Enemy mine - geliebter Feind von collie ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Bay Back war belebt um diese Jahreszeit, zumindest für die Verhältnisse dieser Stadt am Saum von Yuma-City. Kurz vor dem Nirgendwo und weit ab vom turbulenten Leben der Hauptstadt glühte Bay Back in der Sommersonne und lockte Besucher aus der Metropole in die Ferien. Sonnenschein, Ruhe, Waldoasen und sandige Felscanyons bot es genug. Hier sagten sich zwar nicht Fuchs und Hase Gute Nacht, aber manchmal, vor allem im Herbst und Winter, Dingo und Klapperschlange. Die Infrastruktur war mager, die Arbeitsplätze und Einwohner mit nicht ganz dreißigtausend einigermaßen überschaubar. Tourismus machte einen großen Teil der Arbeitsplätze aus, hauptsächlich in der Feriensaison. Hin und wieder brauchte jeder eine Auszeit, einen kleinen Urlaub für die Seele. Auch wenn größere Schlachten mit den Outridern schon weit über ein Jahr nicht mehr vorgekommen waren, auch kleinere Scharmützel schlauchten auf Dauer und Patrouillenflüge klangen langweilig, waren aber aufgrund der langen Aufmerksamkeit und hohen Konzentration, welche sie erforderten, nicht zu unterschätzen in der Anstrengung. Darum kam der genehmigte fünftägige Urlaub der Ramrod-Besatzung nicht ungelegen. Sie hatten seit längerem im Gebiet um Bay Back Patrouille geflogen, hauptsächlich um sicherzustellen, dass niemand den Andromit-Abbau – der zweitgrößte Arbeitgeber der Region – in irgendeiner Form störte. Es war ihr erster Tag mit freiverfügbarer Zeit und sie nutzen ihn zum Einkaufen. Während die Jungs primäre Bedürfnisse mit dem Wort „Einkauf“ verbanden und vornehmlich Lebensmittel besorgten, verließ sich April ganz auf sie und widmete sich dem eher sekundären Bedürfnis nach Bekleidung, ungeachtet der Menge, die sie in ihrem Kleiderschrank verwahrte. In der prallen noch fast Vormittagshitze schleppten daher nun Colt und Saber je zwei schwere, beinahe überlanden Einkaufstüten in Richtung des Friedenswächters. Fireball kam die herausfordernde Aufgabe zu, April vom allzu intensiven Schaufensterbummel abzuhalten. Herausfordernd wurde dieser Job vor allem deshalb, weil April sich einen Spaß daraus machte und deutlich länger auch an den Auslagen stehen blieb, die sie nicht wirklich interessierten, einfach nur um Fireball unterdrückt knurren zu hören, wie immer, wenn es ihn frustrierte. Natürlich klagte er an, den schwierigste Aufgabe zugewiesen bekommen zu haben, doch Saber und Colt hielten munter dagegen. Fireball kehrte um, da April schelmisch grinsend an einem Schaufenster stehen geblieben war. Schadenfroh grinsend sahen sie ihm nach, so dass sie das schwebende Buch und den blass lila Haarschopf dahinter nicht bemerkten. Erst als der Schotte unsanft zum Stillstand kam, Colts Tüte bedenklich ins Wanken geriet und eine Melone, fünf Zitronen und sieben Äpfel dem Gedränge der Einkaufstaschen entwichen, richtete sich die Aufmerksamkeit der beiden wieder auf die Fußgängerzone. „Oh, Entschuldigung! Wir haben nicht auf den Weg geachtet“, entschuldigte sich der Schotte sofort höflich, noch ehe er das Gesicht hinter dem Buch sah. Colt allerdings, da er seitlicher zu ihr stand, hatte schon das feine Näschen unter dem welligen Haar entdeckt. Die Augen waren auf den Text gerichtet, halb gesenkt. „Mach die Kulleraugen auf, Kleines und schau, wo du lang läufst. Lesen kannst du zuhause“, meinte er fröhlich. Irritiert sah das Mädchen von dem Buch auf, ließ es sinken und brauchte einige Lidschläge um die Situation zu verstehen, in der sie sich befand. „Oh, tut mir leid. Ich“, begann sie noch etwas abwesend. „Das war so spannend.