Blut_Linie von DieLadi ================================================================================ Kapitel 10: Frei entscheiden ---------------------------- Daniels Blick war auf Steves Hals fokussiert, und auf das, was er nun zu tun beabsichtigte. Daher bemerkte er nicht, dass Steve die Augen geöffnet hatte. Rick jedoch, der hatte es sofort gesehen. Manchmal erscheinen einem Augenblicke wie Ewigkeiten. Manchmal erfasst man in Sekundenbruchteilen tausend Vorgänge gleichzeitig. Man sieht, man begreift, man handelt. Und hat das Gefühl, es wären Stunden vergangen, während es in Wahrheit nur ein Wimpernschlag war. Rick sah, dass Steves Augenlider sich hoben. Er sah Schreck und Frage in Steves Blick. Er hörte, wie sein Freund schwer nach Atem rang. Er hörte, wie das Gerät, das bis eben gleichmäßig und friedlich gepiepst hatte, seinen Rhythmus veränderte und die Melodie der Piepser hektischer wurde. Er sah Daniels Zähne blitzen und erkannte, dass die Veränderung der Lage nicht bis zu Daniel durchdrang. Er sprang nach vorne, schrie laut: „Warte! Nicht!“ Und dann packte der den jungen Vampir an den Schultern und riss ihn zurück. Gerade noch rechtzeitig. Im allerletzten Augenblick. Er riss ihn mit so viel Kraft, dass Daniel zurückflog und gegen den Kleiderschrank knallte, der an der Wand des Zimmers stand. „Au!“, schimpfte der Prinz und sah Rick zornig an. Die Situation war nicht ganz ungefährlich, denn Daniel war so auf das beißen eingestellt gewesen, dass er nun mit großer Mühe seine niederen Instinkte zurückdrängen musste. Er kämpfte, doch es gelang ihm schließlich, sie niederzuringen. Es war ihm zu wichtig. Er wollte niemandem etwas tun. „Was ist hier los?“, kam es leise aus Steves Mund. Doch noch bevor Rick oder Daniel etwas sagen konnten, stürmte eine Krankenschwester ins Zimmer. Ein Blick, und sie sah, dass Steve wieder bei Bewusstsein war. „Oh“, rief sie erfreut. „Ich hole den Doktor.“ Die nächste halbe Stunde herrschte nun in dem Zimmer erst einmal Betriebsamkeit, und die beiden jungen Männer waren gebeten worden, im Flur bei den übrigen zu warten. Sie alle starrten sich gegenseitig an. Frodo war es schließlich, er sich an Daniel wandte und fragte: „Du hast also nicht ... Steve ist also nicht ...“ „Nein“, sagte Daniel. Das reichte. Sie wussten war gemeint war. Felix jedoch hakte nach: „Und nun?“ „Nun warten wir ab“, sagte Daniel, „bis wir wieder zu ihm dürfen. Dann werden wir ihm die Sachlage schildern und ich bin sicher, er wird mitkommen.“ „Aber“, sagte Marti, „was, wenn er noch zu krank ist? Noch zu schwach, um mit dir zu fliegen?“ Daniel sah ihn eindringlich an. „Oh“, sagte Marti. Er verstand. Daniel nickte. „Ja. Dann werde ich ihn möglicherweise doch noch verwandeln müssen. Der Unterschied ist, dass ich ihn jetzt fragen kann. Und es wird seine Entscheidung sein.“ Rick nickte. „Ich bin sicher, dass er das tun wird, wenn es nötig ist.“ Es blieb ihnen nur, zu warten. Als der Arzt und die Schwester wieder auf den Flur traten und sich an die Freunde wandten, waren alle nervös und ungeduldig. „Wie geht es ihm?“, fragte Rick. „Gut“, sagte der Doktor. „Es ist soweit alles in Ordnung. Er ist noch sehr schwach, aber die Operationswunde verheilt gut, kognitiv scheint alles okay und motorisch auch. Er braucht einige Zeit Erholung. Aber in ein paar Wochen ist er wieder auf den Beinen.“ Daniel stöhnte. Ein paar Wochen! „Dürfen wir zu ihm?“, blieb Rick am Ball. „Ja“, sagte der Arzt, „aber nicht alle auf einmal. Nur zwei von Ihnen bitte. Alles andere strengt Herrn Schuto zu sehr an.“ Die Freude sahen sich an und nickten schließlich Rick und Daniel zu. „Redet mit ihm“, sagte Frodo leise. Die beiden jungen Männer betraten das Zimmer ihres Freundes. Steve lächelte froh, als er sie kommen sah. „Hallo, Jungs“, sagte er und grinste breit. Daniel seufzte. „Steve, wir sind so froh, dass du wieder bei Bewusstsein bist“, sagte Rick. „Aber ... wir müssen mit dir reden. Es ist wichtig.“ Steve schaute vom einen zum anderen und zurück. „Was ist los?“, fragte er. Und Daniel begann, ihm die ganze Geschichte zu erzählen. Als er geendet hatte, herrschte Schweigen im Raum. „Also ...“ sagte Steve und schaute Daniel in die Augen, „soll ich mit dir ... nach Transsylvanien fliegen? Ins Schloss?“ Daniel nickte. Steve schluckte. „Wie ... schlecht geht es Larissa?“ „Ziemlich. Wir sollten nicht allzu lange zögern.“ Steves Augen waren groß und sorgenvoll. „Und ... und sie ist schwanger?“ Wieder nickte Daniel. „Ich... “ begann Steve. „Ich hatte gedacht ... sie war eines Nachts in meinem Traum bei mir und wir haben ... uns geliebt ... im Traum! Jedenfalls dachte ich das. Aber vielleicht war es nicht nur ein Traum?“ „Wir werden es herausfinden“, sagte der Prinz, „aber jetzt müssen wir erst einmal überlegen, was wir tun. Wir dürfen keine Zeit verschwenden.“ „Der Arzt hat gesagt, ich werde noch ein paar Wochen liegen müssen ... Gibt es denn nichts, was man tun kann, damit es schneller geht?“ Sein Blick war nun flehend auf Daniel gerichtet. „Doch“, sagte der. „Aber es wird dir nicht gefallen. Ich … könnte dich doch noch beißen und verwandeln. Dann würde deine Schwäche schwinden.“ Steve holte tief Luft. Dann sah er seine bedien Freunde fest an. „Gut“, sagte er. „Dann tu es.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)