Zum Inhalt der Seite

Parenthood

Sasuke & Sarada
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Schön, dass ihr wieder vorbeischaut! :)
Jetzt geht es also richtig los ...

Warnung vor eventuellen Rechtschreibfehlern! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen!
Es hat leider länger gedauert, als ich wollte, aber hier ist endlich das neue Kapitel.
Viel Spaß beim Lesen :) Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog


 

• Vierzehn Monate •
 

Mit einem leisen Klacken fiel die Haustür hinter ihm zu. Sasuke hörte die abrupte Stille, die plötzlich eintraf und er war sich sicher, dass er sie in dem dunklen Flur lauter hörte, als je zuvor. Jegliche Bewegungen aus den anderen Zimmern waren verstorben, hinterließen ein unangenehmes Gefühl in ihm. Ungewissheit kroch von allen Seiten die Wände empor und hüllte die gesamte Wohnung mit ihrer unruhigen Art ein. Das hier war ein Ausnahmezustand und von nun an ihr neues Normal. Natürlich gab es einen Weg zurück, doch sollte er ihn wählen, war Sasuke sich sicher, sich nie mehr selbst im Spiegel anschauen zu können. Alleine bei dem Gedanken daran kam er sich vor wie Verräter, Schwerverbrecher. Das hier war sein Weg und er würde ihn, komme was wolle, bestreiten.

Seine Arme wurden schwer. Zu seiner Linken knackte es. Er schloss die Augen und zählte bis fünf.
 

Eins, zwei, drei, vier, fünf.
 

"Sasuke."

Naruto stand vor ihm und auch Sakura war aus ihrem Zimmer gekommen. Sie war am anderen Ende des kleinen Flurs geblieben, doch Sasuke konnte ihre mit Tränen gefüllten Augen trotzdem deutlich erkennen.
 

Es war das erste Mal in seinem Leben, dass er behaupten konnte, Angst zu haben. Nicht die Art von Angst, die er als kleiner Junge hatte, der dachte, dass sich in seinem Zimmer ein Haufen Monster versteckte. Nein, die Art von Angst, die richtige Angst, die ein Erwachsener spüren konnte, die einem die Luft abschnürte, ziehende Schmerzen verursachte und hilflos werden ließ. Übelkeit stieg in ihm empor, nicht stark genug, ihn übergeben zu lassen, aber dennoch so schwer, dass er nichts anderes wollte, als sich hinzulegen.
 

Die Tasche, so voll, dass nicht einmal mehr der Reisverschluss zuging, fühlte sich in seiner rechten Hand an wie ein Sack, gefüllt mit großen Steinen. In seinem linken Arm, behutsam gegen seine Brust gedrückt, schlief der kleine Mensch, der nun seine Familie war.

Sarada. Kaum mehr als ein Jahr alt. Seine kleine Nichte, die einzige, die ihm geblieben war.

"Gib sie mir, dann kannst du Jacke und Schuhe ausziehen."

Naruto streckte ihm die Arme entgegen, doch es war schwer, loszulassen. Die Tasche fiel, Sarada in Narutos Obhut zu überreichen dauerte länger. Sakura weinte.
 

Die Ankunft des kleinen Mädchens war eine vollkommen traurige.
 


 

×
 

Sie hatten das Badezimmer und die Küche kindersicher gemacht und Sasuke hatte sein Zimmer umgestellt, sodass das Gitterbettchen seinem gegenüberstehen konnte. Obwohl er sie hatte sehen können, musste er Mitten in der Nacht aufstehen, das kleine verschwitze Ding hochnehmen und Sarada auf sein eigenes großes Bett legen, direkt neben sich. Erst hatte Sasuke gezögert, wusste nicht, ob er sich versehentlich auf sie rollen würde, dabei hatte er es bis jetzt nicht geschafft, überhaupt einmal einzuschlafen. Leere Gedanken schwirrten in seinem Kopf umher und alles, was er tun konnte, war Sarada anzuschauen.

Wie sollte er das schaffen?

Wie sollte er es schaffen, auf einen anderen Menschen, der noch so klein und hilflos war, aufzupassen, für ihn zu sorgen?

Er wusste ja nicht einmal, ob einem Baby ein dünnes Kissen unter den Kopf geschoben werden musste, wenn es lag. Wie konnte er da auf sie aufpassen? Manchmal gab es Tage, da war er schon mit seinem eigenen Leben überfordert und jetzt hatte er zwei, auf die er achten musste.

Aber er hatte es sich geschworen. Anderen und sich selbst. Geschworen, dass er Sarada alles bieten würde, was er ihr geben konnte, dass sie von nun an mit ihm und er mit ihr lebte.

Dass sie trotz allem glücklich wurde.

Er würde schon lernen, wie er es anstellen musste.
 

Als ihm die Nachricht des Todes seiner Eltern, seines Bruders und dessen Frau erreichte, hatte er sich in einer einzig großen Starre befunden. Vielleicht hatte er aufgelegt und es geschafft, sein Handy wegzulegen, aber vielleicht war es ihm auch einfach aus der Hand und auf den Boden gefallen, nachdem ihm ein sehr bedrückter Polizist angerufen und ihm von dem Autounfall unterrichtet hatte.
 

Sie waren alle zusammen gewesen. Sasuke, seine Eltern, sein Bruder und dessen Frau und ihre Eltern. Und Sarada. Die kleine Sarada, die gerade Mal vor vier Monaten zu ihnen gestoßen war. Ein paar Tage lang waren sie bei Itachis Schwiegereltern zu Besuch gewesen und Sasuke hatte eher gehen müssen. Er war nur über das Wochenende geblieben, konnte sich keinen Fehltag in der Uni erlauben, wenn er mithalten wollte – etwas, das ihm wahrscheinlich das Leben gerettet hatte. Es war einen Tag später passiert, als seine Eltern von Itachi und dessen Frau zum Bahnhof gebracht wurden. Ein anderer Autofahrer, Augenzeugen nach mit viel zu hoher Geschwindigkeit, ist mit ihnen kollidiert. Der vollbesetzte Wagen ist von der Schnellstraße abgekommen und hat sich gnadenlos um einen Baum gewickelt. Der Raser hingegen ist schwerverletzt mit dem Leben davongekommen, doch wenn Sasuke an ihn dachte, kroch die weiße, heiße Wut in ihm hoch. Warum war dieser Idiot nicht gestorben? Hatte er es nicht viel eher verdient, als seine Familie? Es waren keine guten Gedanken, die in seinem Kopf umherschwirrten, aber es sind ihm noch nie Zweifel an ihnen gekommen. Dieser Mann hatte sie ihm einfach rücksichtslos weggerissen. Er hatte nicht ein einziges gutes Wort für ihn übrig.

Sarada saß nicht im Auto – zu seiner Erleichterung, wenn sie auch kleiner als seine Fingerspitze war. Seine Nichte war bei ihren Großeltern geblieben, die sich selbstverständlich und mit strahlenden Gesichtern dazu bereiterklärt hatten, auf ihre Enkelin aufzupassen, bis ihre Eltern wieder zurückkamen.
 

Es gab kein Zurückkommen.
 

Nach dem Telefonat spürte Sasuke nichts. Er wusste nicht einmal mehr, ob er überhaupt geatmet hatte. Stundenlang hatte er sich in einem windstillen Sturm des Nichts befunden. Es war nicht weiß um ihn herum, nicht schwarz. Da war einfach Nichts. Er wusste, da war kein Schmerz gewesen. Noch nicht. Die Realisierung traf ihn erst sehr viel später. Er erinnerte sich bruchstückhaft daran, viele Tage nach dem Anruf und in denen er sich schweigend in seinem Zimmer eingeschlossen hatte, stockend seinen Mitbewohnern von dem Unfall zu berichten. Sakura hatte noch, bevor er den Mund wieder geschlossen hatte, begonnen zu weinen. Naruto hatte ihn stumm aus seinen vor Emotionen übersprudelnden Augen angesehen und dann in eine lange, feste Umarmung gezogen. Doch Sasuke hat nichts gespürt.
 

Den Tod seiner Familie in zehn Monaten zu bearbeiten war unmöglich. Verarbeiten würde er ihn sogar nie, auch wenn er kein Familienmensch war und seine Eltern nach seinem Auszug höchstens einmal pro Monat gesehen hatte. Aber er machte Fortschritte. Wenige große und viele kleine. Er begriff, begann zu weinen und zu trauern, nachdem er endlich zu erschöpft war, um weiterhin Wut zu verspüren und zwang sich nach wenigen Wochen wieder in die Uni. Er hatte einiges verpasst, den Stoff nachzuholen war auch für diejenigen mit einem guten Gemütszustand nicht einfach, doch Sasuke kniete sich in die Aufarbeitung seiner Materialien und lernte solange, bis er nicht nur alles vergaß, sondern auch über seinem Schreibtisch in seinem Zimmer oder in der Bibliothek einschlief. Er war gut im Verdrängen, doch der Tod konnte nicht verdrängt werden. Also baute Sasuke eine Mauer, mit der er seine Gedanken aufhalten und ihnen den Weg erschweren wollte.
 

Zehn Monate. Zehn Monate dauerte es, in denen Sasuke sich zusätzlich mit zeitkostenden und nervenaufreibenden Behörden-, Amts-, Richter- und Anwaltsangelegenheiten zum Ableben seiner Familie abplagen musste, die die Wunde in seinem Herzen immer wieder vom Neuen und immer weiter aufrissen, bis ihn ein erneuter Anruf erreichte.

Saradas Großeltern hatten auf die Kleine aufgepasst. Sie war nun vierzehn Monate alt. Zu groß, um nur noch schlafen und essen zu wollen und die Eltern von Itachis Frau waren alt. Viel älter, als es Sasukes Eltern gewesen waren. Komischerweise hatte es Sasuke nur wenige Sekunden Zeit gekostet um zu wissen, dass Sarada nicht zu Fremden kommen und dort aufwachsen würde. Er würde diesen kleinen Menschen zu sich holen und versuchen, ihr das Beste zu bieten, was in seiner Macht lag.

Es hatte viel Zeit und viele Nerven gekostet, aber er war über Wochen hinweg so oft er konnte zu seiner Nichte gefahren und hatte Zeit mit ihr verbracht, damit sie ihn kennenlernen konnte, sie ihn nicht mehr als einen Fremden ansah, der sie einfach mitnahm.
 

Als er Sakura und Naruto erschöpft eröffnete, dass er ausziehen würde, waren diese aus allen Wolken gefallen. Ich werde Sarada zu mir holen, hatte er gesagt. Sie wird bei mir wohnen und aufwachsen und ich kann niemanden einfach so ein Kind aufzwängen. Aber es ist das Mindeste, was ich für sie tun kann. Seine Mitbewohner hatten gleichzeitig mit dem Kopf geschüttelt. Wir sitzen jetzt alle im selben Boot, Mann, hatte Naruto erwidert. Wir lassen dich nicht alleine, Sasuke, hatte Sakura hinzugefügt.
 

Er wusste nicht, womit er seine beiden Freunde, die er erst seit seinem Einzug vor drei Jahren kannte, verdient hatte.

1-


 

• Vierzehn Monate •
 

Als er erwachte, starrten ihn erstaunlich große, runde Augen an. Sie waren von einem ähnlich dunklen, nicht auszumachenden Farbton, den auch Sasuke und sein Bruder besaßen. Sarada lag einfach nur da, den Kopf zum ihm gedreht und atmete ruhig. Auf der Stirn klebten ihr kleine, schwarze Locken und auch ihre Nase sah aus, als müssen sie dringend geputzt werden. Aus ihrem Mund, der offen stand, blitzen ihm stolze acht kleine Zähne entgegen. Vier oben, vier unten.

Sollte er nun irgendetwas sagen? Verstand Sarada ihn überhaupt?

Sasuke überlegte und setzte zu einem Guten Morgen an.

Aus Saradas Mund wuchs eine Blase aus Speichel, die kurz darauf platzte.

Sasuke sagte nichts.

Onkel und Nichte starrten sich für einen Moment weiter an, dann drehte Sarada sich auf den Bauch, zog in einer anstrengend aussehenden Bewegung die Beine unter ihren Bauch und setzte sich schließlich auf. Dann griff sie nach Nana, ihrem kleinen, grauen Kuscheltuch, an das ein Mäusekopf genährt war. Wie bei einem Startsignal ging auch ein Ruck durch Sasuke und er war vollkommen wach.
 

Die erste Nacht war überstanden. Gestern hatte er Sarada zu sich geholt, sie mit Narutos und Sakuras Hilfe gefüttert und bettfertig gemacht. Er selbst hatte lange nicht einschlafen können, sie aus lauter Untätigkeit und Ungewissen aus ihrem Bettchen heraus neben sich gelegt und sie so lange mit seinen Blicken gelöchert, bis der Schlaf letztendlich doch noch über ihn hergefallen war.

Aber die Zeit war nicht stehengeblieben, hatte nicht einfach gestoppt und Sasukes verzweifelten Fragen somit ein Ende gesetzt. Stattdessen hatte nun der Tag begonnen. Von nun an würde Sarada bei ihm sein, ein großer Teil seines Lebens. Zusammen mit Naruto und Sakura hatte er lange, sehr lange zusammengesessen und einen Plan ausgearbeitet, der Uni, Arbeit, Haushalt und Sarada unter ein Dach bringen konnte, bis sie alt genug war, um in den Kindergarten zu gehen. Das Wort Freizeit existierte nur noch in den Hintergedanken der drei Köpfe. Sasukes Mitbewohner hatten darauf bestanden, sich ebenfalls um seine Nichte zu kümmern, noch bevor er überhaupt seinen Mund hatte aufmachen können.

"Guten Morgen", sagte er nun doch.

Musste er in einer höheren Tonlage sprechen, als er es gewöhnlich tat, damit er Sarada nicht erschreckte? Diese gab jedoch einige Laute von sich, die Sasuke nicht entziffern konnte und schaute ihn dann an. Seiner Meinung nach sah sie erwartungsvoll aus, ganz so, als wollte sie nun endlich in den Tag starten. Ganz im Gegensatz zu ihm. Sein Bett war die Startposition eines langen Laufes und sollte er es einmal verlassen, trat der endgültige Ernstfall ein. Dann hatte er sein Bestes zu geben. Nur das Ziel lag außerhalb seiner Reichweite. Sogar außerhalb seiner Sichtweite. Dennoch konnte er nicht ewig liegenbleiben.

Sasuke setzt sich auf und spürte, wie ihm dabei das Herz in die Hose rutschte. Sarada hatte die endgültige Veränderung noch nicht verstanden – er schon. Sasuke stand langsam auf und streckte sich, dann hob er seine Nichte auf seine Arme. Natürlich wusste er, wie er ein Baby zu halten hatte, trotzdem kam es ihm so vor, als würde er dabei alles falsch machen, was man nur falsch machen konnte.

"Hast du Hunger?", fragte Sasuke, aber seine Nichte kratzte sich nur am Kopf und verwüstete ihre dunklen, bereits verknoteten Strähnen noch weiter. Etwas, was er auch gerne tun würde. In seinen Haaren würde er allerdings keine Hilfe finden.
 

"Guten Morgen, ihr beiden." Sakura saß barfuß und noch in ihrem Schlafanzug an dem kleinen Küchentisch und trank ihre tägliche Tasse Kaffee.

Sasuke konnte erkennen, dass sie in der Nacht noch lange geweint haben musste. Ihre Augen waren geschwollen und das Gesicht untypisch blass. Er bemerkte auch, dass sie ihr Bestes gab, um gefasst zu klingen. Auch sie schien von dieser dunklen Wolke umgeben zu sein, in der Sasuke gefangen war. Er hatte schnell nach seinem Einzug gemerkt, dass Sakura ein emotionaler, mitfühlender Mensch war. Manchmal störte es ihn, dass sie mit ihm oder Naruto über Gefühlswelten sprach und hinter ihre Gedankenwelten kommen wollte. Sasuke behauptete von sich selbst, pragmatisch orientiert zu sein und es kostete ihn jedes Mal erneut einiges an Überwindung, mit ihr über sein Inneres zu reden.

Ihre offensichtliche Müdigkeit, die ihrem Mitgefühl geschuldet war, beruhigte ihn. Er war nicht der einzige, dem die Situation zusetzte. Obwohl Sakura ihren Kaffee noch nicht ausgetrunken hatte, stand sie auf und nahm ihm Sarada ab.

"Wie wäre es, wenn du ein bisschen Obst kleinschneidest und ich sie solange wickele und umziehe. Danach kann sie dann etwas essen."

Für einen kurzen Moment starrte er sie an. Wickeln. Umziehen. Dann nickte Sasuke Sakura zu. Daran hatte er nicht gedacht. Er war beinahe erleichtert, dass Sakura ihm seine Ratlosigkeit genommen hatte, indem sie ihm Aufgaben zuwies, die er ohne weiteres bewältigen konnte. Hoffentlich.

Sie schien zu wissen, was zu tun war und hatte sich Gedanken gemacht. Sakura hatte einen Plan, im Gegensatz zu ihm. Und sie hatte erzählt, früher auf die Nachbarskinder aufgepasst zu haben, seit diese nicht viel älter als Sarada selbst waren. In gewisser Wiese wusste sie also, was zu tun war. Sakura, obwohl sie keine Verpflichtungen ihnen gegenüber schuldig war, war besser vorbereitet, als Sasuke. Eine kleine, kurze Weller Wut stieg in ihm auf, während Sasuke beobachtete, wie Sarada an vereinzelten Haarsträhnen seiner Mitbewohnerin zog.

