stand, sondern auch, weil ihre Anwesenheit an seiner Seite erstrebenswert war. Ein Fakt der die Zeitreisende sicher überrascht hätte, wenn sie ihn den wüsste. Stattdessen erstarrte die Miko unter seinen Fingern, sowie Lippen. Als seine Zunge ihren Weg über das zerteilte Fleisch fand, entfuhr der Onna ein gepeinigtes Stöhnen und ihre Hände drückten gegen seine Brustplatte, wohl um ihn von sich zu schieben, jedoch zu schwach, um tatsächlich dafür zu sorgen das er hätte abrücken müssen. Sesshōmaru antwortete auf ihre Ablehnung mit einem Knurren und ließ dann erneut seine Zunge über die Ränder der Wunde gleiten. Er schmeckte nicht nur das Blut, er nahm auch wahr, wie die Temperatur der Frau unter ihm anstieg. Seine Finger verkrallten sich tiefer in ihren Kimono, als ihr Puls merklich anstieg. Der Geruch nach ihr, der ihn immer mehr umschmeichele, ihn einlullte und dafür sorgte das er an ihrem Brustbein tief die Luft einsog. Berauschend, dass ihr eigene Reiki glitt über sie beide, aufgebracht und doch nicht bedacht darauf ihn zu Schaden. Es hätte unangenehm sein sollen, doch tatsächlich machte es ihn kurz trunken, zu spüren und endlich zu verstehen, wie mächtig Kagome mittlerweile war. Sie war aus der Übung, vielleicht wollte die junge Frau auch niemanden schaden mit ihren Fähigkeiten, jedoch war sie wohl eine der größten Mikos die je über diese Ländereien gewandert waren, wenn nicht sogar die Stärkste. Etwas verlagerte der Inuyōkai sein Gewicht als er spürte, wie die Schwarzhaarige sich unbehaglich unter ihn bewegte und denn Körperkontakt versuchte auszuweichen. Dennoch gab er seine Stellung über ihr nicht auf, sondern begann seine Arbeit die Verletzung zu schließen, mit neuem Elan. Langsam verstand er immer mehr, die Bruchstücke seiner Empfindungen gegenüber der Miko unter sich, auch wenn Sesshōmaru dafür immer mehr an seiner Zurechnungsfähigkeit zweifelte. "Egal wie oft mein Herz zerbricht, in einem noch so kleinen Bruchstück wird die Liebe zu dir für ewig bleiben." Aurel Schmid Kapitel 30: Streit ------------------ Triggerwarnung Gewalt, Schmerz, Verlust/Tod Streit „Nicht-“, ihre Bitte ging in einen hilflosen Stöhnen unter, die Lippen auf ihre Halsschlagader gedrückt, arbeitete der Daiyōkai sich weiter herunter, um sich ihrer samteichen Haut weiter unten zu widmen. Die Aufmerksamkeit die er ihrem Leib schenkte, war schon lange zu viel für die junge Frau und die Laute welche sie ausstieß waren unkontrolliert, erotisiert. Ihre schwarzen Harre die über sein Gesicht kitzelten, bei seinem Schaffen, waren zart und sauber, rochen typisch leicht weiblich, wie er es von Kagome kannte. Bald würde sie nach ihn riechen und er würde sich tief in ihr versenken, der Gedanke ließ ihn seine Finger fester um ihre Hüfte schließen als beabsichtigt. Dennoch schien die Frau davon nicht in geringsten abgeschreckt, schien ihn eher ermutigen zu wollen, mit weiteren akustischen Anweisungen, die allerdings keine Worte mehr benötigten. Gerade wollte er den Kimono von ihrer Schulter schieben um die weiter zu entblößen, da sah er ihr tief in die Augen. Das sanfte Lächeln kannte er zu genüge, so oft hatte er es schon gesehen, auch wenn die Zeitreisende es nie ihm geschenkt hatte. „Du bist doch nicht etwa eingeschlafen?“ Auf einmal war Sesshōmaru wach, Kagome kniete vor ihm und musterte den Dämon aufmerksam. Als sie wahrnahm das er die Augen aufgeschlagen hatte, fiel sie auf den Po und die Luft in ihren Lungen stieß sie geräuschvoll aus. „Wenn du jemanden ansprichst, solltest du schon damit rechnen, dass er aufwacht.“ Die Angesprochene die noch zuvor den Mund ganz anscheinend zu einen protestieren Laut geöffnet hatte, schloss ihn wieder und zog die Braue hoch. „Ich dachte du schläfst nicht.“ Ihre Äußerung war absurd, egal wie mächtig er auch war, selbst der Hundeyōkai benötigte Schlaf, auch wenn die Abstände zwischen den Nächten größer, als bei der Ningen waren. Diesmal jedoch, hatte er nicht erwartet einzuschlafen, die Jagt nach Kazumi sorgte nicht wirklich dafür das Sesshōmaru regelmäßig Erholung bekam. Das wirkte sich jetzt anscheinend langsam, auf ihn aus. „Ich benötige genauso, wie jedes andere Lebewesen Schlaf.“ Die Miko musterte ihn genau, als wäre er ein Tier, das sie versuchte zu ergründen. Um aufzustehen verlagerte der Daiyōkai das Gewicht und überrascht wich die Frau erneut zurück. Das amüsierte Schnaufen konnte er nicht mehr unterdrücken und die Priesterin die beinahe erneut auf ihr Gesäß gefallen wäre, schien verwirrt. „Was ist so amüsant?“ Doch zur Antwort erhielt sie lediglich eine hochgezogene Braue. Nachdem der Daiyōkai sich aufgerichtet hatte, sah er zu ihr herab und musterte sie. Würde sie nun erneut diskutieren? Fast hoffte der Weißhaarige darauf und seine Lippen hoben sich fast zu einem Lächeln, als er sich abwendete und um sie zu provozieren davon ging. Innerlich zählte er die Sekunden, doch schon bevor sein innerer Countdown herunter gezählt war, rappelte sich die Miko auf und fing an zu sprechen. „Wir müssen dringend darüber reden!“ „Worüber?“ Er klang wie immer gelangweilt und die junge Frau versuchte aufzuholen, um ihn ins Gesicht sehen zu können, jede Regung in dem perfekt geschnittenen Gesicht zu sehen, jedes anspannen der magentafarbenen Streifen zu beobachten, um zu begreifen was in ihm vorging. In der Sekunde in der sie ihn erreicht hatte, stoppte Sesshōmaru und wandte sich ihr zu. Fast automatisch wollte Kagome einen Schritt zurücknehmen, was der Daiyōkai mit einem Schnauben quittierte. „Über-“, doch die Frau unterbrach sich selber, unfähig zu sagen oder selbst zu verstehen worüber sie mit ihm sprechen wollte. „Über, deine Angst?“ Die Stimme mehr ein unzufriedenes Knurren, jagte der Angesprochenen ein Schauer über den Rücken. „Deine Unfähigkeit wahrzunehmen, dass ich dein Leben retten will.“ Kagome stürzte die Lippen, „Darum habe ich dich nicht gebeten! Du hättest Kazumi verfolgen sollen!“ Der Vorwurf klar ausgesprochen, erschreckte er die Zeitreisende selber. Hätte der Herr das Westens sie tatsächlich zum Sterben zurücklassen sollen? Sie wusste es nicht, was in ihr gerade vorging, die Wut über die erneute Flucht der Wahnsinnigen reizte sie. „Und du, Kagome, hättest im Dorf dich nach Informationen umhören sollen“, der Daiyōkai hörte sich mit einem Mal nicht mehr gefühlskalt an und das schockierte die Frau mindesten genauso sehr, wie der Fakt das er wusste das, sie sich hatte ablenken lassen. „Ich habe mich umgehört“, wandte sie dennoch ein, auch die Überzeugung in ihrer Stimme fehlte. „Was hat dir der Samurai den zu ihr berichten können, was er bei euren letzten Zusammentreffen noch nicht wusste, Kagome?“ Diese Aussage war wohl das verworrenste Unerwartete, was die junge Frau, wohl je aus seinem Mund gehört hatte. „Woher weißt du, dass ich Kizoku-“, begann die Miko nur um sich selbst zu unterbrechen, „Ich muss vor den Angriff der Hyänen nach ihm gerochen haben.