Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 19: Einen Schritt in die Abhängigkeit --------------------------------------------- Es ist beängstigend! Ich wurde darauf gedrillt keine Emotionen zu zeigen. Nichts von dem, was in mir vorgeht nach außen zu tragen. Mit Gewalt. Purer körperlicher Gewalt wurde ich konditioniert! Und mit psychischem Druck! Mir wurde gedroht, dass es noch schlimmer werden könnte. Dann hat Gozaberu erkannt, was wirklich meine Schwäche ist: Mokuba. Also drohte er mir, er würde Mokuba schreckliche Dinge antun. Das, wenn er bei mir keinen zufriedenstellenden Ergebnis erzielen könnte, er es eben bei Mokuba versuchen würde. Meinen kleinen Bruder zum perfekten Geschäftsmann erziehen würde. Mit den gleichen Methoden, die er schon bei mir angewandt hatte. Das wollte ich auf keinen Fall. Mein kleiner Bruder sollte eine unbeschwerte, schöne Kindheit haben. Er sollte weder sehen, was mir der alte Kaiba antat, noch wie er es tat oder gar selbst erfahren, wie es wäre, es angetan zu bekommen. Also hab ich angefangen eine Mauer um mich herum aufzubauen. Stein für Stein. Hab mein wahres Ich dahinter versteckt. Genauso, wie alle meine Gefühle. Alles was ich erlebte und nicht verarbeiten konnte. All das hab ich eingemauert. Eingesperrt und wäre es nach mir gegangen, hätte ich das alles nie wieder raus gelassen. Schon früher kam es vor, dass mich manche Erlebnisse im Schlaf verfolgten. Doch ich hab es immer geschafft sie abzuschütteln und zu überwinden. Jedenfalls hab ich mir das lange eingeredet. Doch die Wahrheit sieht anders aus: Ich bin davor weggelaufen. Ich habe mich nie dem gestellt, was in mir wütet. All die Albträume hab ich zu meinen Gefühlen hinter die Mauer gesperrt. Und es hat funktioniert! Ich habe funktioniert. Jedenfalls eine Weile. Dann kam er! Jonouchi Katsuya! Ich weiß, dass er es nicht mit Absicht getan hat, aber er hat einen Stein aus meiner Mauer gelöst. Und alles, was ich dahinter eingesperrt hatte, versuchte durch diesen winzigen Spalt nach außen zu kommen. Durch diesen Druck hat meine Mauer Risse bekommen und schließlich, über Wochen hinweg, begann die Mauer einzustürzen. All das, was ich weggesperrt hatte... all meine Ängste, meine Erlebnisse... all die Worte, die Gozaberu mir wiederholt immer wieder sagte, um mich gefügig zu machen... waren auf einmal frei und ich... war machtlos! Hilflos! Sie nahmen mir die Möglichkeit zu schlafen. Raubten mir die Kraft für den Tag. Ich versuchte nach außen wie immer zu wirken. Doch innerlich... ich fühlte mich, als würde ich gegen einen Orkan anschreien. Ein Orkan, der mich jederzeit wegreißen konnte und ich wäre für immer verloren gewesen. Nicht selten riss er mich ein Stück mit. Brachte mich aus dem Gleichgewicht. Bis ich wieder Halt fand. Doch in der Nacht am Anfang der Woche... da wollte mir das einfach nicht gelingen. Ich konnte mich nicht befreien aus all dem, was mich da mitgerissen hatte. Doch dann tauchte er wieder auf. Jonouchi hat mich aufgefangen. Gab mir Halt. Schuf einen Bereich, in dem der Orkan keine Macht hatte. Ein windstilles Auge. Ich sehe den Orkan immer noch um mich herum wirbeln. Manchmal gelingt es ihm, an mir zu zerren, aber Jonouchi verhindert, dass er mich mitreißen kann. Er hält mich, wenn ich mich selbst nicht mehr aufrichten kann. Er ist nur da! Lässt mir und meinen Gefühlen freien Lauf, aber achtet darauf, dass sie mich nicht mehr übermannen und niederringen. Manchmal... da kommt eine Frage von ihm. Doch ich muss ihm nicht antworten. Er akzeptiert, dass es Dinge gibt, über die ich nicht reden kann! Da ist kein Zwang. Kein Mitleid. Nur Verständnis. Er sagt diese Sachen... nennt mich SEINEN Drachen und plötzlich fühle ich mich sicher. Geborgen. Kriege wieder Luft, wenn ich denke, es schnürt mir gleich den Atem ab. Nimmt mir die Angst. Dank ihm, find ich sogar