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Wie zähme ich einen Saiyajin

von

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T - 22 Monate

Mai…

 

Bulma biss sich nervös auf den Daumennagel. Sie stand in ihrem begehbaren Kleiderschrank.

Das Kleid, das vor ihr auf einer Kleiderbüste stand, war fantastisch. Die perlenbestickte, mitternachtsblaue Korsage mit einem Farbverlauf, der schwingende cremefarbene Rock mit den goldenen Stickereien und kleinen Perlen am Saum…es war wunderschön

Auch Schmuck, Schuhe und Handtasche  waren ausgesucht und passten perfekt dazu.

In einer Woche fand der berühmt-berüchtigte Frühlingsball statt und ihr Outfit war perfekt, der Termin beim Friseur und Kosmetiker gemacht und dank dem Verzicht von Süßigkeiten in den letzten Tagen und einem erhöhten Training fühlte sie sich in ihrem Körper wohl. Sie würde fabelhaft in dem Kleid aussehen.

Bloß eine kleine Sache machte ihr noch Sorgen: sie hatte Angst, alleine hinzugehen.

Vor wenigen Wochen war sie sich nach der Schlappe mit Ted, dem IT-ler/ Industriespion sicher gewesen, dass sie es auch alleine schaffen würde. Dass sie keine Begleitung brauchen würde.

Aber jetzt hatte sie doch Angst davor.

Ein Haufen Journalisten und Paparazzi würden da sein, eifersüchtige Konkurrenten und neidische Mitbewerber. Sobald sie mit einem Mann ein Gespräch anfangen würde, würden einige von Ihnen das Gerücht verbreiten, dass sie eine heimliche Affäre hätten oder ähnlichen Unsinn, um ihren Ruf zu schädigen.

Sie erinnerte sich an den Rat ihrer Mutter, Vegeta mitzunehmen.

Sie seufzte schwer.

Seitdem dieser Kuss beinahe passiert war, waren sie auf Abstand gegangen. Selbst das abendliche, gemeinsame Yoga-Training hatte aufgehört.

Vegeta trainierte zwar noch nach ihren Plänen, aber selbst zum Essen sah man sich nicht mehr.

Sie gingen sich gegenseitig aus dem Weg.

Bulma tat dies, weil sie sich schämte: Vegeta hatte sie zu Recht gewarnt und sie hatte ihn ausgelacht.

Anderseits wegen dieser blöden Kuss-Sache: Sobald sie ihn sah, wurde sie rot.

Das Blut schoss ihr ins Gesicht, ihr Herz schlug aufgeregt und sie konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen.

Deutlicher konnte sie ihm doch nicht sagen, dass sie ihn küssen wollte und dass sie ihn attraktiv fand. Sie hatte das Gefühl, sich wieder in eine schüchterne 16-Jährige zu verwandeln.

Sie schüttelte den Kopf.

Es war früher leichter gewesen, als sie in ihm noch den eingebildeten, barbarischen Krieger gesehen und er sie mit seinen Befehlen gereizt hatte.

//Schluss damit// dachte sie niedergeschlagen. //Bin ich wirklich so verzweifelt, dass ich Vegeta vor die Knie falle und ihn anflehe, mitzukommen? Da kann ich ja gleich Yamchu fragen…keine Ahnung, ob er immer noch mit dieser Tussi zusammen ist.  Buahh, nein danke. Aber anderseits wäre es schon cool, Vegeta in einen gutgeschnittenen Anzug dabeizuhaben.//

Bulma hatte eine Ahnung, dass sie unter seiner Obhut völlig sicher wäre. Ein scharfer Blick seinerseits und kein Speichellecker würden sich ihr nähern. Sie könnte in Ruhe ihren Preis annehmen und müsste keine schäbigen Kommentare befürchten.

Sorgen, dass Vegeta sich peinlich benehmen würde, machte sie sich inzwischen nicht mehr. Seine Anpassungsfähigkeit und seine Selbstbeherrschung hatte sie mittlerweile kennen gelernt.

Wenn er die Sache ernst nahm, würde er den Empfang ohne Probleme überstehen.

Das Problem war nur: wie überredete sie ihn, sie zu begleiten ohne dass sie zu verzweifelt klang?

Mit Aussicht auf sexuellen Vergünstigungen? Sie lachte sarkastisch.

//Könnte funktionieren, klingt aber sehr verzweifelt. Da kann ich mich doch gleich ihm zu Füßen werfen.// dachte sie. //Außerdem steht da immer noch die Sache zwischen uns, dass er Recht mit Ted hatte. Ich habe mich nie bei ihm bedankt, aber ihn selbst immer schlechte Manieren und Undankbarkeit vorgeworfen. Ich will kein Heuchler sein! Ich muss mich wenigstens entschuldigen, dass ich nicht auf seine Rat gehört habe. Hätte er mir Ted nicht so madig gemacht, wäre ich mit ihm ausgegangen und er hätte mein Vertrauen ausgenutzt.//

Sie setzte sich auf einen kleinen Samthocker und überlegte fieberhaft.

Wie würde ihre charmante Mutter, die jeden um ihren kleinen Finger wickeln konnte, die Sache regeln?

 

Bulma strich sich mit einer Hand ihr kurzes schwarzes Kleid mit dem tiefen Ausschnitt glatt, während sie mit einer anderen ein Tablett mit Kuchen, einem gut belegten Baguette-Sandwich und Kaffee balancierte. Ihre langen Haare fielen ihr offen und leicht gelockt über die Schultern und wurden von einem weißen Haarband aus dem Gesicht gehalten. Sie hatte sich die Lippen in einem sanften Rot-Ton geschminkt und ihre Wimpern getuscht.

Nervös stand sie vor dem Eingang des GRs. Das rote Warnsignal zeigte an, dass die Tür wegen der eingeschalteten hohen Schwerkraft blockiert war.

Sie drückte auf die Klingel und wartete verzagt auf die Reaktion.

Betont unschuldig stand sie vor der Kamera und hielt den Kuchen vor sich.

Der Lautsprecher krächzte kurz, aber es war keine Stimme zu hören.

Stattdessen erlosch das Warnlicht, die Tür wurde entsichert und öffnete sich.

Bulma schluckte.

Auf ging’s, in die Höhle des Löwen.

 

Bulmas Herz klopfte aufgeregt, während sie versuchte, eine unbeteiligte, unschuldige Miene zu zeigen.

Vegeta stand mit verschränkten Armen an der Kontrollkonsole angelehnt.

Sein Blick war wie immer finster, der Mund eine schmale Linie.

War ihr Herzschlag so laut, dass er es hören konnte?

Er schien zu ahnen, wie nervös ihr das Herz zum Halse schlug, denn sie konnte sehen, wie er langsam die Mundwinkel hob.

