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Traum, Albtraum oder Realität?

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu, hier geht es endlich weiter. Allerdings ist dieses Kapitel so lang geworden, das ich mich entschlossen hatte es zu teilen.
Ich hoffe es liest das hier überhaupt jemand liest. Komplett anzeigen

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Teil 1

Als ich wieder zu mir kam, bewegte sich der Boden unter mir und ich war definitiv nicht mehr alleine. Ich hörte einige Stimmen und das Schnauben von Pferden. Mit geschlossenen Augen versuchte ich mich ein wenig zu orientieren. Ich lag auf der Seite, auf mir lag eine Decke oder ein Fell. Der Boden, auf dem ich lag war rau und ziemlich hart. Eine leichte Bewegung mit den Fingern und ich konnte sagen, dass es sich um Holz handelte. Mit diesem Wissen und den Geräuschen einiger Pferde, konnte ich erahnen das ich auf einem Pferdekarren liegen musste.

Aber wie kam ich hier her. Das letzte, an das ich mich erinnern konnte war, dass ich das nächste Dorf fast erreicht hatte. Vorsichtig versuchte ich mich zu bewegen. Ich hatte nur minimal Muskelschmerzen und war glücklicherweise nicht gefesselt. Also konnten diejenigen die mich gefunden hatten, es nicht allzu schlecht mit mir meinen. Aber was war mit meinem kleinen Begleiter.

Langsam öffnete ich meine Augen.

Ich lag tatsächlich auf einem Karren, der mit Kisten und Säcken beladen war. Hinter mir rührte sich etwas. „Papa, Papa! Ich glaube sie wird wach!“ konnte ich eine kindliche Stimme in meinem Rücken hören.

„Geht es dir wieder gut? Mein Papa hat dich gefunden.“ Sprach die kindliche Stimme anscheinend zu mir. Kinderhände legten sich auf meine Schulter und rüttelten leicht, als ich nicht sofort antwortete.

„Rosie, lass das.“ Hörte ich einen Mann das Kind zurecht weisen.

Ich drehte mich auf den Rücken und sah direkt in das Gesicht eines kleinen Mädchens. Sie grinste mich an. „Wo bin ich?“ fragte ich zögerlich. „Wir haben dich auf der Straße gefunden, kurz vor dem Dorf. Du kannst froh sein, dass wir es waren und nicht die Dorfbewohner. Die hätten dich sicherlich in den Sumpf gebracht, als Opfer für die Herrinnen des Waldes.“ Erklärte die männliche Stimme.

Ich stemmte mich hoch und drehte mich zu dem Mann. „Dann danke dafür.“ Ich blickte mich noch einmal genauer auf dem Wagen um. „Wo ist mein kleiner Welpe?“ fragte ich, als ich ihn nicht sah. „Der ist auf einem anderen Wagen, wir mussten ihn leider in einen Käfig sperren, er hatte die Pferde ganz wild gemacht.“ Ich seufzte, „Das wird ihm bestimmt nicht gefallen.“ Der Mann brummte fröhlich, „Ach mach dir darüber keine Gedanken, er hat eine warme Decke und ein wenig Fleisch bekommen. Jetzt schläft er.“

„Wie heißt du? Ich bin Roselyn, aber alle nennen mich Rosie!“ wollte das Mädchen wissen. Ich überlegte kurz, hier gab es Magie und jemand mi Magie konnte verehrenden Schaden anrichten, wenn sie den wahren Namen kannten. Ich konnte meinen richtigen Namen also vorsichtshalber nicht nennen. „Eve, mein Name ist Eve.“ Antwortete ich ihr. Eve war nah genug an meinem zweiten Vornamen, so dass es damit sicher keine Probleme gab.

„Was hast du eigentlich im Wald gemacht? Weißt du nicht wie gefährlich das ist, hier gib es viele Monster und der Krieg tobt durch das Land.“ Warf der Mann ein.

~Dumme Steine, meine Hufe tun schon weh! ~ konnte ich das Pferd schnauben hören, während der Mann fluchte, weil es gestolpert war. „Ich hatte mich verlaufen, allerdings weiß ich nicht wie ich in dem Wald gelandet bin.“ Gab ich zu. Der Mann drehte sich zu mir um, „Wieso weißt du nicht, wie du in den Wald gekommen bist?“ Ich zuckte mit den Schultern, „Ich bin dort in einer Senke aufgewacht. Das letzte, an das ich mich vorher erinnere ist, dass ich mich schlafen gelegt hatte.“ Erklärte ich. „Nach einem einfachen Streich klingt das aber nicht. Wo kommst du denn ursprünglich her?“ wollte er wissen.

Der Weg wurde etwas ebener und er trieb das Pferd in ein schnelleres Tempo. Ich besah mir die Umgebung, sie kam mir wage vertraut vor. „Wohin fahren wir eigentlich?“ wich ich seiner Frage aus. „Unser nächstes Ziel ist die Straße zum Kahlen Berg. Es ist ein kleines Dorf. Viel werden wir dort sicherlich nicht verkaufen können, aber es gibt auch nicht viele Händler, die dorthin fahren, aber vielleicht haben wir Glück, bald ist das große Fest zu Ehren der Herrinnen, da sind die Leute großzügiger. Aber wir müssen uns beeilen und hoffen das kein Rad oder Achse bricht. Ziemlich gefährlich der Weg. Hier können überall Monster lauern.“ Ich summte zustimmend. Ich richtete meinen Blick nach vorne und tatsächlich konnte man hinter den Hügel die große Eiche aufragen sehen, die die Bergspitze schmückte.

„Kann ich euch dann noch weiter begleiten? Ich würde ungern in diesem Ort bleiben und von dort aus alleine weiter ziehen, scheint mir auch recht gefährlich zu sein.“ Bat ich den Mann. „Wir werden sehen. Du wirst uns im nächsten Dorf helfen und wenn du dich nicht zu dumm anstellst, kannst du uns vielleicht weiter begleiten.“

„Danke.“ Es war zumindest schon mal kein generelles nein, aber ein vielleicht ist auch nicht immer eine positive Antwort. „Ich könnte mich um die Pferde kümmern. Ich hatte früher auch eines und habe eigentlich alles selber gemacht. Es brauchte nur ganz selten einen Hufschmied und krank war es auch nicht.“ Schlug ich vor.

„Hm, wir werden sehen. Obwohl der alte Admir sich sicherlich über ein wenig Hilfe freuen würde.“ Stimmte er zu.

Bald darauf war der Wald außer Sichtweite und der Weg wurde wieder schlechter. Trotzdem versuchten die Männer, die Pferde in der schnelleren Gangart zu halten. Nun ja, zumindest so lange, bis die Warenkisten anfingen bedenklich zu wackeln.

Rosie stellte mir jede Menge Fragen, aber die meisten konnte ich ihr keine Antwort geben. Sie wollte wissen von wo ich kam und was ich arbeite. Ich schlich um die Antworten herum, war mir aber bewusst, dass ihr Vater genauso zuhörte. Vermutlich würde er waren, bis er mich alleine Sprechen konnte. In der Ferne sah ich eine Bewegung am Himmel, zuerst dachte ich es wäre ein Schwarm Vögel, aber beim genaueren Hinsehen erkannte ich, dass die Schemen viel zu groß für gewöhnliche Vögel waren. Es waren Harpyien. Aber sie waren zum Glück so weit weg, dass sie nicht auf uns reagierten. Ich hoffte, dass es auch so bleiben würde.

Der Wagen rumpelte durch eine Senke und ich fragte mich schon, ob wir uns überhaupt noch auf einem Weg befanden. Denn für mich sah es überhaupt nicht danach aus, es wirkte eher, als ob wir querfeldein reisen würden. Ich konnte mich aber auch nicht an einen Landweg erinnern, der zu diesem Dorf führte, vielleicht gab es ja keinen.

„Ist das hier überhaupt noch ein Weg?“ äußerte ich meine Bedenken laut. Der Mann nickte, „Theoretisch schon, aber er wird so selten genutzt, dass er immer weiter zu wuchert. Die meisten nehmen ein Boot, um zu dem Dörfchen zu kommen.“ Bestätigte er mir. Die Pferde schnaubten nervös, doch sie ‚sagten‘ nichts, was ich verstehen konnte. Als wir die Senke verließen konnten wir den Grund dafür sehen.

Der Mann hielt sofort den Wagen an und fluchte leise vor sich hin. Ganz in der Nähe lag ein großes schuppiges Monster. Mein Herz schlug schneller, von so nah wollte ich keines dieser Biester sehen. Wir verharrten Still, doch das Monster regte sich kein Stück, vielleicht schlief es.

Aber meine Neugier wurde größer und so hüpfte ich vom Wagen und ging nach vorne zum Pferd. Beruhigend klopfte ich es auf den Hals, ~Alles gut, wir passen auf euch auf. ~ teilte ich dem Pferd in Gedanken mit, da es immer unruhiger wurde. Erschrocken riss es den Kopf hoch und wieherte auf. „Schschsch, alles gut.“ Flüsterte ich ihm zu. Gespannt sah ich zu der Kreatur, doch sie bewegte sich immer noch nicht. Also schlich ich noch ein Stück weiter ran. „Eve, bist du verrückt, komm sofort zurück.“ Zischte der Mann vom Wagen aus. Doch ich hatte mich der Kreatur soweit genähert, dass ich das alte und getrocknete Blut auf dem Boden sehen konnte. Ich ging noch näher ran und konnte jetzt auch die ganzen Verletzungen an dem Körper sehen, sogar einige Bolzen steckten noch. Ich eilte zu dem Wagen zurück. „Ich weiß ihr habt mir schon viel geholfen und ich habe aktuell kein Geld, um euch zu bezahlen, aber wenn du mir einen Beutel und vielleicht ein paar Flaschen leihen könntest, hätte ich bald die Möglichkeit, das alles zurück zu bezahlen.

Der Mann sah mich skeptisch an und überlegte kurz, aber dann kletterte er nach hinten auf den Wagen und kramte in einigen Kisten. Er zog eine Art alten Rucksack hervor und leere Flaschen und Döschen. Er packte alles in den Rucksack und reichte ihn mir. „Das wirst du alles ab arbeiten, ist das klar?“ bestimmte er. Ich nickte ernst. „Ja, wir können gleich weiter, ich will nur etwas besorgen. Es ist übrigens ein Wyvern, es ist noch nicht lange tot, also könnte man das Fleisch noch verkaufen.“ Meinte ich zu dem Mann. „Ein Wyvern?“ fragte mich der Mann verwirrt. Ich nickte, „Ja Wyvern, eine Wiewerne, vielleicht ist der Begriff hier geläufiger.“ Fiel mir ein. Im Buch hatte Ciri ja auch Wiewerne und nicht Wyvern gesagt. Das Gesicht des Mannes hellte sich auf.

Ich ging zurück zu dem Kadaver und setzte das Messer an. Die Flugmembran ließe sich bestimmt verkaufen und auch die Giftdrüsen. So schnitt ich die Haut vom Flügel und rollte sie vorsichtig ein und verstaute sie im Rucksack. Dann ging ich zu dem stachelbewehrten Schwanz, zum Glück trug ich Handschuhe, ich wollte nicht ausprobieren, was passieren würde, wenn ich den Schnitt falsch setzen würde und mir das Gift über die bloße Haut liefe. Ich setzte den Schnitt und versuchte heraus zu finden, wo die Giftdrüsen waren. Die würden sicherlich auch ein gewisses Sümmchen einbringen. Vorausgesetzt ich fand einen Alchemisten oder vielleicht einen Hexer, der sie kaufen würde. Der Mann und seine Begleiter waren mittlerweile ebenfalls am Kadaver. Sie zogen die Haut ab und schnitten das Fleisch von den Knochen. Die Haut ließen sie liegen, aber da ich wusste, man könnte daraus eventuell Rüstungen machen, packte ich sie auch ein. Ich suchte mir die größten Stücke heraus, die soweit unbeschädigt waren, vielleicht fand ich unterwegs einen Schmied, dem ich sie verkaufen könnte. Oder zumindest zum Tausch anbieten, so viele Münzen hatten sie ja meist nicht und ich auch nicht. Ein richtiges Schwert wäre vermutlich nicht verkehrt, denn das magische würde zu viel Aufsehen erregen und ich hatte keine Lust, Bekanntschaft mit den Hexenjägern zu machen und nach einem schmerzhaften Verhör auf dem Scheiterhaufen zu landen.

