Mein Herz für dein Vertrauen von Rebi-chan ================================================================================ Kapitel 1: .~1~. ---------------- Ein grüner Haarschopf erregte meine Aufmerksamkeit, als ich gerade auf Patrouille war. Blinzelnd folgte ich der Person, die mich an jemanden erinnerte, den ich bereits seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hatte. Ich hielt Abstand, tat so, als würde ich weiterhin die Umgebung im Auge behalten, hing aber in Wirklichkeit meinen Gedanken nach. Noch einmal durchlief ich gedanklich das, was vor zehn Jahren passiert war... .~*~. Wie üblich hatte ich meinen Frust an ihm ausgelassen. Izuku, der kleine Junge, mit dem ich aufgewachsen war, weil sich unsere Eltern kannten, und dem ich aus einer Laune heraus den Spitznamen 'Deku' gegeben hatte. Einfach, weil ich es konnte und weil ich ihn ärgern wollte. Damals. Weil er keine Macke entwickelt hatte, wie jeder andere. Weil er... nutzlos war... Mein Frust bezog sich auf die Tatsache, dass er keine Macke hatte. Die Tatsache, dass die Welt so ungerecht war. Und obwohl ich tief in meinem Inneren wusste, dass er nichts dafür konnte, ließ ich es ihn dennoch spüren. Mit Gewalt, körperlich und verbal. Und einen Tag später war er dann einfach verschwunden. Spurlos. Seine Mutter, die ich Tante Inko nennen durfte, war außer sich vor Sorge. Sie setzte so viele Hebel wie möglich in Bewegung um ihren kleinen, damals zwölfjährigen Jungen, wieder zu bekommen. Doch egal, was sie tat, es blieb ohne Erfolg. Die Polizei und auch die Helden, die auf den Fall angesetzt wurden, tappten im Dunkeln. Keiner schaffte es, auf ein Lebenszeichen von Izuku zu stoßen. Es traf auch keine Lösegeldforderung ein. Nichts. Fast war es so, als hätte er nie existiert. Anfangs war ich wütend. Dass er mich einfach so zurück gelassen hatte, dass ich nun niemanden mehr hatte, den ich ärgern konnte. Irgendwann verrauchte die Wut. Ich wurde älter, sah die Dinge nun aus anderen Augen und gestand mir selbst ein, dass er mir fehlte. .~*~. Und so vergingen zehn lange Jahre, in denen meine Erinnerungen an ihn immer mehr verblassten, doch nie ganz verschwanden. Bis zum heutigen Tag, als dieser grüne Haarschopf wieder alles Vergessene ans Tageslicht beförderte. Eine gewisse Neugierde, aber auch die Hoffnung, ihn endlich wieder zu sehen, trieb mich voran. Ein kurzer Moment der Panik stieg in mir auf, als ich ihn doch tatsächlich in der Menschenmenge aus den Augen verloren hatte, fand ihn aber nur wenige Momente später schon auf der anderen Straßenseite wieder, wo er seinen Weg fortsetzte. Mit großen Schritten wartete ich nicht auf die nächste Grünphase der Fußgängerampel, sondern nahm den etwas längeren Weg über die Überführung. Ein wenig außer Atem kam ich auf der anderen Seite an, schloss nun zu ihm auf. „Izuku?“, sprach ich ihn vorsichtig an. Er drehte sich um, sah mich mit seinen riesigen grünen Augen an. Er war es. Zu einhundert Prozent! Nie würde ich diese Augen und seine Sommersprossen darunter vergessen. „Du bist es wirklich!“, rief ich erfreut und grinste über das gesamte Gesicht. Meine Freude war echt. Ich war unendlich erleichtert, dass es ihm gut ging, er noch lebte und ich nun vielleicht die Chance bekommen würde, ihm mein Verhalten von damals zu erklären und mich vor allem bei ihm dafür zu entschuldigen. Ich trat einen Schritt auf ihn zu, wollte ihn einfach nur in den Arm nehmen, doch hielt im letzten Moment in der Bewegung inne. Seine Augen waren schreckgeweitet, sein Gesicht weiß wie eine Wand. „B-bleiben Sie weg von mir...“, stammelte er mit zittriger Stimme. Ich schluckte, nahm wieder etwas Abstand und lächelte ihn beruhigend an. „Erkennst du mich nicht? Ich bin es, Katsuki...?“ Sah ich in meinem Heldenkostüm so verändert aus, dass er mich nicht erkannte? Ich blickte mich um. Es waren nur noch wenige Menschen unterwegs. Der Himmel war mit schweren, dunklen Regenwolken verhangen, die wohl bald ihren Inhalt über die Straßen ergießen würden. Ich nahm meine Maske ab, sodass er mein gesamtes Gesicht sehen konnte, doch er schüttelte den Kopf. Und als hätte ich es nicht geahnt, begann es nur Sekunden später auch schon zu regnen. Ich zuckte zusammen, als mich die kalten, großen Regentropfen im Gesicht trafen. Izuku wich einen halben Schritt vor mir zurück, drehte sich um und ging langsam weiter. Erst jetzt fiel mir auf, was er trug. Schmutzige, zerschlissene Kleidung. Eine alte Jeans, die definitiv schon bessere Tage und vor allem schon Ewigkeiten keine Waschmaschine von innen gesehen hatte. Einen grauen, fleckigen Hoodie, dessen Kapuze er nun über seine Haare zog, die noch zerzauster als ich sie in Erinnerung hatte waren und stumpf auf seinem Kopf lagen. Er machte den Eindruck, als wäre er es gewohnt bei Regen draußen auf der Straße herum zu laufen. Es war kühl heute. Viel zu kühl für einen Tag Ende Juli... Ich fröstelte, setzte meine Maske wieder auf mein Gesicht und stellte mich vor ihn. „Warte bitte, wo willst du hin?“ Er sah mich nicht an, sondern hielt den Kopf gesenkt. „Nach Hause...“ „Gut, ich bringe dich...“, lächelte ich. Wieder schüttelte er den Kopf. „Nein, danke...“, erwiderte er. Es begann stärker zu regnen und er schob sich an mir vorbei, ohne mich zu berühren, fing dann nach einigen Schritten an zu rennen. Verwirrt sah ich ihm hinterher, bevor ich ihm nachlief. Nun hatte ich ihn endlich wieder gefunden, da würde ich ihn ganz sicher nicht so schnell wieder weg lassen! Entschlossen folgte ich ihm in eine dunkle Gasse, wo er sich zwischen zwei Müllcontainer zwängte. Lebte er etwa auf der Straße? Sein äußeres Erscheinungsbild ließ diese Vermutung jedenfalls zu. Langsam näherte ich mich seinem Versteck. Ich hörte ein Rascheln, dann ein leises Maunzen und ihn flüstern. „Heute habe ich leider kein Essen bekommen, Fuku...“ Verwirrt trat ich näher und erblickte ihn in einer Ecke gekauert sitzen. Auf seinem Schoß hatte er eine kleine Katze, die er streichelte. Das Tierchen war abgemagert, hatte schwarzweißes Fell und spitzte die Ohren, als ich vor ihnen stehen blieb. Zutraulich sprang es von Izukus Schoß und kam schnurrend auf mich zu. Ich ging in die Hocke, streichelte das Kätzchen, das sich an meine Hand schmiegte. „Izuku... Was machst du hier?“, fragte ich vorsichtig. Wieder blickte er mich ängstlich an, weigerte sich aber etwas zu sagen. Das Kätzchen maunzte und leckte über meine Hand. Ich lächelte, kraulte es hinter den Ohren und nahm es dann auf den Arm. „Lass es los!“, rief Izuku plötzlich und streckte mir eine Hand entgegen, als wollte er mich aufhalten. „Ich tu ihr nichts“, versuchte ich ihn zu beruhigen und setzte das Fellknäuel wieder auf dem Boden ab. Sofort lief die Katze wieder auf Izuku zu und schmiegte sich an ihn. „Was wollen Sie von mir?“, wollte er wissen und drückte sich etwas weiter in die Ecke hinein. Ich war inzwischen vom Regen vollkommen durchnässt und fror und auch Izuku war nass und zitterte. Er beobachtete mich ängstlich, so als würde von mir eine Gefahr drohen. „Ich möchte dir helfen...“, meinte ich leise. „Du hast bestimmt Hunger. Und auch dein Kätzchen. Ich könnte dir trockene Kleidung geben. Und du könntest baden, wenn du möchtest...“, zählte ich auf. „Warum... warum sind Sie so... freundlich?“, wollte Izuku wissen. Er war weiterhin distanziert, so als würde er mich wirklich nicht kennen. Ich runzelte die Stirn. „Ich kenne dich. Du heißt Izuku Midoriya, bist 22... nein, 23 inzwischen“, lächelte ich. Izukus Geburtstag lag etwa eine Woche zurück, daran erinnerte ich mich. „Wir sind zusammen aufgewachsen...“ Ich schwieg kurz. „Erinnerst du dich nicht an mich?“ Nachdem, was ich ihm alles angetan hatte, konnte ich es ihm nicht verübeln, wenn er mich nicht mehr kennen wollte. Doch ich hoffte, dass es eine andere Erklärung gab. Er schüttelte wieder den Kopf, entspannte sich aber auch ein klein wenig, während er die Katze - Fuku? - hinter den Ohren kraulte. „Nein... Ich weiß gar nichts mehr...“, murmelte er traurig und schloss kurz die Augen. „Haben Sie ein bisschen Essen für Fuku? Ich selbst brauche nichts...“, bat er dann schüchtern und sah mich wieder an. Ich lächelte, hielt ihm meine Hand hin. „Natürlich. Komm...“ Ein weiteres Mal schüttelte er den Kopf, ignorierte meine Hand und krabbelte an mir vorbei in den Regen. Fuku versteckte sich in der Bauchtasche seines Hoodies. Ich stand auf, lächelte ihn an und verließ langsam die Gasse. Die Straßen waren inzwischen wie leer gefegt. Hin und wieder fuhr ein Auto auf der Straße vorbei, doch ansonsten blieb es still. Ich achtete darauf, dass er mir folgte. Das tat er mit einigen Schritten Abstand, ganz so, als traute er mir nicht und wollte sich noch eine Chance zur Flucht offen lassen. Ich warf ihm einen beruhigenden Blick zu, bog dann in eine ruhige Wohngegend, wo ich eine Wohnung gefunden hatte. Normalerweise ging ich nach einer Patrouille immer noch einmal in die Agentur um mich dort umzuziehen, doch heute ließ ich das ausfallen. Ich zog meine Schlüssel aus der Tasche, öffnete meine Wohnungstür und zog im Eingangsbereich meine Schuhe aus. Izuku stand unschlüssig vor der Tür unter der Überdachung und spähte ins Innere. „Nicht so schüchtern, komm ruhig herein...“, bat ich ihn, verschwand kurz im Badezimmer um zwei große Handtücher zu holen. Als ich wieder auf den Flur trat, stand er im Eingangsbereich. Die Tür hinter ihm war immer noch offen. Ich atmete kurz durch und schob meine Ungeduld beiseite. Jetzt etwas zu überstürzen würde ihn nur verjagen. Lächelnd zeigte ich ihm die Handtücher. „Machst du bitte die Tür zu? Und dann kannst du dich und Fuku gerne abtrocknen, während ich schaue, was ich für euch kochen kann...“ Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, schluckte aber nur und drückte dann langsam und vollkommen verunsichert die Tür hinter sich ins Schloss. Erst dann zog er sich die durchweichten Turnschuhe aus. An seinen Füßen befanden sich nicht einmal Socken! Was war mit ihm nur passiert? Ich hielt ihm die Handtücher entgegen, doch er nahm sie mir nicht ab. Fuku maunzte in seiner Bauchtasche, schob das Köpfchen aus einer der beiden Öffnungen und sprang dann neugierig heraus auf den Boden. Sie schüttelte sich kurz und schnupperte. „Nicht...“, flüsterte Izuku, als das Kätzchen auf mich zulief. Ich beugte mich hinunter und streichelte es. „Ich weiß nicht, was dir alles passiert ist... Aber ich kann dir versichern, dass dir hier nichts geschehen wird. Du bist hier in Sicherheit...“, ließ ich ihn wissen, legte dann die Handtücher auf die Kommode und ging in die Küche. In meinem Kühlschrank fand ich Gemüse und Geflügelfleisch, welches ich tags zuvor erst eingekauft hatte. Ich stellte beides auf die Anrichte, suchte dann in meinen Schränken nach dem Reis. Ein Maunzen ließ mich aufhorchen. Fuku war neugierig in der Tür erschienen und blickte sich um. Schnell hatte ich ein Messer aus einer der Schubladen gezogen, schnitt ein Stückchen vom Fleisch ab und ging in die Hocke, hielt ihr das Stück entgegen. Die kleine Katze kam auf mich zu getapst, schnupperte an dem Fleisch und leckte darüber, ehe es in weniger als ein paar Sekunden komplett vertilgt worden war. Ich lachte leise. „Da hat jemand aber großen Hunger...“, grinste ich, ließ mir die Finger ablecken und streichelte dann über ihren Rücken. „Ein bisschen musst du dich aber noch gedulden...“, lächelte ich und erhob mich wieder. Ich wusch mir die Hände und fröstelte wieder. Ich stand immer noch in meinem Heldenkostüm vollkommen durchnässt herum und sollte mich dringend umziehen, wenn ich mir keinen Schnupfen holen wollte. Ich drehte mich wieder um und sah Izuku in der Tür stehen. Er schreckte ein wenig zurück, blickte sich aber neugierig um. „Das Essen dauert ein bisschen... Möchtest du vielleicht ein Bad vorher nehmen? Und warme Kleidung anziehen?“, fragte ich ihn und ging auf ihn zu. Er wich zurück und sah mich mit großen Augen an. „Das... nein... das kann ich... nicht annehmen...“, murmelte er und senkte den Kopf. Ich verengte meine Augen, als ich ihn so sah, schüttelte dann den Kopf. „Nichts da. Du badest. Sonst wirst du mir noch krank...“, beschloss ich und drückte mich an ihm vorbei um ins Bad zu gelangen. Dabei streifte ich leicht seinen Arm. Sofort stolperte er von mir weg und sah mich mit aufgerissenen Augen verängstigt an. „Izuku...“, murmelte ich nur entsetzt über seine Reaktion. „Etwas wertloses wie ich braucht nicht baden...“, flüsterte er. Wie ein Dolch bohrte sich der Schmerz direkt in mein Herz. Wertlos? Er? Innerlich schüttelte ich den Kopf. Hatte er ein Trauma, weil ich ihn früher immer geärgert hatte? Oder war ihm irgendetwas Unvorstellbares passiert, während er verschwunden gewesen war? „Izuku...“, sagte ich leise. „Du bist nicht wertlos. Es tut mir Leid, wenn du das glaubst, weil ich dir damals diesen dämlichen Spitznamen gegeben habe... Aber du bist ganz sicher nicht wertlos...“, versuchte ich ihn etwas zu beruhigen. „Es tut mir Leid... Alles was ich dir angetan habe... Ich weiß, ich kann es nicht ungeschehen machen... Aber ich bin nicht mehr so... Ich habe mich verändert... Bin erwachsen geworden...“ Er sah mich nur stumm an. In seinem Blick lag etwas, das mich unendlich traurig machte. Es sah aus, als wäre er gebrochen. Als war er selbst fest davon überzeugt, nichts wert zu sein. „Wenn... wenn du nicht baden möchtest, dann lass mich dir wenigstens trockene Kleidung geben... Ich möchte nicht, dass du dich erkältest...“, sagte ich leise. Er nickte ganz langsam. „Okay... ich bade...“, hauchte er. Erleichtert seufzte ich lautlos auf, ging dann ins Bad und ließ heißes Wasser in die Wanne laufen. Ich legte ihm alles zurecht, was er brauchen konnte: Shampoo, Duschgel, trockene Handtücher, eine Zahnbürste. Er stand in der Tür und beobachtete aufmerksam jede meine Bewegungen. Ich lächelte ihn an, als ich fertig war, stellte dann das Wasser ab. „Ich bringe dir noch Kleidung“, ließ ich ihn wissen. Er trat einen Schritt zurück um mich aus dem Bad zu lassen. In meinem Schlafzimmer suchte ich einige Kleidungsstücke zusammen, von denen ich hoffte, dass sie ihm passen würden. Er war immer noch kleiner als ich und vermutlich vollkommen unterernährt. Nachdem ich eine Jogginghose, ein warmes Sweatshirt, eine meiner Boxershorts und ein Paar Socken zusammengesucht hatte, schälte ich mich aus meinem Heldenkostüm und zog mir ebenfalls bequeme Kleidung an. Auch ich beschränkte mich auf eine Jogginghose und ein Tanktop. Als ich wieder in den Flur trat, war die Tür zum Badezimmer angelehnt. Ich klopfte. „Izuku?“, fragte ich durch die Tür hindurch. Von innen hörte ich, wie Sachen auf den Boden fielen. Besorgt schob ich die Tür einen Spalt auf und spähte hinein. „Ist alles okay?“, fragte ich und sah ihn dann erschrocken in einer Ecke sitzen. Die Flaschen mit Shampoo und Duschgel lagen vor ihm auf dem Boden. Noch immer hatte er seine nassen Klamotten an. Ich lächelte, öffnete die Tür ganz und legte ihm die Kleidung auf die Ablage. „Das kannst du anziehen, wenn du fertig bist. Lass dir gern soviel Zeit, wie du möchtest. Und falls du noch irgendetwas brauchst, ruf mich oder nimm es dir einfach, wenn es hier herum liegt... Und... wenn du dich dadurch sicherer fühlst... Du kannst die Tür auch gerne von innen abschließen...“ Er nickte leicht und stand dann auf. „Wenn du fertig bist, komm doch in die Küche“, bat ich ihn, zog mich dann zurück um ihm ein wenig Freiraum zu lassen. Ich lehnte die Tür wieder an. Innerlich hatte ich die Hoffnung, dass er mir doch so sehr traute, dass er die Tür nicht abschloss, doch noch bevor ich die Küche betreten konnte, hörte ich wie die Tür ins Schloss gedrückt und der Schlüssel umgedreht wurde. Leise seufzte ich. Er musste schon sehr viel Angst haben... In der Küche wusch ich den Reis und füllte ihn in den Reiskocher, fing dann an das Gemüse zu putzen. Ich hatte vor, eine einfache gemischte Pfanne mit Gemüse und Fleisch zu machen, dazu dann den Reis zu servieren. Fuku hatte sich in der Küche unter den Esstisch gelegt und beobachtete mich beim Kochen. Ich holte ihr zwei Schalen aus dem Schrank, füllte eine mit Wasser, in die andere legte ich rohes Fleisch und ein bisschen Gemüse hinein. Da ich nicht wusste, ob sie auch Grünzeug mochte, ließ ich ihr die Wahl. Beide Schalen stellte ich ihr dann auf den Boden. Sofort war das Kätzchen bei mir, schnupperte an den Schalen und fing erst einmal an das Wasser zu trinken, ehe es sich über das Fleisch her machte. Ich lächelte zufrieden. Wenigstens einer meiner beiden Findlinge vertraute mir. Tbc... Kapitel 2: .