Enemy mine - geliebter Feind von collie ================================================================================ Kapitel 13: Kapitel 13 ---------------------- Sie machten sich auf den Weg. Die Türen glitten für sie auf. Der rote Teppich auf dem blanken Marmor führte sie zum Fahrstuhl, vorbei an einem Empfangstisch, einem Informationsschalter und mehreren gemütlichen Sitzecken aus weichen Ledersofas und flachen Glastischen. Mit einem unaufdringlichen Pling öffneten sich die Fahrstuhltüren. Saber ließ seiner Kollegin den Vortritt und gab anschließend die Etage ein, in welcher Eagles Büro lag. Auch dort wurden sie von den vertrauten Räumen empfangen. Obligatorische Blumenkübel mit Palmen, weicher Teppichboden, hohe Fenster durch die die Sonne leuchtete. Miss Stone saß, wie immer freundlich und eifrig, an ihrem Schreibtisch und lächelte, die gewohnte Höflichkeit in ihrer Miene, ihnen zu. Gleich trat sie hinter ihrem hohen Empfangstisch hervor und führte die beiden in das Büro Commander Eagles. Der saß hinter seinem Schreibtisch, neben ihm die beiden Senatoren und an einem eigenen Schreibtisch die Protokollantin, bereit für ihre Aufgabe. Entsprechend formell fiel daher die Begrüßung aus und April unterließ es ihren Vater mit Daddy anzusprechen. Es wusste ohnehin jeder, wer sie war, und um den Ernst des Gespräches nicht einen Augenblick lang in Zweifel zu ziehen, verhielt sie sich als der Star Sheriff, der sie war. „Guten Tag die Herren. Danke, dass Sie sich Zeit genommen haben.“ Auch auf den Schotten konnte man sich diesbezüglich verlassen, wie der Commander zufrieden feststellte. Die beiden ließen keinen Zweifel an ihrer Professionalität zu, wussten genau, wie wichtig ein objektiver Blick in solch einem Moment war. „Es ist zweifelsohne eine Angelegenheit, der wir unsere volle Aufmerksamkeit schenken sollten und das am besten sofort“, begann der Commander und wollte eben die Senatoren vorstellen, als seine Sekretärin zwei weitere Gäste in den Raum führte. Die Aufmerksamkeit der hohen Herren richtete sich sofort auf sie. Prüfend waren ihre Blicke auf den jungen Mann gerichtet. Er trug Jeans, ein dunkles Hemd und eine schwarze Sonnenbrille. Er machte einen lässigen, aber seriösen Eindruck zu dem sein grünes Haar nicht so recht passen wollte und auch die Sonnenbrille wirkte wenig höflich. Kaum war die Sekretärin verschwunden, nahm er die Brille ab. „Guten Tag zusammen“, grüßte er, nur halb beeindruckt von den Auszeichnungen an den Anzügen der Anwesenden. Hinter ihm trat eine junge Frau näher. Sie trug ein schlichtes schwarzes Kleid, dessen voluminöse Kapuze einen guten Teil ihres Kopfes und auch ihres Gesichtes verbarg. Sie strich sie zurück und offenbarte ihre blass lila Wellen und ihre großen, fast schwarzen Augen. „Hallo,“ grüßte sie ruhig. Saber verbarg ein Lächeln. Er war davon ausgegangen, dass die beiden sich bemühten nicht viel Aufsehen zu erregen. Sie hatten ihn nicht enttäuscht. Er nahm sich einen flüchtigen Moment um sich zu gestehen, wie sehr ihm Beth in ihren schlichten Kleidern doch immer wieder gefiel und wie sie ihm, für den Augenblick in dem sie die Kapuze hinunter gestrichen hatte, den Atem verschlagen hatte. „Gestatten Sie mir vorzustellen?“, wandte er sich an die Herren hinter dem Schreibtisch. „Jean-Claude und seine Schwester Beth.“ „Die Senatoren Weyer und Ghibli. Bitten setzten Sie sich doch“, eröffnete Eagle das Gespräch nachdem formellen Händeschütteln und wies auf die Stühle, welche vor seinem Schreibtisch bereit standen. Weyers scharfe Züge, die die tiefen Falten in seinem Gesicht nur noch mehr betonten, überzogen sich mit einer leichten Skepsis. „Jean-Claude? War nicht vor einiger Zeit ein Outrider dieses Namens für die Entführung Ihrer Tochter verantwortlich?