Großstadtgeflüster von lady_j ================================================================================ Kapitel 11: Nur in kleiner Dosis -------------------------------- Yuriy lauerte vor seinem Büro, als es zur Pause klingelte. Beinahe sofort wurden die ersten Türen aufgerissen und eine Masse von Kindern strömte zum Pausenhof. Er musste sich ein bisschen recken, um den Überblick zu behalten, doch dann fand er denjenigen, den er gesucht hatte. Schwungvoll trat er in den Weg der Gruppe Jungen, als diese laut redend und schlurfend an ihm vorbei wollten. „Justus…” „Och nö, nicht jetzt, Herr Ivanov!” Ein Blick von ihm genügte und Justus zog den Kopf zwischen die Schultern. Es gab nicht viel, das Teenagern Respekt einflößte, aber mit seiner Größe hatte Yuriy einen Vorteil, den er schamlos ausnutzte: auf die meisten konnte er streng hinabsehen, inklusive der plötzlich in die Höhe schießenden jungen Männer. „Ich weiß, dass du jetzt Freistunde hast, also stell dich nicht so an”, sagte er und nickte in Richtung seines Büros. Justus’ Freunde wirkten, als wollten sie vor allem nicht mit in die Sache reingezogen werden und machten sich ziemlich schnell davon. Ihm blieb also gar nichts anderes übrig als Yuriy zu folgen, auch wenn er seiner Clique sehnsüchtig hinterherblickte. Im Büro ließ er sich auf den Besucherstuhl fallen, die Beine fast bis zum Anschlag gespreizt. Die viel zu großen Klamotten hingen an seinem Körper herunter und das Basecap behielt er natürlich auf dem Kopf, aber Yuriy war niemand, der daran Anstoß nahm; es gab wichtigeres. Er musterte Justus. „Kaffee?”, fragte er schließlich. „Machen Sie das immer noch ohne Filter?” „Ja.” Der einzige Luxus, den er sich in diesem Büro gönnte, waren der Wasserkocher, sein Sortiment an Tees und Kaffeepulver, das er wie Instantkaffee einfach mit Wasser aufgoss - mit dem Nachteil, dass es sich keineswegs auflöste. Die Kids wollten ihm nie glauben, dass die Krümel wirklich restlos zum Grund der Tasse sanken und nicht zwischen ihren Zähnen landeten. „Dann nein danke. Nix für Ungut, aber was Sie mit dem Kaffee machen kann einfach nicht gut sein.” Yuriy schnaubte amüsiert und ging dann endlich zu seinem Stuhl. „Hab gehört, du schwänzt gerade öfter mal die Deutschstunden”, sagte er, als er saß. „Nur zweimal!”, echauffierte Justus sich, „Weil es ätzend ist - und die Möllern hasst mich eh!” „Ich weiß, dass Frau Möller nicht deine Lieblingslehrerin ist”, entgegnete Yuriy, „Aber falls du dich erinnerst, wie haben da was vereinbart. Kein Schwänzen mehr vor dem Abschluss.” „Mann, Herr Ivanov…” Justus wand sich ein bisschen. „Ich hab nen echt guten Grund!” „Ich höre.” In Yuriy verhärtete sich der Verdacht, dass vielleicht mehr hinter der Sache steckte als nur ein paar selbstverordnete Freistunden, um irgendwo zu chillen. Hoffentlich hatte Justus’ Bruder ihn nicht in irgendwelche krummen Dinger reingezogen, das konnte nämlich sehr schnell sehr gefährlich werden - und lag außerdem außerhalb seines Kompetenzbereichs. Wenn dem so war, blieb ihm nichts weiter übrig, als Takao davon zu erzählen und zu hoffen, dass der mehr ausrichten konnte. Doch so weit wollte er noch nicht denken. „Erklär es mir”, forderte er Justus auf, als dieser sich ausschwieg. „Ist etwas passiert? Kann ich irgendwas für dich tun?” „Nee, das hat doch gar nichts mit Schule zu tun!” „Womit dann?” „Mann…” Justus rang die Hände, sein Blick wanderte durch den ganzen Raum, ließ Yuriy aber aus. „Mann, ich