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In Zeiten des Krieges

Draco x Ginny
von

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Teil 2 – Kapitel 1

Februar 1998

 

Es war Winter. Leichter Frost besetzte Straßen und Häuser und die Eiskristalle funkelten im leichten Licht der Straßenlaternen. Die Todesser apparierten in ein Muggeldorf. Die Anhänger des Dunklen Lords folgten ihrem Meister. Voldemort ging voran, hinter ihm befand sich seine rechte Hand, Lucius Malfoy, der stets nicht weit weg von seinem Meister entfernt war. Er folgte ihm immer auf Schritt und Tritt. Noch drei weitere Todesser waren in dieser Nacht mit dabei. Einer von ihnen war Rodolphus Lestrange, ein ruhiger, aber auch gnadenloser Mann, der nicht ganz so verrückt war, wie seine Ehefrau, aber ebenso blutrünstig. Askaban hatte bei ihm eine andere Form von Wahnsinn hinterlassen. Der andere Mann war Rabastan, sein jüngerer Bruder. Sie beide sahen sich wirklich ähnlich, doch vom Charakter konnten sie nicht unterschiedlicher sein. Während Rodolphus in seiner ganzen Ausstrahlung eher ruhiger war, scharfsinnig und besonnen, so war Rabastan der laute, ungehobelte und direkte Gegner, der ebenso keine Gnade gegenüber seinen Feinden kannte. Der vierte von ihnen war der jüngste von allen. In dieser Nacht begleitete er den Dunklen Lord zum ersten Mal. Heute Nacht, würde er ihm seine Gefolgschaft beweisen. Es war seine Bewährungsprobe. Wenn er seine Aufgabe erfüllte würde er am nächsten Tag das Dunkle Mal erhalten, das alle seine Anhänger trugen.

 

Er konnte stolz auf sich sein, hatte der Dunkle Lord gesagt, da er ihn erwählt hatte und keinen der anderen Slytherins. Er wollte ihn aus einem bestimmten Grund. Draco war nicht nur einer seiner namenlosen und unbedeutenden Anhänger. Nein, Voldemort hatte Großes mit ihm vor. Auf ihn wartete eine wichtige Aufgabe. Vielleicht war es, weil er der Sohn seines treuesten Anhängers war, anders konnte Draco sich das nicht erklären.

 

Der Malfoyerbe hatte gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Der Kampf in Hogwarts lag nun schon über einen Monat zurück. An diesem Tag hatte er bereits bewiesen, auf welcher Seite er stand. Die Schlacht war brutal und grauenvoll gewesen. Viele hatten dabei ihr Leben verloren. Aber der Dunkle Lord wollte noch einen weiteren Beweis seiner Treue. Bei dem Kampf war es Draco gelungen seine Gegner zu besiegen, ohne auf die Unverzeihlichen Flüche zurückzugreifen. Doch heute Nacht wurde genau dies von ihm verlangt.

 

Wahllos suchte Voldemort das Muggelhaus aus. Die Häuser in dieser Straße sahen beinahe alle gleich aus. Kleine Häuser mit Vorgärten, in deren Fenstern vereinzelt Licht brannte. Alles wirkte so friedlich. Der späte Abend ging gerade in die Nacht über. Manch einer schlief bereits. Die Muggel wussten ja nicht, in welcher unmittelbaren Gefahr sie sich befanden. Mit einem Schwenker seines Zauberstabs hätte Voldemort sie alle auslöschen können. Aber er entschied sich für das eine Haus, mit der weißen Wandfarbe, dem Holzzaun und dem Apfelbaum im Vorgarten. Durch ein Fenster schien Licht. Und Draco fragte sich, was wohl für Leute darin wohnten. Was sie gerade machten. Ob sie glücklich waren?

 

Gleich würde ihr Leben vorbei sein.

 

Draco sah zum Himmel hinauf. Die Nacht war wolkenlos und er konnte einige Sterne am Himmelszelt erkennen. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würde einer von ihnen das Dunkle Mal heraufbeschwören, als Zeugnis ihrer Gräueltat. Die Muggel würden deren Bedeutung nicht verstehen, die Hexen und Zauberer dafür schon. Was flog dort oben über ihren Köpfen? Waren das Thestrale? Diese Tierwesen sah er in letzter Zeit immer häufiger. Kein Wunder, immerhin konnten diese Tiere Blut wittern. Und Blut würde heute Nacht vergossen werden. Er erinnerte sich noch gut daran, wie er diese Tierwesen das erste Mal in Hogwarts zu Gesicht bekommen hatte und – obwohl er mit aller Macht versuchte, diese Erinnerung aus seinem Gedächtnis zu verbannen – er erinnerte sich noch ebenso gut daran, weshalb er sie sehen konnte. Unwillkürlich fragte er sich, ob Muggel auch Thestrale sehen konnten.