“, erkundigte er sich bei Eagle. Ehe ihr Vater eine Chance hatte, zu antworten, schaltete sich April selbst ein. „Ich weiß, Senator Weyer, es ist schwer, Vergangenes hinter sich zu lassen, aber ich kann Ihnen versichern, dass es hier um Wichtigeres als eine missglückte Entführung geht. Jean-Claude verfügt über wichtige Informationen für das Oberkommando und wird uns daran teilhaben lassen, wenn...“ Sie brach ab, als der erwähnte Outrider die Hand hob und ihren Eifer ausbremste. Er hatte nicht vor irgendetwas schön zu reden, wie die Menschen so gern sagten. Er war hier um über Fakten zu sprechen. „Ich habe meine Gründe für das, was ich getan habe, Senator Weyer. Ich habe auch jetzt meine Gründe hier zu sein“, erklärte er ruhig. „Daran zweifle ich nicht. Jeder hat seine Gründe“, gab der zurück, nicht sicher, was er von diesen Worten halten sollte. Nach Reue klangen sie nicht. „Ich würde gern etwas über Ihre Gründe erfahren, Informationen mit uns zu teilen und nicht gegen uns zu arbeiten?“, erkundigte sich Ghibli nun. Souveränität zeichnete sich noch deutlicher in Jean-Claudes Zügen ab, als ohnehin schon. Mit der Hand wies er auf seine Schwester und Stolz war in seinen folgenden Worten zu erkennen. „Der erste Grund begleitet mich. Der zweite Grund hat im Augenblick für ein Treffen keine Zeit. Sie hört auf den Namen Snow. Beide sind sehr klug und sollten die Chance haben zu studieren, wie sie es sich wünschen.“ Dann wurden seine Züge wieder neutraler, distanzierter. „Meine Informationen betreffen unsere alte Heimat und unsere Art zu leben. Sollte sich als nützlich in Verhandlungen erweisen.“ Er hob die Braue, ehe er ergänzte. „Interessiert?“ “Ihre alte Heimat, sagen Sie. Ich nehme an, das ist die Phantomzone. Sie sind also in unsere Dimension geflohen.“ Ghibli lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor seinem Oberkörper. „Wie nützlich die Informationen tatsächlich sind, wird sich erst noch herausstellen“, blieb Eagle bedacht. Dennoch war sein Interesse deutlich. „Ich bin überzeugt, dass künftige Verhandlungen dann friedlich sein werden, ohne Waffengewalt.“ „Ja, wir sind geflohen und nein, nicht zwingend, werter Commander. Nicht, wenn Sie nicht das Wesen von Outriden verstehen“, berichtigte der grünhaarige ihn. „Wir streben hier alle eine friedliche Lösung des Konflikts an, das ist schließlich der Grund für diese Zusammenkunft, Commander. Jean-Claude wird mit uns zusammenarbeiten, dafür allerdings sucht er um Schutz für seine Familie an“, sah der Schotte es für erforderlich an, möglichen Missverständnissen vorzubeugen. „Ich bin ... ich kann sein, was Jesse Blue Nemesis war. Ohne ihn wäre es nicht gelungen Sie, Commander, effektiv abzulenken, so dass wir mit dem Versprechen von Frieden unseren großen Angriff vorbereiten konnten.“ „Jesse Blue war ein Verräter, Jean-Claude“, fuhr Senator Weyer scharf dazwischen. „Ihnen ist bewusst, dass einem Verräter im schlechtesten Fall keine der beiden Parteien verzeihen wird?“ Jean-Claude war versucht abfällig zu schnauben. Es war schon erstaunlich, für wie dumm mancher Mensch sein gegenüber so hielt. Ehe er zu einer Antwort ansetzen konnte, nahm April ihm das ab. „Jesse hat Zeit seines Lebens nur seine eigenen Ziele verfolgt. Aber Jean-Claude ausführt sucht Schutz für seine Familie, auf unserer Seite.