Ich hatte mir auch einige Zähne aus dem Kiefer gebrochen, vielleicht konnte man daraus auch noch etwas Praktisches oder Hübsches machen. Als ich alles hatte und auch die Händler mit ihrer Beute zufrieden waren, fuhren wir weiter. Die kleine Rosie schmollte, weil ihr Vater verboten hatte, sich dem Wyvern zu nähern. Ich stimmte ihm zu, eine unbedachte Berührung und sie vergiftete sich vielleicht selbst an einem der Stacheln.

Die Pferde waren noch immer nervös, aber ich konnte es nachvollziehen, hier gab es viele Monster in der Nähe. Hoffentlich würde der Fleischgeruch keine anderen Monster anlocken. Ein entfernter Schrei ließ es mir kalt den Rücken runter laufen. Ich kannte ihn gut aus dem Spiel. Ein Basilisk. Die Männer schienen ihn auch erkannt zu haben und trieben die Pferde an.

Ich beobachtete den Himmel und nach einer Weile konnte ich ihn tatsächlich am Himmel kreisen sehen, aber zu unserem Glück waren nicht wir seine Beute. So wie es aussah, hatte er bereits etwas anderes ins Visier genommen.

Unter enormen Stress, durch die sich in der Nähe befindenden Monster erreichten wir den kahlen Berg. Die kleinen Ausläufer kamen mir nicht bekannt vor, wahrscheinlich befanden wir uns Außerhalb der Spielwelt, denn ich war mindestens einmal, wenn nicht sogar häufiger um den kahlen Berg herum gegangen. Der Mann lenkte den Wagen zwischen zwei solche Ausläufe und folgte dem kleinen und schmalen Tal. Zu meinem Erstaunen wurde das Tal nicht schmaler, sondern wurde breiter und mündete auf einem Platz. Die Wagen wurden im Halbkreis abgestellt und ich nutzte die Gelegenheit mich umzusehen. Jetzt erkannte ich den Ort. Oberhalb von uns verlief der Weg zu der Spitze des Berges und zu der Höhle.

„Eve, nicht träumen! Mach die Pferde los!“ wurde ich gerufen. Schnell besann ich mich und sprang vom Wagen. Ich löste die Gurte des Pferdes und führte es aus der Deichsel. Einige Meter weiter hielt ich das Pferd an und zog ihm das Geschirr aus. Der Alte, Admir glaube ich, hatte bereits ein anderes Pferd abgeschirrt und an einem gespannten Seil festgebunden. Dort hingen noch zwei weitere alte Halfter dran, so dass ich ‚mein‘ Pferd ebenfalls dorthin führte und es dort fest machte, ich nahm ihm die Trense aus dem Maul und die Scheuklappen ab und brachte sie zu dem Wagen. Auch das Geschirr sammelte ich ein und legte alles ordentlich über die Deichsel. Nachdem ich das erledigt hatte, half ich Admir beim dritten Pferd. Schweigend arbeiten wir Hand in Hand und als er das Pferd festband nahm ich die Ausrüstung und legte sie zur Seite.

Ich schaute wo noch Hilfe gebraucht wurde. Der Vater von Rosie war dabei Zelte aufzuspannen, aber da ich aus Erfahrung wusste, wie nervend es sein kann, wenn da jemand zwischen pfuschte ließ ich ihn das alleine fertig machen. „Komm Mädchen, die Pferde haben Hunger.“ Rief Admir mich zu sich. Er stand auf einem Wagen an einer offenen Kiste und füllte scheinbar Getreide in drei Eimer. Er reichte mir zwei mit den Worten, jedes Pferd bekäme einen. Das hieß wohl, das ich den dritten Eimer auch noch holen sollte. Ich trug das Futter zu den Pferden, die jetzt aufgeregt zu flüstern schienen. ~Ruhe, sie kommt. ~ hörte ich eines flüstern. Ich hing zumindest davon aus, dass es die Pferde waren, denn ich sah sonst keinen, der es gesagt haben könnte. Mit gerunzelter Stirn stellte ich die Eimer vor den Pferden ab und holte den dritten. „Wenn die Pferde aufgefressen haben, holst du Wasser für sie Mädchen und bürste sie vernünftig.“ Bekam ich direkt die nächsten Aufgaben zugeteilt. „Von wo soll ich Wasser holen? Ich sehe hier keinen Brunnen und mein Name ist Eve, nicht Mädchen. Außerdem bin ich schon lange kein Kind mehr.“ Erwiderte ich. „Du holst das Wasser vom See, du dumme Nuss und ich bin bestimmt dreimal so alt wie du, also nenne ich dich Mädchen.“ Brummte er ärgerlich und drückte mir eine alte Pferdebürste in die Hand. Seufzend ging ich zurück zu den Pferden und gab dem letzten seinen Eimer. Dann machte ich mich daran die Pferde zu säubern. Oder besser gesagt, ich machte erst die Bürste sauber und dann fing ich an, das erste Pferd zu striegeln.

Scheinbar wurden die Pferde schon lange nicht mehr richtig gestriegelt und ich vermisste einen guten Metallstriegel, um die ganzen losen Haare und Staub aus dem Fell zu bekommen.

Das struppige Fell am Hals legte sich langsam und je staubiger meine Hände wurden, desto weicher wurde das Fell. An den Stellen, an denen das Geschirr auflag, gab ich mir besonders Mühe, den die vielen kleinen weißen Flecke zeigten deutlich, dass die Pferde dort schon häufig Scheuerstellen hatten. Ich hatte das erste Pferd gerade fertig gebürstet, als die Eimer leer wurden. Ich schnappte mir also zwei und versuchte den Weg zum See zu finden. Ich ging zurück durch das Tal und wandte mich dann nach rechts. Wenn ich mich nicht täuschte musste dort der See sein. Hoffentlich Monster frei. Den Weg über das Dorf wollte ich meiden, da ich dort im Spiel des Öfteren auf Neblinge gestoßen bin.

Ich nahm an, dass ich vor ein paar Ertrunkenen eher davon laufen konnte, als vor Neblingen. Nach einiger Zeit kam ich wirklich zu dem Ufer. Ich füllte die Eimer und machte mich auf den Rückweg, hoffentlich waren die Pferde nicht zu durstig und gaben sich mit ein paar Eimern zufrieden.

Aber so viel Glück hatte ich leider nicht, ich musste zehnmal zum Ufer laufen und wieder zurück, bis die Pferde die Eimer nicht mehr aus soffen. Da die Pferde nun gefüttert und getränkt waren, machte ich mich daran, das nächste zu säubern. Hin und wieder höre ich Rosie lachen und den kleinen Welpen bellen. Scheinbar spielten sie zusammen. Ihr Vater rief ihr gelegentlich auch etwas zu, das ich aber durch den Wind und die Entfernung nicht verstand.

Als ich dann auch irgendwann mit dem dritten Pferd fertig war, suchte ich nach Admir. Er hatte mir nichts gegeben, um die Hufe zu säubern. Ich fand ihn am Feuer, bei den Zelten. „Bist du fertig Mädchen?“ fragte er mich. „Noch nicht ganz, ich …“ setzte ich an, „Was willst du dann hier, zurück an die Arbeit!“ unterbrach er mich mit lauterer Stimme. „Ich wollte nur Fragen, ob etwas da ist, um die Hufe zu säubern.“ Er zuckte mit den Schultern, „Und wofür? Die werden doch eh sofort wieder dreckig!“ meckerte er. „Die Steinchen des Wegs müssen raus sonst könnten die Pferde lahm werden. Also gibt es irgendwas dafür?“ fragte ich erneut. „Keine Ahnung, vielleicht in der Kiste neben dem Futter, aber wehe du fasst etwas anderes auf dem Wagen an.“ Drohte er. Schnell ging ich zu dem Wagen, mit diesem unfreundlichen Kerl wollte ich so wenig wie möglich verbringen. Die Kiste fand ich relativ schnell und als ich sie geöffnet hatte, knurrte ich frustriert. In der Kiste gab es mehrere Bürsten, etwas das wie ein Striegel aussah und Kämme für Mähne und Schweif. Ich nahm auch gleich alles raus was ich für die Hufe brauchen würde. Ich tat alles in einen weiteren Eimer, der sich noch dort befand und ging zurück zu den Pferden.

Ich ging wieder zu dem ersten hob den Huf an. Der Zustand war schon beinahe katastrophal. So wie der Huf aussah, wunderte es mich, dass die Pferde noch nicht lahmten. Ich holte jede Menge Dreck und Steine raus. Der Strahl sah auch nicht gut aus, da die Pferde keine Eisen trugen, hatte sich wohl seit einer Ewigkeit sich keiner drum gekümmert. Ich ließ das Pferd kurz den Huf absetzen, damit es sich ein wenig entspannen konnte und suchte das Hufmesser aus dem Eimer. Dann nahm ich den Huf wieder auf und korrigierte den Strahl ein wenig. Von der Hufsohle nahm ich nicht so viel Weg, gerade weil es keine Eisen trug und ich das Horn nicht zu dünn schneiden wollte. Das machte ich an allen Hufen. Dann kippte ich den Holzeimer aus und stellte den Huf so auf den Rand, dass ich den Huf raspeln konnte. Ich kürzte ihn nur soweit, dass er wieder gerade war. Auch das machte ich an allen Hufen und bei allen Pferden.

Als dies endlich erledigt war, brach die Dämmerung an. Ich räumte alles zurück in den Eimer und nahm mir den Kamm, um die Mähnen zu entwirren. Es war dunkel als ich damit endlich fertig war. Ich brachte den Eimer zurück zu dem Wagen und ging zum Feuer. Von Rosie war nichts mehr zu sehen und auch der Welpe schlief schon. Mein Magen knurrte und ich wurde rot im Gesicht.

„Ah Eve, da bist du ja endlich. Die Pferde sind versorgt?“ wollte der Vater von Rosie wissen. Ich nickte und wollte mich setzen, doch Admir machte mir einen Strich durch die Rechnung. „Geh dich Waschen Mädchen, so dreckig setzt du dich nicht zu uns.“ Ich seufzte, „Ja Admir. Könnte ich vielleicht eine Fackel oder eine Laterne haben?“ bat ich. „Nein, du kennst den Weg doch jetzt. Also ab zum Ufer.“ Murrend drehte ich mich um, „So ein Sklaventreiber.“ Knurrte ich, als außer Hörweite war. Vorsichtig tastete ich mich durch das kleine Tal und runter zum See. Ich stolperte über einen Stein und fiel hin. Mein Knie tat weh und ich hatte es mir wohl aufgeschlagen, genauso wie die Hände. Meckernd humpelte ich zum Ufer runter und wusch mir mein Gesicht und die Hände. Auch meine Kleidung befreite ich so gut es ging von dem Dreck. Dann machte ich auf den Rückweg. Am Feuer saß nur noch Rosies Vater. Admir hatte sich schon zur Ruhe gelegt. Genauso wie der andere Mann, den ich vorhin nur flüchtig gesehen hatte.

„Hier Eve, esse ein bisschen.“ Rosies Vater reichte mir Brot und ein Stück Fleisch. „Nimm es Admir nicht zu sehr übel. Er ist schon recht alt und kann meist nicht mehr so wie er will. Er hat keine Kinder und ich will ihn nicht irgendwo alleine zurück lassen.“ Erklärte er, während ich hungrig mein Essen verschlang. Ich hatte beinahe vergessen, wie anstrengend körperliche Arbeit sein könnte. Ich nickte nur mürrisch, musste er mich deswegen beleidigen und herumschubsen?

„Morgen werden die Bewohner des Dorfes herunter kommen. Dich kennen sie nicht und sie sind Fremden gegenüber sehr misstrauisch, halte dich also zurück, ja?“ bat er mich. „Wenn ihr Bienenwachs habt, könnte ich mich um das Ledergeschirr kümmern und später vielleicht die Pferde waschen gehen.“ Schlug ich vor. Rosies Vater überlegte einige Zeit, „Wir werden sicherlich etwas finden.“ Wir saßen noch einige Zeit am Feuer und genossen die Ruhe. Als mein Gähnen häufiger wurde, schickte er mich schlafen. Er zeigte mir meine Schlafstätte. Eine alte Zeltplane, die über zwei Stangen gespannt wurde. Darunter lagen ein paar alte Felle und eine Decke. Mein Rucksack stand daneben. Ich versteckte das Schwert unter den Fellen, legte die Dolche Griffbereit und legte mich dann selbst schlafen. Ich zog die dünne Decke bis zu den Ohren hoch, denn schützende Wände hatte ich nicht und so zog der Wind ein wenig. Zitternd schlief ich dann irgendwann vor Erschöpfung ein.
 

