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Glücklich sein

von

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Tatsächlich Liebe

In der darauffolgenden Woche ließ Ciel sich nichts anmerken gegenüber Sebastian. Er war sich relativ sicher, was seine Gefühle betraf, doch er konnte es ihm unmöglich in der Schule oder über das Telefon sagen. Für Sebastian zog sich diese Woche hin wie Kaugummi. Nach außen gab er sich wie immer, doch in seinem Inneren drehte sich alles nur um Ciels Antwort und deren Auswirkungen.

Doch irgendwann fand auch die längste Woche ein Ende und es war wieder Samstag. Ciel war seltsam nervös, bald würde Sebastian zur Nachhilfe vorbei kommen. Sie waren alleine in dem großen Stadthaus seiner Eltern, da diese schon direkt nach dem Frühstück zum Anwesen zurück gefahren waren. Die wenigen Bediensteten, die normalerweise im Stadthaus waren, waren entweder auch schon im Anwesen, oder hatten bis Montag frei.
 

Ciel tigerte nervös vor der Haustür auf und ab. Heute war der Tag, an dem er Sebastian endlich eine Antwort geben würde. Mittlerweile war es sich sicher, wie diese ausfiel. Ein Klingeln ließ ihn aufschrecken. Noch einmal atmete er tief durch, um sich zu beruhigen, dann strich er seine Kleidung glatt und öffnete die Tür. „Guten Morgen, Ciel“, lächelte Sebastian. „M-morgen.“ Gedanklich befahl er sich, sich zusammen zu reißen. Wieso war sein Lehrer auch immer so selbstsicher, egal was passierte? Wahrscheinlich würde er nicht einmal aus der Fassung geraten, wenn er sich plötzlich grundlos vor ihm ausziehen würde, dachte Ciel verärgert. Für einen kurzen Moment dachte er ernsthaft darüber nach das zu tun, nur um Sebastians Gesichtsausdruck zu sehen, doch diesen Gedanken verwarf er gleich wieder.

Sie gingen wie immer in das große Arbeitszimmer seines Vaters. Ciel bekam wie immer Aufgaben, die er bearbeiten sollte, doch er konnte sich überhaupt nicht konzentrieren und machte immer wieder Fehler. Sebastian sah ihn ernst an: „Ciel, was ist los? Liegt es an mir, dass du heute so unkonzentriert bist?“ „Ja. Nein! Ich meine, ähm … also … ich bin dir noch ein Antwort schuldig und …“ Ciel stand auf, umrundete den großen Schreibtisch seines Vaters und blieb ganz nah vor Sebastian stehen. Kurz zögerte er noch, dann holte er tief Luft und sagte: „Ich liebe dich.“ Erstaunt weiteten sich Sebastians rotbraune Augen, dann legte sich ein sanftes, liebevolles Lächeln auf seine Lippen. Er stand auf, zog Ciel in seine Arme und sagte leise: „Ich liebe dich auch.“ Der Kleinere konnte deutlich den Herzschlag von Sebastian an seiner Wange fühlen. Sein eigenes Herz schlug mindestens genauso schnell und laut in seiner Brust. Würden sie sich jetzt wieder küssen? Er hoffte es. In seinem Bauch kribbelte es vor Aufregung.

Lange standen sie so da, dann schob Sebastian ihn sanft von sich. „Ciel“, sagte er mit einem liebevollen Lächeln, „du glaubst nicht, wie gerne ich dich jetzt küssen möchte.“ „Aber?“, fragte der Kleinere mit einem unguten Gefühl im Magen. Sebastians Gesichtsausdruck wurde gequält, als er sagte: „Aber ich darf nicht. Noch nicht.“ „Warum?“, fiel ihm Ciel sogleich ins Wort. „Weil ich dein Lehrer bin und du mein Schüler. Noch dazu bist du noch minderjährig, ich würde mich strafbar machen, würde ich Hand an dich legen, außerdem könnte ich meinen Job verlieren.“ „Das heißt, wir dürfen nicht zusammen sein?“, fragte Ciel. Die Enttäuschung in seiner Stimme war deutlich herauszuhören. Sebastian fuhr seufzend sich durch die schwarzen Haare. Er setzte sich und zog den Kleineren auf seinen Schoß. „Offiziell dürfen wir nicht zusammen sein. In gut zwei Jahren wirst du die Schule beenden, und dann dauert es nicht mehr lange bis du 18 Jahre alt wirst, ab da dürfen wir offiziell zusammen sein.“ Seine Stimme war ruhig, als er das erklärte. „Aber“, setzte Ciel an und die ersten Tränen sammelten sich in seinen Augen, „was machen wir jetzt?“ „Jetzt können wir nur selten und unter Vorwand Zeit miteinander verbringen. Ich weiß es ist schwer, und zwei Jahre klingen nach viel Zeit, doch du wirst sehen, es dauert nicht lange bis zu deinem 18. Geburtstag.“ Ciel schniefte leise. „Ich darf dich nicht einmal hier küssen?“ „Nein“, sagte Sebastian entschieden. „Es könnte zur Gewohnheit werden und das würde das Risiko steigern, dass wir erwischt werden würden. Ich verspreche dir, wenn du 18 Jahre alt wirst, von diesem Tag an werde ich dich ganz viel küssen.“ Und noch ganz andere Sachen mit dir anstellen, fügte er in Gedanken hinzu. Ciel nickte nur und kuschelte sich traurig an ihn. Sein 18. Geburtstag war für ihn noch in großer Ferne, wie sollte er so lange warten können? Dass Sebastian mehr von ihm wollte als küssen, war ihm nicht bewusst. Sie saßen noch lange so da und genossen die Nähe des jeweils anderen.
 