~2~. ---------------- Während ich mich weiter um das Essen für Izuku und mich kümmerte, setzte ich gleichzeitig auch noch Wasser für Tee auf. Ich entschied mich für eine Kräutermischung, die eine beruhigende Wirkung hatte. Ein leises Knabbern ließ mich aufhorchen und zu Fuku schauen. Das Kätzchen vernaschte gerade die Karotten, die ich in Scheiben geschnitten zum Fleisch gelegt hatte. Ich schmunzelte, würzte das Gemüse und das Fleisch in der Pfanne und wendete es, damit es nicht anbrannte. Ich stellte die Herdplatte aus und deckte das Ganze ab, ließ es so noch etwas schmoren. Der Reiskocher war inzwischen auch fertig. Ich schaltete ihn aus, begann dann den Tisch zu decken. Ich stellte Tassen, aber auch Gläser auf den Tisch und warf dann einen Blick auf die Uhr. Es waren bereits zwanzig Minuten vergangen. Fuku hatte sich vollgefressen auf einem der Stühle zusammengerollt und schlief. Von Izuku war noch nichts zu sehen. Ich ging zum Badezimmer und klopfte an. „Izuku? Das Essen ist fertig...“, sagte ich so laut, damit er es auf der anderen Seite hören konnte. Ich erwartete keine Antwort, hörte aber kurz darauf ein leises 'Okay' durch die Tür. Lächelnd nahm ich mir den Schlüssel zu meinem Briefkasten von der Kommode und schaute nach, ob ich Post erhalten hatte. Mein Briefkasten war allerdings leer. Draußen war es dämmrig. Es hatte inzwischen aufgehört zu regnen, doch die Wolken hingen immer noch schwer über der Stadt. Vermutlich würde es über Nacht noch einmal ordentlich regnen. Ich schloss die Wohnungstür, legte den Schlüssel wieder auf seinen Platz und sah auf, als ich die Tür vom Badezimmer hörte. Izuku stand, mit noch feuchten Haaren und in meinen für ihn übergroßen Klamotten in der Tür. Der Dreck, der zuvor seine Haut grau erscheinen hatte lassen, war nun weg und entblößte eine zarte Pfirsichhaut. /Wie süß!/, schoss es mir durch den Kopf, als ich ihn so sah, lächelte ihn dann an. „Hast du Hunger?“, fragte ich und bedeutete ihm mir voraus in die Küche zu gehen. Er schluckte, verkniff sich eine Antwort und ging schüchtern vor mir her. „Setz dich doch. Möchtest du Tee? Oder Saft? Wasser?“, zählte ich auf. Er ging nicht darauf ein. „Fuku?“, fragte er stattdessen und sah sich suchend um. „Dort auf dem Stuhl. Sie hat eine ganze Schale verputzt und schläft jetzt“, erklärte ich und zog ganz leicht den Stuhl, auf welchem sich das Kätzchen zusammengerollt hatte, vom Tisch weg. Es war das erste Mal seit langem, dass ich Izuku wieder lächeln sah. Er ließ seine Finger über das Fell gleiten. Die Katze bedeutete ihm etwas. Soviel war sicher. Mit wenigen Schritten war ich am Herd und schmeckte das Essen ab. Es sollte nicht zu scharf für ihn sein. Ich verteilte den Inhalt der Pfanne auf zwei Teller, gab dann eine ordentliche Menge Reis dazu und brachte die Teller zum Tisch. „Setz dich bitte... Und iss etwas...“, bat ich ihn, holte dann noch den Tee und füllte ihn in die beiden Tassen. Unsicher ließ er sich auf einen Stuhl sinken, sah das Essen an und biss sich auf die Unterlippen. Ein leises Grummeln aus seiner Richtung war zu hören. Ich sah ihn an. Sein Gesicht war rot angelaufen. Ich kicherte leise. „Iss...“, forderte ich ihn auf. Er sah mich an, dann wieder das Essen und schluckte. Mit zittrigen Fingern nahm er die Stäbchen und versuchte mit ziemlich ungeschickten Bewegungen ein bisschen Reis damit zu greifen. Allem Anschein nach hatte er schon lange nicht mehr mit Stäbchen gegessen. Ich beobachtete ihn einige Momente, bis er es aufgab und die Stäbchen weglegte. Schnell holte ich eine Gabel. Damit sollte es ihm leichter fallen. Ich legte sie neben seinen Teller und nickte ihm aufmunternd zu. „Versuch es damit.“ Ich setzte mich ihm gegenüber, nahm dann meine Stäbchen auf und begann zu essen. Nach dem ersten Happen verzog ich leicht das Gesicht. Für meinen Geschmack war es wirklich nicht gut genug gewürzt, doch für Izuku müsste es genau richtig sein, und mir würde es wohl auch nicht schaden, ab und zu weniger Würze im Essen zu haben. Aus den Augenwinkeln heraus sah ich, dass er nun die Gabel in der Hand hielt und damit ein bisschen Gemüse in den Mund schob. Ich lächelte innerlich und aß weiter. Nach etwa fünf Minuten bemerkte ich, wie er die Gabel beiseite legte. Er hatte kaum etwas gegessen. „Danke für das Essen...“, sagte er leise. Ich sah ihn überrascht an. „Schon satt? Das glaube ich dir nicht“, meinte ich. „Iss ruhig auf.“ Man konnte ihm ansehen, wie er mit sich kämpfte. Und ich sah ihm an, dass er immer noch hungrig war. „Izuku, bitte. Iss, bis du satt bist. Und zwar richtig satt...“, bat ich ihn. „Aber...“, begann er und sank in sich zusammen. „Ich... ich kann das nicht bezahlen...“ Ging es ihm etwa darum? Dass er mir nichts schuldig bleiben wollte? Ich stand auf, ging um den Tisch herum und zu ihm, ließ mich in die Hocke sinken, sodass ich ihn von unten her anschauen konnte. „Hör mal... Du musst das nicht bezahlen... Wie kommst du denn darauf?“ Er kaute auf seiner Unterlippe herum. „Alles muss bezahlt werden...“ Ich nickte. „Das stimmt schon... Aber das hier gebe ich dir, weil ich es möchte. Und ich verlange keine Gegenleistung dafür, verstehst du?“ „Aber das ist falsch...“, begehrte er auf und schreckte vor seiner eigenen Reaktion zusammen. Ich lächelte und überlegte kurz. „In Ordnung... Wenn du unbedingt bezahlen möchtest... Wie wäre es dann, wenn du mir als Bezahlung zeigst, dass es dir schmeckt?“, fragte ich ihn. Er blinzelte mich an. „Ein Lächeln von dir nehme ich auch als Bezahlung an...“, überlegte ich laut und grinste. Izuku musterte mich, sah dann wieder zum Essen. „Ich habe schon... so lange... nichts mehr so Leckeres gegessen...“, flüsterte er. Ich freute mich. „Dann wäre es doch Verschwendung, es nicht zu essen, oder?“ Er nickte ganz leicht, sah mich wieder an und lächelte. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Es traf mich vollkommen unvermittelt und dieses Lächeln war das Schönste, das ich in meinem bisherigen Leben gesehen hatte. Ich beobachtete mit wachsender Genugtuung, wie er wieder zu der Gabel griff und nach kurzem Zögern weiter aß. „Es ist noch mehr da, also iss soviel zu möchtest...“ Ich setzte mich wieder auf meinen Stuhl zurück, nahm meine Stäbchen erneut auf und aß ebenfalls weiter. Ich ließ mir mit dem Essen Zeit, trank nebenher meinen Tee aus und wollte mir neuen eingießen, als ich Izukus Blick auf mir spürte. Fragend sah ich ihn an, bemerkte dann, dass sein Teller leer war und lächelte. „Magst du noch?“, fragte ich. Schüchtern nickte er. Er gab mir seinen Teller und ich befüllte ihn neu, stellte ihn wieder vor ihm ab. Auch seine Tasse füllte ich mit frischem Tee, genauso wie auch meine und aß dann weiter. Nebenbei beobachtete ich ihn. Es machte Spaß ihm beim Essen zu zusehen. Er aß schnell, aber man sah, dass er jeden Bissen genoss. Er hatte wohl wirklich seit langer Zeit keine normale Mahlzeit mehr bekommen. Als er auch diese Portion verdrückt hatte, lehnte er sich seufzend zurück und strich sich über seinen Bauch. Bei diesem Anblick konnte ich ein leises Lachen nicht mehr unterdrücken. Es freute mich, dass er sich inzwischen etwas entspannen konnte. Und noch mehr freute es mich, dass es ihm sichtlich geschmeckt hatte. „Danke für das Essen...“, sagte er nun schüchtern und lächelte mich wieder an. Ich nickte. „Gern geschehen“, erwiderte ich und begann den Tisch abzuräumen. Auch ich war fertig und angenehm müde geworden. Fuku hatte die ganze Zeit auf dem Stuhl geschlafen, wurde nun aber wieder munter und sprang auf Izukus Schoß, der leise aufquietschte. Überrascht sah ich ihn an, während er versuchte den Stubentiger von sich fern zu halten. „Du bist schmutzig, Fuku...“, lachte er und strich mit einer Hand über das Sweatshirt. Ich grinste. „Möchtest du die Kleine baden? Sie hat es sicher auch mal nötig...“ „Ist ein Kater...“, schmollte er plötzlich und mein Herz schlug ein bisschen schneller bei diesem Anblick. „Dann eben den Kleinen...“, grinste ich. „Ist das denn möglich?“, wollte er wissen. Er hatte es inzwischen aufgegeben, den Kater von sich fernhalten zu wollen und streichelte ihm über den Rücken. Ich räumte das Geschirr in die Spülmaschine und schaltete sie ein. „Warum sollte das denn nicht möglich sein? Komm, dann schauen wir mal, was für einen hübschen Kerl wir unter dem Dreck finden werden“, forderte ich ihn auf und ging ins Badezimmer. Das Wasser, in dem Izuku gebadet hatte, war noch eingelassen, allerdings inzwischen nur noch lauwarm. Etwas zu kalt für mich um selbst zu baden, aber um einen Kater zu waschen genau richtig. Ich ließ das Wasser etwas ablaufen, bis die Wanne nur noch zu einem Drittel gefüllt war. Izuku war hinter mir mit dem Fellknäuel aufgetaucht und sah mich unschlüssig an. „Lass mich das machen. Ich muss eh noch baden, also kann ich auch ruhig jetzt schon nass werden“, lachte ich und streckte die Hände aus um ihm Fuku abzunehmen. Der Kater maunzte und sah mich an. Unsicher übergab Izuku mir das Tier, achtete dabei aber penibel darauf, mich nicht zu berühren. Ich lächelte ihn an, legte dann ein großes Handtuch bereit und kniete mich mit dem Kater vor die Wanne. Das Tier war klein, sodass ich es ohne Probleme mit einer Hand festhalten konnte, während ich es langsam in die Nähe des Wassers brachte. Ich tauchte eine Hand hinein, hielt sie dann vor Fukus Näschen. Er schnupperte daran und maunzte mich an. „Dann wollen wir mal schauen, ob du Wasser nicht nur gerne trinkst...“, murmelte ich und begann langsam Wasser über seinen Rücken laufen zu lassen, das ich mit meiner freien Hand schöpfte. Der Kater blieb vollkommen ruhig und beobachtete meine Bewegungen. Lächelnd ließ ich ihn ins Wasser sinken, damit sich der Dreck, der sich im Fell verklumpt hatte, auflösen konnte. Binnen weniger Minuten war das verbliebene Wasser gräulich. „Wow... wo hast du dich denn rumgetrieben...“, murmelte ich und rubbelte mit einer Hand über sein Fell um weiteren Dreck daraus zu lösen. „Er war schon so, als er sich vor einer Woche entschied, bei mir zu bleiben...“, sagte Izuku hinter mir leise. Ich blickte mich zu ihm um und lächelte. „Dann kümmerst du dich seit einer Woche um ihn?“ Er nickte, kam dann langsam zu mir. Während er sich neben mir nieder ließ schob er die Ärmel des Sweatshirts nach oben und beugte sich dann ebenfalls über den Rand der Wanne. Fuku wand sich aus meiner Hand und paddelte auf Izukus Hand zu, an die er sich direkt schmiegte. „Er scheint einen Narren an dir gefressen zu haben“, lächelte ich. Er zuckte nur mit den Schultern, lächelte aber vor sich hin, während er mit dem Kater im Wasser spielte. Nach einer Weile fand ich, dass er nun sauber war und ließ das restliche Wasser ablaufen. Ich fing den Kater ein und ließ noch einmal sauberes Wasser mit dem Duschkopf über ihn laufen. Er schüttelte sich immer wieder ein mal. Ich grinste, wusch auch seinen Kopf, wobei ich allerdings darauf achtete, dass kein Wasser in seine Ohren kam. Irgendwo hatte ich einmal gehört, dass dies für Katzen unangenehm sein sollte. „Nimm dir doch bitte mal das Handtuch auf den Schoß“, forderte ich Izuku auf. Er blickte mich fragend an, nahm aber das Handtuch und breitete es sich auf dem Schoß aus. Ich setzte ihm den tropfnassen Kater darauf. Und nun verstand er auch. Sanft begann er das Tier trocken zu rubbeln, welcher diese Behandlung sichtlich genoss und laut anfing zu schnurren. Ich beobachtete die beiden, bis sie fertig waren und überlegte währenddessen, ob ich baden sollte, oder ob eine kurze Dusche ausreichte. Izuku neben mir gähnte und rieb sich mit einer Hand über die Augen. „Müde?“, fragte ich ihn. Er nickte. „Ich sollte gehen...“, sagte er leise. „Warum denn? Du kannst hier bleiben. Du musst nicht auf die Straße zurück...“, bot ich ihm an. „Das kann ich aber nicht mit einem Lächeln bezahlen...“, gab er mit einem gequälten Gesichtsausdruck zurück. „Doch. Bitte... bleib einfach hier... Ich würde mich freuen... Und Fuku fühlt sich hier scheinbar auch wohl... Oder hast du noch mehr Katzen, um die du dich kümmern musst?“, fragte ich ihn neckend. Er kicherte leise und sah mich an. „Nein, keine anderen Katzen... Aber... Ich kenne Sie doch gar nicht... Und Sie sind so nett zu mir...“ Seufzend stand ich auf und fuhr mir durch die Haare. „Ich sagte doch, wir kennen uns. Wir sind zusammen aufgewachsen...“, erklärte ich noch einmal. Langsam stand er auf, behielt Fuku auf seinem Arm. Es schien ihn zu beruhigen, den Kater in seiner Nähe zu wissen. Traurig schüttelte er den Kopf. „Davon weiß ich nichts... Ich... kann mich an nichts aus meiner Kindheit erinnern...“, meinte er leise. Ich nickte verstehend. „Was hältst du von folgendem Vorschlag... Du bleibst heute Nacht hier und schläfst dich aus. Und morgen können wir gerne ein paar Bilder anschauen. Vielleicht rüttelt das ein paar Erinnerungen wach...“ Er sah mich lange an, nickte dann aber. „Ich bereite aber keine Umstände?“ Lächelnd schüttelte ich den Kopf. „Nicht im Geringsten. Mach dir darüber bitte keine Gedanken.“ „Okay... ich bleibe...“, meinte er und sah mich an, runzelte die Stirn. „Katsuki... richtig?“ Ich nickte. „Genau. Katsuki Bakugô. Du hast mich früher immer Kacchan genannt...“, erklärte ich ihm und deutete auf die Tür. Wir verließen das Badezimmer und ich führte ihn ins Wohnzimmer, wo ich eine sehr bequeme Schlafcouch stehen hatte. Es wäre für mich auch kein Problem gewesen ihm mein Bett zu überlassen, oder es sogar mit ihm zu teilen, schließlich war es groß genug. Allerdings war ihm das wohl nicht so recht, nachdem er schon die ganze Zeit über versuchte mich nicht zu berühren. Mit wenigen Handgriffen klappte ich die Couch aus, holte aus einem Schrank eine warme Decke, sowie zwei Kissen und arrangierte alles auf der Couch. „Setz dich doch. Du kannst gerne auch noch Fernsehen oder etwas lesen...“ Er ließ sich auf die Couch sinken und strich mit der flachen Hand über die flauschige Decke. „Danke...“, hauchte er. „Fühl dich wie zu Hause...“, lächelte ich. „Falls du noch etwas brauchen solltest, mein Schlafzimmer ist nebenan. Hab keine Scheu mich zu wecken, okay?“ Er nickte, doch ich wusste, dass er mich nicht wecken würde. Dazu hatte er zu viel Angst. „Schlaf gut, wir sehen uns morgen“, wünschte ich ihm und ließ ihn alleine. Während ich eine kurze Dusche nahm überlegte ich mir mein weiteres Vorgehen. Wenn ich es verhindern konnte, würde ich ihn nicht wieder zurück auf die Straße lassen. Doch dazu musste ich erst einmal sein Vertrauen gewinnen. In seinem jetzigen Zustand würde das ein ganzes Stück Arbeit erfordern. Ich trocknete mich ab und zog meine Kleidung wieder an, nahm dann mein Smartphone und rief direkt in meiner Agentur an. Ich wusste, es war spät, aber sie war glücklicherweise rund um die Uhr besetzt, da das Verbrechen schließlich auch nie schlief. Um etwas Zeit zu haben, nahm ich mir drei Wochen Urlaub, die ich mir verdient hatte. Ich hatte keine Probleme, diesen kurzfristig genehmigt zu bekommen, versprach aber für äußerst dringliche Angelegenheiten weiterhin erreichbar zu sein. Das verschaffte mir etwas Luft um wirklich für Izuku da zu sein. Aus der Küche nahm ich ein Glas und eine Flasche Mineralwasser und brachte beides ins Wohnzimmer. Dort war es dunkel. Izuku hatte das Licht ausgeschaltet und lag zusammengerollt unter der Decke auf der Couch und schlief. Fuku lag neben seinem Kopf und beobachtete mich aufmerksam. Ich stellte die Flasche und das Glas auf den Tisch und deckte Izuku schließlich vorsichtig besser zu ohne ihn zu wecken. Sanft strich ich Fuku noch über das Köpfchen. „Schlaf du auch, Katerchen...