Am nächsten Morgen wurde ich von Rosie geweckt, „Eve, aufstehen.“ Rief sie und zog mir die Decke weg. Murrend öffnete ich die Augen und rieb mir den Schlaf aus den Augen. „Was ist den Rosie?“ wollte ich von ihr wissen. „Vater schickt mich, du sollst essen kommen und dich dann um die Pferde kümmern, er hat auch noch andere Aufgaben für dich. Du sollst dich beeilen.“ Ich seufzte und setze mich auf. Ich schlüpfte in meine Stiefel und band mir meinen Gürtel um. Ich versicherte mich noch einmal, dass das Schwert unter den Fellen verborgen war und steckte die Dolche in die Stiefel. Dann ging ich hinüber zu dem Feuer. Der andere Mann, den ich gestern kaum gesehen hatte, saß bereits dort und aß irgendeinen Brei. „Du bist Eve richtig? Ich bin Dragan.“ Begrüßte er mich. „Morgen.“ Erwiderte ich noch ein wenig verschlafen. „Jakov ist schon los ins Dorf und Admir hat ihn begleitet.“ Erzählte er und reichte mir ebenfalls eine Schale mit Brei. Ich überlegte, Jakov, so hieß dann wohl der Vater von Rosie. Zögerlich probierte ich die Pampe, es war schleimig und geschmacklos. Aber da ich nicht wusste wann und was ich das nächste Mal etwas bekam, würgte ich alles hinunter. „Du sollst gleich die Pferde versorgen und wenn du damit fertig bist, sollst die Wagen kontrollieren, wenn irgendwo Bretter ausgetauscht werden müssen, sag Bescheid. Ich besorge dann welche.“ Ich nickte. „Bekommen die Pferde wieder Getreide?“ wollten ich wissen. Ich wollte mir schließlich keinen Ärger einhandeln, weil ich etwas falsch gemacht hatte. Dragan schüttelte den Kopf. Wir haben gestern Abend noch Heu für die Pferde bekommen, das gibst du ihnen und dann holst du Wasser für sie. Der Mist muss weg geharkt werden und wenn sie sich reingelegt hatten, muss du sie bürsten.“ Erklärte er mir. Er sagte mir noch wo ich das Heu finden würde und dann machte ich mich an die Arbeit. Ich schleppte das Heu zu den Pferden und nahm mir die Eimer, um mal wieder runter zum Ufer zu gehen.

Dort nutzte ich auch die Gelegenheit, um mich zu waschen. Es war zwar nur eine Katzenwäsche, aber besser als gar nichts. Heute Morgen musste ich nicht ganz so häufig hin und her laufen wie am Vortag. Als die Pferde ihren Durst gelöscht hatten, nahm ich eine alte Harke und säuberte den Bereich um und unter den Pferden. Ich stellte die Harke dann zur Seite und holte das Putzzeug, denn natürlich hatten die Pferde sich in ihren Mist gelegt.

Zum Glück waren die Flecken bereits wieder trocken, sonst hätte ich sie nur verschmiert, statt sie zu entfernen. Ich arbeitete gerade an einem großen Fleck am Bauch, von dem Braunen, als ich etwas hörte. ~Oh, ja. Noch ein Stück weiter hinten, ja noch ein Stück, ja genau daaah! ~ stöhnte es wohlig. Ich kicherte. Es hatte sogar eines seiner Hinterbeine angehoben und zur Seite gestreckt. Erst nach einer ganzen Weile, schien es das mit bekommen zu haben. ~Moment mal, kannst du mich verstehen? ~ Ich kicherte wieder. „Ja, kann ich.“ ~Habe ich doch gesagt, aber ihr wolltet mir ja nicht glauben! ~ sprach ein anderes Pferd. ~Ja. Ja. Ist ja schon gut. ~ mischte sich das dritte ein. „Nicht streiten Jungs.“ Lachte ich. ~Aber warum kannst du uns verstehen? ~ fragte das erste jetzt wieder. Ich zuckte mit den Schultern, „Keine Ahnung. Monster und Wölfe kann ich auch verstehen.“ Erzählte ich ihnen leise. Schließlich wollte ich nicht, dass mich irgendwer von den Männern oder einer der Dorfbewohner hörte. Ich ging zum nächsten Pferd und arbeitete auch dort die Flecken aus dem Fell. Natürlich hatte es auch Sonderwünsche wo es besonders gebürstet werden wollte. Ebenso wie das dritte, das sich zusätzlich auch über Rückenschmerzen beim Wagen ziehen beschwerte.

Ich erklärte ihm wie er die Hinterbeine weiter untersetzen sollte, um das Gewicht besser tragen zu können. Außerdem hatte es auch noch den Effekt, dass die Pferde so stolzer aussehen würden. Auch wenn es anfangs vielleicht anstrengender sein könnte, bis die Muskeln sich umgewöhnt hatten. Doch irgendwann hatte ich bei den Pferden nichts mehr zu tun und ich musste zu meiner nächsten Aufgabe. Ich konnte sehen, wie Jakov, Dragan und auch Admir sich mit den Dorfbewohnern unterhielten und mit ihnen handelten. Rosie spielte mit anderen Kindern und dem Welpen und war das nicht Hansi, den ich unter den Leuten sehen konnte?

Ich prüfte jeden Wagen, jedes Brett prüfte ich optisch und klopfte es auch ab, um morsche oder gebrochene Stellen zu finden. Ich kroch sogar unter die Wagen, um auch dort die Bretter und Achsen zu überprüfen. Ich fand keine kaputten Bretter, aber an einem Deichselarm, war ein tiefer Riss im Holz zu sehen. So ging ich zu Dragan rüber. Ich wartete im Hintergrund, bis er sein Gespräch beendet hatte. Schließlich hatte Jakov ja indirekt gesagt, ich solle mich von den Dorfbewohnern fernhalten und ihnen das Geschäft nicht kaputt machen.

„Was gibt es Eve?“ wollte er wissen. „Ich habe die Wagen überprüft, die Bretter, Balken und Achsen sind soweit in Ordnung, aber an einer Deichsel zeichnet sich ein tiefer Riss ab.“ Erklärte ich mein Anliegen. Er nickte. „Komm mit, ich schau mir das mal an.“ Meinte er und ich zeigte ihm den Riss.

Er begutachtete ihn und prüfte die Stabilität. „Das kann man noch reparieren. Nimm dir vom Vorratswagen zwei Nägel, den Hammer und einen dünnen, aber langen Lederriemen. Schlag die Nägel rein und umwickle die Stelle dann mit dem Riemen. Den Rest des Tages hast du frei, aber füttere die Pferde heute Abend wieder.“ Gab er mir auf, ehe er wieder zu seinem Stand zurück ging. Ich holte das Material was Dragan erwähnt hatte und machte mich daran die Deichsel zu reparieren. Es war gar nicht so einfach, die Nägel in das abgerundete Holz zu schlagen. Aber ich schaffte es, ohne den Nagel groß zu verbiegen oder mir auf die Finger zuschlagen. Dann nahm ich den Riemen und wickelte ihn um das Holz. Ich zog ihn so straff wie ich konnte.

Ich legte gerade den Hammer zurück in die Kiste, als plötzlich jemand hinter mir stand. „Habe ich dir nicht gesagt, du sollst nicht an die anderen Kisten gehen!“ brüllte Admir mich plötzlich an. Erschrocken drehte ich mich um und sah gerade noch die Faust, die mir ins Gesicht flog. Er streifte mich zum Glück nur am Jochbein, aber es tat trotzdem ziemlich weh. Für so einen alten Mann hatte er ganz schön Kraft. „Ich habe doch nur den Hammer zurück gelegt den ich brauchte, um die Deichsel zu reparieren.“ Rechtfertigte ich mich geschockt und hielt mir die schmerzende Wange. „Verschwinde!“ zischte der Alte noch ehe er sich wieder weg drehte. Ich rappelte mich wieder auf und entfernte mich von dem Wagen. Zornestränen flossen mir über die Wangen. Wie konnte er es nur wagen. Ich holte mein Schwert und beschloss den Platz bis zum Abend zu meiden. Ins Dorf konnte und wollte ich nicht, also blieb mir nur die Monster verseuchte Ebene um den Berg. Den Welpen ließ ich bei Rosie und stapfte durch das Tal und entfernte mich von dem Berg. Ich behielt den Himmel im Auge, zum einen um Flugmonster zu vermeiden und um die ungefähre Zeit abschätzen zu können. Ich lief einige Zeit einfach nur vor mich hin, ohne auf die Richtung zu achten. Ich mied nur die Monster, bis ich eine Ruine nicht weit entfernt sah. Neugierig ging ich näher. Zwischendurch blieb ich immer mal wieder stehen, um zu lauschen. Es schien alles ruhig zu sein. Vorsichtig ging ich weiter. Je näher ich kam, desto größer wurde der Verwesungsgeruch. Ich verzog das Gesicht. Als ich die Ruine erreichte, konnte ich sehen, woher der Geruch kam. Es war ein Zyklop. Ein ziemlich toter Zyklop. Aber er schien keine Verletzungen von einem Schwert zu haben. Es sah eher nach Biss und Krallenspuren aus. Als ich weiter ging, konnte ich die zerstörten Schafsweide sehen. Vielleicht hatte dies ein Wyvern oder ein Basilisk getan, weil er an die Schafe wollte.

Nun gut für mich, den hier gab es im Spiel einen bewachten Schatz und der wäre vielleicht noch da. Ich durchsuchte die Umgebung und stieß dabei auf einen stilisierten Bärenkopf, der in den Stein geritzt wurde. Mein Grinsen wurde breiter. Sollte ich das Schema finden, könnte ich mir damit zukünftig vielleicht einmal die Hilfe eines Hexers erkaufen.

Ich suchte die Truhe und nach einer ganzen Weile fand ich sie. Langsam öffnete ich sie. Ich jubelte, die Schriftrolle war wirklich noch da. Ich nahm sie heraus, ebenso wie die Münzen und die paar Edelsteine und Runen. Ich wollte die Truhe wieder schließen, als mir einfiel, dass es ja immer einen Hinweis gab, wer die Rolle hatte. Ich nahm also mein Messer und ritzte die Botschaft in die Innenseite des Truhendeckels. ‚Habe die Rolle gefunden, will sie an einen Hexer verkaufen. Reise mit einer Händlerkarawane durch Velen. Eve‘ Dabei fiel mir auch auf, wie leicht es mir fiel, die Runen aus dem Spiel zu schreiben. Vielleicht tat ich das aus demselben Grund, warum ich auch mit den Kreaturen reden konnte.

Falls ein Hexer zwischendurch hier her kam, würde er mich vermutlich finden können. Dann könnte er die Rolle haben. So viele Handelskarawanen gab ich zurzeit ja nicht in Velen. Da fiel mir ein vielleicht sollte ich zumindest eine ungefähre Zeit mit angeben, da ich mir aber nie das Jahr merken konnte, musste ich es umschreiben, also schrieb ich ‚Hexensabbat, im Jahre der 2. Konjunktion.‘ darunter. Das sollte genügen.

Dann schloss ich die Kiste wieder und steckte ich das Messer wieder ein. Ich blickte nach oben in den Himmel, die Sonne war schon ziemlich weit gewandert und ich sollte mich langsam auf den Rückweg machen. Ich ging den Hügel wieder hinunter und wollte in Richtung des Berges aufbrechen, als ich eine Herde Wildpferde sah. Ein herrlicher Anblick. Ich setzte mich und beobachtete sie eine Weile.
 

Doch dann fiel mir die Unruhe in der Herde auf. Ein Pferd näherte sich immer wieder und wurde von den anderen wieder verjagt. Ich konnte es nicht genau erkennen, da die Herde sich zwischen mir und dem Außenseiter befand. Aber es war klar, das mit ihm irgendetwas nicht stimmte.

Ich raffte mich auf und ging langsam auf die Herde zu. Als sie mich bemerkten und nervös wurden, änderte ich meine Richtung leicht, so dass ich nicht frontal auf sie zu ging, denn das taten nur Raubtiere. Ich entspannte meine Haltung und ging leicht gebeugt, um noch weniger wie ein Jäger zu wirken.

