Feel the Love you can't live without von -Alice- ================================================================================ Kapitel 76: Eternal Infinity ---------------------------- Die Ewigkeit. Eine Vorstellung, von der man gar nicht imstande ist sie sich auszumalen. Doch wenn man sie durchlebt, erkennt man, dass alles an Bedeutung verliert. Selbst die Zeit, die verstreicht, ist völlig belanglos. Eine Sekunde konnte genauso lange wie ein ganzes Leben dauern. Wenn außer einem selbst und einer Handvoll anderer in einem Universum alles sterblich war, war der Beginn, sei es von einem Planeten oder gar eines ganzen Sonnensystems, gleichbedeutend mit seinem Ende. Waren Vegeta und Goku zu Beginn ihrer Unendlichkeit noch wie ein tosender Orkan gewesen, der ewig zu stürmen schien, so war nun alles still um sie geworden. Als wären sie inmitten ihrer Ewigkeit im dunklen Meer der Zeit versunken. Zeit. Ein Konstrukt, das im Auge des Betrachters liegt. Relativ und über alle Maße ein subjektives Empfinden. Mal verging sie, verflog sie, mal kroch sie nur schleichend dahin. Meistens rannen die winzigen Sandkörner viel zu schnell in der großen Sanduhr des Lebens gen Boden, wenn Vegeta wach war. Doch wenn er in seinen unaufhaltsamen Götterschlaf fiel, verging diese verfluchte Zeit kein bisschen. Als ob jedes einzelne Sandkorn in Zeitlupe durch die kleine Öffnung rieselte. In solchen Momenten hatte Goku nicht nur einmal das Gefühl den Verstand zu verlieren. Er hatte in der Unendlichkeit bereits so viel mehr Zeit alleine als mit seinem Leben verbracht. So unaufhaltsam wie die Zeit war, so unaufhaltsam ereilte auch der Tod ihre Liebsten auf der Erde…bis keiner mehr übrig war. Bis Goku und Vegeta alleine waren und es keinen mehr gab, den zu behüten und beschützen ihr größtes Anliegen gewesen war. Da waren sie also, inmitten ihrer Ewigkeit, gemeinsam mit dem 7. Universum, dessen Gleichgewicht zu wahren die einzige Aufgabe war, die sie noch zu erfüllen hatten. Die ihnen noch geblieben war. Die wenigen Auserwählten, die wie sie das Los der Unendlichkeit gezogen hatten, darunter der Kaioshin, die Kaios der vier Quadranten des 7. Universums und die beiden Zenos mitsamt ihrer Heerschar an Engel, waren ihre einzigen Wegbegleiter. Doch auch die Zeit, die Goku mit ihnen verbrachte, wenn Vegeta seinen unabwendbaren Schlafphasen folgte, änderten nichts daran, dass sich der Wächter des Gottes der Zerstörung veränderte. So unaufhaltsam änderte, wie die Zeit unbeirrt weiter verstrich. Viele Jahrhunderte lang hatte es Vegeta nicht gemerkt, versprühte Goku doch das pure Glück, wenn er wach war. Und das war er auch gewesen. Ihre gemeinsame Zeit war durchtränkt gewesen von Leidenschaft, Abwechslung, Reisen durch ihr eigenes Universum und auch durch andere, von Training, Turnieren, gar von Kräftemessen zwischen den Göttern der Zerstörung. Es waren aufregende Zeiten gewesen. Pures Glück, pures Leben, pure ungebrochene Liebe. Doch nach tausenden von Jahren waren die Veränderungen in Gokus Wesen unverkennbar da. Sein Lächeln war nach und nach zu einer Maske geworden, er war stiller, in sich gekehrter. Seine Mimik kälter, sein Blick ernster. Seine fröhliche Art nur noch ein seltener Anblick. Seine Augen strahlten Einsamkeit aus. Lethargie. Sehnsucht nach den Dingen, die ihn einst ausgemacht hatten… Das Einzige, das ihn aufrecht hielt, waren die Tage an Vegetas Seite, ihr gemeinsames Training und natürlich die bedingungslose Liebe, die er für den Gott der Zerstörung empfand. Mehr schien es in dem ewigen Strom der Zeit nicht mehr zu geben. Nicht für Goku. Dennoch schritt die Zeit unaufhaltsam weiter. Weitere Jahrtausende vergingen. Eines nach dem anderen. Bis der Gott der Zerstörung und sein Engel eine Ewigkeit hinter sich gebracht hatten, deren nächste bereits auf sie wartete. Sie hatten mitangesehen wie ihre eigenen Blutlinien ausstarben. Hatten Götter der Zerstörung in anderen Universen kommen und gehen gesehen. Hatten sogar miterlebt wie Freezer eines Tages aufgab. Er hatte sein Leben und die Hölle hinter sich gelassen. Hatte tatsächlich seine Taten bereut, sodass seine Seele endlich gereinigt und wiedergeboren werden konnte. Auch wenn es Vegeta und Goku nicht weiter gekümmert hatte, so hatte es doch einen fahlen Beigeschmack hinterlassen. Einen flüchtigen Gedanken in Vegeta ausgelöst, der ihn jedoch immer wieder heimsuchte. Der Gedanke nach, ja, nach dem Ende. Sie selbst waren zu einem Liebespaar geworden, das