hab… ne Freundin.” Yuriy blinzelte. Er hatte mit Vielem gerechnet, aber nicht damit. „Ah. Und wenn du schwänzt, dann triffst du dich mit der?” „Nein!” Justus atmete schwer aus. Seine Ungeduld siegte und es war offensichtlich, dass er keinen Bock mehr auf seine eigene Geheimniskrämerei hatte. „Mann. Die ist auf dem Gymnasium, die kann nicht einfach schwänzen. Die ist super schlau und total hübsch und ich muss ihr einfach was bieten, verstehst? Aber ich hab kein scheiß Geld, okay, ich brauch nen Job, Klamottenladen oder so. Also bin ich Gropiuspassagen und hab rumgefragt, okay.” Am Ende des Satzes hob er beide Hände und warf sich nach hinten gegen die Lehne. Yuriy hingegen beugte sich vor und stützte das Kinn in die Hand, um sein Grinsen zu verbergen. Das war definitiv eine Geschichte die er Takao erzählen musste. Zunächst nahm er sich aber Zeit, Justus sehr genau zu erklären, dass sein Plan zwar viele gute Dinge enthielt, es aber trotzdem nicht nötig war, dafür die Schule zu schwänzen. Und dass er vielleicht etwas besser vorbereitet sein sollte, wenn er bei einem Geschäft vorstellig wurde. Es dauerte eine ganze Weile, aber schließlich sah Justus das irgendwie ein. „Bekommst du Taschengeld?”, fragte Yuriy und sein Gegenüber nickte. „Und? Wofür gibst du es aus?” „Essen, Kippen, Party… Noch ein paar andere Dinge, aber das geht Sie nichts an.” Er grinste. „Ja, kann mir gut vorstellen, was das für Dinge sind”, entgegnete Yuriy trocken. „Was hältst du davon: Wenn du wider Erwarten keinen Nebenjob kriegst - spar doch einfach ein bisschen Taschengeld. Wie viel rauchst du in der Woche, eine Schachtel? Zwei? Einfach mal bisschen weniger rauchen, was meinst, was dann am Monatsende übrig ist?” „Ja, aber ey, von zwanzig Euro kann ich der doch nichts kaufen.” „Wer sagt denn, dass du ihr was kaufen musst? Wie heißt denn deine Angebetete?” „Mascha.” „Mascha”, wiederholte er, „Ist sie Russin?” „Ja, Mann. Mega heiß, sag ich doch!” „Okay, ich mach dir jetzt einen Vorschlag”, sagte Yuriy, „Du hörst auf zu schwänzen und sparst einen Monat dein Taschengeld. Keine Kippen, kein Gras, weniger feiern. Wenn du zwanzig oder dreißig Euro zusammen hast, gehst du mit ihr Kaffee trinken. Aber nicht in dem Stehbäcker hier um die Ecke, sondern irgendwo Richtung Hermannplatz oder meinetwegen Prenzlberg. Da wo es schön ist. Und du kaufst ihr Blumen.” „Blumen?”, fragte Justus und betonte das Wort, als gebrauchte er es zum ersten Mal. „Ja, Blumen. Russinnen lieben Blumen.” „Woher wissen Sie das?” „Mensch Justus, du weißt doch wie ich heiße.” „Hä, was… Oh.” „Ja, oh.” Er musste sich zusammenreißen, um nicht die Augen zu verdrehen. „Vertrau mir, das klappt.” Zumindest hoffte er, dass wenigstens in diesem Sinne die Kids von heute so tickten wie seine Mutter, die er immer mit Blumen erweichen konnte. Justus sah ihn misstrauisch an. „Schwören Sie?” „Walla, schwör!”, antwortete Yuriy und Justus prustete. „Alles klar, Herr Ivanov.” „Schwörst du, dass du nicht mehr schwänzt?” „Jaaah, schwören ist zu viel gesagt… ich kann’s versuchen.” Yuriy nickte. Er hatte den Jungen genug gequält, mehr war heute nicht drin. Und er war schon froh genug, dass hinter seinem seltsamen Gebaren nicht mehr steckte. Eine Freundin, liebe Güte! Das war tausendmal besser als alles, was er erwartet hätte. Da auch Justus inzwischen wesentlich entspannter wirkte, ließ er ihn schließlich weiterziehen. Kurz bevor er die Bürotür hinter ihm schließen wollte, fiel ihm aber