“ Leicht hob sie das Buch wieder. „Schon gut. Es ist manchmal schwierig, ein gutes Buch aus der Hand zu legen“, wiegelte Saber ab und versuchte einen Blick auf den Buchtitel zu erhaschen. Colt studierte flüchtig das Mädchen selbst. Sie hatte tatsächlich Kulleraugen. Zumindest waren sie sehr groß und beinahe schwarz. Sie hatte besagte feine Nase und schwungvolle, weiche Lippen. Ihre Gestalt war schlank, fast dünn und ihre Haut fast weiß. Sie war kaum größer als April. Diese schloss mit Fireball auf. „Hey, Jungs! Habt ihr die Vorfahrt missachtet?“, fragte die Blondine fröhlich, während Fireball sich sofort um das Obst kümmerte, welches den Einkaufstüten entwichen war. Eben meinte er, in einiger Entfernung einen Apfel liegen zu sehen, doch als er den Blick auf die Zitrone vor seinen Füßen richtete und sie aufhob, war der Apfel verschwunden. Hatte er sich das nur eingebildet? Das Mädchen mit den blass lila Haaren lächelte entschuldigend den blonden Hünen an und wies auf den Titel der botanischen Fachliteratur in ihren Händen. „Ist es wirklich“, erklärte sie und nickte eifrig. Der Schotte hatte sich also nicht geirrt. „Das glaube ich sofort. Die Botanik des Neuen Grenzlandes ist spannend und interessant“, stimmte er ihr zu und erwiderte ihr Lächeln. Sie war also nicht nur hübsch, sondern auch wissbegierig. „Ja, nicht wahr“, hakte sie nach. Fireball legte das Obst, welches er aufgesammelt hatte, in Colts Tüte zurück und warf noch einmal einen Blick auf die Stelle, wo er den Apfel gesehen zu haben glaubte. „Hier, wenn du schon zu faul bist, dich selbst zu bücken, Kumpel.“ Doch der überhörte das und verteidigte sich noch vor April. „Ne, nix da Vorfahrt. Das Veilchen hat uns frontal gerammt.“ Wieder irritiert blinzelte das Mädchen den Cowboy an. Sie schien nicht ganz zu verstehen. „Ich wusste gar nicht, dass Veilchen so standhaft sind?“ „Ja, das Exemplar hier ganz offenbar“, grinste er frech. „Man könnte meinen, du wolltest unseren Säbelschwinger da mit Absicht an... na dings... remplen eben.“ Er verkniff sich zweideutige Worte, denn für die schien sie keinen Sinn zu haben. Sie klimperte prompt verwirrt mit den Augen und schaute dann zu Saber auf, der sie immerhin um einen Kopf überragte, als suche sie Hilfe. Die bekam sie auch sofort. „Diese hübsche Dame hat uns oder mich bestimmt nicht absichtlich angerempelt. Wie du selbst vorhin gesagt hast, sie war in das Buch vertieft und wir haben auch nicht aufgepasst“, erklärte er. Ihre beinahe naive Art weckte den Beschützer in ihm. Er kam nicht umhin, jetzt für sie in die Bresche zu springen. Ihren Augen fehlte ein lebhaftes Leuchten, trotzdem verfehlten sie ihre Wirkung nicht. „Also ist alles geklärt. Bis auf ein paar Dellen beim Obst sind alle heil geblieben“, fasste April zusammen und schaute zwischen ihrem Boss und dem Mädchen hin und her. Es schien ihr, als denke sie nach, als versuche sie die Situation einzuordnen und richtig zu handeln. Sie zögerte leicht, ehe sie langsam antwortete. „Das stimmt. Es war keine Absicht. Es tut mir leid, wenn ich Umstände gemacht habe.“ Wieder wirkte sie hilfesuchend und lenkte Sabers Aufmerksamkeit auf sich. „Aber nicht doch. Es gibt nichts zu entschuldigen“, wiegelte er freundlich ab und lächelte. Dann gewahrte er einen hellen, fast weiße Schopf in der Menge. Nur aus dem Augenwinkel sah er ihn vorbei huschen. Es war so ungewöhnlich, dass er sich für den Bruchteil einer Sekunde fragte, ob sein Job ihn misstrauischer als normale Menschen machte, oder die Haarfarbe nur so ungewöhnlich war. Colt nutzte den Augenblick und versicherte der jungen Dame, die offensichtlich das Interesse seines Bosses weckte: „Ach wo, Du machst uns so schnell keine Umstände. Wir sind einiges gewöhnt.