in jedem Winkel eines jeden Universums bekannt war. Sie und ihre Liebe, die all die Jahrtausende überdauert hatte. Ein Paar, das ihresgleichen suchte. Sie waren mächtig, gefürchtet und doch überall hoch angesehen, denn sie waren neben den Königen von Allem wohl die mächtigsten Geschöpfe aller Universen und aller Zeiten. Bedingungslos sorgten sie für Frieden, Ordnung und vor allen Dingen hielten sie ihr Universum in einem Gleichgewicht, das es seit dem Beginn von Allem, nie gegeben hatte. Doch das Glück und die Zufriedenheit, die die beiden eigentlich ununterbrochen hätten ausfüllen müssen, die Glückseligkeit, die sie sich verdient hatten, nach der sie sich gesehnt und auch lange Zeit erlebt hatten … sie war irgendwo in der Ewigkeit verloren gegangen. Nicht mehr vorhanden. In Vergessenheit geraten… „Schachmatt.“ Goku blickte zu dem Hohepriester auf. Dann ging schon das große Jubeln der beiden Zenos los. Sie hatten wieder einmal gegen Goku gewonnen. Schach war definitiv kein Spiel für ihn. Seufzend erhob er sich und tätschelte die beiden Könige von Allem freundschaftlich auf ihre kleinen, runden Köpfe. „Gut gemacht.“ „Gehst du schon?“ „Wir wollen nochmal!“ „Tut mir leid, aber ich muss langsam wieder zurück. Das Universum bewacht sich nicht von selbst.“ „Oh, schade.“ „Wann kommst du wieder?“ „Bald.“ Nachdem er beiden Zenos noch einmal über den Kopf gestreichelt hatte, verließ er den Palast, den die mächtigsten Geschöpfe aller Universen bewohnten. Kaum waren die riesigen Türen hinter ihm zugefallen, schloss er für einen kurzen Moment seine Augen und atmete tief durch. ‚Bald.‘ Zum wievielten Mal hatte er das nun schon zu ihnen gesagt? Wie oft würde er das wohl noch wiederholen? Noch nie hatte er ihnen einen genauen Tag, an dem er wiederkommen würde, genannt, immer in der Hoffnung, dass Vegeta ja dann wach sein könnte. Bei diesem Gedanken zog sich sein Magen zusammen. Jedes Mal, wenn er alleine unterwegs war, wurde er unruhig, denn es hätte ja sein können, dass Vegeta währenddessen aufgewacht war. Und dann würde er ja eine Sekunde mit ihm verpassen. Goku wollte schon seinen Zeige- und Mittelfinger an die Stirn legen, um sich zu seinem Gott zurück zu teleportieren als er jedoch seine Augen wieder aufriss und ungläubig die Treppen hinabsah. „Whi…Whis…?“, flüsterte er überrascht, als er den Engel am Fuße der Treppe erkannte. „WHIS!“, rief er nun freudig, lief einige Stufen dem ehemaligen Wächter des Gottes der Zerstörung entgegen und vergaß für den Bruchteil einer Sekunde seinen schlafenden Prinzen. „Son Goku! Was für eine Freude dich hier zu sehen.“ „Wahnsinn, unsere letzte Begegnung ist ja ne halbe Ewigkeit her! Wir haben uns nicht mehr gesehen seit…“ Goku legte seinen Kopf zur Seite und griff sich nachdenklich an sein Kinn. „…mh…ich hab keine Ahnung, wann wir uns das letzte Mal gesehen haben.“ Mit einer gleichgültigen Geste wischte er die Tatsache, dass er sich nicht mehr daran erinnern konnte, beiseite. „Wie auch immer. Ich glaub’s einfach nicht, dass wir uns nach all der Zeit endlich wiedersehen! Ich hatte ja schon geglaubt, dass du gestorben wärst, nachdem…na du weißt schon, seit ähm…naja, seit der vorige Gott der Zerstörung eben gestorben ist. Oh warte…er hieß Beerus, nicht wahr? Man, manchmal lässt mein Hirn ganz schön nach.“ Nach einem kurzen, verlegenen Lachen, fragte Goku schnell: „Wie geht’s dir denn?“ „Ich bin ganz zufrieden.“, antwortete der blauhäutige Engel. „Das freut mich zu hören.“ „Und wie geht es dir?“ Der Saiyajin zuckte mit den Schultern. „Kann nicht klagen.“ „Wie man hört, darf man euch ja gratulieren. Das 7. Universum ist mit Abstand das Beständigste und Friedlichste unter allen, was es eurer ausgezeichneten Arbeit verdankt.“ „Ja, stimmt.“ „Vegeta scheint immer den richtigen Riecher zu haben, was Störfaktoren betrifft.“ „Hat er, ja.“ „Und zu der intergalaktischen Akademie der Saiyajins auf der Erde darf man dann wohl auch euch gratulieren?“ „Also…ja. Denke schon.“ „Die galaktische Polizei findet also immer noch starke Krieger, die dann auf der Erde ausgebildet werden?“ „Jap.“ „Ein guter Schachzug, um immer die stärksten Kämpfer für die übergreifenden Universen-Turniere parat zu haben.“ „Es hilft auf jeden Fall.“ „Gratulation auch dafür, dass das 7. Universum auf Rangplatz Eins ist.“ „Danke. Und…was ist…mit dir? Was hast du all die Zeit gemacht?“ Jetzt war es Whis, der mit den Schultern zuckte. „Nun, dies und das.“ „Aha, klingt ja…aufregend.