“ Dennoch das ihm eine solche Kleinigkeit im Gedächtnis geblieben war, es war verwunderlich, denn was interessierte es Sesshōmaru, dass sie einen Mann in ihrer Nähe gehabt hatte? Bei Inuyasha hätte Kagome es erwartet, war es doch ein Zeichen von Interesse an ihrer Person. Doch das hier war sein Bruder, der vor dieser ganzen Misere nie Interesse an ihr gezeigt hatte. Wann hatte sich das geändert? Vor allem in einem solchen Ausmaß? „Du hast die Frage nicht beantwortet“, erinnerte sie die Stimme des Daiyōkai und holte sie aus ihren Überlegungen. „Das war keine Frage, du weißt die Antwort genau! Ich weiß allerdings nicht einmal, warum wir diese Unterhaltung überhaupt führen! Was stimmt mit dir eigentlich nicht, das du so handelst, als würdest du dich für mich interessieren?“ „Du wolltest reden.“ „Jetzt nicht mehr!“ Er konnte nur mit Mühe das Augenrollen unterdrücken, die Frau vor ihm hatte gerötete Wangen und ihre Augen funkelten vor Zorn. Natürlich wusste Sesshōmaru, dass er diesen Zustand selber heraus provoziert hatte und dennoch fragte er sich, wie die Miko so schnell aus der Haut geraten konnte. Die Konfrontation mit seinem Ärger verstimmte sie sichtlich, was ihn aber an der Sache noch mehr störte, war ihre Haltung ihm und seinen Handeln gegenüber. „Sag mir Kagome, was stützt dich in der Annahme, dass ich nicht in deinem Sinne handel?“ Die Priesterin die gerade den Mund geöffnet hatte, stutzte und musste kurz überlegen. „Weil du mich hasst?“ Ihre Stimme war unsicher und eben in jenen Moment schien ihr selbst klar zu werden, wie idiotisch ihre alten Glaubenssätze waren. „Du solltest aufhören so engstirnig zu sein. Es steht dir nicht und zudem warst du, in deinem Denken bereits einmal weiter.“ Mit diesen Worten wollte er sich abwenden. „Ich habe keinen Grund meine Meinung zu deiner Person zu ändern! Es wäre Leichtsinnig dir zu vertrauen“, wandte die Miko ein. Ein Blick über seine Schulter werfend, musterte er sein Gegenüber und einige Sekunden vergingen. „So leitsinnig, wie eine Hanyō zu vertrauen der dich einmal versuchte umzubringen?“ Mit diesen Worten lief der Herr der westlichen Ländereien weiter und ließ eine erstarrte Kagome stehen. „Inuyasha hat damit nicht zu tun", nuschelte sie, laut genug das er es hörte. Eigentlich hätte Sesshōmaru darauf nichts erwidert, eigentlich hätte er dieses komplette Gespräch nicht geführt, die Frustration aber, dass die Miko ihn, trotz seiner Rettung nicht vertraute, obwohl er Kazumi für sie entkommen gelassen hatte oder auch der Fakt das sie einen für sie fremden Samurai mehr vertraute wie ihn, ließ ihn antworten. „Hat er sehr wohl. Du stellst meinen Halbbruder auf ein Podest und merkst gar nicht das du alles, um dich herum nicht mehr wahrnimmst. Das ist nicht nur gefährlich, sondern auch dumm. Ich habe mehr von dir erwartet.“ Beinahe wäre Kagome ihm hinterhergerannt, nur um ihm ins Gesicht zu sehen, wenn sie ihn widersprach, doch ihre Sturheit hielt sie zurück und auch ihn Verstand war sich vollends bewusst, dass ihr Streitpartner eigentlich recht hatte, während dieser sie mal wieder allein ließ. Stattdessen biss sich die Zeitreisende tief in die Lippe und nahm ihren Rucksack auf der noch am Boden lag, jetzt erst bemerkend das sie nicht mehr direkt an Platz des Kampfes befanden und dennoch in der Nähe eines Gewässers. Schnaufend ging sie zu eben diesem kühlen Nass, um sich darin von Dreck und Blut zu reinigen. Langsam wartete die Priesterin ins kühle Wasser, sollte der Dämonenfürst ihr doch gestohlen bleiben. Das Rascheln in den Bäumen bemerkte die Miko erst gar nicht, noch das leichte Yōki das sich einige Meter von ihr manifestierte, so sauer und abgelenkt war sie. Denn sie konnte es sich noch nicht eingestehen, wie zuvor bei Kizoku, dass sie sich von Inuyashas Tod hatte beeinflussen lassen. Noch war die Miko einfach nicht in der Lage, alles zu hinterfragen und sich von der Erinnerung an dem verstorbenen, geliebten Hanyō komplett zu lösen. Sesshōmaru unterdessen, war auf der Jagt, nicht etwa nach Kazumi, sondern nach irgendetwas, anderem. Seine Gefühle spielten verrückt und ließen ihn nie dagewesene Sachen denken und fühlen. Seit dem Traum nur einige Minuten zuvor, war dem Daiyōkai die Tragweite bewusst, die das Chaos mit Kagome in ihn einnahm. Nicht nur hatten sich gerade erst eingestanden die Onna gerne um sich gehaben, auch was sie noch nicht einmal annähernd bereit, sich wie ein normal denkender Erwachsener mit ihrem Handeln auseinander zu setzten. Ein Dämon in humanoider Form, stellte sich in seinen Lauf und in letzter Sekunde stieß sich der Herr des Westens ab, um eben hinter diesem wieder geräuschlos zu landen und noch in eben jener Sekunde Bakusaiga zu ziehen, während er sich schwungvoll zu seinem Gegner drehte. Seine Haare die er von dem Zopf gelöst hatte schwangen dabei frei und als das Kreischen von Metall auf Metall ertönte, beruhigte sich sein aufgeschrecktes Biest etwas. Er würde sich damit später beschäftigen, nämlich genau dann, wenn Kagome diese Zeit tatsächlich verlassen sollte, zuvor war es ausreichend sie bei sich zu haben. Das redete der Dämon sich zumindest ein. „Zwietracht und Streit sind das Werk anmaßender Begierden und Leidenschaften.“ Georg Forster Kapitel 31: Sehnsucht --------------------- Triggerwarnung Gewalt Sehnsucht Die Seife glitt über weiche Haut und ließ die Miko wohlig aufseufzen. Als recht reinlicher Mensch der Moderne, war es immer wieder eine Wohltat den Geruch und vor allem den Dreck einer Schlacht abzuwaschen. Vorsichtig arbeitete sie sich vor, bis zu der geheilten Stelle an welcher Kazumi ihre Krallen in ihren Brustkorb gestoßen hatte und musterte die Stelle dann. Es war sehr knapp gewesen. Dennoch erschreckte es die Priesterin nicht einmal annähernd so sehr, wie das Verhalten ihres Reisebegleiters. Um sie zu versorgen, hatte Sesshōmaru nicht nur seine Beute entwischen lassen, nein, er zeigte ihr auch genug Aufmerksamkeit, um sich an ihren Verhalten zu stören. Doch hattet damit Recht? Stellte Sie Inuyasha auf ein Podest? Übersah die die junge Frau etwa die Wahrheit hinter ihrer Trauer? Über ihren Verlust? Hatte sie womöglich sogar den Zeitpunkt verstreichen lassen Weiterzuleben? War ihr Leben eine Farce? Wenn dies der Fall war, hatte sie nicht nur sich selbst unrecht getan, sondern auch ihrem verstorbenen Mann und auch dem Daiyōkai an ihrer Seite, der ihr tatsächlich so etwas wie Sicherheit bot. Nur zu gut erinnerte die Priesterin sich an das wachsende Gefühl, dass sich in seinen Armen verstärkte und es vermochte die Scham von ihn getragen zu werden, zum Schwinden zu bringen. Ihre Finger blieben hängen und zischend holte die Miko Luft, ihr Blick wanderte zu einer Wunde an ihrer Schulter. Die Stelle an