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Die Chroniken von Galar

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Triggerwarnung: Charakter Tod (Kein Mainchara) Komplett anzeigen

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Prolog Teil 1: Taiko's Intro

[9 Jahre vor Beginn der Timeline in Schwert/Schild]

„Taiko, Schätzchen. Lauf nicht zu weit vom Camp weg, ja? In der Naturzone wimmelt es vor Pokemon.“, warnte eine Frau, ca Ende 20 bis Anfang 30 mit purpurroten Haaren, die zu einem Zopf zusammen gebunden waren. Sie trug eine Brille und streichelte ein Flamara, ihr treues Partnerpokemon.
 

„Ja, Mum.“, kam es von der 9jährigen wie aus der Pistole geschossen.
 

„Und lass bitte diese seltsame Betitelung. Hast du die hier in Galar gelernt? Nenn mich bitte einfach Mutter.“, korrigierte sie ihre Tochter. Seitdem der Urlaub in Galar begonnen hatte, schien das Kind vermehrt die sprachlichen Eigenheiten der Bewohner dieser Region angenommen zu haben.
 

„Okay, Mutter.“, murmelte Taiko und verdrehte leicht genervt die Augen. Sie fand es gar nicht so schlimm, denn sie fand die Galar-Region richtig toll. Viel besser als bei ihr Zuhause in Teak City, in Johto. Ihre Mutter war eine der tanzenden Geishas von Ho-Oh's Tempel, weswegen Taiko auch ein Evoli zu ihrem 10ten Geburtstag als Starterpokemon versprochen wurde. Wie alle Geishas, sollte auch sie eines Tages die Kunst des Meditationstanzes erlernen, um dem heiligen Phoenixpokemon die Ehrfurcht zu gebieten. Aber nun waren sie hier, in Galar, und genossen einige Urlaubstage.

 

Taiko begann sich allerdings schnell zu langweilen. In ihrem Zelt fiel ihr zu schnell die Decke auf den Kopf. Ihre Spielsachen waren nur kurzweilig unterhaltsam. Sie wollte die Naturzone erkunden und Pokemon sehen! Ganz egal, wie sehr ihre Mutter es ihr verboten hatte. Die junge Rothaarige schlich sich aus dem Zelt, ihre beiden Elternteile redeten gerade mit einem Mitarbeiter der Naturzone, weil ein wildes Dynamax-Pokemon den Wutanfall-See in der Nähe angegriffen haben soll. Daher galt die Warnung an alle reisenden Trainer und Touristen, sich auf jeden Fall von eben diesem See fernzuhalten. Wenn das mal nicht nach einem Abenteuer für die feurige Taiko klang..

 

Ohne auch nur im Ansatz darüber nachzudenken, lief das Mädchen einfach durch die Naturzone. Der Wutanfall-See befand sich relativ in der Mitte der Naturzone und das Camp von ihren Eltern befand sich ziemlich weit im Süden, bei einem beliebten Campingplatz für Auswärtige. Denn dort liefen nur schwache Pokemon herum, die keinerlei Gefahr für Wanderer darstellten. So musste Taiko nur Richtung Süden laufen, richtig? … Aber dazu sollte man auch wissen, wo Süden überhaupt war.

 

Die gewitzte Rothaarige erinnerte sich an ihre Tage im Jungpfadpfindercamp, welches nahe Anemonia City stattgefunden hatte. Sie erinnerte sich, dass Moos an den Bäumen im NORDEN wachsen, weil sie durch den Einfall der Sonnenstrahlen auf der nördlichen Seite oft im Schatten liegen und sich das Moos dort ausbreiten kann. Taiko begutachtete also die umstehenden Bäume und anhand der Lage des Mooses, war ihr schnell bewusst, wo Norden war. Sie nickte sich stolz zu und stolzierte dann voller Tatendrang Richtung Norden weiter.

 

Währenddessen in einem anderen Teil der Naturzone.

 

„Pokeball, Los!“, rief ein ca 11jähriger Junge mit dunkler Haut, lässiger Freizeitkleidung und einem roten Stirnband, welches den Großteil seiner Haare verbarg. Der Pokeball traf ein kleines, weißes kugelförmiges Pokemon, welches entfernt an eine Nacktschnecke erinnerte. Das Drachenpokemon Viscora. Der Ball wackelte dreimal, bevor er zum Stillstand kam und das Pokemon somit gefangen war. „YES!“, rief der Jüngling und stellte sich in eine Victory-Pose, die natürlich niemand sehen konnte, da er alleine war. Kurz darauf holte er sein Rotom-Smartphone aus der Tasche und machte ein Bild von sich und seinem neusten Fang. Dann öffnete er eine Social Media Seite, die ähnlich wie Facebook war.
 

'Schaut mal, ich habe ein Viscora gefangen! Der Drachenzähmer Roy hat wieder zugeschlagen! :D Bald kann mich niemand mehr aufhalten, also schau genau hin, @Delion! Ich werde vor dir Champion sein!'

 

Mit einem Grinsen tippte Roy auf 'Veröffentlichen' und wartete auf die vielen Likes seiner Freunde und „Fans“, wie er es nannte. Es dauerte auch keine 5 Minuten, da hatte sein bester Freund und Rivale bereits einen Like und Kommentar hinterlassen.

 

'Wow, gratuliere @Roy! Das Pokemon ist total selten! Habe bisher leider noch keines gesehen. Aber freu dich nicht zu früh! Wer zuerst Champion wird, entscheidet sich noch!'
 

Roy grinste und antwortete auf seine freche Art. 'Dazu musst du das Stadion für unseren entscheidenden Kampf erst einmal finden! XD Da habe ich genug Zeit, meine Pokemon zu trainieren.'

 

Der junge Mann steckte sein Smartphone wieder in die Tasche, er wusste dass Delion sich auf seine Provokationen nie einließ und darum war es auch Zeitverschwendung, auf eine Antwort zu warten. „Komm, Vibrava. Schauen wir mal nach, ob wir noch ein cooles Pokemon finden!“, sprach er dann zu seinem Partnerpokemon. Das grüne, libellenartige Pokemon nickte eifrig und flog schon einmal die Umgebung ab, während Roy grinste und seinem Gefährten folgte. Er liebte es einfach, in der Naturzone nach Pokemon zu suchen.

 

Wieder bei Taiko. Die junge Rothaarige bereute bereits ihre spontanen Ideen und musste zugeben: Sie hatte sich verlaufen. Dieser Teil der Naturzone war so stark von dichtem Wald bewachsen, dass kaum Sonnenlicht durch das Dickicht drang und demzufolge auch an allen Seiten der Bäume das Moos wuchs. So war es für sie unmöglich, noch zu bestimmen in welche Richtung sie musste.

 

„...MAMA? PAPA? HÖRT IHR MICH?“, und schon gab sie auf und rief verzweifelt nach ihren Eltern. Warum zur Hölle war sie auch immer so.. dickköpfig und musste ihrer Neugierde nachgeben?

 

Das Mädchen fiel auf die Knie und begann zu weinen. Sie war einfach viel zu spontan und dachte nicht an die Konsequenzen nach. Nun war sie hier in einem unbekannten Gebiet, fernab ihrer Eltern und wer weiß, was im dunklen Dickicht noch alles lauerte?

 

Ein Busch in ihrer Nähe begann zu Wackeln und das verschreckte das Mädchen. Sie stoppte ihren emotionalen Ausbruch und sah verängstigt zu dem Busch. Sie krabbelte einige Meter zurück von ihrer fast sitzenden Position und zitterte, als das Rascheln stärker wurde. Taiko schluckte leicht und versuchte keinen Laut von sich geben, um die Aufmerksamkeit dieser unbekannten Kreatur im Busch auf sich zu lenken.

 

Plötzlich kullerte mit einigen Purzelbäumen ein kleines, weißes Hasenpokemon heraus. Es hatte eine Art rotes Fell in Form eines Pflasters auf der Nase und seine langen Öhrchen wackelten und zuckten, als es sich aufrichtete und sich umschaute. Taiko schaute auf das kleine Pokemon, welches sie nun auch bemerkte. Es schaute zurück. Keiner der beiden bewegte sich für einige Momente, bis Taiko mehrfach blinzelte.

 

„Das ist ja niedlich..“, strahlte sie und krabbelte auf allen Vieren nach vorne. Das kleine Pokemon blieb stehen und legte den Kopf etwas schief, als es den Menschen beobachtete. „Hopplo?“, ertönte es von dem kleinen Wesen. Taiko wusste, dass Pokemon nur ihren Namen sagen konnten und nun wusste sie also die Spezies. Das war also ein Hopplo! So eines hatte sie noch nie gesehen. Ob es ein regionales Pokemon aus Galar war?

„Mhm, ich müsste noch einige Süßigkeiten irgendwo haben..“, murmelte die Rothaarige. Von ihrem verzweifelten Ausbruch Minuten zuvor, war nichts mehr zu sehen... Sie durchsuchte ihre Taschen und fand tatsächlich noch einige Fruchtgummis aus roten Terirobeeren. Eine sehr süße Beerenart, die sich perfekt für Süßigkeiten eignete. Taiko lächelte und bot dem Pokemon einige Fruchtgummis an. „Hier? Du hast doch sicher Hunger oder?“, sprach sie dabei.

 

Das Hopplo hoppelte näher und beschnupperte die Hand des Mädchens. Vermutlich ein erstes Herantasten, ob es dem Menschen vertrauen konnte. Als es dann ein Fruchtgummi auf seine Pfötchen nahm, schnüffelte es noch einmal an der Gelatine und stopfte sie sich in den Mund. Taiko kicherte, als das Hopplo vergnügt das Fruchtgummi kaute und daraufhin freudig aufhüpfte. „Hop! Hopplo, Hop?“

 

Taiko wusste nicht, was das Pokemon ihr mitteilen wollte, aber aufgrund seines Herumhüpfens und dem Anstarren an die Fruchtgummis, war es offensichtlich. Es wollte noch mehr Süßigkeiten haben. Die Rothaarige lächelte und gab dem Hopplo noch ein paar Fruchtgummis. Diesmal war das Pokemon mutiger und tätschelte Taikos Hand mit seinen Pfötchen, bevor es sich über die Fruchtgummis hermachte. Taiko musste sanft auflachen, als das Hopplo 5 Fruchtgummis auf einmal in seinem Mund verschwinden ließ und zufrieden kaute. „Du erinnerst mich an mich.“, kicherte Taiko.

 

Das Hopplo war nun fertig mit naschen und als Zeichen der Dankbarkeit, lehnte es mit dem Kopf am Arm des Mädchens und kuschelte sich an sie. Taiko blinzelte leicht überrascht. Wer konnte ahnen, dass wilde Pokemon sich so schnell Menschen annähern? Liebe geht also offensichtlich doch durch den Magen. Taiko lächelte erneut und kraulte das Hopplo hinter den Ohren. Das Pokemon entließ ein zufriedenes Schnurren und schloss die Augen.

 

Nach einer Weile hüpfte das Pokemon auf ihren Schoß. Diese Aktion überraschte Taiko nun doch und sie legte beide Hände um das Pokemon. „Es ist so zutraulich.. bestimmt gehört es jemanden..“, seufzte die Rothaarige dann enttäuscht. Sie hätte das Hopplo gerne selbst behalten. Die beiden verweilten noch einige Minuten so, bis Taiko ja auffiel, dass sie noch immer in der Zwickmühle steckte. Sie wusste immernoch nicht, wie sie zurück zu ihren Eltern finden sollte. Und das Hopplo war sicherlich auch kein Wegweiser zurück.

 

Langsam stand das Mädchen auf und ließ das Hopplo zu Boden. „Geh, dein Trainer macht sich sicher schon Sorgen um dich. Du hast doch einen Trainer, oder?“, lächelte Taiko und gab ihm noch ein paar letzte Fruchtgummis, bevor sie ihren Weg fortsetzte.

 

Schon in den nächsten 10 Minuten vermisste sie Hopplo bereits.. Sie seufzte leise in sich hinein und blieb stehen, um an einen Baum zu lehnen. „Hopplo...“ Taikos Augen weiteten sich, als sie den Ruf des Pokemons hörte und drehte sich um. Einige Meter von ihr entfernt stand das Hopplo. Dabei dachte Taiko nicht einmal für eine Sekunde, dass es sich um ein anderes Pokemon handeln konnte. Es MUSSTE das gleiche sein..

 

Als das Pokemon bemerkte, wie das Mädchen sich hinkniete, rannte es in ihre Arme und kuschelte sich an die Brust der Rothaarigen. Taiko richtete sich wieder auf und drückte das Pokemon an sich. „Du hast mich wohl auch vermisst..?“, fragte sie und als ob Hopplo antworten wollte, stupste sein Näschen ihre Faust an, als sie die Hand vor ihm hob. Taiko lächelte. „Dann lass uns zusammen einen Weg zurück finden.“ Hopplo nickte und kletterte auf ihre Schulter, wo es es sich gemütlich machte.

 

Taiko lief noch einige Zeit weiter, sie wusste nicht wie lange, aber es wurde bereits Dunkel. Ihre Eltern machten sich bestimmt schon Sorgen.. Dann erstreckte sich mit einmal ein riesiger See vor ihr. Hopplo schnupperte die neue Umgebung ab und verkrampfte dann mit einem bedrohlichen Knurren. Die Rothaarige schluckte bei diesem vorsichtigen Benehmen. „Der Wutanfall-See...“, wurde es ihr dann klar. Sie wollte wieder in die andere Richtung verschwinden, als ihr plötzlich ein riesiges Pandagro den Weg versperrte. Offenbar war sie in sein Territorium eingedrungen, denn es sah wütend aus. Und aggressiv.

 

Die Rothaarige wich erschrocken zurück und stolperte über einen dicken Zweig. Sie fiel auf den Hintern und hielt sich den schmerzenden Fuß, nachdem sie mit dem Gewicht darauf gefallen war und schmerzverzerrt aufschrie. Pandagro schien von dem Lärm noch wütender zu werden und trat näher. Sein gefährliches Drohgebärde ließ dem Mädchen das Blut in den Adern gefrieren. Hopplo knurrte laut auf und sprang vor das Mädchen, als ob es gegen Pandagro kämpfen wollte.
 

„Nicht..! Das ist ein entwickeltes Pokemon...! Es ist zu stark..“, rief Taiko und Hopplo wollte mit einem Doppelkick angreifen und sprang auf das entwickelte Panda-Pokemon. Pandagro hielt sein Bein mit einer Pranke auf und warf es zurück, sodass es neben dem Mädchen im Morast landete. „Hopplo!“, rief Taiko verstört und nahm es in den Arm, als Pandagro nun näher kam und seine Pranke für einen Schlag hob. Die Rothaarige schloss die Augen fest und Tränen liefen ihre Wangen hinab. „Ich will noch nicht sterben...“

 

„Vibrava, Drachenstoß!“, rief eine Jungenstimme und Taiko sah auf, als etwas mit blauer Aura umhüllt von oben voll Karacho auf das Pandagro knallte. Pandagro wurde von dem Rückstoß ins torkeln gebracht und vor Taiko sprang dann der junge Drachentrainer, Roy, der seinem Vibrava weitere Attacken befahl. „Kraftkoloss, jetzt!“, befahl Roy und ließ Vibrava eine Welle an Angriffen auf das Pandagro schlagen. Doch das Kampfpokemon schien äußerst robust zu sein und steckte alle Angriffe weg. „Verdammt, gut dann anders. Vibrava, setze Sandsturm ein!“, befahl Roy dann. Dann drehte er sich zu dem Mädchen hinter sich. „Halt dir Mund und Nase zu!“

 

Taiko nickte und schob den Schal, den ihr ihre Mutter gegeben hatte, über ihr halbes Gesicht. Vibrava erzeugte einen dichten Sandsturm, der bewirkte, dass die gesamte Umgebung so undurchsichtig wurde, dass man gar nichts sehen konnte. Erst als Taiko spürte, wie jemand die Hand auf ihre Schulter legte, erkannte sie die Umrisse des für sie unbekannten Jungen. „Lass uns hier verschwinden, bevor sich der Sturm legt.“, meinte er dann. Taiko wollte aufstehen, aber ein starker Schmerz im Bein, ließ sie wieder zurück zu Boden fallen.
 

„Aua..“

 

„Hey, alles okay?“, fragte Roy und hielt sie fest.

 

„I-Ich muss mir das Bein gebrochen haben, als ich vorhin gestolpert bin.. ich kann nicht auftreten..“, seufzte die Rothaarige frustriert. Roy blinzelte für einen Moment und sah sein Vibrava auf seiner Schulter landen. Er wusste, dass der Sandsturm nicht mehr lange das feindliche Pokemon aufhalten würde. Kurzerhand kam ihm eine Idee und er drehte dem Mädchen den Rücken zu, während er sich hin kniete. „Kletter auf meinen Rücken. Ich trage dich.“, sprach er dann.

 

„D-Das kann ich nicht von dir verlangen..“, meinte die Rothaarige und schüttelte energisch den Kopf.
 

„Komm schon, mein Zelt ist nicht weit von hier und der Sturm wird Pandagro nicht lange aufhalten. Wir müssen hier weg.“, erklärte der junge Trainer und Taiko hatte wohl keine andere Wahl. Sie seufzte und kletterte auf seinen Rücken, das Hopplo klammerte sich dabei an ihr Oberteil und hielt sich an ihr fest, als der Junge sie von dem See weg trug.

 

Es dauerte wirklich nicht lange, maximal 10 Minuten, bis der Junge sein Zelt erreichte und das junge Mädchen sanft auf seinem Schlafsack legte.

 

„Da sind wir. Uhm. Wie heißt du eigentlich?“, fragte der Junge dann mit einem Lächeln.

 

„T-Taiko und du?“

 

„Roy. Bist du auch auf Arena Challenge?“, fragte Roy und sah, wie sich das Hopplo bei ihr eingekuschelt hatte und schlief. Die Rothaarige schüttelte den Kopf.
 

„Ich bin nicht von hier und ich bin erst 9.. Meine Eltern und ich machen hier nur Urlaub. Ich komme aus Johto.“, erklärte sie dann.

 

„Und warum warst du dann alleine am Wutanfall-See? Das ist doch gar kein zugelassener Campingplatz. Im Gegenteil, Zutritt für Reisende ist dort strengstens verboten!“, tadelte er sie dann, aber er wirkte dabei nicht böse oder bedrohlich. Eher besorgt.

 

„Uhm.. also.. Ich war neugierig, weil ich mich im Zelt gelangweilt habe und.. dann habe ich mich irgendwie dahin verlaufen..“, erklärte die Rothaarige peinlich berührt und zupfte an einer roten Haarsträhne. Roy blickte sie nur an, bevor er anfangen musste zu lachen. Diese Reaktion beleidigte Taiko nun, da sie dachte, er machte sich über ihre Situation lustig.

 

„Hey, das ist nicht witzig, ich hatte wirklich Angst!“, meinte sie mit einem Schmollmund und drehte sich mit leicht geröteten Wangen weg. Roy wischte sich eine Lachträne aus dem Gesicht und grinste leicht, bevor er ihr zuzwinkerte.
 

„Sorry, ich habe dich nicht ausgelacht. Nur.. Ich hab auch soviel Blödsinn angestellt. Als ich 5 war, war mein Vater auch mit mir hier campen und ich hab dann ein Knacklion gesehen und bin ihm bis zum Wutanfall-See gefolgt. Mein Vater musste mich retten, vor einem wilden Garados am Wasser. Und ich dachte gerade, dass ich ein Deja-Vu hatte, als ich dich gerettet habe.“, gab er lachend zu.

 

Taiko blinzelte leicht.

 

„Uhm..“, sie wusste gerade nicht recht, was sie darauf sagen sollte. „Da-Danke jedenfalls für die Rettung..“, meinte sie dann leise, aber noch leicht beleidigt und drehte den Kopf von ihm weg.

 

„Keine Ursache. Aber kümmern wir uns erstmal um dein Bein.“, meinte Roy dann und holte einen Verbandskasten, den jede Campingausrüstung dabei hatte. Taiko verweilte mucksmäuschenstill, eine Seltenheit bei ihrer sonst so extrovertierten Persönlichkeit, als Roy das Bein freilegte indem er ihre Hosen bei dem betroffenen Bein hoch hob und die Socken hinunter, um sich den Schaden anzusehen. „Das sieht böse aus. Kein Wunder, dass du nicht laufen kannst.“, meinte er und nahm einen Lappen, den er mit einer Art Desinfektionsspray benetzte. „Das könnte jetzt etwas brennen.“, warnte er sie vor.

 

Die Rothaarige biss sich auf die Lippe und fiepste leise auf, als er den Lappen auf die Wunde an ihrem Bein legte. Roy lächelte und lobte sie, wie tapfer sie diese Traktur überstand. Sie musste sogar etwas lachen, als er ihr gestand, dass er wie am Spieß geschrien hatte, als er selbst mal verletzt wurde und sein Vater ihm ebenfalls mit dem Zeug verarzten wollte. Sie wusste nicht warum, aber irgendwie fühlte sich Taiko nun nicht mehr so hilflos.

 

Sie schaute gebannt zu, wie er fachmännisch die Wunde säuberte und mit einem Verband verarztete. „Du scheinst sowas nicht zum ersten Mal zu machen.“, merkte sie dann an. Roy blinzelte und blickte dann auf zu ihr, da er vor ihr kniete um den Fuß auf seinen Schoß zu legen.

 

„Japp. Ich hab da einen tolpatschigen besten Freund. Seine Verletzungsrate ist ziemlich hoch, wenn er sich grad nicht verlaufen hat. Ich weiß gar nicht, wie oft ich ihm schon Stürze und Schürfwunden verbinden durfte.“, meinte Roy nachdenklich und Taiko kicherte.
 

„Klingt nach mir. Ich bin auch verletzungsgefährdet. Ein Wunder, dass es nur das Bein war.“, seufzte sie dann. Roy schmunzelte und zog das Hosenbein wieder herunter.

 

„Ihr würdet euch sicher gut verstehen. Er strahlt dieselbe positive Energie aus, wie du.“, meinte Roy dann, woraufhin Taiko minimal rot im Gesicht wurde. Allerdings wusste sie nicht warum.
 

„Ich strahle positive Energie aus?“, fragte sie dann.

 

„Na klar. Das sieht man doch allein daran, wie das Hopplo dich ins Herz geschlossen hat! Ich dachte mir gleich, dass es nicht dir gehört, als du gesagt hast, dass du erst 9 bist und nicht von hier bist. Es ist also ein wildes Pokemon, aber es benimmt sich, als würdest du es seit Jahren trainieren.“, bemerkte der Junge, woraufhin sich die Wangen des Mädchens noch dunkler färbten.
 

„Uhm.. Ich werte das mal als Kompliment..“, säuselte sie dann leicht verlegen.
 

„Es war auch eines.“, zwinkerte Roy und war höchst amüsiert über das schüchterne Verhalten des Mädchens. Am See hatte sie sich noch anders verhalten. Danach war eine kurze Stille zwischen den Beiden, bis Roy nach seinem Smartphone griff. Ausnahmsweise interessierte er sich mal nicht um seine Social Media Aktivitäten. „Bei welchem Campingplatz seid ihr? Im Osten oder im Süden?“, fragte er dann.

 

„Uhm.. Süden?“

 

„Alles klar.“, lächelte Roy und begann eine Nummer zu wählen.
 

„Wen rufst du da an?“

 

„Herrn Pascal. Er ist quasi der Verpachter des Campingplatzes. Deine Eltern vermissen dich doch sicher. Darum werde ich mal unsere Koordinaten durchgeben, damit dich jemand abholen kommt. Weil die Strecke bis zum Campingplatz schaffe ich nicht, dich zu tragen.“, bei diesem Kommentar wurde die Rothaarige erneut rot und drehte sich leicht weg. „Dein Nachname wäre noch hilfreich, um deine Eltern leichter zu finden.
 

„..Hirabayashi.“

 

Roy telefonierte mit Pascal ein paar Minuten, bis er alle Informationen weiter getragen hatte. Über die Aggressivität der Pokemon am Wutanfall-See, über das verletzte Mädchen und auch ihren Aufenthaltsort. Danach bedankte er sich und legte wieder auf.
 

„Sie können erst morgen früh einen Rettungstrupp losschicken, da sie jetzt Probleme hätten, uns zu finden und dich zu transportieren. Ich hab ihnen gesagt, dass du die Nacht gern bei mir im Camp verbringen kannst und das du in Sicherheit bist.“, meinte Roy dann.
 

„Uhm.. aber du hast nur einen Schlafsack.“, meinte die Rothaarige dann. „Aber das macht nichts.. Ich kann auf dem Boden schlafen.“

 

Roy seufzte.
 

„Das kommt gar nicht in Frage, dass ich ein Mädel auf dem Boden schlafen lasse. Schlaf du in meinem Schlafsack, ich schlafe auf den Boden.“, meinte er dann.

 

„Niemals.“

 

„Gut, dann schlafen wir halt beide auf dem Boden, wenn du nicht nachgibst.“, zuckte Roy dann mit den Schultern, woraufhin Taiko die Augen verdrehte.
 

„Dann gib du doch nach.“, meinte sie und zuckte mit den Schultern. Roy grinste leicht und verschränkte die Arme hinter dem Nacken.

 

„Nur wenn du im Schlafsack schläfst.“, war die verschlagene Antwort.
 

„In wie fern ist das ein Nachgeben für DICH?“, fragte die Rothaarige nun und verschränkte die Arme vor der Brust. Die beiden sahen sich für einige Momente nur an, bevor Roy geschlagen seufzte.
 

„Gut, schließen wir einen Kompromiss.“, meinte er dann, was Taiko zum Aufhorchen brachte. „Es wird eh verflixt kalt in der Nacht hier. Wenn wir uns ein wenig.. zusammen kuscheln, können wir beide im Schlafsack schlafen und die Körperwärme verhindert, dass wir halb erfrieren.“

 

Sein Vorschlag ließ Taiko geschockt wirken. Das war nicht wirklich sein Ernst oder? Sie kannte diesen Jungen doch überhaupt nicht. Aber jetzt wo er es sagte, war es tatsächlich ziemlich frisch.
 

„...“

 

„Du kannst natürlich auch gerne ein lebendes Gelatini werden, wenn dir das lieber ist.“, meinte Roy und breitete den Schlafsack vor.
 

„Okay, okay. Es ist ja nur für eine Nacht.“, gab sie dann nach, woraufhin Roy wieder auflachen musste.

 

-.-.-.-.-.-.-.-

 

Am nächsten Morgen machten sich Taikos Eltern zusammen mit einigen Mitarbeitern der Naturzone zu dem Waldstück, den Roy ihnen beschrieben hatte. Es dauerte nicht lange, bis sie das Zelt fanden, welches von einem Duraludon bewacht wurde.
 

„Das gehört Roy. Das muss es sein.“, bemerkte Pascal, bevor die Eltern zum Zelt rannten.
 

„Taiko?!“

 

Taiko blinzelte, sie war noch halb im Tiefschlaf, als sie gähnte und sich an etwas warmes kuschelte. Dieses Warme bewegte sich leicht, wovon die Rothaarige erwachte. Sie wischte sich den Schlaf auf den Augen und sah dann, wie sie an Roy angekuschelt war, die Beine miteinander verwickelt und seine Arme drückten sie an seine Brust.

 

Schnell löste sich das Mädchen von ihm und davon wachte auch Roy auf. „Woah?“

 

Die Rothaarige ignorierte ihn und ließ sich von ihrer Mutter fest umarmen.
 

„Was machst du denn nur für Sachen?“, scholt ihre Mutter sie.
 

„Tut mir Leid.. wirklich..“, entschuldigte sich das Mädchen und wurde dann von ihrem Vater in eine Umarmung gezogen.
 

„Mach das nie wieder.“, meinte er dann. „Du bist verletzt oder? Ich trage dich zurück.“, meinte er dann und wollte sie bereits hochheben.
 

„Warte, Papa..!“, meinte sie und wandte sich dann an Roy. Sie machte eine Heranwinkende Handgeste, die ihm signalisierte, herzukommen. „Danke nochmal, für alles Roy. Ich hoffe wir sehen uns mal wieder.“, lächelte sie und umarmte ihn zum Abschied. Roy lächelte und erwiderte die Umarmung.
 

„Nun, wenn du Galar irgendwann wieder einen Besuch abstatten willst, bist du jederzeit willkommen. Bis dahin bin ich Champion und du kannst mich in meinem Palast besuchen.“, lachte er.
 

„Der Champion wohnt im einem Palast?“, fragte Taiko und ihre Augen weiteten sich stark.

 

„Keine Ahnung, aber bestimmt!“, lachte Roy dann, woraufhin Taiko auch lachen musste. „Also, bis irgendwann hoffentlich. Und pass auf dich auf, du Verletzungsgefährdete.“, meinte er dann neckisch.

 

Taiko ließ sich dann zurück zum Campingplatz tragen und durfte das Hopplo sogar behalten.

 

Und was soll sie sagen?

 

5 Jahre später setzte sie erneut Fuß nach Galar, nachdem ihre geschiedene Mutter einen Neuanfang dort wagen wollte und Taiko die Gelegenheit ergriff und ihr folgte, um den niedlichen Jungen von damals wieder zu sehen.

Prolog Teil 2: Leiko's Intro

Spikeford war keine hübsche Stadt. Es war stockdunkel, den ganzen Tag, da eine Art schwarzer Schleier als Kuppel über der Stadt verweilte. Die Straßen waren verkommen und schmutzig, Gebäude fielen bald auseinander. Graffiti überall und Team Yell hatte sich ziemlich breit gemacht. Es war kein Ort, an dem man Leben wollte. Besonders nicht, wenn man keine Behausung mehr hatte und auf der Straße lebte.
 

Leiko wollte nicht so enden. Sie hatte sich so viel mehr erhofft, aber ihre Eltern waren nach ihrem 5ten Geburtstag der Auffassung, dass ein Leben ohne Kind doch viel „leichter“ und „geldverschwenderischer“ wäre und haben sie einfach zurück gelassen. In einer kalten, leeren Wohnung, die schon bald von einigen „Team Yell“ Mitgliedern übernommen wurde. Es gab nämlich eine Sache, die Nezz, der hiesige Arenaleiter und ehemaliger Anführer von Team Yell, nicht wusste.
 

Nicht alle von Team Yell standen auf seiner und Marys Seite und nicht alle hatten einen legalen Lebensstil. Es gab Banden und Kleinkriminelle, die sich gern unter dem Deckmantel von Team Yell versteckten und dann Unfug stifteten. Dadurch hatte Team Yell auch einen sehr schlechten Ruf außerhalb von Spikeford. Natürlich geschah dies alles ohne das Wissen von Nezz.. und natürlich ohne, dass die Blauhaarige wusste, dass Nezz nicht in diese zwielichtigen Gestalten involviert war.
 

„Hey, Leiko.“, eine weibliche Stimme holte die Obdachlose dann aus ihren Gedanken. Mary. Das Mädchen, welches als Einzige das Recht besaß, als Freundin bezeichnet zu werden. Leiko traf die jüngere vor 3 Jahren das erste Mal, als die Blauhaarige in einen Burgerladen einbrechen wollte, weil sie schon so lange nichts mehr gegessen hatte. Die beiden Mädchen freundeten sich trotz eines nicht ganz unerheblichen Altersunterschiedes an und Mary sah des Öfteren nach Leiko. Allerdings hatte Marys Besuch in Spikeford auch andere Gründe, die sie vor Leiko nicht sagen konnte. Denn Mary war die jüngere Schwester von Nezz. Eine Tatsache, die sie ihrer Freundin verheimlichen musste, um nicht das schwer erarbeitete Vertrauen einzubüßen.
 

Mary war davon überzeugt, Leiko irgendwie aus diesen Slums herauszuholen.. Leiko war nämlich, nachdem ihre Eltern sie mit 5 Jahren allein gelassen hatten, in ein Waisenhaus gebracht worden. Das gleiche Waisenhaus, welches auch Betys besuchte. Nur war Leiko da schon älter als er. Mit 15 Jahren hatte sie dann genug von dem Waisenhaus und verschwand einfach auf eigene Faust. Seit dieser Zeit, seit diesen 6 Jahren, schlug sie sich alleine durch die Slums von Spikeford durch, indem sie tagtäglich ums Überleben kämpfte. Denn in ihr Elternhaus konnte sie ja dank der Besetzung von diesen Vagabunden nicht mehr.
 

„Hallo, Mary. Lange nicht gesehen.“, antwortete Leiko leicht desinteressiert, da sie wusste, wie selten die Besuche ihrer einzigen Freundin waren. Mary lächelte traurig und kniete sich zu der sitzenden Älteren. „Seitdem dieser Idiot von Arenaleiter diese Neonlichter an jeder Ecke angebracht hat, fühlt man sich wie im Rotlichtviertel. Und die Nahrungssuche macht dieses Licht auch nicht gerade leichter..“, murmelte Leiko weiter.
 

„Wenn du es hier so furchtbar findest, warum verlässt du die Stadt dann nicht und fängst in Engine City ein neues Leben an?“, fragte Mary. Sie sah an Leikos Gesichtsausdruck, dass der Stolz der Blauhaarigen viel zu groß war, als dass sie jetzt klein bei gab und die Stadt verließ.
 

„Tch. Nein lass mal. Wenn ich hier krepiere und die Arenachallenger meine vermoderte Leiche sehen, suchen sie direkt wieder das Weite. Das wird den Ruf von Nezz so richtig schädigen.“, lachte die Blauhaarige dann bitter.
 

„Du hasst Nezz wirklich, oder..?“, fragte Mary etwas traurig.
 

„Da fragst du noch? Dieser Kerl lässt diese Stadt in Unrat und Müll versinken! Alles ist versifft, baufällig und überall diese verdammten Hooligans von seinem Team, die noch mehr Scheiße anstellen. Diese Stadt pfeift aus dem letzten Loch und das ist Nezz alles egal! Den interessiert doch nur sein blödes Gesinge.“
 

Mary musste schmunzeln. „Woher weißt du denn, dass er singt?“, fragte sie neckisch, denn Leiko konnte das nur wissen, wenn sie nah genug an seiner Arena war, um mitanzusehen wie er mit seiner Band probte. Das war ja nun nicht Konzertlautstärke.
 

„... Tch, ich war zufällig mal an den Mülltonnen der Arena, als ich nach Essen gesucht habe und da hab ich ihn singen gehört, okay?“, konterte Leiko und drehte den Kopf leicht zur Seite. Mary kicherte etwas und legte dann ihre Hand auf die Schulter ihrer besten Freundin.
 

„Ich bin mir sicher, dass du tief in deinem Herzen diese Stadt liebst. Sonst wärst du nicht so endlos stur, wenn ich versuche dich mit in eine andere Stadt zu nehmen.“, meinte sie dann. Die Blauhaarige blinzelte daraufhin verunsichert.
 

„Wie kommst du denn jetzt auf diesen sentimentalen Mist? Ich soll Spikeford lieben? Dieses Kaff ist eine neonbeleuchtete Müllhalde..“, seufzte die junge Frau und schüttelte mit dem Kopf.
 

„Eine Müllhalde, die du nicht verlassen willst.“, schmunzelte Mary und Leiko knurrte daraufhin kaum hörbar.
 

„Wenn du nur her gekommen bist, um mir Predigten zu halten-“
 

„Nein nein, tut mir Leid.“, lachte die Schwarzhaarige dann und wedelte mit den Armen. „Ich wollte wirklich nur sehen, wie es dir geht. Und.. ich habe dir etwas mitgebracht. Schau mal.“, begann Mary dann und kramte in ihrer Tasche herum, bis sie eine kleine verpackte Bento-Box hervor holte. „Ich habe jemanden kennen gelernt, der super gut kochen kann. Sie hat mir beigebracht, diese .. uhm wie hat sie die genannt.. 'Bento'? … zu machen. Darin ist eine Speise aus Reis, Fleisch und Gemüse und ein wenig Curry habe ich auch über den Reis gemacht! Das schmeckt total lecker!!“, lächelte sie und schob Leiko die Bentobox direkt ins Gesicht.
 

„...“
 

„Nun nimm schon. Oder soll ich das gute Essen zu Nezz bringen?“, zwinkerte sie dann. Leiko seufzte geschlagen und nahm die Box dann entgegen.
 

„Danke.“
 

„Keine Ursache. Ich hoffe es schmeckt dir.“, lächelte Mary und dann meldete sich der Klingelton ihres Rotom-Smartphones. „Oh.. Ich muss los. Ich schau aber nochmal vorbei, wenn ich mit einer privaten Angelegenheit fertig bin ja? Halt die Ohren steif. Bis dann.“, verabschiedete sich Mary mit einer geschwisterlichen Umarmung und stolzierte dann mit ihrem Morpeko die dunklen Straßen entlang. Leiko blickte ihr leicht nach und sah dann auf die Bentobox. Sie war mit einem Phoenix-Pokemon verziert, welches die Blauhaarige noch nie zuvor gesehen hat.
 

„Sie hat also.. jemanden kennen gelernt..“, murmelte sie dann leise und warf die Bentobox achtlos in den Mülleimer. Das konnte sie einfach nicht essen, dazu war sie viel zu stur. Lieber hungerte sie weiter und aß vergammeltes Essen von der Straße, bevor sie sich dazu herab ließ, Mitleid von anderen anzunehmen und sowas zu essen. .. Auch wenn sie die Entscheidung später bereute.
 

Denn zwei Tage später, war der Hunger kaum noch zu ertragen und Leiko suchte die Mülltonne auf, in die sie die Bentobox geworfen hatte. Sie hatte die Hoffnung, noch etwas vom Essen zu finden, da die Mülltonnen relativ selten bis gar nicht geleert wurden. Sie kramte ein wenig im Müll herum, der miefende Gestank störte sie dabei fast gar nicht mehr, so oft wie sie bereits den Müll durchsucht hatte.
 

Nach einer Weile wurde sie fündig und säuberte die Bentobox, als sie hinein schaute und überprüfte, wie der Zustand des Essens darin war. Das Curry war zwar nicht mehr so delikat aussehend, aber für Leikos derzeitigen Stand gut genug. Sie nahm eine großzügige Portion mit der Hand und wollte sie zu ihrem Mund führen, da hörte sie ein Rascheln und Wimmern in der hinteren Ecke. Die Blauhaarige stoppte und zückte ihren eigenen Pokeball. Es war keine Seltenheit, um Essensreste mit anderen Obdachlosen zu kämpfen. Und es würde sie auch nicht wundern, wenn ihr einer dieser Vagabunden gefolgt wäre, um ihr das Essen zu stehlen.
 

Leiko wartete, bis aus dem Müll ein kleines, rot-schwarzes Fuchspokemon trat. Ein Kleptifux. Diese kleinen Streuner waren eine Plage in Spikeford. Denn sie traten meist in kleineren Gruppen auf und stahlen dann Essen von Läden. Sogar Nezz hatte mit den Diebstählen zu kämpfen, die diese kleinen Fuchspokemon zu verantworten hatten. Die Blauhaarige wusste aber besser, als jeder sonst, dass diese kleinen Pokemon auch nur das gleiche taten, wie sie. Überleben.
 

Das Kleptifux schnüffelte um die Mülltonne herum, bis der Geruch des Currys das kleine Wesen näher zu Leiko führte. Obwohl diese Füchse zwar frech, aber überaus scheu waren, trat Kleptifux nah genug an den Menschen heran und blickte interessiert an diese dunkle Masse in ihrer Hand. Leiko folgte dem Blick des Pokemon und seufzte leise. Sie kniete sich zu dem Pokemon und hielt ihre Hand mit dem Essen vor sein Gesicht.
 

Kleptifux blickte auf das Essen und trat vorsichtig näher. Zunächst zögerte es, aber nachdem es noch etwas geschnuppert hatte, futterte es zufrieden jaulend das Essen. Kurz darauf kam auch der Rest des kleinen Rudels, insgesamt 5 Kleptifux umkreisten Leiko schließlich und alle sahen genauso hungrig aus. Leiko nahm die Bentobox und setzte sie in die Mitte der Pokemon. Eigentlich hatte sie nicht geplant, dieses Essen nun zu teilen, aber das Wohl von Pokemon lag schon immer über ihrem eigenen.
 

Während nun ihr eigener Magen knurrte, schaute sie den Pokemon zu, wie sie sich über die Reste der Bentobox hermachten. Die Blauhaarige hasste sich manchmal für ihre Eigenarten, aber auf der anderen Seite bereute sie es nicht. Sie durchsuchte den Müll nach etwas anderen, wurde allerdings nicht fündig. Leiko seufzte frustriert und sank auf die Knie. Die kleinen Pokemon waren mit ihrem Festmahl auch nach wenigen Minuten fertig und jaulten ein kollektives 'Danke' an ihre Wohltäterin, bevor sie sich auf die Suche nach etwas Flüssigem machten.
 

Was die Blauhaarige nicht bemerkte war, dass zwei Menschen sie beobachteten aus einer unscheinbaren Ecke. Einer dieser Menschen war Mary. Der andere war ein schmächtiger junger Mann, mit langen Haaren, die aus weißen und schwarzen Strähnen bestanden und zu drei Schweifartigen Zöpfen gebunden waren.
 

„...“ Der Mann beobachtete sie nur schweigend, bis Mary leise seufzte. „Nun.. Sie hat sich das Leben auf der Straße selbst ausgesucht, Mary. Niemand ist in dieser Welt gezwungen, obdachlos zu sein. Es gibt zahllose Einrichtungen, in die sie gehen könnte..“, murmelte der Mann etwas monoton und blickte zu der Jüngeren.
 

„Ich weiß, Nezz. Aber sie hat ihr gesamtes Leben hier in Spikeford verbracht. Und offenbar ist sie auch viel zu stur, um sich Hilfe zu suchen..“, meinte die Schwarzhaarige leise.
 

„Das ist dann ihr Problem.“, zuckte Nezz mit den Schultern.
 

„Wie kannst du das so trocken sagen? Du bist für diese Stadt als ihr Arenaleiter verantwortlich. Dazu gehört auch dafür zu sorgen, dass die Menschen ein Dach über dem Kopf haben.. Wieso wirfst du nicht einfach diese Team Yell Mitglieder raus, die ihr Heim übernommen haben?“, fragte sie dann.
 

„Warum sollte ich das tun, Mary? Team Yell sind ehrbare Bürger. Niemals würden sie jemanden das Haus wegnehmen. Was auch immer diese Frau behauptet, meine Leute würden das niemals tun.“, wehrte sich Nezz kopfschüttelnd.
 

„Wieso sollte sie mich anlügen? Ich kenne sie..“, argumentierte Mary. Nezz schloss kurz seine Augen.
 

„Du wirst auch noch früh genug lernen, dass Menschen nicht immer die Wahrheit sagen. Und dass du nicht jedem helfen kannst. Vor allem, wenn diese Leute deine Hilfe so deutlich ablehnen. Du solltest nicht mit solchen Leuten abhängen..“, fügte er leise hinzu.
 

„Du siehst sie ganz falsch.. Sie wirkt vielleicht ein wenig schroff und eigensinnig.. Aber sie möchte nur, dass jemand für sie da ist.“
 

„...“
 

„Nezz?“
 

„Wieso ich? Du bist mit ihr befreundet.“, seufzte der Ältere genervt und kratzte sich am Nacken. Mary verdrehte kurz die Augen.
 

„Du sollst sie ja auch nicht bei dir aufnehmen oder so.. Aber die Leute in ihrem Haus mal unter die Lupe nehmen. Tust du das? Für mich?“
 

„...“
 

„...“
 

Nezz seufzte geschlagen. Er konnte seiner Schwester nichts abschlagen.
 

„Dafür schuldest du mir was..“, murmelte er nur, woraufhin Mary kicherte und ihn freudig umarmte.
 

„Natürlich. Vielen Dank!“, nickte Mary erleichtert.
 

Einige Tage später. Die Situation für Leiko nahm keine angenehme Wendung und das Glück schien sie auf gesamter Linie verlassen zu haben. Denn seit sie das letzte Essen den kleinen Fuchspokemon überlassen hatte, fand sie nichts Essbares mehr. Entweder war die Pokemonplage in der letzten Zeit schlimmer geworden oder anderes Gesindel sammelte neuerdings Essen. Was auch immer es war, die Blauhaarige bangte so so sehr um ihr Überleben, wie zu der Zeit als sie aus dem Waisenhaus floh und das alles noch neu für sie war.
 

Mittlerweile hatte sie nicht einmal mehr Kraft, auf den Beinen zu stehen. Vor lauter Hunger knurrte ihr Magen beinahe ununterbrochen und Leiko hielt sich die Hand an den Bauch, um die Schmerzen des leeren Magens zu unterdrücken. Sie wollte aufstehen, um weiter zu ziehen und andere Mülltonnen zu suchen, aber ihre Beine gehorchten ihr nicht mehr. Sie war einfach zu entkräftet.
 

'Das ist wohl das Ende. Tse. Ich habe länger durchgehalten, als ich dachte.', dachte sie sich leise lachend und schloss die Augen. Geräusche von Schritten hallte durch die Dunkelheit und die junge Frau blickte genervt auf. Nur eine einzige Person trug derartig krach machende Hackenschuhe. 'Nezz...'
 

Nezz und einer seiner Bandmitglieder, ein Team Yell Mitglied, hatten gerade Einkäufe getätigt und waren auf dem Weg zurück zur Arena. Allerdings war dies nicht die normale Laufroute vom Supermarkt bis zur Arena, was auch den Team Yell Mitglied verwundert auffiel.
 

„Wir gehen hier doch sonst nie entlang, Nezz. Dieser Gestank wird immer schlimmer. Wir müssen endlich etwas unternehmen, die wilden Pokemon stellen immer mehr an.“, meinte der korpulente Mann mit dem bemalten Gesicht. Nezz hörte ihm schweigend zu und ignorierte seine Worte. Stattdessen fiel sein Blick auf die Blauhaarige Frau, die am Boden saß. Ihr Blick war leicht feindselig und als die beiden Männer nah genug an ihr waren, holte Nezz irgendwas aus der Einkaufstüte und warf es der jungen Frau zu.
 

Leikos Reflexe waren noch genauso präzise wie sonst, denn es waren nur ihre Beine, denen die Kraft fehlte, als sie den Gegenstand, einen Süßapfel, auffing. Sie blickte auf das rote Obst und dann zu Nezz. Kurz darauf fing Nezz den Apfel ebenfalls auf, als dieser zurück geflogen kam.
 

„Ich brauche dein Mitleid nicht.“, knurrte die junge Frau nur. Nezz zuckte mit den Schultern und biss in den Süßapfel, als er unbeeindruckt weiter lief und Leiko zurück ließ.
 

So ging das von nun an täglich. Nezz lief absichtlich an ihr vorbei und warf ihr immer einen Apfel zu, der stets zurück kam und beide Parteien sich die ganze Zeit über nur anschwiegen.
 

Irgendwann warf Nezz erneut einen Apfel zu Leiko und hielt bereits seine Hand in Position, um das Obst aufzufangen, wenn es direkt zurück geflogen kam. Diesmal jedoch behielt Leiko den Apfel, was Nezz nun fragend zu ihr sehen ließ. Die Blauhaarige biss in den Apfel und kaute das erfrischende Fruchtfleisch, bevor sie zu einem blinzelnden Nezz blickte.
 