“ „Ist es auch. Manchmal. Also…ich muss dann mal meinen Bericht abgeben.“ „Oh…klar, dann…ähm…war schön dich wiederzusehen, Whis.“ „Das kann ich nur zurückgeben, Son Goku.“ Mit jedem Satz dieses…nun ja, dieses Smalltalks wurde die seltsame Stimmung zwischen ihnen deutlicher und die Distanz äußerte sich in diesen völlig bedeutungslosen Sätzen und Gratulationswünschen über Dinge, die Goku so…unwichtig geworden waren. Ja, sie waren die Nummer Eins. In…einfach allem. Und das schon seit…er wusste nicht mehr seit wann. Whis ging einige Stufen hinauf, an Goku vorbei und dieser die restlichen hinab. Doch dann ballte der Saiyajin seine Fäuste und drehte sich noch einmal um. Das konnte es doch einfach nicht sein. Das konnte es doch…nicht schon gewesen sein. Immerhin war das doch sein Vorgänger! „Whis.“ Auch der Engel auf den Stufen blieb stehen und wandte sich um. Mit seinem typischen, engelsgleichen Lächeln auf den Lippen. „Ja?“ „…wie geht’s dir wirklich?“, wollte Goku mit ernstem Gesichtsausdruck wissen. Whis zog überrascht seine Augenbrauen ein Stück nach oben. „Wie meinst du das?“ „Ich will wissen, wie es dir WIRKLICH geht. Ganz einfach.“ Whis verharrte einige Augenblicke regungslos, bis endlich dieses maskenhafte Lächeln verschwand und sein wahres Gesicht zum Vorschein kam. Gezeichnet von…von unendlicher Traurigkeit. „…ich…“ Er musste erst tief durchatmen, bevor er weitersprechen konnte. „…ich vermisse ihn.“ Gokus Augenbrauen zogen sich zusammen, dann legte er seinen Kopf erneut zur Seite und blickte den Engel einige Herzschläge lang fragend dann. Doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. „Du…du meinst…Beerus, nicht wahr?“ „Ja.“ Whis senkte seinen Blick. Selbst der Klang dieses Namens schmerzte ihn. Goku nickte nur als ob ihm das hätte klar sein müssen, immerhin waren Beerus und Whis mindestens genauso lange Seite an Seite gewesen, wie mittlerweile auch er und Vegeta. Dann wandte auch Son Goku seinen Blick gen Boden. Eine ganze Weile sagte keiner der beiden mehr etwas. „…wie lange…schläft Vegeta denn bereits…?“, fragte Whis nach einiger Zeit und durchbrach die eingetretene Stille. Goku sah wieder auf. Ihre Blicke trafen sich. Diesmal war auch auf dem Gesicht des Saiyajins deutlich zu erkennen, dass es ihm keineswegs gut ging. „…ich…weiß es nicht…“, antwortete er monoton. „…ich weiß es wirklich nicht mehr.“, fügte er leiser hinzu. „Und wie geht es dir…wirklich?“, wollte nun Whis von ihm wissen. „Auch das weiß ich nicht mehr. Es ist als ob…als ob die Zeit einfach nicht vergehen will.“ Goku ballte seine Fäuste. „Jede Sekunde fühlt sich wie eine halbe Unendlichkeit an und ich warte und warte…und einfach NICHTS passiert. Nichts Neues, nichts Aufregendes. Einfach nichts. Manchmal…manchmal lieg ich im Gras und starre es solange an bis es einen Millimeter gewachsen ist…und dann schneide ich es wieder ab…und warte erneut darauf, dass es wächst. Das hab ich sogar einmal hundert Mal hintereinander gemacht, ohne den Blick abzuwenden, bevor ich mir eine andere Beschäftigung gesucht hab.“ Goku lachte kurz verzweifelt klingend auf. „Ich hatte echt das Gefühl, dass das Gras sauer auf mich war, weil ich es nicht hab wachsen lassen.“ Whis nickte so verständnisvoll als ob er genau wusste, wovon Goku da sprach, was es für den jüngeren Engel auch nicht besser machte. „…weißt du, was ich mich manchmal frage?“, setzte Goku nach. „Was denn?“ „Warum…WARUM hast du mir damals nicht gesagt, was du mit mir vorhattest?“ Whis‘ Augen weiteten sich überrascht. Dann blickte er schnell zu Boden. „Nun…wenn ich es dir gesagt hätte…wenn du GEWUSST hättest, was es bedeutet, der Wächter eines Gottes der Zerstörung zu sein…“ Whis blickte wieder auf und musterte Gokus Gesichtsausdruck genau, als er seine Frage an ihn richtete. „…wärst du es dann geworden?“ Er konnte deutlich sehen, dass dem jüngeren Engel die Antwort sofort auf der Zunge lag, doch sie krampfhaft zurückhielt. Schließlich meinte der ehemalige Wächter: „…da hast du deine Antwort.“ Damit kehrte er seinem Nachfolger den Rücken und wollte seinen Weg fortsetzen, doch Goku wollte nicht lockerlassen. Sich damit einfach nicht zufriedengeben. „Und WARUM wollte Beerus unbedingt sein Amt niederlegen?! So wie ich das sehe, schläft man als Gott der Zerstörung fast permanent! Also hat er doch gar nicht mitbekommen, wieviel Zeit er schon gelebt hat! Er dürfte doch gerade mal, keine Ahnung, ein Viertel davon mitbekommen haben, wenn überhaupt! WARUM also?!