Was hatte er sich dabei gedacht? Ein Kind aufzunehmen, das Hilfe brauchte, ohne zu wissen, was er selbst überhaupt zu tun hatte, schien ihm plötzlich wie die ungünstigste Entscheidung, die er je getroffen hatte. Was konnte er einer Nichte schon bieten?

Er versuchte den Gedankengang abzuschütteln, bevor er zu tief fiel. All die Leute, mit denen er geredet hatte und reden musste, hatten ihr vorgewarnt und ihn mehrmals darauf aufmerksam gemacht, dass er sich nicht in seinem Zweifel verlieren durfte – und am wichtigsten, dass es richtig und in Ordnung war, auf diese Weise zu spüren.

"Die Sachen sind noch fast alle in der Tasche in meinem Zimmer", sagte er zu Sakura, als er sich endlich gefangen hatte, doch sie war schon längst aus der Küche verschwunden. Er konnte noch hören, wie sie leise etwas zu seiner Nichte sagte und diese dann gluckste.

Obst. Er sollte also Obst schneiden. Das schaffte er, keine Frage. Aber was durften Babys mit knapp einem Jahr essen? Bananen. Äpfel. Damit war er jedenfalls auf der sicheren Seite. Auf der Küchentheke stand zudem eine Schale mit Blaubeeren.

Während Sasuke mechanisch damit begann, eine Banane und ein Stück Apfel mundgerecht aufzuschneiden und in eine Schüssel umzufüllen, entschied er sich gegen die Beeren. Vielleicht war Sarada noch so klein, dass sie sich daran verschlucken konnte – und das war das letzte, was Sasuke momentan gebrauchen konnte.
 

Sasuke beobachtete, wie Sakura ohne zu zögern etwas des kleingeschnittenen Obstes in eine winzige Schale mit Joghurt hinzugab und im nächsten Moment einige gewaschenen Blaubeeren untermischte. Er kniff die Lippen zusammen und starrte auf die Tischplatte. Sakura wusste, was Kinder essen durften. Natürlich. Nur er hatte sich nicht mit den banalsten Dingen auseinandergesetzt.

Sie konnten hören, wie sich Narutos Zimmertür öffnete und er mit wenigen Schritten bei ihnen in der Küche angekommen war.

"Ihr seid ja schon alle wach!" Sasuke wusste nicht, welchen Anlass es dazu gäbe, aber Naruto strahlte über das ganze Gesicht. Er sah so dermaßen fröhlich aus, dass er in der bedrückenden Küche vollkommen fehl am Platz wirkte.

Er schnappte sich die Schale und den kleinen Plastiklöffel, den Sakura soeben aus der Besteckschublade geholt hatte und setzte sich grinsend neben Sarada, die wartend in ihrem Hochstuhl saß.

"Guten Morgen, kleine Maus", trällerte Naruto weiter und stupste Sarada gegen die Nase. "Hast du Hunger?"

Sarada starrte für einen Augenblick, dann grinste sie ihn ebenso breit an und brabbelte etwas Unverständliches vor sich hin. Sie wackelte in ihrem Stuhl hin und her und trat mit den Füßen ungeduldig gegen das Holz, ehe sie die Schüssel in Narutos Händen bemerkte und sich danach streckte. Naruto lachte, nahm den kleinen Löffel, bevor Sarada es konnte und kreiste mit ihm vor ihrem Gesicht herum.
 

Sasuke beobachtete, wie Naruto Der Löffel ist ein Flugzeug mit Sarada spielte, die vergnügt quietschte. Seine Mitbewohnerin hatte dafür gesorgt, dass seine Nichte wieder frisch war, sein Mitbewohner fütterte sie. Und alles was er selbst geschafft hatte, war etwas Obst kleinzuschneiden.
 

Es kostete Kraft, nicht aus der Küche zu stürmen.
 


 

×
 

Er hatte nicht gewusst, dass er zu den Leuten gehörte, die Missgunst empfanden. Aber genau das tat er. Missgunst, Neid. Darauf, dass Naruto und Sakura scheinbar sofort wussten, was sie zu tun hatten. Er hingegen saß nur da und wusste nicht einmal, wie er mit seiner Nichte reden sollte. Seine Mitbewohner beschäftigten sich mit ihr, als täten sie es schon ihr Leben lang. Sasuke fühlte sich wie der Onkel, der zu Besuch gekommen war, aber nicht viel mit dem Kind anfangen konnte. Ein ironischer Gedanke, da er ja tatsächlich Saradas Onkel war. Und ihr einziger Verwandter, der nicht zu alt war, um sich um eine Einjährige zu kümmern.

"Alles klar?" Naruto ließ sich neben ihn auf das Sofa fallen und stupste ihn mit dem Ellenbogen an.

Sakura hatte sich, nachdem es sehr plötzlich unangenehm zu riechen begann, Sarada geschnappt, um sie erneut zu wickeln.

"Hm", grummelte Sasuke und starrte auf seine Hände, die den ganzen, kurzen Tag über schon nutzlos gewesen waren.

"Das wird alles schon, kannst du mir glauben." Natürlich wusste Naruto, was Sasuke quälte. Immerhin war er nicht auf den Kopf gefallen und er hatte das merkwürdige Talent, anderen anzusehen, was sie beschäftigte. "Gib dir ein paar Tage Zeit und vergleiche dich nicht mit anderen. Schon gar nicht mit Sakura oder mir. Du weißt, dass sie jahrelang Babysitter gespielt hat und ich …"

Naruto zuckte mit den Schultern. Ja, Sasuke wusste. Naruto war ein besonderer Fall.

"Ich komme mir dumm vor", krächzte er nach einiger Zeit des Schweigens und wandte sich nun doch seinem Mitbewohner zu.

"Sie ist noch nicht mal einen Tag hier. Keiner erwartet, dass du plötzlich Superkräfte entwickelst und alles mit dem kleinen Finger schaffst", gab Naruto zu bedenken. "Solange du Sarada nicht fallen lässt, ist doch alles in Ordnung."

Sasuke schnaubte. Ihm war nicht nach Scherzen zumute. "Ich weiß ja noch nicht einmal, was Kinder in ihrem Altern essen können und dürfen."

"Das weiß doch niemand, der sich zum ersten Mal um ein kleines Kind kümmert. Alle anderen müssen sich auch Hilfe holen. Und in diesem Falle sind Sakura und ich deine Hilfe. Hast du nicht auch ein paar Bücher, in denen das alles steht?"

Sasuke schaute wieder Richtung Boden. Er hatte einen kleinen Stapel an Büchern, die ihm alle versprachen, am Ende der Lektüre der beste Vater überhaupt zu sein. Gebracht hatte es ihm scheinbar herzlich wenig. Und nach dem dritten Buch war er es leid, sich nach den Ansichten irgendwelcher dahergelaufenen Personen richten zu sollen. Zumal sie alle etwas Unterschiedliches sagten und darauf pochten, dass ihre – und auch wirklich nur ihre – Methode die beste und richtige war. Eigentlich wollte er sie allesamt in die Mülltonne schmeißen.

"Gib dir einfach Zeit", fuhr Naruto fort, als Sasuke ihm nicht antwortete. "Niemand ist sofort ein Meister. Selbst du nicht."
 


 

×
 

"Na dann", ächzte Sakura, während Naruto ihr half, den rutschenden Träger ihres Rucksacks wieder aufzusetzen. "Wir sehen uns nachher!"

Sie sah aus, wie ein unförmiges Paket. Der Rucksack auf dem Rücken und die zappelnde Sarada trugen nicht grade zu ihrem Gleichgewicht bei. Obwohl der Sommer erst begann und die Temperaturen durchaus noch ertragbar waren, schwitzte Sakura jetzt schon. Allerdings sah sie nicht mehr, und das war eines ihrer vielen Talente, übernächtigt aus. Sasuke hätte nicht sagen können, ihr anzusehen, dass sie geweint hatte. Sie sah aus wie jeden Vormittag, wenn sie sich auf den Weg machte. Nur dass sie jetzt ein Kleinkind bei sich hatte.

"Ruf mich an, wenn etwas passieren sollte, dann komme ich sofortvorbei", sagte Sasuke und obwohl er mit seiner Mitbewohnerin sprach, schaute er dabei Sarada an, die noch immer nicht stillhalten wollte.

Es würde für alle ein anstrengender, nervenaufreibender Tag werden. Jeder von ihnen hatte Veranstaltungen, die es zu besuchen galt. Einige ihrer Dozenten hatten ihnen sogar verboten, Sarada mitzubringen. Weil ein kleines Kind, fast noch ein Baby, zu viel Unruhe stifte und die anderen Studenten wohlmöglich ablenke. Also hatten sie umdisponieren müssen. Sarada würde umhergereicht werden wie ein Paket, bis sie alle am späten Nachmittag zufälligerweise gemeinsam den Rückweg antreten konnten. Sakura machte den Anfang und nahm sie zu ihrem Seminar mit. Im Anschluss würde sie sie füttern und an Sasuke weitergeben, der sie an diesem Tag nur zu einer einzigen Vorlesung mitnehmen durfte. In dem Raum, in dem sie stattfand, stand jede Woche mindestens ein Kinderwagen im Raum, was ihn etwas beruhigte. Eine Kommilitonin, die er nicht weiter kannte, hatte vor etwas mehr als einem halben Jahr ein Kind bekommen und brachte es ebenfalls zur Uni mit. In unregelmäßigen Abständen brachte ein weiterer Student ebenfalls seinen Sohn mit.

Die zum Teil weiten Wege zwischen den einzelnen Gebäuden, in denen sie alle Unterricht hatten, waren ihrem Zeitplan nicht grade zum Vorteil und am liebsten hätte Sasuke sein Fahrrad mitgenommen, allerdings konnte er nicht Rad fahren und gleichzeitig den Kinderwagen schieben. Und auf den konnte keiner von ihnen verzichten. Sollte Sarada einschlafen (was sie sicherlich tat, da sie mehrere Stunden unterwegs sein würden), konnte sie nicht einfach auf einen Tisch, oder schlimmer noch den Boden gelegt werden. An ein Auto mussten sie gar nicht erst denken. In der Stadt einen Parkplatz zu finden, war unmöglich. Naruto war der letzte, der Sarada an diesem Tag mit in ein Seminar nehmen würde. Glücklicherweise befand er sich im gleichen Gebäude wie Sasuke, sodass sie sich ohne Probleme während ihrer Pause treffen konnten.

"Atme, Sasuke", befahl Sakura ihm ruhig und versuchte, seinen Blick einzufangen. "Ich weiß, dass du Bedenken hast, und ganz ehrlich, ich auch. Aber von nichts wird auch nichts kommen. Und wenn unser Weg so nicht klappt, dann werden wir einen anderen finden. Das weiß ich."

Naruto, der nun zum viertel Mal überprüfte, ob die Schnullerkette an Saradas Latz tatsächlich festsaß, nickte zustimmend.

"Du rufst-", begann Sasuke, doch Sakura unterbrach ihn.

"Mache ich, keine Sorge. Und jetzt muss ich los." Zum Abschied hob sie Saradas Arm und lächelte beide Jungen optimistisch an.
 

Dann fiel die Tür in ihr Schloss.
 


 

×
 

Sasuke schaute zum dritten Mal auf sein Handy.

Er wartete bereits seit einer halben Ewigkeit an ihrem vereinbarten Treffpunkt. Zwanzig Minuten, nachdem Sakura mit Sarada gegangen war, hatten sich auch Sasuke und Naruto auf den Weg zur Uni gemacht. Sobald Sasuke sich auf einen freien Stuhl in seinem Seminarraum gesetzt hatte, begann sich die Unruhe erneut in ihm auszubreiten. Er hatte seinem Dozenten aufmerksam zugehört und mitgeschrieben, wahrscheinlich konnte er sogar wortgetreu wiedergeben, was gesagt wurde, dennoch hatte er das Gefühl, nichts von dem mitbekommen zu haben, was in den entsprechenden neunzig Minuten passiert war. Er war der erste, der aus dem Raum stürmte, sobald es Zeit und Dozent erlaubten und lies die erstaunten Blicke der anderen hinter sich. Schnellen Schrittes war er durch die Innenstadt gelaufen und stand nun vor der kleinen Galerie eines lokalen Künstlers, die sich auf halber Strecke zwischen den Gebäuden befand, zu denen Sasuke und Sakura als nächstes mussten.

Innerlich verfluchte er, dass es sich bei ihrer Uni um keine reine Campusuniversität handelte. Das hätte ihnen tatsächlich einiges ersparen können.

Er zückte zum vierten Mal sein Handy, als er Sakura und den Kinderwagen um die Ecke biegen sah. Einer der vielen Knoten, der sich unangenehm um sein herz gelegt hatte, lockerte sich, als er den entspannten Ausdruck auf Sakuras Gesicht sah. Stumm nickte, rief ihm allerdings nichts zu. Dann legte sie einen Finger an die Lippen und deutete auf den Kinderwagen. Sasuke vermutete, dass Sarada eingeschlafen war.

Die Missgunst, der leichte Anflug von Eifersucht, die er schon am Morgen verspürt hatte, stiegen wieder in ihm hoch. Es sah so selbstverständlich aus, wie seine Mitbewohnerin mit Sarada durch die Straßen lief. Der Kinderwagen passte zu Sakura wie ein Baum in den Wald. Dabei sah sie völlig entspannt aus. Er konnte ihr nicht ansehen, was sie dachte, ob in den vergangenen Stunden etwas vorgefallen war und, und das war das wichtigste, ob sie auch so nervös und unruhig war, wie er sich fühlte. Stattdessen wirkte es auf Sasuke erneut, als hätte sie sich vollkommen in ihrer neuen Rolle gefunden, ohne eine Eingewöhnungsphase zu benötigen.

Als Sakura endlich bei ihm angekommen war, warf er als erstes einen Blick auf seine tatsächlich schlafende Nichte und schluckte die unangenehmen Gefühle in ihm herunter. Sarada war nur zum Teil mit einem dünnen Tuch zugedeckt und er konnte das stetige Heben und Senken ihres Bauches bei jedem ihrer Atemzüge sehen. Für einen kurzen Augenblick saugte sie an ihrem Schnuller, rührte sich ansonsten jedoch nicht. Neben ihrem Kopf, mit der Nasenspitze an ihrer, lag die kleine graue Maus und lächelte ihm breit mit ihrem aufgenähten Mund entgegen.

"Sie ist mitten im größten Chaos eingeschlafen", sagte Sakura sanft und sah ebenfalls lächelnd auf Sarada hinab. "Meine Professorin hat den Schlusspfiff gegeben und Sarada sind die Augen zugefallen, während alle anderen um sie herum ihre Sachen gepackt und begonnen haben, sich zu unterhalten."

Sasuke nickte. "Und auch sonst lief alles gut?"

"Natürlich." Sakura deutete auf die kleine Tasche, die in dem Korb zwischen den Rädern des Kinderwagens lag. "Ich wollte sie nicht wecken, deshalb hat sie noch nichts gegessen. In der Tasche findest du alles, was du brauchst. Aber ich kann mir vorstellen, dass sie etwas länger schlafen wird. Die ganzen neuen Eindrücke haben sich bestimmt müde gemacht."

Sasuke nickte erneut und nahm seiner Mitbewohnerin den Wagen ab. Sie mussten sich beide beeilen, wenn sie noch pünktlich zu ihrer jeweilig nächsten Veranstaltung kommen wollten.

"Danke, Sakura. Und bis nachher."
 

Sasuke störte sich nicht an den wenigen Blicken, die ihm unterwegs zugeworfen wurden. Auch wenn er zu den jüngeren Vätern gehörte, war er alt genug, um selbst ein Kind zu haben. Unangenehmer waren ihm die Blicke seiner Kommilitonen, die sich bereits im Hörsaal befanden, als er mit dem Wagen den Raum betrat und ihn neben dem anderen abstellte.

Sarada schlief noch immer und für einen Moment blieb er unschlüssig stehen. Sollte er sie wecken und ihr noch etwas zum Essen anbieten, bevor der Dozent mit seinem Vortrag begann? Oder würde sie wegen ihrer Müdigkeit weinen? Zögerlich streckte er seine Hand nach ihr aus, das Herz klopfte ihm bis zum Hals und vor seinem innerlichen Auge spielte er jedes mögliche Szenario ab, das nun geschehen könnte.

Dann entschied er sich dagegen.

Er deckte sie noch einmal richtig zu und setzte sich dann auf den ersten Platz in der untersten Reihe, sodass er mit wenigen Schritten bei Sarada sein könnte, sollte sie aufwachen. Direkt hinter ihm saß seine Kommilitonin, die junge Mutter, die ihm aufmunternd zulächelte. Ihr Baby saß auf ihrem Schoß und knabberte an einem Beißring. Sasuke beachtete sie nicht weiter. Die Ungewissheit machte sich wieder in ihm Breit und nahm den vollen Besitz seiner Gedanken ein. Wieder wusste er nicht, was er tun sollte, wie er sich verhalten sollte. Sarada würde sicherlich nicht verhungern, richtig? Viel eher müsste sie vorher aufwachen und auf sich aufmerksam machen. Sasuke versuchte, die Anspannung abzuschütteln. Atme, Sasuke, hallte Sakuras Stimme in seinem Kopf wider und er bemühte sich krampfhaft, ihrem Befehl vom Morgen zu folgen.
 