Da sah sie es, sein typisches, böses, gehässiges Grinsen. Allein dieses Lächeln konnte gestandene Männer zum Zittern bringen.

Wortlos stellte sie sich ihm entgegen; das Tablett mit den Leckereien vor sich haltend wie einen Schild.

„Ich dachte schon, ich habe Visionen, als ich dich vor dem Eingang gesehen habe. Aber du bist es tatsächlich“ spottete er und ließ langsam seinen Blick über ihren Aufzug und das Essen gleiten, bis er auf ihre nackten Beine fiel, die unter dem kurzen Rock hervorschauten.

„Ich dachte, du hast Hunger und wollte dir einen Snack  vorbeibringen“ sagte Bulma unschuldig lächelnd.

„Hm, das ist das erste Mal überhaupt“ murmelte Vegeta misstrauisch.

„Es gibt immer ein erstes Mal“ entgegnete Bulma sanft und reichte ihm das Tablett.

Vegeta nahm es aber nicht an, sondern griff gleich nach dem Sandwich, dass er mit großen Bissen verschlang. Dann stürzte er sich auf den Kuchen.

Bulma musste wie ein Serviermädchen vor ihm stehen und die Snacks balancieren, während er ein Stück nach dem anderen vernichtete.

Erst nachdem er seinen Kaffee geleert hatte, konnte er sich wieder auf sie konzentrieren.

„Das war nicht schlecht…und jetzt verschwinde“ murmelte er und strich sich mit seinem Daumen den Rest der Sahnecreme von den Lippen.

Seine Stimmung schien sich selbst durch das Essen kaum verbessert zu haben.

Bulma riss sich zusammen. Sie wusste, es war an der Zeit für den härtestete Teil ihres Plans.

Sie hatte es schon zu lange aufgeschoben und musste es jetzt beenden.

Sie stellte das Tablett aufgrund eines Mangels an Ablagen auf den Boden ab.

Sie spielte nervös mit ihren Fingern.

„Vegeta, ich habe eine Bitte“ fing sie an.

 

Vegeta gab sein Bestes, sein Pokergesicht zu bewahren und lehnte sich mit verschränkten Armen nach hinten an die Steuerkonsole.

Er hatte es schon geahnt, als er die Frau mit dem Essen vor der Tür stehen sah.

Dazu ihr kurzer Aufzug: er hatte einen guten Blick auf ihre schlanken Beine und er konnte den Ansatz ihrer Brüste dank des tiefen Ausschnitts erkennen.

Unruhig überkreuzte er seine Beine und konzentrierte sich auf ihr Gesicht.

Große, blaue Augen mit langen schwarzen Wimpern, die verlegen seinen Blick mieden.

Eine zarte Röte auf ihren Wangen; ihre Zähne bissen befangen auf ihre roten Lippen.

Vegeta verkniff sich ein zufriedenes Lächeln und beschloss, die Show zu genießen.

Er sagte kein Wort, sondern sah sie nur abwartend an.

 

//Oh, verdammt, das wird nicht leicht werden. Er lässt mich zappeln. Gut, raus mit der Wahrheit und ich habe es hinter mir// beschloss Bulma.

„Vegeta, ich…ich brauche deine Hilfe. Wegen diesem blöden Frühlingsball; ich will da nicht alleine hin. Ich habe Angst davor“  musste sie sich eingestehen.

„Hattest du da nicht jemanden eingeplant?“ fragte Vegeta trügerisch sanft und unschuldig.

Bulma ächzte auf.

„Ja aber der Kerl war ein gieriger Idiot, der mich ausnutzen wollte. Deswegen habe ich ihn feuern und verhaften lassen“ gab sie zu.

„Hm, na so was, wer hätte das gedacht“ bei diesen Worten konnte sich Vegeta ein gehässiges Grinsen nicht verkneifen.

„Du hattest Recht. Dein Instinkt ist besser als meine Menschenkenntnisse“ gab sie zu. „Ich hätte mich nicht darüber lustig machen sollen.“

Vegeta klopfte abwartend mit seinem Fingern auf den angewinkelten Arm. Er wollte mehr hören.

„Ich…es tut mir leid. Mein Verhalten war überheblich“ sprach Bulma weiter, die ihren Blick auf Vegetas Schuhe konzentrierte hatte, weil es einfacher war, als in sein Gesicht zu sehen.

„Ich werde so etwas nicht wieder tun. Wenn du mir einen Rat gibst, sollte ich mich nicht darüber lustig machen. Das war nicht nett.“

Sie machte eine Pause und wartetet auf eine Antwort.

Es kam keine, stattdessen wurde ihr Kinn unsanft angehoben und sie musste in Vegetas strenge Augen schauen.

„Sieh mich gefälligst an, wenn du mir etwas zu sagen hast“ knurrte er.“ So, jetzt wiederhole noch mal alles, was du gerade gesagt hast.“

Bulma hatte das Gefühl, als stände sie in Flammen. Sie wollte fortlaufen, aber sein Griff war unbarmherzig. Ihr fiel es schwer, sich an das Gesagte zu erinnern.

„Es…tut mir leid“ hauchte sie zaghaft. „Du hast den besseren Instinkt und kannst Menschen besser einschätzen. Und wenn du mich warnst, sollte ich besser auf dich hören.“

„Ganz recht. Sonst noch was?“ fragte er und seine Mundwinkel verzogen sich wieder spottend nach oben.

Bulma atmete tief durch und stieß die Worte dann hastig aus ihren Mund.

„Bitte begleite mich auf diesen blöden Ball. Ich kenne sonst keinen, den ich soweit vertrauen kann.“

Vegeta stutzte. Sie vertraute ihm!? Seine Augenbrauen zogen sich misstrauisch zusammen.

Er ließ den Griff um ihr Kinn nicht los, damit er ihr weiterhin ungehindert in die Augen sehen konnte. Würde sie ihn anlügen, würde er es sofort erkennen. Ihr Gesicht war ein offenes Buch.

Sein Gesicht näherte sich ihrem.

„So, du vertraust mir also plötzlich? Seit wann das denn? Sonst bin ich doch der Idiot, über den du dich lustig machst“ fauchte er sie an.

Bulmas Augenbrauen zogen sich wütend zusammen, als sie seine Beschwerde akustisch aufnahm.

Sie hatte sich ernsthaft bei ihm entschuldigt und ihm eine ihrer Ängsten preisgegeben und er machte ihr immer noch Vorwürfe? Was war mit seinen Fehlern?

„Und du?“ zischte sie zurück. „Hat es dir Spaß gemacht, mit meinen Gefühlen zu spielen? Zu sehen, dass ich…das ich es wollte“ stammelte sie die letzten Worte und Tränen begannen sich in ihren Augen zu sammeln.