“ Ohne sich dem Jüngeren zuzuwenden, antwortete Whis: „Kannst du dir das nicht denken…?“ Gokus Augenbrauen zogen sich tief in sein Gesicht. Wenn er sich das hätte denken konnte, würde er doch nicht … seine Gedanken brachen ab und seine Augen weiteten sich. Natürlich. Es war…es war doch offensichtlich! So offensichtlich, dass…er tatsächlich nie auf diese Idee gekommen war. „Wegen…wegen dir…?“ Ein unglaublich trauriges Lächeln umspielte Whis‘ Lippen. „…es war unerträglich…die Zeit ohne ihn…“, flüsterte er nur mit zittriger Stimme. „Aber…du…du hast immer so…fröhlich gewirkt…“ „Das war aufgesetzt.“ „Dein Lächeln war also…nicht echt?“ „Nein. Obwohl…eigentlich doch. Denn wenn ihr da wart, war Beerus meistens wach…“ „Und…er wusste das? Er wusste, dass du gelitten hast…ohne ihn?“, fragte Goku weiter. Nach einigen Herzschlägen, stellte Whis eine Gegenfrage: „…denkst du denn, Vegeta weiß es bei dir nicht? Glaubst du, er weiß nicht, dass du leidest, wenn er schläft?“ Gokus geballte Fäuste begannen zu zittern. Natürlich wusste es Vegeta. Hatte es schon von Anfang an gewusst. Ohne näher darauf einzugehen, wurde Gokus Stimme immer lauter. „…und…WAS hat das jetzt gebracht, dass ihr diese Aufgaben an uns abgetreten habt?! Beerus ist TOT! Und du ist immer noch HIER!“ Endlich wandte sich Whis ihm wieder zu. Trug dabei dieses maskenhafte Lächeln wieder auf seinem Gesicht. „Nichts. Es hat rein gar nichts gebracht…außer, dass er…dass Beerus…es nicht mehr mitbekommt. Er hat seinen Frieden gefunden. Das ist alles.“ „Das soll alles sein…? Er hat seinen Frieden?! Und was ist mit dir?!“ „Mit mir?“ Whis zuckte mit den Schultern als wäre das Folgende vollkommen logisch. „Ich bin ein Engel. Ich mache weiter bis alles endet. Nicht mehr, nicht weniger. Und ich werde ihn vermissen…bis in alle Ewigkeit.“ „…hast du denn nie…daran gedacht, dir jemand anderen an deiner Seite zu suchen?“ „Nein.“, schoss es sofort aus Whis und sein Lächeln erstarb augenblicklich. „Er war der Eine. Der Einzige, den ich jemals…“ Er brach seinen Satz mit schmerzverzerrtem Gesicht ab. „…und ich werde ihn bis in alle Ewigkeit…“ Wieder musste er schlucken. Mit zittriger Stimme fuhr er fort: „…dir…geht es doch genauso…mit Vegeta…“ „Habt…habt ihr uns…etwa deswegen…?“, fragte Goku mit aufgerissenen Augen. „…auch…“ Damit wandte sich Whis endgültig ab, stieg die letzten Stufen empor und verschwand hinter den Pforten des Palastes der Könige von…Allem. Die Engelswächter, die links und rechts der Torflügel postiert waren, starrten gefühllos geradeaus. Regten keine Miene. Wie Statuen. Emotionslos und…leer. Goku sank auf seine Knie, konnte seinen Blick nicht von diesen Gestalten abwenden, während er das Gefühl hatte, alles in seinem Kopf würde sich zu drehen beginnen. Er schloss seine Augen und sank vornüber. Stützte sich auf seine Handflächen und begann erneut zu zittern. Das war es also? Das war es, was ihn tatsächlich noch erwartete? Nichts…? Nur die Hoffnung, dass Vegeta irgendwann ein paar Tage an seiner Seite war…? Dann…war das WIRKLICH alles, was ihm geblieben war? Und…und irgendwann könnte es also sein, dass sich Vegeta einfach einen Nachfolger suchte und…starb? Dass er ihn als Engel zurückließ und er für immer und ewig alleine darauf wartete, dass…nichts passieren würde? Das…sollte die Ewigkeit sein, die sie gewählt hatten…? ____________________________ Vegeta erwachte ganz langsam aus seinem Schlaf. Er blinzelte, immer wieder, drehte sich auf seinen Rücken und gähnte herzhaft während sich seine Augen nach und nach an das Licht gewöhnten. Mühselig rappelte er sich auf und sah sich schlaftrunken um. Suchte nach Kakarott, der…doch sonst immer da war. Aber er war es nicht, stellte Vegeta fest. Er war tatsächlich allein. Dass es jedoch nach so vielen Jahren tatsächlich noch einmal ein erstes Mal wegen Irgendetwas zwischen ihnen gab, ließ ihn schmunzeln. Nachdem er sich ausgiebig gestreckt hatte, seine versteiften Glieder wieder eingerenkt, sich in seine Götterkluft geschält und das Bad aufgesucht hatte, trat er nach draußen auf ihre große von Säulen umrandete Veranda. Auch hier war niemand. Er schloss seine Augen und konzentrierte sich, nahm auch gleich Gokus Aura wahr, die sich nicht weit von hier befand. Vegeta streckte sich noch einmal ausgiebig und legte seinen Zeige- und Mittelfinger an die Stirn. Ja, nach all den Jahren hatte er sich von Kakarott die Momentane Teleportation beibringen lassen. Sie war wirklich etwas überaus Praktisches. Nur eine Sekunde