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Enemy mine - geliebter Feind

von

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Kapitel 11

Auf dem Rückweg zerbrach Saber sich den Kopf. Es herrschten noch genug Vorurteile auf beiden Seiten, ganz gleich wie sehr sie sich bemühten, diese nicht zu zulassen. Außerdem waren die drei auf der Flucht. Wenn er ein vernünftiges Gespräch mit ihnen führen wollte, durften sie nicht den Eindruck bekommen, in die Ecke gedrängt zu werden, andernfalls wären sie wohl eher darauf aus einer vermeintlichen Falle zu entkommen, als zu verhandeln.

Die Nachtluft kühlte kaum. Die Sterne funkelten sacht. Bay Back schien zur Ruhe gekommen zu sein, nur hin und wieder konnte man Geräusche belebter Bars und Gelächter hören. Je näher sie Ramrod kamen, desto stiller wurde die Nacht.

Fireball funkte April an, meldete ihre Ankunft.

Dann parkten sie die Fahrzeuge und dirigierten Jean-Claude und Snow in die Küche, in der April und Beth warteten.

Die beiden hatten sich die Zeit vertrieben, in dem sie Sandwiches für alle gemacht hatten, wie die drei Teller bewiesen auf denen sie sie aufgestapelt hatten.

Die Geschwister eilten auf einander zu, als sie sich sahen, fast konnte man erwarten, dass sie sich umarmten, doch sie blieben voreinander stehen und schauten sich prüfend an.

„Ich dachte schon, sie hätten euch gefunden.“ Beth klang erleichtert. Offenbar wusste auch sie, was es mit dem Verschwinden ihrer Schwester auf sich hatte.

„Nein, haben sie nicht. Damit das so bleibt, gehen wir jetzt“, erwiderte Jean-Claude. Seine Stimme klang rau und entschieden.

„Können wir noch einmal darüber reden?“, fragte Snow ihn.

Beinahe erwarteten die Beobachter der Szene, dass der Bruder nun den Abmarsch befehlen würde, doch der überlegte einen Moment.

„Seid ihr sicher, dass euch niemand gefolgt ist?“, erkundigte sich April. Sie erhielt ein bestätigendes Nicken vom Rennfahrer.

Die Geschwister wanden sich zu ihnen um.

Saber, Colt und Fireball standen in der Tür um zu verhindern, dass Jean-Claude seine Worte umsetzte und sofort wieder ging. Instinktiv waren sie am Eingang zur Küche stehen geblieben und bildeten nun eine Wand.

Skepsis überzog die Gesichter der Outrider. Warum wurden sie in eine Ecke gedrängt? Es schien beinahe, als schnappe eine Falle zu.

„Wird hier gleich jemand verhaftet?“, fragte die weißhaarige misstrauisch.

Saber trat ein wenig von seinen Freunden weg und öffnete so die Wand ein Stück. Ruhig, um diese Geste zu verdeutlichen und zu signalisieren, dass sie sich hier in keiner Falle befanden, erwiderte er: „Ich gehe nicht davon aus. Aber wir haben noch etwas zu besprechen.“

„Worüber sprechen?“ wunderte sich Beth.

„Ach, haben wir das? Dann lass mal hören.“ Der Grünhaarige stellte sich vor seine Schwestern, schützend und wachsam.

„Wir wollen darüber reden, wie man Hilfe annimmt, denn die braucht ihr“, brummte Colt und der Schotte nickte bestätigend. Er appellierte an den Beschützerinstinkt in dem Bruder, welcher durch sein Handeln sichtbar wurde.

„Jean-Claude, die Sache ist zu heikel, als dass du es auf immer alleine regeln kannst“, ergänzte er den Scharfschützen.

Die Schwestern sahen sich an. „Wirklich interessant, dass Menschen immer meinen zu wissen, was andere brauchen und können“, sagte die junge Frau mit den blass lila Haaren, als teile sie eine Beobachtung mit, woraufhin die weißhaarige nickte, als wäre sie zur selben Erkenntnis gekommen.

„Ich finde es anmaßend, so eine Behauptung aufzustellen. Seit fast einem Jahr regeln wir das allein und es war passabel“, stellte Jean-Claude nüchtern fest.

„Passabel, sagst du. Wünscht du dir nicht mehr für euer Leben als dass es passabel ist?“, fragte der Recke, erneut an den Bruder appellierend, an den, der das Beste für seine Schwestern wollte.

„Heb dir deine philosophischen Reden für jemand auf, der sie hören will. Lass hören, welchen Plan du dir schon zurecht gelegt hast. Vielleicht kommen wir dann zu einem Deal“, ging der darauf ein. Er war sicher, ein Stratege wie der Captain des Friedenswächters hatte auf dem Rückweg mindestens eine Hand voll Skizzen entworfen, an denen nur ein bisschen gefeilt werden musste. Vielleicht hatte er auch schon einen Plan A.

„Noch hab ich keinen Plan, den erarbeiten wir für gewöhnlich zusammen. Fakt ist: Hier ist es nicht sicher für euch.“

„Wie wär's, wenn wir uns setzen“, schlug der Rennfahrer vor und wies zum Tisch. Dieser Eiertanz langweilte ihn und würde so bald nicht zu einem Ergebnis führen. Sollte er sich jetzt auch noch die Beine in den Bauch stehen? Wenn die drei erst saßen, würden sie auch nicht so schnell verschwinden können.