Sarada schlief die vollen neunzig Minuten der Vorlesung durch. Einmal dacht Sasuke, sie sei aufgewacht, aber seine Nichte hatte sich lediglich anders hingelegt und das Kuscheltuch Nana an ihr Fußende befördert. Obwohl er wusste, dass sie schlief, hatte Sasuke im Minutentakt nach ihr sehen müssen. Jedes Mal hoffte ein Teil in ihm, dass sie weiterhin schlief, ein anderer, dass sie aufwachte, damit er endlich etwas zu tun hatte.

Es hat noch keinen Tag gegeben, an dem er sich in seinen Veranstaltungen so schlecht konzentrieren konnte, wie an diesem. Normalerweise hörte er seinen Dozenten gerne zu und befand das, was sie unterrichteten, in den allermeisten Fällen interessant, aber heute galt seine Aufmerksamkeit jemand anderem. Immerhin verging die Zeit schneller als in seinem vorherigen Seminar. Natürlich hatte er keine Zweifel an Sakuras können, aber letztendlich war er es, der für Sarada verantwortlich war.

Und gleichzeitig wusste er so wenig.

Für einen kurzen Augenblick wanderten seine Gedanken zu der Kommilitonin hinter ihm. Wie schaffte sie es, sich um ihr Baby und um ihr Studium zu kümmern? Wahrscheinlich kamen auch ihr ab und an Zweifel … Andererseits hatte sie sich darauf vorbereiten können, Mutter zu werden. Auch er hatte Bedenkzeit erhalten, um sich seiner Entscheidung endgültig bewusst zu sein – und natürlich war es das richtige gewesen, Sarada zu sich zu holen – aber er hat niemals eine Vorwarnung erhalten. Nicht darüber, dass er beinahe seine ganze Familie verlieren und der Erziehungsberechtigte seiner Nichte würde. Dass er nun eine Verantwortung zu tragen hatte, die sein Leben lang halten musste.

Sasuke ballte seine linke Hand zur Faust. Mit der rechten umgriff er seinen Stift fester. Er driftete gedanklich in eine Welt ab, die er meiden musste. Nicht nur für Sarada, sondern auch für sich selbst. Jeder hatte ihn davor gewarnt. Die Psychologen, mit denen er sprechen musste, Pädagogen und Sozialbeamte … Jeder von ihnen sagte ihm, dass er nicht zu viel von sich selbst fordern durfte, dass es dunkle Gedanken haben musste, diese aber nicht die Oberhand erhalten durfte. Sasuke erinnerte sich daran, wie er sich flüchtig gefragt hatte, wie das, was diese Leute ihm beschrieben, anfühlen mochte. Nun wusste er es. In den vorherigen Monaten war er in seiner eigenen Trauer gefangen gewesen und obwohl er schnell beschlossen hatte, dass Sarada zu ihm käme, war es ihm nicht richtig in den Sinn gekommen, was es für ihn bedeutete. Aber hatte er tatsächlich nur angenommen, dass er sich um ein Kind kümmern musste und sich der Rest von allein zusammensetzte? Dass Sarada einfach nur etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf hatte? Und vor allem – dass sich für ihn, in emotionaler Hinsicht, nichts änderte?

Sasuke schreckte auf, als einer der Studenten neben ihm geräuschvoll seine Getränkeflasche in seine Tasche pfefferte. Mit einem Knall wurde er aus seinen Gedanken und wieder in die Realität gerissen.

Die Vorlesung war beendet.

Als Sasuke seine verkrampfte Faust wieder öffnete, hatten sich die Abdrücke seiner Fingernägel in seine Handinnenflächen gebohrt. Für eine Sekunde betrachtete er sie, dann packte auch er seine Tasche zusammen und stand auf.

Sarada schien, wie er verwundert feststellte, noch immer tief zu schlafen. Dabei war er sich sicher, dass sie zum einen Hunger hatte und es zum anderen unüblich war, dass ein Kind bei diesem Lärm dennoch für eine längere Zeit schlief.

Er atmete einmal tief ein und wieder aus, um sich zu sammeln.
 

"Das war wahre Folter." Stöhnend ließ Naruto sich auf den freien Stuhl neben Sasuke plumpsen. "Ich dachte schon, der hört gar nicht mehr auf zu reden."

Sasuke hatte sich mit Sarada, die in der Zwischenzeit aufgewacht war, in eine der vielen Sitzecken in der geräumigen Wartehalle zurückgezogen und dort auf seinen Mitbewohner gewartet. Seine Nichte saß auf seinem Schoß und griff immer wieder in die Dose, die vor ihnen auf dem Tisch lag. Sakura hatte ihr, bevor sie alle aufbrechen mussten, ein einfaches Essen zurechtgemacht, das aus geschnittenem Gemüse, das vorgekocht wurde, Zwieback und einem Fruchtjoghurt bestand.

"Na, du kleine Maus", grinste Naruto Sarada zu, doch außer einem flüchtigen Blick von ihr bekam er nicht geschenkt.

Stattdessen griff sie nach einem Brokkoliröschen und begann einen ungeschickten Versuch es zu essen. Sasuke dankte sich innerlich, das Tuch, das er in der Tasche für Sarada gefunden hatte, auf seine Hose gelegt zu haben. Kleine grüne Brocken flogen aus dem Mund seiner Nichte und verteilten sich überall in unmittelbarer Nähe. Naruto lachte.

"Das üben wir wohl noch mal", sagte er, ehe er sich an Sasuke wandte. "Sakura hate mir schon geschrieben, dass sie nicht zum Füttern gekommen ist. Aber jetzt ist ja alles in Ordnung. Ich glaube, ansonsten wäre das Geschrei nachher groß gewesen."

"Sie hat bis gerade eben geschlafen", sagte Sasuke mehr zu sich selbst als zu Naruto und entdeckte etwas Brokkoli in Saradas Haar.

Verwirrt pflückte er es ab und beobachtete, wie sie mit Elan zu einem Stück Zwieback griff und geräuschvoll darauf herumkaute. Damit würde sie erst einmal eine Weile beschäftigt sein.

"Na hoffentlich schläft sie dann heute Nacht noch. Und ist bitte auch in meinem nächsten Seminar nicht allzu laut, hm?" Er stupste Sarada gegen die Nase, die daraufhin kurz kicherte und dann weiter aß.

Als Sasuke nicht reagierte, sackten Narutos Schultern etwas in sich zusammen. Natürlich hatte er bemerkt, dass sein Mitbewohner wieder in seinen eigenen Gedanken verschwunden war, dass es ihm nicht gutging – und vor allem, dass er erneut an sich selbst zweifelte. Diese Laune machte Naruto unruhig. Er mochte es nicht, wenn es seinen Freunden schlecht ging und gleichzeitig wusste er, dass es im Moment nichts gab, mit dem er Sasuke helfen konnte. Er musste es selbst schaffen, an sich zu glauben.

"Hey, Mann. Komm mal raus aus deinen Gedanken! Wir bekommen das hin, glaub mir. Und du wirst sehen, bald wirst auch du alles wie selbstverständlich machen."

"Ja, ja. Ich weiß", murmelte Sasuke und umfasste Sarada stärker, die auf seinem Schoß herumschaukelte.

Naruto glaubte ihm kein Wort.
 


 

×
 

"Auf nach Hause!", jubelte Naruto anstelle einer Begrüßung, als Sakura endlich an ihrem Treffpunkt ankam.

Sasuke war sehr erleichtert gewesen, als sich endlich der letzte Kurs des Tages dem Ende neigte und er vor dem Fakultätsgebäude Naruto und Sarada warten sehen konnte, die entspannt an einem weiteren Stück Zwieback nuckelte. Gemeinsam hatten sie Massen an Studenten beobachtet, die sich alle auf einem durch die Türen zwängen wollten, um möglichst schnell den nächsten Bus oder die nächste Bahn zu erwischen. Dann dauerte se noch einige Minuten, bis auch Sakura zu ihnen stieß.

"Ist alles gut gelaufen?", fragte sie und schaute abwechselnd zwischen ihren Mitbewohnern hin und her.

"Sasuke hat ihr vorbildlich das Essen kredenzt, bevor ich sie mit zu mir genommen habe. Sarada hat wahrscheinlich noch nie so königlich gespeist, wie heute", frotzelte Naruto.

"Erzähl keinen Mist", schnaubte Sasuke, schnappte sich den Kinderwagen aus seinen Händen und setzte sich, damit dieses Gespräch nicht weiter fortgesetzt wurde, in Bewegung.

Sakura und Naruto tauschten hinter seinem Rücken erfreute Blicke aus und nickten sich kurz zu. Sie waren sich einig, dass Sasuke sich auf dem richtigen Weg befand. Sicherlich würde es Höhen und Tiefen geben, aber die ersten Schritte waren erfolgreich gemeistert.

2-


 

• Fünfzehn Monate •
 


 

Die ersten Wochen nach Saradas Ankunft zogen sich in das Leben von Sasuke, Naruto und Sakura. Jeder Tag schien wie der andere. Vollgepackt mit einem Kind, der Uni und der Arbeit. Gleichzeitig unterschiedenen sie sich voneinander. Sasuke bemerkte, dass er Fortschritte machte. Sie waren klein, aber da. Er wusste, wie Saradas Morgenroutine ablief und was er zu beachten hatte, wann sie schlafen gehen sollte, um nicht schlecht gelaunt zu sein und vor allem konnte er sie nun tragen, ohne das Gefühl zu haben, dass sie ihm jederzeit aus den Armen fallen könnte.

Die nagenden Gedanken hingegen war er nicht losgeworden. In einem regelmäßigen Abstand, zumeist abends, wenn er sich hingelegt hatte, überkamen sie ihn wieder. Während Sarada in dem Bett neben ihm schlief und sich nur ab und an umdrehte, plagten Sasuke die Zweifel. Immer wieder fragte er sich, wie er es schaffen sollte, ihrer beider Leben zu meistern. Wie er ihr das beste bieten konnte, wenn er sich selbst so hilflos fühlte.

Er redete mit niemanden über seine inneren Konflikte, nicht mal mit seinen Mitbewohnern. Aber er wusste, dass sie es wussten. Manchmal dachte er, dass sie ihn nur anschauen mussten und all seine Gedanken gut sichtbar von seiner Stirn ablesen konnten. Er bemerkte auch, dass sie etwas vor ihm verbargen. Er konnte nicht sagen, was es war, aber die Blicke, die sie ihm manchmal flüchtig zuwarfen, ließen keine Zweifel übrig. Natürlich hatte er über den Grund nachgedacht – allerding hatte er sich bereits nach kurzer Zeit verboten, weiter darüber nachzudenken. Einerseits war er nicht in der Lage, sich um ein weiteres Problem zu kümmern und andererseits hielten Naruto und Sakura etwas vor ihm geheim. Er sollte es also nicht wissen.
 

Während der letzten Wochen hatte Sarada zudem einige nervenaufreibende Anfälle durchgemacht. Sie weinte, schluchzte, schrie und rief immer wieder etwas, von dem Sasuke der Meinung war, dass es ihrer Mutter oder Oma galt. Seine Nichte wollte sich von keinem von ihnen beruhigen lassen, kam man ihr zu nahe, schlug sie um sich oder warf den nächst greifbaren Gegenstand nach ihnen.

Als es das erste Mal geschah, waren Sasuke, Naruto und Sakura blass um die Nasen geworden. Zuvor schien es, als wäre die Welt für Sarada völlig in Ordnung gewesen. Sie war ein unkompliziertes Kind, weinte nur selten und war stattdessen aufgeweckt und lachte viel. Die neue Umgebung, die neuen Menschen um sie herum schienen ihr nichts auszumachen.

Naruto war der erste, der sich hatte wieder fangen können und versuchte, sie zu beruhigen. Erfolglos. Es hatte mehrere Stunden gedauert, bis das kleine Mädchen völlig erschöpft neben dem Sofa eingeschlafen war, auf das sie unentwegt eingeschlagen hatte. Das Gesicht rot und verklebt, mit einem besorgniserregend schnellen Puls.

Als Sarada zum dritten Mal tobte, brach auch Sakura zusammen. Doch noch bevor Sasuke oder Naruto, die sich abmühten, Saradas Aufmerksamkeit zu erlangen, damit sie wieder ruhiger wurde, reagieren konnten, war sie aus der Wohnung gestürmt. Sasuke hatte Sakura erst mitten in der Nacht wieder nach Hause kommen hören. Am folgenden Tag verlor sie kein einziges Wort über die vergangenen Geschehnisse und keiner ihrer Mitbewohner wagte es, sie darauf anzusprechen. Selbst Naruto, der für seine Gespräche auf emotionaler Ebene bekannt war, hatte lediglich seinen Blick abgewendet und die Lippen fest aufeinandergepresst. Es hatte Stunden gedauert, bis sich die merkwürdige Stimmung zwischen ihnen wieder legte und jeder von ihnen so tat, als wäre Sakura nie geflüchtet.

Saradas nächsten beiden Anfälle ließen sie stumm über sich ergehen. Niemand von ihnen hatte eine Idee, was zu tun galt. Selbst die Schwiegereltern Itachis, Saradas Großeltern, in deren Obhut sie zuvor war, konnten ihnen nicht weiterhelfen. Nie hatte sich Sarada dermaßen aufgeregt, dass es kein Durchkommen mehr zu ihr gab.
 

Der Alltag hatte einen merkwürdigen, fremden Trott angenommen, der sie nun gefangen hielt. Sasuke war froh, dass in absehbarer Zeit die vorlesungsfreie Zeit begann.
 


 

• Sechzehn Monate •
 

Naruto hatte ertappt seinen Laptop zugeschlagen, als Sasuke in die Küche kam und Sakura war merklich zusammengezuckt. Er hatte trotzdem sehen können, was sich seine Mitbewohner da anschauten.

"Ihr wollt umziehen?"

Das war es also, was sie in der letzten Zeit vor ihm verborgen hatten.

Er war nicht einmal gekränkt, konnte er es ihnen schließlich nicht verübeln, mit ihrer plötzlichen Situation überfordert zu sein und nun doch wegziehen zu wollen. Immerhin war sein erster Gedanke, als er beschlossen hatte, Sarada zu sich zu holen, ebenfalls auszuziehen, um niemanden zur Last zu fallen. Zumal Saradas Anfälle, deren Häufigkeit sich zum Glück etwas gelegt hatten, an den Kräften und Nerven von jedem von ihnen zerrten. Leicht beschämt musste Sasuke feststellen, wie ihm durch den Kopf schoss, dass er wahrscheinlich schon längst weggezogen wäre, hätte er sich nicht in seiner, sondern in der Position seiner Mitbewohner befunden.

"Nicht wir", sagte Naruto nach kurzem Zögern. "Sondern … wir. Zu viert!"

Stille.

"Das ist nicht euer Ernst."

Sasuke vergaß, warum er in die Küche gekommen war. Naruto und Sakura saßen da und schauten ihn unsicher an. Die Oberlippe seiner Mitbewohnerin zuckte mehrmals, ein Zeichen, von dem Sasuke wusste, dass sie nervös war.

Stumm starrten sie sich gegenseitig an, bis sie Sarada in ihrem Bettchen quengeln hörten.

"Sie wird größer werden, Sasuke. Sie wird nicht ewig in deinem Zimmer schlafen können. Es würde viel zu eng werden." Sakura war aufgestanden und schob sich an ihm vorbei. Er musste ihr nicht nachschauen um zu wissen, dass sie zu seiner Nichte ging. Sakura war in den letzten Tagen immer die erste gewesen, die aufsprang, wenn Sarada nur den kleinsten Laut von sich gab. Außerdem ermöglichte es ihr die Gelegenheit, vor dem anstehenden Gespräch zu fliehen.

Sasuke fuhr sich, plötzlich gestress, durch die Haare und trat einen unschlüssigen Schritt auf Naruto zu. "Wir werden höchstens noch zwei Jahre zusammenwohnen, dann haben wir unsere Abschlüsse und-"

"Hör auf, dich sofort gegen uns zu stellen und lass die Idee wenigstens in deinem Kopf ankommen. Wir wohnen jetzt zusammen und was in zwei Jahren passiert, passiert erst in zwei Jahren", funkte Naruto zwischen und stand nun ebenfalls auf.

Sasuke schnaubte. "Ich kann so einen Umzug alleine aus finanziellen Gründen nicht von euch verlangen", sagte er ausdruckslos, aber Naruto fiel ihm schon wieder ins Wort.

"Was soll das heißen, finanziell? Jetzt, genau in diesem Moment, sind wir Saradas Eltern. Wir alle zu dritt. Und als Eltern sollten wir das tun, was für unser Kind am besten ist. Und Sakuras und meiner Meinung nach ist das, dass wir in eine größere Wohnung ziehen sollten! Ob wir jeweils einen Hunderter mehr auf die Miete legen müssen, ist uns ausgesprochen egal. Das bekommen wir schon hin."
 

Mit verschränkten Armen saß Sasuke zwischen seinen Mitbewohnern auf Narutos Bett. Auf seinem Schoß befand sich Narutos uralter Laptop, der sogar einer Schnecke Konkurrenz machte, und er starrte ausdruckslos auf die geöffnete Internetseite mit zu vielen, zu grell angepriesenen Wohnungsangeboten.

Er und Naruto hatten gestritten und Sasuke war, ohne auch nur an irgendetwas zu denken, aus der Wohnung gestürmt. Die Wut, die in ihm aufgestiegen war, war nicht mehr heiß, sondern kalt gewesen. So kalt, dass nichts anderes mehr in seinen Gedanken Platz gefunden hatte. Nicht sein Handy, nicht sein Schlüssel und vor allem nicht Sarada, die, von der angespannten Stimmung in der Küche nichts ahnend, vergnügt etwas zu Sakura brabbelte. Sasuke war mehrere Stunden unterwegs gewesen und ziellos durch die Straßen geirrt, bis die Vernunft über ihn wieder die Oberhand gewann und ihm auffiel, was er getan hatte.