später tauchte er hinter Goku auf, der im saftig grünen Gras lag, vor einem See den sie beide irgendwann einmal hier auf Beerus‘ Planeten entdeckt hatten. Er befand sich unter einem großen Felsen verborgen und nur ein Teil von ihm war auch außerhalb sichtbar. Die Augen seines Geliebten waren geschlossen, seine Beine überkreuzt und seine Unterarme lagen entspannt auf seinem Bauch. Der Orakelfisch, der ihr einziger Gefährte über all die Zeit hier auf diesem Planeten gewesen war, schwirrte in seinem Glasbehältnis, das zur Hälfte mit Wasser gefüllt war, neben ihm. Vegeta lächelte breit und freute sich schon auf das Gesicht seines Wächters. Behutsam trat er einen Schritt vor, kniete sich neben ihn ins Gras und legte ihm seine Hand auf die Schulter. „Kakarott?“ „Du bist wach…?“, kam es monoton von Goku, ohne dass er seine Augen öffnete. Vegeta runzelte die Stirn. Eine SOLCHE Reaktion hatte er eigentlich nicht erwartet. „Ja, bin ich.“ Nun öffnete Goku doch seine Augen ein Stück und sah ihn an. „Gut geschlafen?“, fragte er, während seine Stimme immer noch ohne jegliche Emotion war und sein Gesicht völlig versteinert wirkte. Vegeta nahm die Hand von seiner Schulter, sank auf seine Unterschenkel zurück und antwortete nur, indem er kurz mit dem Kopf nickte. „…und? Wie…wie geht’s unserem Universum?“ „Bestens. Wie immer.“ Goku schloss seine Augen wieder. „Ist doch gut.“ „Mhm…“ Vegetas Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „…Kakarott.“ „Ja.“ „Was ist los?“ Es dauerte bis eine weitere Reaktion von Goku kam. Erst öffnete er seine Augen wieder einen spaltbreit, blickte dabei jedoch in den Himmel. Dann setzte er sich auf, zog seine Beine an und platzierte seine Unterarme auf seinen Oberschenkeln. Sein Blick schweifte über das klare Wasser des Sees. Erst danach brachte er eine Antwort über seine Lippen, die jedoch nur ein Flüstern war. „…ich wünschte es wäre anders.“ „W…was?“ Vegeta wollte wieder seine Hand auf Gokus Schulter legen, ihn zu sich drehen, damit er ihm in die Augen sehen konnte, doch jener wich zurück. Stand einfach auf. Erhob sich ohne ein Wort in die Luft und flog davon. Mit verblüfften Augen starrte Vegeta ihm hinterher. „…was zum…?“ „Nimm es ihm nicht übel…“, meldete sich der Orakelfisch zu Wort. „Was…hat er denn?“ „Das ist nicht die richtige Frage.“ Vegeta blickte zu dem kleinen, blauen Fisch, der seinen Kopf gemütlich auf seinen kleinen Ärmchen gebettet hatte und in die Richtung blickte, in die Goku davongeflogen war. Eine Weile musterte der Gott das Wassertier, bis ihm klar wurde, was er zu fragen hatte. „…wie lange? Wie lange war es diesmal?“ Langsam hob der Fisch seinen Kopf und sah zu ihm. „Ein ganzes Jahrtausend.“ Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Schmerzverzerrt schloss Vegeta seine Augen. Seine Schlafphasen wurden immer länger. Unerträglich länger… ____________________________ Kaum war Vegeta erneut neben Goku gelandet, der sich lediglich zu ihrem Haus zurückgezogen hatte, wollte dieser schon wieder davonfliegen, doch diesmal hielt der Prinz ihn am Handgelenk zurück. „Was soll das, Kakarott?! Rennen wir jetzt voreinander davon?! Mal wieder?“, wollte er zornig wissen. Goku riss sich von ihm los, blieb jedoch. „Ich renn nicht davon.“, erwiderte er ebenfalls wütend. „Oh, na bitte! Endlich eine Emotion in deinem Gesicht!“, warf ihm Vegeta entgegen. „Ich kann ja auch endlich mal wieder in dein WACHES Gesicht sehen!“, konterte Goku. „Schön. Raus damit. Jetzt kannst du mir ja endlich alles sagen, was ich sonst nicht mitbekomme!“ „Ich…!“ Goku verschränkte seine Arme und blickte mit zusammengezogenen Augenbrauen zur Seite. „Ich…! Ich hasse es…!“ „Was denn?! Dass ich schlafe? Erzähl mir mal was Neues!“ „Nein. Das ist es nicht. Ich hasse…das. Das hier…“ „Könntest du dich mal klarer ausdrücken?“ Goku blickte wieder zu seinem Gott. Der Ausdruck war immer noch finster, mit einer eindeutigen Spur von Feindseligkeit. „Ich hasse das Leben hier. Ich hasse es ein Engel zu sein! Ich hasse es DEIN WÄCHTER zu sein!!“, platzte es aus ihm heraus. Für einen kurzen Moment weiteten sich Vegetas Augen. Dann wurden sie wieder ernst. „Ach…dann ist es jetzt also doch soweit? Du willst alles hinschmeißen?“ „Was soll das bringen? Dann muss ich zu den anderen Engeln und führe dort dieses SCHEISS Leben fort!! Im Gegensatz zu dir kann ICH nicht wieder sterblich werden!!“ „Was soll das denn heißen?! Willst du…etwa…?