noch etwas ein. „Oh, und unbedingt eine ungerade Anzahl von Blumen nehmen! Und kein Gelb!”, rief er ihm hinterher, doch von Justus kam nur noch ein Winken, dann war er um die nächste Ecke verschwunden. Yuriy schüttelte seufzend den Kopf - jetzt gab er seinen Schülern schon Datingratschläge. Wenn Boris ihn so sehen würde, er hätte den Spaß seines Lebens. Und dann würde er ihm eine Standpauke darüber halten, dass er bei all dieser Expertise selbst immer noch Single war. „Hey, Yuriy.” Er drehte sich um und sah Moses auf sich zukommen. „Hey, dich habe ich ja ewig nicht mehr gesehen!” Sie machten sich spontan auf in die Cafeteria und gönnten sich einen Automatenkaffee, den Yuriy um Längen schlechter fand als seinen eigenen (Den besten Kaffee gab es im Lehrerzimmer, aber dort war Yuriy nicht gern, weil es sofort von allen Seiten Beschwerden über seine Kids hagelte, für die er meistens nicht einmal der richtige Ansprechpartner war.) Sie setzten sich an einen der winzigen Tische am Fenster, von wo aus sie einen guten Blick auf den Pausenhof hatten. Er fragte Moses nach dessen Sprachkursen, die immer noch voll waren. Seine Schwester Monica lebte sich immer besser ein und konnte ihren Alltag schon fast komplett alleine meistern, was natürlich auch Moses’ Leben leichter machte. Er konnte sich nun auch wieder besser auf seine Arbeit konzentrieren. „Übrigens”; sagte Moses irgendwann, „Kann es sein, dass du mit einem meiner Kollegen feiern warst?” „Wen meinst du denn?”, fragte Yuriy neugierig. „Garland Siebald.” „Oh, Garland! Ja, letztes Wochenende. Ich wusste gar nicht, dass ihr im gleichen Unternehmen arbeitet. Dann kenne ich sogar noch einen Kollegen von dir, Kai Hiwatari.” „Ja, der ist PM bei uns.” Moses trank den letzten Schluck aus seinem Becher. „Garland war jedenfalls ganz hin und weg von dir”, erzählte er dann. „Oh Gott…”, murmelte Yuriy. Also hatten weder er, noch Boris, sich irgendwas eingebildet im Suff. Gut, auf der Party war es noch witzig gewesen, sich anhimmeln zu lassen, aber da hatte er auch erwartet, dass das Ganze am nächsten Morgen vergessen war. Er selbst hatte auch keinen weiteren Gedanken an Garland verschwendet, nicht einmal in musikalischer Hinsicht, denn nach ein wenig Bedenkzeit hielt er das Ganze sowieso für eine Schnapsidee (im wahrsten Sinne des Wortes). „Nimm’s ihm bitte nicht übel”, sagte Moses in diesem Moment. „Er hat gerade eine Scheißzeit hinter sich. Ich kenne keine Details, aber sein Exfreund war wohl ein riesen Arschloch. Ist vielleicht nicht einmal verwunderlich, dass er sich sofort verguckt, wenn du ein bisschen netter zu ihm bist.” „Ich habe mich doch nur unterhalten!”, entgegnete Yuriy. „Aber du bist charmant und siehst gut aus”, schoss Moses zurück und lachte, als Yuriy den Mund verzog. „Du solltest es dir überlegen, er kommt aus reichem Hause.” Ihm lag eine Anspielung auf Kai auf der Zunge, doch er schluckte sie herunter. „Keine Chance, ich bin eine unabhängige Frau. Ich verdiene mein eigenes Geld.” Moses prostete ihm mit dem leeren Kaffeebecher zu. „Ma’am. Ich will nur eins sagen: Garland ist kein schlechter Kerl. Wir arbeiten jetzt schon seit einer ganzen Weile zusammen, und ich mag ihn wirklich. Er ist vielleicht manchmal ein wenig seltsam, aber hey, was erwartest du von einem Entwickler? Du musst ja nicht gleich mit ihm ausgehen. Ihm würden neue Freunde auch schon gut tun.” Yuriy sagte zunächst nichts, doch er begann, sich besorgt zu fragen, ob er jetzt zum