Traum, Albtraum oder Realität? von Vegetasan ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Langsam und vorsichtig öffnete ich die morsche Holztür. Die Scharniere quietschten lautstark und ich hielt den Atem an, um zu hören, ob sich etwas in der Hütte regte. Doch alles blieb still. Ich ließ die Tür hinter mir offen, damit wenigstens ein wenig Licht hinein kam. Langsam blickte ich mich um, doch außer Umrisse, von etwas, das ich für Möbel hielt, konnte ich nicht erkennen. Die Bodendielen knarzten unter meinen Schritten und gaben leicht nach. An einigen Stellen waren sie auch schon gebrochen und Grasbüschel wuchsen dort empor. Ich ging weiter in den Raum hinein und plötzlich knirschte etwas unter meinen Füßen. Ich blickte nach unten, es schienen Scherben zu sein. Ob Ton, Keramik oder Glas konnte ich im halbdunkeln nicht erkennen. Mit meinem Knie stieß ich gegen etwas hartes und sofort gab es Gepolter. Ich war gegen einen Haufen aus alten zerbrochenen Brettern gestoßen, der jetzt weiter zusammenbrach. Ich sprang zurück und stolperte dabei, ich landete auf einem alten Sack und sofort wurde ich in eine Wolke aus Staub und Motten eingehüllt. Ich versuchte sie mit der Hand zu vertreiben und musste viele male niesen. Als sich der Staub endlich ein wenig gelegt hatte und meine Nase nicht mehr ganz so extrem kribbelte, stand ich langsam wieder auf. Meine Augen hatten sich allmählich an die Lichtverhältnisse angepasst und ich konnte etwas mehr erkennen. Die Umrisse die ich vorher erkannt hatte, konnte ich nun deutlicher sehen und musste feststellen, das es sich bei allem um Trümmer handelte. Egal ob Tisch, Stuhl oder Bett, alles war zerstört. Als hätte etwas großen und starkes in dieser Hütte einen Wutanfall gehabt und alles zu Kleinholz verarbeitet. Vorsichtig ging ich weiter, jetzt noch mehr darauf bedacht wo ich meine Füße hinsetzte. Es wäre sicherlich nicht sehr angenehm sich an einem alten Nagel zu verletzen, oder sich Splitter einzufangen. So dreckig wie das hier war, würde sich die Wunde sicherlich schnell entzünden und ich wusste ja immer noch nicht, wo ich eigentlich war. Und so lange wie ich in dem Wald herum geirrt war, gab es sicherlich keine Siedlung in direkter Nähe. Ich kam an eine weitere Tür, oder eher Durchgang. Als Abtrennung hing dort nur ein alter zerfetzter, mottenzerfressener Lumpen. Vorsichtig duckte ich mich darunter durch. Wer weiß was für Krabbelviecher darin wohnen würde. Verwundert blieb ich stehen. Es schien sich um eine Küche oder etwas ähnliches zu handeln. Zumindest konnte ich so etwas wie Töpfe und Pfannen ausmachen. Das was mich so wunderte war, das die Küchenutensilien scheinbar alle aus Gusseisen waren. Eine gusseiserne Pfanne konnte ich ja noch verstehen, so eine hatten wir zu Hause auch, aber Töpfe? Die wären doch viel zu schwer und unhandlich. Ich besah mir den Raum genauer. Auf dem Boden lagen die Trümmer von Regalen, zerbrochenes Geschirr und kaputte Flaschen. In einer Ecke gab es ein altes Fass und so vermodert wie es aussah, schien es Wasser enthalten zu haben. In einer Kiste gammelte irgendetwas vor sich hin, das vielleicht irgendwann einmal Obst oder Gemüse gewesen kein könnte. Sehr merkwürdig. Aber da fiel mir auf, das ich keinerlei Lampen oder anderes technisches Gerät gesehen hatte. Wer hatte hier gelebt? Und