“ „Nun, wir sind Verräter. Man wird uns zurück bringen, damit meine Schwestern ihre Aufgaben erfüllen können und um mich davon abzuhalten, Gespräche wie dieses mit Ihnen zu führen. Wir eignen uns nicht für das Leben in der Heimat. Wir unterscheiden uns von unseren Leuten, wenn es auch nicht offensichtlich ist“, verdeutlichte er seine Lage und sah zu Beth, die den Mund öffnete. In der sachlichen, ruhigen Art, mit der sie ähnliche Gespräche schon geführt hatte, begann sie nun zu sprechen: „Erlauben Sie mir, Ihnen unsere Situation zu verdeutlichen. Sie glauben vielleicht, uns drei zurück zu holen wäre einfach. Suchen, finden und in unsere Dimension zurück schicken. Aber dem ist nicht so. Unsere drei Phantomkammern wurden demontiert. Ganz gleich wer auf uns schießt, wir kehren nicht zurück. Wir sterben.“ Es gelang weder Saber noch April so recht ihre Überraschung zu verbergen. Commander Eagle entging das nicht. Er runzelte kurz die Stirn, dann wandte er sich an Jean-Claude. „Weshalb wurden sie demontiert? Liegt es an der fehlenden Energie in der Phantomzone?“, wollte er wissen und Weyer schoss eine weiter Frage gleich hinterher. „Mich würde interessieren, weshalb sich Outrider nicht für das Leben in ihrer eigenen Dimension eignen?“ „Nun, wie gesagt. Wir sind Verräter. Entweder man bringt uns zur Erfüllung unserer Aufgaben zurück oder wir sterben, während man das versucht. So oder so - es ist effektiv“ erwiderte der Outrider sachlich und seine Schwester ergänzte in dem selben distanzierten, Fakten übermittelnden Ton. „Es eignen sich auch nicht alle Menschen für das Leben unter Menschen, bedenken Sie das bitte. In Bay Back gibt es so viele Orte an denen Menschen leben, die mit viel Aufwand gestaltet wurden. Trotzdem gibt es - in der gleichen Stadt - ein Gebiet in denen die Häuser fast zusammen fallen und in dem Menschen leben, die man - nach dem outriderischen Effiktivtätsprinzip - von ihrem Leiden erlösen sollte.“ „Nun, ich sehe, dass Ihnen Ihr Leben und das Ihrer Familie einiges Wert ist, Jean-Claude. Sie wissen sicher, dass ein Schutzprogramm für drei Personen nicht nur viele Geldmittel benötigt, sondern auch sonst aufwendig sein wird“, meinte der Commander und strich sich nachdenklich über den Bart. Wie nun in dieser Sache verfahren? Was war die klügste Entscheidung? Er hatte schon einiges gehört, dass ihm so noch nicht bekannt war. Er erhoffte sich noch ein wenig mehr um eine gute Entscheidung zu treffen. „Das ist ihm bewusst, Commander“, versicherte April einmal mehr schneller als Jean-Claude oder Beth es hätten tun können. „Wir haben darüber bereits besprochen. Wären seine Informationen für uns nicht im selben Ausmaß wertvoll, würde er nicht hier stehen. Mir ist bewusst, dass Sie alle hier skeptisch sind, das waren auch wir.“ „Commander Eagle, Sie wissen aus eigener Erfahrung, dass uns Outrider ähnlicher sind, als wir das bisher angenommen haben. Jean-Claude versucht seine Familie zu beschützen. Sie alle können versichert sein, dass ihm am meisten daran gelegen sein wird, dass diese Verhandlungen zum Erfolg führen“, sprach auch Saber für die beiden. „Jean-Claude wird uns Informationen geben, die für den weiteren Verlauf dieses Konfliktes entscheidend sind.“ Noch einmal nickte die Ramrod-Navigatorin um ihrer Fürsprache Nachdruck zu verleihen. Jean-Claude sah die beiden mit gerunzelter Stirn an. Was dachten die sich eigentlich? Sollte das ihre Unterstützung sein oder glaubten sie nicht, dass er und Beth für sich selbst sprechen konnten? Hielten sie ihn und seine Schwester etwa immer noch für eine Art Lemminge, die ohne einen Führer aufgeschmissen war? Er wollte eben das Wort an die beiden richten und sie zurecht weisen, als seine Schwester ihm die Hand auf den Oberarm legte. Er schaute sie an. Sie schüttelte den Kopf. So wandte er sich an Eagle selbst und stellte sachlich fest: „Die Sache ist die, Commander. Dieser Krieg ... es ist wie ein Spiel, dass Sie spielen, ohne zu wissen, wie es läuft. Sie mögen Outrider als Soldaten kennen. Sie mögen glauben, zu wissen, was man Sie über uns wissen ließ. Aber das sind zwei, drei Regeln in einem komplexen Spiel das gut zwanzig Regeln hat und genauso viele Ausnahmen. Sie werden dieses Spiel, diesen Krieg, auf diese Weise nicht beenden können. Was wir Ihnen bisher gesagt haben, zeigt doch, wie viel Sie noch dazu lernen sollten, um das Spiel zu Ihren Gunsten zu drehen. Andernfalls haben Sie diesen Zustand bis in alle Ewigkeit ohne ihn je verändern zu können.