“ „Dann bin ich beruhigt.“ Sie klappte das Buch zu und linste für einen Augenblick in die Richtung jenes Haarschopfes. „Entschuldigung noch einmal“, sagte sie dann und reichte Saber die Hand. „Wie war dein Name?“ Diese Frage verwunderte sie alle. Sie hatten tatsächlich einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht und waren es mittlerweile gewöhnt, dass man sie auf der Straße erkannte. Offensichtlich war dies aber nicht in allen Ecken der Fall. Saber, da die Einkäufe noch in den Händen, streckte zwei Finger nach ihr aus. „Mein Name ist Saber Rider. Das sind meine Kameraden“ Dabei wies er auf seine Freunde. „April, Colt und Fireball. Darf man deinen Namen auch erfahren?“ Aus der letzten Frage klang aufrichtiges Interesse. „Ich bin Bee“, erwiderte sie langsam und wich seinem Blick aus. Ihre Augen verengten sich kaum merklich. Dann sah sie ihn wieder mit ihren großen dunklen Augen an. „Freut mich euch kennen zu lernen. Tut mir leid wegen der Einkäufe. Habt trotzdem einen schönen Tag.“ Damit verabschiedete sie sich und schob sich leicht zwischen Colt und Saber hindurch, um ihren Weg fortzusetzen. „Weg ist die kleine Bee“, meinte Colt und sah ihr nach. Auch der Schotte wandte sich nach ihr um. „Dir auch einen schönen Tag, Bee.“ „Bye“, winkte April ihr nach, während Fireball grinsend feststellte: „Ihr zwei habt echt immer Glück, was? Wenn ich mit jemandem zusammenstoße, hab ich maximal einen Blaster im Rücken und kein flottes Bienchen vor der Linse.“ Bee drehte sich noch einmal halb zu ihnen um und winkte zurück. Gerade in dem Moment schlenderte eine hellhaarige Frau an ihnen vorbei, im Strom der Menschen und war so schnell wieder darin verschwunden, wie sie aufgetaucht war. Einen täuschend kurzen Moment meinte Saber etwas an seiner Gesäßtasche gespürt zu haben. Er wandte sich in die Richtung und sah jenen weißen Schopf sich in der Menge entfernen. Ein Blick auf seinen Hosenhintern bestätigte ihm, was er befürchtet hatte. Sie war leer. „Hey!“, rief er dem Haarschopf nach und drückte April die Einkäufe in die Arme. Im nächsten Moment folgte er dem Haarschopf. „Oh, so eine kleine Elster.“ Mit diesem milden Fluch folgte Fireball seinem Boss, als er die Situation erfasst hatte. Doch der Schopf vor ihnen verschwand schnell und stetig zwischen den Menschen, ehe sich die beiden einen Weg durch diese bahnen konnten. Saber trat auf etwas am Boden und bückte sich danach. Seine Brieftasche. Er hob sie auf und prüfte sie. Außer dem Bargeld fehlte nichts. „Mist“, schimpfte er halbherzig. Auch wenn er kein Vermögen mit sich herum getragen hatte, es war ärgerlich. Er sah sich um. Fireball tauchte an seiner Seite auf. „Verdammt, ich hab sie aus den Augen verloren.“ Auch Colt und April erreichten sie. „Was ist los mit euch beiden?“, wollte die Navigatorin verwundert wissen. „Ich wurde beklaut“, erwiderte der betroffene sachlich. April nickte. Das hatte sie bei seinem Verhalten vermutet. „Na, hat ja keinen Armen getroffen.“ „Danke für das Mitleid, Colt.“ „Ich revidiere meine Aussage mit dem Glück lieber noch mal.“ Fireball sah noch immer auf die Stelle in der Menge, an der er die Diebin verloren hatten. „Och bitte, wein doch nicht. Das war doch wie ein Griff in den Klingelbeutel. Ich müsste jetzt zu Kredithaien gehen.