der sie Kazumi zu Boden gedrückt gehalten hatte. Dunkelrote, nässende Halbmonde zierten dort ihre Haut, bei weitem kleiner, als die Wunde an ihrem Brustbein und daher hatte sie der Inuyōkai wohl übersehen. Seufzend fuhr Kagome über eben jene makellose Haut, die sich über ihr Schlüsselbein spannte und versuchte die Phantomschmerzen hinfort zu schieben. War dies das letzte was ihr Mann gespürt hatte? Kagome entschloss sich das Wasser zu verlassen und dem Herr des Westens zum Aufbruch zu bewegen. Es wurde so oder so Zeit Kazumi ein Ende zu bereiten. Keine zwei Schritte hatte sie geschafft, da wurde sie gepackt. Klauen schnitten in ihre nackte Haut. Zwar durchspülte sofort Reiki ihre Adern und ließ den Angreifer zurücktaumeln, jedoch holte die Frau dennoch aus Reflex tief Luft und stieß einen markerschütternden Schrei aus. *** Das Tier unter seinen Krallen löste sich unter seinem Toxin auf und die Reste davon, welche auf den zuvor fruchtbaren Boden trafen, ließen seine Nase kribbeln. Auch wenn sich der Dämonenfürst etwas beruhigt hatte, war er noch immer mehr als nur unzufrieden. Kagome hatte Recht gehabt, sie mussten reden. Aber nicht über Inuyasha oder gar Kazumi, sondern über dieses immer weiter aufkeimende Gefühl von Beschützerinstinkt und die damit verbundenen Probleme. Weder hatte Sesshōmaru sich groß mäßigen können, noch schien sich der Umstand in dem er nun war, ignorieren zu lassen. Aber es war nun einmal ein wirklich schlechter Zeitpunkt, in dem sich die Miko und er, der Herr der westlichen Ländereien zurzeit befanden. Gerade streifte er ein Hauch von Blut an einem Blatt ab, da stieg eine noch größere Ruhelosigkeit in ihm auf. Sein Blick wanderte über den Waldboden, suchte die Hölzer und auch den Himmel ab. Als der Daiyōkai allerdings keinen Grund für seine Alarmbereitschaft erblicken konnte, konzentrierte er sich auf seine anderen noch stärker ausgeprägten Sinne. Fast zeitgleich mit Kagome ihrem weit entfernten Schrei, roch er auch schon ihr Blut. Keine Sekunde später war der Dämon in vollem Lauf, diesmal zurück zu dem Ort an dem er sie Priesterin zurückgelassen hatte. *** Natürlich war sie keine fünfzehn mehr und wahrscheinlich hätte sie selbst damals nicht so verzweifelt aufgeschrien, aber es war nun einmal so, wie es Sesshōmaru so treffend beschrieben hatte, sie war verweichlicht. Dennoch, der Schock war von kurzer Dauer und als der Yōkai versuchte ihr die Hand auf den Mund zu pressen, versenkte sie ihre weißen Zähne so tief darin, das Blut hervorschoss. Schon Millisekunden danach, hatte die Priesterin ihm mit einem Reiki verstärkten Schlag, erneut von sich gestoßen. Gerade wollte sie in die andere Richtung zum gegenüberliegenden Ufer flüchten, da wurde sie dieses Mal an der Hüfte gepackt. Der zweite Dämon war ein hässliches Geschöpf mit überstehenden Zähnen und einen wirren Blick. Ohne groß zu zögern, zog Kagome ihr Knie hoch und rammte es ihm mit voller Wucht an einem Ort, an welchem es besonders delikate Scherzen erzeugen dürfte. Ihre Befreiung brauchte nur Sekunden und sie war schnell am zuerst angesteuerten Ufer angelangt, an dem sie auch ihren Bogen zurückgelassen hatte. Gerade richtete der Yōkai mit der zerbissenen Hand seine Aufmerksamkeit auf sie, da spannte sie auch schon ihren Bogen und richtete die Pfeilspitze so aus, das sie ihm unweigerlich vernichten dürfte. Ein Fluch verließ seinen Mund dann war er bereits zerstört, die Priesterin schätzte allerdings die Erholungsphase ihres zweiten Angreifers, als viel zu lang ein. Seine Pranke schlug ihr den Bogen aus der Hand und ihr Herz geriet aus dem Gleichgewicht. Das Pochen von diesem überdeutlich in ihren Ohren, blickte sie in tiefrote Augen. „Dumme Miko. Du hattest lediglich Glück nicht so schwer verletzt zu sein, wie erwartet.“ Ihre Gedanken rasten, woher wussten ihre Gegner, dass sie verwundet gewesen war? Eine Yōkiwelle erfasste sie und der Dämon stand innerhalb von wenigen Millisekunden vor ihr. „Kazumi-sama will deinen Tod und denn werde ich dir gerne schenken", sein Lächeln entblößte weitere gelbe Zähne und Kagome versuchte zurückzuweichen. Ohne Erfolg. Seine Pranke schloss sich um ihren Hals, ohne dass sie dieser ausweichen hätte können. Die Hilflosigkeit war übermächtig jagte durch ihre Glieder, drängte sie dazu irgendwas zu machen, nur das sich gleichzeitig alle ihre Körperanhänge weigerten ihre Befehle durchzuführen. Sehr bald würde auch ihr Herzmuskel seinen Dienst quittieren, wenn das so weiter ging, schoss ihr der wirre Gedanke durch den Kopf. Die Belustigung in den Augen ihres Gegenübers war überdeutlich, ein letztes Mal versuchte die Shikon Miko auf ihr Reiki zurückzugreifen. Doch es schien durch ihre Finger zu rinnen, wie Wasser. Es fiel ihr immer schwerer sich zu konzentrieren und Kagome dachte, nein, wusste sogar, sie würde sterben. Gerade akzeptierte die Miko dies, spürte wie ihre Verzweiflung wich, während ihre Sehnsucht nach Sauerstoff immer größer wurde, da ballte der Wind auf, ließ ihren nackten Leib zittern. Sesshōmaru sein Yōki preschte über die Lichtung und keine Sekunde später, spürte sie den Druck nachlassen. Die Dunkelheit blieb, doch spürte die Priesterin wie sie sanft, fast schon zärtlich ins Gras gelegt wurde. Aus Sekunden, wurden Minuten in denen sie gierig nach Luft schnappte. Die Finger tief in seinem Kimono gekrallt. Tränen auf ihren Wangen. Als Panik zu Akzeptanz geworden war, hatte sie kurz loslassen können, doch dann war die Angst gekommen. Das Wissen, dass sie noch so viel zu erledigen hatte. Der Daiyōkai fasste ihre Hände, lockerte sie etwas und sie ließ ihn schließlich los. Nur um weiterhin die Wärme seiner langen schlanken Finger auf ihrer Haut zu spüren. Schließlich beruhigte sich ihre Atmung und die Schwarzhaarige war bereit ihn anzusehen. Kagome schlug sie die Augen auf. Seinen Blick konnte die Miko nicht deuten, er war nicht sauer oder gar emotionslos. Ein Hauch eines Gefühls sah sie in ihm und ohne darüber nachzudenken schloss die Miko den Abstand zu dem Herrn der westlichen Ländereinen, dem wohl stärksten Dämon der je existieren würde und legte ihre Lippen auf die seinen. Nie hätte der Dämon mit einer solchen Handlung gerechnet, dennoch lehnte er es nicht ab die Miko zu küssen. Ein Schauer lief über seinen Rücken, während er spürte wie ihr zarter Leib sich zitternd an den seinen drückte. Die komplette Situation schien die Frau Instinktiv handeln zu lassen und auch er ließ sich von seinem Inneren leiten. Die lebende Onna so nah bei sich zu haben, war wichtig, nein, essenziell in diesen Moment. Der Verlust des Menschen undenkbar und erschreckend, sodass er es gar nicht schaffte einen klaren Gedanken zu fassen. Auf dem Weg zurück, war ihm sein Fehler nur allzu bewusst geworden. Kagome zurückzulassen ohne Schutz, war in Anbetracht dessen das Sesshōmaru zuvor