Das war so unfair. Warum zwang er sie, so anzusehen? Warum tat er so, dass er sie küssen wollte, wenn er sie dann doch weg stieß? Er war hier der Böse, nicht sie.

Vegeta schluckte. Also darauf ging es hinaus. Er war sich manchmal nicht sicher, ob er das Richtige getan hatte und dachte mehr über die verpasste Gelegenheit nach, als er sollte. Er hatte nicht geahnt, dass es sie auch so beschäftigt hatte.

„Du…ich dachte, du würdest mich wegstoßen. Warum hast du dich nicht gewehrt? Wenn ein Mann dir so nahe kommt, dann sollest du schreien und um dich treten“ widersprach er.

„So wie jetzt?“ fragte Bulma empört zurück.

Immerhin standen sie sich fast Nase an Nase gegenüber; sein übermenschlicher Griff hielt ihr Kinn fest. Würde er das nicht tun, hätte sie sich längst ein Loch im Garten gegraben und darin versteckt.

Die erste Träne lief ihr seitlich über die Wange.

Vegeta hatte bei diesem Anblick das Gefühl, als hätte ihm jemand (Kakarott, der Super-Saiyajin?) in den Magen geboxt und er ließ sie sofort los.

Er ging einen Schritt auf Abstand.

Er biss sich auf die Lippen, seine Hände verkrampften sich hilflos in der Luft.

 Bulma wischte sich schnell die Tränen weg. Es war peinlich, wie ein kleines Mädchen loszuflennen und das ausgerechnet vor Vegeta. Ihm so zu zeigen, dass er ihren Stolz verletzt hatte: dieser blöde Kerl hatte keine einzige ihrer Tränen verdient.

„Ich hätte das nicht tun sollen“ sagte er stockend. „Das war…es war keine gute Idee. Ich wollte dich provozieren und …guahhh“ er drehte sich wütend um. Seine Hände krallten sich genervt an seinen Kopf.

„FRAUEN! Ihr seid so anstrengend. Ein Rätsel. Kein Mann versteht, was ihr wird wollt. Total nervig“ beschwerte er sich laut im leeren Raum. „Nie tut ihr das, was ihr sagt und oder sagt wirklich, was ihr fühlt.“

Bulma schniefte leise und fing an sich zu beruhigen. Sie sah auf den Rücken des  laut vor sich hin schimpfenden Kriegers. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, aber sein Fluchen hörte sich an wie eine Entschuldigung auf Saiyajin-Art. Als sie den Kopf drehte, glaubte sie zu erkennen, dass seine Ohren gerötet waren. War Vegeta etwa…tat es ihm Leid und er war rot geworden? Versuchte er es jetzt, vor ihr zu verstecken, weil es ihm peinlich war? Sie lächelte und wischte sich die letzte Träne weg.

Sie hatte keinen Plan mehr; die Luft war raus. Sie wollte Vegeta nicht mehr anschreien, aber von ihrer Seite war alles gesagt. Jetzt kam es auf ihn an. Sie blieb stehen. Sie würde nicht ohne eine Antwort fortgehen.

Vegeta beruhigte sich. Sein Puls wurden ruhiger. Die  Frau stand immer noch hinter ihm, das konnte er spüren. Vermutlich verlangte sie eine Antwort auf ihre Frage.

Er strich sich genervt über die Nasenwurzel. Er hatte so keine Lust darauf, auf einen Erden-Empfang zu gehen. Das gehörte zu den Sachen, die er als Kind bereits gehasst hatte und wenn er Freezer mal begleiten musste. Der Diktator hatte gerne mit dem Saiyajin-Prinzen, der in seinen Diensten stand, angegeben. Dass Vegeta es gehasst hatte, war für den sadistischen Tyrann noch das Sahnehäubchen gewesen. Das war genug; er wollte keine Wiederholung. Sich von einer unterentwickelten Spezies beglotzen zu lassen wie ein Tier im Käfig; nein danke. Selbst seine Schuldgefühle waren nicht ausreichend stark, um sie zu begleiten.

Er drehte sich um.

„Hört zu, Weib…Bulma“ fing er langsam an.

Bulma hob verblüfft eine Augenbraue. Das war das erste Mal, dass er ihren Namen in den Mund nahm.

„Das mit uns, das ist eine schlechte Idee…eine richtig schlechte Idee“ sprach er weiter und hob belehrend seinen Zeigefinger. „Du sollest mit deinem Weichei-Schwachmat; ich meine mit deinem Ex dahin gehen. Der Schwarzhaarige, der wenigstens ein bisschen kämpfen konnte….obwohl er so schwach war, dass ein Pflanzenmann ihn getötet hat“ Vegeta mache nachdenklich eine Pause und kratzte sich dann missbilligend am Kopf.

„Nein, auch schlechte Idee“ lehnte er selber seinen eigenen Vorschlag ab. „nimm dir lieber den Glatzenzwerg, der ist stärker. Kakarott geht nicht, er steht treu zu seiner Gefährtin und würde nur ins Fettnäpfchen treten. Du könntest sonst noch mit Grünling oder dem kleinen Halb-Saiyajin gehen.“

Bulma seufzte.

„Dein Alternativvorschlag sind also Krilin, der zu klein und zu schüchtern für mich ist. Piccolo, der mal versucht hat, die Welt zu unterjochen und Gohan, der noch minderjährig ist?“ fragte sie nach. „Willst du mich verarschen?“ Das konnte doch nicht sein Ernst sein?!

„Auf diesen Planeten gibt es keine gute Männer“ antwortete Vegeta .“Der Namekianer wollte echt mal diese Welt beherrschen? Nicht schlecht. Lass mich raten: Kakarott hat ihn aufgehalten.“

Bulma sah ihn misstrauisch an. Vegeta sah aus, als müsste er sein hochmütiges Grinsen mit aller Kraft zurückhalten. Er machte sich lustig über sie! Es schien, als sollte sie tatsächlich auf Knien betteln.

Schluss mit Betteln. Vielleicht sollte sie es mal auf seine Art tun und Befehlen!

„Da hast du verdammt noch mal Recht. Mit allem. Warum glaubst du, frage ich dich? Du bist meine beste Alternative“ sprach sie zynisch. „Du, ein barbarischer, grober Klotz, der nur ans Essen und Kämpfen denkst, kannst dich endlich mal nützlich machen.“

Langsam wurde ihre Stimmung gereizter. War sie so hässlich und zickig, dass er ihr nicht mal diesen kleinen Gefallen tun konnte? Nach allen Gefälligkeiten ihrerseits?