“ Aufmerksam hatte der zu gehört und nun nickte er langsam. „Ich will es nicht unbedingt nur zu unseren Gunsten drehen. Mir ist viel mehr daran gelegen, für beide Parteien ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen“, meinte er ernst. „Sie mögen einiges über uns durch Jesse Blue in Erfahrung gebracht haben, aber trotzdem hat Ihnen das bisher nicht den Sieg gebracht. Was sollte also uns davon überzeugen, dass wir durch Ihre Informationen Frieden herstellen können?“, fragte Chibli, offensichtlich des Hin und Her leid. Ein dünnes Lächeln umspielte die Lippen des Gefragen und er gab mit der seelenruhiger Gelassenheit zurück. „Erklären Sie mir doch bitte das outriderische Effikivitätsprinzip, das meine Schwester erwähnte.“ Abwartend hob er die Brauen. Eine Minute verstrich ohne eine Antwort. Eine zweite folgte ihr. So sehr der Senator auch versuchte aus dem bisher gehörten sich eine Antwort zusammen zu reimen, er fand sie nicht und hob schließlich resignierend die Hände. „Dachte ich mir.“ Jean-Claude räusperte sich. „Ich möchte noch einmal betonen, die Informationen, die ich Ihnen geben kann, werden Ihnen helfen Ihren Gegner besser zu verstehen. Ich übernehme keine Garantie für Frieden. Das liegt bei Ihnen.“ Er legte seine Hand auf die seiner Schwester und stellte die ihm wichtigste Frage. „Haben wir einen Deal?“ Kaum hatte er das ausgesprochen, nickten die anwesenden Star Sheriffs sofort. Eagle allerdings ließ sich noch etwas Zeit. Deutlich war geworden, dass es noch viel über ihre Gegner zu lernen gab. Deutlich war auch geworden, dass es Jean-Claude aufrichtig um seine Familie ging. Das hatte die Art, wie er von seiner Schwester sprach und die Hand auf ihre legte, gezeigt. Deutlich war auch, dass sowohl seine Tochter, mitfühlend und verständnisvoll wie sie war, als auch Saber, in seiner Rationalität und Objektivität, sich sehr engagiert, leidenschaftlich sogar, für Bruder und Schwester einsetzten. Beiden vertraute er in ihrem Urteil. Chibli schien nur halb überzeugt, nicht bereit, einem Outrider nach all den Jahren zu vertrauen. Weyer wirkte ebenfalls skeptisch, eher wachsam, und bereit es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Eagle erhob sich und reichte Jean-Claude die Hand. „Mein Einverständnis haben Sie.“ Es wunderte ihn einen Moment lang, dass beide Outrider sich erhoben und ihm die Hand gaben. Er hatte angenommen, Jean-Claude als das Familienoberhaupt führe die Verhandlung und vertrete so auch die Interessen seiner Schwestern. Doch Beth hatte ebenso deutlich gesprochen wie ihr Bruder als eine gleichwertige Partnerin in dieser Verhandlung, nicht nur als Begleiterin. Eagle schlug ein. „Wir haben einen Deal. Aber wir werden Sie im Auge behalten“, bestätigte Weyer und auch Chibli betonte das ebenfalls, was Jean-Claude mit einem beiläufigen „Natürlich“ quittierte. Damit verabschiedete er die Senatoren und die Protokollantin. Er wartete, bis sich die Tür nach ihnen schloss und wandte sich dann an die verbliebenen vier. „Wie habt ihr euch die Details vorgestellt?