Mosaik von Alaiya (Urban Fantasy Thriller) ================================================================================ [29.08.2011 – D34 – Anspannung] ------------------------------- Der nächste Tag verging ohne wirkliche Vorfälle. Pakhet bekam noch etwas Information von Alice, jedoch nichts, was sie nicht schon wussten. Alice hatte – laut eigener, frustrierter Aussage – noch keine Informationen über die eigentlichen Betreiber der Domain gefunden. Wenig überraschend. Natürlich würden sie ihre Identität verschleiern. Sonst hätte es die Behörden weit leichter, die Betreiber und Besucher solcher Webseiten und andere illegaler Betriebe des Darknets ausfindig zu machen. Allerdings hatte sie Informationen über die Webseite gefunden, über die wahrscheinlich die Söldner angeheuert worden waren, wie auch ein Kopfgeld auf Pakhet selbst. Neuntausend. Dafür würden die meisten Leute, die diese Webseite fanden, es wohl kaum riskieren. Und so kam der Morgen selbst. Pakhet war um sechs Uhr wach. Sie machte sich einen Kaffee, verzichtete jedoch vorerst auf ein festes Frühstück. Sie hatte keinen Appetit. Egal wie viel Kampferfahrung sie hatte, sie war sich nicht sicher, was sie erwarten sollte. Sie machte sich Sorgen um die anderen, vor allem um Murphy und Heidenstein. Auch wusste sie nicht, was an den Wasserwerken auf sie wartete. Verdammt, von allem was sie wusste, konnte man dort eine Falle für sie gestellt haben. Ach, natürlich hatte man eine Falle gestellt. Die Frage war nur, inwieweit diese Falle aus Menschen mit Waffen bestand, und inwieweit aus Dämonen und anderen Horrorn aus der Anderswelt. Sie musste abwarten, doch sie hasste diesen Gedanken. Sie machte sich daran, ihre Waffen vorzubereiten. Die alte Schamanin hatte gesagt, dass sie die geisterschwächende Flüssigkeit in bester Videospielmanier auf ihre Waffen, beziehungsweise ihre Munition reiben konnte. Nein, es war nicht das erste Mal, dass Pakhet so etwas verwendete, doch kam es ihr immer wieder als seltsam vor. Sie hatte nie Videospiele oder diese Tabletop-Rollenspiele gespielt, doch sie hatte in ihrer Jugend genug von Robert mitbekommen, der immer ein bekennender Nerd gewesen war. Sie hatte sich in Heidensteins Arbeitsraum gesetzt, bemüht ihn zuvor in der Wohnung nicht zu wecken, war jedoch nicht überrascht, als er schließlich die Tür hinter ihr öffnete. „Hey.“ Sie drehte sich nicht um, erkannte ihn an seinem Schritt. Vielleicht sollte ihr das Sorgen machen. „Hey.“ Er kam zu ihr hinüber. „Normal bist du doch kein Frühaufsteher.“ Sie war damit beschäftigt, vorbereitete Kugeln in ihr Magazin zu stecken. Antwortete nicht. „Ist das der Trank?“, fragte Heidenstein, während er einen Teller mit zwei beschmierten Vollkornbroten neben sie auf die Werkbank stellte. „Ja.“ Sie sah ihn an. „Ist das mein Frühstück?“ „Ich habe mir gedacht, du hast wahrscheinlich noch nicht gegessen“, erwiderte er. Sie zuckte mit den Schultern. Noch immer hatte sie keinen Appetit, doch wusste sie, dass sie zumindest etwas essen sollte. „Danke.“ Er lächelte sie an und etwas lag in seinem Blick, das dafür sorgte, dass sich ihr Magen zusammenzog. „Bist du nicht nervös?“, fragte sie. Er seufzte, ließ sich neben ihr auf den zweiten Hocker nieder. „Natürlich bin ich das. Aber gleichzeitig bin ich auch froh  … Nachher wird alles vorbei sein.“ Er schürzte die Lippen. „Ich mache mir nur Sorgen um dich.“ „Um mich?“ Sie hob eine Augenbraue. Es gab aktuell viele andere Leute, um die man sich eher Sorgen machen konnte. „Ja. Dass du zu viel riskierst.“ Sie wandte den Blick ab, wandte sich dem beschmierten Brot zu und biss hinein. „Versteh mich nicht falsch, Pakhet“, meinte er nach einigen Sekunden des Schweigens. „Ich finde es gut, dass du das tust. Ich finde, es sollte mehr Leute geben, die nicht einfach wegschauen, aber ich mache mir Sorgen. Vor allem, das gebe ich zu. Es wundert mich noch immer.“ Sie kaute, schluckte, trank einen Schluck Kaffee. „Was?“ „Dass du  … Ich meine, dass du diese ganze Aktion angefangen hast. Ich  … Warum?“ Sie zuckte mit den Schultern. Im Moment trug sie die synthetisch verkleidete Prothese, würde, sobald sie losfuhren, jedoch auf die andere wechseln. „Weil ich nicht zusehen kann, wie so etwas Kindern angetan wird.“ Heidenstein schwieg, schürzte die Lippen wieder. „Aber das kann nicht das erste Mal gewesen sein, oder?“ Sie wich seinem Blick aus, seufzte noch einmal. „Doc.“ Sie holte tief Luft. „Ich hatte eine Abmachung mit Michael. Ich werde nicht in Sachen reingezogen, die Kinder oder Jugendliche beinhalten. Ich habe  … Wenn es Kinder waren, habe ich nie wegsehen können.“ „Aber wieso  …?“, begann Heidenstein. Sie war sich nicht ganz sicher, was er fragen wollte: Wieso arbeitete sie in diesem Job? Wieso hatte sie diese Regel vereinbart? Wieso hatte sie nun einen solchen Job angenommen? Sie beschloss die letzte Frage zu beantworten, unterbrach Heidenstein. „Weil Michael ein Exempel statuieren wollte. Ihm gefällt nicht, was ich in letzter Zeit gemacht habe. Mit dir. Mit Murphy. Ich werde ihm zu sozial. Und deswegen hat er mir einen Job gewesen, bei dem er sicher war, dass ich gegen seine Regeln handeln würde. Oder eher  … Er hat meine Loyalität geprüft.“ Sie schüttelte den Kopf. „Wie lange kennst du Michael schon?“, fragte Heidenstein vorsichtig. Sie seufzte, sah ihn noch immer nicht an. „Zu lange.“ Damit schob sie ihm das kleine Fläschchen zu. „Vielleicht solltest du auch Vorbereitungen treffen.“ Sie wollte nicht länger darüber reden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)