wieder Schlaf. Obwohl ich es hasse, in diesem Zimmer zu sein. Dieses Bett zu benutzen. Nachdem sich Gozaberu aus dem Fenster gestürzt hatte wollte ich das Zimmer wechseln. Doch Mokuba war so schnell in das Zimmer gegenüber eingezogen, dass es ihm das Gefühl vermittelt hätte, dass ich nicht will, das er in meiner Nähe ist. Also bin ich geblieben. In diesem Zimmer. Ich hätte meinem kleinen Bruder erklären können, warum ich aus diesem Zimmer heraus wollte. Doch das konnte ich ihm nicht offenbaren. Es gibt Dinge, die musste er nicht wissen. Sollte er nicht wissen. Nicht damals. Nicht heute. Am besten niemals. Die ersten beiden Tagen ist Jonouchi nicht von meiner Seite gewichen. Hat mich selten länger als ein paar Minuten alleine gelassen. Wenn irgendetwas droht mich umzuwerfen ist er da und fängt mich auf. Und ich ... lass mich auffangen. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass es sich so gut anfühlen kann, wenn da jemand ist, der für einen da ist. Für den man keine Verantwortung trägt oder ein Vorbild sein muss. Da fallen mir seine Worte wieder ein, die er vor einiger Zeit, am ersten Wochenende, gesagt hatte: Er sieht, wie ich unter meiner Einsamkeit leide. Dass ich jemand brauche, an den ich mich lehnen kann, vor dem ich nicht stark sein muss, der mir Halt geben kann, wenn ich es brauche. Jemand, bei dem ich keine Verpflichtung habe! Erst jetzt wird mir klar, dass er schon damals recht hatte. Damals konnte ich das nicht akzeptieren. War ich einfach nicht bereit jemanden zu zeigen, wie verängstigt und schwach ich in Wirklichkeit bin. Es hat mich so wahnsinnig erschreckt, dass der Blonde damals dennoch in der Lage war, etwas davon zu sehen. Und heute? Ich vertraue ihm. Manchmal fällt es mir immer noch wahnsinnig schwer. Dann wende ich mich ab. Doch er umarmt mich. Sagt so etwas, wie, dass ich mich vor ihm niemals schämen müsste. Das gibt mir irgendwie Kraft. Sicherheit. Noch nicht genug, um davon zu erzählen, was mich quält. Doch genug, um meine Verzweiflung raus zu lassen. Ich blicke auf, als ich den Blonden aus dem Conbini kommen sehe. Mein Wagen parkt direkt vor dem Eingang. Der blonde Streuner hatte heute Vormittag gemeint, er müsse ein paar Sachen erledigen, wäre aber bis zum Schlafen gehen wieder da. Mir ist klar, dass er nicht ewig bei mir bleiben kann. Er muss arbeiten und dafür sorgen, dass er die Miete zusammen kriegt. Ich frage mich, ob er mir erlauben würde, ihm dabei zu helfen? Überrascht blickt er mich an. Dann lächelt er. Kommt zu mir. Ich trete beiseite und öffne die Tür zum Fahrgastraum. Er steigt ein, ich folge ihm. Die Stunden ohne ihn waren anstrengend. Mehrmals fühlte ich mich, als würde der Orkan mich gleich wieder mitreißen. Ich hab mich daran geklammert, dass Jonouchi versprochen hat zurück zu kommen. Irgendwann hab ich es dann doch nicht mehr ausgehalten zu warten. Isono war gekommen, um mir ein kurzes Update zu bringen und ich hab ihn gebeten - wirklich darum gebeten - mich hier her zu fahren. Langsam rutsch ich auf der Rückbank ein wenig runter und lehne dann meinen Kopf an Jonouchis Schulter. Er legt seinen Arm um mich und hält mich fest. Der Orkan hört auf an mir zu zerren. Wird ruhiger. Ich entspanne mich ein wenig. Er angelt nach meiner Hand und wir kreuzen unsere Finger ineinander. Mit seinem Daumen streicht er mir sanft über den Handrücken. Es ist eine kleine Geste, aber sie tut so gut. Es ist beängstigend! Beängstigend, wie schnell ich von dem Blonden abhängig geworden bin! Ihm Macht über mich verliehen habe. Wie viel Einfluss er auf mich und meine Gefühlswelt hat. Das er mir diese Sicherheit und Geborgenheit vermitteln kann, die ich unwiederbringlich verloren glaubte. Mich vor mir selbst beschützen kann. Vor meinen inneren Dämonen. Nie hätte ich auch nur in Erwägung gezogen, dass es mal jemand geben würde, dem ich