wie lange war das her? An der äußeren Wand konnte ich den Herd oder besser gesagt die Kochstelle entdecken. Sie war aus Lehm gemauert und hatte unten eine Öffnung, damit man sie mit Holz befeuern konnte. Das Design und die Bauart kam mir bekannt vor, aber ich konnte nicht sagen woher. Vielleicht hatte ich ähnliches damals vor vielen Jahren, im Mühlenmuseum gesehen gehabt, als wir mit der Schulklasse einmal da waren. Dort gab es ein Museumsdorf in dem man sehen konnte, wie die Menschen damals gelebt hatten. Ich ging zurück in den Hauptraum. Ich war der Meinung in einer Ecke eine Treppe gesehen zu haben. Vielleicht fand ich ja dort oben irgendwo Hinweise, die mir sagten wo zum Teufel ich eigentlich war. Vorausgesetzt die Treppe würde noch halten. Ich schlängelte mich zwischen den Trümmern durch, immer darauf bedacht nirgends anzustoßen, um nicht dann von einer Trümmerlawine begraben zu werden. Die Treppe schien noch nicht zu sehr verrottet zu sein. Aber etwas ließ mich stutzig werden, überall hingen Spinnenweben, nur über der Treppe nicht. Es wirkte als wäre vorkurzen jemand nach oben gegangen. Ob es spuren im Staub gab, konnte ich nicht sagen, dafür war das Licht zu schwach. Ich stieg die steile Treppe hinauf, die man aber auch schon beinahe als Leiter hätte bezeichnen können. Stufe für Stufe teste ich mit den Füßen, ob sie überhaupt halten würden, aber bisher schien alles in Ordnung zu sein. Ich hatte das obere Ende fast erreicht, als ich ein kratzen und schaben hörte, dazu kam das leise klirren einer Kette. War da oben Jemand? Aber bis jetzt hatte ich nichts gehört gehabt, es gab vorher keine Geräusche, oder hatte ich sie einfach nur nicht gehört gehabt. Noch langsamer als vorher, kletterte ich die letzten Stufen hoch. Direkt am Treppenanfang konnte ich nichts erkennen, also betrat ich das Obergeschoss. Wieder konnte ich etwas hören. Sofort drehte ich mich in diese Richtung und starrte in die eisgrauen Augen eines Wolfes. Eines recht jungen Wolfes. Sein Kopf war hell, ebenso wie die Beine, die Brust und auch der Bauch. Das Fell am Rücken schien ein dunkleres grau zu haben. Wie angewurzelt blieb ich stehen und starrte den Wolf an, dieser schaute einfach nur zurück. ~Was guckst du so? Noch nie einen Wolf gesehen?~ konnte ich auf einmal hören. Schnell blickte ich mich um, doch ich konnte niemand sehen. „Wer ist da?“ fragte ich zögerlich. ~Oh du dummer Zweibeiner! Ich stehe doch direkt vor dir! Mach mich endlich los!~ konnte ich die Stimme erneut hören. Vor mir stand nur der Wolf, aber jeder wusste das Wölfe nicht sprechen können, oder? „Sprichst du mit mir?“ fragte ich den Wolf, als dieser nickte, stolperte ich einige Schritte zurück. „Aber, … aber … Wölfe können nicht sprechen!“ stotterte ich. Der junge Wolf schüttelte sich. ~Natürlich können wir sprechen! Jeder Wolf kann das, ihr Zweibeiner könnt uns nur nicht hören.~ bekam ich als Antwort. „Aber warum kann ich dich dann hören und auch verstehen?“ fragte ich erneut. ~Keine Ahnung, ist doch jetzt erst mal egal. Mach mich endlich los! Die bösen Zweibeiner kommen bestimmt bald zurück!~ forderte der Wolf mich auf. Alles schien ziemlich surreal zu sein, schlief ich vielleicht und das alles war nur ein sehr merkwürdiger Traum. ~Das ist bestimmt kein Traum! Beeil dich endlich mal!