“, flüsterte ich und ließ die beiden alleine. In meinem Schlafzimmer zog ich mich bis auf die Boxershorts aus und schlüpfte unter die Decke. In Gedanken machte ich mir eine Liste, die ich abarbeiten wollte. Ich würde Inko Bescheid geben müssen, sie hatte nach wie vor die Hoffnung nicht aufgegeben, dass ihr kleiner Junge noch lebte und stand in regem Kontakt zu meinen Eltern. Doch damit würde ich mir Zeit lassen. Sollte Izuku in seinem Zustand von seiner Mutter überrannt werden, würde er sich nur wieder verkriechen. Ich musste ihn also langsam darauf vorbereiten. Und Inko ebenfalls. Sollte Izuku sich entschließen bei mir zu bleiben, so würde ich für ihn und Fuku einige Sachen benötigen. Vor allem für Fuku, da ich nicht vermutete, dass Izuku oft die Wohnung verlassen würde. Also müsste ich Katzenfutter und vielleicht ein bisschen Spielzeug kaufen, damit der Kleine sich hier wohl fühlte. Möglicherweise war auch ein Besuch beim Tierarzt angebracht um sicher zu stellen, dass Izuku noch lange Freude an seinem Katerchen hatte. Mit dem Gedanken, dass Izuku endlich wieder da war, schlief ich ein. Tbc... Kapitel 3: .~3~. ---------------- Am nächsten Morgen wurde ich von leisen Geräuschen aus meinem Badezimmer geweckt. Ich hörte die Toilette gluckern und rauschen, dann wie eine Tür geöffnet und geschlossen wurde. Im ersten Moment dachte ich an Einbrecher, besann mich dann aber auf die Ereignisse des vorangegangenen Tages und lächelte. Izuku. Er war noch da. Gähnend streckte ich mich und warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz nach halb sieben in der Frühe. Früh genug um sich eigentlich noch einmal umzudrehen, spät genug um aber auch einen Kaffee zu trinken. Ich entschied mich für letzteres, stand auf und ging ins Badezimmer. Dort wusch ich mir den Schlaf aus dem Gesicht, zupfte meine Haare in die richtige Position und benutzte die Toilette. Normalerweise wäre ich weiterhin nur mit einer Boxershorts bekleidet durch die Wohnung gelaufen, doch in Anbetracht der Tatsache, dass ich einen verängstigten Hasen mit seinem Kater zu Besuch hatte, überlegte ich es mir noch einmal und zog mir etwas über, bevor ich dann in die Küche ging. Dort machte ich mir einen Kaffee und für Izuku eine Kanne Tee. Leise brachte ich eine Tasse Tee zum Wohnzimmer und warf einen Blick hinein. Izuku saß wach auf der Couch und hatte ein Buch in der Hand. Fuku lag schnurrend neben ihm und döste vor sich hin. Leise klopfte ich an den Türrahmen um auf mich aufmerksam zu machen ohne ihn zu erschrecken. „Guten Morgen, Izuku“, lächelte ich. Überrascht zuckte er trotz allem zusammen, schlug das Buch lauter zu als wohl gewollt und legte es auf den Tisch. „T-tut mir L-leid... Ich wollte nicht...“ Ich lachte leise auf. „Ist schon okay, ich sagte doch, du sollst dich hier wie zu Hause fühlen...“, erwiderte ich und ging zu ihm, hielt ihm die Tasse Tee hin, während ich mich zu ihm setzte. „Hier, für dich.“ Er zog die Beine an, nahm mir dann die Tasse ab, wobei sich unsere Finger einen kurzen Moment berührten. Er zuckte ein wenig zurück, hielt das Porzellan dann aber fest. „Danke“, murmelte er und lächelte wieder. „Und guten Morgen...“ Ich grinste, strich Fuku über das inzwischen seidige Fell. „Hast du gut geschlafen?“ Izuku nickte und nahm einen Schluck Tee. „Ja, vielen Dank.“ „Das freut mich. Was möchtest du frühstücken?“, versuchte ich ein kleines Gespräch in Gang zu bringen. Er zuckte leicht mit den Schultern und kauerte sich in der Ecke der Couch, in der er saß, zusammen. Ich betrachtete ihn aufmerksam. Wovor hatte er nur so viel Angst? „Hast du denn Hunger?“, fragte ich sanft. Er schüttelte den Kopf, doch im gleichen Moment begann sein Bauch zu grummeln. Ich kniff die Lippen zusammen um ein Grinsen zu unterdrücken. „Okay, dann fragen wir einfach mal deinen Bauch... Hallo Izukus Bauch, was hättest du denn gerne zum Frühstück?“, fragte ich in gespielt ernstem Ton und beugte mich ein wenig zu ihm. Leise begann Izuku zu kichern, versteckte sein Gesicht aber direkt hinter der Teetasse. Trotzdem sah ich seine roten Wangen. Ich lächelte ihn an und richtete meine Aufmerksamkeit wieder seinem Bauch zu. „Aha, ich verstehe... Speck... ein Croissant... Marmelade...“, zählte ich auf und sah Izuku an. „Sag mal, du bist nicht schwanger, oder? Dein Bauch verlangt aber eine bunte Mischung...“, neckte ich ihn. Wieder lachte er leise. Es klang für mich wunderschön und machte mich glücklich. „Nein, ich bin nicht schwanger... Hoffe ich...“, kicherte er und seine Augen glitzerten. Ich tat so, als müsste ich überlegen. „Ach, wäre auch nicht so schlimm. Dann könnte ich mich um euch beide kümmern“, zwinkerte ich ihm zu und erhob mich. „Ich gehe dann mal die verlangten Croissants besorgen, bin in zehn Minuten wieder da. Und in der Küche steht noch mehr Tee, wenn du möchtest“, ließ ich ihn wissen. Er sah mich an und lächelte wieder dieses süße Lächeln von dem ich jedes Mal weiche Knie bekam. Ich nahm meine Jacke vom Haken und meine Schlüssel sowie meine Geldbörse und verließ die Wohnung. Innerlich hoffte ich, dass Izuku die Gelegenheit nicht nutzte um zu flüchten. Es wäre nicht verwunderlich, wenn er etwas Abstand bräuchte. Ich beeilte mich um zum nächsten Supermarkt zu kommen, kaufte dort direkt auch noch einige Dosen Katzenfutter und spurtete wieder zurück zu meiner Wohnung. Etwas außer Atem schloss ich die Tür auf, zog meine Schuhe aus und brachte die Einkäufe in die Küche. Ich staunte nicht schlecht, als ich Izuku dort fand, während er gerade Wasser in eine Schale füllte. „Hey, bin wieder da“, lächelte ich und stellte die Tüte auf die Anrichte. „W-willkommen zurück...“, nuschelte er. „Ich... ich wollte Fuku... nur etwas zu trinken geben...“, erklärte er sein Handeln. Beruhigend winkte ich ab. „Ist schon okay. Ich habe auch Katzenfutter gekauft. Magst du ihm etwas davon geben?“ „Hm-m...“, brummte er bestätigend und stellte dem Kater erst einmal das Wasser hin. Etwas eingeschüchtert wartete er dann, bis ich alle Einkäufe aus der Tüte auf die Anrichte geräumt hatte, nahm sich dann mit fragendem Blick eine der Dosen Katzenfutter und öffnete sie. Den Inhalt kratzte er mithilfe eines Löffels, den ich ihm gab, auf eine weitere Schale. Fuku beobachtete ihn vom Boden aus und lief dann zu seiner Wasserschale. Ich grinste bei diesem Schauspiel. „Fuku ist hier wohl schon eingezogen...“, kommentierte ich leise und hoffte, dass Izuku es nicht negativ aufnehmen würde. Dieser sah mich an und lächelte traurig. „Dann hat er zumindest ein Heim gefunden...“ Ich hielt in meiner Tätigkeit inne, wartete, bis er die Schale dem Kater vorgesetzt hatte, und ging dann zu ihm. Vorsichtig hob ich mit einem Finger sein Gesicht, sodass er mich anschaute. Und wie immer konnte ich die Angst und die Unsicherheit in seinen Augen erkennen. „Ich habe genug Platz für euch beide. Du bist hier genauso willkommen wie er... Also wenn du möchtest, dann könnte dies hier ein Heim für euch beide werden...“ Izuku schluckte sichtbar und in seinen Augen bildeten sich Tränen. Hatte ich doch etwas falsches gesagt? Ich nahm meinen Finger von seinem Kinn, strich dann mit dem Daumen eine seiner Tränen weg. „Katsuki...“, hauchte er und schniefte, wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. „Das... ich...“, versuchte er einen Satz zu formulieren. Ich räusperte mich und kratzte mich am Hinterkopf. „Also... Das ist nur ein Vorschlag... Wenn du nicht möchtest, dann werde ich dich nicht zwingen...“ Um meine Unsicherheit etwas zu verbergen, begann ich nun damit das Frühstück vorzubereiten. Der Speck wollte in die Pfanne, die Eier ebenfalls und die Croissants schmeckten am Besten, wenn sie noch etwas warm waren. Izuku hatte sich scheinbar wieder gefasst, denn er öffnete um mich herum meine Schränke und spähte hinein. „Was suchst du?“, fragte ich ihn, als er gerade eine Schublade aufzog. „Geschirr, um den Tisch zu decken. Ich... möchte nicht unnütz sein...“, gab er schüchtern zurück. „Im Schrank rechts über dir sind Teller und das Besteck befindet sich in der Schublade links neben mir“, erklärte ich ihm. „Und bitte hör auf zu denken, dass du unnütz bist...“ Einen Moment blieb es still. Was er nun gerade für ein Gesicht machte konnte ich nicht sehen, doch ich spürte plötzlich, wie er dicht neben mir stand. Ich sah ihn an. Er musterte mich. „Sagst du das nur so, oder bist du wirklich der Meinung?“ Verblüfft blickte ich ihm in die Augen. Er meinte das wirklich ernst! Diese Erkenntnis traf mich genauso wie die Tatsache, dass er endlich vertrauter mit mir redete. „Ich bin wirklich dieser Meinung. Du bist nicht unnütz. Nicht für mich...“, gab ich leise zurück. Ich schnupperte, erschreckte mich und widmete meine ganze Aufmerksamkeit wieder unserem Essen in der Pfanne, das fast angebrannt wäre. „Danke...“, hauchte Izuku und begann dann damit den Tisch zu decken. Er wirbelte regelrecht hinter mir durch die Küche, wohl nur um meiner Einschätzung gerecht zu werden. Ich lächelte und schüttelte innerlich den Kopf. Das würde ich ihm definitiv noch einmal richtig erklären müssen... .~*~. Nach dem Frühstück verzogen wir uns ins Wohnzimmer, wo ich die Couch wieder einklappte, damit wir uns normal darauf setzen konnten. Aus einer Schublade einer Kommode zog ich ein Fotoalbum, welches ich ihm auf den Schoß legte. „Hier, da sind auch Bilder von uns beiden drin... Meine Mutter fand es wohl süß wie wir als Kleinkinder miteinander gespielt haben“, lächelte ich und suchte weitere Erinnerungsstücke zusammen. Izuku blätterte neugierig in dem Album, kicherte dabei an einigen Stellen. Ich fand, was ich gesucht hatte und setzte mich neben ihn, ohne ihm dabei zu nahe zu kommen. Er war inzwischen bei den Bildern angelangt, auf welchen wir etwa 8 Jahre alt waren. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte ich angefangen ihn ziemlich zu ärgern, was man auch auf den Fotos erkennen konnte. Ich hatte nämlich Abstand zu ihm gehalten und auch sein Lächeln war mehr gequält als fröhlich. „Als Kind war ich wütend darüber, dass du keine Macke entwickelt hast... Und weil ich mir nicht anders zu helfen wusste, habe ich diese Wut immer an dir ausgelassen... Obwohl ich wusste, dass du überhaupt nichts dafür kannst...“, begann ich leise zu erzählen. Diese Fotos stimmten mich traurig. Izuku hörte mir aufmerksam zu, blätterte dann langsam weiter und betrachtete die Fotos. „Die älteste Erinnerung, die ich habe, liegt etwas mehr als neun Jahre zurück... Ich bin aufgewacht in einem dunklen Raum, um mich herum fremde Menschen, die in einer Sprache gesprochen haben, die ich nicht verstanden habe...“, flüsterte er plötzlich und strich mit den Fingerspitzen über eines der Bilder. Ich versuchte mir die Situation vorzustellen und verstand, warum er so ängstlich war. Mir wäre es sicher nicht anders gegangen. Ich sah ihn von der Seite an und bemerkte die Tränen, die er versuchte zu unterdrücken. Fuku spürte wohl, dass es ihm gerade nicht gut ging und sprang zu uns auf die Couch, schmiegte sich an ihn. „Es muss schrecklich sein, dann plötzlich jemandem gegenüber zu stehen, der behauptet, dass man sich kennt, man selbst aber keinerlei Erinnerung daran hat...“, sagte ich leise. Wie gerne würde ich ihn nun in den Arm nehmen um ihn zu trösten, doch ich wusste, dass ich es nicht durfte. Es würde ihn verschrecken. Ich musste warten, bis er selbst zu diesem Schritt bereit war. „Es tut mir Leid, dass ich mich nicht erinnere...“, schluchzte er. Ich schüttelte den Kopf. „Dir muss nichts Leid tun...“ Vorsichtig nahm ich ihm das Album vom Schoß und schloss es. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, ihm diese Bilder zu zeigen. Ich legte das Album auf den Tisch und hielt ihm eine kleine Figur hin. „Die hast du mir geschenkt, obwohl du sie selbst gerne behalten hättest...“, lächelte ich. Es war eine Figur von All Might. Der Held, den Izuku als Kind immer vergöttert hatte. Fuku hatte sich einmal quer über seinen Schoß gelegt und schnurrte nun beruhigend. Schüchtern nahm Izuku mir die Figur aus der Hand und betrachtete sie von allen Seiten. Dann gab er sie mir zurück und schüttelte den Kopf. Auch das weckte scheinbar keine Erinnerungen an früher. Ich seufzte leise. Ob ich doch Inko anrufen sollte? Vielleicht brachte uns das etwas weiter? Aber wie groß würde die Enttäuschung für Inko selbst sein, wenn Izuku sich auch nicht an sie erinnerte? Ich befürchtete, dass sie das nicht verkraften würde. Und dann kam mir eine Idee! „Izuku? Würdest du mich an einen Ort aus unserer Vergangenheit begleiten?“, fragte ich ihn. Er wischte sich über die Augen und sah mich an. „Einen Ort aus unserer Vergangenheit?“ Ich nickte. „Ja...“, bestätigte ich. „Ich... weiß nicht... Muss ich mich denn unbedingt erinnern? Es scheinen ja keine schönen Erinnerungen zu sein... Auch für dich nicht...“, meinte er leise und streichelte Fuku abwesend. Ich lächelte etwas traurig. „Nein, aber wenn du mich dadurch wieder kennst...“, begann ich, wurde aber von ihm unterbrochen. „Ich könnte dich neu kennen lernen... Den Katsuki, der du heute bist...“, schlug er vor und blickte mich schüchtern an. Überrascht hielt ich die Luft einen Moment an. Doch dann nickte ich. „In Ordnung...“ Er lächelte wieder dieses süße Lächeln. Und je öfters er mich so anlächelte, desto mehr wollte ich dieses Lächeln bewahren. Dass er damit allerdings auch meine Gefühlswelt vollkommen auf den Kopf stellte behielt ich für mich. „Es gibt da jemanden, der dich seit zehn Jahren wahnsinnig vermisst...“, meinte ich leise. „Du?“, wollte er wissen. Und wieder überraschte er mich. „Wäre das schlimm?“ Kurz dachte er darüber nach und schüttelte dann den Kopf. „Nein, ich denke nicht...“ Mein Lächeln wurde breiter. „Das ist schön... Aber leider meine ich nicht mich... Deine Mutter vermisst dich... Und hat nie die Hoffnung aufgegeben, dass du noch lebst...“ Ob er sich an seine Mutter erinnerte? „Meine... Mutter...?“, wiederholte er langsam. „Sie lebt? Mir wurde gesagt, dass sie tot sei...“ Seine Mutter soll tot sein? Wer in alles in der Welt hatte ihm das nur erzählt? Ich ballte meine Hand zur Faust und biss die Zähne aufeinander. Izuku blickte mich erschrocken an. Er sah wohl die Wut in meinem Gesicht. Sofort schloss ich die Augen und atmete tief durch um mich zu beruhigen. „Keine Angst... Ich bin nicht auf dich wütend, sondern auf die, die dir das angetan haben. Deine Mutter lebt und ist wohlauf“, erklärte ich ihm und sah ihn wieder an. Wieder war er den Tränen nahe. Es war wohl alles etwas viel für ihn. Die ganzen Informationen, die nun auf ihn einprasselten. Ich hob meine Hand und strich ihm wieder sanft über die Wange um die Tränen weg zu wischen. Überraschenderweise lehnte er sich sogar ein bisschen an meine Hand, ehe ich sie wieder zurück zog. „Du hast nicht vor, mir etwas zu tun...?“, fragte er leise. „Du wirst mich nicht berühren, wenn ich es nicht will?“ Verwirrt von dieser Frage schüttelte ich den Kopf. „Nein. Ich würde dir niemals etwas antun. Du bestimmst, was ich darf...“, antwortete ich. Er hob Fuku von seinem Schoß und setzte den Kater neben sich, der zwar kurz protestierend maunzte, sich dann aber einrollte und vor sich hin döste. Dann sah er mich wieder an, rutschte ein bisschen näher und lehnte sich vorsichtig mit seinem Arm an meine Schulter. Ich blieb ruhig sitzen und ließ ihn einfach machen. Himmel, wie viel Selbstbeherrschung besaß ich ihm gegenüber überhaupt? Und trotzdem fiel es mir gar nicht mal so schwer. Erst war er noch angespannt, doch je länger er so saß, desto ruhiger wurde er. Mit ruhigen Bewegungen zog ich mein Smartphone aus der Tasche, entsperrte das Display und durchsuchte die Unmengen an Bilder, die ich darauf gespeichert hatte, bis ich eines fand, das unsere Mütter zusammen zeigte. Das Bild war etwa einen Monat alt. Ich hielt ihm das Gerät hin. Vorsichtig nahm er es und betrachtete das Foto. Als das Display dunkler wurde, tippte ich es kurz an und lächelte. „Das ist Mama...“, erklärte er schließlich und deutete auf seine Mutter. „Und das ist...?“ Sein Finger wanderte weiter zu meiner Mutter. „Diese alte Schachtel ist meine Mutter“, lächelte ich. Er erkannte tatsächlich seine Mutter! Leise kicherte er über die Bezeichnung und betrachtete dann weiter das Foto. „Sie ist so hübsch...“ „Ich glaube, das sollte ein Sohn über seine Mutter sagen...“, murmelte ich. Meine eigene Mutter als hübsch zu bezeichnen... Auf diese Idee war ich bisher noch nie gekommen. Aber zu Izuku passte es! Tbc... Kapitel 4: .~4~. ---------------- „Möchtest du sie treffen? Es kann aber sein, dass sie... etwas anhänglich sein wird...“, fragte ich ihn. Er lehnte immer noch an meiner Schulter und betrachtete das Bild. „Meinst du, sie möchte mich überhaupt sehen? Ich habe ihr doch nichts als Trauer bereitet...