“ Vegeta sah seinen Geliebten, sein…Leben, irritiert an. Es dauerte eine Weile bevor Goku antwortete. Sekunden, in denen Vegeta das Gefühl hatte sein Herz würde stehen bleiben. „…manch…manchmal schon…ja.“ Vegeta wich einen Schritt zurück. „Ka…Kakarott…“ Mit einem verächtlichen Schnauben wandte Goku seinen Blick wieder ab. „Keine Sorge, ich tu mir schon nichts an.“ Irgendwie fühlte er sich erleichtert. Zumindest etwas leichter als in den letzten siebenhundert Jahren nach seinem Gespräch mit Whis. Diese Gedanken einmal laut ausgesprochen zu haben, waren tatsächlich einigermaßen befreiend. „…soll ich…Zeno fragen?“, kam es plötzlich mit ernster Stimme von Vegeta. „Was denn?“ „…ob er dich…aus den Pflichten des Wächters…und eines Engels befreit…“ „Was?“ Mit entsetzt aufgerissenen Augen drehte sich Goku wieder zu seinem Gott. „Wenn du es nicht mehr erträgst an meiner Seite zu sein, dann…werde ich dich nicht aufhalten.“ Der Körper des Größeren begann zu zittern. Zorn stieg in ihm auf und brach in einer schallenden Ohrfeige aus ihm heraus. „Wenn du noch einmal andeutest, dass…dass es dir EGAL ist, ob ich bei dir bin oder nicht, dann…!“ Nur langsam wandte der Gott der Zerstörung sein Gesicht wieder zu seinem Wächter. „Natürlich ist es das NICHT! Aber, wenn du dieses Leben…UNSER Leben satt hast, dann-“„Was?! WAS DANN?!“ „Dann werde ich deiner…“ Vegeta begann zu zittern, war doch das Wort, das er sagen wollte, jenes, dass ihm schon so oft seit Freezer wiedergeboren worden war, in den Sinn gekommen war. „…dann werde ich deiner…Erlösung…nicht im Weg stehen.“ „Das…! Das wäre doch keine Erlösung! Ich liebe dich verdammt noch mal, du Arsch!!“ „Nett.“ Vegetas Stimme klang mehr als sarkastisch. „Glaubst du ich wär noch hier, wenn es anders wäre?!“ „Ja! Immerhin denkst du mittlerweile ja ans Sterben! Ich hab diesmal tausend Jahre geschlafen und du scheinst dich kein Stück mehr darüber zu freuen, dass ich wach bin!! Ich mein…TAUSEND JAHRE verdammt und du haust einfach vor mir ab?!! Begrüßt mich als wäre ich nichts?!“ Goku packte Vegeta an seiner Halsschärpe und zog ihn ganz nah an sich heran. Funkelte ihm finster entgegen und knurrte: „Ich hasse das! Ich HASSE es, dass wir JEDES MAL dasselbe Gespräch führen müssen! Du bist alles. ALLES, was mich am Leben hält! Ich gehöre dir. Du mir. Für immer. Verstanden?!“ „…wenn du mich dabei nicht ansehen würdest, als wolltest du mich umbringen, würde ich dir das vielleicht sogar abkaufen…“, kam es knurrend von Vegeta. Mit einem wütenden Zischen stieß Goku den Prinzen wieder von sich. „Willst du nicht wieder schlafen gehen…?“ Vegetas Mund klappte fassungslos nach unten, während ihm der Ältere nur den Rücken kehrte. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Mit einem einzigen lauten Aufschrei stürzte der Gott auf seinen Engel zu, flog jedoch ins Leere und landete unsanft auf dem Boden. Wütend richtete er sich auf und drehte sich schwungvoll wieder zu Goku um. „Hör auf den Ultra Instinct gegen mich einzusetzen!“ „Der ist immer da und das weißt du ganz genau. Aber bitte. Du willst mich schlagen? Tu dir keinen Zwang an…schlag mich.“ Plötzlich huschte ein kurzes Grinsen über Gokus Gesicht als er provozierend hinzufügte: „…wenn du kannst.“ „Oh, ich werd dir zeigen, wie sehr ich das kann!“ Auch in Vegetas Augen konnte man ein herausforderndes Funkeln erkennen. „Mindestens eine Ohrfeige bin ich dir schuldig.“ „Kannst es gern versuchen.“ Die gewaltigen Energien des Gottes und seines Engels ließen den kleinen Planeten erbeben, als Vegetas Faust gegen Gokus prallte. Dann verschwanden ihre Körper, tauchten an einer anderen Stelle auf, die Erde bebte erneut, wieder verschwanden sie. So ging das eine ganze Weile Hin und Her. Währenddessen zogen dunkle Wolken auf. Blitze fuhren in den Boden. Donner grollte. Der kleine blaue Fisch in dem schwebenden Wasserglas, beobachtete angespannt den Kampf der beiden. Wenn sie nicht bald zur Vernunft kamen, würde etwas sehr, sehr Schlimmes passieren. Etwas, das ihr aller Ende bedeuten konnte. Hier prallten schließlich Mächte aufeinander, die mittlerweile fähig waren das ganze Universum ins Verderben zu stürzen. Ihre Kräfte, ihre Energien, ihre Macht war so grenzenlos, dass sie das Universum mit einer einzigen Explosion würden vernichten können. Und die ersten Vorboten des Chaos waren bereits da. Die Wolken und der ohrenbetäubende Donner… Endlich fand der kleine Fisch seine Stimme wieder, die er vor lauter Furcht verloren hatte: „Ähm…hey! HEY! Son Goku!! VEGETA! Ihr…IHR MÜSST SOFORT AUFHÖREN EUCH ZU BEKÄMPFEN!