Seine Mitbewohner – seine Freunde wollten ihm helfen und waren bereit, ihn in allem zu unterstützen. Und er störte sich an dieser Unterstützung. So sehr, dass er ihnen nicht einmal zuhören wollte, dabei wusste Sasuke, dass er auf ihre Hilfe angewiesen war. Allein wäre er nicht in der Lage, sich um sich und Sarada zu kümmern. Er hatte nun einmal seine sozialen und zwischenmenschlichen Schwächen. Diese zu ignorieren und seine Freunde, die ihm dementsprechend helfen konnten, wegzuschicken, wäre purer Selbstmord. Und trotzdem war er einfach davongerannt.

Das schlimmste war jedoch, dass er sie ohne weiteres zurückgelassen hatte. In dem Moment, in dem er aus der Haustür getreten war, hatte er sie völlig vergessen. Sarada.

"Wir suchen schon seit einiger Zeit", sagte Naruto und deutete mit einer ausschweifenden Handbewegung auf die Inserate. "Vieles ist natürlich totaler Mist, oder überteuert."

"Wie lange schon? Wie lange schaut ihr euch schon andere Wohnungen an, ohne mir etwas zu sagen?"

"Sasuke", seufzte Sakura und knetete ihre Hände, die sie angespannt in ihren Schoß drückte. "Wir schauen bereits seit ein paar Wochen, aber … ist das wirklich so wichtig? Wir wollten dir die Wohnung zeigen, wenn wir etwas passendes gefunden haben. Dann hätten wir immer noch entscheiden können, was wir machen werden. Wir haben dir nur nichts gesagt, damit du dich nicht verpflichtet siehst, auch zu suchen."

"Ich hätte euch aber von Anfang an sagen können, dass das eine hirnrissige Idee ist", funkte Sasuke dazwischen.

Aus dem Augenwinkel bekam er mit, wie Naruto, der sich zu ihm gebeugt hatte, einige Internetseiten öffnete, schloss und sortierte.

"Du hast also kein einziges Mal daran gedacht, dass es hier bald schon zu eng sein wird? Sarada wächst schließlich und irgendwann wird sie auch mehr Zeug haben, das irgendwo hinmuss. Sie kann auch nicht ewig in deinem Zimmer schlafen. So lange kann sie in dem kleinen Bett auch nicht mehr liegen bleiben."

Daran hatte Sasuke nicht gedacht. Natürlich nicht.

Allerdings war er auch der Annahme gewesen, dass sie in zwei Jahren, wenn sie mit dem Studium fertig waren, getrennte Wege gingen. Schließlich konnte keiner von ihnen wissen, in welcher Stadt sie einmal arbeiten würden.

"Außerdem", fuhr Sakura zögerlich fort, "glauben wir, dass ein Umzug auch Sarada guttun könnte. Es ist so, als würden wir alle zusammen einen Neustart machen. Wir allen müssen unseren Platz neu finden, anstatt welchen für sie zu machen, wenn du verstehst, was ich meine. Wir können einen neuen, besseren Alltag für uns finden. Vielleicht … wird sie dann auch wieder etwas ruhiger."

"Das hier", meldete sich nun auch Naruto zu Wort, beendete das Thema somit abrupt und hielt Sasuke den Laptop auf Augenhöhe entgegen, als würde die nun geöffnete Anzeige so an Bedeutung gewinnen, "ist eine der wenigen Wohnungen, die uns passend erschien. Die Miete ist nur etwas höher als jetzt, dafür ist sie um einiges größer."

Als Sasuke erkannte, was seine Mitbewohner ihm da präsentierten, glaubte er, dass ihm die Augen ausfielen.
 

"Welche halbwegs normale WG beschließt plötzlich, in ein Haus zu ziehen?", zischte er, doch Naruto blieb ruhig.

"Haushälfte. Das ist ein Unterschied. Außerdem gucken wir sie uns ja auch erst einmal nur an. Und welche halbwegs normale WG kann von sich behaupten, dass sie jetzt Eltern von einem kleinen, süßen Knopf geworden sind?"

"Wir sind nicht Saradas Eltern!"

Naruto warf ihm einen Blick zu, der ihn innerlich schlucken ließ. Sasuke wusste, dass dieser Ausdruck auf dem Gesicht seines Mitbewohners nichts Gutes verheißen konnte. Auch Sakura sah ihn weniger erfreut an. Genau wie er saß nun auch sie mit vor der Brust verschränkten Armen da. Naruto setzte zum Angriff an.

"Oh doch! Ab jetzt sind wir das! Solange ich hier bin, werden wir uns ganz genau so um sie kümmern, als wären wir es. Wir sind drei erwachsene Menschen, die sich ihren verdammten Arsch aufreißen werden, wenn es sein muss, denn sie verdient es, welche zu haben."

"Aber wir-"

"Kein aber wir! Ich kann dir nämlich ganz genau erzählen, wie beschissen es ist, ohne Eltern und mit den falschen Leuten aufzuwachsen!" Naruto schnaubte, doch die Furche zwischen seinen Augenbrauen wurde immer tiefer.

Sasuke fühlte sich, als hätte er große, schwere Steine im Magen. "Ich … es tut mir leid. So war das nicht gemeint." Obwohl er beinahe nur noch flüsterte, brach seine Stimme mehrmals.

Er hatte, wenn auch unbeabsichtigt, einen wunden Punkt in Naruto getroffen. Einen Punkt, von dem Sasuke wusste, dass er mit ihm haderte und nur schwer mit ihm umgehen konnte.

Narutos Blick wurde weicher. "Ich weiß. Und ich weiß auch, dass du Angst hast. Das haben Sakura und ich auch, aber wir haben uns und gemeinsam bekommen wir das hin, da bin ich mir sicher. Wir werden das Kind schon schaukeln, verstehst du?"

Sasuke schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen die Wand hinter ihm. Er verstand gar nichts mehr. Die wenigen, aber nervenaufreibenden Ereignisse des Tages flogen an ihm vorbei und Sasuke verlor das Bewusstsein für oben und unten. Er merkte, dass er erschöpft war, müde war und am liebsten die Decke über den Kopf gezogen hätte. Leider wusste der rationale Teil in ihm, der Teil, der ihn ausmachte, dass er sich zwar heute vor Konfrontationen verstecken konnte. Am nächsten Tag und all den darauffolgenden beständen sie aber weiterhin.

"Ich werde morgen fragen, ob wir bald für eine Besichtigung vorbeikommen können", unterbrach Sakura die Weile des Schweigens.

Sasuke wollte zu einem Protest ansetzten, aber sie unterbrach ihn.

"Das bist du uns schuldig, Sasuke", flüsterte sie leise, neben sich bemerkte er Narutos Nicken.
 

Sein Herz zog sich bei diesen Worten schmerzhaft zusammen.
 


 

×
 

Der Besichtigungstermin für die Wohnung – die Haushälfte – die Naruto und Sakura ihm im Internet gezeigt hatten, kam früher, als Sasuke sich erhofft hatte. Noch am selben Abend des nächsten Tages hatten sie eine Antwort erhalten, in der gebeten wurde, dass sie am kommenden Wochenende vorbeikommen sollten.

An dem entsprechenden Tag setzten sie sich in Narutos Auto und machten sich auf den Weg. Sakura und Sarada, die sich in ihrem monströsen Kindersitz ein Bilderbuch anschaute, saßen hinten. Während der Fahrt, die Sasuke endlos vorkam, fiel ihm auf, dass er sich kein einziges Mal mit der Wohnung beschäftigt hatte. Es begann damit, dass er nicht wusste, wo sie lagt. Das Navigationssystem dirigierte sie durch die gesamte Stadt, hinaus und schließlich in einen etwas größeren Vorort.

"Wie sollen wir von hier aus zur Uni kommen?", fragte Sasuke tonlos, als sie das Orteingangsschild hinter sich ließen.

Naruto grinste breit hinter dem Steuer. "Wir bilden immer brav eine Fahrgemeinschaft, suchen uns einen vernünftigen Parkplatz in der Stadt und fahren dann mit Bus oder Straßenbahn zur Uni. Ganz einfach. Und ein Zug fährt hier auch bis zum Hauptbahnhof."

Sasuke stöhnte auf. Das war alles andere als einfach. Dieser Plan war nicht nur zeit- sondern auch nervenfressend. Und scheinbar hatte Naruto ihn völlig blauäugig gefällt.

"Und wenn wir nächstes Semester völlig unterschiedliche Stundenpläne haben?"

Nun war es Sakura, die genervt seufzte. "Schau es dir doch erst einmal an. Meckern kannst du danach immer noch."

"Wir sind hier kilometerweit weg von der Stadt. Habt ihr an die Benzinkosten gedacht? Und wie wollt ihr zu Arbeit kommen? Was ist, wenn wir uns mit Freunden treffen wollen?" Sasuke fielen so viele Gründe gegen dieses Haus ein, noch bevor sie es überhaupt erreichten – allein die Lage ließ nichts Gutes verheißen.

Sasuke konnte beinahe spüren, wie Sakura hinter seinem Rücken die Augen verdrehte und Naruto tat, als müsse er sich nun besonders auf die menschenleere Straße konzentrieren. Zufrieden lehnte er sich in seinem Sitz zurück. Natürlich hatte er recht mit seinen Bedenken, daran bestand kein Zweifel. Der logisch denkende Teil in ihm wusste, dass ihre Wohnung bald zu klein für vier Personen wäre, dass es tatsächlich das Beste wäre, wenn sie eine größere fänden. Wenn, und darauf lagt die Betonung, er darüber nachdachte, dann hatte er weiterhin eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in der Stadt im Kopf. So, wie es für Studenten üblich war.
 

Als Narutos Wagen zum Stehen kam, fanden sie sich vor einem größeren Haus wieder. In dem kleinen Vorgarten blühten und wuchsen die verschiedensten Pflanzen und ein Weg aus einzelnen Steinplatten, die in die Erde gelassen waren, führte zu einer schmalen Veranda.

"Ich muss zugeben", sagte Naruto, während er die Türen seines Autos abschloss, "dass ich noch nie ein Haus gesehen habe, das scheinbar zusammengehört, aber trotzdem zwei Eingangstüren hat."

Diese Merkwürdigkeit war das erste, was Sasuke aufgefallen war. Wie Naruto sagte, machte das Haus auf ihn den Eindruck, eigentlich ein Einfamilienhaus zu sein. Die zwei unweit voneinander entfernten Türen gaben ein Bild ab, das dem Betrachter falsch erschien.

Er zog Sarada, die er auf dem Arm trug, den Hut zurecht, der sie vor der Sonne schützen sollte und atmete einmal tief ein. Seine Nichte fuchtelte mit Kuscheltuch Nana vor seinem Gesicht herum.

"Naja …" Auch Sakura klang etwas unsicher. "Es wird schon so seine Richtigkeit haben. Immerhin sollen das ja zwei separate Wohnungen sein …"

Naruto zuckte mit den Schultern. "Ich würde sagen, los geht’s. Wenn wir hier einfach nur rumstehen, werden wir es nie erfahren."
 

"Kommt erst einmal herein, hier draußen haben wir ja gar keinen Platz."

Eine Frau, die sich als Kurenai vorstellte, war nach ihrem Klingeln aus der linken Tür getreten und hatte kurzerhand die rechte aufgeschlossen, um sie hereinzulassen.

"Ihr seid also Naruto, Sakura und Sasuke", nickte sie lächelnd und die drei stellten sich nun ihrerseits vor.

Dann fiel ihr Blick auf Sarada. Noch bevor Sasuke etwas sagen konnte, meinte er, einen blassen, rötlichen Schimmer auf Kurenais Gesicht zu sehen.

"Ich hoffe, ich bin nicht unhöflich, aber weiß leider nicht mehr alles, was ihr in der Mail geschrieben habt. Mein Mann Asuma kümmert sich um die Anzeige und die Anfragen. Mit dem Internet kenne ich mich nicht so gut aus. Sie ist eure Tochter?", fragte Kurenai und schaute von Sasuke zu Sakura, die verneinend die Hände hob und den Kopf schüttelte.

"Und unsere auch nicht", funkte Naruto breit grinsend dazwischen und stupste Sasuke vorsichtig mit dem Ellenbogen an.

"Das ist Sarada, meine Nichte."

"Richtig. Entschuldigt bitte." Nun war Kurenai vollkommen rot im Gesicht geworden.

Sasuke konnte ihr ihre Frage dennoch nicht verübeln. Wahrscheinlich wäre er in ihrer Situation auch verwirrt gewesen.

"Und weil sie bei uns lebt und nicht ewig eine kleine Maus bleiben wird, suchen wir eine größere Wohnung … oder Haushälfte." Naruto grinste noch immer breit.

Er schaffte es, dass sich die merkwürdig unangenehme Situation in Sekundenschnelle in Luft auflöste und Kurenai sich wieder fing. Sasuke zählte dieses feine Menschengespür zu Narutos Talenten, von dem Menschen angezogen wurden wie Motten vom Licht. Naruto brauchte keine großen Worte, um Wogen zu glätten oder Leuten das Gefühl zu geben, dass sie bei ihm völlig entspannt sein konnten.

Die Frau räusperte sich einmal und deutete mit einer uneindeutigen Bewegung neben die Tür. "Stellt eure Schuhe einfach dorthin."
 

"Die Aufteilung ist wahrscheinlich etwas unüblich", lächelte Kurenai, während sie die Gruppe durch den kleinen Flur und geradewegs in eine geräumige Küche führte. "Asmuas Eltern haben vor ihrem Tod in diesem Hause gewohnt. Wir haben es geteilt, saniert und die Wände hier unten neu gezogen. Deshalb wirken die zwei Haustüren auch etwas fehl am Platz. Ursprünglich hatte unser Sohn hier einziehen wollen, aber dann hat es ihn doch in eine andere Stadt gezogen."

Naruto betrachtete die Küche. Zu seiner linken befand sich eine Thekenzeile, die rechte Seite ließ ausreichend Platz für einen großen Esstisch. Und den Hochstuhl für Sarada. Interessanter war allerdings die große Fensterfront, die beim Eintreten als erstes auffiel. Eigentlich handelte es sich beinahe um eine Glaswand, wenn Naruto es recht überlegte. Ein großes Fenster und eine Terassentür ließen einen Blick auf den Garten zu. Als er in einer Ecke eine alte Schaukel entdeckte, fuhr ein aufgeregtes Kribbeln durch seinen Körper.

Kurenai begann sie mit den wichtigsten Informationen zu versorgen, die es zu der Küche gab. Sasuke musste zugeben, dass sie bedeutend besser aussah als ihre jetzige. Vor allem sah sie moderner aus.

Dann deutete Kurenai auf die Terassentür. "Ich weiß, dass die meisten ihren Zugang zum Garten über das Wohnzimmer haben wollen, aber das ist bestimmt etwas, worüber man hinwegschauen kann, oder?"

Sakura trat an die große Fensterfront und betrachtete den Garten genauer. "Das Haus, in dem wir wohnen, hat noch nicht einmal einen Garten, geschweige denn Hinterhof", sagte sie.

Sasuke wusste, dass sie gerne im Grünen war – noch lieber hatte sie dunkelbraunen, nahrhaften Boden unter sich, in dem sie graben, pflanzen, jäten und ernten konnte. Im letzten Sommer hatte sie vergeblich versucht, Naruto und ihn dazu zu überzeugen, mit ihr zum Erdbeerpflücken zu gehen. Schließlich war sie allein gegangen und nach einigen Stunden mit einer großen Schüssel voll Erdbeeren zurückgekommen.

"Ihr dürftet den Garten dann natürlich benutzen. Vor allem die kleine. Die Schaukel benutzt keiner meiner von uns", kicherte Kurenai. "Und im Schuppen steht noch eine kleine Rutsche."

Sakura und Naruto fielen in ihr Lachen ein, ehe Kurenai weiteres zur Küche und zum Garten erklärte. Sasukes Aufmerksamkeit war längst verschwunden. Immer wieder fragte er sich, was sich seine Mitbewohner von einem Umzug erhofften und ob er tatsächlich etwas verändern würde. Im Besonderen fragte er sich, wie sie ihren Alltag meistern sollten, wenn sie tatsächlich außerhalb der Stadt wohnen sollten.
 

"Das hier wäre das Wohnzimmer. Zumindest haben wir es uns als eines gedacht." Kurenai hatte sie einen Raum weitergeführt.

Für ein Wohnzimmer hatte er eine annehmbare Größe. Die Fenster führten ebenfalls zum Garten hinaus und gaben einen weiteren Blick auf die Schaukel frei, die neben einem großen, scheinbar alten Apfelbaum stand.

"Wie gesagt, kein direkter Durchgang zum Garten, aber man kann ihn sehen. Wenn man Glück hat, schauen ab und zu mal Vögel vorbei. Ein paar von ihnen sonnen sich gern auf dem Fenstersims."

Als Sarada das Stichwort Vogel hörte, schnellte ihr Kopf in die Höhe und sie gab einen überraschten Laut von sich. Beinahe ließ sie sogar ihr Kuscheltuch fallen.