“, meinte er leise und ließ mein Smartphone auf den Schoß sinken. Es dauerte nicht lange, bis sich das Display abschaltete. „Sie hat damals, als du verschwunden bist, alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt um dich wieder zu finden. Und sie hat die Suche immer noch nicht aufgegeben. Das würde sie nicht tun, wenn du ihr nicht verdammt wichtig wärst. Ich bezweifle, dass meine Mutter so etwas für mich tun würde...“, gab ich zu bedenken. Er rutschte ein bisschen weiter nach unten und legte seinen Kopf an meine Schulter. „Ich könnte sie anrufen und sie einladen... Ich denke nicht, dass sie dir böse ist. Es wird vermutlich schwer werden, sie wieder von dir weg zu bekommen“, lächelte ich. Izuku bewegte sich neben mir und sah mich an. „Meinst du?“ Ich nickte. „Aber sicher. Sie wird dich entweder mit zu sich nach Hause holen oder hier bei mir einziehen wollen“, lachte ich. „Hm...“, brummte er leise und schloss die Augen. Sanft nahm ich ihm mein Smartphone aus der Hand. Er zuckte nicht zurück, schlug aber die Augen auf und beobachtete mich ganz genau. Ich entsperrte das Display und suchte die Nummer meiner Eltern heraus. Geduldig lauschte ich dem Freizeichen bis meine Mutter den Anruf entgegen nahm. „Bakugô-Residenz?“, schallte es in den Raum, da ich den Freisprechmodus angeschaltet hatte, damit Izuku mithören konnte. Ich grinste, sie konnte es einfach nicht lassen. „Hi Mom“, begrüßte ich sie. „Katsuki, meldest du dich auch mal wieder? Wie geht es dir? Wir müssen uns über deinen Gesundheitszustand über die Medien informieren! Findest du das etwa gut?“, wetterte sie direkt. Ich lachte leise. „Ist ja gut, habs verstanden. Ich melde mich wieder öfter bei euch. Hatte nur viel zu tun. Und danke, mir geht es gut. Hat Dad seine Erkältung überstanden oder ist er immer noch halb am Sterben?“ „Ach hör mir auf. Dieser Männerschnupfen, der euch Kerle fast ins Grab bringt, ist schrecklich. Aber er hat ihn überlebt... Gerade so, wenn es nach ihm geht...“, meckerte sie mit einem belustigten Unterton. „Warum rufst du überhaupt an? Brauchst du Geld?“ Ich seufzte leise. „Mom... Nein, ich brauche kein Geld. Ich verdiene mein eigenes, schon vergessen? Und vor nicht mal einer Minute beschwerst du dich, dass ich mich nie melde und jetzt fragst du genervt, warum ich anrufe? Könntest du dich mal bitte entscheiden?“ „Ist doch wahr... Du könntest auch einfach vorbei kommen! Wir sind ja nicht aus der Welt...“, grummelte sie. „Werde ich demnächst bestimmt tun... Aber der Grund warum ich anrufe... Wie geht es Tante Inko?“, fragte ich. Izuku neben mir setzte sich wieder gerade auf und blickte mich an, schüttelte panisch den Kopf. Beruhigend lächelte ich ihn an. „Inko? Der geht es gut... Aber du weißt ja. Izuku fehlt ihr ziemlich... Ich versuche sie zwar immer wieder abzulenken, doch so gut klappt das nicht mehr...“, seufzte meine Mutter. „Hm, verstehe... Mom, du kennst sie am Besten... Was meinst du, wie würde sie reagieren, wenn Izuku wieder auftauchen würde?“, wollte ich wissen. „Hast du etwas über seinen Verbleib herausgefunden? Inko wäre... sie würde vermutlich Bäche heulen vor Freude“, überlegte sie. „Izuku ist ihr Ein und Alles... Ohne ihn... ist sie einfach nicht die gleiche Person...“ Ich sah Izuku fragend an. Er schien zu überlegen. „Nur deiner Mutter erzählen“, flüsterte er dann ganz leise, sodass nur ich es verstehen konnte. Ich nickte. „Mom... flipp jetzt bitte nicht aus... Und vor allem, sag Tante Inko noch nichts davon...“, begann ich. „Katsuki? Was ist los? Was hast du angestellt? Ist etwas mit Izuku?“, fragte sie. „Ja, es ist etwas mit ihm... Er... sitzt gerade neben mir... Er ist wieder da...“, verkündete ich. Einen Moment war es am anderen Ende der Leitung still, dann hörte man, wie eine Tasse auf dem Boden zerschellte und das verhaltene Fluchen meiner Mutter. „Warte kurz... Verflucht... das war meine Lieblingstasse... Katsuki, kannst du das wiederholen? Und lass bitte die dummen Scherze...“, fauchte sie. „Mom, beruhige dich und setz dich bitte. Ich sagte, Izuku ist wieder da“, wiederholte ich. Erneut war es still am anderen Ende. Ich sah Izuku auffordernd an. Er schluckte und räusperte sich dann. „H-hallo Mrs Bakugô...“, sagte er dann mit lauter aber zittriger Stimme. „Was... Izuku? Bist du das?“, japste meine Mutter. „Und wieso Mrs Bakugô?! Ich bin immer noch Tante Mitsuki oder von mir aus auch nur Mitsuki für dich!“ Izuku zuckte zusammen, als er so angefahren wurde. Er zog die Beine an den Körper und schlang die Arme darum. „Mom, ganz klasse gemacht. Erschreck ihn doch nicht... Er hat keine Erinnerungen mehr an alles, was vor seiner Entführung passiert ist. Er kennt uns nicht mehr... Und genau deshalb erst mal kein Wort zu Tante Inko, hast du verstanden?“, schnauzte ich sie an. „Oh...“, kam nur als Antwort. „Okay... Ich komme heute Nachmittag bei dir vorbei... Wehe du bist nicht zu Hause!“, fügte sie hinzu und bevor ich noch etwas erwidern konnte hatte sie bereits aufgelegt. Seufzend ließ ich das Smartphone sinken und sah Izuku an. „Hey, keine Angst. Sie hat das nicht böse gemeint...“, versuchte ich zu erklären. Fuku hatte sich wieder an ihn geschmiegt. Izuku schüttelte den Kopf. „Ich bereite nur Probleme... Schon immer...“, flüsterte er. „Was redest du denn da? Das tust du doch überhaupt nicht...“, sagte ich ruhig. „Doch... nie konnte ich es jemandem recht machen...“, beharrte er. Ich betrachtete ihn und schüttelte den Kopf. „Möchtest du erzählen, was alles passiert ist? Vielleicht hilft es dir, das ganze zu verarbeiten... Ich möchte dir wirklich helfen... Doch ich weiß nicht wie...“ „Siehst du... wieder ein Problem, das ich mache...“, murmelte er. Ich seufzte. „Nein. Kein Problem. Zumindest keines, das sich nicht lösen lässt...“ Izuku schwieg und starrte vor sich hin. Er ignorierte sogar Fuku, der sein Köpfchen sanft an seinem Oberschenkel rieb. Ich stand auf. „Ich hole uns Tee...“, informierte ich ihn und ging langsam zur Tür. „Sie haben... Experimente mit mir gemacht...“, begann er plötzlich. Ich hielt inne und sah ihn an. Er saß da und zitterte. „Sie haben mich geschlagen, wenn ich nicht das gemacht habe, was sie wollten... Sie haben... mich gefoltert...“, erzählte er weiter, zog dann eines der Hosenbeine nach oben und entblößte seine Wade, auf welcher mehrere lange Narben zu sehen waren. Ich schluckte bei diesem Anblick und setzte mich wieder zu ihm. „Sie sagten, ich wäre Abfall... Nutzlos... Etwas, das die Welt nicht braucht und nicht vermisst... Daher wäre ich perfekt für ihre Zwecke...“ Kleine Tränen kullerten über seine Wangen. „Am Ende... haben sie mich hinausgeworfen... damit ich verrecke... das sagten sie... weil ich nutzlos geworden war... selbst für sie...“ Er schluchzte. Ich streckte meine Hand nach ihm aus und streifte ganz vorsichtig seine Finger. Er blickte mich zuerst mit großen, ängstlichen Augen an, ließ meine Berührungen aber weiter zu ohne zurück zu weichen. „Darf ich dich in den Arm nehmen?“, fragte ich leise. Er sah mich lange einfach nur an, doch dann nickte er. Sanft legte ich meinen Arm um seine schmalen Schultern und zog ihn langsam an mich. Die leichte Panik, die ich anfangs in seinen Augen erkennen konnte wich, bis er von sich aus näher an mich heran rutschte und sein Gesicht an meiner Brust verbarg. Ich hielt ihn einfach nur, während er den ganzen Kummer heraus weinte. Es dauerte eine ganze Weile, bis er merkte, dass ich ihn wirklich einfach nur trösten wollte und ihm nicht weh tat. Ich spürte es, weil er sich schließlich näher an mich schmiegte. Ich hatte weiterhin nur einen Arm um ihn gelegt um ihm die Möglichkeit zu einer Flucht zu lassen, falls es ihm doch zu viel wurde, und begann nun sanft mit dem Daumen über seine Schulter zu streichen. „Es ist okay... Hier passiert dir nichts, das verspreche ich dir...“, flüsterte ich beruhigend. Er entspannte sich immer mehr und irgendwann hörte das Schluchzen auf. Er atmete ruhig. Seine linke Hand war zuvor auf meine Taille gerutscht und hatte sich dort in den Stoff meines Tanktops gekrallt. Sie lag nun ebenfalls entspannt dort. Leicht rieb er seine Wange an meiner Brust, sah dann zu mir nach oben. Seine Augen waren rot und geschwollen, auf seiner Wange, die nicht an mir lag, waren noch die Spuren der Tränen zu sehen. Er schniefte leise. Ich lächelte. „Besser?“ Wieder schniefte er und nickte. „Danke...“ Langsam setzte er sich etwas aufrechter hin, verweilte aber weiterhin in meiner halben Umarmung. Es war gut so. Er sollte alles in seinem eigenen Tempo tun. „Soll ich meine Mutter noch einmal anrufen und ihr sagen, dass sie nicht vorbei kommen soll?“, wollte ich nach einer Weile leise wissen. Izuku hatte wieder die Augen geschlossen und sich leicht in meine Umarmung gekuschelt. „Nein... ich... denke das geht...“, hauchte er und gähnte. „Du bist ja schließlich auch da... oder?“ Ich lächelte, ließ meinen Daumen weiter über seine Schulter gleiten. „Natürlich. Ich lasse dich nicht mit ihr oder irgendjemand anderem alleine...“ Er nickte und gähnte wieder. „Leg dich ruhig noch etwas hin, wenn du müde bist.“ Er schüttelte den Kopf. Seine Haare kitzelten leicht auf meiner Haut. Vorsichtig, um ihn nicht zu erschrecken, ließ ich meine Hand ein wenig nach oben gleiten und strich über seine Haare. Einen Moment lang spannte er sich an, wurde dann aber wieder lockerer und lächelte sogar. „Das ist schön...“, hauchte er. Ich freute mich, er schien langsam Vertrauen zu mir zu fassen. Und ich musste zugeben, dass dies ein wirklich großer Schritt war, nach allem, was er durchmachen musste. Es war nun nicht mehr verwunderlich, dass er vor jeglichen Berührungen zurück zuckte, weil er Angst hatte, dass ihm wieder weh getan wurde. Ob es vielleicht ratsam war, ihn von einem Arzt untersuchen zu lassen? Aber das würde er sicher nicht mit sich machen lassen. Nein, ich durfte nicht zulassen, dass Izuku weiterhin Angst hatte. Außerdem hatte es Zeit. Irgendwann wurde es mit Sicherheit notwendig, aber nicht jetzt direkt. Es wäre zu viel auf einmal. Ich spielte mit dem Gedanken wirklich noch einmal meine Mutter anzurufen und sie eindringlich darum zu bitten, nicht bei mir aufzutauchen, sondern noch ein oder zwei Tage zu warten. Doch ich wusste, dass sie sich eh nicht daran halten würde. Vermutlich stünde sie dann schon viel früher vor meiner Tür. Leicht bewegte sich Izuku in meinem Arm, drückte sich dann von mir weg und sah mich an. „Halte ich dich nicht von deiner Arbeit ab?“, fragte er leise. Ich legte meinen Arm hinter ihn auf die Rückenlehne der Couch und schüttelte den Kopf. „Nein, keine Sorge. Ich habe Urlaub und bin ganz für dich da.“ Erleichtert lächelte er mich an und nickte. Sein Blick wanderte durch das Zimmer und blieb am Fotoalbum hängen. „Darf ich es mir weiter anschauen?“, fragte er zögerlich und deutete darauf. Schmunzelnd gab ich es ihm. „Natürlich. Schau dir ruhig die ganzen peinlichen Babyfotos von uns an“, grinste ich. Wieder ließ er dieses leise Lachen hören, welches ich innerhalb der vergangenen Stunden, die er nun bei mir war, lieben gelernt hatte. Izuku setzte sich aufrechter hin und winkelte die Beine an, legte sich das Album auf den Schoß und begann darin zu blättern. Leise stand ich auf und ließ ihn alleine. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Fuku mir folgte. Der kleine Kater bettelte regelrecht um Aufmerksamkeit. Ich beugte mich zu ihm herunter und strich ihm durchs Fell, bevor ich in die Küche ging. Dort füllte ich seine Schalen erneut mit Wasser und einigen Keksen extra für Katzen. Es sollte ihm schließlich an nichts fehlen. Für Izuku machte ich frischen Tee, welchen ich ihm dann brachte und auf den Tisch stellte. Dankbar lächelte er mich an und vertiefte sich erneut in das Album. Auch wenn ich Urlaub hatte, so fiel der Haushalt an. Also stellte ich mich in die Küche, räumte die Spülmaschine aus und wusch das restliche Geschirr per Hand, ehe ich mich ins Badezimmer begab und die verschmutzte Wäsche in die Waschmaschine stopfte und diese anschaltete. Zurück in der Küche inspizierte ich meine Vorräte. Ich hatte nie wirklich viel zu Hause, da ich nicht wusste, ob sich nicht irgendwelche Schurken dazu entschlossen, uns tagelang zu beschäftigen. Die Gefahr, dass dann frische Lebensmittel verdarben war zu groß. Doch durch den Urlaub und auch wegen Izuku würde ich nun vermehrt zu Hause sein. Für den heutigen Tag reichte es noch, doch spätestens morgen würde ich einkaufen müssen. Ich seufzte leise, lächelte aber dann. Es fühlte sich seltsam an, nicht mehr nur für mich selbst sorgen zu müssen. Und darüber würde ich auch mit Izuku reden müssen, denn ich wusste nicht, ob er hier bleiben wollte... Mein Blick fiel auf die Küchenuhr. Wir hatten so lange geredet und gekuschelt, dass es bereits Mittag war. Mein Magen meldete sich und ich begann damit, ein paar Sandwichs zu machen. Ich drapierte sie auf einem großen Teller, klemmte mir dann eine Flasche Saft unter den Arm und nahm zwei Gläser mit. Das alles brachte ich ins Wohnzimmer. Izuku blickte auf, als er mich hörte. Seine Augen weiteten sich überrascht. Er schob das Album beiseite und sprang auf, nahm mir die Flasche und Gläser ab. „Du hättest Bescheid geben können...“, meinte er leise. Ich lächelte. „Ich weiß, aber ich wollte dich nicht stören... Gefallen dir die Bilder?“ Er nickte und stellte alles auf den Tisch, setzte sich wieder auf die Couch. „Ja. Meinst du, es gibt auch von mir so ein Album?“ Leise lachte ich auf. „Ein Album? So wie ich Tante Inko kenne wird sie mehr als nur ein Album mit Bildern von dir haben“, erwiderte ich und setzte mich zu ihm. Den Teller mit den Sandwichs hielt ich ihm entgegen. „Hast du Hunger?“ Zögerlich blickte er mich an, schüttelte aber den Kopf. „Ich... bin es nicht gewohnt so viel zu essen...“, erwiderte er. Verstehend nickte ich. „Darf ich dich etwas fragen?“ Er legte den Kopf zur Seite. „Hm?“ „Wie lange warst du auf der Straße?“, fragte ich vorsichtig und leise. Izuku senkte den Blick, zählte dann an seinen Fingern etwas ab. Vielleicht die Nächte? „Etwas mehr als ein Jahr... Es waren 14 Vollmonde, die ich draußen verbracht habe...“, überlegte er. Entsetzt betrachtete ich ihn. „So lange...“, flüsterte ich. Er nickte. „Ich wusste nicht wohin... Und gestorben bin ich auch nicht...“ Er zuckte mit den Schultern als wäre es ihm egal. Einige Minuten war es still. Ich hing meinen Gedanken nach und überlegte mir, was er wohl alles allein auf der Straße hatte durchmachen müssen, als er plötzlich anfing unruhig neben mir hin und her zu rutschen. „Alles okay?“, hakte ich besorgt nach. Er sah mich mit roten Wangen an. „Toilette...“, flüsterte er. Ich lachte erleichtert auf. „Du weißt, wo sie ist. Geh ruhig, du musst nicht fragen.“ Er lächelte mich erleichtert an, stand dann auf und ging leise ins Badezimmer. Ich lauschte. Würde er wieder abschließen? Es dauerte einen Moment, bis sich der Schlüssel umdrehte. Ich lächelte. Das war in Ordnung. Solange er sich sicher fühlte, konnte ich damit leben, dass er sich für so etwas einschloss. Tbc... Kapitel 5: .~5~. ---------------- Fünf Minuten später kam er wieder und setzte sich neben mich. Fuku sprang auf seinen Schoß und forderte ihn zum Spielen auf. Zumindest sah es danach aus. Ich stand auf und durchwühlte erneut die Kommode, die hier im Wohnzimmer stand und förderte einen kleinen, weichen Ball zu Tage. Ich wusste doch, dass ich noch irgendwo so etwas hatte. Grinsend warf ich ihn Izuku zu, der mich beobachtet hatte und den Ball geschickt auffing. „Wir können mehr Spielzeug kaufen, aber der sollte für den Anfang genügen“, lächelte ich. Izukus Augen leuchteten. Er nahm Fuku auf den Arm, rutschte dann von der Couch auf den Teppich davor und begann mit dem Kater und dem Ball zu spielen. Ich setzte mich im Schneidersitz daneben und beobachtet das Schauspiel. Der kleine Kater tobte um uns herum, jagte dem Ball hinterher, den er aber wie ein kleiner Hund immer wieder zu Izuku zurück brachte, der ihn wieder von sich wegrollte, damit Fuku hinterher hüpfen konnte. Nach einer Weile kam der Kater aber wieder zu uns und rollte sich müde ein. Nur Augenblicke später war er eingeschlafen. „Das ging schnell...“, lachte ich leise und setzte mich zusammen mit Izuku wieder auf die Couch. „Ja“, bestätigte er und deutete dann schüchtern auf den Teller mit den Sandwichs. „Darf ich?