Ich war der Herde schon deutlich näher gekommen und hatte sie halb umrundet und konnte so jetzt den Außenseiter sehen. Er war braun, mit hellem Kopf und dunklen Beinen. Jetzt konnte ich auch sehen, was mit ihm nicht stimmte. Er trug die Reste einer Trense am Kopf und ein Sattel hing an seiner Seite. Das musste ziemlich störend sein, stellte ich mir vor. Aber er war eindeutig kein Wildpferd. Vielleicht ein entflohenes Militärpferd. „Schh, ganz ruhig. Ich will euch nichts tun.“ Versuchte ich die Pferde zu beruhigen. Ein Pferd trat zwischen mich und die Herde. Es stieg und stampfte warnend mit den Hufen auf den Boden. Es musste der Leithengst sein. Ich wich einige Schritte zurück. ~Ich will euch wirklich nichts tun. Ich will dem anderen Pferd helfen, das was ihr nicht in der Nähe haben wollt. ~ vermittelte ich an den Hengst. Verwirrt schüttelte er den Kopf und wieherte laut. ~Du sprichst unsere Sprache? ~ fragte er. Ich nickte, ~Ja, aber ich weiß nicht warum, wenn du das als nächstes Fragen wolltest. Darf ich weiter? ~ Der Hengst schnaubte, ~Aber nur zu dem Fremden. ~ erlaubte er mir. Ich nickte und ging weiter langsam auf das gesattelte Pferd zu.

„Hey du, komm her ich helfe dir.“ Sprach ich es leise an. Es schnaubte und trabte einige Schritte weg. Ich folgte ihm langsam, immer darauf bedacht, mich schräg zu ihm zu halten. „Hey ganz ruhig. Ich helfe dir, ich nehme dich mit und versorge dich.“ Sprach ich sanft. Es tänzelte unruhig, lief aber nicht wieder weg. ~Schh, ganz ruhig. Komm her Junge. Ich werde dein neuer Reiter sein und mich um dich kümmern. ~ wechselte ich in die Telepathie. Es schaute mich misstrauisch an, doch glücklicherweise schien es noch nicht allzu lange hier herum zu stromern. Schritt für Schritt kam es auf mich zu. ~Mein neuer Reiter? Wirklich? Wirst du nett sein? ~ fragte es mich unsicher. Ich nickte, ~Ja, ich werde auf dich aufpassen. Komm ich richte dir erst einmal den alten Sattel. ~ erklärte ich ihm. Jetzt ließ er mich an sich ran. Ich löste den Sattelgurt und platzierte den Sattel wieder korrekt auf dem Rücken. Bei Zeiten musste ich mich um den kümmern und ausbessern, er hatte ganz schön gelitten, genauso wie die Trense, aber wenn ich es repariert bekommen würde, müsste ich es nicht neu kaufen. „So ist es doch bestimmt gleich viel besser. Nicht wahr?“ fragte ich das Pferd sanft. Ich streichelte es vorsichtig am Hals und konnte unter der Mähne sehen, dass es eigentlich gar nicht braun war, sondern scheinbar weiß. Es schnaubte dankbar.

Ich nahm die Reste er Zügel auf und führte es zurück ins Lager. Der Weg schien jetzt länger zu sein und ich musste mehr Umwege laufen, um Monstern auszuweichen.

Scheinbar kam ich gerade rechtzeitig den Jakov kam mir entgegen. „Da bist du ja. Admir hatte gesagt du seist abgehauen. Was ist das für ein Pferd?“ er stockte kurz als er nah genug war, um mein Gesicht im Schatten zu erkennen, „Was ist passiert?“ fragte er ruhig. „Das war Admir. Ich hatte gerade den Hammer zurück gelegt den ich brauchte, um die eine Deichsel zu reparieren. Er brüllte mich an und schlug mich dann. Dann bin ich spazieren gegangen, weil Dragan meinte, ich hätte den Rest des Tages frei und solle nur abends die Pferde füttern. Und dies habe ich vorhin in der Ebene gefunden, er suchte Anschluss bei einer Herde Wildpferde. Ich kann dir auch etwas für sein Futter geben.“ Erklärte ich zögerlich. Er nickte. „In Ordnung, das klären wir später. Du kannst dir vorerst etwas Futter nehmen und auch ein Seil, damit du es fest machen kannst. Gute Arbeit übrigens bisher mit den Pferden, so gut sahen sie schon lange nicht mehr aus.“ Erlaubte er mir. „Danke. Kann ich die Pferde nicht einfach gleich alle mit runter zum Ufer nehmen, dann muss ich nicht immer mit den Eimern hin und her laufen und die Pferde können schneller ihren Durst löschen?“ fragte ich ihn. Seine Augen wurden groß. „Du hast gestern Abend und heute Morgen Wasser mit den Eimern geholt? Na warte, Admir kann sich was anhören.“ Meckerte er und stapfte davon. Ich führte mein Pferd zu den anderen und ließ es kurz da stehen, ehe ich ein langes Seil holte, um ein provisorisches Halfter zu knoten.

Ich band es zu den anderen und nahm ihm dann den Sattel ab. Den brachte ich zu meiner Schlafstätte und legte ihn dort ab, genauso wie die kaputte Trense. Wenn ich später Zeit hätte, würde ich mich darum kümmern. Ich holte noch den Eimer mit dem Putzzeug und holte dann die Pferde. Ich ließ sie an dem langen Seil gebunden und führte sie so alle gleichzeitig runter zum Ufer. Auch wenn ich mit ihnen sprechen konnte, vertraute ich nicht darauf, dass sie auch wirklich auf mich hören würden.

Am Wasser stürzten sie sich sofort auf das Nass. Ich nahm den Striegel und begann mein neues Pferd zu reinigen. Die drei Wagenpferde fingen an zu planschen und hatten ein wenig spaß. Solange sie keine Ertrunkenen anlockten, sollten sie ruhig. Als ihnen das zu langweilig wurde, führe ich sie zu einem Baum und machte sie dort fest. Dort konnten sie noch ein wenig Gras fressen. Mein Pferd führte ich allerdings etwas weiter ins Wasser, damit ich den ganzen Schlamm runter bekommen konnte. Nach und nach wurde das Fell immer heller, aber ganz weiß würde es wohl erst in einigen Tagen sein, wenn ich es regelmäßig bürstete. Als er anfing zu zittern, verließen wir das Wasser. Schließlich konnte man sehen, dass die Sonne bald untergehen würde. Ich ließ ihn ebenso wie die anderen noch ein wenig grasen, ehe ich sie zurück ins Lager brachte. Ich band sie wieder fest, harkte den Mist erneut weg und begann das Futter zu holen. So langsam protestierten meine Muskeln wieder. Ich war aber auch wieder viel gelaufen heute. Auch das Gewicht der Eimer machte sich langsam bemerkbar und mein Magen verkündete laut, was er davon hielt, nichts zum Mittag bekommen zu haben. Allerdings mussten die Pferde vorher fertig sein und ich musste mich auch wieder waschen gehen. Admir sollte nicht behaupten können, ich würde ihn provozieren.

Als die Pferde mit dem Fressen fertig waren, brachte ich die Eimer zurück und ging dann noch einmal zum See runter.

Ich sah mich um, ob ich auch wirklich alleine war und zog mich schnell aus. Ich hängte die Sachen über einen Stein, da sie durch das Waschen des Pferdes noch nass waren, dann ging ich vorsichtig in den See. Ich hielt mich nur am Ufer auf, damit mich keine Ertrunkenen überraschen konnten. Ich wusch mich so schnell es ging, denn das Wasser war doch recht kühl. Ich spülte mir den Staub und den Schweiß vom Körper und aus dem Haar, ehe ich wieder an Ufer eilte und meine Kleidung wieder anzog. Was allerdings nicht so ganz einfach war, da ich nichts hatte, um mich abzutrocknen und die Kleidung daher an der Haut klebte.

Da die Dämmerung mittlerweile stark fortgeschritten war, beeilte ich mich zurück ins Lager zukommen und ans wärmende Feuer. Die Pferde kauten genüsslich ihr Futter und schnaubten gelegentlich. Die Händler saßen alle am Feuer und Rosie schien auf dem Schoss ihres Vaters zu schlafen, der kleine Wolf lag auch schlafend da, aber diesmal auf meiner Schlafstelle. Ich setzte mich mit ans Feuer. „Du siehst aus, als wärst du in einen Regenschauer gekommen.“ Lachte Dragan. „Ich war im See baden.“ Erklärte ich ruhig. Admir schnaubte, „Bei den ganzen Monstern dort?“

„Admir, lass sie.“ Mischte sich Jakov ein. „Ist schon gut. Aber ich weiß wie man Monster erkennt, so dass ich ihnen nicht zu nahe komme. Schließlich hatte ich es auch bis zu der Ruine auf der Ebene und wieder zurück geschafft, ohne angegriffen zu werden. Außerdem habe ich dort noch ein Reitpferd für mich gefunden.“ Erwiderte ich und rieb mir die Hände nahe am Feuer. „Das ich nicht lache, jeder weiß, dass dort ein riesiges Monster haust.“ Grummelte der Alte. Ich schüttelte den Kopf, „Hauste, es ist tot. Vermutlich von einem Basilisken oder so.“

Der Alte lachte und auch die anderen Beiden schauten eher ungläubig aus. „Ich kann es beweisen. Dort gab es eine Kiste mit einem kleinen Schatz.“ Ich zog einen Edelstein aus der Tasche und gab ihn Jakov. Er untersuchte ihn genau. „Hm, scheint echt zu sein. Was hast du damit vor?“ fragte er mich. „Ich sagte doch, ich würde für das Futter des Pferdes bezahlen. Für mein Essen werde ich weiterhin arbeiten, solange ich euch begleiten darf.“ Antwortete ich. Jakov nickte und steckte den Stein ein. „Du kannst uns bis nach Lindenthal begleiten. Dort werden wir längere Zeit Quartier beziehen und deswegen musst du ab da alleine weiter.“

Damit war ich einverstanden, von dort könnte ich alleine weiter, auch wenn ich noch nicht genau wüsste wohin ich sollte. Es herrschte immer noch Krieg und ich hatte keine Ahnung wer mir helfen könnte. Vielleicht würde sich mir unterwegs etwas offenbaren. Entweder wie und warum ich hier her kam oder vielleicht wie ich wieder nach Hause kam. Ich konnte vorerst nur abwarten und das beste aus der Situation machen.

„Ich werde mich dann irgendwie durchschlagen.“ Bestätigte ich ihm. Ich setzte mich noch ein wenig näher ans Feuer, um mich weiter aufzuwärmen. „Wo kommst du eigentlich her?“ fragte Dragan mich. Hm, was sollte ich jetzt darauf antworten. „Weiter aus dem Süden. Mein Heimatdorf ist so klein, dass es noch nicht einmal einen Namen hat.“ Fiel mir auf die Schnelle nur ein. „Du bist aus Nilfgaard?“ fragte Jakov überrascht. „Nein, nicht ganz so weit. Aus Rivien.“ Redete ich mich schnell raus. „Mittlerweile auch nicht viel besser.“ Brummte Admir. Ich fluchte innerlich. Darüber hätte ich mir schon längst Gedanken machen sollen. Ich kannte die Weltkarte zwar grob, aber nicht so genau, um irgendwelche Landschaften beschreiben zu können, außer vielleicht Velen und das Kaer Morhen Tal. Hoffentlich flog ich deswegen nicht auf.

„Also Eve aus Rivien, wie kommst du nach Velen?“ fragte Dragan weiter. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht, vielleicht habe ich es, ohne zu wissen eine Hexe verärgert. Ich wachte mitten im Wald auf und bin dann umhergeirrt, bis ihr mich gefunden habt.“ Gab ich zu. „Also wirst du nun zurück nach Rivien reiten?“ fragte mich nun Jakov. „Ich weiß es noch nicht. Durch den Krieg wird es nicht einfach sein. Es dürfte dort überall von Schwarzen wimmeln und vermutlich viele Deserteure und andere Rumtreiber.“ Seufzte ich. „Ganz recht, aber hier in Velen oder weiter nördlich wird es auch nicht viel besser sein. Und zuhause vermisst man dich sicherlich.“ Fragte Jakov. Ich schüttelte den Kopf und ließ ihn dann leicht hängen. „Nein, ich denke nicht. Ich war in einem Waisenhaus, ehe ich in das Dorf zog.“ Murmelte ich. „Hast du denn keinen Mann, der auf dich wartet?“ bohrte Dragan weiter. „Nein, wohne ganz alleine dort.“ Meinte ich.

Admir brummelte irgendetwas in seinen Bart, was ich nicht ganz verstand. „Na dann könntest du auch die Gelegenheit nutzen, dir hier jemanden zu suchen und eine neue Heimat zu finden.“ Versuchte Dragan mich aufzumuntern. Ich grinste ihn schief an. „Ja, vielleicht.“

Mein Magen grummelte und ich wurde Rot. „Tschuldigung.“ Nuschelte ich und rieb mir den Bauch.