Die Schwestern setzten sich auf die Seite der Bank, die ihnen am nächsten war, aber auch am weitesten von der Tür entfernt. Jean-Claude blieb immer noch vor ihnen stehen. Saber schob sich den jungen Frauen gegenüber in die Bank. Colt und Fireball taten es ihm gleich. April lehnte sich an die Arbeitsplatte.

„Sie erarbeiten ihre Pläne also zusammen. Erstaunlich, nicht wahr? Das haben wir noch nie gemacht.“ Jean-Claude hob die Brauen abschätzig.

„Ironie? Jetzt?“ Beth hob die Brauen und reichte ihm eines der Sandwiches, dann gab sie auch Snow eines, das diese sofort hungrig zu essen begann.

Wer geglaubt hatte, Jean-Claude würde seine Schwester für die leichte Maßregelung zusammen stauchen, wurde nun das Gegenteil bewiesen. Er nahm ihr schlicht das dargebotene Sandwich ab und nickte leicht auf ihre Bemerkung.

„Pack deine Ironie ein, die darfst du wieder rausholen, wenn du mehr als Weglaufen machen willst“, knurrte Colt provoziert. Das Verhalten des Outriders war überheblich und kühl und Saber überlegte, wie er das Gespräch sachlich halten konnte. Die zuckenden Brauen, die er auch bei Fireball bemerkte, waren ihm Warnsignale für eine Eskalation. April nickte, als verstünde sie etwas. Der Navigatorin ging auf, was Beth gemeint hatte, als sie sagte, Jean-Claude handle sehr gut getarnt. Diese überhebliche Kühle konnte einen auf die Palme treiben und lenkte so gekonnt und hervorragend davon ab, was der Outrider wirklich dachte.

„Ich hab da vorweg eine Verständnisfrage: Was wollen die von euch?“, gelang es dem Rennfahrer ruhig zu bleiben, auch wenn ihn die Fassade seines Gegenübers ebenso reizte, wie Colt.

„Colt, bitte. Zieh in unsere Dimension und überlebe da. Wenn du das ein Jahr lang schaffst, kannst du solche Sprüche klopfen. Denn“ Jean-Claude wandte sich nun an den Wuschelkopf und klärte ihn auf. „es ist die Führung, welche gern hätte, dass wir zurück kommen. Snow und Beth haben ihre Aufgaben noch nicht erfüllt und ich könnte in Plauderlaune geraten.“

„Das klingt nach zweimal Arbeitslager und einmal Folter. Wahrlich keine guten Aussichten“, setzte der Schotte mit gerunzelter Stirn an, als Colt ihm ins Wort fiel.

„Von der Regierung geschickt. Dann kommt ein hübscher Satz Nachschub für jeden, den wir nachhause schicken.“

„Wie es für dich klingt und wie es wirklich ist, sind zwei verschiedene Angelegenheiten. Die Führung braucht Snow‘s Begabung für die Ernährung unseres Volkes und Beth' für die ... nennen wir es ... diplomatischen Bereiche. So neugierig wie sie auf Menschen und ihr Verhalten ist, wäre sie eine gute Unterstützung für die Planung der nächsten Angriffe. Ob Haft oder nicht, ich bin immer noch von Wert. Das bedeutet, Colt hat tatsächlich Recht. Es wird Nachschub folgen, wenn ihr unsere Verfolger zurück schickt. Vielleicht versteht er ja jetzt, warum wir uns seit wir hier sind so bedeckt gehalten haben und ... wie sagtest du so schön, Colt? nicht 'mehr als Weglaufen' gemacht haben. Das war sicherer für alle Seiten.“ Souverän waren seine Worte und nicht zu erschüttern. Der Blick des Outrider-Kommandanten musterte die Anwesenden.

„Ihr bräuchtet so etwas ähnliches wie ein Zeugenschutzprogramm, um überhaupt so etwas wie ein normales Leben führen zu können“, überlegte die Navigatorin laut.

„Zeugenschutzprogramm? Was soll das sein?“ Jean-Claude wandte ihr seinen Kopf zu und schien interessiert.

„Echt noch nie davon gehört?“ Fireball hob erstaunt die Brauen, als er für seine Freundin antwortete. „Das ist ein Programm für - wie der Name schon sagt – Zeugen. Das sind meistens das Menschen, die wichtige Informationen über schwere Verbrechen oder den Feind haben und dadurch zur Zielscheibe werden. Diese Zeugen erhalten Personenschutz, neue Identitäten, das volle Programm.“

„Es klappt nicht immer, aber oft genug können die Zeugen ein neues Leben, ein normales Leben führen“, ergänzte Saber wahrheitsgemäß. Die drei diesbezüglich im Unklaren zu lassen, wäre nicht ehrlich und stünde einer guten Zusammenarbeit im Wege. Er sah zu Beth. Mit Offenheit kam er weiter, mit der ungeschönten Wahrheit.