“ „Bedien dich. Ich habe sie gemacht, damit sie gegessen werden, nicht als Dekoration für den Tisch“, grinste ich. Er lächelte, nahm sich eines und begann langsam zu essen. „Lecker...“, nuschelte er mit vollem Mund. Auch ich nahm mir eines und biss hinein. Ich hatte absichtlich gewartet, damit er sich nicht unwohl fühlte. Er aß zwei der Sandwichs und lehnte sich dann müde zurück, gähnte hinter vorgehaltener Hand und bekam dadurch rote Wangen. „Komm, du kannst mein Bett benutzen, wenn du dich ein wenig ausruhen möchtest...“, bot ich an. Mit großen Augen sah er mich an und schüttelte den Kopf. „Und du?“ Ich grinste. „Ich bin nicht müde. Du kannst also ungestört dort ein bisschen schlafen. Ich werde mich solange um den Haushalt kümmern.“ /Und vor allem meine Mutter davon abhalten, dich zu überrennen.../, fügte ich in Gedanken hinzu. „Darf ich Fuku mitnehmen?“, fragte er leise. „Natürlich!“ Nun lächelte er, nahm den schlafenden Kater auf den Arm und folgte mir in mein Schlafzimmer. Dort staunte er, als er das riesige Bett entdeckte. Ich lachte leise, als er ehrfürchtig über die flauschige Bettwäsche strich und beugte mich zu ihm. „Nicht nur anstarren...“, hauchte ich. Er kicherte, krabbelte dann auf die eine Hälfte des Bettes und setzte Fuku neben sich. Ich zog leicht an der Decke, auf welcher er noch saß. Schnell war er darunter verschwunden und kuschelte sich an eines meiner Kissen. Ich umrundete das Bett und zog die Vorhänge vor die Fenster, dunkelte so den Raum etwas ab. „Ruh dich aus. Ich werde die ganze Zeit über hier in der Wohnung sein“, versprach ich ihm und verließ dann den Raum. Auch mein Schlafzimmer konnte man abschließen, doch auch Minuten, nachdem ich die Tür geschlossen hatte, hörte ich keinen Schlüssel im Schloss. Entweder war er bereits eingeschlafen, oder es störte ihn beim Schlafen nicht. Ich beschäftigte mich mit der Hausarbeit, hängte die Wäsche auf die Leine, die ich auf meinem kleinen Balkon vor meinem Wohnzimmer gespannt hatte, und brachte das Wohnzimmer selbst in Ordnung. Die übrigen Sandwichs wickelte ich in Folie ein, damit sie nicht austrockneten und verstaute sie im Kühlschrank. Als ich mit allem fertig war, setzte ich mich auf die Couch und schaltete den Fernseher ein. Ich zappte durch die Programme, blieb an einer Nachrichtensendung hängen und brachte mich damit auf den neusten Stand. .~*~. Etwa zwanzig Minuten später klingelte es an meiner Haustüre. Ich blickte auf die Uhr. Es war fast halb drei mittags. Ob das schon meine Mutter war? Bevor es noch einmal klingeln konnte, ging ich zur Tür und öffnete sie. Und tatsächlich blickten mich die roten Augen meiner Mutter an. „Wo ist er?!“, fragte sie und drückte sich an mir vorbei in die Wohnung. „Hi Mom...“, seufzte ich. „Komm doch rein...“, fügte ich überflüssigerweise hinzu, da sie bereits im Wohnzimmer verschwunden war. Ich schloss die Tür und ging ihr hinterher. „Wo ist er?“, fragte sie erneut. „Beruhige dich, setz dich und schrei hier nicht so rum. Die Nachbarn brauchen dich nicht zu hören. Und aufwecken sollst du Izuku ebenfalls nicht. Er schläft in meinem Bett...“, erklärte ich und verstellte ihr den Weg. Sie versuchte sich an mir vorbei zu drücken um zum Schlafzimmer zu kommen. „Nichts da, du lässt ihn in Ruhe. Er hat genug durchgemacht...“, sagte ich streng zu ihr und funkelte sie an. So wie sie gerade drauf war, würde er sich wohl entweder unter dem Bett oder im Schrank verstecken... Oder zum Fenster hinaus flüchten... Meine Mutter sah mich an. „Dann ist das wirklich kein Scherz?“ Ich verdrehte die Augen. „Würde ich über so etwas Scherze machen?“ Sie überlegte einen Moment, ging dann zur Couch und ließ sich darauf fallen. „Du schuldest mir eine Tasse...“, grummelte sie und funkelte mich an. Ich lachte leise, setzte mich neben sie. „Ja, die bekommst du... vielleicht... irgendwann...“ Sie verzog das Gesicht und gab mir einen Klaps auf den Hinterkopf. „Sei nicht so frech...“ Ich grinste breit. „Was meintest du damit, er kennt uns nicht mehr?“, fragte sie plötzlich. Ich seufzte leise und begann zu erzählen was ich wusste. Immer wieder nickte sie oder schlug sich entsetzt die Hände vor den Mund. „Das ist ja furchtbar... Der arme Junge... Das müssen wir der Polizei melden!“, begann sie und zückte ihr Smartphone. Ich nahm es ihr aus der Hand und erntete ein entrüstetes 'Hey!' von ihr. „Das bestimmt Izuku. Wenn er es nicht möchte, dann werden wir auch nichts in diese Richtung tun. Vor allem nicht jetzt im Moment. Ich habe es gerade so geschafft, dass er mir halbwegs vertraut. Wenn wir ihn jetzt zu so etwas zwingen bezweifle ich, dass er lange hier bleiben wird...“, meinte ich ruhig auch wenn ich ihrer Meinung war. Diese Verbrecher mussten dafür bezahlen für das, was sie ihm und vielleicht noch anderen angetan hatten. „Aber wir müssen doch etwas tun...“, verlangte meine Mutter und versuchte ihr Smartphone wieder an sich zu nehmen. Da ich größer war und entsprechend längere Arme hatte, schaffte sie es nicht und gab irgendwann auf. „Das werden wir. Glaub mir. Aber jetzt ist es noch zu früh. Versprich mir bitte, dass du nichts in die Wege leiten wirst...“, sagte ich eindringlich. Sie musterte mich. „Er bedeutet dir etwas...“ „Ja. Und genau deshalb möchte ich nicht, dass er Angst vor uns hat...“, gab ich zu. Meine Mutter seufzte, nickte dann. „Also gut... Ich werde nichts tun, solange er es nicht will...“, versprach sie mir. Ich nickte und gab ihr ihr Smartphone zurück. Sie steckte es in ihre Tasche. Aus dem Hintergrund hörte ich wie eine Tür leise geöffnet wurde. Ein schwarzweißer Schatten flitzte an uns vorbei einmal um die Couch herum und wieder zurück in den Flur. Ich hob eine Augenbraue. „Fuku?“, rief ich leise. „Wer ist Fuku?“, wollte meine Mutter wissen. „Izukus Kater... Oder vielleicht hat der Kater auch Izuku adoptiert... Wer weiß...“, lächelte ich und stand auf. Ich bemerkte, dass die Tür zum Schlafzimmer einen Spalt offen stand. Langsam ging ich darauf zu und klopfte an. Wegen der Vorhänge lag das Zimmer immer noch im Dunkeln, sodass ich nichts erkennen konnte. „Izuku? Bist du wach?“, fragte ich leise. Meine Mutter wollte sich an mir vorbei drängen, doch ich schob sie zurück. „Warte bitte kurz...“, bat ich sie und schob dann die Tür auf, spähte ins Zimmer. Izuku saß auf dem Bett, eingewickelt in meine Decke und blickte mit großen Augen zur Tür. Ich schmunzelte. Trotz der Angst, die er deutlich zeigte, sah er wahnsinnig süß aus. „Hey, haben wir dich geweckt? Tut mir Leid...“, entschuldigte ich mich und ging langsam zu ihm. Ich setzte mich neben ihn und zupfte sanft an der Decke. „Komm, wir haben Besuch. Meine Mutter ist da und möchte dich gerne sehen...“, erklärte ich sanft. „Geh du vor...“, nuschelte er. Ich nickte, stand wieder auf und wartete bis er sich aus der Decke geschält hatte und ebenfalls aufgestanden war. Ich scheuchte meine Mutter zurück ins Wohnzimmer und sah dann wie Izuku schüchtern im Türrahmen erschien und die für ihn fremde Frau argwöhnisch musterte. „Izuku...“, hauchte meine Mutter und lächelte ihn an. „Wie schön, dich wieder zu sehen...“ Meine Mutter hatte sich wieder auf die Couch gesetzt. Ich blieb vorsichtshalber stehen, sodass ich Izuku etwas abschirmen konnte, falls es wider Erwarten notwendig werden würde. „Hallo...“, sagte Izuku leise und trat ins Wohnzimmer, blieb aber in der Nähe der Tür stehen. Ich lächelte ihn aufmunternd an. „Du musst keine Angst haben. Die alte Schachtel tut dir nichts. Und wenn doch, dann weiß sie, was ihr blüht“, versuchte ich ihn zu ermutigen. Nervös nickte er. Ich setzte mich neben meine Mutter in die Mitte der Couch und bedeutete ihm, sich auf meine andere Seite zu setzen. Er tat es nach kurzem Zögern. „Meine Güte...“, murmelte meine Mutter. Sie betrachtete das verängstigte Bündel auf meiner anderen Seite. „Du hast wirklich nicht übertrieben...“ Ich zuckte mit den Schultern und lächelte Izuku an. „Gestern war es noch schlimmer... Ich musste ihn mit Engelszungen überreden überhaupt mit zu kommen...“, erwiderte ich. „Weil ich dich nicht kannte...“, nuschelte Izuku. Er rutschte etwas näher an mich heran, sodass sich unsere Arme berührten und ich bemerkte, dass er sich endlich etwas entspannte. Izuku sah meine Mutter an und lächelte dann traurig. „Es... tut mir Leid... Aber ich kann mich nicht an Sie erinnern...“, sagte er leise. Meine Mutter nickte. „Ist schon in Ordnung... Das wird schon wieder“, lächelte sie aufmunternd. „Auch was meine Mutter angeht...“, erzählte er weiter. „Ich weiß, dass sie meine Mutter ist... Aber auch an sie habe ich keine Erinnerungen mehr...“ „Dann werden wir das deiner Mutter schonend beibringen müssen... Aber keine Sorge, wir schaffen das“, erklärte meine Mutter und beugte sich an mir vorbei um Izuku über den Arm zu streicheln. Bevor sie ihn berühren konnte, hielt ich ihre Hand fest. „Nicht, bitte...“, meinte ich eindringlich. Izuku neben mir hatte sich schon wieder angespannt, als er die Hand näher kommen sah. „Oh, stimmt... entschuldige Liebes...“, lächelte sie und setzte sich wieder aufrecht hin. Warme Finger legten sich zart auf meinen Arm und blieben dort liegen. Überrascht sah ich Izuku an, der mich anlächelte. „Nicht Sie müssen sich entschuldigen... Ich bin derjenige, der kaputt ist...“, sagte er leise an meine Mutter gerichtet. Leicht legte ich meine Hand über seine Finger auf meinem Arm. Er zuckte nicht zurück, was mich etwas verwunderte. „Du bist nicht kaputt, hör auf so etwas überhaupt zu denken...“, tadelte ich ihn sanft. Wieder lächelte er, diesmal trauriger. Plötzlich räusperte sich meine Mutter. „Katsuki, du bist ein sehr schlechter Gastgeber. Wo bleibt mein Kaffee?“, fragte sie. Perplex starrte ich sie an. „Wie bitte?“ „Du hast mich schon verstanden. Hopp hopp beweg deinen Hintern! Wozu habe ich extra Kuchen mitgebracht? Und du, Izuku, hör auf Trübsal zu blasen. Hilf mir lieber, meinen faulen Sohn etwas in Gang zu bringen!“, lachte sie und begann uns durch die Wohnung zu scheuchen. Ich war viel zu verwirrt und überrascht um Widerworte zu geben und begab mich in die Küche. Dort setzte ich Kaffee für uns drei auf und räumte Teller und Besteck auf ein Tablett, welches Izuku wortlos ins Wohnzimmer brachte. Während er wohl dort den Couchtisch deckte, kam meine Mutter zu mir und lächelte. „Binde ihn in den Haushalt mit ein und verwöhne ihn nicht zu sehr...“, riet sie mir mit einem Zwinkern. „Es wird ihn ablenken und wieder an das normale Leben gewöhnen.“ Ich lächelte sie an und nickte dankend. „Vergiss nicht den Zucker!“, rief sie mir noch zu, bevor sie wieder ins Wohnzimmer ging. Fassungslos schüttelte ich den Kopf, brachte dann den Kaffee in einer Kanne zusammen mit Milch und Zucker ins Wohnzimmer. Fuku hatte sich endlich auch zu uns getraut und ließ sich nun wieder von Izuku verwöhnen. Schnurrend saß er auf dessen Schoß und hatte die Augen genießerisch geschlossen. „Na endlich, was hat das denn so lange gedauert?“, herrschte mich meine Mutter direkt an. Ich grummelte leise. „Du hättest viel früher sagen können, dass du Kaffee willst...“ „Bitte, nicht streiten...“, sagte Izuku plötzlich ganz leise. Sofort verstummten wir beide und sahen ihn an. „Ach Schätzchen, wir streiten doch nicht. Das ist nur unsre Art zusagen, wie gern wir uns haben“, beschwichtigte meine Mutter und entriss mir förmlich die Kanne mit Kaffee, goss sich selbst ein und schüttete dann noch eine Unmenge an Zucker hinterher. Ich verzog das Gesicht. „Jetzt wird der arme Kaffee auch noch in Zucker ertränkt...“, kommentierte ich und erntete ein leises Kichern von Izuku. Erfreut über diese Reaktion füllte ich auch seine Tasse bis zur Hälfte und reichte sie ihm. Er schnupperte daran, probierte einen Schluck und verzog das Gesicht. „Bitter...“ „Probier mal mit Milch und Zucker“, schlug ich vor und reichte ihm beides. Zuerst wanderten zwei Löffel Zucker in die schwarze Brühe, danach wurde bis fast zum Rand mit Milch aufgefüllt. Aus schwarz wurde hellbraun und als er diesmal probierte, verzog er nicht mehr das Gesicht. Meine Mutter stellte eine Tasche auf den Tisch und zauberte einige Kuchenstücke daraus hervor. „Greift zu!“ „Du willst uns mästen, oder?“, fragte ich und seufzte. Meine Mutter wusste genau, dass ich nicht so auf süßes Zeug stand. Zumindest was das Essen anbelangte. Wenn ich mir Izuku dagegen anschaute... Naja, das war eine andere Geschichte. Besagter Grünschopf sah nun mit großen Augen auf den Kuchen, schüttelte dann aber den Kopf. „Danke, aber ich bin noch satt vom Mittagessen...“, meinte er leise. „Euch ist echt nicht zu helfen, Jungs...“, seufzte meine Mutter und schob sich ein Stück Sahnetorte auf ihren Teller. Während sie nebenbei ihren Kuchen selbst aß, unterhielten wir uns, wobei ich meistens erzählte, was gerade in der Agentur anstand. Mit Begeisterung stellte ich fest, dass Izuku wie gebannt an meinen Lippen hing und sich langsam zu entspannen schien. „Deine Macke erzeugt Explosionen?“, fragte er plötzlich neugierig mitten in meiner Erzählung. Ich sah ihn an und nickte. „Ja. Der Schweiß aus meinen Handflächen ist wie Nitroglyzerin und ich kann ihn zum Explodieren bringen“, erklärte ich ihm lächelnd, hob eine Hand und ließ ein kleines Feuerwerk für ihn los. Mit leuchtenden Augen starrte er auf meine Hand, als ich fertig war. „Tut das denn nicht weh?“ Ich lachte leise und schüttelte den Kopf. Zutraulich nahm er meine Hand und besah sie sich, strich mit den Fingerspitzen über meinen Handballen. Es kitzelte ein bisschen, was mich zum Grinsen brachte. Ein wenig erinnerte mich diese Neugierde an den Izuku von früher, der immer diese dämlichen Notizhefte gefüllt hatte mit allerhand Informationen über die Helden, die damals aktiv waren. „Keine Brandblasen... Und ganz weiche Haut...“, stellte er murmelnd fest. Ich lachte leise, als er plötzlich an meiner Hand schnupperte. „Und es riecht auch nicht verbrannt...“ Ich warf einen Blick auf meine Mutter, die mit offenem Mund dasaß und uns beobachtete. Ihren Kuchen hatte sie vollkommen vergessen. „Diese Angewohnheit scheint er immer noch zu haben...“, sagte ich zu ihr. Sie nickte nur. Izuku wurde durch meinen Kommentar aus seinen Gedanken gerissen und zog schnell seine Hände zurück. Mit roten Wangen kauerte er sich auf seinem Stuhl zusammen. „Tut mir Leid...“ Ich lachte wieder. „Ist doch alles in Ordnung“, beruhigte ich ihn. „Du hast dich nur schon früher für die ganzen Macken und Helden interessiert. Es scheint wohl, als wäre das immer noch so?“ „Und das Murmeln... vergiss das Murmeln nicht“, lachte meine Mutter. Ich grinste. „Ja, stimmt.“ Izuku lächelte. „Ihr scheint mich besser zu kennen als ich mich selbst...“, erwiderte er. Meine Mutter beugte sich leicht zu ihm. „Keine Sorge. Das wird schon wieder. Ich bin sicher, wenn du Katsuki erst einmal richtig erlebst, dann werden dir bestimmt wieder Dinge von früher einfallen.“ „Mom, das wird nicht passieren...“, widersprach ich ihr. In all den Jahren war ich sehr viel ruhiger geworden. Die Wutausbrüche, die ich als Kind gehabt hatte, hatte ich nun unter Kontrolle. Und ich würde mich definitiv hüten, Izuku diese Seite von mir zu zeigen... „Warten wir es ab“, grinste sie. Tbc... Kapitel 6: .~6~. ---------------- Meine Mutter verbrachte noch eine weitere Stunde in meinen vier Wänden, ehe sie sich endlich anschickte zu gehen. „Ich lasse euch den Kuchen hier. Schließlich habe ich ihn extra für euch gekauft. Und ich werde mit Inko reden. Sie muss es erfahren...“, meinte sie auf dem Flur. Ich warf ihr einen warnenden Blick zu. „Katsuki Bakugô, schau mich nicht so an. Ich weiß selbst, dass ich bei ihr nicht mit der Tür ins Haus fallen kann. Ich werde sie behutsam darauf vorbereiten. Und wenn Izuku es dann möchte, können wir ein Treffen organisieren“, erklärte sie. Izuku stand hinter mir im Flur und nickte leicht, was ich aus dem Augenwinkel heraus sah. „Erklär ihr aber auch bitte, dass ich sie direkt wieder nach Hause schicke, wenn sie unangemeldet hier auftaucht...“, grummelte ich. „Na klar. Im Übrigen du schuldest mir immer noch eine Tasse!“, grinste sie und verabschiedete sich dann von uns. Als die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, seufzte ich erleichtert auf. „Sie ist so was von anstrengend...