Als Ciels Fahrer kam um ihn abzuholen und zum Anwesen seiner Familie zu fahren mussten sie sich doch voneinander lösen. Ciel tröstete sich mit dem Gedanken, dass Celest zu Hause auf ihn warten würde, schließlich hatten sie nun wieder zwei Wochen Ferien, die letzten vor den großen Sommerferien. Das hieß aber auch, er würde Sebastian für ganze zwei Wochen nicht sehen, und das wo sie gerade frisch zusammen waren!

Zu Hause angekommen trottete Ciel lustlos in sein Zimmer. Irgendwie machte ihn dieser Gedanke traurig. Nicht nur, dass sie eigentlich nicht zusammen sein durften, jetzt konnte er ihn vorerst nicht einmal sehen! Plötzlich wurde die Tür zu seinem Zimmer aufgerissen und Celest betrat mit einem breiten Grinsen den Raum. „Ciel!“, eigentlich wollte er noch mehr sagen, doch das traurige Gesicht seines Bruders ließ ihn innehalten. Sein Blick änderte sich zu Besorgnis und er fragte: „Was ist denn los?“ Schniefend schaute der Kleinere seinen Zwilling an und sagte: „Ich vermisse ihn …“ „Heißt das, ihr seid jetzt zusammen?“ Ein Nicken war die Antwort. „Aber wir dürfen nicht. Erst wenn ich 18 Jahre alt bin“, fügte er traurig hinzu. „Ach Ciel“, sagte Celest, setzte sich neben ihn und wuschelte ihm durch die aschblauen Haare, „glaub mir, die Zeit wird wie im Flug vergehen und ehe wir uns versehen sind wir schon alt.“ Ciel lächelte schief. Sein Bruder hatte wahrscheinlich recht, doch jetzt schien das noch so unglaublich weit weg zu sein.
 

Es war gerade mal eine Woche vergangen, also erst die Hälfte der Ferien, und Ciel hatte das Gefühl vor Sehnsucht zu vergehen. Was war nur passiert, dass er es auf einmal kaum aushielt? Plötzlich vibrierte sein Handy und kündigte damit eine neue Nachricht an. Verwundert nahm Ciel das Gerät in die Hand. Wer schrieb denn so früh an einem Samstagmorgen? Es war noch nicht einmal 8 Uhr. Er wusste selbst nicht, wieso er überhaupt schon wach war. Als er den Absender der Nachricht sah beschleunigte sich sein Herzschlag und ihm entkam ein leises, glückliches Glucksen. Schnell entsperrte er das Display um die vollständige Nachricht lesen zu können.
 

Guten Morgen Ciel, ich habe dich hoffentlich nicht geweckt. Da heute Samstag ist dachte ich wir sollten, trotz Ferien, die Nachhilfe nicht schleifen lassen ;) Wenn du zu mir kommst koche ich uns auch etwas Leckeres zu Mittag.
 

Nachhilfe? War das sein Ernst? Erst wollte er zurück schreiben, wie er denn auf die Idee kam ihm in den Ferien Nachhilfe geben zu wollen, doch dann hielt Ciel inne. Was, wenn das nur ein Vorwand war, damit er zu Sebastian in die Wohnung konnte? Dort wären sie ungestört … Schnell tippte er eine Antwort, sprang aus seinem großen Bett, schnappte sich frische Kleidung und eilte ins Bad. Bald würde es Frühstück geben und Ciel wollte sich direkt danach zu Sebastian fahren lassen.
 