„Was? Das ist doch, was du wolltest oder? Du wirfst mir den Apfel doch eh jeden Tag zu, auch wenn ich ihn zurück werfe. Also was soll's.“, meinte sie dann und zuckte mit den Schultern. Nezz schwieg erneut, aber als er weiter ging, zierte ein zufriedenes Lächeln seine Lippen.
 

Vielleicht war das der Anfang zu der unterkühlten Leiko durchzudringen.

Prolog Teil 3: Minako's Intro

Leichte Schritte hallten durch den verdunkelten Schlummerwald, Galar. Eine blonde Frau versuchte sich ihren Weg durch das Dickicht zu schlagen und ein weißes Vulpix leistete ihr dabei Gesellschaft. Das kleine Pokemon hatte eine sehr scheue und schüchterne Natur und zitterte die ganze Zeit voller Angst. Das Unbekannte hatte schon immer eine anspannende Wirkung auf das vorbelastete Pokemon. Kein Wunder, wenn man daran dachte, was diese Scheusale von Team Skull in Alola mit ihm angestellt haben mussten.. Daran mochte die Blonde gar nicht mehr denken und holte ihr Smartphone hervor, um die Nummer ihres Bruders zu wählen.
 

„Ja? Minako? Mensch, wir suchen dich schon überall. Wir wollten uns doch am Bahnhof von Brassbury treffen. Hast du dich schon wieder verlaufen?“, seufzte eine männliche Stimme am anderen Ende.
 

„Was heißt hier 'schon wieder'? Entschuldigung, dass ich mir nicht die gesamte grobe Karte von einer neuen Region einpräge, wenn ich das erste Mal hier auf Erkundungstour gehe. Kann ja nicht jeder so ein fotografisches Gedächtnis haben wie unser Herr Professor Mamoru Hinokashi.“, konterte die Blonde im Spaß.
 

„Sehr witzig. Wo bist du?“

 

„Wenn ich das wüsste. Hier ist ein Wald. Ich bin einem kleinen Pokemon gefolgt, dass ich noch nicht kenne. Das war total süß. So ein kleines blaues Wesen, sieht Trasla nicht unähnlich, mit Zöpfen. Das MUSSTE ich haben, darum bin ich ihm nachgelaufen.“, erklärte Minako und beschrieb damit das Pokemon Brimano, die Zwischenform zu dem Pokemon Silembrim, einem Galar Pokemon mit dem Dualtypen Fee und Psycho.

 

„.... Wegen einem 'süßen' Pokemon bist du in einen unbekannten Wald gelaufen?“, seufzte Mamoru und schlug sich die Hand vors Gesicht. Das war einfach so typisch seine Schwester.

 

„Pff. Wenn es ein neues Arkani-Pokemon gewesen wäre, hättest du das gleiche gemacht.“, zuckte Minako mit den Schultern und hörte auf der anderen Seite eine Frauenstimme lachen. „Hallo Aki.“

 

Während sich Minako mit ihrem Bruder unterhielt, bemerkte sie zunächst nicht, dass ein Nebel aufzog. Zunächst war der Nebel noch leicht und durchsichtig, aber schon bald konnte man nicht einmal mehr die eigene Hand vor Augen erkennen.
 

„Verdammt. Wo kommt denn dieser Nebel aufeinmal her? Hallo? Onii-san? Hörst du mich noch? Hallo?“, fragte Minako mehrfach, nachdem sie keine Antwort mehr erhielt. Sie schaute auf ihr Handy und sah dann, wie die Verbindung unterbrochen wurde. „Merkwürdig.“, murmelte sie und versuchte erneut die Verbindung herzustellen. Verbindungsfehler. Die leeren Wifi-Symbole blinkten mysteriös und das machte Minako noch alarmierter als ohnehin schon.

 

Das Vulpix sprang auf ihre Arme, durch den Nebel musste es noch viel ängstlicher geworden sein, als es sich in die Brust ihrer Trainerin kuschelte. Minako drückte das Fuchswesen nah an sich und versuchte es zu beruhigen. „Keine Angst, ich bin da. Wir schaffen das.“, flüsterte sie in einem beruhigenden Ton.

 

Plötzlich raschelte es im Gebüsch neben ihnen und Minako blieb stehen. Sie schluckte und drückte Vulpix noch enger an sich. „Okay.. ruhig bleiben. Das ist.. sicher nur das süße blaue Pokemon von eben.. ganz bestimmt.. ganz be-“, Minakos Mantra starb in ihrer Kehle, als ein großes, wolfsähnliches Pokemon auf sie zulief. Es war größtenteils blau und der Schweif, sowie sein Schulterschmuck und eine lange, Zopfähnliche Fellkette waren in einem rot. Das Tier sah anmutig, aber auch gefährlich aus. Minako wusste von ihrer Erfahrung als Trainer, wann ein wildes Pokemon zu stark ist, um einen Kampf zu riskieren. Da sie außer Vulpix und Primarene keine anderen Pokemon nach Galar mitgenommen hatte, traute sie sich nicht dieses mysteriöse Pokemon herauszufordern. Zumal der Nebel auch viel zu dicht für einen richtigen Kampf war.

 

Die junge Frau wich zurück, als das unbekannte Wolfpokemon näher schritt. Es schien die Situation abzuschätzen, ohne wirklich den Anschein zu erwecken, angreifen zu wollen. Minako wollte nichts riskieren und so drehte sie sich um und versuchte zu fliehen. Vulpix hielt sie dabei mit aller Kraft fest, damit sie es nicht beim Laufen verlor.

 

Allerdings erwies es sich als Fehlentscheidung, bei dichtem Nebel durch einen unbekannten Wald zu laufen. An jeder Ecke stieß sie fast gegen die Bäume und einmal konnte sie die Wurzeln, die sich auf dem Weg befanden, nicht ausweichen und stolperte. In letzter Sekunde konnte sie ihren Körper zur Seite drehen, damit sie Vulpix nicht mit ihrem Körper einquetschte. Allerdings fiel sie dadurch so stark auf ihre Schulter, dass sie schmerzverzerrt aufschreien musste. Vulpix wimmerte hilflos und versuchte ihre Trainerin durch Lecken an ihre Wange zu trösten, als Minako wieder aufstand und weiter rennen wollte. Zu allem Überfluss wurde sie auch noch müde..

 

Es dauerte nicht lange und sie verlor das Bewusstsein, als sie Vulpix losließ und zusammen brach. In dieser unbekannten Fauna mit einem Wolf im Nacken und niemand wusste, wo sie war. War das das Ende?

 

-.-.-.-.-.-.-.-.-.-

 

„Glu?“

 

Minako hatte Kopfschmerzen und ihre Schulter schmerzte stark, als sie die Augen langsam öffnete. Sie kam sich vor, als hätte man sie mit einem Turbodreher durch die Mangel genommen. Über ihr war ein Schatten zu sehen, der sich als Kopf eines Gluraks entpuppte und die junge Frau blinzeln ließ.

 

„Oh? Du bist endlich wach?“, ertönte dann eine männliche, ihr unbekannte Stimme. Minako richtete sich auf, bevor sie bemerkte, dass sie mit etwas zugedeckt war. Eine Decke? Nein. Ein Cape? Es war rot mit einer gelblichen Umrandung und neben dem roten Karomuster waren dort viele verschiedene Symbole, wohl von Firmen aus Galar. Sponsoren vielleicht? Dann blickte sie zum Lagerfeuer. Dort saß ein junger Mann, maximal 1-2 Jahre älter als sie und schenkte ihr ein aufrichtiges und charmantes Lächeln. Seine Iriden waren bernsteinfarben und leuchteten vom Feuer. Sein lilanes Haar wehte galant im Wind und sein geteilter Zackenbart verlieh ihm eine weise und männliche Note. Er trug eine Art Trikot mit einem Schwert und einem Schild, kurze weiße Hosen und eine lange ebenso weiße Leggins darunter.

 

„Was ist passiert?“, wollte die Blonde wissen und hielt ihre Schulter. Die Erinnerungen an das Geschehene waren eher schwammig.
 

„Glurak hat dich gefunden. Und das zur rechten Zeit. Du bist nämlich direkt vor einer Klippe ohnmächtig geworden.“, sprach der Mann und verschränkte die Arme. „Allerdings hat es ein Weilchen gebraucht dich zu retten, denn dein kleiner Beschützer hielt uns zuerst für Feinde.“, schmunzelte der Lilahaarige und deutete dann auf einen weißen Fellball neben dem Mädchen. Es war ihr Vulpix, das wachend neben ihr schlief. Minako blinzelte und blickte auf.
 

„W-Was?“

 

Der Mann schmunzelte. „Es hat dich wirklich heldenhaft schützen wollen, obwohl es total vor Angst gezittert hat.“

 

[Flashback nachdem Mina ohnmächtig wurde]

[Delion's POV]

Glurak überflog die Umgebung, um einen Weg aus dem dichten Wald zu finden. Wenn mein Bruder jemals herausfindet, dass ich mich immer noch im Schlummerwald verlaufe... Ich seufzte und setzte meinen Weg fort durch diesen Nebel. Es war seltsam, das letzte Mal, als so ein Nebel hier war, habe ich nach Hop und Gloria gesucht. Die beiden berichteten von einem seltenen Pokemon. Ob es wohl wieder aufgetaucht war?

 

„Glu-Glurak!“

 

Mein treuer Gefährte machte mich auf etwas aufmerksam. Nahe den Klippen lag eine Person. Hier in diesen Teil des Waldes verirrten sich Menschen nur selten, daher war ich erstaunt, hier jemanden anzutreffen.
 

Glurak und ich traten näher, um die Person zu identifizieren. Es war eine Frau. Gerade als Glurak nur noch wenige Schritte entfernt war, griff uns ein Vulpix an. Aber es sah anders aus, als die, die ich kannte. Es war schneeweiß und sah auch sonst leicht verändert aus. War das ein sogenanntes „Shiny“? So eines habe ich noch nie im Leben gesehen! Es musste der Frau gehören.
 

„Keine Angst, mein Freund. Wir meinen es gut. Wir wollen euch helfen.“, versuchte ich das Pokemon zu beruhigen. Es stellte sich schützend vor seinen Trainer und knurrte uns an. Aber ich erkannte auch, wie ängstlich es war. Es zitterte am gesamten Körper und seine Augen zeigten Verzweiflung und Unsicherheit.

 

Ich beugte mich hinunter, damit ich nicht mehr so groß wirkte und streckte meine Hand leicht aus. „Keine Sorge. Wir sind keine Feinde.“, versuchte ich es erneut, aber das Vulpix bellte und schoss einen Aurorastrahl auf Glurak und mich. Glurak fing die Attacke mit seinem Flügel ab und wollte kontern. „Glurak hör auf! Kein Kampf.“, befahl ich ihm und sah wieder zu dem Vulpix. Gerade als ich überlegen wollte, wie ich dem Pokemon deutlich machen konnte, dass ich nur helfen wollte, schien ihn die Kraft zu verlassen und es brach zusammen. „Das Arme. Wer weiß wie lange es schon so geschwächt war und es hat sich die ganze Zeit auf den Beinen gehalten, um seinen Trainer zu beschützen.“

 

[Flashback Ende]
 

„Dieses Vulpix muss dich sehr lieben.“, fügte der Mann sanf seiner Erzählung hinzu und Minako lächelte dankbar, als sie leicht über den Kopf des Pokemon streichelte.
 

„Ach Vulpix..“, flüsterte sie leise. „Ich heiße übrigens Minako. Und du?“

 

Nun sah der Mann überrascht aus, fast schon geschockt. Oder etwa.. enttäuscht? Dann jedoch musste er wieder Lächeln. „Und ich dachte, ich wäre in Galar der bekannteste Trainer überhaupt.“, meinte er dann, allerdings war sein Ton dabei nicht überheblich. „Also bist du leider kein Fan von mir.“, fügte er im Scherz hinzu.
 

„Hahaha. Tut mir Leid. Aber ich komme nicht aus Galar.“, klärte Minako den jungen Mann auf. „Verrät mir der bekannteste Trainer von Galar nun seinen Namen?“, fragte sie dann selbst ein wenig erheitert, woraufhin der sympathische Fremde sanft auflachen musste.
 

„Mit Vergnügen. Ich heiße Delion.“, stellte er sich nun endlich vor.
 

„Freut mich, dich kennen zu lernen. Und danke für die Rettung.“, erwiderte Minako freundlich.
 

„Keine Ursache. Woher stammst du, wenn mir die Frage gestattet ist?“, fragte Delion nun neugierig.

 

„Natürlich. Aufgewachsen bin ich in Sinnoh. Aber ursprünglich stamme ich aus Amila.“, erklärte die Blonde dann stolz.
 

„Oh, von Amila habe ich schon viel gehört. Ist deine Familie nach Sinnoh gezogen?“
 

„Nein, nein. Das ist eine etwas komplizierte Geschichte und offen gestanden auch etwas zu privat.“, beantwortete sie die Frage mit einem entschuldigenden Lächeln. Delion schien ihre Intention verstanden zu haben und nickte.
 

„Dann werde ich natürlich nicht nachhaken. Aber schön zu sehen, dass es Trainer von so weit entfernt in unser schönes Galar zieht. Aber was machst du denn hier im Wald und warum warst du ohnmächtig?“

 

„Ähm..“, die Blonde kratzte sich blamiert an der Wange. „Ich wollte mich in Brassbury mit meinem Bruder und seiner Verlobten treffen. Dann habe ich dieses mega niedliche Pokemon gesehen und bin ihm blindlinks bis hierhin gefolgt. Irgendwann habe ich es aus den Augen verloren und dann kam dieser dichte Nebel. Da war dieses Pokemon.. Anmutig, groß, blau und rot.. und ich bin davor geflohen, weil ich keine unnötigen Kämpfe führe.. Auf meiner Flucht habe ich mir irgendwann die Schulter verrenkt und bin dann vor Erschöpfung ohnmächtig geworden.“, erklärte sie und seufzte dann frustriert. Oh man, das klang wirklich nach einer Geschichte, die nur einem Anfänger passieren konnte.
 

Delion grinste leicht. „Soso, ein niedliches Pokemon hat dich also in diese Misere gebracht. Nun, du scheinst mir eine sehr fürsorgliche Trainerin zu sein und auch taktisch sehr vorsichtig, wenn du keine Kämpfe gegen Unbekanntes riskierst.“, begann Delion und legte seine Hand in einer Denkerpose unter sein Kinn. „Du erinnnerst mich an mich. Ich bin genauso hingebungsvoll, wenn es um Pokemon geht. Und ich.. äh habe keinen Orientierungssinn. Ich verlaufe mich sogar in Häusern..“, gab er dann lachend zu.
 

„So? Ist das der Grund, warum du hier auch alleine herum läufst? Hast du dich verlaufen? In einem Gebiet, dass dir als bekannter Trainer von Galar, vertraut vorkommen sollte?“, versuchte die Blonde ihn zu necken.
 

„Nun.. zumindest bin ich nicht so tolpatschig, dass ich mich dabei verletze.“
 

„Touche.“

 

Die Stille zwischen den beiden hielt nur sehr kurz, bis Delion erneut das Wort ergriff.
 

„Und welches Pokemon hat dich so fasziniert, dass du in einen dunklen Wald läufst, in dem du dich nicht auskennst?“, fragte er dann, während er zu ihr ging und in einem erste Hilfe Kasten herum suchte. Vermutlich wollte er ihre Schulter verarzten. Minako lächelte und war dankbar, dass sie gerne Schulterfreie Oberteile trug. So musste sie sich dafür nicht einmal ausziehen und Delion kam problemlos an die betroffene Stelle.
 

„Nun, es muss eines aus dieser Region gewesen sein, denn ich kannte es nicht. Es war klein und blau, hatte zwei Zöpfe und einen weißen Körper. Es sieht Trasla beziehungsweise Kirla ein wenig ähnlich..“, meinte die Blonde während Delion sich um ihre Schulter kümmerte und eine professionelle Schiene aus einem Stück Rinde und Verbänden bastelte.
 

„Oh, du meinst sicher ein Brimano. Die gibt es hier im Wald, allerdings ziemlich weit drinnen. Außerdem gelten sie als sehr Menschenscheu, da sie stark auf Emotionen reagieren. Daher wundert es mich, dass du eines weit genug vom Wald entfernt gesehen hast, damit du ihm folgst.“, wunderte sich Delion und blinzelte.
 

„Dann war offenbar gleichzeitig mein Glücks- wie auch Pechtag. Denn es ist mir entwischt.“, schmunzelte die junge Frau und dankte ihm für das Verarzten.
 

„Hast du Hunger? Meine Kochkünste sind zwar bescheiden, aber bisher hatten Glurak und ich noch keine Lebensmittelvergiftung.“, lachte Delion und reichte der jungen Frau einen Teller mit selbstgemachtem Curry. Minako nahm die Speise dankend an und probierte. Delion achtete dabei auf ihre Gesichtszüge und in dem Moment, wo ihr Mundwinkel leicht nach unten ging, lachte er blamiert. „Siehst du?“

 

Minako kicherte leicht und schluckte das etwas zähe Curry herunter. „Nun, es fehlen einige Gewürze, aber es schmeckt immernoch besser, als wenn einer meiner Brüder versucht zu 'kochen'.“, meinte sie dabei und aß den Rest vom Curry. Ganz so schlecht, wie er es angepriesen hatte, war es doch nicht. Delion lächelte und blickte dann zu dem schlafenden Vulpix.
 

„Ich glaube dein kleiner Beschützer wacht auf.“, meinte er und deutete zu Vulpix. Sein kleiner Kopf erhob sich und es bemerkte, dass sein Trainer nicht mehr neben ihm lag.
 

„Vul..!“, rief es vergnügt, als es sah, dass Minako wach war und sprang freudig in die Arme seines Trainers. Minako drückte es liebevoll an sich und hauchte einen kurzen Kuss auf den Kopf des Pokemons.
 

„Da ist ja meine Heldin.“, sprach die Blonde sanftmütig und Delion konnte nicht anders, als zufrieden zu Lächeln, während er die Interaktion zwischen Trainer und Pokemon sah. Es gab wirklich nicht viele Trainer, die ein so inniges und freundschaftliches Verhältnis pflegten, was eigentlich sehr traurig war. Viele betrachteten sie nur als Mittel zum Zweck, als Kampfmarionetten, um berühmt zu werden. Wie es den Pokemon dabei geht, war vielen egal. Aber genau dies wollte der Champ von Galar ändern.

 

„Wenn ihr euch fit genug fühlt, dann können wir ja gemeinsam einen Weg nach draußen suchen.“, schlug Delion dann vor, nachdem Minako ihrem Vulpix einige Pokeriegel aus ihrer Heimat zum fressen gab. Das zähe Curry wollte sie dem armen Tier dann doch nicht antun.

 

„Ja, bin ich. Vulpix sicher auch, oder Kleines?“, fragte Minako und Vulpix erwiderte mit einem enthusiastischen: 'VUUU!', woraufhin beide Trainer lachen mussten und sich auf den Weg machten. Unterwegs hielten sie noch ein wenig Smalltalk, über ihre Weisheiten, wie man sich um Pokemon kümmert, über die Tatsache, dass Minako irgendwann mal in einer Region sesshaft werden wollte, um eine Feen-Arena zu führen, da in Amila dieser Posten bereits vergeben war. Und in den anderen Regionen, die sie bereist hatte. Dabei kam auch das Thema über die seltsame Form ihres Vulpix.
 

„Sag mal. Ist dein Vulpix ein Shiny? Weil ich habe noch nie ein weißes Vulpix gesehen. Auch sein Fell ist ein wenig anders.“, meinte Delion und blickte neben sich. Minako lief neben ihm, während Vulpix es sich auf ihrer gesunden Schulter gemütlich gemacht hatte.
 

„Nein. Aber es kommt aus Alola. Weißt du, die Vulpix in Alola mussten sich über die veränderten Wetterbedingungen anpassen und haben quasi.. ihr Element verändert. Diese Vulpix sind Eis und Fee.“, erklärte Minako und nun machte es auch „Klick“ bei Delion.
 

„Aaaaah, das erklärt warum es mit Aurorastrahl angegriffen hat.“, lachte er dann.
 

„Du hast noch nie eine Alola-Form gesehen?“, fragte Minako dann baff.
 

„Nein, bei uns gibt es eigentlich nie Trainer, die aus Alola kommen.“, meinte Delion nachdenklich. „Ich glaube du bist die Erste, die ich mit einem Alola Pokemon sehe in meiner 10jährigen Trainerlaufbahn.“, fügte er hinzu.
 

Es dauerte noch einige Stunden, bis sie den Ausgang erreichten. Dabei bemerkten die beiden, dass sie sich ziemlich gut verstanden und die Chemie der beiden richtig gut war. Sie lachten viel, versuchten natürlich auch sich nicht wieder zu verlaufen und Minako fühlte sich tatsächlich etwas wehmütig, als sie aus dem Wald heraus war. Denn das hieß, dass sich die Wege von ihr und diesem sympathischen Trainer nun wieder trennten.

 

„Hey! Imouto!“, rief Mamoru, der mit Aki und einem unbekannten jungen Mann bereits vor dem Eingang wartete.

 

„Huh?“, blinzelte Minako und lief zu ihrem Bruder. „Wer ist das denn?“

 

„Das ist Hop. Er wohnt im Dorf und besucht gerade seine Mutter. Wir haben ihn kennen gelernt und er wollte uns helfen, dich zu suchen. Aber wie ich sehe, hast du wieder her gefunden.“, grinste Mamoru schelmisch. Minako kannte dieses Grinsen.
 

„Bruderherz!“, rief Hop und umarmte Delion. Minako blinzelte. Hop war also Delions Bruder? Wenn das mal kein Zufall war. „Also wirklich, hast du dich etwa schon wieder im Schlummerwald verlaufen?“, seufzte der Jüngere und stemmte die Arme an die Hüften.
 

„Du weißt doch, wie schlecht mein Orientierungssinn ist.“, lachte Delion und hob defensiv die Hände.
 

„Wie auch immer. Mutter möchte dich mal wieder sehen, also beweg deinen Hintern zu ihr und sag mal Hallo.“, befahl er dann.

 

„Nun, dann heißt es wohl erst mal Abschied nehmen.“, meinte Delion und wandte sich zu Minako. „Uhm.. Hier, das ist meine Liga-Karte. Ihr könnt alle eine haben.“, meinte er dann etwas verlegen und gab zunächst Mamoru und dann Aki eine Karte. Die letzte gab er Minako und grinste. Die junge Frau sah darauf und blinzelte.
 

„... Champion Delion.. Warte, du bist der Champion von Galar?!“, fragte sie nun total perplex und zeigte auf ihn.
 

„Das beleidigt mich jetzt aber, dass dich das schockiert.“, lachte Delion und zwinkerte sie an.
 

„Nein natürlich nicht. Das macht dich irgendwie sympathisch, dass du so verpeilt bist.“, schmunzelte Minako dann. Gerade als Delion etwas darauf erwidern wollte, wurde er von Hop in die Seite gestoßen.
 

„Hör auf zu flirten und mach dich auf den Weg, Brüderchen.“

 

Delion lachte und wandte sich dann erneut zu der jungen Frau.
 

„Nun, da du jetzt weißt, wer ich bin.. Besteht vielleicht die Chance, dass du doch noch ein Fan von mir wirst?“, fragte er sie leicht neckisch. Minako lächelte.
 

„Bin ich doch schon.“ Ihre Antwort überraschte ihn und durch ihre nächsten Worte wurde er sogar ein wenig rot. „Du bist schließlich mein Retter. Mein Held. Natürlich bin ich dein Fan.“, fügte sie hinzu und zwinkerte ebenfalls.

 

Delion stand nur da, der Mund offen und alles, was er sagen wollte, starb in seiner Kehle. Hop grinste breit und zog seinen Bruder dann hinter sich her.
 

„Vielleicht sieht man sich mal wieder, Leute!“
 

„Bis dann Hop! Und Delion.“, rief Mamoru lachend hinterher, bis er sich grinsend zu seiner Schwester drehte.
 

„Na? Schon eine kleine Romanze hier gefunden?“, neckte er sie.
 

„Rede keinen Unsinn. Ich kenne ihn nicht. Aber er war.. nett.“, meinte die Blonde und sah dann auf sein Autogramm. Unter dem Namen stand in kleiner Schrift: 'Dreh die Karte um'. Minako blinzelte und blickte auf die Rückseite der Karte.

 

….

 

Sie grinste breit und drückte die Karte an sich, als sie sanft auflachen musste.
 

„Was ist los?“, wollte Aki wissen.
 

„Ach nichts.“, schmunzelte Minako und nahm ihr Smartphone, um Delions Privatnummer einzutragen, die er mit einer kleinen Nachricht an die Rückseite geheftet hatte.
 

Er war schon irgendwie ziemlich süß und diese Nummer würde sie mit Sicherheit nicht so schnell löschen.

Kapitel 1: Neue Freunde

Es waren nun zwei Wochen verstrichen, seit Minako Delion kennen gelernt hatte und in diesen zwei Wochen sahen sie sich einmal persönlich wieder, als sie zu Besuch bei Professor Magnolica war, um ihren offiziellen Start durch die Galar Region mit ihrer Familie zu beginnen. Dort lernte sie neben der älteren Dame auch deren Enkeltochter Sania kennen und auch Hop, den jüngeren Bruder von Delion. Damals im Schlummerwald hatte sie ihn nur kurz gesehen, aber beim Wiedersehen im Labor konnten sich die beiden richtig kennen lernen.
 

Derzeit war Mamoru unterwegs mit Präsident Rose, dem er eine neuentwickelte Technologie vorführen wollte, die es ermöglichte, Menschen über eine sehr lange Distanz zu teleportieren. Dieses Verfahren sollte umweltschonend und preislich erschwinglich sein, weswegen der angehende Professor sogar seinen Vater Professor Hinokashi aus Amila nach Galar eingeladen hatte, um Rose als finanziellen Sponsor zu gewinnen. Schließlich sorgte sich Rose ebenso um die Umwelt und Energieversorgung und mit diesen Argumenten wollte Mamoru mit seiner Erfindung überzeugen.
 

Minako hingegen war gerade mit Sania in Claw City. Diese Stadt war bekannt dafür, dass dort die Mythologie zur Entstehung von der Galar Region durch zwei unbekannte Könige seinen Ursprung hat. Jeder Geschichtsschreiber besucht das alte „Schloss“ in Claw City für seine Recherche und natürlich war auch die Blondine interessiert mehr über diese Region in Erfahrung zu bringen.
 

„Und hier siehst du ein weiteres Mosaik. Es zeigt ein Schwert und ein Schild. Das sollen die Waffen gewesen sein, mit dem die Könige dieses Land vor einem Unheil bewahrten. Leider konnte ich noch nicht alle kryptischen Zeichen entschlüsseln, aber ich glaube, das Unheil hatte etwas mit Dynamaxing zu tun..“, erklärte Sania und verschränkte die Arme nachdenklich.
 

„Wie kommst du darauf?“, wollte Minako wissen und sah das Mosaik eine Weile an. Sie konnte sich gar keinen Reim auf das alles machen.
 

„Das rote Licht, vor dem die Könige stehen.. Das könnte doch durchaus eine Dynamax-Lichtsäule sein, meinst du nicht auch?“, überlegte die Orangehaarige dann.
 

„Mhm. Ich habe davon schon gehört, aber offen gestanden habe ich noch keine dieser Lichtsäulen in natura gesehen, also.. keine Ahnung.“, antwortete die Blonde dann.
 

„Nicht? Oh, das lässt sich leicht ändern. Die Naturzone grenzt an dieser Stadt. Wir können Roy bitten, dir eine kleine Vorführung in einem wilden Dynamaxkampf zu geben.“
 

„Roy?“
 

„Der Arenaleiter dieser Stadt. Und ein Freund aus Kindertagen von Delion und mir.“, meinte Sania und sah Minako kurzzeitig versteifen. „..Alles in Ordnung?“, wollte sie wissen und blinzelte perplex.
 

„Huh? Ja, natürlich..!! Haha. Ich wusste gar nicht, dass du Delion so gut kennst.“, schmunzelte die Blondine und winkte ab. „Und.. Roy, Delion und du.. ihr wart richtig gute Freunde?“, fragte sie dann. Sania blinzelte noch mehr und legte den Kopf leicht schief.
 

„Err... wir sind immer noch gute Freunde?“, meinte sie dann und bemerkte, wie Minako doch ein wenig angespannt wurde.
 

„Und.. ist da.. irgendwie auch mehr zwischen euch? Also.. ich meine.. uhm.. Freund-Freundin mäßig..?“, fragte die Blonde dann.
 

„Nein, Roy und ich sind kein Liebespaar.“, lachte Sania dann und Minako seufzte leise, da sie Roy gar nicht damit meinte. Nun machte es bei der Assistenzprofessorin plötzlich 'Klick' „Oh. Nein zwischen Delion und mir läuft auch absolut nichts, falls dich das so beunruhigt.“, kicherte sie dann und zwinkerte.
 

„Uh.. Uhm wieso sollte mich das beunruhigen? Haha. Ich kenne ihn doch erst seit zwei Wochen.“
 

„Und warum wirst du dann so rot?“
 

„Werde ich gar nicht..!“
 

„...“
 

Sania schüttelte erheitert den Kopf und räusperte sich. „Nein, wirklich jetzt. Delion und ich sind nur Freunde. Nicht mehr und nicht weniger. Ich habe kein romantisches Interesse an ihm. Und er hat keines an mir.“, versicherte sie ihr dann.
 

„...“
 

Minako wollte es nicht zugeben, aber diese Bestätigung beruhigte sie nun doch ein wenig und sie hätte sich dafür ohrfeigen können, dass sie so empfand..
 

Nachdem das also geklärt war, suchten die beiden die Arena auf, um Roy zu finden. Dabei fanden sie auch die jungen Trainertalente, die Roy in seiner Arena ausbildete. Sie trainierten gerade mit ihren Drachen-Pokemon auf dem Platz und dabei sahen sie so motiviert und glücklich aus. Von dem Arenaleiter jedoch schien jegliche Spur zu fehlen, was Sania etwas überraschte.
 

„Warte hier, ich seh mich mal in der Arena um. Vermutlich sitzt er wieder irgendwo faul herum und spielt auf seinem Smartphone..“, seufzte die Orangehaarige und Minako lachte unsicher.
 

„Wie ist so jemand Arenaleiter geworden?“
 

„Indem er im finalen Cup damals gegen Delion verloren hat. Er ist Zweiter geworden und verteidigt diesen Platz auch seit 10 Jahren eisern beim Versuch Delion den Champion Titel abzunehmen.“, erklärte Sania und entschuldigte sich dann, um Minako dort stehen zu lassen und sich nach dem Müßiggänger umzuschauen. Nur da oben auf der Tribüne rum zu stehen, langweilte die Blonde jedoch nach einigen Minuten und so entschied sie sich, auf eigene Faust die Arena zu erkunden. Gegen die Trainertalente der letzten Arena in der Galar Challenge anzutreten, wäre sicherlich eine aufregende Erfahrung. Sie selbst machte an dieser Challenge zwar nicht mit, aber Kämpfe scheute sie definitiv nicht.
 

Sie lief ein wenig die Gänge und Räume ab, schaute interessiert den Trainern beim Kampf und der Aufzucht ihrer Drachen zu und sie lernte sogar ein wenig über Katapuldra, ein Drachenpokemon aus dieser Region. Und welches, laut den Angaben des Infozettels über der lebensgroßen Statue im 'Geschenkeshop' der Arena, auch ein Teampokemon von Delion war. Weshalb eine Arena überhaupt einen Geschenkeschop brauchte, hinterfragte die Blonde mal lieber nicht. Dieser Roy schien ein sehr schräger Vogel zu sein, aber vielleicht machte gerade das ihn sympathisch?
 

Gerade als die junge Frau wieder zurück zur Tribüne gehen wollte und den Geschenkshop verließ, sah sie ein Beinlängengroßes, grünes Wesen vorbei huschen. Es sah aus wie ein.. Sharfax? Die erste Weiterentwicklung des Pokemons Milza, bemerkte sie, bevor eine weibliche Stimme ihre Aufmerksamkeit erregte.
 

„Aaaaah nicht schon wieder in den Shop laufen! Roy wird sauer werden..! He Sie da vorne, können Sie mir bitte helfen, dieses Pokemon einzufangen?“, rief eine rothaarige junge Frau, ca 17 – 19 Jahre alt. Sie wedelte panisch mit den Händen und stolperte beim Rennen über einen ihrer offenen Schnürsenkel. Dadurch fiel sie auf ihren Hintern und seufzte genervt auf. „Auch das noch..!“, murrte sie und zog einen kleinen Schmollmund. Minako blinzelte und sah das Scharfax, wie es neugierig an einem der Souvenirs, eine Drapfel-Spieluhr, schnupperte und es in die Hand nahm. „Neeeein, leg das zurück! Das ist zerbrechlich!!! Argh, wieso gehorcht es nicht?“, rief die rothaarige Frau frustriert und wuschelte sich genervt selbst durch die Haare, als würde sie sie ausreißen wollen.
 

Die blonde Frau lächelte und lief dann zu Scharfax, um ihm die Spieluhr sanft aus den Klauen zu nehmen und das Pokemon über dem Kopf zu streicheln. „Na, na. Das gehört dir aber nicht.“, tadelte sie und die rothaarige Frau nutzte den Moment, um zu ihr zu rennen und das Scharfax in die Arme zu ziehen.
 

„Hab ich dich, du Ausreißer!!! Vielen Dank, für Ihre Hilfe.“, bedankte sich die Rothaarige dann erleichtert.
 

„Ach was, ich habe eigentlich gar nichts gemacht. Und kein Grund für Formalitäten. Wir sind ungefähr im selben Alter.“, winkte sie dann ab. „Sag ruhig 'du' zu mir. Ich heiße Minako.“, stellte sich die Blonde vor und reichte der Unbekannten die Hand zum Gruße. Die Fremde lächelte breit und versuchte Sharfax nun zwischen ihren Armen zu justieren, um diese Geste anzunehmen und ihre Hand zu schütteln.
 

„Taiko! Und der kleine Frechdachs hier ist ein Pokemon von Roy, dem Arenaleiter. Aber er hat es heute mir anvertraut, damit ich lerne, wie man Drachenpokemon zähmt.“, erklärte Taiko dann.
 

„...Klappt wohl nicht so gut, hm?“, schmunzelte die Blonde und Taiko blinzelte, bevor Minako mit dem Finger auf Taikos Bauchgegend deutete. Die Rothaarige sah hinunter und nun sah sie auch, dass sich das Drachenpokemon schon wieder selbstständig gemacht hatte und geradewegs aus der Arena laufen wollte.
 

„NEEEEEEEEEIN!“, rief Taiko und rannte dem Pokemon nach, aber dann öffnete sich die Tür plötzlich und Taiko fiel in die starken Arme eines braungebrannten Mannes. Minako blinzelte und musterte den Mann. Er trug ein orange-rotes Stirnband, welches seine Haare bis auf einen dunklen Zopf verdeckte. Dazu trug er teilweise das Trikot der Drachentrainer der Arena und darüber ein dickes Sweatshirt, welches entfernt an einen Drachen erinnerte. Er sah grinsend hinunter zu der Rothaarigen, deren Nase jetzt in seiner Brust vergraben war. Ein spitzer fangzahnähnlicher Zahn ragte aus diesem Grinsen und er haute der Jüngeren erheitert auf den Rücken.
 

„Ich dachte eigentlich, du trainierst das Sharfax und nicht umgedreht.“, neckte er sie und als Taiko schmollend aufsah, zwickte er sie in beide Wangen und zog sie leicht auseinander, so als ob er gerade mit einem Kind sprach.
 

„Lass das, Roy..“
 

Ah, das war also dieser Roy. Minako schmunzelte, denn genau so hatte sie ihn sich auch vorgestellt nach Sanias Erzählungen. Roy lachte und blickte dann auf die Blonde. „Eine Freundin von dir?“, wollte er dann wissen.
 

„Uh.. könnte man fast schon sagen.“, lachte Taiko, was Minako nun blinzeln ließ.
 

„Uhm nicht wirklich. Wir haben uns eben erst kennen gelernt, weil mir das Sharfax fast in die Arme gelaufen ist.“, stellte sie dann klar.
 

„Gut, dann haben wir uns kennen gelernt. Aber ich freunde mich grundsätzlich mit allen an, die ich kennen lerne! Das also schon mal zur Warnung.“, zwinkerte Taiko und Minako lächelte. Das war wirklich ein extrem quirliges Mädchen. Durch und durch sympathisch und eine nette Abwechslung zu der anderen Rothaarigen, die sie kannte.. Nicht, dass sie Aki nicht schätzte, aber sie war ihr manchmal doch ein wenig zu ernst und erwachsen für den Schabernack, den ihr Bruder und sie gerne ausheckten. Bei Taiko hatte sie das Gefühl, dass sie eine massive Stimmungskanone war.
 

„Alles klar. Ich habe dagegen keine Einwände.“, lachte Minako dann und Roy grinste breiter, als er ganz nebenbei das Sharfax in den Pokeball zurück holte.
 

„Nun, dann möchte ich mich auch mal ganz offiziell vorstellen. Ich heiße Roy und ich bin der Arenaleiter der Claw-City Arena.“, zwinkerte er dann, was Minako schon leicht an Flirten erinnerte.
 

„Errr..“
 

Taiko haute ihm leicht in die Seite und wandte sich dann zu ihrer neuen selbsternannten Freundin.
 

„Roy ist ein verspielter Idiot. Wenn er dir schöne Augen macht, nimm es einfach nicht ernst. Denn er meint es nie ernst.“, warnte sie dann. Roy verzog den Mundwinkel und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
 

„Du brauchst nicht eifersüchtig werden, Taiko. Du weißt doch, dass du mein Mädchen Nummer 1 bist.“, sprach er dann neckisch, worauf ein Schuh in seine Richtung geflogen kam. Taikos hochroter Kopf zeigte Wut und Scham und sie humpelte zu ihm, um ihren Schuh wieder aufzuheben.
 

„Vollidiot.“, meinte sie dabei und Minako hatte kurz Bedenken, bis sie sah, dass sich beide anlachten. Das beruhigte sie. Dann war das doch nur beidseitiges Necken. Die beiden schienen wirklich eng miteinander zu sein, dachte sie dann schmunzelnd.
 

Sania war dann auch endlich wieder da und Roy durfte sich einen Vortrag über die Verpflichtungen eines Arenaleiters anhören, weil offenbar niemand in der Arena wusste, dass der Drachenzähmer einfach mal eben stundenlang absent war, weil er ein – Zitat von Roy: wichtiges Event von einem seiner Handyspiele machen musste, bei dem man an verschiedenen Orten von Claw City versteckte Hinweise finden musste. (Sowas wie eine Mischung aus Pokemon GO und dem Harry Potter Handygame, die reale Standorte verwenden)
 

Danach erklärte er sich natürlich liebend gerne bereit dazu, der blondhaarigen Trainerin einen Dynamax-Raid Kampf in der Naturzone zu zeigen. Wenn die Naturzone nicht aufgrund eines starken Sturmes teilweise gesperrt geworden wäre. Nun, dann musste das verschoben werden. Minako nutzte die Zeit, mit Sania und auch mit Taikos Hilfe, mehr über die Geschichte von Galar zu lernen und dabei lernten sich die beiden Frauen auch besser kennen.
 

„Du stammst also aus Johto? Und deine Mutter arbeitet in Ho-Ohs Tempel in Teak City? Dann hast du sicherlich auch eine Evoli Entwicklung oder?“, wollte die Blonde interessiert wissen, als Sania und Roy ein paar Bücher aus der Bibliothek holten.
 

„Ja genau. Ich sollte da auch mal als Geisha anfangen, aber.. Das war einfach nicht meins. Ich brauche Action. Darum bin ich hier nach Galar gekommen. Weißt du, meine Familie hat vor 10 Jahren Urlaub hier gemacht und da hat mich Roy in der Naturzone gerettet. Seitdem hatten wir Kontakt und als ich endlich alt genug war, auf Reisen zu gehen, bin ich sofort hierher gekommen! .. Nun, fast sofort. Haha. Ich bin mit 14 hergekommen, nachdem ich meine Reise in Johto gemacht habe. Mutter meinte, ich solle erst einmal meine Heimatregion richtig kennen lernen, bevor ich in fremde Regionen aufbreche.“
 

„Und du hast 4 Jahre dafür gebraucht?“, stutzte die Blonde schmunzelnd.
 

„... Abzüglich 2 Jahre heimliche Ausflüge nach Galar, um mit Roy abzuhängen. Ja.“, murmelte Taiko und stupste ihre Zeigefinger aneinander. Minako musste daraufhin sanft auflachen.
 

„Wow und da seid ihr noch nicht verheiratet, nach den ganzen Treffen und gegenseitigen Necken?“, fragte sie. Taiko wurde knallrot im Gesicht und gestikulierte panisch mit den Händen.
 

„Häääääh? Wieso verheiratet? Also.. wir sind doch kein Paar..“, wehrte sich der Wildfang energisch. Die Blonde schmunzelte breiter.
 

„Ihr steht doch aufeinander. Das sieht doch ein Blinder. Ich habe Roy beobachtet, als du in seine Arme gelaufen bist. Dieser affektierte Blick, den er dir zugeworfen hat. Er würde es vermutlich nie zugeben. Und du hast auch tierische Schmetterlinge im Bauch, wenn er dabei ist.“, stellte sie fest.
 

„Ahahaha, du hast ja eine blühende Fantasie. Roy und ich sind nur Freunde. Als würde ich so einen Idioten als Freund haben wollen würde! Der ist doch immer nur an seinem Handy. Und er hat absolut kein Verantwortungsbewusstsein. Er lässt die Trainer ständig unter meiner Aufsicht und verschwindet dann stundenlang..“, seufzte die Rothaarige.
 

„Aber heißt das nicht, wieviel Vertrauen er in dich hat, wenn er dir seine Schüler anvertraut?“, fragte die Blonde dann. Taiko blinzelte und verschränkte die Arme.
 

„So habe ich das noch gar nicht betrachtet.. Aber.. er wälzt immer die Arbeit auf andere ab. Und amüsiert sich dann in irgendwelchen Nachtclubs.. Vermutlich schleppt er dabei auch jede dahergelaufene Tussi ab..“, meinte die Rothaarige zähneknirschend und ballte ihre Hand zur Faust. Minako lächelte.
 

„Ich kenne Roy noch nicht so gut und dich natürlich auch nicht, aber.. Ich denke nicht, dass er so einer ist, der durch die Betten hüpft. Sicherlich, er hat einen gewissen.. Charme an sich und er scheint auch gerne zu Flirten, aber.. Mhm nein, sowas würde ich ihm nicht zutrauen. Meine Menschenkenntnis hat mich da noch nie enttäuscht.“, versicherte die Blonde ihr.
 

„Meinst du?“, fragte Taiko und ihr Gesicht zeigte Spuren von Erleichterung. Nun musste die Blonde wieder kichern.
 

„Und jetzt hast du dich definitiv verraten. Du bist.. total verliebt in Roy.“
 

„Bin ich nicht..“
 

„Wer ist in wen verliebt?“, fragte eine Männerstimme hinter den Frauen und Taiko zuckte zusammen, denn es war die Stimme von Roy. Die beiden Frauen drehten sich um und erblickten den Drachenleiter mit einem Berg von Büchern auf dem Arm. Neben ihm stand Sania, die auch einige Bücher trug und die beiden Frauen neugierig musterte.
 

„Äh. Minako ist in … äh.. den Flegmonmann* aus der neuen Sitcom verknallt.“, erfand Taiko schnell und sah wie die Gesichtszüge der Blonden entgleisten. Roy blinzelte und bekam daraufhin einen Lachanfall, der dafür sorgte, dass er die Bücher fallen ließ.
 

„Nicht dein Ernst! Dieser Typ ist so ein Troll. Der rennt in einem Flegmonkostüm herum und wirkt total zurück geblieben.“, lachte Roy und bekam von Sania mit einem Buch eine Kopfnuss, weil er die Bücher hat fallen lassen.
 

„Err.. Das war auch nur ein Witz von ihr. Wir haben eigentlich eher darüber geredet, dass Hop sich ziemlich gut mit seiner Nachbarin Gloria versteht. Und wir das Gefühl haben, dass sie ineinander verliebt sind.“, sprach sie dann und sah Taiko dankbar lächeln. Sie hätte ihre rothaarige neue Bekanntschaft ja auch in die Pfanne hauen können, gerade nach dieser Sache mit dem Flegmonmann..
 

„Achso? Ja gut, die beiden sind schon niedlich zusammen. Aber für meinen Geschmack noch ein wenig zu jung für eine ernsthafte Beziehung.“, überlegte Roy.
 

„Definiere 'ernsthafte Beziehung'.“, mischte sich nun Sania ein und Roy sah sie daraufhin mit einem leichten Grinsen an.
 

„Sex.“
 

„...“
 

Minako räusperte sich errötet und auch Taiko schien die Direktheit ihres Schwarms ein wenig in Verlegenheit zu bringen.
 

„Sex ist doch nicht das Wichtigste in einer Beziehung. In dem Alter ist es durchaus normal, schon den ersten Freund oder die erste Freundin zu haben. Außer Küssen und Händchen halten passiert halt noch nichts.“, überlegte Minako dann.
 

„Wie langweilig.“, meinte Roy daraufhin nur und verschränkte die Arme hinter dem Rücken.
 

„Hattest du überhaupt schon mal eine feste Beziehung, Roy? Soweit ich weiß, lässt dich doch jede Frau abblitzen wegen deinen plumpen Anmachsprüchen..“, seufzte Sania kopfschüttelnd. Roy sah zu ihr und wirkte kurz beleidigt.
 

„Hey, die sind nicht plump! Meine Anmachsprüche sind Top.“, wehrte sich der Dunkelhäutige dann.
 

„Achja? Dann lass mal einen hören.“, schlug Minako dann vor und lächelte. Zugegeben, diese Galar Bekanntschaften waren teilweise schon echt verrückte Leute, aber genau sowas liebte sie. Sie hatte das Gefühl, dass sie mit diesen Menschen noch sehr gut befreundet wurde..
 

„Gibt es hier in der Stadt noch andere Sehenswürdigkeiten außer dir?“, grinste Roy daraufhin mit einem sexy zwinkern und einer Fingerpistolengeste.
 

„...Ernsthaft?“
 

„Warte, ich hab noch einen! Als Gott dich schuf, wollte er sicher angeben.“, versuchte Roy es ein weiteres Mal. Aber alles, was als Reaktion der drei Frauen kam, war ein gemeinsames Kichern.
 

„Oh Gott, die Sprüche sind so schlecht. Hahaha, solche hat mein kleiner Bruder Kaito auch drauf.“, kicherte Minako und schüttelte erheitert den Kopf. Sania lachte ebenfalls mit und auch Taiko schmunzelte, aber man merkte ihr auch leichtes Unbehagen über das Thema an.
 

