Die letzte Chance von BuchTraumFaenger ================================================================================ Kapitel 33: 33. Der Drachenkrieger spricht ------------------------------------------ Meister Tosender Ochse verstärkte seinen Druck um den Hals des Lords. Niedergeschlagen schloss der Herrscher die Augen. Er hatte keine Kraft zum Kämpfen. Wenn dies sein Schicksal war, dann würde er es akzeptieren. Jetzt tauchte auch Meister Kroko neben ihnen auf. Mittlerweile hatten die Wachen sie erreicht und umzingelt. Auch um diejenigen, die ihre Herrscher zuvor attackiert hatten und brachten sie zusammen. Doch bevor sie damit fertig waren, trat Po nach vorne. „Meister Ochse? Meister Kroko? Wie konnten Sie so schnell hier sein?“ Meister Ochse schnaubte. „Nachdem wir eure Nachricht erhalten hatten, haben wir alles stehen und liegen lassen und sind sofort hierher gerannt.“ Der Lord stieß einen erstickten Schrei aus, als der Ochse dem Pfau einen kräftigen Drücker verpasste. „Und er wird das bekommen, was er verdient. Ohne jegliche Unterbrechungen!“ Damit riss er den Lord brutal hoch. Kaum spürte Shen wieder festen Boden unter den Füßen, war er kurz davor sich von diesem Kung-Fu-Grobian loszureißen. Doch scharfe Schwerter und Speere umkreisten ihn, und er wusste, dass es keinen Ausweg mehr gab. Nicht ohne seine ganze Energie. Noch immer spürte er die Verletzungen unter seinem nachgewachsenem Federkleid. „Po?!“ Po erschrak, als Mr. Ping nach ihm rief. Der Gänserich bahnte sich seinen Weg durch die Menge, denn mittlerweile war das ganze Dorf unten zusammengekommen. „Po? Alles in Ordnung bei dir?“ Zerknirscht blickte Po zu Boden. „Äh, wie soll ich das erklären, Dad? Es ist…“ „Po!“ Die wütende Stimme von Meister Shifu ließ ihn zu Eis erstarren. „Po! Wegen deiner Starrköpfigkeit machst du alles zunichte!“ „Aber Meiser Shifu“, versuchte Po. „Es war die Schuld von…“ In diesem Moment brachten die Wachen die Leoparden-Gruppe auf den öffentlichen Platz. „Das ist nicht der Punkt“, grummelte Shifu ärgerlich. „Du riskierst noch einen Krieg über unser Dorf.“ Po sah zu den beiden Herrschern rüber, die nach dem Überfall unverletzt geblieben waren. „Äh, die sehen aber gar nicht wütend aus, oder?“ Er versuchte zu lächeln, aber dies wurde von Shifus Blick sofort wieder abgetötet. „Es ist das Beste, wir bringen es so schnell wie möglich hinter uns.“ Sein Blick wanderte zu Meister Ochse mit dem gefangenen Lord, der standhaft seine Haltung bewahrte. Er war es leid immerzu wegzulaufen. „Schafft ihn weg von diesem Ort!“, rief Shifu. „Er soll diese Stätte nie wieder betreten.“ Meister Ochse grinste. „Es wird mir ein Vergnügen sein! Bringt mir ein paar Ketten!“, brüllte er ein paar Wachen zu. Der Lord atmete heftiger, als der Ochse seinen Duck um seinen Flügeln verstärkte. „Und wir werden eine letzte kleine Reise machen.“ Shen wehrte sich. Der Ochse berührte seine alten Verletzungen mit gezielter Absicht, dass es nur so weh tat. Po war hin und her gerissen. „Nein, lassen…“ „Spar dir deine Worte, Panda!“, befahl der Pfau. „Ich habe schon deinen Freund überlebt, dann werde ich es auch mit diesem Bastard aushalten.“ Diese Beleidigung ließ Meister Ochse die Fäuste jucken. Shen hatte zwar die Chance dem Schlag nur ein paar Zentimeter auszuweichen, doch nicht weit genug, sodass die Faust ihn hart zu Boden schleuderte. Meister Ochse hätte den Pfau bestimmt noch durchgeprügelt, wenn Meister Kroko nicht dazwischen gegangen wäre. „Das reicht.“ Meister Ochse stieß einen lauten Schrei aus, doch er unterbrach seine Schläge auf den gefallenen Herrscher. Mittlerweile hatten die Wachen die Fesseln besorgt und waren daran sie dem Vogel anzulegen. „Aber, aber…“ Shifu unterbrach Pos Sprechversuche. „Po!“ Woraufhin Meister Shifu nahe an ihn herantrat. „Po, ich habe dir gesagt, dass…“ „Nein!