erfahren hatte, dass Kazumi nicht allein handelte unbedacht gewesen. Das es sich bei ihren Anhängern nicht um die schwächsten Dämonen handelte, hatte sich schnell in Kampf mit ihnen gezeigt, als ihm der Weg zu der Priesterin versperrt worden war. Sein Körper pochte immer noch, von der angestauten Aggression und dem Ärger, mit dem er schlussendlich seine Gegner zerstörte hatte. Die brachiale Gewalt mit der er dabei vorgegangen war, ähnelte nur noch in Ansatz seiner sonstigen Eleganz. Natürlich wusste er nur zu gut, dass die Schwarzhaarige sich zu wehren wusste. Doch war sie verletzt und abgelenkt gewesen, zu tief in der verzwickten Situation, die sich zwischen ihnen gebildet hatte, versunken. Der Daiyōkai ahnte, dass es auch ihr nicht vollkommen verborgen blieb, wie sie sich angenähert hatten. Spätestens aber, als ihr weichen Lippen auf seine trafen, hätte ein jeder erkannt, wie es in ihr stand. Dennoch, die süße dieses Kusses wurde von nichts in seinem Leben, je übertroffen. Auch wenn, dem Dämonenfürst zuvor schon bewusst geworden war, dass die Miko einen viel zu großen Teil in seinen Sehnsüchten eingenommen hatte, war dies so viel mehr, als nur ein flüchtiger Gedanke, welchen er sich verbieten konnte. Dies hier war pures Sein und der Herr des Westens wusste nicht, wie er sich gegen etwas stellen sollte, das er so sehr genoss, dass er die Priesterin an liebsten nie wieder loslassen hätte. In eben jenem Moment konnte oder wollte er, diesen Teil seines eigenen Seins, nicht verleugnen. Zudem fehlte ihn auch das erste Mal in seinem Leben die Macht dazu, sodass das Wort Ningen jegliche Bedeutung verlor und er sich dem Lippen der jungen Frau vollkommen bemächtigte. Hätte er doch bloß nie von dieser Frucht gekostet, doch nun war es zu spät. „Sehnsucht… bittersüßes Schwert der Ungewißheit.“ Damaris Wieser Kapitel 32: Routine ------------------- Triggerwarnung Depression Routine Kagome spürte alles um sich herum plötzlich viel zu deutlich. Vor allem aber, waren es Sesshōmaru seine Lippen die sie wahrnahm. Warm und weich schien er ihre Geste zu erwidern, weder sie zurückzustoßen, noch den Kuss zu vertiefen. Der Taumel der Gefühle war übermächtig, ließ sie fast wimmern, so überladen fühlte sich die Miko mit alldem. Dennoch wagten ihre eigenen Finger nicht ihn loszulassen, ihre Lippen die seinen freizugeben oder ihr Körper gar, von ihm abzurücken. Es vergingen Sekunden, in denen die beiden einfach in ihrer Bewegung verweilten. Eng aneinandergerückt, jeden Sinneseindruck tief in sich aufnehmend und es nicht schafften sich dem Gefühl der Ruhe zu verwehren. Ruhe, wie sie einen erst ergriff, wenn man nach einen langen anstrengenden Tag zuhause ankam. Ruhe, wie wenn man nach einer gewaltigen Schlacht siegreich alleine auf dem Feld stand, bevor die Raben sich des Leichenschmauses bemächtigen. Ruhe, wie man sie erst in den Armen eines Geliebten empfand, denn man vertraute. Der Gedanke, der Wink ihrer Emotionen, schockierte die junge Frau so sehr, dass sie sich aus ihrer Starre befreite. Den Kuss unterbrach und rückwärts auf ihr Gesäß zurückfiel. "Nein!" Der Aufschrei löste auch denn Herr des Westens aus seinem Tranceähnlichen Zustand. "Kagome-", doch die Priesterin hatte genug gehört, genug gespürt, um tief in sich zu wissen was er sagen wollte. "Nein! Das war lediglich ein Ausrutscher. Etwas was nie hätte passieren dürfen!" "Kagome!" Die Frau hatte sich abgewendet und hastete zu ihrem Bündel Klamotten. Der Zustand dieser war so desolat, dass sie in ihrem Rucksack nach den erst Besten fischte, dem blauen Kleid. "Bleib weg!" Sie machte eine abwehrende Geste, als sie sah, wie er sich ihr näherte. "Wir müssen reden", der Daiyōkai war sich vollauf bewusst das sie eigentlich keine Zeit für ein solches Gespräch hatten, dennoch war es nun wohl doch nötig. "Oh nein! Sicher nicht. Ich weiß genau was du hiermit versuchst zu bezwecken!" Die Hitze rötete ihre Wangen und in den Augen der Miko stand ein Ausdruck von Verzweiflung, sogar etwas Schuld. Verwirrt zog der Daiyōkai die Braue nach oben, in den Geschichten die Rin Jaken immer erzählt hatte, reagierten die weiblichen Ningen nie auf eine solche Art, auf einen Kuss. Zumindest nicht, wenn er ihnen gefallen hatte und da Kagome erst für das Aufeinandertreffen ihrer Lippen gesorgt hatte, konnte sie es doch nur gewollt haben, oder? "Du projizierst deinen Misserfolg von vor drei Jahren auf mich! Es geht hier lediglich, um deinen eigenen persönlichen Rachetrip an Kazumi!" Ein verwirrtes Knurren entrang sich seiner Kehle, was redete die Onna da bloß? Schnell warf sie das Kleid über und starrte ihn aus zornigen Augen an. "Deine Nahtoderfahrung scheint dir nicht gut getan zu haben, Miko." Das Wort war ihm schneller über die Lippen gerutscht, als gewollt. Noch eben in jener Sekunde registrierte er, wie sich die Ablehnung in ihren Augen intensivierte. "Denkst du mir fällt nicht auf, dass du versuchst abzulenken?! Du versuchst doch nur, mich an dich zu binden, weil du genau weißt das Kazumi mich versuchen wird zu töten!“ Die Vorwürfe prallten ab und tief in sich wusste Kagome, waren sie ungerechtfertigt. „Das ist kein Kampf den ich mit dir führen möchte.“ „Oh bitte- Wir machen nicht anderes, als zu Streiten, die ganze Zeit und dann das!“ Kurz sah die schwarzhaarige die Augen des Inuyōkai rot auf funkeln, aber es war keine Wut. „Du hättest das nicht zulassen sollen!“ „Warum?“ „Weil du- Du Inuyasha hasst! Du hasst Hanyō! Du hasst Ningen! Du hasst mich! “ Ein frustrierter Laut, halb Lachen, halb Knurren, entwich aus seinem Mund. Die Onna war anscheinend verrück geworden. Wie konnte es eigentlich passieren, dass nach all den einsamen Jahren, Er, Sesshōmaru sich ausgerechnet eine Irre aussuchte? „So gern ich dir auch zuhöre Kagome, Hysterie bringt uns nicht weiter. Wir gehen.“ Es war so absurd, dass der Daiyōkai einfach nur seine Routine zurückwollte. Unteranderem um in Ruhe sich überlegen zu können, wie er mit seinen neuen Erkenntnissen umgehen sollte, wollte und konnte. Doch zuvor galt es, die Windyōkai zu zerstören, es hatte Priorität über alles. Auch wenn er sich wünschte, dass Problem mit der Frau an seiner Seite zuerst lösen zu können. Vor allem jenes, das Kagome sich ihrer Position bewusst wurde. Das sie sich damit früher oder später auseinandersetzten musste, war nicht sein verschulden. Vor dem Kuss hätte es der stolze Hundedämon geschafft die Kontrolle zurückzugewinnen, dessen war er sich sicher. Doch allein die Erinnerung ihrer süßen Lippen auf seinen- Er konnte es nicht einfach aus sich auslöschen, dafür war er sich dessen schon zu bewusst. Dafür war es zu sehr Teil von ihm geworden. Wie lange ging dieser schleichende Prozess schon vor sich? War es wirklich erst ein paar Tage her, dass er sie durch den Brunnen getragen hatte? „Nein- Ich werde dir nicht mehr folgen“, ihre Stimme klang klar, voller ruhigem Zorn. „Mein Leben hier ist schon lange beendet und ich werde mich nicht mehr zwingen lassen hier zu bleiben. Nur damit du deinen Stolz wiederherstellen kannst.