“, murrte ich Etwas verloren stand Izuku neben mir. Ich sah ihn an und lächelte. „Aber dir scheint das ja nichts ausgemacht zu haben...“, neckte ich ihn. Verblüfft sah er mir in die Augen. „Ist ja nicht meine Mutter“, rutschte ihm frech heraus. Sofort wurde er rot und hielt sich die Hände vor den Mund. Ich begann laut zu lachen. „Da hast du auch wieder recht“, grinste ich und strich ihm behutsam über die Haare. Zuerst zuckte er leicht zurück, ließ es sich dann aber gefallen und lächelte mich an. .~*~. Es vergingen mehrere Tage, an denen Izuku weiterhin bei mir wohnte und langsam eine Vertrauensbasis zu mir aufbaute. Meine Mutter hatte Wort gehalten und mit Tante Inko geredet. Diese war vor Erleichterung heulend zusammengebrochen, hatte sich aber irgendwann wieder gefasst und wartete nun sehnsüchtig darauf, dass Izuku sagte, dass er sie sehen wolle. Ich hatte in der Zwischenzeit einige Sachen für Fuku aus einer Tierhandlung besorgt, die er unbedingt brauchte: Futter, Spielzeug, ein Katzenklo mit Streu. Auch bei meinem Vermieter fragte ich nach, ob es in Ordnung ging, dass ich eine Katze hielt. Glücklicherweise war er ebenfalls ein Katzenfreund und hatte nichts dagegen. Was Besitz anbelangte war Izuku immer noch der Meinung, dass er neuer Kleidung nicht würdig war und egal wie oft ich es ihm sagte, er war nicht davon abzubringen. Daher begnügte er sich mit Kleidungsstücken von mir, die mir etwas zu klein geworden waren, welche ihm allerdings trotzdem noch viel zu groß waren. Doch dass er darin nur allzu süß aussah konnte ich nicht bestreiten. Und solange er glücklich war damit, sollte er seinen Willen haben. Das Einzige, das ich ihm aufgezwungen hatte, waren ein Paar neue Turnschuhe. Seine alten waren so zerschlissen und kaputt, dass ich es nicht mit anschauen konnte, ihn weiter diese Dinger tragen zu lassen. Ich hatte ihm angeboten, das dritte Zimmer meiner Wohnung, das ich zurzeit nur als Abstellraum nutzte, in ein Schlafzimmer für ihn umzubauen. Doch auch dagegen sträubte er sich. Er schlief weiterhin lieber auf der Schlafcouch im Wohnzimmer. Was mich allerdings sehr freute war die Tatsache, dass er nun nicht mehr vor jeder kleinen Berührung zurück zuckte. Wenn wir abends auf der Couch saßen und einen Film schauten, lehnte er sich an mich oder nahm meine Hand. Auch ließ er es zu, dass ich ihn kurzzeitig umarmte. .~*~. Er war nun bereits eine Woche bei mir und hatte sich recht gut eingelebt. Bereitwillig übernahm er nach dem Essen immer das Geschirr spülen oder half mir beim Wäsche aufhängen. Meine Mutter hatte Recht behalten. Sobald ich ihm einige Aufgaben im Haushalt übertragen hatte, nahm er auch freudiger die Mahlzeiten an, die wir nach wie vor gemeinsam einnahmen. Dennoch traute er sich kaum vor die Tür. Vielleicht, weil er sich innerhalb der Wohnung einfach sicherer fühlte, als auf der Straße, wo er so lange verbracht hatte... Ich war gerade vom Einkaufen zurück und ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen, als Izuku ganz aufgebracht in der Tür zum Badezimmer erschien. „Katsuki! Irgendetwas ist mit Fuku...“, wimmerte er besorgt. Ich brachte schnell die Einkäufe in die Küche und folgte ihm dann ins Badezimmer. Der kleine Kater lag vor der Badewanne auf dem Teppich und atmete flach. „Er hat sich übergeben... Und schau mal... Da ist Blut...“, erzählte Izuku und deutete auf das Katzenklo. Bei näherer Betrachtung sah ich wirklich rote Flecken. Ich sah Izuku an. „Hol dir eine Jacke aus meinem Schrank und zieh dir deine Schuhe an. Ich verstaue nur schnell die Lebensmittel im Kühlschrank und dann bringen wir ihn zum Tierarzt“, wies ich ihn an. Izuku nickte und verschwand in meinem Schlafzimmer. Fünf Minuten später waren wir auch schon unterwegs. Fuku lag in einer Transportbox. Auch ich machte mir Sorgen um den kleinen Kater. Er war mir inzwischen so sehr ans Herz gewachsen wie Izuku. Da ich kein Auto besaß fuhren wir mit der Bahn einige Stationen weit um zur Tierklinik zu gelangen. Izuku hatte meine Hand ergriffen und hielt sich immer sehr dicht bei mir. Beruhigend strich ich mit dem Daumen über seinen Handrücken, während wir unterwegs waren. In der Tierklinik war glücklicherweise kein großer Betrieb. Ich meldete uns an und nach zwanzig Minuten Wartezeit wurden wir auch schon aufgerufen. Eine junge Frau mit langen, dunkelbraunen Haaren, die sie zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden hatte, nahm uns in Empfang und stellte sich als die behandelnde Ärztin vor. Auf ihrem Namensschildchen konnte ich den Nachnamen 'Morita' lesen. „Nun, dann schauen wir uns den Kleinen mal an...“, lächelte sie und Izuku holte Fuku aus der Transportbox und legte ihn auf den Behandlungstisch. Auch ihr schilderte er, was er zu Hause beobachtet hatte. Sie nickte. „Es ist noch ein recht junger Kater... Wurde er entwurmt?“, wollte die Ärztin wissen. Ich schüttelte den Kopf. „Fuku ist ein Straßenkater. Daher denke ich nicht, dass er schon mal irgendwelche Behandlungen bekommen hat...“, erklärte ich. „Verstehe. Dann werden wir mal schauen, was wir für dich tun können...“, meinte sie und begann damit den kleinen Kater durchzuchecken. Izuku stand währenddessen neben mir und klammerte sich an meinen Arm. Auf seiner Stirn bildeten sich langsam Sorgenfalten. Zehn Minuten später hatten wir dann die Gewissheit, dass es wirklich Würmer waren, die dem kleinen Kater so zusetzten. „Für die richtige Wurmkur brauche ich noch einige Angaben von Ihnen“, meinte die Ärztin schließlich. Ich beantwortete ihr alle Fragen so gut ich konnte. Sie holte dann aus einem der Schränke eine Spritze mit einer weißlichen Paste darin. Das Mittel wurde oral verabreicht. Zuerst sträubte sich das Fellknäuel, doch mit geübten Handgriffen seitens der Tierärztin schluckte er es dann doch. Sie händigte uns ein Rezept aus und erklärte uns, was wir zu tun hatten. Nachdem wir Fuku wieder in seine Transportbox verfrachtet hatten, bezahlte ich die Behandlung und bedankte mich. Auf dem Nachhauseweg besorgten wir direkt die Entwurmungspaste. Wieder zu Hause verzog sich Izuku mit dem Katerchen im Wohnzimmer. Ich ging in die Küche, räumte die restlichen Einkäufe auf und betrat dann ebenfalls das Wohnzimmer. Izuku saß mit dem Kater auf dem Schoß auf der Couch. Seine Schultern zitterten leicht. „Hey, was ist denn los?“, fragte ich und setzte mich zu ihm. Fuku war immer noch benommen, atmete aber kräftiger und regelmäßig. „Das ist meine Schuld...“, schluchzte Izuku und wischte sich über die Augen. Sanft legte ich einen Arm um seine Schultern. Er lehnte sich an mich. „Du bist an gar nichts Schuld... Du hast die Ärztin doch gehört... Auch Wohnungskatzen können Würmer bekommen... Ab sofort machen wir einfach regelmäßig so eine Wurmkur mit ihm“, tröstete ich ihn. „Aber... das kostet doch alles Geld...“ Aha. Darum ging es also wieder. Er hatte immer noch ein sehr seltsames Verhältnis zu allem, was irgendwie Geld kostete. Sanft hob ich seinen Kopf an und sah ihm in die verweinten Augen. „Du brauchst dir darüber keine Gedanken zu machen. Ich hab Fuku doch genauso lieb wie du und möchte, dass es ihm gut geht. Und dir auch. Deshalb sorge ich für euch gerne. Ihr seid keine Belastung für mich, hörst du?“, versuchte ich ihm in leisem Ton zu verdeutlichen. Natürlich merkte ich es, dass ich nun zwei weitere Mäuler durchfüttern musste. Aber ich verdiente so gut, dass es dennoch kaum auffiel und noch viel übrig blieb. Izuku sah mich an. Seine Tränen versiegten langsam. Vorsichtig strich ich über seine Wangen um die Spuren zu entfernen. „Ich bin so froh, dass ich dich wieder gefunden habe...“, gestand ich ihm, hauchte ihm dann einen kleinen Kuss auf die Stirn und lächelte ihn schließlich an. Seine Wangen nahmen einen sanften Rotschimmer an und nach einigen Momenten schlich sich ein süßes Lächeln auf seine Lippen. „Du bist so lieb zu mir...“, sagte er leise. „Vielleicht möchte ich doch irgendwie gut machen, was ich dir als Kind angetan habe...“, erwiderte ich traurig. Eine nachdenkliche Stille legte sich zwischen uns, bis er sich leise räusperte. „Katsuki. Ich möchte mich erinnern. An unsere Vergangenheit.“ Überrascht sah ich ihn an. „Bist du dir sicher? Es wird nicht viel schöne Momente geben...“, erwiderte ich skeptisch. Im Grunde genommen hatte ich aber plötzlich wahnsinnig Angst, dass er mich hasste, wenn er sich wieder an alles erinnerte... Er nickte und strich mir über den Arm. „Bitte... Hilfst du mir dabei?“ Ergeben nickte ich. Als könnte ich ihm einen Wunsch abschlagen... Einen Augenblick dachte ich nach. „Wie wäre es, wenn du dich erst einmal mit deiner Mutter triffst? Sie könnte dir Bilder von dir mitbringen. Und dir von früher erzählen.“ Izuku ließ sich den Gedanken durch den Kopf gehen und nickte schließlich langsam. „Aber was ist, wenn das nicht funktioniert?“ „Dann gäbe es noch die Möglichkeit, dass ich dich an Orte bringe, an die wir beide Erinnerungen haben. Und wenn alles nichts hilft, dann werde ich mich umhören. Bestimmt gibt es jemanden, der dir helfen kann“, überlegte ich laut. Wieder nickte er zustimmend und lächelte. „Danke...“ Ich sah ihn einen Moment einfach nur an. Natürlich war es mir nicht recht, dass er sich erinnern wollte. Doch ich konnte es ihm auch nicht verübeln... Ich erhob mich und holte mein Smartphone, wählte dann Tante Inkos Nummer. Während eines kurzen Gesprächs mit ihr vereinbarte ich ein Treffen für den nächsten Tag. Wir würden zu ihr fahren, so dass sich Izuku direkt auch die Wohnung anschauen konnte, in welcher er aufgewachsen war. Zumal sich in seinem alten Kinderzimmer noch Unmengen an Erinnerungsstücken häuften. Den ganzen Abend über konnte man Izuku die Nervosität anmerken. „Du lässt mich aber nicht alleine?“, fragte er nun zum dritten Mal. Ich lächelte und schüttelte den Kopf. „Nein. Ich lasse dich nicht alleine“, versprach ich ihm. „Vertrau mir, Izuku.“ Für ein wenig Ablenkung sorgte Fuku, der sich langsam wieder erholte und von Izuku massig Streicheleinheiten erhielt. .~*~. Nach dem Frühstück am nächsten Tag, packten wir den Kater in seine Transportbox, da Izuku ihn auf gar keinen Fall alleine lassen wollte, und machten uns auf den Weg zu Inko. Wie immer nahmen wir Bus und Bahn und brauchten etwa eine Stunde, bis wir vor ihrer Tür standen. Izuku blickte mich an. Als er seine Hand zum Klingeltaster hob sah ich, dass er zitterte. Ich nickte ihm ermutigend zu. Er atmete tief durch, gab mir die Transportbox mit Fuku und nahm dann meine Hand. Sie war schweißnass und kalt. „Hey, ganz ruhig... Ich bin doch da...“, beruhigte ich ihn, bevor er sich endlich dazu überreden konnte zu klingeln. Es dauerte einen Moment bis sich die Tür öffnete und Inko heraustrat. „Izuku!“, rief sie mit Tränen in den Augen. Ich sah, wie sie sich zurück hielt um nicht direkt auf ihn zu zustürmen. „Hallo... Mama?“, begrüßte er sie mit einem unsicheren Lächeln, blieb aber neben mir stehen. „Katsuki, ich danke dir...“, sagte Inko, öffnete das Gartentor und blieb vor uns stehen. „Ich bin genauso froh, dass er wieder da ist, wie du Tante Inko...“, lächelte ich sie an, ließ Izukus Hand los und trat einen Schritt hinter ihn. „Du bist so groß geworden...“, flüsterte Inko, als sie ihren Sohn betrachtete, der mir einen unsicheren Seitenblick zu warf und aussah, als wolle er sich hinter mir verstecken. „Darf ich dich in den Arm nehmen?“, fragte sie leise. Izuku kaute kurz auf seiner Unterlippe und nickte dann. „Ich... denke schon...“ Ich konnte ihm ansehen, dass er gerade vollkommen überfordert war. Dennoch ließ er sich in eine Umarmung ziehen, die er erst etwas steif erwiderte, sich dann aber doch entspannte. „Es ist so schön, dich wieder zu haben...“, schluchzte Inko nun und löste sich wieder von ihrem Sohn, betrachtete sein Gesicht. „Du bist so hübsch, mein Junge...“ Izuku lächelte verlegen und schüttelte den Kopf. „Kommt, gehen wir rein. Ich habe Tee gemacht“, plapperte Inko und ging zurück ins Haus. Izuku sah mich an. Seine Wangen waren leicht gerötet und seine Augen glitzerten ein wenig. „Ich glaube, ich mag sie...“, sagte er leise zu mir. Ich lachte auf und schob ihn dann hinter Inko ins Haus. Inko hatte einiges vorbereitet. Neben dem versprochenen Tee lagen zwei dicke Fotoalben auf dem Tisch zusammen mit durchnummerierten Heften. Wir setzten uns an ihren Esstisch und ich begann mit ihr ein Gespräch, da Izuku wohl zu unsicher war. Doch mit der Zeit taute er auf und brachte sich mit ein, stellte Fragen oder hörte sich einfach nur an, was Inko zu erzählen hatte. Ich selbst zog mich aus dem Gespräch immer weiter zurück und kümmerte mich stattdessen um Fuku, der um Aufmerksamkeit bettelte. Innerlich war ich zwiegespalten. Zum Einen freute ich mich sehr für Izuku und Inko, dass sie sich wieder einander annäherten. Zum Anderen wuchs in mir die Angst was passieren würde, wenn er sich wirklich wieder an alles erinnerte. Inko erzählte ihrem Sohn gerade die Hintergrundgeschichten zu den Bildern, die in den Alben gesammelt waren, während ich für Fuku etwas Wasser aus der Küche holte. Der Kater war immer noch etwas mitgenommen von den Würmern und war nicht einmal vor Inko zurück gewichen, als sie ihm kurz über den Rücken gestrichen hatte. Bei meiner Mutter hatte er sich erst gar nicht zu uns getraut... „Möchtest du dein Zimmer sehen? Ich habe alles so gelassen, wie es war...“, fragte Inko. Izuku sah mich fragend an, doch ich grinste nur. „Wenn du möchtest, dann geh ruhig. Du musst nicht auf meine Zustimmung warten...“ Er schüttelte leicht den Kopf und hielt mir seine Hand hin. „Ich wollte eigentlich fragen, ob du mitkommen möchtest...“, erwiderte er. Als Antwort nahm ich einfach seine Hand, behielt Fuku auf meinem Arm und folgte den beiden dann zu Izukus altem Kinderzimmer. Etwas geschockt blieb ich stehen, als Inko die Tür geöffnet hatte und ich hineinschauen konnte. „Ich wusste gar nicht, was für ein riesiger Fan du warst...“, murmelte ich. Izuku zog mich an der Hand ins Zimmer und blickte sich um. Nach einigen Momenten löste er sich dann von mir, ging auf eine Kommode zu und betrachtete dort die darauf stehenden Figuren und Bilder, wanderte dann weiter zu seinem Schreibtisch und zu seinem Bett. Er strich mit den Fingerspitzen über die All Might Bettwäsche. Das Zimmer war sauber. Es lag kein Staub herum. Inko musste hier wohl regelmäßig putzen. Selbst das Bett war frisch bezogen. Alles sah aus, als wäre Izuku nie weg gewesen. Izuku drehte sich zu mir um. Er hatte die Lippen zusammen gepresst und schüttelte ganz leicht den Kopf. „Ich... ich hab das Gefühl, dass ich das hier alles kenne müsste... Aber mir fällt nicht ein, woher...“, sagte er leise. Ich ging zu ihm, setzte Fuku auf dem Bett ab und nahm ihn in den Arm. „Es ist okay... Lass dir Zeit...“, murmelte ich. Seine schlanken Arme schlangen sich um meine Taille, während er sein Gesicht an meiner Brust verbarg. Um ihn nicht zu überfordern hielt ich es für besser wieder nach Hause zu gehen. Izuku nickte und auch Inko stimmte zu, auch wenn ich ihr ansah, dass sie ihn nur ungern gehen ließ. Zum Abschied nahm sie sowohl Izuku als auch mich in den Arm. „Pass mir gut auf meinen Jungen auf...“, bat sie mich leise und lächelte. Ich nickte und versprach es ihr nur allzu gerne. Auf dem Heimweg war Izuku sehr schweigsam. In der Bahn hatte er Fukus Transportbox auf dem Schoß und spielte durch das Gitter ein bisschen mit dem Kater, wirkte aber dennoch abwesend. Erst als wir zu Hause waren, sprach ich ihn darauf an. „Ist alles okay?“ Er nickte nur und ging in die Küche um Fukus Näpfe zu füllen. Ich folgte ihm und nahm ihn etwas unbeholfen in den Arm, als er fertig war. Sofort presste er sich an mich. „Ich hatte gehofft, dass ich mich wieder an alles erinnere... Aber da ist nichts...“, sagte er leise. „Vielleicht erwartest du einfach zu schnell zu viel...“, erwiderte ich und strich über seinen Rücken. „Lass uns morgen ein bisschen spazieren gehen... Ich könnte dir die Orte zeigen, an denen wir immer gespielt haben...“, schlug ich vor. Er nickte, vergrub aber sein Gesicht weiter an meiner Schulter und klammerte sich an mich. Eine Weile blieben wir so stehen. Ich mochte seine Nähe und seinen Körper dicht an meinem. Seine Anwesenheit bereicherte mein Leben und ich wollte ihn nicht mehr daraus wegdenken müssen. Tbc... Kapitel 7: .