“ Po erschrak selber über seine Widerworte. „Äh, ich meine, Meister Shifu, erlauben Sie mir ein Wort zu sagen. Nur dieses eine Mal.“ „Nein! Du hast schon genug Unheil angerichtet.“ „Aber…“ Er beobachtete, wie die Wachen den Lord mit festen Griffen an den Flügeln festhielten. Shen versuchte stillzuhalten, doch der Ochse setzte ihm mit seinen Armdrückern immer noch stark zu, dass es schon einer Vorfolterung glich. Ohne Zögern hob Po die Tatze. „Äh, hören Sie, ich…“ „Po!“ „Aber Meister, ich…“ „Po? Was ist passiert?“, fragte Mr. Ping Auch die Dorfleute redeten wild durcheinander, während Po versuchte sich Gehör zu verschaffen. „Aber…“ Auf einmal ertönte ein gigantisch lautes Trompeten eines Elefanten durch die Luft, dass sich alle die Ohren zuhalten mussten. Dies dauerte mehrere Sekunden, bis es abrupt aufhörte. Dong senkte seinen Rüssel und deutete anschließend auf Po. „Der Drachenkrieger will was sagen.“ Für einen Moment stand Po sprachlos da. „Äh, ja, danke.“ Jeder schwieg und sah auf Po, der nach passenden Worten suchte. „Äh, du!“ Er deutete auf die Wachen. „Bringt die Eindringlinge zu mir.“ Sie taten es. Jetzt konnte Po sehen, dass es fünf dieser Leoparden-Kämpfer waren. Po schaute zum Anführer und trat an ihn heran. „Sag, wie lautet dein Name?“ „Bailong.“ „Okay, Bailong. Vielleicht hatten wir einen schlechten Kommunikationsstart gehabt, aber bitte erzähl mir, was hat Shen euch getan?“ Bailong schnaubte und sah mit so viel Hass auf den Lord, dass Po einen starken kalten tiefen Schauer unter seinem dicken Fell spürte. „Wir verweigerten ihm unser Metall. Danach hat er unser ganzes Dorf zerstört. Mit vielen Toten.“ Po erinnerte sich daran wie Wölfe in ihrer Nähe auch mal ein Dorf überfallen hatten, um Metall einzusammeln. Doch sie hatten das Glück gehabt, dass niemand dabei verletzt wurde. „Okay, das erklärt einiges.” Po rieb sich die Stirn. Er schwenkte seinen Blick zu Shen, der keinen Gesichtsmuskel bewegte. Er schien es nicht zu bereuen. Dann wandte er sich Meister Ochse zu. „Meister Tosender Ochse. Als der Drachenkrieger möchte ich dich bitten ihn loszulassen, damit ich ihm in die Augen sehen kann.“ Meister Ochse schnaubte, aber als Meister Kroko ihn auf die Schulter tippte, lockerte er den Griff und er ließ den Herrscher frei. Der Pfau hustete ein wenig, doch er legte seine Flügel zusammen, wie er es sonst immer tat, und zeigte mehr als zuvor seinen Stolz und starrte den Panda an. Po räusperte sich. „Shen, kommt bitte näher.“ Der Lord verengte die Augen, aber er tat was er verlangte. Doch kurz bevor er ihn erreichte, flüsterte er ihm zu: „Hast du jetzt vor, dass zu tun, was du die ganze Zeit tun wolltest, Panda?“ Po ignorierte den Sarkasmus des Pfaus und fuhr fort. „Hört Volk von Bailong“, begann Po mit lauter Stimme. „Ich kann eure Situation verstehen. Shen hat eure Artgenossen getötet, und ich weiß wie ihr euch fühlt. Dieser Lord“, er deutete auf Shen. „Er nahm mir meine Familie und alles was ich hatte, wollte er mir auch wegnehmen. Wegen ihm hab ich meinen Vater und meine Mutter verloren. Eigentlich müsste ich derjenige sein, der ihm am meisten den Tod wünschen würde.“ Shen setzte ein Lächeln auf den Schnabel. Er legte keinen Widerspruch ein und senkte seinen Blick sogar ein wenig, hob ihn aber sofort wieder. Meister Ochse hingegen schien der Einzige zu sein, der mit dieser Rede zufrieden war. Po entspannte seine Gesichtsmuskeln und lächelte. „Aber du hast mir geholfen mein Zuhause zu retten. Du hast meine jetzige Familie vor Schaden bewahrt. Und ich bin dir dankbar dafür.