„Wie sollten wir? Ein Zeuge ist ein an einer Tat Unbeteiligter. So etwas gibt es bei uns nicht.“ Beth runzelte die Stirn nachdenklich. Snow nickte zustimmend und biss, wie auch endlich ihr Bruder, in das zweite Sandwich.

„Es kann auch ein Mitbeteiligter sein, jemand, der die Seiten wechseln will.“ April hoffte, dass diese Erklärung ihnen weiterhalf. Snow nickte.

Der Schotte beobachtete die drei. Sie schienen soweit entspannt, dass sie aßen. Auch ihre Fragen deuteten darauf hin, dass sie sich die Angelegenheit mit dem Zeugenschutzprogramm ernsthaft in Erwägung zogen.

„Es wird schwer sein, in einer anderen Kleinstadt lange unentdeckt zu bleiben. Das ging ein Jahr lang gut. Ein Untertauchen in der Menge wäre leichter und würde euch Zeit verschaffen bis ihr genau wisst, wie es für euch weitergehen soll.“

„Was soll das bedeuten? In der Menge untertauchen? Ein neues Leben führen? Ein ... wie hast du gesagt, April ... ein normales?“ Beth sammelte interessiert Informationen und schaute fragend erst auf Saber, dann auf die Navigatorin.

„Ja, normal im Sinne von so, wie ihr euch das vorstellt und so normal es sein kann, wenn man sich verstecken muss.“ Die Antwort half der fragenden nicht zu verstehen. Sie hob die Brauen.

Colt mischte sich in das Gespräch ein, indem er den Kopf schüttelte.

„Menge ist das Stichwort“, wies er die Outriderin hin. „Je größer die Stadt, desto mehr schräge Vögel und desto weniger fallt ihr auf. Die meisten Paradiesvögel – die unterschiedlichsten Menschen - laufen ohne Zweifel in Yuma rum.“

Die Schwestern lehnten sich zurück und ließen sich das Gesagte durch den Kopf gehen. Ihr Bruder musterte sie kauend. Straftaten, nicht nur solche die eines Zeugenschutzprogrammes bedurften, gab es in ihrer Heimat nicht. Es war schlichtweg nicht effektiv das Leben dort auf diese Weise zu stören. Auch waren sie, nach menschlichem Ermessen, zu sehr damit beschäftigt Verbrechen an der Menschheit zu begehen um neue Lebensräume zu erschließen. Hier sah es allerdings ganz anders aus. Die Menschen beschränkten sich nicht nur auf die Erhaltung der Art, sie hatten Ressourcen genug um sich um andere Dinge zu kümmern, sich untereinander zu schaden und dann Programme aufzustellen, die sogenannten Zeugen vor Verfolgung zu schützen. Er selbst hielt das für ein Luxusproblem, doch es spielte ihm womöglich in die Hände.

„Wie soll das in unserem Fall aussehen?“, fragte er daher.

„Ohne Gegenleistung wird das Oberkommando nicht für euren Schutz garantieren. Aber ich könnte mir vorstellen, dass ein oder zwei nützliche Informationen die Mittel beim KOK für neue Identitäten und die nötige Grundausstattung frei machen würde. Wir wollen euch nicht zu etwas drängen, dass ihr nicht wollt, aber leichter wäre es, wenn ihr uns etwas anbietet könntet“, erwiderte Saber.

„Wir gelten bereits Verräter“, meinte der Outrider schulterzuckend. Seine Schwester nicken bestätigend. „wenn es nach unserer Führung geht. An einer Rückkehr sind wir nicht interessiert. Also, was bedeutet das für uns? Für Snow? Für Beth?“

„ Ein neues Leben, neue Lebensläufe, ein Studium, einen Job … für euch“, zählte der Blonde auf.

Die Schwestern fuhren beinahe synchron auf. In ihren Augen funkelte etwas auf und sie sahen ihren Bruder an. Der bedeutete ihnen mit der Hand noch ruhig zu bleiben.

„Klingt verlockend“, gab er zu. Immerhin konnten die beiden auf diese Weise also studieren, was sie sich schon lange wünschten. Ihm selbst würde man die Zusammenarbeit anbieten. Sein Wissen über sein Volk wollten die Menschen sicher dazu nutzen, diplomatische Wege zu suchen. Ob das erfolgreich sein würde, wagte er zu bezweifeln, aber das war am Ende nicht sein Problem. „Wo ist der Haken? Ab wann müssen wir damit rechnen, ein Messer in den Rücken zu bekommen?“

„Kein Messer. Unsere Führung hält sich an Abmachungen“, versicherte April ihm sofort.

„Es wird ein Deal aus Leistung und Gegenleistung. Information gegen neue Identitäten. Ohne Haken“, beteuerte auch Saber.

„Aber eines sollte euch klar sein: Je besser die Info, desto besser die neue Grundausstattung für euch“, erinnerte Colt.

Schweigen entstand. Die Geschwister tauschten Blicke, aus denen ihre Gastgeber nicht schlau wurden. Sie verständigten sich über etwas, doch ihren ruhigen Gesichtern war nicht zu entnehmen, ob sie einverstanden waren oder nicht, inwieweit der Vorschlag und die Informationen dazu tatsächlich relevant für sie waren. Vielleicht überlegten sie es sich auch anders.

