Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 153: Einen Schritt zurück zum Ursprung ---------------------------------------------- Nachdem ich mein Telefonat beendet habe wollte ich zu Mokuba und Katsuya in die Küche. Doch als ich eintrete finde ich nur Mokuba vor. Ich frag ihn, ob mein Streuner auf der Toilette ist, doch er schüttelt nur den Kopf. Meint, dass unser Hausverwalter ihn vor einer halben Stunde nach draußen bat und er ihn seit dem nicht mehr gesehen hat. Also verlasse ich die Küche und schau mich kurz um. Dann beschließe ich zuerst oben nachschauen zu gehen. Als ich oben ankomme will ich aus einem Reflex in die Richtung meines alten Zimmers, bevor ich mich umdrehen will. Doch mitten in der Bewegung erstarre ich. Das Regal, das ich vor Jahren am Ende aufstellen gelassen habe ist leer und steht schräg im Flur. Verwirrt darüber blinzle ich einige Male schnell hintereinander, bevor ich mich besinne und zögerlich einen Schritt in die Richtung des Regals setze. Jemand hat es weggeschoben, um an die dahinter liegende Tür zu kommen. Die Tür zu SEINEM Reich. Jenes Reich, zu dem nie wieder jemand Zugang haben sollte. Wieso also steht die Tür offen? Ich schlucke ein paar Mal, bevor ich es wage die Schwelle zu überschreiten. Noch im Verbindungszimmer kann ich Geräusche hören. Ich kenne diese Geräuschkulisse. Es sind Menschen, die feiern. Sie stoßen mit Gläsern an. Motivieren einander und feuern an. Jubeln, grölen und gratulieren sich gegenseitig. Stöhnen durchzieht immer wieder die Musik und die Ausgelassenheit der Anwesenden. Keuchen. Wimmern. Mein. Wimmern. Kann nicht weiter gehen. Muss stehen bleiben. Kann mich dem nicht stellen. Kämpfe gegen die aufsteigenden Erinnerungen – die mich sonst nur an Sylvester heimsuchen – an. Mein Inneres erbet und auf einmal spür ich den Orkan in mir, wie er wieder beginnt an mir zu zerren und zu reißen. Plötzlich stoppen die Geräusche. Ich weiß, dass das, wo diese Geräusche drauf gebannt ist, noch lange nicht am Ende ist. Das war der Anfang und das Band geht fast sechs Stunden lang. Weiß es… musste es mir einmal anschauen, als ER mich bestrafen wollte. Dann dringen Geräusche an mein Ohr, wie vom Öffnen und Schließen von Schubladen. Ich trete einen Schritt näher und sehe meinen Streuner. Er ist blass. Entsetzt. Ungläubig. Wird er sich nun auch die Fotos anschauen? Nein. Er schließt die letzte Schublade wieder und steht auf. Dann sieht er mich und erstarrt. Wortlos drehe ich mich um und gehe wieder. Verlasse das Vorzimmer, schieb mich am Regal vorbei und ohne es mir bewusst zu werden beginne ich schneller zu gehen. Als ich die Treppe erreiche laufe ich bereits. Nachdem ich dann die Haustür geöffnet und durchschritten habe renne ich. Ich renne einfach los. Weg. So schnell ich kann. Einfach nur… weg! . . . Ich weiß nicht, wie lange ich gerannt bin. Meine Lunge brennt und ich spüre meine Beine kaum noch. Meine Sicht ist total verschwommen. Erst nach und nach wird mir bewusst, dass ich weine. Ich stolpere durch den Wald. Wald? Wie komme ich in den Wald. Meine nackten Füße wissen offensichtlich, wo sie hin wollen. Ich lass sie einfach machen und finde mich dann nach einigen wenigen Schritten schließlich auf dem Waldspielplatz nahe dem Park des Familienviertels wieder, in dem ich als Kind gelebt hatte. Damals, als alles noch in Ordnung war. Die Rutsche beherbergt unter sich ein kleines Häuschen. In das verkriech ich mich. Wenn es noch wie früher ist, wird dieser Spielplatz kaum genutzt und ist ein Geheimtipp. Jedenfalls hoff ich, dass es immer noch so ist. Das er dennoch in einem so gutem Zustand ist… liegt wohl daran, dass ich ihn alle drei Monate von einer Firma pflegen lasse. Ja, ich bin nostalgisch und dieser Ort meiner Kindheit… muss bewahrt werden. Denn wenn er verrottet und irgendwann entfernt werden würde, würde der letzte Teil meiner Kindheit, der noch unschuldig ist, einfach so mit verschwinden. Davon bin ich vollkommen überzeugt. Aber ich schwafle. Dann hör ich plötzlich ein Kinderlachen. Nein! Bitte… ich will nur alleine sein. Mit mir, meinen Gedanken und meiner Scham. Das Kind gluckst und gibt weitere merkwürdige, glücklich klingende Geräusche von sich. Ich kann mich kaum beherrschen und mein Weinen nicht unterdrücken. Schließlich tritt jemand vor den Zugang zu diesem Spielhaus. Als der Mann - natürlich ist es ein Kerl - sich etwas vorbeugt, um