“ Shen zuckte zusammen. Machte der Panda sich über ihn lustig? „Ich kann nicht ungeschehen machen, was ich oder du getan haben“, fuhr Po fort. „Aber wir haben immer noch die Möglichkeit es in eine andere Richtung zu lenken. Du bist ein Prinz mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Heute ist ein Tag des Friedens. Vor vielen Jahren kämpften zwei Nationen hier an diesem Ort, wo wir jetzt stehen, wie jeder von uns weiß. Heute kamen ihre Nachkommen hierher, um mit uns das Fest den Frieden unseres Dorfes zu feiern. Und heute verkünde ich mein Friedensangebot an meinen größten Feind. Mit tiefem Respekt.“ Damit legte Po die Handflächen zusammen. „Meister.“ Er beugte seinen Kopf so tief runter, dass er fast den Boden berührte. Shen wusste nicht, was er sagen sollte und starrte auf den sich beugenden Panda an. Alle Leute wechselten scheue Blicke. Der Drachenkrieger verneigte sich vor seinem ärgsten schlimmsten Feind. „Der Drachenkrieger sprach ein weises Wort“, sagte Dong. Und jetzt, Shifu konnte nicht glauben, was er sah. Der Elefant machte ein paar Schritte nach vorne und verbeugte sich wie Po es gerade tat. Das Nilpferd Gang schloss sich ihnen an und verbeugte sich auf die gleiche Art und Weise. Gong, die Gazelle, tat was die Herrscher taten und ließ sich zur Erde fallen. Jetzt verbeugte sich auch Mr. Ping. Und mehr und mehr Leute verneigten sich vor dem Lord. Shen stand da wie in Trance und starrte auf die sich neigenden Köpfe vor ihm, welche mehr und mehr wurden. Zum Schluss ahmten auch die Furiosen Fünf die Geste nach. Shifu bebte vor Zorn, doch er wagte kein Wort zu sagen, aus großem Respekt vor den beiden Herrschern. Und dann, nach einem inneren Kampf, senkte er den Blick mit einer verspannten Körperhaltung. Meister Ochse und Meister Kroko bildeten die Ausnahme. Der Ochse war nahe daran aufzuschreien, doch Meister Kroko hielt ihn zurück. Mittlerweile hatte sich Shen von seiner Starre gelöst und ließ seinen Blick schweifen. Diese Leute verneigten sich vor ihm, ohne dass er sie dazu auffordern müsste. Seine Augen blieben auf der Wahrsagerin hängen, die ihm sanft zunickte. „Wirf es nicht weg.“ Seine Augen wurden feucht. Er sah hinab auf den immer noch sich verneigenden Panda. Dann ballte er die Flügel. Plötzlich sprang Shen zur Seite und griff sich einen Speer. Einige Leute hoben die Köpfe und beobachteten alles mit geschockten Augen. Der Lord rannte damit auf den Panda zu und… „AHHHH!“ Mit einem lauten Aufschrei rammte der Pfau den Speer in den Steinboden, direkt vor dem Panda. Der Pfau senkte den Blick, schloss seine Augen, seine verkrampften Flügel umklammerten den Speergriff. Seine Schultern hoben und senkten sich nach jedem Keuchen. „Du bist so dumm, Panda“, erreichten die flüsternden Worte die Ohren des Pandas. „So dumm.“ Dann ließ er vom Speer ab und ließ ihn zwischen den Steinplatten stecken. Anschließend legte er die Flügel zusammen, neigte seinen Kopf und verbeugte sich. Po hob ein wenig den Kopf und war nahe daran aufzustehen, aber… „Keine Umarmungen“, hauchte der Lord immer noch mit geschlossenen Augen. „Okay“, flüsterte Po zurück. „Wartet! Wartet! Wartet!“, unterbrach Meister Ochse die Stille. „Seid ihr alle total verrückt geworden?! Vor uns steht der gefährlichste Feind Chinas und derjenige, der Kung-Fu zerstören wollte! Er verdient die Todesstrafe, und nichts anderes!“ „Nicht nach einem Friedensangebot“, wandte Gang ein. „Das wäre gegen das Gesetz unserer Nationen.“ Meister Ochse schnaubte. „Das ist gegen das Gesetz der Stadt Gongmen!“ „Aber wir sind doch nicht in Gongmen, oder?“, meinte Po und stand auf. „Er hat ein Recht sich selbst zu beweisen.“ Der Ochse stand kurz vor einem Wutanfall. „Hör zu, Meister Ochse“, sagte Po und sah dabei auf Shen. „Meister Shen, ich respektiere deinen freien Willen, aber lass mich wissen, was du als nächstes vorhast.“ Der Lord war immer noch verwirrt und dachte über all das nach. Es war gegen seinen Willen ruhig zu bleiben, doch dann tauchte die Ziege hinter dem Panda auf und sah ihn flehentlich an. Es war noch nicht vorbei. All die Worte hallten durch seinen Kopf. War es das, was sich seine Eltern so lange erhofft hatten? „Wie lautet deine Antwort?