mich so anvertrauen kann. Und doch hab ich ihn gefunden... oder hat er mich gefunden? Doch da ist auch Angst. Mir ist klar, dass es nicht ewig so weiter gehen wird. Er kann nicht jede Nacht bei mir sein, damit ich die Ruhe finde, um erholsam schlafen zu können. Irgendwann muss er auch mal wieder nach Hause. Sicherlich fragen sich seine Freunde ohnehin schon, warum sie ihn kaum noch zu Gesicht bekommen. Dann werde ich nachts wieder mit meinen Dämonen alleine sein. Ich fröstle kurz und spüre, wie der Blonde mich ein Stück näher an sich zieht. Wenige Minuten später sind wir bei mir. Wir steigen aus. Ich bedanke mich bei Isono, der aber nur abwinkt und meint, dass das gar kein Umstand gewesen wäre, bevor er sich dann auf den Heimweg macht. Wir gehen ins Haus und in die Küche. Jonouchi erwärmt Milch und macht uns eine heiße Schokolade. Als die Tasse dampfend vor mir steht, schau ich den Mini-Marshmallows zu, wie sie langsam zergehen. Jonouchi spürt, dass mich etwas beschäftigt. Er legt sanft seine Hand an meine Wange und hebt meinen Blick zu sich. Wieder lächelt er mich sanft an. Fragt, was seinem Drachen gerade so durch den Kopf geht. SEINEM Drachen! Ich mag es, wenn er mich so nennt und für sich beansprucht. Gerne würde ich ihn auch ganz für mich beanspruchen. Aber ich glaube nicht, dass das geht! Mein Blick richtet sich wieder auf die Tasse vor mir. Leise formuliere ich meine Frage. Frag ihn, wie lange er bei mir bleiben kann? Erst am Ende meiner Frage schaff ich es wieder zu ihm aufzusehen. Seine braunen Augen mustern mich, während er mich sanft anlächelt. Solange sein Drachen ihn bei sich haben möchte, antwortet er mir sanft. Einerseits freut mich die Antwort, aber sie lässt mich auch zweifeln. Was ist mit seiner Familie? Wird sich sein Vater nicht wundern, wo er abgeblieben ist? Er schüttelt nur den Kopf. Von Zeit zu Zeit wird er zuhause vorbei schauen, aber er wäre immer spätestens zur Schlafenszeit wieder bei mir, kommt es fast geflüstert von ihm. Macht seinem Vater das wirklich nichts aus? Was wenn der Alte interveniert? Ihn einsperrt? Doch er streicht mir über die Wange und holt mich aus meinen Gedanken. Lächelt mich wieder warmherzig an und gibt mir zu verstehen, dass ich mir keinen Kopf darüber machen soll. Dann hebt er seine Tasse und nippt an ihr. Genießerisch schließt er die Augen und brummt zufrieden. Sieh einer an... er liebt Schokolade! Nachdem unsere Tassen leer sind zieht er mich wieder in das obere Stockwerk. Kurz schau ich in Mokubas Zimmer. Er schläft schon. Trotzdem geh ich kurz zu ihm und drücke ihm sanft einen Kuss auf die Stirn. Richte seine Decke noch ein wenig. Dann verlass ich leise den Raum. Vor der Tür steht der Blonde und lächelt mich weiter an. Er angelt nach meiner Hand und zieht mich dann in mein Zimmer. Er schlüpft aus der Jeans, die ihm unten zu lange ist. Kein Wunder. Ist meine Hose! Genau wie das Shirt das er trägt. Und die Unterwäsche. Da er mich bislang nicht länger als notwendig alleine lassen wollte, hatte er bislang keine Gelegenheit Wechselklamotten zu holen. Also hab ich ihm welche geliehen. Ich war überrascht, wie gut sie ihm stehen. Sorgfältig legt er die Jeans auf den Stuhl neben dem Nachttisch. Ich schnapp mir meine Sachen vom Bett und verschwinde ins Badezimmer. Dort wechsel ich von meiner Alltagskleidung in meine Schlafklamotten. Dann greif ich nach dem Schweißarmband, dass immer in einem Kästchen neben dem Waschbecken liegt. Nur nicht jetzt! Meine Augen weiten sich. Wo ist es? Ohne... kann ich nicht raus! Ich hab es ganz bestimmt heute Morgen vor dem Duschen hier abgelegt. Das mach ich immer so. IMMER! Der Orkan beginnt wieder stärker an mir zu zerren. Dann wird die Stille durch ein Klopfen unterbrochen und ich hab das Gefühl, dass mein Herz gleich stehen bleibt! 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