“ „Ganz reizend, Cowboy“, tadelte April ihn dafür und drückte Saber und Fireball je eine der Einkaufstüten wieder in die Arme. „Willst du es anzeigen?“ Nach einer kurzen Überlegung schüttelte der Gefragte den Kopf. „Nein, schade um die Zeit, die wir für nichts und wieder nichts auf dem Revier verbringen.“ „Okay. wie du meinst.“ Damit setzte sie sich in Bewegung. „Lasst uns zu Ramrod zurück gehen und was futtern.“ „Ja, und dann lassen wir den Tag mit einem guten Buch ausklingen. Wie wäre es mit einem Krimi?“, neckte Colt munter. „Ich wusste gar nicht, dass du liest, Cowboy“, grinste Fireball. „ „Ich glaube, ich werde nach dem Essen lieber ein Buch über mittelalterliche Dichtkunst lesen“, überlegte Saber. Das würde ihn am besten von dem kleinen Ärger ablenken. Colt tat erstaunt. „Natürlich lese ich. Meine Lieblingsbücher“ Er betonte den Plural. „sind Jeanne, die Kamikazediebin und Katzenauge. Ihr wisst schon, das mit den drei Schwestern, die Kunstgegenstände klauen.“ „Das kann ich mir vorstellen. Hübsche Frauen, viele Bilder und wenig Text“, nickte Saber als leuchte ihm das vollkommen ein. „Vergiss nicht, Kumpel. Die liest man von hinten nach vorne.“ Fireball schüttelte leicht den Kopf. „Und wieder vergesst ihr, mit wem ihr es zu tun habt. Komm April, lass uns die Steaks auf Ramrod legen, damit wir bald essen können.“ „Colt“, setzte diese schon zum Schimpfen an, dann stellte sie sich das bildlich vor. „Das wäre ein Anblick“, gab sie grinsend zu. „Lasst uns gehen. Ich hab Hunger.“ Saber hob die Schultern. „Essen ist gut. Mir hängt der Magen in den Kniekehlen“, schloss sich der Rennfahrer an. „Pass auf, dass der nicht auch noch verschwindet.“ April ging voraus. Es wurde Zeit fürs Mittagessen und auch dafür, diese unerfreuliche kleine Episode mit einer angenehmeren auszulöschen. Der Urlaub hatte immerhin heute erst begonnen. Das würden sie schnell vergessen. Unweit von der Stelle, an der sie sich von Bee verabschiedet hatten, war diese stehen geblieben und hatte lange zurückgesehen. Lange genug um zu beobachten, wie der helle Schopf mit einer flüssigen, schnellen Bewegung den Geldbeutel des Schotten aus seiner Hosentasche genommen und in die eigene Tasche geschoben hatte. Mit schnellen Bewegungen war sie in der Menge untergetaucht. Dass Saber und Fireball die Verfolgung abgebrochen hatten, hatte sie ebenfalls gesehen und offensichtlich schlugen sie nun ihren ursprünglichen Weg fort. „Saber Rider und die Star Sheriffs“, murmelte sie nachdenklich. Der helle Schopf erschien neben ihr und schaute mit ihr in die gleiche Richtung. „Ich hab nur die Scheine genommen. Alles andere hätte Ärger gegeben“, sagte sie sachlich. Die angesprochene nickte. „Interessant sind sie.“ „Interessant? Als was? Beth, was geht jetzt schon wieder in deinem Kopf vor?“ Unzufrieden klang die hellhaarige. Beth sah sie an. „Schwester, von ihnen können wir ganz gut lernen, denke ich. Sie sind doch sozusagen das Musterbeispiel. Der Idealfall. Meinst du nicht?“ Die hellhaarige betrachtete sie aus dunklen blauen Augen, die beinahe die Farbe von Auberginen hatten. „Komm schon, Snow“, drängte sie Beth. „Diesmal hab ich nun wirklich Recht. Das dürft ihr mir ruhig mal lassen.“ Snow hob die Schultern gleichgültig. „Musterbeispiel ja. Aber riskant. Darüber sprechen wir besser zu Hause.“ Beth schüttelte den Kopf. Eine solche Antwort hatten sie erwartet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)