“, brachten ihn Pos Worte zurück. Der Lord seufzte. „Panda, wenn du deine Waffen ruhen lässt, lasse ich auch meine Waffen ruhen, wenn du versprichst, dass du mir deinen Frieden schwörst.“ „Ich verspreche und schwöre es!“ „In diesem Fall“, sagte Dong. „Ist es gültig.“ Meister Ochse stand da wie bestellt und nicht abgeholt, fand aber sofort seine Sprache wieder. Und die zeigte mehr als Ärger. „So, wenn du diesem Schurken so viel Vertrauen schenkst, dann ist es dein Grab! Aber nach Gongmen wird er nie mehr zurückkommen können! Nie wieder!“ Po sah auf den Pfau, doch dieser sagte kein Wort. Sein Ausdruck zeigte keine Regung. Aber er wusste, es würde nichts bringen gegen dieses Verbot Protest einzulegen. Der Panda rieb sich über sein Fell. „Ich denke, in diesem Fall sind wir einer Meinung.“ „Aber du wirst hängen, wenn er auch nur einen einzigen neuen Eroberungsversuch startet!“, fügte Meister Ochse mit Zorn hinzu. Po konnte die Blicke der beiden Herrscher von Osten und Westen hinter sich spüren und richtete seinen Oberkörper auf. „Ich verbürge mich für ihn. Ich bin sicher, dass er das nie wieder tun wird.“ Er unterbrach sich selber. „Oder?“ Der Pfau warf ihm einen skeptischen Blick zu. „Hast du vor dein Versprechen zu brechen, Panda?“ „Nein.“ „Na dann.“ Der Ochse trat näher an den Pfau heran. Shen spannte die Muskeln an. Mit einer warnenden Geste deutete der Kung-Fu-Meister auf ihn. „Solltest du jemals wieder einen Fuß in die Stadt setzen, wird das dein sicherer Tod sein!“ Shen fauchte ihn mahnend an. Beide durchbohrten sich mit vergifteten Blicken und übten ein regelrechtes Augengefecht aus. „Wir werden sehen“, war Shens einzige Antwort. Der Ochse hob die Faust. „Wag es ja nicht!“ „Äh, hör mal, vielleicht ist es das Beste wir gehen jetzt“, meinte Meister Kroko. Meister Ochse gab dem Pfau nochmal einen warnenden Wink, dann machte er kehrt. Po hob die Tatze. „Äh, wollt ihr denn nicht bleiben?“ „Mit diesen Bastard?“ Meister Ochse war schon aufgebracht genug. „Niemals werde ich mit ihm an einem Ort bleiben. Wenn ich du wäre, würde ich ihm den Kopf abschlagen. Und wenn etwas passiert, werde ich dich zerteilen.“ Po wurde blass. „Äh, okay. Das ist ein Wort.“ „Wir verschwinden.“ Damit entfernten dich die Kung-Fu-Meister. Po sah ihnen nach und konnte nicht glauben, was gerade passiert war. „Po?“ Auch Shifu klang nicht begeistert. „Es war keine weise Entscheidung dich gegen die Kung-Fu-Meister zu erheben.“ Po seufzte. „Ich weiß, aber was hätte ich denn tun sollen?“ Shifu legte die Ohren an. „Wie kannst du jemanden mehr vertrauen, der eine Gefahr für China darstellt, statt deiner eigenen Landsleute?“ „Meister, ich weiß, es klingt verrückt, doch ich glaube ihm, dass er sein Wort halten wird.“ Meister Shifu war sich da nicht so sicher. „Wie Meister Ochse sagte, es wird dein Grab sein, wenn nicht.“ Po schluckte. „Okay.“ „Hey!“ Pos Augen wanderten zurück auf die Leoparden. „Was ist mit uns?“ „Was soll mit euch sein?“ Bailong verschränkte die Arme. „So wie ich das sehe, willst du nicht, dass wir ihn töten.“ „Das ist das, was ich erwarte.“ „Und was ist mit unserem zerstörten Dorf?“ „Euer Dorf? Äh, euer Dorf.“ „Großer Drachenkrieger“, sagte der Elefant Dong. „Für deine Taten werden wir dir geben, was du brauchst.“ Überrascht sah Po ihn an. „Und was soll das sein?“ „Wir könnten den angerichteten Schaden wieder gut machen, was ihnen widerfahren ist. Und auch für dein eigenes Dorf.“ Po machte große Augen. „Das würdet ihr für mich tun? Wow. Danke Kumpel!“ Er ergriff den Rüssel des Elefanten und schüttelte ihn. Dann sah er sich um, weil alle Augen auf ihn gerichtet waren. „Nun, der Tag ist noch nicht vorbei. Wir haben immer noch die Gelegenheit unser Fest des Friedens zu feiern.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)