“ Erneut schoss ein Blitz in die Erde und die beiden Saiyajins tauchten wieder im Blickfeld des Orakelfisches auf, dessen Augen sich bei ihrem Anblick weiteten. Goku stand hinter Vegeta, hatte dessen Arm auf den Rücken gebogen und dort fixiert. Sein zweiter Arm lag um dessen Brust und hielt den Gott an Ort und Stelle. Der Überlegenere hatte ein breites Grinsen im Gesicht und hauchte seinem Gott einen liebevollen Kuss in den Nacken, der nur missbilligend knurrte, jedoch selbst ein Lächeln auf den Lippen trug. Danach entließ Goku den Prinzen aus seinem Griff, packte ihn an den Schultern und beförderte ihn mit einem kräftigen Ruck mit dem Rücken voran auf den Boden. In der nächsten Sekunde war er über ihm, versiegelte Vegetas Lippen mit seinen. Die Hände des Gottes schossen zu den Wangen seines Wächters, intensivierten diesen vor Leidenschaft sprudelnden Kuss. Ihre Zungen setzten den Kampf fort, den sie beide nicht führen durften… Der Orakelfisch schüttelte nur seinen Kopf. „Die Zwei sind echt schlimmer als Beerus und Whis…“ Auf einmal packte Goku die Handgelenke seines Gottes und beförderte sie über dessen Kopf. Dort hielt er sie gefangen und löste ihren Kuss. Mit einem Grinsen, flüsterte er: „…gewonnen.“ „…wie immer…“, hauchte Vegeta mit einem Lächeln im Gesicht zurück. Goku löste seinen Klammergriff und beugte sich zu dem Jüngeren hinab. Bettete sein Gesicht auf Vegetas Schulter, lehnte seine Stirn an dessen Wange. „Ich…hab dich so vermisst…“ Ein schmerzhafter Stich durchzog Vegetas Brust. So oft…so unfassbar oft hatte er das nun schon gehört und doch tat es jedes Mal mehr weh es zu hören. Er wusste schon lange nicht mehr, was er darauf erwidern sollte, weswegen er nur seine Arme um den großen Körper über sich schlang und ihn an sich drückte. „…Kakarott…das vorhin-“ „Tut mir leid.“, unterbrach ihn Goku sogleich. „Du hast mich einfach an einem miesen Tag erwischt…ich…bin nicht immer so drauf…“ „Aber…es waren diesmal tausend Jahre…“ Goku öffnete seine Augen, die er angesichts dieser erwärmenden Umarmung seines Gottes geschlossen hatte. „Kann sein. Ich zähl nicht mehr, Vegeta…“ Er hob seinen Kopf an. Blickte seinem Leben in die Augen. „…jeder Tag…gleicht dem anderen. Von dem her spielt es keine Rolle mehr für mich wie lange du schläfst.“ Langsam ließ er seinen Körper von Vegeta gleiten und legte sich neben ihn, die Augen seines Gottes weiterhin mit seinem Blick gefangen haltend. „…selbst wenn es nur eine Woche wäre, jeder Tag ohne dich ist…eben ein Tag ohne dich.“ Vegeta wandte seinen Körper Kakarott zu, stützte seinen Kopf auf seiner Hand ab und legte seine zweite auf die Brust seines Wächters. Auf sein Herz. „…ich mach mir Sorgen um dich.“ „Brauchst du nicht.“ Goku schenkte ihm ein Lächeln. Ein ehrliches. „Es ist alles wieder gut. Du bist wach…“ „Das Gefühl hab ich aber nicht. Ich mein…tausend Jahre, Kakarott. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie…wie sowas für dich sein muss. Wenn ich daran denke, dass es damals als ich das erste Mal länger geschlafen habe, und das waren ‚nur‘ fünfzig Jahre, schon so unglaublich schwer für dich gewesen ist.“ „Ach…es gab eine Zeit, in der du ‚nur‘ fünfzig Jahre geschlafen hast? Das ist ja nur ein Wimpernschlag.“, scherzte Goku, doch Vegetas Stimmung wurde absolut ernst. Ein Wimpernschlag? In diesem Wimpernschlag hatte sich immerhin das komplette Leben ihrer Kinder abgespielt! „Das ist nicht witzig, Kakarott.“ „Wieso? Fünfzig Jahre sind doch nichts.“ Ruckartig setzte sich Vegeta auf und starrte mit finsterer Miene auf seinen Wächter hinab. „Nichts?! Das können mehr als die Hälfte eines ganzen Lebens seins!“ „Ja, eines Sterblichen.“, erwiderte Goku und klang dabei als wäre diese Tatsache vollkommen unbedeutend. Die Augenbrauen des Gottes zogen sich noch tiefer in sein Gesicht. „Ja, wie das unserer Kinder, deren Leben ich fast komplett verschlafen habe!“ „Was?“ Gokus Augen weiteten sich. Er setzte sich nun ebenfalls auf und starrte Vegeta an als hätte dieser ihm gerade offenbart, dass der Himmel eigentlich gar nicht blau war. „Was ‚was‘?“ „Was hast du da eben gesagt?“, drängte Goku sichtlich unruhig nach einer Antwort. „…das Leben unserer Kinder, das ich fast komplett verschlafen habe?“, wiederholte Vegeta irritiert. „…wir…wir hatten…Kinder?“ Vegetas Gesichtszüge entglitten ihm. Was zum…? „Ver…verarschst du mich? Er…erinnerst du dich etwa nicht an sie?“ Langsam schüttelte Goku seinen Kopf. „Nein. Nein, wirklich nicht.