“ erkundigte er sich. Er ging davon aus, dass besonders Saber sich dazu schon Gedanken gemacht hatte. Es war nicht die Art des Recken unvorbereitet zu irgendeinem Termin zu erscheinen. Jean-Claude hob die Brauen und schaute zwischen dem Schotten und seinem Vorgesetzten hin und her. Das fand er interessant. Wie wollte er denn die Frage beantworten, wo sie sich untereinander noch nicht darüber verständigt hatten? „Da der Ausgang dieses Gespräches nicht klar war, haben wir zunächst nur einen groben Plan, Sir. Ich schlage vor, die ersten Maßnahmen zu setzen, wenn die Zusammenarbeit schriftlich festgehalten wurde. Dieser erste Schritt kann sofort erledigt werden. Außerdem benötigen wir ein Budget, einen Rahmen in dem wir uns bewegen können, um den Plan auszufeilen oder zu verändern.“ „Primär“, meldet sich Jean-Claude zu Wort. „benötigen wir eine Wohnung für Snow und Beth nahe einer guten Universität und ihre Anmeldung in eben dieser. Ich brauch eine kleine Wohnung, nicht allzu weit entfernt von ihnen.“ Das war keine übermäßige, aber eine nachvollziehbare Forderung und spiegelte wieder, was er bereits gesagt hatte. Eagle nickte darauf. „Wir werden dafür sorgen, dass ihr hier in Yuma eine Wohnung bekommt. Ihr werdet verstehen, dass ihr unter Beobachtung stehen werdet. Dies wird einerseits eurem Schutz dienen, andererseits uns garantieren, dass ihr uns nicht in den Rücken fallt“, erwiderte er schlicht. „ Vater, wir werden für Jean-Claudes Familie bürgen und auch darüber wachen, dass sie sich integrieren und nicht auffallen“, versprach die Navigatorin daraufhin. Jean-Claude schaute prüfend auf den Commander. „Was erwarten Sie von uns? Welchen Beweis sollen wir erbringen, der Sie überzeugt? Wir haben in unserem Haus ins Bay Back drei Blaster und Munition zum Nachladen. Für den Fall, unsere Leute finden uns. Möchten Sie die an sich nehmen?“ Eagle schaute ihn überrascht an. Das Vertrauen, das seine Schützlinge in die drei setzten, war immens. Der Outrider allerdings überbot das mit seinem Angebot. Eagle erinnerte sich noch gut an seine eigene Flucht. Unter keinen Umständen hätte er irgendwem seine Waffe ausgehändigt. Dass der Outrider ihm die Waffen auszuhändigen anbot, die er nachvollziehbarer Weise zum Schutz seiner Schwester benötigte, ließ das Vertrauen in diese Zusammenarbeit wachsen. Wieder sah er den Recken an. „Saber! Ich stelle euch ab sofort zum Schutz und zur Überwachung Jean-Claudes und dessen Schwestern ab. Organisiert die Bleiben hier und organisiert ihren Umzug so schnell wie möglich. Bis ihr alles erledigt habt, werden wir einen Vertrag ausarbeiten und noch einmal über die Details sprechen“, teilte er ihm seine Entscheidung mit. Der angesprochene erhob sich und salutierte. „Sehr wohl, Sir.“ Auch der Commander erhob sich. „Meldet euch, wenn ihr zurück seid oder etwas schief gehen sollte.“ Er verabschiedete Jean-Claude und Beth und hielt danach seine beiden Untergebenen zurück. „Ich brauche nicht zu erwähnen, dass bis zur Unterzeichnung und der tatsächlichen Zusammenarbeit niemand davon erfährt.“ „Natürlich“, salutierten beide abermals, dann verließen sie das Büro. Sie liefen auf den Fahrstuhl zu, den Jean-Claude und Beth gerade betreten hatten. Sie sahen, wie er ihre Kapuze nahm und ihr behutsam übers Haar legte. Er flüsterte ihr etwas zu, worauf hin sie lächelte. Dann schlossen sich die Fahrstuhltüren und verbargen die Szene, als hätte sie nicht versehentlich gesehen werden sollen. Saber und April tauschten eine überraschten Blick. Im nächsten Moment fassten sie einen Entschluss. Es war ein seltsames Gefühl diese flüchtige Geste der Zuneigung beobachtet zu haben. Selbst nach allem, was sie bisher über sie erfahren hatten, hatten sie nicht geglaubt, dass Jean-Claude seinen Schwestern so zugewandt