„Weißt du, nach all meiner Hilfe hatte ich gedacht, du würdest dich mal revanchieren und mal etwas für mich tun“ appellierte sie an seine Ehre.

„Ich habe dich davon abgehalten, einen Spion zu vertrauen und habe einen Diebstahl verhindert“ antwortete der Saiyajin. „Ich denke, wir sind quitt.“

Langsam gefiel es ihm, dass sie so fest an ihrer Meinung blieb und keinen anderen als ihn zur Begleitung wollte. Sie ließ sich nicht ablenken. Aber so leicht würde er es ihr nicht machen.

„Ach ja?! Was ist mit weiteren Entwicklungen? Soll ich meine neuesten Erfindungen also für mich behalten? Gut, deine Entscheidung“ sagte Bulma schnippisch.

„Du bluffst. Was hast du schon in Petto, dass gut genug ist für meine Zustimmung“ war Vegetas Antwort. „Eine Erhöhung der Schwerkraft? Mehr Droiden? Alles Dinge, die dein Vater auch entwickeln kann.“

Jetzt bluffte er. Die neuen Methoden im vergangenen Monat waren alleine ihre Idee gewesen und sie hatten ihm tatsächlich Spaß gemacht und neue Ansätze geliefert. Verdammt, ihm hatte es sogar gefehlt, dass sie abends nicht mehr gemeinsam diese Yoga-Übungen gemacht hatten. Aber er war halt beleidigt gewesen und wollte ihre verführerischen Lippen nicht mehr sehen, deswegen hatte ihrer Gesellschaft gemieden.

Bulma knurrte. Ständig diese Vergleiche mit ihren Vater. Die gingen ihr so auf den Senkel.

Er, der große Erfinder der Hoipoi-Kapsel, der Son-Gokus Raumschiff und den GR entwickelt hatte. Was war mit ihren Ideen und Erfindungen? Seit dem Start des Medic-Bot wurde sie endlich ernst genommen. Das war ihre Erfindung, ihre allein. Ebenso wie die Entwicklung von Vegetas Schutzanzug, die neuen Trainings-Droiden und Poletta, der Haushalts-Bot.

Plötzlich durchzuckte sie ein Gedanke: der Medic-Bot; Haushalts-Roboter-Poletta…wenn man die Datenbanken austauschte, ähnlich wie bei Poletta und den Körper eines Medic-Bots nutzen würde…

„Was wäre mit einem besonderen Trainings-Roboter“ überlegte sie laut in Gedanken. „Einer, der dich mehr fordern würde als alles andere. Einen, dessen Aussehen dich sogar motivieren würde…“

Vegeta hob eine Augenbraue. Die Frau sprach in Rätsel. Aber anscheinend hatte sie eine Idee, die ihn überzeugen könnte, für sie das Hündchen zu spielen. Da war er mal gespannt.

„ Ein Roboter in Gestalt von Son-Goku, der spricht und handelt wie er“ sprach Bulma ihre Idee laut aus und überlegte weiter. „Ich müsste mir die Daten aus alten Videos besorgen. Ich habe welche vom Kampfturnier. Seine Stimme kann ich elektronisch simulieren und seinen Charakter auch, indem ich bestimmte Eigenschaftenprogrammiere…bestimmte Reaktionen und Sprüche. Gut, es wird keine künstliche Intelligenz, aber er hätte mehr drauf als ein elektronisches Spielzeug.“

Vegetas Augen wurden groß, als er es kapierte. Diese Idee war ja…

Bulma verstummte.

Konnte sie das wirklich tun? Ihren Freund ausnutzen, nur um nicht alleine auf eine Party zu gehen? Gut, Son-Goku müsste nie davon erfahren. Es würde ihm ja auch nicht schmerzen. Es ging nur darum, einen Roboter zu  entwickeln, der seine Bewegungen nachahmte und sein ungefähres Aussehen und Stimme hätte. War das unmoralisch?

Sie schüttelte den Kopf und seufzte. Sie fühlte sich unwohl bei dem Gedanken. Was kam danach? Wollte Goku dann einen Vegeta-Roboter? Oh, sie würde die Wette abschließen, dass Yamchu, Krillin, Piccolo und Tenshinhan garantiert einen Vegeta-Bot bestellen würden; allerdings mit verminderter Leistung, um ihn verprügeln zu können.

„Vergiss es, das ist eine schlechte Idee“ sagte sie laut.

„Nein“ Vegeta stand plötzlich vor ihr und packte sie an den Armen. Er grinste breit.

„Das ist eine fantastische Idee“ entgegnete er. Sein Blick war unheilvoll, sein Grinsen vorfreudig. „Ich mache es. Ich begleite dich. Ich nehme diesen Job an, aber dafür erhalte ich diese Bezahlung: Baue mir so einen Roboter. Je mehr er Kakarott ähnelt, umso besser.“

„Ich bin mir nicht sicher, ob das moralisch eine gute Idee ist“ sagte Bulma zögerlich.

Vegetas Kopf näherte sich ihr, so dass ihre Nasen sich beinahe berührten. Er grinste böse.

„Wen interessiert die Moral? Jeder hat auf seine Weise Spaß; daran ist nichts Falsches. Dafür ertrage ich sogar die Anwesenheit lästiger Erdlinge bei diesem blöden Fest. Stell dir vor, wie ich an deiner Seite bin. Niemand wird es wagen, dich zu verletzen“ sagte er mit samtiger, dunkler Stimme.

Er hörte sich an wie der böse Wolf, der Kreide gefressen hatte, um das Zicklein zu betören.

„Äh, schön dass du jetzt so motiviert bist, aber ich weiß nicht, ob ich es schaffe…“ versuchte Bulma sich raus zu winden.

„Oh doch, du kleines Genie, du schaffst es, du baust mir diesen Roboter. Je lebensechter, desto besser“ sagte Vegeta beschwingt und strich mit seiner Nase über ihre.

Ihre Idee war so genial, dass er es kaum abwarten konnte. In seinen Körper kribbelte es vorfreudig.

Ein Trainingsroboter, der aussah wie Kakarott; den er herumprügeln konnte. Der vor Schmerzen (wenn auch nur simuliert) schreien würde. Was für eine wundervolle Vorstellung.

Er war so gutgelaunt, dass er sich nicht zurück halten konnte: seine Lippen überwanden die letzten Zentimeter an Abstand und  pressten sich auf Bulmas.

Der Kuss war kurz und hart; nur ein spontaner Ausdruck seiner überschäumenden Freude und seines Dankes: jetzt hatte die Frau bekommen, was sie die ganze Zeit gewollt hatte.

Bulma sah ihn mit großen Augen an.

„Los, fang an zu tüfteln. Dafür bekommst du die beste Begleitung, die du auf diesen Planeten finden kannst“ forderte er sie auf.

