Zum Inhalt der Seite

Mosaik

Urban Fantasy Thriller
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Frohe Ostern/Frohes Frühlingsfest Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

[09.06.2011 – D14 – Ehrlich]

Der Asphalt war noch immer nass, die Luft jedoch klar. Es war später Nachmittag, zwanzig nach fünf, als Pakhet auf den Parkplatz des Krankenhauses fuhr.

Sie tat es wirklich. Sie war wirklich hergekommen. Vielleicht hatte Michael Recht. Es war eine Schwäche. Es war nicht ihre Art, nicht ihr Stil. Sie konnte noch immer umkehren.

Nein.

Verdammt.

Sie konnte nicht.

Die Wahrheit war, dass sie sauer war. Auf Heidenstein. Ohne den improvisierten Heilzauber Murphys wäre Spider gestern gestorben. Deswegen hatten sie einen Heiler im Team, oder? Damit er sich darum kümmerte, nicht Murphy.

Abgesehen davon war sie persönlich sauer auf ihn. Warum hatte er sich nicht gemeldet? Egal was sie gegenüber Michael sagte, sie betrachtete ihn als Freund und fühlte sich verraten.

Also stieg sie von ihrem Motorrad ab und marschierte mit langen Schritten auf den Hintereingang des Krankenhauses zu. Er musste irgendwo da sein. In der Straßenklinik oder seiner Wohnung. Vielleicht auch im eigentlichen Krankenhaus. Mr Anderson. „Wir haben auf sie gewartet, Mr Anderson.“ Nein. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, für Filmreferenzen.

Sie drückte die Doppeltür auf und betrat das Gebäude. Wie immer standen da zwei Wachen. Russen. Natürlich.

Sie sahen sie verdutzt an. Einer hatte die Hand an seiner Waffe. Der andere erkannte sie.

„Ich suche Heidenstein“, sagte sie, bemüht die Wut nicht in ihrer Stimme mitschwingen zu lassen.

Der Kerl, der sie erkannte, nickte, legte seinem Kollegen die Hand auf die Schulter. „Er ist unten.“

Pakhet nickte dankbar. Sie hatte nicht gegen die beiden kämpfen wollen. Ein Teil von ihr hatte erwartet, dass Heidenstein seine Wachen angewiesen hatte, sie nicht reinzulassen.

Sie fand Heidenstein in seinem Büro. Er hatte keinen Patienten. Umso besser.

Ohne zu Klopfen kam sie rein. „Doc.“ Es war keine Frage. Eher eine Feststellung.

Er blickte auf. Im Bruchteil einer Sekunde huschten mehrere Emotionen über sein Gesicht: Überraschung. Verwirrung. Misstrauen. Wut. Unsicherheit. Er stand auf. „Pakhet. Was machst du hier?“ Seine Stimme war unsicher, aber hart. Härter als normal. Er mied ihren direkten Blick.

„Ich dachte als verantwortungsvolle Teamleiterin schaue ich, wo unser Teammedic abgeblieben ist.“ Unterdrückte Frustration schwang in ihrer Stimme mit. Sie konnte es nicht verhindern.

„Ich habe doch Bescheid gesagt.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich habe einem Freund ausgeholfen.“ Er wollte an ihr vorbei gehen, doch sie streckte die Prothese aus, um die Tür zu blockieren.

Bildete sie es sich nur ein oder bewegte er sich seltsam? „Doc. Was ist los?“

Er warf ihr einen kurzen Blick zu. „Nichts. Es haben sich nur ein paar Sachen angesammelt und ich …“ Wieder brach er ab.

„Gestern wäre Spider fast gestorben, weil du nicht da warst.“

Seine Kiefermuskeln spannten sich merkbar an. Kurz schloss er die Augen, holte tief Luft. „Es tut mir leid, okay?“ Ein weiteres Kopfschütteln folgte. „Ist er okay?“

„Ja. Murphy hat sich irgendwie an einem Heilzauber versucht und schlimmstes verhindert. Wir wissen nur nicht, ob wir in zwei Wochen vollständig sind.“

„In zwei Wochen?“

„Der große Gig? Das Ding, für das Smith eigentlich das Team wollte?“

„Oh.“ Heidenstein seufzte. Etwas stimmte definitiv nicht mit ihm. Er schien Schmerzen zu haben. „Vielleicht solltest du mit Smith reden und …“

„Fuck.“ Der Fluch glitt ihr über die Lippen, ehe sie sich beherrschen konnte. „Doc. Was zur Hölle ist los?“

„Nichts!“, sagte er – dieses Mal mit Nachdruck.

„Ja, sicher.“ Sie schenkte ihm einen wütenden Blick.

Er hob die Hand, um ihren Arm runterzudrücken. Er benutzte nicht viel Kraft und sie hätte es verhindern können, ließ aber den Arm sinken. Er ging an ihr vorbei. Seinem Gang nach zu urteilen musste er irgendeine Verletzung an der Taille haben. Was war passiert?