Während dem Frühstück musste Ciel sich sehr zusammen reißen, um nicht auffällig zu wirken. Ausgerechnet an diesem Tag hatte seine Familie ein großes Redebedürfnis und so zog sich das Essen zu Ciels Leidwesen unnötig in die Länge. Doch auch das ging irgendwann vorbei. Kurz danach saß er ungeduldig im Auto und konnte es kaum erwarten, endlich in London anzukommen. Beinahe hätte er seine Schulsachen als Tarnung vergessen. Celest, der sich schon denken konnte, weshalb sein Bruder nach London zu seinem Lehrer wollte, hatte ihn noch gerade so abgepasst und an seine Tasche erinnert.

Kaum blieb der Wagen vor Sebastians Wohnung stehen riss Ciel die Autotür auf, verabschiedete sich von dem Fahrer und ging, möglichst normal, zur Haustür. Er klingelte und hörte wie das Auto wieder fuhr. Dann öffnete sich die Tür vor ihm. „Hallo Ciel, schön dass du da bist“, sagte Sebastian mit einem sanften Lächeln. Der Kleinere erwiderte den Gruß und trat dann an ihm vorbei. Kaum fiel die Haustür leise ins Schloss, umarmte er seinen inoffiziell festen Freund und sog tief seinen Geruch ein. Ihm war nicht bewusst gewesen, wie sehr er ihn vermisst hatte. Dieser streichelte ihm über die aschblauen Haare: „Willst du nicht erst einmal reinkommen?“ Sebastian lachte leise und hob Ciel, der keine Anstalten machte sich von ihm zu lösen, hoch und trug ihn ins Wohnzimmer. Dort setzte er sich auf sein großes Sofa, den Kleineren auf seinem Schoß und küsste ihn sanft. Ciel schaute ihn verwundert an und fragte: „Ich dachte du willst mich nicht küssen, solange ich noch minderjährig bin?“ Sebastian lächelte gequält und sagte: „Ich habe nie davon gesprochen, dass ich es nicht will. Ich darf es nicht. Aber ich bin auch nur ein Mann und wenn jemand so niedliches wie du auf meinem Schoß sitzt, kann ich nicht anders.“ Ciels Wangen färbten sich rot und er senkte verlegen seinen Blick. Was sollte er dazu noch sagen? Gerne würde er noch einmal die Lippen des anderen auf seinen spüren, aber er traute sich nicht. Also lehnte er sich an Sebastians Oberkörper und schloss seine blauen Augen.

Die Stille zwischen ihnen war angenehm und wurde erst nach einer Weile von Ciels Magenknurren unterbrochen. Vielleicht hätte er doch mehr als einen kleinen Joghurt zum Frühstück essen sollen. Sebastian lachte leise und hob den Kleineren hoch, um ihn neben sich auf das große Sofa zu setzen. Er stand auf und sagte: „Ich werde uns jetzt erst mal etwas Leckeres kochen und du machst in der Zwischenzeit die Aufgaben von letzter Woche.“ „Was? Wieso?“, fragte Ciel empört und verständnislos. Immerhin hatte er Ferien! Er hatte überhaupt keine Lust jetzt auch noch Deutschaufgaben bearbeiten zu müssen, schließlich war er wegen Sebastian hier. Dieser lächelte sein nichtssagendes Lächeln und sagte eine Spur zu freundlich: „Weil du offiziell zur Nachhilfe hier bist.“ Als Ciel seinen Mund öffnete, um zu protestieren, fügte er noch eine Spur freundlicher hinzu: „Außerdem hast du sie immer noch nötig.“ Mit diesen Worten verließ Sebastian das Wohnzimmer und ließ einen beleidigten Ciel mit aufgeblasenen Backen sitzen.

Ein paar Minuten später kam Sebastian zurück ins Wohnzimmer, nur um festzustellen dass seiner Anweisung keine Folge geleistet wurde. Mit seinem nichtssagenden Lächeln ging er auf Ciel zu, beugte sich zu ihm runter und kam dem Mund des Kleineren immer näher. Dieser schloss in freudiger Erwartung seine blauen Augen. Doch als nach einigen Herzschlägen immer noch nichts geschah öffnete er sie verwundert und blickte direkt in Sebastians rotbraune Augen. Sein Blick wanderte ein wenig tiefer. Ihre Lippen waren nur noch Millimeter voneinander entfernt, er konnte den warmen Atem des anderen in seinem Gesicht spüren. Der Größere raunte mit tiefer Stimme: „Wenn du willst, dass ich dich heute und in den nächsten Wochen noch einmal küsse, dann machst du jetzt ohne murren deine Aufgaben.“ Mit diesen Worten richtete er sich wieder auf und verließ das Wohnzimmer, ohne Ciel eines weiteren Blickes zu würdigen. Dieser schluckte erst einmal und saß noch einige Augenblicke einfach nur sprachlos da. Diese Drohung hatte ihre Wirkung definitiv nicht verfehlt!
 