Saber hielt unweigerlich den Atem an. Nicht nur wäre es sicherer für sie alle, sicherer für Beth. Es bedeutete auch, dass sie nicht spurlos verschwand und er sie für lange ungewisse Zeit nicht wiedersehen würde. Bliebe sie in Yuma-City, wüsste er immer, wo er sie war. Es würde ein Wiedersehen jederzeit ermöglichen und erleichtern, wenn sie das genauso sehr wollte, wie er.

Aus dem gleichen Grund war auch Colt angespannt. Snow war anders als ihre Schwester Annabell.

Sie flirtete nicht, sie machte ihm keine schönen Augen, die Art wie sie mit ihm sprach, war unverfänglich und unkompliziert. Außerdem war sie temperamentvoll, wie er schon hatte erleben dürfen, und energisch. Sie versteckte sich nicht, sie war direkt. Er fragte sich, wohin das führen würde, aber er hätte gern Gelegenheit, es heraus zu finden.

Jean-Claude vertraute er noch nicht wirklich, aber die Ereignisse hatte ihn mehr oder weniger in ihre Arme getrieben. Er würde nicht lange fackeln und ihn ins Gefängnis bringen, wenn er nur den leisesten Verdacht bekam, der würde ihnen an den Karren fahren wollen.

Fast zuckten beide zusammen, als Jean-Claude sich räusperte. Seine Schwestern sahen ihn mit großen Augen an.

„Die beiden dürfen studieren. Mit eurer Fürsprache. Ohne das, kommen wie nicht zusammen“, sagte er in einem Ton, der mehr als deutlich machte, dass dies nicht verhandelbar war.

Er war nicht in der besten Position um Forderungen zu stellen, befand der Scharfschütze, erkannte aber, dass er bereit war wirklich alles für seine Schwestern zu tun. Er hatte Annabell rächen wollen und nun presste er alles aus seiner Lage heraus, was diese hergab, um für Snow und Beth zu sorgen. Widerwillig empfand er etwas wie Respekt für den Outrider da vor ihm.

„Wir stehen zu unserem Wort“, erklärte April unumwunden und mit einem freundlichen Nicken. „Ich werde meinem Vater gleich Bescheid geben und ihn um einen vertraulichen Termin bitten.“

„Ihr habt unser Wort und für die Universitäten unsere Fürsprache. Mehr können wir euch im Augenblick nicht bieten, aber ich bin mir sicher, dass sich in Yuma-City alles weitere zu unser aller Zufriedenheit klären lässt“, bestätigte auch der Schotte dem grünhaarigen.

Der hob für einen Moment skeptisch die Brauen, dann nickte er langsam. Erst zögerte er, als koste es ihn Überwindung, dann streckte er seine Hand in Richtung des ranghöchsten Mitgliedes der Ramrod-Crew. „Ein Mann, ein Wort?“

Der Blonde erhob sich und nahm die dargebotene Hand an. „Ein Mann, ein Wort.“

Der Händedruck war fest, bewies dem anderen jeweils die Entschlossenheit, mit der sein Gegenüber zu handeln bereit war.

Jean-Claude zog seine Hand zurück. „Dann warten wir auf den Termin“, wandte er sich an die Navigatorin. „Ihr wisst, wo ihr uns findet.“ Er klang, als schlösse er die Verhandlung ab. Sein Blick glitt zu seinen Schwestern. „Gehen wir.“

Ehe die seiner Aufforderung folgen und aufstehen konnten, hielt April sie auf. „Gib mir fünf Minuten und ich kann dir den Termin gleich geben.“ Sie lächelte freundlich. „Wartet noch so lange. Esst noch was“, bot sie an. „Ich bin gleich wieder da.“

Die Geschwister zögerten einen Moment, als wüssten sie mit der Geste nichts anzufangen.

Als Eagles Tochter hatte sie keine Schwierigkeiten, sofort Gehör beim Commander zu finden, doch was würde sie ihm sagen. Bedacht darauf, dass die Absprachen eingehalten wurden und so die Sicherheit seiner Schwester gewährleistet blieb, nahm Jean-Claude sich ein Sandwich und folgte der Navigatorn auf die Brücke. Es war förderlich, selbst vor Eagle zu treten und ihre Worte durch seine Anwesenheit bei dem Gespräch zu bestätigen.

Kaum hatte sich die Tür hinter den beiden geschlossen, erhob sich auch Fireball.

„Wollt ihr noch etwas trinken?“, bot er den Schwestern an und stellte ihnen das Wasser hin, das Beth erbat. Dann folgte er skeptisch den beiden auf die Brücke, um sicher zu stellen, dass der Outrider nicht auf dumme Gedanken kam, wenn er an Bord des Friedenswächters allein mit dessen Chefingenieurin war.

Die Schwestern blieben mit Colt und Saber in der Küche zurück.

Es dauerte nur wenige Augenblicke um zu erkennen, was für ein gute Gelegenheit sich ihnen gerade bot. Der Scharfschütze warf seinem Boss einen kurzen Blick zu, der kaum merklich nickte.

