Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 154: Einen Schritt auf der Suche ---------------------------------------- Seto war so schnell fort, so schnell bin ich gar nicht hinterher gekommen. Als ich an der Treppe ankam konnte ich nur noch die offene Haustür sehen. Unten an der Haustür… gab es keine Spur mehr von meinem Drachen. Als hätte er seine Flügel entfaltet und wäre davon geflogen. Scheiße! Auf einmal kommt Mokuba aus der Küche und fragt, was ich an der offenen Tür mache. Nur langsam kann ich mich zu ihm drehen und sofort erkennt der Kleine, dass etwas nicht stimmt. Er fragt mich direkt wo Seto ist und ich… habe keine Antwort. Alles was ich sagen kann ist 'fort'. Der Schwarzhaarige stürmt an mir vorbei zur Haustür und läuft die paar Stufen zum Wendehammer herunter und schreit Setos Namen aus vollem Leib. Ich folge ihm, lege meinen Arm um seine Brust und zieh ihn dann wieder ins Haus. Er zetert nur, dass wir Seto suchen müssen. Ja, wir müssen ihn suchen. Aber nicht kopflos und vor allem nicht alleine. Also kram ich in meiner Hosentasche nach meinem Telefon und beginne eine Nummer zu wählen. Mokuba will wissen, wen ich da jetzt anrufe. Wieder antworte ich nur mit einem Wort: Hilfe. Nach kaum zehn Minuten kommt eine gehobene Mittelklassenlimousine den Weg hinauf gefahren. Als sie anhält gehen sowohl Fahrer- als auch Beifahrertür auf. Isono hat glücklicherweise auf dem Weg hier her Honda aufgelesen. Während Isono zu Mokuba eilt und ihn in den Arm nimmt, kommt Honda zu mir und schaut mich belämmert an. Wir gehen rein und ich führe sie nach oben, wo das leere Regal immer noch schräg im Flur steht. Mokubas Augen werden groß, während Honda einen Schritt vorgehen möchte. Ich halte ihn am Unterarm fest und schüttle den Kopf. Das was hinter dieser Tür liegt… ist für niemanden von uns bestimmt. Honda nickt verstehend und ich lasse ihn los. Dann geh ich zum Regal und rücke es wieder zurecht, bevor ich aus dem alten Zimmer meines Drachens die Büsten und Figuren hole und sie wieder auf den Regalböden verteilt aufstelle. Schließlich drehe ich mich zu den drei wieder um. Mir ist zum Heulen zu Mute, doch jetzt ist nicht die Zeit sich gehen zu lassen. Wir müssen Seto finden. Nur gut, dass er nicht weit sein kann. Isono schaut mich fragend an und will wissen, wie ich zu dieser Annahme komme. Also erklär ich ihm, dass die Männer an der Zufahrt ihn sicherlich aufgehalten hätten, wenn er barfuß an ihnen vorbei gewetzt sei. Dann bekommt der frischgebackene Geschäftsführer einen komischen Blick. Was entgeht mir hier? Dann eröffnet uns Isono, dass Seto nicht zwangsläufig noch auf dem Grundstück sein muss… Es gibt wohl in dem kleinen Wäldchen am See einen geheimen Tunnel – einen klassischen Fluchttunnel – der einem ermöglicht ungesehen das Gelände zu betreten und wieder zu verlassen. Großartig! Einfach nur großartig. Wer hat auf seinem Grundstück schon einen Fluchttunnel? Aber es nützt gar nichts, sich jetzt darüber zu ärgern, also schlag ich vor, dass Honda zusammen mit Mokuba das Grundstück der Villa absuchen und Isono und ich Richtung dieses Fluchttunnels gehen und schauen, ob wir eine Spur von Seto finden. Alle nicken einverstanden und wir teilen uns auf. Isono und ich reden kein Wort, als wir uns auf den Weg zum See machen. Er führt mich am See vorbei in das Wäldchen und tatsächlich… hinter einem Busch finden wir den Zugang zum Tunnel. Wie in einem schlechten Film, geht es mir durch den Kopf. Und wir erhalten Gewissheit. Die Gittertür ist offen! Seto muss hier durch gekommen sein. Fahrig geh ich mir durchs Haar. Warum ist mein Drache nur davon gelaufen? Ich mein, ich verstehe, wenn er wütend ist oder sich vielleicht von mir betrogen fühlt, weil ich möglicherweise etwas gesehen habe, was er mir niemals