„Okay okay. Das war wirklich schlecht. Aber vielleicht warte ich mit den richtig guten Sprüchen ja auf die Richtige.“, konterte Roy dann und sah leicht zur Seite. Die Frauen hörten auf zu Lachen und sahen ihn dann verwundert an.
 

„Das klang ja schon fast gar nicht nach dir.“, stellte Sania fest.
 

„Können wir einfach das Thema wechseln?“, seufzte Taiko dann leicht genervt.
 

„Entschuldigung.“, schmunzelte Minako und half Sania dann dabei die Bücher aufzuheben, die Roy fallen gelassen hatte.
 

Gemeinsam setzten sie sich dann in einem gemütlichen Cafe in eine Sitzecke und Minako ließ sich von den Dreien ein wenig über die Geschichte Galars aufklären. Zumindest was einigermaßen bekannt war.
 

Die junge Blonde war sehr neugierig und wissbegierig über die Geschichte Galars. Diese Region gefiel ihr von Mal zu Mal immer mehr und sie konnte gar nicht mal genau sagen, weswegen. Doch irgendwann erregte ein leichter Tumult draußen vor dem Cafe ihre Aufmerksamkeit. Es schien als sei dort ein großes Fernseh-Team versammelt und die Blitzlichter zuckten durch die Fenster des Cafes wie ein Gewitter.
 

Sania hörte auf zu erörtern und folgte dem Blick der jungen Blonden zum Fenster.
 

„Oh, das ist nur ein Interview mit Delion. Ich habe eben meine Nachrichten App gecheckt und es scheint, als habe er im Alleingang ein außer Kontrolle geratenes Gigantamax-Riffex aufgehalten. Was beachtlich ist, denn Riffex ist mit seinem Giga-Voltschlag schon ein ernster Gegner gegen Glurak.“, erklärte die Orangehaarige.
 

„So viele Reporter und so viel Hektik? Delion hat es sicher nicht leicht.. Er kann doch sicher nirgendwo hingehen, ohne umringt von neugierigen Fans oder Journalisten zu sein.“, meinte die junge Blonde leise.
 

„Ja, das sind die Schattenseiten seines Titels. Aber keine Sorge, Delion genießt dieses Scheinwerferlicht, was da auf ihn fällt. Er genießt den Ruhm und die vielen öffentlichen Auftritte.“, meinte Roy nun. Er kannte seinen Rivalen und besten Freund immerhin gut genug mittlerweile. Minako schwieg daraufhin und stand auf, um zum Fenster zu laufen und so einen besseren Blick auf den Mann im Mittelpunkt dieses Interviews werfen zu können. Ihr Blick wurde leicht besorgt, denn obwohl Delion sein übliches Lächeln aufgesetzt hatte, wirkte er ziemlich fertig. Er wirkte recht blass, trotz seiner dunkleren Hautfarbe und es schien als hätte er in der letzten Zeit kaum geschlafen. Zumindest konnte sie seine dunklen Augenringe bis zu ihrem Platz sehen. Bei der Gelegenheit erinnerte sie sich auch daran, dass seine letzte Nachricht schon ein paar Tage her war mit der Entschuldigung, er habe so viel zu tun und wüsste momentan nicht so recht, wo ihm der Kopf stand. Zunächst hielt sie es für eine Ausrede nicht Antworten zu müssen, aber jetzt wo sie ihn sah, war er wohl wirklich momentan überfordert.
 

Die Blonde wurde aus den Gedanken gerissen, als sie eine Hand auf ihrer Schulter bemerkte. Sie blinzelte und blickte neben sich, als sie in Taikos leicht grinsendes Gesicht sah.
 

„Scheint als würde dir unser Champion sehr wichtig sein. Du machst dir Sorgen um seine Gesundheit, oder?“, fragte die Rothaarige schelmisch. Minako wusste weswegen. Nun war Taikos Chance zurück zu schlagen, für die Sache mit Roy. Denn die Blonde müsste lügen, wenn sie nicht doch ein wenig viel an den gutaussehenden Lilahaarigen dachte, seit sie sich kennen gelernt hatten..
 

„Ach was. Aber ich bin etwas müde. Lass uns morgen mit der Geschichtsstunde weiter machen. Mein Bruder vermisst mich übrigens sicher auch schon. Er wollte nach dem Termin mit Rose im Hotel auf mich warten, um mir zu berichten, wie das Gespräch verlaufen ist. Es war jedenfalls sehr nett eure Bekanntschaft gemacht zu haben, Taiko und auch Roy. Ich habe das Gefühl, dass wir uns noch einige Male begegnen werden.“, lächelte die junge Blonde und verbeugte sich dann höflich als Abschied. Taiko grinste und gab ihr ein Daumen nach oben.
 

„Darauf kannst du wetten! Komm gut ins Hotel. Nicht, dass es hier in der Stadt unsicher ist, aber wenn es dunkel wird, könnten schon seltsame Gestalten draußen herum laufen.“, warnte die Rothaarige dann.
 

„Na klar, ich pass schon auf. Ich hab dir meine Nummer jedenfalls da gelassen Taiko. Ruf mich einfach an. Wir sehen uns! Und danke für die Einblicke in die Geschichte Galars. Wirklich interessant.“ Mit diesen Worten verabschiedete sie sich von ihren neuen Freunden.
 

„Mhm, ich frage mich, warum sie uns gerade belogen hat.“, begann Sania, nachdem Minako das Cafe verlassen hatte.
 

„Huh?“ Roy und Taiko blickten fragend zu der Orangehaarigen. Sania verschränkte die Arme daraufhin.
 

„Ihr Bruder ist mit Rose auf einer längeren Konferenz in Amila. Das hat mir Großmutter erzählt, sie kennt ja jeden Professor recht gut, also auch Minakos Vater. Und das heißt, dass ihr Bruder sie gar nicht erwartet, versteht ihr? Warum hat sie das wohl gesagt?“, überlegte sie dann.
 

„Mhmm.. Roy hat sie mit seiner Dummheit vergrault.“, meinte Taiko dann neckisch und Roy nahm sie daraufhin spielerisch in den Schwitzkasten.
 

„Wohl eher du mit deiner Aufdringlichkeit!“, konterte er und die beiden lachten, während sie ein wenig rangelten. Sania beobachtete sie nur seufzend und sah dann nach draußen, wo Delion noch von Reportern befragt wurde.
 

„Ist .. er der Grund?“
 

Fortsetzung folgt...
 

*Flegmonmann = Eine Anlehnung an den Flegmonmann aus der japanischen Pokemon Sunday Infoserie. Das war ein Typ im Flegmon Anzug, der humoristische Einlagen und Slapstick Humor hatte.

Kapitel 2: Minako's Vergangenheit & ein kleiner Urlaubsausflug

Minako fühlte sich einerseits wirklich mies, ihre neuen Freunde belogen zu haben. Aber nachdem Taiko schon beinahe zu viel spekuliert hatte, was die Gefühle der Blondhaarigen zu dem galarischen Champion angingen, musste sie dafür sorgen, dass nicht noch mehr Gerüchte dadurch entstanden.
 

Denn sie hatte tatsächlich etwas anderes vor, als zurück zum Hotel zu gehen. Ihr Bruder war wirklich in Amila, zusammen mit Präsident Rose, seiner Assistentin und dem Vater der Hinokashi Geschwister. Der Grund, weswegen sie so schnell das Cafe verlassen hatte, war Delion. Er sah wirklich nicht sehr gesund aus und auch wenn Roy versuchte, es herunter zu reden, die Blonde war davon überzeugt, dass Delion manchmal überfordert war, überall im Rampenlicht zu stehen und so gefragt zu sein.
 

Sie lief um die Ecke des Cafes, wo sich die ganzen Reporter um Delion versammelt hatten und ihn mit Fragen durchlöcherten. Minako war nah genug, um ein wenig mit anzuhören.
 

„Unschlagbarer Champion, das war wirklich eine Meisterleistung! Ein Gigantamax-Riffex zu besiegen, obwohl Glurak komplett im Nachteil war! Wie haben Sie das nur geschafft?“
 

„Ahahahaha...ha.. Wie ich es Ihrem Vorgänger.. und denen davor auch schon erklärt habe, Pokemon Typen sind kein Garant für einen Sieg! Glurak und ich wussten um unseren Nachteil und haben ihn lediglich mit Taktik ausgemerzt! Nichts weiter. Riffex war sehr stark!“, lachte Delion und kratzte sich blamiert am Hinterkopf. Wer weiß wie oft er diese und ähnliche Fragen heute schon beantworten durfte..
 

„Champion! Erlauben Sie uns noch ein paar Schnappschüsse am Ort des Geschehens! Führen Sie uns bitte zu dem Ort, an dem Sie Riffex bezwungen haben!“, meinte dann einer der Journalisten. Minako schüttelte nur leicht den Kopf über soviel Frechheit und Aufdringlichkeit dieser Presseleute.. Delion schien außerdem in Erklärungsnot zu sein. Man merkte ihm an, dass ihm dieses Interview zunehmend unangenehmer wurde.
 

„Also.. uhm..“
 

Sie musste einschreiten.
 

„Das geht leider nicht.“, begann die junge Frau und trat aus der Gasse hervor. Die Reporter wandten sich zu der blonden Frau. Delion erkannte sie und blinzelte leicht perplex.
 

„Und warum geht das nicht?“, wollte einer der Reporter wissen und beäugte die junge Frau misstrauisch.
 

„Weil die Riffex gerade in der Brut- und Aufzuchtzeit ihrer Jungtiere sind. Genau deswegen kam es auch zu dem Unfall mit dem Gigantamax. Das Riffex hat lediglich seine Jungen geschützt. Ist es nicht so, Champion?“, fragte die junge Frau und zwinkerte ihm zu. Delion blickte sie zunächst komplett überrumpelt an, bevor er sich räusperte.
 

„U-Uhm ja, ich bin versehentlich in ein Riffex-Nest gefallen und da muss das Muttertier mich wohl für eine Gefahr gehalten haben! Wir- Wir sollten sie in Ruhe lassen!“, nickte er dann. Nun, da Delion es sogar noch bestätigte, glaubten die Journalisten den Beiden.
 

„Nun gut, dann geht das natürlich nicht. Aber wir haben trotzdem noch einige Fragen an-“
 

„Auch da muss ich Sie enttäuschen meine Herren.“, intervenierte die Blonde direkt und kämpfte sich den Weg durch die Menschenmasse, bis sie Delion erreicht hatte und seinen Arm packte. „Aber unser Champion hat noch einen sehr wichtigen Termin, bei dem er wegen Ihnen schon viel zu spät dran ist.“
 

„Wer sind Sie denn eigentlich?“, wollte schließlich einer der Männer wissen.
 

„Ich bin die Tochter des Geschäftsführers von Aerial Industries, der größten wirtschaftlichen Firma von Amila. Und der Geschäftsführer möchte Delion umgehend sprechen. Und durch Ihr unkooperatives Verhalten bringen Sie ihn nur in Schwierigkeiten. Also entschuldigen Sie uns jetzt bitte.“, meinte die Blonde dann und zog Delion einfach eiskalt an den Reportern und Schaulustigen vorbei.
 

„Halt, warten Sie. Aerial Industries hat geschäftliches Interesse an Champion Delion? Das möchten wir genauer wissen!“, rief einer nach, aber Minako begann schon mit Delion loszurennen.
 

„Tut mir echt Leid, meine Herren. Aber noch ist es vertraulich zwischen Delion und Aerial! Wir sind nicht befugt, weitere Auskünfte zu geben!“, rief sie noch, bevor sie Delion irgendwann losließ, nachdem sie sich sicher war, dass die Männer sie nicht verfolgten.
 

„I-Ich dachte dein Vater wäre der Professor von Amila? Du hast nicht gesagt, dass er auch der Geschäftsführer von Aerial Industries ist?“, murmelte Delion dann perplex.
 

„Ist er auch nicht.“, schmunzelte die Blonde, was Delion jetzt noch verwirrter werden ließ. „Aber anders habe ich dich da nicht rausbekommen.“
 

„Du hast..“, begann Delion schockiert und zeigte mit seiner behandschuhten Hand auf sie.
 

„Ich habe dich absichtlich aus diesem Interview geholt, ja. Weil sie dich ziemlich bedrängt haben. Du hast doch schon alles erklärt und sie haben dich einfach nicht in Ruhe gelassen. Und du hast so ausgebrannt gewirkt, das ich einfach handeln musste. Entschuldige.“, meinte sie dann und faltete entschuldigend die Hände.
 

Delion stand einfach nur sprachlos da und blinzelte. Dann begann er aufrichtig zu lachen und stemmte die Hände an seine Hüften. „Verstehe. So war das also. Nun, dann vielen Dank für diese Rettung.“, schmunzelte er dann und als Minako in sein Gesicht sah, bemerkte sie nur Frohsinn und Heiterkeit.
 

„Dann bist du nicht sauer, dass ich mich eingemischt habe?“, wollte sie schließlich wissen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie aus einem Impuls heraus gehandelt hatte und sie bereits eingeschritten war, bevor ihr Denkprozess beendet war.
 

„Natürlich nicht.“, schmunzelte der Lilahaarige und legte seine Hand auf ihren Kopf. „Ehrlich gesagt, kam mir das wirklich sehr gelegen. Wer weiß wie lange sie mich noch befragt hätten..“, seufzte er dann erschöpft und nahm seine Kappe ab, um sich damit Luft zuzufächeln.
 

„Mhm, es muss anstrengend sein, ständig so viel Trubel um sich zu haben.“, lamentierte sie dann. Delion lachte leicht und nickte schließlich.
 

„Das ist es. Manchmal.. möchte ich kein Champion mehr sein. Ich hätte gerne einfach mal wieder etwas Zeit für mich.. Eine.. Mhm ja eine kurze Auszeit.. und wenn es nur ein Tag ist.. Klingt das egoistisch von mir?“, fragte er sie dann.
 

„Nein, warum sollte es egoistisch sein? Du arbeitest fast pausenlos, ziehst durch ganz Galar für Pressekonferenzen, Fotoshootings, nebenbei sorgst du dafür, dass Galar im Gleichgewicht bleibt und beschützt die Menschen und Pokemon. Du hast dir einen freien Tag wirklich verdient.“, nickte sie. Delion lächelte daraufhin erleichtert.
 

„Danke, dass du das auch so siehst. Leider kann ich mir sowas aber nicht erlauben.“, seufzte er dann.
 

„Warum nicht?“
 

„Nun, ich wüsste gar nicht wohin.. Jeder in Galar kennt mich.. und.. Ich hätte keine ruhige Minute.“, sprach Delion.
 

„Und wenn du den freien Tag einfach woanders verbringst?“, schlug Minako dann vor.
 

„Woanders..?“
 

Minako antwortete ihm gar nicht erst und grinste nur, als sie wieder nach seiner Hand griff und zum nächsten Krarmor-Taxi lief.
 

„Ah, wohin soll es denn gehen?“, fragte der Taxifahrer und fütterte die beiden Krarmor mit einigen Beeren.
 

„Fliegen Sie auch nach Übersee?“, wollte Minako wissen und Delion sah sie fragend an.
 

„Sie meinen in andere Regionen? Nun, dafür haben wir spezielle Taxikuriere. In welche Region möchten Sie denn?“, fragte er dann.
 

„Alola.“
 

„Heh? Alola?“, meinte Delion überrascht. Minako lächelte und bezahlte den Taxifahrer.
 

„Jepp. Ein Kurztrip in ein Urlaubsparadies. Perfekt für unsere kleine Auszeit.“, kicherte sie.
 

„Auszeit? Dann handelt es sich also nicht um die Flitterwochen?“, schmunzelte der Taxifahrer und sah das junge Paar erröten und panisch mit den Händen gestikulieren.
 

„Nein, nein, nein.. Wir sind kein.. Also.. Haha.. Komm wir steigen einfach ein.“, lachte Minako verlegen und zog einen erröteten Delion hinter sich her.
 

Die beiden nahmen in der großen Gondel, die von den Vögeln getragen wurde, Platz und versuchten die peinliche Situation von eben so schnell es geht zu vergessen. Dadurch herrschte anfangs auch eine recht unbehagliche Stille, während sich die Gondel mit den Krarmor in Bewegung setzte und der etwa vierstündige Flug nach Alola begann. Minako dachte darüber nach, wie sie Delion einfach spontan dazu überredet hatte, obwohl sich die beiden doch noch gar nicht so gut kannten.. Bei dieser Erkenntnis fasste sie sich seufzend an den Kopf. Diese Aktion zog die Aufmerksamkeit des Champions auf sich und er blickte zu ihr, als er wegen ihres seltsamen Verhaltens leicht in Sorge geriet.
 

„Alles in Ordnung..?“, fragte er dann. Die junge Frau blinzelte, bevor ihr auffiel, dass sie wohl hörbar geseufzt hatte und winkte peinlich berührt ab.
 

„Ja, alles gut. Ich..fühle mich nur ein wenig dreist. Immerhin habe ich dich geradezu entführt oder?“, fragte sie dann leicht lachend. Delion schmunzelte und verschränkte die Arme.
 

„Könnte man beinahe so nennen. Aber.. Diese kleine Auszeit kommt mir ja wie gesagt sehr gelegen, darum.. Es sei dir verziehen, dass du mich 'entführt' hast.“, meinte er dann und zwinkerte leicht. Die junge Blonde lächelte auf seine Antwort und entspannte sich wieder. Auch wenn die beiden sich noch nicht so gut kannten, wie sie dachte, herrschte doch eine recht ausgelassene und lockere Stimmung zwischen ihnen, seit sie sich im Schlummerwald begegnet waren. Es war eine Sympathie, die sich nicht so einfach erklären ließ.
 

„Da bin ich aber froh. Nun geht es erst einmal nach Alola. Wie lange meinte der Taxifahrer, würde der Flug dauern?“, wollte sie dann wissen.
 

„Ungefähr 4 Stunden. Eventuell eine halbe Stunde mehr, falls die Krarmor zwischenzeitlich eine Pause brauchen und rasten müssen.“, überlegte der Lilahaarige und verschränkte die Arme. „Das ist dennoch ziemlich lang. Nun, da wir hier eh herumsitzen müssen.. wie wäre es, wenn wir die Zeit sinnvoll nutzen?“, fragte er dann.
 

„Gerne. Was ist für dich denn 'sinnvoll' nutzen? Ein Kampf kommt wohl kaum in Frage.“, überlegte die Blondine und schaute sich um. Sehr viel Platz war in der Gondel nun wirklich nicht..
 

„Das ist wohl wahr..“, antwortete der Lilahaarige leicht grinsend. „Ich dachte auch viel eher daran, dass es uns eine gute Gelegenheit bietet, mehr übereinander herauszufinden. Ein paar Dinge wissen wir ja schon durch die Telefonate und andere Treffen, aber.. es gibt noch sehr vieles, was mich beschäftigt.“, gab er dann zu.
 

„Was dich beschäftigt? Über mich?“, fragte Minako perplex und zeigte auf sich selbst. Delion nickte daraufhin.
 

„Ja. Zum Beispiel meintest du, du stammst gebürtig aus Amila. Aber dennoch bist du mehrere Jahre deines Lebens in Sinnoh aufgewachsen. Du hast sogar deine Reise als Trainer von dort aus begonnen. Warum? Warum nicht in Amila und warum hast du in Sinnoh gelebt? Bitte verzeih, wenn diese Fragen zu privat sind. Im Grunde sind wir ja nur Bekannte.“, fügte er leise hinzu und kratzte sich an seinem bärtigen Kiefer.
 

„Ach sei nicht albern, Delion. Wir sind doch keine Bekannten mehr. Wir sind Freunde. Nun.. zumindest sehe ich das so.“, sprach die Blonde dann leicht. Delion blickte sie daraufhin kurz mit einer unlesbaren Miene an, bevor er lächelte und ihr sein Signaturgrinsen zeigte.
 

„Natürlich. Ich sehe es auch so. Ich hatte nur ein wenig Bedenken, ob es nicht trotzdem zu früh ist, sich sowas zu erzählen.“, fügte er hinzu. Minako schüttelte leicht den Kopf daraufhin.
 

„Ich möchte es dir aber erzählen. Ich weiß doch, dass du vertrauenswürdig bist, Champion.“, begann sie schmunzelnd und lehnte sich dann auf ihrem Sitz zurück. „Also..In unserer Familie war mal sehr lange Zeit der Haussegen schief. Das ist.. aber eine etwas längere Geschichte..“, seufzte sie. „Aber wir haben ja Zeit. Weißt du, in Amila gab es eine Trainerschule in Sonnfelden. Und jedes Kind musste auf diese Schule gehen, wenn sie 5 Jahre alt wurden. Dort wurde man 5 Jahre lang dann auf das Trainerdasein geschult und vorbereitet. Dort habe ich auch Cynthia kennen gelernt, weißt du.“
 

„Ah, der Champion aus Sinnoh? Sie war im letztjährigen Champion Cup im Halbfinale. Das war ein knappes Match zwischen Troy und ihr.“, erinnerte sich Delion dann. Minako nickte daraufhin.
 

„Sie ist nicht nur Champion von Sinnoh, sondern auch sowas wie meine große Schwester. Aber dazu komme ich gleich. Jedenfalls besuchte sie auch die Trainerschule, da ihre Familie ebenfalls aus Amila stammt ursprünglich weißt du. Und als ich auf die Trainerschule kam, war sie natürlich schon einige Jahre draußen. Aber sie blieb als Gastdozentin und hat uns sehr viel beigebracht. Zum Beispiel hat sie mir damals geholfen, als wir im zweiten Jahr ein Leih-Pokemon bekommen haben. Man bekommt nämlich ein Pokemon Ei, um das man sich kümmern muss und damit man schon mal ein Gespür für die Pokemon bekommt. Cynthia und ich wurden in dieser Zeit sehr gute Freundinnen, obwohl sie natürlich viel älter als ich war. Ich hab in ihr einfach sowas wie eine große Schwester gesehen. Leider musste sie dann ein Jahr vor meinem Abschluss zurück nach Sinnoh, aber sie hat mir versichert, dass ich immer zu ihr könnte, wenn ich Sorgen habe.. Und das habe ich schneller in Anspruch genommen, als uns beiden lieb war..“, begann die junge Frau und blickte auf ihre Hände. Delion bemerkte den leichten Umschwung ihrer Laune.
 

„Was war vorgefallen?“, fragte er und nahm seine Kappe ab, um sie in einer tröstenden Geste auf Minakos Kopf zu platzieren. Die Blonde lächelte und rückte die Kappe zurecht, bevor sie einmal tief durch seufzte.
 

„Meine Eltern standen kurz vor der Scheidung.“, erklärte sie dann. „Obwohl sie sich wohl wieder einigermaßen zusammen raufen konnten. Doch auf einmal begannen sie wieder zu streiten und.. am Abend bevor meine Abschlussprüfung in der Trainerschule war.. Habe ich den wahren Grund meiner Geburt erfahren.“, meinte sie dann und biss sich leicht auf die Lippe. Obwohl die Geschehnisse in der Vergangenheit lagen, schien sie noch irgendwo eine Belastung zu sein. Und jetzt wo sie darüber nachdachte, war Delion auch der Erste, dem sie das alles überhaupt erzählte. „Die Ehe unserer Eltern war vor meiner Geburt vor dem Aus. Die Harmonie war schon lange weg und mein Vater flüchtete sich wohl auch hin und wieder in die Arme anderer Frauen, weil meine Mutter ihm wohl einfach nicht mehr das gegeben hat, was er brauchte. Jedenfalls entschied sich meine Mutter dann einfach die Pille abzusetzen und meinen Vater an einem Abend dazu zu bringen.. mit ihr zu schlafen, als sie besonders fruchtbar war. Das Resultat kam zügig und.. ja. Und glaub mir, es ist kein schönes Gefühl zu hören, dass deine Eltern dich nur bekommen haben, um ihre Ehe zu retten.“, seufzte sie dann.
 

„Das verstehe ich.. Vor allem warst du noch sehr jung. Das muss ein Schock gewesen sein..“, meinte Delion leise und legte seine Hand auf ihre Schulter. Minako nickte nur leicht.
 

„Das war es. Ich habe mich einfach nur so unverstanden gefühlt und habe die beiden natürlich damit konfrontiert, was sie damit meinten. Und dann.. habe ich den wahren Umstand ihrer Ehe erfahren und.. dass ich neben Kaito noch einen älteren Bruder habe.“
 

„Warte.. du wusstest davor gar nicht, dass Mamoru dein Bruder war? Ist er auch woanders aufgewachsen?“, Delion klang verwirrt, aber das konnte man ja immerhin verstehen. Minako lächelte traurig.
 

„Nun, Mamoru hatte ein noch schlechteres Los bei diesen Menschen als ich gezogen. Oder es kam ihm eher Zugute wer weiß. Jedenfalls.. nach der Geburt meines Bruders, gab es einen Angriff von einem wilden Gengar. Und zwar auch in Sonnfelden, wo die Trainerschule war. Weil dort gab es auch eine Universität, an der Vater Archäologie und Mutter Medizin studiert hat. Sie haben versucht das Gengar aufzuhalten, aber es geriet außer Kontrolle und hat.. Traumfresser auf meine hypnotisierte Mutter eingesetzt. Daraufhin hat sie ihre Erinnerungen verloren.. An ihr gesamtes Leben. Ihren Mann und ihren Sohn. Da entschied Vater, meinen Bruder bei dessen Bruder, unserem Onkel Brian in Bad Lavastadt, Hoenn, unterzubringen. Sie wollten ihn zurück holen, wenn Mutter sich durch die Therapien wieder erinnern konnte und besser fühlte. Aber.. nachdem sie sahen, wie wohl sich mein Bruder bei Onkel Brian und seiner Frau fühlte, haben sie es nicht mehr übers Herz gebracht. Seitdem ging die Harmonie der beiden auseinander. Sie hatten sich kaum noch etwas zu sagen, liebevolle Gesten tauschten sie auch nicht mehr aus und nach und nach zerbrach die Ehe der beiden immer mehr, bis mein Vater schließlich an eine Trennung dachte..“, murmelte Minako.
 

„...und um die Scheidung zu umgehen, dachte deine Mutter, ein Kind würde die Ehe noch irgendwie retten oder zusammen halten?“, fragte Delion und drückte die Schulter der Blonden leicht affektiert im Versuch ihr weiter Trost zu spenden.
 

„Ja. Das war der Hintergedanke meiner Zeugung. Und irgendwie haben sie mich das auch ziemlich oft spüren lassen, aber ich habe mir nie irgendwas dabei gedacht.. Bis ich herausgefunden habe, warum ich geboren wurde..“
 

„Was ist danach passiert?“
 

„Das Verhältnis zu meinen Eltern war am Boden. Und die Abschlussprüfung hatte ich auch nicht bestanden, eben weil ich mit den Nerven so blank lag und mich die ganze Situation Zuhause nur noch fertig gemacht hat. Ich musste einfach weg von dort. Das war das einzige, woran ich denken konnte. Dann fiel mir ein, was Cynthia zu mir gesagt hatte, bevor sie abgereist war.. Dass sie immer ein offenes Ohr für mich hätte und ich immer zu ihr kommen könnte.. Nur.. wie sollte ich als 9jähriges Kind nach Sinnoh reisen? … Vaters Simsala..“, begann die junge Blonde dann. „Vaters Simsala kann die Gedanken von uns Menschen lesen. Und wenn du dir einen Ort ganz stark vorstellst und dein Wunsch groß genug ist..dann schafft es der starke Teleport von Simsala dich dort hin zu transportieren. Und du kannst dir sicher denken, an wen ich dabei dachte oder?“, fragte sie leise lachend.
 

„Cynthia?“
 

Minako nickte. „Du hättest ihr verdattertes Gesicht sehen sollen, als ich plötzlich vor ihr aufgetaucht bin. Ich habe ihr alles erzählt und sie hatte mich danach zu ihrer Großmutter in Elyses gebracht. So fing das also an, darum bin ich nach Sinnoh gegangen. Darum habe ich dort meine Laufbahn als Trainerin begonnen und darum sind Cynthia und Professor Carolina auch wie eine Familie für mich.“
 

„Und dein Bruder? Ich meine.. Ihr habt doch jetzt wieder guten Kontakt zu euren Eltern? Wusste Mamoru auch davon? Ich meine, dass die Menschen, die ihn aufgezogen haben, nicht seine wahren Eltern waren?“, wollte Delion dann wissen.
 

„Ich glaube Onkel Brian hatte es irgendwann nicht mehr ausgehalten und es ihm erzählt. Zu der Zeit war ich aber schon lange in Sinnoh. Mamoru und ich kannten uns bis dahin noch gar nicht. Wir haben uns kennen gelernt, nachdem ich wieder Zuhause war, weil Mutter krank geworden war. Sehr krank.. Aber keine Sorge, es geht ihr wieder gut. Aber wie das mit Mamoru und unseren Eltern ist, das soll er dir lieber selbst erzählen. Wenn ich das mache, wird er sicherlich sauer.“, schmunzelte die Blonde dann. Delion nickte und lächelte.
 

„Ich danke dir für diesen privaten Einblick in dein Leben und deine Familie. Ich möchte diesen Gefallen erwidern und.. darum erzähle ich dir auch etwas über mich, was sonst niemand weiß. Nicht einmal mein bester Freund, Roy.“, begann Delion dann.
 

„Warte.. Wenn nicht einmal dein bester Freund davon weiß, dann solltest du es auch niemandem sonst erzählen..“, murmelte die Blonde betreten. Delion lachte leise und winkte ab.
 

„Aber ich möchte dir zeigen, dass ich dir genauso vertraue, wie du mir.“
 

„Das ist nett von dir, aber das brauchst du nicht. Wenn ich nicht wüsste, dass du mir vertraust, hätte ich dir die Geschichte doch gar nicht erst erzählt.“, lächelte die Blonde.
 

„Na schön. Aber irgendwann erzähle ich es dir, ob du willst oder nicht.“, lachte der Lilahaarige und zwinkerte sie charmant an.
 

„Danke für die Warnung.“
 

Der restliche Flug über herrschte eine angenehme und ausgelassene Stimmung, während die beiden sich über alles Mögliche unterhielten. Minako lernte mehr über die heimischen Pokemon und Delion wurde schon ein wenig über die Gepflogenheiten in Alola aufgeklärt. Die Zwei waren sogar so sehr in ihre Gespräche vertieft, dass sie gar nicht merkten, dass das Krarmor-Taxi bereits gelandet war. Erst als der Taxifahrer an die Scheibe der Gondel klopfte, bemerkte das junge Paar, dass sie gar nicht mehr in der Luft waren.
 

„Nanu? Sind wir etwa schon da?“, fragte Minako erstaunt und blinzelte. Sie holte ihr Smartphone hervor, um die Uhrzeit zu prüfen. Tatsächlich. Der Flug begann vor 4 Stunden und 13 Minuten.
 

„Die Zeit verging ja wie im Flug, Haha.“, schmunzelte Delion und stieg aus der Gondel, um Minako seine Hand anzubieten. Die junge Frau ließ sich von ihm aus dem etwas hohen Gefährt ziehen und beide bedankten sich bei dem Taxifahrer.
 

„Wenn Sie nach Galar zurück möchten, hier in Alola werden Glurak zum Transport verwendet. Sollten Sie jedoch Interesse am Krarmor-Taxi haben, so teilen Sie es uns einfach mit und wir schicken ein Taxi los. Allerdings müssen Sie auch dort die Flugzeit einberechnen.“, erklärte der ältere Mann.
 

„Haha, danke, wir nehmen dann gerne wieder das Krarmor-Taxi. Als jemand, der selbst ein Glurak besitzt, möchte ich diesen wunderbaren Geschöpfen nicht antun, jemanden wie mich zu tragen. Noch dazu über diese Distanz.“, lachte Delion und winkte ab. Der Taxifahrer nickte und verabschiedete sich von den Beiden, als er mit dem Taxi zurück nach Galar flog.
 

„So.. Dann sind wir jetzt in Alola. Und was machen wir jetzt?“, wollte der Lilahaarige Galarchampion dann wissen und stemmte neugierig die Hände an seine Hüften. Er war gespannt zu erfahren, was seine spontane Entführerin nun für die Beiden geplant hatte.
 

„Nun, zuerst einmal müssen wir uns Alola-Tauglich machen. Mit der Kleidung schwitzen wir uns bei den Temperaturen sonst noch tot. Mein Alola-Vulpix, dass uns mit seinem Eis erfrischen könnte, habe ich leider bei Vater im Labor gelassen.“, überlegte die junge Blonde.
 

„Ich könnte ansonsten Pantifrost anbieten.“, schlug Delion lächelnd vor. Minako kicherte leicht und winkte dann ab.
 

„Das wird – denke ich – nicht nötig sein. Du wirst schon noch erfahren warum. Nun lass uns erstmal Professor Kukui und Professor Burnett einen Besuch abstatten.“, meinte die Blonde dann und die beiden machten sich auf den Weg durch Hauholi zum Pokemon Labor. Es war eine recht beschauliche Insel mit einer sehr exotischen Flora, die Delion nur aus Büchern kannte. Auch die Pokemon, wie zum Beispiel das Gesteins-Pokemon Wuffels, hatte er größtenteils noch nie gesehen.
 

Minakos Blick schwankte immer mal wieder zu ihrem Begleiter, wie er sich oft erstaunt im Kreis herum drehte und hin und wieder ein 'Ah' und 'Oh' ausstieß, was die Blonde veranlasste leise loszulachen.
 

„Dich kann man schnell beeindrucken oder? Galar hat mit seiner Naturzone schließlich auch ein schönes Stück Natur.“, neckte sie ihn und stieß ihren Ellbogen sanft in die Seite des kräftigen Mannes. Delion lachte blamiert und kratzte sich an seiner Wange.
 

„Das schon, aber es ist irgendwie .. anders. Diese Meeresluft ist so erfrischend und all die neuen Pokemon.. ich fühle mich, als wäre ich wieder 10 und hätte meine Reise gerade erst begonnen.“, gab er dann lachend zu.
 

„Das freut mich. Um ehrlich zu sein, erging es mir ähnlich, als ich diese Region zum ersten Mal besucht habe. Alola ist einfach wunderschön.“, stimmte die Blondine freudig zu und die beiden sahen einander kurz in die Augen mit zufriedenem Lächeln, bevor sie am Labor ankamen. Dort saß Kukui mit seiner Frau und seinem mittlerweile 2jährigen Sohn, Kemiri*. Kemiri spielte mit zwei Wuffels und ließ sich das Gesicht kichernd ablecken. Burnett sonnte sich und schien zu dösen, denn sie nahm die Besucher nicht wahr. Nur Kukui blinzelte und blickte dann auf.
 

„Oh? Wir haben Besuch.“, sprach er dann und weckte somit seine Frau Burnett. Die weißhaarige Professorin nahm ihre Sonnenbrille ab und schaute zu den beiden jungen Leuten, bevor sie lächelte und aufstand.
 

„Minako..?! Wie schön, dass du uns mal besuchen kommst! Und groß bist du geworden, Kindchen.“, begann Burnett und lief auf Minako zu, um sie an sich zu drücken wie eine besorgte Mutter.
 

„Ehm.. Ich war mit 18 hier.. So viel bin ich auch nicht mehr gewachsen.“, seufzte Minako leise und erwiderte die schwungvolle Umarmung.
 

„Trotzdem! Man merkt dir die Reife deutlich an, als hättest du mehrfach Wachstum eingesetzt. Du bist viel rum gekommen, seit du hier warst, nicht wahr?“, bemerkte Kukui dann, als seine Frau endlich von der Blonden abließ.
 

„Wie man es nimmt.“, schmunzelte Minako und beugte sich dann zu dem kleinen Kemiri hinunter. „Euer Kleiner ist aber auch süß. Ich habe ihn noch gar nicht gesehen. Soweit ich mich entsinne, warst du im zweiten Monat, als ich abgereist war oder? Spricht er schon?“, wollte sie dann wissen.
 

„Natürlich! Er kann schon wunderbar Papa sagen! Komm, Kemiri! Sag Papa!!“, grinste Kukui und hob seinen Sohn voller Stolz an. Der kleine Junge blinzelte nur mehrmals und schaute sich um. „... Du weißt, dass du es kannst.. Sag Papa..“, versuchte es Kukui erneut. Seine Antwort war wieder betretenes Schweigen, bis Minako zu Kichern begann. „Er kann es, das schwöre ich..!“
 

„Ich glaub's Ihnen ja.“, lachte die junge Frau und bemerkte zunächst nicht, dass sie ihren Begleiter noch gar nicht vorgestellt hatte. Burnett kam ihr jedoch zuvor. Sie musterte Delion von oben bis unten, was bei seinem seltsamen Outfit auch kein Wunder war..
 

„Und was für einen hübschen Knaben du dir angelacht hast. Meinen Respekt. Seid ihr hier in den Flitterwochen?“, fragte die Weißhaarige dann mit einem Grinsen. Das junge Paar errötete erneut, nicht zuletzt weil schon wieder jemand diese Reise für ihre Flitterwochen gehalten hatte.
 

„N-Nein, das ist ganz anders. Uhm, wir sind nicht zusammen. Das ist Delion. Er ist der Champion von Galar. Professor, Sie müssten ihn doch kennen. Waren Sie nicht bei dem letzten World Champion Cup?“, fragte Minako dann perplex.
 

„...Es gibt einen World Champion Cup?“
 

Minako schlug sich die Hand vor ihr Gesicht. Das war so typisch für Kukui einfach..
 

„.. Hahaha. Natürlich. Ich habe von dir gehört. Man sagt, du seist in deiner Region seit 10 Jahren nicht ein einziges Mal besiegt worden.“, meinte Kukui dann und gab Delion die Hand. Delion lächelte und nahm diese Geste zur Begrüßung gerne an.
 

„Das stimmt. Und Sie sind nebenberuflich Champion? Das ist beachtlich.“, lobte er den Älteren dann.
 

„Ach, bei uns gibt es nicht so viele Kinder, die auf Inselwanderschaft gehen. Darum hat mein lieber Mann auch viel Zeit seinen stupiden Hobbies nachzugehen.“, winkte Burnett grinsend ab.
 

„Stupide Hobbies?“, blinzelte Delion.
 

„Zum Beispiel als maskierter Wrestler beim Battle Royale..“, führte Burnett an.
 

„Harsche Worte für jemanden, der Poster und große Kuschelkissen mit seinem Motiv umarmt. Du bist doch der größte Fan von 'Mask Royale'.“, zwinkerte die blonde Trainerin und Kukui sah überrascht zu seiner nun vor Schamesröte eingesunkenen Frau.
 

„W-Woher weißt du das denn..?“, wollte Burnett wissen.
 

„Du hast es doch selbst erzählt, als wir mit Selene*, Mayla und Maho vor meinem Ligakampf in einer Bar etwas getrunken haben. Du warst so beschwipst, dass du vor allen Leuten in der Bar herum posaunt hast, du wolltest Mask Royale heiraten. Und wie wir wissen, hast du das am Ende ja auch.“, fügte Minako hinzu, woraufhin Kukui lachen musste.
 

„So ist das also. Das wusste ich ja noch gar nicht, dass meine Frau auch mein größter Fan ist.“, stichelte er sie und Burnett verdrehte kurz die Augen, musste dann aber auch lachen. „Ihr seid sicherlich hungrig, wenn ihr von Galar kommt. Kommt doch erst einmal hinein und genehmigt euch ein leckeres Malasada mit uns.“
 

„Mala-was?“, wollte Delion wissen.
 

„Oh, die werden dir bestimmt schmecken! Das ist eine leckere Süßspeise und Alolas Spezialität!“, meinte Minako und zog ihren Begleiter in das Labor.
 

Am Esstisch unterhielten sich die vier dann während sie die Süßspeisen verzehrten. Unter anderem erfuhren Kukui und Burnett auch, wie es zu diesem „spontanen Urlaub“ gekommen war und mussten direkt wieder lachen.
 

„Also bist du immer noch so impulsiv und spontan. Du bist ja damals sogar losgezogen, um das Vulpix aus Team Skulls Fängen zu befreien, obwohl du nur dein Robball dabei hattest. Das war sehr riskant und du durftest dir von Hala dann auch eine gehörige Predigt anhören, nachdem er dich für deinen Mut gelobt hatte.“, überlegte Kukui.
 

„Dein Vulpix war in Gefangenschaft einer bösen Organisation?“, hakte Delion nach. Er erinnerte sich, wie ängstlich es ihm gegenüber war, als sie sich damals im Schlummerwald kennen lernten. „Das erklärt sein Verhalten Glurak und mir gegenüber. Was war mit dem armen Ding passiert?“, wollte er wissen.
 

„Als Selene und ich Ohana besucht haben, weil ich die Pension sehen wollte, haben wir mitbekommen, wie ein Vulpix von einer Gruppe Halbstarker verfolgt wurde. Es sah schon sehr mitgenommen aus und ehrlich gesagt.. auch verletzt. Denn es hat eins seiner Hinterläufe hinterher geschliffen..“, beim Erzählen wurde es am Tisch ruhiger und auch Delion versteifte etwas. Wie konnten Menschen Pokemon nur so schlimme Dinge antun? Er verstand es einfach nicht. „Wir sind den Typen unauffällig gefolgt, bis sie das Vulpix in die Enge getrieben hatten. Sie wollten es gerade mit ihren Giftpokemon lähmen und fertig machen, damit es sich nicht mehr wehrte. Daraufhin bin ich dazwischen gegangen.“
 

„Hätte ich auch gemacht.. hast du dein Pokemon auf sie angesetzt?“, fragte Delion.
 

„Nein.. Ich glaube mein Denkmechanismus muss zu der Zeit ausgesetzt haben, denn ich warf mich vor Vulpix und habe eine Giftschock Attacke eingesteckt, die auf Vulpix ging.“
 

„WIE BITTE?! Ist dir klar, dass Giftattacken auch für Menschen tödlich enden können?“, Delions Frage war zunächst etwas laut, aber er verstand natürlich, dass sie nur das Vulpix beschützen wollte. Er hätte in so einer Situation vermutlich ganz genauso gehandelt.
 

„Ich sag doch, mein Gehirn hat sich abgeschaltet, als sich meine Füße in Bewegung gesetzt haben.. Ich bekam auch nicht mehr viel mit, was danach geschah, weil alles schwarz wurde. Mir wurde so schwindelig und ich muss durch das Gift mein Bewusstsein verloren haben..“, erklärte sie weiter. Kukui räusperte sich dann, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
 

„Selene hat mich daraufhin kontaktiert. Zusammen mit Hala haben wir uns auf den Weg gemacht. Nachdem Minako von der Attacke getroffen wurde, hatten die Team Skull Mitglieder das Weite gesucht, weil sie gedacht haben, dass jetzt ein Mordprozess auf sie zukäme. Sie hielten sie für tot. Nachdem Selene uns gesagt hat, Minako sei von einem Giftschock getroffen worden, habe ich meine Frau gebeten sich ein Gegengift-Elixier von Maho zu besorgen. Maho ist bei uns ein Insel-Captain, die für die Prüfungen der auf Inselwanderschaft befindlichen Leute zuständig ist. Man kann sie mit einer Arenaleiterin vergleichen. Jedenfalls beschäftigt sich Maho mit Pflanzenpokemon und kann aus vielen Kräutern Medikamente herstellen. Natürlich auch gegen Pokemongifte, die Menschen befallen haben. Wir kamen rechtzeitig an, um Minako das Gegengift zu verabreichen und Hala hat, nachdem er sicher gestellt hatte, dass Minako außer Lebensgefahr war, sofort die Verfolgung der Team Skull Mitglieder aufgenommen.“, erklärte Kukui weiter.
 

„Als ich wieder zu mir kam, war ich in einem kleinen Zimmer in Ohana, wo Kukui mich hingebracht hatte. Du kannst dir vorstellen, dass ich mir was anhören durfte, wie rücksichtslos das war.“, schmunzelte Minako.
 

„War es auch. Aber .. du hast es für ein Pokemon getan. Nur.. versuche in Zukunft dein Leben nicht mehr so leichtfertig aufs Spiel zu setzen, in Ordnung?“, scholt Delion die junge Frau nun.
 

„Ich versuche es.“, lachte Minako dann defensiv und hob beide Hände. „Aber genug über alte Kamellen geredet. Nach dem Essen decken wir uns mit Strandklamotten aus der Boutique ein und gehen zum Mantax-Surfen an den Strand.“, sprach sie dann.
 

„Mantax-Surfen?“, nun war Delion wieder neugierig und dankbar über den Themenwechsel.
 

„Eine der größten Attraktionen in Alola. Es macht so viel Spaß, du wirst sehen!“, versprach die Blonde ihm. Kukui und Burnett beobachten das Paar stillschweigend und sahen einander dann kichernd an.
 

„3000 PokeDollar darauf, dass sie nächstes Jahr auch verheiratet sind.“, grinste Burnett.
 

„Abgemacht.“
 

„Haben Sie etwas gesagt Professor?“, wollte Minako wissen, die glücklicherweise wie Delion nicht zugehört hatte.
 

„Nein, alles in Ordnung. Wir wünschen euch viel Spaß beim Surfen. Ihr habt Glück, das Wetter heute ist perfekt für einige hohe Wellen.“, grinste Kukui und gab ein Daumen nach oben. Delion und Minako bedankten sich nach dem Essen für die Gastfreundlichkeit und verabschiedeten sich von dem dauergrinsenden Professorenehepaar, als sie sich auf den Weg zur Boutique machten, um sich für das Wasserabenteuer passend einzukleiden.
 

Nachdem die beiden versorgt waren mit Badekleidung, einer großen Stranddecke, einem Sonnenschirm, ein Aufblasbarer Beachvolleyball, Schnorchel und Flossen zum Tauchen, sowie einem Neoprenanzug für maximale Sicherheit beim Mantax-Surfen, konnte es endlich zum Strand gehen. Delion war schon ganz gespannt darauf, sich in die Fluten zu stürzen. So entspannt war er tatsächlich seit Jahren nicht mehr, da Rose ihn ständig von einem Termin zum Nächsten schickte. Viel Zeit für Freizeit und sich mal auszuruhen war nicht, weswegen er der Blonden immer dankbarer wurde und seine Laune auch deutlich fröhlicher und glücklicher war als sonst.
 

Am Strand angekommen, richteten sie sich mit dem Sonnenschirm und der großen Decke erst einmal einen netten Platz mit guter Aussicht auf das weite Meer ein. Delion stellte den Sonnenschirm auf, während Minako einen Picknickkorb auf die Decke stellte mit kleineren Sandwiches und Getränken, die sie zuvor noch mit Burnett vorbereitet hatte. Ja, heute durften sich die beiden das ruhig mal gut gehen lassen.
 

Die junge Blondine musste sich jedoch relativ schnell eingestehen, dass sie sich nicht so wirklich darauf konzentrieren konnte, Delion das Mantax-Surfen zu erklären, als sie mit ihm vor dem Mantax-Verleih stand. Ihr war durch seinen Körperbau ja vorher schon bewusst, dass er ein Sixpack haben musste, aber soviel bare Haut durch seine Badeshorts zu sehen, war schon anders, als sich einfach auf seine Fantasie zu verlassen und nur zu raten, wie er wohl unter der Kleidung aussah. Seine muskulöse Brust glänzte in der Sonne und die Bauchmuskeln zuckten leicht, wenn er sich streckte, um sich aufzuwärmen. Delion bemerkte ihren Blick irgendwann und blinzelte.
 