„Ich werde solange noch Steed versorgen“, meinte er dann leichthin und schob sich aus der Bank. „Möchtest du mitkommen, Beth?“

„Was ist ein Steed?“

„Steed ist mein Mecha-Pferd. Er braucht noch etwas Öl. Er freut sich bestimmt, dich kennen zu lernen.“

Rasch erhob sie sich. „Ein Mecha-Pferd? Gern.“

„Geh nicht so weit. Jean ist sicher bald zurück“, erinnerte Snow sie und schnappte sich ein drittes Sandwich, während ihre Schwester den angebotenen Arm des Schotten annahm.

„Keine Sorge. Wir sind im Hangar. Ihr kommt direkt daran vorbei, wenn ihr geht“, beruhigte er sie und führte Beth aus der Küche.
 

Steed stand still neben dem Fury Racer und dem Bronco Buster und scannte, seiner Programmierung entsprechend alle Personen, welche den Hangar betraten. Entsprechend der Ergebnisse des Scans schaltete er automatisch in Einsatzbereitschaft, Kampfbereitschaft oder einen anderen Modus. Als Saber mit Beth den Hangar betrat, fuhr Steed in den alltäglichen Betrieb und hob den Kopf in Richtung seines Besitzers. Die Daten, welche er von Beth empfing, waren nicht als Bedrohung zu werten.

Saber bemerkte es an der Art, wie die Augen seines treuen Beleiters aufblinkten. Es wirkte gegen die Zweifel, die an ihm hingen, auch wenn der Recke sich in diesem Moment dessen nicht bewusst war. In diesem Moment war er froh, dass sein Vorwand sich um sein Roboross kümmern zu müssen ihm etwas Zeit mit Beth allein verschafft hatte. Er hatte auf ihre Neugier gesetzt und gehofft, dass sie an Technik genug interessiert war, um jetzt mit ihm zugehen. Leichte Zweifel hatte er diesbezüglich gehabt, war sie doch an der Brücke gänzlich uninteressiert gewesen. Vielleicht lag es daran, dass Steed ein Pferd war. Vielleicht hatte sie seine Absicht erkannt. Was immer es war, er hatte sein Ziel erreicht.

Jetzt trat er auf das Mecha-Pferd zu und tätschelte dessen Hals. „Das ist Steed“, erklärte er dabei. „He, alter Junge, das ist Beth. Sei nett zu ihr.“

Das Ross hob seinen Kopf in ihre Richtung. Neugierig glitten ihre Finger über den Kamm, der seine Mähne war, hinunter zum Hals und auf seinen Rücken.

„Er sieht einem echten Pferd sehr ähnlich. Es ist erstaunlich.“ Sie flüsterte fast andächtig.

Steed nickte tief.

„Ja, er ist einem echten Pferd nach empfunden und hat, wie jedes Lebewesen, auch seinen eigenen Willen.“ Nicht ohne Stolz strich er abermals über dessen Hals. „Ich habe ihn schon lange. Er ist – so seltsam es auch scheinen mag – mir sehr ans Herz gewachsen.“

Es dauerte einen Lidschlag, bis sie verstand. „Er ist dir sehr wichtig. Warum?“

„Er hat mich durch viele Gefahren begleitet wie ein Freund. Auch wenn er nur eine Maschine ist…“ Steed unterbrach ihn schnaubend und bog seinen Hals von seinem Besitzer fort. Der lachte leicht und klopfte sacht an dessen Wangen. Eine Entschuldigung für die Wortwahl. „Er ist ein Teil meines Lebens“, lächelte er dann. „Er hat mir schon einige Male das Leben gerettet.“

Als wäre er mit ihm ausgesöhnt, drückte das Mecha-Pferd seinen Kopf an seine Schulter.

„Möchtest du eine Runde auf ihm reiten?“

Aufmerksam hatte sie ihm zugehört, jetzt warf sie einen kurzen Blick in Richtung der Brücke. „Wo … wohin reiten?“

„Nur eine kleine Runde hier im Gelände, wenn du das möchtest.“

„Ich möchte Jean nicht noch einmal beunruhigen“, erklärte sie ihr Zögern. „Hier im Gelände ist gut. Lass uns reiten.“

„Gern.“ Damit half er ihr auf den Rücken des Pferdes. „Ich denke, eine Runde wird reichen.“

Er bemerkte, dass sie ihn beobachtete, als er zu ihr stieg und sich hinter sie setzte. Ihre Augen leuchteten. Anders als zuvor, als ihre Augen zwar glänzten, wie sie es natürlicherweise eben taten, blitzte es nun lebhaft darin.

Er schob sich nah an sie und griff mit beiden Armen an ihr vorbei nach den Zügeln. Er gestattete sich kurz die Augen zu schließen und das Gefühl ihres Körpers an seinem, den Duft - wieder Mandelblüte - ihres Haares tief einzuatmen. Das Klopfen seinen Herzens veränderte sich, wurde sehnsüchtiger.

Steed trabte die Rampe hinunter und Beth lehnte sich leicht an Saber. Der heftige Herzschlag und das Pulsieren in ihrem Bauch verebbten. Wärme breitete sich in ihr aus. Allmählich wurde ihr das Gefühl vertraut und die Entspannung, die damit einherging.