Bulma fasste sich erstaunt an die Lippen. So sah der Saiyajin also aus, wenn er sich freute? So reagierte er? Jetzt sollte sie einfach abhauen und entzückt sein, dass sie eine gute Belohnung und Motivation gefunden hatte? Der Idiot hatte tatsächlich eine Bezahlung gebraucht, anstatt sie freiwillig zu begleiten. Und dann küsste er sie auch noch so plötzlich als wenn Minuten vorher deswegen kein Streit gewesen war?!

Ignorierte der Idiot gerade die Realität oder lebte er in seiner eigenen Traumwelt?

Ihre Augen verengten sich wütend.

„Das…“ sagte sie langsam „war der schlechteste Kuss in meinem Leben.“

 

Vegeta zuckte zusammen. Das war nicht die Reaktion, die er erwartet hatte.

Gut, so viel Erfahrung mit Küssen hatte er jetzt nicht, aber so schlecht konnte er doch nicht sein?!

Die Mechanik war ja relativ simpel…sie unterbrach seine Gedanken.

„Hast du noch nie jemanden vorher geküsst? SO geht das“ sagte die Erdenfrau plötzlich, nahm seinen Kopf in ihre Hände und presste sanft, aber bestimmt ihre Lippen auf seine.

Sie übernahm die Führung. Mit ihrer samtweichen Lippen strich sie über seine; nahm sich Zeit für diesen Kuss. Sie variierte den Druck. Ihre Hände strichen durch seine dicken, widerspenstigen Haare.

Ihre Zähne knabberten vorsichtig an seiner Unterlippe; bissen dann vorsichtig ins feste Fleisch.

Vegeta brauchte einen Moment, um zu entspannen. Als er merkte, wie gut es sich anfühlte, lockerten sich seine Muskeln. Dann ließ er seine Hände langsam auf ihren Hüften ruhen und kam ihren Lippen mit vorsichtigem Druck entgegen.

Doch die Türkishaarige ließ ein verneinendes „Hmhm“ hören und er hielt sofort still.

Ihre Hände wanderten von seinem Kopf zu seinem Hals runter, wo sie sich dahinter ineinander verschränkten. In kreisender Bewegung presste sie ihre Lippen auf seine.

 

 

Als Bulma merkte, dass ihr Atem langsam knapp wurde, trennte sie sich von seinen Mund.

Schnell schüttelte sie ihre Erregung nieder und nutzte Vegetas Benommenheit aus.

Sie schlug ihm kräftig auf die Schulter. Ein lautes „Patsch“ war zu hören.

„So, damit hätten wir das auch geklärt. Du weißt jetzt, was du verpasst hast und ich weiß, dass ich nicht mehr darüber nachdenken muss“ sagte sie in Anspielung auf den Beinahe-Kuss im letzten Monat.

Vegetas Augen waren groß, sein Mund stand sprachlos offen.

Sie ging zwei Schritte nach hinten auf Abstand.

„Ich kümmere mich um deine Kleidung. Ich habe ja deine Maße. Du musst nur still sein und gut aussehen. Wenn du das schaffst, bekommst du auch deine Belohnung“ sagte sie, schenkte ihm zum Abschied ein selbstsicheres Lächeln, drehte sich um und verließ den GR.

Vegeta sah ihr stumm nach.

Seine Finger berührten nachdenklich seinen Mund, wo er immer noch ihre Süße schmecken konnte.

„Was zur Hölle passiert hier ….uahhhh“ rief er laut aus.

Er gab sich selbst eine Ohrfeige, um endlich aus dieser Benommenheit aufzuwachen und Bulmas letzte Worte zu verstehen.

Hätte er vorher gewusst, wie gut sich ein Kuss anfühlen würde, hätte er damals nicht gezögert.

Bulma hatte sich auf ihrer Weise gerächt.

Jetzt stand er da, allein und auf einen weiteren Kuss wartend.

//Wenn sie mir nicht diesen Roboter versprochen hätte, würde ich…verdammt, wem mache ich was vor? Früher oder später hätte sie mich schon weichgekocht und ich hätte sie begleitet.//

Er atmete tief durch.

Allmählich verstand er nicht mehr, was für eine Art von Spiel sie spielten. Die Regeln waren ihm unbekannt. Aber es machte so einen Spaß, dass er nicht aufhören wollte.

 

Eine Woche später: Abend des Frühlingsball

Bulma begutachtete sich kritisch im Spiegel und drehte sich um die eigene Achse, um zu sehen wie der Rock fiel.

Das Kleid passte wie angegossen.

Die Friseurin hatte ihre Haare elegant hochgesteckt und seitlich mit einer edlen goldenen Haarspange geschmückt, so dass die teuren, in Gold eingefassten Saphir-Ohrringe sichtbar waren. Die wie zufällig herausfallenden Locken bewirkten, dass die Frisur nicht zu streng aussah, sondern immer noch jugendlich frisch.

Die Kosmetikerin hate ihr ein tolles Make-Up gezaubert. Ihre Haut sah makellos aus, ihre Lippen schimmerten rosig und ihre Augen wirkten dank der Smokey Eyes geheimnisvoll und strahlend.

Um ihren Hals lag ein enges, schweres Collier aus mattem, ineinander verschlungenen Golddraht, in dem kleine, dunkelblaue Saphire und hell schimmernde Brillanten eingearbeitet waren und ein gesprenkelter runder Opal das Herzstück bildete.

Abgesehen von den Ohrringe und dem Collier als Schmuck trug sie um ihren linken Handgelenk eine schmale, antike Golduhr. Ein Glücksbringer, der einst ihrer Großmutter gehört hatte.

Vorsichtig berührte Bulma mit ihren Fingern das Collier, dessen Metall sich aufgrund ihrer Körpertemperatur langsam erwärmte.

Angesichts seines Wertes war sie noch mehr erleichtert, dass jemand wie Vegeta ihre Begleitung war.

Normalerweise kaufte sie keinen so teuren Schmuck, aber da es bei diesem Ball auch darum ging zu zeigen was man hatte, es perfekt zu ihrem Kleid passte, es ihren Hals so schmal und zierlich wirken ließ und ihre Erfindung so viel Geld einbrachte, hatte sie doch keine andere Wahl gehabt als es zu kaufen.

Ihre Gedanken verirrten sich zu Vegeta. War der Saiyajin bereits eingekleidet? Gefielen ihm die Sachen? Würde heute alles nach Plan klappen? Wie lange konnte sie es in ihren neuen Schuhen aushalten, bevor sie anfingen zu drücken? Anderseits; wie lange würde es dauern, bis Vegeta anfing sich zu langweilen? Wahrscheinlich würden sie zurück sein, bevor ihre Füße anfingen zu schmerzen.