„Uhm, wolltest du mir nicht gerade erklären, was man beim Mantax-Surfen beachten muss?“, begann er und weckte die junge Frau damit aus ihrer Trance. Sie blinzelte mehrfach und fühlte sich ertappt. Da hatte sie ihn länger angestarrt, als sie wollte.. Delion war definitiv ein sehr attraktiver Mann und seine Persönlichkeit stand seinem Aussehen in Nichts nach...
 

„Err.. Ja, tut mir Leid. Das Surfen an sich ist weniger eine normale Sportart hier in Alola. Es ist Kunst. Denn du kannst auf dem Mantax verschiedene Kunststücke ausführen, während du auf den Wellen reitest und dabei Hindernissen, wie Bojen oder wilden Wasserpokemon ausweichst.“, erklärte die Blonde mit einem Räuspern.
 

„Mhm, aber Mantax sind nicht gerade groß und kräftig. Ich schätze, diese Sportart scheint mir mehr für Kinder und schlanke Frauen zugeschnitten zu sein. Dich würde das Mantax mit Leichtigkeit tragen. Aber mich..“, stutzte Delion und verschränkte die Arme.
 

„Ah, da mach dir mal keine Sorgen, Kumpel.“, winkte der Verleiher ab – Delion wurde von Minako auf dem Flug auch schon darauf vorbereitet, dass man in Alola selbst Fremde duzt und mit Kumpel anredet. Minako siezt Kukui zwar trotzdem, obwohl er ihr das Du natürlich auch angeboten hatte, aber dazu war die Blonde einfach zu höflich. Er war ja immerhin noch ein Pokemon-Professor. „Wir haben natürlich auch Zucht-Mantax in allen Größen. Wir haben die Mantax mit Wailord gekreuzt, um größere Exemplare zu züchten. Und das mit Erfolg. Seht euch nur mal dieses Schätzchen hier an..“, begann der Verleiher und zeigte den beiden ein Mantax-Männchen mit einem Durchmesser von etwa fünfeinhalb Metern.
 

„Woah?! Der ist ja gigantisch im Vergleich zu normalen Mantax!“, entwich es Delion erstaunt und er trat näher ans Wasser. „Darf ich den mal streicheln?“, fragte er dann wie ein Kind im Streichelzoo.
 

„Nur zu, die Mantax sind alle zahm, sonst könnte man sie wohl kaum reiten.“, nickte der Verleiher und Minako musste wieder über Delions Art kichern. Dieser Mann war wirklich einzigartig. Er sah zwar bullig und kräftig aus, hatte aber das Gemüt eines großen Teddybären. Eine gute Mischung, wie sie fand.
 

Delion kniete sich über die Reeling zu dem Pokemon und streckte seine Hand aus. Das Mantax schnüffelte an ihm und begrüßte den Lilahaarigen dann mit einem Ruf. „Maaan.“
 

„Das wäre dann dein Mantax, wenn ihr wegen des Surfens hier seid. Für die zierliche junge Dame habe ich natürlich ein kleineres Exemplar.“, erklärte der Verleiher und rief ein weiteres Mantax, ein etwa zwei Meter langes Weibchen. „Das macht dann 500 Pokedollar für eine Stunde.“
 

„Alles klar. Wir möchten bitte zwei Stunden. Ich zahle.“, meinte Minako und holte ihre Geldbörse, die sie mitgenommen hatte. „Und dann hätte ich gerne noch ein paar Beeren für die Mantax.“
 

„Sehr gerne. Sie mögen Tsitrubeeren recht gerne.“
 

„Dann hätte ich gerne einen Beutel voller Tsitrubeeren.“
 

Delion ließ sie unfreiwillig bezahlen, da es ja ihre Idee war und er zu seiner Schade gestehen musste, kein Geld mitgenommen zu haben. Schließlich war das eine spontan entstandene Reise und Delion hatte außer seinen Pokemon nichts bei sich.
 

Da nun alle Formalitäten geklärt waren, ging es endlich ins erfrischende Wasser zu den Pokemon. Zuvor mussten sich die beiden erst einmal den Neoprenanzug über ihre Badekleidung ziehen, da so ein Wellenritt durchaus auch ungewolltes Eintauchen in den Wellen zur Folge hatte und man durch die Anzüge vor dem kalten Meerwasser, welches durch die Wellenströmung vom Norden teilweise bis in alle Ecken Alolas gelangt war, geschützt war.
 

Minako war die Erste, denn sie zeigte Delion mit ein paar ruckartigen Bewegungen, wie man auf dem Mantax Platz nimmt. Man kann sowohl sitzen, als auch knien oder stehen, je nachdem wie es für einen am bequemsten war. Stehend hatte man mehr Kontrolle über die Balance, um dem Mantax zu verdeutlichen, in welche Richtung es abwenden soll. Daher entschied sich die Blonde auch für eine stehende Position und nahm die Zügel des Sattels in die Hand.
 

„Wir sollten nicht zu weit vom Strand schwimmen. Am besten wir nehmen nur die kleineren Wellen. Zumal es auch dein erstes Mal ist.“, kommentierte die Blondine dann.
 

„Für dich nicht?“, fragte Delion und versuchte ebenfalls eine stehende Position einzunehmen. Das war leider leichter gedacht als getan und der große, kräftige Mann taumelte auf dem Mantax nach beiden Seiten, bis er die Balance verlor und ins Wasser fiel.
 

„Nein. Als ich hier war, habe ich fast jeden Tag auf Mantax die Wellen beritten. Außerdem ist das auch die effektivste Methode von einer Insel zur nächsten zu kommen. Alola besteht nämlich aus vier Hauptinseln und unzähligen unbewohnten Nebeninseln.“, erklärte sie und unterdrückte ein Kichern über Delions Tolpatschigkeit. Der Lilahaarige tauchte auf und spuckte das Salzwasser aus, bevor er erneut versuchte auf das Mantax zu steigen.
 

„Du liebst Wasser, kann das sein?“, fragte er schmunzelnd und versuchte nun die Balance in einer sitzenden Position zu halten. Das schien besser zu klappen.
 

„Allerdings. Schon als Kind bin ich gerne geschwommen. Meine Mutter hat mich immer kaum aus der Badewanne bekommen, weil ich einfach stundenlang so hätte weiter plantschen können.“, gab Minako lachend zu. „Als ich dann bei Cynthia war, sind wir zum ersten Mal vor Xeneroville in Hoenn getaucht. Das war ein Erlebnis.“, lächelte die Blonde und schwelgte in Erinnerungen.
 

„Und bei dieser Liebe bist du keine reine Wasser-Trainerin geworden?“, schmunzelte Delion und streichelte das Mantax, nachdem er eine gute Balance gefunden hatte.
 

„Nun, mein Signatur-Pokemon hat als ihren zweiten Typ Wasser, zählt das?“, antwortete Minako grinsend und Delion lachte leicht.
 

„Das lass ich mal durchgehen.“, scherzte er und die Mantax setzten sich in Bewegung zur ersten Welle.
 

„Dort ist schon die Erste! Halt dich gut fest und versuche nicht den Coolen zu spielen.“, warnte die Blondine und versetzte sich auf Mantax, um es zur Welle zu manövrieren. Das Mantax schien zu verstehen, was seine Reiterin da von ihm wollte und begann zur Strömung der Welle zu schwimmen. Dort angekommen hielt es einen seiner riesigen Schwimmflossen in die Strömung, um selbst eine sichere Position zu haben und von der Welle getragen zu werden. „Woah..! Ich befürchte, ich bin doch ein wenig eingerostet..“, fügte sie hinzu, als sie den Halt etwas verlor durch die Bewegungen von Mantax. Mit aller Kraft versuchte sie ihren Körper auf Mantax zu ziehen, während ihr Unterkörper bereits in den eiskalten Fluten war.
 

„Hey, alles oh-“, begann Delion und lehnte sich zur Seite, um einen besseren Blick zu haben. Was sich als tückischer Anfängerfehler unter Surfern entpuppte.
 

„Nein, nicht-“, zu spät für Minakos Ruf, denn die nächste Welle überraschte das Mantax von Delion und durch den Zusammenprall mit den Wassermassen fiel auch er nun in das Wasser. „Delion..!“, rief Minako besorgt und ließ von ihrem Mantax ab, damit sie nach Delion tauchen konnte. Bevor sie jedoch Luft holen und untertauchen konnte, tauchte Delion vor ihr auf und schüttelte sich leicht.
 

„Gehört das auch mit zur Unterweisung, Frau Lehrerin?“, fragte er scherzhaft und Minako blickte ihn geistlos an, bevor sie erleichtert seufzte und etwas lachen musste.
 

„Nun, das ist ein Wassersport. Und wer beim Surfen nicht mindestens 100 mal vom Surfbrett gefallen ist, der hat den Sport nie wirklich ausgeübt, nicht wahr?“, schmunzelte sie und die beiden trieben lachend im Meer.
 

„Wo sind die beiden Mantax?“, fragte Delion dann und das Paar blickte sich um.
 

„...Verdammt.“
 

Weit und breit war keine Spur mehr von den Mantax zu sehen und auch die Insel Mele-Mele war nicht mehr zu sehen. Die Wellen mussten die beiden weiter heraus getragen haben, als sie bemerkt hatten.
 

„Hat dir der Verleiher nicht eine Trillerpfeife mitgegeben, mit denen du die Mantax rufen kannst, falls sie uns unterwegs verloren gehen?“, fiel es dem Lilahaarigen dann ein. Minako nickte und griff sich an den Hals, wo sie unter dem Anzug die Pfeife um den Hals trug.
 


 

„Mist.. Ich muss sie verloren haben, als ich dir nach gesprungen bin..“, seufzte die Blonde dann frustriert.
 

„Und jetzt? Unsere Rotom-Smartphones haben wir auch nicht dabei und wir können uns nicht bemerkbar machen. Und zu lange sollten wir uns auch nicht hier aufhalten. Wilde Tohaido greifen auch Menschen an, weil sie sie für ihre Beute halten.“, erklärte Delion dann.
 

„Warte!! Wir haben doch unsere Pokebälle immer dabei. Die Neoprenanzüge haben Halterungen für die Pokebälle! Hast du ein Wasserpokemon?“, fragte Minako dann.
 

„Ja, Intelleon. Die Endstufe des Wasserstarters aus unserer Region. Aber ich fürchte er wird uns nicht beide ans Ufer tragen können.“, antwortete der Lilahaarige nachdenklich.
 

„Braucht er auch nicht! Hol Intelleon aus seinem Pokeball!“, befahl Minako dann. Delion nickte leicht und griff nach dem Pokeball, als er das große Eidechsenpokemon aus seinem Gefängnis befreite, welches ihn in Daten minimierte.
 

„So und nun?“, wollte er dann wissen. Minako lächelte und griff nach einem roten Sympaball.
 

„Nun sieh einfach zu.“, sprach sie und holte das Pokemon aus dem Ball. Es war ein wunderschönes Meerjungfrauähnliches Pokemon, welches Züge von einem Seehund und einer Menschenfrau hatte. Ihr langes, blaues Haar, war mit Perlenketten unterteilt und ihre kleine rote Nase erinnerte entfernt an einen Clown.
 

„Was ist das für ein Pokemon? Es ist..wunderschön“, kommentierte Delion neugierig und Intelleon stieß auch einige Rufe des Wohlgefallens aus, als es das unbekannte Pokemon erblickte.
 

„Das ist das besagte Signaturpokemon, von dem ich dir erzählt habe. Primarene. Primarene, das sind Delion und Intelleon.“, stellte sie ihr Primarene dann den anderen vor. „Zum Kennen lernen haben wir aber später noch Zeit. Primarene, kannst du eine Schaumserenade unter uns bündeln und -“
 

„Warte mal, erhitzt sie dadurch nicht das Wasser bis es kocht?“, hielt Delion geschockt ein.
 

„Jetzt warte doch mal, genau dafür brauchen wir doch dein Intelleon! Es soll mit einer Combo aus Präzisionsschuss und Überflutung den Schaum von uns fernhalten. Aber wenn Primarene mit Schaumserenade die Wellen erhitzt, verdampfen sie in die Luft. Durch die Wellen zieht der Dampf so hoch, dass es von der Küste – und vielleicht sogar bis zum Pokemon Labor, gesehen werden sollte. Kennst du ein besseres SOS-Signal in unserer Situation?“, erklärte sie ihren Plan und Delion schüttelte leicht den Kopf. „Na siehst du! Also ihr Beiden, tut ihr uns den Gefallen?“
 

„Wasserdampf ist durchsichtig. Ich glaube nicht, dass man ihn von einer Entfernung sehen kann...“, grübelte Delion dann doch, als er den Plan noch einmal im Geiste durchging. Minako begann zu grinsen.
 

„Deswegen setzt Primarene danach Zauberschein auf den Dampf ein. Das ist eine Feenattacke, die dem Wasserdampf ein rosa Leuchten gibt. Damit sieht man uns definitiv.“, meinte Minako und Primarene nickte, bevor sie begann die Attacken einzusetzen. Mit Überflutung floss das kochend heiße Wasser um das Paar und die Pokemon vorbei, während der Präzisionsschuss die Strömung veränderte. Intelleon schoss in die Wellen und erschuf damit quasi einen Energiefluss, mit dem die Schaumserenade die Welle hinauf fließen konnte und sich bis zum Siedepunkt erhitzte. Dadurch verdampfte das viele Salzwasser binnen Sekunden und als der Dampf aufstieg, hauchte Primarene den Zauberschein dazu, der sich wie ein pinker Schleier über den Wasserdampf legte und er tatsächlich am Himmel leuchtete.
 

Delion öffnete seinen Mund. Das war beinahe so überwältigend wie ein Gigamax und er konnte nur baff mit ansehen, wie der Dampf immer höher stieg und sich wie eine Wolkendecke über ihnen ausbreitete. „Wenn wir jetzt nicht auffallen, dann weiß ich auch nicht.“, lachte er dann und Minako streichelte Primarene und Intelleon, um sie für ihre Attacken zu loben.
 

„Nicht wahr? Das habt ihr beiden wirklich toll gemacht.“, sprach die junge Blondine und Delion schwamm zu ihr, um die Pokemon ebenfalls zu streicheln und ein Lob auszusprechen.
 

Etwa 20 Minuten später, fuhr ein Motorboot in ihre Richtung. Minako hielt sich an Primarene über Wasser und Delion an Intelleon, als Kukui und zwei Männer der Küstenwache die beiden aufgabelten. An Bord erzählten sie ihnen dann, was passiert war und dass sie die beiden Mantax verloren hatten.
 

„Ah, ich habe mit dem Verwalter gesprochen. Heute war wohl ein Azubi beim Verleih, der noch nicht wusste, dass die beiden Mantax, die man euch gegeben hat, in ihrer Paarungszeit waren. Alle Mantax wandern während der Paarung Richtung Norden zu den unbemannten Inseln. Weil sie dort in Ruhe ihre Jungen aufziehen können. Um zu verhindern, dass die Zucht-Mantax daher verschwinden, werden sie in ein Zuchtbecken gebracht. Die beiden hätten gar nicht mehr zugänglich sein dürfen.“, erklärte Kukui.
 

„Oh nein. Dann sind wegen uns auch noch 2 Zucht-Mantax abgehauen..“, seufzte Minako, aber Kukui winkte ab.
 

„Macht euch darüber keine Gedanken. Die Zucht-Mantax folgen zwar momentan ihrer Natur, aber sie sind auch dem Betreiber des Standes treue Partner Pokemon. Nachdem die Brutzeit vorbei ist, werden sie mit samt ihrer Jungtiere zurück kommen.“, erklärte er, was Minako erleichtert aufseufzen ließ.
 

„Gott sei Dank.“, seufzte sie und ließ sich auf den Boden fallen. So hatte sie sich den Ausgang des Ausflugs nicht vorgestellt. Delion setzte sich neben sie und lachte sanft auf.
 

„Das war doch mal ein kleines Abenteuer. Aber Respekt, wie ist dir das mit dem Dampf so schnell eingefallen?“, wollte er dann wissen.
 

„Uhm.. Einfach so, denke ich..“, lachte die junge Frau unsicher und kratzte sich an der Wange. Delion blinzelte und hörte dann erheitertes Gelächter von der anderen Seite. Kukui.
 

„Weil diese Seerettung durchaus nicht die Erste ist. Wir durften Minako schon mindestens 15 Mal vom Meer zwischen den Inseln, und sogar drei mal von den unbemannten Inseln, abholen, weil sie mit dem Mantax so weit abgekommen war, dass sogar das trainierte Wasserpokemon keine Orientierung mehr hatte.“, erzählte er dann neckisch.
 

„Professor.. Daran hätten Sie mich jetzt nicht erinnern müssen..“, seufzte die junge Blonde beschämt und hielt sich beide Hände ins Gesicht, um ihre Verlegenheit zu verstecken. Dann hörte sie ein maskulines Lachen neben sich. „Das ist nicht witzig.“, meinte sie dann zu Delion.
 

Der Lilahaarige hielt sich die Hand vor den Mund und unterdrückte weiteres Prusten. „Entschuldige. Ich fand die Vorstellung nur so herrlich, wo du doch den halben Flug über davon geschwärmt hast und angegeben hast, wie gut du im Mantax-Surfen bist. Und dann kommen solche Geschichten ans Tageslicht. Es ist einfach.. süß.“, den letzten Satz sprach er ein wenig leise aus, aber Minako verstand ihn dennoch und wurde kurz rot um die Nase.
 

Hatte er sie da tatsächlich gerade süß genannt..?!
 

„Also.. nur zu deiner Information.. Ich bin nur vom Weg abgekommen, weil ich so viel Spaß beim Surfen hatte und dann einfach spontan irgendwo hin geschwommen bin. Meine spontane Natur ist nichts negatives. Ihr verdanken wir immerhin auch, dass wir uns kennen gelernt haben.“, wehrte sich die Blonde und verschränkte mit leichtem Schmollmund die Arme. Delion stoppte seine Heiterkeit und lächelte sie dann an.
 

„Das ist natürlich korrekt. Und ohne dich hätte ich diesen entspannten Urlaubstag nicht. Vielen Dank dafür.“, meinte er dann legte seine Hand freundschaftlich auf ihre Schulter, um sie leicht affektiert zu drücken. So drückte er wohl Dankbarkeit aus und auch Vertrauen und Loyalität zu der Person, die er so berührte. Ein Umstand den die Blonde ehrte und genauso zurück geben konnte. Sie lächelte nun auch und legte ihre eigene Hand auf seine.
 

„Nicht dafür. Ich bin froh, dass ich helfen konnte. Und außerdem habe ich Alola vermisst.“, gestand sie ihm.
 

„Ich kann schon verstehen, wieso. Es ist ein Paradies. Und ich glaube Primarene ist dein absolutes Lieblingspokemon oder?“, fragte er dann neckisch wissend.
 

„W-Woher weißt du das nun wieder?“, wollte die Blondine dann wissen. Delions Lächeln wurde ein Grinsen und er nahm seinen eigenen Pokeball mit Glurak. Er schaute auf den Ball und sein Blick wurde um einiges sanfter.
 

„Weil Primarene.. dir sehr ähnelt. Weißt du.. Jedes Partnerpokemon wird seinem Trainer nach gewisser Zeit ähnlich. Charakterlich, mit der Aura, seine Gesten, Haltung. Irgendwas. Und wenn das Band ein Pokemon und seinen Trainer so eng verbindet, dann sind diese Gemeinsamkeiten noch besser sichtbar. Als du Primarene aus dem Ball geholt hast.. Habe ich dich in ihrem frohen Gemüt wieder erkannt. Wie anmutig sie ihr Haupt gehoben hat und ihr Haar in der Meeresbrise wehte.. Ihre feminine Haltung bei der Attacke. .. Alles an ihr hat mich irgendwie an dich erinnert. Euer Band muss sehr eng sein und du selbst hast in diesem Neoprenanzug wie eine Nixe gewirkt.. Ein passendes Pendant zu Primarene, wenn ich das mal sagen darf.“
 

Seine Worten ließen die junge Frau erneut erröten. Die Dinge, die er da sagte, waren wahr. Das alles konnte er an einem einzigen Blick auf Primarene herauslesen? Es war bemerkenswert. Dieser Mann war zurecht der World Champion. Minako lachte leicht und nahm dann ihren Sympaball mit Primarene in die Hand. Sie drückte den Ball an ihre Brust, wo ihr Herz war, und schloss die Augen.
 

„Du hast es erfasst. Primarene und mich verbindet ein besonderes Band. Ich habe mich in ihre Vorstufen verliebt, seit ich sie das erste Mal sah. Ich kann nicht einmal genau sagen warum.“, schmunzelte sie und blickte dann auf. Die Sonne ging bereits unter und tauchte gerade hinab hinter dem Horizont am Meer. Es sah aus, als würde das Meer die Sonne verschlingen.
 

„Schicksalhafte Begegnungen kann man weder erklären noch beeinflussen. Der beste Beweis sind schließlich wir.“, meinte Delion dann und zwinkerte ihr zu. Minako lächelte und nickte erneut, bevor sie die Augen erneut schloss und die letzten Sonnenstrahlen der Abendsonne ihre leicht unterkühlte Haut wärmten.
 

„Ich möchte euch Turteltäubchen ja ungern aus eurer bedeutsamen Diskussion entreißen, aber.. wir sind jetzt wieder an der Küste. Ihr solltet euch etwas Trockenes anziehen und euch ein Hotel suchen.“, sprach Kukui auf einmal. „Natürlich könnt ihr auch im Labor bleiben.“
 

„Danke für das Angebot Professor. Aber.. Delion ist in Galar ein vielbeschäftigter Mann. Ein Tag reicht eigentlich schon aus, um einen riesigen Skandal in Galar loszutreten, dass der „unschlagbare Champion“ spurlos verschwunden sei. Deswegen haben wir uns genau diesen einen Tag hier gegönnt. Wir möchten direkt wieder zurück nach Galar.“, erklärte Minako dann.
 

„Aber das Krarmor-Taxi braucht vier Stunden bis hierher. Dann ist es fast Mitternacht. Und wir sind gegen 4 Uhr zurück in Galar..sollten wir nicht doch lieber die Nacht noch abwarten?“, fragte Delion nachdenklich. Minako legte ihren Zeigefinger unter das Kinn.
 

„Da ist etwas dran. Na schön. Aber wir rufen den Taxifahrer schon mal an, dass er doch bitte das Taxi so losschickt, dass er uns ungefähr gegen 10 Uhr abholt. Dann können wir ausschlafen und sogar noch frühstücken. Deal?“, fragte die junge Frau und hielt ihre Hand zu ihm. Delion lachte und schlug ein.
 

„Klar, Deal.“
 

Die Nacht verbrachte das Paar bei Kukui und Burnett. Das Labor, wo die Familie auch wohnte, hatte genügend Gästezimmer. Am nächsten Morgen servierte Burnett den Dreien auch ein herzhaftes Frühstück nach Alola Art, bevor sich Minako und Delion kurz vor 10:00 Uhr von ihnen verabschiedeten und in das Krarmor-Taxi stiegen, welches sie zurück nach Galar bringen sollte.
 

Während des Rückflugs bedankte sich Delion sicherlich noch gut an die 30 Mal bei Minako für diesen Urlaubstag und wie sehr er es in Alola genossen hatte. Die Menschen waren auch sehr sympathisch und er hätte nichts dagegen, wenn er irgendwann noch einmal eine Reise mit ihr nach Alola machen würde. Das notierte sich die Blondine gedanklich und die beiden genossen einen ruhigen Flug bis nach Galar.
 

Die Moralpredigt, die sich Delion dann von Olivia und Rose anhören durfte, nahm der Champion gerne in Kauf und Minako konnte durchaus behaupten, dass dieses kleine Erlebnis die Freundschaft der beiden noch gefestigt hatte.
 

Was würde sie in Zukunft noch alles in Galar erwarten?
 

*Kemiri kommt von Kemirinuss und ist eine andere Bezeichnung des Lichtnussbaumes, von dem auch Kukuis Name abgeleitet ist (weil eine weitere Bezeichnung die Kukuinuss ist)

*Selene ist der offizielle Name der weiblichen Protagonistin aus Sonne/Mond

Kapitel 3: Verlust und Vertrauen

„Minako..“, Cynthias Stimme war traurig und angeschlagen und das alarmierte Minako direkt. Cynthia meldete sich eher selten am Telefon und dann auch nur, wenn es wichtig war oder schlechte Nachrichten gab. Aber die Tonlage ließ das Schlimmste vermuten. „Ich hasse es, so etwas am Telefon sagen zu müssen.. … Großmutter ist gestorben..“
 

Die Augen der Blonden weiteten sich und Tränen begannen ihre Wangen hinab zu laufen. Sie hatte ja mit allerlei gerechnet, aber diese Nachricht warf sie nun komplett aus dem Konzept.
 

„W-Was..? W-Wie..? Sie war doch kerngesund und noch nicht so alt..“, murmelte die Blonde traurig und umklammerte ihr Smartphone fest, während weitere Tränen herunterliefen. Professor Carolina, die Dorfälteste von Elyses und Großmutter von Cynthia war wie eine Mutter für Minako. Seit Beginn ihrer Trainerkarriere hatte sich Carolina rührend um sie gekümmert. Mehrere Jahre verlebte Minako in Sinnoh und wohnte bei ihr, die beiden pflegten ein so inniges und harmonisches Verhältnis.. Die Nachricht über den Tod dieser Frau hatte ihr den Boden unter den Füßen weggerissen.
 

„Sie hatte einen Herzinfarkt.. Hervorgerufen durch eine Allergiereaktion nachdem sie das Gift eines aggressiven Roserade abbekommen hatte.. Roserade sondern einen besonderen Giftstoff aus, der bisher von Forschern unentdeckt blieb, da sie ihn nur aussondern, wenn sie sich wirklich in die Enge gedrängt fühlen und ihren Nachwuchs beschützen müssen.. Großmutter hatte ein Nest gefunden und wollte es in sicherer Entfernung studieren, aber eins der Roserade hat die Nerven verloren. Sie hat tagelang im Krankenhaus ums Überleben gekämpft, aber..“, sprach Cynthia und konnte durch ihre eigenen Tränen nicht mehr weiter sprechen.
 

„Tagelang..? Und da sagst du mir erst jetzt Bescheid..? Cynthia, ich hätte alles stehen und liegen gelassen und wäre nach Sinnoh gefahren..“
 

„Ich wollte dir dein Abenteuer in Galar nicht vermiesen.. Niemand von uns hat erwartet, dass Großmutter .. nicht überlebt.. Die Ärzte meinten auch zuerst, sie wäre über dem Damm, aber dann hat sich ihr Zustand so rapide verschlechtert... Und da hatte ich auch nicht mehr den Kopf dazu, anzurufen. Entschuldige..“
 

Minako fühlte sich schrecklich. Nicht nur wegen dem Verlust, sondern auch dass sie Cynthia so angegangen war, weil sie ihr nicht früher Bescheid gesagt hatte. „Entschuldige dich nicht.. Tut mir Leid, falls das eben so barsch klang.. Ich.. kann es nicht glauben..“, murmelte sie traurig und wischte sich durch das Gesicht.
 

„Das geht uns in Elyses allen so.. Glaub mir.. Die.. Beerdigung ist nächste Woche.. am Mittwoch.. Dort können wir von ihr Abschied nehmen. Du.. kommst doch oder..?“
 

„Natürlich komme ich.. Cynthia, danke für alles, was ihr für mich getan habt. Ich werde Carolina niemals vergessen.. Wir sehen uns am Mittwoch.. Ich hab dich lieb, okay..?“
 

„Ich hab dich auch lieb, meine Kleine.. Pass gut auf dich auf.“
 

Mit diesen Worten legte Cynthia auf und Minako sackte auf die Knie, um ihren Emotionen komplett nachzugeben. Sie weinte so laut, dass ihr Bruder und seine Verlobte vom Arbeitszimmer direkt zum Zimmer der Blonden liefen und wissen wollten was los war.
 

Es dauerte jedoch nicht lange, da fühlte sich Minako von den tröstenden Umarmungen und Worten ihrer Familie erschlagen. Sie stieß die beiden sanft von sich und stand auf. „Entschuldigt.. Aber ich wäre jetzt gerne einen Moment alleine.. Ich werde einen Spaziergang machen..“, meinte sie und lief zur Tür.
 

„Jetzt..? Hast du mal nach draußen gesehen? Es regnet in Strömen. Nimm wenigstens einen Schirm mit.“, sprach Aki besorgt und verschränkte die Arme.
 

„Das macht mir nichts.. Ist doch nur Wasser..Ich.. melde mich später, okay..?“, lächelte die Blonde traurig und hob ihre Hand zum Abschiedsgruße, bevor sie einfach so in den Regen hinaus stürmte. Aki schüttelte den Kopf und ließ sich auf die Couch des Hotels fallen. Derzeit waren sie in Engine City.
 

„Mir war nie bewusst, wie innig das Verhältnis zwischen ihr und Professor Carolina gewesen ist. Ihr Tod trifft sie so hart, als wäre ein Familienmitglied gestorben.“, meinte die Rothaarige leise.
 

„Für meine Schwester war sie das auch.“, begann Mamoru traurig. „Als Minako damals in Sinnoh gelebt hat, weil es Zuhause zu viel Streit gab, hat sich die Frau Professor wie eine Mutter verhalten. Sie hat Minako anstandslos bei sich aufgezogen, Cynthia und sie wurden quasi wie Schwestern. Und Professor Carolina war die fürsorgliche Mutter, die unsere Mutter zu der Zeit nicht sein konnte. Ich verstehe sie also, dass sie der Tod so mitnimmt..“, erklärte er.
 

„Sollten wir ihr dann nicht folgen und für sie da sein?“, wollte Aki dann wissen. Mamoru schüttelte leicht den Kopf.
 

„Nein. Sie hat ja gesagt, dass sie jetzt alleine sein will. Meine Schwester ist stark. Sie wird schon keine Dummheiten machen. Geben wir ihr etwas Zeit. Und wenn sie sich gefangen hat, wird sie wieder herkommen und dann können wir immernoch für sie da sein.“, lächelte der Blonde zuversichtlich.
 

„Wenn sie sich bis dahin nicht schon eine Lungenentzündung eingefangen hat.“, seufzte Aki leicht. Mamoru schmunzelte traurig.
 

„Dann dürfen wir ihr aber keine Vorwürfe machen. Das kann sie gerade am wenigsten gebrauchen.“
 

Minako lief ziellos einige Minuten im Regen herum, bis die Kraft sie verließ und sie sich auf einer nassen Bank hinsetzte. Ihre Kleidung war durchnässt und ihre Haare klebten in ihrem Gesicht, sodass sie kaum etwas sehen konnte. Das war ihr aber gerade alles ziemlich egal. Sie zog ihre Knie an und legte die Arme darum, als sie den Kopf an ihre angezogenen Knie lehnte und leise hinein schluchzte. Sie konnte sich noch nicht einmal von Carolina verabschieden.. Sie wollte ihr noch so viel sagen, so viel zeigen.. So viele Dinge waren unausgesprochen.. Zum Beispiel wie dankbar sie ihr war, sie so herzlich aufgenommen zu haben.. Wieviel sie von ihr gelernt hatte und wie gerne sie noch ein letztes Mal Weihnachtsplätzchen mit ihr gebacken hätte.. das war nun alles vorbei. Dieser Gedanke wollte einfach nicht in ihren Kopf.
 

Minuten verstrichen. Aus den Minuten wurden Stunden und der Regen wollte einfach nicht aufhören. Es war, als weinte der Himmel mit ihr. Nicht, dass es irgendwie geholfen hätte, denn ihre eigenen Tränen wollten einfach nicht stoppen. Irgendwann hörte sie nur noch der Regen, aber er schien sie nicht mehr zu treffen.
 

'Sind meine Sinne so taub geworden, dass ich den Regen nicht mehr auf mir spüre..?', dachte sie sich bitter und blickte dann auf. Minako blinzelte perplex, als ein rotes Cape über ihr aufgespannt war. Sie sah Delion, der sein großes Cape schützend über sie und ihn hielt und sie damit quasi beide vor dem Regen schützte.
 

„Da hast du dir aber keinen guten Tag ausgesucht, um hier draußen zu sitzen.“, lachte Delion leicht, bis er sah, dass nicht nur Regenwasser ihr Gesicht benetzt hatte. Ihre vertränten Augen ließen sein Lächeln schwinden und er hielt das Cape großzügiger über sie. „Hast du.. geweint..?“, fragte er dann leise. Normalerweise hätte sich Minako gefreut, ihn hier zu treffen, aber unter den momentanen Umständen, brachte sie kein einziges Wort heraus. Stattdessen biss sie sich auf die Lippe, um weitere Tränen zu unterdrücken. Erfolglos wie es schien, denn weitere Tränen liefen nun wieder ihre Wangen hinunter und ließen die junge Frau als Antwort nur leise schluchzen.
 

Delion schien etwas überfordert zu sein. Wie sollte er sich nun verhalten? Noch nie hat jemand in seiner Gegenwart geweint, vor allem keine Frau. Der Lilahaarige sah sich hilfesuchend um, bis er bemerkte, dass das Hotel, in dem er momentan war, nicht weit von hier war. „Du musst nicht sprechen, aber wir sollten erstmal ins Trockene, meinst du nicht auch?“, lächelte er dann und Minako nickte leicht, als sie aufstand. Unter dem Schutz seines Capes rannten sie dann ins Hotel. Beim Eintreten rief Delion der Dame vom Empfang zu, bitte frische Kleidung und ein Handtuch aufs Zimmer zu bringen. Und einen heißen Tee. Die beiden gingen zum Aufzug und fuhren in die Etage, wo sein Zimmer war.
 

Dort angekommen, nahm Delion das Handtuch und rubbelte damit erst ihr Haar etwas trockener. Dann klopfte es an der Tür und der Zimmerservice hatte einen Morgenmantel gebracht, in den Minako vorerst schlüpfen konnte. Delion nahm den Morgenmantel dankend an und überreichte ihn der jungen Frau.
 

„Ich gehe mal nach dem Tee schauen. Also kannst du dich in Ruhe umziehen.“, lächelte er und tätschelte ihren Kopf leicht, bevor er aufstand und das Zimmer verließ. Minako blickte ihm leicht nach. Die Tränen stoppten zwar endlich, aber sie fühlte sich noch immer miserabel. Obwohl eine weitere Emotion in ihrem Herzen keimte. Eine warme, angenehme.. Sie war froh, dass sich jemand um sie kümmerte im Moment.. und er war so umsichtig.
 

Einige Minuten verstrichen, bis es an der Tür klopfte. „Ich bin's.“, meinte Delion. „Kann ich reinkommen?“, fragte er nach, da er nicht mitten beim Umziehen herein platzen wollte. Minako dankte ihm sehr für seine zuvorkommende Art.
 

„J-Ja. Ich bin schon fertig mit Umziehen. Komm ruhig rein.“, sprach sie etwas gebrochen. Die Tür öffnete sich und Delion hielt ein kleines Tablett in der Hand, auf der der Tee war. Er erblickte Minako auf dem Hotelbett. Das Handtuch um ihre Schultern und in dem weißen Morgenmantel des Hotels. Er lächelte etwas, denn sie wirkte nun nicht mehr ganz so fertig. Nachdem er das Tablett am Nachttischchen abgestellt hatte, setzte er sich zu ihr.
 

„Wie geht es dir?“, wollte er dann wissen.
 

„Furchtbar..“, erwiderte die junge Frau leise. „Aber besser als vorhin.“, fügte sie hinzu, um Delion ein wenig die besorgte Miene zu nehmen.
 

„Magst du jetzt reden, was passiert ist?“, fragte er weiter und sah sie dabei an.
 

„... Die Frau, die mich quasi großgezogen hat.. und wie eine Mutter für mich war.. ist gestorben.“, murmelte sie leise und merkte, wie durch das Erklären wieder Tränen ihre Augen verließen. Sie wischte sich die neuen Tränen weg und schluchzte leise. „Sie war ein so wunderbarer Mensch.. Warum musste sie so früh sterben..“
 

Delion schwieg kurz und sah dann traurig zu Boden. Seine Hände ballten sich zur Faust und er wusste gar nicht, wie er reagieren sollte.
 

„Professor Carolina..?“, tippe Delion, da er ja schon einiges über ihre Vergangenheit wusste. Minako nickte traurig und Delions Gesicht wurde trauriger. „Das.. tut mir wirklich Leid.. Mein aufrichtigstes Beileid..“, meinte er dann traurig.
 

„Danke..“, murmelte die Blonde und umarmte sich selbst im Versuch etwas Wärme zu finden.
 

„Wenn ich irgendwas für dich tun kann.. Sag es mir.“, bot er ihr dann an und Minako blickte neben sich. Sie schluckte leicht und seufzte.
 

„Kannst du.. mich einfach nur in den Arm nehmen..?“, fragte sie dann leise. Delion blinzelte leicht. Die beiden hatten sich zwar schon einige Male getroffen, physischen Kontakt hatten sie allerdings bisher kaum. Außer einer kurzen halbherzigen Umarmung zur Begrüßung. Diesmal war es anders.
 

„Natürlich.“, antwortete er sofort und legte die Arme um ihren zitternden Körper, um sie nah an sich heran zu ziehen. Minako vergrub ihr Gesicht direkt in sein Trikot und schlang die Arme um seinen Bauch.
 

„Ich danke dir..“, flüsterte sie leise gedämpft und spürte, wie er ihr beruhigend über den Rücken streichelte.
 

„Nicht dafür.“, sprach er und drückte sie an sich, um ihr den größtmöglichen Komfort zu geben. Minako und Delion verweilten schweigend in dieser Umarmung. Das Schluchzen von ihr wurde immer leiser und ihre Atmung ruhiger. Irgendwann bemerkte der Lilahaarige dann, dass ihre Augen geschlossen waren. Sie war wohl eingeschlafen. Delion lächelte etwas und legte sie richtig auf das Bett, bevor er sie zudeckte und ihre Wange streichelte. Anschließend sah er auf sein Smartphone, der kurz davor war ihn an einen Termin zu erinnern. Er stand auf und wollte los, da merkte er, wie sie nach seiner Hand griff und ihn am Gehen hinderte. „Minako..?“
 

„Bitte geh jetzt nicht.. Ich.. will nicht.. alleine.. sein..“, stotterte die junge Frau mit halboffenen Augen. Ihre Iriden glänzten von dem vielen Weinen und Delion blickte sie verzweifelt an. Er dachte an seinen Termin und seufzte. Dann legte er seine andere Hand auf ihre und lächelte.
 

„In Ordnung. Ich bleibe bei dir.“, meinte er und setzte sich wieder auf das Bett. Minako lächelte dankbar und drückte seine Hand an ihre Wange.
 

„Vielen Dank..“, murmelte sie leise und hielt dann ihre andere Hand auf, mit der Bitte, dass er sich zu ihr legte. Delion lächelte und legte sich zu ihr, um sie in seine Arme zu ziehen und an sich zu drücken. Die beiden sahen einander eine Weile an, bevor sie die Augen schlossen und einschliefen..
 

Am nächsten Morgen wurde Minako durch Delions Stimme wach. Er klang nicht wütend, aber etwas lauter als sonst. Und er schien sich mit jemandem zu unterhalten. Die Blonde öffnete ihre Augen und blinzelte, als sie Delion das Zimmer auf und ab laufen sah.
 

„Ich sagte es Ihnen doch Olivia. Ich konnte den Termin mit Präsident Rose nicht wahrnehmen, weil es einen Notfall gab. … Einen privaten Notfall. Nein, er betraf mich nicht persönlich, aber.. … Nun hören Sie mir doch bitte zu.“, seufzte Delion und fuhr sich genervt durch sein Gesicht. Mit dieser Frau konnte man einfach nicht vernünftig reden. „Natürlich sind mir die Konsequenzen bewusst, wenn ich wichtige Termine ohne wichtigen Grund nicht wahrnehme. Der Grund war mir aber wichtig. Und es ist mir egal, ob Sie es anders sehen. … Ja, dann richten Sie Präsident Rose aus, dass wir den Termin auf nächste Woche verschieben.“, er legte auf und seufzte noch einmal tief durch. „Mit dieser Frau würde ich nicht arbeiten wollen..“, murmelte er dann leise und drehte sich um. Dabei sah er, dass Minako wach war und ihn geschockt anblickte. „Oh.. wie lange bist du schon wach..?“, fragte er.
 

„Du hattest gestern einen Termin mit Präsident Rose..?“, wollte sie wissen und Delion sah schuldbewusst zur Seite. „Warum hast du nichts gesagt..? Ich hätte dich doch nicht hier festgehalten, wenn ich gewusst hätte, dass du einen wichtigen Termin hast..“, meinte die junge Blonde leise und richtete sich auf.
 

„Du hast jemanden gebraucht.“, war seine Antwort, als er sie wieder ansah. Seine Worte ließen Minako nur noch geschockter sein.
 

„Du hast mein Wohl über deine Termine gestellt..?“, fragte sie ungläubig und hielt sich die Hand vor den Mund. Delion lächelte und lief auf sie zu, als er seine große Hand auf ihren Kopf legte.
 

„Natürlich. Termine kann ich immer nachholen oder verschieben. Aber deine Gefühle kannst du nicht kontrollieren. Darum.. war es mir auch wichtiger, für dich da zu sein, als mit Rose ein weiteres dummes Interview zu geben, warum ich der unschlagbare Champion bin.“, sprach er charmant lächelnd.
 

Die junge Frau fühlte sich, als würde sie gleich wieder anfangen zu weinen. Diesmal allerdings nicht vor Trauer. Die Wärme dieses Mannes nahm einfach jede Faser ihres Körpers ein und sie warf sich regelrecht in seine Arme nach diesen Worten. Delion blinzelte perplex, bevor er die Arme um sie legte und erneut umarmte, als Minako ihre Nase in seine Halsgrube vergrub.
 

„T-Tut mir Leid, nur wegen mir ist dein Terminplan nun durcheinander geraten.. Ich mache es wieder gut, versprochen.“, meinte sie dann leise. Delion lachte sanft, bevor er sich etwas löste und ihre Wange streichelte.
 

„Wenn du es wieder gut machen willst, dann.. wüsste ich da ein kleines, gemütliches Eiscafe. Das serviert die BESTEN Pokusan-Eisbecher in Galar. Na, wie hört sich das an?“, fragte er und zwinkerte. Minako lächelte und ihre Trauer war für diesen Moment fast vergessen.
 

„Hört sich gut an.“
 

Seit diesem Tag war die Freundschaft der Beiden auf einem neuen, intimeren Level angelangt.

Kapitel 4: In der Naturzone

Minako und Taiko waren in der Naturzone verabredet. Die Gruppe lernte die hyperaktive und immer fröhliche junge Frau in Claw City kennen, wo sie einige Schüler von Roy, dem hiesigen Arenaleiter und Drachenmeister, trainierte. Auch wenn die Rothaarige sich nicht auf Drachen spezialisiert hatte, waren ihre Pokemon ein gutes Training gegen die aufsteigenden Talente. Und außerdem schien sie sich sehr gut mit Roy zu verstehen. Sehr, sehr gut. Denn die Rothaarige blickte beinahe ununterbrochen auf ihr Rotomsmartphone. Dabei zierte ein breites, verliebtes Grinsen ihre Lippen und hin und wieder musste sie auflachen. Minako beobachtete ihre neue Freundin neugierig und riskierte einen Blick auf das Display.
 

„Ist das ein Meme?“, fragte die Blonde. Taiko nickte leicht.
 

„Ja! Roy postet ständig Memes und andere lustige Dinge. Oh, da jetzt hat er einen Spruch gepostet: 'Ich weiß, dass ich ein Rad abhabe, aber guckt mal wie schön es rollt. Huuuuui!!' So ein Spinner.“, lachte die Rothaarige und Minako musste lächeln.
 

„Oha. Da ist jemand aber richtig verknallt.“, schmunzelte sie und Taiko errötete, als sie das Smartphone wieder einsteckte.
 

„G-Gar nicht wahr. Wir sind nur Freunde. Mehr ist da nicht.“, winkte die Rothaarige direkt ab und gestikulierte mit ihren Händen so aufgebracht, dass Minako lauter loslachen musste.
 

„Komm schon, das ist so offensichtlich. Ihr beiden versteht euch so gut und immer, wenn du seine Posts liest, grinst du vor dich hin wie ein verliebtes Schulmädchen.“, neckte Minako die Jüngere und bekam dafür einen freundschaftlichen Klaps an ihre Seite.
 

„Nun hör schon auf Bullshit zu labern. Sieh dich mal lieber nach coolen Pokemon um, die wir fangen können.“, schmollte die Rothaarige und versuchte das Thema so schnell es geht zu wechseln.
 

Ein paar Minuten verstrichen und Minakos eigenes Rotomsmartphone begann zu vibrieren. Sie blinzelte und holte das technische Gerät aus ihrer Jackentasche. Es war eine neue Nachricht von ihrem Lieblingskontakt.

<Delion> Hallo, schönes Fräulein.
 

Minako lächelte über diesen niedlichen Kosenamen. Seitdem die beiden Nummern vor einigen Monaten ausgetauscht hatten, erblühte ihre Freundschaft geradezu. Fast täglich schrieben sie sich kleine unbedeutende Nachrichten, ab und zu telefonierten sie sogar und hin und wieder trafen sie sich sogar, während Minako mit ihren Freunden und Familie die Galar Region erkundete. Man konnte durchaus behaupten, dass die junge Frau Schmetterlinge im Bauch hatte, wann immer sie an diesen liebenswerten Lilahaarigen dachte.
 

<Ich> Hallo, unschlagbarer Champion.

<Delion> *schmunzel* Ich dachte mir, ich erkundige mich mal nach dir. Hop hat gemeint, du und eine Freundin seid heute in der Naturzone unterwegs?

<Ich> Ja genau. Wir wollen ein wenig die Naturzone erkunden und unser Team erweitern.

<Delion> Dann ist die Naturzone wirklich der beste Ort dafür! Und hey, vielleicht laufen wir uns sogar über den Weg. Ich bin auch gerade in der Naturzone, genauer gesagt am Milzasee. *zwinker*

<Ich> Und wie lange hast du gebraucht, um dahin zu finden oder wolltest du woanders hin und bist dort verloren? *smirk*

<Delion> ….

<Delion> Erwischt. Ich wollte zum Wutanfall-See.

<Ich> xD

<Ich> Das ist so typisch für dich. Sollen wir den großen Champion retten?

<Delion> Große Worte für jemanden, der sich im Schlummerwald hat retten müssen, mhm?

<Ich> Aww, nun reite doch nicht auf alten Kamellen rum..! Ich war neu in Galar.

<Delion> Oh, mich greift gerade ein Dynamax Garados an, ich melde mich später.

<Ich> Alles klar, viel Erfolg Champ.
 

Minako lächelte und als sie von ihrem Smartphone aufschaute, sah sie in Taikos überheblich grinsendes Gesicht. „Naaa? Und wer ist jetzt das verliebte Schulmädchen?“, fragte sie grinsend und rammte ihren Ellbogen weitere Male in die Seite der Älteren. Minako räusperte sich errötet und steckte ihr Smartphone wieder weg.

