Die letzte Chance von BuchTraumFaenger ================================================================================ Kapitel 34: 34. Kalter Abschied ------------------------------- Vorsichtig spähte Po um die Ecke. Mr. Ping stand in der Küche. Schwermütig ging Po auf ihn zu, mit gesenktem Kopf. „Äh, Dad?“ Mr. Ping unterbrach seine Arbeit. „Ja, Po?“ „Äh, ich, ich wollte sagen…“ Nervös rieb er sich den Kopf. Mr. Ping legte das Messer weg und sah seinen Sohn an. „Was ist, mein Sohn?“, fragte er mit sanfter Stimme. „Ich wollte sagen, dass… es tut mir leid, dass ich dir von Anfang an nicht alles gesagt habe. Ich wollte dich nicht in Gefahr bringen. Es war nur…“ „Po.“ Mr. Ping ging auf ihn zu und berührte den großen Panda-Bauch. „Hör zu, ich würde dir deswegen niemals Vorwürfe machen. Ich weiß, warum du es getan hast. Und ich verstehe es. Du hattest recht, ich habe etwas geahnt, aber ich war mir sicher, dass du das Richtige tun würdest, Po.“ „Also, du bist nicht sauer deswegen?“ „Worüber?“ „Nun, er ist kein Fremder wie andere Fremde, die jeden Tag in unser Restaurant kommen. Es ist wegen, er hat mir und meinen Eltern schlimme Dinge angetan. Bist du ihm nicht böse?“ Mr. Ping seufzte. „Nun, er hat viele Fehler gemacht. Doch nach einer kleinen Unterhaltung mit ihm, denke ich, weiß ich, was in seinem Kopf vorging.“ Schweigend sah Po ihm in die Augen. Mr. Ping berührte sein Gesicht. „Ich bin sehr stolz auf dich, Po.“ Po lächelte und schlang seine Arme um ihn. „Ich hab dich lieb, Dad.“ „Ich hab dich auch lieb, mein Sohn.“ Mr. Ping war den Tränen nahe. Keiner von beiden wusste, dass sie jemand durch ein Fenster beobachtete. Der Lord ging ein paar Schritte zurück, aber er ließ sie nicht aus den Augen. Die Umarmung der beiden ließ in ihm ein Gefühl aufsteigen, welches er über all die Jahre völlig vergessen hatte. Etwas was er unbedingt wieder spüren wollte. Irgendwie. „Shen?“ Der Pfau zuckte zusammen. Er drehte sich in seiner stolzen Haltung um und sah auf die alte Ziege herab. „Du bist immer noch hier?“, fragte er kalt. „Wo sollte ich sonst sein?“ Der Lord schnaubte. „Glaub nur nicht, dass ich dir all diese Turbulenzen der letzten paar Tage verzeihe. Und sei sicher, es ist immer noch nichts völlig vergeben und vergessen.“ Die Ziege nickte und blickte ihn beruhigend an. „Und was hast du als nächstes im Leben vor?“ Der Lord wiegte den Kopf und sah in weite Ferne. „Hast du mir nicht etwas über meinen Vater erzählt?“ „Hast du es dir auch gut überlegt? Ich meine, du kannst auch hier bleiben solange zu willst.“ Ein lautes Räuspern von Shifu brachte den Panda kurzfristig zum Schweigen. „Äh, mehr oder weniger.“ „Panda“, begann der Herrscher. „Ich habe bereits andere Pläne.“ Sie standen am Rande des Dorfes. Neben dem Lord die Wahrsagerin und vor ihnen Po, Shifu, die Furiosen Fünf und Mr. Ping. Es war der darauffolgende Tag nach dem Fest und nachdem die Herrscher das Dorf bereits verlassen hatten und versprachen nächstes Jahr wieder zu kommen. Der Panda senkte enttäuscht den Blick. „Na gut. Nun, in diesem Fall, wünsche ich dir alles Gute.“ „Lebwohl.“ Damit verneigten sie sich respektvoll voreinander. „Du weißt, wenn du mal Hilfe brauchst“, sagte Po nachdem sie ihre Häupter wieder erhoben hatten. „Du weißt, wo du mich finden kannst.“ „Ich weiß das zu schätzen, Panda.“ „Schreib mal.