 

Die fünf Todesser betraten lautlos das Grundstück. Sie alle trugen dunkle Umhänge, die Kapuzen verbargen ihre Gesichter. Die Todessermasken trugen sie diesmal nicht, denn die waren bei einer Mission wie dieser nicht notwendig. Voldemort hob seinen Zauberstab und die Haustür flog auf. Und als Draco das Haus betrat, schaltete er seine Gefühle aus. Er verdrängte alle Gedanken daran, ob das hier gut oder schlecht war. Er wusste nur eins: es war notwendig. Er durfte kein Mitleid mit diesen Muggeln haben. Denn es hieß: Entweder sie oder er und Draco würde sich immer für sich selbst entscheiden. Er war kein tapferer Gryffindor, der sich schützend vor die Muggel warf und den Helden spielte, nein er war ein Slytherin und Überlebungskünstler. Wenn diese Tat nötig war, um den Dunklen Lord von seiner Treue zu überzeugen, dann würde er ihm diesen Beweis überreichen und zwar auf einem silbernen Tablett. Schließlich wusste er nur zu gut, wie er diejenigen, die sich seinen Befehlen widersetzten, bestrafte.

 

Snape hatte schnell bemerkt, dass bei ihrem Plan etwas schief gegangen war. Dadurch, dass sie das Wasser und das Essen nicht vergiftet hatten, waren die Lehrer von Hogwarts noch am Leben. Der geplante Angriff fand trotzdem statt. Sie lieferten sich einen erbitterten Kampf und obwohl die Todesser, die sie ins Schloss herein gelassen hatten, den Lehrern zahlenmäßig überlegen waren, war ihnen nur knapp der Sieg gelungen. Die Lehrer waren das Hauptziel gewesen, doch Dumbledore und McGonagall war es gelungen zu fliehen. Am Ende lagen zahlreiche leblose Körper in den Fluren von Hogwarts, die meisten gehörten zu den jüngeren Schülern, die gegen die Todesser keine Chance hatten.

 

Beim Gedanken an Pansy zog sich sein Herz schmerzhaft zusammen. Die Nachricht von ihrem Tod hatte ihn zutiefst erschüttert. Dabei hatte er sie doch gewarnt! Bei Merlin, er hatte eine Ahnung gehabt, dass sie zweifeln und sich den Befehlen widersetzen würde, und doch hatte er nicht mehr für sie getan. Er fand es gleichermaßen bewundernswert und töricht, welches Opfer sie gebracht hatte. Draco fragte sich immer wieder, was er hätte tun können, um ihren Tod zu verhindern, aber seine Gedanken drehten sich nur im Kreis. Trotzdem machte er sich große Vorwürfe. Pansy war seine beste Freundin gewesen. Er hatte sie geliebt wie eine Schwester und der Verlust belastete ihn zutiefst. In seinem Herzen hatte sie eine Wunde hinterlassen, die niemals heilen würde.

 

Einer Sache war er sich sicher: Er würde das dem Dunklen Lord niemals verzeihen!

 

Auf einen Schlag waren fast alle seine Freunde ausgelöscht. Denn es hatte nicht nur Pansy sondern auch Daphne getroffen. Als Bestrafung hatte Voldemort Pansys Eltern und die gesamte Familie Greengrass foltern lassen, um den anderen verbliebenen Slytherins zu zeigen, wie er mit Verrätern umging. Crabbe und Goyle hatten den Kampf in Hogwarts ebenfalls nicht überlebt. Sie hatten tapfer gekämpft, doch sie beide waren an einen Gegner geraten, der letztendlich mächtiger war als sie. Aus dem Jahrgang der Siebtklässler waren nun nur noch drei Slytherins am Leben: Draco, Theodore und Blaise. Wenigstens war sein bester Freund in Sicherheit. Für ihn würde er alles tun, um wenigstens ihn zu schützen. Blaise war bei dem Angriff nicht dabei gewesen, doch Draco hatte für ihn gebürgt und überraschenderweise hatte Theodore seine Aussage bestätigt. Draco wusste noch nicht ganz, wie er diese Geste von Nott einordnen sollte, aber früher oder später würde er es erfahren.

 

Während der Angriff in Hogwarts tobte griffen die verbliebenen anderen Todesser das Ministerium an. Die Auroren waren starke Gegner gewesen, doch auch ihnen war es nicht gelungen das Unvermeidliche aufzuhalten. Cornelius Fudge und die anderen Auroren waren nun ebenfalls tot. Lucius war nun Zaubererminister und der Dunkle Lord beherrschte das Ministerium und somit die magische Bevölkerung in ganze England.

 

Es hatte sich viel verändert in den letzten Wochen. Nun lebte er in einer grausamen, beängstigenden Welt. So hatte Draco sich das nie vorgestellt.

 

Wie in Trance hörte er die Rufe des Muggels. Es ging alles ganz schnell. Rabastan zückte seinen Zauberstab und rief: „Sectumsempra!“ Der Mann schrie qualvoll auf, als unsichtbare Klingen seine Haut und sein Fleisch zerfetzten. Blut spritzte an die Wand und er sackte keuchend zusammen. Aber er war noch lange nicht tot.