zeigen wollte… aber warum hat er mich nicht angeschrien und aus dem Zimmer gezerrt? Warum… warum hat er nicht ein Ton gesagt, sondern hat sich umgedreht und ist einfach fortgelaufen? Warum? Mit Isono an meiner Seite mach ich mich auf den Weg durch diesen Fluchttunnel. Er ist wahnsinnig lang und ich frage schließlich meine Begleitung, wie lang der Tunnel wohl sein mag. Prompt bekomme ich eine exakte Antwort: Der Tunnel ist 850 Meter lang und endet im Waldgebiet von Domino City. Großartig… einen fast einen Kilometer langer Tunnel, der im Nirgendwo endet und wo ein völlig aufgelöster Seto noch leichter verloren gehen kann. Da legt mir Isono eine Hand auf die Schulter und stoppt mich. Reumütig lächelt er mich an und meint, es sei nicht meine Schuld. Klar doch… mein Drache ist auf und davon, weil… er absolut gar keinen Grund dazu hat. Ich spüre, wie die Wut auf mich selbst in mir wütet. Warum hab ich nicht zuerst mit ihm darüber gesprochen… darüber gesprochen, dass ich auf der Suche nach seinen Manschettenknöpfen diese Tür gefunden habe. Wir hätten gemeinsam da rein gehen sollen, dann, wenn mein Drache soweit gewesen wäre. Stattdessen hab ich meiner Neugier nachgegeben und ihn damit zutiefst verletzt. Isono schüttelt den Kopf und meint, wenn einer Schuld daran habe, dann er. Immerhin habe er das Regal gekauft, gebaut und aufgestellt, damit Seto nicht jedes Mal, wenn er in sein Zimmer geht, daran erinnert wird, was hinter dieser Tür lag. Baff blicke ich Isono an. Er hat das Regal da platziert, um die Tür zu verbergen? Für Seto? Dann senkt der Ältere seinen Kopf und meint, dass er es nicht nur für Seto getan hat, sondern auch für Mokuba. Er wollte verhindern, dass der jüngere Kaiba alleine in dieses Zimmer stolpert und von Dingen erfährt, die Seto in eine unangenehme Lage gebracht hätte. Jetzt bin ich derjenige, der eine Hand auf die Schulter des Älteren lege. Sanft lächle ich ihn an und meine, dass er nur aus den besten Absichten heraus gehandelt habe und er aufhören soll, sich Vorwürfe zu machen. Er blickt mich an und meint, dass er damit aufhöre, wenn ich meinen eigenen Vorschlag beherzigen würde. Ich muss grinsen. Gewiefter Fuchs… Endlich erreichen wir das Ende des Tunnels. Auch hier ist die Gittertür offen. Wir treten ins Freie und Isono deutet auf einmal in eine bestimmte Richtung. Ich schau ihn nur erstaunt an und frage, wieso ausgerechnet in diese Richtung. Er deutet mir auf einen abgebrochenen Ast und meint, dass hier vor kurzem jemand durch sei. Was zum… Isono kann Spuren lesen? Irgendwann muss ich ihn mal nach seinem Lebenslauf fragen. Doch fürs Erste folg ich ihm und wir schlagen uns durch das Dickicht. Wenn mein Drache hier durchgekommen ist, dann sicherlich nicht unversehrt. Tatsächlich finde ich ein paar Meter weiter ein Stück Stoff das wohl von seinem Shirt abgerissen ist. Ich seufzte laut und spüre wieder, wie meine Tränen nach oben drängen wollen. Alles was ich will ist meinen Drachen finden und wieder in meine Arme schließen. Da klingelt auf einmal Isonos Handy. Er bleibt stehen, zieht das Telefon und nimmt das Gespräch an. Mit einem sanften Lächeln begrüßt er Megumi. Ist das Keizos Frau? Warum ruft sie Isono an? Er wechselt einige Worte mit ihr und ich frag mich, warum er nicht zu einem späteren Zeitpunkt mit ihr Smalltalk betreiben kann? Ich will schon weiter, als er mich an der Schulter festhält, einige weitere Worte wechselt und Megumi dann dankt. Er beendet das Gespräch und meint dann, dass er nun weiß, wo Seto ist. Wie jetzt? Hat Megumi eine Kristallkugel, hat gesehen, dass ich Seto verloren habe und hat dann mal geschaut, wo mein Drache abgeblieben ist? Dann erzählt mir Isono von dem Waldspielplatz, auf dem wir Keizo zur ersten Aussprache getroffen hatten, und dass Seto dort