“ Kagome war nicht soweit, ihre Angst steuerte sie, ließ die junge Frau sprechen und spornte die verunsicherte Witwe dazu an, vor der Situation zu flüchten. Alles in ihr schrie ihr zu, sich dem nicht zu stellen, der Möglichkeit einen neuen schweren Schritt zur Genesung ihres Geistes auszuweichen. Busse durch Schmerz zu tun, wie sie es schon so lange wie eine düstere Routine vollzog, war einfach. Dieser Automatismus ließ sie leer und hoffnungslos zurück, vermochte es aber, das die Miko sich nicht mit ihren wahren Schmerz auseinandersetzten musste. „Es geht schon lange nicht mehr um meinen Stolz“, widersprach der Yōkai und ballte die rechte zur Faust. Seine Wut war für die Miko fast greifbar, durch die Wellen von Yōki die Drohten sie von den Füßen zu reißen. „Dir ging es immer nur darum, Sesshōmaru.“ „Rede nicht von Dingen die du nicht verstehst“, seine Stimme ein dunkles Drohen, doch die Priesterin verdränge dieses Wissen. Wusste tief in sich, dass sie ihn damit reizte und provozierte ihn zusätzlich. „Das schon wieder? Dann sag mir großer Herr des Westens, um was geht es dir?“ Das Knirschen der Zähne überdeutlich in der entstandenen Stille, ließ die junge Frau frösteln, die Erwartung der Eskalation sorgte für die Anspannung jedes ihrer Glieder. „Ich schulde dir keine Rechenschaft, genauso wenig wie du mir welche schuldest.“ Sesshōmaru das wusste sie tief in sich, war ein stolzes Wesen und alles in dem großen Inuyōkai musste sicher danach schreien Kazumi nun endlich zu töten. Der Streit mit ihr und was auch immer sein merkwürdiges Verhalten auslöste, hielt ihm davon ab. Es war Manipulation, ein leichtes Stupsen in die von ihr gewünschte Richtung, die Zeitreisende wollte das er ging. Sie mit all dem alleine ließ und sie in ihre altbekannte sichere Routine in der Neuzeit zurückkehren konnte. „Dann ist Diskussion sinnlos.“ Die Anmerkung der Miko, zerstörte fast seine restliche Geduld. Sesshōmaru wusste, dass sie versuchte die Unterhaltung zu lenken und nichts in ihm wollte sich auf dies einlassen. So schwach war der Herr der Hunde nicht, dass er sich Worte in den Mund legen ließ und dass die Miko eben jenes versuchte, war ungewohnt und abstoßend. Das der Dämon sie kennen würde war sicher eine Übertreibung. Doch wusste er, dass der Mensch vor ihn, eigentlich kein solches Verhalten an den Tag legte. Ihre Verzweiflung schien groß genug, um sie brechen zu lassen mit ihrem sonstigen Charakter. Also gab er dennoch nach und wandte sich erneut von ihr ab, folgte der kälter werdenden Spur von Kazumi. Auch wenn sein Biest in ihn die Priesterin an liebsten zurechtgewiesen hätte, zum unterwerfen gezwungen hätte, ging er weiter. Seine Schritte wurden immer schneller, er hörte hinter sich erst ein Seufzer der schnell in ein Weinen überging und wusste das die Priesterin doch mehr gebrochen schien, als zuerst gedacht. Zwischen dem Mädchen das er kannte und der Frau die er nun kennengelernt hatte, lagen Welten von Schmerz und Ernüchterung. Auch wenn er sich Fragte wie ein Wessen sogleich so verletzlich und stark sein konnte und der Dämon nicht in Ansatz verstand, wie eine einfache Ningen, unter all den Leidensdruck der anscheinend noch auf ihr lag nicht zerbrach. Sondern es schaffte, ein oftmals normal scheinendes Leben aufzubauen, musste er sich eingestehen das er sie anziehender, als jede Onna vor ihr empfand. Mehr noch, sie für ihre Art von Stärke bewunderte. Dieser Gedanke begleitete ihn bei jedem Schritt, bei jedem Atemzug den er tat, während er der Spur von Kazumi, allein folgte. Kagome für ihren Teil stand noch lange dort, wie erwartet allein gelassen, staunte sie über das Geschehene. Sesshōmaru hatte nachgegeben, ihr den dringend benötigten Raum gelassen, der Miko einen kleines Stück Freiheit zurückgegeben. Dennoch schnell schwang ihre Dankbarkeit um und ihr Körper wurde schnell von den Wellen der Einsamkeit ergriffen. Dies trieb die Frau nicht nur in die Knie, nein es sorgte auch dafür, dass die Tränen hervorquollen. Auch wenn sie nicht begreifen wollte, was dahinter wirklich steckte und auch wenn die darum gebeten hatte, fühlte die Schwarzhaarige sich nun zerrissener denn je. Hatte sie der Daiyōkai wirklich die ganze Zeit nur ausgenutzt? Nein, diese Frage wahnwitzig und unsinnig, verstand Kagome gleich nach dem sie diese in Kopf formuliert hatte. Ihr ganzes Verhalten ihm gegenüber war ungerechtfertigt gewesen, am Ende waren sie eine Zielgesellschaft gewesen, hatten dasselbe verfolgt. Auch wenn er die Zeitreisende nie danach gefragt hatte, ob sie diese Jagt führen wollte. Der Gedanke nun zu gehen, ließ ihr keine Ruhe. Der Plan einfach zurückzukehren war immer wieder in ihr aufgeblüht, doch nun schien er ihr unangebracht. Nicht nur schuldete die Witwe ihrem eigenem Mann das die Dämonin endlich starb. Sondern auch sie verdiente, dass all dieses Leid der letzten Tage, nicht umsonst gewesen war. Das Mittelalter war grausam das hatte Kagome mit ihrem Erlebnis endlich begriffen. Es war nicht nur das ein oder andere Individuum, was sie in den Dörfern sah. Was alle Ningen und Yōkai gleichermaßen machten, erschien ihr oft abartig. Dennoch wusste sie auch, dass es hier eine sehr viel ehrlichere Ebene war, auf der aber solche Menschenrechtsverletzungen funktionierten. Es gab kein großes verstellen, es war eine rohe Form der Gewalt die hier herrschte. Nicht das es sie entlastete oder sie damit besser leben konnte, es zwang sie aber dazu ihr eigenes Neuzeit handeln zu überdenken. Aus ihrer Routine auszubrechen und was ihr im Gespräch mit dem Her des Westens noch, als eine gute Lösung vorgekommen war, erkannte die Miko schon Minuten danach als einen Teufelskreis, der ihr keine Luft mehr zu einem echten Leben ließ. Doch was war eben Jenes, ohne die Person die sie so sehr geliebt hatte, sodass sie alle Fehler vergessen hatte, nur um mit ihm glücklich sein zu können? Wie hatte sie nach seinem Tod, alle negativen Punkte ihre Beziehung vergessen können? Niemand war ohne Fehler und jetzt da Kagome aus jeglicher ihrer Schutzmechanismen gerissen worden war, gestand sie sich eben genau dies ein. Dennoch was blieb ihr nun? Zurückkehren fühlte sich falsch an, Sesshōmaru folgen konnte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht, sein Wesen, sein Verhalten, seine Existenz an sich, löste zu viel in ihr aus. Die junge Frau war bereit für den ersten Schritt, sich über ihre Vergangenheit Gedanken zu machen. Doch sich mit dem Daiyōkai auseinander zu setzten und was nur wenige Minuten zuvor auf dieser Lichtung passiert war, sprengte ihre Kapazitäten bei weitem. Kagome nahm einen tiefen Atemzug und entschied