in mein Versteck lugen zu können, erkenne ich zu meiner Überraschung Keizo. Seine Augen weiten sich überrascht. Dann richtet er sich auf und geht weg. Spricht mit jemandem. Ich verstehe die Worte, doch kann ihren Sinn nicht begreifen. Schließlich entfernt sich das Lachen des Kindes wieder. Gut! Dann kann ich mich endlich alleine meinem Selbstmitleid ergeben. In der trügerischen Einsamkeit leg ich meine Stirn gegen meine angezogenen Knie und umfasse meine Beine noch fester. Als ich eine Hand auf meiner Schulter spüre schrecke ich zusammen und blicke entsetzt hoch. Keizo ist in das - für uns viel zu kleine - Häuschen gekommen und schaut mich besorgt an. Aber wenn schon einer da sein muss, dann ist es gut, dass es Kei ist. Er ist der einzige Mensch auf dieser Welt, der weiß, wie es war. Der weiß, wie es ist, mit solchen Erinnerungen leben zu müssen. Mich besser kennt als jeder andere. Besser als Isono. Als Mokuba. Oder Katsuya. Langsam - wie in Zeitlupe - zieht er mich an seine Brust und legt den zweiten Arm um mich. Für gewöhnlich würde ich ihn nun von mir stoßen, weil ich seine Nähe nicht ertragen kann, doch stattdessen lasse ich mich verzweifelt an seine Brust fallen und weine hemmungslos. Weine meinen Frust und meine Verzweiflung heraus. Kei tut nichts, außer mich zu halten. Erst als nach einer ganzen Weile meine Tränen endlich weniger werden und ich ein Stück meiner Selbstkontrolle zurück gewinnen kann, stemmt Kei mich ein wenig von sich und streicht mir die Feuchtigkeit von der Wange. Er versucht mich anzulächeln und fragt mich dann behutsam was los sei… Fragt, ob ich mich mit Katsuya gestritten hätte oder ob ich mit irgendetwas anderem Probleme habe. Nur langsam schaue ich zu ihm. Und dann, ich weiß selbst nicht wieso, erzähle ich ihm von Kogoro und seiner Tat am Freitagabend, nachdem Keizo ihn von mir vertrieben hat. Berichte ihm von den Detectives, die Samstagmittag in mein Haus kamen und mir Bilder zeigten, die nicht existieren sollten. Von der Entwicklung mit dem Jungen, der dann doch keine Anzeige erstatten möchte, weil Kogoro ihm Schweigegeld gezahlt hat… und zuletzt erzähl ich ihm, wie ich Katsuya im alten Schlafzimmer von Gozaburo gefunden habe, als er gerade eine der unzähligen Videodateien angeschaut hat. Verständnisvoll legt Kei nur seinen Kopf schief und überlegt. Fragt mich, was ich nun vorhabe. Ich zucke mit den Schultern, denn ich weiß es schlicht nicht. Die Gedanken und Gefühle wirbeln in unendlichem Chaos in mir herum. Früher hätte ich sie hinter meine Mauer gesperrt und wäre zur Tagesordnung übergegangen. Aber diese Mauer existiert nicht mehr. Dennoch… weiß ich einfach nicht, wie ich mit all dem umgehen soll. Bin schlicht und ergreifend ratlos. Dann fragt mich Kei behutsam und in einem sehr vertrauten Ton, ob ich nicht mit Katsyua sprechen möchte… doch ich schüttle nur heftig den Kopf. Auf gar keinen Fall. Plötzlich spüre ich etwas, was ich in Bezug auf meinen Streuner noch nie gespürt habe. Jedenfalls nicht in diesem Ausmaß: Angst! Es ist die Angst davor, dass er sich nun doch noch angewidert von mir abwenden wird. Etwas erzählt zu bekommen ist eine Sache. Es dann aber wirklich zu sehen, eine ganz andere. In meinen Erzählungen konnte ich das eine oder andere Detail weglassen. Handlungen entschärfen. Doch dieses Video… es zeigt die ganze, ungeschönte Wahrheit… wie es wirklich war… Kei verneint. Er glaubt nicht, dass Katsyua so reagieren wird. Doch er hat nicht diesen Blick von meinem Streuner gesehen. Dieses Entsetzen und den Ekel. Das hat mir so große Angst gemacht, dass ich nur noch weglaufen konnte. Einfach weg… so schnell es mir möglich war. Ungeachtet dessen, dass ich mein legeres Hausoutfit an habe. Hab nicht mal dran gedacht Schuhe anzuziehen. Auf einmal hör ich die Stimme meines Streuners durch die Wand, an der ich mittlerweile lehne. Wie er meinen Namen haucht. Mit einer Stimme, die ich so nicht kenne. Brüchig. Ängstlich. Der jedes Selbstbewusstsein fehlt. Ich blick erschrocken zur Wand. Nein, sicherlich spielt mir mein Verstand einen Streich. Woher sollte er auch schon wissen, dass ich hier bin? Nicht einmal ich habe gewusst, dass ich hier landen würde, als ich los gerannt bin. Doch dann kann ich wieder Katsuyas Stimme hören und es bleibt keinen Zweifel übrig, dass er auf der anderen Seite der Wand steht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)