In Zeiten des Krieges von stone0902 (Draco x Ginny) ================================================================================ Kapitel 19: Teil 1 – Kapitel 19 ------------------------------- Dezember 1997   Es war der zwanzigste Dezember. An diesem Samstag fand das letzte sowie das meist erwartete Quidditchspiel des Jahres statt: Gryffindor gegen Slytherin. Am kommenden Montag würden die Schüler nach Hause zu ihren Familien in die Weihnachtsferien fahren. In den letzten Tagen hatte es bereits angefangen zu schneien und die Ländereien von Hogwarts versanken unter einer weißen Schneedecke. Auch jetzt fielen kleine Flocken, die aussahen wie feine Zuckerwatte, zu Boden.   Während von den Zuschauertribünen bereits die ersten Lobeshymnen angestimmt wurden – Weasley ist unser King! – befanden sich die Spieler der gryffindorschen Mannschaft noch in der Umkleidekabine. Bereits in voller Montur und mit ihren Flugbesen in den Händen lauschten die sechs Spieler den Worten ihres Kapitäns.   „Und achtet besonders auf Crabbe und Goyle“, sagte Harry. „Beim Spiel gegen Ravenclaw haben sie dafür gesorgt, dass zwei Schüler in den Krankenflügel mussten und ich will nicht, dass es euch genauso ergeht. Diese zwei sind vielleicht nicht besonders helle, aber dafür umso brutaler.“ Er sah seine Mannschaftskameraden der Reihe nach an. „Und lasst euch nicht von ihnen aus der Ruhe bringen. Vor allem du, Ron“, er warf dem Rotschopf einen warnenden Blick zu. „Gerade dich werden sie versuchen zu reizen.“ Dann sah er zu Ginny. „Das gleiche gilt für dich. Wir wissen, dass die Slytherins unfair spielen und sie jedes Mittel nutzen werden, um uns aus der Reserve zu locken. Also egal was sie – oder die Schüler von den Zuschauerrängen – zu euch sagen: lasst euch nicht verrückt machen!“   Ron und Ginny tauschten einen Blick. Jeder von ihnen wusste, dass es den beiden Weasleys schwer fallen würde, sich zu beherrschen, denn die beiden hatten von ihnen allen das größte Temperament.   „Slytherin ist unser härtester Gegner“, fuhr Harry fort. „Aber wenn wir heute gewinnen sollten, dann haben wir den Pokal so gut wie in der Tasche. Das Spiel gegen Hufflepuff haben wir bereits gewonnen und wenn wir Slytherin schlagen, sollten wir auch Ravenclaw bezwingen können. Also dann, zeigt mir, dass sich unser hartes Training gelohnt hat!“   Harry hielt seinen Besen in die Höhe. „Wir machen sie fertig!“, rief er und die anderen taten es ihm gleich. Sie alle stießen ihre Besen energisch in die Luft. „Wir machen sie fertig!“, ertönte es einstimmig im Chor.   „Na dann mal los“, sagte der Kapitän und schritt, gefolgt von den anderen Spielern, aus der Kabine in Richtung Quidditchfeld.   Ginny sah hoch in den Himmel und einzelne Flocken fielen auf ihr Gesicht hinab. Sie schmolzen schnell auf der warmen mit Sommersprossen besetzen Haut. Der Schnee würde ihnen nichts ausmachen, denn sie spielten schließlich in der Luft. Die wenigen Schneeflocken waren nichts im Vergleich zu einem wütenden Sturm, bei dem Wind und Regen einem ins Gesicht peitschten und einem die Sicht nahmen. Vielleicht wäre es sogar für sie von Vorteil, wenn sich der Goldene Schnatz auf dem schneeweißen Untergrund abhob. Gegen die Kälte schützte sie ihre Quidditchuniform. Die ledernen Handschuhe und Stiefel sowie der feste rote Stoff sorgten dafür, dass die Spieler nicht auskühlten. Die langen roten Haare hatte Ginny zu einem Zopf gebunden.   