Wenn man vom Teufel denkt…die Tür ging plötzlich auf.

Überrascht starrte Bulma den Prinzen an, der so gut und doch so ungewohnt aussah in seinem edlen, maßgeschneiderten Anzug.

Der wiederum war bei ihrem Anblick erstarrt und sah sie fassungslos an.

 

Einige Minuten zuvor…

Frisch geduscht besah sich Vegeta die fremde Kleidung, die auf einem Bügel bereit hing.

Hose und Jacke in einem mitternachtsblauen Farbton, ein cremefarbenes, langärmeliges Hemd, dunkle Socken, edle Lederschuhe, ein Gürtel mit matter Goldschnalle…beim Anziehen wurde ihm bewusst, dass diese Kleidung teuer gewesen sein musste. Die Sachen passten ihm perfekt, der Stoff fühlte sich unglaublich weich, aber dennoch stabil an. Er konnte sich gut bewegen, nichts engte ihn ein.

Stirnrunzelnd sah er auf zwei Sachen, deren Funktion er nicht kannte: eine Art blauer Strick und ein paar kleine goldene Schmuckstücke. Sollten das Ohrringe sein? War das Stück Stoff eine Art von Stirnband? Die Funktion der Uhr, die mit dabei lag, war keine Frage; er legte sie sich ums Handgelenk. Aber was diese anderen Sachen anbetraf, musste er nachfragen. Er nahm sie mit und ging auf den Flur raus.

Er konnte dann gleich überprüfen, wie weit sie mit ihren Vorbereitungen war. Er hatte keine Lust zu warten. Er öffnete die Tür und erstarrte bei dem gebotenen Anblick.

//Das ist kein Mensch; das ist eine Göttin// dachte er verblüfft.

Majestätisch und strahlend stand sie vor ihm; die Farben ihres Kleides passend zu seinem Anzug.

Der Schmuck ließ sie leuchten, ohne von ihr abzulenken. Der weiße Edelstein an ihrem Hals erinnerte ihn an den Vollmond. Ihre Haut wirkte wie glatter Marmor und ihre Augen waren mysteriöse blaue Seen, umrahmt von langen, schwarzen Wimpern.

Vegeta schluckte.

Er kämpfte gegen das Bedürfnis an, vor dieser Königin niederzuknien und seinen Kopf ehrfürchtig zu beugen.

 

Bulma kam erstaunt näher, um sich den Krieger von nahem anzusehen.

Sein Hemd war noch am Kragen offen, ansonsten war er aber richtig angezogen.

Er sah gut aus! Die Erdenkleidung betonte seine körperlichen Vorzüge, von denen er reichlich hatte: die breiten Schultern, die schmale Taille, der flache Bauch. Er sah eindrucksvoll aus.

Der Anzug, der auf den ersten Blick schlicht wirkte, war handwerklich geschickt geschneidert worden, aus den besten Materialen. Der Stoff war aus Kaschmir, das Hemd aus Seide, die Schuhe und der Gürtel aus edlem, dunklem Leder.

Eine gute Auswahl: Er wirkte mächtig und geschmackvoll, aber nicht wie ein Mann, der es nötig hatte zu protzen. Der helle Kragen seines Hemdes stand in einem schönen Kontrast zu seiner gebräunten Haut. Die dunkelblaue Farbe seines Anzugs, die zu ihrem Kleid passte, stand ihm ebenfalls.

Ihr Blick fiel auf die Krawatte, die er noch nutzlos in der Hand hielt. Wahrscheinlich wusste er nicht, wie man sie binden musste.

Dafür trug er aber die goldene Rolex, eine Leihgabe ihres Vaters.

„Du siehst…wunderschön aus“ hörte sie verblüfft das Kompliment aus seinem Mund.

Er war selbst erstaunt darüber, dass er es angesprochen hatte.

Bulma lächelte, erfreut dass ihm die Änderungen an ihrem Aussehen aufgefallen waren.

„Danke. Du siehst auch sehr gut aus“ gab sie das Kompliment zurück. „Soll ich dir die Krawatte binden?“

Vegeta reichte sie ihr.

Sie trat noch näher an ihn ran, schloss die letzten zwei Knöpfe an seinem Hemd und band ihm dann die Krawatte um.  Wie merkwürdig, ihm wieder so nahe zu sein, aber sich wohl dabei zu fühlen. Vielleicht lag es an dem Kompliment oder an seinem bewundernden Blick, dass sie sich so selbstbewusst fühlte.  Sie bemerkte, dass er gut roch: holzig und würzig.

Sie war so konzentriert auf den vorliegenden Knoten, dass Vegeta sie ungehindert betrachten konnte. Er konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Alles an ihr schien zu leuchten: ihre Haut, ihre Augen, ihre Haare. Sie roch gut, wie ein Sommergarten und ihre Hände an seinem Hals fühlten sich mehr als angenehm an.

„Was ist mit den Manschettenknöpfen?“ fragte sie und hob plötzlich den Blick.

Er zuckte ertappt zusammen, löste sich von diesem Anblick und holte die seltsamen Knöpfe aus seiner Hosentasche.

„Zeig mir deine Handgelenke; ich mache das“ sie legte ihm die mit Obsidian verzierten Knöpfe an. Sie hatte sie in demselben Laden gekauft wie ihren Schmuck. Vergleichen damit waren sie billig gewesen, aber die glatten, schwarzen Steine hatten sie an seine Augen erinnert.

Vegeta fühlte sich seltsam. Er konnte nicht glauben, dass diese elfengleiche Erscheinung dieselbe Frau war, mit der er sich seit Monaten stritt.

Konnte das alles sein: Ein anderes Outfit, glänzender Schmuck und plötzlich erschien sie ihm wie eine andere Person? Erwachsener, ernster, wunderschön, elegant…es fiel ihm schwer, seinen Mund nicht staunend offen zu halten, sondern stattdessen seine übliche starre Miene aufzusetzen.

Bei ihrem Lächeln und ihrem Kompliment zu seinem Aussehen hatte sein Herz einen Sprung gemacht. Und er war derjenige, der sie begleiten würde; an dessen Arm sie hängen würde; er wäre derjenige, den sie ständig ansehen würde…Vegeta erkannte, das man ihn heute um seine Begleitung beneiden würde. Jeder würde sich fragen, wer der unbekannte Mann war, den diese Göttin erwählt hatte.

Bulma zupfte noch den Saum und Kragen von Hemd und Jackett zurecht und sah zufrieden ihre Begleitung an.

„Ich bin auch fertig. Wir können gehen“ sagte sie und schnappte sich ihre Tasche.

Vor der Haustür wartete die bestellte Limousine.