~ riss mich der Wolf aus den Gedanken. ~Du kannst meine Gedanken hören?~ fragte ich den Wolf stumm. Dieser nickte nur. Ich seufzte, es musste wirklich ein Traum sein. Jetzt scheuchte mich schon ein Welpe durch die Gegend. Trotzdem ging ich langsam auf ihn zu, er war mit einer sehr stabil aussehenden Kette, an der Wand festgebunden. Durch sein Gezappel war die Kette auch so verdreht, das ich sie nicht einfach über den Kopf ziehen konnte. Ich zog mit aller Kraft, doch auch aus der Wand löste die sich nicht. ~Mach schon!~ quengelte der Wolf. „Das geht nicht. Sie sitzt zu fest und einen Schlüssel habe ich auch nicht.“ Gab ich genervt die Antwort. ~Dann nimm deine Waffe. Wenn man damit töten kann, dann kannst du mich auch damit befreien.~ schlug der Welpe vor. Skeptisch zog ich das Schwert. Es war so alt und stumpf das ich nicht glaubte, damit überhaupt irgendwas schneiden zu können, von Metall ganz zu schweigen. Aber um den Wolf ruhig zu halten, schlug ich damit einige Male, mit voller Kraft auf die Kette, aber außer das sich ein paar funken bildeten passierte nichts. Dann versuchte ich es als Hebel zu benutzen, um die Halterung aus der Wand zu brechen, aber das gab ich nach kurzer Zeit auf, weil ich befürchtete die Klinge zu zerbrechen. Frustriert ließ ich mich auf den Boden plumpsen. „Tut mir leid. Ich kann dich nicht befreien.“ Murmelte ich. Der Wolf tapste rüber und fing an, an dem Schwert zu schnüffeln. ~Hey, was ist das?~ fragte er auf einmal. Ich sah runter und konnte erkennen was er meinte. Vom dem Schwert schien jetzt ein leuchten aus zu gehen. Ich drehte die Klinge um. Auf der anderen Seite der Schneide leuchteten auf einmal Zeichen oder Runen auf. Doch leider konnte ich sie nicht lesen, sie kamen mir aber auch nicht bekannt vor. ~Da steht was, da steht was!~ freute sich der Wolf. Ich seufzte, „Schon möglich, aber ich kann es nicht lesen. Bringt uns jetzt aber nichts.“ Ich ließ die Klinge wieder auf den Boden fallen, aber der Wolf gab nicht nach. Er betrachtete die Runen immer wieder und legte dabei den Kopf schief, als würde er versuchen sie zu lesen. ~Hart und kalt,~ konnte ich ihn auf einmal hören. „Was?“ fragte ich ihn. ~Das steht da. Hart und Kalt, wie künstliches Eisen aus Erde und Blut.~ las er weiter vor. „Du kannst das lesen?“ wollte ich von ihm wissen. ~Ja, aber unterbrich mich nicht ständig!~ bekam ich zu hören. ~Hart und kalt, wie künstliches Eisen aus Erde und Blut. Geschmiedet aus der alten Magie, geschworen durch Hilfsbereitschaft und Glut.~ las er jetzt ganz vor, dann sah er mich erwartungsvoll an. ~Na los, du musst mir nach sprechen.~ verlangte er jetzt. „Hart und kalt, wie künstliches Eisen aus Erde und Blut. Geschmiedet aus der alten Magie, geschworen durch Hilfsbereitschaft und Glut.“ Versuchte ich es. Kaum hatte ich ausgesprochen, glühte das Schwert auf und nachdem das leuchten nachgelassen hatte, lag ein völlig anderes Schwert neben mir im Staub. Es war deutlich größer geworden, die Klinge breiter und hatte verzierende Schnörkel und Aussparungen an der Klinge. Auch die Parrierstange hatte sich verändert. Sie war ausladender geworden und an ihren Enden führten nun Spitzen in Richtung Klinge. Der Knauf trug jetzt eine Zierde und einige Spitzen. Ich stand auf und hob vorsichtig das Schwert hoch. Natürlich war es jetzt auch um einiges schwerer, aber es lag trotzdem gut in der Hand. Der Wolf sprang aufgeregt hin und her. ~Jetzt mach schon, probiere es noch mal.