„S-Sei einfach still.“, murmelte die Blonde ertappt und Taiko bekam sich vor Lachen nicht mehr ein.
 

„Aber ich kann dich verstehen. Dein Schwarm ist echt heiß.“, nickte sie dann und verschränkte die Arme. Minako errötete noch mehr, aber sie wurde auch ein wenig eifersüchtig auf die Worte ihrer Freundin.
 

„E-Er ist nicht mein Schwarm und was meinst du bitte mit heiß? Bleib du mal lieber bei deinem Roy.“
 

„Aww, ist da jemand eifersüchtig?“
 

„Du bist doof.“
 

„Hehehe.“
 

Die beiden Frauen teilten ein Lachen und setzten ihren Weg durch die riesige Naturzone fort. Taiko blieb dann stehen und deutete auf ein Pokemon, welches sich über heruntergefallene Beeren eines Baumes hermachte. Es sah aus wie ein grüner Leguan oder Gecko und es sah aus, als würde er in einem kaputten Apfel hausen, denn rote Apfelteile zierten nicht nur Kopf und Unterbereich, sondern auch die Arme, welche nach Flügeln aussahen.
 

„Ein Drapfel?! Wieviel Glück haben wir denn, ey! Das ist mega selten!“, jubelte Taiko und griff nach einem Pokeball.
 

„Nanu? Seit wann interessierst du dich denn für Drachenpokemon? Willst du damit einem bestimmten Leiter imponieren?“, fragte Minako und Taiko errötete merklich.
 

„Was hat das mit seinem Typen zu tun? Wenn ich ein mega seltenes Pokemon finde, dann will ich es auch fangen. Und wenn du ganz lieb darum bittest, züchte ich dir mit Ditto ein Knapfel. Damit du es Delion schenken kannst.“, erwiderte Taiko und sah nun ihre blonde Freundin im Gegenzug rot werden. Denn ein uraltes Gerücht in Galar besagte, dass, wenn du jemandem den du magst, ein Knapfel schenkst, euch das Schicksal für immer aneinander kettet. Das Paar bleibt dann ein Leben lang zusammen. Ein Gedanke, den Minako sehr reizte..
 

Während Minako noch zu verlegen zum Antworten war, nutzte Taiko diesen Moment, um ihr eigenes Pokemon in den Kampf zu schicken: Wie-Shu. Ein Geschenk ihres alten Mentors aus Einall, Eugen, dem Kampfmeister der Top Vier. Drapfel blickte neugierig zu dem herbei gerufenen Pokemon. Wie-Shu waren nicht in Galar ansässig, weswegen die Pokemon dort noch nie eines zu Gesicht gesehen hatten.
 

„Wie-Shu, Sprungkick, jetzt!“, befahl Taiko und Wie-Shu machte sich bereit. Es sprang etwas hoch und wollte mit einem Karatetritt das Drapfel treffen. Drapfel jaulte kurz gelangweilt auf und verschwand dann komplett in den Apfelteilen, die es zusammen schloss und nun wie ein verschlossener Apfel aussah. Der Fußtritt von Wie-Shu prallte an diesem Apfel ab und schien kaum etwas bewirkt zu haben.
 

„Es hat Panzerschutz eingesetzt.“, stellte Minako fest und Taiko grummelte. „Dann müssen wir diese Barriere eben zerbrechen..! Wie-Shu, setze Überwurf ein..! Hole es aus diesem Panzer!“, rief die Rothaarige. Wie-Shu griff nach Drapfel und schleuderte es über seine Schulter in die Luft. Während es in der Luft war, sprang Wie-Shu hinterher und mit einem gezielten Hieb schlug es auf den Apfel, bis Drapfel durch den Aufprall zu Boden knallte und sich der Panzer öffnete. Drapfel torkelte etwas überrascht und Taiko grinste. „Na also und jetzt, bevor es wieder Panzerschutz einsetzen kann.. Verhöhner!“
 

Wie-Shu setzte eine provokative Aura ein und neckte Drapfel, indem es sich vor ihm aufplusterte. Drapfel knurrte wütend und Minako grinste bei Taikos Strategie. „Verhöhner sorgt dafür, dass ein Pokemon keine defensiven Attacken mehr einsetzen kann, sondern blindlinks immer angreift. Gut gemacht, damit kann es kein Panzerschutz mehr einsetzen.“, lobte die Ältere Taiko und Taiko rieb sich unter der Nase mit dem Zeigefinger, Brust angeschwellt mit leichtem Stolz.
 

„Hehe, danke. Wie-Shu, lass uns Drapfel jetzt besiegen! Schwerttanz und dann Auraspähre!“, befahl Taiko. Wie-Shu verstärkte seinen Angriff als virtuelle Schwerter um er herum 'tanzten' und ballte dann eine Energiekugel aus seinen Vorderpfoten, den es frontal auf Drapfel schoss, während Drapfel mit seinen physischen Attacken angreifen wollte. Die Auraspähre traf das Drachen / Pflanzen-Pokemon und es stolperte. Es versuchte sich wieder aufzurichten, wirkte aber deutlich geschwächt. „Jawoll, jetzt kann ich es fangen!“, grinste Taiko und warf einen Hyperball nach dem Pokemon. Der Pokeball wackelte 3 mal und blieb dann stehen. „Jaaaaaaaaa!“ Taiko lief zu ihrem neuen Pokemon und umarmte den Pokeball stolz, während Minako ihr freundschaftlich auf die Schulter klopfte.
 

„Das war ein super Kampf. Du hast dein Wie-Shu wirklich gut trainiert. Das Drapfel hatte ja gar keine Chance.“, lachte sie und Taiko grinste breiter. Das war gut für ihr Ego.
 

Einige Zeit und gefangene Pokemon später, fanden sich die beiden Frauen vor dem Zugang zu Claw City wieder. Minako blinzelte und blickte zu Taiko. „Willst du schon aufhören? Oder willst du Roy nur deine Drachenausbeute zeigen?“, fragte sie lächelnd, während Taiko verlegen wegschaute.
 

„Ich habe keine Pokebälle mehr. Und ja, ich will Roy einen Zwischenstand geben. Er müsste gerade im Cafe neben dem Pokecenter sein. Kommst du mit? Dann gönnen wir uns einen wohlverdienten heißen Kakao.“, schlug die Jüngere dann vor. Minako kicherte.
 

„Danke, aber ich denke ich verzichte. Ich will nicht stören, wenn du dich mit Roy triffst. Also lass dir ruhig Zeit und genieß das Date mit ihm im Cafe.“, zwinkerte Minako dann, woraufhin Taiko von einem Ohr bis zum anderen errötete.
 

„DAS IST KEIN DATE... .. Na gut, dann bis später.“, seufzte die Rothaarige und torkelte von Dannen. Sie war durch die Kämpfe zu ausgepowert, um sich auf eine Diskussion über ihre Gefühle einzulassen. Minako kicherte und winkte ihrer Freundin nach, bevor sie sich umdrehte und Richtung Milzasee blickte. Sie grinste leicht und lief dann in Richtung des Sees, in der Hoffnung eine bestimmte Person zu finden.
 

Taiko zog einen leichten Schmollmund, während sie das Cafe ansteuerte. Warum hämmerte ihr armes kleines Herz immer so unerbittlich gegen ihren Brustkorb, wenn sie jemand auf Roy ansprach? Es war ja nicht so, dass sie wirklich in ihn verliebt war! Zumindest redete sie sich das immer wieder ein.. Sie beschloss dann, keinen Gedanken mehr an irgendwas in dieser Richtung zu verschwenden und betrat das Cafe. Nach kurzem Umsehen, wurde ihr schnell klar: Roy war noch nicht da.
 

'Sicher trainiert er noch. Er ist ja nach wie vor besessen, Delion von seinem Thron als Champion zu stoßen.', dachte sich die Rothaarige vergnügt. Der Gedanke Roy als Champion gefiel ihr und wer weiß? Vielleicht durfte sie dann seine Arena fortführen? Das wäre ein großer Traum, der in Erfüllung gehen würde!
 

Die junge Rothaarige setzte sich an einen Tisch und bestellte sich eine Tasse heiße Schokolade. Es war doch in letzter Zeit recht kühl geworden, besonders in der Naturzone. Ein bisschen schlecht fühlte sie sich ja schon, ihre Freundin Minako jetzt mutterseelenalleine in der eiskalten Wildnis warten zu lassen. Andererseits.. Sie hatte es ihr angeboten mitzukommen. Wer nicht will, hat halt schon.. wie es so schön hieß.
 

Taiko spielte ein wenig in Gedanken verloren einige Spiele auf ihrem Smartphone, bis sie einen Schatten vor sich bemerkte. Sie blickte lächelnd auf, da sie Roy erwartete. Stattdessen blickte sie in die Augen von einem nicht ganz koscher aussehenden Mann. Er war um einiges Älter als sie, roch stark nach Zigaretten und Alkohol und war komplett ungepflegt. Aber das war nicht das, wo bei Taiko die Alarmglocken angingen. Es war vielmehr die Tatsache, dass er auch überhaupt keinen Respekt vor persönlicher Komfortzone besaß und die fremde Frau ohne zu Zögern an der Schulter berührte. Normalerweise war Taiko selbst kontaktfreudig und wollte Leute kennen lernen, aber dieser Typ sah sie auf eine so widerliche Weise an, dass ihr fast schlecht wurde.
 

„Hey, Kleines. Hab ich ein Glück. Eine schöne Frau hier alleine zu treffen. Hast du einen Freund?“, fragte der Kerl und gab ihr ein schiefes Lächeln, welches Taiko vor Ekel erschaudern ließ.
 

„Ich wüsste nicht, was Sie das angeht. Ich warte auf jemanden, also... lassen Sie mich in Ruhe.“, sprach sie dann direkt. Wenn ihr dieser Kerl weiter so auf die Pelle rückte, würde sie auch nicht davor zurück schrecken, ihn in seine Weichteile zu treten. Der Mann verstand ihre Abneigung offenbar nicht und lehnte sich herunter zu ihr.
 

„Nun sei doch nicht so, Schätzchen. Du und ich.. Wir könnten eine Menge Spaß zusammen haben.“, flüsterte er nahe ihres Ohres und Taiko knurrte. Sie war drauf und dran diesem Widerling eine zu Knallen, da zuckte der Mann von sich aus bereits zusammen. Taiko blinzelte aufgrund der seltsamen Reaktion und sah eine dunkelhäutige Hand auf der Schulter des Mannes.
 

„Hör mal, Freundchen. Wenn eine Frau 'Nein' sagt, dann ist das eine klare Ansage.“, Roys Stimme war tiefer als sonst und auch sein Gesichtsausdruck war verändert. Sonst zierte immer ein Grinsen oder Lächeln seine Lippen, aber diesmal wirkte er angespannt und auch.. wütend? Taiko schluckte leicht, bei dem Gedanken, dass sie der Grund für seine Laune war und sah zu, wie Roy den Mann von ihr weg zog.
 

„Misch dich nicht ein. Nur weil du ein Arenaleiter bist, heißt das nicht, dass du hier alle Frauen für dich haben darfst. Der rothaarige Engel und ich haben uns wunderbar verstanden.“, lachte der Mann selbstgefällig und blickte zu Taiko, die den Blick mit Ekel und Missmut erwiderte.
 

„Den Eindruck habe ich nicht. Und nun verschwinde. Wenn ich dich noch einmal dabei erwische, wie du junge Frauen belästigst, dann werde ich dich meinen Drachen zum Fraß vorwerfen. War das deutlich?“, fragte Roy und blickte den Mann dabei so eiskalt und ungewohnt giftig an, dass dieser den Blick abwendete und nur ein „Tch“ hauchte, bevor er die Hände in die Hosentaschen steckte und das Cafe verließ, während er leise Flüche und Beleidigungen, die an Roy gingen, nuschelte. Taiko blickte ihm nach und zeigte ihm den Mittelfinger, bevor Roy zu seiner normalen Natur zurück fand und sich zu ihr an den Tisch setzte.
 

„Danke.“, meinte Taiko dann und sah Roy zwinkern.
 

„Nicht dafür. Obwohl es mich wundert. Normalerweise hättest du solchen Typen schon längst in die Eier getreten.“, meinte er und stützte seine Wange an seiner Hand ab, der Ellbogen ruhte dabei auf dem Tisch und so konnte er sich etwas nach vorn zu ihr lehnen.
 

„Wollte ich auch gerade, aber du kamst mir zuvor.“, antwortete die Rothaarige nur trocken und zuckte mit den Schultern. Roy begann breit zu grinsen und seine freie Hand wanderte zu ihrem Haar, als er eine rote Strähne um seinen Finger zwirbelte. Taiko verkniff sich ein Schnurren, sie liebte es, wenn er diese kleinen, unschuldigen Berührungen tat. Und das war relativ oft der Fall.
 

„Wie schade. Oder war es eher ein Glücksfall für mich? Immerhin habe ich nicht oft die Gelegenheit den Helden für dich zu spielen.“, scherzte er dann und wollte darauf hinaus, dass Taiko gut auf sich selbst Acht geben konnte und sich sogar mit ganzen Gruppen anlegen konnte. Die Tatsache, dass auch sie hin und wieder eine Maid in Nöten sein konnte, empfand Roy als äußerst reizend. Zusätzlich zu ihrer forschen und neugierigen Natur.
 

„Pah, gewöhn dich nicht dran. Ich werde mit solchen Typen selbst fertig.“, grinste Taiko dann und stupste unter dem Tisch sein Bein mit ihrem an. Roy musste daraufhin auflachen und konterte diesen Stoß, bis die Beine der beiden sich eine Art 'spielerischen Kampf' lieferten. Dabei lachten die beiden ausgelassen.
 

„Ich weiß, ich weiß. Dieser Typ wird jedenfalls keine Frauen mehr belästigen.“, grinste Roy dann und nahm sein Smartphone. Taiko blinzelte etwas perplex, als Roy einige Minuten tippte, dabei fluchte er immer wieder wie umständlich das Tippen doch am Display sei, woraufhin die Rothaarige auflachen musste. Dann zeigte er ihr das Handy und grinste breiter. Es war ein Eintrag auf seiner Social Media Seite, mit einer Reichweite von über 20 Millionen Followern. Dort war ein Bild des Mannes, der Taiko belästigt hatte. 'Wenn ihr diesen Mann seht, haltet besser Abstand oder noch besser, begebt euch umgehend an einen Ort mit vielen Menschen. Dieser Mann belästigt junge Frauen und missachtet dabei eure Bitten und Wünsche. Wenn ihr diesen Kerl seht, tretet ihm kräftig in den Sack! Und schickt mir gerne Bilder davon!! gg'
 

Taiko blinzelte, als sie den Eintrag durchlas und sah dann zu Roy, der sie nach wie vor angrinste. Dann bedeckte sie ihren Mund mit einer Hand und dämpfte ihr lautes, affektiertes Lachen. „Du bist so ein Baka.“
 

„Ich weiß. Aber sag mal, wie war es denn jetzt in der Naturzone~?“
 

Währenddessen war Minako am Milzasee angelangt. Nach all den Abenteuern in Galar und der Naturzone, war es für die Blondine kein großes Problem den großen See zu finden. Allerdings war von Delion bisher keine Spur zu sehen.
 

'Ob er weiter gezogen ist? Mhm, kaum. Das Wetter hier kann schnell umschwenken und ich glaube für dieses Gebiet wurde ein Sturm gegen Abend angesagt. Jetzt würde er es nicht mehr bis zum andern See schaffen.', dachte sie sich und durchsuchte die Umgebung. Und sie wurde sogar fündig. Direkt an der Ostseite des Sees fand sie ein Zelt. Es war unbewacht, aber der Geruch von verbranntem Curry war verräterisch. Das konnte einfach nur Delions Campingplatz sein.. Aber wo war Delion?
 

Als sich Minako näherte, ertönte ein Gebrüll aus dem hinteren Teil des Camps und ein Glurak flog auf sie zu. Vermutlich hielt es sie zunächst für einen Fremden oder ein Pokemon, welches es auf die Essensreste abgesehen hatte. Nachdem das Feuerpokemon allerdings den bekannten Trainer erkannte, beruhigte es sich und begrüßte Minako mit einem weiteren, friedlichem Brüllen, bevor es zu ihr lief und seinen Kopf als Gruß gegen ihre Schulter rieb. Minako lächelte und streichelte das Glurak am Kopf. Sie kannte dieses Pokemon sehr gut. Es war Delions Partner. Das Pokemon, mit dem er seine Reise vor so vielen Jahren begann, sein treuer Gefährte. Und Glurak schien Minako besonders ins Herz geschlossen zu haben, denn Delion bemerkte mal, dass Glurak nicht bei jedem so zutraulich war. Minako kicherte, als Glurak sie noch eine Weile abknuddelte.
 

„Ich habe dich auch vermisst, mein Freund. Aber deinen Trainer noch mehr. Wo ist er denn?“, fragte sie dann und kraulte Glurak unter seinem Maul, bis das Pokemon zufrieden raunte. Glurak löste sich dann von ihr und deutete mit einer klauenähnlichen Hand in eine Richtung. Vermutlich um ihr zu signalisieren, wohin Delion gegangen war. „Danke dir.“, lächelte die Blonde und gab Glurak zur Belohnung ein paar Beeren mit seiner Lieblingsgeschmacksrichtung in Scharf. Sofort machte sie sich dann auf dem Weg.Vielleicht konnte sie Delion so doch noch überraschen.
 

Minako gab Acht, keinen Laut zu machen, als sie durch das Gestrüpp lief. Es dauerte auch nicht lange, da sah sie seinen imposanten Körper stehen. Seine Hände waren an seinen Hüften und er blickte bei einer Lichtung abwechselnd in beide Richtungen, wohl als ob er abwägen wollte, welcher Weg der Richtige war.
 

Die Blonde nutzte die Chance, in der Delion abgelenkt zu sein schien und schlich sich von hinten an ihn heran. Sie verdeckte seine Augen mit ihren Händen und lehnte sich so, dass ihr Kinn auf seiner Schulter ruhte und sie ihm direkt ins Ohr hauchen konnte.
 

„Wer bin ich?“, fragte sie dabei leise. Delion schien zunächst geschockt zu sein, immerhin erwartet man mitten im Nirgendwo keine anderen Menschen. Doch er entspannte sich direkt, als er durch die Hände auch den bekannten Duft ihres Parfums wahrnahm, welches er mittlerweile unter Tausenden wiedererkennen würde. Ihre sanfte Stimme ließ ihn dann lächeln, als er die Arme hob und seine Hände auf ihre legte, um sie von seinen Augen zu entfernen.
 

„Die tollste Frau, die ich kenne?“, fragte er leise und drehte sich um, um die junge Frau hochzuheben und an sich zu drücken. Diese Begrüßung war schon beinahe Standard, seit ihre Freundschaft so eng wurde.
 

„Aww, aber so viele Frauen kennst du doch gar nicht.“, schmunzelte die Blonde und lehnte sich an ihn, als sie die Nähe zu ihm genoss.
 

„Darf ich nicht trotzdem finden, dass du davon die Tollste bist?“, fragte er lachend und strich ihr eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. Minako lächelte und kämpfte gegen ihre langsam rot werdenden Wangen an.
 

„Natürlich. Ich hoffe, ich habe dich nicht zu sehr erschreckt. Für einen Moment dachte ich, du schreist gleich auf.“, meinte sie dann zwinkernd, woraufhin Delion breiter lächeln musste.
 

„Keine Sorge, ich dachte mir schon, dass du herkommst, als wir die Nachrichten ausgetauscht hatten. Jeder hat eben Sehnsucht nach dem unschlagbaren Champion.“, scherzte er und Minako kicherte. Wenn er doch nur wüsste, wie wahr seine Aussage wirklich war.
 

„Nun, was soll ich sagen. Du bist immer so beschäftigt, da lass ich mir die Chance nicht entgehen, etwas Zeit mit dir zu verbringen.“, antwortete sie wahrheitsgemäß und Delion ließ sie wieder zu Boden, bevor er sich ganz von ihr löste.
 

„Du kannst richtig süß sein, weißt du das eigentlich...?“, fragte der Lilahaarige dann und sein Blick wurde richtig sanft und hingebungsvoll, als die Blondine nun doch errötete. Delion schaffte es immer wieder, sie in Verlegenheit zu bringen. Auch wenn es mehr unabsichtlich geschah.
 

„Bin ich denn nicht immer süß..?“, fragte sie nun leicht selbstironisch, um von ihren glühenden Wangen abzulenken. Delion schmunzelte und wuschelte ihr liebevoll durch ihr blondes Haar.
 

„Das ja, aber manchmal.. noch mehr.“, lachte er leicht und Minako schwor, dass sie bald unter dem Charme dieses Mannes einbrechen würde, wenn er weiterhin so süße Dinge von sich gab. Sie seufzte leise und schloss dann die Distanz zwischen ihnen, als ihr Zeigefinger seine Wange entlang fuhr.
 

„Das liegt aber nur an dir.“, sprach sie dann. Delion blickte sie kurz fragend an, bevor auch er leicht rot um die Nase wurde und seine Hand auf ihre legte. Dabei zog er sie unterbewusst näher an sich heran und drückte sie an seine Brust. Gerade als Delion etwas auf diese Worte erwidern wollte, hallte ein Donnergrollen durch das Dickicht und ein Blitz traf einen Baum in der Nähe.
 

„Was zum..“, kurz nach Minakos erschrockenen Ausruf begann es stark zu regnen. Der Sturm hatte wirklich nicht auf sich warten lassen. Delion nahm ihre Hand und rannte mit ihr zum Zelt zurück. Dabei rief er Glurak zurück in den Pokeball und ging mit Minako ins Innere des Zeltes. Zum Glück waren die Campingzelte stabil genug, um fast jedes Unwetter zu überstehen, solange sie keine halb-apokalyptischen Ausmaße annahmen...
 

„Das war knapp. Aber wir sind trotzdem klatschnass.“, murmelte Minako und rang ihr Oberteil durch. Delion war ebenso durchnässt und durchsuchte seine Kleidung.
 

„Du hast nicht zufällig Wechselkleidung dabei?“, fragte er schmunzelnd und eher im Scherz, da es logisch war. Schließlich hatte Minako nicht einmal ihre Abenteurertasche dabei.
 

„Leider nicht. Ich habe nicht damit gerechnet, vermutlich die Nacht hier verbringen zu müssen.“, erwiderte sie lächelnd und drehte sich beschämt weg, als Delion seine Nasse Uniform auszog und dafür ein trockenes, großes Jersey anzog und trockene Leggins.
 

„Das dachte ich mir schon. Du kannst eines von meinen Shirts haben.“, bot er ihr an und hielt ihr eins seiner vielen Wechseltrikots hin. Minako errötete leicht und zögerte. „Es sei denn, du willst dir eine Lungenentzündung in den nassen Sachen holen.“, meinte er dann. Das überzeugte die junge Frau und sie nahm das Shirt dankend an, bevor sie sich zu Delion drehte.
 

„Uhm..“
 

„Oh.. Ja natürlich, entschuldige. Ich sehe natürlich nicht hin.“, lächelte der Lilahaarige und setzte sich so hin, dass sein Rücken ihr zugewandt war. Minako lächelte dankbar und begann ihre nassen Sachen auszuziehen.
 

'Sogar meine Unterwäsche ist durchnässt...', dachte sie sich frustriert und zog den BH ebenfalls aus, bevor sie das lange Shirt über sich streifte. Es hatte beinahe Kleidlänge und so brauchte sie keine Hose. Nicht, dass die große Leggins von Delion ihr irgendwie gepasst hätte. „Du kannst wieder schauen.“, signalisierte sie ihm dann.
 

Delion stand auf, um sich zu ihr zu drehen und in dem Moment, in dem er sie sah, blieb er kurz wie erstarrt stehen. Seine Augen weiteten sich etwas und sie folgten den Konturen ihres Körpers. Wie sich das große Shirt lässig um ihre Taille gelegt hatte, ein Teil ihrer Schulter durch den großen Ausschnitt freilag und diese langen Beine.. Diese baren, nicht enden wollenden langen Beine. Der Lilahaarige musste schwer schlucken und versuchte so gut es ging nicht zu sehr sie anzustarren. Minako bemerkte diesen Blick natürlich und wurde knallrot im Gesicht, als sie sein Shirt etwas weiter hinunter zog, damit es mehr von ihren Oberschenkeln verbarg.
 

„Du.. siehst.. uhm.. echt gut darin aus.“, gab er dann zu und kratzte sich verlegen am Hinterkopf während sein Blick gen Boden ging. Minako lächelte errötet und kratzte sich an der Wange.
 

„Danke. Ich muss sagen, dein Trikot ist ziemlich bequem.“, gab sie dann zu. Delion lächelte schüchtern und räusperte sich dann erneut, als er nach einem Thema suchte. Die Regen- und Donnerkulisse draußen schien sie beide nicht zu kümmern. Vielmehr versuchte das Paar überall, außer einander, anzuschauen und dabei herrschte eine recht unbehagliche Stille. Und es wurde immer später. Minako nahm ihr Smartphone, um Taiko Bescheid zu geben, denn auch wenn sie bei dem Wetter sicher nicht mehr in der Naturzone unterwegs war, wollte sie zumindest sagen, dass sie in trockener Sicherheit war.
 

<Ich> Hey, Taiko. Ich hoffe du hast mich nicht gesucht.

<Taiko> Bei diesem Sturm da draußen? Ich dachte mir schon, dass du selbst schon weg bist. Bist du im Hotel?

<Ich> Nein, ich bin noch in der Naturzone.

<Taiko> Eh?

<Ich> Als du weg warst, hab ich nach Delion gesucht.. Er ist auch momentan hier und dann hat uns das Unwetter überrascht.. und jetzt hocken wir in seinem Zelt und müssen warten, bis der Sturm vorrüber ist.

<Taiko> O_o

<Taiko> Warte mal.. Du bist bei einem starken Sturm alleine mit Delion in einem Zelt?

<Ich> Yeah..

<Taiko> :D

<Ich> Was gibt es da so zu grinsen..?

<Taiko> Och gar nichts. Ich hoffe nur, ihr verhütet wenigstens. Für Kinder seid ihr noch zu jung.

<Ich> …

<Taiko> War doch nur Spaß. Hauptsache du bist in Sicherheit vor dem Sturm. Wir sehen uns dann einfach morgen, ja?

<Ich> In Ordnung. Wo verbringst du die Nacht? Hast du dir ein Hotelzimmer genommen?

<Taiko> Spinnst du? Das ist doch viel zu teuer.

<Ich> .. Und wo bist du dann?

<Taiko> hat eine Sprachnachricht geschickt
 

„Joooo, Mina, was geht? Hab gelesen, Delion ist bei dir? Sag mal Hi von mir!“, lachte Roys Stimme aus der Sprachnachricht und Delion blickte auf, als er seinen Namen hörte. Minako errötete und erklärte ihm die Situation, dass sie nur Taiko Bescheid geben wollte. Danach entschied sie sich eine eigene Sprachnachricht zu schicken, die Taiko hoffentlich ihr hämisches Gehabe wegwischte.
 

„Hallo Roy. Ja er ist bei mir. Wir suchen nur Unterschlupf bei dem Sturm. Ach und übrigens, Taiko steht auf Fesselspiele und das du ihr schmutzige Namen gibst. Es sollten auch ein paar Handschellen in ihrer Tasche sein. Oh, und außerdem hat sie ihre männliche Gummipuppe nach dir benannt. Kondome gibt’s an dem Automaten neben deiner Arena, aber das weißt du ja. Viel Spaß ihr zwei.“ Minako grinste über diese peinliche – und natürlich gelogene – Sprachnachricht und sah auf. Delion war tomatenrot im Gesicht und sah sie mit einem 'WTF'-Blick an. Die Blonde zuckte entschuldigend mit den Schultern und legte ihr Smartphone weg. „Humor unter Frauen. Musst du nicht verstehen.“, winkte sie dann ab, was Delion wieder sachte lächeln ließ, aber die Röte seiner Wangen nicht abnahm. Das lag aber weniger daran, was sie den beiden gesagt hatte, sondern wie unglaublich verführerisch sie in nichts weiterem als seinem Shirt aussah.
 

Die beiden saßen sich gegenüber und lauschten dem herab prasselnden Regen. Das Donnergrollen, welches ab und zu durch den Regen schallte, hatte irgendwie eine beruhigende Wirkung. Allerdings bemerkte Minako jetzt auch erst, wie kalt es durch den Wetterumschwung geworden war. Vor allem dadurch, dass ihre Haare nass waren und sie außer einem Shirt und ihrem Slip nichts mehr trug, ließ die kühle Umluft noch viel stärker wirken und die Blonde versuchte sich durch Reiben an ihre Beine, etwas Wärme zu verschaffen.
 

Delion beobachtete sie schweigend dabei, sein Blick folgte ihren Fingern, wie sie sachte über ihre baren Beine strich, auf und ab. Beinahe hätte er sich seinen zweideutigen Gedanken hingegeben, wenn seine freundliche und hilfsbereite Natur nicht wie von selbst gehandelt hätte und er eine große, warme Decke aus Zwollock-Wolle aus seinem Gepäck holte. Als jemand, der sich oft verlief und auch in kalten Gegenden oftmals tagelang verschollen war, war es schon fast Standardausrüstung, um sich auf jedes Wetter vorzubereiten.
 

Minako blinzelte leicht, als Delion die Decke kommentarlos über sie legte und behutsam zudeckte. Die Decke war nun sogar über ihrem Kopf und er hatte seine Hände jeweils an den Seiten und sah sie liebevoll an.
 

„Sag doch einfach, wenn dir kalt ist.“, sprach er sanft und Minako kuschelte sich in die warme Decke und schloss kurz die Augen.
 

„Ist dir nicht kalt?“, fragte sie dann leicht besorgt. Delion lachte sanft auf und winkte ab.
 

„Ach was. Ich bin ein menschlicher Heizkörper.“, zwinkerte er dann, worauf Minako lächelte und dann den Kopf leicht schief legte.
 

„Das heißt, wenn die Decke nicht reicht, darf ich dich noch zusätzlich als Wärmequelle benutzen?“, fragte sie nun, auch wenn sie damit eher scherzte. Es war unmöglich, dass Delion sich darauf einlas-
 

„Natürlich, wenn du möchtest.“, lachte Delion und Minakos Augen weiteten sich kurz und sie wurde rot. Dann vergrub sie ihre Nase in die Zwollock-Decke und kämpfte gegen die Schmetterlinge in ihrem Bauch an. Delions Lächeln wurde breiter. Diese Frau wurde immer süßer, vor allem wenn sie verlegen war. Er rutschte näher und hob ihren Kopf mit seiner Handfläche an, dabei spiegelte sich ein verspieltes Schimmern in seinen bernsteinfarbenen Iriden. „Reicht die Decke denn?“, fragte er dann leise.
 

Minako unterdrückte ein Aufkeuchen. Diese Nähe, diese sanfte Stimme, diese verdammten elektrisierenden Spannungen in der Luft der beiden, die Tatsache, dass sie nur sein Shirt trug und wie intensiv er sie anschaute. Das wurde ihr leicht zu viel. Nicht, dass sie es nicht genoss, aber es fiel ihr zunehmend schwerer, sich diesem Mann nicht an den Hals zu werfen und seine Lippen zu küssen.
 

„Also wenn ich ehrlich bin.. Ist mir.. immernoch kalt..“, murmelte sie dann ganz leise. Nun sah sie wie Delions Lächeln ein zufriedenes Grinsen wurde, als hätte er sich diese Antwort erhofft. Minako nahm die Zwollock-Decke nun und warf sie um Delion, der die Enden nahm und seine Arme ausstreckte, als wolle er sie damit einladen. Minako zögerte für einen kurzen Moment, bevor sie nach vorne krabbelte und sich an seinen warmen Körper schmiegte. Ihr Kopf wurde dabei an seine Brust gedrückt und sie legte beide Arme um seinen breiten Rücken, als Delion die Arme senkte und um sie herum schloss, damit die Decke nun beide großzügig umarmte.
 

Die Blonde entließ ein zufriedenes Seufzen, als seine Körperwärme noch zusätzlich ihren durchgefrorenen Leib erhitzte. Dadurch bekam sie leichte Gänsehaut, aber das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit war einfach nur überwältigend. Delion schmunzelte und legte sein Kinn auf ihren Haarschopf, als er diese Wärme ebenfalls genoss und seine Augen schloss. Es war beinahe so wohlig, dass er mit Leichtigkeit einschlafen konnte, wenn er nicht aufpasste. Minako vergrub ihre Nase tief in seiner Brust und inhalierte seinen Duft. Sein Aftershave war beinahe betörend und passte zu seiner ganzen Erhabenheit. Beinahe hätte ein schnurrendes Geräusch ihre Lippen verlassen, aber mit dem letzten bisschen Vernunft, der noch in ihr ruhte, hielt sie sich zurück und genoss einfach nur diese warme und innige Umarmung. Die beiden teilten zwar schon die ein oder andere Umarmung in der Vergangenheit, aber so eine innige Position war für die beiden Neu. Nicht, dass sie es schlimm fand und er offenbar auch nicht..
 

„Ist es so besser?“, fragte er nach einer kurzen Stille. Seine Stimme war nur noch ein Hauchen und Minako konnte spüren, wie sein Herzschlag erhöht war, da sie ja mit dem Gesicht noch an seiner Brust lag.
 

'Ich habe ihn noch nie nervös erlebt.. Nicht einmal, wenn er gegen Dynamax Pokemon kämpft..', dachte sich die junge Frau und ärgerte sich gerade wegen der Tatsache, wie erhöht ihr eigener Pulsschlag gerade war. Sie kuschelte sich etwas enger an ihn und entließ ein weiteres, erholtes Seufzen. „Viel besser. Danke, Delion..“, antwortete sie sanft zurück und spürte einen sanften und unschuldigen Kuss auf ihren Haarschopf.
 

„Keine Ursache. Schließlich bin ich ja Schuld, dass du hier bist und frieren musst.“, meinte er dann leise lachend.
 

„Quatsch, das ist doch nicht deine Schuld. Ich bin freiwillig hier. Und das mit dem Regenfall konnten wir beide nicht wissen.“, meinte die junge Frau dann und boxte den Lilahaarigen sanft in die Brust, weil er Fehler ständig nur auf sich nehmen wollte. Delion schmunzelte auf ihre Worte und festigte die Umarmung um ihren Körper daraufhin.
 

„Trotzdem. Wären wir am Wutanfall-See und nicht hier am Milzasee, wären wir nicht so durchnässt geworden. Aber.. Nun sind wir hier und.. Ich bin froh, dass du da bist.“, sprach er dann leise und wurde schlagartig rot um die Nase, nachdem er bemerkte, was er da gesagt hatte. Minako lächelte verliebt und könnte sich nun noch mehr ohrfeigen, dass ihr der Mut fehlte, endlich offen mit ihren Gefühlen zu sein. Es wäre gerade so einfach.. So verdammt einfach..
 

„Geht mir genauso. Es gibt keinen Ort, an dem ich jetzt lieber wäre.“
 

„Also mir fallen mindestens 100 Orte ein, die angenehmer als der Milzasee sind.“, lachte Delion und bei Minakos nächsten Worten, machte sein Herz einen freudigen Hüpfer und seine Augen weiteten sich geschockt.
 

„Ich meine nicht den See. Ich meine hier bei dir, in deinen Armen.“
 

Einige angenehme Minuten der Stille vergingen, bis Minakos Atmung regelmäßiger und ruhiger wurde und Delion merkte, wie sie den Griff um ihn lockerte. Der Lilahaarige sah blinzelnd zu ihr hinunter und sah ihre geschlossenen Augen. Sie war eingeschlafen. Delion lächelte und legte sie behutsam mit sich in den Schlafsack, die Decke noch immer um sie beide gelegt. Er streichelte ihr noch einmal eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bis sein Blick auf ihren halboffenen Mund fiel. Wie ein Reflex, fuhr sein Zeigefinger ihre Lippen sanft nach und er atmete einmal tief durch, bevor er ihr einen sanften Kuss auf die Stirn hauchte. Es war einfach nicht seine Art, jemanden im Schlaf einen Kuss zu stehlen.. Mit einem Lächeln auf den Lippen, und die Frau neben sich an sich gedrückt, schlief auch Delion nach einigen Minuten friedlich ein.
 

Der nächste Morgen begann mit warmen Sonnenstrahlen und dem Zwitschern einiger Meikros, die auf den Baumwipfeln saßen. Es war keine Spur mehr von dem Sturm in der letzten Nacht, mit Ausnahme von frischem Tau, der die Landschaft wie ein Schleier umhüllte und die Pflanzen glitzern ließ. Minako kuschelte sich an etwas Warmes im Schlaf und merkte, wie sie von diesem Warmen enger heran gezogen wurde. Die Erinnerungen an den Vorabend spiegelten sich in Form von Träumen wieder und ließen die Blondine im Schlaf lächeln. Kurz darauf erwachte sie und sah vor sich eine starke Brust und lila Haarsträhnen, die lässig um breite Schultern fielen. Sie schaute auf und sah in Delions schlafendes Gesicht. Er wirkte so unschuldig und niedlich, seine feinen Barthaare kitzelten ihre Wange, da sie so nah aneinander gepresst waren und sein leises Atmen beruhigte sie.
 

Dabei bemerkte sie, in welch inniger Position sie lagen. Die Beine der beiden waren miteinander verwickelt, seine Hand war an ihrem Rücken und unter ihr Shirt gerutscht, sodass es auf ihrer baren Haut ruhte. Mit dem zweiten Arm hielt er sie fest und drückte sie an seine Brust. Ihre Hände lagen an seinem Bauch, während sie durch diese eng umschlungene Pose seinen harten Körper mit jeder Faser spüren konnte. Minako errötete dabei merklich und Delion schien offenbar zu spüren, dass sie wach war. Denn kurz darauf öffnete auch er die Augen und blinzelte verschlafen. Nachdem er sich den Schlaf aus den Augen gerieben hatte, lächelte er sie liebevoll an.
 

„Guten Morgen.“, hauchte er und streichelte ihre Wange, als er eine ihrer blonden Strähnen nahm und zu seinen Lippen führte. Minako schmolz beinahe dahin über diese romantische Geste und ließ ihre Hand in seine Haarpracht gleiten.
 

„Hallo. Guten Morgen.“, erwiderte sie fröhlich und streichelte durch sein lilafarbenes Haar, bis Delion einen entspannten Seufzer losließ.
 

„Hast du gut geschlafen?“, wollte sie dann wissen.
 

„Wenn ich ehrlich sein soll... Noch nie so gut wie heute.“, gab er dann leicht verlegen und schüchtern zu und zog die junge Frau in eine sanfte Umarmung. Minako begann leicht zu grinsen vor Freude und kuschelte sich an ihn, dabei lehnten die Köpfe der beiden aneinander.
 

„Genau das gleiche habe ich auch gerade gedacht. Ich habe noch nie so gut geschlafen.“, meinte sie dann leise und Delion lächelte breit, als die beiden sich danach nur schweigend, aber glücklich ansahen. Minutenlang. Keiner bewegte sich, es wurde nichts gesagt und die Zeit schien einfach stehen geblieben zu sein. Bis sich der Rotomwecker von Delions Smartphone meldete und ihn an einen Termin im Rose Tower erinnerte. Delion seufzte geschlagen und richtete sich auf.
 

„Den Termin habe ich ja total vergessen.. Wenn ich den noch schaffen will, sollte ich los..“, sprach er etwas enttäuscht und Minakos Herz schwoll vor Sehnsucht an, wenn sie daran dachte, dass er nur wegen ihr so wehmütig wurde und lieber hier bei ihr bleiben würde, statt diesen Termin wahrzunehmen.
 

„Dann solltest du dich auf den Weg machen. Unsere Kleidung ist ja inzwischen wieder trocken.“, lächelte die junge Frau und griff nach ihren Sachen. „Das Trikot wasche ich dir und lasse es dir dann zukommen, ja?“, fragte sie und zog ihre Hose wieder an.
 

„Behalte es.“, meinte er, was die junge Frau aufblicken ließ. „Es steht dir viel besser als mir und.. vielleicht denkst du dadurch ja hin und wieder an mich.“, zwinkerte Delion und nahm ihre Hand in seine, um sie affektiert zu drücken.
 

„Delion..“
 

Die romantische Stimmung wurde jäher zerstört, als eine laute Stimme von draußen die Aufmerksamkeit des Paares auf sich zog.
 

„Jooo! Ihr da drinnen, seid ihr wach? Und.. was viel wichtiger ist.. habt ihr noch was an?“, fragte Roys amüsierte Stimme und das Paar sah einander an, bevor sie seufzten und das Zelt verließen. Dort erblickten sie Taiko und Roy. Sie hatte die Hände an die Hüften gestemmt und er hatte seine Hände hinter dem Kopf verschränkt. Beide grinsten.
 

„Wir dachten, wir holen dich mal lieber direkt ab, Minako. Vor allem, weil dein Bruder gerade von seinen Nachforschungen mit Kabu zurück ist und nach dir gefragt hat. Er wartet in Claw City auf dich.“, meinte Taiko dann.
 

„Und Delion verpasst noch seine Termine, wenn man euch beide nicht voneinander trennt, ihr Turteltäubchen.“, fügte Roy zwinkernd hinzu, was das Paar nun doch erröten ließ.
 

„Ich wollte mich sowieso gerade auf den Weg zum Rose Tower machen..“, meinte Delion leise und kratzte sich an der Wange. „Also.. ich hoffe wir sehen uns bald wieder.“, sprach er dann und sah Minako tief in die Augen. Die Blonde lächelte und näherte sich ihm, als sie die Hand an seine Wange legte. Dann blickte sie jedoch zu Roy und Taiko, die sie beide interessiert musterten. Minako blinzelte und deutete plötzlich hinter die Beiden.
 

„Ein Dynamax-Maxax? Hier?“, fragte sie baff und Taiko und Roy drehten sich beide um, ihre Pokebälle bereits in der Hand.
 

„WO?“
 

Delion blinzelte perplex, als dort doch gar nichts war. Minako hatte den Moment der Unachtsamkeit der beiden genutzt und hauchte einen langen und zärtlichen Kuss auf seine Wange. Als sie sich löste, lächelte sie ihn sanft an.
 

„Wir sehen uns bald wieder, versprochen. Und danke für das Trikot, auch wenn ich das nicht brauche, um an dich zu denken. Denn das tue ich sowieso schon die ganze Zeit.“, sprach sie und zwinkerte ihn sanft an, bevor sie Taiko und Roy an die Hände nahm und sich von Delion verabschiedete.
 

Der Lilahaarige stand noch etwas wie angewurzelt da, bis seine Hand langsam an seine Wange fuhr, die sie geküsst hatte und dort verweilte. Er lächelte vor sich hin und machte sich dann auf den Weg zum Rose Tower. Gut gelaunt und entschlossener den je.

Zwischenkapitel: Minako's Vergangenheit

Minako ist das zweitälteste Kind der Familie Hinokashi, von Seichiro und Sakura Hinokashi. Einige Jahre, bevor sie geboren wurde, verlor Sakura aufgrund eines Angriffs eines Gengars ihre Erinnerungen und ihre Psyche litt sehr darunter. Deswegen wurde ihr älterer Bruder Mamoru auch in die Obhut seines Onkels, Seichiros Bruder Brian, nach Hoenn gebracht.
 

Die Ehe der beiden bestand nach dieser Zeit nur noch als Pflichtgefühl füreinander. Sakura ließ ihrem Mann keinerlei Zärtlichkeiten mehr zukommen und irgendwann, nachdem Seichiro fast dem Charme anderer Frauen auf der Suche nach Zuneigung erlag, war die Ehe vor ihrem endgültigen Aus. Sakura, die nach dem Angriff psychisch immer noch sehr labil war, hatte Angst davor, verlassen zu werden und dann alleine zu sein. Darum setzte sie, ohne Seichiros Wissen, die Pille ab, um schwanger zu werden. Die Geburt eines neuen Kindes (da es Mamoru bei seinem Onkel sehr gut ging, trauten sich die Eltern nicht mehr, ihn von seiner neuen 'Familie' weg zu reißen) sollte die Eheprobleme lösen und tatsächlich, schafften es die beiden nach Minakos Geburt wieder versöhnliche Schritte aufeinander zuzugehen. Für die Tochter.
 

Die Jahre verstrichen und Minako besuchte die Trainerschule in Sonnfelden, dem Ort, an dem sich damals auch das tragische Ereignis mit dem Gengar ereignete. In der Trainerschule lernte sie Cynthia, den Champion von Sinnoh kennen. Cynthia kam ursprünglich ebenfalls aus Amila, der Region in der die Hinokashi residierten, und besuchte die Trainerschule. Deswegen wurde sie oft als Gastdozentin eingeladen und kümmerte sich um die Trainer. Zu Minako konnte sie ein leicht innigeres Verhältnis aufbauen, da sie keine anderen Freunde zu haben schien. Cynthia wurde schnell Minakos neue Kontaktperson und als Cynthia wieder nach Sinnoh zurück musste, versicherte sie Minako: 'Du kannst mich immer anrufen, wenn etwas sein sollte. Egal wann, egal was. Zögere nicht, mich um Rat und Beistand zu fragen.'
 

Einen Tag vor ihrer Abschlussprüfung in der Trainerschule, erfuhr Minako zufällig von den wahren Umständen ihrer Geburt, als sie ihre Eltern im Wohnzimmer darüber reden hörten. Spät in der Nacht und in dem Glauben, ihre Tochter sei bereits im Bett. Da sie aber wach wurde, weil sie Durst bekam, ging sie zur Küche und da bekam sie dann das Gespräch mit.
 

Dadurch wurde ihr der Boden unter den Füßen weggerissen. Sie war kein Wunschkind und auch nicht wirklich geplant. Sie war einfach nur ein Lückenbüßer für die Ruinen ihrer Ehe gewesen. Und außerdem erfuhr sie auch noch, dass sie einen älteren Bruder hatte?! Erbost über die Geheimniskrämerei, wollte sie ihre Eltern zur Rede stellen, aber alles was sie bekam, war ein lautstarkes Herumbrüllen, sie solle auf ihr Zimmer gehen und sie würde das alles noch nicht verstehen.
 

Am Tag ihrer Prüfung war sie so unkonzentriert, dass sie durchgefallen war. Sie konnte sich einfach zu nichts mehr aufraffen und sie fühlte sich verlassen und betrogen von den Menschen, von denen sie dachte, sie könne ihnen vollstens vertrauen. Auch danach hing der Haussegen wieder schief. Sakura und Seichiro bombardierten sich mit gegenseitigen Vorwürfen darüber, wie Minako die Wahrheit erfahren hatte und dann auch noch die Prüfung verhauen hatte. Minako wurde das alles irgendwann dermaßen zu viel, dass sie Seichiros Simsala aus seinem Pokeball holte. Sie hörte, das sein Simsala stark genug war, Menschen über weite Distanzen zu teleportieren, wenn man sich den Ort nur fest genug vorstellte und wünschte.
 

