Mosaik von Alaiya (Urban Fantasy Thriller) ================================================================================ [25.08.2011 – SI02 – Beobachtungen] ----------------------------------- Der Morgen verging langsam. Pakhet hasste es, weiterhin im Krankenhaus zu sitzen, nichts zu tun, doch gab es im Moment wenig, was sie tun konnte. Sie musste sich auf die anderen verlassen. Murphy und Siobhan, sowie die seltsame Möwe, um die beiden Orte zu beschatten, auf Smith und Jack, um eventuell weitere Hilfe zu besorgen, auf Alice, um Informationen über den Ring herauszufinden. Sie selbst konnte nicht unauffällig die Orte beschatten. Sie selbst kannte auch kaum jemanden außerhalb der Organisation, den sie um Hilfe bitten konnte. Ebensowenig war es ihr möglich Informationen aus dem Dark Net ziehen. Kurzum: Sie fühlte sich nutzlos. Sie verbrachte die Zeit damit, vor dem Fernseher zu sitzen und ihrem Handy missmutige Blicke zuzuwerfen, darauf wartend, eine Nachricht von irgendwem zu bekommen. Irgendeine Information, die sie weiter brachte, die es ihr erlaubte, selbst tätig zu werden. Doch für über zwei Stunden war ihr Handy still da gelegen. Umso mehr zuckte sie zusammen, als es nun dennoch vibrierte. Eine Textnachricht. Von Heidenstein, der sie darüber informierte, dass Siobhan unten im Krankenhaus angekommen war. „Komme“, schrieb sie und stand auf. Sie war bereits bekleidet, trug auch ihre Prothese, um dem Gefühl der Unvollständigkeit, dass sie ohne verspürte, zu entgehen. Sie machte sich auf den Weg in den Keller des Krankenhauses. Wenn sie ehrlich war, war sie froh um die Ablenkung, die ihr dies erlaubte. Verdammt, wie sehr wollte sie etwas tun? Siobhan wartete im Besprechungszimmer, wo sie sich auch am Tag zuvor getroffen hatten. Sie saß am Tisch, schaute etwas auf ihrem Handy nach und hatte eine Krankenhaustasse, die dem Geruch nach mit Kaffee gefüllt war, vor sich stehen. „Hey“, meinte Pakhet und kam rein. Siobhan blickte auf. „Hey.“ Sie lächelte. „Hat Murphy dich abgelöst?“ Die Magierin nickte. „Ja. Ich war allerdings kurz zu Hause, um etwas zu essen.“ Sie sah bei weitem nicht so müde aus, wie Murphy am Vortag. Vielleicht konnte sie besser damit umgehen, so lange wach zu sein. Vielleicht hatte sie auch entsprechende Fähigkeiten. Einige Magier waren fähig, ihre Energiereserven durch Rituale aufzufüllen und damit mehrere Tage am Stück wach zu bleiben, zu arbeiten. „Nicht schlimm.“ Pakhet hätte sich auch nicht darüber beschwert, wäre die Antwort nur schriftlich gewesen. „Gibt es irgendwelche Neuigkeiten?“ „Ja“, antwortete Siobhan. „Ich habe an den Wasserwerken beobachtet, wie insgesamt acht bewaffnete Leute angekommen sind. Ich nehme an, sie waren Söldner. Die Ausrüstung war nicht Straßengangtypisch.“ Pakhet nickte. Das passte zu dem, was sie von Michael erfahren hatte. „Etwas neues vom Hotel?“ Immerhin konnte es sein, dass Siobhan Informationen von ihrem Schutzgeist oder was auch immer die Möwe war, bekommen hatte. „Trixie sagte, dass ein junges Mädchen von jemanden weggebracht worden sei. Sie wusste aber nicht, ob es eins unserer Kinder war“, antwortete Siobhan. Verdammt. Wenn sie eins der Kinder verkauft hatten, war die Wahrscheinlichkeit, dieses Kind – oder diesen Jugendlichen, versuchte sie sich zu verbessern – zu retten gering. Es war zu schwer nachzuvollziehen, wohin die Jugendlichen gebracht wurden. Vielleicht in ein Bordell, vielleicht in eine Miene oder auf Felder, vielleicht aber auch ganz woanders hin. „Danke“, sagte sie dennoch matt. Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Sie wollte etwas sinnvolles sagen, auch wenn ihr im Moment wenig einfiel. „Was ist mit der Möwe, ich meine, Trixie? Kann sie das Haus länger bewachen? Murphy sagte, sie hat weniger Probleme.“ Siobhan lächelte ein geheimnistuerisches Lächeln, wie Pakhet es schon zu oft bei Magiern gesehen hatte. „Geister brauchen nicht zwangsläufig Schlaf. Außerdem hat sie einen Schwarm hier in der Stadt. Verbündete, wenn man so will, die für sie übernehmen können.“ Sie zwinkerte. „Mach dir um sie keine Sorgen.“ Pakhet nickte, seufzte. „Okay.“ Siobhan musterte sie. Für einen Moment schien es, als wolle sie noch etwas sagen wollen, doch dann setzte sie den Kaffee an, trank. „Wenn du mich entschuldigst. Ich will mich für ein paar Stunden hinlegen.“ „Sicher“, meinte Pakhet. „Du musst wegen so etwas auch nicht herkommen.“ Wieder konnte sie sich ein Seufzen nicht unterdrücken. „Aber danke für deine Hilfe.“ „Gerne“, antwortete Siobhan. „Es ist doch immer wieder gut, das richtige zu tun, oder?“ Sie sagte es auf eine Art, die etwas zu suggerieren schien. Pakhet verstand nicht, zuckte mit den Schultern. „Ja.“ Sie ließ das Wort vage klingen, sah Siobhan an. „Wirklich. Danke.“ Siobhan lächelte nur. „Ich sage Bescheid, wenn ich was neues höre.“ Damit leerte sie die Tasse, stellte sie ab und stand auf. „Ansonsten bis morgen.“ Pakhet nickte. „Bis morgen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)