Die letzte Chance von BuchTraumFaenger ================================================================================ Kapitel 29: 29. Ja, Meister --------------------------- Mit langsamen Schritten erklomm Po die letzten Stufen der schier unendlichen Treppe. Er machte sich auf ein großes Donnerwetter gefasst, doch er musste zurück. Auf dem letzten Treppenabsatz hielt er an. Es war so ruhig am Palast wie er es noch nie erlebt hatte. Seine Schritte hallten beinahe gespenstisch auf den Steinboden. Er ging durch das Tor und von dort den letzten Abschnitt zum Palast-Haus hinauf. Die Türen standen offen. Po seufzte schwer. Die Halle war leer, nur die Relikte standen wie immer an den Wänden. Po stoppte augenblicklich, als er Shifu am Ende der Halle stehen sah. Der kleine Meister sagte nichts, sondern starrte nur auf den Panda. Schüchtern hob Po die Tatze. „Hi.“ „Tritt vor“, war die einzige düstere Antwort, die er erhielt. Po schluckte und ging auf den Kung-Fu-Meister zu. Shifu mittlerweile hatte ihm den Rücken zugewandt und starrte ins Nichts. Kurz vor ihm kam der Panda zum Stillstand. Po rieb die Handflächen aneinander und schaute fragend auf ihn herab. „Äh, Meister?“ „Po. Was hatte ich dir gesagt?“ „Ähm, es gab in letzter Zeit sehr viele Dinge, die Ihr mir gesagt habt, Meister… Autsch!“ Shifu hatte mit einem langen Stock, den er wie aus dem Nichts herausgezaubert hatte, hervorgeholt und damit Po auf die Finger gehauen. „Ich habe dir gesagt, dass du nicht in seine Nähe kommen solltest! Ich habe dich gewarnt! Mehrere Male!“ Po stolperte rückwärts, während Shifu ihn immer weiter von sich drängte. „Ich habe dich immer gewarnt, immer wieder und wieder. Warum hörtest du nie auf mich?!“ Beschämt senkte Po seinen Blick. „Ich weiß es nicht, Meister Shifu. Ich hatte vielleicht nur gehofft, dass… Autsch!“ „Po, du kannst die Wahrheit einfach nicht begreifen, oder?!“ „Welche Wahrheit?“ „Po! Ich habe es selber mit meinen eigenen Augen gesehen! Er wollte dich gestern töten! Es hat sich nichts geändert!“ „Ich weiß, Meister, doch es scheint so, dass…“ „Ich habe die Soldaten ausgesendet. Sie haben die Anweisung ihn zur Strecke zu bringen – ohne Ausnahme.“ „Nein, Meister! Ich denke, ich kann…“ Po hatte keine Möglichkeit mehr weiter zu sprechen, denn im nächsten Moment packte Shifu ihn am Kopf und riss ihn mit seinem leichten Gewicht zu Boden. „Autsch, autsch, autsch, meine Nase!“ „Panda! Hör endlich auf mich! Wenn du nicht so wichtig wärst, würde ich dich sofort vom Fest verbannen! Und wärst du nicht der Drachenkrieger, würde ich dir nie mehr erlauben an diesen Ort zu kommen!“ Damit sprang Shifu vom ihm runter, während Po sich den Kopf rieb. „Dein Verhalten ist mehr als skandalös. Durch dein Handeln hast du nicht nur dich selber, sondern auch mich, uns und das ganze Dorf in Gefahr gebracht!“ Niedergeschlagen ließ Po alles von sich hängen. Vielleicht hatte der Meister ja recht, doch andererseits hoffte er immer noch auf einen Hoffnungsschimmer. Doch darauf würde Shifu niemals hören. So langsam fand der Meister seine Fassung wieder und räusperte sich mit einer etwas ruhigeren Stimme. „Po, ich weiß, wie viel es für dich bedeutet, doch glaube mir, es ist das Beste für alle, dass er nicht mehr lebt. Lass ihn seinen Frieden finden, dann können auch wir unseren finden. Ich hörte von Meister Tosender Ochse, wie Shen brüllte, dass er mehr als außer sich war, dass er den Unfall im Meer überlebt hatte. Glaube mir, es ist sein Wunsch seinen Frieden im Tod zu finden.“ Po blinzelte, als ihm die Szene wieder in den Sinn kam, wo Shen ihn befohlen hatte, das Messer in ihm einzurammen. War es wirklich sein Wille nur zu sterben? „Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede!“, befahl Shifu. Po sah ihm in die Augen. „Ja, Meister.“ „Nun, ich hatte zumindest eine Entschuldig von dir erwartet“, tadelte ihn der Meister. Po seufzte. „Ja, Meister. Es tut mir leid für alles, und es tut mir leid für das ganze Chaos, das ich angerichtet habe.“ Damit verbeugte sich der Panda. Sein Blick zeigte tiefstes Bedauern. „Es tut mir leid.“ Shifu hob die Augenbrauen. „Po, ich erwarte von dir, von jetzt an, bedingungslosen Gehorsam. Hast du das verstanden?“ „Ja, Meister.“ Es war ein sehr schwaches Ja. „Po.“ Po zuckte zusammen. „Ich vertraue dir. Enttäusch mich nicht.“ Es war schwer für Po diesem zuzustimmen. „Ja, Meister.“ Plötzlich hallte der laute Ruf eines Palast-Gänserichs durch die Halle. „Sie kommen, sie kommen!“ Shifu spitzte die Ohren und sah Po eindringlich an. „Po, wenn das hier vorbei ist, werden wir unser Gespräch fortsetzen.“ Po nickte traurig. „Ja, Meister.“ Schlimmer konnte es jetzt nicht mehr werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)