sich. Ihre Schritte flogen förmlich nach Norden, zu dem Ort aus dem Kazumi verbannt worden war. Zu eben jenem fleckchen Land, an dem sie Wissen, über die Schwachstellen der wahnsinnigen Dämonin, erwartete zu finden. „Routine, und sei sie noch so beweglich, ist auch ein Zeichen von Gerhard Uhlenbruck Kapitel 33: Ende ---------------- Triggerwarnung Depression, Tod, Gewalt Ende Der Geruch der Windyōkai wurde immer Stärker ein deutliches Zeichen für Sesshōmaru das sie entweder eine Falle versuchte zu stellen oder zu schwach war, um ihre Kräfte weiter zu benutzen. Überraschend hatten ihn weitere Gefährten der Dämonin die letzten Tage abgehalten ihr unversehens zu folgen. An zwei Dörfern hatte er aufgerissenen Brustkörbe entdeckt, ein Anblick der ihn schon seit Jahren nicht mehr vermochte zu schockieren. Ein Krieger wie er es war, ließ sich nicht so schnell aus dem Gleichgewicht bringen. Ein weiter Grund weshalb der Inuyōkai sich auch jeglichen Gedanken an die junge Frau verbot, die er nur wenige Tage zuvor zurückgelassen hatte. Sein Fokus war mit steigendem Abstand etwas zurückgekehrt und die Jagt löste den Rest. Als die Duftspur ihm verriet das er erneut einen Ort ansteuerte an dem die Dämonin viel Zeit verbracht hatte oder sich sogar noch dort befand, steuerte er von den Baumkronen aus, einen Weg nach unten an. Nach wenigen Schritten, auf wackeligen Ästen, war er angekommen und der Geruch von Tod und Gift verstärkte sich. Eine leicht feminine Note hing in der Luft, die er zuvor noch nie aufgeschnappt hatte, mit leisem Gang erreichte Sesshōmaru, nicht zum ersten Mal in dieser Woche, eine weitere Lichtung. Blut verklebte Pflanzen, das im Mondlicht so dunkel war das es schwarz wie Tinte wirkte. Schnell erfassten seine Augen die Konturen ihrer Figur und dennoch zog er nicht sein Schwert. Das Gefühl von Wut durchflutete ihn, ließ ihn mit den Fängen knirschen und hätte ihn fast zu einen frustrierten Laut genötigt, der so jedoch nur in seiner Kehle festhing. Kazumi die wahnsinnige Winddämonin, war Tod und die Spuren auf der Lichtung zeigten das der Kampf dennoch gewaltig gewesen sein musste. Abgebrochene Zweige, Erdkrater, als wäre starkes Yōki aufeinandergeprallt und mit einem Mal mitten in diesen durcheinander, verlor Sesshōmaru sein Ziel. Sein Trieb weiter zu machen, seine Ablenkung von dem was zwischen ihn und der Miko bestand. Mit einem Schlag war alles wieder da und noch so viel stärker, als er es bereits begriffen hatte. Ein solch mächtiges Gefühl, dass ihn durchdrang, das er darin keine Schwäche sehen konnte, in ihr nicht einfach nur mehr eine Ningen, ohne jegliche Bedeutung für ihn. In der Stille dieser Nacht, blieb ihn nichts von seinen alten Glaubenssätzen, mit denen er eigentlich schon lange vor seiner Reise mit Kagome gebrochen hatte. Welche, wenn ehrlich zu sich war, nur aus Schutz vor dem Gefühl von Verrat seines Vaters aufgestellt hatte. Nur die Frage, was er mit diesen Zustand machen sollte, konnte er sich noch nicht beantworten. *** Der Norden war kalt. Das hatte die junge Frau schon zuvor gemerkt, als sie ins kühle Wasser gestiegen war, kurz bevor die Gefolgsleute von Kazumi angegriffen hatten. Dennoch wurde es mit jeden Schritt gefühlt noch unerträglicher. Allerdings kam sie gut vorwärts, nur ihre Wunde an der Schulter schmerzte mit jeden Tag schlimmer und langsam befürchtete Kagome den Grund zu kennen. Sie war vergiftet und wenn die Wunde weiter unbehandelt blieb, wusste sie nicht, welchen bleiben Schaden sie davontragen würde. Solche Gedanken verbot sie selbst sich jedoch und drängte mit jedem Stich in ihrem verletzten Fleisch nur weiter vorwärts, zwang sich weiter. Der Fürst des Nordens würde ihr sicher helfen können, auch wenn sie noch nicht genau wusste, was ihn dazu veranlassen sollte. Früh am Morgen dieses Tages kam die Miko in ein kleines Dorf. Die Luft schmeckte nach Schnee, auch wenn es noch viel zu früh im Jahr dafür war und die Kälte in ihren Fingern, sowie Zehen war fast unerträglich. Die Bevölkerung war ganz offensichtlich gemischt, etwas was Kagome von Weitem in den anderen Dörfern hier in Norden schon beobachtet hatte. Den Kontakt zu Anderen hatte die Priesterin allerdings, auf ein Äußerstes beschränkt und sich bisher nur wenigen genähert. Hier in dieser Siedlung würde sie jedoch damit brechen. Erstens, war sie sehr erschöpft, zweitens, war es unmenschlich kalt. Bei diesen Temperaturen nachts draußen zu schlafen oder gar durchzulaufen, wäre einen Todesurteil gleichkommend. Es kam ihr vor, als wäre die Temperatur wie eine Bestie die über sie herfiel und seine Klauen in sie schlug, während seine Zähne sich tief in ihr Fleisch gruben. So beißend war die Kälte, lähmte sie fast. Ihre letzten Schritte waren steif, als sie in eine Art Schenke wankte, deutlich durch ein reges Kommen und Gehen und der Größe des Gebäudes. Auch hier war es kalt, doch das Gelächter und die Belebtheit dieses Ortes zeigte, das dies denn Menschen wohl ins Blut übergegangen war. Tatsächlich hatte sich die Miko noch nicht ganz orientiert und umgesehen, da wurde ein Arm um sie geschlungen. „Kagome-sama, was eine Freude!“ Ihr Blick wanderte zu ihm. Sehnsucht, noch immer, trotz der Ablehnung. Sein Atem beinhaltete einen Hauch von Sake, seine Augen hielten ein Funkeln. „Sagt mir nicht, dass es ein Zufall ist mich zu sehen, wenn es so unwahrscheinlich ist.“ Kizoku Lachte, ein Laut der eine normale Frau von Innen gewärmt hätte und ihn noch attraktiver wie sonst machte. „Nein, das würde ich nicht wagen, werte Shikon-Miko.“ „Was macht ihr hier?“, verlangte die junge Frau zu wissen, es war alles viel zu suspekt, um ein Zufall zu sein und der Mann schien es nicht einmal leugnen zu wollen. „Ich Feier den Sieg des Nordens!“ Seine Worte waren ein Ausruf, der von Heben von vielen Sakeschälchen bestätigt wurde. „Auf unseren Herren!“, rief ein Yōkai der den Arm, um eine der Frauen geschlungen hatte. Ein flaues Gefühl kündigte sich in ihrem Magen an. „Herr? Sieg?“ Ihre Stimme war fast ein flüstern, die Priesterin wollte endlich Verstehen was hier vorging. „Verzeiht mir Kagome. Ich war nicht ganz ehrlich zu euch.“ Seine Finger umschlossen ihre Kalten, wohl auch um sie davon abzuhalten sich ihn zu entziehen. „Dann erklärt euch“, forderte ihn die Miko leicht verärgert, über den wohligen Schauer, der durch seine Wärme entstand, auf. „Ich bin, wie ihr, hinter Kazumi hergereist. Als sie sich wagte die Grenzen des Nordens anzusteuern, durfte ich mich endlich wieder ihrer annehmen. Es war ein Fehler, dass nicht schon eher zu tun.“ Auch wenn, die Ahnung sich in ihren Hinterkopf schon ankündigte, wollte die Priesterin es noch nicht glauben. „Ich glaube ich verstehe noch nicht ganz“, flüsterte sie, überwältigt von ihren eigen Gedankenkonstrukt. „Ich glaub ihr versteht sehr wohl. Ich, als Herr des Nordens stehe für immer in eurer Schuld. Hab ihr doch Kazumi abgehalten davon, noch mehr Schaden anzurichten, als sie schon hat.