Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 215: Einen Schritt in die Dunkelheit -------------------------------------------- Keizo sah gestern nicht gut aus. Er wirkte abgespannt und erschöpft und ich mach mir Sorgen um ihn. Daher hab ich gestern noch mit Megumi gesprochen, bevor die beiden nach Hause gefahren sind. Von ihr hab ich erfahren, dass Keizo seit seiner Aussage wieder unter Albträume leidet. Das erfüllt mich mit großem Bedauern, hab ich den Stein doch erst ins Rollen gebracht. Ich wollte Seto helfen und habe dafür Keizo dazu gebracht Detective Nagasato alles über sich, seine Kindheit und Jugend zu erzählen. Das musste ja die alten Wunden wieder aufreißen. Also beschließe ich auch an diesem Montagmorgen, dass ich vor der Firma kurz bei Megumi und Keizo reinschaue. Und wie in der letzten Woche kommt Seto mit, der immer noch nicht mit mir redet. Letzte Woche sah es kurz so aus, als ob Katsuya Recht behalten würde und Seto nach ein paar Tagen wieder zu alten Verhältnisse zurückkehren würden. Doch bei den Mahlzeiten ignoriert er mich nach wie vor und in sein neustes Projekt hat er mich auch nicht mit einbezogen. Aber gut, ich habe nichts anderes erwartet, auch wenn ich gerne Unrecht gehabt hätte. Ich kenne diesen jungen Mann nun schon so lange und weiß, wie wenig er Verrat duldet oder diesen verzeihen kann. Eigentlich kann ich mich glücklich schätzen, dass er mich nicht längst aus der Villa gejagt oder aus der Firma geboxt hat. Sicherlich hat er diesen Wunsch gehabt und Katsuya hat ihn gebremst. Anders kann ich mir das nicht erklären. Bei Keizo angekommen öffnet uns wieder Megumi, die Hoshi auf den Arm hat, die mich glucksend anlacht. Wieder gibt mir Megumi die Kleine auf den Arm und für einen Moment fühl ich mich... wie ein ganz normaler Mensch. Wie einen Onkel, der die Nichte auf dem Arm hält. Im Augenwinkel seh ich, wie Seto mich erneut kritisch mustert. So hat er mich schon letzte Woche angeschaut, als ich Hoshi auf den Arm genommen habe. Was er wohl gerade denkt? Und dann ist da wieder - wenn auch nur kurz - dieser Ausdruck von Angst in seinem Blick. Aber worauf gründet seine Angst? Ich würde der Kleinen nie weh tun, das weiß er doch hoffentlich. Dann kommt auch schon Keizo von oben herunter. Er sieht wieder aus, als hätte er nicht viel Schlaf bekommen. Dennoch grüßt er uns freundlich und bittet uns in die Küche. Wieder wird uns Tee angeboten, den wir gerne annehmen. Seto fragt dann auf seine ganz eigene, direkte Art, ob Keizo Schlafprobleme hat. Dieser lächelt nur und meint, nichts mit dem er nicht fertig werden würde. Seto bietet ihm an, ihm einen Termin bei seinem Therapeuten zu besorgen, damit Keizo mit jemanden darüber reden kann. Doch wieder lächelt Keizo müde und hebt beschwichtigend die Hände. Meint, dass er bereits mit seinem Therapeuten in Kontakt steht. Ich kann sehen, dass Seto einerseits erleichtert, aber auch enttäuscht ist. Er hätte nur zu gern Keizo irgendwie geholfen. Doch dann fragt Keizo Seto, wie es denn bei ihm so voran geht. Damit scheint Seto nicht gerechnet zu haben und schaut seinen Leidensgenossen mit großen Augen an. Dann blickte er kurz aus den Augenwinkel zu Megumi und ich sehe, wie er eine Technik anwendet, die die Schamesröte zurück halten soll. Diese Technik hatte er sich in seiner Jugend angeeignet, damit die Monster, die sich seiner bemächtigt hatten, sich nicht an seiner Scham ergötzen konnten. Aber Megumi spürt, dass Seto noch nicht so weit ist vor jemand, wie ihr, über dieses Thema zu sprechen. Also nimmt sie mir Hoshi vom Arm und meint, dass da wohl jemand eine neue Windel braucht. Dann entschwindet sie, während Keizo uns die beiden Tassen mit Tee vorsetzt und dann gegenüber von Seto Platz nimmt. Seto schaut noch einen langen Moment Megumi hinterher. Dann antwortet er nur mit einem 'gut'. Keizo lächelt ein wenig und fragt, was 'gut' genau bedeutet. Seto nimmt den Zucker und beginnt diesen löffelweise in den Tee zu geben. Er räuspert sich verlegen und scheint zu überlegen, wie er antworten soll. Nach dem sechsten Löffel leg ich eine Hand auf seine die den Zuckerlöffel führt. Völlig entgeistert blickt er mich an, als hätte ich ihn geohrfeigt. Also nehm ich meine Hand wieder von seiner. Nach einem weiteren langen Augenblick beginnt er seinen Tee umzurühren. Keizo verfolgt die Interaktion aufmerksam und prüfend. Dann blickte Seto zu Keizo und