Als die Gryffindors das Quidditchfeld betraten brachen die Zuschauerränge der goldenen Löwen in lautem Beifall aus. Ron, Demelza und Jimmy winkten fröhlich und stolz ihren Klassenkameraden zu. Die sieben Spieler von Slytherin standen bereits auf dem Feld und warteten auf ihre Gegner. Diese beiden Häuser waren seit der Gründung von Hogwarts Rivalen und würden es wohl auch immer sein – rot und grün, wie die beiden Komplementärfarben, die sich im Farbkreis gegenüberstanden, würden Gryffindor und Slytherin auch immer im Kontrast miteinander stehen.   Slytherins Kapitän stand bereits bei Madam Hooch, wo er auf Harry wartete. Ginnys Magen verkrampfte sich. Es war das erste Mal seit Tagen, dass sie Draco sah. Irgendwie hatten sie beide es geschafft, sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen. Sie fragte sich immer noch, was der plötzliche Grund für seine Entscheidung gewesen war, oder ob es überhaupt einen Grund gegeben hatte. Vielleicht war es auch aus einer Laune heraus geschehen, ein plötzlicher Sinneswandel. Auch wenn Ginny in den letzten Tagen nach Heulen zumute gewesen war, so riss sie sich zusammen und versuchte keine Schwäche zu zeigen.   An manchen Tagen und in manchen Momenten hatte sie tatsächlich das Gefühl gehabt, als wäre da mehr zwischen ihnen beiden gewesen. Er hatte es zwar nie gesagt, aber in einigen seiner Gesten hatte sich mehr verborgen, mehr als nur körperliches Verlangen. Als hätte sich ein Band zwischen ihnen geknüpft.   Anscheinend hatte sie sich geirrt. Wieso sonst war ihm seine Entscheidung so leicht gefallen? Schließlich hatte er es von Anfang an gesagt: es war keine gute Idee, sie sollten sich voneinander fernhalten, sie passten nicht zusammen und so weiter … Doch sie hatte es ignoriert und riskiert. Wenn es jemals ein Band gegeben hatte, dann hatte er es zerschnitten. In dieser kurzen gemeinsamen Zeit hatte Ginny einfach zu viel gewagt; ihr Herz geöffnet und ihn hinein gelassen – seitdem er weg war, war es kalt und leer. Sie vermisste ihn und es schmerzte sie bei dem Gedanken daran, ihm nie wieder nah sein zu können. Mehrmals schon war sie kurz davor gewesen zu ihm zu gehen oder ihm zu schreiben. Doch Ginny hatte auch ihren Stolz. Sie würde nicht bei ihm angekrochen kommen. Nein, ganz bestimmt nicht.   Sie fragte sich, ob er vielleicht auch so sehr litt wie sie. Doch wenn sie ihn jetzt so betrachtete, schien er völlig unberührt, als hätte ihm ihre Trennung nie etwas ausgemacht. Draco stand, mit dem Nimbus in der einen Hand und der anderen an die Hüfte gestemmt, gekleidet in der grünen Quidditchuniform, mit seinem üblichen überheblichen Grinsen, neben Madam Hooch, als wäre für ihn bereits klar, wer dieses Spiel gewinnen würde. Seine grauen Augen fixierten Harry, seinen Erzrivalen. Sie ignorierte er, als würde es sie nicht geben, als hätte es sie nie gegeben …   „Los, Harry“, murmelte Ron mit grimmigem Blick zu dem Slytherin. „Schnapp den Schnatz und wisch diesem Arschloch das blöde Grinsen aus dem Gesicht!“ Und Ginny wurde deutlich bewusst, was Harry damit meinte, als er sagte, die Slytherins würden versuchen zu provozieren. Bei ihrem Bruder klappte es bereits bestens.   Und Ginny kam ein spontaner Gedanke.   „Viel Glück“, sagte sie, bevor sie Harry einen Kuss auf die Wange gab.   Völlig verwirrt sah er sie an. „Ähm, danke.“ Und er schritt los zu Madam Hooch, um dem gegnerischen Kapitän die Hand zu schütteln. Dracos überhebliches Grinsen war verschwunden.   „Was sollte das denn?“, fragte Ron und Ginny spürte die fragenden Blicke der anderen Mannschaftsmitglieder im Nacken.   „Das erkläre ich dir ein anderes mal“, antwortete sie ausweichend und stieg auf ihren Besen. Madam Hooch blies in ihre Trillerpfeife und die vierzehn Spieler erhoben sich in die Lüfte.   Vielleicht war es Harry gegenüber nicht sehr fair ihn da mit hineinzuziehen, aber Ginny hatte einfach Rot gesehen. Sie wollte, dass Malfoy litt, mindestens genauso sehr wie sie. Sie konnte genauso gut provozieren, wie er. Mal sehen, wie ihm seine eigene Medizin schmeckte. Der Slytherin war schon einmal eifersüchtig auf Harry gewesen und Ginny verspürte so etwas wie Genugtuung bei dem Gedanken daran, dass er gerade womöglich vor Wut beinahe platzte.   Gryffindor war im Besitz des Quaffels. Demelza hatte den roten Ball kaum in der Hand, als bereits zwei Klatscher auf sie zu sausten, dicht gefolgt von Goyle, mit dem Schläger in der Hand. Ginny wurde bereits von Crabbe geblockt, deshalb gab Demelza den Ball an Dean ab. Er fing den Ball, flog auf die Torringe der Slytherins zu und duckte sich unter einem Klatscher. Er holte gerade zum Wurf aus, als er von Vaisey geschnitten wurde. Der Slytherin nahm ihm den Quaffel ab und flog in die entgegengesetzte Richtung.   Vaisey flog einen Salto, um den Klatschern von Jimmy und Ritchie auszuweichen. Dann warf er den Quaffel in Richtung des linken Torbogens, doch Ron fing den Ball in letzter Sekunde auf. Die Gryffindors jubelten, doch das Buhen der Slytherins war lauter.   Urquhart flog an ihm vorbei und rief: „Na, Weasley, fliegst du immer noch auf deinem Sauberwisch? Ich wusste gar nicht, dass deine Eltern sich den leisten können! Da werde ich ja richtig neidisch!“ Und er fing an laut zu lachen.   Ron zerquetschte beinahe den Ball in seiner Hand. „Na los, strengt euch mal mehr an!“, rief er seiner Schwester zu und er warf den Ball. Ginny fing ihn auf und flog mit einem letzten wütenden Blick auf Urquhart so schnell los, wie ihr Besen es zu ließ. Diesem Mistkerl würde das Lachen schon noch vergehen! Goyle und Crabbe machten sich bereit zum Schlag und sie sah Vaisey und Zabini auf sich zufliegen, um ihr den Quaffel abzunehmen, doch Demelza und Dean kamen ihnen zuvor und ließen sie nicht zu Ginny durch. Sie flog auf die Tore zu, wo Harper bereits auf sie wartete. Ginny wich einem Klatscher aus und täuschte an: Sie holte mit dem Arm aus und Harper deckte den linken Torbogen, dann warf sie nach rechts.   „Zehn Punkte für Gryffindor“, ertönte die verträumte Stimme von Luna Lovegood magisch verstärkt und die Gryffindors jubelten.   „Super gemacht, Ginny!“, rief Demelza, die an ihr vorbeiflog und die beiden Mädchen klatschten sich ab.   „Ja, super gemacht, Matratze“, höhnte Crabbe, der nur wenige Meter von ihr entfernt auf seinem Besen flog. „Geh zu deinem Potter und hol dir einen Kuss ab.“ Dann spuckte er aus.   Ginny lief vor Wut rot an. Aber ihre Mannschaftskameradin mahnte sie zur Vorsicht. „Hör nicht auf den Fettkloß“, rief Demelza. „Ignorier ihn einfach!“ Und Crabbe flog grinsend davon.   Der Schnee fiel weiterhin unaufhörlich auf die Spieler hinab. Der Quaffel war nun wieder im Besitz der Slytherins und Urquhart sauste mit dem Ball übers Feld. Während Jimmy einen Klatscher auf Crabbe schleuderte, der es wiederum auf Ron abgesehen hatte, versuchte Ritchie Urquhart vom Besen zu werfen, doch Zabini blockte ihn ab. Urquhart warf den Ball zu Zabini und sie beide flogen auf Ron zu. Der Hüter machte sich bereit. Die beiden warfen die Bälle hin und her. Ein Klatscher traf Urquhart am Arm, doch der hatte den Ball kurz zuvor an Zabini abgegeben. Er warf den Ball.   