"Piep, piep?", fragte sie und schlug unkontrolliert mit ihren Ärmchen umher. "Piep, piep", sagte sie noch einmal und Sasuke festigte mit einem kleinen Lächeln seinen Griff um ihren Rücken, damit sie nicht herunterfallen konnte.

"Bist du etwa ein Vogel geworden, Sarada?", fragte er leise, woraufhin sie erneut mit den Armen flatterte.

Er kam sich ein wenig albern bei dieser Frage vor, vor allem, weil eine fremde Frau ihn hören konnte, doch Sasuke verdrängte das Gefühl schnell. Seine Nichte schien sich zu freuen und das sollte wichtiger als seine Ungelenkigkeit sein. Sarada erzählte weiterhin etwas in ihrer Kindersprache, das keiner von ihnen verstand, aber sie schien aufgeregt zu sein und sich zu freuen. Kurenais Blick wurde, während sie dem kleinen Mädchen zuschaute, weich.

"Magst du Tiere gerne, Sarada?", fragte sie, doch als die Angesprochene bemerkte, dass sie die Aufmerksamkeit der Fremden Frau auf sich gezogen hatte, verstummte sie und versteckte ihr Gesicht schnell wieder in Sasukes Halsbeuge.

Kurenai lachte und führte sie dann weiter in ein kleines Badezimmer und deutete schließlich auf die Treppe, die in das obere Stockwerk führte.

"Oben ist ein weiteres Bad, ein großes und zwei kleinere Zimmer", sagte sie und ging mit einem Zeichen, dass die Besucher ihr folgen sollten, voran.

Sasuke warf Naruto einen scharfen Blick zu, doch der tat, als beachte er ihn nicht und beeilte sich, hinter Kureni die Treppe hinaufzusteigen. Drei Zimmer. Es waren drei, sie allerdings mit Sarada vier Personen. Sein Griff um seine Nichte verhärtete sich für einen kurzen Moment. Vielleicht hatte er sich die Wohnungsanzeige nicht noch einmal angeschaut, aber eine nicht ausreichende Anzahl an Zimmern wäre etwas, das seine Mitbewohner durchaus hätten erwähnen müssen. Sasuke verkniff sich eine Bemerkung, um vor Kurenai keinen Aufstand zu machen und folgte den anderen schließlich in das obere Stockwerk.
 


 

×
 

"Das Haus ist genau das, was ich mir vorgestellt habe", sagte Naruto, nachdem er beim zweiten Anlauf die Tür seines Autos zugschlagen hatte. "Vor allem der Garten."

Sasuke schnaubte, drehte sich dann in seinem Sitz um und kontrollierte ein weiteres Mal, ob Sarada auch tatsächlich fest in ihrem Kindersitz saß. Dann warf er erst Sakura, und nachdem er sich wieder nach vorne gedreht hatte, auch Naruto einen wütenden Blick zu.

"Dass es nur drei Zimmer gibt, die sich für ein Schlafzimmer eignen, habt ihr wohl vergessen mir zu sagen, was?" Er bemühte sich ruhig zu klingen, um Sarada nicht zu beunruhigen.

Im Laufe der Besichtigung war sie immer schläfriger geworden und es war nur noch eine Sache von Minuten, ehe sie in ihrem Sitz einschlafen würde.

"Wir teilen uns einfach das große", zuckte Naruto mit den Schultern und drehte den Zündschlüssel.

Weil er die Tür zwei Mal zuschlagen musste, brauche der Motor drei Anläufe, bis er hustend und röchelnd ansprang. Es war ein unbeschriebenes Gesetzt, dem Narutos Auto treu folgte.

"Was ist, wenn ich damit nicht einverstanden bin? Und wie sollten wir es schaffen, zwei Zimmer in einem unterzubekommen?" Sasuke verschränkte die Arme vor der Brust und musterte die Häuser, an denen sie vorbeifuhren.

Er musste zugeben, dass es keine schlechte Gegend zum Wohnen war. Es war ruhig, die Straße verkehrsberuhigt und überall standen Bäume und Sträucher. Aber das Haus lag weit außerhalb. Und es hatte nur drei Schlafzimmer.

Naruto schmunzelte und auch Sakura ließ ein kurzes Prusten von sich hören.

"Ich will dir ja nicht zu nahetreten", sagte Naruto und setzte den Blinker, um auf die hiesige Hauptstraße des Vorortes abbiegen zu können, "aber du lebst so minimalistisch, dass ich jetzt schon ohne Mühe dein ganzes Zeug bei mir unterbekommen könnte. Ich müsste nur mal etwas aufräumen."

Ein unangenehmes Gefühl sackte von Sasukes Kopf bis in seinen Bauch. Naruto war unordentlich. So unordentlich, dass es ihn nervös machte, wenn er sich zu lange in Narutos Zimmer aufhielt. Es lag zwar nicht viel Kram auf dem Boden herum. Aber dafür waren in seinen Schränken und auf seinem Schreibtisch keinerlei Ordnung zu erkennen. Nicht einmal ein ursprüngliches System einer Ordnung. Naruto stellte seine Sachen da ab, wo er einen freuen Platz fand. Manchmal musste er deswegen stundenlang suchen, bis er fand, was er brauchte.

Sasuke war das Gegenteil. Als er damals sein Zimmer eingerichtete, hatte er sich einen Plan zurechtgelegt, wie und wo er seine Habseligkeiten unterbringen wollte und bis heute standen diese Sachen an ihrem ursprünglich zugedachten Platz. Allerdings musste er seinen Mitbewohnern Recht geben. Er besaß nicht viel – eben das, was er für nötig hielt. Ansonsten hingen zwei Gemälde seines Lieblingskünstlers an der Wand, ein Foto seiner Familie stand eingerahmt auf seiner Kommode und auch einige Pflanzen hatten den Weg in sein Zimmer gefunden. Sakura hatte es schon oft als unpersönlich bezeichnet, aber es gefiel ihm. Einzig und allein Saradas Spielzeug, das zum Teil um ihr Bettchen verteilt lag, brachte nun etwas mehr Farbe hinein.

Sarada. Sie würde tatsächlich bald ein eigenes Zimmer brauchen …

"Lass es dir wenigstens durch den Kopf gehen, okay?", sagte Naruto, als er bemerkte, dass Sasuke nicht erwidern würde und das Gespräch scheinbar für beendet empfand.

Kurenai hatte ihnen gesagt, dass sie und ihr Mann in spätestens drei Wochen eine Entscheidung treffen wollten, damit die Haushälfte möglichst bald wieder bewohnt wurde.
 


 

×
 

Als Sakura einige Tage später in das Bad ging, um sich die Zähne zu putzen und stattdessen Naruto mit angezogenen Beinen in der leeren Badewanne sitzen sah, konnte sie gerade so einen erschrockenen Schrei unterdrücken. Lediglich der Gedanke an Sarada, die nach einem langen Kampf endlich, endlich eingeschlafen war und die sie für keinen Preis wecken wollte, schaffte es, dass Sakura nur ein leises, undefinierbares Geräusch von sich gab. Die wenigen Schritte zu der Badewanne waren schnell überwunden und sie schob vorsichtig den Duschvorhang ein wenig weiter auf.

"Hey", sagte sie zögerlich. Naruto hatte seine Arme um die Knie geschlungen und sah aus wie ein geschlagener Hund. Es war schon länger her, dass Sakura ihren Mitbewohner so niedergeschlagen erlebt hatte. Die Traurigkeit war ihm geradezu in sein Gesicht geschrieben.

"Macht es dir etwas aus, wenn ich die Gesellschaft leiste?", fragte sie deshalb, das Zähneputzen sofort vergessen, und kletterte, ohne auf eine Antwort zu warten, ebenfalls in die schmale Wanne und setzte sich Naruto gegenüber.

"Ich weiß nicht, ob er das schaffen wird", murmelte er und vergrub für wenige Sekunden seinen Kopf zwischen seinen Armen, ehe er wieder Sakura anschaute.

Naruto war kein Mensch, der lange für sich behalten konnte, was ihn bedrückte. Er war dankbar, wenn die Leute ihm zuhörten und wusste auch, wann sie ihm zuhören wollten.

"Ihm ist klar, dass er sich um Sarada kümmern muss und ich habe auch keine Zweifel daran, dass er es von sich aus tut, aber …", fuhr Naruto fort und holte dann einmal zittrig Luft, "ich weiß nicht, ob er weiß, was das wirklich bedeutet. Er stellt sich ständig quer und ich verstehe nicht, was ihm nicht gefällt. Warum will er zum Beispiel nicht umziehen?"

Sakura umfasste sanft seine Unterarme. "Er sucht nach einer Bedienungsanleitung, die ihm erklärt, wie er sich um ein Kind kümmern muss", nickte sie. "Und gleichzeitig will er es nur so machen, wie er denkt, dass es richtig ist. Das habe ich auch bemerkt."

"Es ist die emotionale Ebene", murmelte Naruto in seine Arme. "Scheiße, ich weiß nicht einmal, wie es ihm mit seinen Eltern geht. Er redet einfach nicht. Später wird es sich nur Vorwürfe machen, dass er Sarada keine glückliche Kindheit bieten konnte und das wird ihm auch nicht weiterhelfen. Dabei bin ich mir sicher, dass sie ein glückliches Kind wird. Er glaubt nur nicht daran. Er wird das alles schaffen – aber er muss irgendwie aus sich hinauskommen. Das macht ihn sonst krank. Und mich auch."

"Naruto." Sakura fuhr ihm vorsichtig durch das Haar. Sie hatte eine vage Vermutung, was in ihrem Mitbewohner vorging. "Du weißt wie wichtig es ist, unsicher zu sein, richtig? Manchmal müssen wir traurig sein und Fehler machen, um aus ihnen zu lernen. Wir können nicht die Welt auf unseren Schultern tragen wollen und immer fröhlich sein. Das gilt nicht nur für Sasuke, sondern für alle. Und ganz besonders für dich. Er ist einfach langsamer, als wir es gerne hätten und ich denke, dass wir das akzeptieren müssen."

Naruto ließ sich von ihr auf die Beine ziehen. "Sarada hat jetzt nicht ihn, sondern uns und auch wenn es vielleicht mal schwerer werden sollte, werden wir noch immer unser Bestes geben. Warst das nicht sogar du, der das gesagt hat?"

Er schwieg.

"Ich finde", sagte Sakura deshalb weiter, "dass er schon viel selbstsicherer wirkt als vor ein paar Wochen. Sasuke macht Fortschritte und nur darauf kommt es an."
 

Sakuras Handy unterbrach sie, in dem es mit einem kurzen Klingeln eine eingegangene Mail ankündigte. Ungelenk und mit einer verwirrten Miene zog sie es aus ihrer Hosentasche und starrte für einige Zeit unbewegt das Display an, das ihr Gesicht erleuchtete.

"Wir haben die Wohnung", sagte sie tonlos.

Sie und Naruto starrten sich stumm an. Diese Nachricht, überhaupt eine Nachricht, kam früher, als sie es erwartet haben. Sogar erhofft haben. Sehr viel früher.

3-


 

• Siebzehn Monate •
 


 

Als Sakura und Naruto ihm am Abend des folgenden Tages mitteilten, dass Kurenai ihnen die Haushälfte tatsächlich zur Miete anbot, hatte Sasuke seine Mitbewohner für einige Momente stumm angestarrt. Dann tat er etwas, das beide überraschte. In Ordnung, sagte er ohne jegliche Begeisterung, geschweige denn Überzeugung in seiner Stimme. Dann hatte er sich wieder den Büchern und Unterlagen für die Seminare des nächsten Tages auf seinem Schreibtisch zugewendet und kein weiteres Wort verloren. Naruto wusste weder, ob er seinen Ohren, noch ob er seinen Augen trauen konnte, während Sakura ihn beunruhigt aus dem Zimmer zog, die Tür hinter ihnen schloss und anschließend die Küche ansteuerte. Denkst du, es ist sein Ernst?, hatte sie gefragt. Naruto zuckte daraufhin jedoch nur ratlos mit den Schultern. Wir sollten nachher noch einmal mit ihm darüber reden. Allerdings sollten wir spätestens morgen Vormittag Kurenai antworten. Sonst bekommen wir die Wohnung doch nicht, sagte er stattdessen und schaute verunsichert jeden Winkel der Küche, nur nicht seine Mitbewohnerin an.
 

Auch nach einer weiteren Unterredung versicherte Sasuke seinen Mitbewohnern, dass nein, er sich keinen Scherz erlaubte und er tatsächlich bereit war, mit ihnen umzuziehen. Naruto konnte seinen plötzlichen Sinneswandel nicht nachvollziehen und Sakura, der vor allem die Monotonie seiner Stimme nicht entging, wurde die Vermutung nicht los, dass er nicht freiwillig zustimmte. Vielleicht tat er es zum Wohle Saradas – aber nicht aus eigenen Stücken. Er war nicht dumm und auch Sasuke war dazu in der Lage, soweit in die Zukunft zu schauen, um zu wissen, dass ihre Wohnung mit einem wachsenden Kleinkind schon bald zu klein würde.

Nachmieter für ihre eigene Wohnung zu finden dauerte nicht lange. Sie wohnten schließlich in einer WG, deren Mietvertrag ungeachtet der Bewohner einfach weiterlief und solange sie wohnungssuchende Studenten und Auszubildende fanden (die es wie Sand am Meer gab, besonders so kurz vor dem Ende der Vorlesungszeit), stand ihrem Umzug nichts im Wege. Innerhalb einer Woche hatten sie drei neue Bewohner gefunden, von denen sie dachten, dass sie ein hoffentlich halbwegs harmonisches Leben miteinander führen konnten und ihren Vermieter über ihren Auszug informiert. Der alte, dauernd rauchende Mann hatte ihre Schreiben, in denen sie ihm mitteilten, aus dem bestehenden Mietvertrag auszutreten, mit einem Brummen zur Kenntnis genommen. Er hatte geknurrt, dass ihm lediglich der Eingang seines Geldes wichtig wäre und die Schreiben unwirsch unterschrieben und die Kontaktdaten der neuen Bewohner angefordert. Um alles andere wolle er sich kümmern. Sakura war froh gewesen, als sie endlich sein stickiges Arbeitszimmer verlassen konnten. Ihr Vermieter war ihr seit jeher unheimlich gewesen.

Es dauerte weitere zwei Wochen, bis die neuen Bewohner einzogen. In dieser Zeit packten sie ihre Sachen, besserten kleine Makel in der Küche aus und brachten erste Kisten in ihr neues Heim, in dem Kurenai auf sie wartete, um ihnen die Schlüssel zu überreichen und die Formalitäten zu klären. Sakura und Naruto hatten sich in jeder freien Minute mit Begeisterung auf ihre neue Arbeit gestürzt – Sasuke war ihnen weiterhin ohne jegliche Emotionen zur Hand gegangen. Selbst Sarada schien aufgeregter, und obwohl sie sicherlich nicht verstand, was vor sich ging, war sie oft so erschöpft, dass sie in kürzester Zeit einschlief. Auch ihre Tobsuchtsanfälle reduzieren sich in diesen zwei Wochen. Es war lediglich einer gewesen. Jeder von ihnen hoffte dabei auf ein gutes Zeichen, denn eine ruhige Sarada war weitaus angenehmer als eine wütende. Das schlimmste an der Sache war, dass sie Sasukes Nichte nicht fragen konnten, was es mit ihrem Verhalten auf sich hatte. Sie verstand nicht, was die Erwachsenen sagten – ebenso wie umgekehrt. Insgeheim hoffte Naruto, dass es sich um eine einfache Phase handelte, die jedes Kleinkind irgendwann einmal durchleben musste. Noch Verborgener, so versteckt, dass er selbst nicht daran zu denken wagte, lag noch eine andere Vermutung.

Als ihm dieser Gedanke kam, hatte Naruto sich über sich selbst erschrocken. Mit Mühe zwang er den in seinen Hals aufsteigenden Kloß hinunter und sich selbst, auf etwas anderes zu konzentrieren.
 


 

×
 

"Also dann", lächelte Sakura und wartete darauf, dass Sarada mit noch wackeligen Schritten in ihre ausgestreckten Arme gelaufen kam, um sie hochzugeben. "Lasst die Wohnung stehen. Und denkt daran: Wenn das warme Wasser in der Küche nicht laufen sollte, dann einmal kräftig auf den Boiler hauen. Wir wissen auch nicht warum, aber es wirkt."

Tenten nickte ihr zu und drehte den Schlüssel, den sie als letzte von Sakura überreicht bekommen hatte, in ihren Schlüsselbund. "Die Jungs und ich werden die Wohnung schon noch kennenlernen – und uns natürlich auch. Und danke noch mal. Für das Zimmer."

Sakura lächelte breit.

Die neuen Bewohner erinnerten sie auf eine komische Art und Weise an sich selbst, Naruto und Sasuke. Sie war sich sicher, dass ihre ausgesuchten Nachmieter miteinander auskämen, wenn sie sich erst einmal genügend beschnuppert hatten. Vielleicht gäbe es hier und da etwas Knartsch, aber das gehörte zu jedem guten WG-Leben.

"Sag tschüss, kleine Maus", sagte Sakura zu Sarada und hob zum Abschied ihre kleine Hand hoch.

"Ich wünsche euch ganz viel Spaß in der neuen Wohnung", sagte Tenten und beugte sich dann mit einem verschwörerischen Zwinkern Sarada zu. "Und immer schön artig sein."