erklärte, dass er gut mit seiner Therapie voran kommt, aber es eben Punkte gibt, in denen sein Therapeut und er unterschiedlicher Ansicht sind. Vorsichtig fragt Keizo nach, welche Punkte das sind und Seto blickt zähneknirschend aus dem Fenster. Schluckt kurz bevor er seine Tasse Tee hebt und einen Schluck nimmt. Sofort verzieht er angewidert das Gesicht, als ihm bewusst wird, wie süß das Getränk mit den sechs Löffeln Zucker geworden ist. Schließlich erzählt Seto Keizo, dass sein Therapeut gerne mit ihm das Bildmaterial durcharbeiten möchte, er diese Idee aber ablehnt. Das ist mir ja völlig neu, dass Kai mit Seto die Videos und Fotoraphien durchgehen möchte. Besorgt schau ich nun wieder zu Seto, der mich aber gekonnt ignoriert, wie er es schon die ganze letzte Woche getan hat. Keizo fragt ihn, wovor er Angst habe: Davor, dass jemand dieses Material sehen wird oder die Gefühle, die die Bilder bei ihm auslösen können. Seto schüttelt nur den Kopf und kontert damit, dass er ja bereit war Detective Nagasato dieses Material zu überlassen. Dabei höre ich in Setos Stimme ein leichtes Zittern, das seine Worte Lügen straft. Auch Keizo durchschaut ihn. Lächelt sanft und meint, dass es auch für ihn eine erhebliche Überwindung gewesen ist all das Bildmaterial zu sichten, auszusortieren und dann auch noch Detective Nagasato zu überlassen. Seto nutzt die sich bietende Gelegenheit das Thema zu wechseln und fragt nach, ob Keizo bereits was von Detective Nagasato gehört habe. Er nickt und meint nur, dass sie noch bei der Sichtung des Bildmaterials ist. Sie habe nun ihren Captain ins Boot geholt und einen Kollegen, von dem sie sicher ist, dass er sie nicht verraten wird. Die drei versuchen immer noch einen Staatsanwalt zu finden, der vertrauenswürdig ist. Seto nickt nur. Nach einem Augenblick des Schweigens wechselt Keizo abermals das Thema und fragt Seto, wie lang er noch auf mich böse sein möchte. Sofort schnappt mein Blick zu Keizo, von dem ich diese Frage nicht erwartet habe. Seto ist von dieser Frage mehr als überrascht und schaut mich kurz aus dem Augenwinkel an, bevor er wieder zu Keizo schaut. Er knirscht mit den Zähnen, denn er hat darauf keine wirkliche Antwort. Es ist ja nicht so, dass er am Anfang einen Zeitraum festgelegt hat, in dem er sauer sein möchte und der nun langsam abläuft. Es geht hier um Gefühle und darin ist Seto einfach nicht wirklich geübt. Daher habe ich Verständnis, wenn er mir nicht verzeihen kann, auch wenn es das schwerste in meinem Leben ist, von ihm derartig und wiederholt geschnitten zu werden. Deshalb zwinge ich ihm kein Gespräch im Auto oder am Frühstückstisch auf. Diese Frage und die Nicht-Antwort Setos rütteln dennoch an meiner Fassung. Es fällt mir gerade unglaublich schwer ruhig und sachlich zu bleiben. Also suche ich eine Möglichkeit mich kurz zu separieren. Da fällt mir etwas ein: Ich steh kurz auf und meine, dass ich noch etwas im Auto hab, was ich Keizo geben möchte. Also verlasse ich erst die Küche und dann das Haus, trete in den Vorgarten und höre einen lauten Knall. Ruckartig bleibe ich stehe und schau mich prüfend um. Aber ich kann nirgends ein Auto sehen, dass eine Fehlzündung gehabt haben könnte. Dafür fröstel ich auf einmal, obwohl es bereits so früh am Tag schon so warm ist, und als ich einen weiteren Schritt machen möchte fühl ich mich so, als könne ich mich nicht mehr halten. Die ganze Welt beginnt zu schwanken und plötzlich find ich mich am Boden liegend wieder. Irgendwie verstehe ich gerade nicht, was geschieht. Aber ich sehe, wie Keizo, Seto und Megumi aus dem Haus gestürmt kommen. Während Megumi geschockt stehen bleibt und Hoshi fester an sich drückt, rennt Keizo wieder in das Haus und verschwindet. Währenddessen kniet sich Seto hastig neben mich und presst seine Hände auf meine Brust. Dann seh ich, wie Tränen aus Setos Augen rinnen und sich an seinem Kinn sammeln, bevor sie auf mich niederfallen. Ich frage mich, warum Seto so weint und warum er mir so fest auf die Brust drückt. Es schnürt mir fast die Luft ab. Das Frösteln wird zu einem Frieren und alles rückt in weite Ferne. An den Rändern meines Sichtfelds frisst sich Dunkelheit entlang. Seto sagt irgendetwas, aber ich kann es nicht verstehen. Ich merke nur, wie die Dunkelheit sich immer schneller zum Mittelpunkt meines Sehens vorfrisst und dann ... Schwärze ... . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)