„Heidenstein“, sagte sie vorsichtig. „Doc. Red mit mir! Ich mache mir Sorgen, ja?“

„Es tut mir leid.“ Er drehte sich nicht zu ihr um. Wohin wollte er überhaupt? Wahrscheinlich einfach nur weg.

Fuck. Plan B. „Anderson?“

Er hielt inne. Als er sich nach ein oder zwei Sekunden umdrehte, hatte er die Stirn gerunzelt. „Wie hast du mich genannt?“

„Anderson“, erwiderte sie. Sie war sauer. Sie hatte keine Ahnung, was mit ihm los war. Er verhielt sich wie ein kleines Kind. „Joachim Anderson. Das bist du, oder?“

Für einen Moment schien er nicht zu wissen, was er sagen sollte. Er machte allerdings keine Anstalten, es zu verleugnen. „Hat dir Smith davon erzählt?“

„Nein.“ Sie sah ihn düster an.

„Forrester?“

„Ich habe es selbst herausgefunden“, erwiderte sie. „Es ist nicht so, als hätte es besonderem detektivischen Verständnis bedurft.“ Sie machte eine weitläufige Geste. „Wer, wenn nicht der Besitzer, würde hier leben? Wer, wenn nicht der Besitzer, würde Equipment stehlen wollen?“

Noch immer starrte er, schloss dann die Augen. Er wirkte ergeben.

Halb rechnete sie damit, dass er wütend werden würde, dass er sie anschreien würde, doch nichts dergleichen geschah. Seine Züge entspannten sich. Er wirkte ergeben, schwieg aber.

Sie ging auf ihn zu. Verdammt, was sollte sie jetzt eigentlich sagen? Sie war nicht gut mit sozialen Dingen. „Doc.“ Er fühlte sich natürlicher an, ihn so zu nennen. „Verdammt noch mal. Was ist los?“

Er wich einen Schritt zurück, ehe stehen blieb und sich gegen die Wand lehnte. Er überlegte zu. Sein Blick wirkte nicht mehr wütend, nur ratlos.

Die Stille zog sich. Fünf Sekunden, dann zehn. Schließlich seufzte er.

„Victor hatte Probleme. Jemand war auf ihn angesetzt, er hatte ein Treffen in der Ukraine, ich bin mitgekommen.“ Noch ein Seufzen. Er musterte sie. „Kurzfassung: Wir sind in einen Hinterhalt geraten, wurden beide angeschossen. Nichts Dramatisches, aber es hat mich ausgeknockt. Und sagen wir es mal so, der Arzt, zu dem man mich gebracht hat, hat die Dinge nicht besser gemacht.“

„Deswegen bist du noch nicht zurück?“

Er schürzte die Lippen, wich ihrem Blick aus. Es war nicht alles, doch was auch immer noch war: Er sagte es nicht. „Ja.“

Pakhet fragte nicht weiter. Sie wollte nicht weiter drängen. „Warum hast du die Wunde nicht geheilt?“

„Heilt nicht ordentlich“, murmelte er. „Entzündet.“

„Und damit läufst du hier rum?“

Er schwieg.

„Warum warst du nicht in der Zentrale? Da gibt es andere Ärzte.“

Schweigen. Ein Seufzen. Ein mattes, selbstironisches Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. „Stolz?“

Sie musterte ihn, selbst seufzend. „Lässt du mich danach sehen?“

Wieder zögerte er, ehe er nickte. „In Ordnung.“ Er machte eine Pause und beobachtete sie dabei. Dann leckte er sich über die Lippen. „Es tut mir leid, Pakhet.“

Zur Antwort zuckte sie mit den Schultern. „Du bist halt ein verfickter Idiot.“

Er hob eine Augenbraue. „Ein was?“

Sie grinste. „Ein verfickter Idiot.“ Damit legte sie eine Hand auf seine Schulter. „Komm. Lass mich nach der Wunde sehen.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Nächstes Kapitel Donneratag. Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Taroru
2019-05-10T05:33:08+00:00 10.05.2019 07:33
er wirkt hier tatsächlich wie ein idiot... wobei ich auch glaube, das das längst nicht alles ist, das hinter heidenstein noch mehr steckt, und wir das hier einfach noch nicht wissen.....
ich bin gespannt!
Antwort von:  Alaiya
10.05.2019 10:05
Ich höre gerne Spekulationen, was noch so hinter ihm steckt :D
Antwort von:  Taroru
10.05.2019 10:06
dazu... muss ich erst mal schlafen, und durch die kurz geschichte, hab ich doch schon ein paar antworten bekommen :-D
Antwort von:  Alaiya
10.05.2019 10:12
Sagen wir es mal so: Es hatte noch eine nsehr guten, sehr persönlichen Grund, warum er nicht da war und versucht hat Pakhet aus dem Weg zu gehen
Antwort von:  Taroru
10.05.2019 10:13
du machst mich verdammt neugierig! ich freu mich jetzt schon drauf, das dann endlich zu lesen!


Zurück