war, wie sie es sich eben vor ihnen gezeigt hatte. Es war der gleiche Mann, der April und Pierre in Lebensgefahr gebracht hatte. Um seine Schwester Annabell zu rächen. Es war der gleiche Mann, der verboten hatte, dass Beth und Snow noch länger Kontakt zu Saber und Colt hatten. Es war der gleiche Mann, der sie aus dem Raum befohlen hatte, als die beiden nach ihnen gesucht hatten. Alles, was ihnen in diesen Momenten dominant und bestimmend vorkam, erschien in einem anderen Licht, machte seine Worte glaubhafter, bewahrheitete sie. Es weckte in beiden den Wunsch ein Zeichen zu setzen, das ihre Unterstützung und Freundschaft signalisieren sollte. Mit Freunden würden sie nach einem solchen Tag Essen gehen, zu Feier des Tages. Damit stand der Entschluss auch schon fest. Sie zogen sich auf ihre Zimmer zurück und machten sich für einen solchen Abend zurecht. Es kam nicht selten vor, dass man nach einem solchen Termin zum Essen eingeladen wurde. Entsprechend waren sie vorbereitet. April steckte ihre Haare auf und schlüpfte in das kleine Schwarze aus Chiffon, dass einfach immer passte und zu ihrer Grundausstattung gehörte. Saber hatte für solche Fälle immer eine dunkle Hose und ein helles Hemd parat, das er je nach dem, mit wem er verabredet war, noch weiter oder enger zu knöpfte. Heute ließ er eine Knopf mehr offen. Er prüfte, einmal mehr als sonst, den korrekten Sitz seiner Kleidung und seiner Frisur. Schmunzelnd kam ihm in den Sinn, dass April ihm erzählt hatte, wie Beth von seinem Haar geschwärmt hatte. Er zupfte noch einmal an den Fransen über seiner Stirn. Eitel war er eigentlich nicht, auch wenn er auf ein gepflegtes Erscheinungsbild achtete. Er verließ das Badezimmer, dann sein Hotelzimmer und holte April ab. Gemeinsam mit ihr suchte er nach dem Zimmer der Geschwister und klopfte an deren Tür. Verdutzt schaute Jean-Claude auf die beiden. Weder hatte er damit gerechnet Besuch zu bekommen, noch von ihnen, noch in diesem Aufzug. April sah völlig verändert aus, wirkte elegant und … weiblicher. Sein Blick verfing sich an einem Strähnchen in ihrem Nacken. Sie hatte einen schlanken, glatten Hals und der Schwung ihrer Halsbeuge war symmetrisch und vollendet. „Habt ihr euch verlaufen?“, fragte er nach einem Moment des Zögerns, der nicht hätte länger dauern dürfen. „Nein, wir sind goldrichtig“, lächelte die Navigatorin. „Wir wollen euch zum Essen einladen“, erklärte Saber schlicht, „ immerhin gibt es Grund zu feiern. Macht ihr euch fertig, dann können wir gehen.“ Jean-Claude runzelte die Stirn. „Wer sagt das wir mit kommen wollen?“ Irgendwo aus dem Zimmer her, trat Beth an die Tür und lächelte ihnen zu. April sah sehr hübsch aus in ihrem Kleid. Wie sie ihr Haar trug, sah interessant aus. Aber Beth betrachtete sie nur flüchtig. Ihr Blickt glitt weiter zu Saber. Ihr Herz klopfte mit einem Mal schneller. In seiner Nähe tat es das sowieso, doch jetzt steigerte sich dieses Tempo noch ein wenig mehr. Die Farbe seines Hemdes ließ seinen ohnehin blauen Augen leuchten und bildete einen strahlenden Kontrast mit seinem blonden Haar. Es schimmerte wie Gold. Er wirkte … anziehend. Der Kragen ließ die kleine Kuhle zwischen seinen Schlüsselbeinen erkennen. Die Ärmel hatte er lässig aufgekrempelt, ihr Blick verfing sich an den Muskelsträngen seiner Unterarme und deren sachten Kontur. „Ich möchte gern mit, Jean“, sagte sie sacht und löste ihren Blick von seinen Armen. „Bio, wir…“ „Bitte.“ Sie warf ihm einen Blick aus ihren großen Augen zu. Er hatte etwas unschuldiges, bittendes. Jean-Claude hielt ihm nicht stand, er wandte sich ab, knurrte „in fünf Minuten“ und schlug die Tür zu. 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