“ Shens Blick wanderte zu Shifu, der ihn nur grimmig anstierte. Er sagte kein Wort. Keinen Laut gab er von sich. Doch der Pfau ahnte, was er dachte. Auch der Lord hielt seinen Schnabel ihm gegenüber geschlossen. Er nickte dem roten Panda nur mit spöttischem Schnauben zu und würdigte die Furiosen Fünf keines Blickes. Nur Mr. Ping nickte er dankbar zu. Mr. Ping nickte zurück und verneigte sich. „Es war mir eine Ehre Ihnen zu dienen.“ „Ich weiß das wirklich sehr zu schätzen. Nun denn.“ Damit wandte sich der weiße Pfau ab. Die Wahrsagerin schritt neben ihm her und zusammen gingen sie den Pfad entlang durch die Felder des Tals des Friedens. „Er hat sich noch nicht einmal bedankt“, murmelte Mantis verärgert. „Er hat es bereits getan“, sagte Po. „Nur nicht mit Worten.“ „Bist du sicher, dass er nie wieder einen Krieg anzetteln wird?“, fragte Monkey, während die Gongmen-Bewohner immer kleiner und kleiner wurden. „Keine Sorge“, beruhige ihn Po. „Ich bin mir sicher, dass jemand ein Auge auf ihn haben wird.“ Die letzten warmen Sonnenstrahlen erleuchteten den Horizont und tauchten die hügelige Landschaft in rotgelbes Licht. Der Lord ließ die Sonne auf sich und sein Gesicht einwirken. Mit geschlossenen Augen saß er auf einem kleinen Stein und erweckte den Eindruck als würde er meditieren. Mittlerweile hatte die Wahrsagerin ein Lagerfeuer nicht weit von ihm entfernt angezündet. Jetzt ging sie zu ihm rüber. „Shen?“ „Mm“, murmelte er leise. „Das Essen ist fertig.“ Er nickte leicht. Dann erhob er sich und drehte der Sonne den Rücken zu. Nachdenklich beobachtete ihn die Ziege. Er wirkte sehr entspannt. Mit einem leichten Seufzer ließ er sich vor dem Lagerfeuer nieder und sagte kein Wort bis die Wahrsagerin ihm eine Schüssel Suppe reichte. „Wie lange werden wir noch brauchen bis zu unserem Reiseziel?“, fragte er. „Nun noch zwei Tage“ Sie sah ihn besorgt an. „Wie fühlst du dich?“ „Ich bin mir nicht ganz sicher. Es ist so anders. Aber es fühlt sich nicht so gut an.“ „Das ist normal, wenn Dinge sich anders als geplant entwickeln.“ Der Lord senkte die Schüssel in seinen Flügeln und starrte in die Brühe. „Es war mein Traum China zu regieren.“ „Die Hauptsache ist, dass du noch lebst, und deine Eltern stolz machen kannst.“ „Denkst du, sie sind stolz auf mich?“ „Ich bin mir sicher, genauso wie ich es bin.“ „Hast du wirklich gedacht, ich würde ihn töten als ich zum Speer griff?“ Die Ziege schmunzelte. „Ich kenne dich. Du hättest es nie getan. Die Anerkennung nach Ehre war einer deiner Facetten im Leben, was du vor deiner Verbannung hattest. Ich war mir sicher, dass du es nicht vergessen würdest.“ „Ich vermute, dass du mich nie aufgeben willst, oder?“ „Nein.“ Ein sanftes Lächeln umspielte ihren Mund. Und das war ein warmes Gefühl in seiner schneeweißen Seele. Er sah zurück. Die Sonne war verschwunden. Eine leichte Kühle erfüllte die Luft und ließ in ihm Erinnerungen der letzten Wochen hochkommen. Er sprach es nicht aus, aber er verdankte dem Panda sehr viel. Und er wusste, dass es nicht ihr letztes Treffen sein würde. Der Krieger in schwarz und weiß… und derjenige, der seinen Krieg besiegt hatte. Aber im Gegensatz zum Drachenkrieger verspürte er immer noch keinen inneren Frieden. Irgendetwas fehlte noch. Da war noch etwas. Irgendwo… - Ende vom 1.Teil - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)