Sie schloss ihre Augen und eine Person kam ihr in den Sinn. Cynthia.
 

Kurz darauf fand sie sich aufgelöst vor einer überraschten Cynthia wieder. Sie fiel der Älteren in die Arme und ließ alles raus, was die letzten Tage los war. Das sie ihre Eltern nicht mehr sehen wollte und nicht zurück wollte, dass sie Abstand brauchte und wie verlassen sie sich fühlte. Cynthia nahm sie daraufhin zu ihrer Großmutter, Professor Carolina, nach Elyses. Nachdem sie ihr die Geschichte erzählten, nahm Carolina Minako bei sich auf, nachdem sie die Erlaubnis ihrer Eltern hatte natürlich. Seit dieser Zeit lebte Minako bei Cynthia und Carolina und die beiden Blonden wuchsen wie Schwestern auf und ihr Verhältnis zueinander wurde auch dementsprechend eng.
 

An ihrem 11ten Geburtstag (Mina begann ihre Reise mit 11, nicht mit 10, da sie wegen der emotionalen Sache ihrer Eltern ein Jahr lang genesen musste) hatte Cynthia ein besonderes Geschenk für ihre kleine 'Schwester'. Ein Urlaub in einem Paradies: Alola.
 

Minako war überwältigt, als sie die ganzen neuen Pokemon sah und wie freundlich die Menschen waren. Sie freundete sich schnell mit den Kindern dort an und auch mit Kukui, der zu dem Zeitpunkt frischgebackener Professor der Region war.
 

Sie war dabei, als Hala an die Inselherausforderer Starterpokemon verteilte und durfte mit Cynthia sogar die Pokebälle holen. Als alle Pokemon glücklich in die Hände von Trainern gegeben wurden, bemerkte Minako ein leises Pokemon-Schluchzen in Halas Hütte. Sie ging nachsehen und sah ein verletztes Popplio zitternd und weinend vor einem Fressnapf sitzen.
 

Hala trat ebenfalls in die Hütte und erklärte ihr traurig, das Popplio unter den Trainern sehr unbeliebt war. So unbeliebt, das viele der Kinder sich einen Spaß daraus machten, es zu quälen. Steine nach ihm warfen, vom Wasser fernhielten und auf seine Flossen traten. Minako zerriss es fast das Herz, das Popplio so alleine zu sehen. Immerhin erging es ihr vor einem Jahr noch genauso. Sie kniete sich herunter zu dem Pokemon und streichelte behutsam über seinen Kopf.
 

„Darf es mit mir kommen?“, fragte sie, ohne Hala anzusehen. Das kleine Popplio zitterte unter der sanften Berührung und schnupperte dann an der Hand des Mädchens. Als es merkte, dass Minako keine bösen Intentionen hatte, beruhigte es sich sogar. Hala war sich unsicher, da das Popplio durch die Schikanen der Inselbewohner sicherlich keine Menschen mehr mochte, aber als er dies ansprechen wollte, sah er, wie Popplio sich an Minakos Hand schmiegte und Minako es danach in den Arm nahm und liebevoll an sich drückte. Der ältere Herr lächelte daraufhin und verschränkte die Arme.
 

„Nun mein Kind, ich schätze die Antwort darauf, hat uns das Pokemon selbst gegeben.“
 

„Heißt das ich darf?“
 

Minakos Frage wurde von Cynthia beantwortet, die plötzlich neben Hala auftauchte.
 

„Was glaubst du denn, warum ich dich hierher gebracht habe? Natürlich damit du dein erstes Pokemon bekommst. Popplio passt wunderbar zu dir.“
 

„Cynthia!“ Minako rannte mit Popplio in die Arme ihrer 'großen Schwester' und war so glücklich, wie schon lange nicht mehr. So kam Minako zu ihrem ersten Pokemon, welches später auch ihr Signaturpokemon werden sollte: Primarene.
 

Danach begann sie ihre Reise in Sinnoh und unterstützte dort Cynthia und Carolina bei den Untersuchungen. Zwei Jahre später reiste sie dann durch Hoenn und lernte endlich ihren Bruder kennen, und auch Aki. Die drei verabschiedeten sich wieder, als Minako ihre Reise nach Alola antrat, weil sie dort weiter machen wollte. Und um Primarene ihre alte Heimat zu zeigen. In der Zwischenzeit konnten ihr Bruder und sie auch alle Probleme Zuhause beheben und hatten wieder guten Kontakt zu ihren Eltern.
 

In Alola konnte sie dann ein Alola-Vulpix aus den Fängen von Team Skull befreien und es wieder aufpeppeln.
 

Gemeinsam reiste sie dann mit ihren Freunden nach Galar.

Taiko's Valentinstag

Der köstliche Geruch von geschmolzener Schokolade erfüllte eine Küche in Galar. Auf dem Herd köchelte die braune, klebrige Substanz leise vor sich hin, während ein energischer Rotschopf hektisch in einem Kochbuch für selbstgemachte Süßigkeiten herum blätterte.
 

„Eine dreistöckige Schokoladentorte wäre genial. Wobei.. das ist für ein Valentinstagsgeschenk wohl zu übertrieben.. Mhm.. Oh Schokolade in Pokusan-Form!! Nee.. als Drachentrainer mag er sicher keine Feen.. Herzform? Zu schmalzig. Ich bin ja nicht Mina.“, seufzte Taiko geschlagen und blätterte weiter durch die Seiten, da sie zu unschlüssig war, wie sie die geschmolzene Schokolade weiter verarbeiten sollte.
 

„Das duftet ja verführerisch. Mhmm, Schokolade. Lecker.“, ertönte eine männliche Stimme hinter ihr und Taiko drehte sich zum Herd, als ein Finger bereits in den Topf getunkt wurde und ein rothaariger, muskulöser Mann grinsend den Finger in den Mund steckte. Taiko verdrehte die Augen und zog dem Mann mit dem Schneebesen eins über den Kopf. „AU! Hey!“
 

„Das ist nicht für dich, du Fresssack. Das ist Valentinsschokolade. Also verschwinde wieder, bevor du mir alles wegfrisst.“, fuhr sie den Mann an, der nur verteidigend die Hände erhob.
 

„Na, na Schwesterchen. Das ist aber nicht nett. So viel esse ich gar nicht. Ich wollte doch nur eine Qualitätskontrolle machen.“, grinste der Rothaarige schelmisch.
 

„Hiro..Na gut und was sagt deine Qualitätskontrolle?“, fragte sie resignierend, da ihr Bruder sowieso nie auf sie hörte.
 

„Du hast es anbrennen lassen.“, antwortete Hiroshi nur trocken und Taiko zog einen Schmollmund.
 

„Haha. Sehr witzig. Lässt du mich jetzt in Ruhe weiter machen? Ich will das nicht versauen.“, seufzte sie und schob ihren Bruder aus der Küche. Danach blickte sie auf die Schokolade und den vielen Dampf, der nach oben stieg. „Pah. Verbrannt. So furchtbar bin ich in der Küche nun auch nicht.“, murmelte sie und tunkte nun selbst einen Finger in den Topf, um davon zu probieren. Sofort entglitten ihr die Gesichtszüge bei dem Geschmack verbrannter Schokolade. „Es ist verbrannt..“
 

Taiko starrte auf die Schokolade und seufzte mehr. Sie haderte einige Minuten mit sich, doch dann zückte sie ihr Smartphone und schrieb etwas in die What's Poke (What's App) Mädchengruppe, wo unter anderem Minako und Mary als Kontakte waren.
 

<Taiko> Mädels.. Seid ihr da..?

<Mina> Jupp. Aber ich wollte gleich einkaufen. Was gibt es denn?

<Taiko> Nun..

<Mary> Hallo ihr Beiden. Gibt es ein Problem, Taiko? Wolltest du heute nicht Schokolade machen?

<Mina> Hast du die Küche in Brand gesteckt? Denk' dran, das ist nur eine Mietwohnung.

<Taiko> Das ist nicht lustig, Mina!! Aber.. falls ihr etwas Zeit hättet.. Uhm.. würdet ihr dann mal vorbei kommen und mir.. helfen..?

<Mina> Du hast echt mit dir gerungen, uns um Hilfe zu fragen oder? Was ist mit deinem Vorsatz: Niemals um Hilfe fragen, man kann alles alleine schaffen, wenn man nur daran glaubt?

<Taiko> Der Vorsatz klebt im durchgeschmorten Topf mit der verbrannten Schokolade..

<Mary> Ohje.. Ich komm direkt vorbei und helfe dir.

<Taiko> Dankeschön!!

<Mina> Ich komme auch. Ich wollte sowieso nur Einkaufen, um dann selbst Schokolade zu machen. Die kann ich genauso gut bei dir machen. Keine Bange, ich hol dir auch noch Roh-Schokolade mit.

<Taiko> Danke, ihr seid die Besten! *Gruppenhug*
 

Taiko schloss ihr Smartphone und seufzte erleichtert auf. Zumindest hatte sie richtig tolle Freunde, auf die man sich immer verlassen konnte. Nun musste sie nur noch auf die Ankunft der beiden Frauen warten. Sie nutzte die Zeit, um die verbrannte Schokolade zu entsorgen und den Topf einzuweichen. Ihrem Bruder verriet sie das Missgeschick natürlich nicht, auch wenn er der Erste war, dem auffiel, dass sie sie hat anbrennen lassen.
 

Es dauerte auch nicht lange, bis es an der Tür klingelte. Die junge Rothaarige eilte zur Tür und fiel der überraschten Mary direkt um den Hals.
 

„Danke, danke!! Ich bin echt so hoffnungslos in der Küche..“, 'weinte' sie theatralisch und Mary lächelte, als sie ihrer Freundin beruhigend über den Rücken streichelte. Bevor die Schwarzhaarige etwas sagen konnte, bemerkte Taiko eine weitere Person hinter Mary. Sie hatte kurze, etwas chaotische blaue Haare, die offenbar ungekämmt waren. Außerdem wirkte sie recht verschlossen mit ihren verschränkten Armen und der Tatsache, dass sie Blickkontakt mit der Fremden mied. „Wen hast du denn da mitgebracht?“, wollte Taiko wissen und löste sich von Mary.
 

„Ah, richtig. Ihr kennt unsere Mitbewohnerin Leiko noch nicht. Sie wohnt bei meinem Bruder, da sie kein Zuhause hat! Leiko, das ist Taiko. Sie hat mir beigebracht, wie man diese Bentoboxen zubereitet.“, stellte Mary die Frauen einander vor. Taiko grinste leicht und hielt der Fremden die Hand zur Begrüßung entgegen.
 

„Freut mich sehr, Leiko!!“
 

Leiko schaute schweigend auf die ausgestreckte Hand, aber ihre Arme blieben verschränkt, sodass sie keine Anstalten machte, die Hand der Jüngeren zu schütteln. Als Taiko bemerkte, das sie der Depp vom Dienst war, zog sie die Hand zurück.
 

„Jemand der Essensboxen machen kann, braucht Hilfe beim Kochen von Schokolade..?“, fragte die Blauhaarige nur leicht irritiert und schüttelte leicht den Kopf.
 

„H-Hey, das ist etwas anderes. Die Sachen in den Bentoboxen sind meist kalte Speisen, die man nicht vorher kochen muss. Sushi oder getrocknetes Gemüse. Und Reis muss man ja nur in den Reiskocher machen und der erledigt den Rest! Aber wenn es um Sachen geht, wo man den Herd und Ofen braucht, bin ich ein wenig..“, begann Taiko blamiert und kratzte sich am Hinterkopf. „..unbeholfen.“, erklärte sie und Leiko nickte nur ganz leicht. Taiko lehnte sich dann zu Mary und flüsterte ihr etwas ins Ohr. „Die Gute scheint mir ja nicht freiwillig hier zu sein. Warum hast du sie mitgebracht?“
 

Mary lächelte. „Damit sie unter Leute kommt. Und eventuell schafft ihr es ja, das sie Schokolade für eine ganz besondere Person macht.“, meinte sie weiter und ging dann mit Leiko und Taiko zur Küche. Dort warteten die Frauen dann auf die Ankunft von Minako, die für die Schokolade noch einige Zutaten besorgen wollte, wie etwa besondere Pokusan-Glasuren und Zuckerformen zum garnieren.
 

Nachdem auch die Blonde angekommen war, konnte das Kochen beginnen. Mary gab Taiko ein paar Hinweise über die Geräte und Sicherheitsvorkehrungen, da Taiko beispielsweise den Stecker des Wasserkochers einstöpseln wollte, nachdem sie Wasser verschüttet hatte und das Kabel klatschnass war. Als dann Taiko wieder einen Topf mit Schokolade auf die Herdplatte stellte und den Regler auf das absolute Maximum stellte, hob Mina fragend eine Augenbraue.
 

„Ehm.. du weißt aber schon, das du die nur auf mittlerer Stärke köcheln darfst? Du hast einen starken Gasherd für gegrillte Speisen. Mit der Temperatur, die du da eingestellt hast, verbrutzelt doch alles.“, erklärte sie und stellte den Topf schnell herunter.
 

„Ja ich weiß, aber deswegen wollte ich es ja auch nur kurz kochen!! Ich hab das vorher ausgerechnet. 30 Minuten bei normaler Temperatur entspricht 12 Minuten mit der hohen. Das geht doch viel schneller so!“
 

Nach der Erklärung blickten sich Mary und Minako an und zuckten beide mit den Schultern.
 

„Nun weiß ich, wie dir dir erste Schokolade angebrannt ist.“, schmunzelte die Blonde. „So funktioniert das mit den Temperaturen und Essen kochen leider nicht.“, fügte sie hinzu und Taiko fühlte sich etwas dumm, als Mary ihr den Sinn von der Regulation des Herdes und den Stufen erklärte. Und das mathematischer Dreisatz beim Kochen so nicht funktionierte.
 

„Für wen machst du die Schokolade eigentlich, Mary? Gibt es da einen Unbekannten, den du uns noch nicht vorgestellt hast?“, fragte Taiko neckisch, während sie an der Zitronenglasur naschte. Mary lächelte.
 

„Ich mache die Schokolade für meinen Bruder Nezz und seine Band. Sie bekommen sonst nie Schokolade und so fühlen sie sich nicht schlecht. Oh und eine Portion ist natürlich für Morpeko. Er liebt Süßes.“, erklärte die Schwarzhaarige gut gelaunt. Sie hatte sichtlich Spaß in der Gruppe zu kochen.
 

„Das ist eine echt tolle Idee! Ich mache auch immer für meine Brüder Schokolade. Und für Hop werde ich auch eine machen.“, nickte Minako und goss die Schokolade in eine Sternchen-Form. Eine füllte sie in eine Knapfel-Form. Schokolade in Knapfel-Form hatte zwar nicht die Bedeutung der richtigen Knapfel-Geste, aber sie zeigte dem Beschenkten eine tiefe Zuneigung. Zumindest dachte die Blondine dieser Aussage eines gewissen Drachenleiters.
 

„Ah, dafür also die kleinen Sternchenformen. Und die Knapfel-Form? Ist die für Delion?“, fragte Taiko nun mit einem bösen Grinsen. Minako errötete leicht und dadurch verschüttete sie versehentlich einen Rest der Schokolade auf den Thresen.
 

„Uhm.. uh.. natürlich schenke ich Delion auch Schokolade.“, meinte sie verlegen und verstand das Problem nicht. „Roy hat mir den Tipp gegeben, das Schokolade in Form eines Knapfels passend für ihn wäre.“, fügte sie überfragt hinzu. Natürlich kannte sie die wahre Bedeutung nicht.
 

„Jaja.“, kicherte Taiko.
 

„Was ist auf einmal los mit dir? Wo ist das Problem?“, seufzte die Blonde.
 

„Weißt du denn nicht, was das Knapfel für eine Bedeutung bei uns in Galar hat?“, wollte Mary wissen, während sie kleine Schokoladenbällchen formte. Nezz und die anderen standen nicht so auf extravagante Formen oder zuviel Aufwand.
 

„Nein, nicht wirklich. Ich dachte weil eine seiner Entwicklungen wie ein Kuchen aussieht und man seine Basisform deswegen in Form von Süßigkeiten verwendet?“, fragte die Blonde.
 

„Nein. Es gibt eine Legende zu Knapfel in Galar. Diese dumme Legende besagt, das sich das Schicksal zweier Menschen auf ewig miteinander verknüpft, wenn einer von ihnen dem anderen ein Knapfel schenkt.“, erklärte Leiko, die in der hintersten Ecke stand und die drei Frauen griesgrämig beobachtete. „Und wenn man jemandem zum Valentinstag Knapfel-Schokolade schenkt, drückt man in etwa aus, das man sich einen Knapfel mit ihnen teilen will. Oder irgendwie sowas.“, erklärte die Blauhaarige weiter und zuckte mit den Schultern.
 

Minako lief tomatenrot an und blickte auf die Schokolade in Knapfelform. Nun verließ sie doch der Mut wieder..
 

„Das kann ich unmöglich machen..“, meinte sie leise und wollte die Schokolade wieder in den Topf zum schmelzen werfen.
 

„Warum nicht? Du magst ihn doch und er mag dich auch. Das hat jetzt jeder Idiot begriffen. Und wer weiß was ihr in dieser einen Nacht im Zelt in der Naturzone gemacht habt.“, grinste Taiko und die Schamesröte auf Minakos Wangen nahm noch ein ganzes Stück zu.
 

„Da ist überhaupt gar nichts passiert.. Wir haben nur im Zelt übernachten müssen wegen dem Unwetter.“, dementierte die Blonde und ließ sich von Taiko mehrfach in die Seite pieksen.
 

„Trotzdem sieht jeder Idiot, dass du auf ihn stehst! Komm schon, mach ihm die Knapfel-Schokolade.“
 

„...“
 

„Sei kein Feigling!!“
 

„...“
 

„Los, los. Los.“
 

Minako seufzte. Und noch einmal. Dann sah sie Taiko entschlossen an.
 

„In Ordnung.“
 

„YES!“
 

„Aber nur, wenn du Roy auch Knapfel-Schokolade schenkst.“
 

„....“
 

Taikos Grinsen fiel ihr aus dem Gesicht und sie sah ihre blonde beste Freundin entgeistert an.
 

„WAS?“
 

Minako schmunzelte und zuckte mit den Schultern.
 

„Nun, so sehr wie ich Delion mag, ist es offensichtlich, das du für Roy genauso empfindest. Also.. wenn du ihm Knapfel-Schokolade schenkst, schenke ich Delion auch welche.“, meinte sie.
 

„Das ist unfair..! Zieh mich da nicht mit rein!!“, beschwerte sich die Rothaarige und Mary blickte zwischen den beiden hin und her. Sie fand es besser, sich da heraus zu halten und machte die Schokolade für ihre Familie weiter.
 

„Tue ich gar nicht. Aber du verlangst etwas von mir, was du selbst noch nicht beherzigt hast. Also.. machen wir das so? Wir beide schenken den beiden Knapfel-Schokolade?“
 

„... Okay...“
 

Taiko gab schließlich nach und Minako kicherte, als die beiden Frauen weiter die Schokolade formten und mit einigen Zuckerformen verschönerten. Die Knapfel-Schokolade bekam Erdbeerglasur und Matcha- und Zitronenhighlights, bis die Schokolade farblich wie das Pokemon aussah.
 

„Hey, Leiko. Möchtest du nicht auch irgendwas machen?“, fragte die Blonde irgendwann, als ein neues Blech mit Schokolade fertig war.
 

„Tch, nein. Ich mag nichts Süßes.“, zuckte die Angesprochene desinteressiert mit den Schultern und würdigte die anderen Frauen keines Blickes.
 

„Wir machen die Schokolade ja auch nicht für uns, sondern für Menschen, die uns wichtig sind.“, erklärte Minako weiter.
 

„Solche Menschen existieren für mich nicht.“, erwiderte Leiko wie aus der Pistole geschossen.
 

„Lügnerin.“, schmunzelte Mary und Leiko warf ihr einen giftigen Blick zu. „Du bist Nezz doch dankbar, dass er dir ein Dach über dem Kopf gegeben hat. Aber du hast dich nie richtig bei ihm bedankt. Eigentlich gar nicht. Wie wäre es, wenn du ihm dafür eine Kleinigkeit zum Valentinstag machst?“
 

„Nein, danke. Außerdem hasst er diesen Tag genauso sehr wie ich. Er nimmt von niemandem Schokolade an, außer von dir.“, meinte die Blauhaarige dann leise.
 

„Ich bin mir sicher, dass er sie annehmen wird, wenn du ihm etwas schenkst.“, lächelte Mary zuversichtlich und sah Leiko langsam ihre defensive Haltung einbrechen.
 

„Lasst ihr mich endlich in Ruhe, wenn ich etwas mache?“, fragte sie und verdrehte die Augen.
 

„Natürlich.“, sprachen die drei Frauen unisono und lächelten zufrieden, als sich Leiko endlich zu ihnen gesellte, um auch etwas zu machen.
 

„Aber damit wir uns gleich richtig verstehen, ich schenke ihm KEINE Knapfel-Schokolade.“
 

„Moah.“, stöhnte Taiko gespielt entrüstet und lachte dann. „Nezz ist auch nicht der Typ, der auf sowas stehen würde.“
 

Es wurde still bei den Frauen, während sie arbeiteten und hin und wieder von der Glasur oder Schokolade naschten. Sie konnten einfach nicht widerstehen. Leiko knurrte hin und wieder über dieses nervige Getue der anderen und formte einen langen Stab aus der Schokolade. Taiko sah hinüber und bekam einen Lachanfall.
 

„Ernsthaft..? DAS willst du ihm schenken? Das ist aber eine sehr klare Ansage.“, lachte die Rothaarige und wischte sich Lachtränen aus dem Gesicht.
 

„Was ist?“, wollte die Blauhaarige wissen und formte eine Kugel, um sie auf den Stab zu setzen.
 

„...“
 

„...“
 

Leiko sah auf ihr Werk und dann zu Taiko, bevor ihr ein tiefes Seufzen entwich.
 

„Das ist KEIN Penis, du Perverse. Das ist ein Mikrofon. Weil er doch so gern singt und so.“, erklärte Leiko genervt.
 

„Das ist ja eine süße Idee. Aber vielleicht baust du da keine Kugeln dran, die wie Hoden aussehen..“, meinte Minako und deutete auf die beiden Schokoladenkugeln.
 

„...DAS IST NUR DER MIKROFONKORB WO MAN HINEIN SPRICHT! Ihr haltet das Ding falsch 'rum. Und das sind auch keine ZWEI Bälle, ihr habt die Schokolade durch euer Angrabschen geteilt. Meine Güte..“, langsam verlor die antisoziale Frau ihre Nerven und einmal mehr wurde ihr bewusst, warum sie keine anderen Menschen mochte..
 

„Entschuldigung, wir wollten die Stimmung nur ein wenig kippen. Du wirktest so angespannt. Und wir wollten dich aufmuntern.“, entschuldigte sich Minako und kratzte sich an der Wange.
 

„Tch. Eure kindischen Kommentare helfen da nicht. Wenn ihr mich aufmuntern wollt, benehmt euch eurem Alter entsprechend.“, antwortete die Blauhaarige etwas schroff und ging aus dem Zimmer. „Ich brauche frische Luft. Die Schokolade ist eh fertig.“
 

Nachdem Leiko die Küche verlassen hatte, drehte sich Mary zu ihren beiden Freundinnen.
 

„Nehmt es ihr bitte nicht übel. Sie hat nie gelernt, wie sie mit anderen Menschen umgehen soll. Und sie ist es auch nicht gewohnt, das man untereinander so locker und albern umgeht, wenn man sich gut versteht. Sie gibt ihr Bestes.“, meinte die Arenaleiterin von Spikeford entschuldigend.
 

„Ist schon in Ordnung. Es muss schwer sein, in fremdartige Situationen geschmissen zu werden, ohne darauf vorbereitet zu sein. Ich habe nur den Eindruck, dass sie uns nicht leiden kann.“, überlegte die Blonde. Mary lächelte.
 

„Sie mag euch. Ehrlich. Sonst wäre sie schon lange wieder gegangen. Das sie sogar für Nezz etwas gemacht hat, zeigt nur, das sie sich etwas öffnen konnte.“, erklärte sie leise. Taiko und Minako sahen einander an und lächelten.
 

„Also gut, dann lasst uns die Schokolade mal verpacken und dann verteilen.“
 

Ein paar Stunden später. Minako, Mary und Leiko hatten sich von Taiko verabschiedet und wünschten der Rothaarigen viel Glück bei ihrem Vorhaben. Minako wünschten sie für Delion natürlich auch viel Glück, aber Taiko brauchte es mehr. Gerade da sie keinen wirklichen Sinn für Romantik besaß. Aber das traf auf Roy ja auch zu. Vielleicht machte es das ja auch einfacher, mit der Schokolade ihre Intentionen zu bestärken.
 

Die erste Schwierigkeit war, Roy überhaupt zu finden. In der Zeit, in der es keine Challenger gab, konnte der Drachenleiter quasi überall sein. Taiko suchte sicher gut zwei Stunden, bis sie von einem Passanten erfuhr, dass Roy eine Autogrammstunde vor einem beliebten Eiscafé abhielt. Die Rothaarige bedankte sich knapp und eilte zu dem Eiscafé. Dort angekommen, wunderte es sie nicht, dass Roy umringt von zahlreichen weiblichen Fans war, die ihm allesamt verpackte Schokolade ins Gesicht drückten.
 

'Natürlich war es klar, dass er heute viel Schokolade bekommt.', seufzte Taiko innerlich und schüttelte leicht den Kopf. Trotz der vielen Konkurrenz, schöpfte sie Hoffnung, dass er ihre Schokolade annahm und auch ihr Geständnis. Sie trat näher und blieb dann wie versteinert stehen, als sie sah, wie eine der Frauen, die Roy Schokolade gab, ihm fröhlich um den Hals fiel und ihre Lippen auf seine presste. Sie küsste Roy!
 

„...“
 

Taiko biss sich auf die Unterlippe und sah dann in die hübsch verpackte Schokolade mit der Knapfel-Schokolade. Sie schloss kurz die Augen und ballte ihre Fäuste, sodass die Verpackung etwas zerknüllte. „Ich bin so eine verdammte Idiotin.“, meinte sie ganz leise und drehte sich um. Dabei warf sie die Schokolade achtlos in den nächsten Mülleimer und rannte weg, ohne auch nur einmal zurück zu Roy zu blicken. Hätte sie das mal lieber getan.
 

[Roy's POV]
 

Der Tag heute war ziemlich stressig. An jeder Ecke überraschten mich meine Fans mit selbstgemachter Schokolade. An sich eine süße Geste, aber was soll ich mit 200 kg Schokolade?! Es abzulehnen wäre auch unhöflich und wenn sich das herumspräche, verliere ich möglicherweise noch Follower! Ich fand schon noch eine Verwendung dafür. Auch wenn diese ganzen Frauen sicherlich nicht zufrieden wären, wenn sie wüssten, dass ich ihre Schokolade weiter verschenke.
 

Ich dankte gerade einer weiteren Dame für ihre Schokolade und schenkte ihr mein Signaturgrinsen, während wir ein Selfie machten. Valentinstags-Selfies mit meinen Fans kamen im Social Media super gut an und bekamen dreimal soviele Likes wie sonst. Ich wäre ein Idiot, wenn ich das nicht Nutzen würde oder?
 

„Nimmst du diese Schokolade als Zeichen meiner Liebe, Roy?“, fragte eine mir unbekannte junge Frau mit lockigen braunen Haaren und einer ziemlich stattlichen Oberweite. Sie war attraktiv, sehr attraktiv das stand außer Frage.
 

„Wer kann bei so einer charmanten Dame schon 'nein' sagen?“, erwiderte ich grinsend und zwinkerte ihr zu. Nicht, dass ich interessiert war, aber meine Fans liebten es, wenn sie zumindest in der Illusion lebten, dass mehr werden könnte. Und ich war Single, weil ja ein gewisser Sturkopf ja immer so tat, als wäre sie von mir abgeneigt..
 

Gerade als ich die Schokolade entgegen genommen hatte, riss mich die junge Frau in eine feste Umarmung. Noch bevor ich protestieren konnte, versiegelte sie meine Lippen in einen Kuss. Das ging nun doch viel zu weit!
 

Zuerst war ich von der Schockstarre noch unfähig, sie von mir zu stoßen, aber ich schaffte es dann, diese dreiste Frau von mir zu schubsen und sah sie schockiert an.
 

„Was sollte das?“
 

„Aber.. du hast meine Liebe akzeptiert!“
 

„Nein! Ich habe akzeptiert, das du so für mich empfindest! Ich kenne dich gar nicht.“, erwiderte ich fassungslos. So weit waren meine Fans noch nie gegangen. Klingt seltsam? Ist aber so.
 

„Bin ich dir nicht hübsch genug..?“, fragte die Frau traurig und sah an sich herunter. Ich schob mein oranges Kopfband etwas tiefer und seufzte. Es war gegen meine Prinzipien, meine Fans zu verärgern, aber in dieser Sache kam ich nicht anders wieder heraus.
 

„Das ist es nicht. Aber es gibt da schon jemanden, mit dem ich zusammen sein will. Entschuldigung. Ich glaube, das du eine ganz tolle Frau bist und jemanden finden wirst, der dich so liebt, wie du es verdienst. Aber ich werde dieser jemand nicht sein. Die Autogrammstunde ist beendet.“, mit meinem letzten Satz echote ein kollektives genervtes Raunen durch die Reihen meiner Fans. Natürlich waren sie enttäuscht, aber ich wollte nicht noch so einen Vorfall riskieren. Vor allem, wenn sie es sehen könnte..
 

Widerwillig löste sich die Menschenmenge um mich herum auf und ich seufzte erleichtert auf. Die verpackte Schokolade platzierte ich in einer großen Tasche und wollte mich gerade auf den Weg zurück zur Arena machen. Sicher gab es wieder eine schöne Moralpredigt, da ich niemandem gesagt habe, dass ich hier bin..
 

Als ich ein paar Meter lief, fiel mir im nahegelegenen Mülleimer eine halb zerknüllte Verpackung auf. Normalerweise achtete ich nicht auf solche Dinge, aber mir stach die kleine weiße Karte 'Für Roy' ins Auge. Ich stoppte und holte das Päckchen aus dem Mülleimer. In der Verpackung war eine Knapfel-Schokolade und auf seiner Mitte war mit einer hellen Glasur ein kleines Herzchen. Ich kannte nur eine einzige Person, die mir so eine Schokolade schenken würde..
 

Sie muss gesehen haben, wie diese Frau mich geküsst hat.. Verdammte Scheiße. Ich muss sie finden. Es gibt nur einen Ort, wo sie jetzt sein könnte..
 

[Taiko's POV]
 

Blöder Roy!
 

Blöde Gefühle!
 

Blöder Valentinstag!
 

Ach es ist einfach alles nur total blöde!!
 

„Oi, oi mein Kind. Du solltest nicht deine Emotionen in das Training mit einfließen lassen. Mit dieser Menge an Wut wirst du im Nu so ausgepowert sein, dass du bald zusammen brichst.“, sprach Meister Mastrich besorgt, als er mich in einer neuen Technik zum Abreagieren unterwies.
 

Der Meister auf der Rüstungsinsel war ebenfalls der Mentor von Eugen, meinem Mentor, der mir damals Wie-Shu anvertraute. Wenn ich ruhelos war, suchte ich oft das Dojo hier auf, um mich zu beruhigen. Kämpfe und meinen eigenen Körper bis an seine Grenzen treiben in pausenlosem Training war das Einzige, was mich von meinen dummen Gedanken ablenken konnte.
 

„Tut mir Leid, Sensei. Es ist nur.. ARGH ich muss mich an etwas abreagieren!!“, rief ich und trat und boxte unerbittlich auf sein Wulaosu ein.
 

„Stop, das genügt.“, sprach der Meister dann. Ich hechelte und sah ihn entgeistert an.
 

„Was..? Schon?“, ich wollte ihm nicht widersprechen, aber ich konnte jetzt auch nicht aufhören. Ich war noch zu geladen!
 

„Du hast immer noch nicht gelernt, deine Emotionen zu kontrollieren. Es ist nicht gut, wenn du sie so raus lässt. Weder für dich, noch für dein Umfeld und deine Pokemon. Du brauchst eine innere Ruhe, mein Kind.“, sprach er weise und verschränkte die Arme hinter seinem Rücken.
 

„Wie soll ich das anstellen..? Wie soll ich mich beruhigen, wenn-“
 

Plötzlich spürte ich warme, und zarte Hände auf meiner Schulter. Ich sah auf und erblickte Enia. Die junge Frau des Meisters.
 

„Ich weiß, wie schwer sowas ist. Soll ich euch einen Eipfelbeeren-Tee machen, Liebling?“, fragte sie dann ihren Mann.
 

„Das wäre sehr nett von dir mein Schatz. Kannst du den Tee bitte zum Turm des Wassers bringen?“, fragte Mastrich und sah mich dann grinsend an.
 

„Wir gehen zum Turm des Wassers..?“, fragte ich perplex und blinzelte mehrfach.
 

„Ja und zwar im Joggingtempo.“
 

„HEH? Sind Sie verrückt? Das ist doch viel zu weit..“, murmelte ich. Kraftraining schön und gut, aber Laufen mochte ich nicht..
 

„Keine Widerworte, los auf zum Turm!“, befahl Mastrich lächelnd und ich seufzte resigniert.
 

„Fein..“
 

Ich rannte los und musste dabei vielen wilden Pokemon ausweichen, die sich gerne auf den Wegen breit gemacht hatten. Ich sprang über ein Kamalm und stolperte fast, konnte mich aber noch abrollen und mit einem halben Handstand meine Balance wahren.
 

Zu schade, das mein Sensei das jetzt nicht gesehen hat, das war so cool!
 

Mit neu gefundenem Enthusiasmus rannte ich weiter, bis ich in der Ferne den riesigen Turm am Wabenmeer sehen konnte. Dort habe ich Dakuma kennen gelernt, aber mich dagegen entschieden, ihn in mein Team aufzunehmen. Ich habe ja schon Wie-Shu als Kampfpokemon und ich wollte nicht, dass sich die beiden um einen Stammplatz streiten müssen.
 

Dort angekommen war ich so dermaßen außer Atem, dass ich mich hinsetzen musste. Ich versuchte die Atmung zu stoppen und versuchte mich wieder zu fangen, da hörte ich eine Stimme über mir.
 

„Wer hat was von Pause gesagt? Komm hier rauf, ins oberste Stockwerk!“, die Stimme von Mastrich ließ mich perplex aufschauen.
 

„EEEEEH? Wie sind Sie vor mir hergekommen?“, fragte ich und sah ihn an einer Tasse Tee schlürfen.
 

„Ich habe nie gesagt, dass ich mit dir jogge, oder?“, fragte er lachend und ich sah sein Krarmor auf der Turmspitze.
 

….
 

Natürlich..
 

Ein weiteres Seufzen verließ meine Lippen und ich rannte dann total ausgepowert die Treppen hinauf. Ich japste und hechelte unaufhörlich und fluchte, dass es hier keinen Aufzug gab..
 

Nachdem ich endlich oben war, reichte mir der Meister eine Tasse Tee.
 

„Trink das, mein Kind.“, schmunzelte er und ich sah ihn etwas böse an, bevor ich mich neben ihn setzte und den Tee trank. „Hast du deine Wut heraus geschwitzt?“, fragte er dann.
 

Ich blinzelte und bemerkte dann, dass ich tatsächlich nicht mehr so geladen war, wie ich es noch im Dojo war.
 

„Ich.. fühle mich nun befreiter.. War das von Anfang an Ihr Plan?“, stutzte ich und hob fragend eine Augenbraue, als mich der Meister unschuldig angrinste.
 

„Nun, Gewalt ist nicht die Einzige Methode, deinen Körper seine Emotionen heraus fliegen zu lassen. Die frische Luft, die Pokemon und das Laufen haben deinen Geist gestählt. Und nun, genieße den Ausblick auf das blaue Meer und meditiere mit mir. Schließe deine Augen.“
 

Ich folgte den Anweisungen natürlich und faltete meine Hände, während ich im Schneidersitz da saß. Normalerweise mochte ich es nicht, einfach so da zu sitzen. Ich musste mich bewegen. Aber diesmal spürte ich eine seltsame Ruhe in mir.. Sie machte mich sogar ein wenig schläfrig und bevor ich es mich versah, lockerte ich meine Position und legte mich auf den Boden..
 

„So ist es gut, mein Kind. Innere Ruhe und im Einklang mit dir selbst zu sein, kann ermüden, wenn man vorher so viele Emotionen aufgestaut hat. Ruhe dich aus.“
 

Seine Stimme wurde mit jeder Silbe dumpfer und ich schlief so schnell ein..
 

….

….

….
 

Laute Kampfgeräusche weckten mich. Ich blinzelte mir den Schlaf aus den Augen und bemerkte etwas warmes über meinen Körper. Es sah wie eine dunkle Jacke aus. Bei genauerer Betrachtung erkannte ich auch, um wessen Kleidungsstück es sich handelte.
 

„Roy..?“, meinte ich leise und drückte die dunkle Kapuzenjacke von ihm an meinen Körper. Sie roch nach ihm.. Ich seufzte entspannt durch und ließ den Duft seines Aftershaves durch meine Nasenlöcher fließen. Wie hatte er mir gefehlt..
 

Moment mal, so leicht kam er mir diesmal nicht davon! Ich war immer noch sauer!!
 

Der Turm bebte erneut unter einem lauten Erdbeben und ich rannte zum Fenster. Vor mir flog Libelldra und wich einer bräunlichen konzentrierten Welle aus, ich vermutete Aurasphäre. Das Libelldra konterte mit einem Feuerodem und beide Strahlen trafen sich auf halbem Wege und verpufften vor mir. Durch den aufgewirbelten Staub hustete ich und trat zurück.
 

Warum kämpfte Roy gegen Meister Mastrich? Und was tat er überhaupt hier?! Wie hatte er mich überhaupt gefunden? Nur Mina und Mary kannten meinen geheimen Rückzugsort..
 

Da ich nicht herum sitzen wollte und ihn zur Rede stellen wollte, rannte ich den Turm hinunter so schnell ich konnte.
 

Draußen angekommen sah ich Roys überhebliches Grinsen, als er seinem Libelldra einen Befehl nach dem anderen gab.
 

„Sie sind sehr zäh, Meister Mastrich. Kein Wunder, dass Delion bei so einem talentierten Mentor so stark geworden ist. Aber ich lasse mich nicht von meinem Vorhaben abbringen. Ich werde diesen Kampf gewinnen und damit das Recht, mich bei einer gewissen Person zu entschuldigen.“, sprach Roy und ich blinzelte mehrfach.
 

Meister Mastrich hatte Roy zu einem Kampf herausgefordert und nur wenn er gewann, durfte er zu mir? Wie umsichtig der Meister war.. und.. wie entschlossen Roy drein blickte.. Diesen entschlossenen Blick kannte ich bisher nur, wenn er gegen Delion, seinen ewigen Rivalen, kämpfte..
 

So sehr wollte er mich sehen.. Ich fühlte eine ungeheure Wärme in mir aufsteigen, als ich die beiden weitere beobachtete. Libelldra konnte allen Attacken ausweichen und Wualosu musste harte Schläge einstecken. Keiner der beiden gab nach und die Pokemon schienen ebenbürtig zu sein. Doch am Ende.. war Meister Mastrich siegreich und besiegte Libelldra mit einem Geowurf, als es in einem Sturzflug angeflogen kam.
 

Roy ging zu Boden und rammte seine Faust in den Boden. Er schloss seine Augen und wirkte sehr geschlagen.
 

„Verdammt.. Dabei habe ich mich doch so angestrengt. Für sie.“, seufzte er und mein Herz machte einen Hüpfer. Meister Mastrich lachte leicht und streichelte seinen Bart.
 

„Ihr beide habt eure Emotionen nicht im Griff, daher könnt ihr in solchen Situationen auch nicht eure volle Kraft entfalten. Mein Junge, wenn du das Herz dieses Mädchens wirklich erobern willst, musst du noch entschlossener und ruhiger werden.“, sprach er.
 

„Nein.. Er muss mein Herz nicht erobern.“, erwiderte ich und landete auf dem Rücken von Meister Mastrichs Krarmor vor die Beiden. Roy schien verwundert zu sein, als er mich sah.
 

„Oho. Jetzt wird es interessant.“, lachte Meister Mastrich, aber ich ignorierte ihn, als ich auf Roy zu lief. Wir beide sahen uns schweigend an, als ich vor ihm stand und ohne ein weiteres Wort zu sagen.. Schlangen wir die Arme umeinander. Es war wie ein Reflex und beinahe zeitgleich.. Als hätten sich unsere Körper auf eigenen Akkord zueinander bewegt.
 

Ich kuschelte mich an seine Brust und die Gefühle, die ganze Wut, die ich hatte, kam in Form von Tränen hinaus, als er mir beruhigend über den Rücken streichelte. Die Szene vor dem Eiscafé kam mir wieder in den Sinn und ich wollte ihn wieder wegschubsen. Meine Kräfte reichten dafür nicht aus und er wollte mich nicht loslassen.
 

„Du... hast es gesehen oder..? Wie diese Frau-“
 

„Wie du diese Frau geküsst hast..? Ja. Und du bist mir keine Erklärung schuldig, Roy. Wir sind schließlich.. nicht zusammen.“
 

„Und wessen Schuld ist das?“, fragte er in einem Ton, den ich nicht recht deuten konnte, aber der mich perplex aufschauen ließ.
 

„Eeh...? Was-“
 

Noch bevor ich den Satz beenden konnte, spürte ich seine Lippen auf meinen. Er küsste mich.. Roy küsste mich.. Was sollte ich jetzt tun? Mein Herz raste, meine Gefühle spielten total verrückt. Ich wollte dagegen ankämpfen, aber mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Als wäre ich betäubt..
 

Nachdem er den Kuss löste, streichelte er mir über die Wange. Dann sah er mich eindringlich an.
 

„Ich habe diese Frau nicht geküsst. Sie hat mich einfach überfallen, nachdem sie mir Schokolade geschenkt hat. Ich wollte das gar nicht. Sie meinte, dass sie unsterblich in mich verliebt wäre. Aber.. ich habe ihr gesagt, dass es da schon jemanden gibt und ich nur mit ihr zusammen sein will.“, sprach er und jedes weitere Wort ließ meine Wangen glühen und die Tränen noch schlimmer werden. Wann hatte ich meine Emotionen das letzte Mal nicht mehr unter Kontrolle? „Und dieser jemand bist natürlich DU, falls es dir immer noch nicht klar ist.“, fügte er zwinkernd hinzu. „Ich liebe dich.“
 

„Ich liebe dich auch, du Vollidiot..“, weinte ich und fiel ihm um den Hals, um ihn noch einmal zu küssen. Meine Tränen stoppten nicht mehr und wir standen bis zum Sonnenuntergang eng umschlungen vor dem Turm und hielten uns..
 

Dieser Moment gehörte uns.. uns alleine.
 

Roy..

Ich liebe dich.
 

[Am späten Abend dann wieder in der Whats Poke Gruppe]
 

Mary: Huhu, ich wollte mich mal erkundigen, wie es mit euren Valentinsgeschenken gelaufen ist :)

Leiko: Tch, ich die Schokolade einfach vor sein Zimmer gelegt. Keine Ahnung.

Mary: …

Mina: Und Delion hat die Knapfelschokolade in einem Bissen verschlungen, ohne gecheckt zu haben, welche Form sie besaß..

Mary: Oh man..

Taiko: Uhm..

Mina: Und wie war es?

Taiko: Das will ich gar nicht sagen, nachdem es bei euch so mies gelaufen ist..

Mary: Huh?

Mina: Oh mein Gott, dann lief es gut? Seid ihr jetzt zusammen?

*Taiko schickt eine Bilddatei, ein gemeinsames Selfie vor dem Sonnenuntergang mit Roys Lippen an ihrem Ohr

Mary: Woah..!

Leiko: … Ich geh dann mal kotzen.

Mina: Hey, herzlichen Glückwunsch! Ihr seid so ein süßes Paar!!

Taiko: Danke.. aber der Tag war wirklich turbulent..

Mina: Machen wir eine Konfi, dann kannst du uns alles erzählen?
 

Und so redeten die Frauen noch und der Valentinstag endete zumindest für Taiko mit einem riesigen Erfolg.

Wann Leiko und Minako wohl dasselbe Glück mit ihren heimlichen Liebsten haben?

Leiko's Geburtstag

„Zum allerletzten Mal, Mary.“, seufzte Leiko und verschränkte ihre Arme. „Ich will keine Geburtstagsfeier geben.“, beendete sie den Satz. Mary verschränkte nun auch ihre Arme und sah ihre sture beste Freundin lange an.
 

„Man wird nur einmal im Leben 20, Leiko. Das ist etwas besonderes. Nur weil du bisher nie deinen Geburtstag gefeiert hast, heißt das nicht, dass dir eine Party keinen Spaß machen würde. Wir laden einfach Mamoru, Minako, Aki, Hop, die Leiter.. Einfach alle ein, die wir kennen! Du wirst sehen, das wird total toll.“, sprach Mary und sah Leiko nur ihre Augen verdrehen.
 

„Erstens mal, habe ich nie so eine dusslige Feier gebraucht und zweitens sind mir das viel zu viele Menschen. Ich brauche keine Menschen um mich.“
 

„Ja, deswegen wohnst du auch bei meinem Bruder..“, unterbrach Mary sie schmunzelnd, woraufhin Leiko nur genervt aufknurrte.
 

„Er hat mich quasi gezwungen! Ich wollte nicht bei ihm wohnen..“
 

„Und warum gehst du dann nicht wieder?“
 

„...Weil ein Bett und ein Dach besser sind, als das was ich vorher hatte.. Aber.. das heißt nicht, dass es mir gefällt!“, wehrte sich die Blauhaarige nun. Mary schüttelte nur den Kopf. Es war einfach nicht möglich, normal mit ihr über so etwas zu reden. Dabei hatte die derzeitige Leiterin der Spikeford-Arena inständig gehofft, das Leben mit ihrem Bruder Nezz würde die Blauhaarige auftauen lassen. Stattdessen fühlte sich genau das Gegenteil an. „War es das dann? Musst du nicht zurück in die Arena und .. keine Ahnung, tun was Leiter so tun?“, fragte Leiko dann.
 

„Zurzeit ist keine Arena Challenge.. Leiko, überleg dir das bitte noch einmal. Du kannst dich doch nicht ewig vor der Welt da draußen verstecken und alle aussperren.“
 

„Warum? Bisher bin ich recht gut damit gefahren. Mary, ich schätze dich wirklich als Freundin, aber in letzter Zeit gehst du mir wirklich auf die Nerven mit dem ganzen: 'Du brauchst mehr Freunde und soziales Umfeld' Gequatsche. Du genügst mir als soziales Umfeld. Was will ich mit einem Haufen Heuchler, wenn mir eine Person reicht, auf die ich mich verlassen kann..?“, wollte die Blauhaarige wissen. Mary seufzte und legte beide Hände auf die Schultern der Älteren.
 