Bulma schloss ab und aktivierter das Sicherheitssystem. Während sie die Schlüssel in ihre Perlenverzierte Clutch verstaute und mit Vegeta an ihrer Seite zum wartenden Auto schritt, kam ihr die Frage, was für ein Bild sie zusammen wohl abgaben. Ihre Mutter war sehr enttäuscht gewesen, dass sie und ihr Mann schon früher das Haus verlassen mussten und sie so kein Foto von den beiden machen konnte.

„Allerdings gibt es ja genug Paparazzi. Ein schönes Bild von euch wird da schon abfallen“ hatte sie sich getröstet.

Bulma war aber dankbar, dass ihre Eltern nicht anwesend waren. Sie war schon nervös genug und hatte Angst, dass Vegeta sich wie ein wildes Tier durch Blitzlicht und hektische Bewegungen abschrecken ließ.

Der Fahrer hielt ihnen die Tür auf und die beiden setzten sich rein.

 

Während der Fahrt sahen beide stumm nach draußen. Weder sie noch Vegeta sprachen ein Wort. Beide bereiteten sich in Gedanken auf die bevor kommende Schlacht vor. Im Fenster spiegelte sich das Gesicht ihres Begleiters.

Vegeta hatte sich in den Sitz zurückgelehnt und seine Arme überkreuzt. Mittlerweile war sein Kopf nach vorne gebeugt und seine Augen geschlossen. War er eingeschlafen?

Bulma drehte den Kopf zu ihm um.

Wie konnte er nur so ruhig und entspannt sein? Gut, verglichen mit einem richtigen Schlachtfeld war das hier wahrscheinlich ein Kinderspiel. Sie dagegen konnte nicht aufhören, an ihren Finger zu spielen.

Plötzlich packte er ihre Hand. Seine schwere, warme Hand auf ihre stoppte jede weitere Bewegung.

„Hör auf, so nervös zu sein, Frau“ sprach er. Seine Augen waren immer noch geschlossen, aber das bedeutete nicht, dass er schlief.

„Ich weiß nicht, wie“ lachte sie aufgeregt.

Vegeta öffnete seine Augen und drehte seinen verspannten Hals. So ging das nicht weiter. Wo war die sonst so selbstbewusste Frau hin, die es mit ihm aufnahm?

„Du gehst dahin, weil du einen Preis für deine Arbeit erhältst. Also sei stolz darauf. Halt den Rücken gerade. Senke nicht den Blick. Wenn dir jemand dumm kommt, siehst du ihn starr an und fragst dich in Gedanken, wieso dieser Wurm es wagt, dir vor die Füße zu treten“ gab er ihr den Rat. „Sollte das nicht genügen…ich stehe immer hinter dir. Ein Zeichen von dir und ich kümmere mich darum.“

Bulma lächelte. Vegetas Ratschläge schienen auf langjährige Erfahrung zu basieren.

„Bitte bring niemanden um“ scherzte sie, obwohl sie sich deswegen keine Sorge mehr machte.

„Ich verspreche nichts. Außerdem plane ich, die betreffenden Personen aus dem Fenster zu schmeißen. Was danach passiert, ist nicht meine Schuld“ erklärte der Krieger.

Bulma kicherte leise. Vegeta konnte sich ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen.

Na also, schon war die Nervosität vergessen und sie war ruhiger.

Das Auto hielt an. Draußen konnte man die wartende Menge und das Blitzen von Kameras erkennen.

Wie er es ihr geraten hatte, streckte Bulma ihren Rücken durch und atmete tief durch.

„Also, dann mal los“ murmelte sie.

Die Tür wurde geöffnet.

 

Als ihre Mutter sie am nächsten Tag fragte, wie der Abend verlaufen war, konnte Bulma ihr zuerst keine klare Antwort geben. Die Erinnerungen an diesen Abend verschwammen in einen Wirbel von Eindrücken und Bilder, von denen einige prägnant, andere nur Schatten waren. Würde es keine Bilder und Zeitungsartikel davon geben, könnte sie glauben, dass es nur ein Traum gewesen war.

Sie erinnerte sich, wie sie mit Vegeta an der Seite den roten Teppich entlang schritten. Er berührte sie nicht, aber er war ihr so nahe, dass seine Zugehörigkeit nicht in Frage gestellt wurde.

Neugierige Fragen und Rufen von der Seite ignorierte sie oder wurde dank seiner bösen Blicke davon abgeschirmt.

Sie erinnerte sich vage, wie sie von anderen Gästen begrüßt und beglückwünscht wurde und dass sie die Preisverleihung und anschließende Rede lächelnd überstanden hatte.

Dann das anschließende Festessen, dessen Mini-Portionen  Vegeta nur deswegen gut überstanden hatte, weil er sich bereits vorher zu Hause vollgefuttert hatte.

Andere Bilder und Episoden in ihrer Erinnerung waren schärfer.

Wie der Moment, als sich zwei Konkurrenten mit ihren operierten Ehefrauen ihr in den Weg stellten und Vegeta sie scharf ansah. Die Typen waren bei seinem Anblick erbleicht und dann in Ohnmacht gefallen.

Der Saiyajin war immer in ihrer Nähe gewesen, sein Blick ständig wachsam. Selbst wenn er sich bei wichtigen Gesprächen im Hintergrund gehalten hatte, hatte sie seinen aufmerksamen Blick im Rücken gespürt und war seltsam entspannt gewesen.

Sie hatte sich beschützt gefühlt. Kein einziges Mal war sie belästigt worden.

Frauen und Männer hatten ihn neugierig taxiert, es aber nicht gewagt, sich ihm zu nähern. Seine Ausstrahlung war so selbstbewusst und eindrucksvoll gewesen, dass jeder andere Vorstellungen über ihn hatte: Bodyguard, geheimer Freund mit dunklen Beziehungen, mysteriöser Geschäftsmann, Yakuza, Geheimagent…die Theorien über ihn waren längst nicht so absonderlich wie die Realität.  (Auf die Idee „Außerirdischer Krieger-Prinz“ war niemand gekommen)

Nur selten hatte sie bei neugierigen Fragen erklären müssen, dass sie in „besonderer Beziehung zueinanderstanden“. Wie man dieses Zitat verwenden würde, war einem selbst überlassen. Sie hatte nur geheimnisvoll gelächelt.

Doch der unwirklichste Moment, der immer noch an ihren Verstand zweifeln ließ, kam später, als zum Tanz gespielt wurde.

 

Flashback…

Das Orchester spielte zum Tanz und die Tanzfläche fing an, sich mit wirbelnden Paaren zu füllen.

Bulma stand an einer Säule gelehnt, ein Champagnerglas in einer Hand und sah dem Treiben zu.