Als Sebastian Ciel später zum Essen rief wurde dieser gerade fertig. Erfreut stellte er fest, dass es Crepès als Mittagessen geben würde, mit Schokoladensoße. Doch vorher gab es eine Gemüsecremesuppe. Ciel verzog dabei ein wenig das Gesicht. Er mochte Gemüse nicht sonderlich. Sebastian lachte leise: „Ich weiß, dass wenn es nach dir gehen würde, du dich nur von Süßem ernähren würdest, aber Gemüse ist nun mal auch wichtig.“ „Ich weiß …“, murmelte Ciel und tauchte lustlos seinen Löffel in die Suppe in seinem Teller. Vorsichtig pustete er, schließlich wollte er sich nicht die Zunge verbrennen, und probierte dann von der Cremesuppe. Erstaunt stellte er fest, dass es gar nicht einmal so schlecht schmeckte. Schnell leerte er seinen Teller, damit er endlich von Sebastians leckeren Crepès essen konnte. Nach dem ersten Bissen seufzte Ciel glücklich. „Wirklich, du solltest deinen Beruf als Lehrer aufgeben und dafür mein persönlicher Koch werden!“, sagte er voller Überzeugung. Sebastian lachte leise: „Freut mich, dass es dir schmeckt. Sollten wir irgendwann zusammen wohnen, verspreche ich dir, dich jeden Tag zu bekochen.“ „O-okay“, sagte Ciel. Seine Wangen wurden unter Sebastians intensivem Blick warm. Bei dem Gedanken, dass sie in ein paar Jahren zusammen wohnen würden, und dann vielleicht sogar im selben Bett schlafen würden, schlug sein Herz vor aufgeregter Vorfreude schneller.
 

Nach dem Essen half Ciel Sebastian sogar beim Abwasch, da dieser ihm eine Belohnung versprochen hatte, sollten alle Aufgaben richtig beantwortet sein. Aufgeregt stand Ciel kurz darauf neben seinem Lehrer und wartete darauf, dass dieser mit dem Korrigieren endlich fertig wurde. Als Sebastian, für Ciel nach einer gefühlten Ewigkeit, fertig war, lächelte er den Kleineren an: „Volle Punktzahl! Das hast du gut gemacht!“ Ein kleines, stolzes Lächeln schlich sich auf Ciels Lippen. Was würde nun wohl die Belohnung sein? Vielleicht noch etwas Süßes? Sebastian stand auf, zog ihn zu sich und setzte sich auf sein großes Sofa, den Kleineren wieder auf seinem Schoß. „Schließ deine Augen“, flüsterte er, „und mach deinen Mund auf.“ Ciel tat wie ihm geheißen und spürte wie sein Herzschlag sich vor Aufregung beschleunigte. Plötzlich spürte er eine fremde Zunge in seinem Mund und zuckte ein kleines bisschen zusammen. Sebastians Zunge umkreiste seine eigene und forderte sie zum Spielen heraus. Ciel krallte sich in das Oberteil des Größeren, sein Körper wollte ihm nicht mehr gehorchen. Seine Emotionen fuhren Achterbahn und in seinem Magen flatterte es so heftig, dass er sich festhalten musste.

Als sie sich voneinander lösten hauchte er ein leises ‚wow‘ und lehnte sich mit verträumtem Blick an Sebastians Brust. Er hatte nicht gewusst, dass man sich auch so küssen konnte. Der Größere lächelte sanft und strich ihm über die erhitzte Wange. Zärtlich legte er seine Arme um den kleineren Körper auf seinem Schoß. Sie saßen lange einfach nur so da. Ciel lauschte dem ruhigen, gleichmäßigen Herzschlag von Sebastian, genoss die Wärme, die sein Körper ausstrahlte und atmete zufrieden seinen angenehmen Geruch ein. So könnte es immer sein, dachte er und merkte nicht, wie er langsam ins Reich der Träume abdriftete. Er hatte in der letzten Nacht aufgrund der Aufregung und Vorfreude kaum geschlafen.

Mit einem sanften Lächeln stellte Sebastian fest, dass Ciel eingeschlafen war. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, stand er auf und legte ihn dann auf sein großes Sofa. Von seinem Sessel nahm er eine Decke und legte sie über den schlafenden Jungen. Dann legte Sebastian sich vorsichtig neben ihn und zog ihn in seine Arme. Zufrieden betrachtete er Ciels entspanntes, schlafendes Gesicht. So wirkte er noch jünger und zerbrechlicher als er ohnehin schon war.



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