„Weil sie keine Heuchler sind. Sie sind alle ganz tolle Menschen, aber du verschließt dich komplett das zu sehen. Es hat sich nicht die ganze Welt gegen dich verschworen. Wenn du ihnen auch nur die geringste Chance geben würdest.. Würdest du sehen, dass sie dir nichts böses wollen und echt tolle Freunde sind.“, sprach Mary lächelnd. Leiko blickte sie an, dabei wurde ihr Blick etwas bitterer.
 

„Sind sie bessere Freunde als ich?“
 

„Was?“
 

„Reiche ich dir nicht mehr als beste Freundin? Hast du mich schon ausgetauscht? Durch wen? Gloria? Kate? Minako? Tch oder tust du dich jetzt mit diesem schüchternen Geisterleiter zusammen? Ihr seid echt ein Traumpaar.“, meinte Leiko nun verletzt.
 

„Rede nicht so einen Blödsinn! Niemand hat dich ersetzt oder ausgetauscht! Du bleibst meine beste Freundin. Ich habe nur mehr Menschen kennen gelernt, die mir wichtig geworden sind. Ist das denn so schlimm?“ Leiko verweigerte daraufhin die Antwort und sah zu Boden. Dabei ballte sie ihre Fäuste. Mary wurde es langsam Leid. Es war, als redete sie gegen eine Wand. Besonders wenn Leiko sich Dinge einbildete, die gar nicht da waren. „Hör zu. Ich weiß, wie schwer das gewesen sein muss, so lange auf dich allein gestellt gewesen zu sein. Niemanden gehabt zu haben. Aber wenn du die Menschen von dir stößt, die dir helfen wollen.. Dann wirst du irgendwann ganz alleine sein..“, versuchte sie es ein letztes Mal.
 

„Umso besser. Denn wenn ich alleine bin, kann mich niemand verletzen. Und im Gegenzug kann ich diese Personen auch nicht verletzen. Ich bin nicht wie du Mary. Ich kann einfach nicht mit Menschen..“, und mit diesen Worten lief Leiko an der sprachlosen Mary vorbei. Nezz, der gerade den Raum betrat, als Mary mit ihrem letzten Appell begann, blinzelte leicht, als Leiko an ihm vorbei lief und dabei grob seine Seite anstieß ohne sich dafür zu entschuldigen. Er blickte ihr nach und dann zu seiner Schwester.
 

„Habt ihr euch gestritten?“, fragte er und sein 'Großer Bruder' Modus aktivierte sich direkt, als er Mary in eine Umarmung schloss.
 

„Lass das, ich bin kein Kind mehr..~ Ich weiß nicht, ob man das als Streit sehen kann.. Ist sie bei dir auch so verdammt stur und uneinsichtig?“, fragte Mary mit einem Seufzen und Nezz blinzelte, bevor er von ihr abließ. Dabei spiegelte sich ein schwaches Lächeln auf seinen blassen Lippen.
 

„Ein wenig. Aber mittlerweile kann ich damit umgehen.“, sprach er dann schulterzuckend und Mary lächelte schwach.
 

„Ich bin froh, dass du dein Heim für sie geöffnet hast. Auch wenn du das nur für mich getan hast, oder?“, wollte sie wissen.
 

„Wer weiß. Hast du Hunger? Lass uns was bestellen.“
 

„Zwei Portionen Gemüsecurry..?“
 

„Drei Portionen.“
 

"Huh?“
 

Nezz zuckte mit den Schultern. „Wir stellen ihr die Portion vors Zimmer und sagen Bescheid. Entweder sie isst es oder sie isst es nicht. Aber dann kann sie uns nicht vorwerfen, wir würden nicht an sie denken.“, meinte er monoton, woraufhin Mary wieder kichern musste.
 

„Du verhältst dich ihr gegenüber auch schon brüderlich.“
 

„G-Gar nicht wahr. Sie wohnt hier und als Gastgeber ist es meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es ihr gut geht?“, wehrte sich Nezz, aber Mary konnte nicht mehr aufhören zu kichern. „Was auch immer, ich rufe dann mal den Lieferservice an.“
 

Der Tag von Leikos Geburtstag war gekommen und wie erwartend, verbrachte die Blauhaarige den Tag damit, in ihrem Zimmer zu versauern. Mary versuchte schon, sie dazu zu bewegen zumindest mit ihr etwas Essen zu gehen, aber sie stieß mal wieder auf taube Ohren. Leiko saß auf ihrem Bett und hielt den Pokeball mit ihrem Partnerpokemon Riffex in ihrer Hand. „Ich brauche niemanden.. Ich habe nie jemanden gebraucht.. Ich habe mir dieses Leben so ausgesucht, oder?“ … „...Warum tut es dann trotzdem so weh..?“, fragte sie sich und schloss die Augen.
 

Der Pokeball begann plötzlich zu leuchten und Riffex kam aus ihm. Das Pokemon war recht Eigen, aber es kam nur selbst aus dem Ball, wenn es spürte, dass seine Trainerin Komfort brauchte. „Riffex..?“, fragte Leiko perplex, als das lila-blaue Elektropokemon von ihrem Bett sprang und an die Tür deutete. „Was..? Du willst, dass ich zu Mary gehe und.. nicht nur hier bleibe..?“, fragte Leiko leicht. In den letzten Jahren hatte sie gelernt, zu verstehen, was ihre Pokemon von ihr wollten. Riffex nickte leicht und Leiko seufzte geschlagen. Auch wenn sie stur war, ihren Pokemon konnte sie nichts abschlagen.
 

„In Ordnung. Aber wir gehen nur ein Eis essen, oder so..“ Leiko verließ ihr Zimmer und lief dann zum Wohnzimmer, wo Nezz und Mary saßen. Beide hatten Bücher in den Händen und schienen sich entspannt zu unterhalten. Mary sah auf, als sie ihre sture Freundin sah und lächelte.
 

„Endlich zur Vernunft gekommen, Geburtstagskind?“, fragte sie neckisch, woraufhin die Blauhaarige sich räusperte und leicht wegdrehte.
 

„Yeah.. Tut mir Leid, dass ich so bin wie ich bin..“, meinte sie dann leise. Mary legte das Buch beiseite und stand auf.
 

„Unsinn. Du kennst es nur nicht anders. Hast du auf etwas Lust?“, fragte Mary dann lächelnd.
 

„Wir.. könnten ein Eis essen gehen..?“, fragte die junge Frau dann unsicher und blickte zu Nezz. „.. Du.. kannst auch mitkommen, wenn du willst..“, fügte sie dann ganz leise hinzu. Nezz seufzte und kratzte sich am Hinterkopf.
 

„Eigentlich wollte ich noch etwas proben. Minako wollte vorbei kommen. Wir arbeiten da an einem Duett.. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du heute dein Zimmer verlässt.“, meinte er dann.
 

„Oh.. Nein, dann gehen wir alleine. Viel Spaß beim Proben.“, murmelte die Blauhaarige dann leise. Sie konnte schon nett sein, wenn sie wollte.
 

„Danke. Euch viel Spaß beim Eis essen.“, nickte Nezz und hob seine Hand zum Abschiedsgruße.
 

Die beiden jungen Frauen spazierten dann durch die Stadt. „Wie kommt es eigentlich, dass du dich auf einmal doch entschlossen hast, dein Zimmer zu verlassen?“, fragte Mary und leckte genüsslich an ihrem Stracciatella-Eis. Leiko biss von ihrem Vanille-Eis ab und achtete dabei nicht wirklich auf die Umgebung. Spikeford war immernoch keine ansehnliche Stadt, auch wenn es sich langsam besserte.
 

„Riffex .. hat mich quasi überzeugt. Es ist sehr eigenwillig und kommt manchmal einfach so von selbst aus seinem Pokeball. Meistens, wenn ich deprimiert bin und eine Aufmunterung brauche.“, erklärte sie. Mary lächelte und legte den Arm in einer freundschaftlichen Geste um die Schulter der Älteren.
 

„Bist du immernoch deprimiert?“, fragte sie dann.
 

„Weiß nich. Kann sein.“, war die trockene Antwort, die von einem Schulterzucken begleitet wurde. Mary seufzte. Zumindest war es ein großer Schritt nach vorne, dass Leiko überhaupt ein Eis mit ihr essen gegangen war und dass es sogar ihre eigene Idee war. Endlich schaffte sie es, sich mehr zu öffnen. Auch wenn sicherlich noch ein weiter Weg vor ihr lag.
 

„Wollen wir Nezz, Mina und der Band nicht auch ein wenig Eis vorbei bringen? Eine Erfrischung, nachdem sie ihre Stimmbänder so beansprucht haben, wird sie bestimmt freuen.“, schlug Mary dann vor.
 

„Können wir machen.“, meinte Leiko leise und die Frauen bereiteten eine kleine Kühltasche mit den Lieblingsgeschmacksrichtungen an Eis für die Band vor. Allerdings wussten sie nur die von Minako und Nezz. Bei den anderen mussten sie raten. Mary trug die Kühltasche, während Leikos Hände in den Hosentaschen waren. Sie blickte immernoch zum Boden, als sie die Arena erreichten. Wenn keine Arenachallenge war, nutzte Nezz die leere Arena gerne zum Singen. Es ertönte bereits auch schon etwas Musik, gefolgt von den beiden Stimmen von Nezz und Minako. „Seid wann ist Nezz auf Power-Metal umgestiegen..?“, fragte Leiko perplex, da Nezz sich immer dem Punk-Rock verschrieben hatte.
 

„Das war Minakos Idee. Zuerst war er nicht begeistert, aber als sie beide Richtungen mal kombiniert hatten, waren beide begeistert. Ich finde, die Musik klingt echt toll.“, schmunzelte Mary und Leiko zuckte mit den Schultern.
 

„Ja, es hat was.“, gab sie zu. Mary lächelte breiter.
 

„Öffnest du die Tür? Ich muss die Tasche mit den Händen halten.“, meinte die Schwarzhaarige dann. Leiko nickte leicht und öffnete die Tür. Zu ihrer Verwunderung war alles Dunkel, aber nur für ein paar Sekunden.
 

„ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG!“ Die Lichter gingen alle mit einmal an und die Musik stoppte, als Hop auf einen Kassettenrecorder drückte. Leiko blinzelte, als sie eine ganze Schar an Menschen mit lächelnden Gesichtern erwartete und ein blondes Geschwisterpaar, welches ihr eine Schokoladentorte mit 20 Kerzen ins Gesicht hielt. Es waren wirklich alle anwesend. Minako, Mamoru, Aki, Taiko, Hop, sogar Delion, alle Arenaleiter, Betys war auch da, Professor Magnolia und Sania ebenfalls. Alle, die sie kannte. Die Blauhaarige war zu perplex, um etwas zu sagen.
 

„Überraschung!“, rief Mary und umarmte ihre beste Freundin. Leiko fing sich allmählich und erwiderte die Umarmung zaghaft.
 

„Ich habe doch gesagt, ich will keine Party..“, murmelte sie leise und sah dann zu Nezz, der auf sie zulief. „Das lief auf deinem Mist, oder?“, fragte sie dann und seufzte.
 

„Nein. Mary wollte dir unbedingt eine Party geben.“, war die gelangweilte Antwort. Mary zog einen Schmollmund und löste sich von Leiko, bevor sie ihren Bruder in die Seite boxte. „Au, Hey..!“
 

„Lüg doch nicht so, Nezz. Das hast du alles organisiert, deswegen hast du auch die Lüge mit der Probe gebracht. Weißt du, Leiko. Nezz hat schon vor Wochen angefangen über eine Überraschungsparty für dich zu reden!“, meinte Mary, woraufhin Nezz sich blamiert an der Wange kratzte.
 

„Manchmal redest du zu viel, Mary..“, meinte er leise. Leiko wandte sich nun fragend zu ihrem 'Mitbewohner'
 

„Das war wirklich deine Idee?“
 

„..Yeah, und?“, fragte Nezz und zuckte überfragt mit der Schulter. Leiko blinzelte, bevor sie sich räusperte und zu ihm lief. Dabei zögerte sie einige Momente, bevor sie ihn in eine ziemlich unbeholfene Umarmung zog. Fast so, als hätte sie noch nie jemanden umarmt und das stimmte auch. „Danke.“ Die Augen von Nezz weiteten sich nun ungläubig. Hatte sie sich da tatsächlich gerade bedankt?
 

„Entschuldigung, mir war gerade so, als hättest du.. Danke gesagt?“, fragte er und zog eine Augenbraue nach oben.
 

„Ja und zwing mich nicht, das Wort zu wiederholen.“, meinte die Blauhaarige und ließ von ihm ab, als sie sich zu den anderen der Gruppe wandte. Dort wurde sie noch einmal von jedem in eine Umarmung gezogen und mit Geschenken überhäuft. „Oh Gott, ihr habt sogar Geschenke..?“
 

„Also, ich erklär dir mal, wie das mit Geburtstagen funktioniert..“, lachte Roy und Taiko stieß ihn unsanft in die Seite.
 

„Das weiß sie doch selbst. Sie kann es nur nicht fassen, Idiot.“, erklärte sie für ihn und Roy lachte, als er die Hände hinter dem Kopf verschränkte. Leiko sah fassungslos auf ihre Gäste, die sie immernoch herzlich anlächelten und sie mit so offenen Armen empfingen. Plötzlich rollte eine salzige Substanz von ihrer Wange zu Boden, die Mary alarmierte.
 

„H-Hey, alles okay..?“, wollte sie wissen und zog Leiko in ihre Arme, die sich nun an ihre Schulter vergrub und etwas mehr weinte.
 

„Tut mir Leid.. Es ist.. Es ist nur.. Noch nie waren Menschen so nett und warmherzig zu mir.. Ich.. wusste gar nicht, wie sich das anfühlt..“, meinte sie dabei leise und schluchzte in Marys Oberteil. Die Schwarzhaarige lachte sanft und drückte sie an sich.
 

„Dann gewöhn dich besser daran. Denn jetzt gehörst du dazu.“, lachte Mac dann und die anderen stimmten freudestrahlend zu. Leiko nickte leicht und genoss ihre spontane Geburtstagsparty. Es wurde viel gelacht, Roy machte viele, unter anderem auch lustige, Bilder mit seinem Smartphone und Leiko lernte nun endlich, auch andere Menschen an sich heran zu lassen. Und vor allem, hatte es sie einen großen Schritt nach vorne gebracht, in Nezz einen Menschen zu sehen, auf den man sich verlassen konnte und der ein gutes Herz hatte.

Der Kampf um die Fairballey-Arena

Fairballey war eine wunderschöne Stadt mit vielen leuchtenden Organismen, die die dunkle Stadt stets beleuchteten. Unsere Gruppe war gerade vor der Arena, von der Feen-Leiterin Papella. Minako wollte die ältere Dame, die in den Ruhestand gehen wollte, davon überzeugen, sie zu ihrer Nachfolgerin zu machen.
 

Ein kleiner Wermutstropfen blieb neben der Euphorie auf den Moment, den sie sich seit sie Trainerin wurde immer gewünscht hatte. Denn der Begleiter unserer Freunde, Hop, war seit einiger Zeit sehr niedergeschlagen und traurig. Seitdem Betys ihn nach einer Niederlage schwer beleidigt und fertig gemacht hatte, war das Selbstbewusstsein des jungen Trainers dahin. Nicht einmal Delion, sein großer Bruder und Vorbild, konnte ihn aufheitern, obwohl er auch nicht mehr von seiner Seite wich. Auch wenn er dadurch einige Termine mit Rose verpasste, die seelische Verfassung seines Bruders war ihm einfach wichtiger. Rose verstand es auch, aber behielt die Gruppe im Auge. Minako legte den Arm um Hops Schulter, woraufhin der Jüngere traurig lächelnd aufschaute.
 

„Ich drücke dir die Daumen. Mit dir als Feen-Leiterin macht Papella nichts falsch.“, sprach er traurig. Minako zerriss es beinahe das Herz, wie geschlagen der einst so fröhliche und gutgelaunte Junge klang. Betys musste ihn unglaublich tief getroffen haben. Die Wut auf diesen arroganten Trainer stieg weiter, aber davon wollte sie sich nicht diese Chance verderben lassen. Zusammen mit Delion betraten sie die Arena und als die Mitarbeiter den Champion sahen, brachten sie die Freunde natürlich umgehend zu Papella.
 

„Eine Anwärterin auf meine Nachfolge?“, fragte die ältere Dame, nachdem Delion das Anliegen der Trainerin vorgetragen hatte. Minako hatte ihn darum gebeten, sich selbst vorzustellen, aber Delion meinte, es wäre überzeugender, wenn der Champ persönlich seinen Segen dafür gab.

„Bedaure Schätzchen, aber ich habe bereits einen Nachfolger bestimmt.“, fügte die ältere Dame dann hinzu.
 

„Die Nachfolge wurde aber noch nicht offiziell bei der Pokemon Liga niedergeschrieben, das bedeutet, dass jeder Anwärter eine faire Chance bekommt. In diesem Fall wäre es nur fair, wenn beide Anwärter einen Kampf austragen. Und erst der Sieger wird würdig sein, diese Arena zu führen.“, sprach Delion und verschränkte die Arme.
 

„Tse, diese Ligaregeln habe ich schon fast vergessen. Nun gut, dann komm mit zur Mitte der Arena und stelle dich meinem Anwärter.“, grinste Papella und ging bereits vor. Mamoru legte die Hand auf die Schulter seiner Schwester und zwinkerte.
 

„Wir setzen uns zu den Zuschauern und werden dich so gut es geht Anfeuern.“, versprach er ihr. Minako nickte dankbar und sah zu, wie Mamoru, Aki, Taiko, Hop und Delion zu den Zuschauertribünen gingen.
 

„Wenn du mir dann bitte folgen würdest. Zur Arenamitte geht es hier entlang.“, sprach dann ein Mitarbeiter der Arena und geleitete Minako zum Kampffeld. Minako betrat die große Mitte und als sie ihren Kontrahenten sah, gefror ihr kurzzeitig das Blut und die Wut kam in ihr hoch.
 

„Betys.“
 

„Nun, das ist ja eine Überraschung. Hah, dich zu besiegen sollte nicht schwerer sein, als diesen Versager Hop zu schlagen. Ich hoffe du unterhältst mich etwas mehr als diese Nullnummer.“, grinste Betys überheblich und nahm seinen Pokeball.
 

Minako knurrte kaum hörbar und nahm einen roten Sympaball in die Hand. Seine Mitte zierte ein Herz und sie drückte den Pokeball an sich. „Ich werde nicht verlieren. Nicht gegen DICH.“, sprach die junge Frau und sah wie Betys sein erstes Pokemon in den Ring schickte, es war das Psycho-Pokemon Morbitesse. Minako sah auf den Pokeball und dann zu Delion in die Zuschauertribüne, der sie anlächelte, denn ihm war durchaus bewusst, was sich in diesem speziellen Pokeball befand. Minako lächelte und warf den Pokeball.
 

„Du bist an der Reihe, Silembrim..!“
 

Mamorus Augen weiteten sich.
 

„Es hat sich schon zu Silembrim entwickelt..?!“

„Bruder.. ist das nicht das Pokemon, welches du..-“, begann Hop, während Delion zufrieden grinste.
 

[Flashback]
 

„Ähm. Kann ich Ihnen helfen?“, fragte eine ältere Dame perplex. Diese Dame war die Nachfolgerin der verstorbenen Dorfältesten. Minako war zwischenzeitlich nach Sinnoh zurück gereist, um Cynthia zu unterstützen. Denn die halb-legendären Meerjungfrauen benahmen sich in letzter Zeit merkwürdig und das musste untersucht werden. Delion drehte sich um und blinzelte.
 

„Ja. Ich bin auf der Suche nach der Stadt Elyses. Ich glaube ich war schon in halb Sinnoh.“, schmunzelte der orientierungslose Champion blamiert.
 

„Da sind Sie hier richtig mein Guter. Das ist Elyses.“, sprach die Oberälteste des Dorfes, noch immer ein wenig irritiert. Delion strahlte daraufhin und umarmte die ältere Dame erleichtert.
 

„Gott sei Dank..! Wenn ich schon wieder falsch abgebogen wäre, ich hätte-“
 

„Ist ja schon gut, lassen Sie mich los. Darf ich erfahren, welche Angelegenheit Sie in unserer bescheidenen Ortschaft haben?“
 

-.-.-.-.-.-.-.-
 

„Delion?!“, rief Minako überrascht und Cynthia blinzelte, als ihre ehemalige Schülerin auf den attraktiven Mann zulief und die Arme in einer freundschaftlichen Umarmung um ihn legte. „Was für eine Überraschung dich hier zu sehen. Und.. dass du hergefunden hast.“, neckte sie ihn direkt. Cynthia verschränkte die Arme. „Oh natürlich, das ist Cynthia. Sie war meine Mentorin in Sinnoh. Wir sind wie Schwestern aufgewachsen. Cynthia, das ist Delion, er ist Champion von Galar.“, stellte Minako dann die andere Blonde vor und Delion schüttelte die Hand der Älteren.
 

„Das ist also dieser junge Mann, mit dem du mich neuerdings zubombst. Minako redet ja von nichts anderem mehr.“, lachte Cynthia und sah grinsend zu der Jüngeren, die gerade total rot um die Nase wurde.
 

„Cynthia.. Hör nicht hin, Delion. Sie neckt mich ständig. Genau wie Hop dich immer neckt.“, seufzte Minako und ignorierte das hämische Pieksen in ihre Seite von Cynthia, die noch immer erheitert war. Delion blinzelte und lächelte nur.

„Ich bin froh, dass ich es bis hierher geschafft habe. Ich dachte mir schon, dass du es nicht rechtzeitig zurück schaffst.“, schmunzelte der Lilahaarige nur.
 

„Rechtzeitig? Rechtzeitig für was?“, fragte die junge Blonde verwirrt und legte den Kopf leicht schief. Kurz darauf schob Delion ihr ein kleines verpacktes Geschenk ins Gesicht.
 

„Zu deinem Geburtstag natürlich. Manchmal bist du noch zerstreuter als ich.“, schmunzelte der Champ von Galar und sah Minako leicht erröten.
 

„Uh..oh.“, stotterte sie und sah hilfesuchend zu Cynthia.
 

„Schau mich nicht an wie ein Barschwa und öffne dein Geschenk.“, lachte Cynthia und Minako rollte kurz mit den Augen, bevor sie sich wieder zu Delion drehte.
 

„Das wäre nicht nötig gewesen. Vor allem nicht, dass du persönlich herkommst. Ein Anruf hätte genügt.“, seufzte sie und schlug Delion liebevoll auf seine Brust. Die Spontanität dieses Mannes kannte offenbar keine Grenzen.
 

„Dann hätte ich dein Gesicht verpasst, wenn du dein Geschenk erhältst.“, schmunzelte Delion und tätschelte ihren Kopf leicht. Minako lächelte, nun war sie noch neugieriger. Sie öffnete das Geschenk und fand darin ein wunderschönes, chinesisches Kleid ( https://encrypted-tbn0.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcSCcOVoI1f3NJa4YesP1tefJWuR8KFV_6fbfO5GB5P5FZI5XH_FjA&s das in pink).
 

Woher wusste Delion, dass sie solche Kleidung über alles liebte?
 

„Delion.. das Kleid ist ja wunderschön..“, murmelte sie gerührt und Delion lachte sanft.
 

„Schau nach, das war noch nicht alles.“, meinte er dann. Minako blinzelte und hob das Kleidungsstück an. Darunter befand sich ein roter Sympaball. Die junge Frau nahm den Pokeball und sah Delion fragend an. Dieser zwinkerte nur geheimnisvoll und nickte ihr zu. Die Blonde blinzelte erneut und warf den Pokeball, um zu sehen welches Pokemon sich darin befand.
 

„Bri~“, rief das blaue Brimano erfreut, als es seinen neuen Trainer sah.
 

„Wahh?! Ist das..“

„Das Pokemon, dem wir verdanken, uns kennen gelernt zu haben? Haha, ich bezweifle es. Aber ich habe es auch im Schlummerwald gefunden. Nachdem ich.. uhm wieder Geschäfte dort hatte, ist es mir quasi vor die Füße gesprungen und ich dachte direkt an dich.“, erklärte Delion. Weiter kam er mit erklären nicht, denn die Blonde hatte ihn bereits zu Boden getackelt.
 

„Es ist perfekt! Das ist der tollste Geburtstag, den ich jemals hatte! Dein drittes Geschenk ist mit Abstand das Beste!“
 

„Dritte?“, fragte der Lilahaarige irritiert, da er doch nur das Kleid und das Brimano für sie hatte.
 

„Dummkopf. Ich meine natürlich dich. Dass du mich deswegen hier aufsuchst und an diesem Tag hier bist. Das ist das größte Geschenk.“, sprach die Blonde und kuschelte sich in seine Halsbeuge. Nun war es Delion, der rot um die Nase wurde und die Umarmung schüchtern erwiderte.
 

„Nun.. Dann.. Alles Gute zum Geburtstag..“
 

[Flashback Ende]
 

„Hey. Ich hoffe wir haben noch nichts verpasst.“, ertönte eine männliche Stimme hinter den Freunden bei den Zuschauern. Mamoru drehte sich fragend um und erblickte neben einer Bekannten, Leiko, die anderen Arenaleiter der Galar Region: Yarro, Kate, Kabu, Saida, Nio, Mac, Mel, Nezz und der junge Mann, der gerade das Wort ergriffen hatte, Roy.
 

„Was macht ihr denn hier?“, wollte der blonde angehende Professor wissen, als sich die Leiter zu ihnen gesellten.
 

„Wir haben gehört, dass dieser Kampf die Nachfolge einer Arena regelt. Das verpassen wir doch nicht.“, erklärte Kate trocken und schaute zur Arena.
 

„Außerdem müssen wir doch die Frau anfeuern, die Delions Herz im Sturm erobert hat.“, zwinkerte Roy dann verschlagen und legte seinen Arm kameradschaftlich um seinen besten Freund und ehemaligen Rivalen, der durch dessen Kommentar rot um die Nase wurde. Anschließend wandte sich Roy zu Taiko und zog sie in einen innigen Kuss, den die Rothaarige mit einem entspannten Seufzen erwiderte. „Und ich hab meine Freundin schon zu lange nicht mehr gesehen.“, fügte er lachend hinzu.
 

„Du redest mal wieder blödes Zeug, mein Freund.“, seufzte Delion und lächelte wieder, als sein Augenmerk auch wieder auf der jungen Frau in der Arena fiel. Mac grinste nun ebenfalls und klopfte ihm auf die Schulter.
 

„Red dir das nur ein. Aber wenn du nicht bald deinen ersten Zug machst, kommt dir noch jemand zuvor. Vielleicht sogar ich.“, neckte Mac dann verschlagen.
 

„Finger weg von ihr, klar?“, warnte Delion.
 

„Ahahaha, endlich zeigst du ein wenig Possession über sie. Sehr gut.“, schmunzelte Mamoru und die gesamte Gruppe lachte auf, als Delion am liebsten im Boden versinken würde. Hop lächelte etwas und schüttelte nur schweigend den Kopf. Er war dankbar für so eine chaotische Gruppe. Sie schafften es tatsächlich, ihn hin und wieder aufzumuntern und das tat ihm gut.
 

„Mach dich bereit zu verlieren! Morbitesse, Finsteraura!“, befahl Betys seine erste Attacke. Morbitesse hob beide Arme und schloss die Augen. Eine dunkle Kraft umgab es wie eine Aura, die sie dann in Richtung seines Gegners abfeuerte. Minako verweilte zunächst schweigend, auch Silembrim sah der Attacke unbeeindruckt entgegen. „Hah, meine Fähigkeiten haben dich wohl Erstarren lassen, was?“, grinste Betys. Er war vollkommen von sich überzeugt.
 

„Silembrim, Kanon in 3 Sekunden. 3. 2. 1.“, als Minako die Zahl 1 sagte, war die Attacke von Morbitesse unmittelbar über Silembrim. Das Hexenpokemon erhob seine Stimme und die daraus resultierenden Schallwellen konnten die Aura neutralisieren und die schwarzen Schwaden verpufften über dem blauen Pokemon wie bei einem Zaubertrick.
 

„Das ist ja cool. Damit würde sie bei Wettbewerben viele Punkte machen, aber Madame will ja lieber richtige Kämpfe austragen.“, kommentierte Mamoru erheitert. Natürlich verstand er die verschiedenen Intentionen von Menschen und auch, dass es schon immer ihr Traum war, eine Arena zu führen. Aber wenn er so ihren gekonnten Umgang mit Pokemon und deren Attacken sah, fand er es schon fast vergeudetes Potenzial.
 

„Silembrim, Spukball, jetzt!“, befahl Minako dann, während Silembrim mit ihren handförmigen Haarzopf eine violette Kugel erscheinen ließ. Im nächsten Moment schoss es die Kugel ab, aber Betys lachte nur amüsiert.
 

„Glaubst du ernsthaft, dass du mit einer Geistattacke die Oberhand hast? Morbitesse, Lichtschild! Schütze dich vor dieser Spezialattacke!“, befahl er etwas schroff zu seinem Pokemon. Morbitesse nickte und ließ eine Barriere vor sich erscheinen, die den Spukball abwehren sollte.
 

„Silembrim, Teleport jetzt!“
 

„Was?“
 

Silembrim teleportierte sich hinter Morbitesse, die gerade nicht agieren konnte wegen dem Lichtschild. Das war der Moment, auf den Minako gewartet hatte. „Dunkelklaue, jetzt!“
 

Der Haarzopf des Pokemon verwandelte sich in eine astrale Klaue und schlug Morbitesse von hinten nieder. Das Pokemon konnte der Attacke nicht ausweichen und erlitt einen Volltreffer. Morbitesse fiel nach vorne und stolperte
 

„WAS SOLL DAS? ICH HAB DICH NICHT SO HART TRAINIERT, DAMIT DU JETZT SCHON SCHLAPP MACHST DU NUTZLOSES POKEMON!“, rief Betys zornig und stapfte ungeduldig auf einem Fuß herum.
 

„Silembrim, Duplexhieb auf Betys!“, befahl Minako dann wütend und Betys schritt schockiert zurück, als Silembrim ihn einige Male mit der Zopfhand ohrfeigte. „Das war dafür, wie du mit deinen Pokemon umgehst. Und sowas wie du will Arenaleiter werden?“, fragte die Blonde sauer, während die Zuschauer ebenso wütend auf Betys wurden.
 

„Mhm. Auch wenn ich den Missmut der jungen Dame verstehen kann, den Trainer mit seinem Pokemon anzugreifen ist unprofessionell. Was, wenn ihr während eines Challengers mal die Sicherung durchbrennt?“, fragte Papella nachdenklich und nippte an ihrem Tee.
 

„Hey, Minako ist nicht so! Sie ist immer neutral in Kämpfen, aber niemand kann wegschauen, wenn jemand seine Pokemon so respektlos behandelt! Das war nur ein gerechter Klaps. Meine Schwester ist professionell. Vertrauen Sie mir. Ich kenne sie besser als jeder andere.“, verteidigte Mamoru seine Schwester.
 

„Wie auch immer, noch so ein Fehlverhalten und sie ist disqualifiziert.“, meinte die alte Dame dann.
 

„Ach? Und was ist dem Fehlverhalten von Ihrem tollen Anwärter? Warum ignorieren Sie das?“, wollte Aki wissen, die das genauso wenig verstand wie ihr Verlobter.
 

„Er trägt doch so ein schönes pink..“, murmelte Papella leise, was die Gruppe und restlichen Leiter dazu veranlasste von ihren Sitzen zu fallen.
 

Hop beobachtete das Geschehen und stand auf. „LASS DICH VON IHM NICHT VERUNSICHERN...! Sein Verhalten beweist nur, wie sehr er vor dir zurück schreckt und das verunsichert ihn! Du schaffst das! Wir alle glauben an dich..!“, rief er, obwohl es ihm schwer fiel vor Betys noch solche Worte zu sagen. Delion lächelte und stand ebenfalls auf, um seinen Bruder mental und auch verbal zu unterstützen.
 

„Du hast ihn gehört! Zeig diesem unhöflichen Burschen, wie man kämpft, wenn man seine Pokemon über alles liebt! Wisch mit ihm den Arenaboden auf, danach lade ich dich als Belohnung ins beste Restaurant ein, ist das ein Deal?“, rief der Champ mit seinem charmanten Lächeln. Minako lächelte dankbar. Sie hatte einfach so wundervolle Freunde.
 

„Ich nehm dich beim Wort, Delion. Und danke Hop. Dieser Sieg ist auch für dich mein Freund.“, sprach die Blonde und wartete auf Betys' nächsten Schritt.
 

Die Galarversion von Gallopa war das zweite Pokemon, welches Betys in den Kampf schickte. Das war nun ein Psycho/Fee gegen Psycho/Fee Kampf. Keines war wirklich im Vorteil und Minako grinste. Sie hatte andere Pläne und rief Silembrim entgegen aller Erwartungen zurück.
 

„Höh? Was macht sie denn jetzt?“, wollte Roy wissen und verschränkte die Arme. „Silembrim war doch noch fit?“ Mamoru lächelte.
 

„Minako wechselt gerne nach einem gegnerischen KO, damit ihre anderen Pokemon auch hin und wieder aus ihren Pokebällen kommen.“, erklärte er.
 

„Primarene, ich verlasse mich auf dich..!“, rief Minako und holte ihr Signaturpokemon in den Kampf. Das anmutige Meerjungfrau-Wesen stellte sich auf seinen Schweif zur Begrüßung als würde es zu einem Publikum sehen.
 

„Ein Wasserpokemon? Pah. Wusstest du nicht, dass Gallopas aus dieser Region gar kein Feuerelement besitzen?“, lachte Betys und befahl seinem Gallopa seinen Gegner durch Agilität zu verwirren.
 

„Natürlich wusste ich das, Kleiner. Aber es wäre doch epischer, wenn dich die zukünftige Feenleiterin mit ihrem Signaturpokemon besiegt. Primarene, Säuselstimme auf die Agilität-Doppelgänger!“, befahl Minako und die Energieblasen, die diese Attacke herbei rief, zerstörte alle Spiegelbilder mit einmal, bis Gallopa von einer Blase getroffen wurde und zurück torkelte.
 

„Freu dich nicht zu früh! Gallopa, Pferdestärke!“, rief Betys nun. Man merkte ihm langsam an, dass er nervöser wurde, weil der Kampf nicht so verlief, wie er sich das vorgestellt hatte. Er war sogar etwas in Bedrängnis und das war eine Tatsache, die er nicht akzeptieren wollte und konnte. Gallopa scharrte mit einem Huf am Boden, als es sich auf diesen Ganzkörperangriff vorbereitete. Es nahm seinen Gegner ins Visier und begann dann im Galopp auf Primarene zuzureiten. Das Alola-Pokemon war durch seinen Körperbau nicht agil genug, dem heranstürmenden Gallopa ausweichen zu können und so würde es wohl die volle Kraft dieser Attacke abbekommen.
 

„Primarene. Ich denke, wir sollten den Zuschauern eine Show liefern, die sie so schnell nicht vergessen werden. Seht zu, Bewohner von Galar. Hier seht ihr einen speziellen Angriff, den ich in Alola gelernt habe!“, rief die junge Frau und hob ihren Arm in die Luft. Dabei begann ihr Ring zu leuchten, aber nicht mit Dynamax-Energie. Die Augen der Galar-Zuschauer weiteten sich.
 

„Ich habe mich schon immer gefragt, was das für ein besonderer Ring ist. Meines Wissens nach, ist sie doch gar nicht verheiratet.“, schmunzelte Roy und sah Delion ein wenig versteifen. „Haha, hey nur die Ruhe Champ! Wir wissen doch alle, wessen Ehering sie eines Tages tragen wird.“, zwinkerte der Drachenleiter erheitert und sah seinen Rivalen und besten Freund immer kleiner auf seinem Sitz werden.
 

Der Ring räsonierte mit einem blauen Kristall, den Primarene als Kette um ihren Hals trug und erfüllte sie mit hellblauer Energie. Primarene richtete sich daraufhin auf ihre Schwanzflosse und die Perlen in ihrem Haar begannen sich zu lösen, was dazu führte, dass ihr blaues Haar nun offen war. Die Frisur des Pokemon war der ihrer Trainerin gar nicht mal so unähnlich. Gallopa rannte weiter auf seinen Gegner zu, als die Augen von Primarene zu leuchten begannen und es sich fokussierte. Das war der Moment, in dem Minako den finalen Befehl für diesen Kampf gab.
 

„Grandiose Meeressymphonie!“, rief Minako und Primarene begann leise zu Singen. Ihre Gesangsstimme echote in der gesamten Arena und lullte die Zuschauer in einen Zustand der Ruhe und Meditation.
 

„Wow. Was für eine tolle Stimme. Sie beruhigt alle Sinne.“, seufzte Nezz auf und zum ersten Mal, konnte man etwas Emotion in seiner sonst so müden und depressiven Stimme erkennen. Die anderen beobachteten weiter gebannt die Arena, als über Primarene kleine Wasserblasen erschienen. Die Wasserblasen fanden in eine riesige Kugel aus durchsichtigem Wasser zusammen und schwebten nun über dem Pokemon. Als Gallopa in Reichweite war, verbeugte sich das Meerjungfrauen-Pokemon und ließ die Blase über Gallopa platzen. Der gesamte Wasserschwall riss Gallopa von seinen Hufen und es war in einer Art Wasserhose gefangen.
 

„Was ist das für ein unfairer Trick? Das ist cheaten!“, beschwerte sich Betys, der natürlich auch nichts von Z-Attacken wusste.
 

„Ein Trick? Eine Z-Attacke ist nichts anderes, als eine Dynamax-Attacke. Das ist vollkommen legitim, schlag's im Regelbuch nach.“, zuckte Minako mit den Schultern und sah zufrieden, wie Gallopa zu Boden ging durch die Wucht der Attacke. Nun stand es 2:0 und Betys war zu aufgebracht, um weiter zu kämpfen.
 

„Verdammt nochmal.. Das war meine Chance doch noch allen zu zeigen, dass ichs drauf habe.“, meinte er frustriert und ging auf die Knie. Dabei haute er mehrfach mit der Faust auf den Boden und kämpfte mit den Tränen. Nach der Sache, als Rose ihm das Recht verwehrte, seine Challenge weiter zu machen, war dies die letzte Gelegenheit, sich einen Namen zu machen. Betys knurrte und seufzte verzweifelt, bis er einen Schatten über sich spürte. Der Hellhaarige blickte irritiert auf und sah Minako vor sich stehen. Sie hielt ihm die Hand entgegen. Betys zögerte. Er war wütend und enttäuscht über den Ausgang des Kampfes, aber noch mehr war er über die Freundliche Geste der jungen Frau erbost.
 

Dennoch nahm er nach kurzer Stille die Hand und ließ sich wieder auf die Füße ziehen. Dabei blickte er zur Seite, um ihr nicht ins Gesicht sehen zu müssen. „Sieht so als, als wärst du die neue Leiterin dieser Arena. Tch, die alte Frau hat mich sowieso gegen meinen Willen zum Anwärter gemacht.“, versuchte er seinen Stolz doch noch zu bewahren. Minako seufzte über so viel Sturheit.
 

„Betys.“, begann sie und dieser Ton in ihrer Stimme, ließ ihn nun doch zu ihr schauen. „Glaubst du denn tatsächlich, die Stärke und Würde eines Trainers hängt von seinem Sieg ab?“, fragte sie ihn.
 

„Was für eine dumme Frage ist das denn? Natürlich! Nur wer einen Kampf gewinnt, hat das Recht dazu, sich ein starker Trainer zu nennen! Leute, die verlieren, sind Schwächlinge!“, dementierte der Jüngere und Minako schüttelte leicht den Kopf.
 

„Falsch. Schwächlinge sind Leute, die sich nicht eingestehen können oder wollen, dass Gewinnen nicht alles ist. Du wirst niemals gegen jemanden gewinnen, der seine Pokemon über alles liebt und mit so viel Hingabe aufzieht. Nicht solange du nicht dasselbe für deine eigenen Pokemon empfindest. Hop konntest du besiegen, weil er in Kämpfen schnell nervös wird und noch nicht so viel Erfahrung hat. Aber .. das bedeutet nicht, dass er schwach ist. Und dein Sieg über ihn bedeutet auch nicht, dass du stark bist.“
 

„Tch, warum predigst du mir jetzt? Hat es dir nicht genügt, mich am Boden zu sehen?“, fragte Betys bitter.
 

„Weil ich möchte, dass du über einige Dinge nachdenkst. Und.. weil ich möchte, dass du dich bei Hop entschuldigst.“
 

„Wie bitte?“
 

Die anderen auf der Tribüne feierten den Sieg ihrer blonden Freundin. Delion lächelte stolz und Mamoru umarmte Hop und Kabu, die beiden Männer die gerade in der Nähe waren.
 

„Ich wusste doch, dass sie dieses Großmaul in die Schranken weist!“, lachte er dabei und die Arenaleiter grinsten alle leicht.
 

„Und ich frage mich, was die beiden da gerade reden. Betys wirkt richtig .. ich weiß gar nicht, wie er grade wirkt. Sein Gesicht ist fast menschlich.“, kommentierte Taiko dann und verschränkte die Arme.
 

„Vermutlich lernt er jetzt endlich, dass es nicht nur ums Gewinnen geht?“, fragte sich Kate und dann sahen die Freunde, wie Minako und Betys langsam an die Seite liefen, wo die Tribüne war. Als sie nah genug waren, damit sie ihre Freunde hören konnten, ohne die gesamte Arena zusammen zu schreien, klopfte Minako Betys auf die Schulter.
 

„Los geht’s.“, sprach sie dabei und die Freunde blinzelten nun fragend. Betys seufzte schwer und schloss die Augen.
 

„Hop..“, begann er dann und der Lilahaarige trat an das Geländer, um Betys besser sehen und hören zu können. „Ich muss mich.. bei dir entschuldigen. Für meine .. harten Worte. Ich habe.. Dinge zu dir gesagt, die du nicht verdient hast und.. eigentlich.. war ich nur eifersüchtig, wie beliebt du warst.. Dass ich dich am Boden sehen wollte. Ich wollte dich einschüchtern, damit du und alle anderen Respekt vor mir bekommen. Damit.. damit ALLE sehen, dass ich kein Versager bin. … Aber im Endeffekt .. bin ich doch einer.. Es tut mir wirklich Leid, Hop.. Ich hoffe.. du nimmst diese Entschuldigung an.“
 

Hop blinzelte ungläubig. Betys entschuldigte sich tatsächlich und er hörte sich dabei sogar ernsthaft an. Der Lilahaarige lächelte dankbar und nickte dann leicht. „Natürlich nehme ich die an. Danke für die Entschuldigung. Aber irgendwann fordere ich eine Revanche, um meine Ehre wieder herzustellen. Darauf kannst du dich verlassen.“, sprach der junge Trainer dann und zwinkerte. Betys schaute weg und grinste leicht.
 

„Wir werden sehen. Nun.. Da ich verloren habe, hält mich hier nichts mehr. Ich.. sollte dann gehen.“, meinte er und steckte seine Hände in die Hosentaschen seiner pinken Jacke, bevor er sich umdrehte.
 

„Warte.“, hielt Minako ihn dann auf. Betys stoppte und drehte sich um, sagte aber nichts.
 

„Was hältst du davon, wenn wir die Arena zusammen führen?“, schlug sie vor.
 

„EEEEEH?“, kam es von den Freunden beinahe unisono. Diese Entscheidung kam jetzt doch ein wenig unerwartet und Betys schien genauso zu denken, denn er blickte sie gerade wie ein verwirrtes Schlaraffel an.
 

„Wie.. zusammen führen?“, wiederholte er und blinzelte einige Male. Minako lächelte und stemmte die Hände an ihre Hüften.
 

„Nun.. Du bist ein guter Trainer, auch wenn es dir noch an Erfahrung im Umgang deiner Pokemon fehlt. Aber du hast durchaus Potenzial, ein guter Feen-Trainer zu werden. Wenn wir uns hier zusammen um die Challenger kümmern, lernst du viel mehr über das Trainerdasein und wie man sich anderen gegenüber verhält. Du kannst damit all deine Fehler der Vergangenheit wieder gut machen und außerdem.. Können wir zu zweit die Arena auch viel besser koordinieren dafür, dass wir noch keine Erfahrung haben. Also was sagst du, Betys? Sieh es als zweite Chance an.“, sprach die junge Frau und Betys war kurz wie erstarrt.
 

„Warum?“, wollte er einfach nur wissen. „Warum tust du das?“
 

„Warum tue ich was?“, blinzelte die Blonde perplex.
 

„Warum bietest du mir das an? Du hast den Posten fair gewonnen. Wenn wir von vornherein zu zweit hätten die Arena leiten können, hätten wir uns den Kampf auch sparen können.“, murmelte Betys verdattert.
 

„Vielleicht, aber die Niederlage tat dir gut. Sie hat dich auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Und nun biete ich dir nur die Gelegenheit an, als Leiter zu wachsen. Aber du solltest dir eines merken. Wenn du die Challenger oder die Mitglieder der Arena genauso mies behandelst, wie du es bisher getan hast, fliegst du schneller raus als du gucken kannst. Also.. bist du dabei?“, grinste die Blonde und hielt Betys die Hand zur Versöhnung entgegen. Betys blickte schweigend auf die Hand. Er zögerte. Dann jedoch „tch“te er genervt und schüttelte ihre Hand.
 

„Abgemacht. Ich werde das volle Potenzial meiner Feen-Pokemon auszuschöpfen lernen und irgendwann werde ich dir zeigen, dass ich ein würdiger Leiter bin.“, versprach er. Minako lächelte und nickte.
 

„Das genügt mir erst einmal. Das ist doch in Ordnung, oder Papella?“, fragte die Blonde und wandte sich zur Tribüne, wo ihre Freunde sie noch immer ungläubig anblinzelten. Papella schien die Situation gar nicht merkwürdig zu finden und trank seelenruhig ihren Tee weiter.
 

„Keine Einwände. Aber wenn du nicht auch in pink ankommst, Schätzchen, darfst du die Arena nicht leiten. Das ist meine einzige Forderung. Trage pink!“, meinte die ältere Dame stur.
 

„Oh, keine Sorge. Das werde ich.“, zwinkerte Minako und ließ Betys dann eiskalt alleine stehen, als sie zurück zur Umkleide rannte.
 

„Wo will sie denn jetzt hin..“, seufzte Betys und es herrschte eine sehr unbehagliche Stille, die nächsten Minuten. Keiner der Freunde sprach Betys an und auch der Hellhaarige traute sich nicht zu sprechen oder jemanden der anderen anzusehen. Es war sehr ungemütlich und ungewohnt ruhig für die Anzahl der Leute. Hin und wieder war zwar ein Flüstern von Taiko oder anderen zu hören, aber es war doch so still, dass man eine fallende Stecknadel hätte hören können.
 

„Da bin ich wieder. Ist das pink genug?“, fragte Minako dann vom Eingang und trat wieder neben Betys. Dieser und Papella musterten sie in dem pinken Chinesischen Kleid, welches sie von Delion zu ihrem Geburtstag bekommen hatte. Papella klatschte aufgeregt in die Hände.
 