Sarada gluckst und griff dann zielstrebig zu den zwei Dutts auf ihren Kopf, die so aussahen, als wäre in ihnen eine beachtliche Menge Haare versteckt. Lachend gingen sowohl Sakura als auch Tenten einen Schritt zurück, dann verabschiedeten sich die jungen Frauen abermals und Sakura ging für ein letztes Mal das Treppenhaus ihres bisherigen Zuhauses hinunter.
 

Wie aus einer Angewohnheit heraus drehten sich Sasuke und Sakura um und überprüften, ob Sarada auch wirklich angeschnallt war. Während Sakura die Schlüssel abgegeben hatte, war Sasuke in den Keller gegangen, um den Rest aus ihrem beengten Abteil entweder wegzuschmeißen oder zusammen mit dem Kinderwagen seiner Nichte in den Kofferraum seines Autos zu verstauen. Es war ein großer Kombi, der seinen Eltern gehört hatte. Älter noch als das Auto von Naruto, das er für wenig Geld bei einem Gebrauchtwagenhandel erworben hatte. Dafür aber um einiges vertrauenserweckender und fahrtüchtiger, denn sein Wagen hatte keine Probleme dabei, durch den TÜV zu kommen. Niemand hatte es sich erklären können, nicht einmal seine Mutter, die seinem Vater immer großzügiges Verständnis gegenüberbrachte, aber Itachis und Sasukes Vater hatte an dem Wagen festgehalten wie an einen Schatz.

Sasuke besaß die leise Vermutung, dass er dem Auto vor allem einen familiären Wert angerechnet hatte. Der Wagen war seit kurz vor der Geburt seines Bruders im Besitz seiner Eltern und Sasuke hatte unzählige Bilder vor Augen, Erinnerungen und Fotos, in denen der Kombi zu sehen war. Sein Vater war ein durchweg praktischer Mann gewesen – aber auf eine merkwürdige Art meinte Sasuke zu verstehen, warum er das Auto nicht hergeben konnte. Und deshalb fühlte es sich richtig an, Sarada, die einzige, die im übrigblieb, in diesem Gefährt ein letztes Mal von ihrer alten Wohnung weg und zu ihrem neuen Zuhause zu fahren.
 

Er sprach es nicht laut aus, aber er hegte dem Umzug noch immer große Zweifel gegenüber und war der Ansicht, dass sie zu überstürzt handelten. Aber was konnte er als einzelne Stimme gegen zwei und dem offensichtlichen Wohlergehen seiner Nicht schon sagen? Die gesamte letzte Zeit hatte er nachgedacht und ihm waren so viele potenzielle Probleme in den Sinn gekommen, die ihnen bisher überhaupt nicht bewusst gewesen waren. Am rätselhaftesten blieben ihm ihre neuen Vermieter. Wer überließ sein Eigentum freiwillig einer zugegeben so merkwürdigen Gruppe wie ihrer? Natürlich musste er zugeben, dass die Haushälfte irgendwo ihren Reiz hatte – aber genau deswegen musste es doch auch noch andere Bewerber geben, oder? Warum ausgerechnet sie? Drei Studenten und ein Kleinkind … Er hatte eher erwartet, von allen potenziellen Vermietern als problematisch abgestempelt zu werden. Stattdessen hatten sie sich für noch nicht einmal eine volle Stunde eine Haushälfte angeschaut und früher als erwartet eine Zusage für eben diese erhalten. Normalerweise waren diese Situationen nur in Büchern zu lesen oder in Filmen zu sehen. Dass sie in der Realität stattfanden, dass sie ihn betrafen, damit hätte er nicht gerechnet.

Ein Gefühl in ihm sagte, dass es einen Haken gab. Zwar mochte sich so ihr näherndes Platzproblem lösen. Aber dafür würden weitere auftreten und andere alte bleiben. Ein neues Haus, eine neue Umgebung trug sicherlich nicht dazu bei, dass er schneller ein besserer Erziehungsberechtigter würde. Seine Fortschritte, und er musste gestehen, dass es sie tatsächlich in kleinen und überschaubaren Mengen gab, machten deshalb nicht plötzlich größere Sprünge.
 

Sasuke hob Sarada aus ihrem Sitz und drehte sich dann langsam Richtung Haus. Die Hausnummer Sieben starrte sie förmlich an und forderte sie auf, einzutreten. Die Buchstaben A und B, die jeweils links und rechts neben der Zahl angebracht wurden, wirkten behelfsmäßig, trennten die Hälften jedoch eindeutig voneinander ab.

Sie würden von nun an also in der 7B wohnen.

"Geh schon mal vor", sagte Sakura. "Ich hole noch den Kinderwagen und etwas anderen Kram aus dem Kofferraum."

Sasuke nickte und überreichte seiner Mitbewohnerin den Autoschlüssel. Dann holte er einmal tief Luft und setzte sich mit Sarada in Bewegung, die sich aufmerksam umsah. Er war sich nicht sicher, ob sie die Umgebung nach den wenigen Besuchen ihrerseits unbedingt wiedererkannte.

"Das ist jetzt unser neues Zuhause, Sarada. Hier wohnen wir jetzt", sagte Sasuke, während er mit wenigen, aber schweren Schritten den kleinen Vorgarten durchquerte und auf die rechte Haustür zusteuerte, durch die sie alle von nun an gehen würden.

Sie war nur angelehnt, sicherlich weil Naruto bis gerade eben noch die letzten kleinen Kisten in das Haus gebracht hatte. Den halben Tag über waren sie damit beschäftigt, Kartons und die in ihre Einzelteile zerlegten Möbel von ihrer Wohnung in einen geliehenen Anhänger zu schleppen, jeden kleinsten Winkel Stauraum möglichst sinnvoll auszunutzen, nur um alles einige Zeit später in ihrer neuen Wohnung wieder ausladen zu können. Während ihnen einige Freunde beim Tragen und Transport halfen, hatte Sakura sich zusammen mit Sarada in die Stadt verzogen. Sie alle waren der Meinung gewesen, dass es für das kleine Mädchen sicherlich angenehmer war, nicht während des Aufruhrs dabei zu sein. Nachdem Sasuke nach einigen anstrengenden Stunden, in denen sie längst nicht geschafft hatten, alles wieder aufzubauen, sowohl ihre Freunde als auch den geliehenen Anhänger wieder in die Stadt zurückgebracht hatte, sammelte er Sakura und seine Nichte ein, um die vorerst letzte Fahrt anzutreten. An das Chaos, dass sie in ihrem neuen Heim erwartete, wollte er gar nicht erst denken. Das wichtigste, ihre Betten, aufgebaut und frisch bezogen, stand bereits. Alles weitere musste warten. Auf die nächsten Tage – auf die nächsten Wochen.
 

"Wir sind da", sagte Sasuke etwas unsicher in die leeren Räume hinein, fast hörte es sich schon wie eine Frage an, weil er Naruto nicht erschrecken wollte.

Der gegrunzten Antwort nach zu urteilen befand sich sein Mitbewohner im oberen Stockwerk in einem der Schlafzimmer.

"Dadada!", rief nun auch Sarada, wofür sie sich extra für einige Sekunden den Nuckel aus dem Mund zog, und was Naruto nun doch ein Lachen entlockte.

Auch auf Sasukes Gesicht erschien ein Schmunzeln, das aber gleich wieder verschwand, als er die Berge an Kartons und halben Möbelstücken um sich herum sah. Auch die Küche machte keinen besseren Eindruck. Lediglich der rustikale Kühlschrank stand bereits dort, wo er hingehörte – allerdings noch nicht angeschlossen, damit das Öl, das beim Transport, der zugegeben ziemlich holprig gewesen war, versehentlich verschüttet wurde, keine Schäden anrichten und wieder zurücklaufen konnte. Das Anschließen musste bis zum Abend warten. Er war sich ziemlich sicher, dass sie sich der Einfachheit halber Pizza bestellen würden.

Ihr Wohnzimmer, das sie zuvor nicht hatten, zierte nun Narutos Sofa. Ebenso wie ein noch halber Schrank von Sasuke. Beides würde nicht mehr in das Zimmer passen, das sie sich von nun an teilten.

"Wir kommen jetzt hoch und ich hoffe, du hast dir wieder ein T-Shirt angezogen! Sarada muss so etwas abstoßendes nicht sehen!", rief Sasuke seinem Mitbewohner zu, der während des Aufbaus der Betten der Meinung gewesen war, sich vor den Augen seiner Freunde einen Teil seiner Klamotten zu entledigen.

Wenn er ehrlich war, dann rief er es nur, um nicht weiterhin unschlüssig herumzustehen und weil ihn die Banalitäten und Neckereien, die er und Naruto sich des Öfteren an den Kopf warfen, meist recht gut ablenken konnten. Solange er eine Hose anhatte, war es Sasuke sogar relativ egal, was sein Mitbewohner trug.

"He!", kam es auch gleich zurück. "Was soll das denn heißen? Sie kann sich glücklich schätzen, wenn sie später jemanden findet, der auch nur halb so gut aussieht wie ich!"

Sasuke schnaubte, grinste aber gleichzeitig, dann ging er mit seiner Nicht nach oben. Wie lange es wohl dauerte, bis sie es schaffte, Treppen zu steigen? Immerhin war sie noch immer nicht hundertprozentig sicher auf ihren kurzen Beinchen und einer Stufe war sie bisher noch nie ausgesetzt gewesen. Das Treppenhaus wurde sie bisher stets hochgetragen, um Zeit zu sparen.

"Das hier wird dein neues Zimmer", sagte er zu ihr und zeigte auf das mittlere der drei mehr oder minder leeren Räume im oberen Stockwerk. "Aber bis wir uns alle eingewöhnt haben, schläfst du erst einmal bei mir. Ob wir Naruto rauswerfen, können wir ja später noch entscheiden."

Sarada gluckste und nickte wild, als hätte sie tatsächlich verstanden, was er gesagt hatte.

"Aha! Daher weht der Wind also!" Naruto streckte seinen Kopf aus dem größten der Zimmer und obwohl er müde aussah, funkelten ihnen seine Augen frech entgegen – auch ein T-Shirt trug er wieder.

Sasuke setzte seine Nichte ab und nahm sie bei der Hand, und ging langsam mit ihr in das unfertige Zimmer. Das kleine Mädchen schien nicht so recht zu wissen, was sie denken sollte, ging aber vorsichtig mit.

"Ich habe alles erst einmal so hingestellt, dass unsere Betten und das von Sarada irgendwie hier reinpassen. Sollte es doch zu eng werden, kann ich ja wirklich erst einmal umsiedeln, bevor wir ihr Zimmer fertig gemacht haben." Naruto zuckte mit den Schultern.

Sein schmales und Sasukes eindeutig größeres Bett hatte er jeweils an die gegenüberliegenden Wände geschoben und Saradas Gitterbett, dass sie sicherlich bald durch ein größeres ersetzten mussten, befand sich an der Türseite. Neben drei Umzugskartons und einem großen Stapel Bretter, aus dem Schreibtische und ein kleines Regal würde, befand sich noch nicht weiteres in dem Raum – Sasuke schauderte es ein wenig bei dem Gedanken, für einige Tage in einem solch trostlosen Zimmer schlafen zu müssen. Vielleicht machten ihre Betten etwas mehr her, sobald sie bezogen waren, doch bis jetzt war es einzig und allein Saradas orangene Bettwäsche mit Tiermotiven, die überhaupt etwas Farbe brachte.

"Ich kann nicht glauben, dass wir uns tatsächlich ein Zimmer teilen werden", seufzte Sasuke und ließ Sarada los, die, von plötzlichem Mut gepackt, zielstrebig zu einem der Kartons wackelte und damit begann, auf ihm zu trommeln.

Sie lachte vergnügt auf und Naruto lachte mit, wobei sich Sasuke nicht ganz sicher war, ob es seiner Nichte galt, oder ob er ihn auslachte.

"Willkommen in der Hölle", schmunzelte Naruto und nun war für Sasuke klar, dass sein lieber Mitbewohner sich eine diebische Freude aus diesem neuen Umstand machte und ihn das sicherlich das ein oder andere Mal spüren lassen würde.

Sasuke war bewusst, dass er sich auf einiges gefasst machen musste, aber ein kleiner Hoffnungsschimmer in ihm wollte die Möglichkeit nicht aufgeben, dass Naruto sich wenigstens etwas zusammenreißen würde. Ansonsten müsste er strengere Maßnahmen ergreifen und das Zimmer zweiteilen. Notfalls mit einer sichtbaren Markierung auf dem Boden, damit Narutos Unordnung auf seiner Hälfte blieb.

"Wenn ich auch nur eine benutzte Unterhose von dir hier rumfliegen sehe, dann stopfe ich sie dir in der Nacht in den Mund, damit du daran erstickst", sagte er bemüht emotionslos und begann anschließend damit, in den Kartons und einem Koffer im Flur nach einigen von Saradas Sachen zu suchen, die sie für die Nacht brauchte.
 

Ein Stockwerk unter ihnen fiel die Haustür in ihr Schloss und sie konnten hören, wie Sakura die letzten Kisten, die sich noch im Auto befanden, im Flur abstellte. Der erste Teil des Umzugs war nun also geschafft.

Sasuke schluckte schwer und war froh, dass Naruto mit Sarada beschäftigt war. Wie schon während der Autofahrt sagte eine langsam lauter werdende Stimme in seinem Kopf, dass sie sich alle noch auf etwas gefasst machen mussten.
 


 

×
 

Die erste Nacht in ihrem neuen Heim war kurz und anstrengend gewesen. Je mehr sich Sarada über die neue Umgebung freute und in dem Chaos, das für sie wie ein Labyrinth aus auseinandergebauten Möbelteilen und Umzugskartons aussehen musste, in dem es allerhand zu entdecken gab, desto größer schien ihre Angst in der Dunkelheit gewesen zu sein. Sie schlief nur für wenige Minuten, wachte danach wieder auf, wurde unruhig und weinte. So lange, bis Sasuke sie schließlich nach mehreren Stunden in sein eigenes Bett holte und sie zwischen sich und Kuscheltuch Nana legte. Auch daraufhin war Sarada noch weiterhin unruhig gewesen, schlief jedoch irgendwann ein und wachte glücklicherweise bis zum nächsten Morgen nicht mehr auf. Sasuke bereitete die neue Umgebung weniger Probleme beim Einschlafen. Ihn plagten stattdessen Sorgen um seine Nichte. Vor allem die Frage, ob es tatsächlich richtig war, mit ihr zu diesem Zeitpunkt umzuziehen, beschäftigte ihn länger als ihm eigentlich lieb war. Schlussendlich hatte er keine Antwort gefunden. Wie auch? Sarada konnte bis auf einzelne Wörter noch nicht sprechen und er wusste nicht einmal, wie sie den Umzug wahrnahm. Vielleicht dachte sie lediglich, dass sie sich für einige Tage hier und danach wieder in ihrem alten Zuhause aufhielten.

War es für einen Umzug doch schon zu spät, weil sie sich bereits an ihre alte Wohnung gewöhnt hatte? Oder war es eher zu früh, sodass seine Nichte nun aus dem einen Prozess der Eingewöhnung herausgerissen und einem neuen ausgesetzt wurde? Doch die Frage, die ihn an meisten beschäftigte war: Wie soll ich es schaffen, wenn es Sarada nicht besser ging und sie weiterhin schrie? Und er war sich sicher, dass dies der Fall sein würde.

Naruto hingegen, der, entgegen Sasukes Erwartungen, in ihrem gemeinsamen Zimmer geschlafen hatte, war nur ein Mal wegen Saradas Weinen aufgewacht und schien ansonsten tief und fest zu schlafen. Es war angesichts seiner momentanen Situation ein eher skurriler Gedanke, aber Sasuke kam in der Nacht nicht daran vorbei sich zu fragen, wie Naruto als Vater sein würde. Beziehungsweise bemitleidete er für einige Augenblicke dessen künftige Frau. Sarada war durchaus nicht leise gewesen und bei diesem Lärm nur einmal aufzuwachen, erschien Sasuke wie ein Wunder. Sollte Naruto also irgendwann ein Kind haben, würde es an seiner Frau hängen, sich nachts um es zu kümmern. Allerdings musste zu seiner Verteidigung auch gesagt werden, dass es für sie alle ein sehr anstrengender Tag gewesen war und Sasuke wusste, dass Naruto in das tiefste Land der Träume abdriften konnte, wenn er erschöpft war. Angesichts dieser Tatsache sollte Sasuke wahrscheinlich nicht verwundert sein. Dennoch war ihm sein Gedankengang, der zwischen all den anderen, dunklen schwebte, in diesem Moment beinahe so aberwitzig vorgekommen, dass er nicht darum herum kam zu schmunzeln.
 

Doch nicht nur die Nacht stellte sich vor allem für Sasuke als nervenzerreißend heraus.

Sarada schrie. So hoch, so schrill und so laut, dass er nicht wusste, ob es ihre Stimme war oder das Wummern der Bohrmaschine, die sich unermüdlich in die nackten Wände ihres neuen Heims hineinfraß, das die Oberhand in diesem enormen Lärmpegel behielt. Wahrscheinlich schmissen ihre neuen Vermieter sie noch am gleichen Abend wieder hinaus und erklärten den Vertrag für ungültig.

Während Sasuke und Sakura zwei halb auseinandergebaute Kleiderschränke wieder zusammensetzten, hatte Naruto beschlossen, den Hängeregalen wieder ihre ursprüngliche Aufgabe zurückzugeben und sie an die Wand zu montieren. Zumal er der einzige war, der wusste, wie er mit Bohrer und Bohrmaschine umzugehen hatte. In weiser Voraussicht hatten Sakura und er das Gerät in Saradas Nähe gehalten, es ein paar Mal langsam anlaufen lassen, damit sie wusste, was passierte, aber das kleine Mädchen erschrak dennoch fürchterlich, als das ganze Haus zu rumoren begann. Dabei hatten Sakura und Sasuke sie zu sich in das obere Stockwerk geholt, während Naruto das Wohnzimmer bearbeitete.