Jakov hantierte am Feuer herum und reichte mir dann eine Schale. „Hier, schließlich sollst du auch etwas davon haben. Ohne dich hätten wir das Fleisch ja nicht bekommen.“ Erklärte er. Wyvern Steak, ob das schmecken wird? Dazu hatte ich einen Kanten Brot und ein paar Kartoffeln. „Danke.“ Sagte ich schnell und probierte das Fleisch. Es schmeckte ziemlich intensiv. Ich konnte zwar nicht sagen wonach, aber es hatte einen starken Eigen Geschmack.
 

„Was steht für morgen an?“ wollte ich wissen, als ich aufgegessen hatte. „Morgen wirst du wieder die Pferde machen, ansonsten gibt es so erst mal nichts. Aber vielleicht solltest du die Trense von dem Schimmel reparieren, sonst könnte er unterwegs Schwierigkeiten machen und schau doch ob er ein Brandzeichen hat, nicht das wir hinterher noch als Pferdediebe dastehen.“ Bat mir Jakov. Ich nickte, „Hm, möchte keinen Strick um meinen Hals.“ Stimmte ich zu und rieb mir den Nacken.

„Gibt es sonst etwas, was ich hier in Velen zu beachten habe, damit ich keine Probleme bekomme?“ fragte ich in die Runde. Schließlich musste ich den Schein wahren, dass ich mich hier nicht auskannte.

„Ja, halte dich vom Buckelsumpf fern, der gehört den Herrinnen. Burg Krähenfels solltest du auch meiden, dort herrscht der Blutige Baron. Und verärgere unter keinen Umständen die Hexenjäger, die fackeln nicht lange.“ Zählte Dragan auf.

Ich kicherte bei dem letzten Punkt. Da fiel es auch Dragan auf und lachte mit. Jakov und Admir schüttelten nur den Kopf darüber. Der Abend verging relativ friedlich und irgendwann gingen wir alle schlafen.

Der nächste Tag verlief ebenfalls ruhig. Ich versorgte erst die Pferde, tränkte, fütterte und bürstete sie. Dann wieder misten und dann hatte ich den erst einmal Zeit. Ich nutzte sie, um mein Pferd zu benennen. Ich gab ihm den Namen Lalin und von den anderen erfuhr ich, dass sie Brandy, Toffee und Duane hießen.

Für den Wolf hatte ich mir auch einen Namen einfallen lassen, Shady. Dann setzte ich mich ans Feuer und holte die Wyvernhäute hervor. Ich schabte die Innenseite sauber und suchte mir dann die schönsten Stücke heraus. Daraus schnitt ich Riemen für die Trense und die Zügel. Es war ziemlich Mühsam, da die Häute doch ziemlich fest waren. Von der alten Trense nutzte ich die Schnallen und das Gebiss. Da ich aber keine Nieten oder Sattlergarn zur Verfügung hatte, befestigte ich die Riemen und Schnallen mit Knoten aus sehr dünnen Riemchen, ähnlich, wie man es an Westerntrensen sehen kann. Da ich immer noch genügend Leder zur Verfügung hatte, konnte ich mir Zügel flechten und hatte immer noch genug, um sie bei einem Rüstschmied eintauschen zu können. Als ich fertig war, probierte ich sie dem Schimmel an. Er sah richtig schick aus, mit dem glänzenden rötlichen Leder.

Dann nahm ich mir den Sattel vor. Ich musste ihn erst einmal reinigen bevor ich überhaupt alle Schäden sehen konnte. Das Leder war ziemlich verschlissen, vermutlich trug der Reiter eine Rüstung, die am Leder gescheuert hatte. Das Vorder- und Hinterzwiesel waren recht hoch, so dass man bequem über längere Zeit drin sitzen konnte. Glücklicherweise fand ich nichts, das auf ein Wappen schließen ließ. Das Leder vom Sattel wirkte ebenfalls rötlich und passte somit gut zu der Trense. Die Satteldecke hatte bereits bessere Tage gesehen und sollte bei Gelegenheit getauscht werden. Die Gurte schienen soweit alle in Ordnung zu sein, aber wenn es sich anbot, sollte sie sich ein Lederer noch einmal genauer anschauen und vielleicht die Nähte erneuern. Packtaschen waren keine dabei, aber Riemen, um eine Bettrolle festzumachen. Es gab auch Riemen vorne an der Seite, vermutlich um eine Axt oder ein Schwert zu halten. Viel mehr konnte ich an dem Sattel nicht machen. Der Sattelbaum schien nirgends gebrochen zu sein und um das Leder zu ersetzen, fehlte mir das Können und das Material. Ich könnte aber später zur Not ein Fell darauf festmachen.

Ich nutzte den Tag, um mich allgemein so wenig wie nötig zu bewegen, um meinen Muskelkater auszukurieren. Ein warmes Bad wäre schön gewesen, aber das stand nun mal leider nicht zur Verfügung und im See wollte ich nicht schon wieder baden gehen. Vielleicht war es bei Ertrunkenen wie bei Alligatoren und Krokodilen, wenn die Beute zu oft an derselben Stelle zum Saufen und baden kam, dass sie dann irgendwann dort schon auf sie lauerten. Das wollte ich schließlich provozieren. Es reichte, dass ich heute Abend und auch morgen Früh wieder mit den Pferden dorthin musste. Vielleicht hatte ich da Glück, unterwegs irgendwo auf eine Silberklinge zu stoßen, dann könnte ich mich ein wenig besser verteidigen, aber momentan würde ich mich schon mit einem normalen Schwert zufrieden geben.

Es wird sicherlich eh schon genügend Aufsehen erregen, wenn ich als Frau alleine und bewaffnet durch das Land ziehe, da brauchte ich nicht noch weitere Aufmerksamkeit, wenn ich zusätzlich mit einem Silberschwert, wie ein Hexer durch die Gegend zog.

Am Nachmittag spielte ich noch ein wenig mit Rosie und Shady, der ganz begeistert war, einen Namen bekommen zu haben. Am Abend gingen alle Früh schlafen, um für den nächsten Tag fit zu sein. Da wollten wir weiter reisen. Zu Olenas Hain, wie Jakov erzählte. Der Weg würde anstrengend werden, da wir teilweise durch Überschwemmungsgebiet mussten.
 

Ich brachte morgens die Pferde zum Tränken, ließ sie jedoch nicht planschen und auch nicht lange grasen, sie durften sich unterwegs nur ein paar Halme zupfen. Heu bekamen sie auch nicht, dafür jeder einen halben Eimer mit Getreide. Die drei Wagenpferde, Brandy, Toffee und Duane wussten, dass dies hieß, das es weiter ging. Aber Lalin fragte nach der Änderung. Ich erzählte ihm, dass wir weiter ziehen würden und je nachdem wie lange wir brauchten entweder ein neues Lager aufschlagen würden, oder wir auf den Wagen schlafen würden. Auch das es an unserem nächsten Halt kein Heu, aber Gras und vermutlich auch einige Kräuter geben würde. Er schien es zu akzeptieren. Sein vorheriger Besitzer hatte sich scheinbar nicht wirklich um sein Futter bemüht, so dass er manchmal Tage nur trockene Halme oder Büsche zupfen konnte. Ich vermutete das der Besitzer ein Söldner oder Bandit gewesen sein musste, der durch stärkere Gegner getötet wurde.

Ich half Dragan die Wagen zu beladen, während Jakov und Admir die Zelte abbauten. Allerdings ließen sie meine Sachen liegen, ich sollte sie auf meinem Pferd transportieren, jetzt da ich ja eins hatte. Ich rollte also die Felle und die Decke zusammen und band sie hinter den Sattel. Mein Schwert hatte ich ebenfalls mit eingerollt, aber so, dass ich im Notfall auch daran kam. Den Rucksack würde ich erst einmal aufsetzen und Shady saß wieder in seinem kleinen Käfig, auch wenn er die Pferde nun nicht mehr Scheu machte. Sicher sei sicher, meinte Jakov, ich stimmte zu, denn so konnte er nicht verloren gehen und den ganzen Weg laufen könnte er sicherlich auch nicht. Zumindest nicht, wenn wir schneller werden mussten.

Als die Pferde eingespannt waren und ich aufgesessen bin, machten wir uns auf den Weg. Ich ritt neben den Wagen her. Zwischendurch korrigierte ich Duane in seiner Körperhaltung, damit er seinen Rücken ein wenig entlasten konnte. Dragan, der diesen Wagen lenkte, beobachtete das Pferd belustigt und war der Meinung, dass Duane scheinbar mein neues Pferd beeindrucken wolle. Im Stillen lachten ich und die Pferde darüber. Lalin ging von alleine in Anlehnung und Aufrichtung, was mir zeigte, dass er gut eingeritten worden ist. Das Reiten selbst war deutlich leichter, da ich dem Pferd direkt sagen konnte, was ich von ihm wollte. Auch wenn er sich gelegentlich darüber beschwerte, das ich vergaß auf meine Körperhaltung zu achten und anfing wie ein Sack Kartoffeln im Sattel zu schwanken.

An Schwierigen Stellen, ließ Jakov mich vorreiten, um den Boden zu prüfen. Doch wir kamen ohne größere Schwierigkeiten am Nachmittag an unserem Ziel an. Es zeigte sich, dass die Kräutersammler dort bereits auf uns gewartet hatten. Sie wollten Vorräte kaufen und andere Dinge verkaufen. Wir suchten uns eine passende Stelle für unser Lager. Etwas abseits und möglichst ebenerdig. Ich suchte für die Pferde eine Stelle zwischen zwei Bäumen, wo möglichst viel Grün wuchs. Dort spannte ich das Seil und band nach und nach die Pferde fest. Dann räumte ich die Geschirre wieder weg und überprüfte auch gleich die Achsen und Räder auf Schäden. Als ich Wasser für die Pferde holte, nahm ich Shady mit, er würde sich nähernde Monster eher wahrnehmen als ich und ich konnte mich dumpf daran erinnern, dass es hier Nekker gab. Fiese kleine Kreaturen. Mit denen wollte ich mich nicht unbedingt anlegen. Mein Schwert hatte ich trotzdem vorsichtshalber mit genommen, man konnte ja nie wissen. Doch ich hatte Glück. Ich hörte sie zwar in der Ferne, aber sie schienen sich mit der Jagd auf Hasen zu begnügen.

Nachdem ich die Pferde versorgt hatte, richtete ich meine Schlafstelle ein und packte dann noch bei den anderen an. Meine Muskeln protestierten zwar, aber am Ende würde es sie nur stärker machen. Kostenloses Training und dann auch noch besseres als in jedem Fitnessstudio.

Als unser Lager komplett aufgebaut war, informierte mich Jakov darüber das wir vermutlich ein paar Tage bleiben würden. Wir müssten auf ein großes Boot warten, dass uns über den See fahren würde. Der Weg außen rum, wäre zu lang, zu beschwerlich und auch zu gefährlich. Gedanklich stimmte ich ihm vollkommen zu, wenn wir dem in Richtung Westen weiter folgen würden, wäre der Boden ersten zu sumpfig und wir würden unvermeidlich auf die Kannibalen stoßen, die sich in dem Dörfchen niedergelassen haben. Aber es könnte natürlich auch sein, dass die Bewohner sich zu Kannibalen entwickelt hatten, als durch den Krieg die Nahrung knapp wurde. So oder so, kein schönes Gebiet, um dort durchreisen zu müssen.

Mein Schwert und mein Münzbeutel trug ich die ganze Zeit am Gürtel, zu viele Fremde Menschen liefen hier herum und ich wollte beides nicht durch eine habgierige Hand verlieren. Ich erkundete das Gebiet, soweit es mir möglich war und ich den Monstern fern bleiben konnte. Als ich dem Pfad folgte, konnte ich den Geruch von Blut und Verwesung wahrnehmen. Als ich dann den Grund dafür sah, entfernte ich mich möglichst schnell wieder. Dort hatte sich ein Alghul eingenistet. Mit dem würde ich mich noch weniger anlegen wollen, als mit den Nekkern. Aber eigentlich wollte ich mich generell nicht mit irgendwelchen Monstern anlegen. Auch nicht mit irgendwelchen Rumtreibern oder Wachen. Aber vermutlich ließ sich das nicht auf Dauer vermeiden. Ich konnte nur hoffen, dass ich möglichst unbeschadet aus solchen Situationen heraus kommen würde.

Ich setzte mich auf einen der Steine unter dem großen Baum und beobachtete die Menschen um mich herum.