„Perfekt. Nun kann ich meine Arena beruhigt in eure Hände geben, Kinder.“, meinte sie dann.
 

„Oh man, ernsthaft? Sie steht wirklich total auf pink, was?“, seufzte Taiko und schüttelte erheitert den Kopf. Roy grinste und zog seine Freundin an sich.
 

„Sie wollte sogar mal „einheitliche“ Kleidung für alle Arenaleiter. Wir sollten alle mal in Pink rumlaufen.“, meinte er dann.
 

„Waaaas? Das hätt ich aber gern gesehen. Der große Drachenzähmer Roy in einem pinken Trainingsanzug..“, schmunzelte Mamoru und verkniff sich ein Auflachen.
 

„Oh, pink steht ihm aber. Er hat sogar eine pinke Boxershort.“, nickte Taiko, woraufhin Roy ihr den Mund zuhielt, bevor sie noch mehr ausplauderte.
 

„H-Hey, die hat mir Papella mal zu irgend einem Geburtstag geschenkt okay? Und die hab ich auch nur, weil sie bequem im Winter ist.“, wehrte er sich.
 

„Nun, bevor wir weitere Untiefen der Menschlichkeit durchwandern.. Schlage ich vor, wir lassen es für heute gut sein und gehen etwas essen?“, schlug Aki dann vor.
 

„Ah, gute Idee!!! Delion wollte Minako doch eh in ein Restaurant einladen. Dann gehen wir alle was auf Delions Kosten essen.“, grinste Roy dann verschlagen und sah Delion leicht blass werden.
 

„Also eigentlich galt die Einladung ja schon Minako alleine..“, murmelte er leise und wurde dann schlagartig rot um die Nase, als die anderen ihn grinsend anstarrten.
 

„Oh, dann war es also als Date geplant.“, kicherte Taiko leise.
 

„N-Nein..! A-Aber ..“, stotterte Delion und wusste gar keine richtige Antwort darauf. Kurz darauf spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Minako, die inzwischen mit Betys hinauf gekommen war, lächelte ihn sanft an. Dann wandte sie sich zu ihren Freunden.
 

„Ehrlich gesagt, klang die Einladung auch sehr exklusiv. Und nach der Sache, die ihr beide..“, begann Minako und deutete auf Roy und Taiko. „..im Restaurant abgezogen habt letztens, habt ihr doch sowieso Lokalverbot oder nicht?*“
 

Das dynamische Pärchen wurde rot im Gesicht.
 

„Meine Güte, willst du uns das jetzt ewig vorhalten, dass wir EINMAL Sex in einer abgedunkelten und diskreten Ecke hatten? Wir wurden doch nur erwischt, weil dieser Vollidiot unbedingt ein Selfie von uns machen wollte und dabei das Blitzlicht an war. Alle haben zu dem Blitz gestarrt.“, schmollte Taiko.
 

„Achja? Und wessen Idee war es überhaupt erst Sex dort zu haben? Wer hat denn die ganze Zeit unter dem Tisch mit meinem-“ Roy wurde rechtzeitig am Reden gehindert, als Mac ihm gegen das Schienbein trat.
 

„Ich denke niemand von uns will das hier wissen, Roy.“, schmunzelte Mac und die anderen nickten einstimmig darauf.
 

„Jaja..weil ihr alle prüde seid.“, zuckte Roy nur mit den Schultern.
 

„... Hey, wo sind Minako und Delion auf einmal hin?“, wollte Aki wissen, die das Pärchen gar nicht mehr sehen konnte.
 

„Eh? Die haben sich ganz klang heimlich verdrückt! Los, die finden wir. Wir klappern alle Restaurants ab.“, meinte Mamoru.
 

„Du tust echt alles für ein Gratisessen oder? Lass die beiden doch. Sie wollen ihren Sieg halt feiern.“, seufzte seine Verlobte genervt.
 

„Wir wollen alle mit ihr feiern.“, dementierte dieser nur und wusste nicht, worauf die Rothaarige hinaus wollte.
 

„... Macht dein Hirn Urlaub? Was meinst du, warum wollen die beiden alleine sein?“
 

„... Ooooh!“
 

Die Freunde teilten ein Lachen, als Mamoru offensichtlich den Lichtblick vorspielte. Natürlich wusste er es, er wollte sie nur ein wenig necken. „Nein, dann gehen wir woanders hin. Hey, das Cafe vor der Arena soll ganz nett sein. Da habt ihr doch noch kein Lokalverbot oder?“, fragte Mamoru dann schelmisch.
 

„Sehr witzig.“, kam es von Roy und Taiko schmollend, bevor sich die Freunde auf den Weg machten.
 

Während das Augenmerk auf Roy und Taiko lag, nutzte Minako diesen Moment aus und nahm Delion an der Hand, um ihn unbemerkt von der Tribüne zu leiten. Sie schafften es auch nach draußen, als die Blonde seine Hand wieder losließ.
 

„Glaubst du, die anderen werden sauer sein, dass wir jetzt doch ohne sie gehen..?“, fragte Delion etwas besorgt.
 

„Ich denke nicht. Vielmehr glaube ich eher, dass es nur ein Scherz von Roy war, dass alle mitgehen wollten.“, überlegte sie dann. „Aber wenn wir wirklich in das feinste Restaurant wollen, sollten wir uns vielleicht doch .. passend kleiden vorher? Du magst zwar Champion sein, aber ich glaub in dem chaotischen Outfit lässt dich niemand in ein piekfeines Restaurant.“, schmunzelte die Blonde dann. „Und dieses Kleid ist auch ein wenig unpassend.. Hey, du bist doch im selben Hotel wie wir oder? Lass uns doch einen Abstecher dorthin machen und uns umziehen.“, schlug sie dann vor. Delion nickte leicht und die beiden gingen zum Hotel, wo sie sich auf dem Flur zu ihren Zimmern trennten und nach geeigneter Ausgehkleidung suchten.
 

Am Ende entschied sie sich für ein schwarzes, schulterfreies Abendkleid**, A-line-Förmig mit einem leicht transparenten Saum am Ausschnitt, welches ein Blumenmuster trägt. Es bestand aus einem feinen Stoff, der sich angenehm auf der Haut anfühlte und ihr nicht das Gefühl, kompletter Nacktheit vermittelte, obwohl die Schultern frei lagen. Sie wartete vor ihrer Hoteltür auf Delion, der nur wenige Momente später kam. Minako stockte beinahe der Atem, als sie ihm in einer Aufmachung sah, die sich gänzlich von seinem Trikot unterschied.
 

Er trug einen roten Blazer mit schwarzem Kragen und eine weiße, rüschenartige Krawatte zierte die Mitte des Blazers. Dazu trug er eine beigefarbene Stoffhose und dunkle Reiterstiefel. Generell erinnerte sein gesamtes Outfit an einen Reiter und er wirkte so nobel.***

Die Blicke der Beiden trafen sich und sie schluckten schwer.
 

„Du siehst toll aus.“, entwich es dann beiden gleichzeitig, bevor sie auflachen mussten.
 

„Danke.“, lächelte Minako und musterte Delion noch etwas mehr. „Lass uns los, bevor uns die anderen hier doch noch finden.“, meinte sie dann und Delion nickte sachte, bevor er ihr den Arm in alter Gentleman-Manier anbot. Die Blonde verhakte ihren Arm um seinen und ließ sich von ihm bis zum Restaurant bringen. - Zumindest kamen sie irgendwann dort an, nachdem Delion sie zuerst planlos durch die halbe Stadt geleitet hatte, weil er sich mal wieder verlaufen hatte und Minako sich in Fairballey auch noch nicht auskannte. Aber als sie das Restaurant endlich gefunden hatten, betraten sie das Gebäude und ließen sich vom Oberkellner an einen Tisch bringen.
 

Dabei blickte sich Minako um. Es war einfach so großräumig und neben den bekannten Tischen, die jedes Restaurant aufwies, hatte es sogar eine kleine Bar mit Theke und Barhockern und eine Tanzfläche mit besinnlicher und ruhiger Musik, wozu die Besucher langsam tanzen konnten. Allgemein war das gesamte Ambiente so erhaben und prunkvoll, dass die Blonde doch leicht besorgt wurde.
 

„Dieser Ort.. sieht.. teuer aus..“, murmelte sie leise, nachdem sie sich auf ihren Platz am Tisch setzte und vom Kellner die Speisekarte gereicht bekommen hatte. Delion lächelte und suchte auf der Karte bereits nach dem Gericht, welches er Essen wollte.
 

„Ich habe dich eingeladen. Und zwar ins beste Restaurant der Stadt. Dieses Versprechen halte ich auch ein. Also komm ja nicht auf die Idee, mit mir um die Bezahlung zu streiten.“, meinte er dann charmant und sah sie mit einem liebevollen Lächeln an.
 

„Du weißt genau, dass ich das nicht zulassen kann.“, seufzte Minako und schüttelte dann geschlagen den Kopf. Wenn Delion sie schon warnte, nicht um die Bezahlung zu streiten, dann würde er sich wohl nicht von seinem Plan abbringen lassen. „.. Aber du hast etwas gut bei mir.“
 

„Abgemacht.“, lachte er dann leise und rief den Kellner zurück. „Ich hätte gerne eine Flasche Tamotbeeren-Wein. Weißt du schon, was du möchtest?“, fragte er dann seine Begleitung. Minako blickte auf die Karte und sah den Preis des Weines, den er da bestellt hatte.
 

„Delion.. dieser Wein kostet soviel wie das Preisgeld vom Champion Cup..“, seufzte die Blonde dann ernst.
 

„Ich weiß, aber etwas anderes ist zu unwürdig, um die Erfüllung deines Traumes, Leiterin einer Feen-Arena zu sein, zu feiern.“, zwinkerte er dann. Minako lächelte leicht und senkte den Kopf leicht. Sie wollte wirklich nicht diskutieren.
 

„.. Ich hätte gerne den Tikka Masala – vegetarisch bitte.“
 

„Klingt gut, für mich dasselbe.“, meinte Delion und gab die Speisekarte dem Kellner zurück, der sich die Wünsche notierte und in die Küche verschwand. Minako blickte ihm nach, bevor sie wieder zu Delion schaute und lächelte.
 

„Dein Kampf war einfach unglaublich. Ich wusste gleich, dass dieser Bengel keine Chance gegen dich hat.“, sprach er dann sanft. Die Blonde lächelte breiter und stützte ihre Wange an ihrer Hand ab.
 

„Danke. Hat es dich nicht überrascht, dass ich ihm angeboten habe, die Arena zusammen zu leiten?“, wollte sie dann wissen.
 

„Nein.“, war die prompte Antwort, die Minako nun perplex blinzeln ließ. Delion grinste leicht und verschränkte die Arme. „Weil ich dich mittlerweile einfach genug kenne, um sagen zu können, dass dir Betys sicherlich leid getan hat, nachdem er so am Boden war. Und du es nicht übers Herz gebracht hast, ihn mit leeren Händen gehen zu lassen, obwohl du keine gute Meinung von ihm hast. Das zeugt von einem reinen Charakter und einem guten Herz. Dinge, die mich bei dir nicht überraschen, da man sie schon lange sieht.“, erklärte er. Diese Worte ließen Minako nun so stark erröten, dass sie dankbar war, als der Kellner mit dem Wein wiederkam und sie sich dadurch etwas fangen konnte, bevor aus ihr ein stotterndes, verliebtes Wrack geworden wäre. Seine Worte waren einfach viel zu liebevoll und das wusste er vermutlich auch.
 

„I-Ich.. kann da wohl schlecht gegen argumentieren, weil du gegen jedes Argument dagegen eine perfekte Antwort parat hast oder?“, fragte sie schmunzelnd, woraufhin das Grinsen von dem Lilahaarigen breiter und triumphaler wurde.
 

„Exakt.“, war das Einzige, was er sagte, bevor er den Wein öffnete und beide Gläser befüllte. Minako schmunzelte lautlos und ließ ihren Finger etwas in Gedanken versunken um den Rand des Glases tanzen. Es wirkte tatsächlich wie ein Date und Minako müsste lügen, wenn sie diese Tatsache nicht lieben würde.
 

Die beiden unterhielten sich noch ausgelassen über verschiedene Themen. Es war eine sehr lockere Stimmung, hin und wieder erfüllte das Lachen der Beiden den Tisch. Sie konnten einfach immer irgendwas finden, worüber sie lachen konnten und das tat einfach gut. Nach etwa 10 Minuten kam dann auch schon das Essen und die Unterhaltung wurde dem Essen zuliebe unterbrochen. Minako kostete von dem Masala und war beinahe überwältigt, wie lecker es war. Galarische Gerichte waren schon eine Nummer für sich und nicht alles, was die Blonde bisher von dieser Küche probiert hatte, traf ihren Geschmack.
 

„Schmeckt es?“, fragte Delion lächelnd, als er ihre Reaktionen beobachtete.
 

„Ja, es ist total lecker.“, nickte die junge Frau und die beiden schauten sich lächelnd an, bevor sie weiter aßen und die Stille genossen. Allgemein war der Geräuschpegel des Restaurants sehr niedrig, da es hier keine lauten Familien und Störenfriede gab, sondern betuchte Menschen, die alle die Stille schätzten und sich nur selten unterhielten und wenn, dann leise. Lediglich die Musik von der Tanzfläche erfüllte das Restaurant, als sich Minako beinahe in ihren Gedanken verlor. Und als dann ein neues Lied gespielt wurde, wurde sie wieder hellhörig.
 

[ https://www.youtube.com/watch?v=03y-KyezDS4 ]
 

„Das ist das Lied meines Kindheitsidols.. Nur ihretwegen habe ich selbst angefangen zu Singen. Auch wenn es mehr ein Hobby ist.“, lachte die junge Frau dann etwas peinlich berührt.
 

„Auch ein Hobby kann professionell sein. Du und Nezz hattet ja schon die ein oder andere Verabredung zum Singen. Außerdem hast du eine tolle Singstimme. Ich bin mir sicher, wenn ihr beiden ein richtiges Konzert geben würdet.. Es wäre ausverkaufter als meine Kämpfe.“, zwinkerte Delion und Minako musste leicht auflachen.
 

„Das wage ich doch mal sehr stark zu bezweifeln. Aber trotzdem Danke.“, schmunzelte sie dann und nippte an dem Weinglas, bevor sie sah, wie Delion von seinem Platz aufstand und sich vor ihr leicht verbeugte mit ausgestreckter Hand.
 

„Möchtest du mit mir tanzen?“, fragte er lächelnd und blickte sie hoffnungsvoll an. Minako errötete leicht und stand dann ebenfalls von ihrem Platz auf. Dabei legte sie ihre Hand in seine, was Delions Lächeln breiter werden ließ.
 

„Mit Vergnügen.“, war ihre fröhliche Antwort und der Lilahaarige zog sie ohne zu Zögern auf die Tanzfläche, wo bereits einige andere Paare tanzten. Er legte seine freie Hand auf ihre Hüfte und Minako legte ihre zweite Hand auf seine Schulter, bevor er den Takt angab, mit dem sich die beiden langsam zwischen die anderen Paare manövrierten. Die Blonde merkte sehr schnell, wie professionell er sie führte und jede seiner Bewegungen präzise und dennoch elegant waren. Das ließ sie nun fragend in sein Gesicht sehen, was Delion dazu brachte, den Kopf fragend zur Seite zu neigen.
 

„Du kannst richtig gut tanzen.“, kommentierte sie dann. Delion blickte sie zunächst nichtssagend an, bevor er einen leicht verzogenen Schmollmund bekam.
 

„Wieso klingen solche Sachen bei dir immer so überrascht? Hast du mir das nicht zugetraut? Hey, nur weil mein Orientierungssinn schlecht ist, macht mich das noch lange nicht tolpatschig.“, schmunzelte er und stieß sie sanft von sich, damit er ihre Hand heben konnte und sie eine Pirouette mit seiner Hilfe drehen konnte. Anschließend fand ihre Hand wieder seine Schulter und er zog sie nah an sich heran mit einem verspielten Grinsen im Gesicht.
 

„Ich weiß, ich wollte auch nicht sagen, dass ich dich für tolpatschig halte. Es überrascht mich nur, da sowas wie ein Tanz nicht unbedingt zur Job-Beschreibung des Champions gehört oder?“, lachte die Blonde dann. Delion kicherte und drückte ihre Hand leicht affektiert, während er sie weiter führte.
 

„Nicht wirklich, aber Präsident Rose meinte mal, es könne nicht schaden, wenn ich solche Dinge beherrsche, da unsere Treffen auch meist im.. äh wie sagt man.. 'gehobenen Kreis' stattfinden, weißt du? Da würde ich mich ziemlich blamieren, wenn ich als Einziger wie ein fußkrankes Urgl auffalle meinst du nicht?“, fragte er und durch den Vergleich musste die Blonde so sehr auflachen, dass sie von ihm abließ und sich den Bauch hielt. „Das hast du dir gerade bildlich vorgestellt, oder?“, sprach Delion dann neckisch und wuschelte ihr zur 'Strafe' durchs Haar. Die Blonde fing sich wieder und sah ihn dann erheitert an.
 

„Vielleicht, aber ich fand die Vorstellung einfach zu süß gerade.“, gestand sie ihm, woraufhin der Lilahaarige leicht rot um die Nase wurde und sich räusperte. Minako blinzelte fragend und Delion deutete dann unauffällig zur Seite. Nun wurde Minako tomatenrot im Gesicht, denn die Blicke der anderen Paare waren auf sie gerichtet. Da hatte sie wohl lauter gelacht, als sie dachte. Sie verbeugte sich entschuldigend und seufzte. Denn den Tanz mit ihm wollte sie auf gar keinen Fall ruinieren. Gerade als sie sich geschlagen zurück an den Platz begeben wollte, spürte sie einen starken Griff an ihrer Hand, die sie zurück an die starke Brust des Champions zog. Er umfasste dann beide Hüften und presste sie dadurch noch enger an seinen Körper.
 

„Wo willst du denn jetzt hin? Ich wollte das Lied schon gern mit dir zu ende tanzen.“, flüsterte er liebevoll und das Herz der Blonden begann vor Aufregung zu rasen. Sie schluckte leicht und blickte dann auf. Seine bernsteinfarbenen Iriden strahlten so viel Wärme aus und sein sanftes Lächeln ließ sie augenblicklich dahin schmelzen. „Lass die anderen ruhig schauen. Schau einfach nur mich an und vergiss alles andere, okay?“, sprach er dann, da er durchaus verstehen konnte, dass Minako dieser Lachanfall in diesem feinen Restaurant peinlich war. Sie nickte leicht und legte ihre Arme zaghaft um seinen Nacken, um diese Tanzposition etwas inniger zu gestalten. Delion lächelte zärtlich und seine Hände ruhten weiterhin auf ihren Hüften, als die Becken der Beiden im Takt zur Musik hin und her wippten und sie langsam wieder in ihren Tanzrhythmus fanden. Die Peinlichkeit von eben war auch schnell wieder vergessen, als Minako die Distanz zwischen ihren Körpern komplett schloss und ihren Kopf auf seine Schulter legte, als die Musik romantisch und langsam wurde.
 

„Danke für diesen wunderschönen Abend, Delion. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal so ausgelassen war und so viel gelacht habe.“, sprach sie leise und kuschelte sich an ihn, als sie spürte, wie er die Arme um sie legte in eine feste Umarmung.
 

„Keine Ursache, wirklich. Ehrlich gesagt.. Habe ich mich genau das gleiche auch gerade gefragt.“, gestand er ihr dann und das ließ die Blonde blinzelnd zu ihm aufsehen. Sein Gesicht war liebevoll und er stoppte seine Bewegungen nun komplett. „Weißt du, so sehr ich es auch liebe, Champion zu sein und von allen gefeiert zu werden.. So ist es manchmal ziemlich stressig. Und genau deswegen genieße ich solche entspannten und schönen Stunden, in denen ich mich nicht um 'Champion Kram' kümmern muss. Genau wie damals, weißt du noch? Als ich diesen einen Tag einfach nur ich selbst sein wollte und du mit mir 'weggelaufen' bist, damit ich einen einzigen Tag lang einfach nur entspannen konnte.“, lächelte er und Minako erwiderte das Lächeln.
 

„Wie könnte ich das vergessen? Durch Cynthia weiß ich schließlich, wie stressig es ist, Champion zu sein. Vor allem wenn Präsident Rose dich von einem Termin zum nächsten scheucht.. Aber du schlägst dich echt tapfer da durch für deine Fans.“, zwinkerte sie. Delion grinste leicht und legte dann seine Hand an ihre Wange.
 

„Ich tue das nicht nur für meine Fans. In erster Linie tue ich es für die Menschen in meinem Herzen. Meiner Familie und meinen engsten und liebsten Freunden.“, meinte er und Minakos Herz machte einen großen Sprung, denn die Art, wie er sie gerade ansah, ließ sie spüren, dass sie einer dieser Menschen war. Und das machte sie unglaublich glücklich.
 

„Mhm.. Habe ich auch einen Platz in deinem Herzen?“, fragte sie dann leicht neckisch. Auch wenn sie es tief im Inneren bereits wusste. Delion grinste fast diabolisch und sein Gesicht kam ihrem näher.
 

„Was glaubst du~?“, fragte er und seine Lippen geisterten Millimeter über ihrer Haut. Minako schluckte und bekam leichte Gänsehaut, als Delion einen kurzen Kuss auf ihre Stirn hauchte und sie danach erneut in eine Umarmung zog und fest an sich drückte.
 

„Nun, ich denke ich habe da so eine Idee.“, schmunzelte sie dann und blickte auf, um einen sanften Kuss auf seine Wange zu hauchen. Diese harmlosen Gesten waren zwar nicht mehr so selten, aber das taten die beiden wirklich nur, wenn sie sich absolut wohl fühlten und niemand, den sie kannten, in der Nähe war.
 

Schon viel zu schnell war der Tanz auch schon zu ende und das Paar blieb noch einen Moment auf der Tanzfläche, um sich bedeutungsvoll in die Augen zu sehen. Keine Worte wurden gewechselt, kein Muskel bewegt und die beiden schauten einander einfach für eine Weile an, bevor sich Delion wie aus einem Impuls heraus nach vorn lehnte. Minakos Herz setzte fast aus, als sie merkte, was er vorhatte und schloss die Augen. Seine Lippen kamen ihr immer näher und als sie bereits seinen heißen Atem auf den Lippen spüren konnte-
 

„Ooooh, Delion! Dich sieht man aber selten in so einem schicken Restaurant.“, durch diese männliche Stimme, die den beiden sehr bekannt war, lösten sie sich tomatenrot voneinander und drehten sich um. Sie erblickten Präsident Rose und seine Assistentin Olivia, die desinteressiert an ihrem Smartphone herum tippte. Der ältere Mann lächelte und sah dann die junge Frau. Da Delion mit seinem breiten Körper und Rücken zu ihm gedreht war, konnte Rose zunächst nicht sehen, dass jemand bei ihm war. „Und du warst.. Minako, richtig? Die Tochter von Professor Hinokashi.“, überlegte Rose dann, da er und Minako ziemlich selten das Vergnügen hatten, sich zu treffen.
 

„Uhm.. ja..“, säuselte die Blonde enttäuscht. Konnten diese beiden nicht einige Minuten später stören? Sie hätte Delion beinahe geküsst..
 

Rose schien gar nicht zu bemerken, dass er gerade störte, denn er lief schnurstracks zu dem Champion, um den Arm über seine Schulter zu legen. „Aber das trifft sich ausgezeichnet, dass du hier bist, mein Junge. Wir wollten uns doch sowieso wegen.. dieser einen Sache unterhalten, du weißt schon.“, zwinkerte er dann und Minako gefiel es nicht, dass dieser Mann aus so vielem ein Geheimnis zu machen schien.
 

„Uhm.. also das ist gerade irgendwie.. schlecht.. Können wir das nicht auf später oder morgen verschieben..?“, fragte Delion und blickte hilfesuchend zu Olivia, die sich da allerdings komplett heraushielt. Der Lilahaarige seufzte genervt und blickte dann zu Minako.
 

„Morgen habe ich einen Termin mit Professor Hinokashi und seinem Sohn, wegen ihrer Erfindung. Deswegen würde ich das gerne jetzt machen, wo wir uns hier schon mal getroffen haben. Olivia, reservieren Sie uns doch bitte einen diskreten Tisch, wo wir ungestört reden können.“, meinte Rose dann zu seiner Assistentin.
 

„Natürlich, sofort.“, erwiderte diese gelangweilt und stolzierte auf ihren hochhackigen Schuhen davon, um mit dem Kellner zu sprechen.
 

„Ich würde die Dame ja auch gerne einladen, aber ich fürchte, das Gespräch ist vertraulich.“, meinte Rose dann und sah entschuldigend zu Minako. Die Blonde nickte im Verständnis und sah dann wieder zu Delion.
 

„Dann werde ich jetzt zurück zum Hotel gehen. Mein Bruder fragt sich sicher schon, wo ich abgeblieben bin. Ich danke dir nochmal ganz herzlich für den schönen Abend. Lass uns das bei Gelegenheit wiederholen, in Ordnung?“, lächelte sie und sah Delions Gesichtsausdruck sanfter werden. Er nickte enthusiastisch und nahm ihre Hand, um sie zu seinen Lippen zu führen.
 

„Ich kann es kaum erwarten. Ich schreibe dir, wenn das Gespräch vorbei ist.“, versprach er ihr und die beiden umarmten sich zum Abschied, bevor Delion mit Rose mit ging und die junge Frau stehen ließ. Minako blickte ihrem Champion noch einige Momente nach, bevor sie leise seufzte und den Weg ins Hotel antrat. Dieser Abend war zwar schön, aber er nahm ein zu abruptes Ende. Sie konnte diesen Präsidenten und seine Assistentin sowieso noch nie richtig Leiden..
 

Aber das Einzige, woran sie wirklich die ganze Zeit dachte, auch nach diesem Tag, war die Tatsache, dass Delion sie tatsächlich küssen wollte..

Vielleicht waren ihre Gefühle ja gar nicht so einseitig, wie sie immer dachte..?

Kapitel 12: Endynalos' Nachbeben

Minako konnte nie wirklich sagen warum, aber sie misstraute Rose und seiner Assistentin Olivia schon von Anfang an. Irgendwas an den beiden war definitiv seltsam, obwohl Rose deutlich sympathischer war als diese mysteriöse Olivia. Ständig unterbrach sie wichtige Gespräche der Geschwister mit dem Präsidenten und sie vertröstete sie jedesmal aufs Neue mit irgendwelchen Ausreden und dass sie ja die Infos an Rose weiter tragen würde. Das ganze eskalierte, als Rose tatsächlich plante mit Delions Hilfe das legendäre Pokemon Endynalos zu erwecken und zu unterwerfen, damit er das Energieproblem in den Griff bekam, welches angeblich der Welt in 1000 Jahren bevorstand.
 

Warum sich Rose jetzt bereits darum sorgte, was in 1000 Jahren geschah, wusste niemand. Es war schließlich genug Zeit, Alternativen zu finden. Windkraft, Solarenergie, Pokemonangetriebene Kraftwerke. Die Technologie wäre bis dahin so ausgereift, dass es nicht zu einem Notstand kommen sollte. Aber das wollte Rose alles nicht hören, er war viel zu sehr von seiner Wahnvorstellung besessen, ein legendäres Pokemon sei die Lösung dieser Probleme. Endlich hatte Minako den Rose Tower erreicht. Eine geheimnisvolle, lavendelfarbene Energiespirale strahlte von der Spitze.
 

'Das ist gar nicht gut.. Endynalos ist doch nicht etwa schon erwacht..? Sind Hop und Gloria nicht an der Spitze und haben alles im Griff? Und wo ist Delion..?', dachte sich die Blondine und stürmte ohne nachzudenken in den Rose Tower. Sie rannte die Treppen hinauf bis sie in einen großen Saal kam. Dort saß Rose, er blickte auf einen seiner Pokebälle und schien in Gedanken zu sein. Wutentbrannt rannte Minako auf den Mann zu und packte seine Schultern. „Was haben Sie getan? Sagen Sie mir BITTE nicht, dass Endynalos bereits wach ist..“, knurrte sie frustriert und schüttelte Rose durch. Der ältere Mann blinzelte etwas, bevor er ihre Hände nahm und sie daran hinderte, ihn weiter durchzuschütteln.
 

„Nur die Ruhe, junge Dame. Ja, das Pokemon ist tatsächlich wach. Aber.. es ist außer Kontrolle geraten.“, erklärte er, was Minako nur noch lauter Knurren ließ.
 

„Haben Sie etwas anderes erwartet? Haben Sie gedacht, dass Ihnen so ein gefährliches Pokemon gehorcht, nur weil Sie es 'geweckt' haben? Ist Ihnen klar, welcher Gefahr sie Galar damit aussetzen? Und allen Menschen und Pokemon hier in der Stadt?!“, schrie sie ihn an.
 

„Natürlich nicht! Darum habe ich auch die Hilfe des Champions ersucht. Nur er hat das Talent und nötige Erfahrung, um Endynalos zu besänftigen!“
 

„Delion ist hier?!“
 

„Ja, Hop und Gloria auch. Sie sind ihm soeben auf die Turmspitze gefolgt- Hey, einen Moment, da oben ist es gefährlich.. Du solltest da nicht-“, Rose unterbrach sich selbst, als Minako mitten in seinem Satz begann zum Aufzug zu rennen. Nach seinen Worten, blieb sie kurz stehen.
 

„Selbst wenn da oben die Hölle ausgebrochen wäre, ich werde diesen Mann und meine Freunde nicht im Stich lassen.“, sprach sie ernst und hinterließ Rose ein wenig sprachlos.
 

„... Ich muss schon sagen, Champion Delion.. Du hast dir in der letzten Zeit wirklich bemerkenswerte Freunde angelacht..“, lachte der ältere Mann leicht.
 

Minako war ungeduldig, als der Aufzug nach oben fuhr. Je näher sie zur Turmspitze kam, desto mehr Angst bekam sie. Diese austretende Energie war ja von weitem bereits beängstigend. Wie stark musste also die Spitze gerade erzittern? Oben angekommen, erblickte sie zunächst Hop und Gloria, die ein riesiges, fliegendes Schlangenähnliches Wesen sahen. Aber es wirkte viel mehr wie man sich einen Computervirus vorstellen würde. Vor den jungen Trainern stand Delion und zwischen dem Pokemon und ihm, war sein Glurak.
 

„Jetzt nicht nachlassen, Glurak..! Drachenpuls!“, befahl Delion und Glurak feuerte drachenbasierte Salven auf seinen Gegner. Endynalos wurde getroffen und brüllte wütend auf. Delion erkannte seine Chance und wollte es durch Einfangen in einen Pokeball besänftigen. Er warf den Ball und das Pokemon verschwand darin. Der Ball wackelte wie verrückt und weitere Energieschwaden traten aus dem Ball. Delion trat schockiert zurück und befahl seinem Glurak Hop und Gloria zu schützen. Die Anwesenheit der neuen Person bemerkte er zunächst nicht. Endynalos befreite sich und wollte seinen Zorn gerade an Delion auslassen.
 

„Primarene, Schaumserenade!“ Delions Augen weiteten sich, als heißes Wasser auf das gegnerische Pokemon schoss. Er drehte sich um und ballte seine Hand zu einer Faust.
 

„Was tust du hier?! Das ist viel zu gefährlich! Verdammt, bring dich in Deckung!“, schrie er sie an. So laut hatte er noch nie mit ihr geredet.

„Entschuldigung?! Ich bin hier, um zu helfen? Ihr habt die Sache ja offensichtlich nicht im Griff!“, konterte die junge Frau. Delion schien nicht zufrieden über ihre Antwort zu sein. Er wollte auch nicht zu laut sein, aber diese momentane Situation war lebensbedrohlich.
 

„Ich komme schon klar! Ich bin der unschlagbare Champ!“, wehrte er sich.
 

„Du kommst überhaupt nicht klar, Delion!“
 

Die beiden bemerkten gar nicht, wie Endynalos eine Dynamax-Kanone auf Minako abfeuern wollte. Erst als sich das unheilvolle Licht im Brustbereich des Pokemons sammelte, hörten die beiden auf sich anzuschreien und Delion verschwendete keine Zeit. Er befahl Glurak die Schwingen um seinen Bruder und dessen Freundin zu legen und mit einem Schutzschild zu schützen, während er selbst zu Minako rannte und sich wie ein lebender Schutzschild vor sie stellte und sie in den Arm nahm. Diese Aktion ließ die junge Frau schockiert den Mund öffnen.
 

„D-Du Idiot.. Was machst du da?“, fragte sie und wollte sich von ihm lösen, da sie nicht wollte, dass er den Angriff komplett auf sich nahm.
 

„...Dich beschützen? Was glaubst du, was ich hier tue..!“, meinte Delion wieder etwas lauter und hielt die junge Frau in einem festen Griff, als die Attacke beide erfasste.
 

„DELION!“
 

3 Tage später.
 

Minako wurde nur leicht verletzt, da Delion sie mit seinem breiten Körper gut abgeschirmt hatte, aber leider wurde er dabei so schwer verletzt, dass er seit diesem Ereignis in einer Art Coma lag. Seit 3 Tagen lag er in seinem Krankenbett und wachte nicht auf. Die junge Blondine hatte sein Bett seitdem nicht verlassen und weigerte sich auch, zu schlafen. Außer Wasser nahm sie auch keine Nahrung in sich auf. Sie war fest entschlossen, erst wieder zur Ruhe zu kommen, wenn Delion wieder aufwachte.. Die Tür zum Krankenzimmer öffnete sich und offenbarte Mamoru und Hop. Die beiden Männer sahen traurig zum Krankenbett.
 

„Ist sein Zustand immernoch unverändert?“, fragte Mamoru und legte seine Hand auf die Schulter seiner Schwester, im Versuch sie irgendwie zu trösten. Sie machte sich so verdammt große Vorwürfe, dass Delions Verfassung ihre Schuld war. Die Blonde blickte leicht auf. Sie saß neben Delions Krankenbett und hielt seine Hand. Sie schüttelte schweigend den Kopf und führte seine Hand an ihr Gesicht, um leichte in diese zu schluchzen. „Hey..“, versuchte der blonde Mann sanft. „Es war nicht deine Schuld, also mach dich nicht so fertig.“
 

„... Und wenn er NIE wieder aufwacht..?“
 

„Sowas darfst du nicht denken. Er wird wieder aufwachen. Delion war schon immer ein Kämpfer, stimmt's Hop?“, fragte Mamoru und hoffte auf emotionale Bestärkung des Jüngeren. Hop nickte leicht, aber auch er war über den Zustand seines Bruders besorgt und fertig.
 

„Ja! Mein Bruder ist stark. Keine Angst. Er wacht wieder auf.“, sprach Hop traurig lächelnd. Die Frage war, ob er davon selbst überhaupt noch überzeugt war.
 

„Aber wir machen uns auch Sorgen um dich. Du bist komplett fertig. Übermüdet, geschwächt weil du kaum was isst.. Wenn du so weiter machst, wirst du auch zusammen brechen. Bitte Minako. Leg dich für ein paar Stunden hin oder.. iss zumindest etwas.“, meinte Hop dann besorgt.
 

„Ich werde diesen Stuhl nicht verlassen, bis Delion wieder wach ist..“, murmelte die junge Frau und drückte seine Hand fest. Sie war so warm.
 

„Sei doch nicht so unvernünftig, Schwesterherz. Hier, ich habe dir ein paar von Mutters Okonomiyaki-Reisbällchen gebracht.“, sprach Mamoru und reichte ihr die süße Delikatesse. Minako liebte Okonomiyaki und Megumi, die Mutter der beiden, hatte aus ihrem Lieblingsgericht einen mobilen Snack gemacht, der sich überall hin mitnehmen ließ. Minako nahm das runde Reisbällchen an und aß zögerlich davon, was Mamoru und auch Hop wieder lächeln ließ. „Danke. Aber Schlaf brauchst du auch dringend.“
 

Minako lächelte schwach, die Augenringe unter ihren Augen sahen schon sehr ungesund aus. „Selbst wenn ich mich hinlege, ich könnte ja doch nicht schlafen. Nicht mit diesen Schuldgefühlen, nicht mit dieser Angst, ob Delion jemals wieder aufwacht.. ich kann einfach nicht..“
 

Mamoru schwieg und schloss die Augen. „Du.. liebst ihn sehr, oder?“, fragte er, was Hop nun erstaunt aufblinzeln ließ.
 

„Du ahnst gar nicht wie sehr..“, meinte sie leise und blickte in Delions Gesicht. Er wirkte so, als würde er nur schlafen und würde jede Sekunde aufwachen und sie mit seinem Signaturlächeln zum Schmelzen bringen..
 

„Wir müssen leider wieder los.. Präsident Rose wird verhört und brauchen uns als Zeugen. Ich konnte der Polizei ausreden, dich mit einzuspannen, damit du hier bei Delion bleiben kannst. Wenn es jemanden gibt, über dessen Anwesenheit er sich beim Aufwachen freut, dann deine.“, lächelte Mamoru und Minako schenkte ihm ein dankbares Lächeln.
 

„Danke, Onii-san.. Ich melde mich, sobald sich sein Zustand verändert..“ Die beiden Männer nickten und verließen das Zimmer. Minako blickte ihnen noch kurz nach, bevor sie sich wieder zu Delion wandte. „Wach bitte wieder auf.. Bitte, Delion..“, murmelte sie dabei immer und immer wieder.
 

Weitere Stunden, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten, verstrichen. Langsam gab die Blonde die Hoffnung wirklich auf, bis sie spürte, wie er ihre Hand drückte. Ihr Kopf schnappte nach oben und sie drückte seine Hand zurück.
 

„Delion..?“, fragte sie leise, als die Augenlider des Mannes sich leicht bewegten. Er schien Probleme zu haben, die Augen zu öffnen, aber nach einigen Minuten schaffte er es doch und blinzelte mehrere Male.
 

„Minako..?“
 

Die junge Frau öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber alles was geschah, waren die Tränen, die ihr nun über beide Wangen hinunter liefen. Überglücklich fiel sie ihm schluchzend in die Arme. Delion war zunächst komplett überwältigt, er war ja gerade erst aufgewacht. Seine Hände fanden wie von selbst den Weg um ihren zitternden Körper und zogen sie nah an sich, während er versuchte sie zu beruhigen.
 

„Hey.. Nicht weinen.. Mir geht es gut..“, meinte er leise, als die junge Blonde ihre Fäuste tief in den Stoff seines Trikots vergrub. Die Tränen wollten gar nicht mehr stoppen und Delion erinnerte sich nur schemenhaft an das, was passiert war. „Mina.. Hey.. Beruhige dich.“, flüsterte er und küsste ihren Haarschopf liebevoll.
 

„Endlich bist du wach.. Oh Gott.. ich hatte solche Angst.. dass du.. dass du.. nie wieder..“, stotterte Minako aufgelöst und umarmte ihn so fest es nur ging. Als würde er wieder verschwinden, sobald sie ihn losließ.
 

„Habe ich so lange geschlafen..?“
 

„Drei Tage..“
 

„Oh Gott.. Entschuldige, ich wollte dir nicht solche Sorgen bereiten.“, meinte Delion traurig und drückte sie an sich, bis sie mit ihm auf dem Krankenbett lag. Minako kuschelte sich in seine Halsbeuge und konnte ihre Tränen allmählich stoppen. Die Reste der salzigen Substanz wischte der Lilahaarige ihr behutsam fort mit den Fingern. „Tut mir Leid.. Wirklich. Mir geht es gut.“, wiederholte er, um sie zu trösten.
 

Minako nickte leicht und sah dann auf. Delion erschrak beinahe, als er sah wie blass und fertig sie aussah. Seine Hand fuhr langsam zu ihrer Wange und er begutachtete die dunklen Tränensäcke. „... Sag mir bitte nicht, dass du die ganzen drei Tage an meinem Bett gewacht hast, ohne zu Schlafen..“, seufzte er dann und zog ihr Gesicht an sich heran, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu hauchen, damit er ihr zeigen konnte, dass diese Schelte besorgt, aber nicht böswillig war.
 

„Ich..“, begann die Blonde beschämt und blickte zur Seite. Delion seufzte erneut und schloss kurz die Augen.
 

„Und ich dachte schon, ich wäre hoffnungslos.“, meinte er dann leise.
 

„Ich konnte dich einfach nicht alleine lassen.. Immerhin ist es doch meine Schuld, dass du..“
 

Minakos Augen weiteten sich, als Delion seine Finger auf ihre Lippen legte, um sie zum Schweigen zu bringen. Dabei blickte er sie ernst an.
 

„Rede dir bitte nicht so einen Unsinn ein. Es ist nicht deine Schuld.“, sprach er dabei. Seine Finger strichen von ihren Lippen zu ihrer Wange und streichelten sie behutsam. „Ich hätte es mir niemals verziehen, wenn dir etwas zugestoßen wäre..“, seufzte er dann. Die Blonde fühlte sich, als würde sie gleich erneut anfangen zu Weinen. „Also bereue ich nichts von dem, was ich getan habe. Hauptsache ihr seid in Sicherheit.“, fügte er hinzu.
 

„Delion.. Du.. bist.. einfach..“, begann die junge Frau und sah ihm tief in die Augen. Delion erwiderte ihren Blick zärtlich und streichelte ihr eine blonde Strähne hinter das Ohr. „..du bist unglaublich toll, das ist mein Ernst.. Du.. mach das nie wieder, du Blödian.“ Auf ihren letzten Satz musste er sanft auflachen und drückte sie nah an sich, während er die Arme protektiv um sie legte.
 

„Das kann ich dir nicht versprechen, aber.. Ich versuche es.“, antwortete er leise und sah sie dann an. „Tust du mir einen Gefallen?“, fragte er dann und Minako sah auf.
 

„Alles was du willst.“, antwortete sie wie aus der Pistole geschossen. Delion lächelte breit über ihre Bereitschaft.
 

„... Erhol dich. Schließ die Augen und hol den Schlaf nach, den du wegen mir versäumt hast.“
 

„Aber..“
 

„Bitte?“
 

„Du bist erst aufgewacht, wie kann ich jetzt schlafen?“
 

„Ich werde noch wach sein, wenn du aufwachst. Jetzt ist es wichtiger, dass du nicht auch noch zusammen brichst. Bitte? Für mich?“, fragte er und Minako seufzte geschlagen. Wer konnte bei so einer lieben Bitte auch 'Nein' sagen..
 

„In Ordnung.. Aber nur, wenn ich dabei in deinen Armen bleiben darf..“ Ihre Antwort ließ den Lilahaarigen grinsen.
 

„Etwas anderes hätte ich auch gar nicht gewollt.“, sprach er und stupste ihre Nase mit seiner an, bevor sich die beiden liebevoll ansahen. „Ruh dich aus, Minako. Bitte..“
 

Die Blonde nickte leicht und kuschelte sich an seine Schulter, als sie die Augen schloss. Die gesamte Erschöpfung, die seit Tagen von der Angst eingedämmt wurde, brach nun Bahn und ehe sie es sich versah, war sie auch schon eingeschlafen. Gegen Abend schauten noch einmal Mamoru und Hop im Zimmer vorbei. Hops Gesicht begann zu strahlen, als er sah, dass sein Bruder wach war.
 

„Großer Bruder! Du bist-“
 

„Psst.“, flüsterte Delion und führte seine freie Hand an seinen Mund, um die Geste fürs Leise sein zu machen. Hop und Mamoru blinzelten, bevor sie nun die zweite Person im Bett sahen. Minako lag eng an ihn geschmiegt und Delion hatte den Arm um sie, während sie tief und fest schlief. Die beiden Männer traten näher, damit Hop seinem Bruder eine geräuschlose Umarmung geben konnte.
 

„Bin ich froh, dass du wach bist.“, flüsterte er dann leise, um Minako nicht zu wecken. „... und sie nicht mehr.“, fügte er schmunzelnd hinzu. Delion lächelte sanft und drückte die junge Frau an sich.
 

„Sie war so stur. Sie wollte deine Seite einfach nicht verlassen. Sie hat dich gehütet, wie ein Solgaleo.“, lachte Mamoru leise und Delion lächelte breiter, bevor er dann frustriert seufzte.
 

„Hauptsache sie findet nun endlich Ruhe. Was ist mit Endynalos geschehen?“, wollte der Lilahaarige dann wissen.
 

„Gloria konnte es besänftigen und fangen. Es wird nun im Pokemon Labor untersucht, aber keine Sorge. Professor Magnolica und Sania haben eine Vorrichtung entwickelt, die von den Dynamaxähnlichen Effekten des Pokemon unberührt bleiben. Es besteht also keinerlei Gefahr mehr.“, erklärte Mamoru und Delion atmete erleichtert auf.
 

„Zum Glück. Und Präsident Rose?“
 

„Er hat sich selbst gestellt und will für seine Taten die Verantwortung übernehmen.“ Delion nickte auf die weitere Erklärung und sah dann wieder auf die schlafende Frau neben sich.
 

„Brauchst du etwas? Hast du Hunger? Durst?“, fragte Hop dann. Delion schmunzelte und schüttelte den Kopf.
 

„Nein, ich denke die Müdigkeit betäubt noch alle meine anderen Bedürfnisse. Im Moment möchte ich mich nur weiter ausruhen.“
 

„Alles klar. Dann lassen wir euch mal wieder alleine. Pass gut auf meine Schwester auf, Champ.“, zwinkerte Mamoru und verließ mit Hop das Krankenzimmer ein weiteres Mal. Delion blickte ihnen nach und festigte den Griff um die junge Frau in seinen Armen.
 

„Das werde ich. Und wie ich das werde..“


Nachwort zu diesem Kapitel:
* Bezieht sich auf den Oneshot „Trapped“
** Minas Outfit fürs Restaurant: https://ik.imagekit.io/bfrs/tr:w-600,h-800,pr-true,cm-pad_resize,bg-FFFFFF/image_stylesplash/data/St​yleSplash-Jul-Maxi-Dress-Offshoulder-1.jpg
*** Delions Outfit fürs Restaurant ist sein Battle Tower Outfit: https://i.ibb.co/2SJ2LkN/EPd-Rn-EZU8-AEhc-PS.jpg Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  DreamsYuuka
2021-02-15T14:58:55+00:00 15.02.2021 15:58
Awww ♡♡♡
Ich liebe deine Geschichte ^^ Voll süß gemacht ♡♡♡
Von:  DreamsYuuka
2020-11-07T16:59:16+00:00 07.11.2020 17:59
Hey^^
Endlich neue Kapitel besonders gefällt mir die pairing Roy x Taiko♡ Freue mich auf die nächsten Kapitel
Von:  DreamsYuuka
2020-07-22T09:36:15+00:00 22.07.2020 11:36
Wann gibt die Fortsetzung? Bin gespannt wie es weitergeht ^^
Von:  DreamsYuuka
2020-07-05T15:51:46+00:00 05.07.2020 17:51
Abend ^^
Ich fand deine Geschichte von Roy und Taiko unglaublich gut und irgendwie passen die beiden gut ♡
Ich würde mich sehr freuen, auf die Fortsetzung^^
LG DreamsYuuka


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