 

Dann ertönte der erschrockene Schrei einer Frau. Sie schien sich im oberen Stockwerk zu befinden. Draco sah sich in der Wohnung um und erkannte auf mehreren Fotos, die an den Wänden hingen, dass hier eine Familie lebte. Die Bilder schienen sich nicht zu bewegen. Starr blickten die Muggel ihn auf diesen Bildern an, nicht die allerkleinste Bewegung, so wie bei den magischen Fotografien in der Zaubererwelt. Nein, ihre Abbilder waren so reglos, wie ihre Körper gleich für immer sein würden.

 

„Was wollt ihr? Verschwindet!“, rief der Muggel furchtlos, der sich langsam und qualvoll aufrichtete. Er ächzte und stöhnte, während er sich eine blutige Wunde zuhielt. Zwischen seinen Fingern rann das dunkle Blut hervor. Er stand auf halber Höhe der Treppe und versuchte verzweifelt den Weg zu seiner Familie zu versperren. Der Mann war wirklich mutig, in Anbetracht der Tatsache, dass er allein und sie zu fünft waren.

 

Voldemort schwang seinen Zauberstab und im nächsten Moment fiel der Mann tot um. Er rollte die restlichen Stufen hinunter und blieb, mit dem Gesicht nach unten, reglos am Boden liegen. Die Todesser gingen an ihm vorbei und sie bedachten den wertlosen Muggel nicht mit einem einzigen Blick. Draco war der Letzte. Auch er mied den Blick zu der Leiche. Er redete sich ein, dass er ihm egal war. Lange Zeit hatte er sich auf diesen Moment vorbereitet. Gefühle waren hier fehl am Platz. Sie würden ihn nur hindern.

 

Als die Todesser das Kinderzimmer betraten schluchzte die Frau auf. Ihr wurde nun bewusst, was mit ihrem Mann geschehen war. Sie stellte sich schützend vor ihre beiden Kinder. Sie drängte sie hinter ihren Rücken, hinweg aus dem Sichtfeld der Eindringlinge. Überall verstreut lagen Spielzeuge und Plüschtiere. Bunte Malereien der Kinder hingen an den Wänden.

 

„Bitte“, schluchzte sie, „bitte verschont meine Kinder.“

 

Voldemort lächelte kalt. „Eine Familie gehört zusammen“, erklärte er leise. „Gleich seid ihr alle wieder vereint.“ Er sprach den Todesfluch und die Frau sackte in sich zusammen, reglos, ihre offenen Augen starrten an die Decke.

 

Nun konnte Draco auch die Kinder sehen. Ein Mädchen und ein Junge. Sie waren nicht sehr alt. In ein oder zwei Jahren hätten sie nach Hogwarts gehen könnten, hätten sie magisches Blut gehabt. Aber das hatten sie nicht und genau aus diesem Grund waren die Todesser hier. Muggel waren für sie Abschaum und nicht würdig, auf dieser Welt zu leben. Die Muggel hatten die magische Bevölkerung jeher unterdrückt und nun würden die Todesser den Spieß umdrehen. Lord Voldemort begann eine neue Welt zu erschaffen, eine magische, reinblütige Welt. Da war für Muggel kein Platz.

 

Bei dem Anblick der Kinder schnürte sich Dracos Kehle zu. Es bildete sich ein dicker Kloß in seinem Hals. Diese Kinder waren noch so jung. Jung und unschuldig. Mit starrem Blick sah er auf das kleine Mädchen, dem die Tränen über die Wangen liefen. Es rüttelte an der Schulter seiner Mutter, aber ihr toter Körper blieb reglos.

 

Dann stand der Junge auf. Sein Blick war plötzlich entschlossen. Er nahm all seinen Mut zusammen und stürzte sich mit einem Kampfschrei den Eindringlingen entgegen, um seine kleine Schwester zu beschützen. Er kam nur einige Schritte weit, dann hob Lucius seinen Stab und sprach den Unverzeihlichen Fluch. Der Junge sackte in sich zusammen und das Mädchen rief verzweifelt den Namen ihres Bruders.

 

Die Todesser traten zur Seite. Sie alle sahen zu Draco, gaben ihm den Weg für sein Ziel frei. Er zog seinen Zauberstab. Alle Augen ruhten nun erwartungsvoll auf ihm. Vor allem konnte er den Blick seines Vaters spüren. Stur schaute er geradeaus. Er selbst hatte an diesem Abend Voldemort noch kein einziges Mal in die Augen geschaut. Seine Miene war reglos, emotionslos.

 

Dann wandte das Mädchen ihren Kopf und ihre großen, tränennassen Augen sahen Draco direkt an.

 

Er hatte es sich fest vorgenommen, war darauf vorbereitet, dass er es tun musste. Er durfte nicht zögern. Das war wichtig. Wenigstens würde es schnell gehen und sie würde keine Schmerzen haben. Er richtete seinen Stab auf das wehrlose Kind und atmete einmal tief durch.

 

Es war das erste mal, dass er selbst diese beiden Worte sprach und diese beiden Worte waren die letzten, die das kleine Mädchen in ihrem Leben hörte.

 

„Avada Kedavra!“

 

Er fühlte nichts.

 

Er war einfach leer.



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