Und nun schrie und weinte sie. Ihr Gesicht war bereits so rot angelaufen, dass es eine erschreckend dunkle Farbe annahm. Obwohl sie in Sakuras Armen hing, zitterte sie vor Angst.

"Am besten, du gehst mit ihr raus! Einkaufen oder so etwas, wenn sie sich etwas beruhigt hat!", rief Sakura ihm über den Lärm hinweg zu.

Sasuke, der dankbar über diese Aufgabe war, nickte, klaubte, ohne weiter darüber nachzudenken, Saradas Kuscheltier und eine Packung Taschentücher zusammen und warf sie in seinen Rucksack. Dann ging er zu Naruto, um ihn zu bitten, für einen kurzen Moment eine Pause zu machen, bis er und Sarada das Haus verlassen hatten.
 

Seine Nichte musste vor dem Lärm flüchten. Er selbst vor der unerträglichen Anspannung in seinem Inneren.
 


 

×
 

Sarada beruhigte sich glücklicherweise schneller als Sasuke es zu verhoffen gemocht hatte. Er trocknete ihr verheultes Gesicht, putzte ihre Nase und band ihr zwei kleine Zöpfe, damit ihre Haare nicht mehr in ihrem Gesicht klebten, während sie sich nach und nach in ihrem Kinderwagen, Nana dabei dicht an sich gedrückt und einen Nuckel im Mund, entspannte und wieder zu Atmen kam. Sasuke hatte den Griff des Wagens umgelegt, damit er seine Nichte und sie ihn sehen konnte. Normalerweise bevorzugte er es, wenn sie in die gleiche Richtung schaute, in der sie liefen. So konnte sie neue Eindrücke gewinnen und die Umgebung beobachten – zumal war ihre Freude jedes Mal groß, wenn sie einen Spaziergänger mit Hund sahen. In diesem Moment war Sasuke jedoch der Meinung, dass es ihr am besten täte, wenn sie sich an ihm orientieren konnte und nicht zusätzlich mit einer fremden Umgebung konfrontiert wurde.

Die Karte auf seinem Handy sagte ihm, dass es zum Supermarkt ein Fußweg von rund zehn Minuten wäre, wenn es nach Sasuke ginge, hätten es noch mehr sein können. Er atmete einmal tief ein und wieder aus und versuchte, nicht nur seine Nichte, sondern auch seine Nerven zu entspannen.

"Alles klar soweit? Können wir los?", fragte Sasuke und schaute Sarada an.

"Dododo", antwortete diese mit einem, wie viele weitere auch, für Sasuke unverständlichen Wort ihrer Babysprache, der Nuckel machte es nicht gerade einfacher, und rieb sich die Augen.

Sasuke fragte sich, ob es daran lag, dass sie müde war, oder ihre Augen von der vielen Weinerei nun einfach gereizt waren.
 

Der Vorort war anders als die Stadt.

Einfamilienhaus neben Einfamilienhau neben Garten neben Garten fanden sich hier nah beieinander gedrängt an. Gleichzeitig wirkte es, als wäre jedes der Grundstücke unendlich groß. Die wenigen Mehrfamilienhäuser hingegen völlig fehl am Platz.

Sasuke und Sarada kamen nicht an vielen Leuten vorbei, was wahrscheinlich daran lag, dass die meisten noch arbeiten waren, aber wenn sie einigen Nachbarn, wie er leicht spöttisch dachte, begegneten, wurden sie verstohlen beäugt. Einer älteren Dame hatte er noch aus Höflichkeit zugenickt, aber nachdem diese sich so schnell von ihm abgewendet hatte, dass ihm bereits beim Zusehen der Bewegung der Nacken wehtat, beließ er es dabei. Es hieß, dass in einem Dorf jeder jeden kannte, das hier war allerdings ein Vorort der Stadt und Sasuke fragte sich, wie anonym die Menschen hier lebten.
 

Am Supermarkt angekommen, war Sarada tatsächlich dösig geworden. Ihr emotionaler Ausbruch musste sie eine Menge Kraft gekostet haben. Dennoch stellte Sasuke den Kinderwagen beiseite und setzte Sarada mitten in den Einkaufswagen, damit sie nicht einschlief.

Mit einer vagen Einkaufsliste im Kopf betrat er den Laden und wäre beinahe stehengeblieben. Er hatte einen einfachen Supermarkt erwartet, keine Halle, in der man sich verlaufen konnte. Sasuke musste zugeben, er war beeindruckt. Wahrscheinlich musste er sein mit Vorurteilen belastetes Bild, das er von den Einkaufmöglichkeiten in einem Vorort hatte (ein kleiner Supermarkt an der Ecke, der gerade so das Nötigste anbot) noch einmal überdenken.

"Kannst du eine Paprika holen, Sarada?", fragte er, als den Wagen langsam in die Obst- und Gemüseabteilung schob.

Er zeigte auf die ausgelegte Kiste, in der sich rote Paprika befanden und stellte Sarada auf ihre Beine. Ohne zu zögern beugte sich das kleine Mädchen vor und griff mit beiden Händen nach jeweils einer Paprika und schaute anschließend zu ihrem Onkel. Sasuke, der sie vorsichtshalber festgehalten hatte, nickte ihr zu und ließ das Gemüse ohne weitere Umschweife neben sich in den Wagen fallen. Sasuke schnaubte amüsiert auf.

Als er das erste Mal mit ihr einkaufen gewesen war, ist ihm ihre Begeisterung für all das aufgefallen, das im Wagen landete. Er hatte mit Sakura darüber geredet und diese hatte vorgeschlagen, eine Art Spiel daraus zu machen. Also hatte Sasuke Sarada bei ihrem nächsten Einkauf die wichtige Aufgabe übertragen, die Dinge ihrer Einkaufliste in den Wagen zu packen. Gleichzeitig fühlte er sich, als könnte er ihr dabei tatsächlich etwas beibringen. Wenn er nun sagte, dass sie Äpfel brauchten, griff sie tatsächlich danach. Zu Beginn hatte es lange gedauert, bis Sarada eine Entscheidung getroffen hatte – oftmals daneben – aber er war geduldig geblieben. Außerdem hoffte er, so seine Nichte ablenken zu können. Kinder, die in Läden lauthals schrien, weil ihnen langweilig war oder sie nicht das bekamen, was sie wollten, war für ihn ein absoluter Horror. Und auch er selbst war dadurch abgelenkt. Von seinen Gedanken und von seinen Zweifeln, die ansonsten in ihm aufkeimten, wenn er stumm von einem Regal zum nächsten ging und alles einsammelte, was benötigt wurde.

Seine Einkäufe mochten so sehr viel länger brauchen, aber er und Sarada waren deutlich entspannter und da er normalerweise nach der Uni in den Supermarkt ging, hatte er meistens alle Zeit der Welt.
 

"Käse!", plärrte seine Nichte plötzlich und nahm dafür sogar für einige Sekunden den Nuckel aus dem Mund, als Sasuke die entsprechende Abteilung anzielte, sodass eine ältere Dame, die ihnen mit ihrem Rollator entgegenkam, vergnügt lächelte und Sarada kurz zuwinkte.

Sasuke seufzte innerlich, konnte sich ein kleines Schmunzeln dennoch nicht verkneifen. Sakura und Naruto kannten sich besser mit Kindern aus als er, und auch wenn er das Gefühl hatte, Sarada ebenfalls einiges zeigen zu können, hatten seine Mitbewohner ihre eigenen Tricks, wie sie ihr etwas beibrachten. Eines von Narutos großen Zielen war es gewesen, Sarada das Wort Käse beizubringen, wie Sasuke eines Abends entsetzt feststellen musste, als er von einem langen Tag, den er mit Seminaren, Vorlesungen und Bibliotheksbüchern verbracht hatte zurückkam. Ihre Aussprache war noch nicht die sauberste, aber niemand konnte bezweifeln, was sie da von sich gab. Zu ihren ersten zehn Wörtern gehörte nun also auch Käse. Per se hatte Sasuke nichts dagegen einzuwenden, jedoch fragte er sich, ob andere Wörter nicht geeigneter und vor allem nützlicher für sie waren, um sich ihm oder seinen Mitbewohnern mitteilen zu können. Ball beispielsweise. Sarada spielte tatsächlich gerne mit ihrem blauen Ball und konnte ihn für eine erstaunlich lange Zeit durch die Gegend werfen und sich amüsieren, ohne dass ihr langweilig wurde. Zumal es auch sehr viel einfacher auszusprechen war.

Stattdessen kannte sie nun das Wort Käse und wusste sogar, was er bedeutet.

"Dann müssen wir wohl welchen kaufen, was?", fragte Sasuke und legte eine Packung abgepackten Käse, den Sarada nicht ohne weiteres erreicht hätte, neben sie.

Seine Nichte quietschte vergnügt auf und ließ ihre Arme und Beine mit solch einem Schwung durch die Gegend fliegen, dass Sasuke seinen Griff um den Wagen verstärkte, damit dieser nicht wegrollte.

Vielleicht sollte er ein ernstes Wörtchen mit Naruto, einem Käseliebhaber durch und durch reden, denn Sarada konnte unmöglich dermaßen über etwa erfreut sein, dass sie nicht einmal aß.
 

"He, Sie! Ihre Tochter hat ihr Kuscheltier verloren!"

Sasuke passierte die Abteilung mit Toilettenpapier und Windeln, von denen sie beide glücklicherweise noch mehr als genug hatten, Richtung Kasse, als ihn ein Junge mit eiligen Schritten einholte. In seiner Hand hielt er Kuscheltuch Nana, das er Sarada hinhielt, die erstaunt die Luft einsog und dann hastig danach griff, während sie den Fremden mit großen Augen musterte.

"Dankeschön", sagte Sasuke und korrigierte den Fehler des Jungen nicht – warum auch? "Wenn wir es verloren hätten, wäre sicherlich ein Drama passiert."

Er hatte schon bei dem bloßen Gedanken daran, Nana tatsächlich verloren zu haben, ein Horrorszenario nach dem anderen im Kopf. Nicht auszumalen, in was für eine Rage seine Nichte sich spätestens am Abend gesteigert hätte.

"Kein Problem", grinste der Junge und entblößte dabei eine Zahnlücke, was Sasuke merkwürdigerweise an Naruto erinnerte, der natürlich keine Zahnlücken mehr hatte. "Sei etwas vorsichtiger, ja? Nicht alles fallenlassen", sagte er dann noch zu Sarada, ehe er sich umdrehte und zu seinen Freunden zurückrannte, die vor dem Gang mit den Süßigkeiten auf ihn warteten und neugierig zu ihnen hinüberschauten.

"Da hast du aber Glück gehabt. Das nächste Mal musst du danke sagen. Kannst du danke, sagen, Sarada?", fragte Sasuke und setzte ihren Weg weiter fort.

"Naa-naa", sagte seine Nichte jedoch nur als Antwort und drückte das Tuch fest an sich.
 

Während Sasuke die wenigen Einkäufe in Saradas Kinderwagen verstaute – es war erstaunlich, wie viel Zeug dieses Ding fassen konnte – vibrierte sein Handy in der Hosentasche.

Nachrichten von seinen Mitbewohnern.

Die Luft ist wieder rein. Hammer und Paukenschläge sind abgezogen! Naruto

Was der Idiot damit sagen will ist, dass wir erst einmal alle Löcher gebohrt haben, bevor wir gleich schon mal etwas auf- und anhängen, damit es wieder ruhiger ist, wenn ihr zurückkommt. Sakura

Was soll an meiner Nachricht so unverständlich gewesen sein, dass du es noch einmal erklären musstest? Naruto

Sind jetzt auf dem Rückweg. Sasuke
 


 

×
 

Seine Mitbewohner waren tatsächlich mit dem Bohren fertig, als Sasuke und Sarada wiederkamen. Dafür verzierten nun an unterschiedlichen Stellen im gesamten Haus nackte, aber immerhin mit Dübeln verzierte Bohrlöcher die Wände. Im Flur hingen immerhin schon die Kleiderhaken und über der Küchentür merkwürdigerweise eine Uhr, die Sasuke völlig fremd vorkam.

Als Sarada auf seinem Arm einmal tief einatmete, begann Sasukes Herz zu rasen. Er befürchtete, dass sie sich an den Stress vom Vormittag zurückerinnerte und in jeder Sekunde in einem erneuten Anfall ausbrechen konnte. Stattdessen sank ihr Kopf auf seine Schulter und der kleine Rest an Spannung, mit dem sie sich aufrecht gehalten hatte, verschwand. Sie war eingeschlafen. Eigentlich war es noch etwas zu früh für ihren Mittagsschlaf, aber Sasuke konnte es ihr nach der Anstrengung, die sie heute bereits durchlebt hatte, nicht verübeln.

Ohne sich die Schuhe auszuziehen, ging er zunächst in die Küche, um die Einkäufe dort abzustellen, dann ging er in das obere Stockwerk. Durch die offene Tür konnte er sehen, dass Naruto und Sakura dabei waren, Sakuras Kleiderschrank an seinen richtigen Platz zu schieben, was sich bei diesem (im Vergleich der der Zimmergröße) Monstrum als nicht ganz so einfache Aufgabe erwies. Als sie Sasuke, und vor allem die schlafende Sarada bemerkten, hörten sie jedoch auf.

"Ich lege sie schnell hin, dann können wir unten weitermachen. In der Küche sind Sachen, die in den Kühlschrank müssen", sagte er und ging in Narutos und sein gemeinsames Zimmer.

Es war nicht das erste Mal, dass Sarada einschlief, vor allem wenn es um ihren Mittagsschlaf ging, bevor sie umgezogen war und Sasuke wagte zu behaupten, dass er sich von Mal zu Mal weniger ungeschickt anstellte, wenn es darum ging, ihr den Schlafanzug anzuziehen. Seine Nichte rührte sich währenddessen kaum, atmete nur gleichmäßig ein und aus und befand sich bereits im Land der Träume. Das Saugen am Nuckel war gleichmäßig und ihr Griff um Nana entspannt.

Nachdem Sasuke Sarada in ihr Bett legte, stellte er überrascht fest, dass an den Fenstern des Zimmers bereits Jalousien angebracht worden waren, die er schloss, damit es dunkler wurde. Seine Mitbewohner schienen tatsächlich vorausgedacht zu haben …
 

"Vielleicht dachte sie ja, dass du ein Verbrecher bist", meinte Naruto ächzend und rückte das Sofa zurecht, nur um es daraufhin noch einmal umstellen zu wollen. "Weiter zum Fenster, Sasuke."

"Jungs", seufzte Sakura und schob gleichzeitig den langen TV-Tisch zurecht, damit er dem Sofa gegenüberstand. "Hier wohnen immer noch ein paar tausend Leute. Es ist also sehr unwahrscheinlich, dass jeder jeden kennt und grüßt."

Sasuke hatte seinen Mitbewohnern von der alten Frau erzählt, der er zugenickt hatte und die daraufhin praktisch vor ihm geflüchtet war. Dann erzählte er von seinem und Saradas Einkauf.

"Sie hat darauf bestanden, dass wir Käse einkaufen, Naruto", sagte er mit einem Augenrollen und ließ sich auf das Sofa, das nun hoffentlich an der richtigen Stelle stand, fallen.

Naruto grinste. "Sie weiß, was die Prioritäten sind. Habe ich ihr gut beigebracht", lobte er sich selbst und nahm neben Sasuke Platz, ehe sich auch Sakura neben ihn drängte.

"Und du siehst, dass sich spielerisches Lernen durchaus lohnt. Ich finde, du solltest dich noch sehr viel mehr trauen, Sasuke", sagte sie und betrachtete das Chaos, das wie im gesamten Haus auch im Wohnzimmer herrschte.
 

Sasuke traute sich tatsächlich. Mehr als er noch vor einigen Monaten erhofft hatte. Dennoch wurde er das Gefühl nicht los, dass sie sich in der Ruhe vor dem eigentlichen Sturm befanden.

4-


 

• Achtzehn Monate •
 

Sasuke sollte recht behalten.

Es dauerte einige Zeit, die sie dank der vorlesungsfreien Zeit glücklicherweise hatten, bis ihr neues Heim aufgebaut und eingerichtet war, sodass es tatsächlich wohnlicher wurde. Besonders Sakura war auf ihr Schaffen stolz, nachdem sie schnaubend Naruto erst aus der Küche und einige Tage später aus dem Wohnzimmer getrieben hatte, da dieser ihrer Meinung nach keinen Sinn für Ordnung und Einrichtung besaß. Sasuke hatte sich einfach an ihre Anweisungen gehalten und jeden Gegenstand genau dorthin gestellt, an dem sie ihn haben wollte. Letztendlich war es ihm nicht wichtig, wo etwas stand – Hauptsache nicht mehr im Weg oder in irgendeinem Karton.

Sarada verhielt sich zunächst ruhig und beobachtete aufmerksam, was um sie geschah. Während einiger Nächte hatte sie Schwierigkeiten einzuschlafen und weinte für kurze Zeit, während anderen schlief sie tief und fest. Einige verbrachte sie sogar in ihrem eigenen Zimmer, das laut Naruto der schönste Raum des ganzen Hauses war.