„Steed ist ein Mecha-Pferd. Er kann doch bestimmt mehr, als ein normales ﹰPferd.“

Sie spürte, wie er nickte.

„Halt dich gut fest, Beth.“ Damit zog er leicht an den Zügeln. „Steed, auf in die Lüfte.“

Noch ehe er seine Hufen auf den Asphalt setzte, gehorchte das Ross und erhob sie in Richtung des Himmels. Sacht und stetig trug er seine Reiter empor.

Beth griff haltsuchend hinter sich. Saber hatte die Zügel in seinen Händen und über einen Sattel verfügte das Pferd nicht, so war der einzige Halt, den sie fand, an der Taille Sabers.

„Oh, er fliegt. Das ist unglaublich.“

Ihre Berührung jagte ihm einen angenehmen Schauer über den Rücken. Er löste eine Hand vom Zügel und umschlang ihre Taille. Noch ein wenig näher konnte er sie so an sich ziehen.

„Er kann auch schneller fliegen, aber ich glaube, fürs erste reicht das.“

„Wie schnell?“

Er schmunzelte in ihr Haar und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. Mit einem leichten Ruck am Zügel brachte er seinen mechanischen Begleiter dazu, das Tempo zu erhöhen.

Sie verstärkte den Griff um seine Taille, fühlte sich sicher, auch wenn sie das nicht an Fakten knüpfen konnte. Das Tempo des Rittes, die Höhe, in der sie sich bewegten, die sternbeglänzte Nacht und der kühle Wind, den die Geschwindigkeit Steeds verursachte, erfüllten sie mit einer unbekannten Leichtigkeit. Die Wärme seiner Gegenwart war beruhigend.

„Wo bringst du mich hin?“, fragte sie, leicht lachend ohne es zu merken.

Er näherte sein Gesicht ihrem Hals. „Wohin du willst“, raunte er ihr zärtlich zu, strich leicht mit den Lippen über die Kontur ihres Ohres ehe er darüber nachdenken konnte. Ihre Nähe war berauschend, fühlte sich fantastisch an und weckte Sehnsüchte in ihm.

„Bay Back Lake“, brachte sie hervor. Es war der erste Ort, der ihr in den Sinn kam, doch selbst das hatte einige Augenblicke gedauert. Selten war sie von einer Situation so gefangen, dass sie alles um sich herum vergaß. So bald jedoch Saber bei ihr war, passierte ihr das häufiger.

Er lenkte Steed in die Richtung des Sees, den er von hier oben ohne Schwierigkeiten ausmachen konnte. Die dunkle Oberfläche schimmerte wie Brokat. Er hielt darauf zu. Er wusste nicht, was geschehen würde, wenn sie erst gelandet waren und hat etwas Mühe seine Gedanken bei der Frage im Zaum zu halten. Es war eine Verlockung schlechthin. Ein romantischer See unter dem Sternenhimmel, am Rande eines stillen Waldes in einer milde Nacht, ein Mann, eine Frau, kein Zuschauer. Bevor seine Phantasie einen Überschlag in diese Richtung nehmen konnte, fiel ein Bild in seine Gedanken.

„Na, so ein Zufall“ hallten die Worte von einst durch seinen Kopf, unschuldig scheinbar und höhnisch im Nachklang. Er schüttelte den Kopf.

Sein treuer Begleiter trug ihn zügig an das Ufer des Sees und kam sanft zu Landung.

Saber stieg ab und half auch Beth vom Rücken des Mecha-Pferdes.

Sie schritt langsam auf den See zu und sah sich um. Er selbst folgte einem Impuls und meldete Ramrod, dass er Jean-Claudes Schwester nach Hause bringen würde. Dann drehte er sich zu ihr um.

Sie hatte ihm den Rücken zugewandt und ließ ihren Blick über den See gleiten. Ihre Gestalt war schlank und sanft geschwungen. Ihr Haar wirkte schwarz im spärlichen Licht der Nacht. Es schwang sacht mit dem Wind.

Ein Bild überlagerte ihren Anblick.

Braunes Haar. Braunes Haar, das schwungvoll durch die Luft glitt, sich gleichmäßig mit ihrem Körper bewegte. Eine Hand auf seiner Brust, Fingerkuppen, die über seine Haut strichen. Ihre Miene aufmerksam. Sein eigener Atem keuchend, stoßweise. Seine Hand auf ihrem glatten Oberschenkel.

Saber schüttelte den Kopf um das Bild zu verscheuchen. Es waren die gleichen Sehnsüchte gewesen. Damals.

„Das ist unglaublich.“ Beth Stimme holte ihn endgültig in die Gegenwart zurück. Er sah sie auf sich zu kommen, geschmeidig wie eine Katze.

„Wunderschön, wie sich die Lichter auf dem See spiegeln.“ Er griff nach ihre Hand und umschloss sie sanft.