“ Kagome entriss ihn die Hände und schlang sie um sich. „Wie könnt ihr! Ich- Was alles passiert ist! Ich habe gar nichts aufgehalten“, spie sie förmlich aus, fühlte den Schmerz in sich, die Schuld. Gerne hätte sie dies losgelassen oder auf ihn geschoben, doch wenn sie ehrlich war, traf ihn keine wahre Zuständigkeit für das falsche Handeln von der Schreckensyōkai. Die Taubheit nahm zu, mit jeder Sekunde, während sich immer mehr Tränen hervorschossen, ihren Blick verschleierten. Kizoku schließlich aus ihrer Sicht verschwinden ließen, dennoch war sie nicht ohnmächtig, auch wenn sie spürte wie jegliche Spannung aus ihrem Körper wich und sie in seinen Armen landete. Nein, ihr Körper ließ sie nicht Ruhen. Jede Sekunde, jede quälende Minute, spürte die Miko, dass der schwarzhaarige Daiyōkai um ihr Leben kämpfte. Noch Stunden danach, lag sie mit offenen Wunden da, die Wunde am Leib der Miko zu finden war nicht leicht, nur die schwachen Halbmonde auf ihrer Haut zeugten von der Verletzung. Sich bewusst werdend das es vorbei war, Kazumi war Tod, ganz offensichtlich getötet von ihren ehemaligen Herren. Sesshōmaru war weg und sie würde leben, ohne der Dämonin ein letztes Mal ihren Schmerz entgegen geschleudert zu haben. Plötzlich kam ihr alles so sinnlos vor, so trivial und erstaunlich naiv. Sie hätte nie wieder in die Vergangenheit reisen sollen, nie wieder ihre Mikokräfte benutzen oder mit ihren Freunden reden sollen. Was sie allerdings am schlimmsten traf, war dieses unbestimmbar Gefühl, das sie bei dem Gedanken an dem Inudaiyōkai befiel. Die Miko konnte es nicht abschalten, nicht vergessen und doch wusste die Frau, dass es galt diesen Umstand zu vergessen, das Geschehene tief in sich einzuschließen bis ihr Herz bereit für weitere Pein war. Aber noch war dem nicht so, nicht in geringsten, konnte die Miko sich auch nur annähernd mit Zuneigungen beschäftigen. Mal ganz abgesehen davon, dass er es wohl auch nicht verstehen würde. Was auch immer da passiert war, es war sicher auch für Sesshōmaru besser zu Schweigen darüber, dass es passiert war. Hatte er den Kuss den eigentlich tatsächlich erwidert? Nein, sicher nicht. Die Dunkelheit um sie herum nahm zu, als sie eine heiße Flüssigkeit auf ihrer Wunde fühlte. Der Schmerz den es brachte, durchbrach nur kurz die Finsternis wie ein Lauffeuer, dann war die Pein auch schon wieder vergessen und die Düsternis war schwärzer als zuvor. Merkwürdig nicht zu wissen was mit einen passierte. Behandelte sie Kizoku tatsächlich? Hieß der Herr des Nordens tatsächlich so? Der Umstand störte die junge Frau, sie wollte wissen wer ihr Retter war, also nahm sie ihre Kraft und steckte, eben diese in das Aufschlagen ihrer Lieder. *** Weißes Haar tanzte im Wind des Nordens, es hob sich nicht groß von dem Schnee ab, der vereinzelt sich sanft herabsenkte. Es war eher eine Brise für Menschen unangenehm, für einen Dämonen vollkommen harmlos. Dennoch hatte der mächtige Daiyōkai kein gutes Gefühl, als er der Duftspur folgte. Dem andren Wesen nachstellte, der seine Beute getötet hatte. Ein weiter Hauch trieb die Flocken erneut nach oben, die fast auf den Boden zum Liegen gekommen wären, als wäre die Schwerkraft kein Gesetzt dem sie folgen müssten. Eben jener Luftzug, trieb auch den Geruch von Lavendel, mit sich. Kagome. Sein Blick traf den des Yōkai der vor ihm erschienen war, grüne Augen trafen den seinen Blick, in ihnen der Ausdruck von Schalk und endloser Selbstgefälligkeit. „Sesshōmaru, Willkommen im Norden.“ Der Angesprochene unterdrückte den Drang die Zähne zu blecken, soweit war es nicht mit ihm gekommen, dass er solch simplen Instinkten nachgab. Er war nicht, wie seine verlorene Beute, eine willenlose Puppe seines Biestes. „Kizoku, Sei gegrüßt.“ Es vergingen Sekunden, in denen sich die beiden nur musterten, der Wind wirbelte den Schnee um sie, sodass eine Illusion aufflackernden Yōkis entstand. Natürlich hatten sich die Daiyōkai, aber mehr als genügend unter Kontrolle. Er hätte niemals hierherkommen sollen, der Geruch von Kagome an den anderen Dämon, erinnerte ihn an die anderen beiden Male in denen er den Drachen gerochen hatte. „Wieso hast du dich ihr genähert?“ Es war nicht Kazumi die ihn interessierte. Nein, warum war der Herr des Nordens immer wieder der Miko nahegekommen? „Die Verbannte war einst die Meine. Sie konnte nur von meiner Hand sterben.“ Sein Blick verengte sich, also schien der Daiyōkai nicht über Kagome sprechen zu wollen und wich dem Thema aus. Erst wollte er auf seine Antwort pochen, hätte es wohl auch bei jedem anderem Wesen gemacht, doch entschied er sich den Ebenbürtigen dieses Versteckspiel zu Gewehren, stattdessen würde er Kagome selber fragen. Es war auszuschließen, dass sie noch immer nicht wusste, wer der Samurai wirklich war. Dennoch, schien sie nur kurze Zeit mit der Echse verbracht zu haben. Der Inu wendete sich ab, bereit ihrer Duftspur zu folgen, die sich zurück in den Westen schlängelte, er hatte genug gehört von Kizoku um zu wissen das dieser ihm kein Strick aus seiner Niederlage gegen Kazumi drehen würde. „Kagome-dono war äußerst aufgebracht und verletzt. Es ist wahrlich schade, dass eine solch schöne Frau, eine solch schwere Bürde allein trägt. Leider ließ sie mich nur kurzweilig ihr helfen.“ Langsam drehte sich der Herr des Westens wieder zu dem Sprecher um. Ein Grinsen bildete sich auf dem Gesicht des Schwarzhaarigen, „Aber die Trauer wird sich legen. Sie ist von Natur eine Frohmut, es muss ihr nur Jemand denn Weg dahin zurück weisen.“ Jetzt konnte er das blecken seiner Zähne nicht mehr verhindern, dieser widerliche Frauenheld. „Spar dir deinen Ärger, Sesshōmaru. Jemand wie du, ist nicht in der Lage eine gebrochene Seele zu heilen. Wahrscheinlich würde die Shikon Miko eher erfrieren an deiner Seite.“ Unweigerlich knackte der Daiyōkai mit den Knöcheln, als er die Hände ballte. Sein Geist in solcher Aufruhr, dass sein Handeln immer mehr zu einem Glücksspiel wurde. „Du scheinst deine wohlbekannte Fassade verloren zu haben, Herr des Westens. Vielleicht solltest du vor unserer Versammlung, daran arbeiten sie wieder aufzubauen.“ Die Worte des Drachens waren schneidend und doch drang ihre Wahrheit bis zu dem rationalen Dämon in ihm durch. Das Acid das sein Körper produziert hatte, zog sich zurück und die angespannten Glieder lockerte er wieder. „Gut, denn die Anderen sind nicht so nachsichtig, das weißt du. Ein weiterer Krieg würde den Untergang aller Reiche gleichermaßen auslösen.“ „Ich braucht keine Ermahnung deinerseits, Kizoku“, erinnerte ihn der Inuyōkai und dennoch, hielt er diesmal seine Wut zurück. „Dann ist ja gut. Ich freue mich bereits auf unsere Zusammenkunft und damit verbundene Zusammenarbeit.