Adoptivfreund für verlorene Start-up-Jüngelchen geworden war. „Ich habe das Gefühl, bei euch könnten einige Leute mal eine Runde Therapie vertragen”, meinte er. „Amen”, brummte Moses, „Für das Geld, das wir bekommen, beuten sie uns ganz schön aus. Die Sprints sind der pure Stress. Naja. Gerade ist es wieder etwas besser geworden, aber es gibt ein paar böse Gerüchte. Auf der Chefetage scheint irgendwas zu brodeln.” Yuriy zog die Augenbrauen hoch, doch Moses zuckte nur mit den Schultern. „Wenn es dich interessiert, dann solltest du Hiwatari fragen. Oder halt Garland.” Er warf ihm ein Grinsen zu. „Der erzählt dir sicher gerne alles was er weiß.” „Moses, ganz ehrlich”, entgegnete Yuriy, „Ich hab hier knapp tausend Kids an der Backe, das reicht mir fürs erste.” Als er nach Hause kam, war die Sonne schon so weit gewandert, dass sie nicht mehr auf den Balkon fiel. Es war trotzdem heiß, und so war das erste, was Yuriy tat, sich den Schweiß der Radfahrt vom Körper zu spülen. Boris war nicht zu Hause, er musste noch ein paar seiner Kunden im Fitnessstudio durch die Mangel drehen. Nachdem er geduscht hatte, öffnete Yuriy die Balkontür und warf seine Anlage an. Nach einem Tag wie heute kam er am besten runter, wenn er Musik machte. Er arbeite seit ein paar Tagen an einem Mix für sommerliche Raves, die vielleicht oder vielleicht auch nicht stattfinden würden; außerdem waren da noch zwei seiner eigenen Tracks, die er langsam mal fertig machen sollte. Nach ein paar Klicks lief der erste Song an und hüllte ihn in eine sanfte Klangwelt, energetisch, aber unaufgeregt genug für einen entspannten Abend, an dem der Sonnenuntergang ewig zu dauern schien. Die nächsten Minuten verbrachte er damit, an seinem Controller herumzuspielen und auszuprobieren, was er zusätzlich noch alles aus seinem Laptop herausholen konnte. Es half nichts, über kurz oder lang würde er sich noch mehr Hardware zulegen müssen. Ein großes Pult machte einfach mehr Spaß. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sein Handy, das er irgendwann aufs Bett geworfen hatte, zu vibrieren begann. Seufzend regelte er die Musik ein kaum merkliches Bisschen herunter, bevor er sich auf die Matratze fallen ließ und auf das Display sah. Ein erstaunter Laut entwich ihm, dann hob er ab. „Kai! Was verschafft mir die Ehre?” „Hey, Yuriy.” Kais Stimme klang am Telefon gleich noch ein wenig samtiger und Yuriy war versucht, zu fragen, ob nicht er zufällig singen konnte. „Du, wer zum Fick ist Money Boy? Takao hat mir deutsche Musik empfohlen und ich bin… verwirrt.” „Money Boy? Ist der nicht Österreicher?”, sagte Yuriy, „Und warum empfiehlt Takao dir so etwas? Ich glaub, der will dich verarschen.” „Glaube ich auch.” Er konnte hören, dass Kai grinste. „Deswegen dachte ich, ich frage einfach dich. Hast du gerade Musik an oder was ist das im Hintergrund?” „Ja, hab ich.” „Klingt gut.” „Besser als Money Boy auf jeden Fall.” Yuriy drehte sich auf den Bauch und stützte den Kopf auf, um aus dem Fenster sehen zu können. Schwalben schossen in waghalsigen Zickzacklinien über den Himmel. „Was machst du?” „Einen Kaffee”, antwortete Kai. „Ich bin noch im Büro, aber heute ist nicht viel los. Giulia sagt, ich soll dich grüßen und fragen, ob du ihr Mathildas Nummer geben kannst.” „Wenn Mathilda nichts dagegen hat, kann ich das sicher tun”, sagte Yuriy. Mit der freien Hand strich er ein paar Falten in seinem Bettbezug glatt. Er meinte, im Hintergrund auf Kais Seite ein Brummen zu