„Wir leben seit fast einem Jahr hier und ich bin heute zum ersten Mal an diesem See. Ich hab die Gäste im Freibad davon sprechen hören. Sie sagte, es sei hier romantisch.“

… „Na, so ein Zufall“ …

Er räusperte sich leicht. „Romantik liegt im Auge des Betrachters. Viele empfinden einen See bei Nacht als romantisch, andere ein Dinner zu zweit bei Kerzenschein. Ich persönlich findet den See schön, aber etwas hier finde ich noch schöner. Dich, Beth.“ Er sprach leise, wusste selbst nicht warum.

Sie schaute ihn mit großen Augen an.

… „Na, so ein Zufall“…

„Ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll. Ich weiß nicht, was 'romantisch' ist“, erwiderte Beth genauso leise.

Er zog sie sacht näher und schlang seine Arme um sie. „Du musst gar nichts sagen.“ Seine Lippen legten sich behutsam auf ihre. Er küsste sie.

Er.

Wieder war er es, der Körperkontakt initierte. Er umfasste ihren Kopf mit einer Hand, drückte sie mit der anderen näher zu sich. Er schloss die Augen. Die Bilder verblassten. Die Stimme verklang. Noch waren sie Schatten in ihm, Ahnungen, doch etwas raubte ihnen ihre Wirkung.

Sie erwiderte den Kuss zärtlich und forschend. Ihre Hände glitten seine Arme hinauf und umfassten seine Schultern. Sie reckte sich ihm entgegen, erkundete weiter seine Lippen mit ihren, probte, testete, begierig, aber unbeholfen.

Er war es, dessen Zunge inständig um Einlass bat. Sie empfing ihn sogleich. Seine Hand glitt zu ihrer Wange. Zärtlich strich er mit dem Daumen darüber ehe seine Finger in ihren Nacken strichen und dann weiter fuhren, durch ihr Haar zu seiner anderen Hand, mit der ihren Kopf hielt.

Er musste den Kuss schließlich lösen und betrachtete ihr Gesicht. Ihre Augen flackerten irritiert.

„Was“, begann sie verwundert. „Wie machst du das? Warum passiert es immer bei dir, dass ich nicht mehr weiß, was ich sagen oder tun soll, dass einfach alles ... anders ist?“

Eine erstaunte Frage. Ein ehrliche.

„Ich weiß nicht, wie du das meinst. Aber ich weiß, dass du tiefe Zuneigung in mir hervorrufst und die möchte ich mit dir teilen. Ich möchte dich in meiner Nähe spüren, mit dir reden, dich im Arm halten. Das ist es, was ich unter Liebe verstehe.“

Das war es also. Tiefe Zuneigung nannte er das, was sie ebenso empfand. Sie wollte bei ihm sein, in seiner Nähe, mit ihm reden, ihn berühren und von ihm berührt werden, so wie er es eben getan hatte.

„Empfinden Menschen das oft? Liebe?“

„Manche. Andere empfinden es nur einmal im Leben und manche leider nie.“ Seine Hände glitten über ihre Schultern und zogen sie wieder an sich. „Die meisten Menschen wünschen sich, sich nur einmal zu verlieben und mit demjenigen den Rest ihres Lebens zu verbringen“, erklärte er und schaute zum See, dessen kleine Wellen sanft silbern glänzten.

„Hat sich dieser Wunsch für dich schon erfüllt?“

„Nein, bisher noch nicht. Leider. Aber ich hoffe, dass ich sie eines Tages finde, die eine, mit mir mein Leben teilt. Es ist schwer, als Star Sheriff, eine andauernde Beziehung zu führen.“

„Ihr seid oft unterwegs, so lange unsere Leute hier herkommen. Stört das eine potentielle Partnerin?“

„Ja, zum Einen das, zum Anderen machen sie sich auch Sorgen. Ein Soldat ist immer in Gefahr. Das ist für den Partner, der zurück bleibt, leicht zu verstehen aber schwer zu akzeptieren.“ Das war der eine Grund. Der andere war die Fähigkeit diese Abwesenheit mit der Gesellschaft anderer Personen zu füllen. Für einen Augenblick erwog er es, dies auszusprechen, doch er wollte sie nicht durcheinander bringen. Menschen stellten sie hin und wieder vor ein Rätsel mit ihrem Verhalten und sie bemühte sich darum, das nachzuvollziehen und zu verstehen. Jetzt gerade gelang es ihr nicht, wie ihre nächste Frage bewies.

„Aber ihr könntet nicht effektiv arbeiten, wenn ihr an einem Ort bleiben würdet. Es ist nicht zu viel verlangt, dass die Partnerin oder der Partner dann selbständig sein Leben fortsetzt. Wir gehen Symbiosen ein. Für Menschen klingt ‚Symbiose‘ nach Abhängigkeit oder einer reinen Zweckgemeinschaft, aber es ist eher das, was Menschen als Protokooperation bezeichnen. Das geht nicht ohne eine emotionale Zuneigung und es ist eben eine Verbindung, aus der beide einen Vorteil aus dem Zusammenleben ziehen, aber auch ohne den andern … lebensfähig sind.“

„Es gibt auch bei Menschen Beziehungen, in denen das funktioniert. Wir sind nicht lange genug an einem Ort, um über die Phase des Kennenlernens hinaus zu kommen und genug Vertrauen in der Beziehung aufgebaut zu haben, dass es funktionieren könnte.“