~ rief er mir zu. „Dann bleib still sehen, ich will dir nicht weh tun oder dich ausversehen treffen.“ Bat ich den Wolf. Angespannt, vor Aufregung, blieb er stehen. Er hatte sogar die Kette straff gezogen. Vorsichtig setzte ich die Schneide an und wie auf magische Weise, glitt sie durch das Metall der Kette, wie ein heißes Messer durch Butter. Klirrend fiel die Kette zu Boden und das Schwert verwandelte sich zurück und ich konnte es wieder wegstecken. Freudig sprang der junge Wolf durch das ansonsten leere Obergeschoss und blieb an der Treppe stehen. ~Du musst mir runter helfen, dann stelle ich dir meine Familie vor. Sie haben auch noch nie einen Zweibeiner getroffen, der uns versteht. Du kannst uns bestimmt helfen, das die bösen uns nicht immer jagen oder mit ihren Pfogen weh tun.~ „Pfogen?“ wollte ich von dem kleinen wissen, während ich ihn vorsichtig hoch nahm. ~Ja, die spitzen Stöcke, die sie immer auf uns fliegen lassen.~ erklärte er mir. In meinen Kopf ratterte es, was meinte der Wolf. „Meinst du vielleicht Pfeil und Bogen?“ fragte ich ihn. ~Ja, Ja genau. So hatte Papa das immer genannt.~ bestätigte er. Ich seufzte. Wo war ich nur gelandet? Bei uns war das Jagen mit dem Bogen aus tierschutzrechtlichen Gründen verboten. Es musste sich doch um einen Traum handeln. Wie sollte sich sonst das sich verwandelnde Schwert erklärt werden. Ich trug den Wolf bis nach draußen, damit er sich nicht an irgendetwas die Pfoten verletzte. „Kannst du mir sagen wo ich bin?“ fragte ich den Wolf. Der Wolf blieb stehen und schaute mich mit großen Augen an, ~In einem Wald?~ schlug er vor. Ich schlug mir die Hand vors Gesicht. „Ach das wäre mir mit den ganzen Bäumen hier noch gar nicht aufgefallen.“ Seufzte ich. „Kannst du mich dann bitte aus diesem Wald rausführen?“ bat ich ihn. Er nickte. ~Meine Familie hat ihren Platz nahe am Waldrand. Ich stelle dich ihr vor und dann können sie dir den Weg zeigen.~ meinte er und lief los. Ich beeilte mich hinter her zu kommen. „Nicht so schnell, ich habe nur zwei Beine.“ Rief ich ihm hinter her. Freundlicherweise wartete er auf mich und lief dann nicht mehr ganz so schnell. Der kleine Wolf führte mich über einige Hügel und danach standen die Bäume nicht mehr ganz so dicht. Dafür wurde der Boden immer sumpfiger und ich kam noch langsamer voran. Einige male blieb der Wolf stehen und witterte in der Luft, dann rief er mir zu ich müsste so schnell laufen wie ich kann. Irgendetwas schien uns dann für kurze Zeit immer zu verfolgen. Sobald der Wolf dann wieder langsamer wurde, musste ich durchschnaufen. Zum glück war das Fell des jungen Wolfs hell, denn sonst hätte ich ihn vermutlich schon lange im dunkeln aus den Augen verloren gehabt. „Warum müssen wir eigentlich immer so rennen?“ schnaufte ich zwischendurch. Der Wolf blieb stehen und drehte sich zu mir um. ~Wenn du lieber gefressen werden willst, kannst du das nächste mal gerne stehen bleiben. Es gibt hier schreckliche Monster und seit dem unser Wächter tot ist, werden es immer mehr. Genauso wie die Zweibeiner, die mich gefangen hatten.~ meinte er traurig. „Euer Wächter? Wer war das und was ist mit ihm passiert?