Blitzschnell war Ron zur Stelle und parierte den Quaffel mit seinem Besenende. Der Slytherin funkelte ihn böse an und Ron antworte ihm mit einer rüden Geste. „Glotz nicht so blöd, Erbsenhirn!“   „Anscheinend winkt Weasley Zabini zu“, ertönte Lunas Stimme. „Das ist aber nett von ihm.“   In den darauffolgenden Minuten wurde ein spannendes Spiel geboten. Dean, Demelza und Ginny erzielten mehrere Treffer für Gryffindor und Zabini, Vaisey und Urquhart trafen ebenso oft für Slytherin.   Die beiden Sucher der Mannschaften flogen währenddessen über das Spielfeld, auf der Suche nach dem Goldenen Schnatz.   Dann beobachtete Ginny wie Draco neben Goyle flog und angeregt mit ihm sprach. Der blonde Slytherin sah ziemlich sauer aus und obwohl Ginny mit ihrem Plan offensichtlich erfolgreich gewesen war, rutschte ihr das Herz bei seinem Anblick in die Hose. Das misstrauische Gefühl, das sie bekam, erwies sich kurze Zeit später als gerechtfertigt. Goyle flog los, mit dem Schläger hoch in der Luft und als er einen der Klatscher erwischte, stieß er ihn diesmal nicht auf einen der Jäger, sondern direkt in die Richtung von Harry. Während Crabbe in Dean hineinkrachte, der sich daraufhin schmerzhaft den Arm rieb, versuchte Goyle weiterhin Harry vom Besen zu holen. Harry wich dem Klatscher um Haaresbreite aus.   Ginny flog an Harry vorbei. „Harry, pass auf, Goyle hat es auf dich abgesehen!“   Slytherin hatte sie inzwischen überholt und führte mit zwanzig Punkten. In dem Moment kam Goyle auf sie zu gesaust. Harry und Ginny wichen ihm aus und Goyle flog zwischen den beiden hindurch. Ginny flog zum Geschehen des Spiels zurück, während Harry davonflog, dicht gefolgt von einem Klatscher. Ein anderer Klatscher raste auf Dean zu und Ginny wehrte ihn ab, damit Dean den Weg zu den Toren frei hatte.   Er warf und …   … Harper hielt!   „Verdammt!“, rief Dean zähneknirschend.   „Ich würde ja sagen, du wirfst wie ein Mädchen“, feixte Harper, „aber sogar Bell hatte mehr drauf, als du!“ Süffisant grinste er Dean an, der wütend die Faust ballte. Dann warf er den Ball zu Vaisey und Ginny wollte ihm gerade hinterher fliegen, als ihr Blick erneut an Draco hängen blieb. Sie sah wie er Goyle den Schläger aus der Hand riss. Und Ginny wusste sofort, was er vorhatte.   Instinktiv flog sie auf Harry zu, der gerade in der Nähe der gryffindorschen Torringe nach dem Schnatz Ausschau hielt. Auch Draco flog mit rasender Geschwindigkeit in seine Richtung, direkt einem Klatscher entgegen. Er holte mit dem Schläger aus. Ginny kam in dem Moment bei Harry an, als Dracos Schläger den Klatscher traf. Mit voller Wucht schlug er dagegen, direkt in ihre Richtung. Ginnys Reflexe reagierten automatisch und sie schlug den Klatscher mit Hilfe ihres Besens zurück. Dieser flog nun in die entgegengesetzte Richtung und traf Malfoy mitten im Flug völlig unvorbereitet mit voller Wucht direkt ins Gesicht. Das knackende Geräusch konnte sie auch noch aus dieser Entfernung hören. Unkontrolliert und ungebremst flog er weiter, anscheinend bewusstlos, und noch ehe Ginny reagieren konnte, krachte er direkt in sie hinein.   Er riss sie vom Besen und als sie fiel verspürte sie ein dumpfes ziehendes Gefühl im Magen. Sie wusste nicht, wo ihr Besen war und sie hatte keinen Zauberstab. Ihr fehlte die Luft zum Atmen und der Schock lähmte ihre Gedanken.   Gemeinsam fielen sie zu Boden.   Dann wurde alles schwarz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)