~7~. ---------------- Als wir nach dem Abendessen wie üblich auf der Couch saßen und einen Film schauten, lehnte er sich plötzlich an mich, nahm meine Hand und begann mit meinen Fingern zu spielen. Ich beobachtete ihn eine Weile und lächelte vor mich hin. Es war mir nicht unangenehm, ihn so vertraut mit mir umgehen zu sehen. Ganz im Gegenteil. Während der kurzen Zeit war er mir so sehr ans Herz gewachsen und ich hatte mich schlicht weg in seine schüchterne, süße Art verliebt. Doch um ihn nicht zu vergraulen behielt ich meine Gefühle für mich und freute mich einfach nur, wenn er von sich aus ein wenig auf mich zu ging. Müde begann er irgendwann zu gähnen und schmiegte sich an mich. „Wir sollten schlafen gehen, meinst du nicht?“, meinte ich leise. Er nickte und gähnte wieder, sah mich dann mit leicht roten Wangen an. „Darf ich bei dir schlafen?“, fragte er mit einem unschuldigen Lächeln. Überrascht blinzelte ich. Das hatte er gerade wirklich gefragt... oder? Unsicher nickte ich, lächelte ihn schließlich an und schaltete den Fernseher aus. Diesmal klappte ich die Schlafcouch nicht aus, sondern ging mit ihm in mein Schlafzimmer. Dort zog ich mir Hose und Socken aus, behielt aber mein Shirt an und schlüpfte unter die Decke. Izuku blieb unschlüssig daneben stehen. Ich lächelte ihn an, rutschte ein Stück zur Seite und hob die Decke an. In Windeseile hatte er sich ebenfalls seiner Jogginghose entledigt und kletterte zu mir, schmiegte sich sofort in meine Arme und seufzte wohlig auf. „Du bist so schön warm...“, murmelte er. Ich schmunzelte, deckte ihn richtig zu und schaltete das Licht aus. „Schlaf schön...“, hauchte ich gegen seine Haare. Was ich nicht geahnt hatte war, dass er bereits nach wenigen Minuten eingeschlafen war. Ich lauschte noch eine Weile seinen ruhigen Atemzügen ehe ich selbst ebenfalls einschlief. .~*~. Am nächsten Morgen erwachte ich durch ein ungewohntes Gewicht auf mir. Noch verschlafen blinzelte ich und bemerkte dann, dass Izuku sich im Schlaf auf mich gelegt hatte und immer noch seelenruhig schlief. Lächelnd betrachtete ich ihn eine Weile. Wer hätte gedacht, dass er mir so sehr vertraute, dass er bereits nach so kurzer Zeit sich vollkommen schutzlos in meine Hände begab. Apropos Hände! Diese ließ ich nun sanft über seine Seiten gleiten, da ich aufstehen wollte um auf die Toilette zu gehen. „Noch fünf Minuten...“, murmelte er irgendwann. Ich grinste, begann ihn nun zu kitzeln. Schlagartig war er wach und fing an zu lachen. „Das ist gemein...“, kicherte er, nachdem ich wieder aufgehört hatte. „Gemein ist, dass du mich nicht aufstehen lassen möchtest...“, neckte ich ihn und schob ihn von mir herunter. Schmollend blieb er auf dem Bauch liegen, schnappte sich mein Kissen und verbarg das Gesicht darin. Das leise Seufzen, das er von sich gab, wurde halb davon verschluckt. Nur ungern stand ich auf, doch ich musste. Sanft fuhr ich ihm durch die grünen Locken und krabbelte dann aus dem Bett. „Kommst du wieder? Mag noch ein bisschen kuscheln...“, kam es plötzlich von Izuku. Ich sah zu ihm. „Okay, bin gleich wieder da...“, grinste ich und beeilte mich um auf die Toilette zu kommen. Drei Minuten später war ich wieder bei ihm. Ich lag noch nicht einmal richtig neben ihm, da schmiegte er sich schon wieder an mich. „Du bist ganz schön verschmust...“, schmunzelte ich. „Hm... Keine Ahnung... Hab gerade das Bedürfnis danach... Oder magst du nicht?“ Er blickte mich unschuldig an. Ich konnte nicht anders als ihn an mich zu drücken. „Doch... sehr gerne sogar...“ Er war immer noch sehr dünn, doch nicht mehr ganz so schlimm wie zu dem Zeitpunkt, als ich ihn gefunden hatte. Die regelmäßigen Mahlzeiten taten ihm gut, sodass er inzwischen bestimmt das ein oder andere Kilo mehr auf den Rippen hatte. Und ich war froh darüber. Nachdenklich strich ich über seinen Rücken. Er lag dicht an mich geschmiegt neben mir und hatte seinen Kopf auf meiner linken Schulter liegen. Seine linke Hand wanderte leicht über meine Brust zu meiner Taille und stahl sich unter mein Shirt. Federleicht strichen seine Fingerspitzen über meine Haut dort. Ich beobachtete ihn, wie er konzentriert irgendeinen Punkt an der Wand fixiert hatte. Als er bemerkte, dass ich keine Reaktion zeigte, zog er seine Finger mit einem leisen Grummeln zurück und ließ sie an meiner Seite nach oben wandern. Da ich meinen rechten Arm nach oben angewinkelt und unter meinem Kopf hatte, lag meine Achsel frei. Seine Augen wanderten dort hin und strich über die rasierte dortige Haut. Ich schmunzelte. „Was wird das, wenn's fertig ist?“, fragte ich amüsiert. Er zuckte zusammen, zog sofort seine Hand zurück und sah mich mit großen Augen an. „Revanche!“, meinte er ernst. Ich verzog mein Gesicht zu einem Grinsen, hielt ihn mit meinem linken Arm fest, während ich ihn mit meiner rechten Hand anfing zu kitzeln. Sofort fing er wieder an zu lachen und sich in meinem Arm zu winden. Ich lachte mit ihm, wollte ihn aber auch nicht zu sehr quälen und ging in ein zärtliches Streicheln über. Er war vollkommen außer Atem, hatte es aber irgendwie geschafft sich wieder auf mich zu legen. „So fies...“, murmelte er. Izuku zog einen Schmollmund, drückte sich dann mit beiden Händen von meiner Brust nach oben und saß plötzlich rittlings auf meinem Unterleib. Überdeutlich spürte ich dort seine Nähe und hoffte inständig, dass sich mein Körper nicht dazu entschloss, zu zeigen, wie sehr mir das gerade gefiel. „Sag mir, wo du kitzlig bist“, verlangte er. Ich schüttelte den Kopf und stützte mich auf den Armen ab, drückte so meinen Oberkörper nach oben in seine Richtung. Er kam mir entgegen und sah mir tief in die Augen. „Katsuki, das ist gemein... Du kennst mich viel besser als ich dich...“, meinte er leise. Ich erwiderte den Blick. „Was hältst du davon, wenn du es einfach selbst herausfindest?“, bot ich ihm an. Es vergingen einige Wimpernschläge, in denen wir uns einfach in die Augen sahen. Erst dann überbrückte er die restlichen paar Zentimeter, die unsere Gesichter noch von einander entfernt waren, und hauchte mir schüchtern einen Kuss auf den Mundwinkel. Überrumpelt hielt ich vollkommen still und sah, wie er sich danach wieder aufsetzte. Seine Wangen waren dunkelrot geworden und er bemerkte nun wohl endlich, wie er gerade auf mir saß. Sofort rutschte er von mir herunter und blieb neben mir sitzen, starrte auf seine Hände in seinem Schoß. „Tut mir Leid...“, murmelte er und wollte aus dem Bett flüchten. Bevor er das aber tun konnte, hatte ich bereits seine Hand ergriffen und ihn zu mir zurück in meine Arme gezogen. „Muss es nicht...“, erwiderte ich leise. Entgegen meiner Befürchtung, er würde sich direkt von mir zurück ziehen wollen, schmiegte er sich wieder an mich und lugte schließlich unsicher zu mir nach oben. Ich strich ihm durch die Haare und lächelte. „Es ist alles in Ordnung...“ Er seufzte erleichtert, kuschelte sich noch enger an mich und schloss die Augen. Eine Weile blieben wir so noch liegen, bis nun Izuku derjenige war, der auf die Toilette musste. Ich ließ ihn los und stand ebenfalls auf. Nachdem wir uns beide angezogen hatten und Fuku versorgt war, begannen wir zu frühstücken. Wir beide versuchten uns vollkommen normal zu verhalten, doch die Blicke, die wir uns nun zuwarfen, waren alles andere als normal. Sie hatten etwas Begehrendes in sich, das mir ein Kribbeln im Bauch verursachte. Durfte ich etwa hoffen, dass auch Izuku vielleicht romantische Gefühle für mich entwickelt hatte? .~*~. Nach dem Frühstück gingen wir dann los. Izuku drängte darauf, die Orte unserer Kindheit endlich zu sehen um seine Erinnerungen vielleicht wieder zu erlangen. Fuku ließen wir in der Wohnung. Er würde sich auch für ein paar Stunden alleine beschäftigen können, wenn er denn nicht die ganze Zeit schlafen würde. Und so gingen wir zu unserer Grundschule. Ich brachte ihn zu Spielplätzen, auf denen wir oft waren. Ich erzählte ihm, was wir alles angestellt hatten und merkte, dass sich etwas in ihm tat. Es schien Momente zu geben, da hatte er Bilder vor den Augen, die aber direkt wieder verschwanden. Kurz darauf hielt er sich jedes Mal den Kopf und klagte über stechende Kopfschmerzen. „Wir können auch morgen weiter machen, wenn es zu viel wird“, bot ich besorgt an. Er schüttelte den Kopf und sah mich entschlossen an. „Nein, lass uns weiter gehen...“, beschloss er tapfer und lächelte. „Es geht schon wieder...“ Ich nickte wenig begeistert und führte ihn weiter in den Wald. Nach kurzem Suchen hatte ich die Stelle gefunden und begann zu erzählen. „Wir waren fünf... und waren hier mit zwei weiteren Jungs unterwegs... Wir liefen über diesen Baumstamm dort vorne...“, erklärte ich und führte ihn zu dem Baumstamm. Es war nicht mehr so hoch wie ich es in Erinnerung hatte. Aber als Knirps hatte man einfach eine andere Perspektive. „Ich bin damals abgerutscht und in den Bach gefallen...“, erzählte ich weiter, ließ seine Hand los und sprang vom Baumstamm in den seichten Bach. „Kacchan!“, rief Izuku plötzlich. Ich sah zu ihm nach oben. Er hatte mich 'Kacchan' gerufen... Er hatte... Wieder hielt er sich den Kopf und stöhnte auf, sah mich dann an. Und in seinem Blick sah ich Angst. Ohne ein Wort zu sagen drehte er sich um und rannte. „Izuku!“, rief ich ihm hinterher, kletterte die Böschung hinauf und folgte ihm, verlor ihn aber im Unterholz aus den Augen. „Izuku, wo bist du?!“, rief ich und versuchte ihn verzweifelt zu finden. Das Waldstück war nicht groß und ich hatte es schnell durchkämmt, allerdings fand ich keine Spur von ihm. „Was hab ich getan...?“, flüsterte ich und fuhr mir mit den Fingern durch die Haare, bemerkte dabei, dass ich zitterte. In der Hoffnung, er könnte nach Hause gelaufen sein, ging ich ebenfalls zurück. Doch die Wohnung war bis auf Fuku leer. Verzweifelt rief ich Tante Inko an, die mich direkt anfauchte, ohne mich zu begrüßen: „Was hast du mit ihm gemacht?! Er kam gerade ganz aufgelöst zu mir und hat sich in seinem Zimmer eingeschlossen!“ Meine Knie gaben nach und ich lehnte mich an die Wand hinter mir. „Er wollte sich erinnern... Wir waren an Orten, an denen wir immer gespielt haben früher...“, erzählte ich leise. „Und plötzlich ist er einfach weg gelaufen...“ Inko seufzte am anderen Ende und wurde wieder ruhig. „Er scheint sich auch wieder zu erinnern. Er wusste, wo ich den Ersatzschlüssel aufbewahre...“, meinte sie. „Gib ihm ein bisschen Zeit... Komm doch morgen oder übermorgen vorbei. Bis dahin hat er sich sicher beruhigt...“ Ich bedankte mich bei ihr und beendete das Gespräch. Ein wenig erleichtert war ich schon, dass er bei ihr war, doch es machte mich gleichzeitig unendlich traurig, dass er vor mir geflüchtet war. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich die ganze Zeit schon stumm weinte. Fuku kam zu mir und schmiegte sich an mein Bein. Ich hob ihn auf meinen Arm, ging ins Wohnzimmer und legte mich dort auf die Couch, drückte den Kater leicht an mich. Er maunzte leise und blickte sich immer wieder in der Wohnung um. „Du wirst wohl erst mal mit mir vorlieb nehmen müssen...“, schluchzte ich trocken. .~*~. Ich ließ mir und auch Izuku Zeit bis zum nächsten Tag damit wir uns beruhigen konnten. Doch anstatt ruhiger zu werden, wurde ich immer aufgebrachter und wütender. Nicht auf ihn. Sondern auf mich selbst. Auf das, was ich ihm damals angetan hatte. Am Nachmittag hielt ich es nicht mehr aus und besuchte Inko. Sie umarmte mich zur Begrüßung. „Er kommt nur raus, um auf Toilette zu gehen... Das Essen, das ich ihm vor die Tür gestellt habe, hat er nicht angerührt... Sprich bitte mit ihm...“, bat sie mich und ließ mich dann alleine. Vor Izukus Zimmertür blieb ich stehen, atmete kurz tief durch und klopfte dann an. „Izuku? Ich bin es...“, meinte ich so laut, wie ich meinte, dass er mich verstehen müsste. Vergeblich wartete ich auf eine Antwort und beschloss, einfach weiter zu erzählen. „Izuku, ich weiß, du bist böse auf mich... Ich weiß, du hast Angst vor mir... Vor dem, was ich dir alles angetan habe... Glaub mir bitte, ich bereue es zutiefst... Um ehrlich zu sein... Ich wollte nicht, dass du dich erinnerst... Weil ich wusste, dass genau das eintreffen würde... dass du Angst vor mir haben würdest...“ Ich lehnte meine Stirn an das Holz seiner Tür. „Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurück drehen und alles ändern... Aber ich kann es leider nicht...“ Ich verstummte und wischte mir über die Augen. „Weißt du, die letzten Tage während du bei mir warst... das waren die schönsten Tage meines Lebens... und heute morgen aufzuwachen ohne dich in der Nähe zu haben war schrecklich... Izuku... wenn du mir irgendwann verzeihen kannst... ich würde mich freuen, wenn du dich vielleicht bei mir melden könntest... Ich... ich warte zu Hause...“ Tbc... Kapitel 8: .~8~. ---------------- Tante Inko drückte mich zum Abschied wie immer und musterte mich mit einem wissenden Blick, strich mir dann über die Wangen. „Ein Held weint doch nicht...“, lächelte sie aufmunternd. „Ich bin kein Held... Ich bin ein Idiot...“, widersprach ich ihr. Danach ging ich. Fuku erwartete mich schon sehnsüchtig zu Hause, doch ich musste ihn enttäuschen. Insgeheim hatte ich die Hoffnung gehabt, dass Izuku mir hinterher kommen würde, doch er hatte es nicht getan. Vielleicht war es noch zu früh gewesen. .~*~. Wie ich die nächsten vier Tage überstanden habe kann ich im Nachhinein gar nicht sagen. Ich fühlte mich leer. Und wahnsinnig einsam. Überall in der Wohnung fand ich kleine Hinweise darauf, dass Izuku hier gewesen war. Wehmütig dachte ich an den Morgen zurück, an dem wir im Bett herumgealbert hatten. An dem er mir diesen Kuss gegeben hatte. Von Tante Inko wusste ich zumindest, dass er sich inzwischen aus seinem Zimmer getraut hatte und wieder regelmäßig etwas aß, doch sie war dennoch nicht zufrieden mit ihm. Er aß zu wenig, lachte nicht und verließ nie das Haus. Manchmal saß er einfach nur auf dem Sofa und starrte an die Wand, dann wieder brach er einfach in Tränen aus ohne einen ersichtlichen Grund. Es brach mir selbst das Herz, dies von ihr zu hören. Doch ich hielt es für besser, mich ihm nicht aufzudrängen. Aber nicht nur ich vermisste ihn. Auch Fuku war traurig. Er spielte eher lustlos. Lag meistens auf der Couch und döste vor sich hin. Das einzig Gute war, dass er wieder fast vollkommen gesund war. Die Wurmkur hatte angeschlagen und er verlangte wieder nach mehr Futter. Natürlich sorgte ich gern für ihn, auch wenn es mir weh tat ihn zu sehen. Er erinnerte mich einfach zu sehr an Izuku. .~*~. Am fünften Tag saß ich gerade mit dem Kater auf dem Sofa und starrte vor mich hin, als er sich plötzlich aus meinen Händen wand und aufgeregt zur Haustür lief. Er maunzte, lief zu mir zurück und wieder zur Tür. Seufzend folgte ich ihm. „Fuku, was hast du denn?“, fragte ich brummelig. Er maunzte wieder und begann an der Tür zu kratzen. „Hör auf, du machst sie noch kaputt...“, tadelte ich ihn. So ein Verhalten hatte ich bei ihm noch nie erlebt. Widerwillig öffnete ich die Tür und blickte hinaus, sah nur noch wie ein Schatten um die Hausecke zum Treppenhaus verschwand. Fuku flitzte an mir vorbei dem Schatten hinterher. „Fuku!“, rief ich und nahm mir meine Schlüssel, hastete dem Kater hinterher. Lange musste ich nicht suchen. Ich fand ihn am unteren Treppenabsatz in Izukus Armen, der ihn liebevoll und mit Tränen in den Augen an sich drückte. In einigem Abstand blieb ich stehen. Innerhalb weniger Sekunden durchlief ich mehrere Gefühlszustände. Von Überraschung über Erleichterung zu Angst war so ziemlich alles dabei. „Izuku...“, flüsterte ich und machte ihn damit auf mich aufmerksam. Schnell setzte er den Kater ab und drehte sich auf den Absätzen um. Mit einigen großen Schritten war ich bei ihm und hielt ihn vorsichtig an der Hand fest. „Warte bitte...“ Er hielt inne, schüttelte meine Hand auch nicht ab. Langsam drehte er sich zu mir um, wagte aber nicht mich anzuschauen. „Wie geht es dir?“, wollte ich wissen. Tante Inko hatte nicht untertrieben. Izuku war blass im Gesicht. Er hatte dunkle Augenringe und damit eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Panda. Ich widerstand dem Drang, ihn in den Arm zu nehmen. „Ich weiß wieder alles...“, murmelte er leise. „Und mir ging es schon mal besser...“ Ich nickte. „Das sehe ich... Möchtest du... vielleicht mit hoch kommen?