“ wollte ich wissen, während ich langsam wieder zu Atem kam. ~Papa hatte gesagt ein Zweibeiner hat ihn getötet und wenn ich einen mit gelben Augen sehe, soll ich ganz schnell weglaufen. Aber dann kamen andere und haben uns gejagt.~ jammerte er. Ich strich über seinen Kopf, „Das tut mir leid.“ Gab ich nur als Antwort. Dann mussten wir weiter, auch wenn die Erschöpfung schon deutlich in meinen Knochen steckte. Ich war jetzt fast den ganzen Tag durch diesen beschissenen Wald geirrt und meine Kräfte reichten kaum noch um nicht ständig zu stolpern. Der Wald wurde immer lichter und der kleine Wolf fing an nach seinen Eltern zu rufen, doch es gab keine Antwort. Auch nicht als er anfing zu heulen und jaulen, so das ich ihn wirklich hören konnte und nicht nur in meinem Kopf. Aber der Wald blieb still. Nur der Wind rauschte durch die Blätter. Wir gingen weiter auf den Waldrand zu, aber irgendwie schien alles unheimlicher zu werden. Der kleine Wolf war verzweifelt das er seine Familie nicht finden konnte. Er rief immer wieder nach ihr. Doch ich hatte das untrügliche Gefühl, dass dies eine ganz schlechte Idee gewesen war. Etwas schien zu erwachen. Die Bäume schienen miteinander zu flüstern und ich hoffte, dass alles nur eine Einbildung meines münden Geistes war. Ich hatte den Waldrand endlich erreicht, zwar gab es hier noch keinen Weg, aber ich starrte auf eine riesige alte Eiche, die auf einem Hügel stand und mir seltsam bekannt vorkam. Ich überlegte, doch mir wollte nicht einfallen, woher ich diesen Baum kannte und warum er so ein schlechtes Gefühl in mir auslöste. Am Fuße des Hügels lag ein regloser Körper und ich schritt vorsichtig darauf zu. Als ich erkannte was da lag, gab ich einen heiseren schrei von mir. Es sah aus wie ein Werwolf. Aber das konnte doch nicht sein, die gab es nicht, das musste ein Scherz sein. Langsam griff ich mit der Hand danach. Er fühlte sich echt an. Verdammt echt und roch auch so. Alles deutete immer mehr darauf hin, das ich in einem raum gefangen war. Vielleicht ein Albtraum. Der kleine Wolf kam zu mir, ~Das ist unser Wächter. Er hat meine Familie immer beschützt vor den Zweibeinern und den Monstern. Und jetzt ist er tot und ich finde meine Familie nicht mehr.~ weinte der kleine. „Sag mal, hatte dein Vater noch was anderes gesagt, wie der Mensch aussah? Außer die gelben Augen?“ wollte ich wissen. Der Welpe setzt sich zu meinen Füßen und schien zu überlegen. ~Ich weiß nicht mehr genau. Ich glaube er sagte er sei kein normaler Zweibeiner gewesen. Er hatte gelbe Augen und weiße Haare. … Oh und er ist auch ein Monsterjäger, meinte Mama.~ überlegte der Wolf laut. Oh nein, das konnte nicht war sein, der Herd im alten Haus, wo die Bauweise mir so bekannt vor kam, die alte Eiche und der Werwolf. Es konnte nicht möglich sein. Beinahe ängstlich hob ich den Blick zum Horizont und suchte ihn ab. Doch leider bestätigte sich meine Sorge. In der Ferne konnte ich den Kahlen Berg sehen mit der mehr als riesigen Eiche oben drauf. Das konnte nicht wahr sein, das musste ein Traum oder Albtraum sein. Diese Welt gab es nicht in Wirklichkeit. Und selbst wenn, wie sollte ich hier überhaupt her gelangen? Aber es würde vieles erklären, aber nein, ich wollte nicht das es wahr war. Aber meine Gedanken wurden unterbrochen. Jemand rief nach mir. Schnell schaute ich mich um, aber ich konnte niemanden sehen. Da, ich hörte