„Du siehst nicht aus, wie ein gewöhnlicher Händler.“ Wurde ich auf einmal von einer Frau angesprochen. „Ist einer von ihnen dein Mann? Vielleicht der dunkelhaarige, mit den netten Augen?“ sprach sie direkt weiter. Ich schüttelte den Kopf, „Nein ich bin nicht verheiratet. Ich hatte mich verlaufen und die Händler sind so nett, dass sie mich gegen Arbeit ein Stück mitnehmen, bis ich mich wieder alleine zurecht finde.“ Antwortete ich ihr ruhig. „Da hattest du großes Glück gehabt. Nicht jeder wurde das zu diesen Zeiten machen.“ Ich nickte nur und sah mich dann weiter auf dem ruhigen Platz um. „Bis vor kurzem war es hier nicht so ruhig. Hier hatten sich Monster ein Nest gebaut. Hier genau an den Steinen wo wir jetzt sitzen. Wir konnten den Hain nicht mehr betreten und die ganzen Kräuter, die hier wachsen, schienen verloren, aber dann kam ein Mann hier vorbei. Ein Monsterjäger, ein Hexer. Er hat sie alle getötet und den Platz für uns gerettet. Er war sehr nett. Wir hatten nicht viele Münzen für ihn, aber das schien ihn nicht gestört zu haben.“ Plapperte sie weiter. „Weißt du ich hatte vorher noch nie einen Hexer gesehen. Alle sagen immer sie seien ebenfalls Monster, aber so kam er mir gar nicht vor. Er sah nur so kränklich aus mit seiner blassen Haut.“ Erzählte sie eifrig. „Hast du schon mal einen Hexer gesehen?“ wollte sie wissen. „Hm, ja. Bei einem Händler, wo ich kurzzeitig als Schreiber angestellt war.“ Ich dachte an das Conquest zurück. Damals wusste ich noch nicht was Hexer sind. Und da mein LARP Charakter für die meisten Leute ein Monster darstellen würde und ich nur hörte er sei ein Monsterjäger, hielt ich mich möglichst fern und versuchte möglichst unauffällig zu sein. Damals saß der Hexer nur wenige Meter von mir entfernt und handelte mit Ben, dem orientalischen Händler aus dem Hause Al Habib um ein Buch. Es ging um Summen, die ich nicht mal ansatzweise in meinem Beutel gehabt hatte. Balthar hieß er glaube ich, Balthar von Brugge. Die geschlitzten Pupillen sahen sehr interessant aus. Solange man wusste das es nur Kontaktlinsen waren, wirkten sie sehr faszinierend. Als ich jedoch das eine mal einen Menschen mit echten geschlitzten Pupillen sah, er hatte kurz vorher eine Augen OP gehabt, wirkte es ziemlich verstörend und irritierend. Es könnte allerdings auch der Augenfarbe gelegen haben. Durch die Spiele war ich an gelbe Augen mit geschlitzten Pupillen gewohnt und nicht an blaue.
 

Die Frau neben mir merkte scheinbar, dass ich in Gedanken versunken war, denn sie stieß mich in die Seite. „Von wo kommst du?“ wollte sie wissen. „Von der Jaruga. Nördliches Ufer.“ Murmelte ich. „Dann bist du aber weit weg von zuhause! Bist du mit dem Heerzug hierher gelangt?“ bohrte sie weiter. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, persönliche Gründe.“ Die Frau wollte wohl zu einer weiteren Frage ansetzten als der kleine Wolf angelaufen kam. „Hallo Shady, spielst du heute gar nicht mit Rosie?“ begrüßte ich ihn. Er versuchte zu bellen, was für einen Wolf gar nicht so einfach war. Er sollte mich zu Essen holen, erklärte er. Ich nahm ihn auf den Arm und stand auf. „Ich denke ich werde ihn mal lieber zurück bringen. Nicht das ihm noch was passiert.“ Verabschiedete ich mich schnell von der Frau, ehe sie etwas dagegen sagen konnte.

„Du hast mich gerettet Kleiner.“ Flüsterte ich dem Welpen zu. „Sie war ganz schön nervig.“

Rosie kam uns entgegen gelaufen. „Du solltest doch auf mich warten, Shady!“ rief sie empört. Der Welpe bellte nur. „Na komm Rosie, gehen wir zurück. Du solltest hier nicht alleine rumlaufen. Es gibt gefährliche Monster in der Nähe.“ Meinte ich zu ihr und nahm sie an die Hand. „Ok.“ Antwortete sie nur und zog mich dann an der Hand zum Lager. Die Männer saßen bereits am Feuer und Rosie eilte zu ihrem Vater.

Wir aßen gemütlich und gingen dann der abendlichen Routine nach. Ich kümmerte mich um die Pferde und blieb dann noch ein wenig bei ihnen sitzen. Da meine Muskeln ein wenig schmerzten und ich nicht wieder in irgendwelche Gespräche verwickelt werden wollte, legte ich mich bald schlafen. Ich schlief ziemlich unruhig, da ich immer wieder durch die Geräusche der Nekker und der Ertrunkenen wach wurde. Außerdem hörte es sich immer mal wieder so an, als würde etwas durch unser Lager schleichen. Aber ich konnte nie etwas sehen. Vielleicht war es einfach nur ein Hase oder ein Fuchs.

Der Morgen kam schnell und durch die unruhige Nacht, war ich immer noch ziemlich Müde. Gähnend stand ich auf und weckte Shady. Wenn ich ehe runter zum Ufer musste, um mich ein wenig Frisch zu machen, konnte ich auch gleich Wasser für die Pferde holen. Dann konnte ich mir schon einmal einen Gang sparen. Der kleine Wolf sprang fröhlich um mich herum, scheinbar hatte er gut geschlafen. Als ich die gefüllten Eimer zu den Pferden trug, hatte ich das Gefühl, das meine Arme bereits um einige Zentimeter länger geworden sind, von dem ewigen Eimer schleppen.

Als die Pferde alle mit Wasser versorgt waren, suchte ich eine neue Stelle für sie, wo sie frisches Grün finden würden und keine giftigen Pflanzen wuchsen. Danach bürstete ich sie wieder ordentlich. Natürlich hatten sie wieder alle irgendwelche Kommentare, wo sie am liebsten gekrault und gebürstet werden wollten. So widmete ich ihnen viel Zeit, damit sie alle zufrieden waren. Lalins Fell wurde auch immer sauberer und man konnte sehen, dass er eigentlich ein stolzer Schimmel war. Die Zeit, die er herrenlos verbracht hatte, sah man ihm immer noch ein wenig an und auch das sein Besitzer sich nicht sehr gut um ihn gekümmert hatte. Er trug zum Beispiel Hufeisen, die eigentlich schon langen hätten gewechselt werden müssen. Vielleicht hatten die Händler Werkzeug dafür da, aber das bezweifelte ich schon fast. So tröstete ich ihn nur, dass ich sobald es möglich war, es gemacht wird.

Ein Brandzeichen hatte ich an ihm nicht gefunden, aber das hieß hier wahrscheinlich nicht viel und da er recht gut eingeritten war, stand die Chance, dass er irgendwo gestohlen wurde recht hoch. Aber ohne Brandzeichen konnte man es nicht nachweisen. Auch am Sattel hatte ich keine Hinweise gefunden. Es gab keine Zeichen oder Symbole, die eine Zugehörigkeit zu einer Armee oder einem Adelshaus bezeugten. Deshalb machte ich mir nicht allzu große Sorgen, dass sich irgendein angeblicher Besitzer finden würde.

Nachdem die Pferde versorgt und ich selber auch etwas gegessen hatte, nahm ich meinen Rucksack und suchte einen der Kräuterhändler auf. Vielleicht würde er die Flügelmembran und die Giftdrüsen kaufen. Schnell fand ich ihn. Er stand nahe dem Wegweiser. Ich ging auf ihn zu.

„Ah, Guten Tag meine Liebe. Du siehst aus als würdest du etwas kaufen wollen.“ Begrüßte er mich. „Guten Tag. Kaufen vielleicht nicht direkt, aber handeln. Ich habe hier einige Dinge, die vermutlich eher selten zu finden sind.“ Eröffnete ich. Dies machte den Mann neugierig. „So? Ich tatsächlich immer an Seltenheiten interessiert. Was hast du denn Feines?“ Ich lächelte, vielleicht würde er mir einen guten Preis machen, oder etwas Gutes zum Tausch anbieten.

„Nun ich habe hier einige Dinge, Zutaten, die von einem Wyvern stammen. Nur wenige Tage alt und somit noch ziemlich frisch.“ Machte ich ihn neugieriger. „Von einem Wyvern? Wie bist du daran gekommen?“ wollte er wissen. „Das spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass ich sie habe und sie verkaufen möchte.“ Erwiderte ich. Der Händler schien zu überlegen. Er tippte sich mit seinem Zeigefinger an sein Kinn. „Gut, gut. Dann lass mal sehen was du hast.“ Forderte er.

Ich stellte meinen Rucksack auf einen größeren Stein und holte ein Stück der Membran heraus, so wie ein Fläschchen mit einer noch gefüllten Giftdrüse. „Wie du siehst, alles noch frisch. Giftdrüsen und Flügelmembran.“ Zeigte ich ihm. Man konnte schon beinahe die Dollarzeichen in seinen Augen sehen. Er nahm sich das Stückmembran und besah es sich genau. Zufrieden nickte er. „Hm ja. Gute Qualität, aber die Nachfrage ist sehr gering. Wegen der Hexenjäger.“ Murmelte er. Vermutlich wollte er den Preis drücken.

„Aber selbst bei geringer Nachfrage, ist viel Geld mit seltenen Sachen zu machen.“ Widersprach ich. „Aber wir könnten vielleicht tauschen, wenn du nicht genügend Münzen hast.“ Schlug ich vor. „Wie viel hast du davon?“ wollte der Kräuterkundige wissen. „Vier Drüsen, alle gefüllt und die Flügelhäute beider Flügel.“ Berichtete ich. Der Händler nickte erneut. Sein Blick fiel auf meine verletzten Hände und den blauen Fleck in meinem Gesicht. „Ich denke, ich habe etwas, das ich dir anbieten könnte. Ein Rezept für ein Gebräu, man kann es trinken, aber auch auf die Wunden auftragen. Ich gebe dir das Rezept, die passenden Zutaten und 50 Kronen.“ Bot er an. Ich schüttelte sofort den Kopf. „Ich würde das Rezept erst einmal gerne sehen.“ Lehnte ich ab. Er kramte in seinem Beutel und zog eine alte Pergamentrolle hervor. Der Zustand war mehr als schlecht und der obere Teil fehlte sogar schon. Ich rollte das Pergament aus und überflog den Text. „Hm, das klingt für mich eher nach einem gewürzten Kräutertee. Außerdem fehlt ein Teil.“ Merkte ich an. „Nur der Name fehlt und dass das Ganze mit Wasseraufgekocht werden muss.“ Wiegelte er gleich ab. Ich besah mir die Zutaten genauer, Myrte, Schöllkraut und Piment. Die ersten beiden könnte ich ohne Probleme überall finden, die bräuchte ich also nicht zu kaufen.

„Du kannst es als Tee trinken, mit etwas Zitrone oder Honig schmeckt er noch besser oder du kannst die Kräuter in starken Alkohol einlegen und ihn dann so trinken oder auf Wunden aufbringen.“ Wollte er mir sein Angebot schmackhaft machen. „Du bekommst die Drüsen, das Gift und die Häute für das Rezept, 2 große Pimentwurzeln und 150 Kronen.“ Stellte ich mein Angebot auf.

„100!“ forderte er.

„140.“ Hielt ich dagegen

„110.“ War sein Gegenangebot.

„130!“ bot ich nun.

„125, mein letztes Angebot.“ Ich schlug ein.

„In Ordnung, 125 Kronen, das Rezept und die Wurzeln.“ Er nickte. Ich legte die Sachen auf den Stein und packte die Rolle, das Gewürz und die Münzen im Gegenzug ein. Zufrieden grinste ich.

Als ich meinen Rucksack zurück ins Lager bringen wollte, stieß ich auf Jakov. Auch er grinste. „Ziemlich gutes Geschäft was du da abgewickelt hast. Hast gut verhandelt.“ Meinte er. „Ähm, danke. Man tut was man kann.“ Nahm ich das Lob zögerlich entgegen. „Wo hast du das verhandeln gelernt?“ wollte er wissen. Ich zuckte mit den Schultern. „Hab es schon recht häufig gesehen, aber noch nie gebraucht.“

„Vielleicht solltest du mal darüber nachdenken, ins Handelsgeschäft einzusteigen, wenn du wieder in Rivien bist. Oder eine Anstellung als Stallmeister suchen. Wenn ich mir unsere Pferde ansehe, würde ich sagen, du könntest schnell Karriere machen.“ Schlug er vor. „Vielleicht. Aber jetzt mit dem Krieg, wer hat da noch groß Geld, um jemanden anzustellen?“ blieb ich wage. Jakov nickte. „Ja, aber es wird hoffentlich nicht für immer Krieg herrschen. Irgendwann gibt es einen Sieger, ob jetzt Nilfgaard oder die nördlichen Königreiche unter Radovid. Danach wird es sicher viele Anstellungen geben.“ Prophezeite er. Grimmig nickte ich. Allerdings wusste ich nicht, worauf ich hoffen sollte. Wer wäre der bessere Herrscher. Emhyr, in dessen Reich immer noch Sklaverei erlaubt war, oder Radovid, der Jagd auf alles machen ließ, was ihm nicht passte. Aber vielleicht hätte ich bis dahin auch schon wieder einen Weg nach Hause gefunden.