“ Mit offenstehendem Mund starrte der Gott seinen Wächter lange an. „Dann…“, kam es schließlich von Vegeta, „…dann erinnerst du dich auch nicht an…an unser Leben davor?“ „Davor? Wovor denn?“ „…vor der Unsterblichkeit.“ „Ach, es gab ein davor?“, versuchte Goku seine Unsicherheit mit einem Scherz zu überspielen, doch Vegetas entsetzter Blick änderte sich nicht. „Oh…du meinst das ernst…nun…“, der Größere wandte seinen Blick von den verwirrten Augen seines Gegenübers ab. „…ich weiß schon, dass wir mal sterblich waren, aber…das war’s auch schon. Mehr oder weniger.“ Vegeta starrte seinen Wächter lange an. Konnte es nicht glauben. Sich einfach nicht vorstellen, dass…dass Goku wirklich ihr…ihr Leben einfach vergessen hatte… „Gohan? Son Goten?!“, platzte es plötzlich aus ihm heraus. Mit gehobener Augenbraue wandte Goku ihm sein Gesicht wieder zu. „Wer?“ „Wer?! Deine Söhne!“ „Meine…Söhne?“, wiederholte der Engel langsam und es war ihm als würde sein Herz schneller zu schlagen anfangen. In seinem Kopf begann etwas zu rattern. Etwas, an das er schon lange nicht mehr gedacht hatte. Etwas, das er tief, unendlich tief in sich vergraben hatte. Er begann angestrengt nachzudenken, während sich seine Augenbrauen immer tiefer in sein Gesicht zogen. „…klingelt da wirklich nichts bei dir?“, drängte Vegeta. Sein Herz schlug ihm dabei selbst schon bis zu Hals. Doch Goku senkte nur seinen Kopf. Starrte auf das grüne Fleckchen zwischen ihnen. Seine Pupillen huschten unruhig hin und her als ob sie nach einer Antwort auf eine unglaublich schwierige Frage suchten. Konnte es denn wirklich sein? Hatte Kakarott etwa wirklich ihr Leben verdrängt? Seine Söhne? Seine…ihre Familien? Ihre Freunde? Wer er einst war? Was ihn ausgemacht hatte? „…du erinnerst dich wirklich nicht mehr.“, stellte Vegeta fest, nachdem er diesen verwirrten Ausdruck im Gesicht seines Geliebten einfach nicht mehr ertrug. Gokus Augen fokussierten sich wieder und huschten zurück zu dem Jüngeren. Diese Namen, die Namen seiner Söhne…sie hatten eindeutig etwas in ihm geweckt. Sein Körper begann zu zittern. Als Vegeta dies bemerkte, durchzog seinen Körper ein ungehöriger Schmerz, der ihm beinahe die Tränen in die Augen gedrückt hätte. Schnell legte er eine Hand auf die bebende Schulter seines Partners. „Schon…schon gut. Es…es ist lange her, dass…sie gelebt haben. Da…da ist es wohl normal, dass du…dich nicht mehr erinnerst…“ Schlagartig breitete sich eine ungehörige Leere in Goku aus. Er senkte seinen Blick, sodass seine Haare die Ausdrucklosigkeit in seinen Augen verbargen. „Meinst du?“, fragte er monoton. Vegeta sah Goku lange an, während er selbst den Kloß in seinem Hals hinunter zu schlucken versuchte. Warum hatte er nur damit angefangen? Eine schreckliche Traurigkeit hatte sich in ihm ausgebreitet als er selbst an seine eigenen Kinder hatte denken müssen. An Trunks, an Bra. Und…an Shanks. Vielleicht…vielleicht war es tatsächlich in Ordnung, dass sich Kakarott nicht mehr erinnerte. Auch wenn er diese Tatsache einfach nur als unglaublich schrecklich empfand… „Ich denke schon, Kakarott. Es ist doch eigentlich nur wichtig, dass du…“ Als sich ihm Gokus Gesicht genau in diesem Augenblick zuwandte und ihm die Leere in den Augen seines Wächters entgegenschlug, brach Vegeta seinen Satz augenblicklich ab. Für einige stille Momente sahen sie sich einfach nur an, bis Vegeta die Aussage, die er eigentlich hatte tätigen wollen, in eine Frage umwandelte. „Bist du es denn? Bist du glücklich…?“ Ein dezentes Lächeln begann sich auf Gokus Lippen abzuzeichnen. Er war nicht imstande seinem Geliebten eine andere Antwort als dieses Lächeln auf seine Frage zu geben. Die Leere, die ihm dabei weiterhin deutlich ins Gesicht geschrieben stand, ließ Vegetas Herz fast explodieren. Er…er war wirklich das Einzige, das seinen Wächter noch am Leben hielt. Das wurde ihm in diesem Moment schlagartig klar… ____________________________ Mit der unendlichen Zeit, die kaum noch voranschritt, wurde es für Vegeta immer unerträglicher, Gokus Leid mitanzusehen. Zu erkennen, dass er einfach nicht mehr er selbst war, auch wenn er immer wieder versuchte ihm gegenüber glücklich zu wirken. Und von Mal zu Mal setzte sich ein Gedanke immer tiefer in ihm fest, bis dieser so stark wurde, dass er zu einem unbewussten und doch tiefsitzenden Verlangen geworden war. Irgendetwas musste sich ändern. Irgendetwas musste er ändern… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)