“ Er entwand mir seine Hand und nahm Fuku wieder auf den Arm. Der Kater war ganz aus dem Häuschen und leckte ihm über das Gesicht. „Wenn du Fuku holen möchtest... Seine Sachen sind noch oben...“, sprach ich aus, was mir im Herzen weh tat. Und endlich sah er mich an, schüttelte aber den Kopf. „Ich bin nicht hier um ihn zu holen... Ich... wollte mit dir reden... Hab mich aber nicht getraut zu klingeln...“, gestand er und lächelte verlegen. Ich fühlte wie mir zentnerweise die Steine vom Herzen fielen. Erleichtert lächelte ich ihn an und ging mit ihm hinauf in die Wohnung. Vor der Tür hielt ich kurz inne. „Es... könnte etwas chaotisch sein...“, warnte ich ihn vor. Nachdem er einfach zu Tante Inko gegangen war, hatte ich nicht die Muse mich irgendwie um den Haushalt zu kümmern. Daher stapelte sich das schmutzige Geschirr in der Küche und die Wäsche im Badezimmer. Bücher, in denen ich versucht hatte zu lesen, lagen im Wohnzimmer verteilt zwischen Zeitschriften. Und Fuku hatte seine Spielzeuge ebenfalls in der gesamten Wohnung verteilt. Nachdem die Tür hinter uns zugefallen war, gingen wir ins Wohnzimmer, wo ich schnell die Decke zusammen legte, mit welcher er sich immer zugedeckt hatte und die ich benutzt hatte, um ihm doch irgendwie nah sein zu können. Ich hatte ihn schlicht weg wahnsinnig vermisst. „Möchtest du etwas trinken?“, bot ich ihm an. „Eine Tasse Tee vielleicht?“, fragte er. „Natürlich... einen Moment...“ Ich ging in die Küche, suchte nach einer sauberen Tasse und goss Wasser in den Wasserkocher. Ein leises Seufzen hinter mir ließ mich leicht zusammenzucken. Izuku stand in der Tür und besah sich das Chaos. Kopfschüttelnd krempelte er sich die Ärmel hoch und schob mich beiseite. Wortlos begann er die Spülmaschine mit dem benutzten Geschirr zu füllen, ließ dann auch Wasser in das Spülbecken laufen um Töpfe und Pfannen zu reinigen. Perplex beobachtete ich ihn, zog ihn dann einfach in meine Arme und versteckte mein Gesicht an seinem Hals. „Ich hab dich so sehr vermisst...“, flüsterte ich gegen seine Haut. Er erschauderte und presste sich regelrecht an mich. „Hoffentlich nicht nur weil der Haushalt liegen geblieben ist...“, erwiderte er fast genauso leise. Ich weigerte mich, mich auch nur einen Millimeter von ihm zu entfernen und schüttelte daher nur leicht den Kopf. Seine Hand strich über meinen Nacken und ließ mich erzittern. Ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden. „Es tut mir Leid, dass ich einfach abgehauen bin...“, begann er schließlich. „Ich habe mich mit einem Mal wieder an alles erinnern können... Und... es war einfach zu viel für mich für den Moment...“ Der Wasserkocher war vor wenigen Augenblicken auch fertig geworden und hatte sich abgeschaltet. Widerwillig löste ich mich von ihm und bereitete ihm den versprochenen Tee. Ich drückte ihm die Tasse in die eine Hand und zog ihn an der anderen Hand mit mir zurück ins Wohnzimmer. Dort setzten wir uns auf die Couch. „Ich hab mir Sorgen gemacht... Deine Mutter hat mir erzählt, dass du kaum was gegessen hast... Und ständig Löcher in die Luft gestarrt hast... Oder aus heiterem Himmel angefangen hast zu weinen...“, sagte ich leise und betrachtete sein Gesicht. Er lächelte unsicher. „Ja... es tut mir Leid... Ich... war wohl nicht ganz ich selbst...“ Fuku sprang zu uns auf das Sofa und rollte sich auf Izukus Schoß zu einem Ball zusammen. „Er hat dich auch vermisst...“, meinte ich leise. „Mehr als du?“, fragte er neckend. Ich überlegte kurz, schüttelte dann den Kopf und nahm seine Hand. „Keiner hat dich mehr vermisst als ich... Außer vielleicht deine Mutter...“ Er lachte leise und lehnte sich an mich. „Weißt du... Ich hab dir schon lange verziehen...“, meinte er leise und schloss die Augen. „Ich war dir gar nicht böse... Und ich hatte auch keine Angst vor dir... Du hättest meine Situation ausnutzen können... Aber du hast es nicht getan... Das hat mir gezeigt, dass ich dir wirklich... nicht egal bin... Nur musste ich das erst mal in meinen Kopf rein bekommen...“, erzählte er und sah mich nun wieder an. „Ich vertraue dir.“ Gerührt legte ich meinen Arm um ihn und drückte ihn an mich. „Ich wusste nur nicht... wie ich dir das am Besten sagen konnte... Ich hatte Angst, dass du mich weg schickst, wenn ich zu dir komme...“, gestand er. „Ich habe es dir vor ein paar Tagen schon gesagt und sage es dir gerne noch einmal: Wenn du möchtest, dann kann diese Wohnung ein Heim für dich werden...“, bot ich ihm erneut an. Seine Augen fingen an zu leuchten. „Dann darf ich bei dir bleiben? Und Fuku auch?“ Leise musste ich auflachen. „Natürlich! Die Wohnung ist so leer ohne dich. Du gehörst einfach hier her...“, meinte ich verlegen. Sanft setzte er den leise protestierenden Kater neben sich auf die Couch, stand dann auf und setzte sich frech einfach rittlings auf meinen Schoß. Da er so ein bisschen größer war als ich schaute ich nun zu ihm auf. Er legte meine Hände auf seine Hüften und seine eigenen auf meine Schultern. „Dann werden wir aber vorher eines noch besprechen müssen...“, meinte er ernst. Verwundert sah ich ihn an. Er beugte sich zu mir herunter und hauchte mir zum zweiten Mal einen schüchternen Kuss auf den Mundwinkel. „Ich bin kein einfacher Mitbewohner, der mit der Couch vorlieb nimmt... Ich möchte einen dauerhaften Platz neben dir in deinem Bett haben...“, flüsterte er und versteckte dann sein errötendes Gesicht an meinem Hals. Überrascht schnappte ich nach Luft, knurrte dann leise und zog ihn eng an mich. „Als würde ich dich jetzt noch wo anders schlafen lassen...“, murmelte ich, drückte seinen Kopf ein bisschen von mir weg und küsste ihn einfach richtig. Er wurde noch roter, erwiderte den Kuss aber augenblicklich und schmolz förmlich auf meinem Schoß dahin. Nachdem wir uns wieder voneinander gelöst hatten, blieben wir noch eine lange Zeit einfach auf der Couch sitzen und kuschelten miteinander. Unser Katerchen lag neben uns, beobachtete uns ab und zu und schien wieder zufrieden zu sein. „Scheint, als wäre das ein richtiger Glückskater...“, lächelte ich irgendwann. „Fuku bedeutet ja auch Glück...“, erwiderte Izuku. „Und hätte er nicht direkt Vertrauen zu dir gehabt, wer weiß, was dann aus mir geworden wäre...“ „Ich hätte dich sicher nicht auf der Straße zurück gelassen... Aber er hat einiges leichter gemacht...“, bestätigte ich. Izuku lächelte glücklich und kuschelte sich wieder in meine Arme. „Kacchan...?“ „Hm?“, brummte ich. „Ich glaube, ich hab mich in dich verliebt...“, hauchte er. Überglücklich hauchte ich ihm einen Kuss auf die Stirn. „Das hatte ich gehofft.“ Blinzelnd sah er mich fragend an. Ich grinste und gab ihm noch einen Kuss. „Ich hab mich schon längst in dich verliebt...“ .~*~. Und so zog Izuku wieder bei Fuku und mir ein. Tante Inko war gleichermaßen erleichtert und traurig. Erleichtert, weil ihr Sohn endlich wieder lachte und traurig, weil sie ihn nun wieder seltener sah. Izuku bezog direkt die leere Hälfte meines großen Bettes und es erfüllte mich immer wieder mit einer alles andere in den Schatten stellenden Glückseligkeit, dass ich jeden Morgen neben ihm aufwachen durfte. .~ Ende ~. Kapitel 9: Special ------------------ Special zu 'Mein Herz für dein Vertrauen' Alltägliches und nicht so alltägliches Izukus PoV: Inzwischen waren fast sieben Monate vergangen, in denen ich nun mit Kacchan und Fuku zusammen in einer Wohnung lebte. Ich war Kacchan immer noch wahnsinnig dankbar dafür, dass er mich damals von der Straße geholt hatte. Wir waren nun ein Paar. Wenn ich das früher gehört hätte, dann hätte ich wohl gelacht. Aber es fühlte sich an, als durfte es gar nicht anders sein! Als wären Kacchan und ich füreinander bestimmt! Ein leises Maunzen riss mich aus meinen Gedanken. Flauschiges Fell kitzelte mich an meinem Knöchel. Ich schaute hinunter zu meinen Füßen und sah Fuku, der sich frech über meinen rechten Fuß gelegt hatte und zu mir aufschaute. „Fuku...“, kicherte ich und zog meinen Fuß unter ihm hervor. „Du hast doch schon was zu futtern bekommen. Hör auf zu betteln...“, tadelte ich ihn lachend. Wieder maunzte er und bettelte um Aufmerksamkeit. „Ich kann jetzt nicht mit dir spielen. Kacchan kommt gleich nach Hause und das Essen ist noch nicht ganz fertig...“ Ich beugte mich zu ihm hinunter und kraulte ihn sanft zwischen den Ohren. Dies schien ihm zu reichen, denn er verzog sich kurz darauf wieder aus der Küche. Ich konzentrierte mich wieder auf meine eigentliche Aufgabe und bereitete weiter das Abendessen vor. .~*~. Nachdem ich meine Erinnerungen wieder bekommen und zurück zu Kacchan und Fuku gezogen war, erstattete ich bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt. Ich hatte lange und viel mit Kacchan, aber auch mit Mitsuki und meiner eigenen Mutter darüber gesprochen und nach einiger Zeit konnten sie mich dazu überreden, dass es besser war, wenn solche Menschen nicht länger ungestört ihren Machenschaften nachgehen durften. Trotz allem brauchte es viel Überwindung, die ganzen Ereignisse den Kommissaren zu schildern. Kacchan war dabei stets an meiner Seite, hielt meine Hand und spendete mir mit seiner bloßen Anwesenheit Kraft und Mut. Alles noch einmal durch meine Erzählungen zu erleben war schrecklich. Aber ich redete mir immer wieder ein, dass diese Menschen nicht ungestraft bleiben durften. Und tatsächlich konnte ich den Kommissaren mit meinen Schilderungen so viele Hinweise geben, dass sie diese Verbrecher dingfest machen konnten. In einem versteckten Laborkomplex in den Bergen wurden insgesamt 15 Wissenschaftler verschiedener Nationalitäten festgenommen und unzählige Geiseln befreit. Alle Geiseln hatten eines mit mir gemeinsam: Sie hatten keine Macke! Als ich die Bilder ihrer Befreiung im Fernsehen sah, lief es mir eiskalt den Rücken hinab. Alle Geiseln waren kahlgeschoren und trugen graue lange Hemden. Dieses Aussehen kannte ich von mir selbst. Auch meine Haare waren abrasiert worden, sobald sie zu lang geworden waren. Und auch dieses Hemd kannte ich. Der grobe Stoff kratzte unangenehm auf der Haut und es war das Einzige, das uns zugestanden worden war. Nicht einmal Unterwäsche war uns gegeben worden. Noch schlimmer war aber der Anblick der Gesichter. In vielen Augenpaaren sah ich keinen Lebenswillen mehr. Andere sahen sich gehetzt und ängstlich um. Als die Kommissare sich bei mir für die Hinweise bedankten, erfuhr ich auch, was in den sichergestellten Unterlagen zu lesen gewesen war: Die Experimente, die mit uns durchgeführt worden waren, dienten dazu um Macken zu klonen und mit anderen Macken zu kombinieren. Durch die Versiegelung von Erinnerungen sollten die Probanden zu tickenden Zeitbomben werden, die irgendwann ausgesetzt wurden um sich dann selbst und andere zu töten. Als ich das erfuhr liefen mir die Tränen über die Wangen. Wie viel Glück hatte ich gehabt, dass mein Körper keine der aufgezwungenen Macken angenommen und ich deshalb ausgesetzt wurde um dann Kacchan in die Arme zu laufen? .~*~. Auf dem Flur hörte ich Fuku zur Haustür toben. Kurz darauf drehte sich ein Schlüssel im Schloss herum und die Tür wurde geöffnet. „Ich bin wieder da!“, hörte ich Kacchans Stimme. Ein Lächeln breitete sich in meinem Gesicht aus. Genauso wie sich ein Kribbeln in meinem Bauch ausbreitete in der Vorfreude auf seine Gesellschaft. „Willkommen zurück!“, rief ich und begann den Tisch zu decken. Das Essen war fast fertig und musste nur noch etwas garen. „Hey Fuku, hast du mich vermisst?“, hörte ich Kacchan mit Fuku sprechen. Augenblicke später erschien er mit dem Kater auf dem Arm in der Tür zur Küche und sah mich an. Ich betrachtete ihn mit einem liebevollen Blick, verzog dann aber das Gesicht, als ich die neuen Blessuren sah, die er wieder einmal von seiner Patrouille mitgebracht hatte. „Hast du dich wieder mit Schurken geprügelt?“, fragte ich ihn neckend und ging auf ihn zu. Er setzte den Kater ab, zog mich in seine Arme und küsste mich sanft. „Er hat angefangen...“, verteidigte sich Kacchan gespielt schmollend. Kichernd schmiegte ich mich in seine Arme, drückte ihn aber direkt wieder von mir. „Geh duschen, du stinkst...“ Kacchan verzog das Gesicht. „Gestern Abend hat sich das aber noch anders angehört. Da konntest du von meinem Schweißgeruch nicht genug bekommen...“ Schlagartig spürte ich die Hitze in meinem Gesicht als ich an die vergangene Nacht dachte, in der wir uns zwischen den Laken im Bett miteinander vergnügt hatten. „Das war ja auch frischer Schweiß! Das ist was anderes...“, nuschelte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Kacchan begann zu lachen, hob mein Kinn und küsste mich noch einmal zärtlich. „Ich wollte dich doch nur aufziehen. Sei mir nicht böse“, säuselte er. Erneut begann ich zu lächeln und schob ihn aus der Küche. „Geh trotzdem duschen. Das Essen ist bis dahin auch fertig.“ „Ist gut“, gab er nach und holte sich frische Kleidung aus dem Schlafzimmer um sich dann zu duschen. Ich deckte währenddessen weiter den Tisch und schmeckte das Essen ab. Zehn Minuten später saßen wir gemeinsam am Tisch und füllten unsere Bäuche. Auch wenn Kacchan immer noch der bessere Koch von uns beiden war, so aß er mein Essen immer brav auf und lobte mich sogar, wenn mir etwas besonders gut gelungen war. Ich hatte einen kleinen Kochkurs bei meiner Mutter gemacht, sodass ich nicht vollkommen hilflos in der Küche war. Inzwischen hatte ich so viel gelernt, dass ich auch komplexere Gerichte ohne Probleme nach Rezept zubereiten konnte. „Wie war die Arbeit?“, wollte Kacchan schließlich wissen. „Gut. Ich war heute wieder an der Kasse und musste nicht nur die Regale einräumen“, erwiderte ich. Ich hatte keinen Schulabschluss und daher war es schwierig, einen Job zu bekommen. Nach längerem Suchen hatte ich vor zwei Monaten eine Stelle in einem Supermarkt bekommen. Anfangs durfte ich nur Regale auffüllen, doch inzwischen hatte ich mir so viel Vertrauen erarbeitet, dass ich auch an der Kasse stehen durfte. Es machte Spaß, auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, dies mein ganzes Leben lang zu tun. Aber ich verdiente dadurch etwas Geld und lag Kacchan nicht zu sehr auf der Tasche. Zudem hatte ich etwas zu tun und gammelte nicht nur zu Hause auf dem Sofa herum. „Und deine Patrouille? Was war das für ein Schurke?“, fragte ich neugierig. Kacchan lachte leise auf. „Ein kleiner Fisch. Aber seine Macke war schon speziell. Er konnte sich wie Kaugummi verformen und versuchte eine Bank zu überfallen, indem er sich in den Tresor gedrückt hat. Leider war er aber so dämlich gewesen und kam mit seiner Beute nicht mehr raus. Er hat sich zwar gewehrt, aber wir konnten ihn trotzdem dingfest machen“, erzählte er. „Das hätte ich zu gerne gesehen...“, schwärmte ich und kicherte, als ich mir vorstellte, wie der Schurke im Tresorraum stand, die Taschen voll mit Beutegut und dann nicht mehr herauskam, weil sich seine Beute eben nicht wie Gummi verhielt. Nach dem Essen wechselten wir von der Küche ins Wohnzimmer und kuschelten auf dem Sofa. „Die Kommissare haben sich heute morgen noch einmal gemeldet...“, begann ich schließlich zu erzählen. Kacchan horchte auf und betrachtete mich. „Was wollten sie?“ „Sie haben unter den Opfern zwei Jungen, die sich weigern jemanden in ihre Nähe zu lassen. Die beiden wurden noch übler zugerichtet als ich damals... Sie haben gefragt, ob ich nicht mal mein Glück versuchen könnte um sie zu überzeugen, dass man ihnen nur helfen möchte...“, fuhr ich fort. „Du musst das nicht tun, das weißt du...?“, erwiderte Kacchan und strich mir über den Rücken. Ich sah ihn an und nickte. „Ja, ich weiß. Aber ich möchte den beiden helfen. Deshalb habe ich schon zugesagt. Aber ich möchte gerne, dass du mich begleitest. Damit sie sehen, dass es alles andere als schlimm ist, jemandem zu vertrauen. Meinst du, das ließe sich einrichten?“ Sanft hauchte Kacchan mir einen Kuss auf die Stirn. „Du weißt, dass ich dich unterstützen werde. Und daher werde ich natürlich mitkommen.“ Ich freute mich und kuschelte mich wieder an ihn. Verträumt ließ ich meine Hand über seine Bauchmuskeln gleiten, malte kleine Kreise auf den Stoff des T-Shirts, das er trug. Kacchan war das Beste, das mir jemals passieren konnte. Ich liebte ihn bedingungslos und spürte auch, wie sehr er mich liebte. Alles, was ich wollte war ein Leben an Kacchans Seite. .~ Ende ~. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)