Beth hob den Kopf und schaute ihn prüfend an. „Das besorgt dich?“

„Ja, in manchen Momenten. Manchmal kommt auch das Gefühl von Neid auf.“

„Neid? Der Wunsch etwas zu besitzen, was ein anderer besitzt? Weil man, weil du dich nicht in einer solchen Symbiose befindest?“

„Ja, ich denke, es ist Neid auf das Glück, das andere haben.“ Ein Bild von Fireball und April kam ihm dabei in den Sinn, aber er sprach seinen Neid auf die beiden Kollegen nicht aus. „Mir ist durchaus bewusst, dass nicht alle so glücklich sind, wie sie wirken. Sie haben aber die Möglichkeit, mit einem Partner zu leben, was mir verwehrt bleibt.“ Er löste seinen Blick vom See. „Zumindest im Augenblick. Ich gebe die Hoffnung nicht auf jemand zu finden der mit mir …“ Lächelnd schaute er sie an. „in einer Symbiose leben will.“ Er gebrauchte ihren Ausdruck für eine dauerhafte Beziehung um zu signalisieren, dass er dasselbe suchte wie sie sie.

„Oh, du bist immer noch auf der Suche“, stellte sie fest. Ein eisiges Ziehen durchfuhr ihren Bauch. Es war unbehaglich, das Gegenteil von der angenehmen Wärme, die sie sonst bei ihm spürte. Sie fühlte sich an die Erfahrungen in ihrer Heimat erinnert, als mit der Volljährigkeit die Suche nach einem Partner begann. Man ging zunächst in Gespräche mit potentiellen Partnern um auszutesten, wer zu einem passte. Das engte die Auswahl ein. Dann in einem zweiten Schritt begann die physische Komponenten und führte zur endgültigen Einigung. Sie selbst war nie über die Gesprächsphase hinausgekommen, galt als wenig zielorientiert für eine erfolgreiche Symbiose. Die Ablehnung hatte sie irritiert. Nun sorgte sie sich um eine neuerliche, mehr noch, sie fürchtete von Saber zurück gewiesen zu werden. „Unter wie vielen wählst du gerade aus?“, fragte sie vorsichtig.

Er blinzelte verwirrt. „Nein, ich...“ Sein Blick verfing sich in ihren schönen Augen, groß, dunkel und offen. „Ich suche eigentlich nicht mehr. Aber es ist nicht nur meine Entscheidung, sondern auch die meiner potentiellen Partnerin. Es gehören zwei dazu.“

Das schockierte sie regelrecht. Ihre Augen weiteten sich erschrocken. Die Zustimmung des potentiellen Partners, ja, ohne die ging es auch in ihrer Heimat nicht. Aber bedeutete das …

„Du hast eine Partnerin?“

Er konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Ich hätte gerne eine“, stellte er richtig und lehnte seine Stirn an ihre. „Dich.“

Sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder um ihn erneut zu öffnen aber keinen Ton hervorzubringen. Ihr Herz hämmerte bis zu ihrem Hals hinauf. Die Kälte schmolz in ihrem Bauch. Ihr Puls raste.

„Wieder bringst du alles durcheinander.“ Es dauerte eine Weile, bis es ihr gelang ihre körperliche Reaktion zu kontrollieren und in Worte zu fassen. „Ich bin … erleichtert“, fügte sie lächelnd hinzu.

„So, du bist erleichtert?“ Er suchte ihre Lippen, küsste sie sacht und zog sich dann nur so weit zurück, wie es sein musste damit sie sprechen konnten. „Gibst du mir eine Antwort? Würdest du dich für mich entscheiden?“

„Akzeptierst du das als ja?“, fragte sie zurück und überwand die minimale Distanz rasch. Ihr Mund strich über seinen.

„Ist mehr als akzeptabel“, murmelte er in den Kuss.

Die Erinnerung verblasste mehr. Der unnachgiebig aufmerksame Blick hinter den Gläsern der rotgeränderten Brille, die zielstrebig erschaffenen Körperkontakte, die Worte, die seine wiederholten, ohne je eigene Gedanken zu offenbaren. Die Erfahrungen, die er Lilly verdankte, verloren ihre Wirkung und eine Erkenntnis keimte auf, würde ihn bald durchdringen, erlaubte ihm aber erst einmal diesen Moment bedenkenlos zu genießen.

Er ließ sich fallen.

Mental.

Physisch.

Er zog Beth mit sich ohne die Küsse zu unterbrechen. Ihr Körper auf seinem fühlte sich wundervoll an.

Er küsste sie.

Wieder.

Und wieder.

Und wieder.

Sehnsüchtig. Hungrig.

Seine Arme hielten sie an ihn gepresst. Er strich mit seinen Händen über ihren Rücken, ihren Po, umfasste ihre Hüften und brachte sie schließlich unter sich.

Er strich ihre Taille hinauf, begann ihren Körper zu erkunden und hatte Mühe, große Mühe, inne zu halten, als sie ihm Einhalt gebot.

In dem Moment, da sie ihn zurückhielt, vernichtete sie endgültig Lillys Bann über ihn.



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