Wie auch immer ich hier her gekommen war. Und ausgerechnet in einem Wald, hätte es nicht in der Nähe einer Stadt sein können? Oder vielleicht doch lieber nicht, wenn das einer gesehen hätte, wäre mir doch niemals geglaubt worden, dass ich keine Hexe bin. Aber vielleicht könnte eine Zauberin heraus finden wie ich hier her gekommen bin, aber welche würde mir helfen? Vermutlich keine und ich war mir auch nicht wirklich sicher, ob sie nicht irgendwelche komischen Experimente an mir durch führen würden. Was sie vielleicht tun würden, käme heraus das ich gedanklich mit Tieren kommunizieren kann.

Es war also eine ziemlich vertrackte Lage, in der ich mich befand. Vielleicht sollte ich erst einmal davon ausgehen, dass ich hier nicht mehr so schnell weg kommen würde und den Rat von Dragan annehmen. Schließlich wäre es hier nicht so viel schlechter als in meiner Welt, aber auf jeden Fall deutlich interessanter. Klar, hier gab es nicht denselben Luxus wie zuhause, kaum fließend Wasser, keinen Strom und schlechte Hygiene, also fast wie im LARP. Ich könnte es erst einmal als ein langes gefährliches LARP Abenteuer betrachten.

Aber hier in Velen oder generell den nördlichen Königreichen war es mir viel zu ungemütlich, vielleicht sollte ich schauen, ob die Ritter in der Siedlung sind und fragen ob sie mich nach Toussaint mit nehmen würden. Dort gab es zwar vermehrt Vampire, aber die Umgebung und das Wetter dort waren herrlich. Überlegte ich.

Vielleicht könnte ich mit der Zeit Geralt dazu bringen, mir zu helfen. Ja ich denke es wäre eine gute Idee. Ich sollte mir ihn Lindental einige Vorräte zu legen, Lalin beim Schmied vorstellen und dann ab nach Toussaint. Dort würde ich sicherlich irgendwo unterkommen. Später würde sich auch mindestens eine Zauberin niederlassen, ich bin gespannt für wen Geralt sich entscheiden würde, Triss oder Yennefer? Vielleicht würde eine der beiden mir auch helfen können, solange sie nicht gleich zur Loge rennen.

Das sollte machbar sein. Vielleicht nicht der beste Plan, aber wenigstens überhaupt erst mal einer.
 

Für jetzt würde ich das Rezept mal ausprobieren, vielleicht brachte es ja tatsächlich etwas. Denn auch wenn es eher Kratzer sind, die ich an den Händen und am Knie habe, müssen die sich trotzdem nicht entzünden. Myrte und Schöllkraut wuchsen hier zu genüge und während ich Wasser holte, konnte ich sie Pflücken.

Ich würde es erst aufkochen und dann aus dem Satz einen Brei mischen, den ich auf die Wunden auftragen würde, den Sud würde ich als Tee probieren, vielleicht half er ja auch gegen Muskelkater. Wenn er denn überhaupt half.

Ich schnitt alles klein und ließ es in einen Metallbecher fallen, ich goss Wasser drauf und stellte es die Glut. Es dauerte ne ganze Weile, bis das Ganze auch wirklich kochte, da aber in dem Rezept nirgends angemerkt war, wie lange das kochen sollte, wartete ich vorsichtshalber weiter.

Unter dessen hatte sich Jakov mit ans Feuer gesetzt. „Was wird denn das?“ wollte er von mir wissen. Ich schaute zu ihm auf. „Ich wollte das Rezept ausprobieren, das ich vom Kräuterhändler bekommen habe. Es soll bei der Heilung der Wunden helfen und ich hoffe, vielleicht auch gegen Muskelschmerzen.“ Gab ich ihm Antwort. Er zog nur eine Augenbraue hoch, „Na ob das hilft? Ich weiß ja nicht.“ Meinte er nur. Ich zuckte mit den Schultern, „Ich selbst bin mir auch nicht sicher, aber Schaden kann es nicht, es ist zumindest nichts Giftiges drin.“ Entgegnete ich, dabei rührte ich in dem Sud herum. Nach einer weiteren Weile goss ich den Sud in einen zweiten Becher und ließ den Kräutersatz weiter köcheln, bis der größte Teil, der verbliebenen Flüssigkeit verkocht war. Den Sud füllte ich mit etwas kalten Wasser auf und ließ ihn noch ein wenig abkühlen.

Die verkochten Kräuter ließ ich ebenfalls abkühlen und mengte ein wenig Alkohol bei. Als ich das soweit alles fertig hatte und den Sud / Tee kalt genug zum trinken war, probierte ich ihn zögerlich. Er schmeckte ziemlich scharf, vermutlich durch den Piment. Der Geschmack des Schöllkrautes und der Myrte, blieb darunter verborgen. Nach und nach trank ich den ganzen Becher aus, wobei ich immer mal wieder klares Wasser nach trinken musste, weil mein Hals brannte und kratzte. Allerdings breitete sich schnell eine wohlige wärme in meinem Bauch aus, was mich leicht schläfrig werden ließ. Ich ging zu meiner Schlafstelle und setzte mich auf die Felle. Die Kräuterpaste hatte ich mit genommen und schmierte sie auf meine aufgeschürften Hände und mein Knie. Dann machte ich es mir gemütlich und döste weg.

Ich wachte durch das kribbeln und jucken meiner Verletzungen wieder auf. Schläfrig schaute ich auf meine Hand. Das machte mich allerdings sehr schnell wirklich wach. Von den Verletzungen ausgehend, waren meine Adern unter der Haut sichtbar geworden und wirkten wie ein bizarres Netz. Schnell wischte ich die Paste ab und wurde erneut geschockt, die Hau war völlig verheilt.

Allerdings waren die sichtbaren Adern geblieben und ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Nach dem typischen Zeichen einer Blutvergiftung sah es jedenfalls nicht aus. Sie taten auch nicht weh und ich fühlte mich auch nicht wirklich krank.

Als sich jemand näherte, versteckte ich meine Hände schnell in meinen Ärmeln. Ich schaute auf, um zu sehen wer sich näherte. Es war Dragan, der auf mich zu kam. „Gut du bist wach, ich wollte dich nur an deine Aufgabe erinnern.“ Lächelte er. Schnell nickte ich, damit er wieder verschwand.

Ich starrte wieder auf meine Hände, hoffentlich war dies kein schlechtes Zeichen, nicht das ich mich vielleicht doch vergiftet hatte mit der Paste. Aber hätte der Tee dann nicht auch solche Auswirkungen haben müssen, aber außer, dass ich Hunger hatte und mein Bauch gelegentlich rumorte, ging es mir gut.

Das hieß ich müsste abwarten, seufzend zog ich mir meine Handschuhe an, damit ließen sich meine Hände während der Arbeit besser verbergen. Ich schnappte mir die Eimer und ging zum Vorratswagen. Ich füllte zwei und in den dritten packte ich das Putzzeug für die Pferde. Erst als ich bereits vom Wagen wieder runter geklettert war, fiel mir auf, dass auch mein Muskelkater weg war. Das was auch immer ich da zusammen gebraut hatte, schien wirklich zu helfen und so lange das hervortreten der Adern, die einzige Nebenwirkung bleiben würden, sollte es mir recht sein. Nur blieben sie hoffentlich die Einzigen und hoffentlich würden sie auch wieder verschwinden.

Bei den Pferden angekommen, teilte ich die beiden Eimer mit Futter auf vier auf, so dass jedes Pferd einen halben bekam. Dann machte ich mich daran, sie zu bürsten.

Nach einer Weile kam Shady dazu, doch er blieb einige Schritte vor mir stehen.

~Du riechst komisch. Und warum trägst du diese komischen Dinger an deinen Pfoten? ~ wollte er von mir wissen. Ich lachte leise und kniete mich zu ihm runter. „Das sind Handschuhe und wir Menschen haben keine Pfoten und Krallen, sondern Hände und Finger. Und der Geruch kommt von den Kräutern, die ich mir auf meine Wunden getan hatte.“ Erklärte ich ihm. ~Und warum trägst du diese, diese Handdinger? ~ fragte er weiter. „Handschuhe.“ Korrigierte ich ihn, „Ich trage sie, um meine Hände zu verstecken. Die Kräuter haben Linien auf meiner Haut hinterlassen.“ Erklärte ich ihm und zog einen der Handschuhe aus, um es ihm zu zeigen. Lalin schnaubte, er wollte das auch sehen. ~Oh, davon habe ich gehört. Ein Pferd hat mir erzählt, dass ein anderes Pferd ihm gesagt hatte, dass sein Reiter immer so komisches Zeug trinkt, bevor er mit Monstern kämpft, oder verletzt wurde. Dann hat er auch so Linien auf der Haut. ~ erzählte der Schimmel.

Ich ließ mich auf den Boden plumpsen, natürlich warum habe ich da nicht eher dran gedacht? Schöllkraut und Myrte waren häufige Zutaten in Hexertränken. Oh je, hatte ich mich doch vergiftet? Aber ich fühlte mich doch relativ gut. Aber wenn die sichtbaren Adern nicht verschwinden würden, sollte ich versuchen einen Hexer zu finden und hoffen das er mir hilft.

Wer käme den da in Frage? Geralt, der wäre zurzeit vielleicht noch in Velen unterwegs. Gaetan vielleicht, sollte Geralt ihn am Leben gelassen haben, aber ob der mich überhaupt zu Wort kommen lassen würde? Letho befand sich vielleicht auch noch in Velen, wenn er nicht auf den Weg nach Serrikanien oder Kaer Morhen unterwegs wäre. Vesemir wäre in der Festung und wo sich Lambert und Eskel herum trieben, wusste ich nicht. Es könnte sich allerdings noch andere, unbekannte Hexer in den nördlichen Königreichen geben. Oder auch Abtrünnige, wie Treugger in Novigrad, wenn er denn noch lebt. Obwohl es für mich schwierig werden könnte, nach Novigrad rein zu kommen. Aber es würde sich sicherlich zur Not irgendwo ein Hexer auftreiben lassen, wenn ich nicht vorher starb, weil ich mich doch vergiftet hatte.

Shady stupste mich mit seiner Schnauze an und auch Lalin beschnüffelte meine Haare, ich war wohl zu weit in Gedanken abgedriftet gewesen. „Alles gut Jungs, war nur in Gedanken.“ Ich zog den Handschuh wieder an und machte mich wieder an die Arbeit. Als die Pferde versorgt waren, beschloss ich nach Admir zu suchen. Auch wenn ich ihn nicht mochte und er mich auch nicht, so könnte er mir vielleicht helfen, die Eisen bei Lalin zu entfernen. Aber vorher räumte ich noch alles wieder an seinen Platz.

Ich fand ihn in der Nähe einer Kräutersammlerin. Er saß auf einem Stein und beobachtete sie ungeniert. „Ähm, Admir?“ sprach ich ihn vorsichtig an. Er blickte mich nicht mal an, als er antwortete, „Was willst du Mädchen?“ Ich räusperte mich. „Ich habe mich gefragt, ob du mir helfen könntest, die alten Eisen bei dem Schimmel zu entfernen. Sie scheinen schon ziemlich lange an den Hufen zu sein und sind schon fast durchgewetzt. Ich befürchte, dass sie brechen könnten, ehe wir bei einem Schmied lang kommen.“

Er runzelte die Stirn, „Warum hast du nicht gleich etwas gesagt?“ wollte er grummelig wissen und stand auf. Er ging zum Vorratswagen und kramte in einer Kiste. Er zog einiges an Werkzeug hervor und reichte es mir, „Hier halt das.“ Brummte er und kletterte wieder vom Wagen, dann ging er schweigend zu den Pferden. Ohne Worte hob er den ersten Huf von Lalin und ich hielt ihm die Werkzeuge hin. Ohne Probleme öffnete er die Nieten und zog dann mit der Zange gekonnt das Eisen ab. Innerhalb weniger Minuten hatte er alle Eisen entfernt.