Dann setzten ihre Anfälle wieder ein. So plötzlich und unerwartet, dass Sasuke, Naruto und Sakura sich erschrocken ansahen, als das kleine Mädchen wütend eine Plastikschüssel mit kleinen Keksen für Kinder von ihrem Platz auf dem Couchtisch fegte und zu schreien begann. Sie waren der Meinung, dass Sarada nun sogar noch lauter war, als in ihrer vorherigen Wohnung. Sie schlug um sich, schmiss sich auf den Boden und wehrte sich gegen jeden Versuch, sie zu beruhigen. Jedes Mal blieb ihnen nichts anderes übrig, als Sarada hilflos zuzusehen.

Sasuke konnte es seinen Mitbewohner an den Nasenspitzen ablesen: Sie befürchteten, von Kurenai und ihrem Mann wieder aus dem Haus geschmissen zu werden, wenn es bei ihnen nicht bald ruhiger wurde.
 

Seine Knie begannen zu schmerzen, aber es war ihm eine willkommene Abwechslung zu seinen klingelnden Ohren, die Saradas anhaltendes Schreien verursacht hatten. Als sie wieder ruhig wurde, war sie nass geschwitzt und völlig erschöpft. Deshalb wollte Sasuke sie baden und danach in ihr Bett legen.

"Rot oder blau?", fragte er und hielt seiner Nichte, die in der Badewanne saß, zwei kleine Tuben entgegen.

Letztendlich würde der Schaum weiß werden, aber er überließ ihr trotzdem die Entscheidung. Er kniete vor dem Rand der Badewanne und passte darauf, dass Sarada nicht ausrutschte. Nach kurzem Überlegen entschied sie sich für die rote Flasche, deren Inhalt sie zusammen mit Sasuke in das warme Wasser schüttete. Es dauerte nicht lange, bis sich eine Schicht Seifenblasen auf dem Wasser bildete und Sarada zu planschen begann.

Sasuke drehte den Wasserhahn zu, benetzte Saradas Haut, so wie Sakura es ihm gezeigt hatte, immer wieder mit Wasser, damit ihr in dem eigentlich warmen Badzimmer nicht doch kalt wurde und schüttete ihr dann mithilfe eines Messbechers vorsichtig Wasser über das dunkle Haar. Seine Mutter hatte ihm erzählt, dass er es als kleines Kind verabscheut hatte, gebadet zu werden und er jedes Mal wie am Spieß schrie, wenn es darum ging, seine Haare zu waschen. Sarada kam in diesem Falle glücklicherweise nicht nach ihrem Onkel. Im Gegenteil: er, Sakura und Naruto waren zu der besorgniserregenden Erkenntnis gekommen, dass Sarada wahrscheinlich ihren Kopf unter Wasser hielte, wenn sie die Möglichkeit hätte. Die möglicherweise daraus entstehenden Folgen wollte sich keiner von ihnen weiter ausmalen.

"Was ist los mit dir?", seufzte Sasuke, eher zu sich selbst, als zu Sarada und musterte sie.

Ihre dunklen Augen glänzten vergnügt auf, während sie die Schaumberge herumschob und Sasuke konnte es fast nicht glauben, dass es dieselben Augen waren, in denen sich vor nicht einmal einer Stunde ein tiefer See voll Tränen, Angst und Wut wiedergespiegelt hat.

Sarada brabbelte etwas, dann patsche sie mit ihren kleinen Händen auf das Wasser und quietschte vor Freude. Sasukes Gehirn arbeitete hingegen auf Hochtouren. Er wusste nicht, was er tun sollte. Wie konnte er Sarada helfen – was fehlte ihr, was war der Auslöser für ihre Ausbrüche?

Er überlegte in viele Richtungen, aber jeder seiner Gedanken kam ihm eher abwegig als einleuchtend vor.
 

Ausgelaugt saß Sasuke zusammen mit seinen Mitbewohnern auf dem Sofa. Ihr Fernseher zeigte flackernd einen Film, aber niemand beachtete ihn. Sarada lag frisch gebadet in ihrem Bett in ihrem eigenen Zimmer und war bereits nach wenigen Minuten eingeschlafen. Sasuke hatte noch nicht einmal die dünne Decke über sie ziehen müssen, die sie sich üblicherweise vom Körper strampelte, wenn sie schlafen sollte.

"Ich weiß nicht, was für Möglichkeiten uns noch bleiben." Sakura kaute angespannt auf ihrer Unterlippe herum. "Ich dachte wirklich, dass es mit dem Umzug besser wird, aber jetzt …" Sie seufzte.

"Vielleicht ist es ja wirklich nur eine Phase", behauptete Sasuke schwach und klang dabei, als wäre nicht einmal er von seiner eigenen Aussage überzeugt.

Naruto holte einmal tief Luft, sagte aber nichts. Dem Blick, den Sasuke ihn daraufhin zuwarf, wich er aus. Irritiert beobachtete Sasuke, wie er, beinahe wie ein nervöser Mensch, mit den Händen spielte und mit seinen Blicken uneindeutige Punkte im Raum fixierte, um Ablenkung zu finden.

"Ist alles in Ordnung?", fragte Sakura, die Narutos plötzliches Verhalten ebenfalls bemerkte. "Geht es dir nicht gut?"

"Alles … okay", antwortete Naruto nach einiger Zeit. "Warum?", fragte er tonlos.

Ihm war die Mühe, die er dabei hatte, seine beiden Mitbewohner anzusehen, anzumerken. In seinen Augen spiegelte sich eine Unsicherheit, die Sasuke noch nie zuvor gesehen hatte und ihn dazu veranlasste, sich um seinen Mitbewohner zu sorgen. Dieses Bild, das sich ihm bot, passte nicht zu dem enthusiastischen, fröhlichen und vor allem optimistischen Naruto, den er kannte. Ein schneller Blick Richtung Sakura versicherte ihm, dass sie ähnliches dachte.

Alles, was er soeben über Sarada hatte sagen wollen, war aus seinem Kopf verschwunden.
 


 

×
 

"Es tut mir leid." Sakura schniefte und wischte sich die letzte Träne von der Wange.

Sasuke hielt in seiner Bewegung inne. Er war dabei gewesen, die Teller und leere Chipstüten zusammenzuräumen, die auf dem Couchtisch lagen. Naruto hatte sich schon vor langer Zeit verabschiedet, um sich schlafenzulegen. Er war den ganzen Abend über nicht mehr er selbst gewesen. Er schien tief in seine Gedanken versunken, voller Zweifel und Unsicherheit. Vor einiger Zeit hatte Sakura plötzlich begonnen zu weinen – er musste nicht nach dem Grund fragen.

"Was tut dir leid?"

"Ich … weiß es auch nicht. Der Stress? Dass es Sarada nicht besser geht? Dass du darunter leidest? Ich dachte wirklich, dass jetzt endlich alles besser würde. Die neue Umgebung, mehr Platz … Aber stattdessen schreit Sarada noch mehr. Vielleicht hätten wir wirklich auf ich hören und nicht wegziehen sollen. Was ist, wenn ein Umzug das letzte war, dass sie jetzt gebraucht hat?"

Sasuke stand auf und klaubte die Sachen auf seine Arme zusammen, um sie in die Küche zu bringen. "Niemand macht euch irgendwelche Vorwürfe, ich erst recht nicht. Hier geht es nicht darum, ob jemand Schuld oder keine Schuld an Saradas Zustand hat. Wir müssen jetzt einfach für sie da sein und sie so normal wie möglich behandeln."

Sakura sah ihn überrascht an und auch Sasuke war über seine eigenen Worte erstaunt.

Das war der erste Rat, der ihm vernünftig vorkam, und auf den er gehofft hatte. Das einzige, was er nicht erwartet hatte, war, dass er von ihm selbst kam.
 

"Ich glaube", schniefte Sakura, "das ist tatsächlich das einzig Vernünftige, was wir tun können. Und sollten."


Nachwort zu diesem Kapitel:
Lang ist es her!
Dieses angefangene Dokument liegt bereits seit mehreren Jahren auf meiner Festplatte und nach einer sehr langen Zeit, in der ich an das Schreiben keinen einzigen Gedanken verloren habe, hat es mich plötzlich wieder gepackt. Ich bin motiviert, etwas zu machen und komme tatsächlich voran. Für meine eher bescheidenen Verhältnisse sogar in großen Schritten!

Ich habe keine Kinder und richte mich daher, was Saradas Entwicklung betrifft, an das gute, alte Internet. Das spuckt ja bekanntermaßen zu allem und jedem hunderte Meinungen aus. Da ich aber bei aller Liebe nicht gewillt war und bin, mir die ganze Situation um Sorgerecht, Erbschaft und so weiter anzueignen, habe ich mir die Feiheit genommen, diesen Punkt außer Acht zu lassen. Sasuke ist Saradas Erziehungsberechtigter und damit hat es sich.

Und jetzt hoffe ich nur noch, dass wir uns im nächsten Kapitel wiedersehen! :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vielen Dank für die ganzen Favoriteneinträge - und das nur nach dem Prolog. Weiß gar nicht, was ich sagen soll ...

Das hier ist also das erste Kapitel. Auch wenn hier schon etwas Handlung stattgefunden hat, geht es mir eher darum, einen ersten Einblick in Sasukes Gefühls- oder besser Gedankenwelt zu geben. Eitel Sonnenschein sieht sicherlich anders aus :')

Ich wünsche allen einen guten Rutsch in das Jahr 2020! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorweg: Ich kann nicht glauben, dass die erste tatsächliche wörtliche Rede von Sarada "Piep, piep" ist. Aber nun gut, es kommt wie es kommt.

Der Einstieg in die Handlung ist hiermit geschafft und erste Einblicke konnte ich (zum Beispiel zu Naruto) auch schon geben. Die Grundgerüste für die Charaktere stehen schon, aber ich kenne mich ja. Manchmal schreibe ich und bemerke, dass sich die Figuren doch ganz anders verhalten, als ich es ursprünglich dachte.

Es wird wahrscheinlich und leider wieder etwas länger dauern, bis das nächste Kapitel kommt, weil ich in den nächsten Wochen sehr viel zu tun haben werde. Aber ich kann sagen, dass ich allgemein wieder sehr viel zügiger geworden, was das schreiben angeht :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Was Sasuke alles in diesem Kapitel macht: denken und schmunzeln.

Frage: Auf einer Skala von 1 bis 10, wie komisch ist es, Sasuke mit Baby Sarada sprechen zu lassen?
Antwort: 15.
Ich habe mich noch nie so komisch gefühlt beim Schreiben. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Dieses Kapitel war super schwer zu schreiben. Deswegen auch die Kürze.
Und ich bin nicht einmal zufrieden ...

Bleibt gesund - und vor allem zu Hause! Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (12)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MissBlackBloodSakura
2022-03-20T23:24:07+00:00 21.03.2022 00:24
Schreibst du noch weiter??😊
Von:  Scorbion1984
2020-03-26T12:02:00+00:00 26.03.2020 13:02
Vielleicht sollten sie sich doch professionelle Hilfe holen !?

Von:  Annasche
2020-03-23T18:20:05+00:00 23.03.2020 19:20
Wirklich interessant den Alltag der vier mitzuerleben. Wie jeder seine ganz eigene Rolle in Ihrem Team einnimmt und sich auch verändert. Allen voran Sasuke, der sich langeam einfindet und positive wie negative Situationen erlebt.
Sehr schön geschrieben.
Von:  Scorbion1984
2020-02-24T13:45:34+00:00 24.02.2020 14:45
Ich find es toll wie sich Sasuke um Sarada kümmert und sprechen mit einem Baby bzw Kleinkind ist sehr wichtig ,so kann das Kind lernen wie es richtig heißt ,also nicht dem Kind etwas in Babysprache vorplappern ,das finde ich furchtbar !
Was hat es mit den ungutem Gefühl von Sasuke auf sich ,betreffs des Hauses und Nachbarn ?
Hoffe es ist nichts horrormaessiges ,das wäre uncool ,meine Meinung !
Antwort von:  Quiana
26.02.2020 14:31
Hallöchen! :)
Vielen Dank für deinen Kommenta, hat mich sehr gefreut.
Sasuke hat bereits seit Beginn Zweifel - was Sarada angeht, was den Umzug angeht und auch seine eigenen Fähgkeiten, ein Kind großzuziehen. Da sind eine ganze Menge von unguten Gefühlen in ihn. Aber keine Sorge Horror oder so gibt es hier nicht (wird es von mir wahrscheinlich auch nie geben, wenn ich nicht plötzlich auf den Kopf fallen sollte). Das hier bleibt alles im Bereich Familie und Drama :)

Lieben Gruß
Quiana
Von:  WelshDragon
2020-02-04T22:46:15+00:00 04.02.2020 23:46
sehr interessant
Sarada ist einfach zu niedlich!!!!!
und Naruto mal wieder ne Nummer für sich! cool
Von:  Scorbion1984
2020-01-12T16:54:37+00:00 12.01.2020 17:54
Toll wie sich Sakura und Naruto um alles bemühen ,vor allem denken sie an das Wohl des Kindes !
Sasuke braucht mal einen Tritt in den Allerwertisten damit er in die Spur kommt !
Er kann sich glücklich schätzen solche Freunde zu haben ,das sollte ihm mal in den Sinn kommen !
Was würde er ohne sie machen ,allein mit einem Kleinkind ,da könnte er allem ade sagen !
Von:  Goetterspeise
2020-01-10T21:01:12+00:00 10.01.2020 22:01
Guck mal, wer es endlich geschafft hat?
Ich!
Und ich beginne mit deinem Nachwort: tatsächlich ist ein wenig Handlung drinnen, aber auch ganz, ganz viel Sasuke. Und das ist auch richtig so! Es ist eine absolut neue Ausnahmesituation für ihn und damit ist er auch berechtigt, den Großteil des Kapitels einzunehmen. Also seine Gefühle. Ich finde es auch nachvollziehbar, dass er auf seine Mitbewohner neidisch ist. Aber es wirkt oft einfacher als es für die anderen dann eigentlich ist. Aber Naruto und Sakura sind da die perfekten Teamplayer. Sie unterstützen ihn und möchten ihm helfen. Und ich finde das machen sie mit ihrer Art hervorragend. :) Sasuke wird es sicher lernen. :D
Ansonsten mag ich die Beschreibung, wenn Sarada Speichelblasen macht und so. Ich stell mir das unglaublich lustig vor XD Gefällt mir sehr gut! Und ich bin echt gespannt wie der Alltag der vier in Zukunft wird. Es klingt schrecklich kompliziert - und etwas anderes hätte mich auch überrascht.

Ich freue mich schon aufs nächste Kapitel!!

PS: weißt du, dass mittlerweile der Name von Itachis 'Freundin' aus dem Manga bekannt ist? :3
Antwort von:  Quiana
11.01.2020 19:43
Von:  Annasche
2020-01-08T15:17:12+00:00 08.01.2020 16:17
Bin gerade auf deine ff gestoßen und bin jetzt schon positiv überrascht. Du behandelt ein wirklich trauriges Thema und beschreibst die Gefühlswelt von Sasuke sowas von realistisch, dass ich manchmal mit ihm schlucken musste. Ich denke, dass diese Geschichte ganz großes Potential hat und freue mich auch weiter von dieser ungewöhnlich Familie zu lesen.
Sasuke, Sakura und Naruto werden sicherlich ihre ganz besondere Note hinzufügen und sich gegenseitig stützte, auch wenn es mit Sicherheit ab und an krachen wird. Auch freue ich mich aicj eventuell lustige Momente, die mich zum grinsen bringen werden!
Man darf gespannt sein!
Antwort von:  Quiana
08.01.2020 20:20
Hey, vielen lieben Dank für deinen Kommentar!
Ich freue mich über jeden einzelnen Leser :)

Realistisch? Das ist ein großes Kompliment, danke! Und ich muss gestehen, dass auch ich etwas Hoffnung in diese FF lege. Sie ist die erste, an der ich seit langer Zeit mal wider aktiv schreibe und das möchte ich gerne weiterbehalten.
Und ja, ich bemühe mich, den einen oder anderen Moment einzubeuane, der dann auch mal etwas fröhlicher ist und nicht nur traurig.
Von:  SocialDistortion
2020-01-01T16:34:04+00:00 01.01.2020 17:34
Hey! Bin gerade auf deine Geschichte gestoßen und bin echt begeistert. Ich mag deinen Schreibstil und die Art, wie du Sasukes Gefühle vermittelst, ist wirklich schön. :D Sasuke tut mir unheimlich leid. Unglaublich, welche Verantwortung er da übernehmen muss. Zum Glück hat er Sakura und Naruto. Gerade in Zeiten wie diesen braucht er seine zwei Freunde, die ihm helfen und ihn aus dem tiefen Loch herausziehen. Bin gespannt, wie sich Sasuke so entwickelt. :)
Antwort von:  Quiana
02.01.2020 17:25
Hey, vielen lieben Dank für deinen Kommentar!
Es freut mich, dass dir bis jetzt alles gefällt - und mein Schreibstil auch. Das hat mich wiederum sehr gefreut, dankeschön! :)
Von:  Scorbion1984
2019-12-28T17:30:00+00:00 28.12.2019 18:30
Ja ein Kind grosszuziehen ist harte Arbeit ! Bringt viel Verantwortung aber auch viel Freude !
Ich finde es toll wie sie sich gegenseitig helfen !
Sasuke wird wohl noch eine Weile brauchen ,bis auch er es lockerer wird ,ich denke mit Hilfe seiner Freunde wird es schon werden !


Zurück