wieder die Stimme. Sie klang weiblich und sehr lieblich. Der Baumgeist konnte es nicht sein. Wenn der Werwolf von Geralt, das nahm ich jetzt mall an, nach der Beschreibung des kleinen Wolfes, getötet wurde, war der Baumgeist tot oder befreit. Aber mein Gefühl sagte mir, Geralt war so dämlich und hatte den Geist befreit. Aber die Stimme rief nach mir, auch wenn ich nicht wörtlich verstand was sie sagte. Ich folgte der Stimme, auf den Welpen achtete ich in dem Moment nicht mehr. Immer näher kam ich den Baum und der Höhle darunter. Ich trat durch den Eingang und verstand nun die Worte, die mir zugeflüstert wurden. „Komm her, komm zu mir.“ Hörte ich immer wieder. Ich war einige Schritte hinter dem Eingang, als ich etwas hinter mir hörte. Ich drehte mich um und musste mit entsetzen feststellen, das der Eingang sich geschlossen hatte. Das kam mir viel zu bekannt vor, mit mulmigen Gefühl musste ich weiter gehen. Es blieb nur noch ein Weg und der führte tiefer unter die Erde. Wenigstens gab es hier keinen weiteren Werwolf. Als ich in die Hauptkammer unter dem Baum trat, blieb ich stehen. Das konnte nicht sein, dort wuchs ein neuer Sprössling. Ich wollte mich umdrehen und irgendwie aus dieser Höhle herauskommen, aber ich konnte mich nicht bewegen. Die Stimme rief wieder nach mir, machte Versprechungen. Und gegen meinen Willen bewegte sich mein Körper weiter. Schritt für Schritt kam ich näher an den Sprössling heran. So mussten sich Marionetten fühlen, dachte ich mir im stillen, oder die Leute unter Imperius bei Harry Potter. Ich musste zu sehen wie mein Körper nahe des Sprösslings zum stehen kam, aber ehe ich so wirklich begreifen konnte, das ich wieder Kontrolle über ihn hatte, wurde ich festgehalten. Ich war von pflanzlichen Ranken umhüllt, die von überall herkommen zu schienen. Immer fester wickelten sie sich. Erst um meine Beine, dann um meine Arme und meinen Oberkörper. Nur mein Gesicht ließen sie frei. Ich fühlte mich wie das Opfer einer Spinne, das jeden Moment ausgesaugt werden würde. Plötzlich gab es etwas, dass sich wie ein innerer Ruck anfühlte und ich spürte wie meine restliche Kraft immer weiter absank. Panisch versuchte ich mich zu befreien. Doch ich konnte mich keinen Millimeter bewegen. Ich dachte mein letztes Stündlein hätte geschlagen, doch seltsamerweise spielte sich nicht mein bisheriges Leben vor meinen inneren Auge ab, sondern Bilder von Geralt schossen mir in die Gedanken. Ich sah, wie er hier zu diesem Baum kam, dann wie er Knochen ausbuddelte, wie er die Rabenfedern einsammelte und dann die schwarze Stute einfing. Er brachte alles hier her. Auf einmal wurde ich losgelassen. Da ich damit nicht gerechnet hatte und auch vorher schon geschwächt gewesen war, fiel ich auf meine Knie. Mir drehte sich leicht der Kopf, als ich mich wieder auf meine Füße hievte und ich musste mich an der Höhlenwand abstützen um nicht gleich wieder zufallen. Ich hatte das Gefühl, die ganze Weilt drehte sich um mich, so schwindlig war mir nach dem aufstehen. Die Stimme, die mich noch vor kurzem unter den Baum gelockt hatte, lachte nur. Ich torkelte durch den Gang zurück und glücklicherweise war der Eingang wieder geöffnet, so das ich ins freie treten konnte. Selbst draußen konnte ich das Gelächter noch hören. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)