wäre. Megumi und Keizo hätten ihn dort gefunden, als sie mit Hoshi, ihrer kleinen Tochter, spielen gehen wollte. Keizo wäre noch bei ihm, damit Seto nicht wieder verschwindet. Ich atme erleichtert auf und bin froh, dass Seto gefunden wurde. Also ruft Isono Fuguta an, damit er uns am nächsten Sträßchen abholt. Ein paar Minuten später sitzen wir im Wagen und sind auf dem Weg zum Waldspielplatz. Auf dem Weg geben wir auch bei Mokuba und Honda Entwarnung. Ich kann am anderen Ende hören, wie Mokuba erleichtert anfängt zu weinen. Dann kommen wir endlich an dem Spielplatz an. Mir kam die Fahrt irre lange vor. Wir steigen aus und ich schau über den Spielplatz, der völlig verlassen vor uns liegt. Doch dann nehme ich eine Regung in dem Häuschen unter der Rutsche wahr. Ich geh rüber und stell fest, dass ich auf der falschen Seite bin und der Eingang wohl auf der anderen liegt. Doch ich kann durch die aus halben Baumstämmen grob gezimmerte Wand die verzweifelte Stimme meines Drachens hören. Höre, wie er Keizo erzählt, dass er Angst davor hat, dass ich mich nun doch angewidert von ihm abwenden könnte. Das es das eine sei, etwas erzählt zu bekommen, aber etwas anderes, es selbst zu sehen, weil es die ganze, ungeschönte Wahrheit zeigt. Keizo verneint und versucht meinen Drachen davon zu überzeugen, dass ich mich niemals von ihm abwenden würde. Doch wieder kontert mein Drache damit, dass er nicht meinen Blick gesehen habe, mit all dem Entsetzen und dem Ekel. Ja! Ich war entsetzt und angeekelt, aber nicht von meinem Drachen… sondern von diesen Monstren, die so scham- und gnadenlos ein Kind vergewaltigt haben und dabei auch noch Spaß hatten und sich gegenseitig angeheizt und angestachelt haben. Vorsichtig ruf ich meinen Drachen durch die Wand. Wenn er immer noch so voller Angst ist, dann könnte das ein Fehler sein. Es könnte ihn dazu bringen wieder die Flucht anzutreten. Also lausch ich, ob Hektik ausbricht. Scheinbar nicht. Als nach einem endlos scheinenden Augenblick immer noch keine Antwort kommt, ruf ich noch einmal sanft nach ihm. Ich will ihm so viel sagen, doch jetzt in diesem Augenblick sind all die Worte weg, die ich mir auf der Fahrt zurecht gelegt habe. Also sag ich nur das einzige, was wirklich wichtig ist: Ich entschuldige mich dafür, dass ich diesen Vorstoß gewagt habe, ohne mit ihm vorher darüber zu sprechen. Kaum rede ich erst einmal, kommen die Worte zurück. Also stelle ich richtig, dass mein Entsetzen und Ekel nicht ihm gegolten hat. Das ich aus Versehen diese Videodatei gestartet habe und von dem, was ich da gesehen habe, einfach so geschockt war. Das ich mir nichts mehr wünsche, als in der Zeit zurück zu diesem Abend zu reisen und ihn da raus zu holen. Ihn davor zu beschützen, was sie mit ihm da gemacht haben. Auf einmal hör ich ein verzweifeltes Aufschluchzen. Eilig taste ich mich an dem Häuschen auf die richtige Seite und sehe, wie Seto in der Ecke in sich zusammengesunken ist. Ich will schon in das Spielhäuschen rein krabbeln, als Keizo mich bittet, ihn erst raus zu lassen. Ich trete also zur Seite, lasse Keizo raus kommen und krabbel dann hinein, nur um sofort zu meinem Drachen aufzurücken und ihn in meinen Arm zu nehmen. Sanft zieh ich ihn zu mir und platziere einen Kuss auf seiner Stirn. Er klammert sich verzweifelt an mich. Ich bin erleichtert. Endlich halte ich meinen Drachen wieder in meinen Armen. Fest an mich gedrückt. Streiche ihm sanft über sein Haar und den Rücken. Die letzten Tagen waren wieder enorm anstrengend für ihn… dass merkt man jetzt ganz deutlich. Aber das ist auch nicht schlimm, dafür hat er ja mich… wir werden jetzt erst einmal nach Hause fahren und dort machen wir es uns gemütlich… Das wird schon alles wieder werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)