hören, vielleicht die Kaffeemaschine. Dann sagte der andere irgendetwas, aber es war gemurmelt und anscheinend auf Englisch. „Sorry.” Seine Stimme klang wieder laut an Yuriys Ohr, „War ein Kollege.” „Hör mal”, fing Yuriy an, „Dieser Garland. Vom Wochenende. Wie tickt der so?” Ein paar Sekunden lang war es still am anderen Ende. Dann räusperte Kai sich. „Warum fragst du? Hat er dich etwa eingelullt?” „Ich bin nur neugierig”, entgegnete Yuriy, „Und ich meine, optisch ist er ja nicht von schlechten Eltern, oder?” „Hn.” Wieder entstand eine Pause und Yuriy fragte sich, ob er diese wohl richtig interpretierte. „Also, ich weiß nicht viel über Garland”, sagte Kai dann. „So wie ich ihn erlebt habe, ist er ganz normal. Vielleicht ein bisschen still. Manchmal hat er ein paar Aussetzer, ich glaube, er ist nicht sonderlich stressresistent. Aber von Giulia weiß ich, dass er ganz schön Probleme mit seinem Ex hat. Erinnerst du dich an den Typen, der im Zentrum so an mir hing?” „Ja.” „Das war Garlands Exfreund.” Yuriys Augen weiteten sich. „Krass.” „Ja.” Kai seufzte. „Nach allem, was ich so gehört habe, ist bei den beiden noch lange nicht das letzte Wort gesprochen. Also - ich weiß nicht. Lass dich da nicht mit reinziehen, Yuriy.” Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Kai”, sagte er, „Ich will nichts von Garland.” „Aha.” Selbst am Telefon hatte der Junge ein Pokerface. Stumm schüttelte er den Kopf und rollte sich noch mal herum, wieder auf den Rücken. Wenn er noch lange hier liegen blieb, schlief er wahrscheinlich ein. Er gähnte. „Wenn du willst, mache ich dir ein Mixtape”, schlug er spontan vor. „Mit ordentlicher Musik, meine ich.” Von Kai kam ein Summen, das sich ziemlich angenehm unter die Klänge, die aus seiner Anlage tröpfelten, mischte. „Du musst dir meinetwegen nicht so viel Arbeit machen.” „Falls du es vergessen hast, das ist mein Hobby”, entgegnete er. Kai lachte. „Na gut. Machst du das dann auch so achzigerjahremäßig auf Kassette?” „Für dich mache ich eine CD. Oder Stick? Oder” Er sog scharf die Luft ein. „Cloud?” „Ha. Ich nehme gern die... Hardware...” Für ein paar Sekunden herrschte Schweigen zwischen ihnen. Dann konnte Yuriy nicht mehr an sich halten und prustete los. „Der kam jetzt aber flach.” „Wortwitze sind mindestens Sprachlevel B2!”, sagte Kai, der wahrscheinlich nicht wenig stolz war, dass das Ganze überhaupt geklappt hatte. „Guter Junge”, lobte Yuriy. „Also, dann bekommst du einen Stick. Und Money Boy wird garantiert nicht darauf sein.” „Hmhm. Weißt du, wer noch gerne deinen Stick hätte?” „Na?” „Garland.” „Oh Gott, Kai. Ein Partygespräch mit Boris und du bist versaut.” „Ich lerne schnell.” „Kriegst ein Bienchen ins Muttiheft.” Schon wieder musste er gähnen; Zeit zum Aufstehen. Er schwang sich aus dem Bett und zerwühlte abwesend seine Haare. „Hey, das mit dem Mix schaffe ich sicher bis Freitag. Sollen wir uns irgendwo treffen?” „Willst du einen Kulturschock?”, fragte Kai, „Dann komm zu mir ins Büro. Es gibt Pizza, warmes Bier und viele anstrengende Start-up-Menschen. Na?” Yuriy bemerkte die Umrisse seiner Spiegelung in der Fensterscheibe. Seine Haare standen nach allen Seiten ab und das Shirt, das er nach dem Duschen übergeworfen hatte, war viel zu groß, denn es gehörte Boris. Er sah aus wie der letzte Hänger. „Ich hab immer gewusst, dass ich irgendwann in erlauchte Kreise eingeführt werde”, sagte er mit einem schweren Seufzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)