Sie drehte den Kopf und sah im Schatten versteckt Vegeta stehen, mit dem Rücken zur Wand gelehnt und den kompletten Saal in seinen Blick.

Sie konzentrierte sich wieder auf ihre Gesprächspartner, zwei alte Freunde ihres Vaters, die in der Vergangenheit schwelgten.

Die weißhaarigen Männer hörten nicht auf, von ihrer Studienzeit zu reden und sie konnte nichts weiter tun  als freundlich zu lächeln und zu nicken, um sie nicht zu verprellen.

Plötzlich umschlang ein starker Arm ihre Hüfte und sie wurde wortlos von den Männern fortgeführt. Mit einer beiläufigen Bewegung nahm Vegeta ihr das Glas aus den Händen, stellte es einem vorbeilaufenden Kellern aufs Tablett und führte sie auf die Tanzfläche.

Ehe sie sich versah, hatte er ihre Hand genommen und der Griff um ihre Hüfte presste sie näher an ihn.

Bulma konnte nicht glauben, dass der Saiyajin die Initiative übernommen hatte. Nicht nur, dass er sie aus dem langweiligen Gespräch geholt hatte; er führte sie in den Mittelpunkt des Geschehens?!

„Du…kannst tanzen?“ fragte sie überrascht, als er langsam anfing, sie über den Boden zu führen.

„Verglichen mit deinen Trainings-Droiden ist das Rhythmus-Muster ziemlich überschaubar. Fast schon langweilig“ murmelte er. „Außerdem dachte ich mir, dass der Star des Abends wenigstens einen Tanz haben sollte. Schließlich weiß ich, dass du es gerne tust“ erinnerte er sie, wie er sie mal beim Abtanzen im Labor überrascht hatte.

Bulma lächelte erfreut. Damit hatte sie nicht gerechnet. Ihre Augen fingen an zu strahlen und sie entspannte sich in seinen Armen.

Sicher führte er sie durch die Menge. Er wurde selbstbewusster in seiner Führung und ließ sie um die eigene Achse herumwirbeln oder nach hinten fallen. Seine starken Armen hielten sie beschützend fest.

Bulmas Lächeln verbreitete sich ohne dass sie es kontrollieren konnte. Sie hatte noch nie so viel Spaß beim Tanzen gehabt. Es fühlte sich an, als würde sie schweben.

Sie bemerkte nicht die Aufmerksamkeit der wartenden Menge am Rande oder das leise Gemurmel. Ihr Blick war auf ihren Tanzpartner gerichtet, der so konzentriert durch die Menge schritt und darauf achtete, dass ihnen niemand in den Weg kam.  

Vegeta ließ sie wieder nach hinten in einer eleganten Bewegung fallen, während seine Hand an ihrem unteren Rücken sie stütze. Sie lachte glucksend, ihre Wangen durch die Wärme des Saals und des Champagners gerötet.

Überrascht sah sie, wie sein Blick mit ungewohntem Hunger über sie glitt und seine Pupillen größer wurden. Sie hatte das Gefühl, dass seine Gesichtsfarbe dunkler wurde. Aber bevor sie es sich genauer ansehen konnte, wurde sie wieder herumgewirbelt und mit großen Schritten an den Rand der Tanzfläche geführt.

Schwer atmend sahen sie sich in die Augen. Langsam ließ er ihre Hand los und beugte den Kopf in einem leichten, andächtigen Nicken.

Sie lächelte, hob mit beiden Händen den Saum ihres Kleides an und knickste elegant vor ihm.

Die Menge brach in Applaus aus.

Flashback ende

 

Bulma starrte auf das Bild in der Zeitung, dass sie in seinen Armen zeigte.

Ihre Mutter hatte dort bereits angerufen, weil sie das Bild in besserer Qualität und Größe haben wollte, um es einzurahmen.

„Ihr seht so zauberhaft aus“ sagte sie entzückt. „Als würdet ihr zueinander gehören.“

Bulma sah von der Zeitung auf und warf ihrer Mutter einen verwirrten Blick zu.

„Bitte, was?“ fragte sie. „Mum, jetzt denk nicht zu viel darüber: Vegeta und ich hatten eine Abmachung, mehr nicht. Natürlich habe ich geschaut, dass sein Anzug zu meinem Kleid passt. Aber das bedeutet nicht, dass wir …dass da was zwischen uns ist“ sagte sie, merkte aber selbst wie zögerlich sie klang.

Panchy zuckte mit den Schultern und murmelte etwas Unhörbares. Sie schnappte sich das Telefon, um mit einer Freundin zu quatschen  und verzog sich in einen anderen Raum.

Bulma konzentrierten sich wieder auf das Bild.

Es geschah selten, dass sie ein Foto von sich so mochte. Sie sah wunderschön aus.

Aber es war der Blick, den ihr vergangenes Ich ihren Tanzpartner zuwarf, der ihr jetzt Angst machte.

Wie konnte sie Vegeta, einen Feind dieses Planeten, der mitschuldig am Tod ihrer Freunde war, nur in aller Öffentlichkeit so anhimmeln?



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-12-05T04:43:40+00:00 05.12.2019 05:43
Es knistert immer mehr . Wenn die beiden nicht so dickköpfg wären dann wären sie schon lange zusammen.
Von:  Princesskittylin
2019-10-16T21:51:16+00:00 16.10.2019 23:51
Diese FF ist so toll - ich liebe Bulma hier so sehr, genauso stelle ich sie mir vor! Ich hoffe so sehr, das du weiterschreibst ❤
Von:  sama-chan
2019-09-28T12:01:47+00:00 28.09.2019 14:01
Ich liebe Bulma in deiner FF einfach! Sie ist einerseits berechnend, intelligent und charismatisch, manchmal aber auch unsicher, schüchtern und mädchenhaft. Diese Kombi gefällt mir sehr gut und Beta anschreibe auch. Ich bin gespannt, wie es nach dem Kuss und dem Abend mit den Beiden weitergeht. Wie werden sie sich verhalten, wenn sie das nächste Mal aufeinander treffen? 😁
Von:  CharlieBlade1901
2019-09-28T07:24:41+00:00 28.09.2019 09:24
Charlie: „Ich weiß ich darf der Frage am Ende nichts vorweg nehmen,...“
Vegeta: „Aber du wirst es trotzdem tun.“
Charlie: „...Das ist richtig. Aber hast du schon mal drüber nachgedacht, dass du dich in Mister >>Ich bin der tollste im Universum<< haha dazu, verschossen hast?“
Bulma: „Hab ich nicht.“
Charlie: „Doch hast du. Und das hat er auch. Allein wie ihr euch anschmachtet spricht Bände. Und das bild spricht nochmal 100 mehr.“


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