„Den Rest schaffst du jetzt sicher alleine.“ Brummte er. „Danke Admir.“ Rief ich ihm hinterher, als er sich wieder zu seinem Beobachtungsposten begab. Kopfschüttelnd sah ich ihm hinterher, er war schon ein merkwürdiger Typ.

Ich holte die Sachen, die ich zur Hufbearbeitung brauchte und machte mich daran, auch die Hufe Lalin wieder in Ordnung zu bringen. Man sah ihm deutlich an, dass es ihm jetzt besser ging, er sich wohler fühlte, nachdem ich fertig war.

Bevor ich mich selber zum Essen setzte, holte ich für die Pferde noch Wasser.

Obwohl ich den Nachmittag über geschlafen hatte, war ich nachdem Essen recht müde. Vielleicht lag es daran, dass ich in der Nacht so wenig geschlafen hatte, oder an dem Tee. Aber das konnte ich so nicht heraus finden. Und wiederholen wollte ich das eigentlich auch nicht so schnell wieder. Das Essen bestand aus trockenem Brot und einer dünnen Suppe.
 

Später in der Nacht erwachte ich, da ich mich beobachtet fühlte. Die Härchen auf meinen Armen und in meinem Nacken hatten sich auch aufgestellt. Vorsichtig tastete ich nach meinem Dolch und versuchte etwas in der Dunkelheit zu erkennen. War da nicht eine Bewegung zwischen den Bäumen? Ich blinzelte, doch was auch immer es war, war nun weg. Ich setzte mich auf und schaute mich genauer um.

Dort weiter hinten, da war eine Bewegung zu sehen. Er sah aus wie die schemenhafte Gestalt eines Mannes. Als er bemerkte das ich ihn sah, drehte er sich schnell weg und verschwand hinter einigen Bäumen. Ich weckte Shady leise und holte mein Schwert unter den Fellen hervor. Ohne mir meine Stiefel anzuziehen, folgte ich dem Schatten.

Immer wieder blitzte er vor mir auf und lockte mich immer weiter vom Lager weg. Auf der Wiese hatte ich ihn eingeholt. „Wer bist du?“ Wollte ich von ihm wissen. Ich trat näher an ihn heran. Seine Gestalt schien im Mondlicht zu leuchten. Er deutete auf den Hügel mit der verbrannten Hausruine. „Dort habe ich einst mit Olena gelebt. Dann habe ich einen großen Fehler gemacht und bin seitdem hier gefangen. Und auch meine Geliebte Olena muss leiden. Leidet immer noch.“ Murmelte er.

„Du bist der Geist aus der Legende?“ fragte ich ihn überrascht. Er nickte traurig. „Nach meinem Tod, verfiel das Haus. Irgendwann kamen andere Menschen und bauten dort ein neues. Jetzt bin ich hier ganz alleine. Ich beobachte die Menschen, die jetzt hier leben und doch bin ich einsam.“ Erzählte er weiter. „Kannst du den Fluch lösen? Ich habe gesehen, wie du mit den Pferden sprichst. Vielleicht kannst du Olena überzeugen, den Fluch zu lösen?“ bat er mich. Ich schüttelte den Kopf, „Ich glaube nicht. Niemand weiß wo sie ist und vermutlich ist sie schon lange tot.“ Entgegnete ich.

„Nein, bitte. Du musst mir helfen. Sie lebt noch. Komm ich führe dich zu ihr!“ rief er aufgeregt. Ich seufzte. „Na gut.“ So folgte ich ihn weiter über die Wiese. Er führte mich beinahe bis ins Wasser. Der Boden war ziemlich sumpfig und der Schlamm drückte sich zwischen meinen Zehen hoch. Im Wasser sah ich eine Bewegung, etwas Geducktes lief dort umher.

Fragend sah ich den Geist an. „Das ist Olena, oder eher was von ihr übrig ist.“ Die Wolkendecke öffnete sich und ich konnte einen besseren blick auf die Kreatur werfen. „Aber, aber, das ist ein Wasserweib.“ Stotterte ich.

„Hm, wenn Nymphen ihre Unsterblichkeit für einen sterblichen aufgeben, kann das passieren. Es ist meine Schuld, dass sie jetzt genauso leiden muss wie ich.“ Bestätigte der Geist. „Kannst du versuchen mit ihr zu sprechen?“ bat er noch.

Ich nickte, „Olena? Olena hörst du mich?“ rief ich zur dem Monster rüber. Ihr Kopf ruckte rum, als sie mich sah, stakste sie auf mich zu. In einiger Entfernung blieb sie stehen. ~So hat mich schon lange niemand mehr genannt. ~ konnte ich sie wispern hören. ~Woher weißt du wer ich bin? ~ wollte sie wissen. Shady neben mir zitterte und versteckte sich hinter meinen Beinen. ~Das ist keine gute Idee! ~ jammerte er. „Der Geist deines Liebhabers hat mich hier her geführt. Ich soll dich bitten, seinen Fluch zurück zunehmen.“ Antwortete ich ihr.

~Merzif ist hier? Er ist wirklich hier? Und er will das ich seinen Fluch löse? Und dafür schickt er ausgerechnet ein menschliches Weib!?~ lachte sie hysterisch. Ein Ruck ging durch sie hindurch. „Nein, niemals!“ kreischte sie so laut, dass ich das Gefühl hatte meine Ohren würden gleich anfangen zu bluten. Auch Shady fiepte vor schmerzen.

Sie beugte sich ins Wasser und griff hinein. Kurze Zeit später kam ein stinkender Schlammklumpen auf mich zu geflogen. Er traf mich an der Schulter. Direkt darauf, kamen noch mehr geflogen, so dass ich nach hinten auswich, um nicht noch mehr getroffen zu werden. Der Geist, Merzif, schwebte auf das Wasserweib zu. Er schien als wolle er sie beruhigend. Doch das Monster ließ sich nicht beeindrucken, sie warf weiter mit Matsch, sogar durch den Geist hindurch. Sie schlug mit den Krallen durch den Geist und dieser verschwand darauf hin.

Mit ihrem stechenden Blick fixierte sie mich und schritt langsam auf mich zu. Ich wich so schnell zurück wie ich konnte. ~Vielleicht sollte ich dich einfach fressen? ~ fragte sie sich selbst. Ich stolperte Rückwärts und zog so schnell ich konnte mein Schwert. Doch die rostige Klinge wirkte nicht sehr abschreckend. Das Wasserweib kam weiter auf mich zu. „Olena, bitte. Ich wollte dich nicht beleidigen. Ich wollte euch beiden doch nur helfen!“ beschwor ich sie. Doch scheinbar wollte sie nicht hören, es gab keinerlei Reaktion auf meine Worte.

Sie schlug nach mir, mir war gar nicht bewusst, dass diese dürren Arme soviel Kraft haben konnten. Die Wucht ihres Schlages, ließ mich einige Schritte weit über den Boden rutschen. Ich schlug mir den Kopf auf und verlor das Schwert aus den Händen. Meine Schulter tat weh, wo sie mich getroffen hatte, allerdings hatte sie mich nicht mit ihren Krallen verletzt. Sie kam auf mich zu, grinsend wie eine Katze, die mit ihrem Futter spielte.

„Olena, bitte!“ versuchte ich es noch mal. Sie stand jetzt fast über mir und schlug erneut nach mir. Ich drehte mich zur Seite weg und ihre Krallen schlugen nur wenige Zentimeter neben meinen Kopf in den Boden.

~So ein liebes Fressen, es bettelt so schön! ~ lachte sie. Ich rutschte von ihr weg. Mein Herz raste und die Panik stieg mir zu Kopf. „Olena bitte, ich wollte euch beiden wirklich nur helfen.“ Flehte ich und spürte wie die ersten Tränen über mein Gesicht liefen. Vor Schmerz und vor Angst. Im Augenwinkel sah ich mein Schwert nur knapp außerhalb meiner Reichweite liegen. Ich drehte mich um und krabbelte so schnell ich konnte dorthin. Ich hatte gerade meine Hand um den Griff geschlossen, als ich von hinten gepackt und zurück Richtung Wasser geworfen wurde.

Diesmal tat der Aufprall nicht ganz so doll weh, dass der Boden durch die andauernde Nässe meine Wucht auffangen und etwas abfedern konnte. Ich hatte meine Faust fest um den Griff geschlossen, damit ich es nicht wieder verlieren konnte.

Ich überlegte fieberhaft, wie die Formell ging, damit sich die Schneide verwandelte. ~Shady! ~ rief ich nach dem kleinen Wolf. Er musste sich irgendwo verkrochen haben, als die ehemalige Nymphe mich angegriffen hatte. Als keine Antwort kam, rief ich erneut. Ich hörte wie das Monster sich wieder näherte und versuchte mich aufzurappeln.

Wie ging denn gleich noch die Formel, irgendwas mit Eisen und Blut und Hilfsbereitschaft. Ich rätselte und konnte dem nächsten Schlag gerade noch so ausweichen. „Shady!“ rief ich nun laut. In der Nähe hörte ich ein rascheln. Etwas bewegte sich durch die Büsche. Zum Glück war es der kleine Welpe und nicht noch ein anderes Monster. Ich atmete erleichtert auf, während das Wasserweib uns umkreiste. „Shady, wie ging die Formel noch gleich, die für das Schwert?“ fragte ich ihn. Auch er musste überlegen, doch scheinbar war sein Gedächtnis besser als meins.

~Hart und kalt, wie künstliches Eisen aus Erde und Blut. …~ fing er an. „Hart und kalt, wie künstliches Eisen aus Erde und Blut. Geschmiedet aus alter Magie, geschworen aus Hilfsbereitschaft und Glut!“ fiel es mir wieder ein. Die Schriftzeichen oder Symbole auf der Klinge glühten auf und das Schwert verwandelte sich.

Olena kreischte wütend auf. Rasend kam sie auf mich zu, abwehrend hob ich das Schwert. Gerade noch rechtzeitig. Die Krallen des Monsters kollidierten mit der Klinge und wurden abgetrennt. Sie kreischte auf, ob vor Schmerz oder Wut konnte ich nicht sagen.

Ich vor ihr zurück, auch wenn sie nun keine Krallen mehr hatte, ungefährlich war sie deshalb noch lange nicht. Allerdings hatte ich nicht mit dem unebenen Boden gerechnet und rutschte mit den nackten Füssen aus. Ich stürzte nach hinten. Das Wasserweib nutzte die Situation und setzte mir nach. Sie wollte auf mich springen, doch ich hatte das Schwert immer noch so im Griff, dass sie sich selbst aufspießte. Sie taumelte zurück, ehe sie zusammenbrach.

Wie aus dem nichts, war Merzif wieder da. Er schwebte zu ihr, beruhigte sie. „Merzif!“ röchelte sie. „Meine Olena, es tut mir so leid. Ich wollte niemals, dass so etwas passiert. Ich liebe dich doch!“ sprach der Geist auf das sterbende Monster ein.

Ich lag keuchend auf dem Rücken, meine Hände klebten von dem Blut, das die Klinge hinab gelaufen war. Meine Schulter, mein Kopf, ja eigentlich mein ganzer Körper schmerzte.

Ich drehte meinen Kopf, um die Beiden zusehen. Doch schnell bereute ich es. Der Geist beugte sich gerade über das Wasserweib, um es zu küssen. „Du liebst mich?“ hörte ich die Kreatur fragen. „Ja, immer!“ schwor er. „Ich vergebe dir, …“ hauchte Olena noch, ehe ihr Kopf zur Seite kippte. Der Geist selber schien von ihnen zu leuchten, ehe er begann sich aufzulösen. „Danke Eve!“ hörte ich ihn wie aus weiter Ferne rufen.

Ich drehte mich zur Seite, in der einen Hand, das jetzt wieder rostige Schwert und mit der anderen zog ich Shady zu mir und rollte mich zusammen. Ich wollte mich nicht mehr bewegen. Einfach ein bisschen hier liegen bleiben und mich ausruhen. Müde und frierend schloss ich die Augen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Eigentlich gehört hier ja die Aufgabe hin, doch ich habe mich entschlossen, diese erst nach dem anderen Teil zu veröffentlichen.
Das sich Nymphen in Wasserweiber verwandeln, hatte ich irgendwo mal gelesen, kann jetzt aber leider nicht mehr sagen wo es war. Kann auch einfach sein, das es in einer anderen Fanfic war, aber ich fand die Idee gut und passend.

Also bis demnächst, der zweite Teil des Kapitels wird die nächsten Tage vermutlich auch schon kommen. Komplett anzeigen

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