“ Damit drehte sich der Drache um und zog sich zurück. Der Weißhaarige sah ihm hinterher, bis er verschwunden war. Ja, in der anstehenden Verhandlung, wären der Westen und Norden Verbündete, mit denselben Zielen. Seine Mutter hatte die besten Interessengesellschaften schon immer in Blick gehabt, dennoch besonders glücklich war er darüber nicht. Es war ein strategisch schlauer Zug, es gab daran rein logisch nichts auszusetzen, dennoch das Kommentar über Kagome würde er wohl nie vergessen. Der Daiyōkai wendete dich schließlich ab und folgte Kagome ihrer Spur. Er würde sich jetzt ihr widmen und dem was mit der Ningen Onna zuvor passiert war. „Irgendwann möchte ich wiederkommen und abschließen, was ich zu früh beendet habe. Dann, wenn der Zeitpunkt gekommen ist - wenn ich es nicht geschafft habe, einen Weg zwischen Ehrlichkeit und Funktionalität zu finden.“ Damaris Wieser Epilog: -------- TriggerwarnungDepression, Tod Epilog Sein Blick auf die tiefen des Brunnens gerichtet, zögerte er, es war eines der ersten Male in seinen Leben das Sesshōmaru nicht wusste wie er handeln sollte. Zumindest trotz eines eigenen Entschlusses nicht, er sollte hindurchgehen und Kagome schütteln bis sie sich all dem endlich stellte. Alles was passiert war, aber etwas in ihm war sich absolut sicher, dass nach allem was auf ihrer kurzen Reise passiert war, die Miko selber wusste das es kein Zurück mehr gab. Das die Zeitreisende viel mehr, jetzt wirklich daran arbeiten würde und das an besten in ihrer Zeit geregelt werden konnte. Dennoch, ihr fern zu bleiben fiel ihn nicht so leicht, wie gedacht. Es war ein unleidlicher Zustand, denn dem Herrn des Westens war klar geworden, dass Kagome all das war was er nie wäre. Das sie es schaffte Hoffnung zu verbreiten, Seelen zu berühren und es selbst schaffte Dämonen von ihrem Können zu überzeugen. Diese Eigenschaften machten sie praktisch, aber es war etwas ganz anderes das ihn zu ihr hinzog, dieses Etwas war er wohl mehr bereit zu erforschen, wie die Onna und doch zögerte der Daiyōkai noch immer, die ehemalige Shikonwächterin zu sich zu holen. Es benötigte Zeit auf ihrer Seite, von all den Sachen die er allerdings nach den letzten drei Jahren von seiner Persönlichkeit behalten hatte, war es Geduld die er meisten misste. Der Daiyōkai stand still, wie paralysiert, sich unsicher, wie er handeln sollte. Ein Zwang würde dieses Mal nicht funktionieren und war es überhaupt nötig? Nein, Kagome war nicht einfältig, sie würde es selber erkennen, auch wenn es dauerte. Dennoch, als der Daiyōkai sich abwendete und in den Westen aufbrach, die Spur von ihr aus seiner Nase verlor, war es eine so schwerwiegende Entscheidung, das ein winzig kleiner Zweifel in ihm aufkeimte. *** Die Miko der Neuzeit hatte sich keine fünf Stunden zuvor hilflos, fast schon verzweifelt neben den Brunnenschacht in der Neuzeit auf die kalten Dielen fallen lassen, nicht weiter Fähig auf den eigenen Beinen zu stehen. Noch immer fühlte sich Körper nicht an wie der ihre, das Gift das ihr Kazumi injiziert hatte, fraß sich tief ins Fleisch und Tötete den Infizierten, wie ein Virus. Kizoku hatte es zwar aufgehalten, dennoch fühlte sich die Miko schwach. Es dauerte eine halbe Stunde, bis sie den Weg in das Haupthaus fortsetzte. Ihr Inneres war mindesten genauso erschöpft, wie ihr Leib und am liebsten, hätte sich die junge Frau für ein halbes Jahr schlafen gelegt. Zitternd schob sie die Tür auf. „Ich bin Zuhause.“ Der Ruf seitens der Miko so schwach, dass es nicht danach klang, als würde sie sich bemerkbar machen wollen, war er dennoch laut genug, um zu ihren Angehörigen vorzudringen. Laute Schritte auf Holzboden folgten und während sich Kagome ihren Zori entledigte und den Tabi, wurde sie auch schon in eine wärmende Umarmung gezogen. Schon seit Tagen trug die Schwarzhaarige einen dunkelblauen Winterkimono, diesen hatte sie angezogen als ihr Provisorium, das Kleid nicht mehr ausgereicht hatte, gegen die Kälte des Nordens. Auch Kizoku hatte sie in diesem Gewand durch Japan zum Brunnen getragen. Daher musste die junge Frau ziemlich stinken, anscheinend kein Hindernis für eine innige Liebesbekundung. „Kagome, mein geliebtes Kind“, sie hörte an der Stimme ihrer Mutter das diese am Weinen war. Es vergingen einige Minuten, in welchen ihre Mutter sie in ihren armen Wiegte und leise vor sich hinmurmelte, dass sie zurückgekommen war. „Es tut mir so leid.“ Die Stimme, der Zeitreisenden klang gezwungen unterbrach ihre Mama und der Schmerz machte es ihr tatsächlich schwer zu sprechen. „Es ist nicht schlimm“, raunte diese leise in ihr Ohr, „ Es ist okay.“ Ihre Mutter wiegte sie noch immer in der Umarmung, eine Arm um sie geschlungen den anderen auf ihren Kopf gelegt, während sie beruhigend auf die junge Frau einredete, die nun auch begonnen hatte zu weinen. Gefühle brachen sich ihre Bahn, nicht mehr in der Lage sie zurückzuhalten oder gar zu verdrängen, übermannten sie die zierliche Japanerin vollends. Zwangen sie, diese anzuerkennen, zu akzeptieren. „Wie ist es okay, dass ich mich so sehr nach jemand Anderen, als ihm sehne?“, wisperte Kagome schließlich. „Wieso denkst du das von allen Menschen ausgerechnet Inuyasha es dir nachtragen würde?“ Ihre Mutter hatte ihre Wangen gepackt und strich beruhigend, mit den Daumen, über ihre Wangen. Den eindringlichen Blick den sie ihrem Kind schenkte, würde diese wohl nie vergessen. Während die Worte sich noch so viel tiefer in sie gruben, wie alles was davor passiert war. Ja, wie hatte sie auch nur eine Sekunde vergessen können das er nicht gewollt hatte, dass sie verzagt und zerbricht? Das sich wiederholte was ihn mit Kikyō passiert war? Hatte er nicht bei ihrer Hochzeit sogar zugegeben, ihr Lachen am meisten zu lieben? Wann hatte sie das letzte Mal offen und vor allem ehrlich gelacht? Kagome wusste es nicht und in ihr keimte der Wunsch auf, es diesmal richtig zu machen. Vielleicht könnte sie dann auch irgendwann in die Sengoku zurückkehren, um die Konfrontation mit Sesshōmaru zu suchen. Ihre Freunde wiederzusehen und ihrer Selbstdabei gerecht zu werden? Doch zuerst, ihr Blick glitt über die bebenden Schultern ihrer Mutter, die auch noch immer weinte, zu ihren Bruder und ihren Opa, welche ihr ein trauriges Lächeln zuwarfen, würde sie hier ihr Glück finden. In ihr wusste sie aber, dass es nicht lange wehren würde. Sie Neuzeit war schon seit Jahren nicht mehr ihr wahres Zuhause, ihr Herz, ihre Freude, lebte in der Zeit der kriegerischen Staaten und sie wusste, dass sie nicht länger ihn ihrem Leid baden konnte. Inuyasha hätte das nicht gewollt. Nein, der Hanyō selbst hatte eben diese Trauer selber einmal überwunden, um mit Kagome zusammen sein zu können. Oder? Konnte sie das den nun nicht auch? Sie wusste nur eins, sie wollte es versuchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)